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Ai No Kiseki

Wunder der Liebe
von

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Schicksalhafte Begegnung

In den darauffolgenden beiden Wochen verbrachten Haruka und Seiya zur Verwunderung von Setsuna, Yaten und Taiki sehr viel Zeit miteinander. Sie trafen sich oft zum Schwimmen in Mrs. Tenôs Pool, gingen morgens zusammen joggen, und zum Entsetzen von Taiki und Yaten entwickelte Seiya auf dem Rennplatz eine Vorliebe für Autorennen. Haruka nahm ihn oft zu ihrem Training mit, und Seiya schwärmte geradezu von der irrsinnigen Geschwindigkeit und konnte gar nicht genug davon bekommen.

Natürlich fand Setsuna sehr schnell heraus, warum die beiden so unzertrennlich waren. Sie machte Haruka keine Vorwürfe, weil sie Seiya alles erzählt hatte, im Gegenteil, sie fand es sogar richtig, daß er endlich die Wahrheit kannte. Sie weihte auch Yaten ein, so daß jetzt alle Bescheid wußten.

Und so verging die Zeit, und aus zwei Wochen wurden drei, ohne daß Haruka Michiru auch nur einmal gesehen hatte. Manchmal, wenn sie draußen auf dem Rasen lag, dann konnte sie die betörenden Klänge von Michirus Geige aus dem Nachbargarten hören, und dann schloß sie die Augen und rief sich jene Kußszene in Erinnerung, mit der alles gleichzeitig begonnen und geendet hatte. Und in solchen Augenblicken spürte sie sehr deutlich, wie sehr sie Michiru vermißte.

Aber unverhofft kommt manchmal eben oft, wie schon das Sprichwort sagt, und so war es auch. An einem der Tage, wo Haruka weder in Kameda´s Garage arbeitete, noch auf dem Rennplatz trainierte und auch keine Mangas oder Motorradzeitschriften zum Lesen hatte, langweilte sie sich furchtbar. Sie lag in ihrem Bikini auf der Luftmatratze und baumelte mit den Beinen im kühlen Wasser. Three Lights trafen sich heute mit ihrem Manager in der Stadt und Setsuna war irgendwo eingeladen. Selbst Mrs. Tenô war nicht da; sie war zu einer Poolparty eingeladen worden und hatte Fiffi mitgenommen.

Schließlich hielt Haruka das Nichtstun nicht mehr aus. Sie sprang von der Luftmatratze ins Wasser, schwamm an den Rand und kletterte aus dem Becken. Nach dem sie sich abgetrocknet hatte, zog sie Schuhe, Hemd und Hose an, kämmte sich die kurzen Haare und entschied sich zu einem Stadtbummel. Sie wollte in das Comicgeschäft gehen, in dem sie damals mit Michiru gewesen war, und außerdem der Spielhalle einen Besuch abstatten. Sie und Seiya waren in letzter Zeit häufig dort gewesen. Seiya bewunderte Haruka wegen ihrer Fähigkeiten am Spielautomaten und wollte das unbedingt auch lernen.

Haruka fuhr mit ihrem Cabriolet in die Stadt und parkte wie immer in der Nähe von Kameda´s Garage. Sie stattete Jack Kameda einen kurzen Besuch ab, blieb jedoch nicht lange, da er viel zu tun hatte. Sie ging in den Comicfachhandel und bestellte ein paar Sachen. Danach ging sie wie geplant ins Game Center. Der Rennautomat war besetzt, und sie mußte eine halbe Stunde warten, bis sie endlich dran konnte. Nach dem sie eine weitere halbe Stunde damit verbracht hatte, eine Gruppe Kids mit ihren Fahrkünsten zu verblüffen, hatte sie kein Kleingeld mehr und stand auf.

„Oh, bitte bleiben Sie doch noch etwas, Mister, und erklären Sie uns, wie Sie das machen!“ bat ein Junge.

Haruka fühlte sich wie immer geschmeichelt, wenn man sie für einen Mann hielt. Sie grinste, ließ sich aber nicht dazu bewegen, noch länger zu bleiben. Die Glastür schwang auf und sie trat auf die Straße – und blieb stehen. Kaum ein paar Zentimeter von ihr entfernt stand Michiru.

Michiru trug einen langen grauen Rock, ein blauweiß gestreiftes Top und hatte sich eine hauchdünne rosa Bluse lässig um ihre Schultern geworfen. Sie sah Haruka an und sagte kein Wort. Haruka erwiderte ihren Blick und brachte ebenfalls keinen Ton heraus.

