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Der Ruf der Vergangenheit

von

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Kapitel 6 - Eine neue Gefahr?

Hallo ihr Lieben!
 

Wahrscheinlich habt ihr die FF schon ganz vergessen ... kein Wunder bei der langen Wartezeit .. ich bin schlimm, ich weiß :( Es ist wirklich nicht fair, euch so lange warten zu lassen, aber es lässt sich wirklich nicht einrichten, dass ich eher fertig werde! Leider finde ich sehr selten in letzter Zeit zum Schreiben und wenn ich dann mal schreibe, müssen auch teilweise noch Korrekturen durchgeführt werden *seufz*
 

Dafür ist es jetzt auch um einiges länger geworden. Als MINI-Kleine Entschädigung zumindest ..
 

Ich kann leider auch nicht sagen, wann das nächste Kap on kommt, aber zumindest den Anfang habe ich schon. Ehrenwort! Ich hoffe ihr lest sie trotzdem noch ;(
 

Auf jeden Fall geht es jetzt weiter, und wieder (wie versprochen) wird ein Teil gelüftet! Es bleibt spannend ;)
 

Viel Spaß - und, ach ja: Bitte Reviewen! Ich würde mich wirklich über Kommis freuen!
 

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Kapitel 6 Eine neue Gefahr?
 

Teil 1

Vor 20 Jahren ...
 

In einem Waldstück, am Rande des Fangorn Wald, kämpfte sich eine junge Frau durch das dichte Geäst. Die Körperhaltung war krümmend und verkrampf, so sehr schmerze ihr der Bauch, auf den sie beschützerisch ihre Hände gelegt hatte.
 

Panische Angst übermannte sie in dem dunklen Wald, der nach Erzählungen von lebenden Bäumen und fremden Wesen heimgesucht wurde. Das einzige Licht, welches ihr in dieser regnerischen, stürmischen Nacht den Weg weisten mochte, war das Licht des Mondes und der zahlreichen Sterne am Himmel von Mittelerde.
 

Ihr Atem ging schwerer, das Laufen schier unmöglich und plötzlich brach die junge Frau schreiend zusammen. Vor Schmerzen krümmend lag sie im lehmigen Boden, beide Hände auf den Bauch gepresst, Tränen benetzten die Erde. So sollte es doch nicht enden.
 

Dann plötzlich fuhr sie herum. Ein lautes Knacken war hinter den Büschen zu vernehmen. Ihr Herz schlug schneller, ihre Tränen flossen vermehrt. Waren sie schon da? Hatten sie ihre Flucht bereits bemerkt? Sie hielt die Luft an ...
 

Eine Frau, ein paar Jahre älter als sie, stieg über die Wurzeln und kniete sich neben Sie in den aufgeweichten Waldboden. ‚Schhh ... keine Angst ... Schhh ... Wie ist Euer Name?‘, waren ihre Worte und streichelte ihr dabei über ihr mit Blut und Schweiß verklebtes Haar.

Die Frau war eine Reisende und auf dem langen Weg nach Rohan unterwegs.
 

„Solanda ...“ presste die junge Frau mühsam hervor und die Reisende nickte verständlich.
 

„Helft mir ... helft mir!“, flehte die junge Frau, presste ihre Hände wieder auf ihren Bauch und schrie plötzlich unter Schmerzen erneut auf. Die Reisende beruhigte Solanda, riss sich ihren Mantel vom Körper und legte ihn behutsam unter ihren Kopf. Dann begann die Frau mit einer flüchtigen Untersuchung.
 

Solanda war sichtlich aufgelöst und am Rande der Erschöpfung. Tiefe Schnittwunden zierten ihren zierlichen und ersichtlich abgemagerten Körper. Ihre Haare klebten an ihrem Haupt und das Blut floss an ihren knochigen Beinen hinab. Die Reisende erkannte es sofort: Diese Frau stand kurz vor der Geburt!
 

