Zum Inhalt der Seite

What I've Been Looking For

Was mir fehlt (KaRe)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sweet November

So, das ist und bleibt wohl das einzige Kapitel dieser kurzen KaRe-FF^^ Ich hoffe ihr habt trotzdem Spaß sie zu lesen!
 

******************************************

Langsam bewegten sich seine Beine durch den nahe gelegenen Park. Ein Fuß nach dem anderen. Er schaute nicht auf, verbannte sein Umfeld aus seinen Gedanken. Er hörte nicht die laut heulenden Sirenen der Feuerwehr, die kreischenden Vögel, die sich auf der Jagd nach Beute stritten, nicht die vereinzelten Laubblätter, die bei jedem seiner Schritte raschelten. Er nahm einfach nichts wahr und er wollte es auch nicht. Er genoss seine selbst erschaffene Stille, genoss die vollkommene Ruhe in seinem Geist. Einzig in seinem Herzen herrschte ein Sturm. Ein Sturm, der bald zu einem Orkan werden würde, je mehr er versuchte, zu verstehen was ihm fehlte.

Wieder war an diesem Tag ein Mädchen aus der Schule zu ihm gekommen. Es war Ende November und schon sehr kalt geworden. Ihre Wangen hatten einen zarten Rotton angenommen, ihr Atem erwärmte die Luft. Man konnte ihre Aufregung spüren, sie deutlich sehen, als sie ihm diesen Brief überreicht hatte. Es war ihr sicherlich schwer gefallen. Ihre Hände zitterten, ihr Blick senkte sich. Er hatte es spüren können, die Angst, die dieses Mädchen hatte. Angst, sie würde von ihm abgewiesen werden, so wie schon viele andere vor ihr. Sie brauchte es nicht auszusprechen, aber er wusste, dass sie da war – die Angst.

„Bitte, ließ ihn wenigstens.“, hatte sie leise geflüstert, es klang schon beinahe ängstlich.
 

Was hatte er nun noch für eine Wahl? Sollte er ihr den Brief einfach zurück geben, ungeöffnet, sich aber dennoch über ihre Gefühle im Klaren? Das wäre seiner Meinung nach nicht fair gewesen. Er wollte das Mädchen nicht unnötig verletzten, nicht auf ihren Gefühlen rumtrampeln, sie nicht behandeln als wären ihre Gefühle nichts wert für ihn. So jemand war er nicht. Er war kalt und abweisend, zwei Eigenschaften die viele Schüler der Schule als Coolness und mysteriöse Unnahbarkeit deuteten. Stumm öffnete er den Brief in seinen Händen und entfaltete das darin enthaltene Papier. Keine einzige Gesichtsregung zeigte seine Gedanken, ließ auch keinen noch so kleinen Schluss darauf zu, was er darüber dachte.

Es schien als wenn er sehr viel Zeit zum Lesen brauchte, jedoch legte er sich im Kopf schon einen Satz zurecht, der das Mädchen nicht allzu sehr verletzten würde. Auch wenn es seine Charaktereigenschaften vermuten ließen, so wollte er doch niemandem weh tun. Leise seufzend faltete er das Papier wieder zusammen und fügte den Brief wieder in den dafür vorgesehenen Umschlag. Mit einem sanften Ausdruck im Gesicht reichte er dem Mädchen den Brief, welches mit Tränen in den Augen und immer noch zitternden Händen das Stück Papier entgegennahm.

„Ich fühle mich geehrt, aber ich kann deine Gefühle leider nicht erwidern.“, hatte er geantwortet.

„Schon gut. Ist schon in Ordnung. Du kannst ja nichts dafür.“, hatte sie gesagt, während stumme Tränen über ihr Gesicht rannten.
 

Sie hatte versucht zu lächeln, hatte versucht ihm keine Vorwürfe zu machen, wollte einfach lächeln, sich umdrehen und gehen. Doch so sehr sie auch stark sein wollte, sie konnte es nicht. Die eisige Kälte hatte sich bis in ihr Herz gefressen, hatte die klamme, frostige Hand um ihr Herz gelegt, während die andere ihr fast die Kehle zudrückte. Ihr gelegentliches gedämpftes Schluchzen verwandelte sich mehr und mehr in ein eindeutiges Hicksen. Ihr Gesicht war von Tränen überströmt, der Brief in ihrer Hand zitterte unglaublich stark. Doch dann drehte sie sich um. Sie versuchte zuerst, sich möglichst anmutig fortzubewegen, erhobenen Hauptes den Rückzug anzutreten, doch mit jedem Schritt den sie tat verfiel sie immer mehr ins Laufen. Sie rannte, versuchte diese Demütigung zu vergessen, hatte so sehr gehofft, endlich das Eis brechen zu können. Irgendwo war sie gescheitert. Auch sie hatte es nicht schaffen können zu ihm durchzudringen, seine Maske aus Eis und Einsamkeit zu brechen.

