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Angel or Demon?

von

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#1: Alles auf Anfang?

Blondes, schulterlanges Haar, wirr durcheinander, weht im Wind. Zwei dunkle, geheimnisvolle Augen blicken leer und desinteressiert in die Gegend, beobachten die hektische Menschenmasse auf den Straßen. Warum nur machten sich eigentlich immer alle so einen Stress? Nur um auf Arbeit oder zur Schule zu kommen? Was für eine Zeitverschwendung…

Kopfschüttelnd steckte sich Hideto eine Zigarette an und schlenderte gemütlich in Richtung Oberschule. Es war Frühling und sein zweites Oberschuljahr würde heute beginnen. Mal sehen, mit was für Arschgeigen er diesmal in eine Klasse kommen würde und welcher Spießer von Lehrer ihn ein ganzes Jahr lang nerven würde. Manchmal fragte er sich wirklich, warum er überhaupt noch zur Schule ging. Bis jetzt hatte er noch keine richtige Antwort gefunden, doch er ging trotzdem – warum auch immer. So war ihm wenigstens nicht den ganzen Tag über langweilig…

Ein wenig später saß er in seinem Klassenraum – ganz hinten am Fenster – und sah hinaus. Heute hatte er wieder diesen Traum gehabt. Diesen Traum von früher, als er noch ein kleiner Junge gewesen war. Seit Jahren träumte er regelmäßig immer wieder dasselbe. Immer war er wieder ein kleiner Junge, immer war da noch jemand neben ihm und lachte mit ihm, doch nie konnte er das Gesicht das anderen Jungen erkennen. Kurz darauf lief der kleine Hideto einem Auto hinterher und rief irgend etwas mit Tränen auf den Wangen und das Gefühl der Einsamkeit stieg in ihm auf. In diesem Moment erwachte er jedes Mal.

Natürlich wusste Hideto, was es mit diesem Traum auf sich hatte. Der andere Junge war sein Freund aus Kindertagen, der eines Tages mit seinen Eltern weit weg gezogen war. Doch seinen Namen hatte er vergessen und sein Gesicht war über die Jahre hinweg immer mehr verblasst. Es war seltsam, doch obwohl Hideto sich nicht mehr so gut an ihn erinnern konnte und obwohl er ihn wahrscheinlich niemals wiedersehen würde, war dieser Junge ihm doch manchmal näher als irgend jemand anders… Er fühlte sich diesem Jungen, der eigentlich ein völlig Fremder für ihn sein müsste, sehr viel verbundener als all den anderen Menschen um sich herum. Wie das kam, wusste Hideto nicht, es war nur so ein Gefühl…
 

Das war also seine neue Schule… Mit neugierigen, braunen Augen trachtete der Schwarzhaarige das Gebäude, vor dem er stand. Dann mal auf in den Kampf, wie es so schön hieß… Tetsu machte sich auf die Suche nach seiner Klasse, dem zugehörigen Raum sowie dem Lehrer. Bald schon hatte er sie gefunden und wurde von seinem Klassenleiter vorgestellt. "Dies hier ist Tetsu Ogawa. Er ist neu in der Stadt und wird ab heute mit euch diese Schule besuchen. Seid nett zu ihm und helft ihm sich hier einzugewöhnen, ja?", sprach der Lehrer den Rest der Klasse an. Dann wurde Tetsu gebeten sich zu setzen. Ganz hinten in der mittleren Reihe war noch ein Platz frei, also nahm Tetsu diesen in Beschlag.

Anschließend stellten sich noch die anderen Schüler der Reihe nach vor. Der letzte war der blonde Junge neben ihm. Blond… Das würde sicher Ärger geben, da war sich Tetsu sicher. Ein Schüler mir gefärbten Haaren war immer ein Ärgernis für die Schule und die Lehrer. Außerdem hatte er seine Schulkleidung ein wenig… 'abgeändert'. Die Ärmel der Jacke waren abgetrennt, fransig und mit übergroßen Sicherheitsnadeln wieder angeheftet. Auch die Krawatte hatte er etwas gekürzt und das Hemd hing mit allerlei Aufnähern und Buttons aus der Hose.

