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So wie du

Die Seele des Lebens
von

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Wie ein Mensch

Der Regen prasselte hart vom Himmel herab und verschleierte das Geschehen in nebligem Dunst aus feinen Wasserperlen. Vom Wind getrieben peitschten sie herab, ehe sie erbarmungslos auf dem kalten und harten Beton zerschellten und dann völlig spurlos verschwanden.

Ray starrte ziellos zu Boden, während er verwirrt und wütend die Straße entlang stapfte.

Was gerade passiert war? Keine Ahnung. Seine rechte Hand umfasste eisern den Schultergurt seiner Tasche, während er sich schmerzhaft auf die Unterlippe biss.

Am liebsten wäre er im Erdboden versunken. Jetzt und sofort. Er war so verdammt wütend, dass ihm in jeglichem Sinne die Worte fehlten.

Schweigend folgte er dem Weg über die Querstraßen zurück nach Hause.

Leicht zog er die Nase hoch und hob schließlich seine Hand um sein durchnässtes schwarzes Haar aus den Augen zu wischen.

Das schrille Kreischen der Bremsen ließ ihn aus seinen stumpfen Gedanken auffahren.

Irritiert wandte er im gleichen Moment seinen Kopf in entsprechende Richtung und blickte schreckensstarr einem schweren Lastzug entgegen.

Laute Schreie hallten durch die Straße, als Passanten alarmiert versuchten ihn noch zu erreichen.

Ray stürzte hart zu Boden.

Mit weit geöffneten Augen und Mund starrte er hastig atmend auf die gegenüberliegende Straßenseite.

Die Ampel leuchtete in grellem Rot und der Fahrer des Lastzuges schlug lautstark auf die Hupe, als er vorüberrauschte. Gedrungen schluckte der Dunkelhaarige und hob seine Hände, um seine Finger um den Arm zu schließen, der sich im letzten Moment fest um seine Brust geschlossen hatte. Irgendwie hatte er gerade ein Dejavu…

“…D- danke…”

Er musste ihn nicht ansehen, um zu wissen um wen es sich handelte.

Kai lernte schnell. Das musste er auch, wenn er auf Ray aufpassen wollte. Denn dieser war gerade so verstreut, dass er es selbst wohl nicht konnte.

Der K-I neigte unmerklich seinen Kopf, zeigte keine weitere Regung und legte seinen linken Arm ebenfalls um die Schultern des Kleineren, verschränkte seine Arme auf Rays Brust, der die Augen schließend unmerklich den Kopf neigte und seine Wange grottentief ausatmend somit an Kais Brust drückte.

Dabei fragte sich wieder einmal, ob Kai wusste was er tat.

Ob er dachte, bevor er handelte. Und wenn er das tat… was dachte er wohl gerade jetzt?

In diesem Moment…?

Einige Fremde, die mit ihnen zusammen an der Kreuzung gestanden hatten, waren zugeeilt und halfen Ray wieder auf die Beine. Aufgeregt fragten sie, ob denn alles in Ordnung sei und ob sie jemanden rufen sollten.

Ray schob sich bereits nach nicht einmal ganz einer verstrichenen Minute an ihnen vorüber, ergriff Kai am Ärmel der Jacke und zog ihn behutsam mit sich.

Der K-I folgte ihm bedingungslos, holte zu ihm auf und zog im nächsten Moment eben diese Jacke über seinen Kopf. Breitete sie wie einen Flügel über seinem rechten Arm aus, hielt sich dicht an der Seite seines Programmierers und schützte ihn somit Kommentarlos vor dem starken Regen.

Die Blaue Theaterschminke auf Kais Wangen wurde unterdessen vom stetigen Regen herunter gewaschen.

Ray hielt flach atmend den Blick gesenkt und harkte seine Finger in das Hemd des Größeren.

Was er in diesem Moment fühlte, ließ sich mit keinem Wort beschreiben.

Hinzukommend zu seiner Wut elendig? Oder Erbärmlich?

Immer wieder holten ihn seine Gedanken und Phantasien ein, brachten ihn zurück in die Universität und spielten ihm unermüdlich diese eine unglaubliche Szene vor.

Man sollte meinen, er habe ja nicht viel gesehen und eigentlich war ja auch gar nichts passiert. Thomas und Clair…

Was Thomas Crowd in seiner Freizeit trieb, hatte Ray niemals interessiert.

Es war schlicht und ergreifend nicht seine Angelegenheit.

Doch nun…

Es war einfach einen Menschen zu verletzen, den man nicht kannte.

In diesem Fall hatte es ihn lange nicht interessiert, um wen es sich bei dem zweiten Mann neben Thomas Crowd handelte. Nun entpuppte sich allerdings der zweite Mann unerwartet als eine Frau.

Auch dies war nicht der Kernpunkt der Sache.

Von ihm aus konnte es Crowd nun in seiner Freizeit auch mit einem Schaf treiben, was ging Ray das schon an?

Es war die Tatsache, dass er gegen jemanden konkurrierte, dem er keine Konkurrenz bieten wollte.

Clair war…

Sie waren keine Freunde.

Sie waren auch niemals Freunde gewesen. Sie kannten sich einfach nur und begegneten sich oft. Sie sprachen selten miteinander und halfen sich auch nur ab und zu bei Projektarbeiten. Oft war sie nur dann zu ihm gekommen, als sie beide das Studium begonnen hatten.

Ihr Verhältnis zu einander war nicht herzlicher als Rays zu Tala oder Max.

Dennoch reichte es Ray aus ihren Namen und ihr Gesicht zu kennen, um ihn sich fühlen zu lassen wie der größte Mistkerl auf Erden.

Sie gehörte zu Mariahs engerem Freundeskreis.

Und wenn es Personen gab, die Ray schätzte dann diese.

Weder Brian noch Mariah waren ihm egal.

Und nun hatte er Angst.

Von einer plötzlichen Kältewelle erfasst schloss er seine Augen und schob seine Arme höher, um sich vor Eiseskälte bebend über die durchnässten und ausgekühlten Arme zu reiben.

Wenn ihm eines in diesem Moment klar wurde, als er in seinen Wohnblock einbog, dann war es dies.

Er wollte Thomas Crowd nie wieder sehen.

Ray zog hier und jetzt einen Schlussstrich. Er wollte nicht allein sein, davor hatte er über Jahre gefürchtet. Thomas hatte ihm das Gefühl gegeben gebraucht zu werden. Jedoch Missbrauchen ließ Ray sich bestimmt nicht. Nicht von so einem Mistkerl.

Dann war es nun eben soweit. Ray wehrte sich und beanspruchte endlich wieder seine Unabhängigkeit.

Allerdings, so sehr ihm Thomas Machenschaften in Zukunft auch gleichgültig waren und so sehr ihn Clair nicht oder kaum interessierte, so sehr fürchtete er sich dagegen vor Brians und Mariahs Reaktion, wenn sie denn davon erfuhren.

Er, als jemand der Mariah und deren Freunde kannte, trieb es mit dem Freund einer ihrer besten Freundinnen. Zwar anfänglich ohne davon etwas zu wissen, aber machte es das wirklich besser? Nein, das tat es nicht.

Brian und Mariah waren nun mal in Rays Umfeld die einzigen Menschen, deren Meinungen ihm wirklich wichtig waren. Seine einzigen wahren Freunde.

Und wenn Ray nun eines nicht wollte, dann war es einem von ihnen in die Augen zu sehen.

Er brachte es nicht einmal fertig zu Kai aufzublicken und noch lange würde er sich fragen, wie lange er warten musste, um seinen Anblick im Spiegel wieder ertragen zu können.

Was war das auch erbärmlich, was er mit sich machen ließ.

Den Ersatz für ein Mädchen sollte er mimen? Zugegeben kratzte das hinzukommend noch an seinem Stolz.

Gedrungen ausatmend schloss der Dunkelhaarige seine Augen und sperrte schließlich die Haustür auf. Er war wütend, ziemlich deprimiert und äußerst müde…

Seine Schritte hallten schlurfend und leise das Treppenhaus hinauf, wogegen Kais Schritte so sicher klangen, als sei rein gar nichts geschehen.

Es war als wolle der K-I ihm mit seiner Gleichgültigkeit immer wieder zeigen, dass es nicht wichtig war, was andere dachten. Immerhin war er ja da, oder nicht?

Unmerklich lächelnd schüttelte der Dunkelhaarige seinen Kopf und zog seinen Schlüssel aus seiner Hosentasche. Er trat sich nicht die Füße ab, ehe er die Tür aufsperrte und eintrat. Auf den dunklen Fliesen hinterließ er nasse Fußspuren.

“Ich bin zu Hause…”

Es war mehr ein Murmeln und ebenso mehr eine simple Feststellung, als ein Ausruf an seinen Mitbewohner. Die Wohnung lag in der Dunkelheit des Tages verlassen und still da.

Niemand war zu Hause.

Ray wünschte sich Brian wäre da.

Er wollte nicht sprechen und schon gar nicht wollte er nun zuhören. Allerdings hätte es ihn von Herzen beruhigt, wäre nun noch jemand da gewesen.

Hinter ihm trat der K-I durch die Tür und legte die vollkommen durchnässte Jacke ab.

