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Cross the Line

Vom Boy zum Girl
von

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Nachhilfe?

Er... er... hatte... mit IHM gesprochen!!! Er hatte ihn nicht nur angesehen, nicht nur neben ihm gestanden - nein! Er hatte mit God himself ein paar Worte gewechselt! Und... er hatte weniger gestottert, als er erst befürchtet hatte. Oh Jesus... Chiaki wischte sich ein paar verschwitzte Haarsträhnen aus der Stirn. Schon jetzt im Mai war es so warm... besonders wenn er Herrn Shikaidou so nah war... Wie eben jetzt in diesem Moment. Sein Platz war in der zweiten Reihe von vorn, in der Mittelreihe. Ungefähr zwei bis drei Meter vor ihm stand der Lehrertisch. Es war die fünfte Stunde. Und seine Augen hingen nur an einem gewissen rothaarigen Mann, der gerade wunderbar über ein geschichtliches Ereignis sprach, was Chiaki leider überhaupt nicht mitbekam. Er hatte nur Augen für diesen schönen Mann... seine funkelnden Augen... und diese Lippen. Wahnsinn. Der Blonde bekam einen trockenen Mund, als sich der Lehrer während seiner Rede kurz die Lippen anfeuchtete, indem er mit seiner Zunge darüberfuhr.
 

Die ersten Schulstunden in der neuen Klasse waren fast problemlos gelaufen. Vor der ersten Stunde hatten sich alle um ihn geschart und ihn ausgefragt. Größtenteils waren es die Mädchen gewesen, die ihn begutachtet und somit abgeschätzt hatten, ob er eine Konkurrenz für sie war. Die Jungs hatten ihm anerkennende Blicke zugeworfen. Chiaki hatte sie sich natürlich auch angesehen... Aber jemand der schöner war, als sein neuer Lehrer, hatte er nicht gesehen... Es war auch einfach unmöglich, schöner und perfekter zu sein - das konnte gar nicht gehen...! Niemand hatte bemerkt, das er ein Junge war. Alle waren freundlich zu ihm und lächelten ihn an. Er war mehr als froh gewesen, als sich sofort jemand fand, der sich neben ihn setzen wollte... So schnell Beliebtheit zu erringen hätte er sich nie träumen lassen... Vielleicht waren Mädchen generell beliebter und wurden sofort in die Gemeinschaft aufgenommen - wobei Jungs sich so einen Status erst erarbeiten mussten...?!
 

Chiaki seufzte tief und stützte sein Kinn in seine Hand, dessen zugehörigen Arm er auf den Tisch gestützt hatte. Er bekam nicht mit, das inzwischen alle Schüler das Tafelbild abschrieben, welches Herr Shikaidou während der letzten Minuten zusätzlich noch angeschrieben hatte. Seine Blicke waren immernoch starr nach vorne gerichtet, auf den Platz, wo der Rothaarige noch vor ein paar Minuten gesessen hatte. So schön... so wahnsinnig gut aussehend... so... "Fräulein Nagoya... sind Sie in Halbschlaf verfallen...? Glauben Sie, ein Prinz kommt in der nächsten Minute und küsst Sie wach?!" Herr Shikaidou hatte seine Hand auf die Schulter des Blonden gelegt und sich halb hinter ihn gestellt. Chiaki schreckte auf und nahm es als ganz normal hin, dass er rot wurde. Kein Wunder - der Gott berührte ihn! Aber... was hatte er gesagt?! Und warum siezte er ihn?! Die Lehrer duzten ihre Schüler doch immer. Hatte er etwa Sonderstatus? Oder hatte er etwas nicht mitbekommen?! Verwirrt senkte er seinen Kopf und starrte auf sein leeres Blatt Papier, was ihm seine neue Nachbarin Malice wohl schnell zugeschoben haben musste. "Wenn du jetzt bitte mitschreiben würdest. Die ersten sind schon wieder fertig..." "E-entschuldigung", stammelte der Blonde und griff nach einem Stift. Dann sah er wieder an die Tafel. Erst jetzt bemerkte er, dass er überhaupt nicht verstand, worum es ging. Was war denn das für ein Thema?! Und... Chiaki begriff überhaupt nichts. In den anderen Fächern war er problemlos mitgekommen, die Themen knüpften fast nahtlos an die an, die er schon hatte oder bei denen er an seiner alten Schule ebenfalls gerade war. Aber hier... in Geschichte... in dem /einzigsten/ Fach, was er bei Herrn Shikaidou hatte, hatte er natürlich keinen Plan. Hier waren alle dem Lehrplan weit voraus und er hatte keinen Bezugspunkt zu dem, was als letztes in seiner alten Schule unterrichtet wurde.
 