Wer weiß, wie lange sie so hier gestanden hätten, wenn nicht eine dritte Person um die Ecke gebogen wäre. Nein, eigentlich waren es zwei Personen. Der junge Mann trug einen Anzug und schien aus recht wohlhabenden Verhältnissen zu stammen. Die junge Frau, die seinen Arm umklammert hielt und verliebt zu ihm aufsah, trug ein violettes Sommerkleid und golden glänzende Sandalen mit Pfennigabsätzen. Sie war stark geschminkt. Ihre dunkelblauen Augen funkelten, und das Sonnenlicht spiegelte sich in der silbernen Haarspange, die die schokoladenbraunen langen Locken zusammenhielt. Es war Nerissa mit ihrer neuen großen Liebe.

Verdammter Mist, dachte Haruka. Nicht auch noch das!

Michiru hatte sich umgedreht. Sie starrte Nerissa an und war ganz blaß geworden. Ob sie ahnte, daß Nerissa in den jungen Mann an ihrer Seite verliebt war?

Nerissa und ihr Begleiter hatten Michiru und Haruka noch nicht bemerkt. Nerissa schlenkerte eine Plastiktüte, die den Aufdruck einer teuren Boutique trug.

„Ich danke dir, Tsubasa“, rief sie und umarmte ihn überschwenglich. „Dieses Kleid ist wirklich himmlisch, einfach traumhaft schön!“

„Es wird dir ausgezeichnet stehen, mein Schatz“, sagte der junge Mann galant. „Du wirst der Star sein auf der Party heute abend.“

„Nun“, lächelte Nerissa und stellte sich auf Zehenspitzen, um ihm einen kurzen Kuß auf den Mund zu geben, „schließlich wird die Party auch mir zu Ehren gegeben.“

„Natürlich“, erwiderte er. „Ich möchte doch allen meine reizende und bezaubernde Verlobte vorstellen! Du kannst dir sicher sein, daß ich keine Kosten und Mühen gescheut habe, um die Party zu einem unvergeßlichen Ereignis für alle zu machen, und ganz besonders natürlich für dich, Neri, Liebes.“

„Tsubasa!“ flüsterte Nerissa und errötete.

Michiru war richtig weiß im Gesicht geworden. Haruka trat neben sie für den Fall, daß sie ohnmächtig werden würde. Aber sie wurde nicht ohnmächtig. Ihre Augen waren ganz groß, und schließlich stieß sie mit heiserer Stimme hervor: „Ne... Nerissa...!!“

Nerissa wandte sich um. Ihre Augen strahlten vor lauter Glück. Als sie jedoch Michiru erkannte, wurde auch sie blaß und alles Strahlen wich aus ihrem Gesicht. Sie ließ die Tüte fallen und wich zurück.

„Michiru!“ keuchte sie erschrocken.

Michiru war sehr blaß. „Das... war es also“, murmelte sie so leise, daß Haruka Mühe hatte, sie zu verstehen.

„Ja, jetzt... weißt du’s“, sagte Nerissa kleinlaut.

Nerissas Begleiter sah verwundert von einem zum anderem. Schließlich räusperte er sich. „Neri, Schatz, willst du mir deine reizende Freundin nicht vorstellen?“ fragte er.

„Ähem, ja, natürlich“, murmelte Nerissa und wurde rot. „Hm, Tsubasa, dies ist Kaiou Michiru, eine alte Freundin von mir. Michiru, das ist Tsubasa Mayako – mein Verlobter.“

Einfühlsamer geht’s wohl nicht, dachte Haruka, als sie bemerkte, wie Michiru bei diesen Worten zusammengezuckt war.

„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Kaiou“, lächelte Mr. Mayako und streckte Michiru die Hand hin. „Sie kommen doch heute abend zu der Party, die ich Nerissa zu Ehren geben werde? Sie sind herzlich willkommen!“

Michiru wich zurück. „I... ich... also, ich... ich glaube nicht, daß...“, stammelte sie hilflos.

„Sie kommen doch, nicht wahr?“ Mr. Mayako ließ nicht locker. „Es würde mir eine Ehre sein, Sie willkommen heißen zu dürfen, Miss Kaiou.“

Michiru brachte keinen Ton heraus. Sie tat Haruka leid. So trat sie mit soviel Ruhe, wie sie aufbringen konnte, neben sie und meinte: „Das wird leider nicht möglich sein, Mr. Mayako, aber Michiru hat heute abend schon etwas anderes vor. Nicht wahr, Michiru?“

„Oh, ja!“ sagte Michiru erleichtert und warf ihr einen dankbaren Blick zu.

