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Between love and hate you lose the control

Traue nicht deinen Freunden - sondern deinen Feinden HPDM
von

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Ministry of Magic

Huhu!

Es geht weiter!! Ich muss gestehen, die vielen dynamischen Szenen sind nicht leicht, aber ich versuche trotzdem, die Wartezeiten zwischen den Kapiteln nicht so lang zu machen!
 

Viel Spaß :)
 

Kapitel16 Ministry of Magic
 

Albus Dumbledore stand am Fenster seines Büros und blickte über die eisige Wintersee, als es an der Tür klopfte und Severus Snape eintrat, ohne auf eine Erlaubnis zu warten.
 

„Professor, wir müssen reden!“, sagte er, seine Stimme klang etwas belegt, aber gemessen an dem, was geschehen war, schien es eher unbedeutend.
 

Albus drehte sich zu seinem Gast um, und sah ihn über seine Halbmondbrille hinweg an.

„Es ist ein Wunder, dass du am Leben bist, Severus. Wie kommt das?“, sagte er, seine Stimme klang sachlich, als spreche über das Wetter und nicht über ein Menschenleben.
 

„Ich habe es selbst noch nicht verstanden, aber er hat mir meine Ausreden geglaubt, recht schnell sogar, wenn ich mich recht erinnere. Die Folter war gut zu ertragen“, antwortete Severus, ebenso sachlich.
 

„Dann plant er sicher etwas, für das er dich brauch“, erwiderte er alte Schulleiter, nun doch etwas besorgt.

„Ja, er plant etwas und hat mich bereits mit den falschen Informationen für Sie hier her geschickt“.

„Sprich, Severus, was hat er vor“, Albus machte einen Schritt auf seinen Besucher zu und versuchte in den unergründlichen, schwarzen Augen zu lesen.
 

„Er wird in einer Woche das Ministerium angreifen und hat vor sowohl Arthur Weasley, also auch Fudge zu töten. Um den Letzten fände ich es wenig schade, aber dennoch sollten wir versuchen, das Blutvergießen gering zu halten“.

„In der Tat, Severus, das sollten wir. Außerdem haben wir nicht das Recht zu sagen ‚der ist es wert gerettet zu werden und jener nicht’. Das wäre anmaßend und ich war in meinem Leben schon viel zu oft anmaßend. Was hat Voldemort dir erzählt, sollst du als Information weitergeben?“
 

„Dass der Angriff zwei Tage früher stattfinden wird. Es soll für die Öffentlichkeit so aussehen, als seien Sie fehl informiert, sodass man Ihnen beim nächsten Mal nicht mehr glauben wird und sich in falscher Sicherheit wiegt. Es würde alle seine künftigen Vorhaben erleichtern, wenn man ihrem Wort nicht mehr glauben würde, Professor“, sagte Severus und ließ sich auf einem Stuhl nieder.
 

„Ein guter Schachzug, das muss ich Tom Riddle lassen. Wir werden das Ministerium bewachen, sodass es so aussehen wird, als hätte deine Warnung geklappt, aber wir ziehen nicht nach dem ersten Abend ab, sondern warten dort auf Voldemort und seine Leute. Das wird jeden Verdacht von dir ablenken, denn auf solch eine Idee könnte jeder Dumme kommen: ‚Wenn der Angriff am einen Abend nicht stattfindet, warten wir eben die nächsten ab’“.

„Gut, ich werde Kingsley bescheid geben“.

„Tu das, Severus. Je eher er von allem weiß, desto besser“
 

„Was ist mit Arthur Weasley? Jemand muss ihn warnen“, Severus presste die Lippen aufeinander. Albus wusste, dass der Schwarzhaarige den Patriarch der Familie Weasley nicht sehr mochte, aber er würde kein Mitglied des Phönixordens einfach so opfern.

„Darum, mein Lieber wird sich gekümmert“, sagte der alte Schulleiter und er warf Severus ein wissendes Lächeln zu.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Es war bereits dunkel draußen und ein kalter, schneebringender Wind fegte über London hinweg, als Draco in die kleine Gasse im Muggleteil der Stadt apparierte. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, als würde er sich zum ersten Mal mit einem lange beobachteten Schwarm treffen. Und wenn man es genau nahm, war es auch genau das.

Sein erstes Treffen mit Harry, seit Voldemort Hogwarts eingenommen und sie auseinander gerissen hatte.
 

Er blickte sich suchend in der Gasse um, konnte aber nichts außer den hohen Mauern, die das Grundstück begrenzten, erkennen.

Erst ein Geräusch, das klang wie das Rascheln einer immensen Menge Stoff, ließ ihn sich umdrehen.
 

Ein Lächeln bereitete sich auf seinen Lippen aus, als er Harry da stehen sah. Seine Haare unordentlich wie immer, die grünen Augen blitzen vor Aufregung und Freude, seine Wangen waren von der Kälte leicht gerötet.
 

Es dauert kaum eine Sekunde, als sie beide den Abstand zwischen ihnen überwanden und die Arme umeinander schlangen, während ihre Lippen sich berührten, als gäbe es kein Morgen mehr.

Draco fühlte sich, als habe man ihm endlich eine Droge zurückgegeben, die er so sehr vermisst hatte. Die weichen Lippen auf seinen schienen dort einfach hinzugehören. Seine Hände fanden wie von allein den Weg in Harrys Haar. Die eine krallte sich dort fest, während die anderen den Rücken des Gryffindor hinunter wanderte und ihn enger an Dracos Körper presste. Seine Hitze war betörend, der Duft einzigartig und süß.
 

Als sich ihre Lippen nach einer Ewigkeit wieder trennten, lächelte Harry sanft.

„Hi…“, flüsterte er, das Lächeln wurde beinahe schüchtern, als wäre er wirklich ihr erstes Date.

„Ich hab dich vermisst“, hauchte Draco, seine Hände ruhten auf der Hüfte seines Freundes, während seine Augen über dessen Körper wanderten.

„Ich dich auch, sehr sogar. Ich bin so froh, dass du dich nicht gegen mich entschieden hast“, antwortete Harry und kurz glaubte der Blonde Tränen in den Augen seines Gegenübers zu erkennen.

„Wie könnte ich? Eine Zukunft mit dir, ist alles was mich aufrecht erhält, alles, was mich davor bewahrt einfach aufzustehen und Voldemort meine Meinung über ihn zu sagen, damit er mich tötet und ich das alles nicht mehr mit ansehen muss. Du gibst mir die Kraft, diesen Krieg durchzustehen“.
 

Harry lehnte sich vor und hauchte Draco einen Kuss auf die Lippen.

„Komm mit mir, heute Abend. Lass ihn wissen, dass es dir egal ist, was er sagt! Begleite mich und wir kämpfen zusammen für diese Zukunft, ohne, dass du immerzu schauspielern musst“.
 

Draco löste sich aus der Umarmung seines Freundes, ging ein Stück zurück und seufzte.

„Das würde ich wirklich unendlich gern, Harry. Aber es geht nicht“, antwortete er, seine Stimme klang schwer und traurig.

Der Schwarzhaarige zog die Brauen zusammen, Schmerz stand in den grünen Augen, Schmerz und Unverständnis.

„Warum? Warum willst du nicht auf der gleichen Seite kämpfen wie ich?“, seine Stimme war laut und beinahe schrill geworden.
 

Der Blonde machte einen Schritt auf ihn zu.

„Bitte, hör mir zu, Harry. Ich will mit dir gehen, lieber heute als morgen, aber ich kann nicht. Es geht einfach-“

„Warum sollte es nicht gehen? Du bist jetzt hier! Du willst nur nicht!“, unterbrach ihn der Gryffindor. Tränen rannen nun wirklich seine Wangen hinunter und es schien Draco das Herz zu brechen, als er einen weiteren Schritt auf seinen Freund zumachte und dieser dafür einen zurückging.

„Nein Harry!“, begann er verzweifelt. Ein Kloß im Hals schien ihm die Luft zum Atmen zu nehmen. „So ist es nicht! Lucius hat meine Mutter! Er hält sie fern von mir, wie eine Gefangene in unserem Haus, weil er ahnt, dass ich nicht treu bin. Er wird ihr etwas antun, wenn ich verschwinde. Versteh mich! Ich kann sie nicht allein lassen. Sie wird streng bewacht, aber sobald ich es geschafft habe, sie zu befreien, kommen wir beide mit dir“.
 

Seine Augen suchten die des Gryffindor, der plötzlich versöhnlicher aussah als zuvor und wieder einige Schritte auf Draco zukam.
 

„Ich verstehe. Wahrscheinlich würde ich das Gleiche tun… oder hätte das Gleiche getan… für Sirius…“, seine Stimme klang etwas brüchig, aber Verständnis spiegelte sich in seinen Augen wieder.

„Ja… ich kann nicht zulassen, dass man ihr weh tut, nur meinet wegen“, erwiderte Draco und versuchte zu lächeln.

„Versprichst du mir etwas?“, fragte Harry, seine grünen Augen schienen sich in die des Slytherin zu bohren.

