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Verstrickt

ABGESCHLOSSEN
von

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Glückliche Ehe?

Verstrickt
 

~ 1 ~ Glückliche Ehe?
 


 

Ein junger Mann saß im Wohnzimmer und starrte in die Flammen des Kamins.

Die Wärme, die von dem Feuer ausging, bemerkte er nicht, viel zu vertieft war er in seine Gedanken.

Und draußen tobte ein spätherbstlicher Regen. Dicke Tropfen klatschten gegen die Scheiben und waren neben dem Knistern im Kamin, das einzige Geräusch, das zu hören war.
 

Harry verstand nicht, warum sie sich seit so langer Zeit schon, um immer genau dieses Thema stritten.

Seit August war er nun verheiratet. Mit einem Menschen, von dem er nie geglaubt hatte, dass er ihn einmal lieben könnte. Und doch hatte es gefunkt.

Sie waren nun beide fünfundzwanzig.

Aber sie stritten sich jetzt schon, seitdem sie aus den Flitterwochen zurück waren.

Ja, die erste Woche nach ihrer Rückkehr, war es noch gut gewesen.

In der zweiten war auch nichts zu spüren gewesen, aber als er dann in der dritten Woche hatte verlauten lassen, dass er arbeiten gehen wollte, war es um die Ruhe geschehen gewesen.

Draco hatte sich aufgeregt, geschrieen und Harry hätte schwören können, dass sein Mann ihn womöglich sogar geschlagen hätte, wenn er nicht solch eine Beherrschung gehabt hätte.

Ja, letztendlich hatte Draco ihm sogar verboten, arbeiten zu gehen.

Langsam wurde es Harry zu viel.
 

Der Schwarzhaarige bemerkte nicht, dass eine Person den Raum betreten hatte. Erst, als eine Hand auf seiner Schulter zum Ruhen kam, schreckte er hoch. Überrascht blickte Harry in graue Augen, dann sah er auf die Hand.
 

„Du bist schon da?“

Seine Stimme klang nicht sehr interessiert. Zwar gefiel es ihm heute genauso wenig wie vor drei Wochen, dass er hier alleine zu Hause sitzen musste, aber das war immer noch besser, als ständig den Blonden um sich zu haben, der ihn nur belehrte, wie er sich zu verhalten hatte.
 

Genannter lief um den Sessel herum und nahm gegenüber dem Schwarzhaarigen Platz.

„Ja, ich habe heute früher Schluss gemacht.“
 

„Ah ja...“
 

Mehr hatte Harry dazu nicht zu sagen. Es hatte gleichgültig geklungen.

Wirklich früh konnte man es nämlich nicht nennen, schließlich war es schon einundzwanzig Uhr.
 

Draco überschlug die Beine und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Und, was hast du heute Schönes gemacht?“, wollte der Blonde mit ruhiger, interessierter Stimme wissen.

Der Dunkelhaarige verkniff sich das sarkastische Grinsen nicht, als er aufsah und antwortete:

„Na, ich habe mich prächtig amüsiert! Du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, wie spannend es war, als ich gekocht habe! Und dann war ich arbeiten, da war vielleicht viel los!! Und nun, nach einem anstrengenden Tag, lese ich ein wenig!“

Draco zog eine Braue nach oben.

„So?! Ich bezweifle stark, dass du weißt, wo die Küche ist. Und arbeiten gehst du ebenfalls nicht! Das Lesen nehme ich dir ab.“

Es war zum Haare raufen.
 

„Verdammt noch mal!! Das ist es ja! Ich würde gerne arbeiten gehen, oder wenigstens mal in die Küche stehen und uns was kochen! Aber da gibt es eine gewisse Person, die glaubt, mich bevormunden zu können!“, schrie Harry aufgebracht. Nein, er war nicht gewillt, seinen Frust in sich hineinzufressen.

Nun sprang Draco von seinem Sessel auf.

„Es ist noch nie, in der ganzen Geschichte der Malfoys, vorgekommen, dass der Ehepartner arbeiten geht! Und das wird auch so bleiben! Du wirst keinen Finger krumm machen!! Ich bin für das Einkommen verantwortlich!“

Der Blonde war wütend und gleichzeitig energisch mit seiner Stimme aufgebraust und hatte hart geklungen, den Ton mit etwas befehlerischem versetzt, das keinen Widerstand duldete.
 

Der Schwarzhaarige atmete einmal tief durch.

„Würdest du denn nicht mal wissen wollen, wie gut ich kochen kann? Verdammt, Draco! Ich bin kein kleines Kind und lasse mich hier rumkommandieren!! Ich habe auch Gefühle, und auf denen trampelst du schon seit längerem herum!“

Anfangs war er noch laut gewesen und seine Stimme hatte sich vor Verzweiflung überschlagen, doch zum Ende hin, war er immer leiser geworden.
 

„Wieso, freu dich doch, dass du nichts tun musst! Jeder andere würde davon träumen!“, antwortete Draco verständnislos.
 

„Sehe ich aus wie jeder andere? Das denke ich nicht! Merlin noch mal, es ist mir scheißegal, was das für Traditionen sind! Ich will nicht nur daheim rumsitzen und lesen oder einkaufen gehen!! Außerdem ist es langweilig, wenn ich den ganzen Tag im Haus hocken soll!! Verstehst du denn nicht, dass du mich damit verletzt und kaputt machst?! Du hast mir immer gesagt, dass du mich liebst, ist das denn noch so?!“

Traurig blickten grüne Augen in graue und suchten hoffnungsvoll nach einer Antwort, die diesen endlos erscheinenden Streit endlich beendete.
 

Draco war nach diesem Ausbruch seines Angetrauten erst einen Moment ruhig. Dann aber blickte er seinen Ehegatten an.

„Warum gehst du dann nicht aus? Oder richte das Haus neu ein!! Meine Güte! Oder besuche deine tollen Freunde!“

Wobei er von der Idee mit dem Wiesel nicht wirklich angetan war.
 

„Es erfüllt aber nicht mein Leben, wenn ich jede Woche, immer täglich abwechselnd, das Gleiche machen soll!“, schnaubte Harry.
 

Er sah seinen Mann noch mal mit einem wütenden Blick an, stand dann auf und sagte im Hinausgehen nur noch:

„Du kannst im Gästezimmer schlafen!“
 

Der Dunkelhaarige konnte absolut nicht verstehen, warum Draco sich so benahm. Warum, bei Merlin, musste er diese vermaledeite Regel auch so preisen?!

Ja, er hatte sogar schon mal versucht, arbeiten zu gehen! Und das nicht nur einmal, um genau zu sein!

Aber was hatte sein wundervoller, liebender und rücksichtsvoller Ehegatte getan?

Er hatte seinen Bossen jedes Mal einen Besucht abgestattet und ihnen befohlen, Harry wieder zu entlassen! Tja, irgendwann hatte er es aufgegeben...
 

Wieso verstand der Blonde denn nicht, dass er nicht daheim sitzen, sondern auch etwas zu ihrem Leben beitragen wollte?

Er kam sich absolut nutzlos vor. Was sollte er denn noch machen?! Sein Lebensinhalt war es immer gewesen, den dunklen Lord zu vernichten. Nun, nachdem der aber nicht mehr existierte, was blieb da noch? Was gab es, das er sich zum Ziel setzen konnte?

Sicher, er wollte ein schönes Leben und eine glückliche Ehe, aber so wie es jetzt lief, ging es einfach nicht mehr!
 

---
 

Versteinert stand der Blonde an Ort und Stelle und konnte nicht fassen, dass er gerade aus dem Schlafzimmer geworfen worden war. Andererseits dachte er, dass sich Harry erst einmal beruhigen musste und morgen wieder alles in Ordnung sein würde.
 

Er setzte sich mit einem Glas Wein an den Kamin und starrte in die immer kleiner werdenden Flammen. Sein Vater hatte ihm von klein auf beigebracht, dass die Person, die er einmal ehelichen würde, ausschließlich für das Haus und die Kinder zuständig sein würde.

Und auch hatte Draco gesehen, dass seine Mutter genauso gelebt hatte. Nie hatte er sie sich beschwert.
 

Nun, welchen Grund gab es also für Harry, dass er das nicht auch konnte?

War er denn nicht sein Partner? Sicher war er das, also musste er sich auch dem Familiengesetz und den Traditionen unterwerfen. Außerdem, warum wollte Harry arbeiten?! Hatte er das nicht schon genug bei den Muggeln? Wieso bestand er darauf, es jetzt wieder zu tun? Wollte er erneut wie ein Hauself behandelt werden?

Er selbst kümmerte sich lediglich um die Familiengeschäfte und die Finanzen seines Erbes, das über das Ministerium lief.
 

Zusätzlich war er auch Mitglied im Ministeriumsrat und hatte damit natürlich auch noch einige andere Verpflichtungen, denen er nachkommen musste. Aber das tat er, um den Namen Malfoy wieder reinzuwaschen. Denn sein Vater, so sehr er ihn auch in Ehren halten wollte – über seinen Tod hinaus – hatte diesen Namen beschmutzt.
 

---
 

Am Morgen darauf stand Harry nicht wie üblich auf, um mit ihm zu frühstücken. Der Blonde führte das auf ihren Streit vom Vortag zurück und ging zur Arbeit. Natürlich war es seltsam gewesen, so alleine am Tisch zu sitzen und einen Kaffee zu trinken und sein Brötchen hatte er mehr runtergewürgt. Es versetzte ihm einen Stich, dass Harry wohl immer noch böse auf ihn war und deshalb absichtlich nicht runtergekommen war.
 

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Als er abends, oder eher nachts, nach Hause kam, fand er den Dunkelhaarigen wieder vor dem Kamin.
 

Harry saß da und schien auch diesmal nichts um sich herum mitzubekommen. Viel hatte er nachgedacht und auch jetzt hingen seine Gedanken noch weit entfernt von der Gegenwart.

Sein Blick ruhte auf seinen Händen und er schien die Buchstaben des Buches, das er hielt, nicht zu sehen.
 

Er hatte wieder einen langweiligen Tag verbracht. Die Hauselfen boten schließlich keine wirkliche Unterhaltung und seine Freunde Ron und Hermine hatten momentan keine Zeit. Und auch Pansy war, seines Wissens, im Urlaub.

Tja, und Ordensmitglieder wollte Draco ja nicht im Haus haben. Auch, wenn er auf ihrer Seite gekämpft hatte und Voldemort nun tot war.
 

Auch diesmal brach ein Streit aus. Der Grund war relativ simpel: Harry war zu tief in Gedanken versunken gewesen, um die Begrüßung des anderen zu erwidern.

„He, kannst du nicht mal ein Hallo sagen?!“, zeterte der Blonde also und fasste seinen Mann grob an der Schulter.

„Au, verdammt!!“, rief dieser aus, als er den Schmerz bemerkte und dann erschrocken nach oben, in das wütende Gesicht des Malfoynachfahren blickte.

„Was soll das?“, fragte er dann aber sichtlich sauer, da der Schwarzhaarige keinen ersichtlichen Grund für diese Behandlung kannte.

„Na, ich komme heim und du beachtest mich nicht!! Nicht mal, als ich dich begrüße!“, empörte sich der Blonde weiter.
 

„Vielleicht habe ich dich ja nicht gehört?! Ich war in Gedanken!“, antwortete Harry recht ruhig und sehr kalt. Er versuchte, ruhig zu bleiben, denn er erinnerte sich an das, was der Arzt gesagt hatte.

Natürlich hatte er dem anderen nicht erzählt, dass er seit einiger Zeit unter Krämpfen litt, die durch seine Psyche hervorgerufen wurden. Denn er bezweifelte, dass es ihn interessiere würde. Er wollte schließlich auch nicht wissen, dass er ihm mit der jetzigen Behandlung, die er ihm schon seit den Flitterwochen im August zukommen ließ, sehr verletzte.
 

„Ich habe es satt, dass du mich ständig so behandelst wie in dem letzten halben Jahr!!! Wo ist die liebevolle Beziehung hin, die wir vor der Hochzeit gehabt haben?! Draco, pass besser auf, was du in Zukunft tust, sonst verschwinde ich für unbestimmte Zeit und du musst schauen, wie du ohne mich auskommst!“, schrie Harry und packte sein Buch, um abzurauschen.

Diesmal hatte der Blonde die Grenze überschritten. Noch einmal würde er das nicht mitmachen. Harry beschloss, dass er seine Drohung wahr machen würde, wenn der andere nicht endlich einlenkte...
 

Draco hatte stumm den Worten gelauscht und nicht ernst genommen, was der Schwarzhaarige gesagt hatte. Er glaubte nicht daran, dass Harry einfach mal abhauen würde. Schon alleine aus dem Grund, weil sein Schatz ihn zu sehr liebte. Und er liebte seinen Mann doch auch.

Nun, er konnte nicht glauben, was Harry gesagt hatte. Etwas, das er später noch bereuen würde...
 

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Einige Tage vergingen ruhig, was daran gelegen hatte, dass der Schwarzhaarige den Malfoy ignorierte.
 

Doch als der Blonde dann ausnahmsweise mal sehr früh nach Hause kam – er hoffte, vielleicht einen schönen Abend mit seinem Partner zu verbringen - starrte er sozusagen entsetzt auf eben jenen. Er blinzelte einige Male, ehe er wieder hin sah. Das gab es nicht! Das konnte einfach nicht wahr sein!!
 

„Was tust du da?!“, fauchte er beinahe schon.

Ungerührt blickte der Angesprochene auf. Er musste Ruhe bewahren.

„Das siehst du doch, ich stricke. Ich war vor ein paar Tagen bei Molly und sie hat es mir beigebracht. Und weil ich es so entspannend fand und nebenbei auch die Zeit schneller vergeht, habe ich beschlossen, eben auch daheim zu stricken!“
 

Draco wurde schon langsam rot vor Wut.

„Bist du denn komplett verrückt geworden?!! Du bist ein MANN!!! Wie kannst du stricken?! Das ist was für Frauen und Idioten!!!“

Harry sah ihn verletzt an.

„Danke, dass du mir so unter die Nase reibst, dass ich ein weibischer Idiot bin! Vielen Dank, das habe ich jetzt gebraucht!“

Damit packte Harry seine Stricksachen zusammen, stand auf und verließ mit Tränen in den Augen, das Zimmer. Noch immer sauer, aber ein schlechtes Gewissen bekommend, folgte Draco ihm.
 

Seine Gedanken kreisten noch immer um das eben Gesehene. Und dann tauchten Worte seines Vaters in seinem Kopf auf:
 

>Männer haben Männersachen zu tun, und Frauen Frauensachen. Nimm deine Mutter, sie kümmert sich um die Kinder, also dich, und das Haus. Sie stickt und strickt aus Spaß und das sind Dinge, die ein Mann nicht tut. Wir duellieren uns. Führen Geschäfte und machen Geld. Wir sorgen für den Fortbestand der Familie und schützen unser Eigentum.<
 

Ja, das klang doch alles einleuchtend, fand Draco und ballte dann wieder seine Hände zu Fäusten. Also, warum, in drei Teufels Namen, benahm sich Harry dann wie eine FRAU!!?

Ja, sie waren schwul und, ja, er hatte eher die weibliche Rolle in ihrer Beziehung – wenn man das noch so nennen konnte. Aber bedeutete das, dass er stricken durfte?

Definitiv nein!
 

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Er gelangte am Schlafzimmer an, in dem Pinky, die Hauselfe, fleißig am Kleiderschleppen war.

„Was tust du da?“, fragte Draco kalt, während er sich in den Türrahmen lehnte.
 

Der Schwarzhaarige sah nicht auf.

„Ich packe. Und glaub nicht, dass ich dir sage, wohin ich gehe!“
 

Draco glaubte, sich verhört zu haben.

„Vergiss es, du gehst nirgendwohin! Du bist mein Mann und du tust, was ich dir sage!“
 

Harry sprang von seiner Position vor dem Schrank auf.

