Im Rausch der Versuchung
Sasuke, Naruto und Sakura wurden auf eine Mission geschickt, die sie nach Suna führen sollte. Als die drei 17 Jährigen Konoha gerade verlassen wollten, rannte ihnen Shikamaru hinterher. „Streng vertraulich!“ murmelte er und überreichte Sakura einen Brief. Nachdem sie eine Augenbraue gehoben hatte, wies er sie an das Kuvert Temari zu geben.
Der Mond schien hell und erhaben über die Baumkronen der Föhren und Tannen hinweg, während als zusätzliche Lichtquelle ein Feuer auf einer Lichtung diente. Der Wald war still und diese Stille wurde nur von drei Stimmen durchbrochen.
Team 7 hatte an einer kleinen Lichtung ihr Nachlager aufgeschlagen, sie waren sowieso um ein paar Stunden zu schnell gewesen. Da konnten sie sich auch ruhig etwas ausruhen.
Keiner der drei wusste, wieso gerade sie, die talentiertesten, besten, schönsten, stärksten, schnellsten und eingebildetsten Jo-Nin ihrer Zeit, diesen Auftrag annehmen mussten. Sie wurde sozusagen von Tsunade dazu gezwungen. Andernfalls hätten sie die Wahl zwischen Hundekot Aufsammeln im Park und Bettenmachen im Konoha Inn gehabt. Also mussten sie diese D-Rank Mission ausführen und nach Suna gehen, um dort - ja was sollten sie überhaupt dort machen? Keiner der Teenager wusste, was sie tun sollten. Sie waren einfach nach Suna geschickt worden und hatten ganz und gar vergessen, zu fragen wieso.
„Sakura! Mach! Ihn! Auf!“ befahl Sasuke und versucht, ihr den Brief aus der Hand zu reißen.
„Nein! Shikamaru sagte, er sei vertraulich! Weißt du überhaupt, was das heißt, Mister Uchiha?!“ gab sie schnippisch zurück und versteckte das Kuvert hinter ihrem Rücken. Sasuke fuhr mit seiner Hand an ihr vorbei und versuchte, an das Ding zu kommen.
Naruto hingegen war damit beschäftigt, sich an seine Kollegin ranzuschleichen und ihr schlussendlich den Umschlag zu entreißen. Als er ihn ergreifen wollte, zog sie die Hand hoch, schlug ihm mehr unabsichtlich als gewollt dabei den Ellenbogen ins Gesicht und grinste schelmisch. „Vergiss es, Baka! Da kommst du nicht ran.“
Er trat neben Sasuke und zerrte diesen zurück auf die andere Seite des hell lodernden Feuers.
„Wir müssen uns verbünden, sonst kommen wir gegen sie nicht an!“ flüsterte er und sah, wie Sakura die Hände verschränkte und ihr Gewicht auf ihr rechtes Bein verlagerte.
Die beiden tuschelte noch eine Minute, bis sie sich erhoben und, einer links und einer rechts, um das Feuer herumgingen – direkt auf Sakura zu. Sie hob eine Augenbraue, besann sich dann aber doch eines besseren. „Okay, Jungs! Ich mach ihn auf!“
„Ich wusste, dass sie ihre Neugierde nicht lange zurückhalten kann!“ flötete Naruto triumphierend.
„Ja, na und? Aber ich finde es moralisch trotzdem nicht korrekt.“ Hastig setzte sie sich, riss gierig auf die Informationen den Rand des Kuverts auf und entfaltete das Briefpapier. Schon alleine das Design des Zettels ließ sie lachen. Dass gerade er, gerade Shikamaru Nara, ein grünes Papier mit blassroten Rosen nehmen würde, ließ sie gellend auflachen.
Sie überflog die ersten Paar Zeilen und richtete sich auf. Naruto und Sasuke hatten sich inzwischen wieder auf der anderen Seite des prasselnden Feuers niedergelassen und blickten erwartungsvoll zu ihr hoch.
„Gebt euch das“ sagte sie schmunzelnd. Dann nahm ihr Gesicht einen dramatischen Ausdruck an. Sakura räusperte sich und begann mit übertrieben betonter und leicht spöttischer Stimme zu lesen.
