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Bittersweet harmony

Belated realisation and the diary of a genius.
von

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Bittersweet harmony

Vorwort:

Serie: Death Note

Charaktere: Raito, L

Genre: Death, Dark

Ziel: Meinem Widmer Tränen in die Augen locken
 

Irgendwie werden meine Fanfics immer länger.. Das Foto ist extra im Text verlinkt, da ein Wechseln in die Charakterabteilung die Stimmung an dieser Stelle extrem zerstören würde.
 

Bitter Sweet Harmony
 

Die Bodendielen knarrten unter seinen Füßen, als sich der Junge vorsichtig durch den abgedunkelten Raum tastete. Staub wirbelte in dem fahlen Sonnenlicht, das durch die herunter gelassenen Jalousien drang. Es wirkte gespenstisch kalt. Raito sah sich um. Das war der Raum, in dem er gelebt hatte. In einer der Ecken stand ein Bett, die Matratze war durchgelegen. Langsam steuerte der Junge darauf zu und betrachtete die Mulde, in der der Detektiv wohl geschlafen haben musste. Seine Hand berührte den erkalteten Stoff. „Da warst du so reich… und hast in so einem Raum gelebt.“ Der Raum sah aus, als habe der junge Mann ihn nur zum Übernachten genutzt. Außer dem Bett befanden sich nur noch ein paar zerstreute Dokumente auf dem Boden. Raito schüttelte den Kopf und stand langsam wieder auf. Er durchquerte den Raum und lauschte dabei auf seine widerhallenden Schritte. Plötzlich erstarrte er. Er sah auf den Boden und trat wieder auf die Diele, die eben noch merkwürdig dumpf geklungen hatte. Tatsächlich. Raito kniete sich hin und klopfte mit den Handknöcheln auf das Holz. Es klang hohl. Er schob die Finger unter die Diele und war überrascht wie leicht er sie anheben konnte. Darunter war das Füllmaterial weggekratzt worden und in der Mitte lag, sorgsam in einer durchsichtigen Tüte aufbewahrt, ein dunkelblaues Tagebuch. Raito hob es hoch und sah es ungläubig an. L… und ein Tagebuch? Raito schlug es auf.
 

28.11.2003

In Japan ereignete sich ein seltsamer Mordfall. Ein Kindergartenentführer verstarb plötzlich an Herzversagen. Es könnte ein Zufall sein. Ich beobachte die Sache erst einmal weiter.
 

Er hatte also Tagebuch über den KIRA-Fall geführt. Vom ersten Mord an. Wie ein Kind, das fasziniert ein neues Spielzeug betrachtete. Raito schüttelte den Kopf und fuhr mit den Fingern über die beschriebenen Seiten.
 

05.12.2003

Ich wusste es. Es ist kein Zufall. Es gibt einen Mörder, der Menschen ohne eigene physische Anwesenheit töten kann. Ein interessanter Fall. Japan. Der Mörder ist in Japan. Ich werde Watari bitten für mich eine Reise zu buchen, ich möchte vor Ort ermitteln.
 

Noch heute Abend werde ich England verlassen und nach Japan reisen. Der Flug dauert 18 Stunden, Zeit, um zu recherchieren. Auf Watari ist Verlass, die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände sind gepackt, ein Hotel vor Ort ist bereits gebucht. Interpol wird um meine Hilfe bitten. Sie sollen sie bekommen. Der Mörder hat einen Namen erhalten: KIRA, abgeleitet von dem englischen Wort „Killer“. Welch grausame Ironie.
 

06.12.2003

Japan. Ich war lange nicht mehr hier. Die Ankunft war eine Umstellung und damit meine ich nicht nur die meiner Armbanduhr. Bereits heute Abend ist die Interpol-Konferenz, an der ich meine Anwesenheit in diesem Fall mitteilen werde. Ich denke, dieser Fall wird nicht lange dauern. KIRA wird bald gefasst sein.
 

Raito sah auf die Zeilen vor sich und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. L war wirklich sehr siegessicher gewesen. Aber er schrieb ausführlich. Vielleicht war dieses Tagebuch doch interessanter als er anfangs gedacht hatte. Raito hockte sich im Schneidersitz auf den Boden und blätterte um.
 

06.12.2003

Interpol ist erleichtert darüber, dass ich bereits in dem Fall ermittele. Ich habe KIRA herausgefordert. Dieser Fall bewegt eine merkwürdige Euphorie in mir. Meinen Ermittlungen zu Folge benötigt KIRA zum Töten zumindest das Gesicht seines Opfers, wahrscheinlich auch seinen vollen Namen. Solange ich mich hinter dem Monitor verborgen halte, wird KIRA mich also nicht töten können. Aber wenn er mich töten will, muss er zwangsläufig aus seinem Versteck. KIRA. Du wirst schon bald vor Gericht stehen.
 