„Du kannst mich mal! Ich bin nicht dein Sklave, oder deine Puppe, die nach deiner Pfeife tanzt! Und wenn ich weggehen will, dann mach ich das! Ob dir das gefällt, oder nicht!“
 

Die Elfe war fertig, so dass Harry gleich seinen Koffer schnappte, ihn verkleinerte und an dem Blonden vorbei stürmte. Zumindest war das sein Plan gewesen.

Leider aber durchkreuzte Draco ihn. Er hatte Harry am Arm gepackt, festgehalten und zu sich herum gewirbelt. Nun presste er den Dunkelhaarigen an die Wand neben der Tür und legte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den ihn.
 

„Du tust mir weh!“, rief Harry aus und versuchte den anderen von sich zu schieben.

Von der Aussage überrascht, lockerte der Blonde zwar den Griff, ließ aber nicht gänzlich los.

„Wohin willst du?“, wiederholte er seine Frage.

„Ich sag es dir gerne noch mal! Und wenn du willst, geb ich’s dir auch schriftlich: Das geht dich nichts an!“

Draco schnaubte.

„Es geht mich sehr wohl was an! Und nun red!“

„Lass mich endlich los, ich bekomm noch blaue Flecken!“
 

Mit einem kräftigen Ruck befreite sich Harry, drehte sich herum und rannte den Gang entlang, die Treppe hinunter und in die Eingangshalle von Malfoy Manor.

Dort verschwand der Dunkelhaarige dann mit einem Plopp.
 


 

So, das war der erste Streich!

Fünf kommen noch!^^

Hoffe, es hat gefallen!

Bye, Mitani

Lebensveränderungen

Verstrickt
 

~ 2 ~ Lebensveränderungen
 

Drei Tage waren vergangen, seit Harry Malfoy Manor verlassen hatte.

Tage, in denen Draco unruhig gewesen war. Zuerst war er ganz normal seinen Geschäften nachgegangen, doch schon am Tag darauf nicht mehr. Ihm war es nicht möglich gewesen, sich auch nur annähernd zu konzentrieren.
 

Und nun saß er hier und wusste nicht, was er machen sollte. Harry hatte sich nicht einmal gemeldet, seitdem er weg war. Und das machte ihm Sorgen. Natürlich hatte Harry viele Flüche und Schutzzauber drauf, aber ob ihm das helfen konnte? Was, wenn er von zu vielen Angreifern auf einmal eingekesselt werden würde? Was, wenn ihm etwas passiert war und er nun irgendwo verletzt herumlag und niemand ihm helfen konnte?
 

Draco nahm nicht unbedingt an, dass Harry zu seinen Freunden gegangen war. Ja, sicher, sie waren ihm immer eine Stütze in seinem Leben gewesen und würden es auch immer bleiben, aber war es nicht zu offensichtlich? Es war doch klar, dass er als Erstes dort suchen würde.

Der Blonde stand auf und fasste den Entschluss, seinen Partner wirklich zu suchen.
 

---
 

Draco kam vor einem riesigen, dunklen Gebäude an. Das gusseiserne Tor mit dem S der Snapes, blockierte seinen Weg. Jedenfalls sollte es das, gestärkt von den Zaubern, die um das Anwesen lagen. Sein Glück, dass er der Patensohn des Besitzers war. So gelangte er ohne Probleme ans Eingangsportal.
 

Ein Hauself öffnete ihm und führte den Malfoy in den Salon. Kurz darauf erschien dann auch der Tränkemeister Hogwarts´ im Türrahmen des Raumes.

Er beobachtete den Blonden erst einen Moment, der auf einem der Sessel saß und recht zusammengesunken wirkte. Mit langen Schritten, aber keineswegs unelegant, kam er heran und nahm ebenfalls Platz.
 

„Was führt dich denn hierher, Draco?“, fragte er dann interessiert und legte die Fingerspitzen aneinander, während die Ellenbogen auf den Lehnen ruhten. Der junge Mann sah dem anderen mit einer Spur Verzweiflung in die Augen, überspielte es aber gleich wieder.

„Ich möchte dich nur etwas fragen“, meinte er dann mit neutraler Stimme.
 

Es herrschte Stille zwischen den beiden. Severus sah dem jungen Malfoy an, dass etwas nicht stimmte. Und er wusste ebenfalls, dass Draco seine Gefühle nicht zeigen wollte. Irgendetwas schien vorgefallen zu sein...

„Na, dann schieß mal los.“
 

„Ist Harry bei dir?“, wollte der Blonde sofort wissen und nun konnte man Hoffnung in seinen Augen lesen. Nun war der Schwarzhaarige doch verwirrt.

„Wie darf ich das verstehen? Was sollte er denn hier machen?“

Severus wusste von Harry, dass es öfter zwischen ihnen krachte, aber, dass es schon so schlimm war, hatte er nicht gedacht.

Draco sah den anderen immer noch an und wünschte sich, dass sein Pate ihm eine erfreuliche Nachricht geben konnte.
 

„Junge, sag mir, was passiert ist“, forderte Severus mit ruhiger, aber doch leicht besorgter Stimme.

„Wir hatten einen Streit und nun ist er seit drei Tagen weg. Ich suche ihn und dachte, vielleicht ist er zu dir gekommen.“

Seine Stimme klang leer und kraftlos, irgendwie alt.

„Nun, ich denke, ihm war klar, dass du ihn hier suchen würdest...“, meinte der Schwarzhaarige nachdenklich.

Draco seufzte.

„Aber wie kommst du darauf, dass er hier sein könnte?“, wollte der Mann dann wissen.

„Na ja, weil ihr euch doch angefreundet hattet, nachdem er dir das Leben gerettet hatte... Und vielleicht, das dachte ich wenigstens, ist er hierher gekommen“, erklärte der Blonde und zuckte hilflos mit den Schultern.
 

Der Tränkemeister nickte verstehend und lehnte sich nun in seinem Sessel zurück.

„Ich weiß leider nicht, wohin er ist. Und er wird sicherlich nicht hier auftauchen, weil er ahnt, dass du ihn hier suchen würdest. Außerdem hat ihm das Haus noch nie gefallen, weil es so dunkel ist.“

Draco nickte erneut und seufzte, dann rieb er sich mit der Rechten über die Augen.

„Verstehe. Hast du eine Idee, wo er sein könnte? Er wollte es mir nicht sagen...“
 

Natürlich kannte Severus einen Ort, der dem Blonden unbekannt war. Aber er konnte es nicht sagen, denn immerhin lag der Fideliuszauber über ihm. Und außerdem hatte es den Anschein, dass der liebe Harry gar nicht gefunden werden wollte. Jedenfalls nicht von Draco.

„Tut mir leid, aber nein. Falls ich aber was hören sollte, sage ich es dir natürlich.“

Dankbar nickend, verabschiedete sich der Ex-Slytherin und verschwand.
 

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Gut, dann würde jetzt der unschöne Teil kommen.

Er musste zu den Weasleys gehen. Und leider Gottes, gab es ja jetzt zwei Familien davon – zumindest in England.
 

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Ron saß gerade gemütlich da und las ein Buch, als es klingelte.

„Liebling, ich gehe!“, rief er und stand auf.

Als er die Haustür offen hatte, kam es ihm in den Sinn, sie gleich wieder zu zuschlagen, aber er unterließ es. Vor ihm stand niemand geringeres als Draco Malfoy.

„Schatz, schau mal, wer da ist!“, sagte der Rothaarige laut und kurz darauf trat Hermine neben ihn.
 

„Was willst du hier?“, fragte sie den Blonden desinteressiert.

Ron legte einen Arm um seine Frau, die ein Baby hielt und die andere Hand auf dem Kopf ihrer dreijährigen Tochter liegen hatte, die sich halb hinter ihr versteckte.

„Ich will nur wissen, ob Harry hier ist.“

„Wie kämen wir dazu, es dir zu sagen? Denn, wenn du hier bist, scheint Harry es beabsichtigt zu haben, dass du seinen Aufenthaltsort nicht kennst!“, meinte Hermine nur.
 

Der Malfoy verfluchte diese Nervensäge von einem Schlammblut dafür, dass sie so klug war. Logisch, dass sie wieder einmal den Nagel auf den Kopf treffen musste.

„Also ist er nicht hier?“, fragte er dennoch ein weiteres Mal, bemüht, ruhig zu bleiben.

„Nein, ist er nicht! Und wir werden dir garantiert auch nicht sagen, wo er ist, falls wir es erfahren sollten!“, erklärte Ron.

„Ihr habt euch wieder gestritten, richtig? Was hast du dieses Mal gesagt, dass er weggelaufen ist?“
 

„Pah!“

Und damit war er auch schon wieder weg.
 

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Nun blieben noch die Eltern des Wiesels. Hier öffnete ihm Arthur und auch er betrachtete den Blonden abschätzend.

„Was wollen Sie, Mr. Malfoy?“

„Nur fragen, ob Harry bei Ihnen ist?“

Molly erschien hinter ihrem Mann.

„Nein, ist er nicht und nun gehen Sie, wir legen keinen Wert darauf, Sie hier zu haben. Der arme Junge, ich kann immer noch nicht verstehen, wieso er ausgerechnet Sie geheiratet hat!“
 

Molly konnte bis heute nicht verstehen, warum der Junge ausgerechnet diesen blonden Schnösel von einem Malfoy geheiratet hatte. Wie oft war Harry bei ihnen, lächelte und erzählte, wie gut es doch lief. Und hintenrum erfuhr sie von ihrem Sohn und dessen Frau, wie schlecht es dem armen Kerl in Wirklichkeit ging.
 

Sie sah dem blonden Mann noch einmal abfällig in die Augen und dann flog die Tür ins Schloss.
 

---
 

„Verdammt, wo ist er?!“

Verzweifelt raufte sich Draco die Haare. Sollte er sich noch in Hogwarts umsehen? Vielleicht war Harry wirklich dort, weil er dachte, dass es für ihn zu offensichtlich war?

„Nur zur Sicherheit...“

So apparierte er doch zu seiner alten Schule. Leider fand er seinen Mann auch dort nicht.
 

Eigentlich auch verständlich, denn seitdem Hogwarts der Spielplatz der letzten Schlacht zwischen Voldemort und ihm gewesen war, betrachtete Harry das alte Schloss nicht mehr als sein zu Hause. Wieso also, sollte er sich dort aufhalten?
 

---
 

Nachdem eine Woche verstrichen war, kam der junge Mann nicht darum, wieder seine Geschäfte aufzunehmen. Zwar konnte er sich nicht wirklich voll darauf konzentrieren, aber es lenkte doch ab. Einzig, dass niemand da war, der auf ihn wartete, wenn er abends nach Hause kam, versetzte ihm einen Stich. Er wusste nicht, was er noch tun sollte...

Sein Angetrauter war verschwunden, einfach weg!
 

---
 

Zwei Monate später als der blonde Mann mittags heim kam – weil er sich nicht mehr konzentrieren konnte - war er erstaunt, dass die Tür zum Kaminzimmer offen stand.

Langsam ging er darauf zu und blieb dann im Türrahmen stehen.

Da saß er, sein Harry!

Draco schluckte. War er also endlich wieder zurück...
 

Er betrat das Zimmer und blieb hinter dem Sessel, in dem Harry saß, stehen.

„Wo warst du?“, fragte er ruhig.

„Weg!“, antwortete Harry etwas ruppiger, als er es eigentlich vorgehabt hatte.

„Ich fragte, wo?“, versuchte es der Blonde erneut, allerdings mit einer etwas fahrigeren Stimme.

„Und ich hab gesagt, dass ich dir nicht antworten werde!“

Draco atmete tief durch, dann schritt er um den Sessel herum und blickte seinen Partner an.
 

Harry saß da und strickte wieder an etwas. Neben ihm auf dem Tisch, hatte er eine Kanne Tee mit der dazugehörenden Tasse stehen. Gerade holte er wieder Wolle und sein Blick hatte sich noch nicht einmal gehoben, um ihn anzusehen.

„Sag mal, wie wäre es, wenn du mich wenigstens begrüßen würdest? Ich meine, es sieht gerade so aus, als hätte es dir nichts ausgemacht, dass ich weg gewesen bin.“
 

Nun schaute der Schwarzhaarige doch auf und direkt in die grauen Augen seines Mannes.

„Also?“

Der Blick und die Stimme des Schwarzhaarigen, hatten etwas Forderndes an sich. Draco war irgendwie vor den Kopf gestoßen. Jetzt sollte ER auch noch Harry begrüßen? Wer war denn hier einfach abgehauen, ohne sich einmal gemeldet zu haben?!

„Wie komm-“
 

Draco wurde unterbrochen, als die Tür aufgeschlagen wurde. Herein schneite Pansy, in einen pastellfarbenen, lila Mantel.

„Hi!! Wie geht’s euch so?“, rief sie freudig und klatschte einmal in die Hände.
 

Beide, Harry als auch Draco, sahen sie überrascht an.

„Was machst du denn hier, Pan?“, fragte der Dunkelhaarige dann.

Die junge Frau lachte erst, bevor sie wieder sprach:

„Ich dachte, ich könnte euch mal wieder besuchen, wo ich doch so lange weg war!“
 

„Das ist ja toll, ich freu mich, dass du da bist! Kannst gerne ein paar Tage bleiben, dann bin ich nicht so alleine!“, redete der Schwarzhaarige munter weiter und breitete dann die Arme aus, damit sie ihn umarmen konnte. Dann wandte sich Pansy an den Blonden, umarmte diesen ebenfalls und legte endlich den Mantel ab.

„Und, was habt ihr so getrieben?“
 

Ihr Blick wanderte vom einen, zum anderen und erwartete eine Antwort.

„Na, ich war für zwei Monate weg, hab mich etwas erholt. War schön, hab endlich mal wieder gekocht. Ich sag dir, ich hab so viele neue Rezepte ausprobiert!! Echt, genial!! Und dann war ich auch mal in der Sonne. Frankreich ist toll zum Einkaufen!“

Sofort war die Frau Feuer und Flamme.
 

Draco stand daneben und beobachtete das Gesicht und die Gesten seines Mannes. Er sah so glücklich aus... Nur nebenbei nahm er die Stimmen wahr, verstand aber nicht, was sie sagten. Es kam alles als ein Wirrwarr an und er wollte doch nur Harry beobachten, wie er da so glücklich erzählte.
 

„Was machst du da eigentlich, Harry?“, fragte Pansy plötzlich, was den Blonden wieder zurückholte.

„Oh, ich stricke! Das macht Spaß und ich kann mich dabei entspannen, weißt du?“

Sie war neugierig und beugte sich dicht zu dem, was Harry in der Hand hatte und gerade in Arbeit war. Er grinste, dann legte er das Begonnene auf die Seite und zog den Korb etwas näher heran.
 

„Sieh mal, das hab ich in den zwei Monaten gemacht.“

Harry hielt einen roten, flauschig weichen Schal hoch. Er hatte am Rand entlang, goldene Fäden eingearbeitet, die im Licht schimmerten.

„Der ist aber toll! Wow!!“, befand Pansy und legte sich den Schal gleich einmal probehalber um. Dann drehte sie sich vollkommen begeistert im Kreis.

„Weißt du, der würde toll zu meinem roten Mantel passen!“, meinte sie dann an den Dunkelhaarigen gewandt.

„Schon gut, du kannst ihn haben, Pan...“, lächelte der junge Mann.
 

Draco hatte das Ganze mitverfolgt und er kam nicht umhin, stolz darauf zu sein, dass Harry diesen Schal gestrickt hatte. In der Tat machte er den Eindruck, verdammt kuschelig zu sein. Eifersucht kam in ihm hoch, dass Pansy diesen Schal bekommen hatte und nicht er.
 

Aber der Blonde gestattete es sich keinesfalls, es auch nur ansatzweise zu zeigen, dazu war er zu stolz. Also drehte er sich um und schaute aus dem Fenster.
 

„Und ich darf ihn echt behalten? Wirklich??“, fragte Pansy, die total aus dem Häuschen war.

„Ja, natürlich, ich kann mir einen neuen machen“, winkte er ab.