Ihre körperliche Verfassung ließ die Reisende jedoch zuerst zurückschrecken. Sollte Sie fliehen? Sie ihrem Schicksal überlassen? Wer weiß, was dieser Frau alles geschehen ist und welches Unheil an ihr haftetete.
 

Eigentlich wollte sie nur eine Arbeitstelle beziehen ... Doch dann war sie diesem Schrei gefolgt und als die werdende Mutter in Tränen ausbrach und sie anflehte ihr zu helfen, erbarmte sich die junge Reisende und versuchte sich als gute Hebamme.
 

„Ihr müsst pressen, Solanda! Fest pressen! Ihr schafft es!“ Ein lauter Schrei zerschnitt die Stille der Nacht, die nur vom Regen übertönt wurde.
 

Mit letzter Kraft brachte die erschöpfte Mutter eine Tochter zur Welt. Sie war gesund und erfreute sich dem Leben. Doch Solanda wusste, dass sie ihre Tochter ein letztes Mal in die Arme nehmen würde. Die junge Reisende kämpfte um den Lebenwillen der Mutter und ermutigte sie. ‚Ihr schafft es‘ waren immer wieder ihre Worte. Doch die Mutter schüttelte nur mit dem Kopf. Im Fiebertrance begann sie immmer die selben Worte zu sprechen. Wiederholte sie mehrmals bis sie der junge Reisende das gut vor Wind und Regen geschützte, eingepackte Bündel entgegenstreckte.
 

„Er hat schon den Sohn. Er darf nicht auch noch die Tochter bekommen.“
 

Immer und immer wieder wiederholte sie ihre Worte und entnahm ihr abermals mehr von ihrer Kraft.
 

„Wer nimmt euch die Tochter? Wer hat euren Sohn?“ Doch die frisch gewordene Mutter stöhnte nur auf. Ihre Kraft langte nicht für Erklärungen. Mit zitternden Händen griff sie nach ihrem silbernen Amulett, welches sie um den Hals trug, und riss es mit der letzten Kraft von sich. Die Tränen verschmischten sich mit ihrem Schweiß, der ihr ganzes Gesicht bedeckte. „Dies ist für meine Tochter. Das ... das... Einzige, was ich ihr geben kann ...“ Ihre Stimme glich nur noch einem Flüstern. „Nehmt es! Gebt es meiner Tochter wenn sie erwachsen ist! Sie soll es immer tragen, hört ihr? IMMER! Dann wird er keine Macht über sie haben und das Ende ist nicht dem Tod und dem Verderben geweiht.“
 

Die junge Reisende nahm ihr das Amulett ab und drehte es im Mondlicht. Dann zog sie hörbar die Luft ein, was der sterbenden Frau nicht entging. Sie wusste es also. Sie kannte das Zeichen ...
 

Dann sah die Reisende auf die frisch gewordene Mutter herab.
 

Die junge Frau brachte ihre letzte Kraft zu einem Lächeln auf, streckte ihre Hand nach den kleinen Fingern ihres Babys aus, eine vereinzelte Tränen bahnte sich über die zitternde Wange der Mutter.
 

„Sie soll Sahira heißen ...“ brachte sie weinend hervor und die Reisende nickte.
 

"Versprecht mir, dafür zu sorgen, dass ER mein Kind nicht bekommt ...“ Dann hielt sie in ihrer Bewegung inne. Ein letztes leises Stöhnen entdrang ihrem Mund, und der Arm sank leblos zurück auf den Boden. Ihre Augen starrten in das kalte, dunkle Nichts.
 

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„VERFLUCHT!“ Rumms. Mit einem lauten Knall fiel die Türe ins Schloss und die Zwillingsschmerlinge schlugen aufgeregt mit den Flügeln, die es sich in der warmen Abendsonne von Sahiras Balkon gemütlich gemacht hatten. „Verdammt! Verflucht! Verflixter Elb! Das ist doch ...“ Aufgebracht ging Sahira in ihrem Zimmer auf und ab und ließ sich dann stöhnend in ihr Bett fallen. Dann strich sie seufzend mit ihrer Hand über ihren Arm. Sie verspürte wieder dieses Kribbeln in ihrem ganzen Körper; das Kribbeln, welches in letzter Zeit immer häufiger auftauchte, wenn sie sich aufregte und erst wieder nachließ, wenn sie sich beruhigt hatte. Erneut stieß sie mehrer Flüche aus, bis sie einmal tief durchatmete und dann spürte wie langsam das Kribbeln nachließ.
 

