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Angel or Demon?

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#9: Die Gerüchteküche brodelt

Der nächste Morgen war schnell angebrochen. Die Sonne hatte Tetsu schon früh geweckt, nachdem er wieder schlecht geschlafen hatte. Leise, um Hideto nicht zu wecken, war er ins Bad geschlichen, hatte die Tür zugeschlossen und wollte sich unter die Dusche stellen. Sein Blick fiel dabei wieder auf seinen eigenen Körper im Spiegel. Gott, wie er diesen Anblick hasste! Sein Herz schlug wieder schneller, zog sich schmerzhaft zusammen. Er musste tief durchatmen, die Erinnerungen holten ihn ein.
 

Doch obwohl es furchtbar weh tat, wandte er den Blick nicht ab. Er hatte es sich doch erst gestern vorgenommen: Er musste endlich lernen, damit umzugehen und klar zu kommen. Und vor allem musste er sich endlich selbst akzeptieren und mögen können. Andernfalls würde er auf ewig nur auf der Stelle treten, das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
 

Mit einem Seufzer holte er noch einmal tief Luft, bevor er sich in die Duschkabine stellte und den Wasserhahn aufdrehte. Langsam lief das warme Wasser an ihm herab und erfrischte ihn. Die Nacht hatte er wieder sehr geschwitzt und wenn er nachher die ganze Zeit in der Sonne sitzen musste, würde er ganz bestimmt nicht so nach draußen gehen. Tetsu schloss die Augen und genoss diesen ruhigen Moment, die Stille und das Alleinsein. Ab und zu musste das auch mal sein.
 

Und so bemerkte er nicht, wie die Zeit verging. Als er die Dusche wieder verließ, verriet ihm ein flüchtiger Blick auf die Uhr, dass fast eine ganze Stunde vergangen war. Das war mehr Zeit, als er eigentlich vorgesehen hatte, deshalb trocknete er sich schnell ab und zog sich an, nachdem er seine Haut eingecremt hatte. Im Zimmer wartete bereits ein verschlafen dreinschauender Hideto auf ihn, der sich gerade den Schlaf aus den Augen rieb und herzhaft gähnte.
 

"Guten Morgen!", begrüßte er den Blonden mit einem Lächeln, bekam jedoch nur ein leise genuscheltes 'Morgen...' zurück. Tetsu schüttelte leicht den Kopf. Hideto war wirklich ein kleiner Morgenmuffel... Im nächsten Augenblick hatte sich dieser Morgenmuffel auch schon wieder in seinem Bett umgedreht. Ganz offensichtlich wollte er weiter schlafen.
 

Doch Tetsu machte ihm da einen kleinen Strich durch die Rechnung, griff nach der Decke des Anderen und zog sie mit einem Ruck weg. Hideto konnte gar nicht schnell genug reagieren und sah den Störenfried seiner Nachtruhe böse an, welcher die Hände in die Hüften gestützt hatte.

"Komm schon, aufstehen!", wurde er aufgefordert und grummelte nur. Wieso musste er denn jetzt schon aus seinem schönen, weichen und warmen Bett heraus? Das war unfair, schließlich hatte er Urlaub, oder nicht?

"Tet-chan...", murrte er nur weiter und zog die letzte Silbe dabei ungewöhnlich lang.
 

Doch alles bitten und betteln wirkte nicht, Tetsu blieb stur und gab ihm die Decke nicht zurück. "Du weißt, dass wir heute gemeinsam an den Strand sollen.", sprach er statt dessen, "Keine Ahnung, wie du das siehst, aber ich würde vorher ganz gern noch was frühstücken... In einer halben Stunde sollen wir alle unten sein." Auffordernd wurde Hideto angesehen. Nur noch eine halbe Stunde? Sollte er denn wirklich so lange geschlafen haben? Trotzdem, aufstehen wollte er immer noch nicht... Also versuchte er eine andere Taktik.
 

"Weißt du, dein Essen ist mir sowieso viel lieber...", grinste er Tetsu zu. Dieser verzog nur leicht das Gesicht.

