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Dark Love

Fairy tale of the angels of the night
von

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Prolog

Die Straßen der Stadt waren trotz der hellen Straßenlichter dunkel und ausladend. Einige der Laternen flackerten und warfen so gruselige Schatten auf die Mauern der Hauswände ringsum.

Lyricielle war auf dem Weg nach Hause. Es war spät, oder besser gesagt früh. Mitternacht war schon lange vorbei. Er war bei Freunden gewesen, hatte gefeiert. Es war ein feuchtfröhlicher Abend gewesen und er war der Einzige, der noch gerade laufen konnte. Die anderen hatten sich mehr oder weniger in der Wohnung seines Freundes gestapelt und schliefen dort ihren Rausch aus.

Schon leicht benommen kam er vor seiner Haustür an, nachdem er die wenigen Stufen hochgestolpert war. Fahrig kramte er seine Schlüssel aus der Tasche und machte sich daran aufzuschließen. Doch es blieb nur bei einem Versuch, denn der Schlüssel entglitt seinen Händen und fiel rasselnd zu Boden. Leicht entnervt seufzend hob er ihn wieder auf und schaffte es gerade noch so, dass der Schlüssel kein weiteres mal seinen Fingern entwischte. Nach einigen weiteren Versuchen kam er endlich in seine Wohnung rein und ihn und das Bett trennten nur noch wenige Schritte. Er würde wohl Ewigkeiten schlafen. Er war einfach nur mehr als müde.

Mit einem leisen Klicken fiel die Tür ins Schloss. Kurz darauf glitt seine Jacke zu Boden, blieb achtlos liegen. Er wollte nur noch ins Bett, schlafen. Im Schlafzimmer entledigte er sich lediglich seiner Jeans und kroch dann in die Laken. Fast augenblicklich schlief er ein. Der Alkohol heute hatte ihn ganz schön geschafft.

Knapp eine halbe stunde nachdem der Junge eingeschlafen war, klackte das Schloss der Wohnungstür ein weiteres Mal und öffnete sich. Lautlos glitt die Tür auf und jemand trat ein. Die Tür schloss wieder und eine dunkle Gestalt stand im Flur der Wohnung. Interessiert sah der Mann sich um. Seine hellen Augen glitzerten kurz im wenigen Licht, dass hier hineinkam. Lautlos schritt er durch den Flur in das Wohnzimmer, sah sich um. Ja, der Junge hatte wirklich Geschmack. Selten hatte er so eine Zwei-Zimmer-Wohnung gesehen. Sie wirkte geräumig, war im modernen Stil eingerichtet.

Er ging weiter, in das Schlafzimmer des Jungen. Er grinste unwillkürlich, als er diesen so, wie erschlagen, auf dem Bett schlafend sah. Mit ihm würde er noch seinen Spaß haben.

Lyricielle war ihm schon vor einigen Tagen aufgefallen... Der Junge hatte durchdringende grüne Augen und das Haar war nachtschwarz. Es glänzte seidig und es verlangte ihn schon seit dem ersten Anblick danach, es zu berühren. Vorsichtig setzte er sich neben dem Jungen auf das Bett, strich jetzt endlich durch das Haar. Es fühlte sich so wunderbar weich zwischen seinen Fingern an, floss hindurch wie schwarzes Wasser. Mit einer flüchtigen Bewegung fuhr er über die blasse Haut. Auch sie war weich, wunderbar warm und zart. Wüsste er es nicht besser, würde er diesen jungen Menschen für einen von ihnen halten.
 

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Es ist leider nur ein kurzer Prolog, hoffe aber, dass er vielversprechend für euchist.

Viel Spaß beim weiteren Lesen wünscht euch _Lizifer_

Erstens

Kapitel 1
 

Nur langsam wachte Lyricielle aus seinem Schlaf auf. Es war angenehm warm um ihn und das Bettzeug fühlte sich wunderbar kühl auf der Haut an. Doch sein Kopf schmerzte unglaublich. Er wagte kaum, seine Augen zu öffnen, hatte Angst, dass ihn das unbarmherzige Sonnenlicht attackierte. Doch als er leicht blinzelnd die Augen öffnete, umfing ihn sanftes und warmes Kerzenlicht. Verwirrt setzte er sich auf, bereute es jedoch, denn ein pochender Schmerz hinter seiner Stirn meldete sich. Mit einem schmerzerfülltem Stöhnen presste er die Faust gegen die Stirn und kniff die Augen zusammen. Mehr oder weniger geduldig wartete er, bis der Schmerz nachgelassen hatte, ehe er die Augen langsam öffnete. Er sah sich um, versuchte seine Umgebung einzuordnen. Doch so wirklich wusste er nichts damit anzufangen.

Er lag in einem recht großen Bett, mit Bordeaux-roter Satinbettwäsche bezogen. Der Raum, in dem er war, war allgemein sehr dunkel gehalten. In dem Kerzenlicht konnte er nichts genaueres erkennen, nur, dass die Einrichtung im Barockstil gehalten war.

Was sollte das? Wo war er hier? Träumte er etwa noch?

Doch er wurde aus seinen Gedanken gerissen. Aus einer der dunkleren Ecken drang ein leises Lachen. Er sah auf, blickte angestrengt in die Ecke, sah jedoch nichts in der Dunkelheit. „Wer ist da?“, fragte er und man hörte ein leichtes zittern in seiner Stimme. Eine Zeit lang kam keine Antwort, doch als er schon zu einer weiteren Frage ansetzen wollte, kam wieder dieses Lachen aus der Dunkelheit hinter dem Kerzenschein.

„Hach, mein dunkler Engel... Tut dir der Kopf weh? Das war wohl zu viel gestern Nacht.“ Die Stimme war auf eine Seite fesselnd und unglaublich verlockend. Doch auf der anderen Seite war sie kalt und gefühllos. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken bei deren Klang.

Die Stimme musste nicht lange Gesichtslos bleiben, denn aus der Dunkelheit trat ein hochgewachsener Mann, feingliedrig und durchaus anziehend. Das Gesicht war fein geschnitten, hatte einige Markante Merkmale. Doch am meisten fielen die Augen auf, eiskalt und blau wie Eis.