‚Warum passieren solche Missgeschicke immer nur mir? Warum nie Melina, oder jemand anderem? Nein, immer nur mir ... ARGH!... Und dann ... Ist es auch noch ein Prinz!‘
 

Bei dem Gedanken an den ‚nackten‘ Elben schoss ihr wieder die Röte ins Gesicht und verlegen hielt sie beide Hände an ihre Wangen. ‚Oh Gott ... ich habe eine Elben nackt gesehen ... naja ... nicht ganz nackt ... immerhin hab ich weggeschaut, aber ... ohje ... beinahe nackt langt ja auch ... und dann noch ein Prinz!“ Sie seufzte auf. DER PRINZ! Er war der Thronerbe von Düsterwald! Zukünfiger König und was machte sie? Sie blamierte sich bis auf die Knochen ... Dabei hätte sie es besser wissen müssen! ‚Warum sollte Vater auch irgendwelche fremden Leute aufnehmen? Es MUSSTE ja förmlich jemand adeliges sein ...‘ Sie seufzte auf.
 

„Da hast du dir ja was schönes eingebrockt Sahira ...“ murmelte sie gedankenversunken vor sich hin und stand wieder von ihrem Bett auf. Wie er sie angesehen hatte. So erstaunt und doch amüsiert! Er hatte sich über sie lustig gemacht – ja – so musste es sein! Verflixter Elb!
 

Am Besten sie ging jetzt ein wenig an die frische Luft. Vielleicht würde es ihr dann ja besser gehen und den Kopf frei bekommen. Sie schnappte sich ein Buch aus dem Regal, spickelte mit dem Kopf durch die Türe und schlug den Weg in Richtung Schlossgarten ein. Vielleicht fand sie dort einen Moment Ruhe, denn der Bedarf nach Essen, war nach dieser Begegnung gründlich gedeckt. Und hoffentlich blieb ihr die Begegnung mit Melina erspart, die ihr nur wieder vorschwärmte, wie toll die Elben doch waren. Wenn sie wüsste ...
 

Grummelnd ging sie den Gang entlang, und vergaß dabei völlig, das kleine silberne Medaillon, welches sich nun im Besitzt des Elbenprinzen befand.
 

-------
 

Währenddessen musste sich Legolas den ganzen Weg zum Speisesaal über, die wiederholte Version seiner Geschichte anhören, wieso er nackt auf dem ihn nach Gimlis Theorie bereits schon zu verfolgenden Dienstmädchen lag. Zähneknirschend folgte Legolas Gimli und Pippin, die sich schon seit dem Badezimmer einfach nicht dran satt reden konnten – oder wollten.
 

„Ich dachte immer unser Herr Elb wäre so verklemmt! Aber anscheinend haben wir uns da alle wohl in ihm getäuscht!“, posaunte Gimli durch die Gänge, gefolgt von einem schallenden Gelächter. Auch Pippin amüsierte sich darüber und stieg in die provokanten Witzeleien von Gimli mit ein.
 

„Ja, er macht sich nicht einmal mehr die Mühe die Türe abzuschließen. Sag mal Legolas, war das vielleicht ... ähm ... Absicht?“ Beide glucksten und Legolas stöhnte genervt auf.
 

„Hört ihr vielleicht auch irgendwann mal wieder damit auf? Das ist mir wirklich unangenehm!“
 

„Tut mir Leid mein Freund, aber das hast du dir selbst zuzuschreiben! Der stolze Elb, der immer so tönt er habe ein sicheres Gleichgewicht. PAH! Das ich nicht lache! Wo war denn deine Graziösheit und Eleganz gerade eben?“ Wieder lachte der Zwerg, so dass Legolas nicht zum ersten Mal, seit sie hier waren, den Drang verspürte, ihm mit all seiner Kraft auf den Fuß zu treten. Von der Ruhe der Elben, was diesem Volk ja nachgesagt wurde, war seit ihrer Ankunft weit und breit keine Spur mehr zu sehen ...
 