"So...?", fragte er übertrieben freundlich, "Tja, dann tut es mir leid, denn ich bin auch im Urlaub. Ich werde den Kochlöffel in dieser Woche nicht ein einziges Mal in die Hand nehmen, auch nicht für dich, mein Lieber..." Entschlossen warf er die Deck auf sein eigenes Bett und schlug wieder einen strengen Ton an.

"Ich werde ganze fünf Minuten auf dich warten, wenn du dann nicht fertig bist, gehe ich ohne dich." Hideto sah ihn ungläubig an.

"Du würdest wirklich ohne mich gehen...?", hakte er mit gespielt weinerlicher Stimme nach. Tetsu sah als Antwort nur stumm auf die Uhr und wartete.
 

Nach diesem recht eindeutigen Hinweis brauchte Hideto nicht einmal diese fünf Minuten, bis er fertig war und Tetsu konnte erleichtert aufatmen. Manchmal war der Blonde wirklich wie ein kleines Kind, das man erst noch erziehen musste. Oder war das vielleicht doch eine Art der Rebellion gegen alles und jeden? Doch gegen was? Oder wen? Er musste ja sehr unzufrieden mit seinem Leben sein... Während die beiden Schüler zusammen zum Restaurant in die unterste Etage gingen, zerbrach sich Tetsu weiter den Kopf über das Verhalten des Anderen. Dass er im Moment genug eigene Probleme bezüglich des verhassten Badeausflugs hatte, hatte er gerade vergessen... In seinen Gedanken gab es auch während des Frühstücks lediglich Platz für Hideto. Auch bemerkte er dabei, dass er sehr gern mehr über ihn erfahren würde. Seine Neugierde hatte sich seit dem Tag ihrer Bekanntschaft enorm gesteigert.
 

Die Stimme des Lehrers riss ihn jedoch wieder aus den Gedanken und er sah auf. Der Mann wiederholte soeben den Treffpunkt und die Zeit, in der sie dort sein sollten, und half Tetsus Gedächtnis somit wieder ein wenig auf die Sprünge. Mit einem Schlag wurde er kreidebleich. Irgend etwas musste ihm jetzt einfallen. Vielleicht konnte er sich ja krank stellen? Oder er würde behaupten, er hätte seine Badesachen vergessen? Aber nein, hier konnte man ja an jeder Ecke etwas kaufen... Wahrscheinlich blieb ihm nichts anderes übrig, als die ganze Zeit über am Strand sitzen zu bleiben. Sicher, das würde auffallen und komisch wirken, doch was sollte er machen? Ins Wasser würde er auf gar keinen Fall gehen! Und wenn er sich dabei einen Wolf schwitzen würde.

Eine Hand, die sich langsam vor seinen Augen auf und ab bewegte, brachte Tetsu wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Kurz erschrak er, als Hideto ihn ansprach, und sah diesen leicht verwirrt an.

"Ja...?", folgte die genauso verwirrte Frage. Hideto seufzte nur.

"Ich habe dich gerade gefragt, ob wir nicht wieder in unser Zimmer wollen, weil wir ja beide mit Essen fertig sind." Die hochgezogene Augenbraue verlieh dem Blonden einen vorwurfsvollen Gesichtsausdruck, während er sein Gegenüber musterte.
 

Tetsu schien ihm wirklich nicht zugehört zu haben. Hideto wusste, dass das keine böse Absicht war, dennoch stimmte es ihn traurig. Zum einen war allein das Gefühl, einmal mehr nicht für voll genommen zu werden - von Tetsu nicht für voll genommen zu werden - erdrückend, doch andererseits musste es etwas geben, das den Schwarzhaarigen bedrückte. Wieder kam sich Hideto so verdammt hilflos vor, so unbrauchbar! Doch er durfte sich das auf keinen Fall anmerlen lassen... Das würde Tetsu schließlich auch nicht aufbauen! Im Gegenteil. Wahrscheinlich würde er sich nur schuldig fühlen. Es würde ihn nur noch trauriger stimmen - und das war nun wirklich nicht das, was Hideto erreichen wollte.
 

