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Neue Schule - neues Leben

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Neue Schule – neues Leben
 

„Hy, ich bin Haruka Sashimi. Ich freue mich, ab heute bei euch in die Schule gehen zu dürfen.“ Nachdem ich mich der Klasse zugewandt leicht verbeugt habe, gehe ich auf den mir zuvor von der Lehrerin zugewiesenen

Platz. Leise seufze ich. Wie kam meine Mutter bloß so plötzlich auf die Idee, ich solle eine gemischte Schule besuchen? Ich fand's eigentlich auf meiner alten Schule schön. Diese hier hat ja nicht mal einen eigenen Park. Leider muss ich außerdem feststellen, dass der Unterricht total langweilig ist. Nicht, dass die Lehrerin ihn öde gestaltet, es liegt einfach daran, dass ich den Stoff schon vor drei Monaten hatte. Außerdem spricht sie die englische Sprache sehr seltsam aus. Das kann ja heiter werden. ... Ich will zurück auf meine alte Schule! Warum kann ich nicht selbst darüber entscheiden? Das Einzige, was mir gefällt, ist, dass sie hier keine Uniformen haben.

Als eine Melodie das Ende der zwei Stunden ankündigt, packe ich schnell mein Schreibzeug in meine Tasche und gehe aus dem Raum. Glücklicherweise konnten sich meine neuen Klassenkameraden noch nicht darauf einigen, wer mir die Schule zeigen will und mir das Wichtigste, was AGs, Aufzeichnungen der letzten Wochen u.a. betrifft, zeigt. Zuletzt schien es so, dass diejenigen, die das übernehmen wollten, ihre Namen auf kleine Zettel schreiben sollten und schließlich daraus ein Zettel gezogen werden sollte. Wieso wollen die unbedingt zusätzliche Arbeit auf sich laden? Auf der Suche nach einem ruhigen Platz lande ich schließlich auf dem Dach. Da mich die Aussicht großer Hochhäuser nicht sonderlich interessiert, gehe ich weiter hinter. Als ich mich hinsetze, nehme ich meine Schnitten heraus und fange an zu essen. Bevor sich jetzt jeder fragt, warum kein Bento, nun, ich war mit 13 bzw. 14 Jahren ein Jahr lang in Deutschland und habe mich dort an die Schnitten, die zudem auch schneller zu machen sind, gewöhnt.

Nun bin ich satt und genieße die Aussicht, die sich mir bietet. Die Gitterstäbe stören zwar etwas, jedoch habe ich keine Lust, aufzustehen. Warum muss ich nur bald zur nächsten Unterrichtsstunde? Mir entfährt ein Seufzer. Anschließend stehe ich auf und mache mich auf den Rückweg. Laut meiner Uhr geht die Stunde in vier Minuten los. Ich muss einen relativ schnellen Gang einlegen, da ich es ansonsten nicht mehr rechtzeitig schaffen würde. Im Klassenraum angekommen, schauen mich einige Schülerinnen seltsam, fast traurig an. Ich ignoriere dies und setze mich auf meinen Platz. Nach wenigen Sekunden kommt ein Lehrer in die Klasse und fängt ohne Umschweife mit dem Unterricht an. Man, ich kenne nicht nur den Englischstoff, sondern auch den Mathestoff! Den hatten wir zwar erst vor einem Monat, aber ich habe schon vorgearbeitet, da es mir so Spaß gemacht hat. –Ich bin nicht verrückt! Jeder hat seine Vorlieben, und ich interessiere mich nun mal für Mathe. Nach den Mathematikstunden steht plötzlich ein Mädchen vor mir.

„Ich möchte dir gern das Schulgebäude zeigen. Komm, ehe der Unterricht weitergeht.“ Ich frage mich, warum wir in der kurzen Pause unbedingt das ganze Schulgebäude durchforsten müssen. Dennoch setze ich ein Lächeln auf und nicke ihr zu. Den Ausdruck auf ihrem Gesicht, der sich anscheinend durch mein Lächeln ergab, verursacht in mir ein mulmiges Gefühl. Sie denkt doch nicht, dass... Aufeinmal greift sie meinen Arm und zieht mich mit sich. Auf dem Gang angekommen, lässt sie mich los und schaut mich lächelnd an.

