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Trinity Blood

The four winged angel
von

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Erinnerungen

Erinnerungen
 

Sie hasste das Gefühl sich nicht bewegen zu können. Diese Hilflosigkeit und Schwäche machten sie fast krank vor hilflosem Zorn. Sie war ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Neben der Wut und dem Zorn empfand sie aber auch Angst. Ein nur allzu verständliches Gefühl, wenn man bedachte, dass sie Tag um Tag von den hoch gewachsenen Gestalten in weißen Kitteln umlauert wurde. Einzig und allein die Nacht war ein Trost für sie, denn dann war sie allein, sich selbst überlassen und konnte sich von den stressigen und unheilvollen Tagen erholen.

Jeder Tag begann gleich und endete auf dieselbe Weise, indem man sie morgens aus ihrem kleinen, spartanischen Raum holte und zu den Laboren und Testgelände führte. Jeden Tag wurden die Testergebnisse des vorherigen kontrolliert, jede Schicht versuchte die andere mit höheren Werten zu übertrumpfen. 15 Stunden nonstop auf dem Laufband gegen 19 Stunden nonstop auf dem Laufband. Ein normaler Mensch wäre schon längst unter diesem Wahnsinn im Sinne der Wissenschaft zusammengebrochen, aber nicht sie. Nein, sie war ja kein Mensch. Sie war nicht von dem schwachen und vergänglichen Fleisch, hatte nicht diesen beschränkten Geist und die kümmerliche, abartige Seele jener Menschen, die sie wie ein Aushängeschild oder eine Trophäe vor Kollegen herumzeigten. Menschlich war sie nur, was ihre Gefühle anging, Wut, Zorn, Hass, Angst, Sehnsucht, Trauer…

Niemandem außer einem zeigte sie diese Gefühle, denn nur so war es ihr möglich in dieser sterilen Welt zu überleben. Alle, außer einem, hielten ihre wissenschaftliche Distanz zu ihr, doch er war ihr stets nahe. War ihr Trost in dunklen Zeiten. Wie ein Vater kümmerte er sich um sie, hegte sie, beschützte sie soweit er es vermochte, obwohl auch er diesen verhassten weißen Kittel trug.

Sie hatte gelernt, dass Widerstand zwecklos war und mit schweren Strafen belegt wurde, doch im inneren heulte sie stets grimmig auf, wenn sie sich in ihr Schicksal zu fügen hatte. Sie wusste, dass es eine Zeit geben würde, da sie würde fliehen können, sie musste nur Geduld haben.

Die ersehnte Möglichkeit zur Flucht ergab sich eher, als sie selbst vermutet, ja sogar gehofft hatte. In einer der dunkelsten Nächte kam er zu ihr, stahl sich in ihr kleines Zimmer und scheuchte sie mit einer dringlichen Geste durch die leeren Gänge. Sie nahm rasch die Beine in die Hand und lief, lief, wie sie nie zuvor gelaufen war. Sie blickte nicht zurück, nur nach vorn in die Freiheit. Vorbei an den Wachen, die sie nicht sehen konnten, da sie sich selbst getarnt hatte, wohl wissend, dass ein einziges Augenpaar, dass ihr begegnete, sie sofort verraten würde. Ihre Füße schmiegten sich lautlos an den kalten Untergrund, den sie mit jedem Schritt weiter zurückließ.

Der Gedanke an die lang ersehnte Freiheit zu gelangen, war stärker als der gerechte Zorn sich an ihren Peinigern rächen zu wollen, sodass ihre Hände an diesem Ort ganz allein blütenweiße Unschuld trugen.

Wie ein Schatten verließ sie schließlich den verhassten Ort ihrer jahrelangen Gefangenschaft, um ein neues Leben zu beginnen. Fernab von dem alltäglichen Alptraum, den sie dort tief unter dem Wüstensand erlebt hatte.

Sie war frei!