Er war sich absolut sicher, wenn Tetsu wirklich seine Hilfe haben wollte, würde er danach fragen, ihm alles erzählen, was ihm auf dem Herzen lag... Und Hideto würde für ihn da sein! Ja, das hatte er sich geschworen, er würde einfach nur für ihn da sein. Er würde ihn Halt geben, wenn er ihn brauchte. Und er würde ihn nicht dazu drängen, sich ihm anzuvertrauen. Nein, ganz bestimmt nicht! Hideto würde warten.
 

Als Tetsu mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen nickte, stand Hideto sofort auf und wandte das Gesicht ab. Herje, war das niedlich! Hideto hatte alle Hände voll zu tun, sich einen Kommentar zu verkneifen. Zudem stellte er sich die Frage, warum sein Herzschlag auf einmal schneller ging. Wurde er etwa krank? Nein, das ware so überhaupt nicht von Vorteil! Er durfte einfach nicht krank werden! Zumindest nicht, wenn er sich mit Tetsu ein Zimmer teilte. Er wollte vor ihm nicht schwach aussehen!
 

"Hideto?", mit fragendem Blick wandte sich der Angesprochene um und erblickte Tetsu, der ein paar Meter hinter ihm stehen geblieben war.

"Wo willst du hin?" Wo er...? Was!? Hideto verstand nicht. Doch als er auf Tetsu zu ging, wurde es umso klarer. So in seinen Gedanken vertieft war er an ihrem Zimmer vorbei marschiert. Wahrscheinlich hätte er das nicht einmal bemerkt... Peinlich berührt lächelte er und kratzte sich leicht am Kopf.

"Ups..." Er wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzen, doch Tetsu schüttelte lächelnd den Kopf.

"Gehen wir einfach rein!", meinte er, als er die Tür öffnete und im Zimmer verschwand.
 

Natürlich folgte ihm Hideto. An seinem Teil des Schranks angekommen suchte er auch sofort seine Badesachen zusammen. Doch dann fiel ihm etwas auf.

"Oh, verdammt...", murmelte er leise und starrte in die Gegend. Das hatte er nicht bedacht. Gut, eigentlich hatte er das schon, doch er hatte Tetsu doch erst gestern etwas versprochen. Wie sollte er das nun einhalten?

"Was hast du denn?", verwundert sah Tetsu seinen Freund an. Er hatte sich inzwischen auf sein Bett gesetzt und den Anderen beobachtet.
 

"Ein Problem...", kam die Antwort und Hideto drehte sich um, sah Tetsu genau an, dessen Blick noch immer von Unverständnis gezeichnet war.

"Wie soll ich denn nur in Badehose mein Tattoo verstecken? Verdammt, wenn Sensei das sieht, flieg ich doch sofort..." Sie schwiegen sich an. Es dauerte eine Weile, bis Tetsu wieder das Wort ergriff.

"Du... wolltest also wirklich fliegen?", seine Stimme war seltsam trocken und ernst. Hideto sah nur schuldbewusst auf den Boden, sagte rein gar nichts dazu.

"Verstehe...", Tetsu stand auf, sah in Hideto's Teil des Schrankes, zog eines der schwarzen T-Shirts hervor und warf es dem Blonden zu.
 

"Zieh das an, wenn du ins Wasser gehst.", forderte er Hideto auf, "Wenn du das trägst, wird Sensei nicht viel sehen. Niemand wird etwas merken, selbst wenn es dann nass ist. Schließlich ist es auch schwarz, oder?" Schweigend betrachtete Hideto das Kleidungsstück, bevor er es anzog.

"Das ist perfekt...", flüsterte er überrascht, "Diese Idee ist genial, danke!" Und schon strahlte er wieder übers ganze Gesicht.

"Ach was!", wehrte Tetsu ab, als er sich neben Hideto setzte und noch einmal prüfte, ob der Stoff auch wirklich alles verdecken würde. Da war nun wirklich nichts dabei, schließlich war er schon Meister im 'Oberkörperverstecken'.