Raito saß vor seinem Fernseher und sah auf den schwarzhaarigen Mann, der sich als Lind L. Tailor vorstellte. „Besser bekannt als L.“ Die Stimme des Mannes war fest und zitterte nicht. Raito neigte den Kopf leicht zur Seite. „Die Polizeikräfte weltweit unterstehen meiner alleinigen Führung. Ich hoffe dabei besonders auf die Mithilfe unserer japanischen Kollegen, denn KIRA hält sich mit ziemlicher Sicherheit in Japan auf. Warum werde ich Ihnen schon bald in einer direkten Konfrontation mit dem Täter beweisen. Fest steht, dass wir es hier mit dem brutalsten Verbrechen seit Menschengedenken zu tun haben. KIRA. Du rechtfertigst deine Taten vielleicht, doch das, was du tust ist BÖSE!“ Raitos Augen weiteten sich etwas. „Ich und böse…?“ flüsterte er leise. „Ich bin gerecht! Ich rette die Hilflosen vor den Verbrechern!“ Seine Finger griffen nach dem Death Note. „Du willst mich stellen? Solange ich das Death Note habe, wird dir das nicht gelingen. Du bist aber auch wirklich zu dumm, L. Wärst du etwas cleverer gewesen, wäre das richtig amüsant geworden.“ Der Stift strich über das Papier, schrieb die Worte ‚Lind L. Tailor’ quer über die gesamte Seite. Raito lehnte sich zurück, starrte weiterhin fest auf den Fernseher. „Die Welt wird sehen, was mit denen passiert, die sich dem Gott der neuen Weltordnung widersetzen. Leb wohl, L. Noch 40 Sekunden… 20…5…4…3…2…1…“ Lind L. Tailor bäumte sich auf, seine großen Hände gruben sich tief in den Stoff seines Jacketts. Er hustete und brach schließlich auf dem Schreibtisch zusammen. „Hehe… Aha… Hahahaha…! Damit hast du nicht gerechnet, was, L?“ Raito lachte auf. „Was…?“ Der Bildschirm wurde schneeweiß, ein geschwungenes L prangte auf der Fläche, auf der eben noch die Leiche von Lind L. Tailor zu sehen gewesen war. „Un… Unglaublich. Ich hatte so etwas vermutet, daher dieser Test… KIRA. Du kannst also töten ohne selbst vor Ort zu sein. Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen, würde ich es nicht glauben. Hör gut zu, KIRA. Wenn du es warst, der den im Fernsehen gezeigten Lind L. Tailor getötet hat: Dieser Mann war ein zum Tode verurteilter Straftäter. Über ihn wurde weder im Fernsehen, noch im Internet oder im Radio berichtet. Selbst du konntest von seiner Existenz nicht wissen. Aber L existiert wirklich. ICH existiere wirklich. Los! Versuch mich zu töten! Na los, lass mich nicht warten! Los, mach schon! Versuch mich zu töten! Oder kannst du das etwa nicht? Aus irgendeinem Grund kannst du mich offenbar nicht töten. Danke für diese wichtige Information. Als Gegenzug verrate ich dir auch etwas. Diese Sendung wurde nicht wie anfangs erwähnt in ganz Japan ausgestrahlt, sondern nur in der Kanto-Region. Ich hatte eigentlich vor sie mit etwas Verzögerung auch in den anderen Teilen Japans auszustrahlen, doch das ist nun nicht mehr nötig. Du befindest dich in Kanto. Wie ich darauf komme, dass du überhaupt in Japan bist? Nun…“ Das schwarze L verschwand. An seine Stelle trat ein Bild des Kindergartenamokläufers. „Diesem Fall wurde nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt und im Vergleich zu deinen anderen Opfern war die Schuld dieses Mannes sehr gering. Außerdem wurde über diesen Fall nur in Japan berichtet. Das war für mich Beweis genug. Du hältst dich in Japan auf und dieser Mann war nur dein erster Test.“ Das schwarze L war wieder da. Raito sah es mit tiefster Abneigung an. Seine Unterlippe bebte. „Wir haben diese Übertragung zuerst in Kanto ausgestrahlt, weil dort die Bevölkerungsdichte am größten ist. Dass du wirklich dort bist, war ein Glückstreffer. KIRA. Ich bin wirklich sehr daran interessiert auf welche Art du deine Opfer tötest. Aber das werde ich schon bald erfahren, wenn ich dich verhaftet habe!“ „Er… will mich verhaften?“ Raitos Stimme troff vor Hass. Langsam wandte er seine kalten Augen zu dem Fernseher. „L…“ „KIRA…Ich werde dich finden und aus dem Verkehr ziehen, das schwöre ich! Ich bin… Gerechtigkeit!... Bis zum nächsten Mal, KIRA.“
 

08.12.2003

Eine undichte Stelle bei der Polizei. Ich sagte, KIRA müsse ein Schüler sein, weil die Todeszeitpunkte darauf schließen lassen. Prompt ereignet sich zu jeder vollen Stunde ein Mord. KIRA weiß also über unseren Ermittlungsstand Bescheid. Es war zu erwarten, dass bei so vielen Menschen irgendwo Verräter sein müssen. Ich werde mich zurück halten und warten, bis nur noch die übrig sind, denen ich wirklich vertrauen kann.

Die Chance besteht, dass KIRA einer im Umfeld der ermittelten Polizisten ist. Ich muss mir etwas einfallen lassen.
 

10.12.2003

Das FBI versicherte mir seine Unterstützung und entsendet 4 Teams zu je 3 Personen, die fortan alle möglichen Täter im Umfeld der Polizei beschatten werden. Natürlich wird die Polizei davon nichts mitkriegen dürfen, das wäre ein fataler Rückschlag in ihrem Vertrauen zu mir.

KIRA scheint zu experimentieren. Seine Tötungsmethoden werden exotischer und beschränken sich nicht mehr nur auf Herzversagen. Das könnte bedeuten, dass uns einige seiner Morde nicht mehr auffallen. Einer der Toten hat eine Nachricht hinterlassen, die an mich gerichtet sein könnte. Mich würde interessieren, welche Kraft KIRA besitzt.
 

Ja, das hätte er wohl gerne gewusst. Raitos Blick war starr auf die Seiten gerichtet. Letztlich hatte L es nie wirklich verstanden. Er hatte einfach zu fair gespielt.
 

14.12.2003

Die 12 FBI-Agenten kamen an. Ich und der Direktor des FBI sind die Einzigen, die die Namen der Teams kennen.

Belle, Haley

Copen, Fridge

Denote, Toors

Funderrem, Ale

Guntair, Freddi

Nasberg, Nikola

Penber, Raye

Sekllet, Bess

Sevenster, Girela

Staek, Knick

Weekwood, Arire

Zapack, Lian
 

19.12.2003

Weitere Experimente und eine neue Nachricht an mich. Ich wüsste gerne, was in KIRAs Kopf vorgeht. Hält er das, was er tut, für Gerecht? Ich glaube ja. Er erwidert meine Angriffe stets mit Gegenangriffen. Wie ein verspieltes Kind reagiert er auf meine Aktionen, als wolle er mich vorführen und zum Narren halten. KIRA. Versuchst du mich aus meinem Versteck zu locken? Es schmerzt mich, aber wir sind uns ähnlicher als ich Anfangs dachte. Das verspricht interessant zu werden. Ich wüsste gerne, wie du aussiehst.
 