Unwillkürlich rückte Lyricielle etwas zurück. Doch der Fremde lachte nur wieder auf und hielt seine hand hoch, in der er ein Glas Wasser hielt. Dazu eine kleine Tabletten. „Kopfweh?“, sagte er mit leicht belustigtem Unterton, kam unbeirrt näher. Schließlich setzte er sich auf die Bettkante, hielt Lyricielle das Glas und die Tablette hin.

Nicht so ganz wissend, was er davon halten sollte, griff er nach ihnen und nahm die Tablette ein. Er hoffte nur, dass es nicht irgendeine Droge war. Doch daran verschwendete er keinen Gedanken. Hauptsache er wurde seine Kopfweh los. Während dessen ruhte der Blick des Mannes auf ihn, sah ihn mit einem schwer zu deutenden Blick an. Irgendwie ging eine seltsame, gefährliche Aura von ihm aus. Der Mann nahm ihm das Glas wieder aus der Hand und stellte es auf den kleinen Nachtschrank. „Wer sind sie, und wieso bin ich hier?“, fragte Lyricielle dann mit überraschender Ruhe. Wahrscheinlich war sein Kater einfach noch zu groß, als dass er sich großartig aufregen konnte. Der Fremde lächelte wieder dieses seltsame Lächeln. Seine blutleeren Lippen sahen irgendwie unheimlich aus, wenn sie so lächelten. Sie hätten eher zu einem Toten gepasst. „Mein Name ist Armand.“, sagte er. „Ich denke, das dürfte dir als mein Name reichen. Und du bist hier, weil ich dich hier haben will.“, fuhr er fort. Das verblüffte und entrüstete Gesicht des Jungen gefiel ihm irgendwie.

„Und was soll ich hier?“, fragte Lyricielle um einiges aggressiver.

„Immer schön langsam... Ich denke die Tablette wirkt noch nicht so sehr, oder? Da willst du doch sicherlich keine noch schlimmeren Kopfschmerzen haben.“ Der Tonfall Armands war spöttisch. Es amüsierte ihn schon auf diese weise mit dem Jungen zu spielen.

Armand stand auf und blickte noch einmal auf den Jungen hinab. „Ruh dich noch etwas aus. In einer Stunde komme ich wieder. Am Fußende liegen Sachen für dich.“ Mit diesen Worten ging er wieder in die Dunkelheit hinter dem Kerzenlicht und er hörte eine Tür zugehen.

Etwas verloren saß er auf dem Bett, sah sich um, doch seine Augen konnten in den Schatten nichts weiter erkennen. Er war sich sicher, dass er nur noch träumte und jeden Moment wieder aufwachte. Jedoch war da dieses kleine Stimmchen, welches ihm ziemlich sicher sagte, dass dies wirklich geschah. Seine Hand fuhr geistesabwesend über den Stoff der Decke, fühlte das kühle Satin. Vielleicht, wenn er sich wieder hinlegte und die Augen wieder schloss, würde er dann in seinem Bett wieder aufwachen und feststellen, dass es wirklich nur ein Traum war. Mit diesem kleinen Hoffnungsschimmer legte er sich wieder hin und schloss die Augen, zog die Decke über den Kopf. Allerdings war es ein Problem für ihn, einzuschlafen und auch seine Umgebung wollte sich nicht wirklich ändern. Noch immer lag der Satinstoff auf ihm. Als er, seiner Meinung nach eine Ewigkeit, sich wieder aufsetzte, waren seine Kopfschmerzen weg, jedoch fühlte er sich noch immer Ausgelaugt. Fahrig fuhr er sich durchs har und krabbelte zum Fußende des Bettes. Dort lagen sorgfältig zusammengelegt recht vornehm aussehenden Sachen. Er nahm das oberste Teil und hielt es vor sich, damit er es begutachten konnte. Es war ein Hemd, modern geschnitten und aus feinem Stoff. Unter seinen Händen fühlte er sich recht angenehm an. Und er war in seiner Lieblingsfarbe, schwarz. Dazu lagen dort noch eine Hose, Shorts und Socken. Mit einem Blick neben das Bett sah er noch schwarze Schaftstiefel. Naja... Geschmack hatte der Typ ja zumindest. Am besten würde er dessen Spielchen noch bis zu einem gewissen Grad mitspielen und dann sehen, dass er hier verschwand. Denn die Hoffnung, dass es nur ein Traum war, hatte er schon aufgegeben. Mit einem Seufzen schlug er die Decke zur Seite und machte sich daran, die Sachen anzuziehen. Die schwarze Hose war auch wunderbar angenehm auf der Haut. Doch was es für ein Stoff war, konnte er nicht sagen. Auf jeden Fall war er angenehm zu tragen und nicht zu schwer, wie seine Jeans manchmal. Gerade schnürte er sich die Stiefel, was etwas anstrengender war, als er wieder die Tür in der Dunkelheit hörte. Er hielt inne und spähte angestrengt in die Schatten. Er konnte spüren, dass man ihn beobachtete. Schnell schnürte er die Stiefel zuende zu, setzte sich dann aufrecht hin. Er wartete schweigend. Sicher war es wieder dieser Armand, der dort in den Schatten stand und ihn beobachtete.

Nach einer schieren Ewigkeit trat dieser dann ins Kerzenlicht, ein leichtes Lächeln auf den blassen Lippen. „Wie ich sehe, scheinen dir die Sachen zuzusagen.“, stellte er fest und blieb einige Schritte entfernt vor Lyricielle stehen. Sein Blick wirkte belustigt. Der Trotz Lyricielles amüsierte ihn. Es ließ das wunderbare Grün seiner Augen aufblitzen. Der Junge schwieg, doch man merkte ihm an, dass er noch immer unsicher über diese Situation war.

„Du hast sicher Hunger.“, fing Armand jetzt an. „Komm, ich habe etwas für dich herrichten lassen.“ Er lief ohne zurückzusehen in die Schatten und wieder war das Geräusch der öffnenden Tür zu hören. Lyricielle stand leicht schwankend auf. Ihm wurde leicht schwindelig. Wieso verdammt nochmal war er so schwach? Das konnte doch nicht nur am Kater liegen. Langsam folgte er dem Geräusch in die Dunkelheit und fand sich dann im einen schwach beleuchteten Flur wieder. Neben ihm stand Armand, lächelte noch immer dieses humorlose Lächeln. Wortlos bedeutete er dem Jungen, ihm zu folgen und ging voraus durch die Gänge. Wie es ihm schien, hatte man ihn in eine riesige Villa gebracht. Armand führte ihn durch riesige Flure und an einer Menge Türen vorbei. Er kannte nur ein Gebäude in der Umgebung seiner Stadt, das so groß sein konnte. Und man sagte sich, ein alter, knauseriger Sack wohne dort. Doch anscheinend war es nicht so.

