~ Bevor es zu spät ist ~
Bevor es zu spät ist:
Zwei Gestalten liefen durch den nächtlichen Wald.
Lediglich ein Käuzchen und einige wenige Äste gaben, unter dem Gewicht der beiden Personen, Geräusche von sich. Das Paar versuchte möglichst unauffällig zum Strand zu gelangen, wo ihr Schiff vor Anker lag und ihre Kameraden sie schon sehnlichst erwarteten. Währenddessen senkte sich der Mond gen Horizont.
Zügig kamen sie voran, nur noch wenige Meilen trennten sie von ihrem Ziel, dem sicheren Zufluchtsort, als eine der beiden plötzlich stehen blieb.
Schwer atmend stützte sich Robin gegen einen der vielen Baumstämme.
Ihrem Begleiter entging dies nicht. Auch er stoppte seinen Lauf und sah sie durchdringend an.
Es war völlig untypisch für sie einfach so schlapp zu machen.
„Wir müssen weiter!“
„Geh’ vor, ich komme dann gleich nach.“
„Kommt gar nicht in Frage!“
Der Schwertkämpfer machte einen Schritt auf die Archäologin zu, um diese zu stützen, oder wenn nötig zur Flying Lamb zu tragen, als ihre Beine nachgaben und sie nach vorne hin wegsackte. Gerade noch so konnte er sie auffangen. Ein Wimmern kam über die Lippen der Frau.
„Robin!“ rief er erschrocken.
Erst jetzt bemerkte er das Blut, das die Rückseite der Bluse der Frau tränkte.
„Ich hab’ doch gesagt, du sollst vorgehen!“ sagte sie schwach und verzog dabei das Gesicht vor Schmerz.
„Wie ist das passiert?!“
Langsam ließ er sich auf den Waldboden nieder und zog sie so in eine bequemere Position.
Eigentlich wusste der Grünhaarige die Antwort auf seine Frage schon, bevor er sie stellte, aber sein Verstand wollte die Situation nicht wahr haben.
Wie so oft hatten sie die Marine am Hals gehabt. Vollkommen überraschend war die Strohhutbande auf der kleinen, unscheinbar aussehenden Insel von der Marine angegriffen worden. Nie hätten sie auf dem kleinen Flecken Land inmitten einem der ruhigsten und menschenleersten Gebiete der Grand Line einen Marinestützpunkt erwartet. Das war ein Fehler gewesen! Unterschätze niemals deinen Feind! War das nicht eine der Grundregeln um auf See am Leben zu bleiben?
Während der Rest der Bande floh hatte Robin, wie so oft, die ganze Einheit in Schach, und somit ihren Freunden den Rücken frei, gehalten. Doch mit einem hatten sie nicht gerechnet und diese Unbekannte hatte die ganze Rechnung nichtig gemacht. Einer der Soldaten war verspätet, nach seinen Kameraden, am Ort des Geschehens aufgetaucht. Aus einer Richtung, aus der man ihn nicht hatte kommen sehen. Als er die Situation, in der sich seine Einheit befand registriert hatte, hatte er seine Waffe gezogen.
Ein Schuss war gefallen, dann hatte auch der Verspätete sich in Robins erbarmungslosem Griff befunden.
Das Geräusch des Schusses hatte die Strohhüte, die mittlerweile schon dabei waren sich durch das Gestrüpp des Waldes zu kämpfen, hellhörig gemacht.
Zorro hatte sich Sorgen gemacht und war umgekehrt um Robin zu unterstützen.
Freiwillig würde er es wohl nie zugeben, aber er sah die Archäologin schon lange als vollwertiges Mitglied der Crew an, sein Misstrauen ihr gegenüber war längst verflogen.
Außerdem war da noch eine weitere Tatsache, eine die er wahrscheinlich nicht einmal unter Folter gestanden hätte - er mochte Robin.