Er saß stumm da, mit dem Stift in der Hand und starrte immernoch auf die Tafel. "Ist dir nicht gut, Chiaki? Möchtest du kurz rausgehen?" Der Blonde zuckte abermals zusammen, als er die wohlklingende Stimme seines Lehrers wieder direkt hinter sich hörte. "N-nein... ich...", wenn er jetzt sagte, dass er nichts verstand, würde Herr Shikidou nur denken, dass er in der Stunde nicht aufgepasst hatte - was zwar stimmte, aber was er nicht unbedingt so offen zeigen wollte... - und ihn deswegen auf die Liste der unaufmerksamen Schüler setzen. Und dabei war er das doch ganz und gar nicht! Er hatte nämlich ganz genau beobachtet, wie Herr Shikaidou lächelte... wann er lächelte... und dass er leichte Grübchen hatte, wenn er das tat. Und seine Augen funkelten noch mehr... dieses Rot. "Chiaki, wenn du dich nicht konzentrieren kannst, bitte ich dich, vor die Tür zu gehen!" Der Ton des Rothaarigen war etwas härter geworden, Chiaki bekam das sehr wohl mit und sah nun zu seinem Lehrer. Eigentlich wollte er etwas entgegnen, aber er sein Körper verweigerte ihm den Gehorsam. Er konnte nichts anderes tun, als aufstehen und das Zimmer verlassen. Er spürte die Blicke der anderen Schüler in seinem Rücken. Und auch die von Herrn Shikaidou. Er war ja selber verwirrt, warum er nicht einfach gesagt hatte, dass er in seiner Schule noch nicht bei diesem Thema war und nichts verstand. Jetzt, wo er hier draußen vor der Tür stand, kam ihm alles auf einmal so leicht vor... Und er fühlte sich wie ein Vollidiot. War er wirklich immer zu dumm, den Mund aufzumachen?!?!
 

Nun konnte er nur noch die Stunde abwarten... und sehen, was dann passierte. Er sah an seine Armbanduhr: Zum Glück war die Stunde bald um. Er musste sich das Zeug dann halt von Malice borgen, um alles abzuschreiben. Sie hatte eine wunderbare Schrift, einfach zu lesen, klar und deutlich - und mit Stil. Vielleicht konnte er dann auch gleich Geschichte nachholen. All das, was er in seiner alten Schule nicht kapiert oder noch nicht gehabt hatte. Eine sinnvolle Tätigkeit... und nur für Herrn Shikaidou, damit er nicht wie ein Dummerjan vor ihm stand. Was musste er jetzt nur von ihm denken?! Den ersten Tag geschwänzt – beziehungsweise verschlafen - am zweiten gleich mal aus dem Zimmer rausgeschmissen worden, nichts gelernt und sich auch noch frech an der Ampel benommen. Wie sollte es denn noch besser kommen...?! Es läutete zur Pause und Chiaki betrat wieder das Zimmer. Die Schüler strömten an ihm vorbei und ein Mädchen meinte zu ihm: "Herr Shikaidou will mit dir sprechen. Ich weiß aber nicht, was er will. Wahrscheinlich weil du nicht aufgepasst hast. Wir haben dann übrigens Chemie im Zimmer 207. Da sitz ich dann neben dir..." Sie lächelte Chiaki noch einmal zu, dann verschwand sie mit den anderen in einem anderen Gang des Gebäudes. Der Blonde seufzte noch einmal tief und ging nach vorne zu seinem Platz. Er hatte Angst, was sein neuer Lehrer zu ihm sagen würde. Bestimmt war er mächtig sauer, weil er an seinem ersten Tag schon so einen Mist machte. Und dabei hatte er sich doch anstrengen wollen, dass ihn Herr Shikaidou mochte...! Chiaki knirschte leise mit den Zähnen und packte sein Buch und das andere Zeug in seinen Rucksack. Aus den Augenwinkeln beobachtete er den Rothaarigen, der an seinem Tisch saß und noch etwas auf ein Stück Papier kritzelte.
 

