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Joshua

warum muss das alles mir passieren?
von

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I ein scheiß Tag

„Bin wieder da.“

Stille. Keine Antwort. War ja mal wieder klar, dass meine hochgeschätzten Eltern es nicht für nötig halten mir zu antworten. Okay ehrlich gesagt will ich das auch gar nicht. Ich bin Moment schon genug mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, da muss ich mich ja nicht auch noch mit jemanden unterhalten. Ich trotte erstmal in die Küche zum Kühlschrank, ich hatte leider schon den ganzen Tag nichts gegessen und jetzt einen Heißhunger auf irgendwas. Leider ist im Kühlschrank wie immer nichts wirklich leckeres zu finden. Also ich meine lecker und ungesund. Im untersten Fach war mal ein Schokopudding. Die Betonung liegt auf „war“. Toll dann muss ich wohl oder übel doch mit den Chips vorlieb nehmen. Obwohl die ja auch nicht wirklich schlimm sind, aber die machen einfach nicht satt.

Aus dem Zimmer meiner Schwester tönt mir laut 50 cent entgegen. Wieso wurde ich mit so einer Schwester gestraft? Was hatte ich getan, dass Gott mir das antut? Das ist einfach nur unfair. Ich kann doch nix dafür. Na ja eigentlich ja schon. Ich bin nicht wirklich ein großes Vorbild für meine kleine Schwester, die ich auch liebevoll Chekabunny nenne. Im Prinzip besteht ja Chekabunny´s Hauptbestreben daraus, dass sie nur ja nicht so kaputt und ungeliebt wie ich wird. Ich verdenk es ihr ja nicht mal wirklich. Aber musste sie deshalb gleich Hopper werden?! Na egal, mich über sie aufzuregen bringt mir ja nichts. Sonst ist es ja ein ganz schöner Zeitvertreib, aber im Moment hab ich andere Dinge im Kopf.

In meinem Zimmer ist es mal wieder eiskalt. Das sagt mir, dass meine Mutter mal wieder hier drin war. Resigniert mache ich das Fenster zu und drehe die Heizung auf 3. Sie wird es nie verstehen, dass ich es hasse wenn jemand in mein Zimmer geht.

Ich schaue mich um und was ich sehe gefällt mir irgendwie. Es ist zwar Chaos und so wirklich viel erkennt man nicht, da es draußen schon dunkel wird und ich zu faul war das Licht anzumachen, aber ich fühle mich in diesem Chaos zu Hause. Mehr als sonst irgendwo. Eigentlich eh nur hier. Ein anderes zu Hause gibt es für mich nicht.

Mein Bett sieht noch genauso aus wie ich es heute Morgen verlassen hatte. Schon da wusste ich, dass es ein scheiß Tag wird. Ich hätte echt im Bett bleiben sollen. Es fühlte sich kalt an als ich mich hinein legte und mir die Decke übern Kopf zog. Alles wurde schwarz um mich und ich genoss die Dunkelheit. Langsam wurde es wärmer.

Heute war einer der schlimmsten Tage seit langem gewesen. Etwa seit einem Jahr.

Heute hatte ich ihn wieder gesehen.

Heute hatte er mich wieder erkannt.

Heute hatte er so getan als ob nichts wäre.

Heute kam Josh in meine Klasse.

Josh war vor etwa einem Jahr mein bester Kumpel gewesen. Ihr seht er ist es jetzt nicht mehr, also muss etwas passiert sein. Nur will ich nicht wirklich daran denken. Ich will jetzt in meinem mittlerweile schön warmen Bett liegen und diesen Tag einfach nur noch vergessen und den Rest davon verschlafen. Aber es bringt ja doch nichts. Josh schwirrt wie eine zu groß geratene laute Mücke in meinem Kopf herum und zwingt mich an ihn zu denken.

Wie gesagt er war mein bester Freund…bis wir beide uns einfach so aus Spaß, weil wir halt gut drauf waren, besoffen haben. Ich glaube seine Eltern waren auf einer Gartenshow, auf jeden Fall waren wir beide allein bei ihm. Wir kannten uns damals schon etwa zwei Monate und wir feierten an dem Tag, das er es endlich über sich gebracht hatte mit seiner Freundin Schluss zu machen, die nebenbei bemerkt wirklich hässlich war, aber man zieht ja nicht über andere Leute ne? Na ja wir waren echt schon beide ziemlich dicht und dann passierte es. Ich weiß nicht mehr wirklich wieso und wie und keine Ahnung, ich hatte ein ziemliches Blackout an diesem Abend…ich habe ihn geküsst. Ich habe einen Jungen geküsst! Und noch dazu meinen damaligen besten Freund! Er hat mich nur weggestoßen und mich „schwuler Arsch“ genannt. Dann hat er mich einfach gepackt und raus auf die Straße geschmissen, wo ich dann auch noch fast von seinen Eltern angefahren wurde. Ich glaube sie waren ziemlich entsetzt. Nachdem ich mich aufgerappelt hatte bin ich dann nur noch schnell abgehauen. In mein Zimmer. Zurück in meine Einsamkeit. Ich weiß bis heute nicht wieso ich das getan habe. Ich bin ja nicht mal schwul. Obwohl mich Mädchen ja auch nicht wirklich interessieren. Wieso sollt ich mich auch für diese kreischenden Dinger interessieren? War doch nur Zeitverschwendung.

Solche dämlichen Sachen passieren immer mir. Immer muss ich irgendwas anstellen, damit die Menschen, die mir etwas bedeuten, mich ansehen als wäre ich etwas Widerliches. Ich denke ich habe es verdient wenn sie mich verletzten. Immerhin bin ich es doch, der immer die Scheiße baut, nicht sie.

Die Wärme beginnt mich einzuschläfern, was mir nur Recht ist. Ich will endlich diesen schrecklichen scheiß Tag vergessen.

Vor meinen Augen taucht Josh auf. Ich erlebe noch einmal wie er in die Klasse reinkommt und der Lehrer ihm einen Platz am Fenster und zwei Reihen vor mir zu weißt. Sehe wie er mich ihm Vorbeigehen erkennt und mir zu lächelt. Er sah anders aus. Seine blonden Haare waren schulterlang, wie die eines Mädchens und er war noch größer als früher. Er musste jetzt schon um die 1, 90 m groß sein. Dagegen war ich mit meinen 1, 71 m ein nichts.

Hoffentlich stirbt er, damit er mich nie wieder daran erinnert was ich getan habe und was für ein mieses Stück Scheiße ich doch bin.

II Regen

Aus dem Spiegel guckt mich ein monster- ähnliches Wesen an. Nach längerem Hinsehen erkenne ich, dass ich doch es bin. Aber auch nur wenn man genau hinsieht. Ich weiß ich bin keine Schönheit, aber schöner als jetzt bin ich normalerweise schon. Hoff ich doch. Mein Spiegelbild hat nur noch wenig Ähnlichkeit mit mir, es hat verstrubbelte schwarz- gefärbte Haare, ein bleiches Gesicht, das noch Schlaffalten hat und tief liegende Augen, die umrammt werden von dunklen Augenringen. Ich schöpfe mir eiskaltes Wasser ins Gesicht um meine noch verbliebene Müdigkeit abzuschütteln. Ohne Erfolg. Ich habe das Gefühl ich könnte gleich im Stehen einpennen. Würde ich auch, wenn nicht jemand penetrant an die Badtür klopfen würde. Dabei kann niemand schlafen, nicht einmal ich und das will schon was heißen. Immerhin schlafe ich immer, bei jeder Gelegenheit. Das bringt mir leider auch des Öfteren Schwierigkeiten in der Schule ein. Aber was soll´ s? Erwarten die allen Ernstes dass ich bei ihrem langweiligen Unterricht aufpasse?

Mein Gesicht schaut mich jetzt aus trüben Augen an. Die Bürste lass ich heute am besten gleich, bin eh schon spät dran und bringen tut´ s doch eh nichts. Meine Haare machen was sie wollen, da kann ich mit Haarspray und Gel anrücken so viel ich will, da geht nix. Gefällt mir auch besser so.

Ich glaube das wird ein scheiß Tag.

Entnervt mache ich mit einem Ruck die Tür auf und prompt schlägt mir doch echt meine eigene Schwester die Faust ins Gesicht. Scheiße tut das weh! Sie dreht sich nur um und blickt mich an.

„Ach auch schon fertig?“

Ich halte mir die Nase und schaue nach ob sie blutet. Zum Glück nicht, aber es tut höllisch weh. Was muss mir diese miese Kröte auch einfach auf die Nase schlagen?! Ich gehe an ihr vorbei und schicke ihr noch einen Blick, der könnte er töten, sie sofort hätte das Zeitliche segnen lassen. Leider klappt das ja aber nicht so. Mit einem lauten Rums knallt Chekabunny die Tür zu.

Mein Zimmer ist immer noch dunkel, aber ich finde meine Sachen auch so. Mit der Zeit gewöhnt man sich an die Dunkelheit. Ich suche zwischen dem Chaos auf meinem Zimmerboden meine schwarze Lieblingsjacke. Ich glaube die brauch ich heute echt dringend. Der Tag hat schon scheiße angefangen und in der Jacke fühl ich mich einfach besser. Ich weiß auch nicht wieso. Liegt vielleicht daran das sie so schön weich ist und man sich prima in sie reinkuscheln kann. Also nicht das das jemand falsch versteht, ich bin nicht so ein verweichlichter schwuler Typ, der immer einen Teddy zum Einschlafen braucht, aber mit so einer „Kuscheljacke“ lässt sich die Einsamkeit leichter aushalten. Klar ich hab Freunde, aber eigentlich ist es doch eher so, dass sie mich dulden und aushalten, sollte ich sie aber jemals brauchen würden sie mich im Stich lassen. Das weiß ich genau und ich verwette Chekabunny, das es stimmt. Ehrlich gesagt ist es mir aber egal… mir wurde schon so oft von Menschen wehgetan, dass es mich mittlerweile nicht mehr wirklich verletzt. Zumindest zeige ich das nicht. Wieso sollt ich auch? Es interessiert doch eh keinen, außer diese komischen Menschen, die sich Eltern…

„Damian! Du musst los, sonst kommst du zu spät!“

Wenn man vom Teufel spricht.

Meine Tasche steht immer noch bei der Tür, ich packe noch ein paar Bücher ein und ab geht´ s. Ich schließe die Tür von meinem Zimmer und sperre die Dunkelheit darin ein. In ein paar Stunden bin ich wieder da und kann mich wieder in ihr verlieren ohne das mich jemand daran hindert.

Meine Nase tut mittlerweile nicht mehr so sehr weh, allerdings pocht sie noch ein bisschen. Ich wag es lieber nicht sie anzufassen, wer weiß was ich dann spüre. Wahrscheinlich ist sie knall rot und dick. Alles nur wegen dieser … arg…es gibt kein Wort für so eine scheiß Person. Ich sollt aufhören mir wegen ihr so viele Gedanken zu machen. Das ist sie gar nicht wert.

Gelangweilt gehe ich aus dem Haus, wie jeden Tag dasselbe. Unsere Nachbarn versuchen verzweifelt ihren Sohn in das Auto zu kriegen, um ihn in die Schule zu fahren. Der siebenjährige hasst Schule genau wie ich, aber er ist noch zuversichtlich, dass er den Kampf gegen sie gewinnen wird. Ich dagegen habe aufgegeben. Die Schule hat gesiegt und nun schleppe ich mich jeden Tag in dieses weiße Gebäude und lass die Tortur über mich ergehen. Der Nachbarsjunge wird irgendwann genauso aufgeben wie ich…früher oder später wird er das.

In Gedanken versunken laufe ich zur Schule, dabei achte ich wie jeden Morgen nicht auf meine Umgebung. Nicht auf die Häuser, die vielen Schüler, die zur Schule laufen, die viel zu schnellen Autos und die schweren Regentropfen, die beginnen vom Himmel zu fallen.

An einer Ampel muss ich warten, so versunken bin ich ja auch wieder nicht, dass ich wie blind über die Straße geh und mich überfahren lass. Es gibt bei weitem schönere Tode.

Nach der Ampel muss ich noch durch die Fußgängerzone. Der Regen wird langsam immer heftiger, aber das macht mir nichts aus. Ich liebe den Regen … the sky is crying…im Regen sieht niemand wenn ich traurig bin, das mag ich so sehr.

„Hallo Da.“

Erschrocken bleibe ich stehen. Dieser Name. So hat nur er mich genannt. Ich schaue langsam hoch und blicke in das Gesicht der Person, die mich mit diesem verhassten Namen angesprochen hat. Josh. Er lächelt ein bisschen und hebt zum Gruß die Hand. Wir stehen etwa fünf Schritte voneinander entfernt und doch weiß jeder von uns beiden, dass die Distanz zwischen uns unüberbrückbar ist.

Ich antworte nicht, sondern schaue ihn nur stumm an. Langsam scheint ihm mein Schweigen nicht so ganz zu behangen. Geschieht im nur Recht. Was will der Kerl von mir? Das Messer noch tiefer in meine Brust rammen?! Ich gehe an ihm vorbei und schaue ihn dabei nicht mal mehr an, soll der Kerl doch ruhig merken, dass ich ihn verabscheue. Abgrundtief. Erst nachdem ich an ihm vorbei bin dreht er sich um und schaut mir hinterher. Ich sehe das in einem Schaufenster, aber ich kann durch den Regen seinen Gesichtsausdruck nicht richtig erkennen. Wahrscheinlich ist er sauer, weil ich ihn einfach so stehen gelassen hab. Soll er doch, das ist mir echt so was von egal.

Das Klassenzimmer ist mal wieder eiskalt, diese Kleinkinder haben natürlich mal wieder alle Fenster aufgerissen. Aber so wirklich stört es mich nicht, so kann ich den Regen hören, der noch weiter anhält.

III Mordgedanken

Jetzt muss ich nur noch diese eine Stunde überleben. Von den restlichen fünf hab ich ja nicht allzu viel mitbekommen. Den Lehrern ist das aber egal, die haben sich schon längst damit abgefunden, dass ich ein hoffnungsloser Loser bin und sie mich genauso ignorieren können wie alle anderen Menschen, inklusive meine Mitschüler. Am Anfang haben sie immer noch versucht, mir zu helfen, mich aufzumuntern als ich vor etwa einem halben Jahr neu auf die Schule kam. Mit der Zeit haben sie es aber aufgegeben, weil ich nicht darauf eingegangen bin.

Noch zwanzig Minuten.

Inzwischen hat es aufgehört zu Regnen. Leider. Die Geräusche des Regens haben mir gut beim Einschlafen geholfen. Hehehe….was soll man auch groß während des Matheunterrichts machen? Der Lehrer kriegt doch eh nix mit und außerdem war der gesamte Lehrkörper heute eh sehr mit unserem neuen ach so tollen Mitschüler beschäftigt. Wie schafft er es nur die ganze Zeit so überaus happy zu grinsen?! Das ist abartig. Am liebsten würde ich ihm sein dämliches Grinsen aus dem Gesicht mit Hilfe eines Schweißbrenners brennen oder ihm einfach mit einer Axt den Schädel spalten.

Noch zwölf Minuten.

Was fällt dem auch ein in meine Klasse zu kommen? Immerhin hab ich mich damals vor ihm zum Affen gemacht und mich so in Grund und Boden geschämt, dass ich damals nicht mehr wusste ob ich jemals wieder unter Menschen gehen können würde. Aber ich habe ihn erfolgreich verdrängt und mit ihm diese schlimme Erinnerung, aber was ist nun? Er holt alles wieder vor und erinnert mich jede Sekunde daran, was für eine Scheiße ich gebaut habe und wie schnell man doch seinen besten Freund verlieren kann.

Noch 7 Minuten.

Dieser Typ kann nicht nur Grinsen er kann auch total fröhlich laut lachen. Gott wie kann er das nur in so einem Moment, in – mich hat irgendwas am Kopf getroffen. Verwirrt gucke ich im Klassenzimmer um mich und Maik, einer meiner „Freunde“ macht mich darauf aufmerksam, dass irgendetwas vor meinen Füßen auf dem Boden liegen muss. Ich bücke mich danach und bekomme einen kleinen Zettel zu fassen.

„Sag mal willste Joshua mit deinen Blicken erdolchen?! Ò ___ ó “

Anscheinend muss ich ihn wohl mit meinem Todesblick angeguckt haben…na ja auch egal. Ich werfe Maik einen ausdruckslosen Blick zu und schüttele nur den Kopf. Ich wäre eigentlich ja nicht wirklich traurig wenn Josh jetzt einfach vom Stuhl gefallen wäre, aber leider bleibt das ja ein Wunschtraum. Außer ich geh doch mal mit der Axt auf ihn los, vielleicht wenn er auf dem Klo ist und die anderen schon weg sind. Dann könnte ich mich langsam an ihn anschleichen und er würde mich erst im Spiegel hinter ihm erkennen. Erschrocken würde er sich umdrehen und um Gnade flehen.

Das Klingeln unterbricht meine Mordgedanken leider, aber man kann sie ja in aller Ruhe im Bett fortsetzten, aber zu erst einmal muss man den Nachhauseweg in der prallen Sonne überstehen ohne dabei auf halber Strecke zu schmelzen. Was ich mir auch noch zutrauen würde, da ich ausnahmslos schwarz trage. Wieso können am Himmel nicht auch ein paar mehr Wolken hängen? Würde dem Wetter sich nicht wirklich schaden. Aber nein, der liebe Herr Wettergott ist natürlich mal wieder gegen mich. Warum überrascht mich das nicht?

„Hey Dam!“, das war Maik…bestimmt wollte er mich noch mal wegen Josh sprechen.

„Mhm.“ Meine geistreiche Universalantwort auf alles und jeden.

„Du sag mal wieso hast du Jo jetzt so komisch angeguckt?“

„Jo?“

„Ja du weißt schon, Joshua. Er hat gemeint wir können ihn so nennen, das wäre ihm am liebsten. Also wieso denn nun?“ Neugierig wie immer der kleine Maik. Die Frage brachte ihn auf meiner Hassliste ein bisschen weiter nach oben.

„Einfach so.“

„Dam, man schaut nicht „einfach so“ einen Menschen an, als ob man ihn durch reine Gedankenkraft mehrmals gegen die Tafel schlagen und dann aus dem Fenster schmeißen will.“ Gott hat dieser Junge eine Vorstellungskraft, obwohl das auch keine schlechte Idee wäre, Josh loszuwerden.

„Ich war nur mit den Gedanken wo anders.“

„Ach so, na dann ist alles klar. Also ich muss los, bis morgen.“ Er winkt mir noch mal zu und schon ist er auch schon in der Schülermasse, die sich durchs Haupttor quetscht verschwunden.

Ich lasse mich von der wogenden Masse mitschwemmen und starre dabei unabsichtlich einen blonden Kopf. Oh man… kann der nicht einfach aus meinem Blickfeld verschwinden, damit ich ihn nicht immer anstarren muss, als ob ich ihm gleich an die Gurgel geh?

Die Stadt ist voller als am Morgen, aber das interessiert mich nicht wirklich. Nachdem Josh zum Glück in eine andere Richtung gegangen war, konnte ich in Ruhe dahin schlendern und vor mich hinträumen.

Platsch.

Hm klasse…echt klasse Tag. Ich bin in eine wunderschöne eiskalte Pfütze getreten, die natürlich sofort meinen Schuh durchweicht und meine Socken, inklusive meiner Hose teilweise durchnässt hat. Super jetzt tropfe ich hier eine nette kleine Spur durch die gesamte Fußgängerzone. Ganz toll.

Zuhause angekommen schleudere ich erstmal meinen immer noch nassen Schuh von meinem Fuß und den anderen trockenen gleich hinterher. Danach entledige ich mich noch meiner anderen nassen Sachen und krieche schutzsuchend unter meine Decke.

Verdammt wieso müssen die Tage zurzeit nur so scheiße sein?! Kann es nicht mal einen geben der halbwegs normal und gut ist? Ich bitte doch nur um einen guten Tag. Einen Tag, das ist alles was ich verlange, aber Gott hört mir ja eh wie immer nicht zu. Wenn es ihn überhaupt gibt… nicht das ich schon mal an ihn geglaubt hätte, ich bin überzeugter Atheist, trotzdem gibt es Tage an denen ich hoffe das es ihn doch gibt und das er endlich anfängt mein Leben besser laufen zu lassen. Wobei ich bezweifele, dass ich das verdient hätte… ach ist doch alles egal.

IV Kälte

Der nächste Morgen war natürlich genauso scheiße wie der andere. Ich frag mich echt seit wieso die Welt so offensichtlich gegen mich ist. Ich mein ich hab es doch eigentlich nicht verdient, dass ich erstmal zehn Minuten vor Schulbeginn aufstehe, gegen meine Tür renne, danach auch noch die Treppe runterknalle, auf der Straße dann in Hundescheiße latsche und schließlich von meinem werten Lehrer dazu verdonnert werde, wegen meines Zuspätkommens draußen auf dem eiskalten Flur den Rest der Stunde zu verbringen. Gut es sind nur noch zwanzig Minuten aber trotzdem! Diese Kälte ist asozial! Ich frier mir hier gleich den sprichwörtlichen Arsch ab…ich sitze gegen die Wand gelehnt auf dem Boden und schaue zu dem kleinen Fenster hoch. Irgendwie fühl ich mich hier wirklich wie in einem Gefängnis. Sauer zeige ich dem Fenster und dem natürlich strahlend blauen Himmel den Mittelfinger. SCHEISS WELT!

Das Stimmengewirr hinter mir schwillt an, anscheinend macht mal wieder irgendjemand Ärger und der liebe Mathelehrer, der uns auch so gut leiden kann, muss mal wieder die Stimme leicht – was sehr stark untertrieben ist, seine Stimme kann man oft genug noch fünf Zimmer weiter hören – erheben. Hier draußen kriege ich allerdings nicht jedes Wort nur mit. Nur irgendwas von wegen, einem Schwamm, sein Kopf und öfters das Wort nass. Dabei stiehlt sich ein flüchtiges Lächeln auf mein Gesicht, geschieht ihm Recht. Wenn mich die Welt schon hasst, dann ist es doch schön zu hören, dass sie noch andere Menschen hasst. Bleibt trotzdem die Tatsache, dass sie mich hasst und mich das in Form von Kälte spüren lässt. Ey wir haben Sommer und trotzdem herrschen hier höchstens 10 Grad! Okay die Fliesen sind ja von Natur aus kalt, aber ich wette die Klimaanlage spielt mal wieder verrückt, gerade wenn ich natürlich aufm Flur hocken muss. Das gibt’s doch nicht. Hätte ich wenigstens meine Kapuzenjacke mit raus genommen, aber die hängt natürlich über meinem Stuhl etwa 8 Meter von mir entfernt, so weit weg, dass es mir wie die Entfernung von der Erde bist zur Sonne vorkommt. Wobei ich nicht einmal genau weiß, wie lang das ist, ich weiß nur dass es sehr sehr sehr lang ist. Lang genug bestimmt.

Plötzlich geht die Tür auf. Und wer kommt raus? Na wisst ihr´ s? Wenn nicht gebe ich euch so gnädig wie ich bin mal einen Tipp. Also die Welt hat sich verschworen und es gibt nur eine Person, die ich wirklich aus ganzem Herzen hasse. Na könnt ihr es euch jetzt denken?

Richtig es ist unser lieber Herr Josh. Danke liebe Welt, echt, ich bin dir so dankbar ich könnte dich erschießen.

Josh geht zum Fenster und guckt raus, was es da so interessantes zu sehen gibt weiß ich echt nicht. Dann setzt er sich darunter und guckt wie ein Auto als er mich entdeckt. Wobei ich nicht verstehe wie er mich übersehn konnte, immerhin saß ich direkt neben der Tür.

„Was…wieso bist du auch hier draußen?“ er guckt mich noch immer ziemlich verwirrt an.

„Krause hat mich rausgeschmissen.“

„Hä? Wann?“ Der muss ja echt blind und taub sein, immerhin hat der Typ mich ziemlich laut angeschrieen.

Ich seufze…man der Typ hat Nerven.

„Vor einer halben Stunde.“

Bitte lieber Gott, lass ihn seine Fresse halten. Bitte ich tu alles, ich geh jeden Sonntag in die Kirche, sage jeden Abend meine Gebete und werde auch nie wieder Scheiße oder verflucht sagen. Biiiiiiiiiiiiiiiitte.

„Komisch hab ich gar nicht mitgekriegt.“ Er lächelt mich mit diesem Ach - ist – die – Welt – nicht – toll – Lächeln an.

Verfluchter scheiß Gott! Sag mal wieso kannst du nicht einmal machen was ich will hä?! Das haste jetzt davon, jetzt gibt’s keine Kirche, keine Gebete und ich werde jetzt noch absichtlicher das Wort Scheiße benutzen. Einfach nur weil du es bist.

Ich brumme nur etwas in mich hinein. Ein paar Minuten hält er zum Glück seine Klappe. Hm…@ Gott: Vielleicht überleg ich es mir noch mal, wenn er bis zum Ende jetzt seine Klappe hält. Will ja nicht so sein.

Josh sitzt wie ich nur im T- shirt da und fängt sich an die Oberarme zu reiben, offensichtlich ist ihm genauso kalt wie mir.

„Sag mal hast du nach dem Unterricht schon was vor?“

Verdutzt guck ich ihn an. Hä?!

„Nee.“ Oh scheiße ich könnt mich ohrfeigen. Wieso hab ich das gesagt? Es war als wäre mein Kopf ab geschalten…scheiß Kopf! Wieso musste mir das antun? Ich hätte mir irgendwas einfallen lassen sollen, irgendwas.

Bevor ich mir nicht doch noch etwas einfallen lassen kann lächelt Josh nur erleichtert: „Klasse. Ich hätte nämlich noch ein paar Sachen von dir bei mir rum liegen. Na ja ich bin einfach nicht dazu gekommen sie dir wiederzugeben und nach unserem letzten ähm… Zusammentreffen …haben wir uns ja auch nicht mehr gesehen.“ Das hat er echt wunderschön umschrieben. Wieso hat er es nicht gleich „nach deinem Rausschmiss“ genannt?

„Wie wäre es wenn wir uns im Park treffen, das liegt auf halber Strecke.“ Wieder dieses Lächeln. Sag mal kann der auch mal aufhören die ganze Zeit zu grinsen? Das wirkt ja schon richtig provozierend. Er kann von Glück reden das ich so ein friedlicher Mensch bin und mich nicht prügele, sonst hätte ich es ihm schon längst mal aus der Fresse geprügelt.

„Mhm.“

„Klasse.“

Danach herrscht wieder Schweigen.

Was hat mich nur geritten dem zuzusagen?! Ich mein soll er von mir aus die Sachen behalten, ich hab sie bis jetzt eh noch nicht vermisst. Um ehrlich zu sein, wusste ich bis jetzt noch gar nicht, dass mir etwas fehlt. Aber jetzt hab ich ja schon zugesagt und am besten ich bring es hinter mich. Danach kann ich ihn ja weiter ignorieren. Hoffentlich auch ungestört.

„Ding Dang Dong.“ Endlich der erlösende Gong.

Ich springe auf und flüchte regelrecht in das Klassenzimmer. Ich weiß nicht wovor. Einerseits vor der schrecklichen Kälte andererseits behangt es mir nicht wirklich mit Josh allein auf dem Gang zu sitzen. Vielleicht will er sich ja auch im Park an mir rächen, für das was ich getan habe. Mit seinen offensichtlichen Muskeln wäre das für ihn bestimmt nicht sonderlich schwer. Er könnte mich sicherlich genauso zerquetschen wie einen Toast. Aber ach Quatsch…Dam du bildest dir nur was ein. Wieso sollte er das tun? Ich meine das hätte er dann doch schon viel früher machen können, zum Beispiel auch gleich auf dem Gang. Ich bin sicher es hätte ihn niemand daran gehindert mich zusammenzuschlagen. Ach was rede ich denn da? Die anderen hätten ihn wahrscheinlich eher noch angefeuert als mir zu helfen. Wieso sollte man mir armen Würstchen auch helfen? Ich meine wie ich schon rum renne, ich sehe doch total unvertrauenswürdig und „feindlich“ also anders aus. Mit meinem Lippen- und Augenbrauenpiercing, meinen vielen Ohrringen – auf der linken Seite 3, auf der rechten 5 – meinen schwarzen Klamotten, den schwarzen Haaren, die mir fast beide Augen verdecken, den dunklen Augenringen und der blassen Haut, dem Nietenarmbändern und den schwarzen Fingernägeln. Wenn ich auch ganz lustig drauf bin schmink ich mir die Augen schwarz, dann kann man richtig sehen wie die Leute mich mit ihren Blicken aufspießen. So etwas wie mir hilft man einfach nicht. Das gehört sozusagen zum guten Menschenverstand. Aber fragt mich nicht wieso, ist ein ungeschriebenes Gesetzt.

Auf meinem Stuhl wickele ich mich erst einmal in meine Jacke ein, verdammt ist mir kalt. Ein Wunder das ich noch keine Erfrierungen an den Fingern bekommen habe, aber na ja ich glaube da müssten sie die Klimaanlage auch noch ein paar Grad tiefer schalten, bevor das passiert. Wetten sobald ich das nächste Mal rausfliege machen sie das?

Der Rest des Vormittags verläuft ziemlich ruhig. In der Englischstunde versuchte ich mich aufzutauen, was mir dank der verstärkten Sonnenwärme, durch die Fensterscheiben, hervorragend gelang; die Doppelstunde Chemie habe ich verschlafen; Deutsch ebenso, auch wenn ich ein paar Mal von der noch jungen Lehrerin gestört wurde. Sie hat noch nicht begriffen, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin oder ist zumindest noch so jung und motiviert das sie die Hoffnung nicht aufgibt, dass sie mich doch noch zum Lernen motivieren kann. Das ist leicht nervend und vor allem störend. Ich brauch doch auch meinen Schönheitsschlaf.

V Pünktlichkeit

Neue Erkenntnis: Man – also damit meine ich mich – sollte nicht im Halbschlaf nach Hause gehen. Das hat leider zur Folge, dass man nicht mehr so sehr auf seine Umgebung – zum Beispiel Laternen – achtet und schon hat man eine wunderschöne Beule über dem linken Auge. Das sieht echt schlimm aus. Natürlich war es auch noch voll aufs Piercing, so dass es jetzt noch mehr weh tut als das es eigentlich wehgetan hätte. Verdammter Scheiß! Im Spiegel betrachtet sieht es aus als hätte mir einer ins Gesicht geschlagen, dabei bin ich nur gegen eine Laterne gelaufen. Nun ja es läuft aufs Gleiche hinaus. Leider. In einer halben Stunde muss ich auch schon im Park sein um diesen Idioten zu treffen. Klasse dann darf ich schön durch die Stadt mit meiner Beule laufen. Ganz toll. Ich presse den Eisbeutel gegen meinen Kopf. Hoffentlich schwillt es nicht noch weiter an. Wie kann man – wieder ich – so blöd sein und gegen eine Laterne laufen?! Na ja jeder hat mal einen schlechten Tag. Okay das ist mittlerweile der 1000. in Folge, also ich weiß ja nicht, aber irgendwas läuft da mächtig falsch, sollte mal jemand auf die glorreiche Idee kommen und mich fragen, was aber eh keiner macht. Wieso auch?

Langsam schleppe ich mich zurück in mein Zimmer. Meine Mutter war richtig besorgt, als sie mich vorhin in der Küche mit meinem nicht gerade unauffälligen Mahl in der Küche hat stehen sehen. Wahrscheinlich dachte sie im ersten Moment jemand hätte mich verprügelt, aber hätte das jemand getan, dann hätte ich sicherlich nicht nur diese eine eigentlich doch recht harmlose Beule am Kopf.

Gedankenverloren stehe ich am Fenster. Irgendwie sieht es jeden Tag gleich aus. Schon komisch, das einzige was sich in letzter Zeit in dem kleinen Ausschnitt, den ich aus meinem Zimmerfenster sehen kann, ist doch ob das Grad gemäht ist oder nicht. Gut ab und zu kommt auch eine dieser perfekten Hausfrauen, die Gartenarchitektur studiert haben müssen so perfekt wie sie einen Garten bepflanzen und planen können, und pflanzt ein nettes kleines Bäumchen oder Blümchen ein. Natürlich am liebsten in einer Pastellfarbe.

Es wird Zeit das ich losgehe, sonst komm ich zu spät und ich muss es noch länger mit diesem ….diesem... menschenähnlichen Monster aushalten. Also auf in den Kampf.

Den Eisbeutel drück ich meiner Mutter in die Hand, als ich aus dem Haus geh. Sie wird sich zuverlässig darum kümmern und ihn an meiner Stelle bemuttern, bis ich wieder da bin.

Der Park liegt nicht sehr weit weg. Im Prinzip direkt in der Mitte zwischen Josh´ s und meinem Zuhause. Ich wohne also leider nicht weit genug von diesem Mistkerl entfernt. Aber das kann man ja ändern. Nicht das ich vorhätte umzuziehen, aber na ja bei ihm bin ich mir da nicht so sicher. Unter die Erde ziehen kann er von mir aus sehr gerne. Ich bin sicher da ist es auch relativ bequem und nette Nachbarn gibt’s dort sicher auch. Hehehehe… der Park ist an sich ganz schön, aber na ja nur für Menschen, die es lieben wenn sie von wildfremden Chiwawas angefallen werden und ihre Kinder im Sandkasten alte Kondome finden, die von einer nächtlichen Schäferstunde übrig geblieben sind. Gut aber ansonsten ist er doch eigentlich recht okay. Der Rasen ist ziemlich gepflegt, die Bäume sehen auch noch okay aus und es liegt kein Müll rum.

Am Ausgang warte ich auf Josh, der natürlich zu spät ist. War ja irgendwie klar, dass der mich hier ewig warten lässt.

Nach einer viertel Stunde ist von ihm immer noch nichts zu sehen. Was bildet sich der Kerl eigentlich ein? Glaubt der ich hätte den ganzen Tag Zeit um auf ihn zu warten?! Vielleicht wollt er mich aber auch nur veralbern und lacht sich jetzt daheim ins Fäustchen, während ich hier langsam anfange Wurzeln zu schlagen.

Fünf Minuten später ertönt ein markerschütternder Schrei: „Damian!!! Ich komme!!!“ Ähm ja das könnte ich auch anders verstehen, aber das will ich doch lieber nicht.

Josh kommt auf mich zugestürmt, mit so hohem Tempo, dass er damit sicher seine 1 im 100 Meter Lauf bekommen hätte. Vor mir kommt er auf dem Kiesweg ins Schlingern und bleibt vor mir stehen. Hechelnd grinst er mich an und legt sich dann einfach neben den Weg ins Gras. Der Typ hat echt Nerven, der soll mir endlich meine Sachen geben, damit ich verschwinden kann. Aber statt mir mein Zeug zurückzugeben, hechelt der sich nur weiter einen ab und guckt sich dabei den blauen Himmel etwas genauer an.

Irgendwann kommt er doch noch zu Atem, was meiner Meinung nach aber schon viel zu viel Zeit in Anspruch genommen hat, und setzt sich auf.

Entschuldigend guckt er mich an und lächelt mal wieder, wie schon so oft: „Sorry, dass ich so spät dran bin, aber ich hab die Zeit komplett vergessen.“

„Macht nichts.“ Und ob das was macht, aber das muss der ja nicht wirklich wissen.

Josh schaut mich einen Moment durchdringend an.

„Und ob das was macht, ich weiß doch wie sehr du Unpünktlichkeit hasst.“

Ich zucke nur mit den Achseln. Er hat ja Recht, aber was kann ich denn schon dafür? Nichts, genau! Es geht mir halt einfach unheimlich auf die Nerven, wenn ich auf jemanden warten muss, also meine Zeit für nichts und wieder nichts opfere.

Diesmal lasse ich mich nicht einmal dazu herab etwas zu brummeln. Josh schaut mich nur ein bisschen nachdenklich an, steht dann auf, packt mich am Arm und schleift mich mit auf den Rasen. Unter einer großen Ulme, zumindest glaub ich, dass es eine Ulme ist, leider schlafe ich in Bio grundsätzlich ein, bleibt er stehen und lässt sich im Schneidersitz direkt vor meine Füße plumpsen. Sonst geht’s dem noch gut ja? Genervt setzt ich mich auch hin und schweige vor mich hin.

Josh starrt schon wieder in den Himmel. Langsam frag ich mich, ob er nach irgendwelchen Ufos Ausschau hält. Ich mein wieso starrt er sonst die ganze Zeit in den Himmel? Ich mein das Ding ist doch nur blau, durch und durch blau. Was gibt’s da großes zu gucken?! Irgendwann kommt doch auch noch tatsächlich so ein dämlicher Schmetterling an und dieser seltsame Kerl fängt an dieses Vieh auf seinem Finger hin und her zu schwenken. Ich warte schon drauf, dass er einfach tot herunterfällt.

„Sag mal wie ging es dir in der Zeit so?“ das fragte er ganz leise und so uninteressiert, dass mir sofort klar war, dass es ihn brennend interessierte. Sollte es doch, mir doch egal, von mir bekommt er nix zu hören.

„Wie immer.“

Mit gerunzelter Stirn schaute er mich an, dabei verschwanden fast seine beiden Augen hinter seinen dichten Haaren. „Ja klar.“

Darauf antworte ich erst gar nicht. Ich hatte keine Lust mit ihm darüber zu reden, wie es mir erging. Er konnte sich doch eh denken, dass es ziemlich scheiße war.

„Na ja egal, also ich denk mal du willst deine Sachen wieder haben.“ Ohne auf meine Antwort zu warten zog er eine Kette aus seiner Hosentasche.

Ich machte große Augen. Natürlich erkannte ich die Kette sofort. Ich dachte ich hätte sie verloren, aber da war sie wieder. In der Hand dieses Monsters. In mir spüre ich ein tiefes Verlangen nach dieser Kette, sie war für mich immer wie eine Trost spendende Erinnerung gewesen. Vor etwa 5 Jahren hatte mir meine Oma sie hinterlassen, kurz bevor sie gestorben war. Meine Oma war die einzige gewesen, die mich wirklich verstanden und mich immer unterstützt hatte. Die Kette war das einzige was ich noch von ihr hatte und es war immer, wenn ich sie ansah als sähe ich das runzelige gutmütige Gesicht meiner Oma. Als ich sie nicht mehr gefunden hatte, war das als wäre meine Oma für mich noch einmal gestorben.

Und da war sie wirklich. Ich hatte sie wieder. Endlich.

