Rückkehr
Miku stand in seinem alten Kinderzimmer und lies die Erinnerungen in seinem Kopf wieder aufblühen.
Er lächelte glücklich und schritt dann zum Fenster, öffnete dieses und lehnte sich etwas nach draussen.
" Ein neuer Nachbar?" Der angesprochene sah auf und schaute in das lächelnde, engelsgleiche Gesicht
einer Person, die ihm sehr bekannt vor kam. " Ja ich bin vor 3 Minuten hier eingezogen… du bist
übrigens süß, aber verrat das meinem Freund nicht." Miku zwinkerte und konnte nicht anders als zu
lachen. Auch Bou, der in seinem alten Kinderzimmer stand, musste plötzlich lachen. " Baggerst du alle
so lahm an?" Miku zuckte mit den Schultern "Bei dir scheint's ja zu klappen." Der dunkelblonde Sänger
sah sich kurz in seinem Zimmer um und wendete sich wieder an Bou. " Ich komm mal rüber." und schon
schloss er das Zimmerfenster und machte sich auf zum Haus gegenüber zu gehen.
"Miku… wenn du das nicht willst dann…" Der angesprochene blickte seinen Schatz etwas genervt an.
"Bou, Schatz, Herzchen." Er nahm die Hände seines Partners und schaute ihn nun wieder liebevoll an.
"Die Idee finde ich super, wirklich." Die Mine des jüngeren hellte sich sofort auf und er lächelte
schüchtern.
Vor ein paar Tagen erlebten Miku und Bou eine Überraschung, als plötzlich ihre Eltern vor der Haustür
standen. Eigentlich war abgemacht gewesen, das Maiko, Mikus kleine Schwester, mit Katsumi zum
Bahnhof kam und einer der zwei sie dann abholte, aber so ging es natürlich auch und die Familien
konnten endlich mal wieder etwas Zeit miteinander verbringen. Irgendwann, während des langen
Spielabends war die Idee gefallen, das Bou und Miku doch zurück in den Ort ziehen könnten wo sie
vorher gewohnt hatten und je länger Miku darüber nachdachte desto klarer wurde ihm, das dies ein
ziemlich raffinierter Plan ihrer beider Eltern war, aber es war ein Plan, der ihm gefiel. Endlich gab es
Leute, die auf Katsumi aufpassen konnten, sie sahen ihre Eltern öfter und auch so gefiel Miku die Idee
wieder dort zu sein, wo sein Leben begonnen hatte. Sein Leben mit Bou. Er schaute verliebt zu seinem
Schatz, der sich voller Begeisterung mit Maiko über die Kinderzimmer Gestaltung unterhielt. Der kleine
Gitarrist hatte sich Pinke Strähnchen in die Haare machen lassen und wirke sogar noch Weiblicher als
sonst. Er schüttelte leicht den Kopf, ging zu seinem Engel und küsste ihn kurz auf die Wange. "Ich fahr
zu Kanon und bring uns allen heute Abend was zu Essen mit." Bou nickte nur und sagte ihm, er solle
Kanon schöne Grüße ausrichten und Maiko fing so fort an zu schwärmen, wie gerne sie doch Pizza zum
Abendbrot hätte.
Der Vocal stieg in sein Auto und machte sich auf den Weg zu Kanon. Was er Bou nicht verraten hatte
war, dass dieser behauptet hatte, herausgefunden zu haben wo Teruki steckte. Nach einer gut zwei
stündigen Fahrt parkte er seinen Wagen vor dem Mehrfamilienhaus und klingelte an Kanons Tür. Wie
immer dauerte es eine kleine Ewigkeit, bis der Bassist öffnete, doch das war Miku ja auch schon
gewöhnt. "Wo ist Teruki?" Miku wartete gar nicht, bis er drin war, sondern sprudelte sofort los. Kanon
sah den jüngeren traurig an "Komm erst einmal rein." Nachdem sich Miku die Schuhe ausgezogen hatte
und ins Wohnzimmer gesetzt hatte, setzte sich Kanon neben ihn und legte ein Foto auf den Tisch. Miku
fragte sich was das sollte, nahm das Foto und starrte es verwundert an. " Das ist Teruki?! " Obwohl
dieser Mann Teruki wirklich verdammt ähnlich war wollte Miku sich nicht darauf festlegen. Dieser
andere Teruki hatte kurze, schwarze Haare und sah extrem ungepflegt aus. "Also doch." Miku drehte
sich verwirrt zu Kanon. "Was 'also doch'?"