27.12.2003

Sie sind tot. Die FBI-Agenten sind tot. KIRA, ohne Zweifel. Das Vertrauen der Polizei sinkt, die meisten sind von dem Fall abgesprungen. Selbst die übrigen Polizisten, die noch den Mut haben gegen KIRA zu ermitteln, zweifeln. Mir bleibt keine andere Wahl. Ich muss mich erstmals als L vor Menschen zeigen. Wenn KIRA das mitkriegt, wird er sofort versuchen mein Gesicht zu sehen. Es ist möglich, dass KIRA einer der Polizisten ist. Aber selbst wenn er mein Gesicht sieht, fehlt ihm immer noch mein Name.

Ich hätte mich vielleicht weniger um die merkwürdigen Nachrichten an mich kümmern sollen, sondern eher um die FBI-Agenten. Die Nachricht ist komplett und so lächerlich, dass es mich selbst ärgert. Sie lautet:

„Wer hätte das gedacht, L? Todesgötter essen nur Äpfel.“

Es ist eine Vorführung, nicht mehr. Oder will mir KIRA damit sagen, dass es Todesgötter wirklich gibt? Was für eine alberne Vorstellung. KIRA ist noch kindischer als ich dachte.
 

Raito knirschte mit den Zähnen und sah das Buch an. Kindisch? Nun gut. Einem Toten konnte er seine Meinung nicht mehr übel nehmen. Der braunhaarige Junge sah nach und stellte überrascht fest, dass die hinteren Seiten wesentlich mehr Text enthielten als die vorigen. Was hatte L da so viel aufgeschrieben? Raito wurde neugierig und las weiter.
 

28.12.2003

Ich habe den übrigen sechs Polizisten mitgeteilt, dass ich mich mit ihnen treffen möchte. Jetzt erwarte ich ihre Ankunft. Eine unerwartete Wendung. Menschen in meiner Gegenwart machen mich nervös.
 

Keiner von ihnen ist KIRA. Einer fehlte. Jetzt sind wir also sieben im Kampf gegen KIRA. Die Ermittlungszentrale wurde in meinem Hotelzimmer errichtet. Ich habe gebeten in den Häusern der beiden Familien mit Kindern Überwachungskameras und Abhörgeräte zu installieren. Es ist nach wie vor möglich, dass KIRA ein Student oder Schüler ist. Watari wird die Installation in den Häusern der Familie Yagami und Kitamura morgen vornehmen.
 

30.12.2003

Die Kameras sind installiert, die Oberservierung der Yagami-Familie übernehmen Soichiro Yagami und ich, die Überwachung der Kitamura-Familie teilen sich die vier restlichen Polizisten. Besonderes Interesse gilt dem Sohn der Familie Yagami. Er war einer der zu überwachenden Objekte von Raye Penber, zudem ein erstklassiger Schüler. Er passt zu meiner bisherigen Theorie bezüglich KIRA.
 

06.01.2004

Ich habe die Observierung mit den Kameras abgebrochen. Entweder ist keiner der Verdächtigen KIRA, oder KIRA hat meine Überwachung bemerkt.
 

Raito wusste von den Kameras, doch sie waren so geschickt arrangiert, dass der Junge keinen toten Winkel fand. Aber er hatte vorgesorgt. Seine rechte Hand bewegte sich über sein Schulheft, notierte sorgsam Zeichen um Zeichen, während seine linke Hand in einer Chisptüte steckte. L würde annehmen, dass er beim Lernen nur naschte, doch in Wahrheit befanden sich in der Tüte ein Mini-Fernseher und eine Seite des Death Notes. Raitos Blick in die Tüte war nicht auffällig, er durfte nur seine Hand nicht zu sehr bewegen. L hielt sich für schlau, doch Raito konnte ihn überführen. Keine der Kameras war in der Lage in die Tüte zu filmen. Raito grinste leicht und schob einen Chips zwischen seine Lippen.
 

15.01.2004

Die Verlobte von Raye Penber ist verstorben. Suizid, laut Obduktion. Doch in mir regen sich Zweifel. Es könnte KIRAs Werk sein. Es hat keinen Sinn. Ich werde an der Aufnahmeprüfung der To-Oh Universität teilnehmen und die direkte Konfrontation mit Raito Yagami suchen.
 

01.03.2004

Die Aufnahmeprüfungen beginnen heute und laufen bis zum 01.04.2004. Ich habe mich mit dem Namen ‚Hideki Ryuuga’ angemeldet.
 

Es war zu erwarten, dass die Prüfungen keine Herausforderung sind. Raito Yagami. Ich komme nicht umhin, zuzugeben, dass er hübsch ist.
 

Raito saß in einer der mittleren Reihen am Gang und starrte auf die umgedrehten Blätter vor sich. Das war also die Prüfung, auf die er so lange gelernt hatte. Im Endeffekt würde sie leicht sein. Der Prüfer ging an ihm vorbei und hob genau neben ihm den Kopf. Raito sah aus den Augenwinkeln nach oben. „Hey, du da! Nummer 162! Setz dich anständig hin!“ Raito blinzelte leicht. Es gab bei der Prüfung feste Regeln wie man sich zu setzen hatte und was noch alles auf dem Tisch liegen durfte. Wer war so dreist sich gegen diese Regeln zu wehren? Raito wandte sich um und sah nach hinten. Drei Reihen von ihm entfernt hockte ein junger Mann mit schwarzen, zerzausten Haaren, einem viel zu weiten, weißen Pullover und einer blauen Jeans. Doch das wirklich auffällige an ihm, war seine wirklich merkwürdige Sitzhaltung: Er hatte die Beine eng an seinem Oberkörper angewinkelt, seine blanken Füße lehnten gegen die Tischkante. Raito konnte sehen, wie er die Zehen leicht bewegte, bevor er den Kopf hob und ihn ansah. Seine Augen waren tiefschwarz und wirkten leer.
 