"Geschichte scheint wohl doch nicht so interessant für dich zu sein...", brach der Lehrer die Stille und sah von seinen Schreiberein auf. Chiaki war gerade fertig mit einpacken und riss seinen Kopf hoch: "Nein! Ich... kann es nur nicht so gut..." "Bis wohin bist du denn mit deiner alten Klasse gekommen? Vielleicht liegt es daran, dass du nicht im Stoff mitgekommen bist?" Der Blonde senkte wieder den Kopf: "Sie müssen doch schon auf meinem Zeugnis gesehen haben, dass ich keine so gute Note in Geschichte habe... Aber es stimmt: Wir waren noch nicht so weit gekommen. Unsere Lehrerin war so oft krank gewesen und keiner hat sie vertreten..." "Aber das hättest du mir doch sagen müssen! Dann hätte ich... - Weißt du was? Ich könnte dir Nachhilfeunterricht geben, dann bist du bald gleichauf mit den anderen und vielleicht sogar besser als vorher...!" Chiaki sah den Lehrer mit großen Augen an. Nachhilfeunterricht... Das hörte sich so... Er riss die Augen weit auf. Das hieß ja: Er würde den Rothaarigen noch öfter sehen! Und... er... "Und das würden Sie machen?", fragte er zaghaft nach. "Aber natürlich...", meinte Herr Shikaidou, "...ich habe nachmittags viel Freizeit und bin sehr um das Wohl meiner Schüler bemüht. Ich würde sagen, drei Stunden die Woche reichen erstmal. Morgen ist Mittwoch - hast du da Zeit? Ich bin 17 Uhr hier fertig..." Chiaki schwindelte wieder leicht. Das hörte sich in seinen Ohren an wie ein... Date. Zwar würden noch andere von Herrn Shikaidou Nachhilfe bekommen, aber egal... "Und... wem geben Sie noch Nachhilfe?", er wollte sich gleich Gewissheit verschaffen, wer noch da sein würde. "Nun ja... du bist die Einzige... Ist das nicht okey?", fragte der Rothaarige nach. Chiaki wurde wieder rot und kippte beinahe um. Oh Gott. Er. Mit ihm. ALLEIN! Nachhilfe... jetzt wusste er auch, womit er dieses Wort assoziierte: Mit unkeuschen Gedanken, die zwar mit "Lernen" zu tun hatten, aber definitiv in einen anderen Bereich als Schule oder Geschichte gingen... "D-doch...", stammelte er irgendwie entsetzt und setzte sich verwirrt seinen Rucksack auf. Scheiße, wie sollte er nur drei Stunden in der Woche überleben, wenn er mit Herrn Shikaidou alleine in einem Raum war?! Das war doch so gut wie unmöglich! Allein schon wenn er ihn ansah, konnte er seine Gedanken nicht mehr steuern... seine Hände zitterten und sein Herz raste... "Ich habe morgen Zeit... U-und ab wann soll ich da sein? Und wo?" Chiaki atmete tief durch. Das war doch einfach nur die perfekte Gelegenheit, um den neuen Lehrer näher kennenzulernen... auf die eine... oder die andere Art... Der Blonde trat näher auf den Lehrertisch zu. Er bemerkte zu seinem Unmut, dass seine Beine zitterten und er wie auf Pudding lief. Und zwar auf Vanillepudding. "Nun, ich würde sagen, dass wir 19 Uhr anfangen. Ich geb dir noch meine Adresse..." "/Ihre/ Adresse...?" Chiaki riss die blauen Äuglein auf und starrte den rothaarigen Lehrer fassungslos an. Bei /ihm/...?!?!?! Das wurde ja immer besser... "Was denn? Ich bin hier der letzte, der abends das Schulgebäude verlässt. Und außerdem kann ich dir bei mir auch etwas zu trinken anbieten. Und die Umgebung ist nicht so unschön wie hier..."
 

