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Schneegestöber

hp/dm
von

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Mein erster Streich!

Titel: Schneegestöber
 

Autor: Die Luna
 

Teil: 1 / 2
 

Warnings: Shonen-ai (wird bei mir immer häufiger und ich kann imma noch nich genug davon kriegen! *muhaha*), OOC (ich hoffe nich allzu stark, obwohl meine Hoffnungen sehr oft zerstört werden..*seufz*)
 

Kommentar von mia:

Lest einfach, bin nich in Stimmung viel zu labern.. *trübsinnig nach draußen starr* Wieso liegt da kein Schnee?? *heul*
 

Widmung: Diese Story is allen gewidmet, die meinen verqueren Humor verstehen und vor allem, die auch unbedingt Schnee an Weihnachten brauchen!! *schneesüchtig*
 

Kommis: Imma gern gesehen! ;3
 

Los geht's! Habt Spaß xD
 


 

****
 


 

Weiße Schneeflocken wirbelten um seinen Kopf herum, hafteten an seinem Schal, den er um den Hals gewickelt hatte. Er blieb kurz stehen, blickte hinauf in den Himmel, aus dem noch mehr kleine Flocken hinunterfielen. Ein Seufzen entfloh ihm. Wie gerne würde er jetzt mit seinen Freunden über den Weihnachtsmarkt im nahe gelegenen Dorf Hogsmeade spazieren, oder vor dem warmen Kamin im Gryffindorgemeinschaftsraum die kalten Glieder aufwärmen, dazu vielleicht noch eine Tasse heißer Tee. Obwohl sein bester Freund wohl eher einen Kakao getrunken hätte, er stand ja nicht so auf ‚heißes Wasser mit Fruchtgeschmack, den man eh nicht schmeckt’, wie er es so gerne nannte.

Er lächelte in den rot-golden gestreiften Schal hinein. Ja, Ron war schon Gold wert, mit allen seinen Fehlern und Macken. Auch wenn er es manchmal in Sachen Hermine übertrieb, aber das beruhte ja (glücklicherweise) auf Gegenseitigkeit.

Stattdessen stand Harry nun hier im Schneegestöber und fragte sich mal wieder, warum er die anderen so vehement abgewimmelt hatte. Denn nicht nur Ron und Hermine hatten versucht ihn zu überreden, dass er doch bei ihnen im Gemeinschaftsraum blieb. Eigentlich wollten sie nämlich erst heute Abend auf den Markt gehen. Auch die anderen hatten ihn überzeugen wollen, vor allem Ginny und Neville, die seit einem Jahr ein Paar waren. Und ein süßes noch dazu.

War es wirklich, weil er allein sein wollte? Es war aber kurz vor Weihnachten! Da wollte doch niemand mehr allein sein, es war ein Fest, das man zusammen feierte, das man zusammen vorbereitete und auch sonst etwas gemeinsam unternahm. Nicht allein.

Aber warum hatte Harry dann so das Bedürfnis gehabt, wegzulaufen? Es gab doch überhaupt keinen Grund dazu. Alle waren wie immer, lachten ausgelassen über die Witze der Wealsey-Zwillinge, die die außergewöhnliche Erlaubnis der Schulleitung bekommen hatten über Weihnachten nach Hogwarts zu kommen, scherzten und planten mit Hilfe von den beiden ihre Streiche. Schließlich waren die beiden die Streichkönige von Hogwarts – noch immer und unangefochten.

Es war doch schon immer so gewesen, warum also wollte er es dieses Jahr nicht? Zwar hatte sich vieles verändert, da sie es endlich geschafft hatten, Voldemort in einem finalen Kampf zur Strecke zu bringen, aber war das etwa ein Grund? Das war doch bereits im Sommer gewesen. Hatte es vielleicht etwas mit..?

Bei diesem Gedanken daran schüttelte der Gryffindor schnell den Kopf. Bloß nicht daran denken, hieß die Devise. Keinen einzigen Gedanken durfte er an diesen Brief verschwenden, den er vor Abreise seiner Mitschüler erhalten hatte. Viele waren dieses Jahr nach Hause zu ihren Eltern gefahren, viel mehr als sonst, auch wenn es bereits die Jahre zuvor viele gewesen waren.