Ray lehnte seine Tasche an die Kommode und trat leise ächzend die Schuhe von seinen Füßen. Er hörte am Rande, dass Kai die Tür hinter sich schloss.

Was dieser tat, war nun nicht weiter von Belang.

Der Dunkelhaarige schob niedergeschlagen die Augen verengend seine Hände in seine Hosentaschen und schlich über den Flur in sein kleines Arbeitszimmer.

Sein kleines Reich.

Und er wusste, wenn er nun die Tür hinter sich schloss, dann würde ihn niemand stören.

Es kam niemand hier hinein, wenn er es nicht wollte.

Ein ungeschriebenes Gesetz in dieser Wohnung. Brian hatte sich immer daran gehalten.

Kraftlos zog Ray die Tür hinter sich zu. Sie fiel allerdings nicht ins Schloss.

Er war unglaublich müde und sein Kopf war so überschwemmt mit trüben Gedanken, quälenden Ängsten und grauenhaften Phantasien, dass es sich anfühlte, als wütete ein Dämon hinter seinen Augen und stellte seine gesamte Welt auf den Kopf.

Ächzend verzog Ray das Gesicht.

Es war nicht einmal mehr von seinem Interesse, dass er vollkommen durchnässt war. Provisorisch trennte er sich von seinem schwarzen Shirt, achtete nicht im Geringsten auf sein nasses Haar und ließ sich im fließenden Übergang auf sein Bett fallen.

Tief atmend schloss er seine Augen, drückte seinen Kopf in das Kissen, doch so sehr er sich auch zur Ruhe rief, seine Gedanken hörten nicht auf zu rasen und machten ihm das einschlafen schwer.

Wie sehr wünschte er sich nun einfach ein wenig ruhen zu können, um für ein paar Stunden nicht denken zu müssen. Missmutig verzog Ray das Gesicht und verengte scharf seine Augen, ehe er sich auf die andere Seite rollte.

Das Zimmer war leer, es war vollkommen still. Einzig zu hören war der Regen, der an das kleine Fenster trommelte. Ab und zu erhellte das Licht eines Blitzes die düstere Kammer.

Unmerklich schüttelte der kleine Chinese seinen Kopf.

Dieses Zimmer spiegelte in diesen Minuten wirklich verdammt gut seine Persönlichkeit.

Sein Innenleben und seine Gedankenwelt.

Alles folgte einer inneren Ordnung, die außer ihm absolut niemand verstand und niemand beherrschte. Unmerklich zuckten seine Mundwinkel.

Er hasste es, wenn dieses Zimmer betreten wurde…

Ächzend verzog er erneut das Gesicht und verschränkte seine Arme über dem Kopf.

Es vergingen Stunden, in denen er versuchte sich zu entspannen.

Es gelang ihm nicht.

Schließlich wütete der Sturm vor dem Fenster stärker und rüttelte lautstark an den Fensterläden, da hatte Ray sich teilnahmslos aufgesetzt und lehnte, die Arme um seine Knie geschlungen mit geschlossenen Augen an der Wand und wartete.

Darauf, dass die Nacht endlich den späten Nachmittag ablöste und darauf, dass endlich wieder Morgen wurde.
 

Ray erwachte am erst wieder früh am nächsten Morgen und wagte nicht seine Augen zu öffnen. Er hatte sich nicht zugedeckt. Sein Bett war völlig klamm, durch seine Hose und sein langes Haar und seine Glieder fühlten sich an wie steifgefroren.

Er zitterte vor Kälte.

Doch das was ihn tatsächlich geweckt hatte, war die warme Hand, welche flach auf seiner Brust lag. Erschauernd schlug er seine Augen auf.

Der K-I saß unmittelbar hinter ihm auf dem durchnässten Bett und hatte seine Arme um die Schultern des Kleineren geschlungen, drückte ihn behutsam wärmend an sich.

Unmerklich verzog Ray das Gesicht und blinzelte verunsichert, ehe er seinen Blick hob. Kai schmiegte seine Wange in Rays Haar, die Finger auf der Brust des Dunkelhaarigen kratzten hauchzart über die weiche Haut. Geradezu als sei es eine Selbstverständlichkeit. Als wolle er ihn tatsächlich trösten. Eine Gänsehaut bildete sich auf Rays Unterarmen.

“Kai…?”

“Hm…”

Ray senkte verunsichert seinen Blick und zog seine Brauen zusammen, während er sich leicht auf die Unterlippe biss.

Es war niemals fair jemanden von vornherein auszuschließen, oder nicht?

Das machte man nicht. Das wäre nicht richtig…

Aber… galt das auch für eine Maschine…?

In diesem Moment kamen dem Dunkelhaarigen wieder Thomas Crowds Worte in den Sinn.

Der einzige, der ihn haben wollte…

Aber was war mit Kai? Bewies er nicht ständig das Gegenteil…?

Überfordert atmete Ray tief seufzend aus und rollte mit den Augen. Crowd hatte ihn einzig und allein durch die Angst beherrscht, dass er ohne ihn völlig allein war.

Aber nun war es doch anders… oder nicht?

Ausatmend wandte Ray den Blick in eine andere Richtung, ehe er sich geschlagen gab. Es war verboten und vielleicht mochte es auch hochgradig unnatürlich und abnorm sein.

Aber so Abnorm wie Kai, war Ray doch selbst.

“…Danke…”

Nur einen Augenblick später schlugen sich Rays Finger in den Kragen des K-I und zogen ihn wenn auch mit wenig Gefühl tiefer zu sich hinab, ehe er seinen Kopf neigte und einen Kuss auf dessen Wange hauchte. Ein tiefer Rotschimmer legte sich auf Rays Wangen, noch während er seine Augen geschlossen hielt und schließlich erneut flüchtete.

Was er gegenüber Kai fühlte, war nicht normal.

Hinzukommend holte ihn die Erinnerung an den gestrigen Tag ein und machte alles noch um so Vieles komplizierter.

Erschöpft verzog der kleine Chinese seine Brauen und hob auf dem Weg in die Küche leise brummend die Hand an seinen Kopf.

Ob Brian bereits zu Hause war…?

Vorsorglich versuchte Ray so leise zu sein, wie er nur konnte. Er wollte weder nachsehen noch den Größeren wecken. Wenn er wirklich zu Hause sein sollte, dann meldete er sich früh genug. Spätestens zum Mittagessen, wenn er geschlafen hatte.

Und für den Fall, dass er früher die gemeinsamen Räumlichkeiten aufsuchte, machte Ray nun fürs Erste Kaffee. Zum anderen hatte der kleine Chinese das brennende Verlangen nach einer Zigarette.

Oder nach Trauben… ob Brian wohl beim letzten Einkauf daran gedacht hatte?

Von einer plötzlichen Neugierde befallen öffnete Ray den Kühlschrank.

Seine Stimmung schwankte über den gesamten Morgen von einem Extrem ins nächste, während er versuchte Kai so sehr aus dem Weg zu gehen, wie es in einer Vierzimmerwohnung eben möglich war.

Allerdings flossen die Stunden zäh wie Honig dahin und gerade schlug es elf Uhr am Morgen, als Ray sich fahrig auf die Couch zurückfallen ließ.

An die Decke starrend verzog er brummend seine Brauen und verschränkte locker die Arme hinter dem Kopf. Auf dem Wohnzimmertisch stand seine zur Hälfte ausgetrunkene Tasse Kaffee.

Im Aschenbecher glommen noch die Überreste, der sechsten Zigarette.

Kai verengte missbilligend seine Augen und rümpfte leicht die Nase, als störe ihn der Geruch, während er an die Couch herantrat.

“Ist Ray wütend…?”

Erschrocken fuhr der Dunkelhaarige bis ins Mark zusammen, schreckte unsanft aus seinen Gedanken und stieß einen leisen Fluch aus. Erst dann richtete er seinen Blick irritiert auf den K-I und schüttelte erst etwas zögerlich seinen Kopf. Das kam eben davon, weil er Kai so gut wie nie kommen hörte.

“Also… nein… jedenfalls nicht wegen dir.”

Aufmunternd hob Ray seine Mundwinkel zu einem zaghaften Lächeln, ehe ihm stutzend bewusst wurde, dass dies eigentlich nicht im Geringsten nötig war.

Ächzend verzog er das Gesicht und hob schlussendlich seine Hände, um sich grob die Augen zu reiben.

“Nein, ich… bin nicht wütend auf dich.”

“Das habe ich nicht gefragt. Ist Ray wütend?”

Überrascht ob Kais Hartnäckigkeit schlug der Dunkelhaarige seine Augen auf. Im nächsten Moment spürte er wie sich das Polster auf Höhe seiner Hüfte senkte.

Kais Hand schloss sich um das linke Handgelenk des Dunkelhaarigen und zog es nahezu bedächtig von dessen Gesicht. Irritiert verzog Ray das Gesicht und verfolgte nervös, wie Kai sich starr über ihn beugte.

“Ist Ray wütend?”, fragte er erneut. Obgleich der Tonfall vollkommen gleich war und sich der K-I kaum bewegte, klang es für Ray, als hätte er sich niemals wiederholt.

Unsicher verzog der Kleinere seine Brauen und gab ein unbestimmtes Geräusch von sich.