01.04.2004

Einschulung. Die Willkommensrede an der To-Oh Universität habe ich mir mit Raito Yagami teilen müssen, wir haben beide 100% in den Prüfungen. Ich wusste, dass er ein Genie ist. Seine Reaktion darauf, dass ich L bin, war sehr gelassen. Er verbirgt seine Gefühle, ich kann aus seinen Augen nichts herauslesen. Er ist perfekt. Ich muss versuchen eine Freundschaft aufzubauen.
 

Raito wartete auf einem der unbequemen Klappstühle. Er war nicht aufgeregt. Er wusste, dass er derjenige mit dem höchsten Ergebnis war und er folglich die Eröffnungsrede halten durfte. „Herzlich Willkommen an der To-Oh Universität, liebe Neuzugänge.“ Raito hob den Blick und setzte sich bereits so hin, dass es ihm möglich war, schnell aufzustehen. „Dieses Jahr wird die Eröffnungsrede von zwei erfolgreichen Prüflingen gehalten, deren exakt gleiche Punktzahl uns zu diesem Entschluss haben kommen lassen.“ Raitos Miene verzog sich nur um Millimeter. Ein zweiter Student mit der gleichen Punktzahl wie er? Das konnte einfach nicht sein! Seine Hand ballte sich zu einer Faust. „Der erste Redner ist Raito Yagami.“ „Jawohl“ sagte Raito diskret und erhob sich, blieb gerade neben seinem Stuhl stehen. „Der zweite Redner ist Hideki Ryuuga.“ „Oh… Ja.“ Raito konnte nicht sagen, ob sich die übrigen wegen dem Namen umdrehten oder wegen der unhöflichen Bestätigung. Die Halle summte wie ein Bienenstock, besonders die Stimmen der Mädchen waren lauter geworden. Raito kannte Hideki Ryuuga durch seine Schwester, der Mann war ein angesehener und sehr beliebter Schauspieler. Doch dieser Hideki Ryuuga hatte nichts mit seinem berühmten Gleichnamigen gemeinsam. Es war die Nummer 162, die auf so merkwürdige Art und Weise in der Prüfung hinter Raito gesessen hatte.
 

Der junge Mann sah aus, als wäre er fehl am Platz. Er hielt die Rede mit zwei Fingern an je einer Ecke fest und las mit klarer Stimme vor. Raito, der seinen Teil der Rede bereits gehalten hatte, beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. „…so heißen wir alle Studenten an der To-Oh herzlich Willkommen und wünschen Ihnen viel Erfolg in unserem Hause. Die Eröffnungsrede wurde gehalten von Yagami, Raito und Ryuuga, Hideki.“ Hideki Ryuuga legte die Rede wieder hin und kratzte sich im Nacken, während sich Raito höflich vor der applaudierenden Menge verneigte. Sie wandten sich ab, gingen beide hintereinander die Treppen des Podiums herunter. „Raito Yagami. Sohn von Soichiro Yagami, führender Kommissar bei der NPA.“ Raito ging weiter ohne sich anmerken zu lassen, wie sehr ihn dieser Junge hinter ihm aus der Fassung brachte. „Du hast denselben, tiefen Gerechtigkeitssinn wie dein Vater. Du möchtest nach Abschluss deines Studiums im Polizeigewerbe arbeiten. Deine Auffassungsgabe und deine Kunst zu kombinieren sind im KIRA-Fall von großer Bedeutung. Wenn du mir versprichst, mit niemandem darüber zu reden, erzähle ich dir etwas, was für den KIRA-Fall sehr wichtig ist.“ Hideki Ryuuga war wirklich in der Lage ohne Punkt und Komma zu reden. Schon in dem Moment, als sein Name als zweiter Eröffnungsredner verkündet worden war, war Raito von diesem Jungen genervt. Doch er wusste etwas, was für den KIRA-Fall wichtig war und jeglicher Hinweis auf eine Verdächtigung war für ihn von großem Wert. Raito sah nicht zu ihm. „Also gut, ich verspreche es. Was ist es?“ Es dauerte einige Sekunden, ehe Hideki Ryuuga ihn ansah. Seine schwarzen Augen fixierten ihn, saugten sich an seinen Gesichtszügen fest. Keine Regung ging durch sein Gesicht, als er die Lippen öffnete. „Ich bin L.“
 

02.04.2004

Ein Tennisspiel mit Raito Yagami. Eine Geste, um zu sagen: „Nun sind wir Freunde.“ Er hat gewonnen, er hat versucht, zu gewinnen. KIRA hasst es zu verlieren. Er reagiert gelassen auf meine Äußerungen, aber seine Kommunikation mit mir ist auf einem gehobenen Level. Die Chancen, dass er KIRA ist, stehen hoch.
 

Soichiro Yagami erlitt einen Herzinfarkt und fällt die nächsten Wochen aus. Es ist nicht KIRAs Werk, sonst wäre er nicht am Leben. Raito Yagami fragte mich, wie ich mich fühlen würde, wenn man mir vorwerfen würde, KIRA zu sein. Der Gedanke machte mich traurig. Ist er wirklich KIRA?
 

05.04.2004

Eine Nachricht von KIRA. Ukita-San ist tot. Verdammt, ich habe Angst. Angst um mein Leben. KIRA ist so greifbar geworden, dass es mich in Panik versetzt. Aber wir müssen alle ruhig bleiben. Wenn ich zusammenbreche, bricht die gesamte Task Force zusammen.
 

Etwas ist merkwürdig an dieser Nachricht von KIRA. Sie weicht von seinem bisherigen Vorgehen stark ab, dieser KIRA tötet Unschuldige. Ein zweiter KIRA? Das wäre eine Katastrophe.
 