Ihm machte dies jedoch nichts aus, dann war wenigstens nicht allzu viel los im Schloss und er konnte in Ruhe seine Arbeiten für den Unterricht in der Bibliothek erledigen. Auch wenn sich das mit Ron wohl schwieriger gestalten würde, als sonst. Dennoch beschäftigte ihn diese eine ganz bestimmte Sache viel mehr als er angenommen hatte.

Als Harry merkte, dass er schon wieder in Gedanken zu diesem Brief abschweifte, setzte sich der Junge wieder in Bewegung und schritt einen kleinen Trampelpfad entlang. Dieser Weg führte genau nach Hogsmeade, es war ein Weg, den nicht viele kannten und wurde daher nicht oft genutzt. Wieder ein Zeichen dafür, dass er wohl wirklich allein sein wollte.

Vielleicht würde er auf dem Markt auf andere Gedanken kommen. Außerdem brauchte er unbedingt noch zwei Geschenke, im Eifer des Gefechts hatte er nämlich glatt die Geschenke für Ron und Hermine vergessen. Und sie würden ihm das nur schwer verzeihen, auf jeden Fall Ron, bei Hermine war er sich sicher, dass er nur eine passende und vor allem glaubwürdig klingende Ausrede erfinden musste, um sie zu besänftigen. Bei Ron würde er dabei allerdings nur auf taube Ohren stoßen.

Die vorherrschende Stille, während er durch den Wald lief, tat ihm gut. Keine Menschen, die auf ihn einredeten, niemand, der ihm etwas vorschrieb, der ihm sagte, wie dies und das gemacht werden musste, um die und die Wirkung zu erzielen. Und vor allem niemand, der ihm einen verwirrenden Weihnachtsgruß noch vor Weihnachten schickte!

Harry grollte.

Das war doch einfach nicht richtig! Was hatte er denn so schlimmes verbrochen, dass man ihn dafür bestrafte, indem man seine ganze Gefühlswelt auf den Kopf stellte? Und das alles mit einem einzigen Brief!

Wie von selbst glitt seine Hand in die Jackentasche, umklammerte den Briefumschlag.

Er hatte es den anderen verheimlicht, er wollte nicht, dass jemand mitbekam, wie dieser Brief ihn aus der Bahn warf. Außerdem standen dort Dinge drin geschrieben, die sicherlich niemanden etwas angingen, außer ihn selbst natürlich. Irgendwie war es ihm schrecklich peinlich, so einen Brief bekommen zu haben. Keiner hatte je von sich erzählt, dass er einen solchen Brief bekommen hatte. Noch nicht einmal sein bester Freund hatte sich mit so etwas rühmen können – obwohl er selbst beharrlich meinte, dass es ganz und gar nicht ‚rühmlich’ war, vor allem, wenn man den Absender beachtete - und Ron war mittlerweile wirklich zu einem Frauenschwarm geworden, sie flogen förmlich auf ihn. Und auch wenn er nur Augen für eine hatte, schien das die anderen Mädchen ganz und gar nicht abzuschrecken, im Gegenteil, sie übertrafen sich beinahe jeden Tag mit neuen Ideen sein Herz zu erobern.

Vollkommen in Gedanken versunken hatte Harry gar nicht bemerkt, dass er bereits am Ende des Pfades angekommen war und hinter dem ersten Häuschen des Weihnachtsmarktes stand. So weit er das sehen konnte, war die ganze Straße mit solchen kleinen Häusern gesäumt. Zwischen ihnen wuselten geschäftig einige Menschen herum, vor den Ständen begutachteten Kunden die angebotene Ware.

Immer noch ein wenig abwesend trat er zwischen den Häusern hervor, begann nun ebenfalls das Ausgelegte zu betrachten. An dem ersten Stand, an dem der Junge vorbeilief, konnte man Kerzen kaufen, in den verschiedensten Formen und Größen. Auch Duftkerzen waren darunter. Einen Moment lang überlegte er, ob er weitergehen sollte, doch dann entschied er sich dafür, eine Kerze zu kaufen, die in ein Sektglas eingegossen wurde und nach Vanille roch, wenn man sie anzündete. Das war das passende Geschenk für Hermine. Hatte sie nicht letztens sogar erwähnt, dass Vanilleduft die Sinne entspannte?