Sie gingen durch eine weitere hohe Tür und kamen in einen großen Saal. Hier hätte seine Wohnung locker reingepasst. Und auch die Einrichtung war recht ungewöhnlich. Wie alles, was er bisher gesehen hatte, war sie alt und barock, jedoch geschmackvoll. Armand führte ihn in eine Ecke des Saales, in der ein Tisch gedeckt war. Anscheinend für ihn, denn es war nur für einen hergerichtet. Der Tisch stand vor einem Kamin, der Einzige hier, soweit er sah. Schweigend bedeutete Armand ihm, dass er sich setzen sollte. Noch immer unsicher und verwirrt kam er dem Nach, betrachtete das Essen auf dem Tisch. Es mutete fast schon festlich an. „Greif zu.“, sagte Armand und setzte sich ihm gegenüber. Lyricielle hob kurz den Blick, sah wieder dieses Lächeln, was er ihm am liebsten aus dem Gesicht gewischt hätte. Irgendwie nervte es ihn. Unbehagen machte sich in ihm breit. Die Blicke des Anderen waren ihm nicht geheuer. Doch der Hunger siegte über das Unbehagen und er nahm sich etwas. Er musste sagen, es schmeckte durchaus, doch der Appetit fehlte ihm etwas.

So war er schon nach wenigen Bissen satt. Unter den Blicken des Anderen lehnte e sich etwas zurück, sah sich etwas um. Armand stand auf und ging zu eine Sitzecke und setzte sich in einen gemütlich aussehenden Sessel. Lyricielle folgte ihm, setzte sich ihm gegenüber, in gebührendem Abstand. „Also? Wieso bin ich hier?“, fragte er dann, ziemlich abweisend.

Armand lachte leicht. Es klang humorlos und eiskalt. „Weil ich dich will.“, sagte er schlicht. Lyricielle glaubte nicht, was er da hörte. Das war doch kein vernünftiger Grund! „Und was ist, wenn ich nicht will? Ich könnte doch jetzt einfach hier rausspazieren.“, gab der Junge gereizt zurück.

Das Temperament Lyricielles gefiel Armand. Es amüsierte ihn machte ihn schon neugierig auf mehr. „Ja, du könntest gehen. Doch du würdest maximal eine Woche ohne mich überleben. Selbst wenn du zum Arzt gehen würdest.“, sagte er ungerührt und schlug die Beine übereinander. Auf den fragenden Blick hin stand Armand auf und ging zu Lyricielle, beugte sich zu ihm hinunter. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und bei dem Blick in die eiskalten Augen Armands lief es Lyricielle wieder kalt den Rücken hinunter. Sanft, fast schon zärtlich fuhr Armand mit den Fingern über den Hals, koste die zarte Haut. An der rechten Seite verharrten seine Finger, dort, wo die Halsschlagader unter der Haut pulsierte. Er lächelte leicht triumphierend, während er seine hand wieder zurückzog und Lyricielle leicht erschrocken mit seinen eigenen Fingern über die Stelle tastete. Er fühlte zwei kleine Wunden, dicht nebeneinander. Zwar waren sie nicht tief, hätten die Halsschlagader nicht wirklich verletzen können, doch irgendetwas sagte ihm, was geschehen war. Das würde auch erklären wieso er sich so ausgelaugt fühlte. Doch glauben wollte er es nicht.

Armand beobachtete den Jungen genau. Es schien so, als würde er erkennen, was geschehen war. „Ganz recht...“, sagte Armand kalt lächelnd. „Du bist jetzt mein. Mit einem Biss habe ich dich abhängig gemacht, habe von deinem Blut genommen und dir etwas von mir gegeben.“

„Ein Vampir?“, fragte er ungläubig. Es waren doch nur Wesen aus alten Geschichten, um den abergläubischen Angst zu machen.

Armand nickte. Anscheinend war der Junge ziemlich aufgeschlossen oder hatte einfach nur einen Sinn für Logik. Die meisten Menschen leugneten, dass es noch andere Wesen gab. „Du kannst dich natürlich frei im Haus bewegen, doch ich rate dir davon ab alleine das Haus zu verlassen.“, sagte Armand vorrausahnend. Er hatte Lyricielle angesehen, dass er am liebsten sofort abgehauen wäre.

Wütend funkelte er Armand an. Was hatte er getan, dass er von einem Vampir verschleppt wurde? Seine Hand lag auf der Bisswunde. „Was sollte mich davon abhalten zu verschwinden?“, fragte er beherrscht.

„Ich würde sagen die Tatsache, dass du nicht mehr als wenige Kilometer weit weg von mir entfernt überleben kannst. Schon allein Die Entfernung von hier zu deiner Wohnung würde bei dir für Unwohlsein und Schwächeanfällen führen.“ Armands Ton war im Moment wenig mitfühlend. Wenn er sich ein neues Spielzeug ausgesucht hatte, gab er es nicht mehr so schnell her und ließ auch nicht zu, dass es einfach so abhaute. Lyricielle würde es nicht einmal bis zum Tor des Anwesens schaffen.

Armands Blick fiel auf die Uhr. Bald würde die Sonne aufgehen. Nicht, dass ihm das Sonnenlicht noch schaden könnte, immerhin war er einer der Ältesten, doch die Müdigkeit überkam ihn. Er bräuchte nur ein, zwei Stunden zu ruhen, dann würde er wieder einige Tage ohne Schlaf auskommen. Doch den Jungen jetzt alleine lassen schien ihm auch riskant. Der Vampir streckte sich kurz und elegant. „Es ist besser, wenn ich dich jetzt zurück in das Zimmer bringe. Es wird vorübergehend deines sein.“, sagte er und ging los. Er zweifelte nicht daran, dass Lyricielle ihm folgen würde. Er führte ihn zurück in das Zimmer, welches jetzt um einiges heller war, wenn auch nicht gerade hell erleuchtet. Die Kerzen standen immer noch, schienen keinen Millimeter geschrumpft zu sein. Und die Vorhänge waren offen, sodass das Licht der Morgendämmerung hereinkam und die Schatten verscheuchte. Armand ließ Lyricielle eintreten, sah ihn durchdringend an. „Mach es dir gemütlich. In ein oder zwei Stunden bin ich wieder da.“ Mit diesen Worten schloss er die Tür und ließ Lyricielle alleine im Zimmer zurück.