Legolas, Gimli und Pippin waren bereits vor der großen Eingangshalle zum Festsaal, als Legolas‘ Elbenauge durch die große Fensterflügeltüre ein ihm sehr bekannten Haarschopf im Garten des Schlosses ausmachte. Schweigend blieb er stehen und bebachtet Sahira, die von der Spionage des Elben nichts mitbekam, wie sie es sich auf einer Bank gemütlich machte und ihr Buch auf den Knien aufschlug.
 

„Freunde, entschuldigt mich bitte noch einen Moment beim Fürsten. Ich komme gleich nach!“ sprach er zu seinen Freunden und verließ den Raum durch die große Flügeltüre, die nach draussen zur Terasse führte.
 

„LEGOLAS! JUNGE!“ Gimli rief ihm noch hinterher, doch der Elb machte keine Anstalten wieder umzudrehen. Er hielt kurz am Geländer inne, und lief dann die steinernen, mit Rosen behangenen Treppenstufen hinunter, bis er gänzlich verschwunden war. Kopfschütteln blickte der Zwerg ihm nach.
 

„Was hat er denn?“ fragte Pippin und schaute ebenfalls verwundert seinem elbischen Freund hinterher.
 

„Keine Ahnung.“ Der Zwerg zuckte mit den Schultern. „Erst kommt er nicht aus der Wanne, dann muss man ewig auf ihn warten, und jetzt haut der Elb auch noch einfach ab! Irgendwie ist er nicht mehr Herr seiner selbst zur Zeit ...“
 

„Mag sein! Aber mein Hunger ist immer noch der Gleiche! Daher lass uns gehen Gimli! Bitteeee ....“, flehte der kleine Hobbit und schaute Gimli mit großen, hungernden Augen an.
 

Gimli lachte auf und klopfte seinem kleinen Freund auf die Schulter. „Ihr Hobbits ... Ihr schafft mich noch irgendwann, wenns der Elb nicht tun sollte!“
 

Pippin grinste den Zwergen an und betrat endlich mit ihm gemeinsam den prunkvoll eingerichteten Speiseraum, in dem ihre Freunde bereits ungeduldig mit einer dringenden Nachricht auf sie warteten.
 

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Legolas schmunzelte. Er hatte sich leise an Sahira herangeschlichen und beobachtete sie nun von einem Baum aus, den er mit zwei leichten Sätzen hinaufgestiegen war. Sie hatte von seiner Anwesenheit noch nicht bemerkt und Legolas hatte nun die Gelegenheit, sein heute an ihm haftendes Schicksal näher zu betrachten. Das abendliche Sonnenlicht fiel günstig durch die dichten Blätter der Bäume auf ihre braunen Haare, die nun wie die schönsten Kastanien in einem tiefen Braunton leuchteten. Ihre ebenso leicht gebräunte Haut schimmerte bei jeder Bewegung genauso intensiv wie ihre Haare. Sie waren zu einem provisorischen Zopf an ihrem Hinterkopf zusammengebunden, doch einzelne wellige Strähnen fielen ihr beim Lesen ins Gesicht. Sie hatte ihre Kniee eng an ihren Körper gezogen, auf denen sie ihr Buch etwas wackeltig plaziert hatte. Nebenher sang sie leise eine Melodie vor sich her, welches für das menschliche Gehör kaum wahr zunehmen war. Doch Legolas Ohren waren ja ja dafür bekannt, Dinge wahrzunehmen, die manch einer nicht hören konnte. Er schloss die Augen und lauschte ihrer Melodie. Sie klang traurig und irgendwie doch sinnlich ... Und aus irgendeinem Grund spürte er, wie diese Melodie sein Herz ergriff und er sich den Tönen ganz hingab.
 

