Begehre!
Begehre!
Zugegeben, es war merkwürdig sich an einem Kerl rächen zu wollen, der wie ein Phantom aus einem Traum gesprungen zu sein schien. Er wandelt wie ein Geist durch die Gegend, bloß dass ihn jeder sehen kann und auf anhieb liebt.
Unheimlich wirkt dieser Mann auf mich, weil er alle zu umgarnen scheint. Jedoch lässt mein – seit seiner Anwesenheit – etwas angeknackster Stolz nicht zu, mir seine Maskeraden gefallen zu lassen.
„Er ist sooo cool!“ schwärmte meine bereits seinem Charme verfallene Freundin in der Pause.
„Säubere deinen Geist und spreche ein anderes Thema an!“ predigte ich ihr beschwörend.
„Du bist so ziemlich die Einzigste, die Nichts von ihm hält“ maulte sie zurück.
Ich gab ein allwissenden und empörten Laut von mir.
Ihr habt ja keine Ahnung!
Ihr Belehrungen zu erteilen wahr mir jedoch nicht vergönnt. Der Unterricht holte uns in die böse, böse Welt des Wissens hinein.
Der Würde sein Brot noch bekommen!
Als ich ihn also im Laufe des Tages ein wenig beobachtet hatte, entschied ich mich, es ihm auf gleicher Weise heimzuzahlen.
Leicht nervös zuckte ich vor dem Männerklo umher und versuchte meine Visage mit möglichster Coolness zu verzieren. In das hochgelobte Unikum männlicher seits kam ich jedoch nicht, denn ein amüsiertes Kichern hinter mir, ließen meine Pläne schnell wieder verschwinden.
„ Du trittst zum Gegenangriff an?“ fragte Eduart.
Ich drehte mich nicht um. Leider schien meine Scharmesgrenze sehr hoch zu sein, was dazu führte, dass mir mittelstarke Röte ins Gesicht stand, die ich ihm um keinen Preis vorführen wollte.
„Ihr geht doch auch aufs Mädchenklo“ konterte ich.
„Ah... meine eigenen Worte, ich erinnere mich. Meinst du, dass es funktioniert? Dann würde zum Schluss noch ein „Ich führe dich durch den Tag“ und ein genialer Abgang von dir kommen, welches zweifellos mir zugestanden ist“ spann er vor sich hin.
Ich hielt es für seinen Stolz verletzender, die Arroganz zu ignorieren. Stattdessen antwortete ich: „Vielleicht“
Gekonnt drehte ich mich um –die Röte gefühlt verblasst – und sah ihn mit festen Augen an.
„ Was bist du eigentlich? Was hast du vor und wieso hast du mich auf dem Kieker?“
„WAS ich bin?“ fragte er zurück und schien plötzlich versonnen in Erinnerungen zu versinken. Erinnerungen an die er sich nicht mehr erinnern wollte.
Nachdenklich schien er sich eine Antwort zurecht zu basteln.
„Eigentlich... bin ich wie ihr, mit ein paar kleinen Besonderheiten“ gab er schließlich in gewohnter Hochmütigkeit zurück.
Mein empörter Widerspruch wurde schnell durch seine erneuten nachdenklichen Laute abgewürgt.
„Was ich vorhabe... nun ja, das bedarf wohl näherer Erklärungen. Sagen wir, es ist ein Test der nach Vertrauen und Wahrnehmung giert.“
„Ich vertraue dir aber nicht!“ gab ich mit etwas ungewollt grantiger Stimme zurück.
„Wohl wahr“ nickte er zustimmend, und während er das tat, erinnerte er mich mehr und mehr an einen alten Opa, anstatt eines Teenagers.
„Dennoch...“ setzte Eduart wieder an „musst du. Denn sonst hast du keine Chance“ flüsterte er leise und beschwörend, dass es mir eine Gänsehaut eintrieb.
Es dauerte eine Weile bis ich mich wieder gefasst hatte und bemerkte, dass er mein Handy in der Hand hielt.
„Wie zum...?“ ich stockte. Wie war er daran gekommen?
Mit einem teuflischem Grinsen verschwand er ins Männerklo.
Ich ihm hinterher.
Die erbosten Rufe der Toilettengänger ignorierte ich wutschnaubend.
Eduart öffnete eine Kabine und ehe ich mich versah, war nur noch das jämmerliche ersaufen meines Handys zu hören.