“Nun…”, schließlich wich er dem Blick des K-Is aus. “Jah, ich… bin wütend…sogar sehr.”

Ray verzog in einer Art von Verbitterung das Gesicht und atmete gedrungen ein.

“Du musst es nicht verstehen, Kai. Menschen tun seltsame Dinge.”

Unmerklich verengte der Größere seine Augen.

“Ich weiß…”

Erneut überrascht stutzend hob der Dunkelhaarige eine Braue, ehe er zu ihm aufblickte.

“Menschen sind… schwierig… sie sind laut… launisch”, unmerklich neigte der K-I seinen Kopf. “Unberechenbar.”

Rays Mundwinkel zuckten, ehe sie sich zu einem schwachen Lächeln hoben. Leise lachend schloss er seine Augen. “Genau das sind sie. Und so sollst du einmal werden, weißt du? Dafür bist du hier.”

Blinzelnd öffnete der Kleinere seine Augen, als Kai sein Handgelenk daraufhin losließ. Dafür berührten nun seine Fingerspitzen kitzelnd Rays Wange.

“Ein Mensch werden? So wie du…?”

Unbewegt starrte Ray zu dem Größeren auf.

Gerade wurde ihm in einer Art flau, die er selbst nicht recht verstand. Er konnte nicht sagen, weshalb Kais Worte ihn in diesem Moment so sehr erschütterten.

Unmerklich verzog er das Gesicht und wandte tief ausatmend den Blick ab, ehe er unmerklich nickte und schlussendlich seine Augen schloss. “Ja. So wie ich.”

Vielleicht war es die Aussicht, dass Kai niemals ein vollwertiger Mensch werden konnte.

Schmerzlich verzog der Dunkelhaarige seine Brauen und gab ein kaum hörbares Brummen von sich.

So sehr Ray sich auch bemühte, er würde aus Kai verständlicherweise niemals einen Menschen aus Fleisch und Blut machen können.

Und wahrscheinlich war es genau diese Aussicht, die ihn nach diesen Worten so trübe stimmte.

Kai konnte kein Mensch sein, so sehr Ray es sich auch wünschte.

Gedrungen atmete Ray aus und hob erneut seine Hand an sein Gesicht. Und wie zuvor schloss sie die des Größeren um sein Handgelenk.

“Ray…”

Eben dieser erschauerte bis ins Mark und biss sich dem Blick des Größeren ausweichend auf die Unterlippe, als dieser ihn behutsam an seinem Arm in die Aufrechte zog. Kais linker Arm schob sich um seine Taille drückte ihn eng an sich.

Zitternd sog Ray Atem ein und harkte seine Finger in das Hemd des K-Is, der ihm immer näher kam, behutsam sein Kinn anhob.

Warum Kai ihn berührte und immer wieder küsste, würde wohl auf ewig sein kleines Geheimnis bleiben. Zumindest wollte Ray nicht weiter fragen.

Es interessierte ihn nicht einmal besonders, solange es so blieb wie es nun war.

Kai berührte ihn auf eine Art und Weise, wie es wohl kein Mensch gekonnt hätte. Er küsste ihn in dieser bestimmten Art bedächtig, dass Ray ein kalter Schauer nach dem nächsten den Rücken hinab ran.

Eine eiskalte und doch wohlige Gänsehaut kroch die Unterarme des Dunkelhaarigen hinauf, noch während ihm ein leises Seufzen entkam und er sich Kai unmerklich entgegen lehnte.

Kai war besonders.

Mehr als Ray und mehr als jeder andere Mensch auf Gottes verfluchter Erde, die Ray plötzlich so verflucht klein vorkam.

Schüchtern schob der Kleinere seine Hand über die Brust des K-I und schlussendlich in dessen Nacken, während er zärtlich über den weichen Haaransatz kratzte.

Kai war auf seine eigene Art bereits menschlich.

Eigentlich hätte Ray seine Arbeit an diesem Punkt abbrechen sollen. Es war gut so wie es war.

Allerdings… wenn er das Projekt nicht weiterführte, dann hatte dies zwangsläufig zur Folge, dass er Kai wieder abgeben musste.

Gedrungen schluckend verzog Ray überfordert das Gesicht und drückte seinen Kopf gegen den Hals des Größeren, während dieser mit seinen Fingern feine unsichtbare Kreise auf die Schultern seines Programmierers zeichnete.

Seinem Menschen.

“Kai, ich-…”

Er brach ab, bevor er wirklich etwas sagen konnte, denn er wusste nicht was. Er wusste nicht wie er es ihm erklären sollte. Kai konnte nicht verstehen, dass er nicht den Wert eines Menschen besaß. Wie sollte er auch?

Ausatmend schloss der Dunkelhaarige erschöpft seine Augen.

Seine Arme schoben sich langsam und unsicher um Kais Hals.

“Kai, weißt du eigentlich wer du bist…?”

Er hielt seine Augen geschlossen und wartete. Der Größere bewegte sich nur geringfügig und für ihn hatte diese eine Frage wohl nicht mehr Gewicht, als alle anderen, die Ray ihm ab und an stellte.

Leicht neigte er schließlich seinen Kopf. Blinzelte.

“Ich bin Kai.”

Die Selbstverständlichkeit mit der er sprach, trieb Ray tatsächlich ein flüchtiges Lächeln auf die Lippen.

“Und weißt du auch… was du bist…?”

Verunsichert verzog der kleine Chinese seine Brauen und harkte seine Finger fester in das Hemd des Größeren, während er geduldig wartete. Er wollte es so gern wissen.

Ob Kai sich wirklich bewusst war, wer er war. Dass er Ray nach der Regel eigentlich gar nichts abgewinnen konnte, weil er nicht in der Lage war, zu fühlen.

Das war nicht möglich.

Ray hätte es so gerne verstanden und noch viel lieber geglaubt.

Unmerklich bewegte sich der K-I. Ray blinzelte aufmerksam.

“Ich bin so wie du.”

Ausatmend schloss der Dunkelhaarige seine Augen.

hielt sich Kai allen Ernstes für einen Menschen…?

Vielleicht glaubte er ernsthaft daran, nur durch ein paar Programmierte Protokolle ein wahrhafter Mensch werden zu können. Es war für ihn einfach nicht zu verstehen, was das Menschsein überhaupt ausmachte. Aber war der Mensch wirklich auf sein Blut und Organe zur reduzieren? War das wirklich richtig…?

Eine Moralisch ethische Frage, was? Als ob Ray darauf wirklich einfach so eine Antwort aus einem Hut zaubern könnte. Wenn Kai wirklich daran glaubte ein Mensch werden und sein zu können, so wie Ray, dann war er eigentlich perfekt.

So wollten es doch die Programmierer haben…

Kai verhielt sich nicht im Mindesten so wie einer von vielen Menschen. Aber er glaubte scheinbar fest daran, dass er so war oder werden konnte wie alle anderen.

Auf Rays Lippen breitete sich ein nachsichtiges Lächeln aus, ehe er unmerklich den Kopf schüttelte. “Nein…”

Tief atmete er ein, schloss dabei seine Augen, ehe er den Blick hob, um Kai fest in die Augen zu sehen. “Nein, das bist du nicht.”

Und als sein Blick dem des K-I begegnete, da spiegelte sich etwas in dessen Glasaugen, dass Ray bereits des Öfteren begegnet war. Doch nie so stark wie nun.

Es war ein Ausdruck, der so menschlich war, dass es den Kleineren wohl zum Lachen gebracht hätte, wäre ihm nur entfernt danach gewesen.

Kai blickte ihn-, nein, starrte ihn an und verzog langsam seine Brauen, bis er in alle Maßen wütend aussah. Dann sprach er das erste Mal die Worte aus, die Ray ihm schon so oft angesehen hatte. “Na und?”

In einem unglaublichen Trotz, als sei daran irgendetwas zu ändern.

Ray wusste nicht, ob er über Kais Worte lachen sollte.

Oder ob sie tatsächlich etwas zu bedeuten hatten.

Ob Kai ein Mensch sein wollte tat schließlich nichts zur Sache.

Er konnte niemals zu einem werden. Es war nicht möglich.

Somit verblasste das Lächeln auf Rays Lippen und gab das vollkommene Elend preis, das er in diesem Augenblick fühlte.

Warum nur war Kai kein Mensch…?

Ray war nicht einmal klar dazu in der Lage zu definieren, was den K-I für ihn so dermaßen anziehend und besonders machte, dass er nicht mehr auf ihn verzichten wollte.

Er wusste nicht was es war, dass ihn so sehr von ihm abhängig machte.

Ray hatte nicht einmal mehr den Wunsch ihn zu verändern.

Kai sollte eigentlich völlig anders sein.

Sollte sein wie alle anderen Menschen.

Nur das erschien Ray so unglaublich falsch, dass er am liebsten das Projekt beendet hätte.

Er wollte den K-I allerdings nicht hergeben.

Kai.

Er wollte Kai nicht hergeben…

Erschöpft ließ der Dunkelhaarige seinen Kopf gegen die Schulter des Größeren sinken, schmiegte ihn tief einatmend in Kais Halsbeuge und schob seine Arme schleichend um den Nacken des Größeren. Dieser hielt ihn weiterhin fest. Bedingungslos.