Auch Sahira hatte für einen kurzen Moment die Augen geschlossen, während sie diese Melodie, welche ihr schon seit einiger Zeit im Kopf herum spukte, vor sich her sang. Und als sie sich tiefer darauf konzentrierte, sah sie eine hellen Schein vor ihrem inneren Auge, welches einen zierlichen Körper umspielte, den sie aber erkannte. ‚Komisch ..., dass ich ausgerechnet jetzt diese Bilder sehe ... Und doch weiß ich sie nicht zuzuordnen ...‘
 

Sie hatte es schon lange nicht mehr gesungen. Einen Text besaß es nicht, nur eine Melodie. Sie wusste nicht einmal ob diesen Lied überhaupt eins war. Oder einfach nur sinnlos Töne anneinander gereit, die sich irgendwie alle aufeinander einfügen wollten. Und trotzdem ... wenn sie dieses Lied vor sich her sang, kam es ihr vor, als ob die ganze Welt still stand und allen Ärger und Trauer verschwinden würde. Den Ärger über ihren Sturz, die Trauer über die Dinge die sie vergessen hatte, und an die sie sich wahrscheinlich nie wieder daran erinnern würde. Bei dem Gedanken daran wurde sie traurig.
 

Sahira beendete das Lied und seufzte auf. Dann streckte sie ihr Gesicht in die einfallende Sonne.
 

„Das war wunderschön. Woher kennt Ihr diese wundervollen Klänge?“
 

Vor lauter Schreck, über die plötzlich heinbrechenden Worte, zuckte sie zusammen und ließ sie das Buch fallen. Langsam drehte sich ihr Kopf zu der ziemlich bekannten Stimme und ein Zittern durchfuhr ihren Körper, als sie den Elbenprinzen in der Abenddämmerung vor sich stehen sah.
 

Nachdem Sahira das Lied beendet hatte, war Legolas leise vom Baum gesprungen und ein paar Schritte auf sie zugegangen. Jetzt stand er in all seiner Pracht in der abendlichen Sonne vor ihr und lächelte sie offenherzig an. Bei den zahlreichen Zusammentreffen mit diesem Prinzen war ihr noch nicht aufgefallen, dass die Elben, wie die Erzählungen es immer sagen, wirklich sehr schön waren ...
 

Sein Haar glänzte wie fein gesponnenes Gold, seine helle Haut war reiner als die Wolken am Himmel und seine blauen Augen stachen unter seinem ebenmäßigen Gesicht und den feinen Zügen strahlend hervor. Bei genauem Betrachten, erschien es ihr sogar so, als ob seine Haut von feinstem Diamantenstaub überzogen war, so sehr glitzerte seine Haut im dämmernden Licht. Für einen Moment öffnete sie den Mund und betrachtete Legolas staunend, der ihren Blick nur mit einem Schmunzeln begegnete.
 

Sahira musste, wenn auch sehr widerwillig, zugeben, dass Elben durchaus schöne Wesen waren. Und auch dieser Elb hier schien ein ganz besonderes Exemplar zu sein, denn irgendwie konnte Sahira für einen Moment ihren Blick nicht mehr abwenden. Erst nachdem er seinen Kopf leicht schief hielt und sie frech angrinste, erwachte sie aus ihrer Starre und lief rot an. Zitternd griff sie nach dem Buch, welches auf dem Boden lag und presste es aufgeregt an ihren Körper. Warum, verflixt nochmal, hatte sie ihn eben angestarrt?? ‚Oh Gott, Sahira, nun bist du völlig übergeschnappt ...‘ Sie räusperte sich und sah ihn aufmüpfig an.
 