Raito blätterte nachdenklich um. L offenbarte seine Gefühle also seinem Tagebuch. Leise seufzte der braunhaarige Junge und betrachtete die nächste Seite. Das Datum fehlte. Hatte er es vergessen?
 

Raito Yagami arbeitet in der Task Force gegen KIRA unter mir. Er ist außergewöhnlich schlau und hat eine schnelle Auffassungsgabe. Ich glaube, mit seiner Hilfe können wir KIRA wirklich stellen. Doch der Gedanke, dass einer der beiden KIRAs so unmittelbar in meiner Nähe sein könnte, macht mir doch etwas Angst.
 

Ein Mädchen ist aufgetaucht. Sie nennt sich Misa Amane und entwickelt eine unheimliche Vorliebe für Raito Yagami. Jedes Mal, wenn ich sie zusammen sehe, spüre ich, dass sich etwas in mir zusammen zieht. Was kann das sein? Ich werde Matsuda fragen müssen.
 

Matsuda sagte, es sei Eifersucht. Eifersucht sei ein Gefühl von Neid, Trauer und Zorn auf eine Person oder einen Gegenstand, die oder der eine Person oder einen Gegenstand einnimmt, für den man selbst Gefühle hat. Das hieße, ich habe Gefühle für Raito Yagami. Ich habe noch nie etwas für Jemanden empfunden. Diese Gefühle verwirren mich, am liebsten würde ich sie ausschalten. Sie stören meine Konzentration und mein Denkvermögen. Der KIRA-Fall wirkt auf einmal so nebensächlich. So etwas ist mir völlig fremd. Ich muss mich zusammen reißen und das alles hinten anstellen. Gerade ich sollte mir keine Fehler erlauben.
 

Raito stutzte und las die Zeilen nochmals, um sicher zu sein, dass er sich nicht verlesen hatte. L… und Gefühle für ihn? Das klang so unglaublich lächerlich. Aber je länger Raito darüber nachdachte, desto mehr erinnerte er sich an die eifersüchtigen Reaktionen des Ermittlers gegenüber Misa, wie zickig seine Stimme geklungen hatte. Aber dass er eifersüchtig auf Misa war, hätte Raito nicht erwartet. Viel eher hatte er die Eifersucht des Detektivs auf sich bezogen. Raito bereute nicht, dass Tagebuch gefunden zu haben. Er schlug die nächste Seite auf.
 

Ich bin vollkommen antriebslos. Der KIRA-Fall, der mich vorher immer so beflügelt hatte, interessiert mich nun nicht mehr. Ich suche instinktiv die Nähe von Raito Yagami. Matsuda sagte lachend ich wäre verliebt. Wäre das möglich? Ich möchte nicht darüber nachdenken.
 

Ich habe Raito Yagami gesagt, er wäre der erste Freund, den ich je hatte. Er hatte gelächelt und gesagt, dass er das Tennisspiel gerne wiederholen würde. Seine Stimme hat für mich einen ganz anderen Klang erhalten. Hat Matsuda Recht? Bin ich wirklich… verliebt? In Raito Yagami? Der KIRA-Fall muss zu Ende kommen. Erst dann kann ich mir darüber Gedanken machen. Ich versuche diese Gefühle tief in mir zu vergraben.
 

L senkte seine Zähne in den Donut, den er mit spitzen Fingern festhielt. Die Anwesenheit Raitos im Raum schien ihm völlig gleichgültig. Raito blieb hinter dem schwarzhaarigen Ermittler stehen und sah ihm zu, wie er den Donut mit einer nicht nachvollziehbaren Taktik herunter schlang. Er leckte sich die letzten Krümel von den Fingern und zog die Donutschachtel näher zu sich. Sein Blick glitt nach unten, erforschte tastend was von dem süßen Gebäck noch übrig war. Seine Miene erhellte sich, er griff nach dem letzten Donut mit Schokoglasur. Ein Lächeln zierte seine Lippen. „Ich bin froh, wenn KIRA gestellt ist.“ sagte er plötzlich mitten in den Raum hinein. „Ich bin sicher, dass wird er bald“ versprach ihm Raito und legte die Hände auf die Lehne hinter dem jungen Mann. „Weißt du…“ Raito brauchte sich nicht bemühen um den traurigen und zugleich nachdenklichen Ton aus Ls heller Stimme herauszuhören. Er schien seine Worte sorgfältig abzuwägen. „L zu sein… ist nicht immer so einfach. Ich bin viel allein. Ich hoffe wirklich… dass Yagami-Kun nicht KIRA ist. Wenn er es wäre, würde es mich sehr beunruhigen.“ L machte eine Pause und aß den Donut zu Ende. Seine Zunge fuhr über die an seinen schmalen Fingern hängen gebliebene Schokolade. „Denn… Yagami-Kun ist der erste Freund, den ich je hatte.“
 

Misa Amane nutzt jede freie Minute um in Raito Yagamis Nähe zu sein. Sie stört mich. Sie ist so unerträglich laut und schrill. Ich wünschte sie würde schweigen. Sie behindert die Ermittlungen. Ihr loses Mundwerk erinnert mich an die Videobotschaft des zweiten KIRA. Es wäre möglich. Matsuda sagte, Raito Yagami und Misa Amane wären wie Bonnie und Clyde, ein Ganovenpaar aus dem Wilden Westen. Es war scherzhaft gemeint, doch ich glaube, er hat Recht. Die Wahrheit schmerzt. Raito Yagami und KIRA?
 

Sie befinden sich beide in Untersuchungshaft. Ich beobachte sie von meinem Monitor aus. Hören die Morde in der Zeit nicht auf, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie beide KIRA sind, sehr gering. Raito Yagamis Nähe fehlt mir. Seine Gedanken und Ideen haben mich wieder motiviert stärker an dem Fall zu arbeiten. Ich bin froh, wenn die Woche Untersuchungshaft vorüber ist. Ich bin froh, wenn er wieder neben mir steht und wie beiläufig seine Hände auf meine Schultern legt. Ich genieße dieses Gefühl. Matsuda hatte Recht. Liebe ist wirklich etwas Verteufeltes.
 