Wieder drehte sich die Frau im Kreis.

„Danke!! Und machst du mir noch einen in lila? Den kann ich dann zu dem Mantel anziehen, den ich heute trage!!“

Harry grinste.

„So, so... Wie wäre es denn, wenn du es selbst machst? Ich bringe es dir auch bei!“

„Oh! Hm.. JA!! Los, lass uns anfangen!!“, rief Pansy und rieb sich eifrig die Hände.

„Nicht so schnell! Heute wird das nichts mehr. Morgen, wenn du magst.“

Sie nickte heftig.
 

Nun stand Harry auf, beugte sich vorsichtig zum Korb herunter und zog nach kurzem Kramen etwas hervor. Langsam näherte er sich Draco von hinten und breite etwas Grünes aus. Der Blonde zuckte zusammen, als er plötzlich etwas Weiches, Grünes an seinem Hals spürte.

„Du musst nicht eifersüchtig sein, ich hab dir auch einen gemacht. Vielleicht magst du ihn ja, auch, wenn er von einem Idioten kommt...“

Damit setzte sich der junge Mann wieder und nahm die Stricknadeln in die Hand.
 

Noch immer stand Draco wie angewurzelt da. Harry hatte ihm einen Schal gestrickt! Ihm, der doch so gemein zu ihm gewesen war!! Andächtig strich er über das weiche Material und bemerkte dann die Silberfäden und das eingestickte D M. Und als er noch genauer hin sah, entdeckte er sehr viel kleiner, in Gold, ein H P.

Der Blonde fragte sich, wieso Harry seine Initialen so klein gemacht hatte. Aber er wollte das lieber erst mit ihm besprechen, wenn sie alleine waren.
 

„Harry!!“, rief Pansy plötzlich aufgebracht, was auch Dracos Aufmerksamkeit wieder auf die beiden richtete. Die junge Frau hatte eine kleine, blaue Jacke in der Hand.

„Ist das Babykleidung??“, fragte sie mit glitzernden Augen. Ihr Blick wich nicht von dem Schwarzhaarigen. Der sah sie an und nickte schließlich. Ein Seufzer folgte dem und er schloss einen Moment die Augen, doch da redete Pansy schon weiter.
 

„Für wen ist die? Für Mine? Sag schon, ist sie wieder schwanger??“

Harry lächelte und schüttelte den Kopf. Es war schon seltsam, dass Pan und Hermine Freundinnen geworden waren. Und das alles nur, weil Mine ihr einmal aus der Patsche geholfen hatte. Wieder lächelte der Dunkelhaarige. Ja, so konnte das Schicksal eine Wendung nehmen.
 

„Na, für wen ist das denn nun?“, wollte sie erneut wissen.

Draco war nun hinter Pansy getreten, denn auch ihn interessierte, für wen Harry diese kleine Jacke gestrickt hatte.
 

„Also, das ist so...“, setzte Harry an, besann sich aber eines besseren und legte die Wolle weg. Er grinste leicht und legte dann beide Hände auf seinen Bauch.

„Das ist für mein Baby...“
 

Während Pansy ein freudiges Lächeln annahm, wurde das Gesicht des Blonden düster.
 


 


 

So, ich mach hier Schluss! Ich weiß, dass ihr jetzt gerne wüsstet, was weiter passiert und wieso Dray so reagiert, aber da müsst ihr euch gedulden!

Also, sagt mir, wie es euch gefallen hat!^^

Bye, Mitani

Folgenschwerer Streit

Verstrickt
 

~ 3 ~ Folgenschwerer Streit
 


 

Das konnte nicht sein!!

Der Blonde fasste nicht, was sein Partner da eben gesagt hatte. Er war schwanger? Schwanger??!!!
 

Pansy dagegen, schmiss sich dem jungen Mann an den Hals und knuddelte ihn regelrecht durch.

„Das ist ja wunderbar!! Ich fass es nicht! Und, im wievielten Monat bist du jetzt?“

Harry lächelte.

„Ich bin in der vierzehnten Woche, also noch nicht so weit. Man sieht es eigentlich auch noch nicht...“

Während er das gesagt hatte, streichelte er andächtig über seinen noch flachen Bauch. Die junge Frau war immer noch ganz aus dem Häuschen und fragte gleich, ob sie nicht mal anfassen dürfe. Natürlich ließ Harry sie gewähren.

„Ist das aufregend!“, rief sie aus, als sie ihre Hand hinlegte- es war wirklich noch nichts zu sehen.
 

Nun sah Harry langsam auf, um die Reaktion Dracos zu prüfen, der bisher noch keinen Ton von sich gegeben hatte. Und als sich ihre Augen trafen, konnte der Schwarzhaarige keine positive Emotion lesen. Er war sich nicht sicher, ob er wissen wollte, was der Blonde dachte, aber er wusste, dass er es gleich erfahren würde. Denn die grauen Augen des anderen wurden immer dunkler und Harry wusste, dass Draco kurz vor einem Wutanfall stand.
 

„Pan, könntest du uns alleine lassen? Du weißt ja, wo das Gästezimmer ist.“

Augenblicklich wurde sie ruhig und nahm nun auch wahr, dass die Stimmung in dem Raum verdächtig tief gesunken war.

„Ja, natürlich. Und wenn was ist, du weißt ja, wo du mich findest...“

Pansy sah noch mal Draco an, dem sie auch ansah, dass etwas nicht stimmte. Leise verließ sie den Raum und schloss die Tür hinter sich. Sie hoffte bloß, dass Draco nicht wieder so rumschreien würde.
 

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Es herrschte nun absolute Stille, wenn man von dem Knacken des Feuers absah. Draco stand noch immer an Ort und Stelle. Seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Finster starrte er ins Feuer, dann sprach er endlich.

„Von wem?“, fragte er mit eisiger Stimme, sich beherrschend, um ruhig zu bleiben.
 

Harry verstand die Frage nicht. Seine Gedanken kreisten durcheinander und ergaben keinen Sinn. Was meinte Draco mit dieser Frage?

„Ich... was meinst du damit?“, wollte er darum wissen. Ruhig hatte er gefragt, darauf bedacht, neutral zu klingen, auch wenn er sich überhaupt nicht so fühlte.
 

Allerdings schien der Blonde das anders zu sehen. Denn, dass sein Partner diese Frage stellte, wo er doch eigentlich ganz genau wissen musste, was er meinte, brachte ihn zur Weißglut.

„Ich will wissen, von wem du, verdammt noch mal, schwanger bist!!!??“, schrie er nun wutentbrannt.

Draco sah Harry an, der auf seinem Sessel saß und aussah, als hätte er keine Ahnung, wovon er sprach. Es machte ihn noch rasender, dass der andere sich so benahm.

„Antworte gefälligst!! Mit wie vielen Kerlen hast du gefickt? Sag schon!“, brüllte er weiter, ließ Harry, der etwas hatte sagen wollen, nicht einmal zu Wort kommen.
 

„Draco! Bitte, wie ko-“

Weiter kam Harry nicht, denn er hatte eine Ohrfeige erhalten. Heiß brannte der Abdruck auf seiner linken Wange, auf die er nun seine Hand legte. Unglauben lag in den grünen Augen.

Noch nie, seit ihrer Beziehung, seit ihrem ersten Kuss, hatte Draco ihn geschlagen. Und nun das!? Wie kam Draco überhaupt darauf, dass er Fremdgegangen war? Wieso glaubte er das von ihm? Wo war das Vertrauen, das früher da gewesen war? Hatten die Worte, die sie an ihrer Hochzeit gelobt hatten, einzuhalten, keine Bedeutung mehr?
 

„He, ich will endlich eine Antwort! Von wem hast du dich alles vögeln lassen? Und versuch nicht, dich rauszureden!! Du warst den ganzen August fast jeden zweiten Tag weg, also antworte!!“, polterte Draco weiter.

Tränen benetzten die Wangen des Schwarzhaarigen.

„Ich... ich bin doch nicht Fremdgegangen, Draco!! Wieso vertraust du mir nicht? Ich habe dich immer geliebt, tue es immer noch, aber du bist so anders geworden!! Und nun wirfst du mir auch noch vor, dass ich dich betrüge!! Weißt du, wie sehr mir das wehtut? Du verletzt mich!!“

Harrys Stimme war traurig, verzweifelt und schwach gewesen. Er wusste nicht, was er tun sollte, zusätzlich spürte er, dass er bald nicht mehr können würde. Wenn Draco sich nicht abregte und er sich damit auch, dann würde er wieder einen Zusammenbruch erleiden.
 

Diese Worte interessierten den Blonden absolut nicht, er konnte nicht akzeptieren, dass Harry ihn einen Monat lang betrogen hatte und nun von irgendeinem Stecher schwanger war!!

Die Tatsache, dass eine solche Schwangerschaft nur mit medizinischer Hilfe möglich war, beachtete er nicht. Nein, sie kam ihm nicht mal in den Sinn!

„Ich kann einfach nicht glauben, dass du dich von irgendwelchen dahergelaufenen Kerlen hast ficken lassen! Bin ich dir nicht mehr gut genug? Braucht der Held, der große Goldjunge, mehr Abwechslung?? Soll ich dir demnächst noch Stricher ins Haus holen??“
 

Harry war am Ende, er umschlang seinen Oberkörper mit den Armen und beugte sich nach vorne. Sein Atem ging viel zu schnell.

„Dray..!! Ich war beim Arzt! Den ganzen August!“, versuchte er zu erklären, doch der schwarzhaarige junge Mann war schwach und seine Stimme dementsprechend leise.
 

Draco hatte die Worte dennoch verstanden, schenkte ihnen aber keinen Glauben.

„Du wirst ja wohl nicht glauben, dass ich dir das abkaufe!?“, fragte der Blonde in einem harten Ton, aber nicht mehr schreiend. Seine Wut hatte sich so weit entladen, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte.
 

Der Schwarzhaarige schluchzte auf, erhob sich und schritt wankend auf die Tür zu, um den Raum zu verlassen. Er konnte nicht mehr. Seine Nerven lagen blanker als blank und er brauchte unbedingt Ruhe.

Leise weinend, ließ er Draco zurück, der nur ziemlich sauer hinterher sah und nicht mal im Traum daran dachte, nachzusehen, ob es diesem Bastard im Körper seines Mannes, gut ging, oder diesem selbst.
 

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Harry zitterte am ganzen Körper und schaffte es gerade noch so, in das nächstgelegene Gästezimmer. Dort fiel er erschöpft auf die Matratze, kroch mit letzter Kraft unter die Bettdecke und sank in einen albtraumhaften Schlaf.

Bilder spukten durch seinen Geist, dass Draco ihn verlassen würde, ihn anschrie, dass er ihn nie mehr wiedersehen wollte und es doch besser gewesen wäre, wenn er abgekratzt wäre, als die letzte Schlacht getobt hatte.
 

Unruhig warf sich der Dunkelhaarige hin und her, zog immer wieder die Beine an, da Schmerz durch seinen Körper zuckte. Schweiß rann über seine Stirn, ließ den Rest des Körpers auch nicht verschont.
 

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Als Draco Stunden nach Harrys Verschwinden das Schlafzimmer betrat, wunderte er sich schon, dass der andere nicht hier war. Aber er dachte sich nichts weiter dabei und legte sich voll bekleidet hin. Schlafen konnte er nicht. Der Streit ging ihm durch den Kopf, ließ Bilder in seine Gedanken schießen, die er lieber verdrängt hätte. So wie die Ohrfeige, die er Harry verpasst hatte. Andererseits, hatte er sie nicht verdient gehabt? Immerhin hatte Harry ihn betrogen, und das nicht mit nur einem Kerl!!
 

Der Blonde drehte sich um und spürte dann etwas Weiches an der Hand. Nach ein paar Sekunden stellte er fest, dass es sich um den Schal handelte, den ihm Harry gestrickt hatte.

Draco seufzte. Was sollte er nun tun?

Dass Harry solch einen Vertrauensbruch begangen hatte, konnte er nicht so auf sich sitzen lassen! Aber scheiden lassen konnte er sich auch nicht, das würde seinen Ruf, den er sich so mühselig wieder erkämpft hatte, ruinieren.

„Oh verdammt!“, schnaubte er und schlief dann doch ein. Aber auch Draco konnte diese Nacht nicht friedlich schlafen, denn Albträume suchten ihn heim, dass er Harry für immer verlieren würde. Doch, aus welchem Grund, das konnte er nicht sagen.
 

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Es war gerade Sonnenaufgang, als Harry schweißnass und von einem Albtraum gequält, aufschreckte und aus dem Bett fiel.

Polternd kam er auf und lag dann etliche Minuten auf dem Boden, denn sonst hätte er sich übergeben müssen. Und da war dann noch der Schwindelanfall, der sein Übriges dazu beitrug, ihm schlecht werden zu lassen. Unangenehm klebte der Stoff auf der Haut und ließ ihn frösteln. Dann, langsam, wollte sich Harry wieder aufsetzten, was ihm auch gelang. Doch, als er dann auch wieder zurück ins Bett wollte, hielt er erstarrt inne.
 

Schock spiegelte sich in den grünen Augen wider und ein heftiges Zittern durchlief seinen Körper, brachte ihn schließlich zum Beben und ein schmerzerfüllter Schrei hallte durch die Manor.
 

Ein Hauself erschien sofort und sah nach dem jungen Mann, der noch immer wie erstarrt auf das Bett schaute und wimmerte und weinte.

Pinky sah den großen Blutfleck auf der Matratze in dessen Mitte etwas lag. Blutig und verschmiert, klein und zusammengekrümmt. Der Elf wusste nicht, was passiert war, aber er verschwand sofort, um Hilfe zu holen.
 

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Draco war erschrocken aufgesprungen, als er den Schrei vernommen hatte. Ihm war klar, dass es sich um Harry handelte und so rannte er die Gänge entlang. Wo Harry die Nacht über gewesen war, wusste er nicht, aber er nahm an, in einem der Gästezimmer.
 

„Harry... Scheiße, was ist los?!“

Der Blonde hatte Angst um seinen Partner, auch wenn der es, in seinen Augen, eigentlich nicht verdient hatte. Er bog um eine Ecke und entdeckte da Pinky, zusammen mit einem Mann, den er nicht kannte.
 

„Wer sind Sie?“, rief er schon von weitem, doch der Mann ignorierte den Ruf und betrat das Zimmer. Pinky ebenfalls.
 

Nun stand er alleine da und verstand nicht, was das sollte. Wie war dieser Mann in sein Haus gekommen und was wollte er hier?!

War das etwa dieser Kerl, der seinen Harry geschwängert hatte?
 

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Pansy hatte den Schrei Harrys gehört und alle Nackenhärchen hatten sich aufgestellt. Eine Gänsehaut zeichnete sich auf ihren Armen ab. Unschlüssig, was sie tun sollte, griff sie schließlich nach dem Morgenmantel und verließ in ihren violetten Pantoffeln das Gästezimmer, um Draco oder Harry zu finden.
 

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Im Zimmer entdeckte der Mann Harry noch immer auf dem Boden kniend, apathisch auf das Bett starrend. Er folgte dem Blick und verstand sofort, was los war.

Ein riesiger Blutfleck hatte sich ausgebreitet und darin lag der Embryo.

„Bezieh das Bett neu!“, befahl er dem Hauselfen, worauf der dem schnell nachkam.

„Mr. Potter, hören Sie mich? Ich bin es, Dr. Salomon!“

Sanft fasste er dem jungen Mann an den Arm, was den zusammenzucken ließ.
 

Die grünen Augen klärten sich wieder und blinzelten einige Male, ehe sie erneut auf das Bett sahen, aber dort nichts fanden.

„Kommen Sie, legen Sie sich hin“, bat der Arzt und half Harry hoch.
 

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Draco fand seine Fassung wieder und polterte nun gegen die Tür.

„Machen Sie auf, verdammt!! Ich will da rein! Harry!“, schrie er, wobei Angst in seiner Stimme mitschwang.