„Ach Ihr wieder? Solltet Ihr nicht beim Abendbankett sein ... Ho~heit?“ Das Wörtchen ‚Hoheit‘ brachte sie absichtlich betont gedehnt über die Lippen. Nervös setzte sie sich in eine aufrechte Position und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Ungewollt strömten ihr wieder die Bilder aus dem Badezimmer in ihr Gedächtnis und lief daraufhin im Gesicht noch mehr an. Sie hatte ihn nackt gesehen! Nackt! ‚Mein Gott Sahira! Du bist tatsächlich ... verklemmt!‘
 

„Ein sehr schönes Lied, welches Ihr gerade gesungen habt. Trägt es einen Namen?“ Er überging ihre Frage geschickt, was Sahira dennoch nicht entgangen war und trat nochmals einen Schritt auf sie zu. Ihre Unruhe steigerte sich.

„Es ... es hat keinen Namen.“, antwortete sie ihm erst etwas verlegen. Dann aber provozierte sie seine Neugierde: „Selbst wenn: Seid Ihr der Annahme ich würde ihn Euch dann nennen?“, brachte sie spitz und kurz angebunden hervor und schaute dann provozierend fort. Sie würde doch nicht klein beigeben vor einem Elben oder gar einem Prinzen! Immerhin war sie ebenfalls die Tochter eines Fürsten und daher nicht minder zu behandeln. Und dieser Elb hatte bisher sichtlich Freude daran gehabt, sie neckisch aufzuziehen oder auszulachen. Zumindest hielt sie an dieser Einschätzung fest. Selbst wenn es der Tatsachen nicht ganz so entsprach ...
 

Trotzdem! Er hatte sie umgeritten, sie wie eine Dienstmagt behandelt - einmal abgesehen davon, dass er nicht wusste wer sie in Wirklichkeit war, aber das tat hier nichts zu Sache - und als ob das nicht langen würde, hatte er sie sogar beim Singen belauscht!
 

„Schade, es klang wirklich sehr schön.“
 

Sahira stuzte. ‚Es hat ihm gefallen?‘ Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Eigentlich hatte sie auf einen spitzen Kommentar gewartet und nun wurde sie enttäuscht und der Elb hatte sogar freundliche Worte für sie übrig.
 

„Wieso fragt Ihr?“ Neugierig richtete sie ihren Blick wieder auf Legolas, der sie nun genau musterte.
 

„Nur so. Sagt mir bitte, wie ist Euer Name?“
 

Sollte sie ihm ihren Namen nennen? ‚Warum aber eigentlich nicht? Ich bezweifel, dass er mit meinem Namen etwas anfangen kann ... Aber geht ihn der überhaupt etwas an?‘

Sie dachte einen Moment nach, antwortete ihm dann aber doch zögernd:
 

„Sahira ...“ Dann begann sie seltsamerweise nervös ihre Hände zu kneten.
 

‚Verdammt nochmal! Reiss dich zusammen .... Aber warum ist er nur nur so ... so ... argh!‘
 

Seine blauen Augen sahen sie so durchdringend an, dass Sahira instinktiv ihre Arme um ihren Körper schlang und noch eine Spur nervöser wurde. ‚Was muss er mich auch so mustern ..‘
 

„Es ist ein schönes Wetter, nicht wahr?“ Legolas wand seinen Blick von ihr ab, richtete ihn stattdessen in den dämmernden Himmel und genoss das das warme Sonnenlicht, welches ihm auf sein Gesicht schien. Dabei beobachte Sahira den Elben, schaute anschließend ebenfalls in den Himmel und begann zu lächeln. Der Prinz hatte Recht. Das Wetter war wirklich sehr schön.
 

„Es bringt wieder Licht in das Herz und lässt die Schatten verschwinden, die sich leider immer an den regnerischen Tagen bei mir bemerkbar machen ...“ Er hielt kurz inne und Sahira fragte sich, wann ein Elb mal nicht glücklich war. Immerhin waren sie ja Elben, oder?
 

„Wisst Ihr, ich mag keinen Regen ...“ Er lachte leise auf, klangvoll und melodisch, dass Sahira beinahe vergessen konnte, dass sie mit ihrem bis vor kurzem noch schlimmsten Albtraum in ihrem Garten stand, und schaute dann in sein lächelndes Gesicht.
 

