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Gefühlschaos

von

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Kapitel 6: Abschied und Neuanfang

Raven Kontrollierte nun schon zum vierten Mal ihr Gepäck, doch es schien, als habe sie wirklich nichts vergessen. Im Grunde wünschte sie sich jedoch, dass es so wäre, denn nun war die Zeit gekommen, Abschied von ihren neuen Freunden und vor allem von Janus zu nehmen. Gleichzeitig wusste sie aber, dass sie sich nicht davor drücken konnte, zu den Teen Titans zurückzukehren. Sie wäre wirklich gerne bei Janus geblieben; vielleicht sogar für den Rest ihres Lebens. Doch die Titans brauchten sie und Janus musste den Creatures nun seine volle Aufmerksamkeit widmen können. Er musste auf Nightshade, nein; Sheila aufpassen, die wohl noch sehr lange in ihrer Zeitaura gefangen sein würde und er hatte beschlossen, Jinx bei den Creatures aufzunehmen. Diese war allerdings nicht sehr begeistert davon gewesen, obwohl sie zugeben musste, dass sie lieber zusammen mit den Creatures als allein leben wollte. Doch auch wenn sich die junge Hexe von ihren früheren Kameraden verraten fühlte, sehnte sie sich offensichtlich nach ihrem vertrauten Leben bei H.I.V.E. zurück. Als sich Raven von ihr verabschieden wollte, hatte sie nur geantwortet: „Wir werden uns schneller wiedersehen, als dir lieb ist! Und dann werden wir auch wieder Feinde sein; so wie früher, so wie immer!“
 

Von Blaze, Arachnia und Tigeress hatte sie sich bereits verabschiedet, als sie sie mit Janus zusammen im Krankenhaus besucht hatte. Tigeress war schon fast wieder so aktiv wie früher, doch sie musste noch zur Beobachtung dort bleiben. Arachnia hatte gesagt, dass sie Tigeress wohl am liebsten sezieren würden, um zu sehen, wie ihr Körper funktioniert – womit sie bewiesen hatte, dass ihr schwarzer Humor im Gegensatz zu ihrem Körper unbeschadet geblieben war. Ihr Bein war nahe des Beckens gebrochen. Tigeress hatte sich für den Sezier-Witz gerächt und zu ihr gemeint, dass man das Bein vielleicht amputieren müsse. Das wiederum fand Arachnia gar nicht lustig, denn sie hatte sich tatsächlich Sorgen darüber gemacht, dass sie eventuell ihr Bein verlieren würde. Die Ärzte versicherten ihr jedoch, dass es nicht so schlimm war. Raven wirkte außerdem einen Heilzauber darauf, aber bis Arachnia wieder laufen konnte, würde wohl noch ziemlich viel Zeit vergehen.

Auch Blaze musste sich auf einen längeren Aufenthalt im Krankenhaus einstellen, denn ihn hatte es mit einer mittelschweren Gehirnerschütterung und einem angebrochenen Rückenwirbel am schwersten erwischt. Trotzdem blieb er so ruhig wie immer. Tatsächlich machte er sich aber mehr Sorgen darum, dass er aus Versehen einen Brand auslösen könnte, als um seine Gesundheit.

Was seine Kräfte anging war der Junge manchmal regelrecht paranoid und Tigeress verbrachte viel Zeit mit ihm, um ihn zu beruhigen und ihm Mut zuzusprechen. Tatsächlich war das Katzenmädchen das erste Wesen, zu dem der Feuermagier überhaupt engeren Kontakt pflegte.
 

Obwohl sie mit mehreren Prellungen und einem verrenkten Nacken auch nicht gerade bei bester Gesundheit war, weigerte sich Insomnia, zu einem Arzt zu gehen. Ihre schwarze Aura hatte sie vor dem Schlimmsten bewahrt, aber der Kampf hatte sie fast ihre gesamte Energie gekostet. Also erlaubte Janus ihr, im Bunker zu bleiben und sich dort auszuruhen. Und tatsächlich hatte Insomnia in dieser Zeit nicht nur ihr Zimmer, sondern laut Janus auch ihr Bett kaum verlassen. Sie ließ sich ihr Essen bringen und schien nun auch wesentlich mehr Vertrauen zu Janus zu haben: Sie sah in ihm nun keinen Gefängniswärter mehr, der sie gefangen hielt, sondern eher als das, was Janus für jeden seiner Schützlinge versuchte zu sein: Ein liebevoller “Ersatz-Großer Bruder“.
 