„Alles, was du willst…“

„Wenn du deine Mutter befreit hast… komm zu mir… ich weiß nicht, wie ich das alles ohne dich schaffen soll“.
 

Draco überwand den wenigen Abstand zwischen ihnen, schlang seine Arme wieder um Harry und hauchte ihm einen sanften, süßen Küss auf die Lippen.

„Ich verspreche, ich lasse dich nicht länger allein, als unbedingt nötig und dann kämpfen wir beide für unsere Zukunft. Entweder es gelingt uns, oder wir sterben bei dem Versuch, aber ich komme zu dir und werde an deiner Seite sein. Versprochen“, hauchte er und drückte Harrys warmen Körper enger an den seinen.
 

Es war noch immer klirrend kalt und dennoch wagte Draco es nicht, sich zu wünschen wieder ins Warme zu kommen, denn das hieße sich von Harry zu trennen, den er noch immer umschlungen hielt.

Sein Kopf ruhte auf Dracos Schultern und eine angenehme Stille herrschte zwischen ihnen. Es waren keine Worte nötig, um zu sagen, was in ihren vorging, sie genossen einfach nur die Anwesendheit des anderen und wieder einmal kam es Draco so vor, als stehe die Zeit still. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass er nicht wollte, dass sich die Erde weiter drehte, um diesen Moment für immer zu erhalten. Warum mussten sie bloß immer mit geliehener Zeit spielen und sich dann wieder trennen?
 

„Draco?“
 

Harrys Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.

Der Schwarzhaarige schob seinen Freund auf Armeslänge weg und sah ihn nun ernst an.

„Was denn?“, fragte der Slytherin, ein leises Seufzen entkam seinen Lippen, denn dem ernsten Blick seines Freundes nach zu urteilen, kam ein unangenehmes Thema auf ihn zu.

„Ich habe einen Brief bekommen…“, begann Harry und seine Augen suchten etwas in Dracos, von dem Blonde sich nicht sicher war, was es sein sollte.

„Einen… Brief?“, fragte er vorsichtig und versuchte möglichst neutral zu wirken.

„Ja… von jemandem, der mit ‚dein heimlicher Verbündeter’ unterschrieben hat“.

„Und jetzt willst du, dass ich dir helfe, herauszufinden wer das ist?“, fragte Draco, er legte den Kopf fragend schief.
 

Harry schüttelte den Kopf.

„Nein, ich will es lieber nicht wissen, das würde mich voreingenommen machen. Aber er schrieb von einem Angriff auf das Ministerium, in weniger als einer Woche, weißt du etwas darüber? Ich will nur wissen, dass es keine Falle ist“, erklärte er sachlich.

„Ja, Voldemort hat vor dem Dark Council davon gesprochen, soweit ich weiß findet der Angriff Samstag auf Sonntagnacht statt. Der Lord war der Meinung, jetzt, da er Hogwarts habe, brauche er auch das Ministerium. Einer seiner DeathEater soll als neuer Minister eingesetzt werden, aber ich weiß noch nicht, wer“, antwortete Draco.
 

Ein in der Tat wenig schönes Thema, aber dennoch notwendig, das verstand der Blonde. Diese Treffen würden nicht nur ihrem Vergnügen dienen, wenn sie wirklich etwas gegen Voldemort ausrichten wollten.
 

„Gut… was meinst du mit Dark Council?“, fragte Harry und entlockte Draco ein Seufzen.

„Voldemort hat einen Kreis aus engen Vertrauten, der engste Kreis der DeathEater so zu sagen, er nennt sie das Dark Council. Einer von ihnen ist mein Vater, aber auch Cecilia Black gehörte vor fünfzehn Jahren dazu, ich schätze Voldemort wird sich nicht mehr lange Zeit lassen, sie aus Azkaban zu holen“.

„Cecilia Black?“
 

Ein erneutes Seufzen. Dafür, dass Harry per Prophezeiung dazu auserwählt worden war, gegen Voldemort zu kämpfen, hatte Dumbledore seinen Schützling ziemlich im Dunkel gelassen.

„Cecilia Black ist Sirius Schwester. Eine Cousine meiner Mutter, wenn man so will. Sie ist vergleichbar mit Bellatrix, was ihre Vernarrtheit in den Lord angeht, allerdings ist ihr, letztes Jahr, die Flucht nicht gelungen. Sie sitzt noch immer in Azkaban und wartet darauf, dass ihr geliebter Lord sie befreit, oder aber ihr Sohn Imago“.

„Sirius hat einen Neffen?“

„Ja, keiner weiß wer der Vater ist, aber Imago ist ein Pureblood. Er ist im Heim aufgewachsen, nachdem seine Mutter nach Azkaban kam. Genau wie meine Cousine Anastasia, Bellatrix Tochter. Ich kann dir nicht sagen, warum meine Familie sie nicht aufgenommen hat, aber ich schätze es hing damit zusammen, dass Vater sich als Anhänger des Lords verraten hätte, wenn er die Kinder dieser treuen Anhänger in sein Haus geholt hätte. Das wollte er vermeiden“.

„Ich verstehe… wenn Voldemort das Ministerium einnimmt, hat er dann auch die Befehlsgewalt über Azkaban?“, fragte Harry, seine Augen sahen nachdenklich, fast etwas verschleiert, aus.
 

„Nein. Was in Azkaban geschieht und was nicht bestimmt der Leiter der Auror Headquarters, in unserem Fall ein Mann namens Rufus Scrimgeor, kein sehr netter Zeitgenosse, aber auch kein Freund des Lords“, erklärte Draco sachlich.

„Gut, danke… das… war wichtig… tut mir leid, dass wir über solch unangenehme Dinge sprechen müssen“, sagte Harry und blickte zu Boden.

„Schon gut, wir sind im Krieg und wir können uns eben nicht immer aussuchen, wie unser Leben verläuft. Ich sollte nun gehen… sonst wird man mich vermissen“.
 

Der Schwarzhaarige nickte leicht und küsste Draco ein letztes Mal. Sehnsucht und ein hauch Verzweiflung lagen darin, aber der Blonde versuchte die aufkeimenden Emotionen von sich fort zu schieben, sonst würde er es nicht schaffen, zu gehen und er konnte seine Mutter nicht dem aussetzen, was folgen würde, wenn er den Lord verriet.
 

Als sich ihre Lippen lösten haucht Draco seinem Freund einen letzten Kuss auf die Wange, ehe er zurück nach Malfoy Manor apparierte. Die kalte Nacht bewahrte sein Geheimnis und sein Vorhaben, Voldemort zu verraten.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Hermione stand neben Ron und Ginny in einem leeren Klassenzimmer und drehte die Münze in ihrer Hand, die ihr verraten hatte, dass ein Treffen der DA anstand.

Eigentlich hatte sie geglaubt, Harry hätte die Sache aufgegeben und war erstaunt gewesen, als sie seine Nachricht gesehen hatte.
 

Nun standen sie alle wieder da und waren bereit, wieder ausgebildet zu werden, um sich für den Kampf zu rüsten.

Aber statt, wie sonst, mit Flüchen und Zaubern zu beginnen stand Harry nur vor ihnen und schien sich zu sammeln.
 

Hermione war etwas irritiert, denn der Schwarzhaarige hatte nicht mit ihr über das gesprochen, was nun kommen würde und eigentlich war sie der Meinung gewesen, dass es zwischen ihr und Harry keine Geheimnise gab.

Kurz wanderte ihr Blick zu Ron, der einfach nur still abzuwarten schien, was als Nächstes passieren würde.

Neville stand die Vorfreude ins Gesicht geschrieben und irgendwie freute Hermione sich für ihn, denn nun hatte der junge Gryffindor endlich wieder eine Aufgabe, die ihm gut tun würde.
 

Die beiden Creevey Brüder blicken einander grinsend an. Sie hatten ihre Obsession für Harry noch immer nicht überwunden und zappelten, als würden sie gerade eingeschult. Luna warf Hermione ein kurzes Lächeln zu, bevor sie wieder dazu überging Dean Thomas etwas über Kurzbeinige Riffler zu erzählen, von denen Hermione sicher war, dass es sie nicht gab.

Der Rest der Anwesenden blickte abwartend aber ruhig zu Harry, der nun den Blick über die Mitglieder der DA schweifen ließ.
 

„Zunächst freue ich mich, dass ihr alle wieder da seid“, begann er und sein Blick haftete einen Moment auf Cho Chang, die ihm ein schüchternes Lächeln zuwarf.

Am Liebsten hätte Hermione ihr auf der Stelle den Hals umgedreht. Als ob der Schwarzhaarige es nicht so schon schwer genug hatte, versuchte die Schülerin aus Ravenclaw ihm nun auch wieder schöne Augen zu machen. Dass Draco sich scheinbar Voldemort angeschlossen hatte macht das Ganze nicht besser. Es war schon schlimm genug mit anzusehen, wie Ginny immer zu versuchte an Harry heran zu kommen, wenn nun Cho das Gleiche versuchen sollte, würde Hermione ihr persönlich den Marsch blasen.
 