Die drei hatten unter sich abgemacht, nicht allzu viel Geld für einander auszugeben. Denn ein gewisser rothaariger Gryffindor hatte zu verlauten gegeben, dass er mal wieder knapp bei Kasse war. Wie immer eigentlich, daher hatten sie dieses Abkommen geschlossen. Und es war nicht das erste Mal, dass Harry darüber froh war, denn dieses Jahr war es auch bei ihm ziemlich eng mit dem Geld geworden und sich von anderen Geld leihen, davon hielt er nicht viel. Auf gewisse Weise hatte er dann immer das Gefühl in dessen Schuld zu stehen, auch wenn er das Geld bereits zurückgezahlt hatte. Es war kein allzu angenehmes Gefühl.

Aber das Gefühl, das ihn jetzt wieder einholte, war noch viel grausamer. In der Menschenmenge hatte er einen blonden Haarschopf entdeckt. Wie erstarrt stand Harry da, die Tüte mit der Kerze in der einen Hand, das Wechselgeld in der anderen. Hatte der Blonde denn nicht lauthals vor seinen ach so tollen Freunden geprahlt, dass er mit seinen Eltern in die Karibik fahren würde, um dort Weihnachten zu feiern?

Was war denn jetzt los? Was machte der hier?!

Er riss sich mit Müh und Not aus der Erstarrung und huschte ungesehen hinter eines der Häuschen. Sein Herz hämmerte wie ein Presslufthammer in der Brust. Ja, dieser blonde Junge hatte ihm den Brief geschrieben. Und nun? Was sollte er jetzt machen? Einfach weiter auf dem Markt herumschlendern, auf die Gefahr hin, dass sie sich begegnen würden? Und dann? Wenn er ihn darauf ansprach? Was sollte er sagen? Alles leugnen? Sagen, dass er nie einen solchen schwachsinnigen Brief erhalten hatte? Oder etwa alles zugeben? Sagen, dass dieser Brief ihn völlig aus der Fassung brachte?

Nein, Letzteres auf gar keinen Fall. So weit kam es noch, dass er sich vor seinem ehemaligen Rivalen die Blöße von Gefühlen gab! Vor fast allen würde er dies tun, da es ja nun einmal der Wahrheit entsprach, nur eben nicht vor ihm. Zwar waren sie schon lange nicht mehr so verfeindet wie sie es zu Anfang ihrer Schulzeit war, doch Freundschaft oder einfache Bekanntschaft konnte man es auch nicht nennen. Daher sprach er immer von seinem ‚ehemaligen Erzfeind’, das kam ihm der Wahrheit am nächsten.

Immer noch schwer atmend lehnte er an der Wand, stierte die hölzerne Fassade des nächsten Häuschens an, als wären dort geheime Muster und Buchstaben versteckt, die sich sogleich in Antworten für ihn verwandelten. Doch das war natürlich nicht so, wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein.

Es verging eine Weile, in der Harry nicht wagte auch nur einen Blick zu der Menschenmasse zu werfen, in der Angst, dass der Blonde gerade in diesem Moment an ihm vorbeigehen könnte und er durch seinen Blick auf ihn aufmerksam wurde. Dennoch entspannte er sich ein wenig, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Noch immer rieselte es Schneeflocken vom Himmel, landeten sanft auf seiner geröteten Nase.

Ein Lächeln huschte über seine Lippen. Schnee hatte so etwas beruhigendes, etwas, was ein Mensch oder ein Tier ihm niemals geben könnte. Man könnte es vielleicht als momentane innere Zufriedenheit und Ausgeglichenheit beschreiben. Vielleicht war es aber auch etwas anderes, er wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Später hatte er noch genug Zeit darüber nachzudenken, außerdem würde das jetzt den Moment zerstören.