Josh musste meine glänzenden Augen bemerkt hatten und er deutete mein Schweigen richtig, hielt also endlich mal seine Klappe. Dann beugte er sich, ehe ich mich versah vor und machte mir ohne große Schwierigkeiten die Kette um.

„Danke“ nuschelte ich. Ich bin echt so was von happy, dass ich meine Kette wiederhabe, dass ich total vergessen habe, das ich seit einer halben Ewigkeit wieder das Wort mit d benutzt habe und das auch noch bei einer Person, die ich abgrundtief hasse. Das hätte mir echt nicht passieren dürfen, aber jetzt ist es wohl auch schon zu spät. Schade auch.

„Was? Sag das noch mal, ich konnte dich nämlich leider nicht so gut verstehen. Irgendwas mit d war es doch.“ Er grinste mich nur an.

Was muss der Typ jetzt auch noch rumalbern, geht’s ihm sonst noch gut? Allmählich werde ich echt sauer auf ihn.

Ihm scheint das nicht aufzufallen, denn er triezt mich weiter: „Was hast du eigentlich mit deinem Kopf angestellt? Bist du mal wieder gegen irgendwas gelaufen?“

„Was soll denn das schon wieder heißen?“ frage ich ihn leicht angesäuert.

„Och nix.“ Meint er und guckt demonstrativ in eine andere Richtung. Scheint als wären die Kinder auf der Schaukel mächtig interessant.

„Sag es.“ Jetzt bin ich aber echt sauer, was bildet der sich eigentlich ein so mit mir zu reden? Gibt es niemand anderes den er nerven kann? Am liebsten würde ich ihn erschießen, nebenbei noch erhängen, dann mit einem Beil zerteilen und Piranias zum Fraß vorwerfen.

„Tja ich mein mit deiner Matte die du da auf dem Kopf hast, die dir die Augen regelrecht zudecken und die das Wort Haare nicht einmal verdienen, ist es klar das du dauernd gegen Sachen läufst.“ Er grinst mich so breit an wie ein Honigkuchenpferd.

Langsam spüre ich wie heißer Zorn in mir aufsteigt. Wie ich ihn hasse! Mein Kopf wird langsam rot vor Zorn und meine Augen sprühen regelrecht Funken so wütend wie ich bin.

Aber er meint nur: „Ach nimm es nicht persönlich. Es ist allgemein bekannt, dass du zu blöd bist um Sachen auszuweich …“ zu mehr kommt er nicht, denn ich habe mich bereits auf ihn gestürzt, um ihm endlich sein bescheuertes Grinsen aus dem Gesicht zu prügeln.

VI Die Prügelei

Mit der linken packe ich ihn am Kragen und schlage ihm mit meiner noch freien Hand mitten in sein super fröhliches ach so hübsches Gesicht. Im ersten Moment war Josh denk ich mal viel zu perplex um sich zu wehren, aber dann erwachte er aus diesem Moment tiefster Überraschung. Er fängt einfach so meine Faust ab, obwohl ich doch noch lang nicht fertig damit bin sein Gesicht zu bearbeiten. Dieses Gesicht, das ich einfach nur noch tot sehen will und daran wird er mich nicht hindern, egal was er auch versucht. Er hält meine Faust immer noch fest und stößt sich dann mit einem Ruck ab, damit ich im Gras unter ihm liege. Ich will ihn nur noch zerschlagen! Schnell lasse ich seinen Kragen los und versuche ihn mit meiner nun freien linken eine rein zu hauen, was er leider Gottes vorsieht. Warum kann ich nicht mal auch solche Eingebungen haben hä? Josh hält meine beiden Hände fest also bleibt mir nur noch eins um ihm möglichst viele Schmerzen zu verabreichen. Meine Beine! Entschlossen ihn unfruchtbar zu machen ramme ich ihm mein Knie mit voller Wucht dahin wo es leider Gottes den Männern am meisten weh tut. Er verzieht schmerzerfüllt den Mund jammert aber nicht oder lässt auch nur für eine Nanosekunde meine Hände los. Stattdessen schlagt er seinen Kopf auf meinen, was mich für einen Augenblick nur noch Sterne sehen lässt. Man musste das sein!? Direkt auf meine Beule…ich spüre richtig wie sie zu einem richtigen Horn anwächst. Wahrscheinlich kann ich ihn gleich damit aufspießen. Josh sieht mich nur mitleidig an, sag mal kann der mal aufhören mich so anzugucken?! Irgendwas läuft mir ins Auge. Sag mal regnet das? Aber wieso läuft mir der Regen dann nur in das eine Auge und wieso ist Regen seit heute Blut? Verdammt ich blute! Entgeistert versuche ich auf meine Stirn zu schielen, da lässt Josh plötzlich meine Hände los, setzt sich leicht bequemer – nicht nur für ihn – auf mich und hebt mein Kinn an.

„Halt mal still“ meint er, weil ich bis jetzt immer mit dem Kopf rumgeruckelt habe.

Was bildet der sich eigentlich ein? Zuerst schlägt er mir ein Loch in den Kopf und dann will er Krankenschwester spielen? Sonst noch Wünsche? Aber aus irgendeinem Grund halte ich still, wer weiß was er mit mir anstellt wenn ich es nicht machen würde. Mir noch ein Loch in den Kopf schlagen?

Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaut er sich meine Stirn oder besser meinen Haaransatz an. Er streicht meine Haare ein bisschen auseinander und guckt irgendwie sorgenvoll. Super, hat er mich bis aufs Gehirn getroffen oder was? Genug schmerzen tut es ja. Mann es fühlt sich an als würde in meinem Kopf ein kleiner Mann sitzen, der versuchen würde meinen Kopf von innen aufzubohren. Hat jemand ein Aspirin dabei?

Josh lehnt sich wieder zurück und legt meinen Kopf zurück ins Gras. Nett von ihm, dass er ihn nicht fallen lässt, aber was red ich da? Das mein Kopf gleich zerbricht ist ja nur seine Schuld. Allein seine!

„Sieht nicht so schlimm aus, ist nur ein bisschen aufgeplatzt.“

„Toll, danke auch.“ Antworte und hätten Worte klingen würde Josh jetzt verbluten aus hunderten von Wunden.

Er ignoriert das aber. „Weißt du Kopfwunden bluten immer heftiger als normale.“

Ich verdrehe nur genervt die Augen. Als ob ich das nicht wüsste. Für wie blöd hält der mich?!

„Ach ja ich hab noch was, was ich dir geben wollte.“ Grinst der Depp mich doch echt schon wieder an.

Überraschend beugt er sich einfach vor und küsst mich kurz auf den Mund. Erschrocken reise ich die Augen an. Sag mal was zum Teufel? Was sollte das? Will er mich jetzt vollends verarschen oder was wird das? Ich glaub es nicht, er hat mich geküsst. Josh! Ein Junge! Der Junge der mich aus seinem Haus geworfen hat weil ich ihn im Suff geküsst habe! Checkt das einer?! Dann soll er mir es doch bitter erklären!

Total erschrocken stammele ich nur noch „What the fuck…?“

Josh hat sich wieder aufgesetzt und grinst mich breit an. Er lacht jetzt sogar leise, weil ich anscheinend aussehe wie ein Auto. Wieso sollt ich auch nicht, immerhin hat er mich gerade GEKÜSST!?

„Jetzt reg dich ab, so schlimm kann es doch nicht gewesen sein.“ Er kriegt doch tatsächlich einen Kicheranfall. Kann mir mal einer sagen was es da zu kichern gibt? Am liebsten würde ich ihm einfach weiter eine rein schlagen nur damit er aufhört so bescheuert zu kichern.

Sein Kicheranfall hat sich mittlerweile auf einen ausgewachsenen Lachanfall ausgeweitet. Ich kommentiere das nur mit einem alles vernichtenden Blick.

Wow was für ein Wunder der Junge kann auch wieder aufhören zu lachen, das hätte ich jetzt echt nicht gedacht. Er besitzt sogar die Güte von mir runter zu gehen und legt sich stattdessen neben mich ins Gras. Wird au langsam Zeit dass er sich von mir herunter bewegt. Ein Fliegengewicht ist er ja nicht wirklich.

Nach einer langen Zeit des Schweigens, in der ich immer noch versuche zu verstehen wieso er das getan hat und vor allem was ich jetzt bitteschön machen soll! Ich meine hallo?! Was soll ich denn jetzt machen!? Mein schlimmster Feind hat mich geküsst! Hätte mal jemand die Güte und würde mir sagen was ich jetzt machen soll? Sonst gibt es doch an jeder Straßenecke jemanden der mir sagt was ich tun soll „ Werde Arzt und rette Menschenleben“ „Bring den Müll raus“ „Fick mich“ „Gib mir dein gesamtes Geld“ „Stirb endlich“ „Werde normal“ „Such dir eine Freundin und gründe eine normale Familie“ und mein Lieblingsspruch „Mach es wie ich“. Wieso ist so jemand nicht einmal da wenn man wirklich jemanden braucht der einem sagt was man tun soll? Jetzt muss ich auch noch selber denken, dabei geht das doch grade mal ausnahmsweise nicht. Mein Kopf tut immer noch furchtbar weh und es wird von Sekunde zu Sekunde schlimmer.

„Tut mir echt leid, wenn ich dich gerade geschockt habe.“

Geschockt?! Das ist ja Wohl die Untertreibung des Jahrtausends. Ich hätte an einem Herzinfarkt sterben können! Geschockt ich fass es nicht. Dafür werde ich jetzt nicht mal brummeln. Der wartet doch echt auf eine Antwort. Pff da kann er warten bis er grau wird und man ihn vor lauter Falten schon nicht mehr von einer eingefallen Mumie unterscheiden kann. Also echt mal, was denkt der sich nur? Okay ehrlich gesagt will ich lieber nicht wissen was in seinem kranken Hirn vorgeht. Obwohl ich immer noch der Theorie anhänge, dass er bei der Verteilung der Hirne grade gepennt hat. So hirnlos wie er sich benimmt, ich mein ja nur.

Anscheinend hat er es endlich kapiert das ich es vorziehe zu schweigen. Der Depp guckt schon wieder in den Himmel, mich würde echt interessieren was an einer blauen Decke so interessant ist. Ich meine ich gucke ja auch nach oben – wo soll ich auch anders hinschauen, immerhin lieg ich auf dem Rücken – und ich sehe echt überhaupt nix interessantes, was sich lohnen würde anzuschauen.

„Es tut mir leid, was ich damals getan habe. Ich habe dich wohl sehr verletzt.“

Ich glaube heute ist der Tag der Untertreibungen. Diesmal lasse ich mich auch ehrlich auf ein verächtliches Schnauben herunter. Sollte er ruhig merken, das „sehr“ nun wirklich nicht ausreicht, um die Schwere meiner Verletzung zu beschreiben. Bei weitem nicht. Er hatte mich so sehr verletzt, dass ich einen Monat nicht mehr aus dem Haus gegangen bin und meine Eltern mich schon in psychologische Behandlung geben wollten, dann jedoch zum Glück einsahen, dass es bei mir doch eh nur rausgeschmissenes Geld war. Sie wissen bis heute nicht genau was vorgefallen war. Ich hoffe doch auch, dass das so bleibt.

Ruckartig setzt er sich wieder in den Schneidersitz. Mir fällt auf, dass ein bisschen Gras in seinen Haaren hängt. Damit sieht er aus wie so ein Hippie.

„Okay wie wäre es mit: Ich habe dich überdimensional verletzt, so tief, dass ich es mir gar nicht vorstellen kann, so sehr, dass du fast daran gestorben wärst. Na klingt das besser?“ Diesmal grinst er mich nicht an, sondern schaut mich nur fast schon traurig an. Das sieht irgendwie aus wie ein begossener Pudel.

„Klingt besser.“ Was ja auch wirklich stimmt, das was er gesagt hat, kommt wirklich an die Wahrheit ziemlich nah heran. Auch wenn es immer noch nicht schlimm genug ist.

„Und ich nehme nicht an, dass du mir irgendwann verzeihen wirst.“ Jetzt schaut er auf einmal ganz interessiert den Baum an.

Ich dagegen starre ihn nur entgeistert an. Habe ich das gerade richtig verstanden? Er will, dass ich ihm verzeihe? Hat der noch alle Tassen im Schrank?! Er hat mein Leben versaut und ich soll das einfach so vergessen? Darf es sonst noch etwas sein? Vielleicht ein Sandwich oder eine Cola? Der hat eindeutig zu heiß geduscht. Vielleicht habe ich mich aber auch einfach nur verhört. Die Kopfschmerzen sind mittlerweile wahrscheinlich so schlimm, dass ich Halluzinationen habe. Ja genau das ist es, ich bilde mir das alles nur ein. In Wahrheit hat er mir wahrscheinlich wieder irgendeinen beleidigenden Spruch an meinen schmerzenden Kopf geworfen. Genau so wird es sein.

Josh dreht seinen Kopf wieder zu mir um und muss doch tatsächlich lachen. Was gibt’s denn da zu lachen hä? Mist ich hab vor Erstaunen immer noch den Mund offen, zum Glück schaut Gott offenbar gerade nicht zu ansonsten wäre sicher noch eine Fliege rein geflogen oder am besten gleich eine Wespe, gegen die ich übrigens allergisch bin. Ich klappe natürlich meinen Mund zu, aber irgendwie starre ich ihn immer noch an. Ich meine was wenn er das echt gesagt hat? Hat der wirklich die Hoffnung, dass ich ihm verzeihe? Aber so blöd kann er doch eigentlich doch gar nicht sein oder?

Er seufzt schwer, als müsste jemanden erklären, dass sein Vater bei einem Autounfall gestorben wäre.

„Ich weiß, dass es total schwer ist, aber bitte verzeih mir.“

„Sag mal willst du mich verarschen?!“

Die Worte sind schneller aus meinem Mund, als ich denken kann. Es klang hart und irgendwie tut es mir schon fast leid. Andererseits ist es doch war, ich meine das kann doch nur ein schlechter Scherz sein. Oder?

VII Deine Tränen

Josh schaut mich nur tieftraurig an. Echt ich glaub er fängt gleich an wie ein kleines Mädchen zu heulen, dem man den Lolli geklaut hat. Und das nur weil ich mal wieder nicht meine verfickte Klappe halten konnte! Man ich muss doch aber auch jeden verletzten. Klar irgendwie ist er ja schon selbst schuld, immerhin hab ich ihn nur verletzt weil er mich vor einer knappen Ewigkeit bist aufs Schärfste verletzt hat. Aber genau das ist es doch…es ist eine Ewigkeit her und die Zeit hat so gute Arbeit geleistet, dass ich es schon vergessen hatte. Die Betonung liegt auf „hatte“. Er musste ja wieder in meiner Umgebung auftauchen und alles wieder hoch holen. All die guten und bösen Erinnerungen unserer Freundschaft, aber besonders die bösen. Wenn ich ehrlich bin kann ich mich an die guten schon gar nicht mehr erinnern. Die schlechten haben wohl alle anderen überlagert. Schlimm genug waren sie ja auch.

Aber trotzdem. Gott dieser Gesichtsausdruck. Ich raste gleich aus, wenn er weiter so guckt nehme ich ihn noch in den Arm und verspreche ihm auch noch dass wir ab heute wieder beste Freunde sind. Aber nicht mit mir! Nicht so lange ich lebe! Vorher werde ich ihm diesen tieftraurigen Ausdruck noch aus seinen scheiß blauen Augen prügeln! Da hebe ich tatsächlich den Arm und schlag ihm voll ins Gesicht. Offenbar hat er den Schlag nicht kommen sehn und mein Schlag schleudert ihn gegen den Baum. Woher um Himmels willen hab ich diese Kraft?! Ich mein ich hab doch kaum Muskeln, wie kann ich Josh dann gegen einen Baum schmeißen? Vielleicht liegt es ja auch daran, dass Josh es nicht hat kommen sehen und sich nicht gewehrt hat. Ist ja auch egal, aber ich hätte das wirklich nicht tun sollen. So schnell wie meine Wut da war so schnell ist sie auch schon wieder verschwunden und was bleibt sind Schuldgefühle.

Josh rappelt sich vorsichtig auf und guckt mich wütend an. Seine Lippe blutet.

„Sag mal was sollte das?!“ schreit er mich an.

„Ich … keine Ahnung … ich wollte nicht… äh …“ Oh man bin ich peinlich, ich höre mich an wie ein Hauptschüler mit einem kleineren IQ als eine Banane. Peinlicher geht’s echt nicht mehr.

Mein Gegenüber starrt mich von oben weiter böse an. Er wischt sich das Blut mit dem Handrücken ab und seufzt dann resigniert. Versteh einer diesen Kerl. Jetzt guckt der auch noch traurig. Ich mein ich hätte es verstehen können, wenn er sich jetzt auf mich gestürzt und mich grün und blau geprügelt hätte aber wieso schaut er jetzt wieder wie ein kleiner trauriger Junge aus? Das passt doch vorne und hinten nicht zusammen!

Anscheinend bemerkt er meinen inneren Konflikt, auf jeden Fall lächelt er mich nur goldig wie ein Terrier an und setzt sich vor meine Füße.

„Weißt du Da … du hast mir gefehlt.“

Wieso sagt er so was? Und wieso guckt er mich auch noch so super super lieb dabei an? Da kann doch kein Mensch nein sagen, zumindest keiner der noch ein schlagendes Herz in seiner Brust hat. Ein schlagendes habe ich noch, aber ob das noch etwas anderes fühlen kann außer Schmerz? Was wenn er sich im Stillen über mich lustig macht und mich nur noch mehr verletzten will.

Er wartet anscheinend auf eine Antwort…hm es ist wohl am besten ich sag ihm die Wahrheit, vielleicht verletzt es ihn so sehr wie er mich damals verletzt hat. Obwohl das eigentlich gar nicht geht.

„Ich weiß nicht ob ich dir trauen kann.“ So ganz einfach auf den Punkt gebracht. Ich glaube ihr wollt gar nicht wissen was er darauf macht. Glaubt mir das wollt ihr nicht, aber na ja egal ich wird es euch trotzdem sagen. Er lacht mal wieder. Sieht fast so aus als ob er gleich heult vor lauter Lachen. Ich versteh echt nicht was daran so lustig sein soll. Hab ich vielleicht ein Wort falsch ausgesprochen oder eine Türken ähnliche Grammatik benutzt? Eigentlich doch nicht oder? Josh beruhigt sich aber schnell wieder und grinst mich dann an.

„Weißt du ich habe mir schon gedacht, dass du das sagen würdest. Mir würde es ja genauso gehen an deiner Stelle. Aber weißt du was?“

Ich schüttele auf seine Frage nur den Kopf. Natürlich weiß ich etwas, aber das dürfte ihm ja völlig gleich sein.

„Ich möchte gerne, dass du mir wieder vertraust. Du weißt schon so wie früher.“

„Und wieso sollte ich so dumm sein und das machen?“

„Hm weißt du ich hab mich bei den anderen aus der Klasse erkundigt und keiner sagt, dass er wirklich dein Freund ist. Ziemlich traurig oder?“

Ach so ist das also. Maik sagt sogar schon einem völlig Fremden, dass wir keine Freunde sind, behauptet vor mir das dem so sei an manchen Tagen gleich zehn mal. Wie überaus nett von ihm.

Mein Gesicht muss so ziemlich meine Gedanken widerspiegeln, denn Josh schaut mich etwas mitleidig an.

„Hör mal Da, jeder bracht mindestens einen Freund, auch du.“

„Aber…“ Versuche ich zu widersprechen, werde aber sofort unterbrochen.

„Versuch mir erst gar nicht weiß zu machen, dass es einen besten Freund gibt von dem keiner aus unsrer Klasse etwas weiß. Wir wissen beide, dass es keinen gibt.“

Ich lasse den Kopf hängen und starre nur noch auf meine Hände. Sie zittern ziemlich stark, aber ich schaffe es einfach nicht sie zu beruhigen. Zu allem Überfluss merke ich auch noch wie mir die Tränen in die Augen steigen. Oh man ich kann doch jetzt nicht anfangen wie ein kleines Mädchen zu heulen. Und alles nur weil er verdammt noch mal Recht haben muss! Nur ist es bis heute noch nie jemanden aufgefallen und um ehrlich zu sein ich war bis jetzt zu feige es laut auszusprechen oder auch nur so klar zu denken. Ich bin wohl der einzige Mensch auf der großen weiten Welt, der es nicht fertig bringt einen Freund zu haben. Man, dass klingt wie aus einem schlechten Film. Mein Zittern weitet sich unweigerlich aus, bis Josh sich wieder auf meine Beine setzt und mich an den Schulter packt.

„Da … hey beruhig dich…“ Seine Stimme ist ganz leise und irgendwie klingt sie total fern. Als wäre sie von einem anderen Stern.

„Ich weiß, dass du mir im Moment noch nicht vertraust, aber weißt du vielleicht kannst du es ja mit der Zeit wieder. Irgendwann einmal.“

Ich muss laut schniefen, weil meine Nase aus unerfindlichen Gründen just in diesem Moment beschlossen hat einen Marathon zu laufen. Das was er sagt klingt doch schon irgendwie zu fantastisch, um wahr zu sein. Das kann doch alles nicht wahr sein. Oder vielleicht doch? Ich würde es ihm wirklich gerne glauben, aber da ist leider wieder einmal mein Verstand dazwischen, der meint, nein glaub ihm nicht, er verletzt dich eh nur wieder. Wieso kann ich meinen Verstand nicht einmal abschalten oder zumindest dieses kleine Stimmchen in meinem Kopf ignorieren?

„Ich wäre gerne wieder dein bester Freund.“

Überrascht sehe ich zu Josh auf und sehe Tränen in seinen Augen glitzern.

VIII Freunde?

Ich bin sprachlos. Hat er gerade wirklich gesagt er will wieder mein bester Freund sein? Ich meine hab ich das richtig verstanden? Der Mensch, der mich am meisten bisher in meinem Leben verletzt hat will wieder mit mir befreundet sein? Und ist dieser jemanden wirklich fast dabei in Tränen auszubrechen und alles mit diesem salzigen Etwas zu überfluten? Passiert das hier alles gerade wirklich oder lieg ich immer noch in der Schule und penne grad auf meinem Schreibtisch? Ich warte wirklich drauf, dass gleich meine liebe Kunstlehrerin kommt und mich unsanft aufweckt, um mich darauf hin gleich mal zum Direktor zu schleifen. Das kann doch alles nicht war sein!

Aber es ist war. Das wird mir bewusst als die Joshs erste Träne auf meinen Handrücken tropft. Ich merke wie ich mich nach vorne beuge und ihn in meine Arme nehme. Sag mal wieso mach ich das? Irgendwie kann ich meinen Körper nicht mehr steuern. Es ist als ob mein Verstand sich vollständig abgeschalten hätte und mein Herz nur noch diesen armen Jungen trösten will. Ich fass es nicht, dass Josh wirklich in meinen Armen liegt und mein T-shirt vollheult. Er hört gar nicht mehr auf zu weinen. Er drückt sich immer weiter an mich, als versuche er sich in mir zu verstecken vor der bösen Welt. Aus einem Grund den ich nicht kenne lasse ich das sogar zu. Ich drücke ihn sogar an mich. Meine Hände fahren seinen breiten Rücken entlang, in der Hoffnung dass er das als tröstlich empfindet. Wie konnte es nur dazu kommen, dass dieser große Junge auf einem weint wie ein kleines Mädchen? Ich werde es wohl nie verstehen. Leise höre ich sein Schluchzen…und ich dachte immer, solche Laute geben nur Emos und kleine Kinder von sich, aber anscheinend habe ich da wohl falsch gedacht.

Anscheinend hilft die über - den - Rücken - streichen - Methode nicht viel. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Langsam ist mein ganzes T-shirt nass und klebt an meiner Haut. Ich spüre seinen stockenden Atem an meinem Hals. Mit einen Hand ziehe ich ihn in eine halbwegs normale und bequeme Position auf meinen Schoß. Er lässt alles widerstandslos mit sich machen, rückt mit seinem Gesicht keinen Milimeter von meiner Halsbeuge hab. Soll er doch, wenn es ihn tröstet. Die eine Hand um seine Hüfte geschlungen, drücke ich ihn an mich und lehne mich langsam zurück ins Gras. Man wird der schwer mit der Zeit. Aber irgendwie ist diese Schwere auch angenehm. Wie eine riesige Decke liegt er auf mir und versucht sich zu verkriechen. Mit meiner linken Hand kraule ich ihm den Nacken und welch ein Wunder er hört sogar in diesem Leben auf zu weinen! Ich hab es geschafft! Auftrag erfolgreich ausgeführt, Sir! Dafür fängt er an zu schnurren wie ein Kater. So richtig tief. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich ihn immer noch kraule. Ey ich wusste gar nicht, dass ein Mensch solche Laute von sich geben kann, da stellen sich wirklich meine Nackenhaare auf. Es ist ein richtig tiefes Schnurren, dass mir durch Mark und Bein geht. Wirkt ganz schön einschläfernd und so schön beruhigend auf meinen Kopf. Das wirkt echt besser als eine ganze Packung Aspirin. Geil!

Meine Selbstbeherrschung muss irgendwann flöten gegangen sein, denn ich gähne ziemlich lautstark und herzhaft.

Das beruhigende Schnurren hört abrupt auf, obwohl ich doch weiterkraule. Sag mal was soll das? Wenn ich schon so gütig bin und ihn kraule will ich gefälligst auch meinen Aspirinersatz haben!

Von irgendwo an meinem Hals höre ich eine belustigte Stimme: „Na ist der feine Herr Rilke müde?“

„Red keinen Quatsch.“ Kommt die müde Antwort meinerseits.

Was kann ich denn dafür wenn er so einschläfernd summt und ich mir, da er wie eine schwere Decke auf mir liegt, vor komme als wäre ich in einem großen grünen Bett.

Plötzlich hebt Josh seinen Kopf hoch. Manno kann der nicht mal einfach liegen bleiben und mich in Ruhe lassen? Aber anscheinend will er mich lieber frech angrinsen. War ja klar. Ich rolle als Antwort auf sein Grinsen nur mit den Augen.

Josh sieht ziemlich schlimm aus… seine Haare sind verstrubbelt und stehen in alle Himmelsrichtungen ab, die Augen sehen verweint aus und über sein Gesicht laufen helle Tränenspuren. Außerdem sieht seine Lippe immer noch blutig aus und schwillt schön an. Ich merke ein Ziehen in meiner Brust, wenn ich daran denke, dass ich daran schuld bin, dass seine Lippe so zugerichtet ist.

„Wie geht es deinem Kopf?“ Mann, wenn der mich noch mal so erschreckt krieg ich einen Herzinfarkt.

Ich gucke ihn nur verwirrt an. Wieso will er das wissen? Kann er sich nicht denken, dass es ihm…ja wie eigentlich geht? Die Kopfschmerzen sind weitestgehend verschwunden und ich spüre nur noch ein leichtes Pochen in meiner Stirn. Als ob etwas von innen nach außen will. Vielleicht will mein Hirn ja vor mir fliehen.

„Es geht.“ Beantworte ich seine Frage nachdem er mich ungeduldig angeguckt hat.

„Du solltest es lieber kühlen, damit dein Wasserkopf abschwillt.“

„Klar wenn du mir sagst, wo ich jetzt Eis herkriege.“

„Was willst du denn für eins? Schoko, Erdbeere oder Kiwi?“

„Schoko.“

„Dann frag den Heini da hinten ob er es dir besorgt und bring mir gleich mal eins mit.“

„Wieso sollte ich? Du besorgst es dir doch lieber selber.“

„Tu ich gar nicht.“ Meint er schmollend.

Och ist der arme kleine Josh traurig? Das tut mir jetzt aber leid. Er hat es verdient.

Josh legt seinen Kopf wieder in meine Halsbeuge und nach einer Weile fragt er mich leise, ob ich weiterkraule. Hm wieso nicht? Also los ans fröhliche Kraulen. Ihm scheint es ja zu gefallen, immerhin fängt er wieder an laut zu schnurren.

Ich weiß gar nicht wie lange wir so da liegen, aber es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Mich erfüllt ein Frieden, den ich nie wieder verlieren will. Am liebsten würde ich echt für immer hier liegen bleiben und auch wenn es mit ihm sein müsste. Hä? Wieso stört es mich plötzlich nicht mehr, dass mein Erzfeind gerade auf mir liegt?! Aber ich glaub diese Antwort will ich gar nicht wissen. Muss im Moment nicht sein. Ich will einfach in Ruhe hier liegen und weiter dieses beruhigende Schnurren hören.

„Du Da~a?“ Sag mal hab ich nicht gerade gesagt ich will meine Ruhe haben?

„Hm.“ Ich glaub man hört mir an, dass ich jetzt nicht reden will.

„Sind wir jetzt wieder Freunde oder…?“ Bei den letzten paar Worten musste ich mich echt anstrengend, dass ich ihn verstehe, so leise, das ich echt Schwierigkeiten habe ihn zu verstehen.

Sind war das jetzt wieder? Freunde? Ich weiß echt nicht was ich ihm sagen soll, aber … vielleicht, vielleicht kann ich es ja wirklich lernen. Vielleicht kann ich meinen kranken Kopf wieder dazu bringen, dass ich ihm vertraue.

„Hm … denk schon.“ So jetzt hab ich es gesagt und wenn er mich wirklich verarscht, dann verletzt er mich eben. Toll dann hab ich wenigstens was gelernt. Aber vielleicht macht er es ja auch nicht. Kann das sein?

„Find ich schön.“ Kommt darauf nur die schon fast unhörbare Antwort von ihm und er drückt sich noch mehr an mich.

Ich fühle seinen leichten Atem auf meinem Hals. Kitzelt ja ganz schön, wenn er ausatmet, aber fühlt sich gleichzeitig an wie warme Finger die mich streicheln. Betatschen könnte man auch sagen. Man ich sollt aufhören zu denken und eine Runde schlafen. Meine Augenlider sind eh schon so schwer, dass ich es mich viel Kraft kostet sie überhaupt offen zu halten.

Auf einmal fühle ich wie meine Decke von mir runter geht. Hä was soll das denn jetzt? Fragend schaue ich Josh an, aber der grinst nur wie immer. Dann nimmt er meine Hände und zieht mich mit einem Ruck nach oben. Sag mal seit wann ist er so stark, dass er mich nach oben ziehen kann wie einen leeren Sack?

„Na komm ich bring dich nach Hause. Sonst sieht dein Kopf morgen noch aus, als ob jemand dein Hirn mit zuviel Watte ausgestopft hätte und jetzt überquillt.“ Schon wieder sein lautes helles Lachen.

Man kann der nicht einmal aufhören, sich über mich lustig zu machen? Aber na ja irgendwo hat er ja schon Recht. Mein Kopf dürfte mittlerweile auf die Größe einer Melone angeschwollen sein. Die Schmerzen kehren, jetzt da ich stehe, wieder mit aller Wucht zurück. Mir wird auch kurz schwarz vor Augen. Oh man ich will nur noch eine ganze Packung Schmerztabletten und dann in mein warmes weiches Bett.

Josh legt einen Arm um meine Schulter, wahrscheinlich hat er gemerkt, dass ich nicht gerade sicher auf den Beinen bin. Klasse, jetzt fühl ich mich gleich noch schwächer. Wieso muss er mich jetzt in diesem Zustand sehen? Noch peinlicher geht’s doch echt nicht. Ihm scheint es aber nichts auszumachen. Er führt mich stattdessen sicher aus dem Park heraus und hinein in mein Wohngebiet. Die Leute haben uns schon etwas seltsam angeschaut. Ich meine sieht doch auch zu komisch aus wie wir rumlaufen. Zwei Jungs, beide nicht gerade ohne Schäden laufen Arm in Arm durch die halbe Stadt. Dazu kommt, dass sie unterschiedlicher gar nicht aussehen könnten. Josh hat mal wieder eine besche Skaterhose an und dazu ein weißes T-shirt, während ich ganz in schwarz rumlaufe. Krassere Gegensätze gibt es doch wirklich nicht.

Erleichtert atme ich aus. Mein Haus kommt endlich in Sicht. Die letzten Minuten waren echt eine Qual. Die Kopfschmerzen sind so stark, dass sie meine ganzen Sinne benebeln und mir ist deshalb schon mehrmals wieder schwarz vor Augen geworden. Josh hatte das gemerkt und ist merklich vorsichtiger mit mir gelaufen. Als wäre ich ein Krüppel! Na aber um ehrlich zu sein, im Moment habe ich ganz andere Sorgen über die ich nachdenken muss. Mein Kopf!!!!

Josh schleppt mich schon fast die Auffahrt hoch und setzt mich dann auf den Stufenabsatz vor der Haustür. Während er Klingelt behält er mich im Auge, dass weiß ich, auch wenn ich mich nicht zu ihm umdrehe. Ich kann seinen Blick auf meinen Kopf förmlich spüren.

Die Haustür geht auf und ich höre nur ein erschrockenes Keuchen von meiner Mutter – meine Mutter hat ein unverwechselbares erschrockenes Keuchen – als sie Josh sieht. Wahrscheinlich wegen seiner Lippe. Bin gespannt was sie zu meinem Gesicht sagen wird. Josh wechselt ein paar Worte mit ihr, die ich nicht verstehe. Das Dröhnen in meinem Schädel übertönt echt alles. Dann spüre ich wie mich vier Hände und den Armen greifen und mir ins Haus helfen. Sie müssen mich beinahe tragen. Mir wird wieder schwarz vor Augen. Ich will jetzt nur noch ins Bett und schlafen. Wenn ich mich die Schmerzen nicht gerade wach halten.

Sie tragen mich die Treppe rauf in mein Zimmer. Am Rand kriege ich mit, wie meine Mutter sich über das Chaos aufregt. Dann ist da nur noch eine schöne weiche Decke die man über mich breitet. Ich habe gar nicht mehr mitgekriegt, wie ich überhaupt im Bett gelandet bin. Man mein Kopf bringt mich gleich um. Meine Augen habe ich schon lang zusammengekniffen um nicht vor lauter Schmerzen loszuheulen. Ich verkrieche mich in meinem Bett und lege die Arme um meinen Kopf. Vielleicht hilft es ja, aber irgendwie habe ich kaum Hoffnung, dass meine Schmerzen jemals aufhören. So muss sich die Hölle anfühlen. Irgendwer dreht sich zu sich und flößt mir eine eklige Flüssigkeit ein. Wahrscheinlich eine in Wasser aufgelöste Tablette oder was weiß ich, nur bitte lass es etwas sein, was mir gegen diese Schmerzen hilft!

Sobald ich alles ausgetrunken habe, verstecke ich mich wieder in meinem Bett und werde da auch in Ruhe gelassen.

Nach einer Weile in der Hölle klingen die Schmerzen Gott sei Dank ab und ich schlafe ein.

IX blaue Flecken

Man, kann mal nicht einer das Licht ausmachen, ich erblinde! Wie wahnsinnig blinzele ich in der Hoffnung so mein Augenlicht zu retten. Welcher Idiot hat auch den Rolladen oben gelassen? Ich setzte mich in meinem Bett auf und schaue mich irritiert um. Kann mir mal einer verraten seit wann es morgens um 6 schon so hell ist? Hab ich nicht mitgekriegt, dass irgend so ein Depp unser Haus mit einer überdimensional großen Taschenlampe anleuchtet und sich einen Spaß draus macht mich zu blenden? Da fällt mein Blick auf die Uhr. Einen Moment brauche ich, um die Zeiger richtig zu erkennen. Meine Augen müssen wohl doch etwas abbekommen haben. Aber dann erkenne ich es: HALB EINS?!

„FUCK!“

Wieso zum Henker hat mich niemand geweckt. Mit einem Ruck schmeiße ich meine schön schwarze, weiche und noch warme Decke von mir und springe hastig aus dem Bett. Und schon haut es mich auch auf die Fresse.

„Aua.“ Mein gestöhnter Kommentar zu dieser dämlichen Aktion.

Ich schaue zu meinen Füßen und ratet mal worüber ich gestolpert bin? Richtig über meinen Ordner. Das war ja irgendwie klar, dass der gerade heute da liegen muss. Nach einem strafenden Blick auf den Ordner stehe ich auf und du meine Fresse, wieso dreht sich alles? Bin ich im Karussell oder was ist los?

Hinter mir höre ich meine Mutter – sie muss wohl wegen dem Krach bei meiner halsbrecherischen Aktion hochgekommen sein –wie sie versucht heil quer durch mein Zimmer zu mir zu gelangen. Eigentlich doch recht aussichtslos, aber irgendwie schafft sie es tatsächlich nicht auf alte Pizzaschachteln, CDs, Zeitschriften, Klamotten, uralte zerzauste Kuscheltiere oder sonstigen Schwachsinn zu treten. Bei mir dreht sich immer noch alles und es sieht so aus, als würde meine Mutter schwanken. Irgendwie lustig die Vorstellung meine Mutter wäre dicht. Unwillkürlich merke ich wie sich meine Mundwinkel etwas nach oben heben, was auf einer Seite merkwürdig weh tut. Komisch, na ja egal, ist vielleicht vom Schlafen noch.

„Wie geht es dir, Schatz?“ Man, kann die mal bitte nicht so besorgt gucken und aufhören mich Schatz zu nennen?! Ich bin doch nicht ihr Mann!

Sie mustert mein Gesicht kritisch, als hätte ich über Nacht überall Pickel bekommen. Vielleicht hab ich das ja auch. Mein Gott wie schlimm. Als ob mich Pickel sonderlich stören würden. Meine Haare verdecken sie doch eh, da kann es mir reichlich egal sein wie viele Pickel ich habe.

„Wieso habt ihr mich nicht geweckt?!“ Ich bemühe mich erst gar nicht ihr zu antworten. Ich mein hallo? Wegen denen konnte ich nicht in die Schule, okay klar ich bin nie sonderlich scharf drauf, aber noch weniger scharf bin ich auf die doofen Kommentare von meinen ach so tollen Lehrern und Mitschülern. Die meinen doch tatsächlich man ist nie krank, sonder schwänzt immer. Selbst wenn im Landkreis eine Epedemi herumgeht und schon über die Hälfte der Klasse krank ist, habe ich diese Krankheit natürlich nicht sondern schwänze. Genau das kann ich mir am Montag dann natürlich auch gleich anhören. Ihr könnt meine Begeisterung sicherlich schon fast körperlich spüren.