"Ich bin sicher, da wärst du auch drauf gekommen...", meinte er abwertend.

"Trotzdem danke...", erwiderte der Blonde und kurz darauf lächelten sie sich wieder an.
 

Nicht viel später standen die beiden Freunde zusammen mit den anderen in der Eingangshalle und waren fertig für den bevorstehenden Ausflug. Tetsu wurde immer unwohler. Am liebsten wäre er einfach wieder abgehauen! Immer wieder sah er sich um. Vielleicht konnte er ja doch noch zurück auf sein Zimmer? Oh, zu spät: Da kam der Lehrer schon auf sie zu und begrüßte sie freudestrahlend. So sehr Tetsu den Mann normalerweise auch mochte - in diesem Moment hätte er ihn nur zu gern angesprungen und ihm die Augen ausgekratzt.
 

Doch er musste sich wieder beruhigen. Der arme Pädagoge konnte schließlich nichts dafür, er machte auch nur seinen Job. Außerdem hatte sich Tetsu vorbereitet, es konnte ihm eigentlich nicht viel passieren! Nur das Wort 'eigentlich' störte ihn in diesem Satz. Bevor sie sich gemeinsam in Bewegung setzten, schickte der Schwarzhaarige noch ein letztes kleines Stoßgebet zum Himmel, man möge doch bitte nichts unvorgesehenes geschehen lassen.
 

Am Strand angekommen breitete Tetsu eine Decke aus und setzte sich darauf. Leicht verträumt sah er aufs Meer. Eigentlich ein schöner Anblick, das musste er zugeben. Er beobachtete seine Mitschüler, wie sie sich in die Fluten stürzten und mit den Wellen spielten. Ein leiser Seufzer verließ seine Lippen. So würde er also den ganzen Tag verbringen müssen, wundervolle Vorstellung. Doch es war auch nicht zu ändern. Niemand sollte es sehen. Niemand!
 

"Tetsu...?", einige Zeit später, nachdem er etwas gelesen hatte, wurde er angesprochen und sah auf. Ein tropfender Hideto strich sich gerade eine nasse Haarsträhne hinters Ohr und setzte sich neben ihn auf die Decke. Er hatte noch immer das schwarze Shirt an und da es kein großes Geschrei von Seiten des Lehrers gegeben hatte, ging Tetsu davon aus, dass seine Idee funktioniert hatte. Er selbst trug ein braunes Hemd, zusammen mit einer kurzen Hose.

"Danke für deine Hilfe.", begann der Blonde wieder, "Der Pauker hat tatsächlich noch nichts gemerkt." Ein breites Grinsen rundete seine Freude ab.
 

"Schön, freut mich!", nickte Tetsu daraufhin, "Aber achte darauf, dass es auch so bleibt!" Er wollte nicht, dass sein Freund plötzlich unvorsichtig wurde. All die Mühe wäre umsonst, wenn ihr Lehrer dieses Tattoo durch einen dummen Zufall entdecken würde. Tetsu legte sein Buch weg, in dem er bis jetzt gelesen hatte, und setzte sich im Schneidersitz etwas bequemer hin.

"Weißt du zufällig, wie lange wir hier bleiben müssen?", wollte er wissen. Hideto schüttelte daraufhin nur den Kopf.

"Nein, tut mir leid..."
 

Kurz schwiegen sie sich an.

"Aber sag mal... willst du nicht auch mal ins Wasser? Es ist herrlich!" Ohne auch nur die Antwort abzuwarten, war er wieder aufgesprungen, hatte Tetsu an der Hand gepackt und zog ihn auf die Beine. Der Schwarzhaarige aber war starr vor Schreck und ließ sich aufgrund dessen die ersten Meter zum Wasser ziehen, bevor er sich energisch dagegen stemmte.
 