Nun stand der Junge auf, ließ aber seine Hände in den Taschen. "Hideto Takarai… 17 Jahre…", murmelte er dann kaum hörbar. Hideto… Davon gab es nun also drei in der Klasse. Tetsu blickte wieder nach vorn.
 

Wenn er den Blick des Lehrers schon sah, wurde ihm regelrecht schlecht… Hideto sah ihn herausfordernd an, nachdem er kurz seinen Namen und sein Alter genannt hatte. Er wusste genau, was in dem Kopf des Erwachsenen vorging.

"Hideto Takarai… Ist blond deine Naturhaarfarbe?", wurde er von ihm gefragt. "Nein…", gab er knapp und gelangweilt zur Antwort. "Und… hat man dir deine Uniform so gegeben, wie du sie gerade trägst?", kam die nächste zynische Frage. "Nein…", wiederholte er seine Antwort von eben. "Warum kommst du dann SO zur Schule?", pflaumte der Lehrer weiter. Hideto schwieg kurz, bevor er lässig antwortete: "Weil es mir gefällt… Außerdem steht es mir, wie ich finde, recht gut." Er sah den Mann an der Tafel auch weiterhin stur und herausfordernd an. Dieser meinte, er solle das ab morgen ändern. Aber wenn der Typ wirklich dachte, dass Hideto DAS tun würde, hatte er sich geschnitten – und zwar gewaltig!!

Er 'durfte' sich wieder setzen, was er auch tat. Diese Person von Lehrer musste ihn anscheinend erst noch richtig kennenlernen. Und Hideto würde schon dafür sorgen, dass das auch geschehen würde…

Er sah wieder kurz aus dem Fenster. Gott, war das hier alles öde!! Doch dann erblickte er etwas in der Fensterscheibe und er wandte sich um.

Dieser Neue starrte ihn die ganze Zeit an. Wie er so etwas doch hasste! Er knurrte den Jungen neben sich an: "Was glotzt du so?!!" Genervt sah er wieder weg und machte es sich auf dem Stuhl bequemer.
 

War dieser Hideto unfreundlich, mein lieber Schwan! Lautlos seufzte Tetsu in sich hinein und konzentrierte sich auf den Unterricht. Zumindest versuchte er das, doch nur wenig später war er mit seinen Gedanken ganz woanders.

Auch er hatte diese Nacht seinen immer wiederkehrenden Traum gehabt. Dort war alles dunkel, er konnte kaum etwas sehen. Er spürte nur immer wieder diesen unerträglichen Schmerz überall auf seiner Haut. Als würde man sie ihm einfach so abziehen oder wegschmelzen… Und wie jedesmal war er auch in dieser Nacht kreidebleich und schweißnass aus dem Schlaf geschreckt. In letzter Zeit war dieser Traum wieder häufiger aufgetreten.

Wie lange es wohl dauern würde, bis er nicht mehr damit gequält wurde? Würde es jemals aufhören? Tetsu bekam langsam aber sicher Zweifel… Da wurde er erneut von Hideto angefahren. "Sag mal, soll ich dir ein Passfoto geben??", kam grob von dem Blonden, riss Tetsu damit aus seinen Gedanken und ließ ihn kurz zusammenzucken. Er hatte gar nicht bemerkt, wie er den Blick wieder auf seinen Platznachbarn gerichtet hatte. "Entschuldigung…", murmelte er noch kurz, bevor er seine Nase in eines seiner Bücher steckte.