Er blendete die anderen Menschen vollkommen aus, vernahm nur den leichten Wind, der über seine Wangen strich. Nur ein Gedanke wurde er einfach nicht los: Warum schrieb Malfoy, Draco Malfoy, geborener Vorzeige-Slytherin, ihm, Harry Potter und ein Gryffindor wie er im Buche stand, einen solchen Brief?! Es war ja nicht irgendein Brief, nicht ein einfacher Weihnachtsgruß, das hätte ihn zwar auch schon stark verwundert, schließlich tauschten sie keine Nettigkeiten aus, aber gleich so einer?!

Seufzend öffnete er die Augen wieder. Es hatte ja doch keinen Sinn, darüber nachzudenken. Und den Verantwortlichen würde er sicherlich nicht ansprechen! Niemals! Vorher würde er noch einmal gegen Voldemort kämpfen!

Obwohl.. Na ja, vielleicht nicht gerade gegen Voldemort, aber er würde es auf jeden Fall noch einmal mit dem Hornschwanz aufnehmen, anstatt Malfoy auf diesen Brief anzusprechen.

Wieder wanderte seine Hand in die Manteltasche, fühlte das Papier an seinen Fingerspitzen. Als würde das Schriftstück eine magische Aura ausstrahlen, erwärmten sich seine Finger. Diese Wärme kroch weiter hoch, durch seinen Arm, bis hinauf in die rote Nase.

Hätte er es nicht besser gewusst - und würde es nicht ihn betreffen -, hätte er gesagt, dass er in Malfoy verliebt sei. So wie er den Brief immer wieder berühren musste, um sich dessen Inhalt wieder und wieder zu verdeutlichen.

Aber das war natürlich Schwachsinn. Er könnte sich niemals in seinen ehemaligen Lieblingserzfeind verlieben, das wäre ja vollkommen aus der Luft gegriffen. Außerdem hatte er in der Liebe sowieso nur Pech gehabt, erst das Desaster mit Cho und dann hatte ihn Ginny so galant abserviert, auch wenn sie dabei noch recht nett gewesen war, woher hatte er auch wissen sollen, dass Ginny und Neville schon seit einem halben Jahr heimlich zusammen gewesen waren? Na ja und daher ließ er vorerst die Finger davon.

Mittlerweile begann er nun doch zu frieren, da half auch dieses merkwürdig berauschende Gefühl, das der Brief in ihm auslöste, nichts. Daher stieß er sich von der Wand ab, machte sich auf den Weg zurück zum Schloss. Das Geschenk für Ron war schon längst vergessen. Spätestens morgen würde es ihm einfallen, nur leider zu spät. Im Moment jedoch schien ihn das herzlich wenig zu interessieren.

Der Weg nach Hogwarts war schneller zurückgelegt, als er gedacht hatte. Als er wieder aufschaute, bauten sich vor ihm bereits die mächtigen Tore des Schlosses auf. Das Gebäude sah im Winter einfach am schönsten aus, vor allem wenn es dunkeln wurde und das Schloss von innen heraus in die Nacht leuchtete. Bei so einem Anblick wurde man schon mal sentimental, sogar der Bezwinger Voldemorts. Auch wenn es jetzt noch nicht dunkel war, sah es traumhaft aus. Der Schnee schien die Zinnen beinahe liebevoll zu umgarnen, wie er sanft an ihnen vorbei flog.

Lächelnd schüttelte er den Kopf, legte die letzten paar Meter zum Tor durch den Kniehohen Schnee zurück. In der Halle angekommen, klopfte er sich die Schneeflocken vom Mantel, ging dann gemütlich in Richtung Gryffindorturm. Wahrscheinlich würde er ein paar Umwege nehmen, bevor er fort hingelangen würde, denn er fühlte sich noch nicht in der Lage seinen Freunden Rede und Antwort zu stehen. Und sie würden ganz sicherlich nicht auf ihn Rücksicht nehmen, schließlich wussten sie ja auch nicht, warum. Und Harry würde sich hüten, es ihnen zu sagen!

