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Dämonen, Engel und ein Drache

Fortsetzung zu "Enthüllungen und Geständnisse"
von

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Neuigkeiten

„..........“ = wörtliche Rede

>.........< = Gedanken

kursive Worte sind betont
 

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...

„Ich würde mir eher die Zunge abbeißen und das Singen an den Nagel hängen, bevor ich es mir noch mal so mit ihr verscherze.“, antwortet Sho leise. „Ich vermisse sie unglaublich... Ich will sie wiederhaben.“

„Du wirst sie nicht dazu bringen, sich in dich zu verlieben, das hab ich dir schon gesagt.“, warnt Kanae eindringlich. „Und ich würde dir raten, es nicht darauf anzulegen, ... sonst handelst du dir einen Riesenärger ein.“ >Und möglicherweise noch ein oder zwei blaue Augen.<, fügt sie im Stillen hinzu.

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Neuigkeiten
 

Sho Fuwa atmet tief durch, als er die Tür von Kyokos Garderobenwagen hinter sich schließt und die kleine Treppe hinunter steigt. Wenn er ehrlich ist, hat er die letzten Tage unter einer enormen Anspannung gestanden, die nun allmählich wieder von ihm abfällt. Irgendwie erleichtert schaut er sich auf dem Hafengelände um, auf dem der Außendreh heute stattfindet ... und sieht mit leiser Überraschung, dass Kanae Kotonami breit grinsend auf ihn zukommt.

„Na, wie war’s?“, fragt sie neugierig. „Ihr habt lange gebraucht.“

„Ich weiß nicht so genau.“, seufzt Sho leise und zuckt die Schultern ein wenig. „Ich denke, wir sind Freunde ... auf Bewährung sozusagen.“

„Sie hat dich ganz schön in die Mangel genommen, was?“, fragt Kanae leise.

Sho kratzt sich verlegen am Hinterkopf; wenn man genau hinschaut, wirkt er tatsächlich ein wenig ausgelaugt. „Ich glaub, so kann man das ausdrücken.“, bestätigt er mit einem schrägen Grinsen. „Mann, ehrlich, ich hab Kyoko-chan noch nie so ernst und erwachsen erlebt ... und noch nie so unglaublich ...schön...“ Seufzend senkt er den Blick für einen Moment. Dann schaut er Kanae ernst an.

„Weißt du, Kyoko-chan ist die Einzige, die mich einfach immer hat sein lassen, wie ich wollte; für lange Zeit war sie die Einzige, die wirklich von ganzem Herzen an mein Talent geglaubt hat ... und an meine Karriere im Musikgeschäft.“

„Kann ich mir denken.“, meint Kanae. „Das ist eben ihre Art. – So was sollte man zu schätzen wissen...

Ich hoffe, sie hat dir ordentlich die Leviten gelesen und endlich reinen Tisch gemacht.“

Sho versucht krampfhaft, seine Verlegenheit zu verbergen. „Das kannst du laut sagen.“ Leise lacht er auf. „Ich glaub, Kyoko-chan ist zurzeit so ziemlich die Einzige, die sich traut, mir derart schonungslos die Meinung zu geigen. – Eigentlich ist das in unserem Geschäft etwas ziemlich Wertvolles...“

„Och“, gibt Kanae grinsend zurück, „ich hätte auch kein Problem damit, dir ordentlich den Kopf zu waschen.“

Sho lacht erneut auf. „Stimmt.“, bestätigt der junge Sänger unumwunden. „Aber ... hmmm ... irgendwie ist das schon was anderes...“ Er sucht angestrengt nach Worten. „Ich weiß nicht genau, wie ich es erklären soll, aber ... irgendwie ist Kyoko-chan auch das letzte Überbleibsel aus meiner Vergangenheit ... meiner Familie sozusagen – auch wenn wir ja nicht wirklich verwandt sind. - Verstehst du, was ich meine?“

„Hmm...“, überlegt Kanae ernst. „sie ist sozusagen das letzte Bindeglied zu deiner Vergangenheit. – Tja, Kyoko-chan wird das vermutlich ähnlich sehen, ... allerdings dürften ihre Erinnerungen nicht ganz so nostalgisch sein wie deine.“

„Na ja“, gibt Sho nachdenklich zu, „es ist zwar nicht so, dass ich meinen Eltern groß nachtrauern würde ... oder meinem alten Leben ... oder gar meinem Erbe... Aber vermutlich sind meine Erinnerungen tatsächlich trotz aller Schwierigkeiten, die ich damals mit Eltern und Lehrern hatte, besser als Kyoko-chans.