„Das letzte Treffen ist schon eine Weile her, dafür möchte ich mich entschuldigen, aber nach den Ereignissen Ende des letzten Jahres brauchte ich… eine Auszeit“, erklärte Hermiones bester Freund, seine grünen Augen flackerten leicht.

„Ich habe euch heute hier herbestellt, weil es unter Umständen neue Aufgaben für Dumbledore’s Army gibt. Aufgaben, die über gemeinsam lernen und trainieren weit hinausgehen, aber bevor ich euch sage, worum es geht, würde ich gerne mit Ron und Ginny ein paar Worte im Privaten wechseln“.
 

Hermione zog die Brauen zusammen, als sie erst zu Harry und dann zu den beiden Rotschöpfen neben sich blickte, die beide zustimmend nickten und dem Gryffindor aus dem Raum folgten.
 

Im Klassenzimmer wurden fragende Blicke ausgetauscht, während Hermione ihren Blick auf die Tür gerichtet hatte, durch die ihre drei engsten Vertrauten gerade verschwunden waren. Hinter ihrer Stirn arbeitete es unermüdlich.

Was konnte es geben, das Harry erst mit Ron und Ginny besprechen wollte, wo er sich mit den beiden im Moment weniger gut verstand, als mit ihr? Irgendetwas war geschehen, von dem sie noch nichts wusste. Und welche neuen Aufgaben würden auf sie warten, von denen ihr bester Freund gesprochen hatte?
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Harry legte einen Zauber auf die Tür, durch die er gerade mit Ron und Ginny gegangen war, damit man sie nicht würde belauschen können.

Die beiden Geschwister standen nebeneinander und blickten den Schwarzhaarigen fragend an.
 

„Was gibt’s denn, dass du mit uns besprech’n musst?“, fragte Ron, seine Stimme klang neutral, bis auf den kleinen Hauch Nervosität darin.

Harry seufzte leise. Wie sagte man jemandem, dass der Vater in tödlicher Gefahr war?
 

„Ron, Ginny, ich habe einen Brief erhalten, ich weiß nicht von wem er ist, aber ich vertraue dem, was darin steht. Es geht um einen Angriff Voldemorts auf das Ministerium. Er beinhaltet, dass euer Vater dabei sterben soll. Man will ihn aus dem Weg räumen, damit der Lord freie Hand hat. Das gleiche Schicksal gilt für Fudge. Ich dachte ihr solltet das wissen. Vertraut ihr mir weit genug, um mich ins Ministerium zu begleiten?“, sagte der Gryffindor und musterte die beiden rothaarigen Schüler vor ihm.
 

„Vater? Aber… natürlich müssen wir dann was tun!“, brach es aus Ginny heraus, ihre Augen waren geweitet vor Schreck. Ron biss sich auf die Lippe.

„Es könnte eine Falle sein. Aber wenn es euer Wunsch ist, dann gehen immerhin wir drei dorthin, was die anderen machen, bleibt ihnen überlassen. Ich wollte nur, dass ihr davon wisst, bevor ich den Fall vor den anderen anspreche“, erklärte Harry.
 

Ron nickte leicht.

„Ja, wir geh’n dahin und versuch’n Voldemort davon abzuhalt’n, das Ministerium zu übernehm’n!“, sagte er, in seinen Augen glühte es.

„Das können wir nicht. Alles was wir tun können, ist die potentiellen Opfer zu retten, bevor die DeathEater sie in die Finger bekommen und dann wieder verschwinden. Wenn wir ihnen im offenen Kampf begegnen haben wir vermutlich keine Chance. Wir können Menschen vor dem Tod bewahren und Voldemort ein Dorn im Auge sein, aber das wäre ja auch ein kleiner Verdienst“, erwiderte Harry.
 

„Denkst du wir können Vater retten?“, fragte Ginny, ihre Augen ruhten auf dem Schwarzhaarigen, als erwarte sie Trost von ihm.

„Ich weiß es nicht, aber wir können es versuchen“, antwortete er und wich dem Blick der rothaarigen Schülerin aus.

„Versprichst du mir, alles dafür zu tun?“, ihre Stimme zitterte leicht und Harry spürte Mitleid in sich aufsteigen.

Wie konnte er ihr keinen Trost geben, nachdem er ihr gerade eröffnet hatte, dass ihr Vater vielleicht sterben würde? Ihre braunen Augen sahen ihn sorgenvoll und erwartungsvoll zugleich an. Der Gryffindor schluckte leicht.

„Ich verspreche es…“, murmelte er und spürte im nächsten Moment, wie Ginny ihm um den Hals fiel und ihn an sich drückte.
 

Etwas in ihm wollte sich sofort wieder von ihr lösen, denn ihr Körper fühlte sich falsch an verglichen mit Dracos, aber zugleich wollte er ihr nicht noch mehr Kummer bereiten, als sie ohnehin schon hatte, also legte er zögerlich die Arme um sie.

„Vielen, vielen Dank, Harry“, hauchte sie und presste keine Sekunde später ihre Lippen auf seine.
 

Der Schwarzhaarige stieß sie augenblicklich mit sanfter Gewalt von sich und warf einen Blick zu Ron, der ihm mit einem Grinsen im Gesicht zuzwinkerte.

Das Herz schien ihm schwer zu werden.

„Darüber… reden wir später…“, sagte er und fixierte Ginny mit seinen Augen. Sie lächelte verschwörerisch.
 

„Vielleicht sollt’n wir wieder rein, die andr’n werd’n uns vermiss’n“, bemerkte Ron, sein Gesicht war wieder ernst geworden. Die Nachricht über die Gefahr für seinen Vater schien doch schwerer zu wiegen, als seine Freude über den Kuss.

Es tat Harry fast ein bisschen leid, ihn enttäuschen zu müssen, aber Ginnys Lippen hatten sich auf seinen einfach so entsetzlich falsch angefühlt.
 

„Ja, das sollten wir“, erwiderte der Schwarzhaarige und war froh, von Ginny weg zu kommen.
 

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Hermione blickte zu Ron, Harry und Ginny, die gerade den Raum betraten. Der Schwarzhaarige wirkte ein wenig durch den Wind, während seine beiden Begleiter ernst und betroffen aussahen.
 

Harry räusperte sich und die Gespräche im Raum verstummten.

„Ich habe es gerade schon mit Ron und Ginny besprochen, weil es die beiden persönlich betrifft, werde es aber auch jetzt noch mal für euch alle wiederholen. Man hat mir einen Brief geschickt, ich weiß nicht, wer der Absender ist, aber ich vermute Snape dahinter. Darin wurde mir mitgeteilt, dass Voldemort Samstag auf Sonntagnacht vorhat, das Ministerium zu übernehmen. Ich bilde mir nicht ein, dass es uns gelingen kann, ihn davon abzuhalten, aber wir können vielleicht die beiden Morde verhindern, die Voldemort vorhat, zu begehen, oder begehen zu lassen. Betroffen sind Cornelius Fudge und Arthur Weasley. Ron und Ginny haben bereits zugestimmt, mich nach London zu begleiten. Und ich frage nun jeden einzelnen von euch, werdet ihr mit kommen, und versuchen unschuldige Leben zu retten?“.
 

Hermione spürte, wie ihr das Herz sank. Arthur Weasley in Lebensgefahr? Nicht umsonst war sie in Gryffindor und hob sogleich die Hand.
 

„Wie genau sieht der Plan aus?“, fragte Terry Bott, er beäugte Harry skeptisch. Ein Bisschen konnte Hermione ihn verstehen, immerhin wurde von ihm verlangt, sein Leben zu riskieren, da wollte er einfach wissen, ob es wenigstens einen Plan gab.
 

„Ein guter Einwurf, Terry, danke. Ja, es gibt einen Plan. Wir werden gegen zwölf hier aufbrechen und dann ins Ministerium gehen. Drinnen warten wir ab, bis die DeathEater ebenfalls im Gebäude sind. Anschließend folgen wir ihnen und gehen direkt zu den Büros der Beiden sicheren Opfer. Sie werden versuchen die Zahl der Toten so gering wie möglich zu halten, weil sie die Übernahme der Öffentlichkeit verkaufen müssen, da bin ich sicher. Wenn wir die beiden haben verschwinden wir wieder. Es gibt keine Alleingänge und möglichst wenig Duelle. Es geht nicht darum, Voldemort zu bekämpfen, es geht nur darum, Menschenleben zu retten“, erklärte Harry, seine Augen ruhten auf Terry der nun verstehend nickte.
 

„Können wir nicht vorher hingehen und das Ministerium komplett evakuieren?“, wollte Dennis Creevey wissen, der Tatendrang stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben und Hermione hoffte, dass Harry den Jungen nicht mitnehmen würde, er war noch viel zu jung für einen solchen Einsatz.
 