"Nein, warte! Ich will nicht!", rief er dem Blonden zu und versuchte seinen Arm schnell wieder wegzuziehen. Doch der Andere war stärker und ließ nicht los. Panik beschlich Tetsu und er wurde kreidebleich. Was sollte das überhaupt? Wieso ließ Hideto ihn nicht gehen? Er hatte doch ganz klar gesagt, dass er nicht wollte, wieso um alles in der Welt wollte er ihn zwingen!? Schneller als gewollt schossen ihm die Tränen in die Augen und sein Blick wurde zusehends verzweifelter. Immer wieder und immer stärker zog er an seinem Arm, versuchte sich zu befreien.
 

"Ach, nun komm schon!", offensichtlich hatte Hideto noch nicht bemerkt, wie ernst es ihm war, "Hab dich nicht so!" Und wieder wurde Tetsu ein paar Meter weiter geschleift. Hilfesuchend sah sich der Schwarzhaarige um. Doch von wem sollte er schon Hilfe erwarten? Nein, das konnte so nicht gehen! Entschlossen sah er wieder nach vorn und damit auf Hideto's Rückansicht. Ein kurzer, starker Ruck und schon war er wieder frei, blieb einfach stehen. Daraufhin drehte sich Hideto zu ihm um.
 

Ein fragender und überraschter Blick des Anderen traf Tetsu und er sah weg. Mit einem Mal wurde ihm heiß. Gott, er schämte sich so! Ein kurzer Blick in die Runde berichtete ihm davon, dass sie von allen angestarrt wurden. Oh super, besser hätte es nicht laufen können! Tetsu biss sich auf die Lippe, bevor er weiter sprach.

"Tut mir leid, aber ich will nicht. Ich... Ich kann nicht schwimmen.", flüsterte er kaum hörbar, um sich anschließend wieder in Richtung seiner Decke zu begeben.
 

Er konnte nicht schwimmen... Tolle Ausrede, wirklich! Doch etwas besseres war ihm in dem Augenblick nicht eingefallen. Seufzend ließ sich Tetsu wieder auf die Decke sinken und wischte sich die Tränen weg. Aber immerhin, für Aufsehen hatten sie sicher gesorgt. Wirklich klasse hinbekommen! Dabei hatte er doch so unauffällig wie möglich bleiben wollen. Kurz sah er wieder zu den übrigen Schülern und wie er es erwartet hatte, hatten schon die ersten damit begonnen, zu tuscheln. Er schnaubte genervt aus. Er konnte Tratschereien nicht ausstehen! Sicher machten sich nun alle über ihn lustig.
 

Sein Blick wanderte weiter und blieb bei Hideto hängen. Er sah enttäuscht aus. Schon fühlte sich Tetsu wieder schuldig. Doch ihm war keine andere Wahl geblieben, das war klar. Traurig ließ er wieder den Kopf hängen. War es vielleicht doch ein Fehler gewesen, sich auf eine Freundschaft einzulassen? Hätte er die zwei Schuljahre nicht auch allein durchstehen können? Ach, es war so.
 

"Tut mir leid...", erschrocken sah Tetsu wieder auf. Er hatte gar nicht bemerkt, wie Hideto wieder auf ihn zugekommen war. Nun sah er in dessen schuldbewusstes Gesicht und schüttelte den Kopf.

"Schon gut. Du hast es ja nicht gewusst." Er versuchte zu lächeln. Im nächsten Augenblick hatte sich der Blonde vor ihm auf die Knie fallen lassen.

"Stimmt, ich hab es nicht gewusst. Aber... ich hätte deine Meinung akzeptieren müssen. Ich hatte kein Recht, dich zu zwingen! Ich... wäre nur eben gern mit dir zusammen schwimmen gegangen. Aber das war egoistisch!", weiter kam er nicht, obwohl Hideto noch so viel mehr hatte sagen wollen. Doch Tetsu hielt ihm den Finger vor den Mund.
 

"Ist doch gut!", erklärte er ruhig, "Es ist schließlich nichts passiert, oder? Warum also weiter darüber reden? Um ehrlich zu sein, ich mag nicht daran denken... Hideto, ich bin dir nicht böse, okay? Aber lass es für dieses Mal bitte gut sein." Konnte er einer so traurig gemurmelten Bitte widerstehen? Nein, Hideto konnte es nicht, deshalb schwieg er wieder. Ohne noch groß Worte zu verlieren stand er auf und ging am Strand spazieren. Die Rufe des Lehrers bekam er nicht einmal mehr mit.
 