Mit dem Aufgang der gnadenlosen Wüstensonne wurde nicht nur ein neuer Tag geboren, sondern auch ein neues Wesen, das die Arme nun zum Himmel streckte und jenen Mächten dankten, die ihr in unendlicher Güte die Freiheit geschenkt hatten.

Sie war wiedergeboren in dieser Welt, mit neuem Leben und neuem Namen.

Wie ein Phantom verschwand sie in der Wüste und tauchte ein in eine neue, unbekannte Welt…
 

Mit einem gewaltigen Ruck hatte sich Samantha Chevalier in ihrem weichen Bett aufgesetzt. Ihr Atem ging noch immer stoßweise, als hätte sie noch einmal die lange Reise aus ihrer Vergangenheit angetreten. Die verschwitzte und zerwühlte, dünne Bettdecke war ihr vom Oberkörper gerutscht, der nur noch mit einem langen, weißen Nachtgewand bedeckt war. Etwas desorientiert und von ihrem Alptraum noch geistig umnächtigt, stellte sie fest, dass sie nicht allein im Zimmer war. Rasch raffte sie die herab gerutschte Decke zusammen und schlang sie enger um den noch immer zitternden und schwer atmenden Körper.

„Shht, es ist alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit“, hörte sie eine bekannte Stimme sagen, die sie als die des silberhaarigen, harmlosen Priesters identifizierte, der sich von einem der großen Fenster zu ihr umgedreht hatte. Nur wenig Licht drang durch die Fenster, die in der Wand gegenüber vom Bett eingelassen worden waren, sodass ein schummriges Zwielicht im Raum herrschte.

„Es ist alles gut, Samantha. Es war nur ein Alptraum“, sprach Abel erneut beruhigend auf sie ein und trat nun ganz von dem Fenster zurück, aus dem er geschaut hatte.

//Was macht er überhaupt in meinem Zimmer…?// fragte sie sich leicht verwirrt und versuchte sich zu erinnern, was geschehen war.

„Ich habe über dich und deinen Schlaf gewacht“, gab der Geistliche auf ihre unausgesprochene und doch in ihrem Gesicht deutlich lesbare Frage zur Antwort. Allmählich schien sich Samantha wieder zu beruhigen, sodass sie ihr Kollege vorsichtig einen Stuhl an ihr Bett zog und sich zu ihr setzte.

„Leon und ich dachten uns, dass es besser wäre ein sorgsames Auge auf dich zu haben, da der Zauber dich so sehr geschwächt hatte.“

Die junge Nonne erinnerte sich nun wieder an die wenige Stunden zurückliegenden Ereignisse.

„Weiß man schon näheres zur Ursache und potentiellen Tätern?“ erkundigte sie sich mit neutraler Stimme und versuchte dabei ihre Gedanken zu ordnen, die immer noch kreuz und quer liefen. Sie fürchtete sich innerlich vor den noch ausstehenden Fragen, denn es war klar, dass ihre Kollegen jedes noch so kleine Detail würden wissen wollen. Wieso verfügte sie über Magie? War sie eine Hexe? Woher genau bezog sie ihre Kräfte? Solche und ähnliche Fragen würden unweigerlich tief verborgene und verdrängte Erinnerungen wachrufen, die sie gerne für immer vergessen würde. Sie gehörten zu einem anderen Leben, zu einem anderen Wesen.

„Die bisherigen Untersuchungen haben nur ergeben, dass es sich um eine selbstgebaute Bombe mit Zeitzünder gehandelt hat. Zum Glück wurde niemand verletzt, da dieser Gebäudeteil kaum genutzt wird. Einzig und allein für die große Bibliothek hätte Gefahr bestanden, wenn du nicht so rasch gehandelt hättest“, berichtete Abel und beugte sich leicht vor, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und die Hände wie betend gefaltet.

Er erhielt nur ein leichtes Nicken von ihr, zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. Ansonsten wirkte die junge Frau auf dem Bett vor ihm geistig abwesend.