„Nein, Dennis, das können wir nicht. Voldemort hat mit Sicherheit Spione im Ministerium, die ihn sofort davon informieren würden. Das würde den Angriff platzen lassen und wir können nicht darauf hoffen, zu erfahren, wann der neue Termin wäre. Damit brächten wir die Opfer zu sehr in Gefahr“, erwiderte der Schwarzhaarige.
 

Hermione lächelte leicht. Er hatte sich in der Tat bereits Gedanken gemacht, wie er handeln würde und warum. Aber im Nachhinein verstand sie, warum er ihr nicht gleich davon erzählt hatte. Er wollte erst Rons und Ginnys Resonanz, wenn sie der Aktion nicht zugestimmt hätten, dann hätte er es vermutlich für sich behalten.
 

„Sonst noch Fragen?“
 

Einstimmiges Kopfschütteln im Raum machten Hermione klar, dass sie sich jetzt wirklich würden entscheiden müssen, ob sie ins Ministerium mitgingen, auch auf die Gefahr hin, dass es sich dabei um eine Falle handelte und sie ihr Leben verlieren könnten.
 

Harry ließ den Blick kurz schweifen.

„Wer wird mich, Ron und Ginny nun also begleiten?“, fragte er, seine Stimme klang ernst und stark zu gleich. Hermione fühlte sich an den Anführer erinnert, den sie vor einigen Monaten im Gang vor Snapes Klassenzimmer erlebt hatte, als Harry versucht hatte Ron davon abzuhalten, sich mit Draco zu streiten. Es war etwas Magisches gewesen, das er ausgestrahlt hatte und genau diese Magie war nun wieder da.

Harry strahlte sie aus, seine Haltung, die Art wie er sprach, das Leuchten in seinen Augen. Auch wenn er es vermutlich nicht wollte, war sich seine beste Freundin doch sicher, dass er der geborene Anführer war und wenn jemandem dieses Unterfangen gelingen konnte, dann Harry Potter.
 

Ohne zu zögern hob die braunhaarige Schülerin die Hand und warf ihrem besten Freund ein Lächeln zu.

Als sie den Blick schweifen ließ, sah sie, dass auch die beiden Creevey Brüder, Dean Thomas, Cho Chang, Terry Bott, Neville Longbottom und Luna Lovegood die Hände gehoben hatten.
 

Harry nickte kurz.

„Ich verstehe jeden von euch, der nicht mit kommen möchte. Sollte es weitere solcher Aktionen geben, werde ich jedes Mal vorher abstimmen lassen. Niemand wird gezwungen. Aber ich bin allen dankbar, die mit kommen. Mehr wollte ich heute nicht von euch, aber auch die Übungsstunden werden in wenigen Tage wieder beginnen“.
 

Als sich der Raum langsam zu leeren begann, ging Hermione auf Harry zu. Er wirkte noch immer etwas gestresst und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.

„Alles in Ordnung? Du hast das eben gut gemacht! Warum bist du so aufgewühlt?“, fragte sie und legte eine Hand auf seine Schulter.

„Ginny…“, sagte er und seufzte. Seinem Blick, der durch den Raum glitt, konnte Hermione entnehmen, dass er nicht eher mehr darüber sagen würde, bis allein waren.
 

Nach und nach verabschiedeten sich auch die letzten Mitglieder der DA, bis nur noch die beiden zurück blieben.
 

Hermione versiegelte die Tür mit einem Hörschutz und richtete ihre braunen Augen wieder auf ihren besten Freund.

„Was ist mit Ginny?“, fragte sie ernst.

„Sie hat mich geküsst…“

„Wann?“

„Vorhin… draußen… ich hab ihr versprochen, alles zu tun um Arthur zu retten. Ich wollte sie trösten, sonst nichts“, erklärte er, sein Blick wirkte beinahe gehetzt und schuldbewusst.
 

„Harry, ich weiß, du willst nichts von Ginny, aber du musst dich nicht schuldig fühlen, wegen Draco. Er hat sich für die andere Seite entschieden. Du bist ihm nichts schuldig“, erwiderte Hermione. Sie konnte den schuldbewussten Blick ihres besten Freundes kaum ertragen, vor allem jetzt nicht, nachdem der Mann, den er liebte, ihn so verraten hatte.

„Nein… er hat sich nicht für die andere Seite entschieden…“, Harrys Stimme klang beinnahe brüchig.

„Nicht? Woher weißt du das?“, die Gryffindor zog beide Brauen zusammen und musterte Harry irritiert.

„Ich habe mich mit ihm getroffen… letzte Nacht in London. Er hat mir alles erklärt… schon davor… sein Vater hat ihn davon abgehalten, zu mir zu kommen und jetzt hält Lucius seine eigene Frau gefangen, damit Draco dem Lord treu bleibt“.

„Was? Können wir denn nichts tun?“

„Nicht, dass ich es wüsste. Malfoy Manor wird wahrscheinlich gut bewacht. Es wäre zu gefährlich dort hin zu gehen. Draco wollte mir bescheid geben, wenn er seine Mutter befreit hat“.
 

Hermione seufzte. Konnte es niemals leicht sein? Musste immer alles zusammen kommen? Arthur in Lebensgefahr, Draco, der gegen seinen Willen dem Lord diente, seine Mutter als Geisel des eigenen Vaters, Harry, der in all dem Chaos einen kühlen Kopf bewahren musste, weil man es von ihm verlangte und Ginny, die einfach nicht verstand, wann ihre Gefühle nicht erwidert wurden?
 

Hermione ging ein paar Schritte auf Harry zu und schlang die Arme um ihn.

„Es tut mir leid, dass das alles so kompliziert ist“, flüsterte sie, ehe sie sich von ihm löste und sagte: „Sprich mit Ginny, sag ihr, dass es jemand anderen gibt und bete, dass sie es verstehen wird“.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

„Ginny?!“
 

Das rothaarige Mädchen drehte sich zu Harry um und lächelte ihn an.

„Harry, ich hab schon auf dich gewartet!“
 

Der Schwarzhaarige seufzte, als sie auf ihn zukam und ihn anstrahlte. Er wusste, sie machte sich noch immer Hoffnungen, vielleicht sogar mehr als das. Aber er hatte keine Wahl, er musste ihr klar machen, dass es für sie beide nie mehr als Freundschaft geben würde. Es tat ihm leid, sie zurückweisen zu müssen und ihr damit noch mehr Kummer zu verursachen, aber die Situation hatte sich zugespitzt, seit sie in dieser Burg waren und Harry konnte es nicht riskieren, dass sie ihn noch mal küssen würde. Er hatte schon jetzt ein schlechtes Gefühl deswegen und würde es Draco erzählen, sobald er die Gelegenheit bekäme.
 

„Wir müssen reden“, sagte der Schwarzhaarige, seine Stimme klang ernst, aber ruhig.

„Es tut mir leid, dass Ron uns eben gesehen hat. Ich wollte eigentlich auch, dass der erste Kuss anders verläuft, ehrlich. Aber ich war dir so dankbar für dein Versprechen“, erklärte Ginny, sie trug ein entschuldigendes Lächeln auf ihren Lippen.

„Darum geht es nicht“, erwiderte Harry, und suchte mit seinen Augen die ihren. Er wollte, dass sie es in seinem Gesicht lesen würde, aber das rothaarige Mädchen zog nur verwirrt die Brauen zusammen, das Lächeln ließ ein klein wenig nach.
 

„Was meinst du? Worum geht es dann?“, fragte sie und machte einen Schritt auf ihn zu.

„Ron ist nicht das Problem, obwohl ich gestehen muss, dass es die Sache nicht leichter macht“, begann Harry, doch Ginny unterbrach ihn.

„Ich weiß, dass es blöd von mir war, aber wir könnten den Kuss vergessen und noch mal neu anfangen. Einfach sagen, dass war ein Unfall oder so und den ersten Kuss wiederholen“.
 

„Ginny, verstehst du es nicht? Ich habe den Kuss nicht erwidert!“, Harry spürte, wie Wut in ihm hoch kochte und über ihn hinweg zu waschen drohte. Er versuchte, sich selbst zur Ruhe zu zwingen.

„Ja, weil ich dich überrumpelt hab und es dir von Ron peinlich war, das hab ich doch verstanden!“, nun wirkte auch sie verärgert, während Harrys Lippen ein Seufzen entkam.
 

Das rothaarige Mädchen machte einen weiteren Schritt auf ihn zu, sodass sie nur noch wenige Zentimeter von einander trennten, doch Harry packte sie unsanft an den Schultern und schob sie von sich.

„Falsch, es liegt nicht an Ron. Es liegt an dir und an mir. Ich weiß du magst mich, aber, so leid es mir auch tut, ich mag dich nicht so, wie du mich. Du bist für mich wie eine kleine Schwester, ein Teil meiner Familie, aber nicht die Frau, die ich liebe“, versuchte er zu erklären.

„Was soll das heißen? Du hast mir doch noch nicht mal eine Chance gegeben! Vielleicht täuschst du dich ja auch!“, Tränen waren in Ginnys Augen getreten, sie hatte die Hände zu Fäusten geballt.