Aber seltsam war es schon irgendwie. Normalerweise tat Tetsu nichts unbewusst, gar nichts! Er achtete immer ganz besonders darauf nichts unbedacht zu tun, hatte sich sonst immer unter Kontrolle. Er starrte nie irgendwelche fremden Leute an – jedenfalls nicht ohne es zu wollen oder zu bemerken. Doch diesmal…
 

Was für ein Trottel! Hideto fragte sich gerade ernsthaft, ob er es wohl ein ganzes Jahr neben so einer Saftnase aushalten würde. Aber wahrscheinlich nicht… Nicht, wenn das schon am allerersten Tag so losging. Das würde mit Sicherheit nicht einfach für ihn werden! Hideto ahnte Schreckliches…

Stunden später warf er seine Tasche über die Schulter und begab sich – nach einem harten und anstrengenden Tag – auf den Weg in seine Wohnung. Doch dann hörte er auf der Straße Schritte hinter sich. Da verfolgte ihn jemand, das war bis jetzt noch nie vorgekommen. In diese trostlose Ecke der Stadt verirrte sich doch kaum ein Mensch. Wer konnte das sein? Am Ende einer der 'Immortals'? Der würde sich nicht ungestraft mit einem Mitglied der 'Cats' anlegen und schon gar nicht mitten in deren Revier.

Hideto bereitete sich auf eine kurze Schlägerei vor – aus der selbstverständlich ER siegreich hervorgehen würde – und drehte sich blitzschnell um, war schon im Begriff die andere Person am Kragen an sich zu zerren und auf diese einzuprügeln, als er in das erschrockene Gesicht dieses Tetsu’s sah. Er hatte es geahnt, der Junge würde ihm permanent auf den Senkel gehen…

"Sag mal, verfolgst du mich etwa…?!", wollte er mit verschränkten Armen wissen. Tetsu schüttelte den Kopf. "Ich wohne in dieser Richtung, hast du ein Problem damit?", erklärte er. Und das sollte Hideto nun glauben, ja? Dass er nicht lachte… So eine billige Ausrede war ihm noch nie untergekommen. Aber gut, er würde es nachprüfen… Kurzerhand ging er weiter, betrat nach ein paar Metern seine Wohnung und ließ den Anderen vorbeigehen. Danach trat er wieder auf die Straße und schlich hinter Tetsu her.
 

Was war eigentlich das Problem dieses Hideto? Litt er unter Verfolgungswahn? War er vielleicht paranoid, oder was? Großartig, nun ging ihm dieser Kerl nicht mehr aus dem Kopf. Immer wieder musste Tetsu darüber nachdenken. Hatte der blonde Junge heute überhaupt EIN nettes Wort gesagt? Soweit sich Tetsu entsinnen konnte, nein… Und erst der Blick, den er die ganze Zeit über gehabt hatte. Abwertend, gelangweilt und leer. Ja, sein Blick war irgendwie leer. Eigentlich traurig…

Aber durfte Tetsu so urteilen? Nein! Schließlich war sein eigener Blick lange Zeit genauso leer gewesen. Mit Traurigkeit dachte er an diese Zeit zurück, an die schrecklichste Zeit seines Lebens. Damals hatte er sich oft gefragt, warum er noch lebte, was das alles sollte und warum er nicht auch… Aber das war nun endgültig vorbei! Zumindest hoffte Tetsu das. Er wollte nie wieder eine solche oder ähnliche Phase durchmachen müssen.

Seufzend schloss er die Tür zu seiner Wohnung auf und trat ein. Niemand war da, er war wieder allein. Sein Onkel und seine Tante, bei denen er nun lebte, waren oft geschäftlich unterwegs. Was die Beiden genau taten, wusste er nicht zu sagen. Es interessierte ihn aber auch nicht sonderlich. Schnell brachte er seine Sachen in sein Zimmer und ließ sich dann auf sein Bett sinken. Was sollte er nun machen? Auf den morgigen Tag warten? Das würde wahrscheinlich das beste sein, oder? Oder sollte er sich ein wenig die Stadt ansehen? Schließlich war er das letzte Mal mit fünf Jahren hier gewesen.