Meine Mutter schaut mich nur überrascht an und erklärt dann: „Damian, du hast dich gestern geprügelt. Wir hielten es für das beste, dich nicht in die Schule zu schicken, immerhin sieht dein Kopf immer noch nicht sonderlich gut aus.“

Hä? Geprügelt? Ich? Sicher, dass die mich meint?

Meine Verwunderung muss sich wohl auf meinem Gesicht abspiegeln, denn sie fragt: „Kannst du dich nicht erinnern, Schatz? Josh hat dich gestern Abend nach Hause gebracht, wollte aber nicht sagen, wer dich so zugerichtet hat.“ Dabei streicht sie über meine Wange, was echt weh tut und ich zusammenzucke.

Hm…Josh? Irgendwas klingelt da in meinem Kopf. Oh man, kann mein Hirn nicht einmal schneller arbeiten? Grüne Wiese, Joshs Grinsen, Kopfschmerzen…Schnurren. Schlagartig ist alles wieder da. Es ist als würde eine Welle in meinem Kopf zusammenschlagen und das ist echt kein gutes Gefühl. An was ich mich erinnere, will ich, ehrlich gesagt, sofort wieder vergessen. Habe ich ihn wirklich gekrault?!

„Erinnerst du dich wieder?“ Kann die nicht mal ihre Klappe halten und mich den Schrott wieder verdrängen lassen?!

„Hm.“

„Gut. Ich würde sagen, du gehst erstmal duschen und schmierst dir dann bitte dein Gesicht mit der Salbe ein. Sie liegt im Bad.“ Und schon macht sie sich mit Bewegungen, die einem Storch alle Ehre gemacht hätten, auf den Weg in die Freiheit – also nur raus aus meinem Zimmer.

Duschen halt ich gar nicht mal für eine schlechte Idee. Vor allem nachdem ich mal kurz an meinem T-shirt geschnüffelt habe. Na ja, so was nennt man wohl den männlichen Geruch. Also jetzt muss ich nur noch ein paar frische Klamotten aus meinem Schrank suchen. Fragt sich nur welche. Hm…okay es ist Wochenende, da werden wohl kaputte Jeans und T-shirt reichen. Und nu ab in das heilige strahlend weiße Bad!

Im Bad erwartet mich ein Schock. Okay es ist nicht das Bad an sich, sondern der Spiegel. Besser gesagt mein Spiegelbild. Was ist in meinem Gesicht eigentlich nicht blau oder violett? Mein rechtes Auge ist blau, meine halbe Stirn auch, die linke Wange ebenfalls und um meine Piercings herum ist die Haut knallrot. Ein Wunder, dass sie nicht rausgerissen wurden. Dann hätte Josh was erlebt. Gut er wird sowieso was erleben? Wie konnte er mich nur so zurichten? Man sieht mir doch an, dass sobald man mich einmal schlägt, sich dort sofort ein riesiger blauer Fleck entwickelt. Klasse, dass wird Gesprächsstoff geben. Ich kann mir die Kommentare schon richtig vorstellen.

Ich piekse mir leicht in die Wange. Okay das sollte ich nicht noch mal machen. Tut das weh!

Das Wasser prickelt angenehm auf meiner Haut, nur meinen blauen Flecken tut das nicht so gut. Ich habe nicht nur im Gesicht diese nicht gerade schönen Flecken, sondern auch an den Händen und Armen – mein rechtes Handgelenk muss ich irgendwie geprellt haben, ich kann es nur noch unter Schmerzen bewegen – und einen an der Hüfte. Wahrscheinlich ist Josh doch zu schwer für mich gewesen. Na warte, der kann was erleben wenn ich ihn das nächste Mal sehe. Aber zu erst einmal genieße ich noch ein Weilchen dieses wunderbare Gefühl von massierenden Fingern auf meinem gemarterten Körper.

Das Abtrocknen erweißt sich, vor allem bei meinem Gesicht, als ziemlich problematisch, weil ich jedes Mal zusammenzucke, wenn das Handtuch einen von meinen blauen Flecken berührt. Warum muss das auch so wehtun? Das ist doch unfair.

Mit den frischen Klamotten am Körper fühle ich mich gleich ein bisschen wohler. Schon komisch, was ein paar Fetzen Stoff für ein schönes Gefühl geben können.

Mein Zimmer ist immer noch total hell, also ziehe ich erstmal die Vorhänge ein Stück zu. Man, bei soviel Licht wirst du ja noch ganz gaga.

„Damian, Besuch für dich!“ brüllt irgendjemand von unten, ich nehme an es war Chekabunny.

Hä? Besuch? Wer will mich besuchen? Dann fällt der Groschen: Josh. Oder es ist einer von den Zeugen Jehovas, meine Eltern schicken die ja mit Vorliebe zu mir, damit sie sich nicht damit rumplagen müssen. Ich find das immer wahnsinnig nett von denen. Na ja, mal sehen wer da für mich gekommen ist.

Als ich die Tür auf mache renne ich schon fast gegen meinen „Besuch“. Da dieser jemand bis zu meinem Zimmer hochgekommen ist, bezweifele ich stark, dass er oder sie von den Zeugen Jehovas ist. Und als ich in ein grinsendes Gesicht sehe werde ich bestätigt. Es ist Josh. Eigentlich sollte ich sofort auf ihn losgehen, wegen meinem Gesicht, aber irgendwie … ich kann ihn nicht schlagen, schon gar nicht wenn ich in diese kristallklaren blauen Augen schaue. Es ist als würde man in ihnen versinken. Ich könnte wirklich stundenlang so da stehen und seine Augen anstarren. Nur leider muss er mich wieder einmal darin stören. War ja klar.

„Na wie geht’s dir, Kleiner?“

X Schätzchen

Wow ich hab es mal geschafft, es bis Kapitel 10 durchzuhalten. Normalerweiße ist das bei mir ja sone Sache.^^""" Na egal, ich werde diese Story diesmal zu Ende schreiben, auch wenn es noch ein Weilchen dauernd wird. Ich wollt mich mal an dieser Stelle für die Kommis und die Kritik bedanken. ^-^ Ich freu mich ja eigentlich schon immer, dass Kritik kommt, weil ich dann merk, dass ihr auch wirklich nachdenkt. ^__^ Versuch mich zu bessern, auch wenn ich mal vorsichtig bin und nix versprech.
 


 

Ich hatte ihm nicht geantwortet und auch sonst nichts zu ihm gesagt. Wieso auch? Hatte er verdient, dass ich mit ihm rede? Eindeutig nicht. Stattdessen habe ich ihn einfach in mein Zimmer gelassen, wo er sich auch gleich auf das Bett gesetzt hat. Gut, wo anders ist auch kein Platz. Seit er da sitzt, schaut er sich mit ausdruckslosem Gesicht um, während ich immer noch an der Tür gelehnt stehe. Zu ihm werde ich auf keinen Fall gehen, da kann er lange drauf warten. Schweigen breitet sich über uns aus. Ein Schweigen, das nicht sonderlich angenehm ist.

Josh bricht als erster das Schweigen: „Kaum bin ich mal nicht da, verwandelst du dein Zimmer in ein Schlachtfeld.“

Er wirft einen en anerkennendes Grinsen auf mein heiß geliebtes Schlachtfeld. Manno, was kann ich denn dafür, dass ich Aufräumen hasse?

Ich werfe ihm einen finsteren Blick als Antwort zu, worauf er natürlich sich einen ablacht.

„Was gibt’s da zu lachen?“, bevor ich mich aufhalten kann, sind die Worte auch schon aus meinem Mund.

Er sieht mich nur grinsend an und lehnt sich an die Wand hinter meinem Bett an.

„Ach es ist nur so, dass deine bösen Blicke bei mir nichts bringen.“

„Wieso sollten sie nicht?“ Normalerweise funktionieren die doch immer.

„Weil ich dich schon seit dem Sandkastenalter kenne und weiß, dass du es gar nicht so meinst. So einfach ist das.“

Pff, dass glaubt auch nur er. „Und wenn ich mich seit dem Kindergarten verändert habe?“

Er grinst mich breit an: „Weißt du, du hast es nie so gemeint, bis zu dem Tag, an dem … na ja du weißt schon was ich meine.“ Er grinst jetzt weniger, wie nett von ihm. „und ich glaube einfach nicht, dass du dich in dem einen einem Jahr so sehr verändert hast.“

„Das glaubst auch nur du.“

„Vielleicht weil ich dich als einziger kenne.“

„Du kennst mich genauso wenig wie alle anderen.“ Was bildet sich der eigentlich ein, zu behaupten er würde mich kennen?!

„Sicher?“

„Ja.“, grolle ich.

„Das wollen wir ja mal sehen.“

„Damian, Schätzchen?!“, schon wieder tönt es von unten hoch. Dieses elende Wort dringt durch das ganze Haus und Josh prustet laut los. Lautlos formt er fragend das Wort „Schätzchen?“ und lacht dann leise in sich hinein. Ich zucke nur mit den Schultern und gehe nach unten. Nach einer Weile gewöhnt man sich sogar auch an dieses elendige Wort, auch wenn es mich immer wieder nervt, wenn meine Mutter mich so nennt. Vor allem, wenn sie es durch das ganze Haus brüllt. Sie wartet im Hausflur auf mich, ihre kleine Handtasche hat sie unter dem Arm.

„Ich fahre zu Tante Anne und gehe danach noch zum Aerobic. Melissa ist bei einer Freundin und Papa ist noch einmal losgefahren, du bist also alleine. Im Kühlschrank dürfte noch etwas zu essen sein. Ich denke ich bin gegen 6 wieder da.“ Sie drückt mich noch kurz an sich und ist dann auch schon aus dem Haus. Na endlich. Wie ich ihre scheiß freundlich Art hasse. Es kotzt mich immer wieder aufs Neue an.

Ganz alleine bin ich aber auch nicht, wie es meine Mutter behauptet hat. Da ist immer noch Josh, der oben auf meinem Bett sitzt und wahrscheinlich immer noch lacht. Wie kann ein einzelner Mensch nur so viel lachen?

Langsam gehe ich nach oben. Was soll ich jetzt mit diesem Clown machen? Ich mein einfach rausschmeißen kann ich ihn ja auch nicht, obwohl ich das am liebsten würde. Wäre ja aber sehr unhöflich. Außerdem kann ich die Freundschaft mit ihm doch gleich wieder vergessen. Okay sind wir doch mal ehrlich: Wir sind noch nicht einmal 24 Stunden lang Freunde. Das ist nicht gerade eine lange Zeit. Na mal sehen, vielleicht geht er ja auch von selber. Auch wenn ich das kaum glaube.

Mein toller Freund sitzt immer noch auf meinem Bett und grinst sich einen ab. Diesmal bleibe ich nicht an der Tür stehen, sondern setzte mich ebenfalls auf mein Bett. Aber so weit wie es geht von ihm weg. Wir wollen es ja nicht gleich mit der Freundschaft übertreiben oder? Josh bemerkt es, sagt aber nichts. Komisch normalerweise hätte er doch sofort einen seiner dummen Kommentare abgegeben.

„Na, Schätzchen, was wollten sie von dir?“, sein Grinsen ist breiter denn je.

„Ich wüsste nicht, seit wann ich dein Schätzchen bin.“ Ich würde meine Mutter echt gerne für diesen Namen killen.

„Ich auch nicht, aber der Name passt so schön zu dir.“ Sein Grinsen nervt.

„Nein, tut er nicht.“

„Oh doch und wie er das tut.“ Sein Grinsen nervt immer noch.

„Nahein.“

„Doch, Schätzchen.“ Hatte ich schon erwähnt, dass sein Grinsen nervt?

„Ach, leck mich doch.“ Langsam werde ich echt sauer auf diesen Dreckskerl.

„Gerne.“

Mit einem schelmischen Grinsen beugt er sich so schnell vor, dass ich gar nicht weiß, wie mir geschieht. Quälend langsam leckt er mir über die linke Wange – natürlich genau über meine blauen Flecken. Seltsamerweise tut es nicht weh, es fühlt sich sogar angenehm an. Warte mal, was denke ich denn hier? Es ist angenehm wenn mir Josh über die Backe leckt?! Auf einmal erscheint auch wieder ein Bild vor meinem inneren Auge. Josh, wie er mich küsst. Oh Gott Josh hat mich GEKÜSST!!!

Er hat mittlerweile aufgehört mir über die Wange zu lecken und schaut mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Was hast du?“

Ich bin noch viel zu sehr durch den Wind, als dass ich ihm eine wirkliche Antwort geben könnte. Immerhin hat er mich gerade ABGELECKT! Mich! Einen Jungen!

Bevor ich es merke ist der Satz auch schon aus meinem Mund: „Verdammt bist du schwul oder was soll der Scheiß?!“

Sobald ich die Worte gesprochen habe, tun sie mir auch sofort wieder leid. Josh zuckt wie unter einem Schlag zusammen und in seinen Augen erscheint ein trauriger und verletzter Ausdruck. Er schaut zur Seite und nickt zaghaft. So habe ich ihn wirklich noch nie erlebt. Aber das schlimmste ist doch immer noch, dass er es zugibt. Josh ist schwul! Nicht, das mich hier jemand falsch versteht, ich habe wirklich nichts gegen Schwule, solange es nicht meine Freunde sind – wobei ich doch eh kaum welche habe – und sie nicht auf mich stehen. Es ist nur so…wir reden hier von Josh! Josh kann nicht schwul sein, er ist doch gar nicht der Typ dazu.

Josh sieht mir wieder in die Augen und alles was ich in ihnen sehe ist Traurigkeit. Er hat Ähnlichkeit mit einem zu groß geratenen Hund, wobei der Hund eindeutig leichter zu handhaben ist. Schon allein was das Essen angeht.

„Jetzt hältst du mich bestimmt für komplett für verrückt.“, meint er mit leiser Stimme.

„Wieso sollte ich?“ für mich besteht nicht wirklich Grund zu der Annahme, immerhin ist es zwar komisch, aber wenn er nun mal auf Typen steht.

„Weil das nicht normal ist.“, er lächelt gequält.

„Na und? Heißt doch nicht gleich, dass du verrückt bist.“

„Meine Eltern meinen das schon.“, seine Miene verdüstert sich wieder.

Seine Eltern wissen es also. Ich will gar nicht wissen, wie sie reagiert haben, als sie erfahren haben, dass ihr geliebter Sohn schwul ist. So weit ich mich erinnere, sind sie sehr konservativ und halten nichts von gleichgeschlechtlicher Liebe – wobei ich diesen Ausdruck eh hasse.

„Hm, du leidest einfach unter Geschmacksverirrung.“

Wie erwartet stielt sich ein kleines Grinsen auf sein Gesicht. Sehr gut, das steht ihm besser als dieser traurige Ausdruck.

Eine Weile schweigen wir, aber diesmal ist es ein entspanntes und angenehmes Schweigen. Joshs Augen schauen schon bald nicht mehr so traurig aus, dennoch bleibt ein ernster Ausdruck auf seinem Gesicht. Er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr und schaut dann wieder mich an.

„Ich muss los.“

„Hm.“

„Sehen wir uns morgen?“

Ich zucke mit den Schultern. Mir doch egal, ob wir uns morgen sehen.

Josh grinst wieder: „Ich hol dich um eins ab.“

Er steht auf und stöckelt auf die Tür zu.

„Du solltest echt mal aufräumen.“

Ein genervter Seufzer kommt über meine Lippen: „Du hörst dich an wie meine Mutter.“

„Ist doch aber wahr, Schätzchen.“ Äfft er meine Mutter nach.

Unwillkürlich muss ich grinsen. Er schafft es wirklich mich zum Lachen zu bringen…oder sagen wir mal zumindest zum Grinsen.

An der Haustür dreht er sich noch einmal um. „Bis morgen.“

„Bye.“

Tief in meinem Inneren weiß ich, dass ich mich auf morgen freue, aber diese Freude ist mit einem Gefühl verbunden, dass ich nicht an die Oberfläche kommen lassen will.

XI Lachen

Der nächste Morgen ist da…okay sagen wir es richtig, es ist inzwischen Mittag. Natürlich hat mich niemand geweckt und es ist schon 10 Minuten vor um eins! Super Josh kommt gleich und ich bin immer noch in Boxershorts und suche verzweifelt nach einer sauberen Hose. Wieso zum Henker finde ich keine, wenn ich mal eine suche? Endlich da ist eine! Freudestrahlend stürze ich mich auf die blaue Jeans, die in der hintersten Ecke meines Schrankes liegt. Ich nehme sie raus und begutachte sie. Jetzt weiß ich auch wieso sie die einzig saubere ist. Sie hat ein pinkes Herz auf der Gesäßtasche. Na ganz toll. Das darf jetzt nicht wahr sein oder? Seit wann habe ich eine Jeans mit pinkem Herz?! Na egal, Josh kommt gleich und ich bin nicht so scharf drauf ihm in Boxershorts gegenüber zu stehen. Ich muss mein ohnehin schon gereiztes Schicksal nicht noch extra herausfordern, weil ehrlich gesagt habe ich wenig Lust darauf, dass Josh mich anspringt und mich ficken will. Ich mein, okay mein „bester“ Freund ist schwul, aber das heißt noch nicht, dass ich es auch bin!

Von unten ruft irgendwer, dass Josh unten warte. Na dann schnell in die Hose…auch wenn sie ein pinkes Herz aufgenäht hat. Das muss ich ja aber niemanden verraten. Also schnell in die Hose, noch ein T-shirt übergezogen und ab nach unten.

Unten wartet ein nur in Bermudashorts bekleideter Josh.

„Guten Morgen“, strahlt er mich an.

Wie kann ein Mensch schon morgens nur so fröhlich sein? Das ist ja richtig unheimlich. Und was will er so wenig bekleidet hier? Also ich meine es ist zwar warm, aber auch nur wenn man draußen ist. Ich hatte ja eigentlich vorgehabt im Haus zu bleiben, weil draußen schmilzt du ja nur so vor dich hin. Josh grinst mich nur an, als er meinen fragenden Blick bemerkt.

„Wir gehen schwimmen.“ Meint er als wäre es die tollste Sache der Welt.

Ist es aber ganz sicher nicht! Ich hasse Schwimmen. Egal ob in der Schule oder während meiner Freizeit, die ich in der Regel mit etwas Erfreulicherem verbringe. Ich hasse es einfach, dass jeder meinen Körper sehen kann. Also sehen kann, wie dünn und unmännlich ich bin, die Narben, die ich mir selbst zugefügt habe und vor allem kann dann jeder sehen, wie dämlich ich mich beim Schwimmen anstelle. Das ist eine der Sportarten in denen ich wirklich eine absolute Niete bin. Mein Sportlehrer hat das zum Glück schon letztes Jahr begriffen und zwingt mich von daher nicht mehr mit zu schwimmen. Zu meinem Leidwesen bin ich letztes Jahr nämlich fast ertrunken. Und das einen Meter vom Beckenrand entfernt! Aber egal… ich muss Josh irgendwie davon überzeugen, dass wir nicht schwimmen gehen. Fragt sich nur wie.

„Muss das denn sein?“, maule ich. Maulen schadet nie.

Dann versucht er immer, denjenigen zu beruhigen. Den Trick mit dem Maulen hab ich schon rausgekriegt, als wir beide zehn waren.

Und es klappte tatsächlich schon wieder.

Josh meinte mit sanfter Stimme: „Ach komm schon Da, das wird sicher lustig.“

„Mir wäre es lieber, wenn wir irgendwas anderes machen.“ Auch wenn es joggen in dieser Hitze sein sollte, es wäre immer noch besser als Schwimmen.

Der Blondschopf grinste mich fies an. Hä? Was soll das? Was grinst der so böse? Oh man, ich ahne schlimmes.

„Wenn du mitkommst, lade ich dich morgen oder heute oder irgendwann zum Essen bei Angelo´ s ein. Du kannst auch so viel essen wie du willst.“

Sein fieses Grinsen wird noch breiter, als er sah wie dumm ich aus der Wäsche schaue.

„Das ist gemein, weißt du das?“, frage ich schmollend.

„Och, Kleiner, nicht traurig sein. Kriegst doch ein gutes Essen dafür.“

„Dir ist schon klar, dass ich mich durch die halbe Speisekarte fressen werde?“

Josh lacht laut auf: „Natürlich.“

„So und jetzt pack dein Zeug, damit wir endlich los können.“

Extra langsam schlendere ich zurück in mein Zimmer. Ich habe wirklich keinen Bock darauf mit diesem fiesen Typen schwimmen zu gehen! Okay ich krieg freies Essen bei Angelo´ s, aber trotzdem…oh man, wenn ich schon daran denke fängt mein Magen an zu knurren. Angelo´ s ist mein Lieblingsrestaurant. Ich esse unglaublich gerne italienisch und bei Angelo´ s gibt es das beste italienische Essen überhaupt. Leider habe ich hofft nicht genügend Zeit da essen zu gehen und ja ich gebe es zu, es ist auch einfach auf Dauer zu teuer. Vor allem, weil ich da immer so viel esse. So schlank wie ich bin, könnte man gar nicht denken, dass ich es schaffe an einem Abend etwa 8 Pizzen zu verdrücken. Aber so etwas geht. Allerdings nur bei Angelo´ s. Ich glaube Josh hat zu viel Geld, wenn er es so zum Fenster rausschmeißt. Andererseits hätte er mich wohl mit etwas anderem nie dazu überreden können. Na egal, fies war es trotzdem. Das wird er zurückbekommen. Aber natürlich erst nachdem wir essen waren, versteht sich ja wohl von selbst.

Meine Sachen waren schnell gepackt, so langsam ich mich auch anstellte. Also wieder ab nach unten zu Josh, diesmal aber mit einem kleinen Rucksack beladen. Josh geht mir voran nach draußen und wir laufen dann gemütlich in Richtung Freibad. Ich krieg langsam echt einen Hass auf Schwimmbäder. Welcher Depp hat die eigentlich erfunden? Ich stelle die Frage an Josh und der meint klugscheißerisch: „Die Römer natürlich.“

„Ah ja.“ Sag mal ist der ein wandelndes Lexikon? Welcher Normalsterbliche kann sich so einen Scheiß merken?

„Das wüsstest du auch, wenn du letzte Lateinstunde nicht gepennt hättest.“ Er grinste mich wieder frech an.

„Woher weißt du, dass ich geschlafen habe?“ Er kann das ja eigentlich doch gar nicht merken oder? Ich meine immerhin sitzt er vor mir, also kann er mich praktisch gar nicht sehen.

„Ich hab mich mal kurz zu dir hintergedreht und da hast du dir fröhlich deine Augenlider von innen angeschaut.“ Was für eine tolle Umschreibung fürs Schlafen. Langsam glaube ich echt, dass ich es mit einem wandelnden Buch zu tun habe. Ich weiß zwar noch nicht welchem, aber ich schwanke zwischen Gedichtsammlung, Lexikon und Duden.

„Pff, lass mich doch machen was ich will.“

„Lass ich doch auch, dich kann doch eh keiner davon abhalten nicht einzuschlafen.“

Ich boxe ihn in die Seite, woraufhin er sich die Stelle hielt und sein Gesicht verzog, als hätte er Schmerzen. Ach der Arme kann einem fast schon leid tun.

„Du musst doch nicht gleich so brutal sein.“

„Als ob dir das wirklich weh getan hätte.“

„Hat es natürlich!“, er macht ein richtig überzeugendes Gesicht.

Ich muss erstmal richtig lachen. Gott, tut das gut, wieder richtig zu lachen. Ich weiß gar nicht, wie lang es her ist, dass ich so richtig lachen musste.

XII help me

Das Freibad war, wie ich befürchtet hatte, natürlich voll. Wir hatten wirklich Probleme einen Platz zu finden. Gut, das lag wohl eher daran, dass Josh und ich uns nicht einig werden konnten. Er wollte einen Platz in der Sonne, um noch ein bisschen brauner zu werden. Ich konnte es mir gerade noch so verkneifen nicht zu sagen, dass er wenn er so weitermachte, bald einem Afrikaner Konkurrenz machen könne. Wer will auch freiwillig so braun sein? Ich wollte lieber in den Schatten. Schlussendlich haben wir bei einem Baum einen Platz gefunden, wo wir beide zufrieden sind. Ob man bei mir von zufrieden sprechen kann, weiß ich nicht. Meine Klamotten habe ich immer noch an und ich habe auch nicht vor mich um zu ziehen. Klar, er hat mich dazu überredet ins Freibad zu kommen, aber es war nie die Rede davon, dass ich ins Wasser gehe. Manchmal könnte ich mich für meine Genialität echt selber knutschen!

Josh ist natürlich schon umgezogen und wird neben mir schon richtig nervös. Der muss echt Fan von chlorhaltigem Wasser sein. Er sieht mich stirnrunzelnd an.

„Willst du dich noch in diesem Jahrtausend umziehen?“

„Nö, ich habe gesagt, dass ich mit ins Freibad komme, aber nicht, dass ich mit dir schwimme.“ Ich grinse ihn siegessicher an.

Josh´ s Gesichtsausdruck ist einfach zu geil! Er guckt als wäre er mit vollem Tempo gegen einen Baum gerannt. Leider vergeht der Ausdruck ziemlich schnell und macht stattdessen Platz für einen wütenden. Oh man, der sieht echt sauer aus…help me…

XIII Wasser?!

Josh sieht immer noch ziemlich sauer aus. Der guckt mich seit fast zwei Minuten schweigend an und ich hab keine Ahnung was ich machen soll. Klar, ich habe nicht vor nachzugeben, aber ich will auch, dass er endlich aufhört mich so sauer anzusehen.

„Hörst du heute noch auf so sauer zu gucken.“

„Klar.“, sagt er mit einem Grinsen und beugt sich zu mir runter.

Mit einer schnellen Bewegung wirft er mich über seine Schulte. Mein Gott ging das schnell, ich konnte gar nicht so schnell schreien wie ich auch schon über seine Schulter lag. Aber das kann man ja nachholen.

„Josh! Bist du von allen guten Geistern verlassen?! Lass mich sofort runter“

Ich versuche von ihm runterzukommen, aber er hält mich unbarmherzig fest. Natürlich achtet er nicht auf meine blauen Flecken. Er setzt sich in Bewegung, nur leider kann ich nicht sehen wohin, aber denken kann ich es mir schon. Dreimal dürft ihr raten wohin. Richtig! In Richtung Becken. Die Leute schauen uns verwirrt und belustigt hinterher. Muss ja aber auch ziemlich komisch aussehen. Er schlendert so dahin als wäre nichts, dabei hat er ein sich windendes, Zeter und Mordio schreiendes Etwas über seiner Schulter hängen. Das Etwas bin ich. Und langsam wird es mir echt zu bunt. Was fällt ihm ein!? Der kann mich doch nicht einfach so herumtragen!

„Lass mich endlich runter!“, begehre ich noch einmal auf.

„Das hättest du wohl gerne.“ Ich muss nicht einmal in sein Gesicht sehen, um zu wissen, dass er sich halb tot grinst.

„Jaaaaa!“

Gibt es hier keinen Bademeister, der ihn daran hindert mich einfach so herumzuschleppen?! Oder ihn daran hindert, mich ins Wasser zu schmeißen? Immerhin habe ich meine Klamotten an und konnte an dem Schock, den ich durch das kalte Wasser bekommen könnte, sterben. Es gibt einen Bademeister, den Josh natürlich persönlich kennt und der ihm auch noch viel Glück und Spaß bei seiner Tätigkeit wünscht. Ich fass es nicht! Wieso muss sein Onkel ausgerechnet hier Bademeister sein?! Wieso tut die Welt mir so was an? Ich könnte heulen. Ich will nicht in das Wasser. Es ist kalt … und nass. Okay, dass ist nichts neues, aber ich will echt nicht. Außerdem mache ich mich dann mal wieder vor allen Leuten zum Affen. Gut, dass Josh mich herumträgt ist schon peinlich genug. Fehlt nur noch, dass hier einer aus der Schule auftaucht.

„Hey, Josh, wenn trägst du denn da rum?“, fragt eine belustigte Stimme vor mir.

„Hi, Jim, das ist Damian.“, antwortet Josh ihm ebenso belustigt.

Also ich finde es überhaupt nicht lustig. Vor allem nicht, da Jim in meiner Klasse ist. Am Montag wird das natürlich ein super tolles Gesprächsthema sein.

„Na dann, viel Spaß.“

Ein Handschlag und schon geht es weiter. Ich schlage mit meinen Fäusten weiter auf ihn ein. Langsam tun mir die Hände weh, aber das hätte er wohl gern, dass ich aufhöre. Der Boden unter uns verändert sich, wird zu Beton oder so etwas ähnlichem. Ist auch egal, was für ein Boden es ist. Viel wichtiger ist, dass dieser Boden mir zeigt, dass wir das Schwimmbecken gleich erreicht haben. Fuck!!!

„Josh, bitte nicht!“

„Da hilft dir auch kein bitte, Kleiner.“

Und dann ist es soweit. Allerdings schmeißt er mich nicht in dieses kalte Nass, sondern lässt mich vorher runter und stellt mich vor sich hin. Bevor ich aber meine Chance nutzen und fliehen kann, hat er mich schon in seine Arme geschlossen. Und springt.

Kaltes Wasser umschlingt uns. Josh hält mich weiter in seinen Armen, während wir schnell tiefer sinken. Zum Glück habe ich schnell die Luft angehalten, trotzdem dringt mir etwas Wasser in die Nase, was einen unangenehmen Druck verursacht. Meine Kleider haben sich schon längst voll Wasser gesogen und ich merke wie sie immer schwerer auf meiner Haut liegen. Als würden sie auf einmal eine Tonne wiegen. In den kurzen Sekunden in denen wir sinken schaut mich Josh immer an. Diesmal ohne zu grinsen, sondern total ernst. Zuerst wollte ich mich wehren, aber der tiefe Blick seiner Augen hielt mich davon ab. Wie schafft er es mich mit diesen Augen zu hypnotisieren? Kleine Luftblasen steigen von seinem zusammengepressten Mund und seiner Nase auf, seine Haare wirbeln um uns herum und sein Blick hält mich weiter gefangen, als wäre ich sonst etwas Interessantes.

Dann ist dieser Augenblick aber auch vorbei. Wir prallen hart auf den Boden auf und Josh stößt sich schnell ab. Er entlässt mich immer noch nicht aus seinen Armen, was, glaub ich, auch ganz gut so ist. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es ohne seine Hilfe zurück zur Oberfläche geschafft hätte. Meine Kleidung behindert uns ganz schön daran wieder an die Luft zu kommen. Aber wir schaffen es.

Wieder an der Luft lässt mich Josh endlich los und schwimmt neben mir zum Beckenrand. Wie können Klamotten nur soviel wiegen? Ich muss mich ganz schön anstrengen, um nicht unterzugehen. Am Beckenrand klettere ich etwas umständlich aus dem Wasser. Diese verdammten Klamotten sind echt verdammt schwer! Wie ein begossener Pudel muss ich wohl aussehen, wie ich da neben dem Becken stehe und meine ganzen Klamotten an mir kleben. Mir ist auf einmal schrecklich kalt und der Wind, der über meine patschnassen Haare streichen, jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken.

Hände legen sich auf meine Schulter, und lassen mich erschrocken zusammenzucken. Welcher Depp wagt es mich so zu erschrecken?! Ich drehe mich zornig um und sehe den Übeltäter. Natürlich war es Josh. Wer denn sonst?

Vor Wut kochend frage ich, was der Scheiß sollte.

„Du erkältest dich noch, wenn du hier weiter doof herumstehst.“

„Ich stehe solange hier wie ich will.“

Sollte ich doch krank werden, mir ist das so was von egal. Was denkt sich der Kerl eigentlich?! Zuerst springt er mit mir ins Wasser und dann erschreckt er mich zu Tode! Was für ein wahnsinnig toller Freund!

Josh sieht mich seufzend an, keine Spur von seinem üblichen Grinsen.

„Trockne dich ab und dann darfst du mich anschreien.“

Mit diesen Worten ging er einfach an mir vorbei, zurück zu unseren Handtüchern. Am liebsten hätte ich ihm hinterhergeschrieen, dass er verdammt noch mal stehen bleiben soll, aber das war mir dann doch zu peinlich. Mein ungewollter Auftritt zog immer noch die Blicke der Badegäste auf sich. Ich kill den noch! Oder zumindest werde ich ihm große Schmerzen bereiten! Der kann was erleben, wenn ich mich abgetrocknet habe!

Mit großen Schritten eile ich zu meinem Handtuch und entferne mich schnellstmöglich von meinen nassen Sachen. Josh liegt schon in der Sonne und lässt sich von dieser trocknen. Er schaut erst auf, als ich mich, wieder halbwegs trocken, auf mein Handtuch fallen lasse. Ich erwidere seinen fragenden Blick sauer. Hat er etwa gedacht, ich rege mich in der kurzen Zeit ab.

„Du bist selber daran schuld.“, sagt er mit einem leichten Grinsen.

Als ich ihn aber nur weiter wütend ansehe und keine Antwort von mir gebe, setzt er sich auf. Ich werde jetzt ganz sicher nicht mit ihm reden. Von früher weiß ich, dass es ihn viel mehr aufregt, wenn man nicht mit ihm redet, als wenn man ihn anschreit. Und genau das werde ich jetzt auch machen, ihn anschweigen. Josh schaut mich ausdruckslos an und dann macht er etwas mit dem ich nie gerechnet hätte. Er zieht mich an sich und umarmt mich. Hab ich irgendwas nicht mitbekommen? Was bildet sich der Kerl ein? Das ich sein Schmusekissen bin und er mich umarmen kann wann und wo er will?!

„Lass das!“, sage ich zornig und drücke mich weg, aber er hält mich immer noch fest.

„Nein.“

Josh legt sich zurück auf sein Handtuch und zieht mich einfach mit sich, egal wie sehr ich mich auch wehre. Ich zerkratze ihm die Arme, schlage und trete ihn, aber ihm ist das völlig egal. Er hält mich weiter fest. Nach einer Weile kann ich nicht mehr und höre auf. Vielleicht lässt er mich ja so auch los? Ich hoffe es doch. Meine Hoffnung wird enttäuscht. Heute muss die Welt echt etwas gegen mich haben.

Genervt seufze ich auf und lasse den Kopf auf seine nackte Brust sinken.

XIV Müdigkeit

Josh hat mich sehr lange in seinen Armen gehalten. Ich weiß nicht wie lange es war, da ich irgendwann mein Zeitgefühl verloren habe. Die ganze Zeit über, in der er mich festhielt, lag ich auf seiner Brust und sah den Menschen bei ihrem Freibadbesuch zu. Schon komisch, aber es hat mir wirklich gefallen. Wenn ich daran zurückdenke, muss ich mich echt zusammenreißen, um nicht dämlich vor mich hinzugrinsen, wie ein kleiner zum ersten Mal verknallter Tennie. Dabei bin ich doch nicht mal in ihn verliebt!

Oder?

Ach was soll das? Er ist ein Junge! Ich kann doch gar nicht in ihn verliebt sein.

Irgendwann bin ich eingeschlafen. Ich weiß nicht genau wieso. Okay, ich bin dauernd müde, aber ich versteh nicht wie ich auf ihm liegend einschlafen konnte! Vielleicht war es sein beruhigende Wärme, die warme Sonne auf meinem Rücken, sein ruhiger Herzschlag … na auf jeden Fall hab ich gepennt. Keine Ahnung wie lange.

Als ich wieder aufwachte, lag ich auf meinem Handtuch – wie ich es immer noch tue – und Josh war weg. Ich sitze jetzt schon seit knapp zehn Minuten auf meinem Handtuch und suche das Freibad mit den Augen nach ihm ab. Wo zum Henker steckt der Kerl? Der kann mich doch nicht einfach so alleine lassen. Wenigstens weiß ich, dank seinem Badetuch, dass er das Freibad noch nicht verlassen hat. Irgendwie ein schwacher Trost. Okay, wenigstens habe ich dank seiner Abwesenheit ein wenig Ruhe. Ohne ihn ist es auf einmal so schön ruhig. Und kalt. Auch kein Wunder, dass mir kalt ist, immerhin liege ich im Schatten. Na dann zieh ich eben meine Sachen wieder an.

Meine Klamotten sind von der Sonne schön warm und angenehm liegen sie auf meiner Haut. An den Baum gelehnt genieße ich die Stille.

Doch die Stille wärt nicht lange. War ja auch irgendwie klar oder?

„Na, du Schlafmütze? Schon ausgeschlafen?“

Ich bleibe mit geschlossenen Augen sitzen und versuche ihn zu ignorieren. Kann er mich nicht einfach mal in Ruhe lassen, wenn ich es will.

Was riecht hier so gut? Vorsichtig schnüffele ich in der Luft. Es riecht nach… ich reiße die Augen auf.

„Pommes?“

„Für dich gibt’s Eis.“ Grinst er mich an.

Er weiß also noch, dass ich Pommes Frites nicht ab kann. Wahrscheinlich bin ich ganz Deutschland das einzige Kind, das keine Pommes isst. Aber das ist doch auch wirklich widerlich. Diese fetttriefenden halbverbrannten Kartoffelscheiben, die wahrscheinlich nicht mal aus Kartoffeln bestehen sondern nur wegen Aromastoffen nach welchen schmecken, kann doch kein Mensch essen, der auf seine Gesundheit achtet.

Josh hält mir ein Erdbeereis hin, das ich ihm mit einem angeekelten Blick auf die lätschigen in Ketchup schwimmenden Pommes, abnahm. Erdbeer ist zwar nicht grade meine Lieblingssorte, aber was soll´ s? Es ist Eis und kein verbranntes Kartoffelstäbchen. Mein Freund ist zufrieden grinsend seine Pommes und labert mich ununterbrochen voll. Dabei dachte ich immer, man solle nicht mit vollem Mund kauen. Irgendetwas muss seine Mutter bei seiner Erziehung falsch gemacht haben.

„Weißte ich hab noch Erik getroffen…“ ein Schlucken…

„Wusstest du, dass er mit Susanna zusammen ist.“

Ein Schulterzucken von mir. Was interessiert es mich? Josh scheint mein Desinteresse nicht zu stören.

„Na auf jeden Fall haben die beiden mächtig Ärger.“ Wieder ein Schlucken. „Susannas Eltern halten nämlich gar nichts von Erik…“

Er redet weiter bis er fertig gegessen hat und selbst dann noch. Ich höre ihm oberflächlich zu und nicke oder zucke mit den Schultern ab und zu, damit er merkt, dass ich nicht eingeschlafen bin. Wie es scheint, redet er sehr gerne. Das hat er früher schon immer gerne getan. Und ich höre ihm wie früher zu. Ich mache das gerne. Er hat eine tiefe beruhigende Stimme. Ich höre sie wirklich sehr gerne. Es ist als wäre nie etwas zwischen uns vorgefallen. Es ist wie früher: Wir sitzen rum, er redet und ich höre ihm zu. Wie früher.