„Da geht es nicht um ‚eine Chance geben’. Ich will es gar nicht versuchen. Es gibt jemanden in meinem Leben, für den ich mich bereits entschieden habe“.

„Wen?“, sie sah ihn an, Tränen strömten ihre Wangen herab. Ihr Anblick schien ihm das Herz zu zerreißen. Sie war wie eine kleine Schwester für ihn und er wollte ihr nicht wehtun. „Wer ist es? Cho? Hat sie dich wieder um den Finger gewickelt? Ich hab ihr Lächeln gesehen! Ich bin viel besser als sie!“.
 

Ginnys Stimme wurde lauter, ihre Augen funkelten voller Wut, Enttäuschung und Traurigkeit.

„Nein, sie ist es nicht. Bitte verlange nicht, dass ich es dir sage, denn ich kann es nicht. Nimm es hin, ja? Es gibt jemanden und daran wird sich auch nichts ändern!“, die Wut in Harry wich Angst und Sorge.

Er wollte, dass sie aufhörte, nachzubohren.
 

„Ich hasse dich, Harry Potter! Du bist wirklich das Letzte! Du hast nicht mal den Mut, mir zu sagen, wer sie ist! Ich hasse dich!“, rief Ginny, drehte sich auf dem Absatz um und rannte den Korridor hinunter, in dem sie gestanden hatte. Ihre Schritte und ihr Weinen verhallten in der Ferne und Harry stand noch immer wie angewurzelt da und regte sich nicht.
 

„Es ist nicht immer leicht, das Richtige zu tun“, sagte eine vertraute Stimme hinter ihm und als der Schwarzhaarige sich umdrehte, blickte er in Meriks schwarze Augen.

„Wo du Recht hast… aber es musste sein. Sie verrennt sich in etwas, das ohnehin keine Früchte tragen wird“, antwortete Harry, das schlechte Gewissen nage dennoch an ihm.

„Sie wird darüber hinweg kommen und sich wieder beruhigen“.

„Das hoffe ich. Ron wird sauer sein“, der Schwarzhaarige ließ die Schultern leicht hängen. Er hatte wirklich versucht, mit seinem früher besten Freund wieder klar zu kommen, aber wie es aussah war ihm das nicht vergönnt.

„Ron hat dich allein gelassen, als du ihn am dringendsten brauchtest, du solltest nichts auf ihn geben und schon gar nicht einer Freundschaft nachtrauern, die ihm so wenig zu bedeuten scheint“.

Meriks Lächeln war warm. Er legte eine Hand auf Harrys Schulter und sah ihn beinnahe väterlich an. „Halte dich an die Freunde, die wirklich hinter dir stehen“.
 

Harry nickte verstehend.

„Ich sollte zu Hermione gehen und mit ihr darüber sprechen, oder?“, fragte er.

„Ja, das wird das Beste sein“, Merik ließ die Hand von der Schulter des Gryffindor gleiten und machte Anstallten zu gehen, ehe er noch einmal zu seinem Schüler blickte. „Ach ja und wenn ich Samstagnacht aufbrecht… gib Acht auf dich“.
 

Der Schwarzhaarige lächelte kurz, als der Lehrer den Gang entlang verschwand. Das schreckliche Gefühl, das ihm noch vor wenigen Minuten durch die Knochen gezogen war, schien wie verschwunden. Er fühlte sich zwar noch immer nicht gut, und fürchtete ein Treffen mit Ron, aber er wusste, er hatte das Richtige getan. Ginny im Unklaren zu lassen, hätte ihr hinterher nur noch mehr Kummer verursacht.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Draco saß mit einem dicken, alten Buch in einem seiner Sessel und las darin.

Es war ein Buch über schwarzmagische Zauber, das er sich aus der Bibliothek seines Vaters genommen hatte. So konnte er zum einen so tun, als interessiere er sich für die Wege des Lords und zum anderen versuchen herauszubekommen, mit welchem Zauber dieser die kleine Ayliv am Leben erhielt.

Die Augen des Mädchens ließen dem blonden Slytherin keine Ruhe mehr und er wollte seine Zeit, in der er ein Gefangener im eigenen Haus war, nutzen, um wenigstens etwas zum Krieg beizutragen und wenn er damit das Leben eines unschuldigen Kindes würde retten können, dann war das mehr, als er sich hatte erhoffen können.
 

Aber bisher war auf nichts gestoßen, das ihm Helfen würde den Tod des Mädchens zu verhindern. Und immer wieder ging ihm der Angriff auf das Ministerium durch den Kopf. Harry begab sich in Gefahr und er selbst war nicht ganz unschuldig daran.

War es das wert, um Weasley Senior und Fudge zu retten?

Was wäre, wenn etwas schief ginge? Wenn Harry etwas zustoßen würde? Draco wünschte sich, er könnte bei der Übernahme dabei sein, aber Voldemort hatte nur das Dark Council für diesen Einsatz ausgewählt. Nur ihnen traute er soweit, wie der Dunkle Lord eben vertraute.
 

Es klopfte an der Tür und Draco blickte von seinem Buch auf. Er fixierte die Tür mit den Augen, als können er dann durch sie hindurch blicken, und wissen, wer auf der anderen Seite stand, aber das Holz blieb undurchdringlich.
 

„Herein!“, rief er.
 

Die Tür wurde geöffnet und Blaise betrat den Raum. Seine blauen Augen fixierten Draco, als er auf ihn zu kam und sich in den Sessel gegenüber sinken ließ.
 

„Lange nicht gesehen“, sagte der Italiener und grinste selbstgefällig.

„Scheint so“, erwiderte Draco und schlug das Buch zu.

Blaise deutete mit einem Nicken darauf und fragte: „Was ließ du da?“.

„Nichts von Bedeutung, sein paar schwarzmagische Rituale und Zauber. Hauptsächlich in der Verbindung mit dem Tod“.

„Mit dem Tod? Wer ist dir denn so auf die Zehen getreten, dass du morden willst?“, es sollte nach Spaß klingen, aber der Blonde wusste, dass es keiner war. Seit die beiden DeathEater waren gehörte das Töten zu den Dingen, die sie mit Sicherheit würden durchleben müssen.

„Keiner, ich dachte nur, es kann nicht schaden, etwas darüber zu wissen. Vielleicht fällt mir dabei ja was Schönes für die Muggle ein, die als Nächstes dran sind“, Draco setzte ein Grinsen auf und hoffte Blaise würde nicht merken, wie falsch es war.
 

Der Braunhaarige hob eine Augenbraue und sah seinen besten Freund, wenn man sie denn noch so nennen konnte, skeptisch an.

„Du machst mir was vor, oder?“, wollte er lauernd wissen.

„Wie kommst du darauf?“

„Mal ehrlich, Draco. Warum macht dein Vater aus Malfoy Manor den Hauptsitz für alle DeathEater, die nicht zum Dark Council gehören? Weil er den Zusammenhalt in unseren Reihen stärken will? Wohl kaum. Er hält dich und deine Mutter hier gefangen und benutzt Voldemorts Leute, um euch, ohne ihr Wissen, zu überwachen“.
 

Der Blonde grinste schief.

„Gut kombiniert, Blaise. Und was wirst du jetzt tun? Zu Voldemort laufen und petzen, ich sei nicht treu?“

„Nein, aber ich behalte dich im Auge und wenn ich herausfinde, dass du uns sabotierst, dann hast du meinen Dolch im Rücken, schneller vielleicht als den deines Vaters“, die blauen Augen fixierten Draco und funkelten warnend und ein wenig erbost zugleich.

„Tu dir keinen Zwang an, ich habe mir nichts vorzuwerfen“, gab der Blonde zurück.

„Das will ich hoffen und jetzt sag mir, warum du das wirklich ließt“, Blaise nickte erneut in Richtung des Buches, das nun auf dem Schoß des blonden Slytherin lag.

„Wegen Ayliv, ich will wissen, mit welchem Zauber sie am Leben erhalten wird“, antwortete dieser wahrheitsgemäß.

„Wer ist Ayliv?“, wollte Blaise wissen, diesmal schien er ehrlich verwirrt.

„Ein Mädchen, das Voldemort in seiner Gewalt hat. Sie hat kein Herz, aber lebt dennoch. Das macht mich neugierig“.
 

Der Italiener schnaubte und verdrehte gespielt genervt die Augen.

„Du hattest schon immer nur Interesse an Dingen, um die andere lieber einen großen Bogen machen, das gilt auch für Potter“.

„Was mich interessiert und was nicht, ist meine Sache, oder?“

„Aye, pass nur auf, dass du dir mit deiner Neugier nicht die Finger verbrennst“, sagte Blaise, als er sich wieder aus seinem Sessel erhob, um den Raum zu verlassen.
 

Im Türrahmen blieb er stehen und blickte über die Schulter zurück zu Draco, seine Lippen zierte ein spöttisches Lächeln.

„Ach, nur falls es dich ‚interessiert’, ich gehöre auch zu denen, die jetzt hier wohnen, also werden wir uns sicher häufiger sehen“.
 