Liebste Temari-chan,
Schon bei diesen zwei Worten konnten sich die beiden Jungs nicht mehr halten. Sie versuchten ein Lachen zu unterdrücken, schafften es aber nicht ganz. Anstatt des Lachers kam eine Art Grunzen aus ihren zusammengepressten Lippen hervor.
Sakura ließ sich nicht beirren und fuhr nach einer kleinen Pause fort.
Mein Herz blutet bei dem Gedanken, dass wir uns bald nicht öfter sehen können.
Nun konnten sich die drei nicht mehr zusammenreißen. Vor Lachen hielten sich Sakura und Naruto den Bauch, Sasuke war vornüber gekippt und klopfte mit seiner Faust auf den Waldboden. Es war einfach zu komisch gerade das von Shikamaru zu hören.
„Leute, Leute! Es geht noch weiter!“ wandte Sakura ein und richtete sich wieder auf. Sie klopfte sich gegen die Brust und hustete kurz. Der Lachanfall hatte in einen Hustanfall ausgeartet, bei dem sie keine Luft mehr bekommen hatte.
Ich wünschte, du wärst bei mir.
Genug der poetischen Gedanken, nun zu deinem letzten Brief.
Sakura machte eine dramatische Pause. Den Jo-Nin tat es in der Seele weh, dass dieses Gefasel schon wieder vorbei war.
Um Ino brauchst du dir keine Sorgen zu machen, sie macht mir zwar schöne Augen, bleibt aber erfolglos. Immerhin liebe ich nur dich.
Beim letzten Satz hatte Sakura ihre freie Hand empor gerissen und ihre Stimme betont tief klingen lassen. Sasuke schluckte, er war einem neuen Anfall nahe. Der Chaosninja wischte sich inzwischen eine Träne as dem Augenwinkel.
Die Rosahaarige verkniff sich ein Grinsen und fuhr fort.
Und soll ich dir ein Geheimnis verraten? Sie schnarcht! Es ist unerträglich und mühsam mit ihr auf einer Mission zu sein. Choji ist nicht besser. Er stört alle mit seinen ständigen Futtergeräuschen, es kotzt mich langsam an. In solchen Minuten wünschte ich, dich in meinen Armen zu halten und einfach nur mit dir die Sterne zu betrachten.
Der Uchiha blickte gen Himmel. „Jaaaa…schöne Sterne, echt. Muss mal gesagt sein.“ Naruto kullerte schon wieder vor Lachen am Boden und musste von Sakura aufgehalten werden. Andernfalls wäre er geradewegs in einen Baum gekracht. Obwohl ihr Fuß eine nicht sehr angenehme Alternative war.
„Seid doch still!“ zischte sie. „Menschenskinder!“ Doch nun ergab auch sie sich den Lachattacken. Keine Minute später fasste sie sich ein Herz und las weiter.
Manchmal, wenn ich die Wolken beobachte, dann ertappe ich mich bei dem Gedanken, dich neben mir zu haben und deine Hand zu halten. Und manchmal, wenn ich beim Spazierengehen die Schönheit der Natur genieße, dann schleichen sich in meinen Kopf Hoffnungen ein, dass du eines Tages neben mir gehen könntest.
„Nein, oder?“ fragte Naruto. „Wer hat das geschrieben und was hat er mit Shikamaru gemacht?“
„Aber das ist eindeutig seine Handschrift“ erläuterte die einzige Kunoichi der Gruppe und tippte bestätigend auf den Zettel. „So glaube mir doch, mein Geliebter! Schenke meinen Worten Glauben!“ äffte sie die Wortwahl des Naras nach und brach dabei wieder in Lachen aus.
„Lies weiter, Sakura!“ forderte er sie auf, während sie sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
„Ich kann nicht, das ist zu komisch! Gebt mir ne Minute Pause!“ flehte Sakura und sah ihre Kameraden wehleidig an.