„Hey, Da, sag mal pennst du schon wieder?!“

Jemand piekst mich in die Seite. Benommen schüttele ich mich, um dem pieksendem Etwas zu entkommen. Ich will meine Ruhe haben und die Stimme soll aufhören mit mir zu reden. Aber die Stimme hört nicht auf, genauso wenig wie der pieksende Finger. Langsam werde ich wieder wach. Immer noch etwas von Schlaf benommen schüttele ich den Kopf und schaue fragend Josh an, der sich zu mir gekniet hat um mich zu pieksen.

„Sag mal, was machst du nachts wenn du mir hier immer wieder wegpennst?“, ein besorgter Ausdruck liegt auf seinem Gesicht.

Wow, er kann besorgt schauen? Leider bin ich noch viel zu müde, um mir darüber jetzt noch mehr Gedanken zu machen. Ich bin auch noch zu müde, um mir irgendeine gute Notlüge einfallen zu lassen.

Also sage ich die Wahrheit: „Ich schlafe.“

„Und trotzdem bist du so müde, dass du, während ich mit dir rede, einschläfst?“, er schaut mich ungläubig an.

Ich zucke nur leicht mit den Schultern und lehne mich an den Baum zurück. Josh sitzt neben mir und zupft im Gras rum.

„Du, Da~a?“, fragt er nach einer Weile.

„Hm.“

Ich schaue gerade einer dreifachen Mutter dabei zu wie sie versucht ihre Kinder dazu zubekommen, sich für fünf Sekunden still hinzusetzten.

„Hast du eigentlich eine Freundin?“

Die Frage kam echt überraschend. Mit hochgezogenen Augenbrauen schaue ich ihn an. Meint der die Frage wirklich ernst? Also wenn, dann ist er ein kompletter Idiot.

„Sehe ich so aus?“

Wieder sein Grinsen: „Nein, eigentlich nicht, aber bei dir weiß man doch nie.“

„Pff, nein ich habe keine.“

„Aber verliebt bist doch schon oder?“

„Nein.“

„Hast du es gut.“

Josh lächelt gequält. Ich weiß nicht was ich darauf sagen soll. Mit Liebe kenne ich mich nicht sonderlich gut aus, ehrlich gesagt war ich noch niemals so richtig verliebt. Von daher weiß ich nicht, was so schlimm daran sein kann. Wenn man schwul ist, ist das sicher auch noch mal anders. Könnt ich mir jedenfalls vorstellen. Tja, jetzt weiß ich wieso ich auf Mädchen stehe.

„Wollen wir gehen?“

Ich nicke, je schneller ich hier raus komme, umso besser. Wer weiß was er sich noch ausgedacht hätte, um mich zu ärgern. Ich will es mir gar nicht ausmalen.

Nachdem wir unsere Sachen zusammengepackt hatten, verließen wir das Freibad. Hoffentlich muss ich es so bald nicht wieder sehen. Josh quatscht unterdessen laufend über irgendwelche Schulkameraden. Natürlich achte ich nicht wirklich darauf was er sagt, warum sollte ich auch?

Die Sonne geht schon langsam unter und die Temperatur wird langsam angenehm. Wir sind schon fast an meinem Haus angekommen und ich bin total kaputt. Meine Beine tun weh, mein Schädel und ich spüre jeden blauen Fleck! Ich will in mein Bett! Und mir nicht mehr das dämliche Geschwätz von diesem Idioten antun. Vor meiner Haustüre will ich mich eigentlich von ihm verabschieden, aber Josh ist schon an mir vorbei durch die geöffnete Tür gegangen. Na ganz toll. Das hat mir jetzt noch gefehlt, dass ich den ganzen Abend den Typen am Hals hab. Wieso tust du mir das an, Gott?! Während ich die Treppe hinauftrotte, seufze ich schwer. Man, ich will doch nur noch ins Bett. Aber na ja ist doch eigentlich egal, ob er da ist oder nicht. Ich leg mich jetzt einfach ins Bett und penn eine Runde, soll er doch meckern. Ich brauch doch meinen Schlaf, sonst häng ich Morgen vollends durch.

In meinem Zimmer angekommen sehe ich, dass Josh es sich auf meinem Fensterbrett bequem gemacht hat. Er sieht äußerst interessiert auf die Straße runter und bemerkt offenbar gar nicht, dass ich da bin. Auch gut, so habe ich wenigstens mal meine Ruhe. Ich lege mich mit Klamotten ins Bett, weil ich einfach zu faul bin mich jetzt auszuziehen. Außerdem muss man das doch jetzt nicht vor einem Schwulen machen oder? Nachher kommt der wirklich noch auf falsche Gedanken. Wobei das im Freibad ja auch schon ganz schön schräg war. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er was von mir will… aber das kann echt nicht sein. Immerhin sind wir nur Freunde! Ihm muss doch klar sein, dass ich ganz sicher nicht schwul bin und auf ihn stehe. Ich schmiege mich in meine Bettdecke, während ich ihn durch das fahle Abendlicht betrachte. Er sieht gar nicht so schlecht aus…langsam merke ich wie mir die Augen zufallen. Endlich schlafen.

„Da…“

Genervt mache ich wieder die Augen auf.

„Was denn?!“

Josh hat sich auf mein Bett gesetzt und grinst mich an: „Wenn du schon schlafen willst, dann mach es wenigstens richtig.“

Ich schaue ihn nur verwirrt an. Richtig machen? Was will der von mir?! Ich lege mich wieder zurück und ziehe mir die Decke über den Kopf. Aber natürlich lässt er sich nicht so einfach abwimmeln. Er schlägt die Decke zurück und zieht mich hoch. Männo, ich bin doch müde… wieso kann er mich nicht in Ruhe lassen? Seine Hände ziehen mir mein T-shirt über den Kopf, dann macht er sich an meinen Gürtel ran und öffnet ihn mit geschickten Fingern. Wartet mal, mein Gürtel?!

„Was soll das?!!“, ich halte seine Hände fest und schaue ihn wütend an.

Er legt nur die Stirn in Falten und sieht mich verwirrt an. Sein Blick klärt sich aber und er lächelt mich entschuldigend an.

„Tut mir leid, Da, ich wollte nicht, dass du das falsch verstehst. Ich will jetzt wirklich nicht mit dir schlafen, ich will nur, dass du besser schläfst. Glaub mir ich weiß wie man sich fühlt, wenn man in Jeans gepennt hat.“

„Aber ausziehen kann ich mich auch noch selber.“, gifte ich ihn an.

„Gut, dann mach.“, er grinst mich an.

Gut, wenn er es so haben will! Ich schwinge die Beine über die Bettkante und stehe auf. Sobald ich aber stehe spüre ich eine Hand auf meinem Hintern. Mit vor Wut sprühenden Augen drehe ich mich um. Der hat sie doch nicht mehr alle, mich hier zu begrapschen!

Bevor ich aber etwas sagen kann, höre ich sein leises Lachen: „Süßes Herzchen, Da!“

Ach scheiße, das Herz hatte ich ja ganz vergessen. War ja klar, dass er das lustig findet. Man, darüber wird er ewig lachen können. Ganz toll, echt. Er hat seine Hand immer noch auf meinem Arsch und fährt das Herz nach, ich kann seine Finger durch den dünnen Stoff hindurch spüren. Ein kribbelndes Gefühl steigt in meiner Magengegend an.

Josh lacht immer noch leise, hört aber zum Glück schnell damit auf. Stattdessen sah er ihm in die Augen und sein Blick lies mich erstarren. All die Wut ist wie weggeblasen…ich fühle nur noch dieses Kribbeln. Ich kann einfach nicht anders, als ihm ebenfalls in die Augen zu sehen. Langsam steht er auf, sieht mich dabei weiter an und seine Finger bewegen sich keinen Milimeter. Er steht direkt vor mir und ich kann die angenehme Wärme die von ihm ausgeht spüren. Während er mir weiter tief in die Augen schaut und ich das Gefühl habe darin zu ertrinken, öffnet er langsam meine Hose. Ich wehre mich nicht dagegen, obwohl ich es doch sollte, aber aus irgendeinem Grund tue ich es nicht…warum nur? Seine Hände streifen meine Jeans hinab, nicht ohne noch einmal über das Herz zu fahren. Seine Hände ziehen sich wieder zurück und er lächelt mich leicht an.

„Schlaf gut.“

Ich bin immer noch wie erstarrt und kann nicht antworten. Mir schwirren tausend Sachen durch den Kopf. Warm hat er das getan? Steht er etwa auf mich oder will er mich nur verarschen? Was war das für ein Kribbeln? Bin ich etwa schwul? Wieso zum Henker habe ich ihn nicht weggestoßen? Wieso… noch finde ich keine Antwort darauf, ich hoffe ich werde sie jemals finden.

Er umarmt mich kurz und ist dann schnell aus meinem Zimmer verschwunden, bevor ich noch etwas erwidern kann. Ich will ihn doch fragen wieso er das getan hat! Ich habe wirklich keine Ahnung was ich jetzt machen soll. Soll ich einfach so tun als wäre nichts gewesen?

Wieder zurück unter der Decke versuche ich die Gedanken an das gerade eben passierte zu verdrängen. Ich will nur noch schlafen. Es gelingt mir sogar… bis zum nächsten Morgen.

XV Sonntag im Bett?

Moin ^^

So da jetzt ja Ferien sin (wurd ja au mal langsam Zeit) werd ich demnächst mal Charabeschreibungen machen...denk ich mal. Ich hoff doch ich vergess es nich. ^^"

Have fun
 

Sonntag. Sonntag heißt Ausschlafen und gar nichts tun. Und vor allem heißt es, ich kann den Tag im Bett verbringen. Außerdem regnet es draußen eh – wie ich mit einem Blick aus meinen Fenster feststelle. Josh kann also nicht von mir erwarten, dass ich irgendetwas mit ihm unternehme. Nur leider kann ich ihm schlecht verbieten, dass er den ganzen Tag dann mit mir im Haus rumhängen will. Leider. Ich will endlich mal wieder in Ruhe meinen Gedanken nachhängen und mich nicht dauernd von ihm nerven lassen. Klar, ich könnte ihm einfach sagen, dass er sich verziehen soll, aber glaubt ihr wirklich, dass er das machen würde? Ich nicht. In dem Fall habe ich auch mal ausnahmsweise Recht. Leider Gottes.

Ich ziehe die Decke enger um mich rum und kuschele mich in mein Bett. Meine Lider schließen sich und bleiben auch geschlossen, als ich höre wie jemand die Tür öffnet und hereinkommt. Ihr könnt euch ja denken wer es ist.

Seine Stimme klang fröhlich wie immer: „Guten Morgen, Da!“

„Etwas“ setzt sich auf die Bettkante und raschelt herum. Keine Ahnung, was er wieder treibt. Es interessiert mich auch nicht. Ich will nur weiter meine Ruhe haben und schlafen oder zumindest dösen. Tja, da habe ich wohl aber meine Rechnung nicht mit Josh gemacht. Er hört auf zu rascheln und schlüpft stattdessen unter meine warme Bettdecke.

„Was zum Henker soll das denn?!“, erstaunt reiße ich die Augen auf und rutsche automatisch an die Wand ran.

Er guckt mich nur entnervt an, zieht mich erbarmungslos an sich und bettet seinen Kopf auf meine Brust. Was soll den der Scheiß?! Ich versuche mich von ihm los zu machen, aber es hilft nichts, er ist einfach zu stark. Ohne wirklich Anstrengung hält er mich umschlungen. Schon beängstigend wie stark er ist. Ob er heimlich im Fitnessstudio trainiert?

„Hör einfach auf dich zu wehrer, sonst tu ich dir noch weh.“, er spricht leise.

Vielleicht hat er ja Recht. Was bringt es mir, wenn ich mich jetzt total gegen ihn wehrer? Besiegen kann ich ihn nicht, das einzige was ich fertig bringen würde, wäre mir selber weh zu tun. Muss ja nicht sein. Nicht an einem Sonntag.

Ich höre auf gegen ihn zu protestieren. Nach und nach hört er auch auf mich so stark festzuhalten. Stattdessen schmiegt er sich an mich. Ein schön warmes Gefühl macht sich in mir breit. Wie als wenn man einen total heißen Kaffee getrunken hat. Wisst ihr was ich meine? Es ist dieses Gefühl, als wenn man eine Heizung im Bauch hat und man sich fühlt, als ob man gleich abhebt. Dieses Gefühl hab ich auch ganz oft in der ach so tollen Weihnachtszeit, wenn man mir immer Glühwein einflösst. Eigentlich doch ein recht geiles wunderschönes aufwärmendes Getränk. Vor allem dieses Gefühl… tja, aber jetzt kommt die 1-Millionen-Euro-Frage: Woher kommt dieses Gefühl?! Ehrlich gesagt will ich die Antwort lieber nicht wissen. Vorsichtig schiele ich zu dem blonden Haarschopf, der auf meiner Brust ruht und so ruhig atmet, dass man meinen könnte, er schlafe. Wahrscheinlich tut er das auch. Ist ja auch noch früh am Morgen. Schrecklich früh am Morgen. Ich sollte vielleicht auch noch ein bisschen schlafen. Aber dieses Gefühl in meiner Bauchgegend lässt das natürlich nicht zu. Es hat in etwa die aufweckende Wirkung eines Espressos. Na toll. So schön das Gefühl auch ist, so wach bin ich jetzt auch. Oh man, dabei will ich doch eigentlich schlafen. Mir gefällt nur der Grund dieses schönen Gefühls nicht. Angestrengt versuche ich meine Gedanken auf andere Bahnen zu lenken. Ich habe jetzt keinen Bock, über den Grund und dieses Jungen der sich an mich kuschelt nachzudenken. Nicht an einem Sonntag.

„Da?“

Seine Stimmte reißt mich abrupt aus meinen Gedanken. Was will der denn von mir?

„Mhm?“ Der Blondschopf dreht so seinen Kopf, dass er sein Kinn auf meiner Brust abstützt und mir so halb in die Augen schauen kann. Jeden falls in die Teile meiner Augen, die nicht von meinen Haaren bedeckt sind. Da es ja noch so „früh“ am Morgen ist, war ich noch nicht im Bad und folglich stehen meine Haare in alle Himmelsrichtungen ab und ich kann kaum etwas sehen. Aber was soll´ s? Ich habe eh keine Lust ihn anzusehen.

„Was machen wir heute?“

Meint der die Frage ernst?! Glaubt der wirklich, dass ich an einem SONNTAG irgendetwas anderes mache, als im Bett zu liegen und zu faulenzen?!!!!?!!! Das kann doch nicht sein Ernst sein!

Anhand meines Blickes erkennt er wohl meine Gedanken und grinst breit. Kann der das nicht mal lassen?

„Du hast doch nicht etwa vor, den ganzen Tag im Bett zu bleiben.“

„Doch, klar.“, antworte ich sauer.

Kann ihm doch egal sein, was ich am Sonntag mache oder?! Soll er doch von mir aus Bungeejumping machen, mir ist das so was von egal. Hauptsache er lässt mich zufrieden!

Josh schaut mich listig lächelnd an und meint: „Nix da, wir müssen noch Hausis machen und versuch erst gar nicht, dich davor zu drücken.“

Glaubt der eigentlich selber an das, was er da von sich gibt?

Ich schaue ihm mit meinem Todesblick hinterher, als er aus dem Bett steigt und aus dem Zimmer geht. Die Tür lässt er offen stehen, so dass ich Chekerbunny´ s „Musik“ wieder mithören darf. Was für ein scheiß Morgen! Entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber es ist doch wirklich so… Kann man mich nicht einmal einen Tag lang in Frieden lassen? Ist das denn zu viel verlangt? Ich will doch nur einen Tag Ruhe haben, mehr nicht. Morgen ist wieder Schule, da hab ich eh keine Ruhe mehr, also könnte man mir doch wenigstens den Sonntag gönnen oder? Josh sieht das aber anders. Verdammter Bastard! Wenn er nicht wäre, wäre alles noch so wie es vorher war! Ich hätte meine Ruhe, keiner würde mir 24 Stunden am Tag auf den Nerv gehen – mal abgesehen von meinem Leben – und ich hätte gestern auch nicht ins Freibad latschen und mich dort zum Affen machen müssen. Aber wenn er nicht wäre… dann wäre ich wieder vollkommen allein. Allein.

Leise Schritte verraten mir, dass Josh im Anmarsch ist. Okay, leise ist gelogen. Er trampelt regelrecht, so dass man ihn gar nicht überhören kann.

Mit einem Teller Muffins betritt er breit grinsend mein Zimmer. Mir läuft natürlich sofort das Wasser im Mund zusammen. Muffins! Für Muffins könnt ich ja fast so sehr töten, wie für alles Italienische. Apropos italienisch…war da nicht noch was? Aber erst einmal sind die Muffins dran.

Josh setzt sich mir gegenüber an das Ende des Bettes und reicht mir den Teller mit den mit -Zuckerguss - überzogen - Muffins. Ich glaub der Morgen ist doch nicht so scheiße. Muffins können einem doch echt, im wahrsten Sinne des Wortes, den Tag versüßen. Ahhh…I love it.

Ich bin so glücklich über mein Frühstück, dass ich Josh sogar ein klein bisschen anlächele, als ich in den ersten hineinbeiße. Gott, schmecken die himmlisch! Ich werde nachher meine Mutter mal richtig umarmen und ihr sagen, dass sie die beste Bäckerin der Welt ist. Den Muffins nach zu urteilen, ist das ja auch wirklich der Fall.

In Windeseile waren die Muffins verschwunden. Tja, sie waren halt einfach zu lecker. Josh schaute mir bei meinem Mahl belustigt zu. Soweit ich mich erinnern kann, mag er so süße Sachen nicht wirklich, was ich aber gar nicht verstehen kann. Ist doch einfach klasse!

„Du hast da etwas.“, teilt er mir mit einem Grinsen mit und deutet auf eine Stelle nahe seines Mundwinkels.

Ehe ich aber meinen Arm heben kann um den Krümel, Zuckerguss oder was auch immer da hängt, abzuwischen, beugt er sich zu mir vor. Sein Gesicht ist ganz nah und ich kann sehen, dass auch er Pickel hat. Tja, unser Meister ist wie es aussieht, also doch nicht so schön wie ein Model. Sein warmer Atem streicht kurz über mein Gesicht, bis er seine Lippen auf meinem Mundwinkel sinken lässt. Ich kann seine Zunge spüren, die über meine Haut leckt. Es kitzelt leicht und das warme Gefühl in meinem Bauch ist größer denn je. Einen Moment mal: What the fuck macht der da?!?!?! Josh merkt anscheinend, dass etwas nicht stimmt und zieht sich schnell zurück. Ich starre ihn an. Was zum Henker sollte das?! Wollte er mich etwa schon wieder küssen?! Glaubt er etwa, ich lasse mich so einfach abknutschen. Von einem Jungen?! Hat der sie noch alle??????

Josh hat sich wieder an das andere Ende meines Bettes verzogen…er schaut mir nicht ins Gesicht sondern auf seine Füße, die er angezogen hat. Er hat den Kopf in seinen Knien vergraben. Seine Schulter zucken seltsam, als hätte er Schüttelfrost. Ein leises Schluchzen verrät mir, das es kein Schüttelfrost ist. Shit, jetzt habe ich ihn auch noch zum Heulen gebracht!

Diesmal bin ich, der sich nach vorne beugt. Irgendwie muss ich das doch wieder in Ordnung bringen. Normalerweise bin ich es doch, der sich immer von anderen trösten lässt, aber diesmal ist es andersherum. Ich nehme seinen Kopf in die Hände und ziehe ihn hoch, damit ich ihm ins Gesicht schauen kann. Aus tränenüberströmten Hundeaugen schaut er mich an. Seine zittrigen Lippen formen lautlos vier Worte:

Es tut mir leid.

XVI Verstand oder Herz?

Die Tränen fließen immer noch. Stetig tropfen sie auf mein schwarzes T-Shirt, das nass auf meiner Brust klebt. Der Blondschopf hat seinen Kopf an meiner Brust vergraben und schluchzt leise. Ich sitze an meine Posterwand gelehnt mit einem 1, 90 – großen Typen auf meinem Schoß … muss wirklich schlimm aussehen. Immer wieder streichele ich mit einer Hand seinen Rücken hoch und runter. Ich kann jeden Wirbel durch sein dünnes T-Shirt spüren. Meine Rechte ruht auf seinem Kopf und spielt mit seinen Haaren. Seine Haare sind ganz dünn und nass, von seinen Tränen. Ich will, dass er aufhört! Bei jedem seiner Schluchzer zieht sich mir der Magen zusammen und ich spüre langsam wie mir ebenfalls die Tränen in die Augen steigen. Verdammt, ich will doch nicht heulen. Ich will ihn doch trösten und ihn nicht noch, durch mein Rumgeheul, anstacheln weiter zu weinen. Ich wollte ihm nicht wehtun, ich wollte ihn doch nicht zum Weinen bringen. Ich meine, wie hättet ihr reagiert, wenn euch euer eigentlich bester Freund ableckt? Da ist es doch normal, wenn man geschockt ist. Oder? Ihr hättet doch genauso gehandelt oder? Ich meine… so etwas ist doch krank… und trotzdem war es schön. Verdammt, ja! Es war schön! Es war ein so schönes und wunderbares Gefühl! Ich würde es am liebsten für immer spüren. Aber wenn es so schön war, war es dann richtig ihn wegzustoßen? Eigentlich wollte ich das doch gar nicht. Okay sagen wir, ein Teil von mir wollte es nicht…dieser Teil sitzt glaube ich in meinem Herzen. Will ich jetzt wirklich darüber nachdenken? Nicht wirklich, aber es muss wohl sein, immerhin habe ich es fertig gebracht den starken und großen Joshua zum Weinen zu bringen. Da bin ich ihm es wohl wenigstens schuldig, dass ich darüber nachdenke warum ich es getan habe. Denke ich zumindest.

Also fangen wir mal an in meinem Kopf ein bisschen Ordnung zu schaffen:

Mein lieber Verstand hat gesagt ich soll ihn wegstoßen und mein Herz oder mein Bauch, weiß nicht, ist das jetzt ein und dasselbe oder nicht? Na egal, das finde ich auch noch heraus, hat gesagt ich soll ihn nicht wegstoßen. Gut, so weit ist das ja noch einfach, aber auf wen soll ich jetzt hören? Wie sehr mag mein Herz oder Bauch Josh? Ich horche in mich hinein. Da ist wieder dieses warme Gefühl, wenn ich an diesen Blondschopf in meinen Armen denke und es wächst immer mehr, je länger ich an ihn denke. Mein Gott, gleich heb ich ab. Das wirkt ja wie eine Droge. Klar, die Droge Josh. Aber mein Kopf unterdrückt es wieder. Er sagt immerzu „Nein, das ist falsch, das ist nur Quatsch! So etwas kannst du nicht für einen Jungen empfinden!“ Warum nicht? Warum kann ich keinen Jungen...

lieben?

Weil es falsch ist, Junge und Junge das gehört einfach nicht zusammen. Das passt nicht, das gehört nicht zu Gottes Plan von der Welt. So und so ähnlich klingen die Sprüche, die man mir in meiner Kindheit eingetrichtert hat. Und wenn sie es sind, die falsch sind? Wenn jeder lieben sollte, was er will? Ist das nicht viel besser? Verdammt, Gott, könntest du mir mal sagen was du denn für richtig hältst?! Dann könnte ich mich wenigstens damit rausreden, dass ich nur das gemacht habe, was der liebe gute Gott – holt schnell einen Wischmopp, sonst rutscht noch jemand auf meiner Schleimspur aus – für richtig hält. Das wäre doch viel einfacher.

Da der liebe Herr Gott sich jetzt aber nicht zu meiner Frage äußern will muss ich mich wohl oder übel entscheiden, wie ich mich Josh gegenüber verhalte. Ich kann ihm so etwas wie gerade eben, ja wohl nicht noch einmal antun oder? Ich will ihm nicht weh tun. Verdammt, wieso muss das auch so schwer sein? Ich kann meinen Kopf doch nicht einfach so abschalten…

Josh bewegt sich. Er richtet sich langsam auf und schaut mit verquollenen Augen auf mich herab.

„Es… es tut mir leid.“, sagt er mit brüchiger Stimme.

Ich nicke nur. Was soll ich auch groß sagen?

Langsam erhebt er sich und meine Hände fallen leer zur Seite. Ohne noch einmal zurückzublicken verlässt er mein Zimmer und lässt mich zurück. Alleine.
 

Den Rest des Tages habe ich im Bett verbracht, unter mehreren Decken vergraben. Mein Wecker hat vor ein paar Sekunden geklingelt. Es ist Montag. Schule. Von Josh habe ich, seit seinem tränenreichen Auftritt gestern, nichts mehr gehört. Ich weiß nicht, was ich erwartet habe, was er tut. Wahrscheinlich irgendeinen total melodramatischen Auftritt, eben wie aus einem Film. Passiert ist jedoch nichts.

Stöhnen erhebe ich mich aus meinem Bett und tapse ins Bad. Mir tut immer noch alles weh und die Tatsache, dass es Montag ist, macht die Sache nur noch schlimmer. Wenigstens hat meine Schwester die Güte und lässt ihre Musik nur leise dudeln. Oder kommt es mir nur so vor? Irgendwie habe ich Druck auf den Ohren. Kommt wahrscheinlich von zu vielem im Bett rumgammeln.

Während ich unter der Dusche stehe, denke ich darüber nach was der Tag so alles für mich bereithält. Fünf Stunden Schule. Okay, das ist zu meistern, selbst für mich. Schlimm ist nur, dass ich Josh in der Schule sehen werde. Kann mir mal einer sagen, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll? Ich mein, das letzte Mal, als wir uns gesehen haben, hat er sich an meiner Schulter die Augen aus dem Kopf geheult! Verdammt! Kann mir nicht mal jemand helfen!

Wie ich mit einem Blick auf meine Uhr feststelle, muss ich mich ranhalten, wenn ich mir nicht schon wieder eine Strafe fürs Zu – spät - kommen einhandeln will. Ehrlich gesagt, habe ich heute wenig Bock auf eiskalte Flure. Selbst wenn ich damit Josh eine Zeitlang entkommen kann.

Den Schulweg bringe ich schnell hinter mich, immerhin scheint schon stark die Sonne, da bin ich nur ungern draußen. Irgendwie erinnert mich das Wetter an einen nicht so tollen Freibadbesuch.

Zwei Minuten vor Unterrichtsbeginn betrete ich das Klassenzimmer. Noch mal Glück gehabt. Schnell lasse ich meinen Blick über die miteinander lautstark diskutierende Masse schweifen. Scheint als wäre heute ein doch ganz toller Tag. Josh ist noch nicht zu sehen und da er sonst immer sehr früh da ist, wird er wahrscheinlich auch nicht mehr kommen. Man, hab ich ein Schwein!

Meine fünf Stunden sitze ich schweigend ab. Nicht einmal mit meinen so genannten Freunden rede ich. Sie haben mir nur einmal angesehen und gemerkt, dass mir nicht nach reden ist. Ich frag mich, woran sie das gemerkt haben. Na ist doch aber auch egal. Eigentlich war die Schule schon fast okay, aber eben auch nur fast. Meine liebe Biologielehrerin Frau Rost hat es in der zweiten Stunde geschafft, mir den ganzen Tag zu versauen – entschuldigt bitte meine Ausdrucksweise, aber in diesem Fall schien sie mir angebracht. Sie möchte einen Versuch in der nächsten Biostunde durchführen und hat uns daher paarweise eingeteilt. Da keiner mit mir machen wollte – wen wundert das? – hat sie mich Josh zugeteilt, da der ja heute, Gott sei Danke, nicht da war. Tja, dumm ist nur, dass ich ihm das Material heute bringen muss, da er das bis Mittwoch fertig arbeiten muss. Ich könnte es ihm auch erst morgen bringen, aber wahrscheinlich vergesse ich es bis dahin oder verdränge es bewusst und dann bin ich am Mittwoch am Arsch. Toll, echt klasse! Danke Frau Rost! Vor lauter Dank würde ich ihnen am liebsten ein Messer in den Bauch rammen. Ich hab sie wirklich unheimlich gern. Verrecke, du alte Schlampe!!!!

Es läutet zum Unterrichtsende. Hm…ich werde es wohl am besten sofort hinter mich bringen. Er wird mir ja schon nicht den Kopf abreißen. Hoff ich.

Also dann, Ritter Damian, auf in den Kampf!

XVII Einbrecher (kurono-kazu gewidmet)

so dieses Kapitel widme ich *trommelwirbel*

kurono-kazu ^_________^

Hab disch lüb *anspring und abknuddel*

Ich hoffe das Kapitel gefällt dir, habs au für dich extra lang gemacht ^-^

Ach und gib mir endlich meine Salsaflaschen wieda...die brauchen mich doch *schnüf*

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Lauft mal in der Mittagshitze durch die Stadt! Man, ich bin fast eingegangen. Wieso muss auch gerade heute die Sonne so stark scheinen? Langsam glaub ich, sie hat es auf mich abgesehen. Immer wenn ich aus dem Haus muss, brennt sie förmlich alles nieder. Der Park war dann ein bisschen angenehmer. Mit Betonung auf ein bisschen. Die Bäume haben mich heute irgendwie auch nicht so richtig vor den Sonnenstrahlen beschützt. Wahrscheinlich haben sich jetzt alle gegen mich verschworen. Was hab ich denn getan?!

Ich bin bei Joshs Haus angekommen. Sieht immer noch genauso aus wie vor einem Jahr. Was sollte sich da auch groß verändern? Okay, die Bäume sind gewachsen und sie haben einen kleinen Springbrunnen im Vorgarten. Mit einem Engel drauf. Joshs Mutter hatte schon immer einen Hang zum Kitsch. Zum Glück hat sie den nicht an ihren Sohn vererbt. Auf dem Kopf des Engels sehe ich einen Marienkäfer, der sich dort sonnt. Hoffentlich verbrennt er nicht.

Mit lahmen Schritten gehe ich die Einfahrt hinauf zur Haustür. Ich will da nicht hin! Ich will ihn nicht sehen! Ich bin doch zu jung zum Sterben! Okay, ich glaub jetzt übertreib ich echt. Er wird mich ja nicht beißen oder? Zumindest nicht, um mich zu töten.

Die Haustür ist immer noch dieselbe. Schon komisch wie wenig sich verändert hat… oh man, jetzt werde ich auch noch sentimental. Ich gebe mir einen Ruck und drücke den Klingelknopf. Eine kleine Melodie tönt durch das Haus. OMG, immer noch dieselbe scheiß Melodie! Die klingt wie so ein Kinderlied, nur habe ich noch nie herausgefunden welches es ist. Bei Gelegenheit frage ich doch mal Josh danach. Wenn er mich nicht gleich killt.

Eine schlanke Frau mit blonden Haaren, die locker Barbie Konkurrenz machen könnte, öffnet mir die Tür. Sie lächelt freundlich… bis sie erkennt wer ich bin.

„Ach, du bist es.“ Ihr Ton ist eiskalt wie eine Eisscholle.

„Josh ist oben, er hat glaub ich noch jemanden zu Besuch, aber geh ruhig hoch.“

Sie hält mir die Tür auf und schließt sie hinter mir. Ich schlüpfe schnell aus meinen Schuhen heraus und mache mich auf den Weg zu Joshs Zimmer. Obwohl ich ein Jahr lang nicht mehr hier war, weiß ich noch immer wo alles ist. So bin ich schnell bei seinem Zimmer angelangt und mache die Tür auf…

…und kriege einen Schock. Ich weiß nicht was ich erwartet hätte, aber ganz sicher nicht Josh halbnackt auf seinem Bett und mit einem blondhaarigen Typen auf seinem Schoß, der ihn küsst und weiß Gott noch was tut!!! Sie müssen wohl gehört haben, dass jemand hereingekommen ist und Josh schaut über die Schulter dieses… dieses Arsches! ... und guckt mich nur erschrocken an.

Ich weiß nicht wieso, aber mir steigen die Tränen in die Augen…ich will nur noch weg hier!

„Scheiße…Da, ich …“ weiter höre ich ihm nicht zu.

Blitzschnell drehe ich mich um, bevor mir die Tränen noch vor ihm übers Gesicht laufen und renne zur Haustür. Ich glaube ich habe noch nie so schnell meine Schuhe angezogen und bin wohl noch nie so schnell zu Hause gewesen. Die Hitze draußen nehme ich gar nicht mehr wahr. Nur noch einen Schmerz in meiner Brust, der, fürchte ich, nicht vom Rennen kommt.

Zuhause angekommen, überhöre ich die Rufe meiner Mutter, ob ich etwas essen will und schmeiße mich in mein Bett. Unter der Decke lasse ich meinen Tränen freien Lauf…

Wieso weine ich überhaupt? War es Schock ihn mit einem Jungen zu sehen? Beim Knutschen? – was sie noch alles getan haben, will ich gar nicht wissen. Oder dachte ich etwa wirklich, dass er NUR auf mich steht und auf keinen anderen Jungen?! Das ist doch egoistisch… Dachte ich wirklich, dass Josh mich lieben würde und niemanden sonst? Ich meine wir sind ja nicht zusammen und so könnte er doch rummachen mit wem er will… aber wieso tut es dann so weh, wenn ich daran denken, dass sie sich geküsst haben?! Das irgendein anderer diese wunderbar weichen Lippen gespürt hat!? Verdammt! Wütend schlage ich auf die Matratze. Mein Kissen ist schon ganz nass vor lauter Tränen, aber ehrlich gesagt ist mir das egal. Ich will nur nicht mehr diesen Schmerz spüren. Will nicht mehr darüber nachdenken. Will nichts mehr…
 

Jemand setzt sich auf mein Bett. Ich kann es durch die Matratze spüren. Eine Hand streicht über die Bettdecke und sucht anscheinend nach meinem Kopf. Muss wohl meine Mutter sein.

Sie streicht mir beruhigend über den Kopf, aber es hilft nicht.

„Bleibst du zu Hause?“

Die Bettdecke erbebt unter meinem kraftlosen Nicken.

Ich habe die Nacht nicht schlafen können und fühle mich so erschöpft, als wäre ich 10 Kilometer ohne Anhalten gerannt. Mir tut alles weh … außer meiner Seele. Der Schmerz ist gegangen, dafür fühle ich mich völlig leer, ohne Gefühle. Ich habe aufgehört zu weinen, weil ich irgendwann keine Tränen mehr hatte.

Meine Mutter geht wieder.

Den Rest der Woche verbringe ich in einer Art Dämmerschlaf… meine Mutter fragt erst gar nicht was mir fehlt, wofür ich ihr dankbar bin. Ihr scheint wohl zu genügend, dass ich aussehe wie der Tod, um mich zu Hause bleiben zu lassen. Mein Anblick ist auch wirklich nicht sehr schön, eher erschreckend. Meine Haut ist fahl und hat einen leichten gelbgrün Schimmer – keine Ahnung von was der kommt – und um meine Augen herum ist alles komplett schwarz, was auf nicht abgewaschene Schminke und keinen guten Schlaf zurückzuführen ist. Ich fühle mich schwach und jedes Mal wenn ich aufstehe überkommt mich ein Schwindel – und Übelkeitsgefühl. Nimmt mich das mit Josh wirklich so sehr mit? Ich meine, er ist doch nicht mein Eigentum und wir sind doch gar nicht zusammen. Außerdem weiß ich doch gar nicht ob ich das will… mit ihm zusammen sein. Ich meine, ich kann doch nicht einfach so mit einem Jungen … meine Eltern würden mich killen und der Rest der Menschheit auch, inklusive Gott. Obwohl sie doch anscheinend alle nur mein Glück wollen und wer sagt das nicht er mein Glück ist?

Arg, ich sollte aufhören zu denken Josh und ich könnten überhaupt in eine Million Jahre zusammenkommen. Er hat etwas mit einem anderen Jungen laufen, wieso sollte er sich da überhaupt für mich interessieren? Der Typ ist wahrscheinlich viel weniger kompliziert als ich … und viel schöner, besser und steht wahrscheinlich dazu, dass er Josh mag. Das würde ich doch eh nie machen. So wie ich mich kenne, vergrab ich das wieder in mir und werde es nie jemanden erzählen. Und Josh erst recht nicht.
 

Es ist Freitagabend und meine Mutter stattet meinem Zimmer wieder einmal einen Besuch ab. Wie immer habe ich mich unter der Decke verkrochen. Seit Donnerstag weiß sie, dass ich meinen Kopf immer an derselben Stelle habe – ist einfach am bequemsten da – und sucht nicht lange nach ihm. Sie streicht wie immer über die Bettdecke.

„Dein Vater und ich gehen aus, könnte etwas länger werden, weil wir auf dem Geburtstag von Miriam sind… deine Schwester ist bei einer Freundin. Du bist also alleine.“

„Hm.“ Mein erster Laut an diesem Tag. Mit wem soll ich auch groß reden und über was?

„Wenn etwas ist, Handynummer hast du ja. Machs gut, mein Schatz.“ Sie streicht noch einmal über meinen Kopf und geht dann.

Mir ist es egal, ob ich allein zu Hause bin oder nicht. Ich bleibe doch eh in meinem Bett und versuche mal richtig zu schlafen.
 

Ein Geräusch ließ mich aufhorchen. Etwas hatte geklirrt, als hätte jemand eine Scheibe eingeschlagen. Ich hörte ein leises Fluchen, konnte aber nicht verstehen was geflucht wurde. Na ganz toll, Einbrecher. Wieso muss ich immer allein im Haus sein, wenn so etwas passiert? Kann mir das mal einer verraten?

Leise und vorsichtig stand ich auf und tastete mich durchs Zimmer. Mein Vater würde ausrasten, wenn ich nicht wenigstens versuchte hätte, die Einbrecher loszuwerden. Irgendwo hatte ich doch mal einen Baseballschläger … ich tastete mich weiter vorwärts… ah, gefunden!

Ich schlich mich mit meiner erhobenen Waffe so leise wie möglich auf den Gang und dann die Treppen runter. Mein Gott, bin ich froh, dass ich weiß, wo welche Stufe knarrt.

Etwas polterte. Es kam aus Richtung Küche. Wieder klang gedämpftes Fluchen an mein Ohr. Verdammt, können die nicht mal lauter reden!