„Zumindest nicht, wenn ich zwischen Sonnenschein wählen kann.“
 

Sahira seufzte. „Ja, an solchen Tagen vergesse sogar ich manchmal die Traurigkeit in meinem Herzen.“
 

Legolas öffnete die Augen und drehte seinen Kopf zu Sahira, die nun erst bemerkte, was sie gesagt hatte und schlug die Hände vor den Mund. Sie hatte das eben nicht wirklich laut ausgesprochen??
 

„Ist Euer Herz etwa betrübt?“ Sahira wurde es heiß. Was hatte sie dazu bewogen ihm ihre Gefühle mitzuteilen? War sie nun völlig übergeschnappt? Dieser Elb brachte sie wirklich zum Verzweifeln. Vor ein paar Stunden wäre sie ihm am Liebsten an die Gurgel gesprungen und jetzt, wo er einfach nur so dastand und sich mit ihr unterhielt, fand sie ihn trotz der vielen Missgeschicke und trotz der hitzigen Worte nicht mehr ganz so fürchterlich. Zumindest nur noch ein bisschen ...
 

„Nein! Nein ... natürlich nicht ...“ Sie versummte und trat von einem Fuß auf den anderen. Ob er ihr wohl Glauben schenkte? Es war still und Sahira wusste nicht, ob der Prinz nun über ihre Worte nachdachte oder einfach nicht wusste, was er ihr sagen sollte. Nach einer kurzen Schweigeminute durchbrach seine warme Stimme die Stille.
 

„Ihr arbeitet hier im Schloss, habe ich Recht?“ Der Elb bemerkte nicht, wie Sahira für einen Moment zusammenzuckte. ‚Arbeiten? Im Schloss? Hab‘ ich mich eben verhört??‘

Sie wollte ihn gerade anmotzen, wie er immer noch annehmen konnte, dass sie eine Dienstmagd war, als ihr etwas einfiel ...
 

„Eine Dienstmagd, meint Ihr? Ähm ... nein, nicht direkt. Ich helfe meinem Vater ab und an ... aber hier arbeiten könnte man das nicht nennen ...Ha ..haha ..“
 

Nun war Sahira einiges klar ... Deswegen hatte er sie neulich darum gebeten, ihm eine Karaffe Wein zu bringen! Er hielt sie für ein Dienstmädchen aus dem Schloss! ‚Oh Sahira, was bist du auch für ein Schaf! Und ich habe ihn auch noch dumm angemacht, was ihm einfällt so mit mir zu sprechen ... Was trotzdem nicht angebracht gewesen wäre!‘
 

„Oh, wie großzügig von Euch, Eurem Vater zu helfen.“ Bemerkte Legolas und Sahira lief bei seinen freundlichen Worten rot an. ‚Wenn du wüsstest ...‘
 

„Ja ... das ist ist wohl.“ Langsam löste sich die Anspannung in ihrem Körper, als sie einen warmen Ton in seinen Augen bemerkte. Der Blick war nun nicht mehr belustigend oder gar albern, sondern vielmehr herzlich und warm. Als er ihren Blick bemerkte, lächelte er sie an, was Sahira schüchtern erwiderte. Und aus irgendeinem unerfindlichen Grund, machte ihr Herz einen kleinen Hüpfer. Dabei konnte sie sich dieses Gefühlschaos überhaupt nicht erklären.
 

„LEGOLAS?“
 

Der Elb folgte der Stimme, die ihn gerufen hatte, mit dem Kopf und konnte in der Ferne seinen Freund Aragorn ausmachen, der auf der großen Terasse stand und sich suchend nach ihm im Garten umsah „ICH BIN UNTERWEGS!“, rief ihm Legolas entgegen und wand sich wieder Sahira zu, die nun ihr Buch fest an ihrer Brust gedrückt hielt und auf den Boden schaute. Ihre Wangen glühten. Warum war ihr nur so heiß?? Und warum wurde sie nur so albern und verklemmt in seiner Gegenwart? Sonst war sie ja auch nicht auf den Mund gefallen?! Und ihre Freundlichkeit und Schüchternheit hatte er eigentlich gar nicht verdient.
 