Frustriert fluchend schmiss Lyricielle sich auf das Bett und starrte an die Decke. Das konnte doch einfach nicht wahr sein... Wieso immer er? Was hatte er verdammt noch mal getan, dass ihm immer irgendetwas passierte?

In Gedanken versunken fuhr er sich wieder über die kleine Bisswunde. Er hatte zwar oft daran geglaubt, dass es Vampire gab, doch dass er einmal einen treffen würde, hätte er nicht gedacht. Zumal ihn dieser Vampir an sich gebunden hatte. Er wusste nicht recht, was er davon halten sollte, doch mitspielen würde er wohl auf keinen Fall. Er hatte dem Typen schon angesehen, dass er ihn nicht nur zum Ansehen zu sich geholt hat. Leicht angeekelt schüttelte er sich und verzog das Gesicht. Soweit kam es ja noch. Seufzend stand er auf und ging zum Fenster. Er sah hinunter, um abzuschätzen wie hoch es war. Doch er befand sich wohl im obersten Stock, viel zu hoch um hinunterzuspringen. Sein Blick glitt an den Horizont. Er sah das Panorama seiner Stadt, in blutrotes Licht getaucht. Die Sonne stieg gerade aus diesem roten Meer auf, eroberte sich den Himmel. Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte. Doch bestimmt hatte er einen Tag verschlafen. Seine Freunde hatten bestimmt schon bei ihm geklingelt um zu sehen, ob er die Party gut überstanden hatte. Doch sie haben wohl oder übel vor verschlossener Tür gestanden. Seufzend lehnte er sich an die Fensterscheibe. Er wollte hier nicht sein. Er wollte zurück. Doch Armand hatte die Tür verschlossen und es war zu hoch zum Springen. Wütend wandte er sich vom Fenster ab und begann unruhig im Raum umherzugehen.

In einiger Entfernung, am Ende des Korridors, lag Armand in seinem Bett. Das Zimmer war abgedunkelt und erfüllt von Schwärze. Er spürte die Unruhe des Jungen bis hierher. Mit dem Jungen würde er noch eine Menge Spaß haben. Dieses Mal schien er sich jemand extrem widerspenstigen geholt zu haben. Doch gerade das machte das Ganze ja spannend. Zufrieden lächelnd glitt er in einen tiefen Schlaf. Sein Gesicht wurde entspannt und regungslos. Nur noch das leichte Heben und Senken seiner Brust verriet, dass er noch lebte, oder zumindest atmete.
 

Es waren nur wenige Stunden vergangen, doch für Lyricielle waren sie wie Jahre erschienen. In diesem Zimmer hatte er keinerlei Möglichkeiten gefunden, um abzuhauen. Nichteinmal eine kleine Ablenkung war hier zu finden. So war er auf dem Bett liegengeblieben, nachdem er sich nach langem Umhertigern vor dem Fenster darauf hingelegt hatte. Leichte Müdigkeit war über ihn gekommen und er war eingedöst. Auf das leise Knarren der Tür reagierte er nicht, auch wenn er es hörte. Er war einfach schlichtweg zu faul dazu. Er hörte, wie etwas auf dem nahegelegenen Tisch abgestellt wurde, kurz darauf wurde die Tür wieder geschlossen. Der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee stieg ihm in die Nase und veranlasste ihn nun doch dazu, die Augen zu öffnen. Ein Tablett mit Essen stand auf dem Tisch. Unwillkürlich musste er lachen, auch wenn es humorlos war. Wieso er das tat, wusste er auch nicht. Lyricielle schloss wieder die Augen und drehte sich auf die Seite, starrte aus dem Fenster. Die Sonne schien, wurde jedoch von dichten Wolken hin und wieder verdeckt. Anscheinend würde heute noch etwas runterkommen, einige der Wolken waren grau. Wieder ging die Tür auf und Lyricielle schloss unwillkürlich die Augen. Schritte waren zu vernehmen, sie kamen direkt auf das Bett zu. Die Matratze gab unter dem Gewicht des Ankömmlings nach. Eine weiche Hand griff nach seinen Haaren und strich sie ihm aus dem Gesicht.

In Lyricielle fuhr etwas auf und er schlug die Hand bei Seite. Wütend öffnete er die Augen und wollte den Besitzer der Hand anfahren, als die Worte ihm im Halse stecken blieben. Es war nicht, wie erwartet, Armand gewesen, der gerade das Zimmer betreten hatte, sondern jemand anderes. Er starrte in das Gesicht eines Jungen, wohl nicht älter als er selbst. Oder war es gar kein Junge? Leicht verwirrt musterte er sein Gegenüber. Er mutete sehr feminin an, doch musste es ein Junge sein. Als er ihm wieder ins Gesicht sah, lächelte dieser. „Schön, du bist doch wach.“, sagte er. Lyricielle sah ihn unverständlich an. „Ich bin Lucas.“, fuhr er fort. Doch noch immer schwieg Lyricielle. Ihm schien es irgendwie unwirklich, dass hier jemand sein konnte, und so fröhlich war.

Der Andere ließ sich offensichtlich von seinem Schweigen nicht aus der Ruhe bringen. Er stand vom Bett auf und ging zum Tablett, beäugte es neugierig. „Hm... Armand lässt dir gute Sachen bringen,. Wieso isst du es dann nicht?“, fragte er und sah zu Lyricielle hinüber, der noch immer schweigend auf dem Bett saß und misstrauisch zu ihm hinüber starrte. „Keinen Hunger.“, log er. Natürlich hatte er Hunger, doch er wollte nichts essen. Er wollte nur so schnell wie möglich hier weg. „Hm... Ich würde es an deiner Stelle essen. Armand hat auch andere Methoden, dich am Leben zu erhalten, als mit Menschennahrung.“, gab Lucas froh gelaunt zurück. Lyricielle zog fragend die Stirn kraus. „Andere Methoden?“

Lucas nickte und nahm sich etwas von dem Obst, was auf dem Tablett lag, und aß es genüsslich. „Ja, zum Beispiel würde er die von seinem Blut geben. Das würde dich genauso gut an deinem jämmerlichen Leben halten.“ Mit einem gut gelaunten Lächeln ging er wieder zur Tür. „Aber es ist ja deine Entscheidung.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich wieder und schloss die Tür sorgfältig hinter sich und hinterließ einen sehr verwirrten Lyricielle.