Immer und immer wieder schlug er auf das Holz ein, versuchte er die Tür zu öffnen, doch nichts geschah.
 

„Harry!! Aufmachen, ich will zu meinem Mann!“, rief er noch lauter.
 

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Dem Schreien folgend, entdeckte Pansy den Blonden vor einer Tür stehend und dagegen hämmern. Langsam kam sie näher, versuchte den anderen zu beruhigen.

„Draco, bitte, hör auf!“

Aber es brachte nichts, denn der Angesprochene riss seinen Arm wieder los, den sie zuvor genommen hatte und machte weiter.

„Bitte, Dray, das bringt doch nichts! Lass das!“, versuchte sie es erneut. Die Sorge ließ sich nicht überhören. Allerdings bekam Draco das nicht mit.

„Lass mich, geh weg!“, brüllte er ihr bloß zu und deutete den Gang herunter.
 

Pansy wusste, dass sie jetzt nichts tun konnte und zog sich in ihr Zimmer zurück, um sich anzuziehen. Später würde sie mit Draco reden.
 

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Mit jedem Schlag an das Holz, zuckte Harry heftiger zusammen, so dass Dr. Salomon sich gezwungen sah, zu handeln.

„Soll ich ihn rein lassen?“, erkundigte er sich mit ruhiger Stimme. Hastig schüttelte Harry den Kopf und presste die Hände fester auf die Ohren, versuchte sich noch kleiner zu machen.
 

Der Arzt hingegen, nahm den Zauber von der Tür, der verhindert hatte, dass Draco Zugang hatte. Er öffnete und trat hinaus auf den Gang, um die Tür hinter sich zu schließen.
 

Draco sah den Fremden an und musterte ihn von oben bis unten. Er kapierte nicht, wieso sich sein Partner einen so alten Typen ausgesucht hatte. Er wurde allerdings aus seinen Gedanken gerissen, als er angesprochen wurde.

„Sie sind also Mr. Malfoy, Mr. Potters Partner?“, fragte Dr. Salomon, ehe er fortfuhr.

„Ja, korrekt! Und nun will ich zu Harry!“, verlangte er mit resoluter Stimme.
 

Der Doktor betrachtete den blonden Mann, dann schüttelte er den Kopf und rieb sich über die Augen.

„Sie können da jetzt nicht rein, ich muss Mr. Potter erst untersuchen.“

Draco war im ersten Moment aller Wind aus den Segeln genommen worden, dann aber besann er sich wieder.

„Na, dann muss ich ja noch dringender da rein!“, erklärte er gereizt und versuchte, an dem anderen vorbeizukommen.

„Hören Sie, mein Patient will Sie nicht sehen. Er scheint Angst vor Ihnen zu haben. Ich weiß nicht, was vorgefallen ist, aber es geht Mr. Potte sehr schlecht und Sie tragen momentan absolut nicht zu seiner Gesundheit bei.“
 

Mit diesen Worten wandte sich der Arzt ab und schloss die Tür wieder hinter sich, als er zurück ins Zimmer ging, den Zauber erneut legend.

Zurück blieb Draco, der blass war und nicht begriff, wieso es Harry schlecht ging und warum er Angst hatte... vor ihm!
 

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Harry sah Dr. Salomon entgegen.

„Keine Sorge, Mr. Potter, ihr Gatte wird hier nicht rein kommen, solange Sie es nicht wollen. Ich habe einen Zauber auf den Raum gelegt.“

Der Schwarzhaarige nickte nur und atmete einige Male tief durch.

„So, legen Sie sich jetzt auf den Rücken, damit ich Sie untersuchen kann.“
 

Der Ex- Gryffindor tat, was der Arzt von ihm verlangte und legte sich, mittlerweile nur in Boxershorts, hin. Einige Zeit sprach keiner und Dr. Salomon tastete nur den Körper seines Patienten ab, oder murmelte Sprüche.

„Was ist...?“, fragte Harry leise und ängstlich.

Salomon seufzte und legte seinen Zauberstab zur Seite, ehe er aufstand, da er zuvor auf der Bettkante gesessen hatte, und die Decke über den liegenden Körper legte.
 

„Es tut mit leid, Ihnen das sagen zu müssen, Mr. Potter, aber Sie haben das Kind verloren...“
 


 

Ende...
 

...für heute! Bin ich fies, oder bin ich fies?? Jaaaa!! Ich bin’s!^^ Ehe, freu mich über eure Meinung!

Bye, Mitani

Und nun?

Verstrickt
 

~ 4 ~ Und nun?
 


 

Der Arzt konnte regelrecht zusehen, wie die Augen Harrys immer stumpfer wurden und letztendlich die Kraft wich und der junge Mann zusammenbrach.

„Pinky, pack die Koffer, ich muss Mr. Potter mit ins Krankenhaus nehmen!“
 

Sofort kam die Hauselfe dem nach und es dauerte nicht lange, bis der Koffer gepackt am Fußende des Bettes stand. Doktor Salomon verkleinerte ihn und steckte ihn sich in die Kitteltasche, ehe er seinem Patienten einen Schlafanzug anzauberte, den Pinky ebenfalls rausgelegt hatte und dann erneut den Zauber von dem Raum nahm.

„Hol bitte Mr. Malfoy”, bat er die Elfe, die verschwand, um dem nachzukommen.
 

Keine drei Minuten später stand der Blonde im Zimmer und starrte auf das Bett, in dem sein Partner lag. Die Wut vom vorigen Tag war verschwunden und nur noch Angst und Sorge lagen auf seinem Herzen.

„Was ist los?“, forderte er zu wissen.

„Bitte, setzen wir uns erst, dann erkläre ich Ihnen, was passiert ist.“

Der Arzt hatte ruhig gesprochen, in der Hoffnung, dass Draco auf ihn einging. Und tatsächlich, er setzte sich in einen Sessel am Kamin.
 

„Zuerst würde ich gerne erfahren, wieso Mr. Potter einen Nervenzusammenbruch hatte?“, begann Salomon und musste gleich darauf feststellen, dass der Mann vor ihm, keine Ahnung hatte, was er meinte.

„Nun, Mr. Potter hatte einen Nervenzusammenbruch und der musste ja durch etwas hervorgerufen worden sein. Ich würde also gerne wissen, was passiert ist. Hatte er Ärger, gab es Streit?“

Draco wurde übel. Ging es Harry so schlecht, weil sie sich gestritten hatten?
 

„Ich... wir... Ja, wir haben uns gestern gestritten“, erklärte er und schluckte. Sein Blick hing auf seinen Händen, die er nervös knetete.

„Um was ging es in dem Streit?“, forderte der Arzt weiter zu wissen. Mittlerweile saß auch er und hatte ein Notizbüchlein in der Hand.

„Ich habe gestern erfahren, dass er... schwanger ist. Ich wollte wissen, wieso er mich betrogen hat.“

Leise hatte der Blonde gesprochen. Sein Gewissen plagte ihn. Er war sauer gewesen und er fand noch immer, dass die Ohrfeige verdient gewesen war, aber er wollte unter keinen Umständen, dass es Harry so derart schlecht ging!
 

„Wie kommen Sie darauf, dass Mr. Potter Sie betrogen hat?“, wollte Salomon wissen.

Die grauen Seen sahen auf und ein schmerzlicher Ausdruck lag in ihnen.

„Na, er war doch den ganzen August über, fast jeden Tag weg!! Es ist doch offensichtlich, dass er mich betrogen hat, immerhin ist er schwanger!“, brauste er auf und krallte die Hände in die Sessellehne. Der Arzt schüttelte den Kopf.

„Noch eine Frage. Haben Sie ihn sich erklären lassen?“
 

Draco schüttelte den Kopf.

„Und sagen Sie mir, haben Sie im August kein einziges Mal miteinander geschlafen?“

Der Blonde war verwirrt über diese Frage, musste jedoch eingestehen, dass sie sehr wohl miteinander das Bett geteilt hatten. Und wenn er es sich recht überlegte, das sogar noch häufiger, als normalerweise.
 

„Verstehe. Dann lassen Sie mich Ihnen etwas erzählen.“

Kurz schwieg der Mann und wartete auf eine Reaktion seines Gegenübers, als keine kam, fuhr er fort:

„Ihr Mann ist schon seit über einem Jahr mein Patient. Er klagte oft über Schwäche und Schwindel, so wie darüber, dass er sich übergeben musste, wenn er viel Stress hatte. Mir wurde bald klar, dass es Nerven- und Kreislaufzusammenbrüche waren. Ich fragte ihn, wie und wo er lebe, wie die Umgebung sei und so weiter. Mr. Potter erzählte mir, dass Sie beide sich oft streiten, Sie ihm nicht gestatten, dass er arbeiten geht, oder sonstigen Freiraum lassen, den er braucht. Anfang August kam Mr. Potter dann mit einer ungewöhnlichen Bitte zu mir in die Praxis.“
 

Hier unterbrach sich der Arzt selbst und musterte das Gesicht des anderen Mannes. Im Laufe der Erzählung, hatte er den Kopf gehoben und interessiert gelauscht. Den Emotionen zu urteilen, hatte er nichts von alle dem gewusst.
 

„Seine Bitte war, dass ich ihm helfen sollte, schwanger zu werden. Er wollte unbedingt ein Kind. Ich habe ihm gesagt, dass es möglich ist und dass es aber auch Risiken birgt. Abbringen lassen hat er sich nicht, so begannen wir noch am gleichen Tag die Behandlung. Er musste in bestimmten Abständen einen Trank nehmen und jedes Mal musste auch ein Test gemacht werden.

Dann, Ende August, hatten wir festgestellt, dass es geklappt hatte. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie glücklich ihr Mann gewesen ist. Seine Augen hatten regelrecht gestrahlt. Und er hatte gesagt, dass er so glücklich war, ein Kind zu bekommen und dann einen Menschen zu haben, der ihn bedingungslos lieben würde. Dazu kann ich mir meinen Teil nur denken... Nun, danach war er nur jeden Monat einmal bei mir, oder wenn er wieder nahe einem Zusammenbruch gewesen war.“
 

Nun herrschte Stille vor und Draco seufzte auf. Langsam lehnte er sich in den Sessel zurück und legte die Hände auf die Augen. Eine Zeit lang saß er so da, dann blickte er Salomon wieder an.

„Und wieso hat er heute Morgen so geschrieen?“

Angst breitete sich einem Lauffeuer gleich, in seinem Körper aus und er ahnte Schlimmes.

„Nun, Mr. Malfoy, durch den Nervenzusammenbruch gestern und dadurch, dass Mr. Potter sowieso schon sehr labil ist, muss es Komplikationen gegeben haben“, versuchte der Arzt zu erklären, doch Draco schien nicht zu verstehen, worauf der Mann hinaus wollte.

„Reden Sie schon!“
 

„Haben Sie eigentlich verstanden, dass sie der Vater waren?“, fragte der Arzt stattdessen.

Der Blonde schwieg betroffen, dann nickte er.

„Gut, dann hoffe ich auch, dass Sie alles tun werden, damit ihr Mann wieder gesund wird, denn Sie sind Schuld an diesem Drama!“

Jetzt wirkte der Malfoy total fertig, gleichzeitig aber auch alarmiert, denn dieser Satz sagte ihm, dass etwas absolut nicht stimmte. Mal ganz davon abgesehen, dass Harry schon einen Zusammenbruch erlitten hatte.
 

„Mr. Malfoy, ich sage es Ihnen einfach gerade heraus: Ihr Mann hat das Baby verloren!“
 

Draco konnte nichts sagen. Seine Augen waren geweitet und es kam ihm vor, als bekäme er keine Luft. Er japste, brachte dennoch keinen Ton hervor und brach letztendlich schluchzend zusammen. Der junge Mann bebte und seine Hände presste er aufs Gesicht. Vorwürfe und das schlechte Gewissen, das er nicht nur die schlechte Gesundheit Harrys, sondern auch den Tod seines Kindes zu verantworten hatte, erdrückten ihn.

„Der Grund, warum Mr. Potter geschrieen hat, war, dass er Blut und den Embryo auf dem Bett gesehen hat. Natürlich konnte er das Kind nicht wie eine Frau verlieren, sondern die Magie hat dafür gesorgt, dass der Fremdkörper – denn dafür war das tote Subjekt gehalten worden – aus seinem Körper transportiert wurde. Den Schock können Sie sich sicherlich vorstellen?“
 

Doktor Salomon schwieg einen Moment, ehe er wieder sprach:

„Ich werde Mr. Potter mit ins Krankenhaus nehmen und Ihnen Bescheid sagen, wenn es ihm besser geht. Außerdem verbiete ich Ihnen, Ihren Mann zu besuchen, bevor ich es Ihnen ausdrücklich erlaubt habe. Da es ihm nicht gut geht und ich noch schlimmeres vermute, sollte Ihnen klar sein, dass es nichts bringen würde, wenn Sie ihn sehen. Wahrscheinlich würde das seinen Zustand nur noch verschlechtern.“

Salomons sachliche und sehr bestimmende Stimme war verstummt.
 

Mit verweinten Augen sah Draco auf und nickte. Doktor Salomon stand auf, trat an das Bett und berührte seinen Patienten an der Schulter, dann verschwand er mit Harry.
 

Zurück blieb ein weinender Draco Malfoy, der gerade das Gefühl hatte, dass die Welt über ihm einbrach. Alles, er hatte alles vermasselt!!!

„Es tut mir leid!“, rief er aus, wobei es mehr ein Krächzen gewesen war. Zu rau und kratzig war seine Stimme gewesen. Zu sehr unterbrachen die Schluchzer sein Reden.

Was sollte er nun machen? Was war, wenn Harry ihn niemals mehr wieder sehen wollte? Würde er dann für immer alleine bleiben?
 

---
 

Pansy hatte sich mittlerweile angezogen und erinnerte sich daran, dass sie gestern in ihrem Gästezimmer gesessen und den Streit, der zwischen ihren Freunden stattgefunden hatte, mitbekommen hatte, obwohl sie ein Stockwerk höher gewesen war.

Seufzend lief sie nun die Treppe runter, um Draco zu suchen. Sie lief die Türen ab und kam dann an dem Gästezimmer an, an dem sie den Blonden heute schon einmal gesehen hatte.
 

Da die Tür nur angelehnt war, drückte sie dagegen und öffnete den Durchgang mit einem leisen Geräusch, weiter. Dann konnte sie Draco sehen. Er saß am Boden vor dem Bett und weinte.
 

Erschrocken rannte Pansy auf ihn zu und ließ sich neben den Mann fallen. Vorsichtig legte die Frau die Arme um seine Schultern und zog ihn dann an sich.

„Was ist geschehen?“, flüsterte sie ihm zu, erhielt aber nur ein Schluchzen. Einem kleinen Kind gleich, klammerte sich Draco an seine beste Freundin und weinte sich die Seele aus dem Leib. Nicht wissend, was sie tun sollte, umarmte sie ihn und versuchte ihn zu beruhigen.
 

Langsam tat Draco das und löste sich aus der Umarmung. Mit geröteten Augen sah er sein Gegenüber an und wischte sich nebenbei die Tränen fort.

„Entschuldige“, murmelte er und atmete tief durch. Dann erhob er sich und setzte sich auf das Bett. Sachte strich er über die Matratze, an genau der Stelle, auf der Harry gelegen hatte.

„Draco!“, meinte dann aber Pansy wieder.

Sein Blick hob sich.

„Er ist weg...“, flüsterte er und seufzte.
 

„Wie?!“, meinte sie.

Die Verwirrtheit war unübersehbar und das ständige Blinzeln unterstrich es zusätzlich.

Pansy seufzte und schaute dann fordernd den Blonden an.

„Na ja, du hast mit Sicherheit unseren Streit gehört, oder? Und eben deswegen hatte Harry einen Nervenzusammenbruch. Und... und nun ist er im Krankenhaus...“

Die Frau blickte ihn an und in ihrem Kopf ratterte es.

„Und das Baby?“, fragte sie besorgt.

