Sieh es endlich ein
Note: das Gespräch zwischen Taro und Tsubi ist so lang geworden, dass ich daraus ein separates Kapitel machen musste ^^‘
„Ken hat gesagt, dass du mit mir reden willst.“
„Ich will hören, warum du meinen Freund geschlagen hast.“
„Wundert dich das wirklich? Mich wundert es ja viel mehr, dass du ihm ohne weiteres verziehen hast.“
„Taro hat einen Fehler begangen, aber das ist für mich noch lange kein Grund mich von ihm zu trennen. Er bereut was er getan hat und ich weiß dass er so was nie wieder tun wird.“
„Verdammt Tsubasa, wie kann man so naiv sein?! Misaki nutzt doch jede Gelegenheit um sich an jemanden ranzumachen! Erst bringt er Genzo dazu mit ihm zu schlafen, dann macht er sich an Misugi...“
„Das stimmt nicht!“ unterbrach ihn Ozora. „Wakabayashi hat ihn alkoholisiert und dann ausgenutzt, Taro...“
„Genzo hat ihn ausgenutzt? Von wegen!“ fiel ihm Hyuga ins Wort. „Erstmal glaube ich nicht, dass Genzo ihn gezwungen hat zu trinken und zweitens war doch Misaki derjenige, der scharf auf ein Abenteuer war!“
„Hat Wakabayashi dir das gesagt? Ist ja selbstverständlich, er will sich einfach nur herauslügen, den Unschuldigen spielen.“
„Ich hätte Genzo allein nicht geglaubt, aber dein Misaki hat diese Version ja auch bestätigt, also ist die Sache wohl klar.“
„Wie bitte?“
„Ja, dein geliebter Misaki hat selbst zugegeben, dass ER für diese Situation verantwortlich war.“
Tsubasas Augen weiteten sich.
„Ja aber... Taro hat mir doch gesagt... dass Wakabayashi...“
„Dann hat er dich offensichtlich angelogen. Und das es ihm mit Genzo sehr gefallen hat, hat er dir wohl auch verschwiegen, was?“
„Du willst mir doch nicht allen Ernstes einreden, dass Taro dir so etwas gesagt hat?“
„Nicht direkt, aber er hat es angedeutet. Und gestern Abend hab ich selbst gehört wie er zu Genzo gesagt hat, dass der ja so ‚unglaublich‘ war und wie gerne er diese Nacht wiederholen würde.“
„Gestern Abend... war Taro aber betrunken...“ stellte Tsubasa mit unsicherer Stimme fest. Er war nicht mehr so sehr von Taros Unschuld überzeugt, wie am Anfang des Gesprächs.
„Genau, deswegen hat er sich gar nicht die Mühe gemacht zu lügen, weisst du? Sieh es doch endlich ein: Misaki ist ein Arschloch, das nicht verdient so verständnisvoll von dir behandelt zu werden. Er nutzt dich aus Tsubasa, versteh das endlich.“
Langsam machte sich Taro wirklich Sorgen. Es waren schon über zwanzig Minuten vergangen, seit Tsubasa mit Hyuga verschwand und er war immer noch nicht zurück. [Warum brauchen sie so lange? Warum kommt er nicht wieder? Erzählt Hyuga ihm den Verlauf des gestrigen Abends? Wäre doch möglich... Wenn ja, dann wäre ich auch gerne bei dem Gespräch dabei, ich weiß ja selbst nicht mehr, was gestern war... Hoffentlich wird Tsubasa nicht allzu böse auf mich, ich hab ihm doch erklärt, dass ich vollkommen besoffen war... gestern und auch in der Nacht mit Genzo... aber die werden doch nicht über mich und Genzo reden, oder? Nein, wieso sollten sie, die Sache ist doch schon geklärt... Hyuga hat Tsubasa ja gesagt was war... Wieso mischt er sich wieder in unsere Beziehung ein? Ich versuche ihn mit allen Mitteln wieder mit Genzo zusammen zu bringen und er versucht anscheinend das genaue Gegenteil bei mir und Tsubasa... Ach was soll‘s, mach doch was du willst Hyuga. Mich und Tsubasa kann nichts auseinanderbringen, dazu lieben wir uns zu sehr!] Misaki wusste, dass Tsubasa ihn über alles liebt... und dennoch wurde er zunehmend nervös, als er immer wieder auf seine Uhr schaute. [Tsubasa ist seit einer halben Stunde weg... Diese Warterei ist nicht auszuhalten, ich gehe mal nachsehen, was die zwei so lange machen.]