Wie sehr war ihm wohl selbst nicht bewusst.
Und so hatte er nicht lange gezögert sondern gehandelt.
Als Zorro am Schauplatz angekommen war, hatte er nichts Auffälliges bemerkt und so natürlich angenommen, dass der Schuss nur wirkungslos die Luft durchschlagen hatte.
Dieser Ansicht war er geblieben, hatte er doch keinen Grund gesehen, etwas anderes anzunehmen.
Bis eben.
Man hatte Robin die Verletzung nicht angesehen.
Bis eben.
Nun lag sie in seinem Armen und versuchte ihm zu antworten.
„Der Typ hat…er hat mich in … den Rücken getroffen…“
Doch sie wurde unterbrochen.
„Shhh, sag’ nichts. Spar' dir deine Kraft!“
Behutsam richtete er sie etwas auf um die Wunde zu untersuchen.
Das Projektil hatte einen Lungenflügel durchstoßen, das konnte selbst er, mit seinen geringen medizinischen Kenntnissen feststellen. Sie musste so schnell wie möglich behandelt werden!
„Chopper kriegt das sicher wieder hin!“, redete er sich ein und schickte sich an, die Frau zur Flying Lamb zu tragen.
„Die Mühe kannst du…dir und mir sparen…“ versuchte sie ihn schwach zurück zu halten.
„Aber…“
„Weißt du…überhaupt, in welche…Richtung du musst?“
Noch einmal blitze der Schalk, trotz der fürchterlichen Lage, aus den blauen Augen.
Zorro starrte sie entgeistert an. Er konnte nicht fassen, womit sich Robin schon längst abgefunden zu haben schien. Sein Verstand weigerte sich das Unausweichliche zu akzeptieren.
Sie würde es nicht schaffen.
Erneut verkrampfte sich die Archäologin unter einer Welle von Schmerz.
Der Schwertkämpfer konnte nicht weiter tun, als sie festzuhalten und für sie da zu sein.
Von Minute zu Minute wurde sie sichtlich schwächer.
„Zorro…“ Die Worte waren nur noch ein Flüstern. „Bevor es zu spät ist…möchte…muss ich dir noch etwas …sagen!“
Sie machte eine kurze Pause.
„Ich mag dich…wirklich sehr…ich habe mich…in dich verliebt…“
„Robin…!“
„Ich weiß…du konntest mir nie vertrauen…und das verstehe ich auch voll und ganz…aber ich habe euch…nie betrogen…und es auch niemals vorgehabt!“
Erschöpft schloss sie die Augen, während Schweißperlen von ihrer Stirn liefen.
„Aber ich vertraue dir doch längst!“ antwortete Zorro mit tränenerstickter Stimme.
„Ich war bloß so blöd und habe dich das nie wissen lassen!“
Einer der Arme der Archäologin wuchs aus seiner Schulter und strich ihm zärtlich über die Wange, versuchte ihm Trost zu spenden.
Erst als ihr Körper nach einer weiteren Schmerzwelle endgültig erschlaffte und der Arm verschwand wurde der Verlust für den Schwertkämpfer zur Gewissheit.
Immer noch ihre leblose Gestalt in den Armen haltend ließ er sich rückwärts auf den Boden fallen.
„Verdammt ich liebe dich doch auch!“ waren die letzten Worte bevor sich die Sonne, vollkommen unpassend, verhöhnend, über der ganzen Szenerie erhob.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Naja, was hab' ich mir beim schreiben gedacht?
Ich dachte mir, dass es schon so viele Geschichten gibt, in denen Zorro stirbt (ja, die meisten sind shounen-ai, ich weiß), ich wollt ganz einfach mal probieren was herauskommt wenn man eine andere Person sterben lässt (fies ne?).
Ich hoff' mal das nimmt mir keiner allzu übel...
*eine Runde Taschentücher an die Zartbesaiteten verteil*
lg, Sydney