Nerissa rümpfte die Nase, während Mr. Mayako erstaunt fragte: „Und wer ist dieser junge Mann? Möchtest du ihn mir nicht vorstellen, Nerissa, Liebling?“

Haruka konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während Nerissa mit einem bissigen Unterton in der Stimme sagte: „Dies ist Miss Tenô Haruka, eine Bekannte aus der Schule.“

Mr. Mayako wurde rot und machte eine hastige Verbeugung. „Oh, Verzeihung, entschuldigen Sie bitte, Miss Tenô! Ich bin sicher, Sie halten mich für sehr ungehobelt! Ich weiß auch nicht, wie ich eine reizende junge Dame wie Sie mit einem Mann verwechseln konnte! Das ist mir wirklich unerklärlich! Bitte verzeihen Sie meine Unbedarftheit!“

„Wieso, war doch ne nette Abwechslung“, antwortete Haruka.

Verwirrt sah Mr. Mayako sie an.

„Du mußt wissen, Schatz, Miss Tenô ist nicht gerade berühmt für ihre guten Manieren“, erklärte Nerissa säuerlich. „Da, wo sie herkommt, scheint es so etwas wie Anstand nicht zu geben.“

Haruka hatte auf einmal große Lust, sie zu verprügeln.

Überraschenderweise ergriff Michiru nun das Wort. „Schließ nicht immer von dir auf andere, Nerissa“, erklärte sie kühl.

Nerissa starrte sie an und wurde blaß.

Mr. Mayako hatte nichts mitbekommen. Er sah Haruka nachdenklich an. „Merkwürdig, Miss, aber ich glaube, ich kenne Sie irgendwo her. Nerissa, wie sagtest du, heißt sie?“

„Tenô Haruka“, knurrte Nerissa.

„Tenô Ha... aber natürlich, Sie sind die bekannte Rennfahrerin!“ Mr. Mayako war auf einmal sehr aufgeregt. „Welch eine Ehre, Sie kennenzulernen! Nicht wahr, Sie kommen doch zu meiner Party, oder?“

Haruka hob eine Augenbraue. „Ich bin sicher, daß Miss Nerissa sehr erfreut wäre, wenn ich käme...“

Nerissa starrte sie entsetzt an.

„... aber ich habe schon etwas anderes vor.“

Mr. Mayako sah aus, als täte ihm das ehrlich leid. „Aber ich bitte Sie, können Sie das nicht verschieben? Sie wären Ehrengast auf meiner Party, Miss Tenô!“

„Welche Ehre“, spottete Haruka.

Nerissa hob ihre Tüte vom Boden auf und nahm Mr. Mayakos Arm. „Tsubasa, laß uns weiter gehen“, bat sie. „Ich habe noch einen wichtigen Friseurtermin, und du wolltest mir noch diese bezaubernde Smaragdkette schenken, die ich im Auslagefenster des Juweliergeschäftes Osa.P. gesehen habe!“

„In der Tat, wir haben noch viel vor heute“, stimmte Mr. Mayako ihr zu. „Aber da fällt mir ein, ich wollte Mr. Furuhata noch zu der Party einladen. Ich werde ihn rasch aufsuchen. Vielleicht gelingt es dir ja inzwischen, deine Freundinnen doch noch zum Kommen zu überreden, Liebes.“ Er verschwand im Game Center, um mit Mr. Furuhata, dem Besitzer, zu sprechen.

Peinliches Schweigen breitete sich aus. Nerissa umklammerte den Henkel ihrer Tüte. Ohne Mr. Mayako an ihrer Seite war sie nicht länger die selbstsichere Lady, die sie die ganze Zeit über gemimt hatte.

Es war Michiru, die das Schweigen brach. „Nerissa... warum...?“ fragte sie tonlos.

Nerissa zuckte hilflos mit den Schultern. „Ich... ich... ich habe mich in ihn verliebt. Einfach so. Mein Gott, ich kann doch nichts dafür!“

„Und zu mir sagst du, es wäre ein anderes Mädchen“, sagte Michiru vorwurfsvoll. Ihre Stimme zitterte noch immer leicht.

Nerissa lehnte sich gegen die Straßenabsperrung. „Ich wollt dir nicht noch mehr weh tun, Michie“, versuchte sie zu erklären. Dann blitzten ihre Augen auf, sie deutete auf Haruka und meinte: „Aber sie wußte Bescheid!“

Das war volle Absicht! Diese falsche Schlange, dachte Haruka grimmig.

Wenn Blicke töten könnten, wäre Nerissa wohl auf der Stelle tot umgefallen. So aber blieb sie stehen und blickte Haruka hochmütig und triumphierend an.

Michiru fuhr herum und starrte Haruka an. „Du hast was!?“ stieß sie hervor.