Einige Zeit später kam er wieder zurück und durfte sich von seinem Lehrer eine Standpauke abholen, entschuldigte sich aber höflich. Er hatte keine Nerven, sich mit dem Mann zu streiten, also ging er dem aus dem Weg. Da er Tetsu jedoch nirgendwo entdecken konnte, erkundigte er sich nach ihm und erfuhr, dass er allein wieder ins Zimmer gegangen war, weil er sich nicht wohl gefühlt hatte. Daraufhin nickte Hideto nur. Er setzte sich irgendwo in den Sand und ließ seinen Blick in die Ferne schweifen, bis es ihm zu dumm wurde und er sich einen Platz auf den Treppen suchte.
 

Nur wenig später sammelte der Lehrer seine Schüler wieder ein und erklärte, dass sie zurück gehen würden. Hideto allerdings hatte keine große Lust, wieder auf sein Zimmer zu gehen. Er wusste nicht, wie es Tetsu ging, ob er immer noch so komisch war, ob er vielleicht doch sauer war. Er wusste, er musste sich dem heute noch stellen, doch war es ihm später immer noch lieber als jetzt gleich. Und so streifte er in der untersten Etage des Hotels herum, sah sich die verschiedenen Souvenir-Läden an und setzte sich irgendwann in die Louge und griff nach einer Zeitung.
 

Allerdings kam er nicht sehr weit mit Lesen, denn schon nach ein paar Minuten hörte er, wie hinter ihm der Name 'Tetsuya' fiel und erstarrte innerlich. Er erkannte die Stimmen als die seiner Mitschüler wieder, es waren Jungen und Mädchen, mit denen er eigentlich nie etwas zu tun hatte - und Tetsu auch nicht, soweit er wusste. Was also sollte das? Interessiert hörte er den anderen weiter zu.

Doch wirklich vorbereitet auf das, was nun kam, war er nicht.

Geschockt weiteten sich seine Augen, als er eines der Mädchen hörte, wie sie sagte: "Ich wette, Tetsu ist in Wahrheit ein Mädchen!" Stille folgte und Hideto runzelte die Stirn. Ein... was? Nein, das war absolut nicht möglich, völlig ausgeschlossen! Das nicht nur nicht möglich, es war regelrecht absurd! ... oder...?
 

Er kam nicht umhin, der Unterhaltung weiter zuzuhören, denn auch einige der Versammelten bekundeten ihren Unglauben. Doch das Mädchen ließ nicht locker.

"Ich frage euch, warum hat 'er' ... dann heute am Strand so ein Theater gemacht? Wenn er wirklich nicht schwimmen könnte, wüsste Sensei das doch und hätte ihn gar nicht erst mit ans Wasser genommen, oder? Oder habt ihn schon ein einziges Mal oberkörperfrei gesehen? Jungs...?"
 

Da keine Antwort kam, ging Hideto davon aus, dass sie entweder gar nichts sagten oder stupide den Kopf schüttelten. Auch Hideto überlegte angestrengt. Er hatte eindeutig mehr mit Tetsu zu tun, als die Gruppe dort drüben, deren Lieblingsbeschäftigung es offensichtlich war, sich das Maul über andere zu zerreißen... doch auch er hatte den Schwarzhaarigen noch nie ohne seine Oberbekleidung gesehen. Zudem... hatte Tetsu doch gesagt, dass er hab dem Hals abwärts nicht gern berührt wurde.
 

"Ich sage euch, irend etwas versteckt 'er'... oder sollte ich lieber sagen 'sie'?", ein abwertendes Lachen des Mädchens folgte. Hideto wäre am liebsten aufgesprungen und hätte ihr die Luft abgedrückt!

"Und was sollte das anderes sein, als die Tatsache, dass Tetsuya wohl eher eine Tetsuko ist?" Das klang einleuchtend. Auch Hideto fiel auf Anhieb nichts anderes ein. Aber das war... das konnte doch nicht... Er wurde unsicher. Konnte es denn wirklich sein, dass...?