War Kai allen Ernstes in der Lage zu begreifen, was gerade um ihn herum geschah?

Dass es so viel Verwirrung und Aufregung gab… nur seinetwegen?

Oder nahm er es hin ohne zu fragen, weil es ihm nicht wichtig erschien?

Ray hätte nun wirklich alles gegeben um hinter diese hübschen roten Augen zu schauen, einen Blick zu riskieren und zu verstehen, wie der K-I die Welt verstand.

Wie Kais kleine geordnete Welt wohl aussah?

“Kai. Weißt du, was du gerade tust?”

Ray blinzelte und verzog missmutig ausatmend seine Brauen. Er konnte nichts dagegen tun.

Dieser eine verfluchte Gedanke ließ ihn einfach nicht mehr los.

War Misstrauen gegenüber einer Maschine die von Gefühlen sprach nicht auch angebracht…?

Einfach so gesagt, klang das so verdammt lächerlich…

Er spürte wie der K-I seinen rechten Arm etwas höher schob und schließlich lag dessen Hand auf seiner Schulter, rutschte in Rays Halsbeuge und drückte den Kleineren behutsam gegen sich. Ray leckte sich nervös über die trockenen Lippen. “Kai. Weißt du, was du tust?”

Der Größere setzte zu sprechen an. Zögerlich. Als müsste er tatsächlich darüber nachdenken, was er sagen sollte. Oder wollte. Dabei senkte er gemächlich seinen Kopf und seine Lippen streiften schließlich so hauchzart Rays Ohr, dass diesem eine kühle Gänsehaut die Unterarme herauf kroch. Erneut.

“Ich halte Ray…”, Jedes völlig klanglose Wort unterstrichen durch das nahezu zärtliche Kratzen seiner Finger. Ray stutzte und verzog verunsichert das Gesicht. Leicht öffnete er für einen Moment sprachlos seinen Mund. “Und-…”, brachte er schließlich unter Mühe hervor. “Und warum… tust du das…?”

Diese eine Frage, welche Ray gerade die ganze Welt bedeutete.

Warum hielt Kai so sehr an ihm fest. Gab sich darauf folgend beinahe vollständig menschlich.

Was dachte er sich eigentlich dabei?

…Was fühlte er…?

Konnte er das überhaupt?

Ray war sich durchaus nicht mehr sicher.

Kai blickte ihn nicht an, als er erneut sprach. Diesmal klang seine Stimme lauter. Sicherer. Und ein Unterton von Trotz war herauszuhören.

“Ray hat gesagt, dass es nicht erklärbar ist. Das hat er gesagt!”

Überrascht blinzelte Ray und verengte verunsichert seine Augen.

“Das… was nicht erklärbar ist…?”

Dann lehnte sich der K-I zurück.

Seine Augen waren starr auf den Kleineren gerichtet, der sich immer unwohler fühlte. Kai starrte direkt durch ihn hindurch, als konnte er so viel mehr sehen. Und sein Wort war erschütternd.

“Glück.”

Ray war für diesen Moment wie zu Eis gefroren. Er wusste weder was zu denken, noch was zu tun war. Kai wusste dies jedenfalls zu nutzen.

Ihn kümmerten Rays konfuse Gedanken nicht.

Wiederum lehnte er sich Ray entgegen. Der Atem des Kleineren klang schwer und stockte.

Hauchzart berührten sich ihre Lippen.

- “Hey, ihr zwei! Wünsche euch beiden guten Morgen! Ey, Ray, willst du Kaffee oder so? Ich mach gleich welchen, der von heute Morgen ist sicher schon kalt und… was machst du da eigentlich?”

Ray fuhr bis ins Mark zusammen und erschreckte sich in der Art, dass er nicht einfach nur blass, sondern ihm auch unangenehm kalt wurde.

Aus einem simplen Reflex hatte er seine Arme in die Höhe gerissen und seine Handflächen fest gegen Kais Brust gepresst, um den K-I grob von sich zu stoßen.

Der K-I reagierte absolut gar nicht. Seine Hände waren noch immer erhoben, nachdem er von seinem Programmierer abgelassen hatte und sein Blick war noch immer starr auf ihn gerichtet.

Ray erwiderte schwer atmend den Blick und versuchte ihm mit aller Kraft standzuhalten.

Dennoch war er es, der als erstes auswich. Sein Blick schweifte schließlich zu Boden und vor angestauter Wut legte sich ein dunkelroter Schatten über seine Nase.

Brummend wie ein sehr Missgelaunter Bär wandte er sich über seine Schulter und verengte scharf seine Augen. “Mariah…?!”

Die junge Frau, die sich inzwischen etwas zu ihm hinunter gebeugt hatte, neigte unmerklich ihren Kopf. “Hab ich dich erschreckt? Das tut mir leid. Bist du etwas abwesend? Du überhörst mich ja sonst nie.”

Verschmitzt grinsend streckte sie dem Größeren die Zunge heraus.

Daraufhin hob sie allerdings den Blick und begegnete gleich darauf Kais. Dieser hatte sich schließlich wie Ray auch ihr zugewandt und starrte sie unverwandt an.

Mariah mochte das nicht.

Der K-I war ihr genauso unheimlich wie Ray, wenn er so was tat.

“Also, was geht? Alles fitt?”

Unmerklich nickte Ray, ehe er sich abwandte und seinen Kopf einfach wieder gegen die Schulter des K-Is fallen ließ.

Mariah störte sich nicht daran, dass die Situation gerade ein wenig sehr privat und vielleicht sogar etwas eindeutig aussah, als Kai seine Arme um die Schultern des Kleineren schloss und noch immer den Blick nicht abwandte, als fürchtete er Mariah könnte seinem Menschen etwas antun.

Sie konnte ja nicht ahnen, dass sie diesmal auch wirklich genauso privat und eindeutig war.

Immerhin hatte Kai den Kleineren schon öfter fest im Griff gehabt, auch schon als sie anwesend gewesen war. Sie dachte sich nichts weiter dabei… und das war Rays Ansicht nach auch einfach nur gut so.

“Jaah… mach mir bitte auch einen”, warf Ray schließlich augenrollend und mit Sicherheit schlechter Laune ein. “Aber so schwarz wie meine verdorbene Seele. Du weißt schon…”

Mariah rollte grinsend ebenso mit den Augen.

“Natürlich, Oh Herr der Augenringe.”

Schließlich wandte sie sich schwungvoll von der Couch ab und summte leise eine Melodie, während sie den Weg in die Küche antrat.

“Brian schläft noch, oder?”, drang es nur Sekunden später aus der angrenzenden Räumlichkeit.

Ray brummte ungehalten und harkte die Augen verengend seine Finger in Kais Hemd.

“Wenn du noch weiter so viel Krach machst, dann nicht mehr lange…”

Ein nahezu beleidigter Laut war die Antwort.

“Pff… wenn er mir schon einen Schlüssel gibt, dann will ich das ja wohl auch nutzen!”

Die Mundwinkel des Dunkelhaarigen zuckten fast schon amüsiert.

“Aus-nutzen trifft es wohl besser.”

“Ey! Klappe, sonst Beule!”

“Ja ja…”

Eigentlich war es doch gar nicht so schlecht, dass jemand da war.

Gestern noch hatte er es sich sehr gewünscht.

Missmutig gab Ray ein tiefes knurren von sich und versuchte sich nahezu in Kais Armen zu verstecken, als Mariah zurückkam.

Andererseits hatte diese Frau absolut kein Gespür für den richtigen Zeitpunkt.

Absolut nicht.

In diesem Moment… hätte Ray es wirklich vorgezogen noch ein wenig mit Kai allein zu sein. Vielleicht fiel ihm über den Tag hinweg noch etwas mehr ein.

Dinge, die er ihn fragen konnte.

Andererseits…

“…ay…”

Ray brauchte wohl einiges an Zeit um über die Antworten, die er ihm gab nachzudenken. Denn er war sich nicht wirklich sicher, ob er verstand, was Kai ihm sagen wollte.

“…Ray…”

Die Frage, die Ray so gerne beantworten wollte, war die… ob Kais Antwort wirklich möglich war. Was verstand eine Maschine schon von Gefühlen wie Glück…?

“Ray!”

Erschrocken fuhr der Dunkelhaarige in sich zusammen und brachte einen erstickten Fluch über die Lippen, ehe er sich über seine Schulter an Mariah wandte, die ihm nun gegenüber saß.

Besorgt neigte sie ihren Kopf und verzog ihre Brauen.

“Hey, gehts dir wirklich gut? Du bist so blass… und du verprügelst deinen Druiden gar nicht.”

Ray nickte langsam und verengte leicht seine Augen, während er etwas zögerlich seine Arme hob und sie locker um Kais Taille schlang.

“AN-drO-ide nennt sich das. Merk dir das endlich. Und ja, mir geht es gut… ich habe nur etwas schlecht geschlafen. “

Brummend wich Ray Mariahs Blick aus, welche forschend die Brauen hob. Er hasste es, wenn sie das tat. Mariah war gerade in solchen Dingen vollkommen Frau.

Manchmal sah sie ihn an und schon wusste sie Dinge über ihn, die Ray selbst noch nicht einmal geahnt hatte. Manchmal war ihm die Kleine ein wenig unheimlich.