Als sich die Tür hinter dem Braunhaarigen schloss, entspannte Draco sich merklich. Blaise im Haus zu haben machte das alles nicht leichter, aber er würde sich nicht unter kriegen lassen und weiterhin alles tun, um Harry zu unterstützen.
 

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Minerva saß vor dem Schreibtisch ihres Vorgesetzten Albus Dumbledore. Es war Donnerstag auf Freitagnacht und die Lehrer, die zu dem falschen Termin ins Ministerium geschickt worden waren, um Voldemort in dem Glauben zu lassen, Snape würde seine Nachrichten wie besprochen abliefern, waren gerade zurück gekommen und von einer zweiten Wacheinheit abgelöst worden.
 

„Wie ist es gelaufen?“, fragte Albus, er saß hinter seinem Schreibtisch und drehte einen alten Ring zwischen seinen Fingern.

„Zwischenfalls los, wie erwartet. Wir werden die anderen in 6 Stunden ablösen und uns dann weiter abwechseln, bis Sonntagnacht“, antwortete sie und presste die Lippen aufeinander.

„Gut, es muss ganz natürlich aussehen, dass wir dort aufpassen, nachdem heute Nacht nichts geschehen ist. Voldemort darf nicht wissen, dass wir den wirklichen Einsatztag kennen, sonst ist Severus verloren“.

„Ich weiß. Und Sie wollen wirklich Sonntagnacht dort auftauchen?“, Minerva zog die Brauen besorgt zusammen.

„Ja, meine Liebe. Ich werde dort gebraucht, da bin ich sicher. Es wäre fatal, wenn ich nicht da wäre“, erwiderte er und blickte sie über seine Halbmondbrille hinweg, an. Minerva hasste diesen Blick, denn darunter fühlte sie sich selbst wieder wie eine Schülerin von fünfzehn Jahren.

„Wie Sie meinen. Wir können ohnehin nur beten“
 

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Harry griff nach seinem Firebolt und dem Invisibility Cloak, bevor er sich auf den Weg zu den anderen Mitgliedern der DA machte, die ihn ins Ministerium begleiten würden.

Eigentlich hatte er Dennis Creevey in der Burg lassen wollen, aber der Junge hatte gedroht, sich so lange an einen alten Baum in die Kälte zu ketten, bis er mitdürfte und weil der Schwarzhaarige ein Menschenfreund war, hatte er ihm dann doch erlaubt mit zu kommen.

Ron war derweil nicht sehr gut auf Harry zu sprechen, nachdem Ginny ihm von dem Korb erzählt hatte. Der Rotschopf hatte seinem besten Freund vorgeworfen, dem Mädchen erst Hoffnungen gemacht zu haben, nur um sie dann zu verstoßen und auch auf die Beteuerung hin, das dem gar nicht so war, wollte er seine Meinung nicht ändern. Nichts desto trotz wollten beide ihrem Vater helfen und hatten versprochen, sich professionell zu verhalten.
 

Als der Gryffindor die Burg verließ und der eisige Wind an seinem Umhang zu zerren begann richtete er seine Augen auf die Anwesenden. Es war Ende Januar und somit waren alle in dicke Wintermäntel gehüllt. Ihre Blicke ruhten auf ihm und sie schienen seine Anweisungen zu erwarten.
 

Harry räusperte sich.

„Also, wir teilen uns in zwei Gruppen ein, die erste Gruppe folgt Ron, eure Aufgabe ist es, Arthur Weasley zu retten. Zu dieser Gruppe gehören: Ron, Ginny, Colin und Denis Creevey, Terry und Luna. Gruppe zwei folgt mir, wir kümmern uns um Fudge. Dean, Cho, Neville, Hermione, kommt bitte zu mir“.
 

Die Gruppen teilten sich ein und es wurden letzte Glückwünsche ausgetauscht, bevor Harry sich an seine Leute wand.

„Wir reisen mit einer Kombination aus Apparieren und Fliegen, damit man unsere Spur nicht verfolgen kann“, erklärte er und erhielt im Gegenzug zustimmendes Nicken. „Vor dem Ministerium treffen wir noch einmal auf Rons Gruppe und fahren zusammen mit dem Besucherfahrstuhl ins Atrium. Von dort aus gehen wir dann in den ersten Stock, dort befindet sich Fugdes Büro, während die andere Gruppe in den zweiten Stock fährt. Wir treffen die anderen erst hier wieder, es wird nicht gewartet, dieses Risiko können wir nicht eingehen“.
 

Nach einem letzten Blick auf die Anwesenden, schwang Harry sich auf seinen Besen und stieß sich vom Boden ab.

Der Himmel über ihm war sternenklar und die Luft eisigkalt, aber das Adrenalin, welches in seinen Körper strömte, lies ihn jede Kälte vergessen. Vor ihm lag einzig und allein die kommende Aufgabe.
 

Die Reise nach London dauerte circa einen halbe Stunde und Erleichterung machte sich in dem Gryffindor breit, als er vor der Telefonzelle, die den Eingang ins Ministerium bildete, wieder auf Rons Gruppe traf.
 

„Passen wir alle in das Ding rein?“, fragte Dean Thomas, als der Rotschopf die Tür öffnete.

„Dean, bist du nun ein Zauberer oder nicht?“, fragte Colin und schüttelte den Kopf, als beide Gruppen in die Telefonzelle traten, die sich magisch in der Größe anpasste.

Ron wählte die Nummer 62442, die Zahlen, welche das Wort ‚Magic’ ergaben, und der Fahrstuhl begann sich zu bewegen.
 

„Wenn wir unten sind, gehen beide Gruppen sofort zu separaten Fahrstühlen, wir dürfen keine Zelt verlieren“, sagte Harry, während Ron seinen Blick auffing und ernst nickte.

Während sie an den einzelnen Etagen vorbeifuhren drangen die ersten kampfähnlichen Geräusche an ihre Ohren. Knallen und Zischen erfüllte sie Luft und Brandgeruch stieg ihnen in die Nase.
 

„Ron, wie kommt es, dass mitten in der Nacht so viele Leute hier sind?“, frage Cho, sie hatte die Brauen besorgt zusammen gezogen.

„Sie schieb’n Doppelschicht’n, weg’n Voldemort. In Friedenszeit’n ist nachts geschloss’n, aber im Ausnahmezustand muss auch in der Nacht gearbeitet werd’n. Und mein Vater ist hier, bin sicher. Wenn es Doppelschicht’n zu schieben gilt, ist er immer der Erste, der davon betroff’n is’“.

„Wenn ihr ihn in zwei Stunden nicht findet kommt ihr ohne ihn zurück, verstanden?“, sagte Harry ernst.
 

„Was? Nein! Ich bleibe bis wir ihn haben!“, rief Ginny, Zorn funkelte in ihren Augen.

„Das ist Selbstmord! Wenn wir hierbei sterben, ist niemandem geholfen. Ihr kommt zurück, verstanden?“

Ron nickte stumm und erntete dafür ebenfalls einen erbosten Blick seiner Schwester, aber sie kam nicht mehr dazu, noch etwas zu sagen, denn sie erreichten in diesem Moment das Atrium und die Türen öffneten sich.
 

Gespenstige Leere empfing sie, als sie aus dem Lift stiegen.

Der Springbrunnen in der Mitte des Atriums war zersprungen, Wasser verteilte sich über den Boden. Der Tisch des Sicherheitsbeauftragten fehlte, die Kamine waren unbrauchbar gemacht worden und überall auf dem Boden lagen Scherben und Splitter, die von einem Kampf herzurühren schienen. Über ihnen erklang noch immer, stark gedämpft, das Geräusch der Flüche und Zauber, die gegen Wände und Gegenstände schlugen, vermischt mit den Schreien der Getroffenen.
 

„Merlin, steh uns bei“, flüsterte Terry.

„Die DeathEater waren vor uns hier. Wir müssen die beiden potentiellen Opfer finden“, erklärte Hermione sachlich.

Die beiden Gruppen trennten sich und Harry führte seine zum nächsten Lift. Unter ihren Füßen knackten die Scherben und sie hielten die Zauberstäbe trotz der Abwesenheit andere Leute, bereit, um sich, falls nötig, sofort verteidigen zu können.
 

Der Schwarzhaarige fühlte sich, als wäre er wieder ein dreiviertel Jahr jünger und sei auf dem Weg ins Department of Mysteries. Es war, als sehe er Sirius vor sich, wie er durch den Vorhang fiel, sah sich selbst, wie er Bellatrix verfolge und hier im Atrium Voldemort begegnete. Nun war es wieder soweit, sie würde vermutlich erneut im Ministerium auf einander treffen. Doch diesmal war Harry vorbereitet, diesmal würde der Lord keine Chance haben, in seinen Kopf einzudringen.
 

Als sie den Lift erreichten und dieser nach oben fuhr herrschte Schweigen unter den Anwesenden. Sie alle bangten, welch Bild sich ihnen zeigen würde, wenn sie den ersten Stock erreichten.