Doch, als Draco den Kopf noch weiter senkte und die Augen zusammenkniff, wusste sie die Antwort auch so.
 

„Es ist meine Schuld!! Verdammt... wenn ich doch nur nicht so dumm gewesen wäre! Ich hätte doch wissen müssen, dass er mich niemals betrügen würde!!“, rief er und schüttelte den Kopf, um diese Dinge zu vertreiben. Doch immer und immer wieder drängte sich das Bild des bewusstlosen Harrys in seine Gedanken.

Das blasse Gesicht, die tränennassen Wangen, der schlaffe Körper...

Pansy wusste nichts zu sagen, so ließ sie es und setzte sich nur neben Draco, um ihn einfach in den Arm zu nehmen.

Zwar wusste sie, dass Draco Harry nicht gut behandelt hatte, aber irgendwie konnte sie ihn trotzdem nicht hassen.
 

Nein, sie nahm sich vor, den beiden, so gut sie konnte, zu helfen!
 

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Harry fühlte sich schwach und hatte Mühe, die Augen zu öffnen. Es war, als wären seine Lider festgeklebt worden. Sein Körper fühlte sich wie Blei an und nur den Arm anzuheben und zum Kopf zu führen, was schon anstrengend.
 

„Mr. Potter!“, hörte er eine bekannte Stimme und konnte dann verschwommen eine Person neben sich sehen. Es war Doktor Salomon, der da stand und ihn anlächelte.

„Wie fühlen Sie sich?“, fragte der Arzt.

„Geht... schwach...“, antwortete Harry leise und hustete dann. Gleich wurde ihm ein Glas Wasser gereicht.

„Ruhen Sie sich nur aus, überstürzen Sie nichts. Und wenn etwas sein sollte, dann rufen Sie eine Schwester.“

Damit verschwand er wieder.
 

Die Gedanken des Dunkelhaarigen drifteten ab und er fragte sich, während er an die triste, weiße Decke sah, warum er denn hier war?

Nur langsam klärte sich der Nebel in seinem Kopf. Doch mit jedem Stück kam mehr der Erinnerung zurück und am Ende wusste er wieder, was geschehen war.

Seine Hoffnung war, dass es vielleicht teilweise nur ein böser Traum gewesen war und er legte die Hand auf seinen Bauch. In der Hoffnung, etwas zu spüren, vielleicht ein wenig magische Kraft zu fühlen, die von dem Baby ausging.

Aber nichts tat sich.

Tränen brannten in seinen Augen und Harry wurde klar, dass seine Hoffnung eine Seifenblase gewesen war, die eben die Spitze einer Nadel berührt hatte.
 

Geplatzt war sie und nichts konnte sie mehr zurückbringen. Harrys Gesicht war mittlerweile nass von Tränen und verklärte ihm die Sicht. Allerdings war das egal, denn was wollte er hier schon sehen?! Es gab nichts, das ihn hätte beruhigen können.
 

Die Tür öffnete sich und eine junge Frau kam herein. Der junge Mann erkannte sie als Pansy und lächelte ihr schwach zu. Als sie sich gesetzt hatte, nahm sie seine Hand in die ihre und schaute ihm in die Augen.

„Wie fühlst du dich, Harry?“, fragte sie und der Mann seufzte traurig.

Die grünen Augen verschwanden unter den Lidern und ein paar glitzernde Tränen liefen ihm über die Wangen.
 

„He, nicht weinen, es wird doch alles wieder gut!“, rief Pansy und es fiel ihr schwer, es dem anderen nicht gleichzutun.

„Bitte, Harry!“, murmelte sie und schluchzte ebenfalls auf, um dann ihre Arme um ihn zu legen und zu weinen. So lagen die beiden dann eine Weile da und niemand des Krankenhauspersonals wollte diesen Moment stören.
 

---
 

Draco war zu Hause und hatte sich in das gemeinsame Schlafzimmer eingeschlossen.

Er wusste nicht, was er tun sollte. Es war alles so kompliziert und er war sich sicher, dass Harry nie wieder etwas mit ihm zu tun haben wollen würde. Ja, er musste ihn doch regelrecht hassen, oder nicht?

„Harry...“, flüsterte der Blonde mit tränenerstickter Stimme und drückte das Kopfkissen Harrys noch fester an sich.
 

Würde er den Schwarzhaarigen jemals wiedersehen? Was, wenn dem nicht so war?

Nein!

Nein. Nein! NEIN!!

Das durfte nicht passieren, unter keinen Umständen.

„...ich... muss mich... entsch... uldigen...“, brachte er unter Tränen hervor und schluchzte erneut laut auf.
 

Wie gerne wäre er jetzt ins Krankenhaus gegangen und hätte sich vor seinem Liebling auf die Knie geschmissen. Alles, er würde alles Erdenkliche tun, um Vergebung zu bekommen.

Doch, bis er das tun konnte, würde er leider noch warten müssen. Hoffen, dass Pansy ihm erzählte, was mit Harry war und sie seinem Schatz brachte, was er ihr mitgegeben hatte.

Draco drehte sich auf die andere Seite und schluckte.
 

Als er seine Augen aufschlug, blickte er in die Pansys.

„Was...?“, fragte er leise.

„Ich hab ihn gesehen“, antwortete Pan und starrte den Blonden an. Eine ganze Zeit lang schwiegen die beiden und die Stille erdrückte sie beinahe.

„Er hat nur geweint, sonst nichts. Kein Wort, nichts.“

Aufmerksam hatte Draco gelauscht und er konnte verstehen, dass Harry weinte, ja, er tat es ja auch! Aber, dass er absolut keinen Ton, nicht mal Verwünschungen ausgestoßen hatte, war doch verwunderlich.
 


 

So, hier ende ich mal.

Wie war es?

Bye, Mitani

Der Tag davor

Verstrickt
 

~ 5 ~ Der Tag davor
 


 

Harry hatte sich ein wenig erholt. Sein Zustand war stabiler geworden und blieb es auch, solange man nicht über den Verlust sprach, den er erlitten hatte. Über Draco wollte er nicht reden, geschweige denn, nachdenken. Es tat zu weh, war einfach zu schlimm gewesen.
 

Der Schwarzhaarige lag mittlerweile in einem Einzelzimmer. Jeden zweiten Tag bekam er einen Strauß frischer Blumen, das Essen war erste Klasse und es war kein trister, weißer Raum, sondern schön farbig.

Orangegelbe Wände, bunte Bettwäsche, hölzerne Möbel. Er wusste, dass sein Mann das organisiert hatte, aber damit wollte er sich nicht beschäftigen. Jedoch musste er einmal wöchentlich über sich UND Draco reden, denn der Therapeut versuchte ihre Beziehung zu analysieren. Und leider Gottes ging das nun mal nur, wenn er sprach.
 

Die Augen des Helden waren auf das Fenster gerichtet. Schon den ganzen Morgen starrte er hinaus in den Himmel. Die Sonne war langsam wieder länger sichtbar und auch die Bäume schickten sich, wieder Blätter zu treiben. Harry verließ sein Bett kaum, es gab ihm eine Art Sicherheit. Er wusste, dass, solange er hier war, der Blonde ihm nichts tun konnte. Keine Beschimpfungen, keine Vorschriften, keine Nervenzusammenbrüche.
 

Harry erinnerte sich daran, was der Arzt zu ihm gesagt hatte, als er sogar im Krankenhaus noch das ein oder andere Mal einen Zusammenbruch erlitten hatte. Jeder weitere Anfall, hätte seinen Tod bedeuten können! Nun, er lebte noch. Aber wer sagte, dass das so blieb, wenn er hier wieder raus kam? Es gab niemanden, der ihm eine Garantie geben konnte, dass er jemals wieder vollkommen unbekümmert leben können würde.
 

Seufzend schloss er seine Augen und döste vor sich hin. Es tat gut, an nichts zu denken, einfach nur dazuliegen und nichts zu tun. Er hatte zwar monatelang nichts getan, aber das war anders gewesen, als das hier jetzt...

Ein Klopfen riss den jungen Mann aus seinen Gedanken.

„Guten Morgen, Mr. Potter! Wie geht es Ihnen heute?“

Doktor Salomon war hereingekommen und lächelte seinen Dauerpatienten an. Es freute den Arzt, dass es ihm besser ging, aber leider schien der Dunkelhaarige nicht daran interessiert, wieder zurückzukehren.
 

Andererseits konnte er das verstehen. Harry Potter hatte vieles mitmachen müssen und hatte dann solch einen Vertrauensbruch erlebt, dass er selbst wohl auch so gehandelt hätte.

Dennoch war es langsam an der Zeit, dass er wieder Kontakt mit der Außenwelt aufnahm. Und das bedeutete nicht nur, dass er dieses Zimmer wieder verlassen musste, sondern auch eine Konfrontation mit Draco. Jetzt war es nur so eine Sache, ihm das beizubringen...
 

„Doktor...“, vernahm man die Stimme des im Bett Liegenden. Das Grün der Augen war stumpf und sein Gesicht blass. Dunkle Schatten lagen darunter.

„Was ist?“, fragte Harry dann.

Salomon seufzte lautlos, er wusste nicht, wie er das dem jungen Mann erklären sollte. Es war wirklich nicht leicht.

„Ich muss etwas mit Ihnen besprechen, Mr. Potter“, begann er.

Harry sah den Mann interessiert an. Was würde er ihm wohl sagen? Vielleicht, dass er nun entlassen war? Aber das konnte nicht sein... oder?
 

„Es ist so, Mr. Potter, dass es Zeit wird, dass Sie hier mal wieder raus kommen. Es ist ungesund, wenn Sie nur noch hier bleiben. Frische Luft und etwas Bewegung, werden ihnen sicher helfen. Ich weiß, dass der Verlust schwer zu verkraften ist und dass Sie Angst haben, aber so wird es Ihnen auch nicht besser gehen...“

Der Schwarzhaarige ahnte, worauf sein Arzt hinaus wollte.
 

Es kehrte eine bedrückende Stille ein. Weder der Arzt, noch sein Patient, wollten etwas sagen.

Schließlich sprach Doktor Salomon doch wieder:

„Ich habe Ihren Mann informiert, dass er Sie besuchen kommen darf. Seit Sie hier sind, war er täglich da und hat sich nach Ihnen erkundigt. In Gesprächen, die ich mit ihm geführt habe, ist mir aufgefallen, dass er es schwer bereut, Ihnen so wehgetan zu haben. Mr. Potter, vielleicht sollten Sie sich mit Mr. Malfoy unterhalten und dann entscheiden, ob es einen Sinn macht, es noch einmal zu versuchen.“
 

Schweigend hatte Harry gelauscht. Siedendheiß sickerte der Gedanke in seinen Geist, dass dieses blonde Gift bald hier auftauchen würde. Angst kroch in ihm hinauf, ließ ihn leicht zittern. Er wollte nicht, dass er herkam. Nicht, nachdem es so geendet hatte und er ihm solche Vorwürfe gemacht hatte...

„Mr. Potter, der Therapeut wird in wenigen Minuten kommen. Ich werde jetzt meinen Rundgang fortsetzen und wenn etwas sein sollte, wissen Sie ja, was zu tun ist.“

Damit nickte der Arzt noch mal und schloss die Tür hinter sich.
 

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Draco saß mal wieder im Wintergarten und starrte in die Wolken. Er wusste, dass sein Partner den Himmel vom Bett aus, auch sehen konnte.

Es formte sich der Gedanke, dass sie sich vielleicht gerade dieselbe Wolke betrachteten...

Ein schwerer Seufzer entwich ihm, ließ seine Gedanken noch trübseliger wurden.

Unterbrochen wurde er aber von einer Eule, die er nicht kannte. So öffnete er die Tür und ließ das Tier herein.
 

Sie landete auf dem Tisch. Dann streckte der Vogel sein Bein aus, forderte den Blonden auf, das Pergament abzunehmen. Mit schwerfälligen Bewegungen tat dieser es und las dann, was dort geschrieben stand. Von Wort zu Wort wurde sein Gesicht heller und dann lächelte er überglücklich. Er durfte Harry besuchen!

Endlich!!
 

Aber leider erst am nächsten Tag. Gut. Das war aber besser, als überhaupt nicht!

Schnell kramte er in seiner Tasche, gab der Eule einen Keks und sagte ihr, dass sie warten sollte. Dann rannte der junge Mann hinein und suchte einen Fetzen Pergament, um einen kurzen Satz niederzuschreiben, den er Salomon zurückschicken wollte. Eigentlich sagte er nur Danke und teilte mit, wann er kommen wollte. So faltete er das Papier, band es der Eule um und scheuchte sie los. Gott, er schwelgte nur so in Glücksgefühlen!! Vielleicht sollte er zu Pansy gehen und ihr diese freudige Nachricht erzählen?
 

Schnell war er in seinen Mantel gekleidet und in die Eingangshalle marschiert, um von dort per Flohnetzwerk, zu seiner besten Freundin zu gelangen.
 

---
 

Die saß gerade mit ein paar Freundinnen beim Kaffee, als er reinplatzte. Von den Frauen, die bei seinem Anblick fast von Stuhl kippten, nahm er keine Notiz.

„Pan!! Ich muss dir was erzählen!“, rief er und schleifte sie schon mit ins Nebenzimmer.

„Jetzt mach mal langsam! Was ist los? Aber hol erst mal Luft!“
 

Draco atmete einige Male tief ein und aus, dann redete er weiter:

„Ich darf hin!“

Pansy war verwirrt. Und das konnte man sehr deutlich sehen.

„Wohin darfst du, Draco? Red in ganzen Sätzen!“, meinte sie und legte den Kopf abwartend schief.

„Na, ich darf zu ihm, zu Harry!!!“

Jetzt musste sich die junge Frau doch erst hinsetzen.

„Und weiter? Ich meine, da ist doch sicher ein Haken, oder?“

Wildes Kopfschütteln.
 

Nachdenklich legte sie den Zeigefinger ans Kinn und tippte damit immer wieder dagegen.

Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Draco so einfach zu Harry dürfen würde. Zumal sie wusste, dass Harry das mit Sicherheit nicht zulassen würde. Ganz bestimmt hatte man ihm das schon mitgeteilt und so wie sie den Schwarzhaarigen kannte, würde der nicht mit Draco alleine sein wollen.

Sie seufzte.
 

„Nein!! Salomon hat gesagt, ich darf kommen. Morgen schon, kann ich meinen Harry sehen!“

Überschwänglich drehte er sich im Kreis, ehe er neben der Frau Platz nahm.

„Gehst du mit? Ich glaube, ich kipp sonst um, ich bin jetzt schon so nervös!“

Ein wohlwollendes Nicken sagte ihm zu.

„Gut, wunderbar! Ich freu mich so!“, lachte der Blonde wieder.

„An deiner Stelle würde ich diese Aufgekratztheit ablegen, wenn du morgen bei Harry bist. Du weißt, was damals passiert ist und ich bezweifle, dass er dir schon verziehen hat.“
 

Das brachte den jungen Malfoy wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Es stimmte und ihm wurde plötzlich klar, dass es nicht leicht werden würde, Harry davon zu überzeugen, dass es ihm Leid tat und er alles wieder gut machen wollte.
 

---
 

Es klopfte und gleich darauf trat eine Frau ein, die Harry schon kannte. Es war die Therapeutin.

Der junge Mann seufzte lautlos. Jetzt würde sie wieder Fragen stellen, denen er lieber aus dem Weg gehen wollte...

„Mr. Potter, wie geht es Ihnen?“, sprach sie ihn aber an und es gab keine Möglichkeit, sich zu verstecken.

„Wie soll’s mir gehen? Morgen kommt mein Mann...“

Das Kratzen eines über den Boden gezogenen Stuhles erklang und dann etwas raschelndes. Sie hatte wohl ihren Block aufgeschlagen.

„Und was fühlen Sie, wenn sie daran denken, ihm gegenüberzutreten?“
 

Harry hatte das Verlangen, schreiend davonzulaufen. Aber sollte er das sagen? Sein Blick wanderte zu der Frau und er seufzte schon wieder.