Allerdings gab sie schlussendlich ein leises Geräusch von sich und zuckte mit den Achseln, ehe sie den Blick abwandte. “Gut, wenn du das sagst. Und was ist mit Kai? Der Gute darf dich jetzt offiziell als Teddyersatz missbrauchen?”

Gedrungen knurrte Ray und drückte seine Wange unbewusst fester gegen Kais Schulter, welcher seine Finger daraufhin in Rays Shirt harkte.

“Hier missbraucht niemand auch nur irgendwen! Hör einfach auf zu fragen, klar?!”

Hui, da hatte aber jemand glänzende Laune.

Mariah hielt es für klüger nicht weiter darauf einzugehen, der Herr war am heutigen Tage ganz schön gereizt. Dennoch verzog sie besorgt ihre Brauen und verschränkte locker die Arme vor der Brust, während Ray wiederum ruppig den Blick in andere Richtung wandte und damit ihr kleines Gespräch rüde beendete.

Mariah sollte es recht sein. Ray machte ihr immer ein wenig Angst, wenn er dermaßen schlechte Laune hatte. Dann war er so ungehalten und wirkte vollkommen kalt.

Zum anderen war er dann wirklich nicht die beste Gesellschaft.

“Gut”, gab sie schließlich halblaut nach und kratzte sich ausweichend über den Ellbogen. “Dann lass ich dich mal etwas in Ruhe. Pass auf ihn auf, Kai!”

Dem Größeren winkte sie grinsend zu, als sie sich erhob. Rays Blick folgte ihr und als sie schließlich aus seinem Blickfeld verschwand, hörte man kurz darauf das leise zuschlagen der Schlafzimmertür.

Sah ganz danach aus, als versuchte sie nun den Russen aus dem Schlaf zu quälen.

Na das konnte heiter werden…
 

“Die Vorlesung heute war wirklich spannend das glaubst du nicht! Die haben nen neuen Motor vorgeführt!”

Wild gestikulierte die junge Frau mit dem Armen und deutete damit wohl die Größe des Gerätes an. “Das Ding war einfach gigantisch! Hab es leider nicht richtig gesehen… Raphael, der Spinner saß eine Reihe vor mir… der ist so groß, das sollte verboten werden…”

Nahezu schmollend verzog Mariah das Gesicht, während Brian Grinsend seine freie Hand hob und ihr neckend den Kopf tätschelte.

“Ach, macht nichts. Ich glaube fest an dich. Drei Zentimeter schaffst du bestimmt noch.”

“Hey, mach dich nicht über mich lustig!”

“Würde mir nicht im Traum einfallen…”

Brians Grinsen wurde umso breiter und leicht verengte er seine Augen, beließ seine Hand allerdings noch immer auf Mariahs Kopf, die dies alles andere als lustig fand.

Aber wie konnte sie ihn schon daran hindern?

Die Antwort war simpel. Ein doppelt unterstrichenes “gar nicht” womit sie sich schmollend ihrem Schicksal ergab.

“Ach man, nur weil ich klein bin…”

Zustimmend nickte Ray abwesend und schlug locker seine Beine übereinander, während er sich unauffällig streckte. “Genau, nur weil du klein bist.”

“Du hältst dich da raus, Klugscheißer!”

“Würde mir nicht im Traum einfallen”, wiederholte Ray den Russen und lehnte sich breit Grinsend in der Couch zurück, worauf Mariah einen Moment lang Anstalten machte, den vollen Aschenbecher nach ihm zu werfen. Sie hatte schon Recht. Mit Brian und ihm in einer Wohnung traf sie ein schweres Schicksal.

Aber na ja, es war ja nicht so, als konnte sie nicht gut damit leben.

Sie war ja auch nicht gerade die Person, die sich davor scheute, die ein oder andere Kopfnuss zu verteilen, wenn ihr etwas gegen den Strich ging.

Zum Glück für Brian war sie ein Mädchen, das schon beim Spielen im Sandkasten den nervenden Jungs ein blaues Auge verpasst hatte. Um es anders auszudrücken, Brian und Mariah passten zusammen wie Faust und Gesicht. Es war nur nicht so, dass sie das gerne zugaben.

Ray rollte brummend mit den Augen. Die beiden stellten sich vielleicht an…

Während Mariah einen flüchtigen Blick auf ihre Armbanduhr warf, lehnte Ray sich lautlos tief ausatmend gegen Kai, welcher reglos neben ihm saß.

“Oh. Ist schon spät, bald müssen wir los.”

Brian dagegen schüttelte seinen Kopf und lehnte sich entspannt zurück.

“Wir haben noch genug Zeit. Den Weg zu dir nach Hause schaffen wir in einer Viertelstunde. Und von dort aus zum Park sind es keine Zehn Minuten mehr. Entspann dich”, meinte er grinsend und schlang locker seinen rechten Arm um die Taille der jungen Frau, die plötzlich verbunden mit einem leisen “Oh” den Blick wieder von ihrer Uhr hob.

“Da fällt mir ein. Gestern ist was wirklich seltsames passiert…”

“Du meinst noch seltsamer, als vor kurzem, als du festgestellt hast, dass die vorläufigen Einstellungen für dein Projekt sich nicht eignen, um geradeaus zu fahren?”

Ray grinste amüsiert, doch warf ihm Mariah daraufhin einen bösen Blick zu.

Überrascht neigte der Dunkelhaarige daraufhin seinen Kopf.

“Nein. Clair war gestern bei mir. Nur für ein paar Minuten mitten in der Nacht und sie hat-…”

Es gab wohl im Leben jedes Menschen solche Momente.

Diese Art von Momenten, die sich plötzlich unendlich lang und grausam anfühlten.

Mariah sprach eher mit Brian, sodass sie Ray für diesen Moment keine große Beachtung schenkte. Das war auch gut so, denn so bemerkte sie nicht, wie der junge Chinese mit einem mal kreidebleich wurde.

Mariah erzählte gerade in kurzen Sätzen davon, dass Thomas Crowd seine vollkommen intakte Beziehung zu Clair Johnson beendet hatte.

Er hatte sich noch am gestrigen Abend unmissverständlich von ihr getrennt, hatte ihr wohl keinen tieferen Grund genannt, wodurch es für die junge Frau doppelt so schwer zu verstehen war.

Sie war bei Mariah gewesen.

Dann war sie nach Hause gegangen. Völlig aufgelöst weinend.

Und Tom?

Was mit dem war, sagte Mariah, wisse sie nicht. Es ging sie auch nichts an, sie war diesem mysteriösen Freund sowieso noch nie begegnet.

Mariah war ernsthaft davon überzeugt, dass Thomas Crowd und Clairs Freund Tom zwei vollkommen unterschiedliche Personen waren.

Ray hatte nicht vor sie vom Gegenteil zu überzeugen.

Absolut nicht.

Noch während Mariah sprach, da gab er ein halblautes tiefes Knurren von sich und streckte aus einem Impuls heraus seine Hand nach der Zigarettenpackung aus, die auf dem Tisch lag.

Er brauchte nun dringend Nikotin.

Oder sonst irgendwas, das seine Nerven beruhigte und gleichzeitig seine Wut drückte.

Es benötigte nur Crowds Namen und Rays Blutdruck stieg rasant in die Höhe.

Er wurde so verdammt wütend, dass sich sein ganzer Körper wie ein gespannter Bogen anfühlte.

Doch vor allem war es wohl Wut auf sich selbst.

Dennoch auch brennenden Zorn auf den Mann, der sein Leben so unwiderruflich kompliziert gestaltete, dass Ray nicht mehr wusste, ob er die Schuld nun bei ihm oder sich selbst suchen sollte. Thomas Crowd, der überhebliche Bastard.

“Ray? Ist irgendwas?”

Vielleicht etwas schnell schüttelte der Dunkelhaarige stumm den Kopf, ehe er sein Feuerzeug hervor zog und die Zigarette ansteckte. Tief sog er den blauen Dunst in seine Lungen und atmete versucht entspannt aus.

Mariah verzog mit besorgtem Blick auf Rays blasses Gesicht ihre Brauen und gab ein leises nachdenkliches Brummen von sich, ehe sie dann doch schlussendlich mit den Achseln zuckte.

“Gut… jetzt müssen wir aber los!”

“Aber wir haben doch-…”

“Mund halten! Los jetzt, sag ich! Zu spät kommen ist aus der Mode!”

Mit diesen Worten erhob die Kleinere sich und begann an Brians halb erhobenen Arm zu zerren, bis dieser sich schließlich augenrollend erbarmte und sich ächzend erhob, um der Kleineren zu folgen. “Ja ja, ich komme ja schon!”

Ray blickte ihnen nicht nach und gab sich nicht einmal Mühe auszusehen, als habe er Interesse. Er war gerade viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und starrte schnaubend auf seine Tasse, die noch auf dem Tisch stand.

In diesem Moment hoben sich Kais Arme und legten sich haltend um die Taille seines Programmierers.

“So, wir gehen jetzt! Mach dir nen schönen Abend und so!”

Kurz nach Mariahs dumpf durch den Flur hallenden Worten, fiel die Wohnungstür ins Schloss und plötzlich erschien die Welt noch viel dunkler und trauriger als zuvor.