Hm... Wenn ich so darüber nachdenke, stand sie mir eigentlich immer näher als meine gesamte Verwandtschaft. – Schon seltsam, dass mir das nicht viel früher aufgefallen ist...“

„Ich könnte jetzt was dazu sagen“, sagt Kanae spitz, „aber ich glaube, ich lasse es lieber.“ Ein wenig versöhnlicher fügt sie hinzu: „Immerhin siehst du es ja wenigstens ein.“

„Danke.“, sagt der junge Sänger leise, während seine Ohren leicht rot anlaufen. (Was man allerdings nur bemerkt, wenn man ganz genau hinschaut.) „Wolltest du zu ihr in den Garderobenwagen?“

„Eigentlich schon.“, antwortet Kanae. „Aber ihr habt ziemlich lang gebraucht; Kyoko-chan muss sich jetzt ziemlich ranhalten, um rechtzeitig in der Maske zu sein, ... also lass ich es wohl besser.“

„Dann lass uns rüber zum Catering-Zelt gehen. Ich glaub, ich brauche jetzt einen Kaffee. Trinkst du einen mit?“

„Gern.“, sagt Kanae. „Es ist sowieso ein bisschen zu kalt für meinen Geschmack; jedenfalls für einen Außendreh.“
 

„Entschuldige“, schnauft Kyoko, als sie schließlich ein wenig außer Atem bei Ren am Set ankommt. „bin ein bisschen spät dran.“

„Mach dich nicht verrückt.“, beschwichtigt ihr Mann gelassen. „Die Crew ist eh noch nicht so weit. – Wie war euer Gespräch?“

„Ganz passabel.“, findet Kyoko. „Er hat sich auf alle Fälle ziemliche Mühe mit seiner Entschuldigung gegeben; mal ein ganz neuer Zug an ihm... Er meinte, dass er jedes Wort in dem Lied ernst gemeint hat. – Na ja, ich weiß nicht, ob ich ihm das wirklich glauben kann. Aber wie dem auch sei, ich glaub jedenfalls, er hat begriffen, was ich ihm sagen wollte.“

„Wollen es hoffen... Wie fühlst du dich jetzt?“ Ren mustert sie scharf von der Seite.

„Mir geht’s gut.“, beruhigt ihn Kyoko lächelnd. „Ich bin ziemlich erleichtert. – Ich fühl mich jetzt irgendwie ... na ja ... befreit...“

>Ja, genau, befreit!<, geht es ihr zufrieden durch den Kopf und sie muss daran denken, wie ihre Dämonen und Engel während der Aussprache nur friedlich Karten miteinander gespielt haben. - Außerdem fühlt sich Koon – der Stein – seither merkwürdig leicht an...
 

In der Mittagspause gibt es unerwartet einigen Rummel. Mit lautem Motorengeheul und quietschenden Reifen taucht ein Aston Martin Vanquish in Bond-Manier und offensichtlich mit etlichen technischen Extras ausgerüstet am Set auf und heraus steigt – wie sollte es anders sein – ein breit grinsender Rory Takarada, der seinen Auftritt sichtlich genießt, gekleidet in feinsten, englischen Zwirn. Selbstverständlich maßgeschneidert und ausgestattet mit einigen James–Bond-Spielereien, die er auch sofort aus diversen Taschen hervorzaubert und mit denen er, ein kindliches Grinsen im Gesicht, nach und nach jeden, den er auf dem Weg zum Regisseur begegnet, erschreckt.

„Ich würde gern nachher ein paar Worte mit dir wechseln.“, sagt er gut gelaunt, als er auf Ren trifft. Geradezu genüsslich zieht er einen silbernen Stift aus der Brusttasche, drückt darauf und lässt ihn grinsend explodieren.

Doch während Yashiro erschrocken zusammenzuckt und merklich erbleicht, kann Ren die ganze Aktion nur ein müdes Lächeln entlocken. Er zuckt nicht einmal mit den Wimpern.

Rory ist ein wenig enttäuscht. Suchend blickt er sich um.

„Wo ist denn Kyoko-chan?“, fragt er hoffnungsvoll ... und hat schon wieder ein schelmisches Grinsen im Gesicht, während er ganz offensichtlich schon überlegt, mit welchem Gimmick er sie überraschen kann.

„Ich muss Sie enttäuschen, Takarada-san“, grinst nun Ren. „Die ist vor in paar Minuten los zum Einkaufen. Sie war der unsinnigen Meinung, es wäre nicht genug fürs Abendessen im Kühlschrank.“

„Allein?!“, fragt Rory entsetzt zurück.