Sein Weg hatte ihn in die Nähe vom Raum der Wünsche gebracht. Dort könnte er sich eigentlich hineinsetzen und ausruhen. Das würde auf jeden Fall seinen müden Beinen gut tun. Doch gerade als Harry schon in die Richtung weitergehen wollte, sah er ihn wieder. Am Ende des Ganges stand er und hatte ihm den Rücken gekehrt, sprach mit einem anderen Jungen.

Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Ganz plötzlich ohne jede Vorwarnung.

Es wäre jetzt wohl besser, wenn er gehen würde, bevor noch etwas Peinliches passieren würde. Wie zum Beispiel beim Starren erwischt zu werden. Nur schien heute wohl nicht Harrys Glückstag zu sein, denn je mehr er sich wegbewegen wollte, desto fester schien er am Boden festzukleben. Auch seinen Blick konnte er nicht von dem Blonden wenden.

Und – wie hätte es auch anders sein sollen? – deutete der Junge, mit dem Malfoy geredet hatte, mit einem Kopfnicken auf ihn. Malfoy wandte sich um, starrte zurück. Auf diese Entfernung konnte Harry nicht sagen, was die Miene des anderen verriet, aber allein der Gedanke, dass er ihn anschaute, brachte sein Herz zum Rasen und ließ sein Gehirn auf Durchzug schalten. Hätte man ihm in diesem Zustand ins Ohr geschrieen, er hätte es wohl ganz einfach nicht gemerkt.

Noch immer wie in Trance drehte sich der Blonde jetzt um, winkte dem anderen kurz zu und verschwand danach hinter der nächsten Ecke. Hätte Harry wirklich die Kontrolle über sich verloren, würde er dem Slytherin hinterher rennen. Aber noch bevor er einen Schritt machen konnte, erlangte er die Herrschaft über seinen Körper und die dazugehörigen Sinne wieder. Ohne noch länger zu warten, wirbelte Harry auf dem Absatz herum, rannte, was seine müden Beine noch hergaben. Nur schnell zum Gryffindorturm und dort ab ins Bett! Denn da konnte sich kein Slytherin hinverirren! Und vor allem kein blonder Slytherin, mit einer für einen Jungen sehr ordentlichen Handschrift!

Kurz vor dem Porträt der fetten Dame kam er schlitternd zum Stillstand. Er keuchte noch, würgte jedoch rasch das Passwort hervor, das diese Woche ‚Amor viri fortissimi’ hieß. Wer kam eigentlich immer auf solche schwachsinnigen Passwörter?! (Übersetzung: Liebe des/eines Helden)

Das Gemälde schwang zur Seite und gab den Durchgang in den Gemeinschaftsraum frei. Hastig schlüpfte Harry hinein, sah schon von weitem, dass seine Freunde noch alle darin saßen und sich beschäftigten. Erst jetzt bemerkte er, dass er immer noch die Tüte mit der Kerze in der Hand hielt. Mit einem nachlässigen Schwung seines Zauberstabes verkleinerte sich das Gepäck und er ließ es in die andere Manteltasche gleiten. Ja nicht zu seinem Brief.

Und jetzt hieß es Coolness bewahren. Nur wie, wenn man gerade einen halben Herzinfarkt bekommen hatte, weil man eine bestimmte Person aus einem halben Kilometer Entfernung gesehen hatte?! Ok, vielleicht übertrieb er es in diesem Falle, aber es waren mindestens hundert Meter gewesen.

Da sollte ihm noch mal jemand sagen, das Leben ohne Voldemort sei ein Kinderspiel. Der würde die Faust des Helden höchstpersönlich in seinem Gesicht spüren.

Aber wieder zurück zu Harrys Problemchen. Wie sollte er jetzt unbemerkt an seinen Freunden vorbeikommen? Denn sie würden es sich sicherlich nicht nehmen lassen, ihn auszufragen, wo er gewesen sei. Und nun?

Er stand wieder wie angewurzelt da, stierte seine Freunde an, die mittlerweile auf ihn aufmerksam geworden waren.

„Hey Harry! Da bist du ja wieder! Komm setz dich zu uns!“, rief das braunhaarige Mädchen, klopfte neben sich auf den freien Platz auf dem roten Sofa.