Ray gab ein Missmutiges Brummen von sich und verzog in all seiner Abneigung das Gesicht. Wenn er jetzt noch weiter saß und nichts tat, dann stauten sich nur unnötig seine Aggressionen.

Er musste irgendetwas tun.

Ausatmend schob er Kais Hände von sich, als er sich erhob. Seine Schritte waren merkwürdig steif und schneller als sonst. Er würde schon irgendetwas finden.

Am einfachsten war es nun tatsächlich sich einfach weiter Kai zu widmen… aber dazu fehlte Ray gerade jeglicher Antrieb.

Der Nachmittag floss zäh wie Honig dahin, Stunde um Stunde, langsam und quälend. Ray gab sich jede erdenkliche Mühe sich beschäftigt zu halten.

Sogar legte er am heutigen Abend seit sehr langer Zeit mal wieder Musik auf.

Er hatte noch ein paar Schallplatten.

Welche von diesen Antik anzumutenden schwarzen Scheibchen, die langsam wieder in Mode kamen. Er selbst hatte sie allerdings noch von seinem Vater. Leider waren sie ein wenig zerkratzt, wodurch der Ton gelegentlich stotterte, aber da Ray sowieso kaum hinhörte, störte es ihn auch nicht. Kai verfolgte schweigsam Rays rastlose selbstablenkungsversuche aufmerksam über den ganzen verbliebenen Tag hinweg.

Als es schließlich Abend wurde, da entschloss sich Ray dafür erst einmal ausgiebig zu duschen. Das hätte er schon früher machen sollen, doch hatte er den Verdacht, dass er sich heute Morgen noch versehentlich ertränkt hätte.

Oder auch aus voller Absicht. Inzwischen jedoch war er bei dem Gedanken angekommen, dass Thomas Crowd, dieser falschspielende Scheißkerl, sein Leben nun wirklich nicht wert war.

Was war das heiße Wasser für eine Erleichterung.

Endlich all diese wirklich beschissenen Gedanken und Crowds Geruch von sich herunter waschen zu können. Vielleicht übertrieb Ray es ein wenig, denn zuletzt rötete sich seine Haut schon sichtbar.

Doch als er dann endlich die Kabinentür öffnete, fühlte er sich das erste Mal an diesem Tag einigermaßen gut. Sein Kopf war frei. Ja, er fühlte sich gut.

Dies schwang allerdings recht schnell wieder um, als er aufstöhnend feststellte, dass er vergessen hatte ein Handtuch bereit zu legen.

Soviel zum klaren Kopf, ja?

Der kleine Chinese rollte mit den Augen und gab ein halblautes Murren von sich.

„Uhm… Kai? Kommst du bitte einen Moment?“

Aber sicher doch. Es war schließlich nicht so, als könne er den K-I bei irgendetwas Wichtigem unterbrechen. Höchstens vielleicht beim Kaffeekochen, dabei hatte er ihm inzwischen schon oft genug zugesehen.

Nur einen Moment später öffnete Kai die Tür.

Sogleich suchte sein Blick nach Ray, der sich verlegen in andere Richtung starrend über den Nacken kratzte, während er sich halb aus der Dusche lehnte.

„Kannst du mir ein Handtuch geben? Oder besser gleich zwei.“

Damit deutete er grob mit dem Daumen auf den großen Schrank am anderen Ende des Zimmers.

Kai blinzelte. Musterte ihn reglos… ehe er langsam nickte.

Fest knotete Ray sich eines der Handtücher um die Hüften, ehe er begann mit dem anderen sein langes Haar zu trocknen. Erst dann stieg er aus der Dusche. Lächelte Kai flüchtig zu. „Danke.“

Als er ihn dann allerdings ansah, fiel ihm das erste Mal an diesem Tag bewusst die verschmierte Theaterschminke auf seinen Wangen auf.

Sogleich verzog er seine Brauen und neigte seinen Kopf, ehe er brummend auf den Rand der Badewanne deutete. „Setz dich mal einen Moment dahin, ja? Nur kurz.“

Ebenso kurz wie Ray das Badezimmer verließ um seine Tasche zu suchen. Gestern hatte er sie einfach beiseite geworfen. Von Glück konnte er reden, wenn noch alles darin funktionstüchtig war. Crowd handelte ihm noch bei Weitem mehr Ärger ein, als er wert war…

Von Interesse war für den Dunkelhaarigen allerdings fürs erste nur die kleine Dose mit der blauen Farbe.

Kai verengte leicht seine Augen, als Ray mit dieser in Händen wieder zurückkam.

„Wofür…?“

Behutsam streifte sein Programmierer ihm mit einem Lächeln den Rest der verlaufenen Farbe von den Wangen. „Weißt du doch…“, murmelte er halblaut zu Kai und verengte seine Augen ein wenig, als er erneut die Farbe auf seine Wangen strich. „Irgendwo da draußen gibt es acht andere, die haargenauso aussehen wie du… und das passt mir nun mal nicht. Denn du, mein Freund, bist einzigartig.“

Kai blinzelte und plötzlich nahm seine Miene einen eher ratlosen Ausdruck an.

„Einzigartig…?“

Ray nickte. „Genau. Auf der ganzen Welt gibt es keinen Mensch der genau ist wie ein anderer, weißt du? Damit will ich nicht sagen, dass du ein Mensch bist… Aber ich würde schon so weit gehen, dass du dich von anderen K-Is wie Alexander sehr wohl unterscheidest oder nicht?“

Kai neigte daraufhin blinzelnd seinen Kopf, machte den Eindruck als würde er scharf überlegen, ehe er bestimmt nickte. Ray lächelte zufrieden.

Doch musterte Kai ihn auch weiterhin aufmerksam. Neigte seinen Kopf diesmal zur anderen Richtung, wie es des Öfteren Hunde taten.

„Ray hat gesagt, ich soll fragen…“

Eben jener legte gerade die geschlossene Dose neben das Waschbecken und rieb mit dem Handtuch als er den Raum verließ, das restliche Wasser aus seinem Haar.

„Ja los? Frag doch“, antwortete Ray tief seufzend und gab es damit endgültig auf ihn korrigieren zu wollen. Lieber kramte er sich aus dem Schrank in seinem Zimmer etwas zum anziehen heraus. Als Kai zu ihm aufschloss, zog Ray gerade den Gürtel seiner Hose zusammen.

Er hatte ihm den Rücken zugewandt und schenkte ihm kaum Beachtung.

„Was hat der andere mit Ray gemacht?“

Die Stille die daraufhin folgte, war äußerst peinlich.

Ein dunkelroter Schatten legte sich über Rays Wangen, als er in jeder Bewegung inne hielt, denn es wäre zwecklos zu behaupten, er wisse nicht, was Kai meine.

Brummend schloss er seine Augen und legte eine Hand auf sein Gesicht, ehe er aufatmend einen Blick über seine Schulter hinweg zu Kai riskierte. Kai zeigte keine Reaktion. Blieb vollkommen ausdruckslos.

Angespannt wandte Ray sich schließlich um und lehnte sich gegen die geschlossene Schranktür, während er seine Worte gut überdachte. Doch was half es Kai schon es zu umschreiben?

Blieb er also lieber offen und ehrlich bei der Wahrheit oder nicht?

Bestimmt verschränkte Ray tief einatmend die Arme vor der Brust und gab sich dabei besondere Mühe Kai in diesem Moment nicht in die Augen zu sehen. „Wir hatten sex.“

Wiederum neigte der K-I ganz langsam seinen Kopf. „Was heißt das?“

Wie sollte Ray das schon erklären?

Dass er das am liebsten gar nicht wollte, sah man ihm sowieso von vornherein an.

Verlegen kratzte er sich über den Unterarm.

„Weißt du… wenn Menschen sich sehr mögen, dann…“, begann Ray ziemlich unsicher, während er sich nervös durch das schwarze Haar fuhr. Kai jedoch war heute besonders spitzfindig und unterbrach ihn sogar gleich darauf. „Ray mag ihn…?“

Ray war ehrlich überrascht echte Zweifel aus seiner Stimme herauszuhören. Aber da hatte er Recht und voll ins Schwarze getroffen. Mochte Ray Thomas Crowd?

„Nein… eigentlich nicht.“

Kai brachte ihn gerade wirklich zum nachdenken. Gut, anhand dieses Beispiels von mögen und nichtmögen verstand er es nicht. Dann versuchte er es eben anders.

Nun schon sicherer hob Ray seinen Blick und sah Kai aufmerksam in die Augen.

„Also… Menschen tun das, um einander näher zu sein. Um sich verbunden zu fühlen. Das…uhm… das hat meist etwas mit Wärme und Liebe zu tun, weißt du? Das ist kompliziert… es ist einfach…naja… menschlich, eben.“

Ray lächelte äußerst verlegen, ehe er abschließend mit den Achseln zuckte. Kai blinzelte und erwiderte starr seinen Blick… ehe er schließlich langsam nickte. „Dann liebt Ray ihn…?“

Ray holte Atem, fuhr allerdings erschrocken zusammen, als noch im gleichen Moment jemand an der Tür klingelte.