War das jetzt ernstgemeint gewesen? Würde Armand ihm Blut geben, wenn er das Essen verweigern würde? Und noch eine weitere Frage schlich sich bei ihm ein. War dieser Lucas ein Mensch oder auch ein Vampir? So, wie dieser geredet hatte, war er sich sicher gewesen, dass er ein Vampir war. Dieser Gedanke machte ihn nur noch mehr nervös. Jedoch befolgte er den Rat des anderen und ging zum Tisch, um etwas zu essen. Jedoch aß er nicht viel.

Draußen vor der Tür stand noch Lucas und lächelte leicht. Der Junge, den Armand da mitgebracht hatte, war wirklich amüsant. Dessen Widerspenstigkeit war schon zu spüren, bevor man ihn überhaupt sah. Das würde wirklich noch lustig werden.
 

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So, hier ist das erste Kapitel. Ich bin mir eigendlich ziemlich sicher, dass sich die rechtschreib und grammatikfehler in Grenzen halten, auch, wenn ich das ganze in geistiger Umnachtung geschrieben habe.

Ich binnte euch, nicht zu verschweigen, wenn ihr irgendwelche Fehler sieht ^^ danke schoneinmal im vorraus für die Kommis.

greetz, da _Luzifer_

Zweitens

Langsam schlenderte Armand den Korridor endlang. Er war gespannt, ob der Junge einige Versuche unternommen hatte, von hier zu verschwinden.

Auf halbem Wege kam ihm Lucas entgegen. Ein Lächeln lag auf dessen Lippen. Noch bevor Armand fragen konnte, was los war, legte der Jüngere ihm eine Hand auf die Schulter und grinste ihn an. „Nettes Spielzeug, was du dir geholt hast. Er sieht fast wie einer von uns aus.“, sagte er und in seinen Augen war ein anzügliches Funkeln zu sehen. Armand wusste sofort, was Lucas wollte. „Vergiss es.“, sagte er schlicht und schob die Hand von seiner Schulter. So weit kam es ja noch. Kaum, dass der Junge hier war, wollten schon andere an ihn heran, bevor Armand es überhaupt geschafft hatte, dessen Vertrauen zu gewinnen. Er warf Lucas noch einen kühlen Blick zu, bevor er weiterging. Der jüngere Vampir jedoch machte sich nichts daraus. Er würde noch bekommen, was er wollte. So war es schon immer gewesen.

Bevor Armand in das Zimmer des Jungen eintrat, klopfte er. Langsam schob er die Tür auf und trat dann ein. Ein Blick auf den Tisch ließ ihn zufrieden Lächeln. „Wie geht es dir? Ich hoffe, du hast dich nicht allzu sehr gelangweilt.“, sagte er freundlich zur Begrüßung. Lyricielle jedoch warf Armand nur einen kalten Blick zu und wandte sich dann wieder zum Fenster. Er hatte es sich auf der Fensterbank bequem gemacht und starrte schon die ganze Zeit über nach draußen. Er war in hilfloser Wut gefangen. Kein einziger Versuch von hier zu verschwinden hatte auch nur ansatzweise funktioniert. Das Schloss hatte sich einfach nicht aufbrechen lassen und das Fenster wollte einfach nicht aufgehen. Nichteinmal die Scheiben hatte er einschlagen können. „Wie soll es mir schon gehen?“, fragte er mit monotoner Stimme.

Ein kurzes Lächeln ging über Armands Gesicht. Offensichtlich war Lyricielle fast schon dabei, zu resignieren. Das würde alles leichter machen.

„Sag, Lyricielle. Wäre dir ein Leben bei mir denn so zuwider?“, fragte er ihn, blieb in gebührenden Abstand stehen. Ein humorloses Lachen entkam Lyricielles Lippen. „Das fragst du noch? Du hast mich hier hergeschleppt und mich von dir abhängig gemacht! Das alles, ohne auch nur nachzufragen!“ Er funkelte den Vampir dabei wütend an. Armand jedoch schien sich nichts aus der Wut zu machen. „Naja.. Ich denke dabei eigentlich nur an deine Vorteile... Deine Lebenserwartung ist jetzt um einiges Höher als die der normalen Menschen.“, sagte er und setzte sich auf das Bett, sah Lyricielle eindringlich an. „Außerdem dürftest du jetzt immun gegen jede der menschlichen Krankheiten sein. Und du bist um einiges Stärker, wenn du von meinem Blut trinken würdest.“ Bei diesen Worten wandte Lyricielle den Kopf wieder dem Vampir zu. In seinen Augen schien so etwas wie Neugierde zu sein, jedoch überwog immer noch das wuterfüllte Funkeln. Hätten Blicke töten können, so hätte der Junge in diesem Moment Welten entvölkert. „Wieso sollte ich Interesse daran haben?“, zischte er. Doch leichte Unsicherheit schwang in seiner Stimme mit. Gut, er war jetzt sowieso an den Vampir gebunden und konnte nicht mehr weg von ihm, doch dann auch noch dessen Blut trinken?

„Wieso nicht?“, gab Armand nur zurück. „Dann hättest du vielleicht endlich mal die Gelegenheit, dich zu rächen...“ Mit diesen Worten sprach der Vampir etwas an, was Lyricielle schon lange vergraben hatte. Er hatte nie darüber reden wollen, hatte es fast schon vergessen. Doch jetzt brach es wieder hervor, mit einer Heftigkeit, die er nie erwartet hätte. Die Erinnerungen taten weh, zerrissen ihn innerlich. Woher wusste der Vampir das? Er durfte es doch gar nicht wissen! Die Wut verrauchte und wich dem Schmerz. „Wieso sollte ich mich rächen?“, fragte er mit zitternder Stimme.