Besorgte Blicke wurden ausgetauscht, bis Neville dann doch das Wort ergriff: „Was machen wir, wenn Fudge nicht in seinem Büro ist?“.

„Wenn er da nicht ist, dann hat Voldemort ihn vermutlich in die Kerker gebracht“, sagte Hermione bemüht gefasst.

„Kerker? Das Ministerium hat Kerker?“, wollte Harry wissen.

„Ja, im Zehnten Stock. Dort ist der Gerichtssaal des Wizengamot, und entsprechend gibt es dort auch Kerker, um die Sträflinge unterzubringen, bis die Verhandlung beginnt. Voldemort wird sie zweckentfremden, denn ich glaube nicht, dass er Fudge einfach nur tötet. Er will Informationen“.
 

Der Schwarzhaarige nickte verstehend, als sich die Tür erneut öffnete. Fünf Zauberstäbe deuteten in den Gang, der nun vor ihnen lag, aber auch hier herrschte Leere.
 

„Wie es scheint, war Voldemort vor uns da“, sagte Cho, dann verließen sie den Lift und gingen langsam, behutsam, stets vorsichtig, mit dem Zauberstab bereit, Richtung Büro des Ministers, das am Ende des Ganges lag.
 

Etliche der schwarzen Kacheln an der Wand waren zersprungen, Papierfetzen, Glasscherben und zum Teil auch Blut, bedeckten den Boden. Harry lief es eiskalt den Rücken hinunter. Er hoffe inständig, dass sie noch nicht zu spät waren.
 

Als sie an einer der Bürotüren vorbei kamen, ertönten Schritten weiter hinten im Gang. Hermion zog ihn in den Raum und kurz drauf waren alle fünf hinter einer Tür versteckt, die einen Spalt breit aufstand.

Stimmen ertönten im Gang, als die beiden DeathEater schnellen Schrittes vorbei liefen.

„- des Phönix war im Weg“.

„Wir hätten damit rechnen müssen, war do-“
 

Als die Geräusche der Schuhe auf dem Glas verklangen blickte Harry kurz zu Hermione.

„Der Phönixorden ist hier. Wir sind nicht die Einzigen, die Widerstand leisten“, flüsterte er, ein Hauch der Erleichterung machte sich in seiner Brust breit.

„Ich weiß. Denkst du sie haben uns bemerkt?“

„Die beiden DeathEater? Nein, die waren zu beschäftigt. Wir gehen jetzt gleich weiter, aber wenn Fudge nicht in seinem Büro ist, dann versteckt ihr euch darin und ich gehe allein die Kerker“, Harry fixierte jeden von ihnen Moment mit den Augen.

„Aber Harry, das ist gefährlich, warum willst du allein gehen?“, warf Cho ein, ihr Blick war voller Sorge und wenn der Schwarzhaarige noch etwas für sie empfunden hätte, so wäre er jetzt sicher geschmeichelt gewesen.

„Ganz einfach, dann ist Voldemort mit Sicherheit bei ihm und ich kann und will nicht riskieren, dass ihr ihm begegnen müsst. Das ist meine Aufgabe, nicht eure“.

„Warum? Warum sollen wir nicht genauso die Gefahr eingehen, wie du?“, wollte Neville wissen, er hatte das Kinn ausgestreckt und versuchte so stolz und selbstbewusst zu wirken, wie es eben möglich war, in solch einer Situation.

„Weil ich diese Narbe trage und nicht ihr. Es ist nicht eure Bürde, sondern meine. Wenn ich Fugde habe, lasse ich es euch über die Galleone wissen und wir treffen uns im Atrium, verstanden?“.
 

Alle nickten, aber Harry wusste, dass es ihnen nicht passte, doch er konnte keine Rücksicht darauf nehmen. Wenn die Wahrscheinlichkeit so groß war, Voldemort zu begegnen, dann war das seine Sache und niemand sonst durfte hineingezogen werden.
 

Gemeinsam gingen sie weiter den zerstörten Gang entlang, bis sie die Tür zum Büro des Ministers erreichten. Mit dem Zauberstab im Anschlag stieß er die Tür auf und betrat einen völlig verwüsteten Raum.
 

Die Bilder waren zerrissen, Papier lag überall verstreut, die magischen Fenster waren zersprungen, das Mobiliar lag in Splittern über den Boden verteilt. Der Geruch von Rauch lag in der Luft und Blut war am Boden zu sehen.

„Wer auch immer vor uns hier war, er hat den Minister nicht mit Samthandschuhen angefasst“, sagte Dean, er hatte die Brauen tief über die Augen gezogen.

„Ich bin sicher, es war Voldemort selbst. Ich hole Fudge, ihr wartet hier“, sagte Harry bestimmt und zog seinen Invisibility Cloak hervor.

„Soll nicht wenigstens ich mit kommen?“, fragte Hermione, ihr Blick schien ihn fast anzuflehen.

„Nein, ich mach das allein. Du musst hier bleiben, bitte“
 

Sie gab sich geschlagen. Es blieb keine Zeit, zum Streiten. Wenn Voldemort den Minister wirklich in seiner Gewalt hatte, dann musste schnell gehandelt werden.

„Wenn ich ihn da unten nicht finde, dann komme ich zurück und wir verschwinden von hier. Suchen können wir ihn nicht, das wäre zu gefährlich. Noch wissen sie vermutlich nicht, dass wir da sind und das sollte auch so bleiben“, erklärte Harry, bevor er sich von den anderen abwandte, den Raum verließ und draußen den Umhang über sich warf.
 

Noch immer hielt er den Zauberstab bereit und versuchte so wenig Geräusche wie möglich zu machen, als er sich wieder zum Lift begab. Er wusste, er würde in den neunten Stock fahren müssen und dann eine Treppe hinunter gehen, denn es gab keinen Lift, der in den zehnten Stock fuhr.
 

Mit klopfendem Herzen, stieg es in den Fahrstuhl und fuhr ins Department of Mysteries. Zurück, zu dem Ort, den er so sehr fürchtete, der ihm so viel Schmerz zugefügt hatte. Er würde zurückkehren, an den Ort, der ihm das Bisschen Familie genommen hatte, das er jemals gehabt hatte.
 

Mit Mühe dränge er die aufkeimenden Erinnerungen zurück, als er den Lift verließ und in den Gang trat.
 

Hier war die Welt eine andere. Flüche zucken durch die Luft und Rufe drangen zu ihm. Der beißende Geruch von frischem Blut und Rauch wehte ihm entgegen und vor sich konnte er Remus und Tonks sehen, die sich im Duell mit Bellatrix und Fenrir befanden.

Hexe gegen Hexe, Werwolf gegen Werwolf.
 

„Ihr hättet nicht kommen sollen“, rief Bellatrix, in ihren Augen funkelte der Wahnsinn und gleichzeitig eine entsetzliche Freude, über das Grauen, das heute Nacht geschehen war und noch geschehen würde.

„Oh doch, werte Tante! Heute Nacht findest du deinen Meister“, erwiderte Tonks und wehrte eine Zauber ab, der auf sie zukam.
 

Harry schluckte hart. Einmal mehr war er wieder fünfzehn und musste zusehen, wie Bellatrix Sirius tötete. Wut schien in ihm aufzusteigen, aber der Schwarzhaarige kämpfte sie zurück, versuchte sich auf sein Vorhaben zu konzentrieren.

Leise und ganz langsam schlich er an den Kämpfenden vorbei. So gern er auch geholfen hätte, dazu war jetzt keine Zeit.
 

Er war eigentlich schon an ihnen vorbei, als Harry durch Bellatrix Stimme stehen blieb.

„Stirb, Blutsverräter! Avada Kedavra!“, rief sie und, als Tonks lebloser Körper auf den Boden aufschlug, begann sie aus tiefster Seele zu Lachen, so wie damals, als sie Sirius getötet hatte.

Harry hörte Remus vor Kummer aufheulen, als er Fenrir einen Fluch verpasste, der diesen gegen die Wand schlug, wo er ohnmächtig liegen blieb.

Im gleichen Moment rollte eine Welle aus Trauer und Hass über Harry hinweg. Er wusste nicht, was er tat, als er den Zauberstab auf Bellatrix richtete und „Sanguinem fundere“ rief. Der Fluch traf die Hexe völlig unvorbereitet und ihre Schreie füllten keine Sekunde später den Gang, als sie aus allen Körperöffnungen zu bluten begann.
 

Einen Moment blieb Harry, noch immer unter dem Umhang verborgen, wie angewurzelt stehen. Remus sah sich verwirrt um, dann begann der Schwarzhaarige zu laufen, während die Tränen in Strömen seine Wangen hinab liefen.

Er wollte nur noch weg; weg von Remus Blick, weg von den Schreien der Hexe, die, getroffen von dem schwarzen Fluch, auf dem Boden lag und sich im eigenen Blut wälzte. Was hatte er getan? Wie hatte er das tun können? War er selbst nicht besser, als Voldemort oder war es richtig gewesen? In seinem Kopf schien alles durcheinander.
 