"Meine Cousine arbeitet doch in einer Klinik und sie kennt Teruki. Sie hat mir das Foto gezeigt als sie
erfahren hat, dass Teru vermisst wird." Miku starrte ihn völlig entgeistert an. "Eine Klinik?" Kanon nickte
bloss, zog seine Kippen zu sich und reichte Miku auch eine, die dieser dankend annahm. "Sag nicht Bou
hält immer noch striktes Rauchverbot im Haus wegen Katsumi…wie hält er das bloss aus." Kanon
schauderte bei dem Gedanken, obwohl er auch verstehen konnte warum der junge Gitarrist das tat, es
reichte ja wenn sich die 4 während der Tour gegenseitig die Luft verpesteten. Miku nickte nur knapp
und zog an dem Nikotinstängel. "In was für einer Klinik ist Teruki?" Kanon setzte sich wieder grade hin
und schaute den jüngeren an. "Er lässt sich gegen Wutausbrüche und Eifersucht Therapieren." Dem
Vocal klappte der Mund auf und er starrte Kanon wieder fassungslos an, dann sprang er plötzlich auf
und meinte wutentbrannt "Wir fahren dahin und hohlen ihn nach Hause." Miku zu widersprächen hätte
genau so viel Sinn gehabt wie der Versuch einem Hund das Steppen bei zu bringen, also erhob sich der
Schwarzhaarige gemächlich und folgte dem kleinen Wirbelwind in den Flur. "Sicher das du ihn mit der
scheiss Frisur in die Band zurück hohlen willst?" Kanon schlüpfte in seine Turnschuhe und wartete, bis
Miku seine eigenen Schuhe zu geschnürt hatte. "Wir verstecken ihn solange im Keller bis er wieder
Öffentlichkeitstauglich ist." Der Bassist lachte und folgte dem anderen gehorsam zum Auto. "Sag das
aber lieber nicht sonst bleibt er freiwillig in der Klinik."
Miku liess sich den Weg von Kanon erklären und was schon leicht genervt, als sie endlich ihr Ziel
erreicht hatten. Sie hatten Glück, das eine Freundin von Kanons Cousine grade am Empfang dienst hatte
und über die Vermutung bescheid wusste, da sie sonst weg geschickt worden wären. Die 2 folgten der
jungen Frau durch einen Irrgarten an Gängen und Räumen, bis sie schliesslich in den riesigen Garten
geführt wurden. "Für gewöhnlich sitzt er dort hinten am Teich." sie zögerte kurz und schaute sich
nervös um "Bitte fallt nicht auf, ich könnte sonst meinen Job verlieren." Kanon und Miku versicherten ihr
das sie sie nicht in Schwierigkeiten bringen würden, bedankten sich und gingen dann den schmalen
Weg hoch zu dem künstlich angelegten See.
Wie vermutet saß Teruki dort und starrte völlig geistesabwesend auf das glitzernde Wasser. Die 2
Musiker nickten kurz in stummer Übereinstimmung und setzten sich einfach recht und links neben ihn.
"Schöner Ausblick… du scheinst ne schöne Zeit zu haben." Teruki schreckte aus seinen Gedanken auf
und starrte Miku an, als sei dieser eine Erscheinung. Der Drummer wollte grade aufspringen und
türmen, doch er hatte Kanon noch nicht bemerkt, der nun ebenfalls wieder stand und Teruki im
Schwitzkasten hielt. "Setzt dich brav hin wir wollen nur reden." Für die meisten Leute war Kanon ein
ruhiger, netter Junge der sich völlig unter Kontrolle hatte, doch Kanon wusste wohl besser als alle
anderen, das der Bassist fähig war einen Mord zu begehen ohne das es einen richtigen Grund gab. Er
hob seine Hände als Zeichen der Aufgabe und liess sich auf die Knie sinken.
"Was wollt ihr von mir?" Teruki traute sich nicht einen der 2 an zusehen, viel zu sehr plagte ihn sein
Gewissen.
"Tsugaro -san macht uns die Hölle heiss, aber ohne einen Drummer können wir nicht wieder zur Arbeit
zumal Miku einen Nervenzusammenbruch vorgetäuscht hat." Jetzt schaute der Drummer zum ersten
mal in Kanons Gesicht und dann zu Miku. Dieser hatte den Blick jedoch abgewandt und starrte
scheinbar ins nichts. "Komm zurück zu AnCafe." Noch während er diese Worte sagte drehte er seinen
Kopf und blickte seinem Gegenüber direkt in die Augen. Teruki hatte erwartet in Mikus Augen so was
wie Abscheu oder Hass gegen ihn zu erkennen, doch da war nur dieses warme Gefühl der Freundschaft
welches seinen Worten Nachdruck verlieh.
"Ich kann nicht zurück kommen." Teruki hatte viel zu viel Angst vor sich selbst. Er wusste das er ein
sehr eifersüchtiger Mensch war aber das es jemals so weit kommen würde hatte ihn selbst viel zu sehr
schockiert.
"Bou hat angedroht die Band zu verlassen wenn du nicht zurück kommst und auch Miku und ich werden
nicht mit einem anderen Drummer auftreten." Bou hatte zwar gedroht einen eventuell neuen Drummer
zu mobben und zu verachten, aber Kanon war sich sicher das diese Version der Drohung etwas mehr
Eindruck auf ihn machte und er hatte recht.