„Ich bin übrigens Mitsu. Los, wir müssen uns beeilen.“

„Warum machen wir das eigentlich nicht in der nächsten Pause?“

„Weil ich nicht will, dass dir ein anderes Mädchen die Schule zeigt.“

„Aber hattet ihr denn nicht jemanden ausgelost?“

„Du hast es gemerkt und bist trotzdem abgehauen? Wir waren ziemlich ratlos und haben die Sache erstmal gelassen.“

Ich seufze. „Ich würde mich nie um zusätzliche Arbeit reißen.“, entfährt mir unbewusst.

„Auch nicht, wenn es um ein wunderschönes Mädchen geht?“ Noch bevor ich etwas erwidern kann, landen wir in der Bibliothek. Leider darf man hier nicht reden. Ich bin so von den vielen Büchern fasziniert, dass ich erst wieder daran denke, als der Unterricht weitergeht. Mist!

Nach den zwei Stunden beobachte ich, wie ein Junge zu Mitsu geht und mit ihr redet. Auf dem Gang warte ich auf sie, da sie angedeutet hat, sie würde mir nun die AGs zeigen. Als sie schließlich mit dem Jungen aus dem Raum kommt, geht sie mit einem kurzen Seitenblick an mir vorbei. Ich habe jedoch keine Chance mit ihr mitzugehen, da mich der erwähnte Junge anspricht.

„Ich weiß besser über die AGs Bescheid. Komm mit.“ Was soll das denn? Damit habe ich nun wahrlich nicht gerechnet. Mit einem Seufzer folge ich ihm. Ich sehe den Zeichen-, Garten-, Go-, SuDoku-, Englisch-, Schreib-, Tennis-, Schwimm- und schließlich den Kampfclub. Als ich die Teilnehmer sehe, fängt mein Herz an schneller zu klopfen. Wie ich diesen Sport liebe!

„Ich bin übrigens der Kapitän dieses Clubs und heiße Kashin Moriama. Es würde mich und die anderen freuen, wenn du beitreten würdest.“

„Gerne!“ Ich schaue ihn mit einem strahlenden Gesicht an. Es scheint ihn stark zu verwirren.

„OK. Hast du schon Kampfsporterfahrung?“

„Hai.“

„OK. Komm, ich zeig dir die Umkleidekabine und deinen Spint. Welche Größe hast du?"

„Heißt das, ich bin einfach so dabei?“

„Ja, wieso nicht? ... Ich gebe ja zu, dass wir mehr Teilnehmer brauchen.“ Er schaut starr nach vorn.

„Ich hab die 40." Mit einem kurzen Nicken öffnet er einen Schrank und holt einen Kampfanzug heraus. Nachdem er ihn mir gegeben hat, schließt er den Schrank wieder zu. Ohne ein weiteres Wort führt er mich zu der Umkleidekabine und weist mir einen Spint zu. Daraufhin verlässt er den Raum mit den Worten: „Wenn du dich umgezogen hast, komm in die Halle." Da ich mich auf mein erstes Training hier freue, ziehe ich mich schnell um. Als ich die Halle ein zweites Mal betrete, stellen sich die Teilnehmer schnell in eine Linie und verneigen sich vor mir.

„Es freut uns, dich hier begrüßen zu dürfen.“

Dann tritt Kashin hervor. „Jeder, der unserem Club beitritt, muss zuerst gegen einen selbst gewählten Kämpfer antreten.“

Ohne zu überlegen, antworte ich: „Wie wär’s, wenn du mit mir kämpfst?“ Ups! Ich komme hier rein und fordere den Kapitän auf! Wenn sie mir das mal nicht übel nehmen.