„Natürlich nicht.“, antwortet Yukihito an Rens Statt. „Rina-san und Kotonami-san sind mit ihr gefahren.“

Rory atmet sichtlich auf und überlegt einen kurzen Moment.

„Ach“, meint er dann, „ist vielleicht auch ganz gut so; dann können wir uns ungestört unterhalten, es gibt nämlich Neuigkeiten.“ Verschwörerisch schaut sich der LME-Chef um. „Allerdings sollten wir das wirklich nachher unter vier - bzw. sechs – Augen besprechen. – Aber jetzt will ich erst mal ein paar Worte mit Kurozaki-san sprechen.“

„Kommen Sie doch einfach in meinen Garderobenwagen, wenn Sie fertig sind.“, meint Ren.

„Gut, bis später dann.“, meint Rory und ist mit den Gedanken auch schon weg ... vermutlich überlegt er genüsslich, mit welchem seiner James-Bond-Requisiten er den jungen Regisseur am besten aus der Reserve locken kann ... jedenfalls lässt sein Gesichtsausdruck darauf schließen.
 

Als er eine gute halbe Stunde später in Rens kuschelig beheiztem Garderobenwagen erscheint, schiebt dieser gerade sein Tablett beiseite und wischt sich seufzend den Mund ab.

„Oho! Wie ich sehe, isst du immer noch nicht vernünftig!“, tadelt Rory stirnrunzelnd. „Was soll ich bloß deinem Vater sagen? Ich dachte, du hättest dich gebessert.“

„Keine Sorge, Sie brauchen Hizuri-san überhaupt nichts sagen.“, beruhigt Yukihito ihn lächelnd. „Normalerweise isst er alles auf; jedenfalls wenn Kyoko-chan ihn bekocht.“ Lachend zwinkert er mit einem Auge.

Rory grinst nur breit.

„Unterstehen Sie sich, meinem Vater zu stecken, dass Kyoko-chan überhaupt kochen kann!“, droht Ren ihm mit einem wahren Dämonenblick.

„Wieso das denn nicht?“, will der LME-Chef verdutzt wissen.

„Weil ich nicht will, dass sie sich den ganzen Tag für diesen Vielfraß abschuftet, wenn er sie trifft.“, kommt es grimmig zurück.

„Ach was, du willst sie bloß nicht mit ihm teilen!“, schmunzelt Rory unbeeindruckt.

„Ich will nur nicht, dass sie sich während der Dreharbeiten unnötig überarbeitet.“, kontert Ren unwirsch.

„Apropos Dreharbeiten“, lenkt Rory geschickt das Thema in eine andere Richtung. „Kurozaki-san ist ja ganz begeistert von seinen beiden Hauptdarstellern. Besonders von Kyoko-chan ist er total angetan. – Er meinte, ihr beide würdet das Team enorm motivieren; er hätte jedenfalls noch nie so reibungslose und konzentrierte Dreharbeiten erlebt.“

Ein wenig verlegen zuckt Ren mit den Schultern. „Möglich. – Es macht unheimlich viel Spaß, mit Kyoko-chan zu arbeiten. Und die Crew ist auch ziemlich gut, jedenfalls zum größten Teil. Da geht die Arbeit eben leichter von der Hand als sonst.“

„Das freut mich zu hören; immerhin soll dieser Film ja Kyoko-chans endgültiger Durchbruch werden. Und wie es aussieht, geht mein Plan dabei noch besser auf als gedacht. – Das wird es uns erleichtern, den Leuten eure Beziehung schmackhaft zu machen. – Apropos: Ich denke, wir sollten langsam dazu übergehen, euch mehr gemeinsame Termine in der Öffentlichkeit zu verschaffen. Ich dachte da an Veranstaltungen, die halb offiziell, halb privat wirken. Ich hab ein paar zusammengestellt, die dafür in Frage kämen; ich gebe sie später Yashiro-san, dann könnt ihr euch was aussuchen, das in eure Terminpläne passt. Wir werden euer Verhalten dort dann noch en détail besprechen. – Ich möchte auch, dass ihr in Zukunft Gerüchte, die eure Beziehung betreffen, nicht mehr kommentiert. Ich habe mit Kurozaki-san darüber besprochen, dass wir bei Bedarf sogar gezielt harmlosere Gerüchte streuen sollten. Die Leute können es dann durchaus auch so interpretieren, dass das Ganze reine PR für ‚Crazy Alliance’ sein soll. Als Nebenprodukt bekommen wir dann sozusagen eine Art ‚Marktanalyse’. Du verstehst schon...“

„Na gut.“, seufzt Ren. „Ich werde mit Kyoko-chan darüber sprechen. Allerdings kann ich nicht versprechen, dass sie das genauso sieht.“