Langsam näherte ich mich der Küchentür…lieber Gott, lass die keine Pistolen oder Messer haben. Okay, sie sind in der Küche, da liegen sowieso überall Messer rum, aber trotzdem bitte lieber Gott, lass sie keine Messer haben und blöd sein, damit sie den Messerblock übersehen… ich weiß gar nicht, wie man mit dem Baseballschläger zuschlagen soll. Er wiegt schwer in meiner Hand, wahrscheinlich bin ich so schwach, dass ich nicht mal richtig damit zuschlagen kann. Die Einbrecher kriegen wohl eher einen Lachkrampf bei meinem schwächlichen Anblick, als dass sie flüchten.

Die Küchentür ist angelehnt und ich schlüpfe lautlos in den dahinter liegenden Raum. Es ist stockfinster in der Küche, denn der liebe Mond und die Sterne verstecken sich hinter einer Wolke. Super, ich kann nicht mal die Hand vor Augen erkennen.

Irgendwo raschelt etwas, aber ich kann nicht genau hören woher es kommt. Verdammt, ich brauche Licht! Ich frage mich, ob die Einbrecher etwas sehen können. Vielleicht haben sie ja Nachtsichtgeräte, aber das ist wohl eher unwahrscheinlich. Wenn sie welche hätten, hätten sie sich doch schon längst auf mich gestürzt oder?

Ob ich die Lampe einschalten kann? Vielleicht erschreckt es sie ja so sehr, dass sie die Flucht ergreifen, ohne vorher nachzusehen welcher Schwächling da Licht angemacht hat. Okay, die Wahrscheinlichkeit ist gering, aber sagt mir mal was ich sonst machen soll? Ich kann doch nicht bis zum Sonnenaufgang hier stehen und warten!

Also los, Ritter Damian! Mach dich auf die Suche nach dem heiligen Lichtschalter!

Eigentlich ist mir gerade gar nicht ritterlich zu Mute. Viel eher nach Angsthase Damian… ich zittere wie Espenlaub und der Schläger in meiner Hand wird immer schwerer.

Endlich habe ich ihn gefunden!

Die Küche ist schlagartig hell erleuchtet. Geblendet blinzele ich der Lampe entgegen und schaue mich dann nach den „flüchtenden“ Einbrechern um.

Aber hier ist ja gar keiner! Hä? Muss ich das jetzt verstehen? Aber hier muss doch jemand sein, immerhin ist ein Loch im Fenster über der Spüle, um es von außen öffnen zu können. Aber wo sind sie dann? Ich meine die können sich doch nicht in Luft aufgelöst haben?

Plötzlich höre ich ein „Aua“. Anscheinend sitzt der Sprecher hinter dem Küchentisch, auf den meine Mutter praktischerweise eine fast bodenlange Tischdecke gelegt hat, so dass ich natürlich nicht dahinter sehen kann. Danke Mama.

Also los, was sein muss, muss sein!

Vorsichtig und mit zitterndem Baseballschläger – der wiegt mittlerweile eine Tonne – umrunde ich den Tisch und sehe …

Josh?! Was zum Henker macht der hier? Und wieso um Himmels Willen ist er hier eingebrochen?! Wieso ist er nicht bei… weiter will ich gar nicht denken, kann ich gar nicht denken, denn die Leere in mir füllt sich wieder mit stechendem Schmerz. Es ist als würde mich eine Dampfwalze überrollen. Meine Knie fangen an um die Wette zu zittern und den Baseballschläger kann ich kaum noch halten.

Josh sitzt auf dem Boden und begutachtet seinen blutenden Arm. Wahrscheinlich hat er sich irgendwo geschnitten. Bevor ich ihn aber fragen kann, wieso er hier ist, schaut er zu mir auf. Erschrocken weiten sich seine Augen. Ich kann nicht sagen was ihn mehr erschreckt, mein Anblick oder der Schläger.

Vorsichtig steht er auf und kommt auf mich zu. Der Schläger, den ich noch immer hoch erhoben halte, zittert so stark, dass er mir wahrscheinlich gleich aus der Hand fällt. Mein Kopf ist wie leer gefegt, all die Fragen an ihn sind weg… ich spüre nur noch den Schmerz und Tränen auf meinem Gesicht. Dicht vor mir bleibt er stehen. Er sieht jetzt nicht mehr erschrocken aus, sondern viel mehr traurig. Ich weiß nicht wieso er traurig sein sollte… er sieht mir unentwegt in meine verheulten Augen. Langsam hebt er einen Arm und nimmt mir vorsichtig aus den Händen. Wie in Zeitlupe legt er ihn neben sich auf den Tisch. Meine Arme fallen herab und ich sinke in mich zusammen. Der Schmerz in meiner Brust wird unerträglich…was will er hier? Mich weiter quälen?

Durch die vielen Tränen sehe ich kaum noch etwas, nur noch verschwommene Schemen. Ich spüre wie mich starke Arme an einen warmen Körper ziehen und festhalten. Die Wärme ist beruhigend. Er zerquetscht mich fast, so fest hält er mich, aber es tut mir nicht weh.

Leise höre ich in an meinem Ohr: „Es tut mir leid, Kleiner.“

XVII Verzeihen

Tut mir leid, dass ich euch so lange gequält hab. ö____ö Habt ihr ein Schwein, dass ich keine Sadistin bin, sonst hätt ich noch ein paar Wochen gewartet. xDDD also ich hoffe ihr mögts Kapi (ich finds ja irgendwie kitschig un doof aber naja könnt mir ja erzählen wie ihr es findet). also have fun
 

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Ich weiß nicht wie lange wir jetzt schon so stehen. Josh hält mich mit beiden Armen umklammert und zerquetscht mich fast, während ich mich einfach nur an ihn lehne, um seine schöne Wärme zu spüren. Mein Kopf ist leer gepustet, ich denke überhaupt nichts. Okay, falsch, ich denke etwas. Ich denke, dass ich nie wieder wo anders sein will, als in seinen Armen. Ich höre seinen leisen Atem und spüre ihn auf meinem Hals. Seine Hände wandern langsam meinen Rücken hinunter, über meine Shorts und verweilen auf meinem Hintern.

„Komm, ich trag dich hoch.“, flüstert er so leise, dass ich es kaum verstehe. Er bräuchte nicht zu flüstern, aber sonst hätte er diese wohltuende Ruhe zerstört.

Josh geht leicht in die Knie und hebt mich sanft hoch. Ich mag keine Höhe und klammer mich reflexartig an ihn. Es macht mir nichts aus, dass er mich berührt, wie es bei anderen Menschen der Fall ist. Ich schlinge meine Beine um seine Hüften, um mehr Halt zu haben und vergrabe meinen Kopf an seiner Halsbeuge. Eine Hand auf meinem Rücken und die andere um mein Bein, setzt er sich vorsichtig in Bewegung.

Nach einer schieren Ewigkeit sind wir in meinem Zimmer angekommen, er hat kein Licht angemacht. Ich will auch nicht, dass er welches anmacht. Muss ja nicht sein, dass er meine Tränen sieht, obwohl er sie in der Küche doch eh schon gesehen hat... aber muss ja trotzdem nicht sein.

Vorsichtig, als wäre ich aus Glas, setzt er mich auf meinem Bett ab. Er drückt mich langsam nach hinten und legt sich dann neben mich. Meine Arme habe ich immer noch um seinen Hals geschlungen und ehrlich gesagt habe ich nicht vor, sie noch n diesem Jahrhundert zu lösen. Ich will diese Wärme in meinem Bauch immer spüren. Es bzw. er ist wie eine Droge für mich.

Wie eine fürsorgliche Mutter deckt er mich zu und zieht mich an sich. Seine Wärme fühlt sich gut an. Ich bette meinen Kopf neben seinen Hals und schließe die Augen. Meine Tränen sind versiegt.

Ich kann kaum klar denken dank der Flugsaurier in meinem Bauch – für Schmetterlinge sind die Gefühle eindeutig zu klein. Langsam werde ich müde, liegt wohl an seiner Wärme. Aber ich kann doch jetzt nicht schlafen! Ich muss ihn doch so vieles fragen! Aber was? Mir fällt es wirklich nicht mehr an, die Flugsaurier manipulieren meine Gedanken. Langsam dämmere ich immer weiter weg...
 

Etwas kitzelt mein Gesicht. Kann man mich nicht einmal in Ruhe schlafen lassen?! Männo, lasst mich doch in Ruhe. Ich will mir die Decke über den Kopf ziehen, aber irgendwo bleibt sie hängen. Auch egal, dann halt nicht. Es kitzelt weiter.

Mit zunehmender Wachheit bemerke ich ein großes Gewicht auf mir. Irgendetwas liegt auf mir drauf. Hat da jemand meine ganzen Klamotten vom Boden auf mich drauf geschmissen? Von der Schwere her würde es ja hinkommen.

Man, kann dieses „etwas“ nicht damit aufhören mich zu kitzeln?! Das nervt!

Sauer mache ich die Augen auf und blicke in zwei glasklare stechend blaue Augen. Josh. Shit, den hatte ich ja ganz vergessen! Er grinst wie immer von einem Ohr zum anderen. Man, kann der das nicht mal wenigstens am frühen Morgen lassen? Anscheinend nicht. Wieso hat er es sich überhaupt AUF mir bequem gemacht, hat der sie nicht mehr alle? Immerhin bin ich nicht gerade stark. Langsam tut es richtig weh...

Mit zwei Fingern hält er eine Haarsträhne von sich fest und lässt sie über mein Gesicht streichen. Das hat also so gekitzelt. Mit einem Lachen sagt er: „Guten Morgen, Kleiner!“

Ich grummele nur etwas Unverständliches vor mich hin. Wie kommt es, dass er schon so früh am Morgen so eine verdammte gute Laune hat? Und wieso hat er das Rollo hoch gemacht? Die Sonne blendet mich doch nur.

Er senkt den Kopf und kuschelt sich genüsslich an mich. Wahrscheinlich nichts ahnend, dass er total schwer ist.

„Geh von mir runter.“, kommt es von mir mit gequälter Stimme. Er schaut mich darauf nur mit hochgezogenen Augenbrauen an, rollt sich aber brav von mir und kuschelt sich stattdessen an meine Seite.

Ich atme ein paar Mal tief durch. Mein Gott, wie viel wiegt der Kerl?!

„Deine Eltern haben so um 4 angerufen. Hab sie auf den Anrufbeantworter sprechen lassen.“

„Was wollten sie?“

„Nur sagen, dass sie über Nacht bleiben, weil dein Vater nicht mehr fahren konnte. Und natürlich wollten sie ihrem kleinen Schatzi sagen wie unglaublich lieb sie ihn haben.“ Er kicherte leise.

„Pff...“

Einige Minuten schweigen wir, es ist ein angenehmes Schweigen. Er hat einen Arm um meine Brust geschlungen und spielt mit dem Saum meines T-shirt-Ärmels. Mein Kopf lief auf Hochtouren. Wieso hatte er das alles getan? Wieso? Wieso? Wieso? Verdammt noch mal, wieso?! Ich kann es mir einfach nicht erklären. Mir wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als ihn zu fragen, ob es mir gefällt oder nicht. Und wie es mir nicht gefällt.

„Du, Josh?“, frage ich leise.

„Hm?“

„Wieso...?“, ich stocke. Ja, wieso was? Was soll ich fragen? „Wieso hast du mit diesem Kerl rumgemacht?“ Das geht mich doch ja eigentlich nichts an... „Wieso warst du nicht in der Schule?“ geht mich auch nichts an ... „Wieso bist du gestern bei mir eingebrochen?“ ja, das geht mich etwas an, aber wird er darauf überhaupt ernst antworten. Und was bringt mir dann die Antwort überhaupt?

„Ja, wieso ist eine gute Frage.“, er sagt das vollkommen ernst, was überhaupt nicht zu ihm passt.

Der blonde Junge stützt sich auf meine Schulter und schaut mich vollkommen ernst an. Ich erwidere seinen Blick ausdruckslos.

„Ich fange wohl am besten am Anfang an... hm, am Sonntag war ich total fertig von dem ganzen“ gute Umschreibung für das was passiert ist „, dass ich nicht mehr wusste was ich denken sollte. Ich dachte irgendwie, dass du mich nie wieder sehen willst und alles war nur scheiße. Na ja ich hab dann am Montag die Schule geschwänzt, weil ich es nicht ertragen hätte dich zu sehen. Ich hab dann einfach einen alten Kumpel von mir eingeladen und na ja..“ ein leichter Rotschimmer legt sich über seine Wangen, sieht fast schon süß aus ... Da, ignorier gefälligst die Flugsaurier! Josh hört auf zu sprechen und starrt neben meinem Ohr vorbei. Er ist immer noch rot im Gesicht.

Nach einer Weile sieht er mich wieder an: „Es tut mir leid, Da.“ Was tut dir leid?

„Es tut mir nicht nur leid, dass du uns gesehen hast, sondern es tut mir auch leid, dass ich es überhaupt getan habe... es tut mir so leid.“ Ihm steigen Tränen in die Augen. Kann ich ihm verzeihen? Ich meine es war hart ihn da zu sehen... mit einem anderen. Aber was soll ich denn sonst machen? Wenn ich ihm nicht verzeihe ist unsre Freundschaft gelaufen. Ich ...

„Als ich dich dann die ganze Woche nicht mehr in der Schule gesehen habe, habe ich mir schreckliche Sorgen gemacht. Ich wusste nicht was ich tun sollte... ich wusste ja auch nicht wie du reagieren würdest, wenn ich mich bei dir entschuldige. Du wirst mir wahrscheinlich nicht verzeihen können. Kann ich auch verstehen.“

Josh senkt den Blick und starrt auf meine Schulter. Eine Träne rollt ihm über die linke Wange. Ich hebe langsam die Hand und streiche sie weg. Seine Haut fühlt sich weich an. Ich beuge mich zu ihm vor und hauche einen Kuss auf seine linke Wange.

„Natürlich verzeihe ich dir.“ und das meine ich ernst! Es macht mich zwar traurig was er getan hat, aber was soll ich denn tun außer ihm zu verzeihen? Er bereut es ja, wie man sieht.

Mit einem kleinen Lächeln lehne ich mich wieder zurück auf mein Kissen. Josh sieht total geschockt und ungläubig aus. Das sollte man echt fotografieren! Aber leider vergeht der Ausdruck sehr schnell und dafür stiehlt sich sein typisches Ich-bin-so-verdammt-happy-Grinsen auf sein Gesicht. Irgendwie passt es diesmal zur Situation und es macht mir nichts aus, ihn grinsen zu sehen.

„Hm... wo war ich denn jetzt eigentlich?“ er denkt ein paar Momente nach und erzählt dann weiter: „Also ähm ich habe ja die ganze Woche nichts gehört und wollte dich halt sehen. Ich bin gestern Abend fast verrückt geworden, weil ich dich so vermisst habe.“ wieder wird er rot, diesmal jedoch stärker. Er könnte einer Tomate Konkurrenz machen. „Na ja und irgendwann habe ich es einfach nicht mehr ausgehalten und bin zu dir gelaufen. Aber deine Eltern waren ja nicht da und es ist niemand zur Tür gekommen. Ich habe bestimmt eine viertel Stunde lang geklingelt.“, erklärt er mir mit überzeugter Miene. Alles klar, wer´ s glaubt.

„Woher wusstest du, dass ich nicht auch weg bin?“

„Weil du nie weggehst.“, er grinst mich frech an.

Okay, wo er Recht hat, hat er Recht. Das ist leider die traurige Wahrheit.

„Aber sag mal, Da, wieso hast du nicht die Polizei gerufen. Macht man doch, wenn man einen Einbrecher im Haus hat.“ Fragend schaut er mich an.

Gute Frage... ich habe eigentlich gar nicht daran gedacht, die Polizei zu rufen. Irgendwie ist mir das echt nicht eingefallen, obwohl es doch einem andauernd eingeprägt wird.

„Keine Ahnung.“

„War wahrscheinlich auch besser so.“ er grinst wieder.

Josh legt seinen Kopf wieder auf meine Schulter und ich bin mal so frei und kraule ihn im Nacken. Scheint ihm ja zu gefallen. Immerhin schnurrt er wie ein Kätzchen.

XIX Später Anruf

Weiß nich was ich von dem Kapitel halten soll...bin im Moment leider nich so kreativ. *drop* Irgendwie nur so ein kleiner Lückenfüller. Ich hoff trotzdem, dass es euch gefällt.

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Am Nachmittag kommen meine Eltern wieder. Josh und ich sitzen gerade beim „Frühstück“ am Küchentisch. Mein Vater sieht leicht verkatert aus – gut, das war jetzt die Untertreibung des Jahrhunderts. Meine Mutter dagegen ist die Frische in Person... bis sie das eingeschlagene Küchenfenster sieht. Sieht aus als ob ihr die Augen gleich herausfallen. Josh erzählt schnell irgendein Märchen von gestörten Kindern, die auf der Straße Ball gespielt hätten, nur damit sie uns in Ruhe lässt.

Wir sind ziemlich schnell mit dem Essen fertig, schon allein weil wir uns das Gemecker von meiner Mutter über die „Jugend von heute“ nicht weiter antun wollen. Als ich gerade die Treppe hinauf in mein Zimmer gehen will, hält mich mein bester Freund an der Hand fest. Erstaunt drehe ich mich um. Was ist denn?

„Ich geh wohl besser erst mal nach Hause...“ Er sieht mich ernst an.

Was.. wieso denn? Ich dachte es wäre alles wieder gut und jetzt verschwindet er einfach so schnell wieder? Das stimmt doch irgendwas nicht.

Offenbar sieht man mir meine Gedanken mal wieder total an Doofes Gesicht aber auch.

Er schenkt mir daraufhin sein liebstes Lächeln und sagt: „Keine Sorge, es ist nichts. Nur meine Mutter stresst sonst rum. Sie ist gerade in den Wechseljahren.“ er macht ein wehleidiges Gesicht. Mein Gott, der arme. Er tut mir wirklich leid, eine Mutter in den Wechseljahren, dass ist wie eine tickende Zeitbombe, die mehrmals am Tag hochgehen kann. Meine Mutter hat das zum Glück schon seit letztem Jahr hinter sich... aber es war wirklich ein Krampf mit ihr. Man konnte es ihr einfach nicht mehr recht machen, egal was man getan hat. Selbst meinen Vater hat sie zu der Zeit immer viel angemault.

Ich tätschele ihn leicht: „Du hast mein vollstes Mitleid.“

„Danke.“ er grinst leicht.

Er hält immer noch meine Hand und seine starken kühlen Finger fühlen sich wunderschön an.

„Hm... ich denke mal morgen muss ich ein bisschen lernen, also sehen wir uns spätestens am Montag?“

Ich nicke leicht zur Antwort. Ist das wirklich war? Habe ich einen freien Tag? Das kann doch nur ein Traum sein! Lieber Gott, DANKE! Ich liebe dich! Oder äh nee, vergiss das mit dem ich-liebe-dich bitte wieder, noch stehe ich nicht auf alte Säcke.

„Gut, bis dann...“ er beugt sich kurz zu mir herunter und ich spüre weiche Lippen auf den meinen. Mein Gott, ich hatte fast vergessen, wie schön sie sich anfühlen. Die Schmetterlinge in meinem Bauch schlagen Purzelbäume und breiten sich blitzartig in jede Faser meines Körpers aus. Ehe ich mich versehe übernimmt mein Bauchgefühl die Kontrolle und ich erwidere Josh´ s Kuss. Leider ist es viel zu schnell vorbei.

Mein bester Freund grinst mich noch einmal an und dann ist er auch schon verschwunden.

... ich kann immer noch seine Lippen spüren...

Den Rest des Tages verbringe ich gemütlich mit ein paar Filmen im Bett. Ich kann praktischerweise meinen Computerbildschirm so drehen, dass ich bequem vom Bett aus schauen kann. Ist wirklich sehr praktisch. Sonntag war ein ebenso ruhiger Tag, eigentlich lief er ab wie der vorherige Tag, bis auf ein paar Stunden Lernen. Mathe... ich hasse Mathe. Seit wann muss ich wissen wie man den Rauminhalt einer Pyramide ausrechnet, um zu überleben? Kann mir das mal einer erklären? Ich weiß jetzt schon, dass ich in der Arbeit am Dienstag total draufgehen werde. Das ist doch zum heulen!

Mittlerweile ist es Sonntagnacht und ich dämmere schon langsam vor mich hin. Plötzlich ertönt so ein altmodisches Klingeln. Oh nein... dieses altmodische Klingeln gehört zu einem total neuem Handy, dass sich natürlich irgendwo in meinem Zimmer versteckt. Man, ich war doch gerade am einschlafen! Welcher Depp ruft überhaupt um diese Zeit an?! Dieser Arsch kann etwas erleben! Maulend schleppe ich mich durch mein Zimmer, immer dem lauter werdenden Klingeln nach. Das geht einem nach einer Weile wirklich ziemlich auf die Nerven. Ich sollte wirklich den Klingelton wechseln.

Endlich finde ich es. Unter einem Haufen dreckiger Wäsche... okay ich will nicht wirklich wissen, wie es dahin gekommen ist.

Entnervt klappe ich mein Handy auf und lese „Unbekannter Anrufer“. Wenn das jetzt irgend so ein Werbeheini oder so eine Telefonsextussi ist, flippe ich wirklich aus. Mit böser Miene hebe ich ab.

„Hallo mein Kleiner.“

Ich glaube es nicht! Josh! Ist der Kerl von allen guten Geistern verlassen mich um die Zeit noch anzurufen!?! Morgen ist Schule, der weiß doch, dass ich meinen Schlaf brauche!

„Na, habe ich die geweckt?“, fragt er belustigt, weil ich erst nichts sage.

„Bist du eigentlich noch ganz dicht?! Morgen ist Schule! Ich wollte verdammt noch mal schlafen!“, explodiere ich.

Ich atme schwer, normalerweise schreie ich nur selten herum, aber gerade eben musste es einfach sein. Was glaubt der Typ eigentlich? Dass ich auf Knopfdruck immer für ihn da bin?!

Ein paar Augenblicke lang ist es still. Wahrscheinlich ist er von meinem Wutausbruch so überrascht, dass er nicht weiß was er sagen soll. Wenn ich es mir recht überlege, hat er auch noch nie so einen wirklichen von mir mitbekommen. Das gerade eben war ja auch nur ein bisschen anschreien, ich kann noch viel schlimmer sein, aber dazu bin ich im Moment viel zu müde.

Nach einer halben Ewigkeit höre ich wieder seine Stimme. Sie ist leiser und klingt etwas geknickt: „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Ich ... ich wollte nur deine Stimme hören.“

Oh man... Josh schafft es doch immer wieder. Erst stellt er irgendwas total Beschissenes an, um es dann mit diesen süßen Worten wieder gut zu machen. Schon krank, der Junge.

Ich schweige. Seine Worten haben meine Wut hinweg geblasen, wie der Wind ein trockenes Blatt. Wieder einmal spüre ich nur die vielen Schmetterlinge in meinem Bauch. Sie schlagen so sehr um sich, dass mir schon ganz schlecht wird.

„Da? Bist du noch dran?“, höre ich vorsichtig seine leise Stimme.

„... ja.“

„Hm... ich lege wohl besser auf oder? Wir sollten schlafen.“

„Mhm.“

„Gute Nacht, Kleiner.“

„Gute Nacht.“

Er legt auf. Seufzend starre ich mein Handy an. Was machst du nur mit mir? Wieso empfinde ich auf einmal diese Gefühle für dich? Einen Jungen! Diese Gefühle habe ich doch noch nicht einmal für ein Mädchen gehabt, aber warum jetzt ausgerechnet für dich!?! Was ist so besonders an dir?

alles

XX Julien

Soooooo hier ist es, das 20. Kapitel. Ich hätte nie gedacht, dass ich soweit komme. Normalerweiße breche ich spätestens nach dem 10. Kapitel ab. o__o Wollt ihr wissen wieso ich diesmal weitergeschrieben habe? Weil ihr immer so super liebe Kommis schreibt. ^_____^ *is schon total süchtig danach* Naja mal schaun wieviele Kapitel noch folgen werden, ehrlich gesagt hab ich noch keine Ahnung wann die FF enden wird und vor allem wie. Oo Sollt ich mir mal vllt ein paar Gedanken machen, ihr könnt ja auch mal Vorschläge abgeben, wie ihr euch das Ende vorstellen könntet.^^

So aba nu genug gelabert, have fun beim Lesen^^

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Es ist Montag. Ein gottverdammter scheiß Montag. Welcher Vollidiot hat eigentlich Montage erfunden? Warst du das etwa, Gott?

Mondays sucks

Meine Laune ist heute Morgen wirklich im Keller. Wahrscheinlich sogar noch tiefer als im Keller. Möglich, dass sie gleich auf der anderen Seite der Erde, irgendwo in China rauskommt.

Es ist also wieder einmal Montag. Ich bin auf dem Weg zur Schule. Die Sonne brennt von einem strahlend blauen Himmel auf mich herunter. Wütend recke ich die Faust gegen die Sonne: „Ich hasse dich, du scheiß Welt!“

Eine ältere Frau mit mehr Falten als glatter Haut dreht sich zu mir um und guckt mich mit hochgezogenen Augen an: „Haben se was jesacht, junger Mann?“

„Nee, Sie haben sich bestimmt verhört.“

Ich gehe lieber etwas schneller, um von dieser doofen Oma fort zu kommen. So eine hat mir heute gerade noch gefehlt. Meine Laune dürfte mittlerweile zweimal durch die Erde durch sein.

Und jetzt auch noch sechs Stunden Schule. Wieso bin ich eigentlich aufgestanden? Ach ja, ein lieber Junge mit nervendem Grinsen will mich heute in der Schule sehen. Ich kann es nicht ändern, aber bei dem Gedanken an Josh hebt sich meine Stimmung um wenige Millimeter der Erdoberfläche entgegen.

Als ich in meinem Klassenzimmer ankomme sind natürlich schon fast alle da. Wie immer. Ich stehe so spät auf, dass ich es gerade pünktlich schaffe – okay, meistens komme ich zu spät. Wieso sollte ich auch extra früher aufstehen? Nur um mich dann hier noch zu langweilen? Nein, danke.

Josh ist auch schon da, mein Herz macht unweigerlich einen Satz, als ich ihn sehe und er mir eins von seinen nervenden Grinsen schenkt. Wie kann man an so einem schrecklich nervenden Tag so glücklich grinsen?

Die Stunden gehen heute natürlich langsam und schleppend voran. War ja mal wieder klar. Gerade wenn ich mal keinen Bock auf Schule hab – gut, ich habe eigentlich nie Bock drauf - , dauernd die Stunden extra lang. In Mathe hole ich dann auch noch meinen Schönheitsschlaf nach, was leider nicht unbeobachtet bleibt. Der liebe Herr Krauz schickt mich prompt vor die Tür. Na ja, da kann man ja auch weiterschlafen. Wenn es nicht so kalt wäre. Draußen sind wahrscheinlich so etwa 35 ° Celsius, aber dank einer guten Isolierung und hochmodernen Klimaanlagen bleibt es auf den Gängen das ganze Jahr über konstant 12, 5 ° Celsius. Zu kalt, wenn ihr mich fragt. Ich frage mich sowieso, was der scheiß soll. Sollen wir hier im Sommer erfrieren? Wahrscheinlich denkt unsere Schulleitung, dass wir, wenn es so kalt auf den Gängen ist, keinen Scheiß mehr im Unterricht anstellen, um nicht Gefahr zu laufen rauszufliegen und die restliche Stunden auf dem Gang zu verbringen. Die Unterrichtsstörungen würden wegen so etwas doch nie zurückgehen. Unsere Chaoten kommen, wenn sie etwas Großes geplant haben, schon extra mit dicken Jacken, um dann hier nicht zu erfrieren. So wie ich gleich. Zum Glück klingelt es jeden Augenblick und ich kann wieder auf meinen Platz, damit ich dort auftauen kann. Ich fühl mich hier langsam wie in einer Gefriertruhe. Wenigstens für etwas muss diese verdammte Sonne gut sein.

Zum Glück haben wir nach Mathe nur noch Geschichte. Zwar schön langweilig, aber was soll´ s. Da kann ich wenigstens in Ruhe auftauen.

Nachdem es zum letzten Mal für diesen Tag geklingelt hat taucht Josh an meinem Tisch auf. Er hat sich so leise angeschlichen, dass man meinen könnte, er wäre direkt aus dem Boden geschossen. Wie ein Pilz. Nein, ich meine nicht das Bier sondern das Gemüse.

„Kommst du mit in den Park? Wir können ja da Hausis machen.“

Ich überlege kurz. Wieso eigentlich nicht? Nach Hause will ich nicht wirklich. Meine Schwester hat heute mal keine Schule gehabt – wegen Abi ist viel ausgefallen – und hat deshalb ein paar Freunde zu Besuch. Wahrscheinlich kann man sich vor lauter Hoppermusik im ganzen Haus nicht mehr unterhalten. Das kann ich heute wirklich nicht gebrauchen. Da klingt Park schon viel ruhiger. Auch wenn ich da wahrscheinlich innerhalb von 5 Minuten gar bin.

Ich nicke, worauf Josh von einem Ohr zum anderen grinst. Er packt meine Hand und rennt mit mir aus dem Klassenzimmer. Ich habe nicht einmal richtig Zeit meinen Rucksack auf zu setzten und stolpere, trampelig wie ich bin, hinter ihm her.

Der Park ist ziemlich voll. Überall liegen Leute auf Decken herum, sonnen sich, lesen oder machen einfach ein Picknick. Vorwiegend sind es Studenten oder eben Schüler, die diese verdammte Hitze genießen. Versteh einer die Welt.

Josh zerrt mich immer noch am Handgelenk hinter sich her. Wir haben schon einige seltsame Blicke abbekommen, aber keiner hat sich die Mühe gemacht Josh darauf anzusprechen, wieso er so einen Freak wie mich hinter sich herzieht. Wieso auch? Geht sie ja nichts an, außerdem hätte Josh nur wieder irgendeinen Scheiß gelabert. Was kann meistens ja auch gar nicht anders. Trotzdem ist ein verdammt lieber und süßer Scheiß. Oh je jetzt wird es gleich kitschig. Da, hör auf! Denk an irgendwas anderes! Du willst doch nicht so enden wie diese gestörten Leute aus den Fernsehserien, die immer nachmittags kommen! Die sind ja noch gestörter als du und hoffnungslos verloren. Bei denen kommt doch wirklich jede Rettung zu spät. Also denk an äh denk an die scheiß Sonne! Genau an diese verdammte Sonne, die gerade dabei ist deinen Nacken zu versengen und dank der du wahrscheinlich in der nächsten halben Stunde an einem Hitzschlag stirbst.

Wir verlassen den Schotterweg und Josh lässt auch endlich meine Hand los. Mitten auf der Wiese bleibt er stehen und lässt sich einfach ins Gras plumpsen. Etwas langsamer setzte ich mich neben ihn. Josh sieht mich etwas kritisch an. Was hat er denn?

„Was ist?“, frage ich nach etwa 2 Minuten, in denen er mich immer noch so angeschaut hat.

„Du solltest bei dem Wetter einen Hut tragen.“

„Hä? Wieso denn?“

„Wart mal hier, ja?“, mit einem Grinsen steht er auf und rennt weg. Seinen Rucksack lässt er bei mir, schon mal ein Zeichen, dass er auf alle Fälle wiederkommt.

Aber wieso sollte ich einen Hut tragen? Glaubt er etwa wirklich, dass ich dann keinen Hitzschlag kriege? Das ist doch Schwachsinn. Es liegt ja nicht nur daran, dass mir die Sonne auf den Kopf brennt, sondern dass ich ausschließlich schwarz trage. Vielleicht sollte ich wenigstens im Sommer etwas heller rumlaufen, zumindest wenn ich draußen bin. Im Haus kann ich ja weiterhin schwarz tragen, da ist es doch eh egal, was ich anhabe. Meine Eltern würden sich auch nicht weiter aufregen wenn ich nackt rumlaufen würde. Hauptsache ich renne so nicht in aller Öffentlichkeit rum. Muss ja auch nicht wirklich sein.

Plötzlich spüre ich starke Hände auf meinen Schultern die mich ein wenig nach hinten ziehen. Wer zum Henker ist das denn?! Ich versuche den Kopf zur Seite zu drehen, um zu erkennen wer das ist, aber ich stoppe als ich weiche Lippen in meinem Nacken spüre. Josh... Er küsst weiter meinen Hals, überall fühle ich seine weichen Lippen auf meiner Haut. Es fühlt sich so schön an. Die Schmetterlinge in meinem Bauch fangen wieder an Purzelbäume zu schlagen. Langsam entspanne ich mich unter seinen Küssen, schließe die Augen und lasse mich gegen ihn sinken. Seine starken Arme umschlingen meinen schmächtigen Oberkörper und zerdrücken mich fast. Er haucht mir noch einen Kuss auf die Schläfe und lässt dann von mir ab. Einen Arm um meine Taille gelegt, setzt er sich neben mich zieht etwas hinter seinem Rücken hervor. Es ist ein riesiger weißer Strohhut mit kleinen weißen Punkten drauf. Sieht irgendwie lustig aus das Teil, trotzdem total krank.

Ich schaue Josh mit hochgezogenen Augenbrauen an, worauf er nur lacht und mir dann den Hut auf den Kopf setzt.

„Du kriegst sonst wirklich noch einen Hitzeschlag.“

„Aber, das Ding ist doch total doof.“

„Tzzz, Da, das Teil steht dir doch ausgezeichnet.“

Das bezweifele ich wirklich stark. Der Hut ist wirklich was für Mädchen, aber doch nicht für mich. Damit sehe ich doch total lächerlich aus. Okay, es ist mir eigentlich egal wie ich aussehe, aber trotzdem... das Teil gefällt mir nicht.

„Ach, komm, stell dich nicht so an. Du musst das Teil doch nur tragen, solange wir in der Sonne sitzen.“ Er schenkt mir sein liebstes Lächeln.

Tja, dann setzten wir uns eben in den Schatten. Leider kann ich ihm im Moment nicht böse sein... nicht wenn er mich so süß anlächelt.

Hinter uns ertönt auf einmal eine Jungestimme: „Hey, Josh!“

Wir drehen synchron unsere Köpfe in Richtung des Rufers... ich glaube ich spinne! Das ist dieser Arsch, mit dem Josh ... äh ihr wisst schon wen ich meine. Diesen Blonden, dem ich am liebsten sofort an die Gurgel springen würde. Josh freut sich anscheinend über das Auftauchen dieses Typens. Was daran toll sein soll versteh ich nicht. Er ist der Kerl mit dem Josh rumgemacht hat und wer garantiert mir, dass das nicht noch einmal passiert? Genau niemand, nur wenn er tot ist kann das nicht passieren. Also, ran ans fröhliche Töten.

Dieser Typ kommt langsam auf uns zu. Josh und er grinsen sich zu.

„Da, das ist mein Kumpel Julien. Julien, das ist Da.“

Aha, er ist also sein Kumpel und ich bin nichts... so ist das also. Soviel zum Thema beste Freunde.

Julien lächelt mich mit einem die-Welt-ist-wundervoll-und-ich-bin-der-geilste-Typ-hier-Lächeln an. Das verstärkt meinen Hass auf ihn noch mehr.

Er und mein ach so toller bester Freund quatschen irgendeinen belanglosen Scheiß. Ich kriege gar nicht richtig mit, um was es überhaupt geht. Ich versuche die ganze Zeit über nicht vor Wut auf diesen Julien loszugehen. Wie kann er es wagen hier aufzukreuzen?! Wie kann er es wagen, einfach normal mit MEINEM Freund befreundet zu sein?! Glaubt er etwa, dass ich vergessen habe, was er getan hat? Dass ich damals blind war? Was denkt dieser Wichser!?!

Und Josh? Ja, mein toller bester Freund schert sich nicht die Bohne, dass ich innerlich koche. Glaubt er etwa, dass dieser Typ mich total kalt lässt? Auf einmal bin ich wie Luft für ihn ... meine Wut ist auf einmal verraucht, dafür habe ich das Gefühl gleich in Tränen auszubrechen. Lange halte ich es hier nicht mehr aus.

Die beiden Jungs lachen lauthals über etwas. Ich habe keine Ahnung über was. Es interessiert mich auch gar nicht. Ich will hier nur noch weg...

Ein letztes Mal reiße ich mich zusammen, stehe auf, schnappe meinen Rucksack und gehe los. Ich gehe so schnell, dass man schon fast sagen könnte, ich renne. Ich drehe mich nicht um.

Nach ein paar Metern, kann ich hören wie Josh meinen vollen Namen brüllt, aber ich bleibe nicht stehen. Er macht sich auch nicht die Mühe mir zu folgen. Wieso auch? Er hat doch immer noch diesen Julien ...

XXI Pollen

OMG ihr seit so geil! 54 Kommis! *______* *schwebt im siebten Himmel* Ihr seid soooooooooo lieb zu mir *das gar net verdient hat* Also da ihr mir ja immer so schön fleißig Kommis schreibt habe ich zwei Dinge für euch. Einmal mein bislang längstes Kapitel! (Was ehrlich gesagt scheiße geworden is) und dann noch ein Piccu ^///////^ http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=973388 so als kleines Dankeschön ^^

Have fun

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Den Rest des Tages habe ich verdrängt oder ich weiß nicht, vielleicht bin ich ja auch kurzzeitig ins Koma gefallen, wer weiß. Fakt ist, dass ich keine Erinnerung daran habe, was passiert ist als ich gestern Nachmittag mein Zimmer betrat. Ganz toll, ich habe ein Black Out. Langsam erhebe ich mich aus meinem zerwühlten Bett, den Wecker habe ich mit Hilfe eines Trittes gegen die Wand zum Schweigen gebracht. Ich hoffe nur ich habe gestern keine Scheiße mehr gebaut. Mit bösen Vorahnungen schaue ich meine Unterarme an. Puhhhh… erleichtert atme ich aus. Ich habe also doch keine Scheiße gebaut. Meine Arme sehen aus wie immer, blass mit ein paar vereinzelten dunkleren Narben.

Oh man, ich habe keine Lust auf diesen Tag. Okay, wer hätte schon Lust auf die Schule, wenn man da mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% einen Jungen trifft, den man nie wieder sehen will? Also ich ganz sicher nicht. Aber es muss sein, außer ich will wirklich noch das Jahr wiederholen, nur weil ich so oft krank mache. Und ich dreh ganz sicher nicht eine Extrarunde, nur wegen diesem Wichser! Dieser verdammte Wichser, wegen dem ich mich jetzt am liebsten aus dem Fenster stürzen würde…

Natürlich fehlt mir der Mut dazu. Wie immer.