„Was muss ich tun, damit du sofort weiter liest?“
Sakura legte den Kopf schief und dachte nach. Was könnte der Uchiha tun, damit sie ihm den Wunsch erfüllen würde? Sie grinste schelmisch und hob den Brief hoch. „Damit ich das hier weiter vorlese, musst du etwas für mich tun.“
„Ja, sagte ich doch! Aber was? Rück raus damit! Ich mache alles!“ flehte er ungeduldig und drängend.
„Hehehe…ich will, dass du mich Sakura-chan nennst!“
„Geht klar, Sakura!...-chan. Wie lange?!“
„Für immer!“ bestimmte sie leichtfertig und stemmte die Hände in die Hüfte. Es war ein eigenartiges Gefühl, sie mit einem Süffix anzusprechen, aber er wollte endlich diesen Brief weiter hören. „Na los, lies weiter!“ drängte er.
Auch Naruto bekam nun einen flehenden Ausdruck. „Sakura-chan?“ wimmerte er. „Biiiiiitte!!“
„Ja, ja, schon gut! Ich mach ja schon!“
Als du mir sagtest, dass du noch nicht weg könntest, ich meine von Suna, da ist mein Herz in tausend Stücke zersprungen.
Naruto lag schon wieder vor Lachen am Boden, während Sasuke an einem Baumstamm Halt gesucht hatte.
Aber ich kann warten, so lange wie es sein muss. Aber versprich mir, dass du mich nicht vergisst und bald zu mir nach Konoha kommst.
„Wenn Temari-san herkommt, dann wird Ino-chan ausrasten“ bemerkte Sakura trocken. „Wieso eigentlich nicht? Die Show wird sicherlich ein Heidenspaß!“
„Lies weiter, Sakura-chan“ forderte der Uchiha sie auf, mit besonderer Betonung auf das Süffix.
Ich mag es, wie du weißt, nicht, wenn uns deine Brüder im Nacken kleben. Einer ist schon schlimm genug, aber beide sind für meine Nerven zu viel!
Naruto hörte auf zu Lachen und gab nun auch sein Kommentar ab. „Wir sollten das Ding Gaara zeigen. Das wird sicherlich lustig. Vor allem die Stelle, die du grade gelesen hast.“
Du weißt ja, wie ich das meine. Ach ja, hätte ich fast vergessen, ich werde in einem Monat nach Suna kommen. Leider kann ich dann nicht oft bei dir sein, es ist eine Mission. Ich werde aber mindestens vier Tage bleiben. Und das Beste: Ino und Choji kommen nicht mit!
„Okay, das zeige ich Ino. Alleine ihr Gesichtsausdruck wird es wert sein, Shikamarus Privatsphäre aufs ärgste zu verletzt zu haben“ meinte die rosahaarige Kunoichi und sah ihre Freunde durchs Feuer an. Sasuke nickt ihr zustimmend und Naruto ließ ein „Ich brauche Bauchschmerztabletten!“ los.
Leider muss ich jetzt aufhören zu schreiben, ich muss zum Training. (Juhu =[...) Ich hoffe, du schreibst bald zurück.
In Liebe,
dein Shikamaru
Sakura hatte geendet und schloss ihre Vorlesung mit einem „Um Himmels Willen!“ ab. Nach einer weiteren Partie an Lachkrämpfen, die schlimmste Bauchschmerzen zu Folge hatten, legten sich die der hin und versuchten zu schlafen. Jeder für sich dachte über Shikamarus Brief nach.
„Was wäre, wenn ich Sakura-chan so einen Brief schreiben würde? Nein…dann würde sie einen Lachkrampf bekommen und das Ding womöglich Sasuke-teme zeigen. Nein danke, das ist ja das Letzte, was ich brauchen könnte.
Außerdem schuldet mir Hinata noch eine Schüssel Ramen…oder? Verdammt! Wie kann ich so etwas nur vergessen? Immerhin geht es hier um…“ Er sabberte. „…Ramen!“ Mit einem zufriedenen Lächeln war der Uzumaki der Erste, der den wohlverdienten Schlaf fand.