„Du traust dir viel zu, oder bist du so gut?“

„Das wird sich zeigen.“ Herausgefordert ist herausgefordert. Wir stellen uns auf die Matten, begrüßen uns, indem wir uns verneigen und einen fairen Kampf wünschen, warten auf das Zeichen des Richters und begeben uns in Kampfstellung. Eine Sekunde später greife ich ihn an, damit er merkt, dass er keine Rücksicht zu nehmen braucht. Er weicht jedem meiner Angriffe aus. Schließlich greift er an. Als er mich nach kurzer Zeit in die Enge treibt, sehe ich noch kurz sein siegessicheres Gesicht, bevor ich den Spieß umdrehe. Mit einer Technik, die mir mal ein guter Freund anvertraut hat, stemme ich seine Körper nach unten. Da er sich aus dieser Lage nicht befreien kann, ohne dass ich ihm den Arm breche, gibt er auf. Die Schüler schauen mich perplex an. Kashin reagiert jedoch ziemlich locker.

„Wow, du bist echt gut, oder war das nur Glück?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, fährt er fort. „Das kannst du ja in deinen nächsten Kämpfen zeigen.“ Er legt seine Handflächen aufeinander und verneigt sich. „Danke für diesen Kampf.“ Schnell mache ich es ihm nach. Nach dem Training rede ich noch mit ein paar Jungs und bin am Ende die letzte Person im Umkleideraum. Nachdem ich mich umgezogen habe, mache ich mich auf dem Weg zur Bushaltestelle.

Das erste Training in dieser AG hat mir sehr viel Spaß gemacht. Es ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass ich das Missverständnis noch nicht aufgeklärt habe. Ach, Mitsu! Moment Mal, sie ist sicherlich nicht die Einzige, die diesem Irrtum erlegen ist. (^o^) (^o^) Ach, was soll’s. Die kamen ja auf die Idee, nicht ich. Na gut, ich habe natürlich den größten Teil dazu beigetragen.

Als ich sehe, dass mein Bus gerade kommt, sprinte ich schnell dorthin. Ich muss mich jetzt erst mal um die Hausaufgaben kümmern. Den Irrtum kann ich ja sowieso nicht sofort beseitigen.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Der nächste Tag beginnt mit Biologie, einem weiteren Fach, was mir Spaß macht. OK, was mir sehr oft Spaß macht. Das Thema Ökologie kann ich zum Beispiel überhaupt nicht leiden. Gähn. Nach Bio verziehe ich mich wieder auf das Dach. Hach, welche Ruhe! Leider hält sie nicht lange an. Schon nach einer Minute bemerke ich, dass jemand hierher kommt. Auf einmal steht Kashin neben mir.

„Oh, hy! Ich wusste nicht, dass du diesen Platz ausfindig gemacht hast. ... Ich bin sehr oft hier.“ Es scheint ihm irgendwie peinlich zu sein.

„Setz dich doch.“ Ich mache eine Kopfbewegung auf den Platz neben mir. Dankend pflanzt er sich hin. Ich muss lächeln. „Dafür brauchst du dich doch nicht zu bedanken.“ Er schaut mich erstaunt an. Dann hole ich meine Schnitten heraus und verspeise eine. Als ich bemerke, dass mich Kashin beobachtet, frage ich ihn: „Was ist denn?“

Beschämt schaut er auf seine Füße. „Entschuldige. Aber ich hab irgendwie nicht damit gerechnet, dass du Schnitten isst.“

Ich muss laut lachen. „Glaubtest du etwa, ich esse jeden Tag Sashimi?“

Er schüttelt leicht den Kopf. „Natürlich nicht. Aber irgendwie, ach, ich weiß nicht!“

„Ist doch auch egal. Wir sollten uns lieber auf den Weg ins Klassenzimmer machen.“ Mit einem Nicken steht er auf und geht. Ich folge ihm.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Wir sehen uns fast jeden Tag auf dem Dach. Kashin spricht inzwischen über alle möglichen Dinge frei mit mir. Es sind schöne, entspannende Pausen. Am Nachmittag kann ich mich dann immer beim Kämpfen austoben. Ich bin immer vor allen anderen in der Halle und ziehe mich nach dem Training immer zuletzt um.

Nun befinde ich mich wieder auf dem Dach. Als Kashin kommt, bemerke ich, dass etwas los ist. Mich wundert es, dass er sich nicht von allein neben mich hinsetzt, sondern vor mir stehen bleibt. Ich stehe auf, schaue ihn besorgt an und will ihn fragen, was los ist. Doch bevor nur ein Wort meinen Mund verlassen kann, wird er durch seine Lippen verschlossen. Sofort schießt mir das Blut in den Kopf und ich werde rot.