„Ich habe es gewußt, ja“, gestand Haruka. Sie sah Nerissa an. „Aber vielleicht solltest du auch erwähnen, daß ich dir versprechen mußte, nichts zu verraten.“

„Ach nein?“ lächelte Nerissa. „Du warst es doch, die mir geraten hat, es Michiru nicht zu erzählen.“

„Das ist...“, fing Haruka wütend an, als Michiru sie ärgerlich unterbrach.

„Ach, wißt ihr was?“ schrie sie mit funkelnden Augen. „Ihr könnt mich beide mal!“ Sie fing an zu weinen und stürzte die Straße entlang davon.

„Michiru!“ schrie Nerissa bestürzt. „Komm zurück! Michie, bitte! Michiru!“

Haruka warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. „Gut gemacht!“ fauchte sie, drehte sich um und rannte hinter Michiru her. Wenn sie sie jetzt nicht aufhielt und mit ihr sprach, war es wohl für immer zu spät.

Haruka war eine schnellere Läuferin wie Michiru, und obwohl diese einen guten Vorsprung hatte, schaffte sie es, sie am Ende der Straße einzuholen.

Sie hielt sie am Arm fest. „Warte!“ keuchte sie atemlos. „Laß dir erklären...“

Michiru wandte sich jäh um. Auf ihrem verheulten Gesicht spiegelte sich blinde Wut. „Ach, du!“ fauchte sie. „Hau doch ab! Ich dachte immer, du bist etwas besonderes, Tenô Haruka! Ich dachte, du bist anders als die anderen! Aber ich hab mich getäuscht! Du bist genauso wie jeder andere!“

Haruka sah ihr direkt in die Augen. „Ach ja? Wenn du das glaubst, wenn du wirklich denkst, ich hätte dir mit Absicht weh getan, dann kann ich ja gehen. Dann haben wir uns nichts mehr zu sagen, Kaiou Michiru.“

Michiru bemühte sich sichtlich, ruhig zu bleiben. „Dann sag mir, wie es wirklich war, Haruka“, verlangte sie.

Sie bogen auf den Parkplatz ab und lehnten sich gegen Harukas Cabriolet. Haruka erzählte, wie ihr Nerissa damals alles gesagt hatte.

„Ich dachte, es sei besser so“, versuchte sie zu erklären. „Du warst damals so fertig, als Nerissa dich verlassen hatte. Ich hatte Angst, daß alles nur noch schlimmer werden würde, wenn du erfahren würdest, daß sie dich wegen eines Mannes verlassen hat.“

Michiru zuckte die Schultern. „Möglich“, erklärte sie kurz angebunden. „Aber ich hatte ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren.“

„Ja, aber es ist nicht meine Aufgabe gewesen, dir das zu sagen“, meinte Haruka. „Wenn dir jemand die Wahrheit hätte sagen müssen, dann Nerissa.“

„So?“ fragte Michiru spitz. „Das ist ja ganz was Neues! Sonst nimmst du es damit ja auch nicht so genau!“

„Was meinst du?“

„Ich sage nur: Seiya.“

Haruka seufzte. Das hätte sie sich eigentlich denken können. „Ach nee“, fragte sie nur, „und woher weißt du das schon wieder?“

„Man bekommt so einiges mit“, erwiderte sie nur. Aber es klang nicht, als wäre sie wirklich böse. Vielleicht war sie ja sogar ganz froh, daß Seiya endlich die Wahrheit kannte.

„Übrigens, Haruka“, fuhr sie nun fort, „danke, daß du mir vorhin geholfen hast. Du weißt schon, als Mr. Schleimi mich auf seine Party einladen wollte.“

Haruka lachte laut heraus. „Mr. Schleimi! Das paßt!“ grinste sie. „Dir übrigens auch vielen Dank.“

„Du meinst, weil ich dich verteidigt habe, als Nerissa so gemeine Sachen gesagt hat?“ Michiru lächelte und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. „Ich glaube, ich war es dir einfach schuldig.“

„Du bist mir überhaupt nichts schuldig“, widersprach Haruka. Sie deutete auf das Cabriolet. „Wie ist es? Kann ich dich nach Hause fahren?“

Michiru lächelte. „Ich weiß nicht, ob du das kannst“, sagte sie. „Aber du darfst.“

„Mit dem allergrößten Vergnügen“, erwiderte Haruka und öffnete ihr galant die Wagentür.

Weniger später fuhren sie über den Highway in Richtung Stadtrand. Haruka lehnte sich auf ihrem Sitz zurück. Seiya und Setsuna haben recht, dachte sie, ich muß um Michirus Liebe kämpfen!



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