„Ähm.. Nee, Leute. Ich brauch noch ein bisschen Ruhe.. Ich.. äh.. komm dann später zu euch runter.“, sagte er. Wie geistreich. Das kauften sie ihm in hundert Jahren doch nicht ab.

„Na gut.“, meinte das Mädchen Schulter zuckend, griff nach einem aufgeschlagenen Buch, das auf dem niedrigen Tisch lag.

Der rothaarige Junge, genannt Ron, widmete sich nach dieser kurzen Unterbrechung auch wieder seinem Gespräch, das er mit Dean und Seamus führte. Verdutzt stand Harry noch da, wusste nicht wie ihm geschah. Sie ließen ihn einfach in Ruhe? Ohne irgendwelche Fragen?

Und obwohl er ziemlich misstrauisch gegenüber dieser Anwandlung von freundschaftlichem Verständnis war, ließ er sich nichts mehr anmerken und schlich sich hoch in den Jungenschlafsaal. Wahrscheinlich würden sie sich nachher wie Geier auf ihn stürzen, aber das konnte warten.

Vorerst sollte er sich um seinen derzeitigen seelischen Zustand kümmern und um diesen stand es gerade ziemlich schlecht. Es war ja schließlich nicht normal, dass man Herzrasen und Schweißhände bekam, wenn man seinen ehemaligen Erzfeind gesehen hatte. Oder etwa doch? Hatte Harry da irgendwas verpasst?

Seufzend schloss er die Tür hinter sich, zog den Mantel aus und legte ihn über eine Stuhllehne. Danach kramte er in den beiden Jackentaschen, nahm aus der einen die verkleinerte Tüte heraus und aus der anderen den Brief. Wie Feuer brannte er, so dass Harry ihn nur rasch aufs Bett warf. Die Tüte verstaute er hingegen sorgfältig im hintersten Eck seines Koffers.

Er saß noch eine Weile auf dem Boden, dann zog er sich am Bettpfosten hoch, aber nur um sich vornüber in das Bett fallen zu lassen. Seine Hand tastete nach dem Kissen und zog es heran. In Gedanken versunken vergrub er sein Gesicht darin.

Vielleicht sollte er sich einfach keine Gedanken darüber machen, das wäre das Leichteste. Nur leider war das nicht so, wie er sich das vorgestellt hatte, denn immer und immer wieder erschien der Text in seinem Kopf, als wolle er ihn triezen, so wie es Malfoy vor noch gut einem Jahr gemacht hatte.

Gerade als ihm dies durch den Kopf gegangen war, sprang Harry auf. „Das ist es! Ich hab’s! Er hat den Brief verhext!“, rief er aus, schnappte sich den Brief und seinen Zauberstab. Im Schneidersitz setzte er sich wieder auf das Bett und fixierte das Schriftstück. Wenn es rein äußerlich nichts aufwies, dann musste das eben mit Zaubern geprüft werden. Harry murmelte einen Spruch, der eventuelle Gefahren aufdecken sollte. Die Zauberstabspitze glimmte rötlich auf, ging auf den Brief über. Doch nichts weiter geschah, das rote Licht verblasste.

Harry grummelte.

Da musste doch etwas sein! Malfoy konnte den Brief doch nicht wirklich so gemeint haben, wie er ihn geschrieben hatte! Nie und nimmer!

Noch weitere zehn Minuten saß er da, probierte alle möglichen Warnsprüche aus, die er in seiner 6-jährigen Schullaufbahn gelernt hatte. Aber nichts, rein gar nichts geschah, außer dass die Zauber wirkungslos daran abprallten. Ziemlich angesäuert öffnete Harry nochmals den Brief – er hatte ihn bisher nur ein einziges Mal geöffnet und gelesen -, um den Brief an sich zu überprüfen. Schließlich sollte man die Flinte nie so schnell ins Korn werfen.

Er wandte den Brief in seinen Fingern, starrte auf das Büttenpapier, das ihn beinahe hämisch angrinste. Obwohl ein Stück flachgedrücktes Holz einen eigentlich nicht angrinsen konnte und schon gar nicht hämisch, aber das ließ Harry einfach mal außen vor. Er lebte ja hier in der Zaubererwelt, da konnte so etwas doch mal vorkommen.