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  queermatcha
2011-04-09T21:16:09+00:00 09.04.2011 23:16
Ein... Mädchen. Ja, nee, is' klar XD Und den Stimmbruch hatte er nur so aus Spaß? Ist schon interessant, worauf die Mitschüler da kommen xD"
Von:  devitto
2009-01-14T18:09:34+00:00 14.01.2009 19:09
Haaa, sie denken wirklich, er ist ein Mädchen! *Hellseherische Fähigkeiten? =D* und Hyde ist wirklich im T-Shirt gegangen ^.^(das war voraussehbar^^)
Hoffentlich kommt der nicht auf die bescheuerte Idee, den Kram auch noch zu glauben oO Tut er nicht oder? ^^ Neeeee? xD
Hach, das klingt nach Stress. Streit? Ne, Meinungsverschiedenheit.. ^^
Spannend :D
Von:  Tsuki_no_Kage
2008-04-28T16:29:27+00:00 28.04.2008 18:29
Ich kann nur eines sagen: Schreib ja weiter*dackelblick aufleg*
Das ist so genial geschriben und du bringst so toll die Gefühle der beiden zur Geltung und überhaupt ist das super gemacht....Schreib ja weiter...onegai...

Von:  mie-van-cha
2007-10-01T20:36:51+00:00 01.10.2007 22:36
also, erst einmal: DUMME GESCHICHTE?!
Die ist klasse!!!
Die Szene mit dem streiten und wehren fand ich echt super, aber roll ich mal das ganze chronologisch auf ^^

1. " Gott, wie er diesen Anblick hasste! Sein Herz schlug wieder schneller, zog sich schmerzhaft zusammen. Er musste tief durchatmen, die Erinnerungen holten ihn ein.
Doch obwohl es furchtbar weh tat, wandte er den Blick nicht ab. Er hatte es sich doch erst gestern vorgenommen: Er musste endlich lernen, damit umzugehen und klar zu kommen. Und vor allem musste er sich endlich selbst akzeptieren und mögen können. "
Boah, mit solchen Sätzen und Frequenzen machst du es immer voll spannend, und ich liebe es, wenn du so etwas schreibst...Dadurch merkt man besonders Tetsus Leiden und stimmt mich irgendwie immer melancholisch...Da will man Tetsu am liebsten mal in den Arm nehmen, aber er will ja nicht *sigh* Trotzdem, ich finde es immer wieder schön, wenn du solche Phasen einspielst *___*
Vor allem diese hat es mir besonders angetan, weil Tetsu endlich versucht, etwas dagegen zu unternehmen. Es hat mich richtig gerührt, als er stark geblieben ist und endlich einen Entschluss gefasst hat. Diese Entwicklung von ihm ist echt wunderwunderschön.

2. Das Wecken von Tetsu war so genial xD
""Tet-chan...", murrte er nur weiter und zog die letzte Silbe dabei ungewöhnlich lang. " Ich hätte mich da so kringeln können! Mit dem, was vom vorherigen Kapitel mit dem Hundeblick war, war es die perfekte Ergänzung XD Trotzdem blieb Tetsu hart. Da kann ich nur sagen: "Tja, Hideto, so ist das Leben XD" Am genialsten war es, als Hideto dann aufgesprungen ist und extrem schnell war XD Das ließ von der erdrückenden Stimmung im ersten Teil ab und ich merkte nur noch unterschwellig etwas von Tetsus Leiden...mmmh...^^...Aber auch wieder diese versteckten Anspielungen in dem Absatz und allgemein wieder ihre Dialoge und so: richtig knuffig. Ich denk immer: "Wann funkts endlich offensichtlich?"