Für Raven aber war Janus mehr als nur das. Sie hatte beide zusammen zum ersten Mal wahre Liebe erfahren. Zum ersten Mal wollte Janus ein Mädchen nicht einfach nur beschützen, weil sein Instinkt es ihm gebot. Und Raven hatte zum ersten mal jemanden kennen gelernt, der sie vollkommen und von ganzem Herzen liebte. Obwohl sie einander versprochen hatten, sich wiederzusehen, erfüllte selbst diese kurze Zeit der Trennung die Herzen der jungen Liebenden mit Trauer.
 

Schweren Herzens brachte Raven ihren Koffer in den Meditationsraum. Von dort wollte sie durch ein Portal direkt in den Titans Tower zurückkehren, wo ihre Freunde schon auf sie warteten. Sie überlegte, ob sie einfach heimlich verschwinden sollte, ohne sich zu verabschieden, doch das kam ihr nicht richtig vor. Auch wenn sie sich vor dem Abschied gedrückt hätte wäre es auf das selbe hinausgelaufen: Sie musste so oder so gehen. Und wenn, dann wollte sie, dass Janus das letzte war, was sie sah und spürte, wenn sie ging; und das erste, was sie sehen und spüren wollte, wenn sie zu ihm zurückkehrte. Doch es gab noch jemanden, von dem sie sich noch verabschieden wollte.
 


 

Langsam und vorsichtig ging Raven den Gang in Untergeschoss entlang, der zu Insomnias Zimmer führte. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie Insomnia auf ungebetenen Besuch reagierte und wollte diesmal ganz sicher gehen, dass sie sich nicht von ihr gestört fühlte.

So schwach, wie Insomnia nach dem schweren Kampf war, konnte sie ihr wohl kaum gefährlich werden, doch Raven wollte sie trotzdem nicht unnötig erzürnen.
 

Als die junge Magierin vor der schweren Tür des “Verlieses“ stand und gerade anklopfen wollte, sprach eine leise, vertraute Stimme in ihrem Kopf zu ihr: „Du kannst reinkommen, Raven. Ich werde dir nichts tun.“
 

Also ob es nicht schon seltsam genug war, dass Insomnia sie einfach so in ihr Zimmer lies, spürte Raven, dass sich die Aura des Raumes verändert hatte. Sie war immer noch schwer und bedrückend, doch sie brannte nicht mehr. In den Wänden, im Boden, in der Luft; nirgends war der Schmerz zu spüren, mit dem Insomnias Zimmer aufgeladen gewesen war, als sie es das letzte Mal betreten hatte.

Die Kristalle an den Wänden glühten nur ganz leicht, sodass nicht einmal die Farbe des Lichtes richtig zu erkennen war, doch es reichte Raven aus, um zu sehen. Und zum erstem Mal sah sie sich das Zimmer genau an:

Die Wände, die Decke und der Boden waren aus kahlem Beton. Der Raum selbst sah eigentlich eher eine Ansammlung von Nischen aus. Alle paar Meter lagen die Nischen an den Wänden und gaben dem Raum, zusammen mit dem breiten, quadratischen Säulen, das unheimliche Aussehen eines Labyrinths. Doch für jemanden, der sich wie Insomnia verstecken wollte, war dieser Raum ideal.

Beim umsehen vielen Raven die Ketten wieder auf. Sie lagen auf dem Boden und hingen von Wänden und Decke; spannten sich wie eiserne Spinnweben. Raven konnte keine Schließring, Manschetten oder andere Dinge entdecken die darauf hinwiesen, dass diese Ketten als Fesseln gedacht waren. Vermutlich waren sie wirklich nur Dekoration, doch sie ließen das Zimmer tatsächlich wie einen mittelalterlichen Kerker wirken.