„Für morgen ist eine genauere Besprechung angesetzt worden. Catherina wird einen ausführlichen Bericht über die Ereignisse von dir hören wollen“, erklärte er und bemerkte, wie sie leicht bei seinen Worten zusammenzuckte. Abel fragte sich, ob sich die junge Nonne vor der Begegnung mit der Kardinalin fürchtete, doch instinktiv vermutete, dass ihre Reaktion eher daher rührte, dass es ihr unangenehm war über ihre Magie zu sprechen. Er konnte sie in gewisser Weise nur zu gut verstehen, denn Magie konnte Menschen zu Außenseitern machen. Magier und Hexen, waren sie als solche erst einmal erkannt, hoben sich stark gegen die „normale“ Gesellschaft ab. Man mied und verachtete sie, weil sie anders waren und über Kräfte verfügten, die gefürchtet waren.

Auch Abel war anders, obwohl man es ihm, wie auch Samantha, nicht auf Anhieb ansah. Tief in seinem Inneren verbarg er ein dunkles Geheimnis, dass er nicht gerne das Tageslicht erblicken ließ. Er hasste sich dafür, doch im Laufe seines langen Lebens hatte er es halbwegs geschafft damit zurechtzukommen. Der Weg dorthin war beschwerlich gewesen und viele Steine hatten ihn zum Stolpern gebracht, doch zusammen mit seinen wenigen Freunden und Kollegen hatte er diese Schwierigkeiten gemeistert.

//Wenn sie niemanden hat, werden wir ihr beistehen…// schwor der silberhaarige geistliche und schenkte seiner jüngeren Kollegin ein aufmunterndes Lächeln, das ihre abgedriftete Aufmerksamkeit erregte. Ein wenig irritiert blickte sie ihn an, erwiederte aber dann sein warmes Lächeln. Es tat gut jemanden zu haben, der einen trotz seiner Fehler und Macken mochte…
 

Es war ein warmer Sommerabend gewesen, als sie solch ein wohltuendes Lächeln zum letzten Mal gesehen hatte. Die Augen waren himmelblau und das lange, lockige Haar sonnengelb gewesen. Sie erinnerte sich an einen freien Oberkörper und muskulöse Beine, die unter einem weißen, langen Waffenrock verborgen gewesen waren. Er hatte sie angelächelt, auf die gleiche Weise, und ihr dann einen kurzen Abschiedskuss auf die Lippen gedrückt. Sie hatte damals gewusst, dass sie ihn nie wieder sehen würde.

//Raphael//
 

…Die kurz aufgeflammte Erinnerung aus längst vergangener Zeit verblasste schnell wieder, nur den Kuss meinte Samantha noch immer auf ihren Lippen prickeln zu spüren. Sie widerstand dem starken Drang ihre Lippen zu berühren und starrte stattdessen hinaus in die Dunkelheit der Nacht.

„Mach dir keine Sorgen. Alles wir gut. Versuch noch etwas Schlaf zu finden, der nächste Tag beginnt früh genug“, sagte Abel und lehnte sich auf dem Stuhl wieder zurück, sodass sein Gesicht im Dunklen lag und seine Gedanken vor ihr verbarg. Samantha war sich sicher, dass sie diesem Priester vertrauen konnte und nahm seinen Vorschlag an.

//Raphael// war ihr letzter Gedanke vor dem Einschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-07-13T21:26:27+00:00 13.07.2007 23:26
Arme sam es muss schwer gewesen sein für sie. was ich nicht so ganz verstanden hab sind Raphael und der typ der Sam zur flucht verholfen hat der selbe oder ist das auch eines der zalreichen geheimnisse die hoffendlich später noch gelüftet werden?
Auserdem möchte ich dir noch meine bewunderung aussprechen (komische satzstellung gg)
wie schnell du immer mit deinen caps bist. ich kann mir vorstellen das das garnicht so einfach ist. ich versuch mich auch an einer ff hab aber nie wirklich zeit an ihr zu schreiben ^^
Hoffe das das nächste cap auch ballt kommt


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