Erschöpft rollte der Dunkelhaarige mit den Augen und schüttelte brummend den Kopf. „Später.“

Damit schob er sich fürs Erste an Kai vorüber. Er hatte nicht die Geringste Lust sich noch mehr Gedanken über diesen Bastard Crowd zu machen.

Das war auch in keiner Weise gut für sein Wohlbefinden oder seinen allgemeinen Stresspegel.

Als er die Haustür öffnete, rechnete er in erster Linie mit Brian und Mariah oder auch nur einem von ihnen. Aber…

„Was…“, Rays Herz setzte einen Schlag lang aus, während er selbst fühlen konnte, wie er gerade kreidebleich wurde. „Was machst du denn hier…?“

Der blonde junge Mann vor seiner Haustür erwiderte seinen Blick müde und verengte leicht seine Augen, während er sich in den Türrahmen stützte, um Ray daran zu hindern einfach die Tür zuzuschlagen. „Ich würde gern reinkommen…“

Rays Augen weiteten sich leicht, ehe er bestimmt und besonders nachdrücklich den Kopf schüttelte. „Vergiss es. Verschwinde, Crowd.“

„Ray, ich-…“

„Es ist mir egal, was du hier willst. Es ist mir egal, was du dir dabei denkst. Hau einfach ab.“

„Aber-…!“

„Bist du taub?!“

Ray wurde innerhalb weniger Augenblicke so wütend, dass er am liebsten auf Thomas eingeprügelt hätte, bis ihm Taktgefühl und Anstand eingehämmert worden waren.

„Ich will dich hier nicht haben, verzieh dich!!“

Bestürzt verzog Thomas seine Brauen und versuchte Ray mit bloßen Gesten zu beruhigen, was diesen nur noch wütender machte.

In einem unachtsamen Moment wurde Thomas sogar zum Opfer Rays geballter Faust, die sich tief in seine Magengegend rammte, um ihn endlich von der Türschwelle zu vertreiben.

All das machte natürlich einen ziemlichen Lärm.

Scheinbar wurde der K-I wie magisch davon angezogen und nahm schlussendlich seinen Platz hinter seinem Programmierer im Flur ein.

Thomas Crowd bemerkte im Augenwinkel die Regung im Schatten und schließlich kreuzte sein Blick den des K-Is.

„Mach endlich, dass du weg kommst, ich will dich hier nicht mehr-… sag mal, hörst du mir überhaupt zu, du Penner?!“, fuhr Ray vor ihm auf, doch schenkte ihm Crowd in diesem Moment keine weitere Beachtung. Starr erwiderte er den Blick dieses… dieser Blechbüchse.

Seine Hände ballten sich langsam zu Fäusten, während er seinen endgültigen Entschluss fasste.

Im nächsten Augenblick fühlte Ray sich kraftvoll nach vorne gerissen, als Thomas Hände sich fest auf seine Schultern legten. „Ray! Bitte hör auf! Bitte…! Beruhige dich erst mal, ja?“

Der hatte gut reden. Als Thomas sich näher zu ihm herunter neigte, zeigte Ray demonstrativ seine Zähne und lehnte sich sicht- und spürbar vor ihm zurück.

„Lass mich sofort los. Komm mir nicht zu nahe. Und fass mich nie wieder an.“

Thomas hätte gelogen, wenn er sagte, dass ihn Rays Worte nicht trafen. Das tat wirklich weh.

Aber immerhin trug er wohl auch wirklich selbst schuld an seiner Misere.

Das hinderte ihn natürlich nicht daran es zu versuchen.

Sein Blick schweifte einen kurzen Moment düster zu diesem Ding im Flur, das ihn ausgiebig beobachtete. „Ich weiß, dass ich nichts von dir erwarten kann“, sagte er schließlich begleitet von einem Seufzen, als er sich wieder an Ray wandte. „Ich weiß auch zu genüge, dass ich ein ziemliches Arschloch bin.“

Trocken lachte Ray und rollte mit den Augen. „Was du nicht sagst.“

Thomas verstärkte seinen Griff um Rays Schultern. „Ja, aber bitte hör mir zu. Bitte.“

Weichklopfen ließ Ray sich bestimmt nicht. Es war allein der Tatsache zu verdanken, dass er Crowd körperlich nicht gewachsen war, dass er ihn auch nur anfassen durfte.

Ray konnte ihn eben nicht daran hindern.

Somit musste er wohl oder übel mitspielen. Vorläufig.

Missgelaunt verengte er scharf seine Augen und riss ruppig seine Arme aus Thomas Griff. Daraufhin wich er bestimmt einen Schritt zurück.

Im nächsten Moment lagen erneut zwei Hände auf seinen Schultern. Dieses Mal störte es ihn jedoch keines Falls. „Ich werde dich sowieso nicht früher los. Also, was zum Teufel willst du von mir?!“

fassungslos blinzelnd öffnete Crowd wortlos seinen Mund, während sein Blick von dem K-I zu Ray wechselte. Bestimmt drei oder viermal. Er durfte ihn nicht anfassen, aber dieses…dieses Ding?!

Erschüttert schüttelte Thomas seinen Kopf, ehe er wütend über die Schwelle in den Flur trat. Er ließ sich doch nicht von einer Maschine-…!

„Ray…Ich…ich liebe dich!“
 

Tbc.
 

Mich würde es wirklich schwer wundern, wenn dieses Kapitel von der Schreibe her oder so noch zu den anderen passt ^^;

Das tut mir schon irgendwie leid. Aber vergessen hab ich die Ff nun mal nicht. Ist schon lustig zu sehen, dass ich daran im Grunde jetzt schon drei Jahre sitze.

Ich sollte meine Fanfictions langsam mal wieder etwas Pflegen.
 

Man solle ja nicht glauben, dass dieses Kapitel drei Jahre wegen Mangel an Ideen und Inhalt solange gebraucht hat. Tatsächlich stand der Inhalt schon ewig fest. Mir fehlte ziemlich lange nur die Motivation und Lust zu schreiben. Und das ist wirklich beschissen.
 

Mein Dank geht an die tapferen Leser, die immer noch nicht aufgegeben haben:
 

- -_Freaky_-

- Anime-Freak_18

- AnimeGirl54

- Antiprincess

- Chiibii

- Fye

- Glückskeks

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- XSchneekatzeX

- Yuimo

- YumeRu
 

Also insbesondere euch viel spaß beim Lesen =]
 

Cya hoffentlich nicht erst wieder nächstes Jahr xD



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von: abgemeldet
2010-03-22T16:44:14+00:00 22.03.2010 17:44
Oh, das ist schön! Wunderbare Geschichte. Du machst deutlich, wie schwer wir es uns selbst oft machen... und damit fängst du einen einfach ein und zwingst ihn zum Nachdenken. Find ich klasse!
Von: abgemeldet
2010-03-12T01:46:13+00:00 12.03.2010 02:46
Soo, dann wollen wir mal...
Ich weiß zwar jetzt nicht mehr, was mich vom Lesen abgehalten hat... doch... ich glaube, weil es schon solange kein Upload gab bin ich irgendwie total aus der Story rausgekommen, mal schauen, ob ich wieder reinfinde x3.

Mensch, sag mal, Ray scheints ja echt mit Fahrzeugen zu haben, die dazu neigen, ihn zu überfahren *Köpfchen schüttel* Der Mann geht ziemlich unvorsichtig durch die Welt :D
Mann Mann, ich muss grad echt mein Hirn anstrengen, um die ganzen Charaktere, die genannt werden, wieder zuzuordnen, das ist grad gar nich so einfach xD
Aber ich stelle gerade fest, dass 'grottentief' eines deiner Lieblingswörter zu sein scheint xD. Es taucht in jedem Kapitel deiner FFs mindestens einmal auf XD.

>Die Wohnung lag in der Dunkelheit des Tages verlassen und still da.
Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie gefällt mir dieser Satz sehr gut <3

Ich finde allgemein sehr gut diese komplizierten Gefühle, die Ray in sich hat sehr gut geschrieben, nachvollziehbar und tiefgründig - wie man es von dir gewohnt ist <3
Allerdings muss ich mal erwähnen, dass mir dieses 'der Kleinere' 'der kleine Chinese' zuweilen etwas sauer aufstößt, da du es ziemlich häufig benutzt - ich meine, wenn du dir die Serie genau anschaust, dann siehst du, dass Ray nicht soo viel kleiner ist als Kai, allerdings wirkt das durch diese Beschreibung so, als sei Rei ein Zwerg im Vergleich zu Kai. Ich finde dieses 'Der Kleine' passt einfach nicht immer. Vielleicht kannst du ja in Zukunft beim Schreiben ein wenig drauf achten ^^ Nur so als Anregung, es liest sich einfach nicht so schön auf Dauer.
Och, ich denke, in einer Vierzimemrwohnung ist es relativ einfach sich aus dem Weg zu gehen, vor allem, wenn man als Cyborg wie Kai ohnehin kaum was zu tun hat xD.
Kais Einschätzung der menschlichen Rasse gefällt mir, sehr gut sogar, denn damit stellst du nicht nur seinen Charakter sehr IC dar, sondern bringst auch eine Tatsache auf den Tisch. Menschen sind scheiße xD (Kleiner Scherz)

>“Ein Mensch werden? So wie du…?”
Ahaaaa, der Titel der FF *~*. Ich kann nur sagen, ich hätte mir bei dessen Erwähnung wirklich keinen schlöneren Zusammenhang vorstellen können <3 Sag mal, hattest du das von Anfang an so geplant oder kam das spontan, das würde mich mal interessieren?