In einer Nische entdeckte sie etwas, das wohl Insomnias Bett sein sollte. Eigentlich war es nur eine unbezogene Matratze mit einem Ebenfalls unbezogenen Kissen, einer Wolldecke und einer schwarzen, ziemlich alt aussehenden Plüschkatze darauf. Insomnia war jedoch nicht zu sehen.
 

„Ich bin hier drüben!“ hörte Raven eine leise, schüchterne Mädchenstimme rufen. Es war unverkennbar Insomnias Stimme, doch irgendwie klang sie anders als sonst.

Raven folgte der Stimme und hinter einer der Säulen fand sie jemanden auf dem Boden sitzen: Ein ziemlich mager wirkendes Mädchen mit sehr kurzem, blondem Haar. Sie war nackt und Raven konnte die schweren Narben sehen, die sich über fast den gesamten Körper des Mädchens zogen. Allein der Anblick erschreckte Raven, die sich bemühte, nicht an die Schmerzen zu denken, die man bei solchen Verletzung erleiden musste. Das Mädchen saß mit dem Rücken zu Raven vor einem großen Spiegel mit silbernem Rahmen, auf dem Rosen eingraviert waren.
 

„Insomnia?“ fragte Raven, obwohl sie natürlich wusste, wer da vor ihr saß.

„Ja.“ antwortete das Mädchen, ohne ihren Blick von dem Spiegel abzuwenden.

„Ich wollte wissen, wie du dich fühlst; wie es dir geht.“ fragte Raven vorsichtig.

„Gut“ antwortete Insomnia knapp.

Für normale Verhältnisse sah sie todtraurig und gequält aus, doch schien das Mädchen tatsächlich in besserer Verfassung als sonst zu sein. Aber dass Insomnia tatsächlich gesagt hatte, dass es ihr gut ginge, überraschte Raven wirklich; noch mehr, als die Tatsache, dass sie nackt und ganz ruhig dasaß und sich selbst in diesem Spiegel betrachtete. Raven wusste zwar, dass Insomnia sich auf diese weise mit ihrem Aussehen auseinander setzte, doch hatten die Spiegel bei ihr normalerweise keine allzu hohe Lebenserwartung. Doch vor diesem wunderschön verzierten Spiegel saß sie ganz ruhig da und schaute so gebannt hinein, wie Raven es sonst nur von Beast Boy kannte, wenn er mal wieder lange vor dem Fernseher saß.

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es geht mir wirklich gut.“ sprach das Mädchen und wandte Raven völlig ungeniert ihr halbvernarbtes Gesicht zu. „Ich bin sehr schwach, aber ich habe auch keine Schmerzen mehr; zumindest keine seelischen.“
 

„Stimmt. Auch ich kann keinen Seelenschmerz mehr bei dir wahrnehmen. Es ist, als wäre deine dunkle Aura verschwunden.“ merkte Raven an.

„Ja. Doch dadurch habe ich auch meine Kräfte verloren. Ich fühle mich furchtbar schwach und mein Körper schmerzt, wenn ich mich bewege. Durch meine schwarze Aura konnte ich die Schmerzen und die Schwäche meines Körpers einfach ignorieren. Das ist mir jetzt nicht mehr möglich. Ohne die Energie, die mir mein Seelenschmerz mir geliefert hat, bin ich gezwungen, mich auf meinen zerstörten Körper zu verlassen. An manchen stellen reichen die Verbrennungen bis auf die Muskeln. Daher kann ich mich nicht mehr so bewegen wie früher: Partielle Lähmung.“ Sie versuchte demonstrativ ihren rechten Arm, an dessen Schulter das Narbengewebe besonders dicht schien, hinter ihren Kopf zu bewegen. Vergeblich.