Hatte er sich nicht auch vorgenommen seinen damaligen Freund ausfindig zu machen? Oft hatte Tetsu's Mutter davon gesprochen, wie gut sie sich doch verstanden hatten… Doch wie sollte er das anstellen, wenn er noch nicht einmal den richtigen Namen wusste. Alles, was ihm seine Mutter immer erzählt hatte, war, dass er ihn immer De-chan genannt hatte und im selben Alter wie Tetsu war. Und wer wusste schon, ob De-chan nicht vielleicht auch irgendwann von hier weggezogen war?

Fragen über Fragen schossen durch seine Gedanken, vermischten sich mit Zweifeln. Was tat er hier eigentlich? Er hatte keinerlei Beziehung mehr zu diesem Ort, zu den Menschen hier. Es war einfach schon zu lange her. Er konnte sich ja nicht einmal mehr richtig daran erinnern, was war, als er fünf Jahre alt gewesen war. Er fühlte sich hier einfach nur fremd, allein gelassen. Die leere Wohnung, die außer ihm eigentlich noch zwei andere Personen bewohnten, war da nicht gerade sehr aufbauend.
 

Dieser Junge wohnte also wirklich in seiner Straße. Und dazu nur ein paar wenige Häuser weiter. Das wiederum bedeutete, Hideto würde ihm höchst wahrscheinlich jeden einzelnen Morgen schon auf dem Schulweg begegnen… Großartig!

Dennoch… Die Frage, warum Tetsu ausgerechnet in diese Gegend gezogen war, blieb. Ausgerechnet hier, wo der Putz von den Häusern und manchmal sogar Ziegel von den Dächern fielen… Hier, wo man kaum eine Wand ohne Risse finden konnte… Hier, wo einige Gebäude wie kurz nach einem Bombeneinschlag aussahen… Hier, wo in den Ecken nichts als Müll, Hunde- oder Katzenkot und ab und an auch zerbrochene Fensterscheiben und tote Vögel lagen…

Was hatte Tetsu nur dazu gebracht? Hideto hatte keine Wahl gehabt. Als Schüler konnte er sich keine andere Wohnung leisten. Selbst bei der, in der er nun lebte, hatte er die Miete drücken müssen. Aber sein Vermieter war schließlich auch froh, wenn er überhaupt jemanden hatte, der diese paar Räume haben wollte und wenn das Geld pünktlich und vollständig kam.

Hideto hatte genauso viel Glück gehabt, eine Bleibe gefunden zu haben, die nicht im Revier der 'Immortals' lag. Dort gab es immerhin regelmäßig Einbrüche, Diebstähle, körperliche Attacken und ein paar Mal sogar Morde wegen dieser Bande. Doch die 'Cats' und allen voran ihr Anführer Masanori sorgten schon dafür, dass das in ihrem Herrschaftsgebiet nicht vorkam. In den letzten Monaten war es ihnen sogar gelungen, dieses auszuweiten. Aber… natürlich mussten sie jetzt um so vorsichtiger sein, denn die Anderen würden das nicht einfach so hinnehmen und auf sich sitzen lassen. Sie hatten Vergeltung geschworen, das war allen klar.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  queermatcha
2011-04-09T19:37:22+00:00 09.04.2011 21:37
Sehr interessantes erstes Kapitel. Das mit den Immortals und Cats hat mich zwar ein bisschen verwirrt, aber ich bin sicher, das wird noch aufgeklärt werden xD *weiterlesen geht*
Von:  devitto
2009-01-14T15:53:25+00:00 14.01.2009 16:53
Ah^^
Also, daran, dass anscheinend die Sicht mit jedem Absatz wechselt, muss ich mich erst mal gewöhnen. Aber das wird schnell gehen.
Ansonsten interessante Charaktere. Und jetzt noch eine Erklärung zu diesen Gruppen? Banden? Sekten? @_@
*weiterlesen^^*


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