„Ich weiß nicht so genau“, mischt sich Yukihito nachdenklich ein. „aber ich denke, Takarada-san hat Recht. Dieses Versteckspiel wird euch auf Dauer zu viel Energie kosten. Je eher ihr in der Öffentlichkeit reinen Tisch macht, desto besser. Für euch persönlich ... und auch für eure Arbeit. – Finde ich jedenfalls.“

„Kann sein.“, gibt Ren ein wenig widerwillig zu. „Ich lass mir das durch den Kopf gehen. Aber ich kann so was auf keinen Fall über Kyoko hinweg entscheiden.“

„Hmm, wo wir gerade von Kyoko-chan reden.“, wendet sich Yukihito an Rory. „Das sind doch sicher nicht die Neuigkeiten, die Sie vorhin angedeutet haben, Takarada-san.“

„Nein.“, antwortet der LME-Chef grinsend. „Ich wollte berichten, wie die Begegnung mit Kyoko-chans Großvater verlaufen ist. Er ist es wohl tatsächlich.“

„Oh, wow, Sie haben ihn schon getroffen?“, hakt Yukihito überrascht nach.

„In welchem Kostüm?“, fragt Ren trocken.

„Oh, nichts Besonderes“, antwortet Rory grinsend., „nur meine Dragoner-Uniform.“

„Wie hat er darauf reagiert?“, will Ren seufzend wissen.

„Oh“, gibt Rory lächelnd zurück, „gelassen und ziemlich humorvoll; offensichtlich hatte ihn bereits jemand vorgewarnt – Er selbst kam übrigens in einem klassischen Kimono. ...sehr kleidsam, steht ihm wirklich ausgezeichnet. – Ich fand es angemessen, dass wir uns vorerst auf neutralem Grund treffen, daher hatte ich ihn in ein nobles, französisches Restaurant eingeladen.“

Ren hält sich ächzend die Stirn mit der Hand. „Wollten Sie ihn nur beeindrucken oder haben Sie auch noch seine Tischmanieren getestet?“

Rory grinst nur breit, in seinen Augen ein ziemlich selbstzufriedenes Glitzern.

Dem jungen Schauspieler reicht das schon als Antwort; seufzend schüttelt er den Kopf. „Sie sind unmöglich.“, murmelt er.

„Nun, nach der Sache mit Saena-san kann man kaum von mir erwarten, dass ich dem alten Herrn auch nur Kleinigkeiten über Kyoko-chan offenbare, ohne ihn zuvor eingehend auf Herz und Nieren zu prüfen. – Genau das hab ich ihm auch gleich zu Anfang gesagt – natürlich ohne Details über die Sache zu erzählen - ... und überraschenderweise hatte er dafür vollstes Verständnis.“

Ren hebt nur interessiert den Augenbrauen, während sein Betreuer - unübersehbar neugierig - versucht, näher zu rücken, ... was in dem vergleichsweise engen Wohnwagen praktisch unmöglich ist.

„Während der gesamten Vorspeise haben wir dann zunächst über ziemlich belangloses Zeug gesprochen; ich denke, er wollte mich genauso sondieren wie ich ihn ... und ich muss sagen, dass wir uns auf Anhieb recht gut verstanden haben. Er ist zwar in seinen Ansichten etwas konservativ, aber durchaus aufgeschlossen und tolerant. Und ich hatte den Eindruck, dass er grundsätzlich ein großzügiger Mensch ist, ... allerdings kann er es auf den Tod nicht ausstehen, ausgenutzt zu werden. Und ich denke, dass er bei aller Großzügigkeit und Toleranz ein ausgesprochen harter Verhandlungspartner ist. – Nun, das war allerdings auch zu erwarten, nach allem, was ich über ihn im Vorfeld erfahren hatte.“

„Und das wäre?“, will Ren mürrisch wissen.

„Hatte ich euch das noch gar nicht erzählt?“, fragt der LME-Chef verdutzt.

„Nein“, gibt Ren mit einer leisen Spur von Sarkasmus zurück, „Monsieur haben noch nicht geruht, uns niederes Volk mit Einzelheiten wie z.B. dem vollen Namen des Herrn zu überfordern.“

„Entschuldige, ich dachte wirklich, ich hätte... Na, egal. Ryuichi Hawatari ist sozusagen ein Unternehmer alter Schule; hat lange das Familienunternehmen geleitet – oder sollte ich besser sagen, die Familienunternehmen?“ Wieder breitet sich ein Grinsen in seinem Gesicht aus.