Raven wollte sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ihr Körper ihr nicht mehr gehorchen würde. Gerne hätte sie Insomnia geholfen, doch die Wunden waren einfach schon zu alt als dass ihre Heilkräfte noch etwas hätten ausrichten können.
 

„Ich spüre dein Mitleid, Raven.“ sprach Insomnia ruhig. „Aber mir ist ein verletzter Körper immer noch lieber als eine verletzte Seele. Ich weiß nicht, warum ich meine Kräfte verloren habe, aber ich bin froh darüber.“ Daraufhin wandte sie ihr Gesicht wieder dem Spiegel zu und Raven schien es, als ob sie ganz kurz ein Lächeln auf den Lippen des Mädchens gesehen hätte.

„Vermutlich hast du nur einfach deine gesamte Energie beim Kampf gegen Nightshade verbraucht. Wenn du dein Halsband abnehmen würdest, dann würden deine Aura automatisch durch deine Gefühle wieder aufgeladen.“ überlegte Raven laut. „Aber ich glaube nicht, dass du das willst.“

„Nein. Das will ich nicht.“ antwortete Insomnia. „Aber ich würde es tun, falls ich jemals wieder meine Kräfte brauche. Auch wenn ich dann wieder leiden müsste, fände ich es schön, wenn ich diese Kräfte zum Wohl anderer einsetzen könnte. Glaubst du, ich könnte eine Heldin werden; so wie du?“

„Ich bin mir sicher, dass du, egal ob mit oder ohne deine Kräfte, Gutes tun kannst.“ antwortete Raven ihr. „Aber eines solltest du dabei nicht vergessen: Nämlich, DIR auch etwas gutes zu tun. Selbstlosigkeit mag eine heldenhafte Tugend sein, aber man darf sich nicht selbst aufgeben und nur für andere Leben. Auch ich musste das erst lernen. Ich war so darauf fokussiert, den Rest der Welt vor allen möglichen Gefahren und vor allem vor mir selbst zu beschützen, dass ich erst bemerkt habe, wie sehr ich mir selbst damit schade, als meine Seele dagegen rebelliert hat. Ich habe mir einfach zuviel zugemutet: Ich habe meine Kräfte und meine Gefühle so lange in mir eingeschlossen, bis ich mich damit überladen habe …“
 

Raven bemerkte, dass Insomnia ihr schon gar nicht mehr zuzuhören schien. Sie starrte nur in den silbernen Spiegel und war ganz fasziniert von dem, was sie darin sah.

Vorsichtig schaute Raven ihr über die Schulter und konnte kaum glauben, was sie im Spiegel sah: Ein wunderschönes, junges Mädchen mit langen, blonden Haaren saß dort. Ihre Haut war vollkommen makellos und ihr Gesicht einfach nur bezaubernd. Raven wollte sprechen, doch dieser Anblick raubte ihr die Worte.

„Ja, das bin ich.“ sprach Insomnia.

Ravens Blick haftete immer noch an dem wunderschönen Mädchen, als sie begriff, dass dies ein magischer Spiegel sein musste. „Wie funktioniert dieser Spiegel?“ fragte sie. „Zeigt er dir, was du sehen willst? Oder wie du aussehen würdest, wenn damals der Unfall nicht passiert wäre?“

„Vielleicht.“ antwortete Insomnia. „Janus nennt ihn den „Spiegel des Wahren Gesichtes“. Man sagt, dass Spiegel niemals lügen und nur die Wahrheit zeigen; aber nur dieser hier zeigt das wahre Gesicht dessen, der hineinschaut. Das schöne Mädchen, dass du da siehst, ist meine wahres Ich. Der Spiegel zeigt mich so, wie ich wirklich bin.“
 

Raven war nicht allzu überrascht, dass Janus so einen Spiegel besaß. Seine Familie beschäftigte sich seit vieler Generationen mit der Magie und hatte eine beachtliche Sammlung magischer Artefakte zusammengetragen, welch sich nun in Janus’ Obhut befand.
 