„Ich muss gehen ...“
 

„Ja, ich habe Euren Freund gehört. Dann wünsche ich ein angenehmes Beisammensein Hoheit ...“ Sie machte einen leichten Knicks, drehte sich um und lief in windeseile davon. Zurück blieb ein verwunderter Elb. ‚Diese Ausdrucksweise ... keinerlei Vergleich mit den Dienstmädchen, die ich sonst bisher getroffen habe ...‘ Kopfschütteln drehte er sich um, und stieg die Stufen zur Terasse hoch, auf der Aragorn bereits lächelnd wartete.
 

„Wo warst du denn Mîllon Nîn?*“ Aragorn bemerkte den nachdenklichen Ausdruck im Gesicht seines Freundes und das Lächeln auf den Lippen wurde minder. War etwas geschehen?
 

„Ist alles in Ordnung?“ fragte er besorgt doch Legolas murmelte etwas von ‚Nichts ... es ist nichts ..‘ vor sich her und ging ohne ein weiteres Wort an Aragorn zu richten, in Richtung Speisesaal. Aragorn blieb noch eine Sekunde stehen, folgte dann aber stirnrunzelnd dem Elben. Sein junger Freund war doch sonst nicht so abwesend. Doch dann verwarf er die Sorge um Legolas wieder, denn nun standen möglicherweise neue Probleme vor der Türe, die gelöst werden mussten. Er dachte dabei an die Nachricht zurück, die er eben von Fürst Malenon erhalten hatte. Sie war mehr als beunruhigend und sollte sich dieser Verdacht bestätigen, mussten neue Überlegungen und Pläne angestellt werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Seki-sesshy
2007-08-18T23:43:32+00:00 19.08.2007 01:43
hi^^ich wollte dir mal sagen das deine ff sehr schön und detailrecih ist^^
ich mag sie und man kann sich über alles ein bild an...nun die gefährten, da weiß ja jeder wie die assehen XD
du hast einen schönen schreibstil und ich würde mich freuen wenn du mich benachichtigst wenn es weiter geht!^-^
Lg, deine seki
Von:  Seki-sesshy
2007-08-18T23:43:30+00:00 19.08.2007 01:43
hi^^ich wollte dir mal sagen das deine ff sehr schön und detailrecih ist^^
ich mag sie und man kann sich über alles ein bild an...nun die gefährten, da weiß ja jeder wie die assehen XD
du hast einen schönen schreibstil und ich würde mich freuen wenn du mich benachichtigst wenn es weiter geht!^-^
Lg, deine seki
Von:  Suzame
2007-08-11T12:18:09+00:00 11.08.2007 14:18
Hi
schön das du ein neues Kappi hochgeladen hast^^. Ich fand es wieder super. Bin schon gespannt wann Legolas endlich raus bekommt wer Sahira ist^^ und was es mit ihrer Vergangenheit und em Amulett auf sich hat. Ich hoffe du schreibst bald weiter, ich freue mich auf das nächste Kapitel.
Lg Suzame
Von:  Sironi19
2007-08-10T22:51:33+00:00 11.08.2007 00:51
Hallo! Hab mich ja lange nicht bei dir gemeldet.
*Sich in eine Ecke stell*
Tut mir leid, aber im Moment herrscht bei mir das reinste Chaos.
*Seufz*
Ich bin mal wieder begeistert von deiner FF.
Hat genau meinen Geschmack getroffen und ich hoffe, es geht bald wieder weiter. Fals du Lust und Zeit hast, kannst du ja auch mal in meinen stöbern^^
Von:  Caleniell
2007-08-10T12:19:57+00:00 10.08.2007 14:19
SUUUUUUUUUUUPAAA, wie immer!! Du hast wieder mal meinen Geschmack getroffen! ^^ Das Flashback ist auch gut geschrieben, sehr mitreißend!
Weiter so!!!


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