Endlich. Die Morde in dieser Zeit hielten an. Aber KIRA ist nicht dumm. Ich habe beschlossen, Raito Yagami rund um die Uhr zu observieren. Mit einer Handschelle verhindere ich, dass er sich zu weit von mir entfernt.
 

Misa Amane ist eifersüchtig. Sie nennt mich einen ‚Perversen’ und brüskiert sich darüber, dass ich nun mit Raito Yagami verbunden bin. Sie empfindet also auch etwas für ihn. Sie redet von Dates und Küssen. Ich muss Matsuda fragen.
 

„Waaas?“ schrie das blonde Mädchen empört und stemmte ihre Arme in die Seiten. „Was soll das heißen, du bist 24-7 mit Raito zusammen?!“ Der angefauchte Schwarzhaarige zuckte nicht einmal zurück, als Misa so laut wurde und ihn anstarrte. Raito war froh, dass Blicke nicht töten konnten, sonst läge der vorlaute Ermittler bereits vor ihm. Das kalte Metall klimperte an seinem Handgelenk, als L die Arme hob um sich gestikulierend zu rechtfertigen. „Ich mache das nicht, weil ich es will.“ Seine Stimme war leise und er mühte sich langsam zu sprechen. Raito war schon oft aufgefallen, dass sich der Ermittler bei Misa ganz anders benahm als bei ihm. Bei Misa musste er Zusammenhänge und Thesen wesentlich schlichter erläutern als in seiner Gegenwart. Das Umdenken fiel dem jungen Mann sichtlich schwer. „Von wegen, du willst das nicht!“ zischte Misa mit tödlichem Unterton in ihrer Stimme. „Soll das heißen, wenn ich ein Date mit Raito habe, kommst du mit?“ L neigte den Kopf zur Seite wie eine verwirrte Eule und nickte langsam. „Ja. Ich werde ihn rund um die Uhr observieren.“ „Heißt das, wenn ich ihn küsse, muss ich das vor deinen Augen?! Was bist du denn für ein Perverser?!“ Ls zerzauster Kopf wandte sich zu Raito um. „Yagami-Kun, würdest du bitte Misa-San zum Schweigen bringen?“
 

Matsuda hat mir erklärt, dass ein Date ein Treffen zwischen zwei Menschen ist, die sich lieben. Küssen, das wäre das Berühren der Lippen des jeweils anderen. Ich merke, wie fremd mir diese Körperlichkeiten doch sind. Matsuda ahnt von meinen Gefühlen. Er hat mir versichert, er würde mir helfen, denn wenn ich mit Raito Yagami zusammen wäre, hätte er freie Bahn bei Misa Amane. Mit Raito Yagami zusammen sein? Darüber hatte ich nie nachgedacht. Was bedeutet es mit einer Person zusammen zu sein? Sie zu lieben? Ich kann Matsuda nicht wieder fragen. Er hilft mir bereits genug.
 

Misa Amane sagte, ich wäre nun ihr Freund. Aber ich habe gehört, Freunde sind zwei Menschen, die sich gegenseitig die gleichen Gefühle entgegen bringen. Misa Amane mag mich nicht und ich mag sie nicht. Wir sind also keine Freunde. Bin ich Raito Yagamis Freund? Ich kann es nicht genau sagen. Er ist mir so ähnlich.
 

Raito schmunzelte leicht. Es war fast so, als würden sich zwei Mädchen um einen Jungen streiten. Die letzte Seite war wesentlich länger als die übrigen. Raitos Augen weiteten sich leicht.
 

Er ist es. Raito Yagami ist KIRA. Ich werde sterben. Das weiß ich. Es wäre nicht so weit gekommen, hätte ich mich nicht so weit aus dem Fenster gelehnt. Die Nachricht, die ich für einen Scherz hielt, ist wahr. Es gibt Todesgötter. Es gibt ein Death Note. Es gibt Shinigamiaugen, welche Misa Amane besitzt. Ich hatte Recht. KIRA benötigt einen Namen und ein Gesicht. Misa Amane kann meinen Namen sehen. Und ich bin nicht nur aus polizeilicher Sicht ein Hindernis für sie. Wenn ich weg bin, hat sie bei Raito Yagami freie Bahn. Ich hätte Raito Yagami gerne gesagt, was ich fühle. Aber das wäre ein Verrat meiner eigenen Persönlichkeit. Ich werde also sterben, ohne dass er je erfährt, wie viel er mir bedeutet hat. Seit dem ersten Moment, als ich ihn sah, bewegte er etwas in mir. Er war interessant, schön, ein so unglaublicher Gegensatz zu mir und doch mein eigenes Ebenbild. In seiner Nähe sein zu dürfen, tat mir gut. Er hat mir soviel gezeigt und beigebracht, wie ich es selbst nicht vermutet hätte. Ich bereue es nicht, diesen Fall angetreten zu haben. Jahrelang lebte ich fern von jeglicher Menschlichkeit allein in der Gegenwart meines eigenen Denkens und der technischen Geräte. Mir war nie bewusst, wie viel ich doch versäumt hatte. Dank eines Mörders weiß ich nun was Liebe ist. Ich hätte nur gerne mehr darüber gewusst. Ich hätte gerne gewusst, wie es ist, wenn man mit Jemandem schläft, den man liebt, wie es ist, sich zu küssen, Jemanden zu umarmen. Doch das alles werde ich nicht mehr erfahren. Matsuda sagte mir mal, es wäre lustig, dass ich mit 25 noch keine solchen Erfahrungen gemacht hätte. Er weiß nicht, dass der Name ‚L’ ein Segen und ein Fluch sein kann. Ansehen, Respekt und Reichtum gegen Einsamkeit, Zurückgezogenheit und Misstrauen. Ich beneide ihn. Er ist so sorglos, so glücklich, dass es mich schmerzt, wenn ich ihn ansehe. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dass dieses Death Note nie den Boden unserer Welt berührt hätte. Vielleicht hätten Raito Yagami und ich dann eine Chance gehabt.
 