Seine Finger zitterten, als er den Brief aus dem Umschlag zog. Alle seine Sinne waren aufs Äußerste angespannt. Okay, ganz ruhig.. Jetzt nur noch zwei, drei Bewegungen dann würde die Schrift, die äußerst schön geschwungene Schrift wohl gemerkt, zu sehen sein. Gerade als er die erste Bewegung machen wollte, wurde die Tür aufgerissen und knallte gegen die Wand.

Mit einem lauten Aufschrei fiel Harry seitlich vom Bett, den Brief hatte er vor Schreck losgelassen, so dass er sanft zurück auf das Bett segelte.

„Oh Harry! Tut mir Leid! Ist alles in Ordnung?“ Nevilles Stimme kam von oben. Sterne tanzten vor seinen Augen. „Neville? Bist du das?“, fragte er, setzte sich auf und rückte die Brille auf der Nase zurecht. Ein braunhaariger Junge erschien in seinem Sichtfeld. Er hatte einen dunkelblauen Pullover an und eine Jeans, da Ferien waren brauchten sie ja keine Schulrobe zu tragen. Aber es war eindeutig Neville, denn er hatte eine Socke auf der falschen Seite an. „Ja, ich bin’s.“

Harry wurde eine Hand hingehalten, die er dankbar annahm und sich auf die Beine ziehen ließ. „Wo warst du? Ich hab dich grad gar nicht im Gemeinschaftsraum gesehen.“

Neville lächelte nervös, so wie er es fast immer tat, sein Blick irrte im Raum herum. Erst jetzt bemerkte Harry, dass die Wangen und die Nase des Jungen knallrot waren. Wahrscheinlich hatte er draußen mit ein paar anderen eine Schneeballschlacht veranstaltet, oder so.

„Ich.. ähm.. Ich war grad noch ein bisschen.. ähm..“, noch bevor er sich eine Ausrede ausdenken konnte, erblickte er den Brief auf dem Bett.

„H..hey, sieh mal! Ist der Brief für dich? Ach, war das der, den Ron dir vor der Abfahrt der anderen gegeben hatte?“, lenkte er rasch ab, wollte nach dem Brief greifen. Aber Harry war schneller.

„Äh.. Nein, das ist ein Brief von.. von Hagrid! Ja, genau ein Brief von Hagrid.“, haspelte er, froh, dass er so schnell eine einleuchtende Antwort gefunden hatte. Neville jedoch schien neugierig geworden zu sein, denn in seinen Augen blitzte es auf. Nichts Gutes ahnend verstaute Harry den Brief wieder in dem Umschlag, ließ den Braunhaarigen dabei keinen Moment aus den Augen.

Als er jedoch einen Mini-Augenblick nicht aufgepasst hatte, schnellte Nevilles Hand vor und mit dem Brief raste er aus dem Raum. Völlig perplex stand Harry noch eine Sekunde da, bis es in sein Gehirn gesickert war, was gerade passiert war.

„NEVILLE!!“, schrie er, hastete dem Jungen hinterher. Er sah gerade noch, wie er die letzte Stufe hinunter sprang und den anderen zurief: „Ich hab ihn, Leute! Ich hab ihn!“

Aufgeregtes Stimmengemurmel, darunter auch Rons: „Los, mach ihn auf, lasst uns lesen, warum Harry so durch den Wind ist!“

Gerade in diesem Moment kam Harry die Treppen hinunter gestürzt. „Wagt es und ihr seht Voldemort wieder!“, brüllte er, stürzte sich auf seine Freunde. Die Creevey-Brüder waren jedoch schneller. Sie schnappten sich den Brief und rannten auf das Porträtloch zu.

„Verdammt, nein!“ Harrys Stimme klang schon beinahe panisch. Er rappelte sich vom Boden auf, rannte ihnen hinterher. Seinen Zauberstab hatte er natürlich nicht dabei, der lag immer noch friedlich auf Harrys Bett.