Armand lächelte in sich hinein. Da hatte er wohl einen wunden Punkt getroffen. Geradewegs ins Schwarze. Der Schmerz des Jungen war überdeutlich zu spüren, sowie auch die Frage, die in ihm mithallte. „Du fragst dich sicher, woher ich das weiß...“, sagte er, als hätte er dessen Frage nicht gehört. Es machte ihm Spaß, den Jungen noch weiter anzustacheln. „Nun, ich habe es gesehen, ich war dabei, in deinen Erinnerungen... In deinem Blut habe ich es gesehen, habe deinen Schmerz gespürt. Und glaube mir, ich kann deine Wut auf sie nachempfinden.“

Armand stand auf und ging zu dem Jungen. Das Sonnenlicht, das durch die Fensterscheibe fiel, kitzelte auf seiner Haut, doch mehr auch nicht. Sanft strich er Lyricielle eine der schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht und lächelte etwas. Wie wunderbar weich sie doch waren. Und diese wunderbaren Augen. In ihnen konnte man versinken.

Lyricielle ließ diese Berührung zu, auch wenn sie ihm anfangs wiederstrebte. Doch er musste feststellen, dass ihm das sanfte Streicheln der Finger gefiel. Unwillkürlich schloss er die Augen, als Armand ihm über die Wange strich. Er musste sich sogar auf die Zunge beißen, dass er nicht anfing zu lächeln. Noch mehr Blößen wollte er sich nicht geben. „Denkst du etwa, ich habe dich grundlos zu mir geholt? Ich wollte dir diese Chance geben.“, flüsterte der Vampir ihm ins Ohr. Eine leichte Gänsehaut schlich sich über seinen Rücken. Die Stimme Armands war warm und seidig, klang so wohltuend in seinem Ohr. Unwillkürlich nickte er. Der Vampir hatte genau den Punkt angesprochen, bei dem er nachgeben würde. „Möchtest du diese Chance ergreifen? Willst du deiner Wut auf sie freien Lauf lassen?“, hauchte er weiter und Armand spürte, dass der Widerstand des Jungen nachließ.

Stumm nickte Lyricielle. Die ruhige Stimme, mit der der Vampir sprach, lullte ihn ein, ließ ihn nicht mehr klar denken. Armand verursachte eine Wut in ihm, die er nicht nach außen tragen konnte. Sie tobte in ihm und konnte nicht raus.

Ein leicht enttäuschtes Seufzen entkam seinen Lippen, als Armand sich wieder von ihm entfernte. „Ich denke, ich gebe dir lieber etwas Zeit zum Nachdenken.“, sagte dieser. Und schon war er gegangen. Die Tür klackte nur leise, als Armand sie hinter sich schloss und Lyricielle mit seinen Gedanken alleine ließ.

Vor der Tür hielt der Vampir inne und lauschte. Es war nichts zu hören, kein Laut drang aus dem Zimmer. Er hätte eigentlich erwartet, dass Lyricielle vor Wut irgendetwas zertrümmert hätte, doch anscheinend war das komplette Gegenteil der Fall. Er spürte zwar die unbändige Wut des Jungen, aber auch dessen Machtlosigkeit ihr gegenüber. Irgendwie traf es ihn, Lyricielle so verletzt zu haben. Doch dieses Gefühl schüttelte er so schnell wieder von sich ab, wie es gekommen war. Wieso sollte es ihm leid tun? In Lyricielle hatte er doch nur ein weiteres Spielzeug, wie schon so oft. Heute Nacht würde er etwas Spaß mit ihm haben, würde ihm zeigen, wie viel Spaß es machte, seine Wut auszuleben. In sich hineinlächelnd ging er den Gang wieder endlang, hinunter in die Bibliothek. Er würde am Abend zurückkommen um zu sehen, wie sich der Junge entschieden hatte. Doch eine Wahl hatte er nicht wirklich.
 

All die Zeit, die Armand ihn allein gelassen hatte, hatte er nachgedacht. Die Bilder, die er versucht hatte zu vergessen, kamen wieder in ihm hoch. Das Lachen und die anzüglichen Worte kamen ihm wieder in den Sinn. Und der Schmerz. Nicht der körperliche Schmerz hatte so weh getan, sondern der seelische. Man hatte ihn innerlich zerrissen, hatte ihn gebrochen. Armand hatte recht. Wieso sollte er sich nicht rächen? Er könnte ihnen all den Schmerz und die Leiden zurückzahlen.

Mit jedem Gedanken wurde die Versuchung größer das Angebot des Vampirs anzunehmen. Vielleicht log dieser ja auch nicht und hatte ihn wirklich nur deswegen zu sich geholt, um ihm die Chance auf Rache zu geben...

Damals hatte er immer wieder von der Vergeltung geträumt, hatte sich in seinem Kopf ausgemalt, wie sie leiden würden. Doch ohne Hilfe hätte er es nie machen können. Jetzt bot ihm jemand diese Hilfe, versprach ihm etwas, wovon er nur geträumt hatte. Armand würde ihm die Kraft dazu geben .

Am Abend, als die Sonne im Begriff war hinter dem Horizont zu verschwinden, hatte sich ein entschlossener Ausdruck auf sein Gesicht gelegt. Sein Kopf ruckte herum, als er das Schloss klacken hörte und der Vampir eintrat. Kurz darauf wandte er das Gesicht wieder dem blutroten Sonnenuntergang entgegen. Seine sonst so grünen Augen schimmerten in diesem Licht leicht rötlich, wie von Blut benetzt. Die wunderschöne weiche und porzellangleiche Haut hatte ebenfalls diesen rötlichen Schimmer und verlieh Lyricielle ein leicht blutrünstiges Aussehen. Bei diesem Anblick schauderte es Armand etwas. Gerade jetzt, in diesem Licht, sah er etwas in dem Jungen, was er nur einmal in seinem Leben gesehen hatte. Doch nach einem einzelnen Lidschlag war dieser Ausdruck im Gesicht des Jungen wieder weg und etwas anderem Gewichen. Vielleicht hatte Armand sich ja auch geirrt und nur deshalb diese Ähnlichkeit gesehen, weil er es wollte, weil er es so lange vermisst hatte. Es lag auch an der Ähnlichkeit, die der Junge mit ihm, seiner fast vergessenen Erinnerung, hatte.