Raito bemerkte die verschwommene Tinte an dieser Stelle. Hatte er geweint, während er das geschrieben hatte? Raito legte die Finger auf das Papier. Es war leicht gewellt. Ja… Er hatte tatsächlich geweint.
 

Aber ich hege Hoffnung, dass Raito Yagami dieses Buch finden wird. Ich hätte es ihm gerne selbst gesagt. Seine Reaktion dabei wäre sicherlich interessant. Er zeigt wenige Gefühle, aber man merkt, wenn ihn etwas aus der Fassung bringt. Ich wüsste gerne, ob er meine Gefühle erwidert hätte. Es ist grausam, wenn man bedenkt, wie ähnlich wir uns sind und wie sehr wir uns bekämpfen mussten.

Raito Yagami. KIRA. Wenn du das liest, bin ich mit Sicherheit schon tot. Du wunderst dich über meine karge Einrichtung? Dein Verstand täuscht dich nicht. Ich habe wenig Zeit hier verbracht und nur selten hier geschlafen. Deine Nähe ist für mich anziehender als die Einsamkeit, die hier in diesem Raum zu spüren ist. Hast du etwas gemerkt? Ich traue es dir zu. Wirst du es sein, der mich tötet?

Mir wurde einmal gesagt, Menschen kämen mit dem Tod besser zurecht, wenn sie durch die Hände oder in den Armen des Menschen sterben, den sie lieben. Ich kann nicht sagen, ob das zutreffen wird. Ich habe wahnsinnige Angst vor dem Tod und der bloße Gedanke daran erschreckt mich. Ich habe menschliche Gegenwart stets gemieden, und trotzdem hast du mich fasziniert und in deinen Bann gezogen. Deine Art vermittelte mir das Gefühl wirklich gebraucht zu werden. Du warst stets da, wenn ich dich brauchte und halfst mir mit deinen Ratschlägen auf die Sprünge. Zeitgleich verletztest du mich durch Misa Amane mehr, als du dir vorstellen kannst. Der Anblick von euch tat mir in der Seele weh. Ich gebe zu, ich habe ihr den Tod gewünscht und mich oft gefragt, warum du sie nicht erledigst.

Würdest du mich auch töten, wenn ich der zweite KIRA gewesen wäre? Ich werde die Antwort auf diese Frage nie erfahren.

Raito Yagami. Ich liebe dich. Ich liebe dich von ganzem Herzen, obwohl ich weiß, dass ich dich nicht lieben darf. Du bist mein Feind und mein Mörder. Ich habe die Beweise gegen dich in den Händen gehalten und sie nicht ausgespielt. Ich wollte nicht zusehen wie du stirbst. Lieber sterbe ich selbst. Raito. Es tut mir leid, dass du all das auf so eine Art erfahren musst, aber ich hatte nie den Mut es dir zu sagen.

Ich liebe dich.

L Lawliet.
 

Der Junge saß noch lange in dem dunkler werdenden Zimmer. Stumm rannen Tränen an seinen Wangen hinunter, tropften unaufhörlich auf den staubigen Boden, hinterließen kleine Seen, in denen sich die Dunkelheit brach, sie wirken ließen wie ein paar große, schwarze Augen. Raito würgte und schloss seine Finger fester um das beschriebene Tagebuch. Er brachte es nicht mehr über sich seinen tränenverschleierten Blick auf die letzte Seite zur richten. Ls Gefühle waren so aufrichtig und ehrlich, dass es Raito zerriss. Er hatte ihn geliebt. Und er hatte es gewusst. War er so verblendet gewesen, dass er das nicht gemerkt hatte? Er hatte gemerkt, dass sich Ls Verhalten verändert hatte, aber konnte er ahnen, dass der junge Mann sich nach Liebe sehnte?

Raito hustete trocken und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. Die nachlaufenden Tränen wollten nicht versiegen. Alles in diesem Raum roch nach L, Raito spürte seine Anwesenheit, sie war so deutlich, dass er nicht überrascht wäre, wenn der strubbelige, weiß gekleidete Mann vor ihm stände, wenn sein Blick plötzlich auf ein paar nackte Füße fallen würde. Doch Raito wusste, dass er nicht mehr zurückkommen konnte. „Warum, L?“ Raitos Stimme bebte stärker als seine Hände, die das Tagebuch noch immer umschlossen. „Warum hast du mich nicht angezeigt?“ Die Antwort auf diese Frage stand im Raum und fraß sich langsam in Raitos Schädel. Er liebte ihn. Er liebte ihn mehr als sein Leben. Er starb um KIRA zu retten. Die dunkelblaue Schrift verschwamm unter Raitos Tränen zu einem dünnen, schimmernden Rinnsal, lief über seine Finger. Es war ihm nicht aufgefallen, wie L stets die Nähe zu ihm suchte, wie sich sein zierlicher Körper an ihn schmiegte. Seine Hände, die so oft auf seinen Schultern ruhten. Seine Augen, die die seinen mehr als einmal suchten. Die blassen Lippen, denen man schon von weitem ansah, dass die rissig und trocken waren. Seine Stimme, die einen ständigen Monolog mit ihm führte. Die einzige Nähe, die Raito ihm geschenkt hatte, waren Schläge. Wie musste er sich gefühlt haben, als Raito ausholte und ihm beinahe die Nase gebrochen hätte? „L…“

Raito zwang sich nach unten zu sehen. Er zwang sich, in seine eigenen Augen zu sehen. Auf der letzten Seite klebte ein Foto.
 

http://666kb.com/i/ak8h3a8rl4keqqzxp.jpg [Foto]
 