Er flog die Treppe förmlich herunter, das Herz raste in seiner Brust, als er den zehnten Stock erreichte und vor den Türen der Kerker stehen blieb. Die Tür stand offen und im Inneren konnte er Fudge erkennen. Noch lebte der Minister. Harry beschloss, sich kurz zu sammeln und wieder zu Atem zu kommen, dann würde er tun, wofür er hergekommen war und dann verschwinden.
 

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Lord Voldemort war mit dem Verlauf der Nacht weitestgehend zufrieden. Es war nicht sehr schwer gewesen, den Minister in seine Gewalt zu bringen, auch wenn das Büro dabei ein wenig in Mitleidenschaft gezogen worden war.
 

Der einzige Dorn in seinem Auge waren mal wieder Dumbledores Leute gewesen. Natürlich hatte der alte Narr mit dem Angriff vor zwei Tagen gerechnet und seine Leute ins Ministerium geschickt, Snape hatte ihm also die richtige Nachricht überbracht. Nur hatte er, Voldemort selbst, nicht damit gerechnet, dass der alte Mann seine Leute im Gebäude lassen würde. Natürlich hatten seine Spione ihn von der Anwesenheit unterrichtet, aber es wollte nicht mehr warten. Es war an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen und endlich die Geschicke des Landes zu leiten.

Er brauchte das Ministerium, um den nächsten Schritt seiner Herrschaft vorzubereiten.
 

Nun schritt er vor dem gefangenen Minister for Magic auf und ab. Sein Gesicht lag in der Kapuze des Umhangs verborgen, den er trug. Er wusste, nur seine roten Augen würden aus dem Schwarz herausstechen und genau das würde seine Opfer noch verängstigter machen.

Der Dunkle Lord labte sich an ihrer Angst und genoss es, in die verschreckten Gesichter zu blicken.
 

Voldemort blieb vor dem Minister stehen. Dieser war mit Ketten an die Wand gefesselt, seine Kleidung war zerrissen und der Körper übersäht mit tiefen Wunden.
 

„So, so sie werden dich also retten, ja?“, fragte der Lord, seine kalte, klare Stimme wurde von den Wänden zurück geworfen, ebenso wie das hohe, höhnische Lachen, das auf die Frage folgte. „Glaubst du wirklich, der Phönixorden hat die Kraft, gegen mein Dark Council zu bestehen?“.
 

„Du wirst dafür bezahlen…“, presste Fudge zwischen den Zähnen hervor, in seinen Augen lagen Schmerz und Wut.

Voldemort lachte erneut. Die Torheit dieses Mannes war einfach unendlich komisch und seine Hoffnung auf Rettung zu zerstören würde ihm große Freude bereiten. Welch ein Anblick, wenn das Licht in den Augen des Ministers erlöschen würde. Der Lord freute sich bereits darauf.
 

„Howarts ist gefallen und das Ministerium auch. Und bald wird auch dein Name auf der Liste derer stehen, die an Lord Voldemort zerbrochen sind, weil sie nicht stark genug waren, das Feuer zu ertragen, in dem ich die Welt neu schmiede“, Wonne rollte über ihn hinweg, als er den Zauberstab auf Fudge richtete.
 

„Crucio“
 

Die Schreie des Mannes waren wie Musik in seinen Ohren und er gab sich der Qual seines Opfers hin. Genoss jedes Quäntchen Leid, das er aus seinem Opfer heraus pressen konnte, bis Schritte im Gang seine Extasse beendeten.
 

Rodolphus betrat den Raum, sein Atem ging schwer, er schien sich beeilt zu haben.

Wut stieg in Voldemort auf, als er seinen Gefolgsmann musterte.

„Was ist?“, schnarrte er. Von seinem Opfer ablassen zu müssen gefiel ihm nicht.

„Dumbledore, er ist hier“, war alles, was Rodolphus sagte, aber mehr war auch nicht nötig, um alle Gedanken an Fudge aus dem Kopf des Dunklen Lords zu wischen. Seine Welt schien sich nur noch im den alten Zauberer zu drehen.
 

Es war an der Zeit, diesen Narren auszuschalten!
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Harry stand an die Wand gepresst neben dem Kerkerraum, als Voldemort und Lestrange an ihm vorbei rauschten.

Dumbledore war da… Erleichterung schien den Schwarzhaarigen zu durchfluten. Wenn der Schulleiter da wäre, dann bestand vielleicht doch noch die Hoffnung, dass das Ministerium in den richtigen Händen blieb.
 

Dennoch wollte der Gryffindor sich dieser Hoffnung nicht hingeben und nutzte Voldemorts Abwesendheit, um in den Kerkerraum zu gehen.
 

Vor ihm an der Wand stand Fudge. Sein Zustand war erbärmlich, aber Harry konnte nur begrenzt Mitleid für diesen Mann empfinden. Er zog sich den Umhang vom Kopf und sah zu, wie Schreck und Erkenntnis in die Augen des Mannes ihm gegenüber traten.
 

„Potter, was machen Sie hier?“, fragte er mit schwacher, kratziger Stimme.

„Was denken Sie wohl? Ich bin hier, um Ihnen zu helfen!“, erwiderte der Schwarzhaarige und ging auf die Ketten zu, die Fudge hielten. „Finite“, murmelte er und die Fesseln aus Metall ließen ihren Gefangenen gehen.
 

Der Minister konnte sich kaum auf den Beinen halten und Harry musste ihn stützen. Schnell griff er nach der Galleone in seiner Hosentasche und ließ die anderen wissen, dass er Fudge hatte und sie sich im Atrium treffen würden, dann begann er den Mann aus dem Raum zu begleiten.
 

Sie kamen nur langsam voran, denn Fudge konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen und lehnte sich schwer auf den Gryffindor, dem am oberen Ende der Treppe die Puste auszugehen drohte.
 

Er hörte Schritte im Gang und erkannte eine Gestallt, die auf ihn zukam. In einem Kampf hätte er kaum eine Chance, denn der Minister war eine zusätzliche Last. Harrys Herz begann erneut zu rasen, noch immer brannten die Tränen auf seinen Wangen, und der Kloß in seiner Brust wurde immer größer. Tonks sterben zu sehen, tat weh, aber jetzt wappnete er sich innerlich gegen seinen eigenen Tod.
 

Er wollte schon die Augen schließen, als er die Gestallt erkannte, die da auf die zukam. Es war kein anderer als Remus. Sein Gesicht verschmiert mit Blut, die Augen müde und der Umhang zerrissen.

„Harry, du hättest nicht herkommen sollen“, sagte er, als er den Jungen erreichte und den Minister auf seine Schultern lud.

„Ich musste kommen, wir konnten nicht zulassen, dass Unschuldige sterben“, erklärte der Angesprochene.

„Wir?“, Remus zog die Brauen zusammen, während sie gemeinsam den nun leeren Gang entlang gingen. Bellatrix war verschwunden, aber Harry traute sich nicht zu fragen, was mit ihr passiert war.

„Ja, Ron und ich führen jeweils eine Gruppe. Meine Leute erwarten mich im Atrium“.

„Das war gefährlich Harry. Ihr hättet sterben können heute Nacht“, die Stimme seines früheren Lehrers war warm, aber tadelnd zugleich.

„Ich weiß, aber ich kann nicht einfach zusehen, das weißt du“, erwiderte Harry.
 

Sie beiden betraten den Lift und fuhren Richtung Atrium nach oben.

„Du bist in manchen Dingen deinem Vater sehr ähnlich. Er hätte vermutlich das Gleiche getan“, sagte Remus seufzend.

„Es tut mir leid, was mit Tonks passiert ist“, flüsterte Harry und konnte den Schmerz in den Augen des Werwolfs sehen.

„Schon gut…“, würgte dieser hervor und angespannte Stille legte sich über sie.
 

Der Schwarzhaarige war dankbar, als sich die Tür des Lifts öffnete und er in die Augen seiner Freunde blickte, die ihn erwarteten. Dean und Neville kamen herbei geeilt und nahmen Remus die Last des Ministers ab.
 

„Harry?“, sagte der Werwolf und fing den Blick des Jungen ein.
 

„Ja?“
 

„James wäre stolz auf dich“
 

Der Gryffindor lächelte und nickte, bevor er mit seiner Gruppe zum Besucherfahrstuhl ging und hinauffuhr – in Sicherheit. Die Worte schienen ihn von innen zu wärmen, als die kalte Nachtluft ihn umfing.
 

Er wusste nicht, was aus Ron und seiner Gruppe geworden war, aber er wusste, wenn er noch mal vor der Wahl stehen würde, die Entscheidung wäre die Gleiche. Er konnte einfach nicht zusehen, wenn andere leiden mussten.
 

Kapitel16 Ende
 

Kapitelvoraussicht:

Kapitel17 Diagonally

Kapitel18 Mugglekinder
 

Ich hoffe ihr hattet genauso viel Spaß mit dem Lesen, wie ich mit dem Schreiben dieses Kapitels :)

Bis zum nächsten Mal

Kyo



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