„Moment mal!“, unterbricht ihn Yukihito aufgeregt, „ Der Hawatari, dem die Union Electric Ltd. gehört.“

„Gehört hat .“, berichtigt Ren ein wenig erstaunt. „Er hat sämtliche Unternehmen vor 2 Jahren sehr gewinnbringend verkauft. Es hieß, er wolle sich zur Ruhe setzen und hätte keinen Nachfolger, der die Firmen in seinem Sinne weiter führen könne.“

„Richtig.“, bestätigt Rory ernst. „Der alte Herr ist Anfang 70 und stinkreich, wenn ich das so sagen darf. Darum können wir auch davon ausgehen, dass er zumindest kein finanzielles Interesse an Kyoko-chan hat. Und meiner Einschätzung nach ist er auch nicht wegen ihrer rasant steigenden Popularität an ihr interessiert.“

„Aber wieso hat er sich nicht schon früher bei ihr gemeldet?“, fragt Yukihito nachdenklich. „Ich meine, es wäre doch sicher kein Problem für ihn gewesen, Kyoko-chans Adresse herauszubekommen; ... na ja, jedenfalls bevor sie zu Ren-san umgezogen ist...“

„Hmm“, überlegt Rory, „das ist eine längere Geschichte; und ich glaube, ich fange damit besser ganz von vorn an. – Apropos“, wendet er sich grinsend an Ren, „wenn Ihr beide jemals darüber nachdenken solltet, Kyoko-chans Lebensgeschichte verfilmen zu lassen, dann möchte ich bitte ein Vorkaufsrecht dafür.“

„Vergessen Sie’s!“, knurrt Ren ungeduldig. „Und tun Sie uns allen den Gefallen, endlich mal auf den Punkt zu kommen.“

Für einen Moment wirkt der Agenturchef ein wenig beleidigt, doch nur einen Augenblick später holt er tief Luft und beginnt endlich zu erzählen.

„Okay. Kyoko-chans leiblicher Vater ist – oder besser war – Ryuichi Hawataris einziger Sohn Kyouya. Er war eine Zeit lang mit Saena Mogami liiert, doch Ryuichi Hawatari war von Anfang an misstrauisch wegen ihr und hat ihr nachspionieren lassen. So hat es nicht lange gedauert, bis er dahinter gekommen ist, dass die Dame lediglich am Geld und gesellschaftlichen Status seines Sohnes interessiert war und nicht an ihm selbst. Im Übrigen hat er sie schon von Beginn an verdächtigt, seinen Sohn zu betrügen, auch wenn er es ihr nie eindeutig nachweisen konnte. Darum war er auch alles andere als sicher, dass Kyoko-chan wirklich die Tochter seines Sohnes ist. Man kann sich vorstellen, wie enttäuscht Kyouya war, als er davon erfahren hat. Er hat Saena-san daraufhin zur Rede gestellt, allerdings hat das wohl in einer reichlich unschönen Szene geendet, die letztlich dazu geführt hat, dass die beiden sich kurz darauf getrennt haben. Natürlich nicht ohne eine finanzielle Abfindung für Saena-san und eine Vereinbarung über Alimente, die Kyouya für das Kind zahlen würde, sobald es auf der Welt wäre.“

„Lassen Sie mich raten: Als Kyoko-chan geboren war, hat sie weitere Forderungen gestellt.“, stöhnt Yukihito prophetisch.

„Natürlich.“, bestätigt Rory ernst. „Mit der Begründung, dass die Familie ja sowieso keinen Kontakt mehr zu ihr wünsche, wollte sie eine höhere Abfindung statt regelmäßiger Alimente. Hawatari-san ging letztlich darauf ein, aber – wie nicht anders zu erwarten, tauchte Saena-san nach drei Jahren erneut bei ihm auf und stellte, nachdem sie zunächst vergeblich versucht hatte, Kyouya wieder für sich zu gewinnen, neue Forderungen und drohte, ansonsten einen Skandal zu verursachen. – Eigentlich hatte Kyouya Hawatari daraufhin vor, das Kind von Saena wegzuholen und bei sich aufzunehmen, da diese ganz offensichtlich weder in der Lage war, das Kind angemessen zu erziehen noch mit Geld vernünftig umzugehen. Doch sein Vater intervenierte vehement, weil er – wie durchaus auch sein Sohn – schwere Bedenken hatte, ob das Kind überhaupt sein leibliches wäre und er außerdem befürchtete, dass Kyoko-chan zu viele Charaktereigenschaften von ihrer Mutter geerbt haben könnte. Zudem wäre das Adoptieren des Kindes ja einem öffentlichen Schuldeingeständnis gleichgekommen ... zumal Saena-san sich beharrlich weigerte, einen DNA-Test machen zu lassen, solange das Kind in ihrer Obhut war. Außerdem hat sie immer zu verhindern gewusst, dass die Beiden Kyoko-chan zu sehen bekommen. Nu ein einziges Mal hat Kyouya sie aus der Entfernung zu Gesicht bekommen.