„Ich will weglaufen“, meinte er schließlich. Federkratzen.

„Sie wollen ihn nicht sehen, das ist eindeutig. Aber, Mr. Potter, denken Sie daran, dass Mr. Malfoy sich bei Ihnen entschuldigen möchte.“

Ihre Stimme war ruhig und eindringlich gewesen. Der Schwarzhaarige schloss die Augen. Was würde sie wohl jetzt noch wissen oder hören wollen?

„Mr. Potter? Kommen Sie, Sie wollen mir doch nicht weiß machen, dass Sie nicht daran interessiert sind, zu hören, was Ihr Mann zu sagen hat. Ich war bei den Gesprächen zwischen Mr. Malfoy und Dr. Salomon dabei, und glauben Sie mir, er war sehr mitgenommen. Es tut ihm leid, was er getan hat und wenn ich es nicht besser wüsste, würde er sich wohl selbst mit dem Crucio belegen, wenn er könnte!“
 

Erstaunt und nun doch ein wenig interessiert, hatte sich Harry ihr wieder zugewandt und gelauscht. Er wusste, dass sie es ehrlich mit ihm meinte - er hatte von ihr erfahren, dass sie auch schon ein Kind verloren hatte...

Und was sollte er jetzt antworten? Zwar wollte er schon wissen, was Draco zu sagen hatte, er wollte die Entschuldigung hören, aber musste er deshalb auch gleich so nahe an ihn rankommen?

„Meinen Sie, dass er seine Vorwürfe zurücknimmt? Er... er hat doch gesagt... er meinte, dass... ich habe ihn nie betrogen!“, rief er aus und kleine Tränen traten ihm in die Augen.
 

Die Ärztin lächelte ein trauriges Lächeln.

„Wissen Sie, er hat sogar geweint, als es darum ging. Es tat ihm wirklich furchtbar leid und es ist wohl besser, wenn er Ihnen selbst erklärt, warum er so reagiert hat.“

Harry nickte abwesend. Draco sollte geweint haben? Irgendwie konnte er sich das nicht vorstellen. Diese ganzen Vorhaltungen, Vorwürfe und Gemeinheiten, geschweige denn diese Vorschriften, die er ihm gestellt hatte, waren alles andere, als nett gewesen. Und Harry war sich sicher, dass sein Mann das alles sehr ernst gemeint hatte.
 

„Ich denke, es bringst nichts, wenn wir heute hier weitermachen. Morgen wird Mr. Malfoy kommen und ich denke, Sie sollten reden. Mit Sicherheit wird es Ihnen gut tun!“

So verabschiedete sie sich und ging wieder.
 

Harry aber lag noch da und fragte sich, was er tun sollte? Es war lange her, dass er jemanden gesehen hatte. Seinen Freunden hatte er nichts gesagt und er zweifelte daran, dass Draco es getan hatte. Pansy hatte er gebeten, zu schweigen. Und da er ja Briefe geschickt hatte, gingen sie wohl davon aus, dass alles in Ordnung war. Zumindest soweit, wie es okay sein konnte.

Doch, was sollte er denn jetzt machen? Er hatte nicht die Kraft, noch so einen Schlag zu überstehen.
 

---
 

Es war zehn Uhr und Draco trat auf den Flur, in dem Harrys Zimmer lag. Unruhe und Nervosität quälten ihn. Pansy, die hinter ihm stand, legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter.

„Komm, du musst dich jetzt zusammenreißen, wenn du ihn zurück willst.“

Der Blonde nickte und ließ dennoch die Schultern hängen. Ihm war durchaus bewusst, dass er an dieser Situation schuld war.

Dennoch, er hatte Angst vor Harrys Reaktion... berechtigt, wenn man Pansy Parkinson fragte.
 

Draco atmete ein letztes Mal tief ein und straffte die Schultern. Jetzt hieß es, durchhalten und mutig eintreten. Aber er war alles andere, als mutig. Dennoch musste er es sein, wenn schon nicht für sich, dann wenigstens für Harry!

Also klopfte er. Eine Antwort kam nicht. Trotzdem drückte er die Klinke runter und trat ein, dicht gefolgt von Pansy.
 

Harry lag in seinem Bett und beachtete nicht, wer da rein gekommen war. Ihm war es ziemlich egal. Wenn es nach dem Schwarzhaarigen gegangen wäre, hätte er am Liebsten niemanden gesehen. Doch er kam nicht drum herum. Egal was er sagte, wie sehr er protestierte, man erhörte ihn nie. Vielleicht lag es einfach nur daran, dass er Harry Potter war? Der durfte ruhig leiden, immerhin hatte er das ja auch, um die Welt zu retten.

Hatte er schon mal erwähnt, dass er ziemlich depressiv war?
 

Draco schluckte, als keine Regung von seinem Partner kam, obwohl sie sicher schon zehn Minuten hier standen.

„Harry?“, fragte er leise und schluckte. Nichts. Draco seufzte. Pansy betrachtete den blass aussehenden Harry und wusste, dass der bestimmt lieber woanders wäre.

„Harry, bitte, ich möchte mit dir reden“, bat der Blonde erneut.
 

In dem Dunkelhaarigen herrschte ein Orkan an Gefühlen. Einerseits wollte er, dass der andere verschwand. An Besten ans Ende der Welt und das ohne Rückfahrschein. Dann wollte er, dass Draco Schuldgefühle hatte und ihn anbetteln sollte. Und wieder ein anderes Gefühl verlangte, dass er Draco ansah. Und eben jenes Gefühl gewann den Krieg und Harry drehte den Kopf herum.
 

Draco Malfoy schluckte, als er die leeren, hoffnungslosen und traurigen Augen sah, die einmal so voller Leben gewesen waren. Es tat ihm weh, zu sehen, wie sehr Harry litt. Ja, er trug die Schuld an diesem ganzen Desaster, das gestand er ein. Aber bedeutete das nicht, dass er nicht auch wenigstens versuchen musste, das wieder gutzumachen?

„Ich liebe dich, Harry“, flüsterte der Blonde und Tränen standen ihm in den Augen. Er hoffte, dass der andere reagieren würde, irgendwie.

Doch, dass dieses Irgendwie SO aussehen würde, hatte er nicht erwartet...
 


 

So, hier endet das Kapitel mal wieder! Wie hat es euch gefallen?

Bye, Mitani

Eine zukunft?

Verstrickt
 

~ 6 ~ Eine Zukunft?
 

Harry hatte die Worte gehört. Hatte verstanden, was der andere gesagt hatte. Aber sollte er das glauben? Konnte er das glauben? War das am Ende nicht doch nicht nur wieder eine Lüge...? Viel zu oft hatte er verziehen und geglaubt, was der Blonde gesagt hatte.

Dann war er wieder enttäuscht worden.

Das Schlimmste war ja gewesen, dass Draco ihm nicht geglaubt hatte, dass er ihr Kind erwartet hatte. Und dann hatte er ihm auch noch Vorwürfe gemacht, von wegen, er wäre Fremdgegangen!
 

Draco hatte Angst, dass Harry ihm nicht mehr antworten würde und schluckte. Kurz sah er zu Pansy, die aber einen Blick drauf hatte, dass er sich lieber gleich wieder umdrehte. Und dann kam auch endlich eine Regung von Seiten des Schwarzhaarigen.

„Das soll ich glauben?“, fragte er und seine Stimme klang so hoffnungslos und leer, dass es dem Blonden wehtat.

„Doch, ich meine es ernst! Ich weiß, dass ich nicht wieder gutzumachende Fehler begangen habe, aber bitte, hör mich an!“

Harry fragte sich, ob es einen Sinn machte, dem anderen zuzuhören. Würde er nicht wieder die gleichen Ausflüchte bringen?
 

Draco deutete das Schweigen als `Ja´ und drehte sich noch mal zu Pansy, was ihr sagte, dass sie gehen konnte. Als die Tür sich leise geschlossen hatte, legte Draco seinen Blick wieder auf seinen Partner.

„Ich weiß, dass ich dir wehgetan habe. Und auch, dass ich viele Fehler gemacht habe. Einer wohl, den du mir nie verzeihen wirst. Aber glaube mir bitte, ich liebe dich!“

Er pausierte kurz.

„Du hast dich immer darüber beschwert, warum ich dich nicht arbeiten gehen lasse, nicht? Ich habe es dir nie erklärt, vielleicht hättest du mich dann verstanden...“
 

Harry hatte den Kopf wieder auf die andere Seite gedreht und die Augen geschlossen. Was nicht bedeutete, dass er Dracos Worten nicht lauschte. Wie lange hatte er darauf gewartet, vernünftige Antworten auf seine Fragen zu bekommen? Und nun, nachdem das hier passiert war, kam Mr. – ich – will – nur – das – Beste – für – dich damit an!

Doch er schwieg und hörte zu.
 

„Weißt du, in meiner Familie, also bei den Malfoys, ist es noch nie vorgekommen, dass der Ehepartner arbeitet. Immer waren die Männer arbeiten, wenn man das so nennen kann. Sie haben dafür gesorgt, dass Geld reinkam. Und die Frauen waren zu Hause und haben die Kinder erzogen und sich um das Haus gekümmert.“

Draco hörte ein Schnaufen.

„Ja, ich weiß, du bist keine Frau! Und das allein ist keine Rechtfertigung. Du hast mir erzählt, wie du bei den Muggeln leben musstest, weißt du noch? Und nachdem wir geheiratet hatten, wollte ich nicht, dass du wieder arbeiten musst. Ich wollte, dass du nichts tun brauchst, außer dem, was du liebst. Deine Hobbys!! Und ich konnte nicht verstehen, wieso du arbeiten wolltest. Wir haben mehr Geld, als wir ausgeben können und trotzdem wolltest du arbeiten. Ich kann es immer noch nicht verstehen.“
 

Wieder war es still.

Harry wartete, er hatte nicht vor, etwas zu sagen, bis der andere fertig sein würde. Das Gehörte schwirrte durcheinander in seinem Kopf herum und wollte keinen Sinn ergeben. Er verstand nicht, wieso es Draco nicht einleuchtete, dass er auch etwas tun wollte. Dass er nicht zu Hause sitzen konnte, um dort zu versauern. Und er war schon gar keine Frau!!

Lautlos seufzte er...
 

„Jedenfalls war es nicht meine Absicht, dich zu verletzen, auch wenn ich das sehr oft getan habe. Ich wollte dir einfach nur ein Leben bieten, in dem du absolut keinen Finger rühren musst. Ich wollte, dass du nie mehr an die Muggel denken musst und dass sie dich wie einen Hauselfen behandelt haben. Es tut mir leid, dass ich deine Gefühle übergangen habe, in jeder Hinsicht. Du musst wirklich gedacht haben, dass ich dich nicht mehr liebe. Dabei wollte ich dich bloß beschützen. Ich bin wohl nicht gerade sensibel vorgegangen und habe mein Ziel aus den Augen verloren, ohne dass ich es bemerkt habe.

Ich hätte dich wenigstens kochen lassen sollen. Nein, was red´ ich da?! Ich hätte nicht ständig deine Arbeitgeber bedrohen sollen... Hätte dir besser zuhören müssen!“
 

Der Blonde seufzte und nahm sich ein Schluck Wasser aus Harrys Glas.

„Ich habe so viele Fehler gemacht, dass ich nicht mal alles aufzählen kann. Der Schlimmste war wohl, dass ich dich des Fremdgehens bezichtigt habe. Der Arzt hat mir alles erklärt. Hat mir gesagt, wieso du diesen eine Monat fast immer weg warst. Ich war ein Idiot, anzunehmen, dass ein so treues und liebevolles Herz wie du, so was machen würde. Es war anmaßend von mir, dir das zu unterstellen. Und ich... ich hasse mich dafür, dass ich dafür verantwortlich bin, dass du unser... unser... Kind verloren hast.“
 

Stumme Tränen rannen Harry über die Wangen. Immer wenn man sein verlorenes Kind ansprach, stürzte wieder eine Flut aus Angst, Wut und Zorn auf ihn nieder. Aber auch Trauer und Gewissheit niemals ein eigenes Kind zu haben.
 

Dass der Malfoy ebenfalls weinte, bekam der Schwarzhaarige nicht mit.
 

„Ich habe stundenlang geheult und getobt, mir Vorwürfe gemacht, das kannst du mir glauben. Und mir tut es leid, dass ich dich geschlagen habe. Das war widerlich von mir! Oder, dass ich dich angeschrieen habe, weil du dir ein so ungewöhnliches Hobby gesucht hast. Ich kann verstehen, dass du mich hasst, wohl niemals mehr sehen willst. Aber du musst wissen, ich habe eine sehr strenge und geschlechterbezogene Erziehung erhalten. Man hat mir beigebracht, dass der Mann – das ist immer auf den Malfoy bezogen, demnach ich – für das Einkommen und die Geschäfte zuständig ist, der Ehepartner – in der Regel die Frau, in unserem Fall bist du das – für die Kinder und das Haus. Man hat mir auch beigebracht, dass der Mann das Sagen hat und ihm nicht widersprochen wird.“
 

Es kehrte wieder eine unangenehme Stille ein, in der jeder der beiden seinen Gedanken nachhing.
 

Harry begann langsam zu verstehen, was Draco zu seinen Taten getrieben hatte und er wusste, dass er wohl nicht alle Schuld auf ihn schieben konnte. Aber, und das war wohl ein Punkt, den auch Draco nicht leugnen konnte, er hätte versuchen können, seine Sicht zu ändern und Neues kennen zu lernen. Ein Leben, unabhängig von den Traditionen, die ohnehin ziemlich altmodisch und ungerecht waren. Sein Partner hätte auf ihn eingehen müssen! – schließlich waren sie auch kein gewöhnliches Paar!!!
 

Draco betete, dass Harry verstand, warum er manches getan hatte. Er würde nie verlangen, dass er ihm all das verzieh. Nein, das wäre unverschämt von ihm, wo er Harry doch so übergangen hatte... Aber, vielleicht würde er ihm noch eine Chance geben?

Draco schwor sich, und würde es auch seiner einzigen Liebe schwören, alles anders und besser zu machen. Er würde zuhören, nicht mehr festgefahren in seinen Traditionen, auf ihn zugehen und alles tun, damit sich Harry wohl fühlte!!
 

Der Blick des Malfoys hob sich und steifte über die Gestalt in dem Bett. Harry sah so blass und zerbrechlich aus. Noch nie in seinem Leben, auch nicht, als er nach dem Endkampf mit Voldemort auf der Krankenstation gelegen hatte, hatte er so ausgesehen. Sein Partner war immer stark und zuversichtlich gewesen... Und jetzt? Jetzt war er ein Schatten seiner selbst.

Und ich bin schuld daran, dachte Draco und seufzte.
 

„Es ist alles keine Rechtfertigung, ich weiß... Aber, Harry, ich liebe dich und werde alles tun, damit du mir eine zweite Chance gibst! Ich möchte, dass alles so wird, wie damals in der Schule!“

Harry schluckte.

„Es wird nie mehr so, wie damals“, flüsterte er.

„Das kann es gar nicht, verstehst du? Ich habe damals daran geglaubt, dass du mich liebst und nach unserer Hochzeit, nach den Flitterwochen, hast du dich um hundertachtzig Grad gedreht. Egal was ich tun wollte, du hast es verhindert. Du wolltest mir vielleicht das Paradies auf Erden geben, hast daraus aber die Hölle gemacht.“
 

Diese Worte trafen Draco schwer. Hölle...

Das war eine Bezeichnung, für Momente, Tage, Monate und Jahre, die grausam gewesen waren. Oder sind... Draco biss sich auf die Unterlippe. Niemals hatte er gedacht, dass er seinen Geliebten so schlecht behandelt hatte, dass der es als Hölle beizeichnen würde. Doch allem Anschein nach, war es doch so gewesen...
 