Auf dem Weg zur Schule trödelte ich unabsichtlich rum. Wirklich, es war keine Absicht! Als ich in die Klasse komme, ist der Lehrer zum Glück noch nicht da, dafür aber die ganze Klasse. Ich bin also wieder einmal der Letzte.

Ich weigere mich auch nur in Joshs Richtung zu sehen. Totale Ignoration. Du bist die Coolness in Person. Er hat dir nichts getan. Er existiert gar nicht. Du kennst keinen Josh.

Verdammte Scheiße, wieso muss er zwei Reihen vor mir sitzen und seinen Hinterkopf natürlich voll in meine Richtung halten?! Die blonden Haare kann man ja gar nicht übersehen. Wieso leuchten die auf einmal so? Als ob das keine Haare wären, sondern Leuchtreklame mit der Aufschrift: „Hey Da, hier sitze ich! Hiiiiiiiier! Komm, schau zu mir her oder ich blende dich so arg, dass du blind wirst!“ Wieso muss mir das passieren? Wieso kann er heute nicht einfach krank sein? Und wieso überhaupt heute? Von mir aus könnte ihn ruhig jemand überfahren oder ihm soll sonst irgendwas zu stoßen, Hauptsache er stirbt und ich muss ihn nie wieder sehen. Hallo Gott? Kannst du mir wenigstens einmal einen klitzekleinen Wunsch erfüllen? Wahrscheinlich nicht. Ich glaube sowieso nicht, dass du mir zuhörst. Du sitzt wahrscheinlich grad auf irgendeiner Wolke mit Petrus zusammen, paffst eine und machst dich über mich lustig. Zutrauen würde ich dir das echt.

Mir fällt es ziemlich schwer dem Unterricht zu folgen. Nicht das ich mit meinen Gedanken beschäftigt wäre, es ist eher so das mein Kopf total leer gefegt ist. In ihm herrscht gerade das berühmte Vakuum. Ich denke nicht einmal an IHN. Ich starre meistens nur aus dem Fenster und schaue ein paar Pollen dabei zu wie sie versuchen ins Klassenzimmer zu gelangen, aber an den Glasscheiben scheitern. Das kann wirklich sehr erheiternd sein.

„… Dam? Hallo?! Erde an Daaaaaaam!!!“ Ich zucke zusammen.

Was? Wo? Wie? Hä? Frühstück? Erschrocken blicke ich mich um und erkenne das Gesicht von meinem Mitschüler Maik. Man, muss der mich so erschrecken.

Er schaut mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Sag mal, kann es sein, dass du heute ein bisschen neben der Spur bist?“

„Mhm, kann schon sein, was dagegen?“

„Brauchst ja nicht gleich anfangen mich anzuzicken, wie ein Mädchen, das seine Tage hat.“

Schmollend dreht er sich um und geht zurück an seinen Platz. Typisch Maik. Sobald man ihm mal ein bisschen mit schlechter Laune kommt, zieht er sich schmollend zurück und meint man würde ihn anzicken. Okay maybe habe ich ihn angezickt… oh man, ich werde langsam wirklich schon wie ein Mädchen. Ach scheiß drauf, na und? Irgendeiner muss es ja sein. Auch wenn ich dank meiner „Vermädlichung“ immer wieder blöde Bemerkungen an den Kopf geworfen kriege. Ach, wie ich das hasse… ich sollte aufhören darüber nachzudenken, das macht mich nur fertig und regt auf… aber es lenkt so gut von etwas Blondem ab.

Nur noch eine Stunde… eine Stunde Terror…nur noch eine Stunde lang muss ich den Blondschopf vor mir ertragen. Nur noch eine Stunde lang muss ich diese Haare ansehen.

Es klingelt und in Windeseile habe ich mein Zeug zusammengepackt. Nur raus hier. Ich bin sogar der Erste, der das Klassenzimmer verlässt, mal etwas ganz neues für mich. Okay, ehrlich gesagt will ich es auch nie wieder sein, da ich als ich das Klassenzimmer verlassen habe auch prompt gegen den Direktor pralle. Das ist wahrscheinlich jetzt die Strafe, dass ich den anderen nicht den Vortritt gelassen habe. Danke, lieber Gott, ich hoffe du verreckst an einem Lachanfall.

Zum Glück lächelt der Direktor mich nur leicht tadelnd an und geht schnell weiter. Wieso sollte er sich auch die Mühe machen und jemanden wie mich zusammenscheißen? Okay, mir ist es ganz recht so, so kann ich wenigstens schnell verschwinden. Nicht, dass noch so ein blonder Typ, der auf den Namen Josh hört, kommt und es doch noch wagt mit mir reden zu wollen.
 

Mein Mittagessen ist wie meistens recht karg. Meine Eltern arbeiten mal wieder in ihrer Mittagspause. Sie lieben ihre Arbeit wirklich, na wenn sie meinen. Außerdem verdienen sie ja nicht schlecht, was mir ja auch nicht gerade schadet. Somit bleibt mehr Milchreis für mich. Muhahahahaha… für Milchreis könnte ich wirklich töten. Keine Ahnung wieso es mir diese weißliche glibberige Substanz so sehr angetan hat. Okay, DAS könnte man jetzt falsch verstehen. Verdammte Zweideutigkeit.

Mit einem Teller frisch gekochten, wohl duftenden, zu Nachschlag auffordernd aussehenden Milchreis verschwinde ich in meinem leicht abgedunkelten Zimmer. Natürlich habe ich heute Morgen vergessen die Vorhänge zurückzuziehen. Auch gut. So bleibt mir erspart sie jetzt wieder zuzuziehen. Ich kuschele mich in mein Bett, den Milchreis auf den Bauch und schalte den Fernseher am Fußende meines Bettes an. Ich weiß im Liegen essen ist erstens nicht so ganz gesund – meint jedenfalls meine Mutter – und zweitens nicht so ganz praktisch. Es dauert meistens doppelt so lang, weil man ja nicht gerade die Hälfte des Milchreises im Bett verteilen will. Also immer schön langsam, Löffel für Löffel. Nicht so hastig Jaqueline, sonst kotzt du wieder (aus „der Schuh des Manitu“). Nach diesem Motto esse ich also.

Unten klingelt es an der Haustür. Wahrscheinlich eine Freundin von Chekabunny. Am Ende des Flures höre ich Schritte… meine heißgeliebte Schwester ist anscheinend gerade auf dem Weg zur Tür um ihre tolle HipHop-Freundin hereinzulassen. Wieder Schritte. Sie kommen hinauf. Ich höre Gekicher und… eine Jungenstimme? Welcher komplette Vollidiot besucht so eine Tusse wie meine Schwester? Der muss echt an Geschmacksverirrung leiden.

Plötzlich höre ich wie die Tür aufgeht. Sag mal, haben die einen Vollknall oder wieso kommen die in mein Zimmer?! Mit meinem berühmt berüchtigten Todesblick schaue ich am Fernseher zur Tür und stocke. Dreimal dürft ihr raten wer das steht. Nein, nicht Josh und auch nicht meine Schwester. Nein und es ist auch nicht Gott. So die Auflösung kommt – wo bleibt der Trommelwirbel? – es ist…

Julien. Bitte lass einen Blitz in ihn einschlagen.

Anscheinend sieht er im Dunkeln nicht so gut und braucht deshalb ein paar Momente, um sich in meinem Zimmer zu Recht zu finden. Solange erdolche ich ihn mit meinen Blicken. Mittlerweile ist er bestimmt schon 20 Tode gestorben. Dann jedoch entdeckt er mich auf meinem Bett und kämpft sich zu mir vor. Noch immer hat keiner von uns ein Wort gesagt. Langsam wird mir das unheimlich. Was will der hier? Will er sich über mich lustig machen oder was? Oder will er mir sagen, dass Josh ihm gehört und ich meine Finger von ihm lassen soll? Bitte, von mir aus kann er ihn sogar klonen. Hauptsache ich muss weder Josh noch Julien je wieder sehen.

Neben meinem Bett bleibt er schließlich stehen. Ich liege noch immer da, mit meinem Milchreisteller auf dem Bauch und dem Löffel im Mund.

„Darf ich mich setzen?“, fragt er schließlich mit leiser Stimme in die Stille hinein.

„mhmpf fklaa...“, ich nehme erst einmal den Löffel aus dem Mund. So kann ja kein Mensch reden. Gut nach Reden ist mir auch nicht grad.

Julien setzt sich auf die Bettkante und ich rutsche noch ein bisschen an die Wand. Ein klein wenig Sicherheitsabstand schadet ja nicht oder?

„Also ähm… ich wollte mal mit dir reden … wegen gestern.“

Ich schweige. Was sollte ich auch darauf sagen? Ich meine, es war ja wohl glasklar, dass er sicher nicht mit mir über das bevorstehende Spiel unserer lokalen Fußballmannschaft reden wollte oder?

Er räusperte sich: „Also, ich will nur mal eins klar stellen, ich will nichts von Josh, ich liebe ihn nicht und bin nur ein alter Kumpel von ihm, verstanden?“ Er sah mich zweifelnd an.

Ich war sprachlos. Äh was bitte schön sollte das jetzt? Ich habe die beiden doch zusammen gesehen. Die haben miteinander geschlafen! Soweit mir bekannt ist schläft man nicht mit „alten Kumpels“ oder habe ich irgendetwas verpasst? Ich schaue ihn verständnislos an, worauf er verlegen zu Boden sieht. Anscheinend weiß er woran ich denke.

„Das… das war so nicht beabsichtigt… wir wollten es beide nicht und als du da reingeplatzt bist… da ist uns überhaupt erst einmal bewusst geworden, was wir da taten. Wir haben sofort aufgehört.“

Das soll ich nicht wirklich glauben oder? Aber was, wenn… was, wenn er wirklich die Wahrheit gesagt hat? Nein, Da, vergiss es, wir reden hier von Julien, das ist eine gemeine falsche Schlange!

„Es tut mir wirklich leid, Damian.“

Hat der gerade meinen richtigen Namen gesagt? So reden mich meine Eltern meistens nur an, wenn „Freunde“ da sind oder sie sauer auf mich sind.

„Weißt du, ich bin verliebt…“

Ach, ich wusste es, er ist doch in Josh verknallt. Mein Gesicht verfinstert sich wahrscheinlich gerade.

Julien schaut mich lächelnd an: „Keine Sorge, es ist nicht Josh. Ich wollte dir nur sagen, dass ich in einen Jungen unsterblich verliebt bin und deshalb Josh wirklich NUR ein Freund für mich ist.“ Das Wörtchen „nur“ betont er extra stark. Am liebsten hätte er es sicher noch fett geschrieben und doppelt unterstrichen.

Irgendwie heben seine Worte meine Laune ein bisschen. Um ehrlich zu sein ein bisschen viel. Das werde ich mir jetzt aber gerade noch ansehen lassen. Julien muss ja nicht wissen, wie fröhlich er mich gerade macht. So sehr mag ich ihn nun auch wieder nicht.

„Ach ja, noch was.“, er grinst mich ein bisschen an.

„Was denn?“

Was will er denn noch von mir?

„Josh liebt dich. Ich hoffe du weißt das.“, er zwinkert mir zu.

Jetzt bin ich wirklich platt. Muss der mir das so … so direkt sagen?! Ich mein, so durch die Blume hindurch wäre schon ausreichend gewesen… aber so kotze ich gleich, weil die Schmetterlinge, Flugsaurier und was sich noch da so alles in meinem Magen tummelt verrückt spielen.

„So, ich hoffe, dass jetzt alles geklärt ist. Bis dann.“

Er lächelt mir noch schnell zu und ist dann auch schon aus dem Zimmer geeilt. So schnellt konnte ich gar nicht gucken, wie der weg war.

„Bye.“, murmele ich in die Stille hinein.

Ob ich mich in diesem Julien getäuscht habe?

Noch ein bisschen verwirrt von diesem überraschenden Gespräch setze ich mich auf und bringe dann meinen Teller in die Küche. Dort treffe ich auch gleich mal meine kleine Schwester.

„Du, sag mal wer war der Typ da?“, fragt sie mich mit großen Augen und auch diesmal ganz ohne Beleidigungen, was wirklich nicht oft vorkommt.

„Hä? Wer?“, ich komme erst einen Augenblick später darauf, dass sie Julien meint. Mit meinen Gedanken bin ich bei einem anderen Blondschopf…

„Na der Blonde. Dieser endsgeile Typ eben.“

„Ach, der, das war Julien…“

„Kannst du mir seine Handynummer besorgen?“, sie tritt nahe an mich heran und schaut mich mit diesem Dackelblick an, vor dem es mir immer gruselt.

Woher zum Henker soll ich denn seine Handynummer kriegen? Gut, ich könnte Josh fragen, aber wieso sollte ich ihr den Gefallen tun?

„Nö.“, damit drehe ich mich um und lasse sie sauer zurück. Das war für den Schlag auf die Nase! Ja ich weiß, ich bin sehr sehr nachtragend, aber mal ehrlich: Hättet ihr anders gehandelt?

Wieder in meinem Zimmer schließe ich leise die Tür, der Fernseher läuft noch, aber ich schalte ihn aus. Ich will mich nicht mehr ablenken. Stattdessen lege ich mich in mein Bett und starre die Decke an. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, grinse ich von einem Ohr zum anderen. Dabei habe ich doch eigentlich gar keinen Grund dafür. Ich meine, dass Josh mich mag weiß ich ja schon länger. Vielleicht liegt es ja daran, dass Julien nichts von ihm will. Aber wieso hat mich Josh dann gestern nicht davon abgehalten zu gehen?

Wieso bin ich nur so verdammt glücklich? Warum ist mir schon ganz schlecht vor lauter Liebe? … Liebe?

XXII Goth?! (Tintenschwarz gewidmet)

Aloha! ^-^

Also es gibt endlich wieder ein neues Kapi von mir, sry dass es so lange gedauert hat, aber nun ja ZKs und insgesamt halt Schulstress.. ich hoffe ihr könnt mir verzeihen *fleh* *lieb guck* Dafür hab ich das Kapi auch extra lang gemacht *g* Nee, war eigentlich keine Absicht, aber ich glaube ihr findets ganz okay wenns so lang is oda?

Nun ja dieses Kapitel möchte ich jemanden widmen un zwar: Tintenschwarz. 1. weil sie diese FF so sehr lieb *knuddel* Danke ^__^ und dann 2. weil sie ein Bild zu dieser FF gemalt hat, ja ihr hört richtig, sie hat ein Bild gemalt *es au net fasen konnt* *heulen könnt* i love you! *kisu* http://animexx.onlinewelten.com/fanarts/output/?fa=977179 Das war so lieb *____* Tja jetzt wisst ihr wie ihr zu einer Kapiwidmung kommt, zeichnet mir einfach ein Bild xDDDD Nee Spaß bei Seite ^^ ich liebe dieses Bild *_____*

Ich hoffe das Kapitel gefällt euch

Ach ja ein großes Dankeschön an Kazu, weil sie sich den ganzen Schrott druchgelesen hat un meine zahlreichen Fehler verbessert hat >___< *kisu*

Sacri
 

Wie immer klingelt mein Wecker viel zu früh. Verdammtest Mistteil, musst du meinen heiligen Schönheitsschlaf stören?! Ich will S C H L A F E N ! Vielleicht hätte ich doch gestern nicht mehr diesen Film schauen dürfen… ich glaube der ging noch bis um 4 Uhr. Kein Wunder, dass ich jetzt nicht aus dem Bett komme.

Gähnend stehe ich in Zeitlupentempo auf und auf dem Weg ins Badezimmer schwanke ich wie ein Betrunkener. Ich sollte wirklich nie mehr so spät ins Bett gehen.

Ein Blick in den Badezimmerspiegel bekräftigt meinen Entschluss nur noch. Mein Gott habe ich Augenringe! Das sieht ja richtig krank aus. Als wäre ich eine Leiche. Oje, dass wird wieder lustige Kommentare seitens meiner Eltern und Lehrer geben. Meine Mitschüler dürfte das denke ich mal nicht kümmern, immerhin kommen sie selber oft mit dunklen Augenringen, weil sie mal eine Nacht durchgezockt haben. Na wem es Spaß macht. Ich ziehe mit den Finger die Haut um meine Augen ein bisschen straf. Man ich sehe aus wie der Tod auf Latschen. Unwillkürlich muss ich ein bisschen lächeln. Ich BIN der Tod auf Latschen. Immerhin habe ich meine hellblauen Plüschhausschuhe an. Ich weiß, kitschiger und kindischer geht’s nicht mehr, aber sie sind bequem und so muss ich schon nicht auf den nackten, kalten Fließen stehen. Ohne diese Dinger würde ich, glaub ich, erfrieren.

Nach einer kurzen, leider auch sehr kalten, Katzenwäsche stehe ich vor meinem Kleiderschrank mit dem allseits bekannten Problem: Ich habe nichts anzuziehen! Komisch, eigentlich dachte ich immer so was kann nur einer Frau passieren. Man, was soll ich denn anziehen? Okay, klar mein Kleiderschrank sieht wirklich etwas leer aus – wird Zeit, dass meine Mutter mal wieder dunkle Sachen wäscht – aber selbst mit vollem Kleiderschrank wüsste ich nicht was ich anziehen sollte. Meistens kleide ich mich ja meiner Stimmung entsprechend. Also was habe ich heute für eine Stimmung? Ich horche in mich hinein… ähm ja… hallo? Ist da jemand? Keine Antwort. Okay, anscheinend niemand daheim und nu? Tja…

Ich stehe wirklich geschlagene 5 Minuten vor meinem Kleiderschrank und denke nach. Was zum Henker soll ich anziehen? Meine Stimmung ist irgendwie seltsam… einerseits bin ich total aufgedreht, was ich ja nun wirklich nicht gerade häufig bin – eigentlich nie – und andererseits bin ich total nervös und angespannt. In der Schule werde ich Josh wieder sehen. Ob er weiß, dass Julien gestern bei mir war? Das wollte ich Julien ja eigentlich noch fragen, aber in dem ganzen Gefühlschaos muss ich es irgendwie vergessen haben.

Okay, toll, jetzt weiß ich, dass ich heute eine zwiegespaltene Stimmung habe und was bringt mir das jetzt? Ach scheiß drauf! Ich kralle mir meine schwarze Jeans vom Stuhl und angele mir ein pinkes T-Shirt mit einem sich erschießenden Smily drauf, aus dem Schrank. Ich hatte schon weniger durchdachte Outfits an.

Unwillkürlich gleitet mein Blick auf den Wecker: 7:38. Ach du heilige Scheiße!

„Damian?“, ertönt in diesem Moment auch die Stimme meiner Mutter von unten. Wahrscheinlich denkt sie, dass ich noch schlafe

„Ich komme sofort!“

Verfluchte Scheiße! Wieso hat mich niemand daran erinnert, dass es schon so spät ist und ich schon längst unterwegs sein sollte!?

In Windeseile habe ich meine Tasche zusammengepackt, rase die Treppe hinunter und pralle unten erst einmal mit vollem Tempo gegen Josh. Wir fallen beide nach hinten um und ich begrabe ihn halb unter mir.

Was hat der hier zu suchen?! Kann mir das mal einer erklären?!

Ich rappele mich schnellstmöglich auf und versuche ganz gelassen zu wirken. Er soll ja nicht merken wie durcheinander ich wirklich bin.

„Was suchst du denn hier?!“, entfährt es mir etwas überraschter als ich beabsichtig hatte.

„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen…“ er sitzt immer noch auf dem Boden und reibt sich den Kopf. Anscheinend ist er mit dem Kopf gegen den Schirmständer aus Metall geknallt. Irgendwie tut er mir ja schon fast leid. Aber er ist ja auch selber Schuld, was taucht er hier auch auf?

„Ich habe vor der Schule auf dich gewartet und als du nicht kamst, hab ich mir halt schon gedacht, dass du verpennt hast und wollte dir entgegen gehen.“

Hä? Muss das einer verstehen? Wieso wollte er vor der Schule auf mich warten? Ich check das nicht. Kann mir mal jemand einen Übersetzter bringen?

Auf meine Frage, wieso er auf mich gewartet hat, antwortet er: „Ich wollte mich entschuldigen.“

Er schaut mich von unten her mit seinem liebsten Hundeblick an. Oh man, da kann doch keiner widerstehen. Das ist unfair!

Ich grummele etwas in mich hinein… glaubt er etwa ernsthaft, dass ich ihm einfach so vergebe?! Nach dem was er getan hat?!

Auf mein Gegrummel blickt er etwas zerknirscht drein und starrt seine Schuhe an. Man, muss das sein? Da kann man ihm ja nur vergeben. Ach, fuck!

„Du hasst mich jetzt bestimmt oder?“, er starrt immer noch seine Schuhe an. Die müssen ja mächtig interessant sein. Für mich sehen sie nach gewöhnlichen Chucks aus.

„Hassen würde ich nicht gerade sagen.“ Das entspricht sogar mal der Wahrheit. Wie könnte ich ihn auch hassen, wenn mein Bauch gerade vor Freude Purzelbäume schlägt und ich in seiner Nähe kaum klar denken kann?

Er schaut mich mit einem leichten Hoffnungsschimmer an. Wie schafft der das bitteschön, dass er immer süßer wird? Das ist doch nicht normal oder?! Hallo, Goooott?

„Ich hasse dich schon nicht…“, ach jetzt krieg ich auch noch ein Grinsen geschenkt. Na wenigstens weiß ich jetzt, dass er es nicht verlernt hat.

„Ähm, weißt du, ich habe dich auch nur nicht aufgehalten, weil ich Julien nicht so zeigen wollte, dass ich du weißt schon…“, okay jetzt könnte er wirklich mit einer Tomate konkurrieren und seine Schuhe scheinen ja wirklich immer interessanter zu werden.

„Nö, ich weiß nicht, was du meinst.“ Heute bin ich aber wieder gemein. Muhahahahahaha… na okay, ein bisschen Strafe hat er ja auch verdient oder? Ich versuche krampfhaft nicht zu grinsen, aber so wirklich klappt das nicht. Zum Glück wird Josh noch röter und starrt weiter seine Schuhe an.

„Ich mag dich halt sehr, das weißt du doch…“, flüstert er leise, wofür ich ihm übrigens äußerst dankbar bin. Mein Gott, wenn meine Eltern oder Chekabunny das gehört hätten. Die hätten mich dann bestimmt ins Kloster oder in die Klapsmühle gesteckt… zumindest hätten sie mich dann zum Therapeuten geschickt, um mich zu bekehren. Normal ist es ja nicht gerade oder? Okay, ich glaube ich sollte Josh mal lieber aus dieser für ihn so peinlichen Situation erlösen… außerdem fängt der ach so tolle Unterricht ja gleich an.

„Ja ja, wir sollten lieber losgehen.“, ich strecke ihm die Hand hin, um ihm aufzuhelfen… ich glaube, dass habe ich schon seit über einem Jahr für niemanden mehr getan. Tut irgendwie gut, das wieder zu tun.

Josh nimmt meine Hand und steht schnell auf, schaut mir dabei aber immer noch nicht ins Gesicht. Du mein Gott, man könnte ihn locker mit einem frisch gekochtem Hummer verwechseln.

Den Schulweg verbringen wir schweigend, so lang ist er heute ja auch gar nicht, weil wir ziemlich schnell gehen. Ich muss fast schon rennen, um mit Josh Schritt zu halten, aber ich beschwere mich lieber nicht. Er scheint mit seinen Gedanken woanders zu sein. Wo wohl? Man, wieso frag ich mich das überhaupt? Es geht mich keinen Stecken an, über was er gerade nachdenkt. Trotzdem interessiert es mich… verdammte Schmetterlinge!

Wir kommen natürlich zu spät. Okay, wer hätte auch schon gedacht, dass wir es noch pünktlich schaffen?! Zum Glück haben wir in der ersten Stunde Gemeinschaftskunde bei der alten Frau Flik – kennt ihr noch diese FlikFlak-Kinderuhren? Wir vermuten, dass sie bei der Gründung der Firma schon um die 50 Jahre alt war. Die Frau ist wirklich immer überfreundlich und hält alle Schüler noch für kleine Engel. Ich warte noch auf den Tag, an dem sie endlich aus diesem Traum aufwacht und erkennt welche Satansbraten eigentlich in ihrer Klasse sind. Nein, ich meine nicht, dass ich ein Satansbraten bin, lediglich der ganze Rest ist böse. Ich bin doch euer lieber Engel Damian… mit Hörnern. (Autorin: *smily knuddel* i love you mein Engel mit Hörnern. xDD) Und da die liebe Frau Flik so lieb ist ignoriert sie unser Zuspätkommen und wir müssen nicht raus auf den arschkalten Gang. Ich bin der Frau wirklich dankbar und lächele sie sogar leicht an. Oh mein Gott, was ist denn mit mir heute los?! Ich sollte wirklich nicht mehr so oft mit Josh zusammen sein, sonst werde ich ja noch richtig nett zu meinen Mitmenschen. Ach ja, sarkastisch wie eh und je… Die Flik hat es wahrscheinlich eh nicht gesehen – sonst hätte sie immerhin eine Notiz im Klassentagebuch gemacht „Damian Rilke hat um 8:03 Uhr gelächelt, ein Elterngespräch erwünscht oder er soll zumindest mal die Drogenberatung aufsuchen“ – immerhin hatte ich wie immer meine Haare im Gesicht hängen gehabt, da kann sie es gar nicht gesehen haben!

Die nächsten 6 Stunden vergehen ausnahmsweise einmal wie im Flug. Das ich das noch mal erlebe ist wirklich ein Wunder!

Nach dem Klingeln, welches das Ende der letzen Stunde und meines heutigen Schultages wortwörtlich einläutet, bin ich nicht, wie gestern, der Erste, der das Klassenzimmer verlässt, sondern einer der Letzten. Lediglich der Oberstreber bleibt noch länger als ich, weil er sich noch ein bisschen bei unserem Geschichtslehrer einschleimen will. Na wem es Spaß macht…

Josh hat auf dem Gang auf mich gewartet. Fragt sich nur warum… ich glaube, ich sollte aufhören, alles zu hinterfragen, was er tut. Bringt mich doch eh nicht weiter oder? Aber ob ich das kann, ist eine andere Frage. Vielleicht lerne ich es ja mit der Zeit. Vielleicht kann ich mich wieder richtig an ihn gewöhnen… und an diese vermaledeiten Schmetterlinge auch. Die rauben mir echt noch den Verstand. Gut, ihr werdet euch jetzt sicher heimlich fragen – würdet das aber natürlich nie zugeben-: Welcher Verstand denn? Echt nett von euch.

Der Blondschopf lächelt mir entgegen und fragt, als ich neben ihm stehen bleibe, mit wieder krebsrotem Kopf: „Ähm, hast du heute Abend zufällig Lust mit mir wegzugehen? Wir haben doch morgen frei und na ja ich dachte, wir könnten mal weggehen und so …“

Ein Date?!?!?!?! Meine Alarmglocken schrillen wie wahnsinnig! Er will mit mir Ausgehen?! Mit mir?!! Einem Jungen?????? Was ist, wenn uns jemand sieht? Wenn der oder diejenige von unserer Schule ist, dann sind wir bald das Gespött der ganzen Schule, wenn nicht sogar der ganzen Stadt!

Offenbar verrate ich durch irgendetwas wie geschockt ich bin. Josh lächelt mich lieb an.

„Es würde nicht wie ein… wie ein Date aussehen. Wir treffen uns nur mit ein paar Freunden im Park und feiern ein bisschen. Die denken sich also nichts, wenn wir da zusammen auftauchen.“

Ich atme erleichtert aus. Mein Gott, schock mich noch mal so und es war das letzte Mal, dass du mit mir gesprochen hast.

„Also was ist jetzt? Gehst du mit mir hin?“, er sieht mich mit seinem liebsten Hundeblick an und schiebt sogar die Unterlippe vor, um seinen Bettelblick noch schlimmer für mich zu machen.

Ja, warum eigentlich nicht? Ich werde da ja sicher nicht sterben, hoffe ich jedenfalls für Josh. Sollte ich da sterben, kille ich ihn.

„Okay, ich komme mit…“

Ich kann nicht einmal zu Ende sprechen – gut, was hätte ich auch noch groß gesagt -, da Josh mir ungestüm um den Hals fällt und mich an sich drückt. Muss das denn sein? Anscheinend ja.

„Danke, danke, danke, danke, danke, danke, danke!“

„Ja ja, passt schon.“, ich mache mich von ihm los und gehe langsam auf den Ausgang zu. Mein Hündchen Josh immer schön im Schlepptau.
 

Es ist Abend und Josh ist vor etwa einer viertel Stunde zu mir nach Hause gekommen. Er hat darauf bestanden mich abzuholen, anstatt, dass wir uns im Park treffen. Na wenn es ihm Spaß macht, so weit zu laufen. Okay, klar macht es ihm Spaß, ihm macht jede Art von Sport Spaß, bei der man sich bewegen muss.

Und wie heute stehe ich vor meinem Kleiderschrank und habe keinerlei Ahnung was ich anziehen soll. Josh sitzt auf meinem Bürostuhl und verdreht alle paar Minuten die Augen. Wahrscheinlich denkt er ich bemerke es nicht, aber irgendwie schaue ich immer dann in seine Richtung, wenn er es macht. Und es kotzt mich an! Wie wäre es wenn er mir mal helfen würde?! Er hat es sich ja mal wieder ganz einfach gemacht und läuft wie gewöhnlich rum: Dreiviertel Army-Hose und ein Sportt-shirt. Ihm ist es ja auch verdammt egal, was die Leute über sein Äußeres denken… der hat vielleicht eine Einstellung!

„Da, mach hinne…“, mault er vom Schreibtisch her.

„Dann sag mir was ich anziehen soll!“, fauche ich ihn an.

Langsam wird mir das echt zu bunt. Wenn er keinen Bock hat zu warten, dann soll er sich doch mal nützlich machen und mir bei meiner Kleiderfrage helfen. Als ich ihn vorhin fragte, was das überhaupt für eine „Feier“ – Besäufnis bei Lagerfeuerschein trifft es wahrscheinlich dann eher – sein solle und was ich dazu anziehen solle, meinte er nur er wisse es auch nicht und ich solle doch anziehen was ich will. Danke, dass hilft mir echt weiter. Ich drehe mich wieder zum Kleiderschrank und starre meine zumeist dunklen Stapel Klamotten an.

„Wie wäre es mit gar nichts?“, höre ich eine leise Stimme an meinem Ohr.

Sein Atem streicht über meinen Nacken und meinen Hals, weswegen sich meine Nackenhaare aufstellen. Ich spüre seine starken Hände um meine Taille, die mich an einen warmen Körper drücken. Weiche Lippen bedecken meinen Nacken und wandern über meinen Hals zu meinem Ohr. Ich kann ein zufriedenes leises Seufzen nicht unterdrücken. Kann die Zeit mal bitte stehen bleiben? Mhm… das fühlt sich so schön an. Ich will, dass er das immer tut, 24 Stunden am Tag. Meine Schmetterlinge oder Flugsaurier spielen immer mehr verrückt, gleich kotz ich bestimmt.

„Na, wie wäre es mit gar nichts?“, flüstert er mir ins Ohr.

Nichts?!!?! Mir wird heiß… äh, das meint er doch nicht ernst oder? Obwohl, wir sprechen hier von Josh… dem traue ich alles zu. Oh Gott, mein Gesicht fühlt sich ganz rot an, wahrscheinlich sehe ich gerade aus wie eine Tomate.

Eine Hand verlässt meine Taille und streicht mir wenig später meine Haare aus dem Gesicht.

„War nur Spaß.“, meint er mit einem leisen Lachen und gibt mir einen Kuss auf die Wange.

Ich könnte ihn schlagen, treten, hauen, erwürgen… halt einfach nur töten! Böse gucke ich ihn an, aber er ignoriert es einfach. Ist wahrscheinlich auch besser so, sein Grinsen hätte mich nur noch wütender gemacht. Man, verdammter Arsch!

Seine beiden Hände liegen wieder um meine Taille und irgendwie lässt das meine Verärgerung verrauchen. Was macht er nur mit mir?

Konzentriert unterzieht er meinen Kleiderschrank einer Musterung. „Ziemlich dunkel.“

Ja, ach nee. Also wenn ihm das gerade erst aufgefallen ist, sollte ich ihm wohl doch mal einen Blindenhund schenken. Ich erspare mir einen Kommentar dazu, sondern lasse ihn lieber meinen Kleiderschrank weiter durchsuchen. Die linke Hand lässt er immer an meiner Taille. Ich würde gerne seine Hand berühren, aber ich tue es nicht. Reicht doch wenn ich sie durch mein T-Shirt hindurch deutlich spüre oder? Ich muss wohl ohne nachzudenken mit der Rechten nach seiner Hand an meiner Taille gegriffen haben, denn ich spüre auf einmal seine kräftigen Finger unter meinen. Josh lässt sich jedoch durch mein Tun nicht irritieren, sondern durchsucht weiter meine Klamotten. Sein Gesicht ziert ein leichter Rosa-Schimmer, was ihn, um Gottes Willen, noch süßer werden lässt. Und ich dachte, er kann nicht mehr süßer werden.

Ich würde am liebsten im Boden versinken. Wie konnte ich das nur tun?! Ich meine, so was mache ich doch sonst auch nicht! Normalerweise habe ich mich immer unter Kontrolle, wieso jetzt nicht? Wieso verliere ich bei ihm immer häufiger die Kontrolle über mich? Was, verdammte Scheiße noch mal, passiert mit mir?!?!?! Und ich hätte auf diese Frage wirklich mal eine Antwort! Und wenn’s geht ein bisschen zackig, damit ich noch heute und am besten auch noch in dieser Sekunde darauf reagieren kann.

„Hey, ich hab was gefunden.“, kommt es triumphierend von Josh. Er hält mir ein schwarzes enges T-shirt mit roten Schmetterlingen – wie passend, erinnert mich gleich an meine eigenen – und eine schwarze dreiviertel Stoffhose hin.

„Hm, geht.“ Er erwartet doch jetzt hoffentlich kein Lob oder? Wie ich ihn kenne, hat er nur so getan, als würde er angestrengt nach etwas suchen und hat dann einfach das erst Beste herausgenommen. Na ja, ehrlich gesagt, bin ich jetzt auch zu faul noch weiter nach etwas zu suchen, also einfach das anziehen.

Ich nehme ihm die Klamotten ab und gehe zu meinem Bett. Ähm und jetzt? Ich kann mich doch nicht vor ihm ausziehen? Aber ist das nicht eigentlich das natürlichste der Welt? Im Sportunterricht machen wir das doch auch andauernd, mindestens einmal pro Woche. Aber jetzt und hier und überhaupt ist das doch was ganz anderes. Ich spüre schon wieder, dass mein Gesicht wärmer wird. Oh man, bin ich froh, dass ich so lange Haare habe. Als ich zu Josh schiele sehe ich, dass er auch knall rot ist. Dann jedoch geht er zum Fenster und findet unseren Vorgarten sehr sehr interessant. Ich bin ihm echt dankbar. Ich glaube nicht, dass ich das hingekriegt hätte, hätte er sich wieder auf den Stuhl gesetzt und mir beim Umziehen zugeschaut. Allerdings glaube ich, dass er nicht den Garten sondern eher meine Spiegelung anschaut. Ach, scheiß drauf, Augen zu und durch. Ich werde schon nicht daran sterben, dass er mich in Boxershorts sieht. Hoff ich zumindest. Wieso kann sich eigentlich nicht einfach der Boden auftun und mich verschlingen? Das würde alles viel einfacher machen.

Ich glaube so schnell wie gerade eben, habe ich mich noch nie umgezogen. Nun ja, ich muss mich vor Josh ja auch nicht in Zeitlupe aus und wieder anziehen oder? Obwohl er meinen Körper seit dem Freibad und auch schon seit unserer „Kindheit“ kennt.

Nach dem Umziehen geht’s noch einmal kurz ins Bad, um meine Haare zu ordnen, die natürlich wieder total zerstrubbelt waren und um noch ein bisschen die Augen zu schminken. Ja ja, ich weiß was ihr jetzt denkt. Oh Gott, ein Junge der sich schminkt?! Ich mach ja nicht viel, nur ein bisschen Kajal, damit die Augen ein wenig dunkler aussehen. Ich finde so sehe ich einfach besser aus. Wenn es euch nicht passt, ist das euer Problem, nicht meins.

Josh steht im Türrahmen und schaut mir ungläubig zu. Ich glaube er ist viel zu baff, um irgendetwas zu sagen. Dachte er etwa, dass meine dunklen Augen echt wären?! Oh man, der Typ ist wirklich krass. Solche Augenringe kann man doch gar nicht haben. Bevor er auch nur einen Ton zu meiner Aktion sagen kann bin ich auch schon fertig und unten, um meine Schuhe anzuziehen. I love Chucks!

Als Josh die Treppe herunterkommt, sieht er leicht traumatisiert aus. Wahrscheinlich habe ich gerade sein gesamtes Weltbild erschüttert. Ich würde mir am liebsten selber auf die Schulter klopfen. Gut gemacht, Da! Das war höchstwahrscheinlich das erste Mal, dass er gesehen hat, wie sich ein Junge schminkt. Und nicht das letzte Mal, wenn er weiter bei mir rumhängt.

„Können wir?“, frage ich ihn vorsichtig. Er sieht nicht so wirklich aus, als wäre er mit seinen Gedanken mit mir in einem Raum. Wahrscheinlich grübelt er immer noch darüber nach, wie Jungs und Schminke zusammen passen. Als ob das so unnatürlich wäre. Okay, ja es ist unnatürlich, aber … na und? Ich bin ja jetzt wirklich nicht der erste, der das macht. Gut, aber der erste den Josh kennt. Der arme, irgendwie kann er einem schon Leid tun. Nun ja, sein Problem eigentlich.

Ich hatte Recht. Er reagiert überhaupt nicht auf mich. Also, einfach die Tür aufmachen und ihn an der Hand packen, um ihn aus dem Haus zu bekommen. Gesagt äh gedacht, getan. Josh lässt sich widerstandslos mitziehen. Nur meine Mutter sieht mich vom Küchenfenster her etwas befremdet an. Na soll sie doch.