Mehr als Ray und mehr als jeder andere Mensch auf Gottes verfluchter Erde, die Ray plötzlich so verflucht klein vorkam.
Ein wunderschöner Satz, der aber leider durch die Wortwiederholung, das doppelte 'verflucht' leider etwas gedämpft wird.

>Seinem Menschen.
Episch~

Uh, Das Wort 'Größeren' benutzt du auch extrem oft, das klingt wirklich nicht so toll, was ist so schlimm daran, einfach den Namen der Charaktere zu verrwenden ;)? (Ich gewöhn mir diese Umschreibungen auch grad ein wenig ab, weil mir das mal nahe gelegt wurde, im ersten Moment ist es zwar ungewohnt, aber irgendwann merkt man, dass es sich so viel besser anhört)

> als fürchtete er Mariah könnte seinem Menschen etwas antun.
Aweeeee, so süß <3

Noch ein häufiges Wort: missmutig (ich versteh das nicht, es gibt soo viele Adjektive, warum immer die gleichen xD - aber so gehts mir auch mit ein paar Wörtern, ein meiner Betaleserinnen hat mich mal da drauf hingewiesen XD)

>Deinen Druiden
XDD *looool*

Uhmmm. Interessantes Ende =D
Also ich bin gerade wieder richtig drin XD Aber ich fands echt toll, dass das Kapitel so lang war, das könnten sie von mir aus immer sein x3.
Bin echt mal gespannt, wie es weitergeht ^^.

LG, Katze

P.S: Darf ich dich mal dezent wegen meiner FF anhauen xD? (Du hattest mal erwähnt, dass du nicht ganz abgeneigt warst, sie mal weiterzulesen =3)
Würd mich freuen, von dir zu hören <3
Von:  Merylex
2010-02-12T21:03:11+00:00 12.02.2010 22:03
hey dud, ich hab die ff erst jetzt entdeckt und ich finde sie super gut.
besonders Kai, der rafft die Programme wahrscheinlich schon, aber er will sie nicht einsetzen.
Thomas sollte ein Abgang machen, wer andere Betrügt bleibt am ende immer alleine.
Ach ich wünschte Kai würde ein wenig Besitzansprüche geltend machen, oder ihm den Arm brechen. XD.
schreib schnell weiter, und kriege ich eine ens? Bütööö
Von:  Minerva_Noctua
2010-02-11T09:33:53+00:00 11.02.2010 10:33
Hallo!

Diese FF gefällt mir seeehr gut^^!
Es ist interessant zu sehen, wie Maschine und Mensch miteinander umgehen.
Gut, dass du Kai nicht zu menschlich machst und man sich immer wieder daran erinnert, dass er anders ist (z.B. Anrede in dritter Person).
Das sich Ray so zum Opfer machen lässt, ist traurig. Er könnte Thomas wegen Vergewaltigung anzeigen.
Bryan und Mariah gefallen mir gut:)
Ich hoffe es geht bald weiter, denn die Geschichte ist wirklich gut^^!

Bye

Minerva
Von: abgemeldet
2010-01-30T16:50:16+00:00 30.01.2010 17:50
Hm~
Dieser Crowd nervt -__-
Und Kai ist süß. Besonders der Satz mit dem Glück war niedlich...nur Reis Gedankengänge über das Dasein der Maschnie und die Unterschiede zum Menschen holen ein wieder auf den Boden der Tatsachen zurück...Kai ist eben nun mal kein Mensch ;__;
Und ich mach' mir noch mehr Sorgen um Reis Gesundheit ö__ö Der macht sich noch kaputt >__<
Von:  Atem
2010-01-26T20:12:41+00:00 26.01.2010 21:12
Wow... ich fass es nicht. Eigentlich hatte ich diese FF schon lange abgeschrieben und in die Lade der unglücklich abgebrochenen Projekte um die es viel zu schade ist, dass sie nicht abgeschlossen wurden, abgelegt XD".
Ich musste mich auch erst einmal wieder reinlesen, um zu wissen, worum es gegen Ende des letzten Kapitels ging, aber... ich bin natürlich hellauf begeistert ^^. Dein Schreibstil hat sich in erster Linie ziemlich geändert. Muss aber auf jeden Fall anerkennen: zum Besseren! Die immer wieder auftretenden Worte von früher, kommen nun nicht mehr vor. Das ist eine kleine Anspielung auf eines deiner Lieblingswörter (anscheinend XD): alle möglichen Variation von Brummen. Man konnte meinen, dass Rei ein Brummbär ist hihi. Das hat schon ein wenig gestört, aber dein Stil jetzt ist flüssig und lässt sich wirklich gut lesen.

Vom Inhalt her... also ich wusste nicht, dass Thomas und Tom die gleichen Personen sind und war ziemlich überrascht XD. Und dieses Liebesgeständnis ist... ist... uwärgh XD. Der soll Leine ziehen. Am Besten vertreibt ihn Kai per Fußtritt zur Tür hinaus o_ó.

Eigentlich wollte ich das hier nicht schreiben... aber ich kann es mir nicht verkneifen xD... ähem... seitdem Kai Rei geküsst hat, lässt mich der Gedanke nicht los, wie es wohl wäre, wenn Kai mit Rei schläft... oder es versucht... Kai als Android verfügt ja im wahrsten Sinne des Wortes über eine unmenschliche Standfähigkeit und Ausdauer *perversegedankenmitebensoperversengrinsenhat*. Ich bin auf Entzug *lol*, das mag schon sein und vielleicht werde ich als verrückt abgestempelt... aber... hehe~ der Gedanke gefällt mir XD.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht und hoffe natürlich, dass dir doch noch eine Menge einfällt. So Zwischenmenschliches kann man ja eine Menge schreiben und Kai ist doch so schön eigenwillig XD.
Hoffentlich liest man sich nicht erst wieder in einigen Jahren >o<.

*flausch*
Rookie
Von:  Chiibii
2010-01-17T19:14:19+00:00 17.01.2010 20:14
JUHU - meine lieblings FF geht weiter!!!

Die Story ist echt toll! Hast du gut gemacht -^^- *streichel* XD
Mir gefällt es, dass dies nicht so ne 0815 ff ist ^^ du hast die Charas echt gut hinbekommen - man fiebert richtig mit ^^

Mach weiter so und THX fürs weiterschreiben =D

Ich warte geduldig und sehnsüchtig aufs nächste Kapi ^^v
Bussi, Chiibii ♥
(bin nicht gut in Kommi schreiben -.- ist eh der erste den ich überhaupt schreibe oO)
Von:  lady_j
2010-01-17T09:33:39+00:00 17.01.2010 10:33
also ich bin zwar reichlich spät in deine leserschaft eingetreten, aber besser spät als nie xD
mir gefällt die story wirklich gut. ich finde es recht problematisch, einen überzeugenden androiden zu beschreiben, von daher hast du kai aber richtig gut getroffen, finde ich.
ich glaub, ich hab jetzt einen kleinen augenschaden weg, weil ich die FF natürlich in einem stück lesen musste, und so lange auf einen computerbildschirm zu starren ist nicht unbedingt das beste für jemanden mit kurzsichtigkeit...aber es hat sich auf jeden fall gelohnt!

mich würde interessieren, wie kai zu "denken" pflegt. ob die programme, die ray installiert hat, vielleicht doch wirken und kai es einfach nicht zeigt, weil er halt so einen charakter hat? ist ja irgendwie lustig, dass der androiden-kai seinem serienoriginal auf diese weise verdammt ähnlich ist -bis auf die kuschelsucht vielleicht xD
irgendwie stell ich mir bei diesen szenen immer vor, wie ray von einer schaufensterpuppe in kai-optik geknuddelt wird xD

und ich finde es verdammt gut, dass ray hier mal nicht schwiegermuttis liebling ist. das nervt mich nämlich an seinem charakter, dass er so scheißefreundlich sein kann. hier ist er mir voll sympatisch ^^v

wie du die anderen charas eingebaut hast, finde ich voll okay so, brian und mariah zusammen sind irgendwie lustig...aber vor allem könnte man sich durchaus vorstellen, dass der russe ein fell hat, das dick genug für mariah ist.

kleine kritikpunkte gibts von mir hinsichtlich der schreibweise: in den älteren kapiteln tauchen oft immer wieder die gleichen wendungen auf ("neigte den kopf" "gemächlich" sind besonders aufgefallen). das hat mich an einigen stellen sogar schon ein bisschen genervt. vor allem die verwendung von "gemächlich" war manchmal einfach nur unpassend. das hat sich aber gott sei dank in dem neuen kapitel geändert. es ist wesentlich besser geschrieben, als die alten.

lg
Von:  Rinaca-chan
2010-01-14T19:37:53+00:00 14.01.2010 20:37
Hey, es geht weiter!
Woa, toll geworden. Besonders der Schluss. Jetzt will ich wissen, wie es weiter geht....
Kai ist toll. Ich mag seine Fragerei.


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