Langsam spazierte er nach draußen und sah sich aufmerksam um. [Wo sind die beiden? Sind sie weiter weggegangen?] Taro ging um das Gebäude herum, machte ein paar Schritte Richtung See aber er konnte sie nirgends finden. [Kann es sein, dass Tsubasa ohne mich in unser Zimmer gegangen ist? Vielleicht wartet er ja dort auf mich? Aber er würde mir doch Bescheid sagen, dass er geht... Oder ist er aus irgendeinem Grund auf mich böse? Nein, was konnte Hyuga ihm schon erzählen! Andererseits... wenn sie über den gestrigen Abend gesprochen haben, wenn Hyuga ihm etwas gesagt hat, woran ich mich nicht mehr erinnern kann... oder wenn Genzo Hyuga etwas über die Nacht gesagt hat, in der wir... Nein, das würde Genzo nie tun...]
In Gedanken versunken schlenderte Misaki zurück in das Zimmer, das er mit Ozora teilte. Seine Vermutung hat sich tatsächlich bewahrheitet - Tsubasa war bereits dort. Er blickte ihn todernst an, was Misaki noch um einiges unruhiger machte. [Warum ist er nach dem Gespräch mit Hyuga nicht zu mir zurückgekommen? Ist er wirklich aus irgendeinem Grund sauer?]
„Ts-Tsubasa?“ stotterte Misaki unsicher. „Ich... ich hab dich überall gesucht... Du warst so lange weg... warum bist du nicht...“
Ozora lies ihn nicht aussprechen, mit verbittertem Gesichtsausdruck ging er zu Misaki rüber und verpasste ihm eine Ohrfeige.
„Lügner.“
„Was? Was redest du da Tsubasa?! Was hat Hyuga dir gesagt?!“
„Was du mir nicht gesagt hast! Du hast mich angelogen Taro, du lügst mich die ganze Zeit an...“
„Wovon sprichst du denn Liebling?! Warum glaubst du, dass ich dich angelogen habe?“
„Du hast mir gesagt, dass Wakabayashi dich ins Bett gezerrt hat! Kojiro hast du aber etwas anderes gesagt, oder?!“
„Tsubasa... mein Liebling... ist das denn so wichtig für dich? Wer von uns beiden...“
„Ja, es ist verdammt wichtig! Vor allem wenn du mich diesbezüglich auch noch anlügst!“
„Ach Tsubasa... ich habe dir doch nie gesagt, dass Genzo mich ins Bett gezerrt hat. Du selbst hast so etwas zu mir gesagt und ich... ich hab darauf einfach nicht reagiert...“
„Dann tu es eben jetzt! Sag mir wer von euch beiden angefangen hat!“
„Tsubasa... ich wusste wirklich nicht, was ich mache...“
„Du warst es also? DU hast dich auf Wakabayashi geworfen?!“ Ozora konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten. „Und? Wie war‘s? Hast du‘s genossen? Hat‘s dir mit Wakabayashi wirklich so gefallen, wie du gestern behauptet hast?“
„Liebling, bitte wein doch nicht...“
„Wie konntest du mir das nur antun? Und warum bist du dann nicht wenigstens ehrlich mit mir, wenn du schon so was tust? Wie ist es möglich, dass du Hyuga mehr darüber gesagt hast, als mir?!“
„Ich wollte dir das nicht erzählen, das stimmt. Ich wollte dir einfach nicht weh tun...“
„Tja, dafür ist es jetzt wohl zu spät! Verdammt noch mal, hast du eine Ahnung wie ich mich grad fühle?!“ brüllte Ozora verzweifelt. Sie sahen sich kurz schweigend an, dann drehte Tsubasa sich zur Wand. Er stützte sich mit einer Hand an ihr ab und senkte den Kopf. [Taro... wie konntest du mir das antun... und warum lügst du mich an? Ist es so wie Kojiro gesagt hat? Liebst du mich nicht? Bin ich nur ein Name auf deiner Liste? Ich habe aus ganzem Herzen daran geglaubt, dass du mich liebst... dass du dasselbe für mich empfindest, wie ich für dich... aber jetzt... jetzt bin ich mir gar nicht mehr so sicher... trotz deiner Schwüre, deiner Liebeserklärungen... ich kann dir nicht mehr glauben...]