„Ich habe dir oft versucht zu erklären, dass ich Freiraum brauche. Ich bin seit ich mich erinnern kann, bis zu dem Tag, als Voldemort starb, immer bevormundet worden. Man hat mich bis zu seinem Tod, nie selbst über mich und mein Leben entscheiden lassen. Ich war gefangen in einem goldenen Käfig...“

Ein tiefer Seufzer entwich der Kehle des Schwarzhaarigen, der Draco noch aufmerksamer werden ließ.

„Und als wir dann endlich heirateten, da dachte ich, dass mein Leben nun endlich anders wird, besser. Dass ich frei bin! Und dann hast du die Ketten noch enger gezogen...“
 

Wenn er sich vorher schon Vorwürfe gemacht hatte, so verstärkten sie sich von Wort zu Wort. Er hatte Harry zu seinem kleinen, geliebten, goldenen Vogel gemacht, den er in einen vergoldeten Käfig mit diamantener Vogeltränke eingesperrt hatte.

Natürlich hatte er gewusst, dass er Harry ziemlich unterdrückt hatte. Aber er hatte ihn damit doch bloß schützen wollen, ihn auf Händen tragen, damit er glücklich war.
 

„Ich hab mich gefühlt, als wäre ich in Ketten gelegt. Und mit jedem Mal, wenn du mich angeschrieen, etwas verboten oder mich nur kalt angesehen hast, war das Band um meinen Hals enger geworden. Dann kam der Augenblick, als ich zu ersticken drohte und damit mein erster Zusammenbruch. Und darauf folgte einer nach dem anderen.“
 

Harry hatte seine Rede unterbrochen. Momentan konnte er einfach nicht weiter erzählen, zu sehr schmerzten die Erinnerungen. Tränen rannen seine Wangen hinunter und nässten den Kissenbezug unter ihm. Draco, der das bemerkte, erhob sich unsicher und setzte sich auf den Bettrand. Sachte legte er eine Hand auf die Schulter des anderen und streichelte langsam darüber. Zärtlich, um ihn nicht zu erschrecken, hauchte er einen Kuss auf seine Wange.

„Ich liebe dich, Harry. Ich will dir nie mehr so derart wehtun! Mein Wunsch ist es, alles wieder gutzumachen! So gerne würde ich dir zeigen, dass ich mich ändern kann...“
 

Es war ein schönes Gefühl, die Worte aus dem Mund seines Mannes zu hören und seine Hand auf der Schulter zu spüren. Wie lange schon, hatte er diese drei Worte nicht mehr gehört?

Zwar hatten sie oft miteinander geschlafen, aber es war, trotz aller Leidenschaft, nie mehr so gewesen wie ihr erstes Mal, oder in den Flitterwochen. Immer hatte etwas gefehlt...

Und jetzt, jetzt war da eine Zärtlichkeit und Verbundenheit, die er schon so lange nicht mehr gefühlt hatte.
 

„Ich... Draco, ich habe verstanden, was du mir zu sagen versucht hast. Und ich kann vielleicht auch manche deiner Taten verstehen. Die Erziehung deiner Eltern mag wohl mit schuld sein, aber das entschuldigt nicht alles. Und wie du gesagt hast, ist es unmöglich, dass du mich um Verzeihung bittest und ich das einfach so vergesse. Das werde ich nicht. Niemals!

Dass du mir nicht vertraut hast, hat mich zutiefst erschüttert. Zumal ich ja angenommen hatte, dass dem so ist. Und dann das... Kannst du dir vorstellen, dass ich dir sage, du würdest mich betrügen und dir nicht glaube, wenn du das bestreitest? Wärst du dann nicht auch enttäuscht, verletzt und hättest das Gefühl, dass du dein Vertrauen an jemanden verschenkt hast, der es nicht zu würdigen weiß?“
 

Draco musste sich eingestehen, dass es stimmte. So würde er sich wohl wirklich fühlen. Und noch ganz anders! Aber das in Worte zu fassen, würde wohl zu kompliziert, denn es gab keine dafür. Und genau so musste sich Harry wohl gerade fühlen.

„Das Schlimmste überhaupt war, dass du glaubtest, dass es nicht unser Kind seie... Wieso hast du mir das nicht geglaubt???!!“

Harry hatte sich nun aufgesetzt und schaute dem Blonden mit traurigen und verständnislosen Augen an.
 

„Ich... weiß es nicht. Es war vielleicht, weil du dauernd weggewesen bist und dann hast du gesagt, du seiest schwanger. Und weil ich nichts davon wusste, dass du beim Arzt gewesen bist... Ich weiß es nicht!! Merlin, verdammt! Ich habe überreagiert, war sauer, aus Gründen, die ich nicht weiß und eifersüchtig... schätze ich.“

Draco stockte. Er wurde sich gerade bewusst, dass er das Leben seines und Harrys Kind vernichtete hatte, weil er unbedacht gehandelt hatte. Er ballte die Hände zu Fäusten und das so stark, dass Blut hervor trat.

„Ich will sterben...“, schluchzte der Blonde dann auf und ließ den Kopf auf das Bett sinken, die Arme darunter. Sein Körper bebte unter den Weinkrämpfen und leise Worte waren schwer hörbar:

„Ich hasse mich... ich hasse mich... ich hasse mich...“
 

Harry sah das Verhalten des anderen, wusste aber nicht, was er tun sollte. Draco hatte ihn allein gelassen, als er ihn am Meisten gebraucht hatte. Ja, er war nicht mal bei ihm gewesen, als er ihr Kind verloren hatte, weil er ja angenommen hatte, er wäre Fremdgegangen!

Aber, trotz all den schlimmen Dingen und dem Verlust, so wie seinem zerbrochenen Vertrauen in diesen Mann, liebte er ihn noch immer. So absurd es auch klang.
 

Und das war es letztendlich, das ihn dazu bewog, dem Blonden eine Hand auf den Kopf zu legen und leicht darüber zu streicheln. Dass es Draco dazu bringen würde, aufzuhören zu weinen, hätte er zwar nicht angenommen, aber gut... Vielleicht war dem anderen bewusst, in welcher Situation sie hier steckten...?

„Harry, würdest du mir die Chance geben, dir zu zeigen, dass ich auch anders kann?“
 

Gefragter wusste nicht, was er sagen sollte. Natürlich würde er nur zu gerne mit Draco zusammen sein, aber nicht unter den Umständen, wie beim ersten Mal! Ein weiteres Mal, würde er das nicht ertragen!!

„Ich will mit dir zusammen sein, Draco, ja...“, begann Harry und wurde durch eine heftige Umarmung unterbrochen.

„Ich bin so froh, dass du mich nicht verlässt, obwohl ich es verdient hätte!“, weinte der Blonde erneut.

„Ich war noch nicht fertig!“
 

Harry schob den anderen von sich. Diese Nähe ertrug er dann doch noch nicht. Verwirrt sah Draco ihn an und setzte sich wieder auf seinen Stuhl zurück.

„Ich habe gesagt, dass ich es gerne wieder mit dir versuchen will, aber nicht jetzt. Versteh bitte, dass ich noch Abstand brauche. Du hast mich tief verletzt und ich benötige noch Zeit, um darüber hinwegzukommen. Verstehst du?“
 

Der Blonde war sprachlos. Er hatte sich erhofft, seinen Geliebten wieder mit nach Hause nehmen zu können. Aber wie es den Anschein hatte, war dem wohl doch nicht so.

Tief atmete er durch. Andererseits hätte er damit rechnen müssen und es stimmte, er hatte Harry verletzt.

„Natürlich, das ist klar. Ich gebe dir alle Zeit der Welt!“

Draco stand auf und lächelte etwas traurig. Die Gefühle in seinem Inneren tanzten Limbo und das auf sehr fiese Art und Weise.

„Darf ich dich abholen, wenn du entlassen wirst?“, fragte er dann und hoffe, dass der andere ihm wenigstens das gewährte.
 

„Ja, sicher.“

Das Lächeln Dracos wurde etwas heller.

„Harry?“

Der Schwarzhaarige schaute auf und in die grauen Augen seines Gegenübers.

„Auch auf die Gefahr hin, dass das jetzt vielleicht unpassend ist, aber ich möchte das trotzdem sagen“, flüsterte der Blonde. Harry hielt den Blickkontakt aufrecht.

„Wenn wir wieder zusammen sind, vielleicht können wir es dann noch mal mit einem Kind versuchen...?“

Das war doch überraschend für den Dunkelhaarigen. Und gleichzeitig machte eine Tatsache diese Freude, die er bei diesem Vorschlag gefühlt hatte, zunichte.
 

„Nein, Draco. Ein Baby wird es nicht mehr geben, so sehr ich mir auch eins gewünscht habe.“

Erschrocken ruckte der Blonde mit dem Kopf, den er zuvor gesenkt hatte, nach oben.

„Was?! Wieso?“

Draco verstand absolut nicht.

„Diese Möglichkeit der männlichen Schwangerschaft, funktioniert nur einmal. Und nachdem ich sowieso labil geworden bin, würde ein zweiter Versuch eh nichts bringen, selbst wenn es ginge. Eine Prozedur hat mir gereicht.“
 

„Prozedur? Wie meinst du das? War das etwa schmerzhaft...?“, fragte er besorgt und schluckte unmerklich. Der Schwarzhaarige hatte den Kopf gesenkt und spielte nervös mit den Fingern.

„Harry...“

Mehr als einen bemitleidenden und erschrockenen Ton, brachte er nicht raus. Harry beobachtete das und lächelte kläglich. Wenigstens nahm Draco zur Kenntnis, dass er das für sie beide durchgemacht hatte...

„Das habe ich nicht gewusst. Tut mir leid, ich bin ein Arschloch...“

Harry gluckste.

„Da hast du Recht!“
 

„Vielleicht finden wir eine andere Möglichkeit, hm?“

„Vielleicht.“

Draco war dieses Mal wirklich zur Tür gegangen.

„Ich frage den Arzt, wann du gehen darfst. Soll ich etwas mitbringen, oder vorbereiten, wenn ich dich abhole?“

Die ernste und ehrliche Sorge war unüberhörbar gewesen.

„Nein, nur etwas zum Anziehen. Alles andere lasse ich von meiner Hauselfe erledigen. Aber danke.“
 

Und mit einem letzten Lächeln verließ Draco den Raum.
 

---
 

Es war der Tag, an dem Harry entlassen werden sollte. Schon vor zwei Tagen, als Draco da gewesen war, hatte er einen Brief an Remus geschrieben, dass er bald zum Grimauld Place kommen würde. Und nun war der Tag gekommen.
 

Draco hatte ihm, wie gebeten, eine Robe gebracht. Seine Lieblingsrobe, wie er feststellte. Lächelnd hatte er sie angezogen und nach reichlicher Verabschiedung von den Krankenschwestern, Ärzten und anderen Dauerpatienten, trat er aus dem Krankenhaus.

Es war das erste Mal, seit langer Zeit.
 

„Wie fühlst du dich, jetzt, wo du wieder draußen bist?“, erklang die Stimme Draco Malfoys hinter dem ehemaligen Gryffindor.

„Es geht mir besser, als ich gedacht hätte. Und ich freue mich, meine Freunde zu sehen!“

Diese Worte ließen eine unangenehme Ahnung in ihm aufsteigen, von der er nichts wissen wollte.

„Lass uns nach Hause gehen!“, meinte er also, um dieses eigenartige Gefühl zu unterdrücken. Er holte zu seinem Partner auf und nahm seinen Arm.
 

„Nein, Draco. Ich werde nicht mit dir kommen. Das kann ich nicht. Ich werde eine Weile woanders wohnen, um mich abzulenken und zu entscheiden, was zu tun ist.“

Der Blonde war starr. Einerseits, weil der andere nicht vorhatte zurück nach Malfoy Manor zu kommen und andererseits, weil er sich das eigentlich hätte denken müssen. Was war das denn für ein Abstand, wenn er nur in einem anderen Zimmer oder Flügel, aber dennoch im gleichen Haus wohnte? Und hatte Harry nicht gesagt, dass er Zeit bräuchte?

Ja, er hatte sogar die Hauselfe gesehen, die seine persönlichen Dinge gepackt hatte und damit verschwunden war.
 

„Können wir uns dann wenigsten manchmal sehen? Ich vermisse dich.“

„Ja, das können wir. Und du kannst mir auch schreiben. Hedwig wird wissen, wo sie mich finden kann.“

Es gefiel Draco nicht, aber er musste Harry gehen lassen. Er hatte nicht das Recht, ihm das zu verbieten, denn dann würde er wieder so anfangen wie damals. Und genau das wollte er vermeiden!!
 

Harry schritt voran und sah sich dann um. Draco war ihm gefolgt und stand nur wenige Schritte neben ihm. Der Schwarzhaarige sah den Blonden an und lächelte schwach.

„Ich komme wieder, versprochen. Ich liebe dich, auch wenn du ein widerlicher Arsch gewesen bist. Man kann seine Gefühle nicht abstellen... Wenn du wirklich willst, dass wir eine Zukunft haben, musst du das akzeptieren.“

Draco nickte und seufzte.

„Ja, ich verstehe das und will alles tun, damit ich den Anfang, den wir hier gemacht haben, nicht zerstöre.“

„Gut, das freut mich. Dann werde ich jetzt gehen.“
 

Draco trat noch näher an den anderen und küsste ihn flüchtig auf die Lippen, so als ob er sich verbrennen würde, wäre die Berührung länger.

„Ich liebe dich, immer!“
 

Ein sachtes Lächeln glitt über Harrys Lippen, dann hob er seinen Zauberstab und apparierte davon.

Zurück blieb der blonde Mann und betete, dass die Zeit, die Harry brauchte, nicht so lange sein würde. Und damit zückte auch er seinen Stab und verschwand, um Malfoy Manor auf die Ankunft seiner Zukunft vorzubereiten...
 

---
 

Goldener Käfig
 

Schimmernd und glänzend,

klirrend und rasselnd,

Stangen und Ketten.
 

Leben und Freiheit,

Herz und Leid,

Gefangenschaft im goldenen Käfig.
 

---
 

ENDE
 

Wie findet ihr das Ende? Ich hab die beiden eigentlich erst zusammen nach Malfoy Manor zurückkehren lassen wollen, mich aber dann umentschieden.

Was haltet ihr davon? Freue mich über eure Meinung!!

Bye, Mitani

Epilog

Oh, ich war fies, oder? Jedenfalls erfüllte ich euch den Wunsch nach dem Epilog, auch wenn er nicht ganz so ausfällt wie ihr es euch vorgestellt habt.

Ich finde ihn so okay und freue mich auf eure Meinung!

Bye, Mitani
 


 

Verstrickt
 

~ 7 ~ Epilog
 

Harry war nun schon seit einem dreiviertel Jahr in London im Grimmauld Place. Als er damals dort aufgetaucht war, hatte er noch nicht genau gewusst, was er mit sich anfangen sollte. Zwar war ihm von vorneherein klar gewesen, dass er arbeiten wollte, aber was?

Er wusste, dass seine ehemaligen Arbeitgeber sicher nicht noch mal zusagen würden, aus Angst, Draco würde wieder dort auftauchen - der konnte nämlich durchaus überzeugend sein...
 

Remus war zu diesem Zeitpunkt ja schon dort gewesen und hatte das Haus für ihn verwaltet, da er ja mit Draco verheiratet war und auf Malfoy Manor gewohnt hatte. Und er hatte ihm alles erzählt.

Der Schwarzhaarige erinnerte sich noch lebhaft daran, dass Remus ausgerastet war und dem Blonden am Liebsten an den Hals gesprungen wäre. Es hatte ihm einerseits ein wohliges Gefühl bereitet, andererseits auch ein wenig Angst gemacht – wollte er doch nicht, dass sein Mann getötet oder ernsthaft verletzt wurde. Nach dem Krieg musste das nun wirklich nicht mehr sein.
 

Er wusste mittlerweile nicht mehr, ob es aus Trotz oder etwas anderem gewesen war, aber Harry hatte sich in der Nähe der Winkelgasse einen kleinen Laden gekauft und ihn eigenhändig renoviert. Gelb und orange, sowie blau und grün zierten die Wände und wirkten dabei wirklich warm.