Er jedoch stand noch an ein und demselben Fleck, war nicht fähig sich von dort wegzubewegen. Es war ihm schmerzlich bewusst, dass er es trotz seiner Bemühungen wieder einmal zugelassen hatte, dass sich ein Mädchen durch seine Antwort verletzt und erniedrigt gefühlt hatte. Das erdrückende Gefühl in seiner Brust nahm ihm beinahe die Luft, überrannte ihn förmlich, hallte mit allem Nachdruck in gesprochener Form auch in seinen Gedanken wieder. Erneut fragte er sich, woran es lag. Immer wieder fragte er sich, was Liebe überhaupt war. Schon sooft wurde ihm die Liebe gestanden. Wie waren sich diese Mädchen so sicher? Weswegen glaubten sie ihn zu lieben? Kannten sie ihn? Sahen sie, wonach er sich sehnte, ohne dass er es selbst wusste? Nur wie sollte er ihre Liebe erwidern? Er hatte nie geliebt, hatte nur Hass und Widerwärtigkeiten, Erniedrigungen und Demütigungen erfahren. Er konnte lediglich von sich behaupten für einige Menschen so etwas wie Freundschaft zu empfinden. Auch wenn er nicht wirklich wusste, was Freundschaft überhaupt war, so konnte er sie doch seine ‚Freunde’ nennen.

Jedes Mal wenn er sich deprimiert und aufgewühlt fühlte, wenn er einfach nur Hilfe brauchte, absolut nichts gerecht verlief – er brauchte einfach seine Augen schließen und an seine Freunde denken, brauchte nur selten ihren Namen zu nennen, schon waren sie zur Stelle und standen ihm zur Seite. Alles was er zu tun brauchte war sie zu rufen. Sie waren immer für ihn da. Das war das einzige Glück was er in seinem Leben erfahren hatte. Oft wurde seine Welt dunkel und kalt, Menschen begegneten ihm mit nichts außer Kälte und Hass, verletzten ihn, ließen ihn im Stich, rissen ihm beinahe die Seele heraus.

Wie sollte er mit dieser Vergangenheit jemandem lieben können? Dazu war er nicht fähig. Auch wenn er immer wieder einen Grund suchte, einen Grund um sein Leben auf den Kopf zu stellen und zu versuchen zu lieben. Er war wirklich nicht perfekt, wünschte sich viele Dinge in seinem Leben niemals getan zu haben. Er lernte, versuchte jemand anders zu sein, versuchte andere Menschen nicht mehr zu verletzen. Doch so sehr er es sich auch wünschte, er konnte nichts verändern, konnte seine Vergangenheit nicht verändern. Es gab kein Zurück mehr, er musste weiter, auch wenn er Angst vor dem Unbekannten hatte, vor dem was noch kommen würde. Doch das einzige was er sich sagen konnte, was er sich immer wieder sagen musste, war dass er okay sein würde, dass es in Ordnung wäre. Selbst wenn alles falsch verlaufen würde, wenn Dinge sich als sonderbar herausstellen würden und es schon so lange her war, dass er gewusst hatte wie man lächelt. Er würde es überstehen und stärker werden, stärker als alle anderen.

Als seine letzten Gedanken in seinem Kopf verhallt waren, blieb er stehen. Sich innerlich beruhigend schloss er seine Augen und richtete sein Gesicht gen Himmel. Nach und nach spürte er immer öfter eine punktuelle Kälte auf seinem erhitzten Gesicht. Langsam, ganz langsam, öffnete er seine Augen und sah in den wolkenverhangenen Himmel. Es hatte angefangen zu schneien. Er liebte Schnee, er liebte den Winter. Gedankenverloren streckte er eine Hand aus und versuchte ein paar Schneeflocken mit eben dieser einzufangen. Sein Blick wanderte bedächtig vom Himmel auf den Weg vor ihm.

Was er dort sah ließ ihn für einen Moment vergessen zu atmen. Vor ihm, nicht allzu weit entfernt, stand eine Person, mit ausgebreiteten Armen, einem mehr als glücklichen Lächeln im Gesicht. Von Anfang an war er von ihr fasziniert gewesen. Die langen schwarzen Haare, die einen Kontrast zu dem leuchtend weißen Schnee ergaben und sich sanft im leichten Wind bewegten. Die feinen Gesichtszüge, mit denen man vermutlich selbst die hübschesten Mädchen neidisch machen konnte. Doch am meisten faszinierten ihn die leicht katzenhaften Augen, die trotz der Kälte so viel Wärme, Verständnis und Freude ausstrahlten. Noch nie hatte er solche Augen gesehen, war noch nie jemandem mit so viel Leidenschaft und Herzlichkeit im Blick begegnet. Er bemerkte, dass sich sein Herzschlag langsam beschleunigte, spürte das erste Mal in seinem Leben ein kribbeliges, flaues Gefühl in seinem Magen. Sein Mund fühlte sich an wie ausgetrocknet und auch wenn er etwas hätte sagen wollen, hatte ihm seine Faszination die Kehle zugeschnürt. Er schluckte hart, schloss die Augen, öffnete sie wieder.

Doch obwohl er es erwartet hatte, obwohl er es gehofft hatte, als er seine Augen wieder öffnete, war die Person verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Unwillkürlich krallte sich seine rechte Hand in die Jacke auf der linken Seite seiner Brust, direkt über seinem Herzen und er fühlte sie ganz deutlich, so deutlich wie schon lange nicht mehr – Enttäuschung.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vergangenheit
2006-11-06T15:41:36+00:00 06.11.2006 16:41
Wunderschön, sehnsüchtig und traurig.

Als Rei dann auftauchte, hatte ich einen Moment Hoffnung für Kai, aber als sich herausstellte, dass er nur eine Illusion, eine Traumvorstellung war, war das sehr ernüchternd.

Eine wirklich gelungene kleine, aber sehr traurige Geschichte, sie passt irgendwie zum trüben Novemberwetter.

ByeBye
BlackSilverLady


Zurück