Misaki starrte seinen Freund entgeistert an. [Nein Tsubasa, bitte nicht jetzt, nicht nachdem du mir die Nacht mit Genzo verziehen hast... Warum machst du soviel Wind darum, dass ich es war, der die Initiative ergriff? Im Grunde ist es doch egal, jemand muss immer den ersten Schritt machen und hätte ich ein paar Minuten länger gewartet, hätte bestimmt Genzo angefangen – ich allein bin nicht der Schuldige, Genzo ging darauf doch ein, weil er es auch wollte, so wie ich... Ja, ich wollte es, ich wollte mit Genzo schlafen... aber das kann ich dir doch nicht ehrlich sagen! Auch wenn ich Gründe dazu hatte, die wirst du niemals verstehen... und diese Gründe, diese Nacht, das alles ist doch jetzt sowieso ohne Bedeutung denn...]
„Tsubasa...“ Taro umarmte ihn „ich liebe dich...“ hauchte er ihm ins Ohr. Ozora bewegte sich nicht, reagierte nicht. [Das würd ich dir doch so gerne glauben, diese drei einfachen Worte... sie bedeuten mir alles! Aber trotzdem... wie soll ich dir denn glauben? Wie, unter diesen Umständen?!] Misaki vergrub seine Nase in Ozoras Haaren, küsste diese ein paar mal, fuhr dann mit seinen Lippen zum Nacken und liebkoste ihn zärtlich. Eine seiner Hände bewegte sich nach vorne, knöpfte Tsubasas Hose auf. Er schob seine Finger in die Hose und in dem Moment hielt Tsubasa Taros Hand fest, drehte sich mit dem Gesicht zu ihm.
„Nein, nicht diesmal Taro, dieses mal kriegst du mich nicht so leicht rum.“
„Aber... ich will dir doch nur zeigen wieviel du mir bedeutest Liebling...“
„Mit Sex? Ist das die einzige Art wie du Gefühle zeigen kannst? Soll das bedeuten dass deine Nacht mit Wakabayashi auch eine Liebeserklärung an ihn war?!“
„Das mit Genzo... das hatte nichts mit Gefühlen zu tun...“
„Warum dann? Wieso hast du mit ihm geschlafen?! Und wieso hast du dich an Misugi rangemacht?! Weil ich so mies im Bett bin? Oder ist dir einfach nur langweilig?! Brauchst du Abwechslung? Oder bist du der Meinung, dass Liebe und Treue nicht unbedingt zusammengehören?“
„Tsubasa... zu dem Zeitpunkt... meine Gefühle für dich...“
„Was?! Was war mit deinen Gefühlen?!“
„Sie waren... nicht so wie jetzt...“
„Was soll das bedeuten?!“
„Liebling... ich konnte dir doch nicht sagen, dass ich als erster Genzo geküsst habe, und dann, ich habe dann wirklich nicht mehr nachgedacht als wir...“
„Nein! Sei still! Ich will nichts davon hören! Ich will nicht hören was du mit ihm gemacht hast!“ Ozora fing wieder an zu weinen. „Machst du das jetzt absichtig?! Versuchst du mir noch mehr wehzutun?! Macht es dir Spaß mich leiden zu sehen?!“
„Nein Tsubasa, bitte glaub mir doch endlich, ich liebe dich doch so sehr...“
„Warum tust du mir dann so sehr weh?!“ Tsubasa sank in die Knie. „Warum lässt du mich leiden?! Ich wollte dir verzeihen, ich wollte dir glauben... aber jetzt... Ich vertraue dir nicht mehr Taro... ich hab Angst, dass du sowas wieder tust... oder dass du mir noch etwas verheimlichst...“
„Es gibt nichts mehr, was ich dir beichten sollte... und es tut mir in der Seele weh dich so traurig zu sehen...“
„Lass mich in Ruhe.“
Misaki bewegte sich nicht von der Stelle, sagte kein Wort.
„Hast du nicht gehört?“ fragte Tsubasa mit erhobener Stimme. „Ich will dass du mich allein lässt. Kannst du wenigstens das für mich tun?“
„Wie du willst“ antwortete Taro leise und ging nach draußen. Er ging zum See, setzte sich auf eine Brücke und dachte nach - über Tsubasas Worte, über ihre momentane Situation... bis er schließlich einen Entschluß fasste, den er für die beste Lösung hielt. Es war nicht das, was er selbst sich wünschte... aber es wird Tsubasa helfen glücklich zu werden.