Zwei Straßen weiter erwacht Josh aus seiner Lethargie und lässt erst einmal meine Hand los. Schade eigentlich, er hat schöne warme Hände. Wir gehen schweigend über eine Ampel und auf der anderen Seite ergreift er meine Hand, als wäre nichts gewesen. Er lächelt mich lieb an. Kann er mich bitte immer so anschauen? Dann würde ich ihm auch abkaufen, dass die Welt wunderbar ist.

Kurz vor dem Park lassen wir unsere Hände jedoch los. Muss ja wirklich nicht sein, dass uns irgendeiner unserer Mitschüler Händchen haltend sieht. Äh Händchen haltend? Haben wir gerade eben wirklich…? Äh, nee oder? Ahhhhh, verfickte Schmetterlinge, könnt ihr mal aufhören meinen Verstand zu vernebeln und mich klar denken lassen?! Mein Gott, was habe ich getan? Na okay, jetzt ist es eh zu spät und ehrlich gesagt war es ein wunderschönes Gefühl seine Hand zu halten.
 

Die „Party“ – Besäufnis ist wirklich eher zutreffend – findet in der Mitte des Parks an einer Grillstelle statt. Irgendjemand hat vor unserem Eintreffen ein Lagerfeuer entzündet und ein paar Jungs waren schon eifrig dabei Fleisch auf Stöcke zu spießen und über dem Feuer zu braten – verbrennen wohl eher. Ziemlich brutal das ganze. Ich bleibe lieber beim Salat, wie zwei andere Mädchen auch.

Es sind vorwiegend Jungs da. Na vielleicht hatten die Mädchen einfach keinen Bock zu kommen, keine Ahnung. Ich setzte mich zu den Salaten und den beiden Mädchen, die nicht verbergen lesbisch zu sein. Sie küssen sich vor meinen Augen! Es ist zwar nur ein kurzer Kuss, aber trotzdem! Where the fuck bin ich hier?!

Ich schiele zu Josh rüber, der sich gerade um sein Abendessen kümmert oder eher aufpasst, dass es nicht einfach Feuer fängt. Er unterhält sich nebenbei lachend mit irgendwelchen Jungs. Alle hier sehen relativ normal aus. Ich bin also das einzige „schwarze Schaf“. Mhm who cares? Na auf jeden Fall sehen alle eher so aus wie Josh, ich passe hier also so was von überhaupt nicht rein.

„Hi, wie heißt du denn?“, ich drehe den Kopf in Richtung Stimme und erblicke eines der beiden Mädchen. Sie hat lange blonde Haare und ist anscheinend Fan des Army-Looks. Tja, wem es gefällt…

„Dam.“

„Ich bin Jessy und das ist Erika.“ Sie spricht Erika englisch aus und deutet auf das Mädchen neben sich. Erika sieht fast wie ihr Zwilling aus.

Ich zwinge mich zu einem Nicken. Ich habe null Bock mich mit diesen Tussen und ihrem Zahnpastaverkäuferinnenlächeln abzugeben. Jemand schlägt mir leicht mit der Hand auf die Schulter. Ich kann mir schon denken wer das ist ihr auch? Genau, es ist Josh. Wenn er das noch einmal macht, hat er eine Faust in der Fresse. Böse schaue ich nach oben in sein Gesicht.

„Na komm, Kleiner, wir setzten uns zu Julien.“

Julien ist auch da? Ich habe ihn noch gar nicht gesehen. Josh zieht mich vorsichtig am Arm nach oben und schleppt mich zu einem Baum unter dem ein wasserstoffblonder Junge gerade isst.

„Moim Mjosh, moim Mda.“, meint er mit vollem Mund.

Wir setzen uns neben ihm… ich kann Joshs Körperwärme neben mir spüren. Es ist fast als wäre er eine riesige Heizung. Stillschweigend essen wir und trinken Bier. Josh hat es glaube ich geholt, auf alle Fälle war es einfach da. Normalerweise trinke ich ja kaum Alkohol, aber so ein bisschen schadet ja nicht oder?

Julien blickt immer wieder auf seine Armbanduhr. Wartet er auf jemanden? Josh scheint das ebenfalls zu bemerken, denn er fragt ihn wieso er immer wieder auf die Uhr schaue. Darauf wird Julien leicht rot im Gesicht.

„Äh, ein Freund von mir wollte noch herkommen und na ja… ich…“, er bricht ab und wird knallrot.

Ist dieser Freund etwa DER Freund? Also der Typ, auf den Julien steht? Würde mich ja wirklich mal interessieren, wer das ist und wie er aussieht. Aber vor allem interessiert es mich, ob Julien die Wahrheit gesagt hat. Okay, da er gerade so rot geworden ist- dürfte ja eigentlich schon beweisen, dass er in den Jungen verliebt ist. Würde mich aber trotzdem interessieren, wen sich Julien da ausgeguckt hat.

„Ach lernen wir ihn heute endlich kennen?“, fragt Josh grinsend. Ah, er weiß also von diesem Typen. Wenigstens bin ich nicht der Einzige, der Juliens Traumjungen noch nicht kennt.

Julien nickt mit hochrotem Kopf und trinkt schnell einen Schluck Bier.

Ich lasse meinen Blick über die Anwesenden dieses „Grillabends“ schweifen und entdecke… etwas Schwarzes? Hatte ich nicht gedacht, dass ich der einzige wäre, der etwas anders ist als die anderen hier? Ich betrachte den Jungen etwas genauer. Er sieht etwas verwirrt und wie bestellt –und – nicht abgeholt aus. Die anderen betrachten ihn nicht weiter.

„Ah, da ist er ja…“, Julien hebt den Arm und wedelt wie wild mit der Bierflasche rum. Gleich kippt er deren Inhalt über Joshs Haare, ich sehe es schon kommen. Josh anscheinend auch, denn er rutscht ein bisschen näher zu mir, um aus dem Radius der Bierflasche zu entkommen. Ich kann seine Hand auf meiner im Gras liegenden spüren… scheiß Schmetterlinge, ich hasse euch!

Der „Schwarze“ kommt mit großen Schritten auf uns zu. Er hat lange dunkelbraune Haare, die er zu einem Zopf zusammengebunden hat und ihm bis zur Taille reichen. Er trägt ein schwarzes T-shirt, eine schwarze Jeans, schwarze Schuhe – sie sehen verdächtig nach Springerstiefeln aus – und ein großes Pentagramm als Kettenanhänger. Er hat ein recht schönes Gesicht, schmal, blass mit dunklen Augen. Ich tippe auf einen Goth. Auf so etwas steht also Julien. Hätte ich wirklich nicht gedacht. Ich meine, Julien ist normal und verguckt sich in einen Goth?! Steht die Welt jetzt völlig Kopf oder was ist hier los?!

Als er uns erreicht hat, begrüßt er uns alle mit einem simplen: „Hallo.“ Seine Stimme ist sehr tief, aber irgendwie angenehm zu hören. Ich frage mich, wie alt der Typ wohl ist.

Er setzt sich neben Julien, mir gegenüber. Ich glaube, er ist sogar noch größer als Josh. Mein Gott, noch so ein Riese. Neben ihm sehe ich sicher aus wie ein abgekrachter Gartenzwerg. Wieso kann ich nicht auch so groß sein? Oder zumindest normal groß sein?

Julien stellt den jungen Mann – als Junge kann man diesen „alten Sack“ ganz sicher nicht bezeichnen – als Lunas Stegmeier vor. Den Namen habe ich noch nie gehört, aber irgendwie klingt er schön. Irgendwie passt er zu diesem Typen, der Julien den Kopf verdreht hat. Ich frag mich nur noch immer was Julien an einem Goth findet. Ich meine, wir reden hier von Julien! Der Typ ist total normal, jedenfalls so normal wie Josh und steht auf diesen Lunas? Irgendwie verstehe ich die Welt nicht mehr. Gut, ich hätte auch nie gedacht, dass mein Bauch Purzelbäume schlägt, nur weil jemand meine Hand berührt.

Die drei quatschen ein bisschen, über alles Mögliche. Diese normalen langweiligen Themen, wie Schule, Hobbies, Sport. Ich beteilige mich nicht wirklich an dieser Konversation, wieso sollte ich auch? Es interessiert mich wirklich nicht die Bohne, dass der VfB Stuttgart am letzten Wochenende irgend so ein verdammt langweiliges Fußballspiel gegen Nürnberg verloren hat. Also wieso sollte ich da mitreden? Ich genieße lieber die Nähe von Josh, der sich leicht gegen meine Schulter gelehnt hat. Nicht, dass es noch so aussieht als hätten wir etwas miteinander… wobei ich langsam glaube, dass die meisten hier Schwule und Lesben sind. Nein, ich werde mich jetzt nicht darüber aufregen, dass Josh mich mit hierher geschleppt hat. Nach dem Grund frage ich lieber erst gar nicht. Eigentlich sollte ich mich doch darüber freuen, dass man hier nicht schief angeguckt wird nur weil man die Hand eines Jungen hält – machen ja doch eh die meisten. Auf einer normalen Grill –und Besäufnisfeier könnte ich wirklich nicht seine Nähe spüren. Nicht so wie jetzt.

Die anderen unterhalten sich noch immer über Fußball und trinken dabei fröhlich weiter. Ich will gar nicht wissen, wie viel sie schon getrunken haben und wie viele Flaschen Bier und sonstige alkoholische Getränke noch folgen werden.

Da sich eh niemand für mich interessiert lege ich mich nach hinten ins Gras und höre meine Musik. Nicht zu laut, ich will die anderen nicht in ihrer angeregten Diskussion stören. Was es bei Fußball zu diskutieren gibt, weiß nur der Herr Gott alleine. Der Himmel sieht schön aus, schwarz ohne einen einzigen Stern. Nachher kommen bestimmt noch welche.

Irgendwann spüre ich, dass sich jemand auf meinen rechten Arm legt – ich habe beide hinter dem Kopf verschränkt – und drehe den Kopf, um zu sehen wer dieser „jemand“ ist. War ja klar, dass es Josh ist. Ich hebe leicht den Kopf, um nach den anderen zu sehen, aber die beiden sind verschwunden. Hä?

Josh zieht mir einen Kopfhörer aus dem Ohr und sagt leise: „Die beiden sind zur Tankstelle, Alk kaufen.“

Ich grummele als Antwort. Alk kaufen… wieso muss man sich immer zusaufen? Na okay, ehrlich gesagt, habe ich jetzt null Bock darüber nachzudenken, warum sich meine Freunde in ihrer Freizeit besaufen. Ist ja eh ihre Sache.

Josh legt einen Arm über meine Brust und kuschelt sich an mich. Ich kriege gleich einen Herzkasper! Muss der mich so fertig machen? Mein Herz rast wie verrückt und er liegt einfach so neben mir, als wäre alles normal. Ich glaube meine Herz macht das nicht mehr lange mit.

„Hey Josh, nicht schlafen! Wir haben dir doch extra etwas mitgebracht!“, ertönt auf einmal Juliens Stimme. Ich zucke vor Schreck heftig zusammen. Ja genau, erschreck mich noch einmal so und ihr könnt mich auf dem Friedhof besuchen. Man, wieso wollen mich heute alle umbringen?

Wir setzten uns beide auf und Lunas gibt Josh sein Bier.

Julien sieht mich an: „Da“, sagt mal, wer hat ihm eigentlich erlaubt mich Da zu nennen, alle außer Josh nennen mich Dam, wieso er nicht? Wahrscheinlich ist Josh Schuld. Das wird noch ein Nachspiel haben mein Freundchen „Wir haben dir auch etwas mitgebracht. Josh meinte, du trinkst das recht gerne.“ Er reicht mir eine Flasche Becks Lemon.

„Danke.“ Ich lächele ihn ein wenig an. Das trinke ich wirklich recht gerne, keine Ahnung wieso, schmeckt einfach klasse.

Die anderen reden wieder und so lege ich mich wieder ins Gras und starre die Sterne an. Irgendwie werde ich müde. Ich kann hier doch aber nicht einschlafen! Josh hat eine Hand auf meinen Unterschenkel gelegt… diese Wärme, die von seinen Händen ausgeht ist wirklich beruhigend… und einschläfernd…

Mir fallen die Augen zu.

XXIII Wand?!

Oh man tschuldigung das das immer so lange dauert bei mir >___< ich hoffe ich kriege dass jetzt mit der Zeit schneller auf die Reihe. Gomen!!!

Sooooooooo ich widme dieses Kapi einer ganz lieben Person, die leida net auf Mexx angemeldet is aber trotzdem hoffentlich immer noch fleißig mitliest. xD (wehe wenn net, dann kriegste was von mir zu hörn, Kleener!) Un zwar: Dem kleenen Friede ^-^ Hab dich lieb un sorry...

okay also have fun ^^

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„Da…“ Mhm? … was ist? „Daaa…“ Hm? … ich will nicht. Ich will weiterschlafen. „Da~a…“ Etwas kitzelt mich an der Nase. Ach man, muss das denn sein? Es war gerade so schön. Ich habe geträumt von etwas… Blondem?!?! Ähm, nun ja kann mal passieren. Es war trotzdem schön und ich will verdammt noch mal weiterpennen! Verflucht sei der, der mich da gerade wecken will! Dieses etwas kitzelt mich weiter. Ich drehe mich zur Seite. Vielleicht entkomme ich ja so diesem grausamen „Etwas“. Da ist irgendetwas Weichen, vielleicht ja ein Kissen? Danke lieber Gott, dass du mir endlich mal zur richtigen Zeit ein Kissen schenkst! Ich ziehe das Kissen leicht an mich und vergrabe meinen Kopf darin. Irgendwie ist dieses Kissen nicht sonderlich weich… ach scheiß drauf, Hauptsache ein Kissen und ich kann weiterschlafen. Das „Etwas“ hat auch aufgehört mich an der Nase zu kitzeln. Dafür spüre ich etwas auf meinem Kopf… jemand streichelt mir über die Haare? Ähm…hä?

„Hey, Da, komm wach langsam wieder auf.“, es klingt ziemlich nach Josh. Wahrscheinlich ist er auch mein Kissen. Na toll. Boden tu dich auf, dass ich in dir verschwinden kann.

Ich glaube ich sollte auf diesen Rat hören. Vorsichtig blinzele ich mit den Augen. Es ist fast stockdunkel… irgendwo kommt ein wenig Licht her, sieht aus wie von einem Feuer. Ach ja, die hatten ja ein Lagerfeuer gemacht. Ich sehe Camouflagestoff vor mir. Josh war also wirklich mein Kissen. Oh man, ist das peinlich. Ich will im Erdboden versinken.

Seine Finger fangen an mit meinen Haaren zuspielen. Irgendwie fühlt es sich schön an.

„Na? Schon wach?“, fragt er belustigt.

„Mhm…“

Man, ich will gar nicht aufstehen. Seine Finger hören auf mit meinen Haaren zu spielen und stattdessen spüre ich arschkalte Finger in meinem Nacken. Ahhhhhhhhh! Weg mit den Händen!!!

Ich packe entsetzt seine Hand und ziehe sie von meinem Nacken weg.

„Wolltest du mich einfrieren?“, frage ich sauer, als ich mich aufsetzte.

Josh schaut etwas traurig und murmelt: „Tut mir leid, ich wusste nicht, dass ich so kalte Finger habe… ich dachte, dir na ja du weißt schon gefällt es.“ Zerknirscht guckt er das Gras an. Oder zumindest glaube ich, dass es Gras ist. Es ist schon total dunkel und das wenige Licht, das vom Lagerfeuer zu uns herüber scheint, reicht nicht gerade aus um groß etwas zu erkennen.

Irgendwie tut es mir schon fast wieder leid, dass ich ihn so derbe angemotzt habe. Ich meine, woher soll er auch wissen, dass er eiskalte Finger hat? Gut, so was kann man ahnen, aber wir reden hier ja von Joshua, der ahnt so was nicht. Dank seinen tollen Fingern bin ich jetzt wenigstens richtig wach. Okay, richtig trifft es nicht ganz. Ich bin NIE richtig wach!

Ich schaue mich um. Da warn doch noch so zwei Jungs, die bei uns waren, aber irgendwie ist hier niemand. Nur beim Lagerfeuer sitzen noch ein paar Leute.

„Wo sind den Julien und Lunas?“

„Lunas wollte neue Kippen kaufen und Julien ist als moralische Unterstützung mitgegangen.“

„Aja.“

„Jo…“, Josh legt sich zurück ins Gras. Ich bleibe sitzen.

Keiner von uns sagt ein Wort, aber es ist kein unangenehmes Schweigen. Ich genieße diese ungewohnte Stille zwischen uns – dank Josh ist es ja nicht gerade oft still – und schaue hoch in den Himmel. Der Himmel sieht richtig geil aus! So viele Sterne auf einem Haufen habe ich wirklich noch nie gesehen! Es ist total klar und ich kann mindestens eine Millionen Sterne sehen. Irgendwie schön. Ich bin kein Astronomiefreak, aber trotzdem liebe ich Sterne. Immer wenn ich sie ansehe, bekomme ich so eine Sehnsucht. Nach was weiß ich nicht. Vielleicht nach einer Reise zu anderen Problemen. Okay, Da, Schluss damit! Wir sind hier nicht in einem Science- Fiction- Film! Ich rede heute echt nur Stuss. Liegt wohl an der Anwesenheit eines bestimmten Herrn.

Ähm okay, irgendwas krabbelt da auf meinem T-Shirt rum. Was ist daaaaaas? Wenn das so eine riesige fette Spinne ist, was mache ich denn dann? Ich luge vorsichtig über meine Schulter und erkenne zum Glück, dass es nur Josh ist, der mit geschlossenen Augen mit seinen Fingern leicht auf meinem Rücken herumtrommelt. Was das bringen soll, wissen auch nur er und der liebe Gott. Man, bin ich müde. Ich muss gähnen und dabei knackt es etwas unangenehm in meinem Kiefer. Toll, ich liebe dieses Gefühl von leicht ausgerenktem Kiefer.

Josh zieht leicht an meinem T-Shirt. „Kommst du her?“, murmelt da etwas leise hinter mir. Wenn er wüsste wie liebend gerne ich seiner Bitte nachkomme. Ich glaube, er würde vor lauter Freude einen Herzinfarkt kriegen.

Vorsichtlich lasse ich mich nach hinten sinken. Nicht, dass ich seine Hand noch aus Versehen zerquetsche. So tollpatschig wie ich bin, könnte ich das sicher auch noch hinbekommen.

Wir liegen beide nebeneinander. Ich kann seinen warmen Körper neben mir spüren. Von mir aus könnte die Zeit so stehen bleiben.

„Mhm~m.“, kommt es von Josh. Okay, mhm was sollte das jetzt? Na ja scheiß drauf. Einfach ignorieren. Ich bin jetzt viel zu faul, irgendetwas darauf zu erwidern oder auch nur darüber nachzudenken.

Ich fühle wie sich eine immer noch eiskalte Hand in meine schiebt. Und es ist mir verdammt scheiß egal, dass die Hand eiskalt ist. Sie ist wunderschön und ich liebe es sie zu halten! Ja verdammt noch mal, ich liebe es die Hand eines Jungen zu halten! Und ja verdammt noch mal ich bin im Moment so glücklich, dass ich die ganze Welt umarmen könnte! Und das nur, weil jemand meine Hand hält. Bin ich denn noch zu retten? Ich glaube nicht, aber das ist mir eigentlich relativ egal. Dann bin ich eben nicht mehr zu retten. Solange ich seine Hand halten kann ist alles gut. Er drückt sie fest. Okay, wenn er stärker drückt, bricht er mir noch alle Finger, aber er tut es nicht. Offenbar hat er gelernt seine Kräfte zu kontrollieren. Gut so, wir wollen ja nicht, dass ich ewig und drei Tage mit einem Gips herumrenne? Sagt jetzt nichts falsches, ich habe eine Kettensäge zu Hause. Oder zumindest: mein Vater hat eine, aber ich weiß wo sie liegt – in der Garage, linkes Regal, ganz oben, neben einem Stapel Eimer. Ich bin gut, ne?

„Du, Da?“

„Hm, was denn?“

„Magst du mich?“

„Was soll denn die Frage?“, und sofort tun mir die Worte leid.

„Sorry, ist nicht wichtig. Vergiss es einfach…“

Oh man, klasse… jetzt hab ich es versaut. Wir schweigen wieder, aber anders als vorhin ist es kein schönes Schweigen. Eher so ein Oh-Gott-ich-will-hier-weg-Schweigen oder ein Jetzt-sag-doch-endlich-was-Schweigen. Ich bin so ein gottverdammter Idiot!

Ich weiß nicht wie lange wir schweigen, aber es kommt mir sehr, sehr lange vor.

„Ich mag dich.“

So jetzt habe ich es ausgesprochen. Toll und er sagt darauf nichts. Ob er eingeschlafen ist? Wahrscheinlich, so langweilig wie ich bin, wäre das ja wirklich kein Wunder. Oh man… wieso kann ich mich eigentlich nicht durchringen diese drei Worte auszusprechen? Ich meine nicht die drei Worte „Ich mag dich.“, das schafft ja jedes Kind. Ich rede von diesem Liebesdingens. Wieso kann ich das nicht? So schwer ist das doch gar nicht oder? Es sind doch nur drei kleine Worte, da ist doch nichts dabei. Oder doch? Klar, sie haben eine riesige Bedeutung, aber trotzdem sind es nur Worte. Verdammt noch mal! Ich bin so ein verfluchter Angsthase! Dabei ist da doch nichts, wovor ich Angst haben muss. Doch eigentlich schon… wenn ich es ausspreche ist es besiegelt, dann ist es ausgesprochen, dass ich auf einen Jungen stehe und es gibt mindestens eine Person – nämlich Josh – die weiß, dass ich schwul bin und somit etwas gegen mich in der Hand hat. Klar ich weiß, dass er so etwas nie gegen mich verwenden würde, so was verbietet ihm seine Ehre und sein Stolz, aber trotzdem habe ich Angst davor, dass jemand etwas hat, was er gegen mich verwenden kann und bei dem ich weiß, dass ich alles tun würde, um es geheim zu halten. Ich weiß, wie bescheuert das klingen muss. Solange ich es für mich behalten kann, ist alles okay, da muss ich vor niemandem Angst haben. Aber ich glaube es liegt nicht nur an der Angst, dass ich es nicht aussprechen kann. Dieses kleine unscheinbare Wort „Liebe“… Ich weigere mich eh immer es richtig laut auszusprechen, ich weiß gar nicht richtig wieso. Vielleicht liegt es daran, dass man mir so sehr wehgetan hat und dass die Liebe meistens eh nur verletzend ist, zumindest mich verletzt sie so oft immer. Wenn ich diese drei Worte sage, dann muss ich auch „Liebe“ sagen und irgendwie sträubt sich in mir alles dagegen, das zu tun. Kann mir mal jemand richtig sagen wieso? Ich kapiere es nämlich überhaupt nicht! Mein Gott, ich bin einfach zu kompliziert und dabei heißt es doch immer, dass Männer so unkompliziert sind. Wahrscheinlich bin ich wirklich eine Frau, das würde dann auch erklären warum ich auf Josh stehe und mich schminke. Ich muss unwillkürlich grinsen. Oh man, habe ich einen Knall.

„Liebst du mich?“, fragt da jemand im Dunkeln ganz leise, so dass es wirklich nur ich hören kann.

Ich glaube, er weiß, was in mir vorgeht kann das sein? Und was soll ich jetzt machen? Soll ich „ja“ oder „nein“ sagen? Wenn ich es verneine, verliere ich ihn bestimmt und verletzte ihn. Das will ich verdammt noch mal nicht! Aber wenn ich „ja“ sage, was ist dann? Ähm eigentlich doch nichts oder? Ich meine, es würde alles so bleiben wie es ist? Er würde weiterhin bei mir liegen bleiben und mich auch weiterhin sehen wollen, das ist doch richtig oder? Gut, er würde sich wahrscheinlich total freuen, das hoffe ich zumindest. Soll ich es ihm sagen? Ich liebe ihn ja auch wirklich, also kann ich es ihm doch auch ruhig sagen oder? Aber was wenn das mit uns nicht klappt und wir uns streiten und er dann überall herumerzählt ich wäre schwul. Okay, das Gleiche kann ich dann auch erzählen. Ob mir aber jemand glaubt, ist eine andere Sache. Ach scheiß drauf, ich will einmal im Leben so richtig die Wahrheit sagen…

„Ja.“

Josh drückt meine Hand so fest, dass er mir wirklich noch bald die Finger bricht. Die läuft wahrscheinlich auch gerade blau an. Und ich hatte gehofft, er hätte endlich gelernt seine Kraft zu kontrollieren! Allerdings freuen sich meine Schmetterlinge durch diesen Händedruck total. Ich glaube, ich kotze gleich ein paar Schmetterlinge aus.

„Ich dich auch.“

Um wie viel wollen wir wetten, dass er gerade breiter als jemals zuvor grinst? Ich würde jetzt gerne sein Grinsen sehen. Nur leider ist es zu dunkel. Okay, klar ich kann es mir nur zu deutlich vorstellen, aber trotzdem würde ich es doch so gerne sehen.

„Hey, wir sind wieder da~a!“, das ist Juliens Stimme. Ach man, kann der nicht noch ein bisschen wegbleiben? Ich habe ehrlich gesagt jetzt null Bock mit denen über irgendeinen Schrott zu labern oder eher gesagt mir deren Schrott anzuhören, da ich eh nicht vorhabe irgendetwas zu sagen. Mit meinem breiten Grinsen geht Reden gerade auch etwas schlecht.

Josh richtet sich natürlich sofort auf und bequatscht die beiden Jungs, die uns gegenüber sitzen. Als ob Zigarettenholen besonders interessant wäre, als das man unbedingt alles darüber erfahren muss. Na ja, wenn sie meinen… ich halte mich einfach raus.

Ich betrachte lieber den Sternenhimmel und grinse still in mich hinein.
 

Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn als ich wieder die Augen aufmache ist alles dunkel. Nicht einmal vom Lagerfeuer scheint noch etwas Licht herüber. Man sieht die Hand vor Augen nicht! Verdammt noch mal, hat denn keiner Licht! Vor mir raschelt etwas und irgendetwas berührt mich an der Schulter. Es ist eine Hand, nur von wem weiß ich nicht.

„Hey, Da, wir wollen gehen. Kommst du?“

Es ist Josh. Gut, ich hatte schon Angst, dass es irgendjemand ist, den ich nicht kenne.

„Mhm, klar. Wo sind die anderen?“

„Die stehen da drüben an dem Baum.“

„Wieso habt ihr eigentlich, zum Henker noch mal, kein Licht?!“

„Ähm na ja es hat keiner daran gedacht und bis eben hatten wir ja noch Lunas´ Feuerzeug, aber das ist gerade verreckt.“ Er nimmt meinen Arm und zieht mich vorsichtig hoch.

Als ich stehe wird mir auf einmal total schwindelig und ich schwanke sogar! Liegt wahrscheinlich daran, dass ich die ganze Zeit nur faul herum lag und jetzt so ruckartig aufgestanden bin. Verdammter Scheiß! Ich schwanke sogar! Zum Glück steht Josh neben mir und hält meinen Arm, als ich leicht schwanke. Sonst wäre ich bestimmt umgekippt.

„Alles okay?“, fragt er leise.

Ich nicke. Ach verdammt, er kann es ja gar nicht sehen. „Geht schon wieder.“

Er hält mich trotzdem weiterhin am Unterarm fest und zieht mich in eine Richtung, in der vermutlich der Baum steht, bei dem Lunas und Julien auf uns warten. Hoffe ich zumindest. Ehrlich gesagt, ich sehe absolut nichts! Woher Josh weiß wo wir hingehen müssen, ist mir wirklich schleierhaft.

BAM! Okay, das war der Baum!

„Verdammte Scheiße!!!“ Ich bin natürlich mit voller Wucht gegen ihn gelaufen. Irgendwie war doch klar, dass das passiert! Man mein armes Gesicht! Alles brennt und jedes Mal wenn ich auch nur leicht mein Gesicht bewege würde ich am liebsten laut aufschreien! Und ich habe diesen widerlichen Rindegeschmack im Mund. Das ist einfach nur widerlich.

„Oh Gott, Da, hast du dir sehr wehgetan?“

Josh zieht mich von dem verfluchten Baum weg und berührt vorsichtig mein Gesicht. Scheiße, tut dass weh!

„Aua, verdammt, nicht Anfassen!“

„Tschuldigung.“ Er lässt mein Gesicht sofort in Ruhe und hält dafür meine beiden Hände.

Ich höre Lunas neben mir fragen: „Können wir weiter gehen?“

„Ja, denke schon…“ Josh lässt eine Hand los und wir gehen Hand in Hand weiter. Wohin weiß ich nicht. Ehrlich gesagt ist mir das auch im Moment scheiß egal… mein Gesicht!!! Mir kommen fast die Tränen. Oh man, hoffentlich gibt das keine blauen Flecken oder irgendetwas anderes.

Irgendwann spüre ich Stein unter meinen Schuhen. Wahrscheinlich sind wir jetzt wieder auf dem Parkweg. Wie die den gefunden haben ist mir echt ein Rätsel! Ich wäre hier wahrscheinlich bis zum nächsten Morgen herumgeirrt.

Wir schweigen den ganzen Weg über bis zum Parkausgang. Da ist auch endlich eine Straßenlaterne! Licht! Helligkeit! Ich kann endlich wieder etwas sehen!

„Wart hier mal.“, Josh bleibt unter der Laterne stehen und zieht mich näher zu sich. Auch die beiden anderen bleiben stehen.

Ich schaue Josh fragend an. Was ist denn jetzt schon wieder los? Der schaut mir aber nicht in die Augen sonder unterzieht meinem Gesicht einer genauen Überprüfung und sammelt mir dann ein paar Rindenstücke aus den Haaren.

„Deine Wangen sind etwas aufgeschürft.“

Er sieht mich mit seinen strahlend blauen Augen an. Ich fühle wie seine Hand über meine immer noch leicht schmerzende Wange streichelt. Das fühlt sich so verdammt gut an.

„Josh, wir gehen dann mal. Machs gut. Du auch, Da.“, meint Julien irgendwo hinter mir.

Ohne seinen Blick von meinen Augen zu lassen sagt er zu den beiden Jungs: „Ist gut. Wir sehen uns dann.“

Ich höre Schritte hinter mir und irgendwann ist alles still, bis auf das leise Summen der Laterne und das der Insekten, die dann immer wieder gegen die Lampe knallen. Er schaut mir noch immer in die Augen… ich wünschte, die Zeit würde nie vergehen und wir könnten ewig so stehen bleiben. Nur leider geht das nicht.

Ein Auto fährt an uns vorbei und dieser irgendwie magische Moment vergeht. Ach männo… Josh lächelt mich mit seinem so süßen Lächeln an und meint: „Wollen wir gehen?“

Ich nicke nur. Was soll ich auch sonst machen? Widersprechen kommt doch ein bisschen blöd, obwohl ich doch noch so gerne stehen geblieben wäre und die Berührung seiner Hand genossen hätte. Es war so schön. Meine Schmetterlinge spielen immer noch verrückt.

Er nimmt wieder meine Hand und wir gehen ein Stück, bis zu einer Ampel, an der wir uns trennen müssen. Verdammt, warum müssen wir nur in zwei verschiedenen Stadtteilen wohnen?!

Vor der Ampel bleiben wir an einer Hauswand stehen. Wie soll ich mich eigentlich von ihm verabschieden? Ich meine, erwartet er jetzt irgendetwas Bestimmtes von mir? Soll ich ihn küssen oder einfach nur „cu“ sagen und gehen? Verdammt, wie macht man so was? Und Josh ist ja auch nicht gerade eine große Hilfe. Er steht einfach da und starrt mich an. Ich kann sein Gesicht nur schlecht erkennen, weil ich mit dem Rücken zur Wand stehe und er direkt vor mir steht. Also verdeckt er schön das Licht, ganz toll. Er lässt meine Hand los und legt dafür beide um meine Taille. Okay, was gibt das? Plötzlich beugt er sich vor und küsst mich. Die Schmetterlinge in meinem Magen spielen jetzt vollends verrückt. Sein Kuss ist ein bisschen anders als sonst. Irgendwie heftiger und härter. Mit seinen starken Armen zieht er mich mühelos näher an mich. Irgendwann löst er seinen Mund wieder vor mir. Was will er nur? Ich bezweifele doch, dass es bei diesem einem Kuss bleiben wird… das sagt mir irgendwie mein Bauchgefühl. Will ich denn überhaupt, dass es mehr wird? Irgendwie fühl ich mich nicht so gut dabei. Ich ahne etwas Schlimmes.

Josh küsst mich noch einmal. Nur diesmal spüre ich wie seine Zunge gegen meine Lippen stößt und sich ohne große Mühe Einlass verschafft. Er umkost meine Zunge nicht gerade liebevoll und … er schmeckt nach Bier, nach sehr viel Bier. Verdammt wieso ist mir das nicht schon früher aufgefallen?! Ich versuche mich zu entwinden und trete ein paar kleine Schritte nach hinten, aber er hört nicht auf mich immer wilder zu küssen. Ich spüre etwas Hartes in meinem Rücken und es sind nicht seine Hände.

SCHEIßE, DIE WAND!!! Ich kann hier nicht entkommen, verdammt! Was soll ich denn jetzt machen? Ein LkW fährt vorbei und Josh löst für einen Moment den Kuss. Das reicht mir um ihn hart zurück zu stoßen. Ich weiß, ich bin viel schwächer als er, aber der Überraschungsmoment hilft mir. Das Bier in seinem Körper auch, wenigstens etwas wofür es gut ist. Leider taumelt er nur etwa einen Schritt zurück und fängt sich schnell wieder. Scheiße, dass ich sein Gesicht nicht erkennen kann… hoffentlich ist er nicht so betrunken, dass er auf dumme Gedanken kommt. Wie zum Beispiel mich zu schlagen oder mich zu vergewaltigen.

Er steht einfach nur da und starrt auf mich runter. Ich bewege mich wohl lieber einfach gar nicht, vielleicht lässt er mich ja dann. Wegrennen bringt mir eh nichts, er ist doch viermal so schnell wie ich.

Irgendwann höre ich seine brüchige, etwas belegte Stimme: „Es… es tut mir leid, Da. Ich weiß nicht wieso ich das getan habe… es tut mir leid…“ Er fährt sich mit der Hand übers Gesicht und tritt noch einen Schritt zurück. Ich lehne noch immer gegen die Wand.

Ich atme erleichtert aus. Es ist also vorbei. „Ich sollte jetzt besser gehen.“, das ist das einzige was mir jetzt gerade Schlaues einfällt. Aber kann ich ihn so einfach hier alleine lassen? Er ist doch total verstört und alles… vielleicht sollte ich mich einfach etwas gefühlvoller als normal von ihm verabschieden. Vielleicht hilft es ihm ja und wenn nicht, so habe ich es wenigstens versucht.

Ich trete auf ihn zu und drücke ihn an mich. Er reagiert gar nicht. Erst als ich ihn leicht auf die Wange küsse, drückt er mich an sich und legt seinen Kopf auf meine Schulter. Der arme Junge kriegt bei meiner Größe – Kleine würde noch eher passen – Rückenschmerzen.

„Bis morgen, ja?“, flüstert er mir ins Ohr.

„Ja, bis morgen.“

Ich küsse ihn noch einmal auf die Wange und löse mich dann aus seinen Armen. Er lässt mich nur widerstrebend los. Da kein Auto kommt, renne ich bei rot über die Ampel. (Bitte nicht nachmachen!) Auf der anderen Seite blicke ich noch einmal zurück zu Josh und er winkt zurück. Er wartet bis ich außer Sichtweite bin, bis er geht.

Taubstumm (allen gewidmet)

ENTSCHULDIGUNG!!!! GOMEN!!!!

Tut mir echt leid, dass ich so ewig nichts mehr geschrieben habe *sich vor euch in den Staub werf* Aber ich war im Stress, hatte dann noch ein KreaTief un joa... ich hatte irgendwann schon einmal etwa 2 Seiten von dem Kapi geschrieben, das aber vorhin gelöscht weils einfach scheiße war (man sollte im KreaTief nicht versuchen zu schreiben, es kommt einfach nichts dabei raus) und habe dann jetzt innerhalb von glaube 2 Stunden das Kapi hier geschrieben. Ich hoffe ihr könnt mir verzeihen *schnüf*
 

Ich widme es euch allen, also jedem, der meine FF liest. ^^

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Fuck.

Ich habe mir eine Grippe eingefangen.

Verdammte Scheiße!

Ich schnäuze genervt in ein geblümtes Taschentuch. Das ist meine letzte Packung. Ich glaube es ist schon die vierte oder fünfte Packung heute und dabei ist noch nicht einmal Mittag. Gott, falls du da oben bist: Ich habe eine, nur eine einzige, winzigkleine Frage an dich. Wie kann eine einzelne Nase soviel Rotz produzieren? Wie nur?! Ich verstehe es echt nicht! Seit Freitagmorgen – also dem Freitag nachdem ich mit Josh bei diesem Besäufnis war – schnäuze ich mir einen ab und habe bestimmt schon zwei Familienpackungen Tempos verbraucht. Dabei ist es erst Sonntagvormittag. Aber wenn es nur der Schnupfen wäre, wäre ich ja noch richtig froh, nur leider ist er nicht alleine gekommen. Mit ihm habe ich Halsweh und Gliederschmerzen bekommen. Ich glaube so fühlt man sich, wenn man Rheuma hat. Jetzt verstehe ich meine Großeltern sogar, wenn sie den ganzen Tag nur am herumjammern sind. Ich mache seit Freitag ja auch nichts anderes mehr. Ich glaube meine Familie hasst mich und die Grippe mittlerweile über alles. Schon witzig so eine Grippe. Sie halten alle einen drei Meter Abstand zu mir ein, in der Hoffnung sich nicht doch noch anzustecken. Was für ein Schwachsinn.

Josh hat mich gestern schon besucht, weil ich am Freitag nicht in der Schule war und ihm auch nicht auf seine Mails und SMS´ s geantwortet habe. Er hat erstmal einen riesigen Schock bekommen, als er mich so mehr tot als lebendig, umgeben von Bergen aus Taschentüchern, gesehen hat. Sie liegen in meinem ganzen Zimmer herum und wenn man noch im Halbschlaf ist, so wie ich jetzt, sieht es aus als hätte es in diesem Raum geschneit. Ich glaube die Grippe hat jetzt auch noch mein Gehirn infiziert. Wie kann man nur so eine gequirlte Scheiße denken?! Aber okay, ich bin krank, ich darf das. Oder?