"Wie…wie könnt ihr mir das nur so leicht verzeihen… wie kann Bou…" Terukis Stimme wurde von lauten
Schluchzern ertränkt, sein Körper bebte als er seinen Tränen endlich freien Lauf liess und seine Ängste
langsam von ihm glitten. Konnte das alles wirklich wahr sein?
Die beiden anderen Musiker klopften ihm sanft auf den Rücken und versuchten ihn mit aufmunternden
Worten zu beruhigen, dennoch dauerte es über eine halbe Stunde eher sich das schwarze Schaf wieder
gefasst hatte.
"Ich will die Therapie noch zu Ende machen, wäre das okey?" Die 3 Jungs schlenderten über den Weg
zurück zur Klinik, da es langsam spät wurde und die anderen 2 noch nach hause mussten. Miku nickte
und sah Teruki grinsend an. "Aber wehe du haust wieder ab, das hat eh keinen Sinn wir finden dich."
Teruki lachte kurz auf und wuschelte durch das kurze Haar den kleineren. "Keine Angst Zwerg mich
wirst du jetzt nicht mehr so schnell los."
Nach einem längeren Abschied machten Kanon und Miku sich wieder auf den Rückweg, stolz über ihre
Heldentat und auch ein wenig besorgt über die Zukunft.
"Sicher das du nicht mit zum Essen kommen willst?" Miku sah den schwarzhaarigen mit großen
feuchten Augen und einem fast unwiderstehlichem Hunde-Baby-Bettelblick an.
"Nein, nein und wieder nein." Seit einer halben Ewigkeit nölte Miku jetzt schon rum und versuchte den
anderen zu überreden mit zu kommen aber irgendwie schien er die Bedeutung des Wortes 'Nein' nicht
zu kennen.
"Und wenn wir Sushi kaufen?" Okey jetzt wurde es Unfair. Der kleine Giftzwerg wusste mit welchem
Essen er Kanon anlocken konnte und die zögernde Verneinung kam auch nicht mehr ganz so standhaft
rüber.
"Oder vielleicht doch eher Amerikanische Pizza mit dickem Boden und viel Belag…" Miku schwärmte vor
sich hin wie lecker doch die Pizzen bei dem Amerikaner waren, bei dem sie schon als Jugendliche zur
Stammkundschaft gehört hatten.
"Es sind fast 3 Stunden Autofahrt von euch bis zu mir." Kanon konnte jetzt einfach nicht mehr wieder
stehen, aber die Entfernung ihrer beider Wohnungen war ihm ein Dorn im Auge. Er könnte zwar
bestimmt bei den beiden Schlafen doch er hatte sie einmal zusammen im Bett erwischt (wurde aber
zum Glück nicht von den beiden bemerkt) und wollte nicht noch einmal an dieses Peinliche Erlebnis
denken müssen, sollte er die 2 bei ihren Aktivitäten hören.
"Warum musstet ihr eigentlich wieder in den Ort ziehen." Der Schwarzhaarige verstand diese Aktion
immer noch nicht und war auch nicht grad begeistert, sie sahen sich ausserhalb der Arbeit eh schon
selten und jetzt wohnten sie noch weiter auseinander.
"Zieh doch auch zurück dort hin. Ist doch viel schöner als in diesem ollen Mehrfamilienhaus. Kauf dir ne
Wohnung und mach ne WG mit teruki auf." Kanon seufzte laut bei Mikus Idee, liess sie sich aber wieder
und wieder durch den Kopf gehen.
"Okey…überredet… und heute nacht bleib ich bei euch also lasst die Finger von einander." Miku war so
schockiert das er fast einen Unfall baute, doch nachdem diese beiden schrecke verarbeitet waren wurde
er wieder sein altes selbst und fing an sich wie ein Kind zu freuen und Pläne zu schmieden.
In der Pizzeria wurden wie von Besitzer etwas doof angeguckt, doch schnell erinnerte er sich wieder an
die frechen Jungen von vor über 10 Jahren und begrüßte sie Herzlich, was zur Folge hatte das einige
Mädchen sie als Miku und Teruki von AnCafe wieder erkannten und sie nicht nur für gute Cosplayer
hielten. Die Zeit bis ihre Pizzen fertig waren, mussten sie nun damit verbringen Autogramme zu
schreiben und sich ungeschminkt und ungestylt fotografieren zu lassen. Miku hatte damit nicht so das
Problem, er genoss es immer wenn er seinen Fans Freude bereiten konnte, doch Kanon war ein Mensch
der Wert auf sein Äußeres legte, wovon man heute allerdings so gar nichts sah. ' Naja wenigstens ist
Teruki nicht noch dabei.' dachte er sich und schmunzelte leicht bei der Vorstellung über die Reaktion,
wenn jemand Teruki so sah.