„Ich ... Es tut mir Leid, aber ich musste das endlich tun.", stammelt er schließlich. Danach quetscht er noch einen weiteren Satz hervor: „Ich liebe dich." Da ich noch nichts erwidere, fühlt er sich verpflichtet, weiter zu reden. „Es ist mir egal, was die anderen dazu sagen, aber bitte verachte du mich nicht. Die Liebe fällt schließlich dorthin, wohin sie will."

„Was sollten die anderen schon dazu sagen?“ Noch bevor ich meine Frage zu Ende gestellt habe, wird mir die Antwort bewusst. Da es bisher kein Thema war, habe ich das Missverständnis nicht aus dem Weg geräumt. Kashin kommt nicht dazu, darauf zu antworten, da ich ihm das Wort entreiße und eine neue Frage stelle. „Ihr denkt alle, dass ich ein Junge bin, oder?“ Verdutzt sieht er mich an und nickt. „Nun, weißt du, obwohl ich zugegebenermaßen eine etwas männliche Stimme habe und nicht gerade figurbetonte Sachen trage, bin ich immer noch ein Mädchen.“ Seine Augen werden groß. Nach einer halben Ewigkeit erscheint ein Lächeln auf dem Gesicht.

„Aber wieso ist das bisher nie jemandem aufgefallen?“

„Nun, unser Sportlehrer fehlt und was die AG betrifft, so war ich bisher immer alleine in der Umkleide.“

Er schüttelt leicht seinen Kopf. „Sachen gibt’s.“

Da wir zurück zum Unterricht müssen, brechen wir das Gespräch ab und flitzen schnell zum Klassenzimmer.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Nach dem Unterricht gehen wir gemeinsam zur Halle.

„Haruka, du hast doch sicherlich gehört, was diesen Sonntag ist?“, fragt er mich.

„Ja, ich hab davon gehört.“

„Wie wär's, wenn wir zusammen dort hingehen? ... Du könntest dabei leicht das Missverständnis beheben." Ich muss lächeln.

„OK. Ich komme im Kleid.“ Ich luge kurz zur Seite. Nach seinem rötlichen Gesicht zu urteilen, gefällt ihm dieser Gedanke. Hach, was soll’s.

Vor der Umkleidekabine bleibt er stehen. Als ich ihn fragend anschaue, meint er, er würde hier warten. Mit einem breiten Grinsen verschwinde ich. Nach kurzer Zeit bin ich umgezogen. Da ich ihn etwas necken will, schleiche ich mich hinter ihm, sodass uns nur wenige Zentimeter trennen.

„Bin fertig.“ Erschrocken dreht er sich um und wird rot.

„Komme gleich in die Halle.“, nuschelt er und verschwindet. Unglaublich! Jetzt muss ich schon wieder grinsen. Maki, ebenfalls ein Teilnehmer der AG, geht an mir vorbei. Mein Grinsen scheint ihm nicht zu entgehen, da er mich leicht erstaunt anschaut. Dennoch sagt er kein Wort.

Als Kashin und ich die Halle betreten, wärmen wir uns mit ein paar Grundübungen auf. Ich merke, dass ich ziemlich verspannt bin. Im Kampfclub der Mädchenschule haben wir uns immer am Anfang massiert und dann erst gekämpft. Es ist dort sozusagen ein Ritual. Irgendwie würde ich das hier gerne einführen. Jedoch ... am Ende werden wir vielleicht nicht mehr für voll genommen. Als ich das erste Mal bei der AG auf der Mädchenschule teilnahm, habe ich sie belächelt. Ich dachte nur: Was soll das? Schließlich wollte ich kämpfen lernen und nicht faulenzen. Doch nun vermisse ich das. Am meisten fehlt mir meine beste Freundin Juely, welche eigentlich aus den USA kommt. Als wir uns am ersten Schultag an dieser Mädchenschule sahen, wurden wir sofort Freunde. Ohne Worte. Wir verbrachten einfach den ganzen Tag zusammen. Während unserer Freundschaft redeten wir viel Englisch. Natürlich haperte es bei mir am Anfang, jedoch lernte ich die Sprache ziemlich schnell. Aufgrund unseres kleinen Hobbys konnten uns die anderen schlecht verstehen. Es hat uns immer ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert, wenn sich jemand beschwerte, wir könnten in Japan ruhig japanisch sprechen. Wir haben zurzeit nur E-Mail-Kontakt.