Der alte Herr bereut heute zutiefst, dass er Kyoko-chan damals dieser unverantwortlichen Frau überlassen hat ... und hat ein ziemlich schlechtes Gewissen ihr gegenüber.

Jedenfalls starb sein Sohn vor zehn Jahren bei einem Autounfall, ohne je wieder eine ernsthafte Beziehung eingegangen zu sein ... oder einen Erben zu hinterlassen. - Hawatari-san hat sein Tod ziemlich mitgenommen, sodass er einige Zeit versäumt hat, in Sachen Saena Mogami auf dem Laufenden zu bleiben ... und so hat er schließlich ihre Spur verloren.“

„Und was hat ihn schließlich doch darauf gebracht, dass Kyoko-chan sein leibliches Enkelkind ist?“, fragt Yukihito neugierig. „Denn das ist es doch, was er denkt, oder?“

„Richtig.“, meint Rory und grinst leise in sich hinein. „Ihr werdet es nicht glauben, aber er hat Kyoko-chan bei ‚Dark Moon’ und den dazugehörigen Talkshows gesehen und war sich sofort sicher. Er meinte, sie sieht ihrem Vater so dermaßen ähnlich, dass es gar keinen Zweifel gäbe. Selbst ihre Gestik erinnert in vielem an ihren Vater. – Hawatari-san hat trotzdem lange überlegt, ob er nach all der Zeit noch Kontakt zu Kyoko-chan aufnehmen soll, zumal er ja damit rechnen musste, wieder mit Saena-san verhandeln zu müssen. Also hat er zunächst einige Detektive engagiert und sich schließlich entschlossen, zuerst mit mir in Kontakt zu treten.“ Sein Grinsen wird ein wenig breiter. „Die Sache zwischen ihr und Ren-kun ist ihm trotz all seiner Recherchen übrigens vollkommen unbekannt. – Ich hab ihm davon auch noch nichts gesagt, ich habe nur angedeutet, dass Kyoko-chan die Bande zu ihrer Mutter ein für alle Mal gekappt hat, und dass das Ganze rechtlich abgesichert ist. Vermutlich geht er davon aus, dass ich das Sorgerecht für sie habe. Ich habe ihm auch ein wenig von Saena-sans Verhalten neulich erzählt, wenn auch mehr in Andeutungen, worauf er meinte, dass das ganz typisch für sie sei; ganz ähnlich sei es damals bei ihm und seinem Sohn auch abgelaufen. – Ich habe ihm vor allem deshalb ein wenig davon erzählt, weil ich ihm deutlich machen wollte, dass es vermutlich nicht so einfach sein wird, Kyoko-chan zu einem Treffen zu bewegen, denn immerhin ist die letzte Begegnung mit ihrer Familie noch nicht lange her ... und diese Sache hat sie doch sehr mitgenommen.“

„Sie hatten also alles in allem einen positiven Eindruck von dem alten Herrn, Takarada-san?“, hakt Ren gedankenverloren nach.

„Ja, absolut.“, gibt Rory ernst zurück. „Und wenn du mich fragst, würde ich Kyoko-chan zweifellos dazu raten, ihren Großvater zu treffen und ihn kennen zu lernen. – Bisher kennt sie mit ihrer Mutter sozusagen nur die negative Seite ihrer Familie... und das dürfte sich durchaus auch auf ihr Selbstbild auswirken. – So wie es aussieht, hat sie jedoch weit mehr Eigenschaften von ihrem Vater geerbt als von ihrer Mutter. Ich meine, es täte ihr gut, die andere Seite ihrer Herkunft kennen zu lernen, auch wenn ihr leiblicher Vater leider nicht mehr lebt.“

„Na gut“, seufzt Ren, „ich werde mit ihr reden; allerdings kann ich nicht sagen, wann. Sie hat gerade erst die Fronten mit Sho Fuwa geklärt; ich kann im Moment noch nicht einschätzen, wie sie eine weitere Konfrontation verkraften würde. ...auch wenn es heute Morgen eigentlich ganz gut aussah.“

„Lass dir ruhig Zeit.“, findet Rory. „Hawatari-san ist ein ausgesprochen rüstiger Mann... und er ist durchaus bereit, geduldig auf eine Antwort zu warten; so hat er sich jedenfalls ausgedrückt. - Und ich persönlich meine, auch Kyoko-chan sollte sich in aller Ruhe überlegen, ob und wie sie ihrem Großvater begegnen möchte. Das ist keine Entscheidung, die man einfach übers Knie brechen sollte.“

„Gut, dann gebe ich Ihnen Bescheid, wenn sie sich entschieden hat.“, meint Ren.

