Es gibt keine Vampire!
"Yuri, aufwachen!", irgendjemand klopfte laut gegen meine Tür. "Was willst du, du Spinner? Komm rein!", grummelte ich Richtung Tür. Die öffnete sich und Kay grinste mich an. Sein Grinsen war geheimnisvoll, das faszinierte mich an ihm. Irgendwie hatte er etwas an sich, das mich in seinen Bann zog. "Ich wollte dich nur nicht wieder verschlafen lassen! Der Bus wartet sicher nicht und er ist nicht so leicht auszutricksen wie die Schulglocke!"
Das machten wir auch gerne. Ich hatte mal zufällig herausgefunden, wo der Sicherungskasten für die Schulglocke war und ihn kurzerhand ausgeschaltet. So waren die Leher beschäftigt und wir kamen nicht zu spät.
Ich schaute auf den Wecker. "Spinnst du? Es ist halb 6! Der blöde Bus fährt doch erst in zwei Stunden!", ich schleuderte ihm ein Kissen entgegen, als er sich zu mir aufs Bett setzte. Er fing es elegant auf. "So wie ich dich kenne, hast du durch deine ganze Leserei vergessen, den Koffer zu packen. Und bevor du nacher wieder mir die Schuld gibst, dachte ich mir, dich früher zu wecken wär mal was Neues!", er grinste immer noch auf seine Art.
"Ich hab auch was Neues für dich!", ich setze mich auf. Gähnend deutete ich auf meinen Koffer, der in einer Ecke meines Zimmers stand. "Siehst du? Und jetzt lass mich schlafen!", ich ließ mich wieder zurück in meine Kissen fallen. "Nix da!", Kay stand auf, ging zum Fenster und hielt die Schnur für die Jalousie in der Hand. "Das wagst du nicht!", ich starrte ihn geschockt an. "Wehe!"
"Und wie ich mich das wage!", mit einer schnellen Handbewegung zog er sie nach oben. Kreischend flüchtete ich unter die Decke.
"Lass das, willst du mich umbringen?", die Sonne glitzerte herein. "Ich bin doch kein Vampir, die gibt es nicht! Du kannst mich damit nicht töten!", lachte ich und warf mich in meinem Bett hin und her, als ob ich gleich sterben würde. Kay aber lachte nicht. "Wer sagt denn, dass es sie nicht gibt?" "Was ist denn mit dir los? So nachdenklich hab ich dich ja noch nie gesehen!", ich lag mit dem Bauch auf meinem Bett, die Füße nach hinten hochgehoben und überkreuzt.
"Hm?", Kay schaute erst ziemlich blöd, dann schüttelte er seinen Kopf. "Tut mir Leid, ich bin anscheinend auch noch nicht ganz wach", seufzend ließ er sich neben mich auf das Bett fallen.
"Ach übrigens...", began er. "Hm?", ich sah ihn fragend an. "Schönes Nachthemd!", er grinste von einem Ohr zum anderen. Ich schaute verwundert an mir hinunter. Nicht nur, dass mein Nachthemd aus einem sehr dünnen Seidenstoff bestand, es war mir auch bis über den Bauchnabel hochgerutscht. Ich lief knallrot an. "Du SPANNER!", kreischte ich und schoß ihm eine Ladung Polster nach, als er sich hinter meinem Kasten in Sicherheit brachte. Ich stand auf und zog mir mein Nachthemd zurecht. Dann verschwand ich im Mädchenbad, um mich zu duschen und fertig zu machen.