Der verletzte Student konnte sich nicht mehr erinnern wann und vom wem es aufgenommen worden war. Die Situation war so alltäglich, dass es in seinem Inneren brannte. Je länger er das Bild ansah, desto mehr spürte er Ls Hand auf seiner Schulter und seinen warmen, süßlichen Atem an seiner Wange. Raito schluckte und legte die Hand über das Foto. Er brachte es nicht über sich weiter in diese Augen zu schauen. Es war etwas Besonderes einem Menschen beim Sterben zuzusehen, man konnte beobachten, wie jegliches Leben langsam aus dem Körper wich, wie die Bewegungen locker wurden. So sehr L sich an ihm festgeklammert hatte, seine Hand fiel mit einem Geräusch zu Boden, das Raito niemals vergessen würde. Es war leise und zeitgleich so laut, dass es in seinen Ohren schmerzte; fast so, als würde man ein Stück trockenes Holz fallen lassen. Sein Körper war schnell erkaltet. Raito entsann sich des Glücksmomentes, den er in jenem Augenblick gefühlt hatte. Warum war ihm jetzt nur so schlecht? Seine Augen blieben an dem Tagebuch hängen. Auf dem Umschlagpapier des Rückencovers waren Worte notiert. Mit bebenden Lippen las Raito sie leise vor.
 

Letzter Wille
 

Ich, L Lawliet, bestimme, dass mein ganzer Reichtum dem Erziehungsheim „The Wammy’s House“ in Großbritannien zu Gute kommt.

Ferner geht die Nachfolge des Namens ‚L’ an Raito Yagami.
 

Ich bestätige, dass ich heute, am 18. Oktober des Jahres 2004 bei vollstem Bewusstsein und unter keinerlei Fremdeinwirkungen stehe. Das Testament wird mit meiner Unterschrift gültig.
 

Japan, der 18.10.2004
 

L Lawliet



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Kommentare zu diesem Kapitel (54)
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Von:  Kuro_Kami
2022-09-05T14:42:20+00:00 05.09.2022 16:42
Irgendwie ist es niedlich wenn schlaue Charaktere aus Liebe dumme und irrationale Dinge tun.
Von:  cosmos
2010-08-04T09:42:20+00:00 04.08.2010 11:42
noch so eine schöne FF von dir. (: ich mag diese geschichte wirklich gern, die idee mit dem tagebuch gefällt mir und es ist so rührend was L da in sein tagebuch geschrieben ha. ich fand die stellen so süß, wo beschrieben wurde, dass er matsuda gefragt hat was seine gefühle zu bedeuten haben und sich alles definieren lassen hat. das ist so typisch für ihn. sein letzter eintrag war so arg traurig, aber zugleich total schön. und ich mag raitos reaktion auf das gelesene ..

LG, cosmos.
Von:  dexdexgirl
2009-11-07T00:44:44+00:00 07.11.2009 01:44
ich find deine ff sehr sehr schön ^^
sooo traurig aber trotzdem richtig gut :)
du hast L's gefühle find ich sehr schön beschrieben

Von: abgemeldet
2009-10-04T12:55:43+00:00 04.10.2009 14:55
Irgendwie musst ich gar nicht heulen =_=
War traurig und gestern abend hät ich wahrscheinlich geheult aber heute bin ich irgendwie ein bissi geistesabwesen^^"

Trotzdem ist es sehr schön geschrieben, also vor allem die gefühle :D
Von: abgemeldet
2009-06-14T10:11:31+00:00 14.06.2009 12:11
huhu^^

also ich fands richtig gut!

nur es war ein bisschien langweilig die teile zulesen die man schon kannte aus anime oder manga und ma wieder sad end ( mag ich eig ga nicht so ) aber der rest hat mir richtig gut gefallen, tolle idde =)
Von: abgemeldet
2009-03-22T10:36:21+00:00 22.03.2009 11:36
TT_TT
i-wie schreibst du lauter traurige enden
ich mag ja eig. happy ends lieber
aber deine ff sind echt gut geschrieben
des macht das traurige ende allemal wieder wett
^.^
Von: abgemeldet
2009-01-26T16:19:16+00:00 26.01.2009 17:19
wow.. die ff ist dir wirklich sowas von.... *wort such* wahrheitsgetreu gelungen, ich konnte während dem lesen alles verfolgen und mir vorstellen was zu geschrieben hast *3*
auch dein schreibstil hat mir sehr gefallen, wirklich, kompliment
lg ala ♥
Von:  Klein_Ryu
2009-01-25T20:32:36+00:00 25.01.2009 21:32
total schön und zugleich unheimlich traurig
Von:  angeljaehyo
2008-11-10T14:10:16+00:00 10.11.2008 15:10
Wahnsinnig schön.
Tränen sind mir über die Wangen gelaufen und ich musste lächeln beim Lesen, so schön war's. So oder so ähnlich sollte das Ende von DN meiner Meinung nach aussehen - das letzte Bild ein geschockter Raito, dem gerade auffällt, was er da getan hat.
Gefällt.
Von: abgemeldet
2008-10-09T04:44:42+00:00 09.10.2008 06:44
Q________Q
VERDAMMT! >_<
wieder eine schön traurige Geschichte... aber so typisch, man erlebt es so oft, dass Missverständnisse/Nichtwissen zu unverzeihlichen Taten führen und hier ist halt der schlimmste Fall eingetreten... letztendlich hat sich L irgendwie selbst umgebracht, wie töricht von ihm. So ein Genie tut so etwas dummes, kaum zu fassen *kopfschüttel*
Ich finde die Idee mit dem Tagebuch sehr interessant, auch wenn L immer so gefasst wirkt (außer die Sache mit den Shinigami natürlich) muss er Gefühle haben und da er diese nicht zeigt muss er ya einen anderen Weg gefunden haben sich, wenigstens sich selbst gegenüber mitzuteilen...
auch wenn ich davon ausgehen muss, dass deine anderen FF's genauso traurig sein werden, packt mich die Vorfreude, ich mach mich gleich dran, die nächste FF zu lesen!
keep it up!
lg
gosha


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