Wozu brauchte Herr Shikaidou denn schöne Umgebung, wenn sie doch nur für Geschichte lernen wollten...?! Der Magen des Blonden spielte verrückt und die Röte in seinem Gesicht war nicht mehr aufzuhalten. Er fühlte sich, als würde er unter Strom stehen. Er konnte es einfach nicht glauben. Sah er vielleicht alles nur zu doppeldeutig, weil er darauf hinaus war, so etwas mit dem Lehrer zu tun? Oder... war es wirklich so gemeint...?! "Hier ist meine Visitenkarte. Wir sehen uns morgen Vormittag ja leider nicht... Also dann, bis 19 Uhr..." Chiaki nickte nur mechanisch und nahm mit zitternden Händen das kleine Stück weißen Karton entgegen, auf dem mit schwarzen Lettern die Anschrift und Telefonnummer des Lehrers stand. Es war alles so, als träumte er... Der erste Schultag... und schon war er dem Rothaarigen so nah gekommen... Erst wusste er noch nicht seinen Namen, jetzt sogar seine Adresse und Telefonnummer... So konnte es gehen. "Also dann... bis morgen abend...", wiederholte er Herrn Shikaidou halb und drehte sich dann - immernoch mit einem verwirrten Gesichtsausdruck - um und verließ das Klassenzimmmer. Am liebsten wollte er jetzt nach Hause, aber er hatte ja noch Chemie... In welchem Zimmer war das nochmal...? 207 oder so... Saß da nicht Rikumi neben ihm...? Jedenfalls hatten sie die anderen Mädchen immer so genannt... Na dann... das schien die letzte Stunde für heute zu sein. Sechs Stunden waren ja auch mehr als genug, schließlich war es sein erster Schultag an der neuen Schule. Und nach diesem "Schock" gerade eben musste er sich zu Hause erstmal erholen. Und sich für morgen noch vorbereiten. Ihm fiel ein, dass er ja noch mehr Klamotten kaufen musste...! Heilige Scheiße, hoffentlich hatte er noch genug Geld! Denn in den gleichen Sachen, die er heute getragen hatte, konnte er ja morgen nicht schon wieder rumlaufen...! Das war ein klarer Verstoß gegen sein Hygienegesetz...! Da ertönte auch schon das Klingeln und er hechtete in das Zimmer, was ihm Rikumi vorher gesagt hatte. Zum Glück war die Lehrerin noch nicht da. Er suchte schnell seinen Platz und packte seine Sachen aus. Rikumi saß schon neben ihm und sah ihn neugierig an: "Und? Was hat er gesagt? Hast du Ärger abbekommen...?" Chiaki seufzte tief. Er war sowieso schon aufgeregt... und jetzt fragte ihn dieses neugierige Huhn auch noch aus... Aber naja, da musste er nun durch. Außerdem war sie nett und wollte sich ja bloß ein wenig um ihn kümmern... "War ganz okey. Ich bekomme jetzt Nachhilfe in Geschichte." "Bei ihm?" "Ja... ab morgen." Rikumi schien zu überlegen, denn sie schwieg eine Weile. Bevor sie aber etwas sagen konnte, kam die Lehrerin herein und alle erhoben sich zur Begrüßung. Nachdem diese Prozedur erledigt war, setzten sich alle wieder hin und Rikumi beugte sich ein wenig zu Chiaki: "Ich hatte auch mal Nachhilfe bei ihm." Der Blonde zog eine Augenbraue hoch und wandte sich ein wenig zu ihr: "Und?" "Er wollte mich befummeln..." Chiaki verschluckte sich fast und hustete laut. Ein Teil der Klasse drehte sich zu ihm um, aber die Lehrerin fuhr fort in ihrer Erklärung über organische Chemie und was man alles für die Prüfung wissen musste... "Er hat... /was/?!", flüsterte der Blonde entsetzt. Aber irgendwie wollte sich ein richtig großer Schock bei ihm nicht einstellen... Schließlich... war er nicht auf so etwas aus? "Er hat mir bei sich zu Hause Nachhilfe gegeben... aber wahrscheinlich war schon von Anfang an kein Geschichte vorgesehen, sondern etwas eher... praktisches...", Rikumi schwieg wieder und tat so, als würde sie interessiert dem Unterricht folgen. Chiaki tat es ihr gleich, denn die Lehrerin sah öfters mal in ihre Richtung... "Ja, und darum meiden ihn auch die meisten der Schülerinnen, weil sie schon "Nachhilfe" bei ihm hatten..."
 