Wenn die Brüder den Brief lasen, oder noch schlimmer, an irgendjemand weitergaben, vielleicht an Parvati oder Lavander, die Klatschtanten vom Dienst, dann war er geliefert! Und zwar für den Rest seiner Hogwartslaufbahn!

In seinem Kopf spukten schon massenhaft Horrorvisionen herum, als er die beiden Knirpse endlich eingeholt hatte. Er packte jeweils einen am Kragen und funkelte sie abwechselnd an.

„Und jetzt her mit dem Brief!“, zischte er, doch Collin, der Ältere, lachte nur auf, holte seine Kamera aus der Manteltasche und schoss ein Foto. Zum zweiten Mal an diesem Tag tanzten ihm Sternchen vor den Augen, doch er dachte gar nicht daran, einen der beiden loszulassen.

Stattdessen starrte er sie weiter wütend an.

„Den Brief!“, brachte er zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor, aber diesmal lachten sie sogar beide.

„Wir haben ihn doch gar nicht!“, kicherte Collin, zeigte seine leeren Hände, ebenso sein kleiner Brüder. Nachdem Harry die beiden runtergelassen hatte und auch ihre Manteltaschen durchsucht hatte, musste er zugeben, dass die beiden nicht logen.

„Ein Ablenkungsmanöver!“, hauchte Harry geschockt, worauf die Brüder noch lauter kicherten und sich eiligst verzogen.

„Scheiße!“, fluchte Harry, versuchte sich rasch zu orientieren. Er befand sich im Gang, der zum Wahrsage-Turm führte. Also ein ziemliches Stück weit weg vom Gryffindorturm. Bis er im Gemeinschaftsraum ankommen würde, hätte jeder dort seinen Brief mindestens dreimal gelesen! Welch Blamage! Niemals mehr könnte er den anderen ins Gesicht sehen, ohne dass er sich schämen müsste! Obwohl.. War das nicht alles Malfoys Schuld? Er hatte doch den Brief geschrieben und ihn an Ron gegeben, damit dieser den Brief an ihn weitergab.

Aber Moment..! Wieso hatte Ron sich nicht geweigert, einen Brief von Malfoy anzunehmen? Die beiden hassten sich doch bis aufs Blut! Denn obwohl Harry und Malfoy einigermaßen Frieden geschlossen hatten, war die ‚Beziehung’ zwischen den beiden gleich geblieben.

Aber das half ihm ja jetzt auch nicht weiter. Am besten er ging für heute gar nicht mehr zurück nach Gryffindor, dort würden ja nur seine Freunde auf ihn warten, um noch ein paar letzte Antworten zu erhalten.

Statt nun zum Gryffindorturm zu gehen, begab sich der Dunkelhaarige in Richtung große Halle. Keine Ahnung, was er da wollte, vielleicht..? Nein, er hatte wirklich keinen blassen Schimmer, was er da wollte.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Narutofan
2008-02-12T11:07:05+00:00 12.02.2008 12:07
der arme Harry,hoffentlich bekommt er keinen Herzinfakt.Erst trifft er Malfoy, dann wird ihm der Brief geklaut... und dann?ja, dafür muss ich erstmal weiterlesen^^bis dann
Von: abgemeldet
2007-05-29T17:35:59+00:00 29.05.2007 19:35
Voll super FF!!! Schreibst no ane??

baba
Kagome-chama
Von:  Rejah
2007-01-03T13:48:08+00:00 03.01.2007 14:48
moin ^^
geil, besondres der letzte satz xD
Von:  Marron-chan
2007-01-03T00:10:54+00:00 03.01.2007 01:10
das ist ja toll :) kannst du nicht noch verlänger *lieb guck* das war so supi ^^ und so sssüüüüüsssssssss *mehr will*

cuu Marron-chan
Von: abgemeldet
2007-01-01T14:17:32+00:00 01.01.2007 15:17
suuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuupi klasse
gehts noch weiter??
wäre echt toll
Von:  Lu_MrsMalfoy
2006-12-25T21:59:38+00:00 25.12.2006 22:59
man, aber verraten was in dem brief steht tust du nich, das is fies^^
aber ich freu mich darauf wenn es wenn es weiter geht^^
sachste mir bescheid?
baba
lu


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