Raven kam ein Gedanke, der sie erschaudern ließ: Sie fragte sich, was der Spiegel ihr wohl zeigen würde. Aber wollte sie das denn wirklich wissen? Könnte sie als Halbdämonin überhaupt den Anblick ihres wahren Gesichtes ertragen?

Schließlich siegte Ravens Neugierde über ihre Furcht. Sie trat neben Insomnia und schaute vorsichtig in den magischen Spiegel:

Sie sah ein zierliches, junges Mädchen mit ungewöhnlich blasser Haut, lilafarbenen Haaren und einem blutroten Edelstein, der genau auf dem 3.-Auge-Chakra in ihrer Stirn implantiert war.

Sie sah sich genau so, wie sie aussah. Keine zusätzlichen Augen, keine rote Haut. Einfach nur Raven.
 


 

Nachdenklich verließ Raven den Keller und ließ Insomnia mit ihrem Spiegelbild allein. „Funktioniert der Spiegel vielleicht nur bei Menschen?“ dachte sie bei sich, als sie gerade aus dem dunklen Gang zurück in den Flur kam.

„Du bist ein Mensch, Raven.“

Ein wenig erschrocken schaute sie sich um und sah Janus an der Wand neben der Kellertüre lehnen. „Du bist zwar auch zur Hälfte ein Dämon, aber wenn der Spiegel dir gezeigt hat, dass du im Grunde deiner Selbst ein Mensch bis, wird das wohl stimmen. Und sei ehrlich: Es wäre dir nicht wirklich lieber gewesen, wenn du dich als Dämon gesehen hättest.“
 

„Erschreck’ mich doch nicht so!“ beschwerte sich Raven. Doch bevor sie noch etwas anderes sagen konnte, hielt Janus sie schon in seinen Armen und die Wärme seines Herzens ließ sie jeden Ärger vergessen.

So warm. So kuschelig. „Ach Janus, warum machst du es mir so schwer?“ flüsterte sie.

„Es fällt mir auch schwer, dich gehen zu lassen.“ antwortete er und ließ sie langsam und zögerlich los.
 

Zusammen gingen sie in den Meditationsraum und mit jedem Schritt rückte der Abschied näher. Auch wenn es nicht für lange sein sollte, tat es den beiden im Herzen weh, den geliebten Partner zu verlassen. Raven und Janus liebten sich so sehr, wie es zwischen zwei Teenagern nur möglich war.
 

Im Meditationsraum angekommen fiel Raven Janus noch einmal um den Hals. Ein letztes mal wollte sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen und seine Liebe spüren.

„Ich werde dich vermissen, Janus.“ sprach sie und merkte dabei, dass sie schluchzte. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen, wenigstens beim Abschied tapfer zu sein und nicht zu weinen. In den letzten Tagen hatte sie schon so viele Tränen vergossen.

„Du wirst mir auch fehlen, Raven.“ flüsterte Janus zärtlich. „Mein kleines Mädchen.“ Er drückte sie an sich und streichelte ihr seidig weiches Haar. Raven legte ihren Kopf an seine Brust und lauschte seinem Herzschlag.
 

Die beiden wussten nicht, wie lange sie sich umarmt hatten. Es waren wohl nur ein paar Augenblicke gewesen, doch diese erschienen ihnen ewig. Und als Janus sie schließlich losließ, fühlte Raven keine Trauer mehr.

„Ich werde immer für dich da sein, Raven. Und meine Liebe wird immer bei dir sein; überall und jederzeit.“ sprach er zu ihr und küsste sie liebvoll, um auch den letzten Funken Traurigkeit in ihrer Seele zu beruhigen.

Wie schon zuvor breitete sich ein seltsames Gefühl in Raven aus: Alles schien sich um sie zu drehen und die Wärme, die ihr Herz einhüllte, verbreitete sich in ihrem ganzen Körper. Ein unglaublich starkes Gefühl, dass jede andere Emotion in den Hintergrund trieb und ihr ganzes Bewusstsein erfüllte. Es war Liebe; in ihrer reinsten und schönsten Form.
 