„Na, prima, dann hätten wir das ja vorerst erledigt.“ Fröhlich reibt der LME-Chef sich die Hände. „Dann kann ich ja zum vergnüglichen Teil übergehen.“

Sowohl Ren als auch sein Manager sehen Rory fragend an ... und wer ganz genau hinsieht, kann zumindest bei Yukihito einen leichten Anflug von Entsetzen in den Augen beobachten.

„Ich schau mich noch ein wenig am Set um.“, beantwortet Rory die ungestellte Frage. „Außerdem würde ich gern mit Jason Choi sprechen. Der Mann ist eine absolute Legende! Mal sehen, vielleicht schaue ich euch nachher auch noch ein bisschen bei der Arbeit zu; ich muss es doch ausnutzen, wenn ich mal einen Nachmittag frei habe...“

Yukihito kann gerade noch ein Stöhnen unterdrücken, während Ren lediglich ein routiniertes Gentleman-Lächeln auf seine Lippen zaubert...
 

„Kamio-san?“, flüstert Erika Koenji ins Handy, während sie sich – in einen dicken Pelzmantel eingekuschelt – in eine ruhige, halbdunkle Ecke auf dem abgesperrten Set-Gelände zurückzieht. „Ja, natürlich. - - - Ich weiß nicht. Takarada-san ist unerwartet am Set aufgetaucht. – Ich weiß nicht, ob wir die Sache nicht besser abblasen sollten. - - - Nein, soweit ich gesehen habe, ist er allein gekommen. - - - Meinen Sie? - - - Okay. - - - Ja, ja, nicht mehr als drei Tropfen. Schon verstanden.“ Nervös schaut sie aus ihrer Ecke heraus und blickt sich um. „Warten Sie einen Augenblick, ich glaube, da kommt jemand.“, flüstert sie und dreht sich langsam herum, das Telefon sorgfältig in den üppigen Mantelfalten verborgen.

„Hallo.“, sagt ein Crew-Mitglied im Vorübergehen. „Schon fertig mit dem Mittagessen?“

„Äh, ... ja, ... natürlich, Saroshi-san. Sie nicht?“, stammelt das Mädchen übertrieben höflich

„Nein, ich hatte bisher noch gar keine Zeit. Bis später.“

„Ja, bis später. – Oh, guten Appetit.“, wünscht Erika noch.

„Danke.“ Kopfschüttelnd sucht der junge Mann das Weite und wundert sich, dass diese Set-Zicke auf einmal so überaus umgänglich zu sein scheint...

„Als ob ich diesen billigen Kantinenfraß hier runter bringen würde!“, schimpft Erika verächtlich, als der junge Mann außer Hörweite ist. Langsam schiebt sie sich wieder in das Halbdunkel der winzigen Gasse und nimmt das Telefon wieder ans Ohr.

„Bin wieder da. - - - Nein, nur jemand auf dem Weg zum Catering-Zelt. - - - Ich hoffe, ich komme überhaupt rein. - - - Nein, keine Sorge, ich werde mein Bestes geben. - - - Hm, nein, ich denke, es ist sowieso so viel Trubel hier, dass ich das unbemerkt hinkriege. - - - Nein, die ist mit ihrer Managerin und dieser unsagbar unbegabten Kotonami unterwegs; sie wollen in der Stadt essen. - - - Ja, ich werde auf die Dosierung achten; es wäre tatsächlich nicht gut, wenn jemand auch nur einen Verdacht hätte. Schließlich soll es aussehen, als sei es ihr eigener Fehler. - - - Ja, mach ich. - - - Ich rufe Sie an. Bis später.“