3. " "Hideto?", mit fragendem Blick wandte sich der Angesprochene um und erblickte Tetsu, der ein paar Meter hinter ihm stehen geblieben war. "Wo willst du hin?" Wo er...? WAS? Hideto verstand nicht. Doch als er auf Tetsu zu ging, wurde es umso klarer. So in seinen Gedanken vertieft war er an ihrem Zimmer vorbei marschiert. Wahrscheinlich hätte er das nicht einmal bemerkt... Peinlich berührt lächelte er und kratzte sich leicht am Kopf. "Ups..." " *wechlol* Dusseliger kleiner Hideto XD Ich fühlte mich peinlich an mich erinnert XD Das kenn ich nur zu gut, aber ausgerechnet Hideto, der zum Anfang noch einen auf obercool gemacht hat ^^ richtig süß irgendwie ^^ Und das alles nur wegen Tetsu. Da dacht ich nur: "Kawaii >///< "

4. Mal wieder Hidetos Engelsflügel, gell? Ich liebe sie, und vor allem, dass du dich so intensiv in der FF damit befässt ist schön. Gut, dass Tetsu immer einen guten Rat hat ^^ Der Kerl ist echt die Mami für alles. Erst kocht er, dann belehrt er, missioniert Hideto wieder für die Schule und rettet ihn schließlich vor dem Meuchelmord seines Lehrers mit einem schwarzen Shirt XD Einfach unübertrefflich!

5. *sigh* Der arme Tetsu...So knallende Sonne ist wirklich grausam...An sich dachte ich, dass die Szene wirklich süß werden könnte, doch dann kam ja das, wo Hideto ihn mitgezogen hat, was richtig toll war, denn damit hast du meine Erwartungen nicht erfüllt, und man will schließlich überrascht werden bei lesen ^^ Doch spätestens bei "Er hatte doch ganz klar gesagt, dass er nicht wollte, wieso um alles in der Welt wollte er ihn zwingen!? Schneller als gewollt schossen ihm die Tränen in die Augen und sein Blick wurde zusehends verzweifelter." Stand ich selber kurz vor dem Weinen...Tetsu tat mir da so leid...Man kann seine Gefühle da richtig gut nachempfinden, und das hast du wunderbar rübergebracht. Großes, großes Lob <3

6. Als das erste Tuscheln losgehen kam richtig miese Stimmung auf...Diese ollen Dinger reimen sich irgendetwas zusammen *sniff* Der arme Tetsu...Warum lässt du ihn so leiden?!...okay...ich nehm's dir nicht übel (doch XD) Es ist ja gutes Lesefutter ^^ Aber Herzschmerz hab ich schon, wenn ich all die Gemeinheiten lese, die du für den armen Kerl bereit hälst XD
Aber als dann dieses Mädel behauptete, dass Tetsu ein Mädel sei, schoss mir so in den Kopf: "hey, bei dem Genre steht ja nicht einmal Shonen-Ai...Könnte es denn wirklich sein, dass...?" XD Aber Tetsu...weiblich? Tetsuko? Das wäre absurd, aber mal richtig genial und mal etwas anderes ^^ Aber ich will da jetzt nicht weiter drüber nachdenken, sondern warte ganz gespannt auf das nächste Kapitel ^^

7. Nenn das Mädel doch Mikarin ^^ Oder...mmmh...Setsuko...XD Keine Ahnung ^^ Ich denke, dir fallen ein paar schöne Namen ein <3

Sooo, das war's auch schon mit meinem Kommi (ganz schön lang >___>) Kritik gibt's keine <3
Vielen Dank für die ENS und ich würd mich beim nächsten Kapitel wieder über eine Freuen ^^

Byebye und alles Liebe
das miechen ^^
Von: abgemeldet
2007-10-01T19:31:53+00:00 01.10.2007 21:31
also ich find das kap echt toll
*knuddel*
freu mich schon aufs nächste

^^b
Von:  Gedankenchaotin
2007-10-01T10:53:28+00:00 01.10.2007 12:53
Hallo,
ich fand dieses Kapitel toll und finde auch, du hast die Szene, wo sich Tetsu wehrt, gut rüber gebracht. Aber die Gerüchte sind echt .. echt.. lachhaft? Hoffe, sehr, Haido lässt sich von nicht anstecken etc.

Freu mich auf meeeehr!

Lg Aki


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