Langsam lösten sie ihre Lippen voneinander. Raven konzentrierte sich ganz auf dieses wunderbare Gefühl in ihr. Sie spürte, wie es ihr Kraft verlieh; ihren Willen und ihre Seele stärkte, wie eine Art weiße Energie.
 

Ihre Kräfte konzentrierend öffnete Raven ihr Portal. Und zum ersten mal machte es ihr nichts aus, dabei Gefühle zu empfinden. Diese Liebe war so rein, dass ihre dämonische Seite sie nicht gegen ihre menschliche verwenden konnte: Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was Raven ihr ganzes Leben lang angestrebt hatte.

Noch einmal wandte sie sich um und sah Janus an. „Mach’s gut.“ sprach sie. „Und pass’ gut auf deine Freunde auf. Vor allem auf Sheila.“

„Das werde ich.“ antwortete Janus ihr. Raven nickte, blinzelte und lächelte dabei. Janus antwortete ihr in gleicher Weise.
 

Noch bevor ihre Sehnsucht die Chance bekam, sie noch länger zurückzuhalten, schloss Raven die Augen und durchschritt den dunklen Vortex.

Janus sah ihr noch hinterher, bist das Portal verschwand. Er seufzte und bemühte sich, das Verlustgefühl in seinem Herzen zu beruhigen. Er würde sie bald wiedersehen. Und bis dahin gab es noch viele traurige Seelen, die einen Engel brauchten.
 


 

Als Raven ihre Augen wieder öffnete stand sie im Wohnzimmer des Titan Tower, wo ihre Freunde schon auf sie warteten.

„Willkommen zu Hause!“ riefen Starfire, Beast Boy, Cyborg und Robin gemeinsam und Starfire sprang sofort heran, um ihre Freundin zu umarmen. Raven hatte nichts anderes von ihr erwartet und drückte die quirlige Tamaranerin an sich. Dabei spürte sie, dass auch von Starfires Herz eine große Wärme ausging. „Ja…“ flüsterte Raven. „Ich bin zu Hause.“
 

Das rothaarige Mädchen lockerte ihre Umarmung etwas und schaute sie mit ihren grünen Kulleraugen an. „Raven… Weinst du?“ fragte sie vorsichtig.
 

Erst jetzt bemerkte Raven die kleine Träne auf ihrer Wange. Sie wischte sie ab, lächelte freundlich und antwortete: „Es geht mir gut, Kory. Wirklich. Es geht mir gut.“
 


 

Ein paar Tage später:

Eine klein, dunkle Gestalt huschte durch die Gänge des Titan Tower. Ihre nackten Füße patschten leise bei jedem Schritt auf dem Boden und der Saum ihres schwarzen Satinkleides wehte im Wind ihre Bewegung. Vor der Tür ihres Zimmers blieb sie stehen, öffnete sie einen Spalt breit, schlüpfte hindurch und verschloss sie wieder.

Anstelle des blanken Bodens fühlte Raven nun einen weichen Teppich unter ihren Fußsohlen und der zarte Duft der Räucherstäbchen stieg ihr in die Nase. Mit beiden Armen hielt sie einen Briefumschlag an ihre Brust gedrückt.

Langsam, als wollte sie ihre Eile von vorhin wieder ausgleichen, ging sie zu ihrem Bett, setzte sich darauf und öffnete den Umschlag. Schon nach den ersten paar Worten wurde ihr warm ums Herz:
 

Liebe Raven
 

Die letzten Tage waren sehr einsam für mich. Es gab keine Sekunde, in der ich nicht an dich gedacht und dich vermisst habe.

Aber heute ist Tigeress aus dem Krankenhaus entlassen worden und ich hab’ wieder einiges zu tun.

Insomnia geht es auch schon besser. Natürlich ist sie noch depressiv, aber sie beginnt nun langsam, die guten Seiten ihrer Seele wiederzuentdecken, die ihr so lange verborgen waren.

Sheila liegt immer noch in Stasis und wird es wohl noch lange bleiben. Ich kann noch nicht sagen, wann sie aufwachen wird, aber die dunkle Energie in ihr sinkt stetig. Ich hoffe sehr, dass sie wieder normal wird.