"Oh." Mehr sagte der Blonde nicht. Er wollte eigentlich noch fragen, ob der Lehrer das auch schon bei Jungs gemacht hatte, aber das würde ihm nur fragende Blicke seitens Rikumi einhandeln. Wäre schon komisch, wenn er als Mädchen... so etwas fragen würde. Aber obwohl... er war neu hier an der Schule: Warum sollte er nicht fragen können?! Das war einfach nur für Informationszwecke... "Hat er denn auch schon Jungs... "Nachhilfe"... gegeben?" Rikumi zuckte nur mit den Schultern. "Hab keine Ahnung. Mir ist eigentlich nix bekannt... Aber vorstellen könnt ich's mir, schließlich ist er überall und bei jedem sehr beliebt. Bis jetzt hat auch noch keine von uns etwas ausgeplaudert..." 'Weil es euch gefällt, ist doch klar...!', wetterte Chiaki in seinen Gedanken, sprach diese aber nicht laut aus. Er konnte sich gut vorstellen, dass es den Mädchen in Wahrheit gefiel, etwas mit ihrem Lehrer zu haben, sie es nur nicht zugeben wollten... Oder war nur er so eingestellt, dass es ihm gefallen würde? Vielleicht war Herr Shikaidou ja wirklich ein Schwein, welcher nur seine Schülerinnen benutzte und sie erpresste, damit sie nichts sagten?! Nach diesem Gespräch mit Rikumi war er noch unsicherer... Wie sollte er sich jetzt dem Lehrer gegenüber verhalten...? Sollte er überhaupt morgen Abend zu ihm gehen? War das nicht ein bisschen unvorsichtig? Und außerdem... er war doch ein Junge!! Wenn das der Rothaarige bemerkte... Dann war alles zu spät! Dann konnte er es sich abschminken, den Rest des Schuljahres in Ruhe zu verbringen. Diese Chance hatte er zwar schon jetzt nicht mehr, da er dauernd von Herrn Shikaidou unterrichtet wurde, aber trotzdem... dann würde alles noch viel schlimmer werden, wenn man herausbekam, dass er schwul war... und auch noch Mädchenkleider anzog... Klischeehafter ging es doch wohl kaum. Alle würden sich auf ihn stürzen. Er würde ein wehrloses Opfer sein, gerade richtig für die intolerante Masse, die doch eigentlich immer vorgab, tolerant zu sein...
 

Er hatte nicht mehr wirklich viel vom Unterricht mitbekommen und sich nur noch schnell ein paar Hefter von Malice ausgeliehen, dann war er aus der Schule gestürmt. Er hatte plötzlich Angst vor morgen. Was würde passieren? Würde Herr Shikaidou versuchen, ihm näher zu kommen? Und wenn er, Chiaki, einfach abblockte? Würde der Rothaarige weitermachen? Sicher... Wenn er sich ein Ziel gesetzt hatte, gab er es sicher nicht so leicht auf, oder? Chiaki seufzte tief und machte noch einen Abstecher in die Einkaufspassage, in der er ja gestern schon war, als er bemerkte, dass er noch ein wenig Geld einstecken hatte... Heute würde er sich noch ein wenig Kleidung zum Wechseln kaufen... Auch wenn er im Moment den Kopf mit ganz anderen Sachen voll hatte, als sich neue Kleider zu kaufen. Oder Röcke. Oder sonstewas...
 

Nach dem Einkaufsstress, als er mit vollbepackten Tüten wieder auf der Straße stand, war sein Kopf irgendwie so leer. Er hatte keine Ahnung, ob er im Guten oder Bösen von Herrn Shikaidou denken sollte. Er tat ihm bestimmt Unrecht, wenn er daran dachte, dass er ihn... vergewaltigen wollte. Aber andererseits... Rikumi hatte vertrauensvoll geklungen... Und die Tatsache, dass er ein Junge war, war wirklich /zu/ beschissen. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht, Kleider anzuziehen?!?! Wütend wollte er schon die Einkaufstüten auf den Asphalt schmeißen, aber er besann sich eines besseren. Jetzt hatte er mit dieser ganzen Travestienummer - denn anders konnte man es ja nicht mehr bezeichnen... - angefangen, jetzt musste er sie auch durchziehen. Er würde das Kind morgen schon schaukeln. Bis zum Abend vergingen noch einige Stunden und vielleicht hatte er noch eine Idee, was er machen konnte, um dem Lehrer zwar näher zu kommen, aber nicht zu nahe...
 

Wie gut, dass er Optimist war.



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