„Eigentlich wären diese Worte ja ganz schön gewesen, aber doch nicht von Nara. Das passt gar nicht zu ihm. Vielleicht zu Kiba, oder Choji, wenn er einen Brief an seine Chips schreibt, aber doch nicht zu Shikamaru Nara! Um Gottes Willen.
Aber scheiße ist es ja schon, dass ich wegen meiner blöden Neugierde jetzt zu Sakura Sakura-chan sagen muss. Seit wann bin ich eigentlich schon so neugierig? Und wieso kann ich auf einmal meine Mundwinkel nach oben ziehen? Wie hieß das gleich…ach ja, Lachen.
Das ist alles die Schuld dieses Losers. Und Sakura hat auch ihren Teil beigetragen. Verdammt…wie gemein! Aber irgendwann, da werde ich meinen Bruder töten!
…
…
Eigentlich habe ich dazu aber keine Lust mehr. Und seit mir Sakura Stilberatung gegeben hat, finde ich Orochimaru auch nicht mehr so anziehend…wenn ich’s mir so recht überlege.
Was soll’s!“ Nun fand auch der Uchiha eine Portion Schlaf.
„Wieso habe ich eigentlich so viel gelacht? Das war ja schließlich ein normaler Liebesbrief. Ach, Sakura! Was redest du da für Blödsinn! Das war gequirlte, hochgesteckte Scheiße, nicht mehr und nicht weniger. Aber über das ‚weniger’ lässt sich ja streiten.
Ich würde wahrscheinlich in Lachkrämpfen ausbrechen, wenn ich so Etwas bekommen würde. Ich tu’s ja schon, wenn er nicht für mich ist. Aber soll ich es Ino vielleicht sagen? Dann kann sie sich anderweitig umschauen, anstatt Shikamaru nachzurennen. Kaum zu glauben, dass er das wirklich geschrieben hat.
Wie überraschend doch Leute sein können.
Vielleicht schreibt Sasuke-kun so was auch einmal für mich? Wer weiß! Ach, Sakura, hör doch auf zu träumen. Aber träumen ist doch so schön. Und träumen kann man nur, wenn man schläft…jaaa…schlafen!“ Nun sank auch die Dritte im Bunde in das Land der Träume.
„Epilog“
Sasuke hat seine Rache aufgegeben und die Liebesbriefe von Orochimaru (die übrigens noch kitschiger waren als Shikamarus) endlich verbrannt. Daraufhin wurde der San-Nin so wütend, dass er Sakura entführte und Sasuke vor eine Aufgabe stellte: Er sollte Orochimarus Namen erraten.
Es war keine Schwierigkeit für ihn und als er nach dem ersten Versuch den Namen erriet, stampfte der Schlangemensch so stark auf den Boden, dass er sich auftat und er für immer…Hoppla, falsches Märchen. ^^“
Naruto hat seine Schüssel Ramen schließlich doch noch bekommen und war davon so begeistert, dass er Hinata kurzerhand heiratete.
Sakura genoss es jeden Tag, dass Sasuke sie mit einem Süffix ansprach. Sie hat vor wenigen Tagen wirklich einen kitschigen Brief bekommen. Leider war er von der Stadtverwaltung, die schleimig umschrieb, dass sie die Steuern erhöhten.
„Wieder nichts!“ hatte sie nur gesagt und den Brief zerrissen.
Sasuke sitzt noch heute jede Nacht an seinem Schreibtisch und versucht seine poetische Ader zu finden. Er hat sogar mit dem Gedanken gespielt, eine Wünschelrute zu basteln, hatte die Idee aber wieder verworfen.
Aber er glaubt fest daran, irgendwo wird sie schon sein! Das wusste und spürte er einfach. Und wenn er Shikamaru anrufen musste. Er konnte es schon vor sich sehen.
„Hallo Shikamaru, ich hab mal deinen Brief an Temari gelesen und wollte fragen, ob du mir helfen könntest, so was auch zu schreiben.“
„Du. Hast. WAS?!“
„Den Brief gelesen, hab ich doch- ähem…hoppla…“
Irgendwo war sie schon, und wenn nicht, dann würde er sie einfach konservativ fragen, ob sie mit ihm gehen wollte.