Eine schlechte Nachricht habe ich leider auch: Jinx ist abgehauen. Sie hat das Schloss am Haupteingang geknackt und ist einfach verschwungen. Ich bin mir nicht sicher wohin sie verschwunden ist. Vielleicht zurück zu H.I.V.E., aber in ihrem momentanen Zustand würde ich ihr alles zutrauen. Sie ist ziemlich verwirrt und aufgewühlt, aber vielleicht wird ja ihre gute Seite gestärkt daraus hervorgehen. Ich werde mich nach Spuren von ihr umsehen und das Beste hoffen; für sie und für den Rest der Welt.

Sag mir bitte bescheid, wenn du etwas von ihr oder von Psykid hörst. Ich hab’ da ein dummes Gefühl.
 

Ich wünsche dir und dem Rest der Titans alles gute und hoffe, dass wir uns bald wiedersehen.
 

In Liebe

Dein Janus Angel
 


 

Der Brief war zwar nicht ganz so romantisch, wie Raven es sich gewünscht hätte, aber es reichte ihr allemal. Janus Aura haftete an dem Papier und erfüllte ihr Herz mit wohliger Wärme.

Die Sache mit Jinx fand sie natürlich beunruhigend, aber dass war ein Thema, dass sie mit dem Team besprechen würde. Vorher hatte sie noch etwas zu erledigen.
 

Raven stand auf, setzte sich an den Schreibtisch und schlug ihr Poesiealbum auf. Mit einem zarten Lächeln auf den Lippen und einem Herzen voller Liebe schrieb sie:
 

Mein Engel
 

Du bist mein Engel, mein Beschützer

Hältst mich warm, heilst meine Schmerzen

Bist in der Dunkelheit mein Führer

Spendest Trost dem schwarzen Herzen

Spendest Hoffnung den verdammten Seelen

Löscht mit Liebe meines Zornes Glut
 

Doch nicht im Himmel konnt’ ich fündig werden

Nicht im Jenseits traf ich dich

Heut’ weiß ich: Du lebst hier auf Erden

Wachst wie ein Engel über mich

Kannst in mein’ Herz und Seele sehen

Und bist doch ein Mensch, aus Fleisch und Blut
 

von Raven, für Janus

In ewiger Liebe
 

Ende
 


 

Kommentar des Autors:

Es hat se~hr lange gedauert; über ein Jahr… Ich wünschte wirklich, ich hätte mehr Zeit zum Schreiben gefunden. Bei meinen nächsten Fanfictions wird mir das nicht mehr passieren!
 

Zu dieser gibt es nun nicht mehr viel zu sagen. Die Charabeschreibungen Fehlen noch, werden aber hinzugefügt, sobald alle Bilder fertig sind. ^^°
 

Übrigens möchte ich mich bei allen BeastBoyxRaven-Fans entschuldigen. ^^° Ich wollte dieses Pairing nicht auseinander bringen. In meiner Vision ist Beast Boy allerdings mit Terra zusammen. Und da ich nicht wollte, dass Raven allein bleiben muss, hab’ ich ihr sozusagen einen Engel geschickt, der für sie da ist. ^-^
 

Auch wenn diese Fanfic zuende ist, ist es die Geschichte der Dark Creatures noch lange nicht! Ich habe bereits eine Idee für eine neue Fanfic, in der natürlich auch die Teen Titans wieder mitspielen werden. Außerdem dürft ihr euch auf eine Weiterführung der Ereignisse in dieser FF, mehr Hintergrundinfos zu den Creatures und einen neuen Chara freuen. Wer mehr wissen will: ENS an mich.
 

Ich hoffe sehr, dass es euch gefallen hat. ^-^
 

Bis zum nächsten mal. Euer Rokuro.
 

Empfehlung an den Hofhund. ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-11-19T14:38:59+00:00 19.11.2007 15:38
wheee!
das lange warten hat sich gelohnt^^
das ende ist echt toll geworden :D


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