„Haruka?“ Abrupt werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Dank Kashin, der mich angesprochen hat, bemerke ich nun, dass alle AG-Mitglieder da sind.

Nach dem Training ziehe ich mich wieder als Letzte um. Die anderen haben sich anscheinend daran gewöhnt, dass ich immer länger trainiere.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Am darauf folgenden Tag sitze ich wieder mal in der Pause auf dem Dach. Als ich schließlich kurz vor dem Stundenklingeln vor unserem Klassenraum auftauche, fällt mir plötzlich ein Mädchen ins Auge. Juely! Was macht sie denn hier? Voller Freude umarme ich sie mitten auf dem Gang. „Was für `ne Überraschung! Du, da kommt schon mein Lehrer. Ich muss auf meinen Platz.“ „Ist OK. Ich warte draußen bei dem schönen Wetter.“, meint sie daraufhin. Schnell setze ich mich auf meinen Platz.

Nach der Stunde gehe ich gut gelaunt raus. Fast auf Anhieb finde ich Juely und renne zu ihr hin. Doch anstelle eines fröhlichen Gesichts blickt mir ein trauriges entgegen.

„Du, Haruka, ich fliege heute zurück in die USA. Mein Vater will, dass ich eine ganz gute Schule dort besuche. Er meint, sie wäre eine hervorragende Voraussetzung, um seine Firma irgendwann übernehmen zu können. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was mich dort erwartet. Aber ich glaube nicht, dass ich bald wieder hier in Japan sein werde.“ „Vergiss nicht, mir zu schreiben.“ Sie antwortet mir mit einem traurigen Lächeln. „Das werde ich auf keinen Fall vergessen. Ich wünsche dir viel Glück für die Zukunft. Ich muss endlich los, sonst verpasse ich noch den Flieger. Wollte dich nur noch mal sehen.“ Enttäuscht schaue ich ihr nach. Dabei hatte ich mich so gefreut, sie wieder zu sehen. Naja, ist nicht zu ändern. Außerdem geht der Unterricht gleich weiter.

In der Klasse angekommen, setze ich mich auf meinen Platz, nehme mir irgendeinen Hefter und schaue rein. Englisch. Auf einmal steht jemand vor mir. Es ist Mitsu. „Deine Freundin hat dich wohl verlassen?“ „Kann man so sagen.“, erwidere ich ohne nachzudenken. „Blas keinen Trübsal. Hier gibt es genügend andere hübsche Mädchen, die sich für dich interessieren.“ Bei diesen Worten hebe ich eine Augenbraue. Danach muss ich lächeln. Stimmt ja, sie denken immer noch, ich sei ein Junge. „Du hast etwas missverstanden, Mitsu. Sie ist meine Freundin, nicht meine Geliebte.“ „Oh, tut mir Leid.“ Da unser Lehrer den Raum betritt, verschwindet Mitsu auf ihren Sitzplatz.

Nach der Unterrichtsstunde helfe ich das Zimmer sauber zu machen und fahre danach schnell mit dem Fahrrad zu meiner jetzigen Wohnung. Schade, dass die AG gerade heute ausfällt. Ich hätte mich dort so gerne abreagiert. Stattdessen gehe ich in den Park und jogge dort eine Stunde – hilft zwar nicht annähernd wie der Kampfsport, aber wenigstens etwas. Die restliche Zeit des Tages nutze ich zum Lernen.

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Piep, piep, piep, piep,...

„Schnauze!“ Etwas radikal bringe ich den Wecker zum Schweigen. Mist! Jetzt brauche ich wieder einen neuen! Warum gehen die auch so leicht kaputt?