Zufrieden schiebt sie ihr exklusives Designerhandy in die Manteltasche und macht sich, ein beinahe schon diabolisches Grinsen im Gesicht, auf, ihre selbst gewählte Mission zu erfüllen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2009-10-10T20:39:46+00:00 10.10.2009 22:39
hi
ich wollte nur mal fragen wann denn das nächste kapitel rauskommt ich bin echt gespannt drauf aber am meisten wünsche ich mir die begegnung von kyoko und ihrem großvater zu lesen und hoffe natürlich das es schon im nächsten kap kommt

keep up the hard work

LG Sia-chan
Von:  Amy-Lee
2009-09-09T21:53:59+00:00 09.09.2009 23:53
He,
sorry erstmal das ich zu spät bin mit deiner Kommie aber ging nicht früher war etwas (etwas ist eine glatte untertreibung) Abgelenkt.
Zum Kap. war super vor allem das Rory, Kyoko´s Großvater gefunden und auch schon kennengelernt hat und ich muß er ist mir sofort sympathtisch das mit Ihrem Vater tut mir aber Leid die Arme.
Ich bin zu schluß fast an die Decke gegangen was wollen die denn schon wieder, haben die keine anderen Hobbies als herum zu Ziegen Sie sollen die Finger von den beiden lassen werden doch eh immer denn Kürzeren ziehen hoffentlich geht das nach hinten Los.

Bye

Von:  hinata-ni
2009-09-02T16:12:36+00:00 02.09.2009 18:12
Der Großvater gefällt mir sehr. Ich freu mich schon wenn sich Kyoko dazu entschließen sollte, auf das Treffen.

Oh mann, da hat ja Kyoko überaus gefährliche Gegener und Verschwörer. So wie Kojenji davon spricht klingt es, als ob sie Kyoko vergiften wollte. Ich hoffe für diese Zicke, dass Rory sie erwischt und afür sorgt, dass sie keinen Fuß mehr im Show-Biz landen kann. Das würde ich ihr gönnen. Bin doch noch großzügig zu Miß Großmaul. Der eingebildeten überalterten Show-Diva würde ich raten mal genauer in den Spiegel zu schauen.

Ups, bin vlt ein wenig ausfallend geworden, aber du schreibst ja so lebendig, dass ich nur mitfiebern kann. Natürlichen kommen dann die unbeliebten Personen nicht so gut weg. n___n
Dafür wüscht man Kyoko und Ren das Glück, das sie verdint haben, bei den ganzen Intrigen und Gefahren die im Show-Biz so herrschen.

LG
たなヒ

P.S. Wie immer sehr schön, spannend und mit viel Witz geschrieben.
Von:  Dahlie
2009-09-02T08:15:27+00:00 02.09.2009 10:15
Ich bin ein wenig überrascht von den herrn Großvater ._o ordentlich Moss scheint er ja zu haben...
Und das Sho nicht wieder der böse bub ist gefällt mir gut (zumindest bis jetzt) - schöne Worte die du ihm da in den Mund gelegt hast.
^_^d
Von:  DarkEye
2009-08-31T17:26:52+00:00 31.08.2009 19:26
NEIN das macht sie nicht!
endlich läufts für kyoko mal gut und dann das...
dark
Von: abgemeldet
2009-08-31T16:44:02+00:00 31.08.2009 18:44
oh mein gott ein fach der hammer ich hatte ja schon seit einiger zeit den verdacht das kyokos großvater ein reicher mann ist ^__^ ich kann die begegnung der beiden kaum erwarten

oh ja und ich bin gespannt darauf was diese reiche zicke wieder vor hat und hoffe das kyoko die falle wieder so gut überwindet wie die kochshow ^__^

LG Sia-chan

PS: ich kann das neue kapitel kaum noch erwarten hoffe es geht schnell
Von:  Kyoko-Hizuri
2009-08-31T13:03:13+00:00 31.08.2009 15:03
super^^
tolles Kap
ich gönne es Kyoko das sie einen netten Verwandten hat...*sehlig lächeln*
aber was diese Zicke Erika da von sich gegeben hat gefällt mir gar nicht, was häckt die da aus???
bitte schreib schnell weiter
Kyo-Hizu
Von: abgemeldet
2009-08-31T12:22:08+00:00 31.08.2009 14:22
Ui, hoffentlich entschließt sich Kyoko dazu ihren Großvater zu treffen. ^^
Wenigstens ist das mit Sho geklärt, vorerst. xD
Was hat diese fiese Erika jetzt schon wieder vor. Ich hoffe nur, dass sie auffliegt und gehörigen ärger bekommt. >_<
Hoffe du schreibst bald weiter.

MfG Umi-chan
Von: abgemeldet
2009-08-31T09:23:59+00:00 31.08.2009 11:23
Na was hat denn diese olle Zippe jetzt wieda vor???
Schön das Kyoko einen netteren Verwandten hat...
Ich hoffe sie entschließt sich dazu,ihn zu treffen...^^
Und das jetzt mit Sho alles geklärt is,freut mich ebenso...
Nur diese Zippe macht mir Kopfzerbrechen...
Also schreib schnell weita...
Bis demnächst...
Gruß Angel ^^


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