Regale aus Holz waren aufgestellt worden und mit jeder Menge Wolle aller Art gefüllt worden. Eines der Regale war voller Hefte mit vielen Mustern und auf der anderen Seite fand man Stricknadeln jeder Größe und allerlei anderes Zubehör.
 

Am Besten gefiel Harry immer noch das Schaufenster. Es war nicht sehr groß, aber es gefiel ihm dennoch. Mit dem samtenen roten Vorhang, der das Ladeninnere versteckte und den Dekorationsgegenständen war es hübsch anzusehen.

Und es hatte nicht mal lange gedauert, bis er seine ersten Stammkunden gefunden hatte. Manchmal, wenn ihn jemand darum bat, gab er sogar am Wochenende kleine Kurse für Anfänger.
 

Draco hatte er dreimal im Monat getroffen und sie hatten viel geredet. Harry spürte, dass sie sich langsam wieder näher gekommen waren, aber dennoch war er nie auf die Avancen seines Mannes eingegangen. Irgendwie plagte ihn die Angst, wenn er daran dachte mit dem Blonden schlafen zu sollen, bevor sie wieder zusammen wohnen würden.

Von seinem Laden hatte er ihm bisher noch nichts gesagt, aber heute bei ihrem Treffen, wollte er ihn ihm zeigen. Er fragte sich schon seit Tagen wie Draco wohl darauf reagieren würde?

Sollte er es nicht akzeptieren, so wusste er, würde er die Scheidung einreichen. Aber würde Draco es akzeptieren, dann hatte er vor, wieder nach Malfoy Manor zu ziehen. Die Entscheidung lag also bei Draco...
 

---
 

Es war sechzehn Uhr, als der blonde Mann das kleine Cafe betrat, in dem sie sich immer trafen. Es war neutrales Gebiet wie immer und der andere saß schon am gewohnten Tisch.

Langsam trat er näher und machte auf sich aufmerksam, denn Harry war in Gedanken versunken.

„Hallo, wie geht es dir?“, erkundigte sich der Blonde und setzte sich langsam. Die grünen Augen seines Partners hatten wieder an Leben gewonnen, was Draco ungemein freute.

„Ganz gut, danke. Was machst du?“

Die typischen Floskeln, aber das war okay. Es war immer noch eine Unsicherheit zwischen ihnen, die sie so während ihres Gespräches ablegen würden.
 

„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Harry dann und deutete auf die Karte.

„Nein, im Moment nicht. Aber trink nur, wenn du magst.“

Harry bestellte nichts, hatte ja noch eine halbe Tasse kalte Tees vor sich stehen. Außerdem wollte er gleich mit Draco gehen, von daher war das auch unnötig.

„Was hast du in der letzten Zeit gemacht?“, wandte sich Draco wieder dem eigentlichen Thema zu und legte den Kopf ein wenig schief. Eine Geste, die er sich angewöhnt hatte, seit die Treffen stattfanden.

„Ich habe gearbeitet und mich amüsiert. Meine Freunde getroffen und war eine Woche in Italien. Ansonsten ist nichts passiert.“
 

Ein klein wenig eifersüchtig war Draco schon, weil er nicht mit nach Italien hatte gehen dürfen, aber er musste das hinnehmen. Und außerdem würde er bald noch viele Male mit Harry dorthin reisen können - und noch an ganz andere Orte!

„Schön, wenn du Spaß hast.“

„Ja. Aber ich wollte dir heute eigentlich etwas zeigen.“

Neugierig blickten die grauen Augen in die seines Gegenübers. Was er wohl gezeigt bekommen sollte?

„Du hast mich mal gefragt, was ich jetzt beruflich mache, erinnert du dich?“

„Natürlich, du wolltest mir nicht darauf antworten. Hast du deine Meinung geändert?“

„Das habe ich, ja. Und darum werden wir jetzt dort hin gehen und du wirst mir sagen, ob du akzeptierst, was ich tue, oder nicht.“
 

Der Unterton in Harrys Stimme hatte den Blonden aufmerksam gemacht und er wusste, dass sein jetziges Verhalten wohl schwerwiegend zu ihrer gemeinsamen Zukunft beitragen würde.

Schnell bezahlte er den Tee seines Mannes und dann zogen sie sich ihre Wintermäntel an. Harry registrierte, dass Draco den Schal trug, den er ihm damals geschenkt hatte.

Vielleicht hatte er seine Einstellung dazu doch geändert?
 

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Sie liefen langsam die Straße entlang, die sie zum Tropfenden Kessel bringen würde. Von dort hatte Harry den Blonden weiter in die Winkelgasse gelotst. Nun aber bogen sie in eine Seitegasse ab, der sie circa zweihundert Meter folgten, bevor sie an einem Laden hielten.

Draco sah sich neugierig um. Auf der einen Seite war eine kleine Zoohandlung, die er noch nie gesehen hatte – die gesamte Gasse auch nicht – und daneben ein kleiner Antiquitätenhändler. Auf der gegenüberliegenden Seite waren ein Schmuckhandel und daneben ein kleines Schaufenster, in dem allerhand gestrickte Stücke lagen, oder einfach nur Wollknäuels aufgeschichtet worden waren. Dazwischen blinkten Sterne, die in der Luft schwebten, oder lagen Christbaumkugeln, die für Weihnachten die passende Dekoration bildeten.
 

„Du arbeitest da drinnen, ja?“, fragte der Malfoy vorsichtig. Er hatte nicht vor abwertend zu klingen und Harry damit das Gefühl zu geben, etwas zu tun, für das er ihn zum Idioten abstempeln würde.

„Ja, genau. Lass uns rein gehen!“

Der Dunkelhaarige wartete nicht lange, sondern öffnete die Tür, worauf eine Glocke in einem angenehmen Ton läutete und Draco musste ihm folgen.
 

Drinnen war es angenehm warm und der Blonde zog erleichtert die Handschuhe aus. Es war doch gut gewesen, hier herein zu gehen. Dann bemerkte er den angenehmen Geruch und schaute sich um. Harry war nicht mehr neben ihm, sondern unterhielt sich mit der jungen Frau am Tresen.

Sein Gesicht strahlte Freude aus und scheinbar war er voll in seinem Element. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Züge und dann wanderte sein Blick weiter durch den Laden. Viele verschiedene Farben an Wolle lagen in Regalen und auf zwei verschiedenen Tischen lagen Pullover, Jacken, Handschuhe und andere Dinge, die der Besitzer bestimmt selbst hergestellt hatte. Mit den Händen berührte er eine der Jacken und musste feststellen, dass sie genauso weich war wie sein grüner Schal.
 

Schnell sah er wieder zu Harry und bemerkte, dass sie sich direkt in die Augen schauten und der andere wohl bemerkt hatte, dass er sich hier wohl fühlte. Langsam kam der ehemalige Gryffindor näher und stellte sich neben den Blonden. Die Hand hatte er schon längst wieder in seiner Manteltasche versteckt.

„Gefallen sie dir? Das Grün müsste es dir doch eigentlich antun...“

Draco musste zugeben, dass ihm diese Jacke tatsächlich zusagte und er sie am Liebsten sofort anziehen würde. Aber er wusste nicht, ob er das zugeben konnte.

„Komm, probier mal!“, forderte Harry, war schon dabei ihm seines Mantels zu entledigen.

„Aber, ich kann doch ni-“

Weiter kam er gar nicht, da hatte ihm sein Mann schon den ersten Ärmel übergezogen und der Rest folgte wie von allein.
 

Schneller als er mitbekam, stand er vor einem Spiegel und bewunderte sich selbst in der edlen Strickjacke. Das musste besonders teure Wolle sein!

„Und, genau deine Größe, was? Gefällt sie dir?“, erkundigte sich Harry mit Eifer und lächelte strahlend. Es erwärmte Draco das Herz und er konnte gar nicht anders, als ehrlich grinsend zu nicken.

„Sie ist toll, echt. Aber die muss teuer sein, oder? Mir scheint, als wäre das ein Profiladen, der nur beste Qualität verkauft. Meine Mutter wäre sicherlich gerne hier einkaufen gegangen, wenn sie davon gewusst hätte!“
 

Harry konnte nicht fassen, dass Draco sich so offen benahm und es war wunderbar, das zu sehen. Erfreut zog er dem anderen die Jacke wieder aus und reichte ihm den Mantel, während er mit dem Gestrickten an die Kasse rannte und nach einer Tüte verlangte.

Natürlich bekam Draco das mit und er eilte hinterher, um zu verhindern, dass sein Schatz sein erarbeitetes Geld für ihn aus dem Fenster warf.

„Harry, nein, du musst sie mir nicht kaufen!“, sagte er verlegen und wollte ihm das Kleidungsstück abnehmen.

„Wieso kaufen? Draco, der Laden gehört mir, ich kann sie dir also schenken, wenn es mir passt!“

Okay, das versetzte dem Malfoy dann doch einen kleinen Schock. Ein so edler Laden und dann gehörte er auch noch seinem Partner?! Er hatte Respekt!
 

„Was ist, bist du sauer deshalb?“, erklang Harrys Stimme wieder und sie klang nicht mehr sanft oder weich. Etwas kaltes war mitgeschwungen und der blonde erinnerte sich wieder daran, dass dies hier wohl ein Ausschlag gebender Punkt für Harry sein würde, eine Entscheidung zu treffen, die auch ihn einschließen würde.

„Nein, ich war nur überrascht, dass das dein Laden ist und er so gut läuft. Ich habe akzeptiert, dass dich das glücklich macht und wenn du willst, kannst du noch hunderte solcher Läden eröffnen!“

„Ehrlich...?“

„Ja, ehrlich. Ich glaube, das diese Branche vielleicht doch sehr lukrativ ist und bin durchaus bereit, etwas darin zu investieren.“
 

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Es war Abend, als es am großen Portal von Malfoy Manor klingelte. Ob es nun Zufalle war oder nicht, war egal, denn Draco war gerade die Treppe herunter gekommen, um im Salon zu essen. Neugierig lief er also auf die Haustür zu und fragte sich, wer es sein könnte, der um diese Zeit störte?

Schnell öffnete er die Tür und wollte gerade etwas genervt sagen, dass er nicht zu Hause war, als ihm auffiel, wer es war. Koffer und Taschen stapelten sich, doch inmitten dieser Dinge stand ein junger Mann, den er nur zu gut kannte: Harry Potter!
 

„Wa...? Du kommst zurück?!“, rief er aus, wobei man nicht wirklich sagen konnte, ob es eine Frage oder Aussage war. Und es spielte keine Rolle, denn Draco schlang seine Arme um den Hals seines Mannes und küsste ihn stürmisch. Erfreut stellte er fest, dass der Kuss auch erwidert wurde und als sie sich schwer atmend trennten, zog der Blonde seinen Partner hinter sich her in das Haus.

Ein Hauself kümmerte sich sofort um das Gepäck und war selbst auch erfreut, dass ihr anderer Master endlich zurück war.

„Ich bin so glücklich, dass du zurück bist!“, erklärte der Malfoy glücklich und drückte Harry auf den Stuhl neben seinem.
 

„Aber du hättest doch was sagen können, dann hätte ich dir geholfen!“

„Ich wollte dich aber überraschen“, antwortete Harry und lächelte leicht.

„Das ist dir gelungen! Du glaubst gar nicht, wie glücklich ich bin, dass zu wieder da bist. Es war einsam ohne dich!“

Der Dunkelhaarige lächelte erfreut zurück und wusste, dass Draco es wirklich geschafft hatte, sich zu ändern. Die Zeit, in der sie getrennt gelebt hatten, war wirklich nötig gewesen und nun, da sie einen neuen gemeinsamen Weg gefunden hatten, würde er alles dafür tun, damit sie sich nicht wieder an einer Kreuzung trennen würden!
 

Ja, von heute an hieß es wirklich das Leben zu genießen. Und zwar in vollen Zügen!
 

ENDE
 


 

So, das war’s. Ich hoffe, dass es euch gefallen hat?! Freue mich euch in der nächsten FF wieder zu sehen!

Der Titel lautet `Patria Sanationis – Verlorene Stadt´

Bye, Mitani



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Kommentare zu dieser Fanfic (59)
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Von:  seiyerbunny20
2013-07-17T21:06:43+00:00 17.07.2013 23:06
Das wahr einfach traurig als Draco Harry fertig macht und dann er für Monat weg ist und dann das Harry auch noch schwanger wahr und Draco behauptet das er fremd gegangen ist und dann als er sein Baby verliert hast du sehr schön gemacht und dann auch noch mit pansy hast du gut hin bekommen mach wieder so
Von:  leewes
2009-05-18T21:53:36+00:00 18.05.2009 23:53
eine hervoragende ff ich habe echt geflent als draco sich bei harry endschuldigt hat und noch mehr habe ich geflennt als harry alles rausgellassen hat...*g* ich finde es so gut das draco das hobby von harry akzeptieren kann..*g*
ich frage mich nur was aus dem kinder wunsch geworden ist od vieleicht draco dazu bereit ist das kind auszu tragen oder es noch eine andere möglichkeit gibt??? das wären noch so fragen die ich noch beantwortet hätte haben wollen aber man kann ja bekanntlich nciht alles im leben haben...*g*
lg
lee
Von:  SchwarzerAngel
2007-04-14T21:21:44+00:00 14.04.2007 23:21
hey

Ein wirklich schönes Ende für die Geschichte.

bye angel chan
Von:  Jiminnie
2007-03-15T13:15:37+00:00 15.03.2007 14:15
Sooooo~
Endlich habe ich es geschafft eine von deinen neuen FFs zu lesen ^^
Ich muss sagen , das ich sehr erleichtert bin das siech die Beiden wieder versöhnt haben, Harry tat mir so leid und manchesmal hätte ich Draco den Hals umdrehen können , aber das brauche ich nun jetzt ja nicht mehr ^~^
Super FF *Keks rüber reich*
Weiter sooooo!
^.~

Lg
-Haku_chan-
Von: abgemeldet
2007-03-13T06:49:54+00:00 13.03.2007 07:49
ich find das ende toll und auch das draco es akzeptiert..

»„Ja, ehrlich. Ich glaube, das diese Branche vielleicht doch sehr lukrativ ist und bin durchaus bereit, etwas darin zu investieren.“«
...dieses satz allerdings find ich voll fehl am platz
wie kann Draco in so einem moment wo es immerhin um seine beziehung gingt, an geld denken...das war nun nicht wirklich das wichtigste für harry...
aber naja männer sind halt unmöglich ^__^

bay bay dat Faye
Von: abgemeldet
2007-03-13T06:39:15+00:00 13.03.2007 07:39
ich find es gut das harry nicht gleich wieder mitgeht und noch zeit braucht..
aber ich muss sagen deine schreibweise war manchmal voll seltsam ^__^ nicht böse gemeint ist mir nur aufgefallen
ich les noch schnell den epilog

bay bay dat Faye
Von:  Skullitty
2007-03-01T20:18:39+00:00 01.03.2007 21:18
schön ^^
toll das draco es akzeptiert hat
finde ich wirklich klasse damit hast du der FF ein wirklich schönes ende gegeben
danke für die ens ^^
Von: abgemeldet
2007-03-01T15:38:04+00:00 01.03.2007 16:38
Braver Dray!! Da hat er sich jetz aber grad noch vor mir gerettet! Wenn er das jetz nich akzeptiert und unterstützt hätte!! Aber ich find den Epilog echt gut! Ein schönes Ende für die Fic!! Danke nochmal für die Ens!! Bye Mausi
Von:  ReSeSi
2007-03-01T15:07:13+00:00 01.03.2007 16:07
Hey,
da wird einem wirklich warm ums Herz wie die Beiden jetzt miteinander umgehen.
Lg Bine
Von: abgemeldet
2007-03-01T14:58:57+00:00 01.03.2007 15:58
ohhhh mir is ganz warm ums herz geworden
wie schööööööööööön
*beide daumen hochhalt*
wirklich klasse


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