Heute ... Sonntag! Disco! Und da ich noch so viel für die Schule machen muss, habe ich den Wecker auf um acht gestellt. Nicht, dass ich bis Mittag durchschlafe. Ist nämlich mal passiert. Mehrmals. Oo

Schnell, bevor ich wieder einschlafe, stehe ich auf und mache mich fertig. Was ich so für die Schule mache, wollt ihr sicher nicht wissen. Ab nachmittags um sechs ziehe ich mich um, mache meine Haare und schminke mich. Es dauert ziemlich lange, ehe ich mit dem Ergebnis zufrieden bin. Als ich gerade fertig geworden bin, klingelt es. Ich wollte doch noch eine Kleinigkeit essen und trinken, weil es dort bestimmt teuer ist! So ein Mist! Trotzdem lasse ich Kashin rein. Ich empfange ihn mit einem strahlenden Lächeln und gebe ihm einen Kuss auf den Mund. Leider hat das zur Folge, dass ich ihn hinter mir herziehen muss. Er scheint in einer anderen Welt zu sein. Draußen angekommen, agiert Kashin zum Glück wieder selbst. Wie ich sehe, ist er mit dem Fahrrad gekommen. Somit können wir beide auf unseren Drahteseln zur Disco fahren. Hach, was für ein schönes Wetter! Nicht zu warm, nicht zu kalt, und ein laues Lüftchen.

In der Nähe der Disco stellen wir unsere Fahrräder hin und betreten gemeinsam, Hand in Hand, das Gebäude. Dazu müssen wir einige Stufen hinaufgehen. Beim Eingang verlangt man unsere Schülerausweise – die Disco wurde nur für die Gymnasiasten unserer Schule organisiert. Andere haben an diesem Abend keinen Zutritt. Schließlich betreten Kashin und ich die eigentliche Disco. Es ist ein großer Raum mit zwei Etagen. Ich erblicke auf der Etage, auf der ich gerade bin, Tische, Stühle und eine Möglichkeit Essen und Trinken zu holen. Diese Etage bildet sozusagen den Rahmen des Raumes: Man kann von überall her in die untere Etage schauen. Nach dem kurzen Rundumblick steigen wir zwei die Treppe hinab in Richtung Tanzfläche. Im Hintergrund erkenne ich eine Bühne, auf der die Anlagen stehen. Ich fühle mich nicht gerade wohl in meiner Haut, da uns jeder anstarrt. Ich wette, ich habe jetzt gerötete Wangen. Warum werde ich auch immer so schnell rot? Unten angekommen, kommt uns Mitsu entgegen. „Wow, bist du’s wirklich, Haruka?“ „Ja.“ „Wir haben alle gedacht, du seiest ein Junge. Oder hast du dich umoperieren lassen?“ „Sicherlich nicht.“

Ein weiteres Mädchen kommt auf uns zu. „Hey, das hellgrüne Kleid steht dir! Warum hast du nur in der Schule immer solche ... männlichen Sachen an?“ Ihre Formulierung ist wirklich putzig. „Danke für das Kompliment.“

~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

Es ist ein schöner Abend. Nicht nur, dass ich nach laaaanger Zeit mal wieder feiere, es ist auch ein schönes Gefühl, als ein Mädchen anerkannt zu werden. In der Mädchenschule, die ich besucht hatte, nahm ich immer eine männliche Rolle ein, doch nun hat sich das Blatt gewendet. Zum einen habe ich, wie sich herausstellte, eine neue, sehr gute Freundin: Mitsu. Zum anderen habe ich eine Schulter zum Anlehnen gefunden, ein Junge, der mich vom ganzen Herzen liebt: Kashin. Ich habe das Gefühl, dass mein Leben gerade erst begonnen hat.
 


 

Es ist meine erste Geschichte, die ich ins Netz stelle. Gebt bitte ein Kommi ab, ja?
 

jikaku



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sakura77
2007-05-15T12:16:48+00:00 15.05.2007 14:16
Süüüüüüüüüüüüß!!!!!!!!!
Richtig schön!!! Ich wünschte, ich könnte auch so schöne Sachen schreiben.


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