„Wie ich sehe, scheinst du dich für etwas entschieden zu haben.“, stellte Armand fest und kam auf Lyricielle zu, blieb vor ihm stehen. Er ließ ihm Zeit zu antworten, genoss dabei den Anblick, wie er den Sonnenuntergang betrachtete. Je weniger Licht auf ihn fiel, desto blasser wurde er. Man konnte ihn wirklich für einen von ihnen halten. Wie er wohl aussehen würde, wenn Armand ihn wandeln würde? Innerlich wunderte er sich und man sah seine Unsicherheit auch in seinen Augen. Wie kam er nur auf den Gedanken? Nie wieder würde er einen Menschen wandeln, das hatte er sich geschworen.

Wieder sah Lyricielle zu dem Vampir und sein Blick lag ausdruckslos auf dem Gesicht Armands. „Ich mach es.“, sagte er monoton. In seinen Gedanken hatte sich der Wunsch wieder festgefahren und angesichts der Möglichkeit auf die Kraft die er brauchte, konnte er nicht wiederstehen. Auf dem Gesicht des Vampirs breitete sich ein leichtes Lächeln aus. Er hielt Lyricielle eine Hand hin und half ihm auf, ging mit ihm zum Bett. „Dann sei dir aber über eines im Klaren: Fängst du ersteinmal an, von meinem Blut zu trinken, wirst du es immer wieder brauchen. Dein Körper wird von den Kräften abhängig werden, die dir mein Blut gibt. Somit wirst du zum Halbgewandelten werden.“ Armands Stimme war ruhig und sachlich, auch wenn es in ihm brodelte vor Ungeduld. Er wusste nicht warum, aber der Gedanke, dass der Junge zumindest zur Hälfte gewandelt wäre, war für ihn aufregend. Seine Augen glitten forschend über das Gesicht Lyricielles, während dieser sich auf das Bett setzte. Dieser hatte den Blick jedoch gesenkt, sodass er Armand nicht direkt in die Augen sehen musste, doch man erkannte die neuerliche Unsicherheit.

Er würde seine Rache bekommen, jedoch um einen Preis, den er nur schweren Herzens zahlen könnte. Lyricielle hasste es, von anderen abhängig zu sein. Immer wieder hatte er es vermieden. Doch die Verlockung war einfach zu groß Er hatte endlich die Möglichkeiten, die er brauchte. Sie waren nur wenige Schritte entfernt...

Schließlich nickte Lyricielle und hob den Blick, sah Armand ernst an.

Der Vampir lächelte erfreut und setzte sich dem Jungen gegenüber. Sorgfältig knöpfte er die Manschetten seines Hemdes auf und krempelte den Ärmel bis zum Ellenbogen hoch. Er wollte ja nicht, dass sein Hemd von Blut besudelt wird. Ohne umschweife hob er sein Handgelenk zum Mund und schlug seine Zähne hinein. Sofort begann das Blut herauszulaufen, rann seinen Arm hinunter. Genießend leckte er das Rinnsal weg und hielt dann sein Handgelenk dem Jungen entgegen. Dieser war angesichts des makaberen Schauspiels etwas blass geworden. Dennoch nahm er den dargebotenen Arm in die Hand und führte die stark blutende Wunde zu seinem Mund. Noch kurz sah er unsicher zu Armand auf, ehe er die Lippen auf die kühle Haut senkte und das warme Blut in seinen Mund laufen ließ. Als er die ersten Tropfen schmeckte, hätte er am liebsten wieder abgelassen, doch der Gedanke an seine Rache ließ ihn schlucken. Das Blut des Vampirs schmeckte seltsam, etwas süßlich, jedoch mit einem stark metallenen Nebengeschmack. Es war für ihn, als würde er eine Kupfermünze schmecken. Mit jedem weiteren Schluck des Blutes spürte er, dass ihn ein seltsames Kribbeln durchlief. Ihm wurde zunehmend wärmer, dennoch fröstelte er. Er spürte, wie er begann zu zittern.

Lyricielle spürte, wie das Blut versiegte und er ließ ab. Etwas erschrocken sah er zu Armand auf, der ihn anlächelte. Die gerissene Wunde am Handgelenk war geheilt, während der Junge von seinem Blut getrunken hatte. Lediglich ein leichter Bluterguss war noch zu erkennen, der unter den erstaunten Augen des Jungen verschwand.

„Wie fühlst du dich?“, fragte Armand, da er sah, wie der Junge zitterte, auch wenn er es zu verbergen versuchte. Seelenruhig zog er seinen Hemdärmel wieder herunter und knöpfte die Manschetten wieder zu. Sein Blick hing an Lyricielles Lippen, auf denen noch einige Tropfen des Blutes hingen. Er musste wiederstehen, den Jungen an sich zu ziehen und ihm das Blut von den so samtig schimmernden Lippen zu küssen.

„Seltsam...“, brachte Lyricielle hervor. Seine Stimme zitterte ebenfalls stark. In seinen Händen kribbelte es, wenn auch nicht unangenehm und er fühlte sich, als würde er von innen heraus glühen. Er hob eine Hand und betrachtete sie. Auch sie fühlt sich seltsam warm an, doch es war keinerlei Veränderung zu sehen. Hielt er sie sich an die Wange, so war die Haut immer noch normal warm. „Das Gefühl wird bald nachlassen, nur noch die Wärme wird bleiben.“, hörte er den Vampir sagen. „Kälte wird dir bald nichts mehr ausmachen. Du könntest dann im tiefsten Winter nackt im Schnee liegen und dir würde nichts geschehen.“ Als Lyricielle aufsah, erkannte er noch die Reste eines leicht anzüglichen Lächelns in den Augen des Anderen.

Eine Hand legte sich auf seinen kopf und strich ihm sanft durch das Haar, hielt auf seiner Wange inne. Der Vampir fing seinen Blick und hielt ihn fest. „Sobald das Blut seine Wirkung entfaltet, können wir los.“, sagte er und ein ernster Ausdruck war auf seinem Gesicht zu sehen. Die sonst so kalten Augen zeigten leichte Erheiterung. Anscheinend machte es ihm Spaß. Lyricielle nickte leicht und kam nicht umhin einfach weiter in die eisblauen Augen zu starren. Noch war ihm nicht bewusst, worauf er sich eingelassen hatte. Der Vampir hatte ihn in der Hand, vollends. Jetzt gab es kein Entkommen mehr vor ihm.
 