Mal sehen, ob Josh heute wieder vorbeikommt. Versprochen hat er es ja, aber ob er das nicht vergisst ist eine andere Sache. Wegen Donnerstagnacht hat er immer noch leichte Schuldgefühle, wie er mir gestern erzählt hat. Ehrlich gesagt ist das mir egal. Es ist passiert und man kann es nicht ändern. Außerdem ist mein Hirn viel zu überfüllt mit Rotz als dass ich mich jetzt großartig damit auseinander setzten könnte, was Josh getan hat und wieso das jetzt so tragisch für unsere Be... Bez… VERDAMMT NOCH EINMAL DA!!! Wieso zum Henker fällt es mir immer noch manchmal so schwer, selbst in Gedanken zuzugeben, dass das was mich und Josh verbindet nicht nur Freundschaft ist, sondern eine Beziehung. Ja, verdammt, es ist eine Beziehung… sogar eine wunderbare. Okay, wunderbar kann man jetzt verschieden auslegen. Ich meine, es darf keiner mitkriegen, außer Jason und dieser Goth – von dem mir der Name gerade nicht einfällt, verdammtes Alzheimer- und auch sonst können wir uns selten so benehmen wie normale Liebespaare. Aber na und? Wir sind zusammen und nur das zählt doch. Auch wenn jeder von uns so seine Macken hat und es den anderen anpisst. Okay, ich habe bis jetzt bei Josh noch nie gesehen, dass ihn meine Macken anpissen, aber gut, er zeigt es vielleicht auch gar nicht. Oh man, von der ganzen Denkerei schwirrt mir der Kopf.

Langsam und vorsichtig drehe ich mich auf die Seite und kuschele mich unter die Decke. Das Taschentuch schmeiße ich zu den anderen auf den Boden. Ich döse vor mich hin, träume von einem schönen, angenehm warmen, schwarzen Bett, in dem ich ganz ohne Schnupfen liege. Ach was für ein schöner Traum. Leider nur ein Traum.

Die Tür geht leise auf, aber nicht so leise, dass ich es nicht hören würde. Die Taschentücher die dabei zur Seite geschoben werden geben ein leichtes Geräusch ab. Ich reibe mir die Augen und blinzele in das Licht der Sonne, dass natürlich genau auf mein Bett fällt.

„Mensch, Da, du solltest echt mal aufräumen.“

Josh steht ziemlich verlassen mitten im Raum da, umringt von einem Teppich aus Tempos. Er hat ein Tablett mit einem dampfenden Teller darauf in der Hand. Wahrscheinlich Suppe, die ihm meine Mutter mit hoch gegeben hat. Er sieht sich aufmerksam um, ich nehme an, er überlegt wie er zu mir kommt, ohne auf allzu viele Taschentücher zu laufen.

„Irgendwann.“, ich gähne ausgiebig.

„Das sagst du immer.“, meint er lächelnd und kommt, sich um Taschentücherberge schlingend, zu mir.

Er legt das Tablett vorsichtig auf meine Beine und setzt sich dann neben mich: „Da, bitteschön mit den besten Grüßen von deiner Mutter.“

„Danke.“

Die Suppe schmeckt wirklich gut, zwar verbrenne ich mir ein paar Mal die Nase, aber was soll´ s. Meine Mutter hat ihm auch noch ein paar Packungen Taschentücher mitgegeben. Zum Glück sind es nicht schon wieder welche mit irgendwelchen Mustern. Ich wusste bis gestern Abend gar nicht dass es Goofy- Taschentücher gibt.

„Geht es dir denn schon wieder ein bisschen besser?“

„Ein ganz, ganz, ganz kleines bisschen schon.“, antworte ich und verziehe das Gesicht weil ich mir schon wieder den Hals verbrannt habe. Wenigstens wärmt sie gut.

„Wenn es dir morgen wieder besser geht, was hältst du davon wenn wir ein bisschen in die Stadt gehen?“

Macht der Witze?! Bis ich wieder richtig gesund bin, vergehen Tage, wenn nicht sogar Wochen! Ich starre ihn entgeistert an.

„Natürlich nur, wenn du wirklich ganz okay bist…“, murmelt er kleinlaut.

Ach man, muss der jetzt wieder diese Show abziehen? Er weiß doch genau, dass ich ihm dann nicht böse sein kann. Verdammte Männer. Mist, ich bin ja auch einer. Okay, verdammte blonde Männer.

„Ja, okay…“, lasse ich mich bereit schlagen.

Wieso gebe ich eigentlich immer nach?

„Danke, du bist ein Schatz!“, vor lauter Freude, küsst er mich sanft auf die Wange, während ich ja immer noch beim Essen bin und mich natürlich verschlucke.

Vorsichtig schlägt er mir auf den Rücken.

„Tschuldigung, Da.“

Ich japse nach Luft: „Schon … okay.“

Er blieb noch eine ganze Weile, aber ging dann, damit ich mich ausruhen konnte. Sobald er weg war fiel ich in einen komaartigen Schlaf, aus dem mich dann mein heiß geliebter Wecker riss. Drecksstück!

Vorsichtig schwang ich die Beine aus dem Bett, mein Hals fühlte sich nicht mehr ganz so schlimm an, auch wenn ich beim Schlucken immer noch Probleme hatte. Auch meine Nase machte keine Anstalten sofort die Niagaraflüsse zu entfesseln. Seltsam… irgendwie war mir das unheimlich, gerade an einem Montag, wenn die Schule wieder anfängt, ist meine Grippe weg? Wo bleibt die Gerechtigkeit!? Aber okay, solang ich nicht mehr diesen beschissenen Schnupfen habe ist mir alles recht. Sogar Schule. Anscheinend bin ich immer noch etwas geistig verwirrt.

In einem Schneckentempo mache ich mich für die Schule fertig. Meine Familie scheint sichtlich erfreut zu sein, dass sie endlich kein Grippeopfer mehr im Haus haben, bei dem sie sich anstecken können. Auch Checkerbunny ist happy, da eine Grippe doch sicher ihrem Ruf und ihrem Teint geschadet hätte. Hopper kriegen ja keine Grippe, nein, nein, die lassen sich da lieber von Kugeln treffen.

Ich habe null Bock auf Schule, vor allem ist mir beim Zähneputzen eingefallen, dass Josh ja was mit mir unternehmen wollten, wenn es mir besser gehen würde. Na klasse. Ich habe zugesagt, aber doch auch nur weil ich dachte, dass ich bis heute eh nicht gesund werde. Mit etwa zehn Tempopäckchen bewaffnet trete ich den Schulweg an. Meine Laune sinkt gegen – 75.

Auf dem Schulweg komme ich an einem Plakat vorbei, auf dem steht.

Ich liebe dich.

Ich liebe dich.

Ich liebe dich.

- Gott –

Ja, klar wer´ s glaubt. Und warum schickst du mich dann gerade an einem Montag in die Schule, gerade dann wenn Josh irgendwas mit mir machen will. Und seien wir doch mal ehrlich: Ganz egal, was er vorhat, es ist eine von Josh´ s Idee, also wird sie mir hundertprozentig nicht gefallen. Ach ja und noch was, wenn du mich wirklich liebst warum hast du mein Flehen an dich, dass du den Schnupfen aufhören lässt oder zumindest verminderst, nicht schon früher erhört? Na? Keine Antwort? Ha, ich wusste es! Du bist taubstumm.
 

Der Unterricht ging recht schnell vorbei, ich bekam eh nichts mit. Josh schien ganz aus dem Häuschen, dass ich wieder gesund war und erzählte mir in der großen Pause überschwänglich was er heute Nachmittag mit mir machen würde. So viel ich noch weiß, wollte er ein paar Klamotten kaufen und brauchte dafür meinen fachmännischen Rat. Fachmännischer Rat?! Hallo?! Ich bin der Kerl, der schon mal mit einer Jeans, die mit einem Glitzerherz auf dem Arsch versehen war, herumgerannt ist?! Was ist daran bitteschön fachmännisch?! Aber na ja, wenn er meint, er wird schon sehen was er davon hat. Schwarze Kleidung, die Leute werden denken, er kauft für eine Beerdigung ein. Danach wollte er mit mir irgendetwas essen gehen und wenn noch genug Zeit blieb noch einmal shoppen.

Da stand mir ja etwas bevor.

Es klingelte zum Ende des Unterrichts. Ich ahnte, dass es jetzt ein langer und schrecklicher Nachmittag werden würde, aber was tat man nicht alles für seinen Freund? Genau, man ging mit ihm shoppen.

Josh schleppte mich zuerst in ein relativ großes Kaufhaus. Ich glaube es war H & M, aber so genau erinnere ich mich nicht mehr daran, da ich versuche alles daran zu verdrängen. Ich habe shoppen schon immer gehasst und ich werde es voraussichtlich auch immer hassen. Daran wird kein Joshua etwas ändern können, ganz egal wie er oft er es auch versucht.

Wir sind immer noch in diesem Kaufhaus und Josh ist gerade mit einem riesen Stapel Klamotten in eine der Umkleidekabinen verschwunden. Ich setzte mich erschöpft auf eine Couch, neben einen ebenso erschöpften Mann.

Wir sehen uns an und er meint nur: „Ich hasse einkaufen.“

Ich nicke zustimmen.

Eine Frau und Josh laufen abwechselnd zu uns her, in irgendwelchen Klamotten, die wir dann gut oder schlecht finden sollen. Ehrlich gesagt, ist es mir so etwas von scheiß egal, was Josh trägt. Von mir aus könnte er auch á la Tarzan im Lendenschurz daher latschen. Wenn es ihn glücklich macht. Nur leider ist er da nicht meiner Meinung.

Nach einer langen Diskussion – es ging darüber, dass ich mich nicht mit Kleidung auskenne und ihn deshalb nicht „fachmännisch“ beraten kann – kauft er einfach was ihm am liebsten gefällt.

Schweigend verlassen wir das Kaufhaus und streben den McDonald´ s gegenüber an. Ja, ich weiß, es ist ungesund aber na und?!

Wir bestellen und ehe ich meinen Geldbeutel zücken kann, hat er schon für uns beide gezahlt.

Überrascht bedanke ich mich.

„Schon okay.“

Wir setzten uns an ein Fenster. Draußen regnet es. An uns rennen Menschen oder laufen gemächlich unter Regenschirmen vorbei.

Ich schaue ihn an, er hat keinen Ton gesagt, seit er gezahlt hat. Er verschlingt nur stumm seinen Burger.

„Es tut mir leid.“

Erstaunt blickt er auf und ich kann in seine wunderschönen Augen blicken. Er lächelt leicht.

„Ist schon okay, Kleiner, ich bin dir nicht böse.“

„So sahst du aber aus.“

„Tut mir leid, ich war nur etwas gereizt, aber das ist schon vorbei.“

„Okay.“

Wir aßen weiter nur war er wieder etwas gesprächiger geworden und erzählte mir irgendetwas vom Leichtathletikverein, in dem er war.

Nach dem Essen trennten wir uns. Dank der vielen Menschen konnten wir uns gerade mal umarmen. Schade eigentlich, ich hätte so gerne seine Lippen gespürt und geschmeckt. Aber es ging nicht. Stattdessen umarmte er mich fest und ich hörte seine leise Stimme an meinem Ohr: „Ich liebe dich, Kleiner.“ Sein Atme strich über meinen Hals und meine Wange.

„Ich dich auch.“, flüsterte ich in sein Haar.

Dann gingen wir.

Es regnete immer noch.

Grippe ich komme.

XV Titanic

GOMEN!!!!!!!! Es tut mir so leid, das ich immer so lange zum schreiben brauche, echt sorry ó_____ò mhm joa un nu noch ein gaaaaaanz großes

DANKESCHÖN!!!!!!!! für 102 Kommentare, ihr seid soooo geil *_______* *euch alle abknutsch* Ohne euch, wär es nie so weit gekommen. Ich schreibe nur für euch... au wenn ich lange brauch xD Okay aba genug gequatscht^^

So un auch noch mal ein großes Dankeschön an meine liebe Kazu *knutschi* fürs Betalesen^^

_________________________________________________________________________________
 

Ha! Hab ich’s nicht gesagt! Meine Grippe ist natürlich wieder schlimmer geworden nur leider nicht so schlimm, dass sie von der Schule befreit hätte. Ach männo… Dafür latsche ich jetzt mit 10 Päckchen Taschentücher bewaffnet in die Schule. Das kann ja heiter werden.

Josh läuft brav vor sich hin grinsend neben mir her und wünscht mir unablässig fröhlich bleibend „Gesundheit“ wenn ich im Minutentakt niese. Diese penetrante gute Laune am Morgen ist echt tödlich. Vernichtend schaue ich zu ihm herüber, aber ihn scheint das gar nicht zu jucken. Verdammt! So eine Einstellung will ich auch! Ob das erblich ist?

„Kommst du heute Nachmittag mit zu mir?“

„Wir haben Nachmittagschule, Josh.“

„Achso…“, das hat ihm erstmal einen Dämpfer verpasst.

„Und danach?“, er strahlt mich an.

Wer hat ihm denn den scheiß Gedanken eingepflanzt? Darauf kann er doch unmöglich allein gekommen sein oder? Ich meine, so blöd ist er doch echt nicht oder?

Ich sehe ihn ungläubig an.

„Josh, ich bin krank und wir haben bis um 3 Uhr Schule. Ich kann froh sein, wenn ich danach noch lebe!“

„Ich koch dir auch eine Suppe…“

„Okay.“, das Wort schießt mir nur so aus dem Mund sobald ich Suppe gehört habe. Was geht denn mit mir ab? Ist Schnupfen wirklich schädlich fürs Gehirn? Ich habe die Befürchtung, dass meine Zustimmung für das Treffen etwas zu voreilig war, aber immerhin kocht er mir eine Suppe, das ist doch auch ganz praktisch. Vielleicht geht es mir danach sogar gut. Wenn ich dann überhaupt noch lebe. Acht Stunden Schule mit Grippe, kann man das schaffen? Ich will es doch hoffen. Wenn nicht: Ich möchte einen Grabstein mit blutroten Sternen, bitte. Danke.

Bis zur 5. Stunde läuft alles ganz okay, außer das ich wie immer nichts mitkriege, aber wundert das überhaupt noch jemanden? Leider gehen mir in der Mittagspause die Taschentücher aus. Wie konnte das passieren? Ich habe immerhin 10 Päckchen mitgenommen! Zum Glück hat Josh noch ein paar dabei und es sind ja nur noch 2 Schulstunden, das werde ich hoffentlich überleben. Danach brauche ich aber erst einmal ein Bett. Langsam wird meine Konzentrationskraft immer schwächer, ich liege nur noch auf meinem Tisch und schaffe es kaum mich aufzuraffen, um mir die Nase zu putzen. Verdammte Grippe, verdammter Regen… nicht einmal wütend kann ich richtig werden, so krank bin ich schon. Gott, muss ich wirklich an Schnupfen sterben? Wenn ja, dann hindere die Menschen bitte das auf meinen Grabstein zu schreiben. Wie ich sie kenne würden sie das nämlich sehr gerne machen. Ich kann es schon regelrecht vor mir sehen: „Damian – gestorben an Schnupfen“ Das würde ihnen so passen! Nein, ich werde nicht an einem dämlichen Schnupfen sterben! Jedenfalls noch nicht.

Ich bringe auch noch die letzten zwei Stunden mit Ach und Krach hinter mich. Die Lehrer hatten zum Glück ein Nachsehen und haben mich in Ruhe gelassen. Vielleicht sind sie ja doch Menschen, aber auch nur vielleicht.

Als wir das Schulhaus verlassen sieht Josh mich mitleidig an und entschließt sich schließlich, nachdem wir das Schulgelände verlassen haben und alle Mitschüler außer Sicht sind, mich huckepack zu nehmen und zu sich nach Hause zu tragen.

Danke Josh.

Ich weiß nicht ob ich den Fußmarsch geschafft hätte. Andauernd wird mir schwindelig. Wieso unbedingt ich? Was habe ich denn jetzt schon wieder verbockt, dass ich mit Schwindelanfällen bestraft werde?!

Der Wagen von Joshs Eltern steht nicht in der Einfahrt, sie sind also wahrscheinlich noch arbeiten. Soll mir recht sein… reicht auch schon wenn seine Schwester da ist.

Er setzt mich neben die Haustür auf eine Bank und kramt erst einmal in seinen zehntausend Taschen nach seinem Schlüssel. Wie kann eine Hose nur viele Taschen haben? Und wie kann man nur so viel unnützes Zeug darin herumschleppen?! Nach einer halben Ewigkeit findet er ihn doch noch und wir können endlich ins warme Haus.

„Was hältst du davon wenn ich dir die Suppe koche und du dich solange unter den Decken auf der Couch vergräbst?“, fragt er mich mit einem breiten Grinsen.

Ich nicke nur schwach, zu mehr fehlt mir die Kraft. Die Schule hat mir echt den Rest gegeben. Verdammte Institution.

Das Wohnzimmer ist wirklich riesig, viel größer als unseres zu Hause. Aber das Beste ist das Sofa. Es ist fast so groß wie ein Ehebett und einfach nur bequem! Ich kuschele mich in die Kissen und lege die drei Wolldecken über mich. Oh ja… so lässt es sich wirklich gut genesen.

Eine leise Melodie dringt unangenehm nervend an mein Ohr. Man, ich war doch schon fast am Schlafen! Welcher Depp weckt mich denn jetzt?! Ah, es hört auf! Wie wohltuend doch die Stille sein kann. Ich verkrieche mich wieder tiefer in den Decken.

„Da? Schläfst du?“

Was will der denn jetzt auf einmal von mir?

„Mhm…“

Ich hoffe er hat einen guten Grund mich beim Erholen zu stören. Vielleicht ist ja auch die Suppe schon fertig, aber irgendwie glaube ich das kaum. Vorsichtig öffne ich das linke Auge und sehe das Josh nicht alleine ist – mal abgesehen von mir.

Julien ist da.

„hallo…“, was macht Julien bitte hier?!

Josh wendet sich an Julien: „Hey, wie wäre es wenn du erstmal deine Jacke und Schuhe ausziehst?“

Mit ausdruckslosem Gesicht verschwindet Julien im Gang. Er hat dunkle Fußspuren auf dem Fußboden hinterlassen.

Sobald Julien außer Sichtweite ist beugt sich Josh zu mir und flüstert mir ins Ohr: „Julien und Lunas haben Krach und na ja… könntest du dich ein bisschen um ihn kümmern? Ich habe noch in der Küche zu tun…“ Josh sieht mich verzweifelt an.

Oh man… das hat mir gerade noch gefehlt. Aber okay, ich meine, ich kann Josh ja auch nicht überfordern. Obwohl… überfordere ich mich nicht selber, wenn ich mir jetzt diesen depressiven Kerl aufhalse? Ich nicke trotzdem.

„Oh danke!!!“, er strahlt mich mit seinem liebsten Lächeln an, was aber auch nicht die Tatsache verbessert, dass ich gerade dabei bin mir den Nachmittag zu vermiesen.

Er geht auch in den Gang und ich kann hören, wie er zu Julien meint, er solle sich doch zu mir ins Wohnzimmer setzten und keine Angst vor mir haben, ich würde noch nicht an Schnupfen sterben. Erst morgen. Na danke, Josh. Da fühlt man sich doch gleich viel gesünder.

Leise schlürft jemand über den Parkettfußboden und lässt sich links von mir in einen großen Ohrensessel plumpsen. Ich schaue zu dem Häufchen Elend hinüber. Er sieht wirklich übel aus. Ausdruckslose Augen, rote Nase, verwuscheltes Haar und zerknitterte, nasse Klamotten. Im Sessel sitzt er wie ein Schluck Wasser. Da kann man wirklich glatt Mitleid bekommen.

Ich räuspere mich, um überhaupt etwas normal sprechen zu können: „Ähm, guck doch mal bei Josh in den Klamottenschrank, ob du da was findest. Sonst wirst du auch noch krank.“

Er schaut mich ausdruckslos an – kann er auch noch anders gucken?!

„Er hat bestimmt nichts dagegen.“, ich zwinge mich zu einem freundlichen Lächeln, was aber leider schrecklich misslingt, weil sich auf ein Mal meine Nase entschließt wie ein Wasserfall zu laufen.

Wenigstens schwingt sich Julien halbherzig aus dem Sessel und trottet lahmarschig in Joshs Zimmer. Zumindest hoffe ich, dass er dorthin geht und nicht doch vom Balkon springt. Wobei das auch nicht tödlich wäre, da darunter weiche Büsche stehen.

Nach einer Ewigkeit – meine Nase lief indessen feuchtfröhlich weiter – kommt Julien auch wieder. Mit übergroßen Klamotten von Josh am Leib. Ich wusste gar nicht, dass Josh handgestrickte Pullover mit Weihnachtsmännern darauf in seinem Kleiderschrank aufbewahrt. Er verkriecht sich wieder im Ohrensessel und starrt vor sich hin. Ich glaube er zählt die Staubkörner auf dem Couchtisch.

Oka~ay, wie lange will er noch so schweigend da hocken? Ein paar Jahre? Das ist doch bescheuert.

„Ähm, möchtest du reden?“, meine Stimme hört sich an, als ob ich gleich verrecke.

Julien sieht mich an. Seine Lippen zittern, also wollte er etwas sagen, traute sich aber nicht. Seine Augen werden immer glasiger. Scheiße! Wenn ein Junge anfängt zu heulen, dann muss es schon wirklich hart sein.

Ich schwinge mich vom Sofa und schwanke mit einer Decke in der Hand zu ihm. Die Decke lege ich ihm um die Schulter und quetsche mich dann neben ihn in den großen Sessel. Langsam laufen ihm die Tränen über die Wangen. Ich reiche ihm ein Taschentuch, dass er mit den Fingern zerrupft.

„Wir ähm waren bei ihm zu Hause und ähm… wir wollten einen Film ansehen…“, er stockt und schluckt. Mit tränenden Augen starrt er wieder den Tisch an.

„Und was ist dann passiert?“, anscheinend muss man ihn ein bisschen ausquetschen, da er sonst nichts von sich aus erzählen wird. Na toll, und das mit meiner wunderbaren Stimme.

„Ich wollte ähm… einen Film… anschauen und er wollte aber unbedingt „Dracula“. Wir … stritten immer mehr…“

Und das ist alles?! Ich bin ehrlich gesagt geschockt. Ein kleiner Streit um einen Film wirft ihn so dermaßen aus der Bahn?!

„Er hat gesagt, er hasst mich!“

Er schluchzt laut und vergräbt das Gesicht in den Händen. Seine Schultern zucken unkontrolliert. Das Tempo ist zerrissen und die Schnipsel sind überall verteilt. Vorsichtig lege ich ihm die Hände auf die Schultern. Deswegen ist er so seltsam drauf. Ist auch verständlich oder? Wenn ich mir vorstelle, Josh würde sagen, er hasst mich… ja was dann? Ich weiß nicht, was ich tun würde, sollte ich ihn wieder verlieren. Ich will gar nicht daran denken. So nervig er auch ist, ich brauche ihn irgendwie. Vielleicht ja gerade weil er so nervig ist. Wer weiß…

Nach einer Weile beruhigt sich Julien wieder etwas und er hebt den Kopf wieder etwas aus seinen Händen. Sein Gesicht ist total verheult. Er sieht mich verzweifelt an. Es braucht keine Worte um seine Frage zu verstehen: „Was soll ich denn jetzt tun?!“

Ich blicke ihn ratlos an: „ Sorry, aber ich bin kein Liebesexperte. Ich habe von so was keine Ahnung, aber ich weiß, dass sich das alles wieder irgendwie einfügen wird. Du darfst nur nicht alles so Schwarz sehen.“ Ich versuche ihn aufmunternd anzulächeln, aber irgendwie geht das mit einer mittelschweren Erkältung schlecht.

„Helft ihr mir mal beim Tisch decken?“, höre ich Josh aus der Küche rufen.

„Na komm.“, ich stehe auf und reiche ihm die Hand.

Er schafft es sogar sich zu einem kleinen Lächeln durchzuringen, was bei seinen verheulten Augen etwas sehr widersprüchlich aussieht, aber okay, wenigstens weint er nicht mehr. Ich bin stolz auf dich, Da!

In der Küche riecht es schon stark nach Joshs berühmt, berüchtigter Suppe. Ich fühle schon wie ich spürbar gesünder werde. Vielleicht sollte ich die Suppe auch mal inhalieren….okay jetzt denke ich echt scheiße. Wahrscheinlich steigt mir der gelungene Tröstungsversuch von gerade zu Kopf. Ich habe bisher noch nie jemanden getröstet. Ich dachte immer, ich kann so was gar nicht, aber anscheinend kann das jeder Vollidiot.

Josh drückt uns die Teller und Löffel in die Hand und schickt uns mit diesen bewaffnet zum Esstisch. Ich lasse mich erschöpft vor meinen dampfenden Suppenteller plumpsen. Man, ich wusste gar nicht, dass Trösten so anstrengend ist. Wenn das immer so ist, dann mache ich das nie wieder oder zumindest nicht solange ich erkältet bin. Meine Nase läuft immer noch einen Marathon.

Das Essen verläuft schweigend. Josh ist viel zu sehr damit beschäftigt vor Stolz über seine Suppe zu platzen, Julien stiert in die Suppe, als würde dort ein spannender Aktionfilm laufen und ich inhaliere den Duft von dieser herrlich heißen Suppe! Die hat sogar Buchstabennudeln, ist das nicht geil?! Na, Gott? Bist du neidisch?! Hihi, aber du kriegst nichts ab! Naaaahein, das sind alles meine Buchstabennudeln! Okay, Josh?! Was hast du in die Suppe getan!?! Hilfe, ich bin auf Drogen!!! Ich bin schon so gestört, dass ich nur noch Ds, As und Ms esse. Die As gehen mir schon aus.

Von irgendwoher kommt leise Musik. Ich glaube das ist die Titanicmusik, aber egal. Solange es nicht noch lauter wird, soll es mir recht sein. Man kann es ja ignorieren. Aber leider bleibt es nicht so schön leise, sondern wird immer lauter. Und der/die Sänger/in singt ja schrecklich! Auch Josh und Julien schauen irritiert.

„Woher kommt der Krach?“, fragt Julien in die Runde.

„Ich glaube von draußen…“, meint Josh und steht auf, um durch das Fenster nach draußen zu spähen.

„Ach du heilige Scheiße!!! Kommt mal schnell her!!!“

Josh fuchtelt wild mit den Armen und kann den Blick nicht von draußen wenden. Was auch immer da ist, es muss etwas furchtbar tolles sein. Vielleicht fackelt sich ja jemand ab. Julien und ich treten neben ihm an das Fenster und starren auf die dunkle Straße – die Straßenlaternen sind hier natürlich so weit auseinander, dass man kaum etwas sehen kann. Etwas bewegt sich auf der Straße, aber ich kann nicht sehen was.

„Oh Gott…“, höre ich tonlos eine Stimme neben mir.

Ich drehe mich zu Julien, der auf die Knie gesunken ist und wie gebannt nach draußen starrt.

„Wie… was… warum… Lunas…“, er spricht so undeutlich, dass Josh und ich uns zu ihm herunterbeugen müssen, um überhaupt etwas zu verstehen.

Mein lieber kochender Freund hebt Julien wieder auf seine Füße und fragt ihn grinsend: „Na, willst du nicht zu ihm raus gehen?“

Julien sieht ihn verunsichert an und meint darauf: „Ich weiß nicht richtig…“

„Hey, was gibt es denn bitteschön für einen Grund es nicht zu tun?“, Josh sieht ihn mit einem böse –Mutter -Blick an, den ich vorher noch nie bei ihm gesehen habe. Er sieht verdammt echt aus… wie meine Mutter, wenn ich wieder ein Mal etwas verbockt habe. Das ist gruselig.

Julien scheint es ähnlich zu gehen, denn er bewegt sich brav in Richtung Tür. Josh öffnet ihm die Tür, doch Julien bleibt schon auf dem Treppenabsatz stehen. Das Lied hat gerade wieder begonnen… er will uns das also alles noch einmal antun?! Anscheinend schon… oh man.

Julien starrt wie gebannt auf die Straße zu dem dunklen Jungen, der da mit einem uralten Kassettenrekorder – ich wusste gar nicht, dass es diese Teile noch gibt – steht und vor sich hinträllert:

“Every night in my dreams I see you, I feel you

That is how I know you go on

Far across the distance and spaces between us

You have come to show you go on.

Near, far, wherever you are

I believe that the heart does go on

Once more you open the door

And you're here in my heart

And my heart will go on and on”

Ich spüre Joshs Atem in meinem Nacken. Er haucht mir einen Kuss auf die Schulter und seine Arme umkreuzen sich vor meiner Brust. Ach ist das kitschig… aber wisst ihr was? Scheiß drauf, ich finde es verdammt toll. Ich lehne mich entspannt an Josh.

“Love can touch us one time and last for a lifetime

And never let go till we're gone

Love was when I loved you, one true time I hold you

In my life we'll always go on

Near, far, wherever you are

I believe that the heart does go on

Once more you open the door

And you're here in my heart

And my heart will go on and on
 

You're here, there's nothing I fear,

And I know that my heart will go on

We'll stay forever this way

You are safe in my heart

And my heart will go on and on”

Josh klatscht laut Applaus. Ähm ob das jetzt wirklich Applaus verdient hat, wage ich ja zu bezweifeln, aber okay. Der Goth tritt langsam auf uns zu. Er sieht ziemlich kaputt aus. So ähnlich wie Julien. Nur ohne den Weihnachtsmannpullover. Seine Haare sind offen und total verstrubbelt und er trägt in dieser eiskalten Nacht nur ein schwarzes T -shirt. Auch noch verkehrt herum! Vielleicht sollte ich ihm schon mal eine Packung Taschentücher schenken.

Endlich setzt sich auch Julien in Bewegung und schlürft Lunas entgegen.

Eine leise Stimme raunt mir etwas ins Ohr: „Ich glaube wir lassen die beiden lieber alleine.“

Und schon zieht mich Josh rücklings nach drinnen. Die Tür lässt er angelehnt.
 

Nach einer halben Ewigkeit – ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wann, da ich noch nie so etwas wie Zeitgefühl besessen habe – kommen die beiden ins Haus. Ich habe mich wieder unter die Decke auf das Sofa/Bett gelegt und Josh, ja… Josh ist wieder in der Küche, aber was genau er da macht, weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich schmollt er, weil wir seine Suppe nicht aufgegessen haben. Wer weiß…

„Hey Dam, wo ist denn Josh?“

Hand in Hand stehen sie neben dem Sofa und grinsen beide wie zwei Honigkuchenpferde. Vor allem bei Lunas sieht das ein bisschen unheimlich aus. Er sieht aus wie ein Psychopath. Wobei er eigentlich ja auch einer sein könnte.

„Ich glaube in der Küche.“

Und da gehen sie auf Wolke 7 von dannen. Was sie mit Josh in der Küche bereden kann ich leider nicht hören und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht die Bohne. Mhm.. irgendwie freue ich mich, dass sich die beiden wieder vertragen haben. Keine Ahnung wieso, aber es freut mich. Oh mein Gott, ich fange an mich für andere Menschen ernsthaft zu interessieren! Okay, Josh zählt nicht dazu… ich meine, er ist mein Freund, da interessiere ich mich zwangsläufig für ihn, aber Lunas und Julien sind nicht wirklich jetzt mit mir befreundet und ich empfinde etwas für sie. Also keine Liebe sondern Freude… oh man, nein ich denke jetzt nicht mehr darüber nach, sonst bekomme ich auch noch Kopfschmerzen und das muss ja jetzt wirklich nicht sein. Die Grippe reicht mir schon voll und ganz.

„Hey, Da.“, Josh strahlt mich an.

„Mhm?“

Warum strahlt er so. Hat er im Lotto gewonnen?

„Lunas hat angeboten, dich mit nach Hause zu nehmen. Du musst also nachher nicht nach Hause laufen.“

Oh man, dass ich heute noch irgendwann nach Hause muss habe ich ja ganz vergessen, morgen ist ja auch wieder Schule.

„Ah okay. Fahren wir gleich?“

Josh tauscht einen kurzen Blick mit Lunas, welcher nickt.

„Jup.“

Josh sieht ein bisschen traurig aus, aber naja, das kann ich jetzt auch schlecht ändern. Schniefend stehe ich auf und wanke in den Flur zu meinen Chucks. Julien und Lunas gehen schon zu seinem Wagen, während ich mich noch mit den Schuhen abmühe. Das ist echt scheiße, wenn einem dabei die Nase läuft! Gott, schmeiß Taschentücher vom Himmel! Na endlich, bin fertig!

An der Tür zieht mich Josh noch ein Mal an sich.

„Wir sehen uns morgen ja?“

„Klar.“

Hallo?! Wir sehen uns jeden Tag in der Schule, das muss er nicht noch nachfragen.

Er drückt mir einen leichten Kuss auf die Wange und lächelt mich lieb an.

„Bis morgen dann, Kleener.“

„Nacht.“

„Schlaf gut.“

Ich drehe mich um und gehe hinaus in die dunkle Nacht. Ein uralter Ford Fiesta wartet auf mich.



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Kommentare zu dieser Fanfic (115)
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Von:  Jeschi
2011-01-21T16:59:49+00:00 21.01.2011 17:59
Och, ich finde die Story wirklich total süß!
Und du hast meinen kranken Humor genau getroffen.
Eigentlich Schade, dass die FF auf Eis liegt ;__;

lg
Jeschi
Von:  Feuerlotus
2008-07-06T17:50:34+00:00 06.07.2008 19:50
wow super süße story!^^
ich un dam könnten glatt zwillinge sein was den charakter angeht^^'
die beiden sind echt zum knuddeln..
mag aber auch julien voll gerne...

ach ja... ich find übrigens das sich dam en bissl häufig mit gott "unterhält" dafür das er atheist is... fand ich etwas seltsam... aber egal!

*damknuddel*^^

so un jetz gaaanz schnell weiterschreiben ja?
Von: abgemeldet
2008-07-05T16:16:14+00:00 05.07.2008 18:16
verdammt! der kann aba auch überall pennen xD erinnert mich an irgendwen >.>
lg et engelchen
Von:  -Black-Pearl-
2008-05-25T16:55:14+00:00 25.05.2008 18:55
waaaaaaaaaaaaaaaaaaah wie geil!!!! ><
*grad mal die ganze welt umarmen könnte*
also diese FF ist wirklich das genialste,was ich seit langem gelesen habe!!!
*platt plüsch*
ich liebe Damian! wha,er ist so schön sarkastisch und zynisch!
*freu*
und josh...
*hach*
sowas will ich auch! x3
*schmoll*
also!!mein großes kompliment!
erst mal dafür,dass diese FF so lang ist und mich vom chemie lernen abgehalten hat und dann für diesen sagenhaften schreibstil und diese wundervolle story!!!
und das meine ich ernst x3
so,ich hoffe,die fortsetzung kommt bald und du sagst mir bescheid,wenn ein neues kapitel oben ist,weil ich es sonst verschlafe bzw erst gar nicht mitkriege,dass ein neues chap oben ist...
*etwas verplant bin*
^^
bis dann!!!
*plüsch*
LG
-Black-Pearl-
Von: abgemeldet
2008-03-07T10:21:04+00:00 07.03.2008 11:21
mensch, wie cool^^
das mit den taschentüchern is geil^-^
<3
ich hoffe du schreibst schnell weiter
*knuffz*
Von:  dunkelbunt
2008-03-01T13:33:32+00:00 01.03.2008 14:33
Ach ja. In den ersten Kapiteln wechselt du manchmal einfach so die Zeitform. Das stört ein bisschen beim Lesen und das ist schade, weil man dann n bissl rauskommt.
Kann dir jetzt aber gar nicht sagen, ob das bei den letzten auch so ist. Entweder hab ichs überlesen oder es ist nicht mehr.

Na ja, das wollte ich nicht vergessen haben zu schreiben. ^^
Noch mal liebe Grüße, KT
Von:  dunkelbunt
2008-03-01T13:29:26+00:00 01.03.2008 14:29
Hey, ich hab gestern den ganzen Tag deine FF gelesen und konnt mich gar nich mehr losreißen. ^^
Die beiden sind aber auch einfach zu süß miteinander. ^^
Aber das weißt du ja sonst hättest du sie nicht so angelegt.
Ich kann jetzt leider nich alle Stellen aufzählen, die mir gefallen haben, denn dazu hab ich leider keine Zeit und leider Gottes auch keine Muse. :3
Lass dir aber gesagt sein, dass ich deine FF einfach GAANZ dolle mag und auch finde, dass du nen echt klasse Schreibstil hast. Und deine Ideen sind auch niedlich. Auf sowas würd ich meist gar nich kommen.
Also noch mal: Toll gemacht, ich liebe deine FF und...verschickst du ENS wenns weiter geht? =/
Wenn ja würd ich mich freuen auch eine zu bekommen. ^^ Bin schon gespannt wies weiter geht. Hoffentlich stirbt Da nich noch vorzeitig an seiner Krippe, bevor du weiter schreiben könntest. Das wäre fataal. ^^
Also...liebe Grüße, KT
Von:  Misuzu
2007-12-05T19:44:10+00:00 05.12.2007 20:44
uuuh man hab seit gestern deine Ff gelesen xD warum muss das jetzt schon zu Ende sein???
Ich will weiter lesen xD

aber ganz ehrlich xd die fanden das vieleicht süß, mit dem Lied aber mir wärs irgendwei bissl peinlich :) aber es hat reingepasst in deine Story

lg Mixuzu ♥
Von:  Misuzu
2007-12-04T22:41:52+00:00 04.12.2007 23:41
wie lustig xD ich hab erstmla nen Lachkrampf bekomm, bei dem Gedanken, wie Damian, Joshu gegen die Tafel schlägt und dann aus dem Fenster schmeißt

lg
Misuzu
Von:  Jeniva
2007-11-30T15:19:18+00:00 30.11.2007 16:19
ich muss immer wieder erwähnen, dein schreibstil is der hammer..xD~..
ich hab so gefeiert..+lach+..sterben an ner grippe..+lach+..wie genial..<3
ai und die buchstabensuppe..xDDD~..das hat ich doch ers letztens..+lach+
irgendwas wollt ich noch schreiben..mmh..+grübel+
ach mist ich habs vergessen..'_'°°..
nya~..aber tolles pitel.+maunz+..weiter so~..
+knuddelknutscha+


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