Als die Sonne endgültig der Dunkelheit gewichen war, ging es Lyricielle zusehends besser. Der Vampir war die gesamte Zeit bei ihm geblieben, um über ihn zu wachen. Bei den meisten Menschen zeigte sich eine umgekehrte Wirkung des Blutes und er wollte sichergehen, dass es dem Jungen gut ging. Er hatte schon oft einige seiner Spielzeuge nur zur hälfte gewandelt und sie waren alle früher oder später von seinem Blut vergiftet worden. Sie alle hatten einen qualvollen Tod hinter sich. Doch anscheinend war der Junge anders. Er hatte sich schneller erholt und das Blut zeigte seine Wirkung. Die Augen hatten einen Ausdruck angenommen, den man sonst nur bei Vampiren erkennen konnte. Sie waren kalt und berechnend geworden, dennoch hatten sie noch immer etwas menschliches an sich. Jetzt passte auch die blasse Haut. Er wirkte, als sei er vollends gewandelt worden.

Leicht verträumt strich er dem Jungen über die Wange. Er hatte ihn hingelegt, damit er sich erholen konnte. „Wie geht es dir jetzt?“, fragte er und zog seine Hand zurück. Er sah den Jungen eindringlich an. Dieser schluckte kurz trocken. „Besser.“, gab er zurück und setzte sich auf. Es schien ihm leichter zu fallen als noch vor kurzem.

„Wenn das so ist, dann empfehle ich dir, dich umzuziehen. Dort in der Kommode sind Sachen, die dir passen müssten.“ Mit diesen Worten stand er auf und ging zur Tür. „Ich komme in einer viertel Stunde zurück. Wenn du dann möchtest, können wir losgehen.“, sagte er leicht lächelnd und schloss die Tür hinter sich, ließ Lyricielle alleine.

Draußen erwartete ihn auch schon Lucas. Er stand an der Wand gegenüber der Tür gelehnt. Ein Grinsen zierte sein Gesicht. „Da wirst du ja Spaß haben. Er verträgt unser Blut wohl sehr gut.“, sagte er und ging langsam auf Armand zu. „Darf ich auch einmal mit ihm spielen?“ Sein Grinsen war jetzt eher anzüglich. Armand kannte Lucas nicht anders. So war er schon immer gewesen.

Lucas war um einiges jünger als er – gute einhundert Jahre – aber dennoch stand er ihn in nichts nach.

„Wir werden sehen.“, sagte Armand und ging an Lucas vorbei. Es gefiel ihm nicht wirklich, dass der jüngere Vampir jetzt schon Interesse an dem Jungen bekundete. Das würde wohl bedeuten, dass er ein Auge auf Lyricielle haben müsste, damit Lucas ihm nicht zu nahe kam. „Ich kann dir nur raten, dich vorerst von ihm fern zu halten. Später wird sich zeigen, wie sich das ganze entwickelt. Jetzt möchte ich ersteinmal Spaß mit ihm haben. Später kannst du dich vergnügen.“

Armand ging an dem Jüngeren vorbei und machte sich auf den Weg zu seinen Gemächern. Lucas behielt er indes mit deinen geschärften Sinnen im Blick. Er würde spüren, würde sich der junge Vampir ab dem Menschen zu schaffen machen.

Nachdem er sich umgezogen hatte, kehrte er zurück, von Lucas war nichts mehr zu sehen. Dieser hatte sich anscheinend in seine Zimmer zurückgezogen oder suchte sich seinerseits etwas Ablenkung für den Abend. Kurz klopfte er an Lyricielles Tür und trat dann ein. Der Junge saß fertig umgezogen auf dem Bett und starrte aus dem Fenster. Wieder bot er ihm einen so vertrauten Anblick...

„Kanns losgehen?“, fragte er und sah Lyricielle auffordernd an. Dieser nickte und stand auf. Ein entschlossener Ausdruck war in seinen Augen. Selbstsicher ging er auf Armand zu und blieb vor ihm stehen, sah ihn eindringlich an. „Danke.“, sagte er leise.

Mit diesem einen Wort berührte der Junge etwas in Armand, was schon lange geschlafen hatte. Er spürte es förmlich. Was zum Teufel machte der Junge nur mit ihm?
 

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So, hie rist das Zweite Kapitel.

Ich hoffe, dass es euch zusagt, auch, wenn es eine winzigkeit kürzer ist als das erste X3

Allen Kommischreibern werde ich dann eine ENS schicken, wenn das dritte Kapitel da ist *smile*

greetz, da _Luzifer_



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  BLVCKMORAL
2007-08-13T10:06:08+00:00 13.08.2007 12:06
Uiii *-* das ist echt ne tolle Geschichte
total geil geschrieben und schön lang *Q*
freu mich schon aufs nächste Kapitel ***___***
Von:  Himena
2007-07-01T20:59:39+00:00 01.07.2007 22:59
hey^^
deine ff hat mia bis hierhin sehr gut gefallen!!
Lyricielle ist ya irgendwie total putzig ^///^

weiter sou~
lg
hamsta
Von: abgemeldet
2007-06-11T07:08:42+00:00 11.06.2007 09:08
Hey das ist echt cool.Und ich könnte wetten,das es sich bei dem jungen Mann,der als 2 die wohnung betritt um ein Wesen der Nacht der Welt handelt.
Stimmts oder hab ich recht?
HaHa
Von:  Toastviech
2007-06-01T20:21:45+00:00 01.06.2007 22:21
Geiles ff!^^#
*schwärm*
Hoffe es geht weiter!^^
Von: abgemeldet
2007-01-08T09:10:15+00:00 08.01.2007 10:10
Wieder ein geniales Kapitel. Ich bin schon gespannt wie es weitergeht!
Von: abgemeldet
2006-12-26T08:01:51+00:00 26.12.2006 09:01
wirklich gut geschrieben.^^ Ich hoffe du schreibst schnell weiter! Ich bin schon total gespannt wie es weitergeht!


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