Zum Inhalt der Seite

Ai No Kiseki

Wunder der Liebe
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ankunft im Regen

[Achtung: Ich hab diese FF geschrieben, da war ich 15 oder so... nuja... *g* Ich bitte trotzdem um Kritik und Lob und Schreie, wenn Fehler oder Ungereihmtheiten auftauchen! Danke!]
 

Die Zugtüren schlossen sich mit einem Quietschen. Dann setzte sich der ICE in Bewegung und verließ den Bahnhof. Haruka Tenô fand sich mit ihren Koffern allein auf Gleis 7 wieder. Ein Angestellter der Bahn, der die Kofferwagen unter eine Überdachung schob, warf ihr einen neugierigen Blick zu. Haruka wußte, daß sie einen recht seltsamen Anblick bot in dieser verhaßten Schuluniform ihres ehemaligen Internates, die sie eigentlich bisher so gut wie nie getragen hatte. Sie mochte keine Kleider und Röcke und sah dementsprechend merkwürdig darin aus. Sicher, manche sagten, sie sei hübsch – aber Haruka fand sich eher nicht so ansehnlich. Besonders dann nicht, wenn sie sich mit den langbeinigen, betont weiblich gekleideten Mitschülerinnen aus dem Internat verglich, die nichts anderes als Frisuren, Schminke und neue Kleider im Kopf hatten. Eigentlich war sie ganz froh, diese albernen Gänse nicht mehr sehen zu müssen. Eine Freundin hatte sie ja doch nicht gehabt, im Grunde hatte sie nie eine Freundin gehabt. Alle hatten sie ihre beste Freundin, der sie die größten Geheimnisse anvertrauten und die sie tröstete, wenn sie Liebeskummer hatten. Nur Haruka war das egal. Sie zog es vor, ihre Geheimnisse mit sich selbst auszumachen und Liebeskummer hatte sie sowieso nie.

Wieder warf der Angestellte einen Blick zu ihr hinüber. Haruka fragte sich, wieso die Heimleiterin darauf bestanden hatte, daß sie diese verdammte Uniform anzog. In dieser gräßlichen weißen Spitzenbluse kam sie sich furchtbar vor, und der dunkelblaue Blazer mit den Goldknöpfen und dem aufgestickten Schulwappen ließ sie wie eine dumme Schülerin aussehen, die nicht auf drei Zählen konnte und brav ihre Hausaufgaben machte und strebsam am allgemeinen Unterrichtsgeschehen teilnahm. Na ja, und der dunkelblaue enge knielange Rock, die kratzige Strumpfhose und die Lackschuhe wirkten wie Fremdkörper an ihr. Haruka hatte keine langen, schlanken Beine und eine zierliche, zartgliedrige Gestalt mit schmalen Schultern, wie die meisten Mädchen aus dem Internat für höhere Töchter, wo sie bis jetzt zur Schule gegangen war. Sie war die Größte ihrer Schule gewesen und hatte sogar teilweise die Lehrerinnen überragt. Und als zartgliedrig konnte man die kräftige, muskulöse und sehr männliche Gestalt mit den breiten Schultern auch nicht gerade bezeichnen. Auch ihr Gesicht wirkte nicht wie das eines siebzehn Jahre alten Mädchens, im Gegenteil, sie sah aus wie ein junger Mann mit markanten Gesichtszügen, dunklen Augen und ganz kurzen dunkelblonden Haaren. Kein Wunder also, daß der Mann so auffällig und verwundert herübersah.

Am liebsten hätte Haruka ihn gefragt, was es da zum Glotzen gäbe. Aber sie hatte der Heimleiterin hoch und heilig versprochen, keinen Ärger zu machen und keine Prügelei anzufangen.

„Wenn mir zu Ohren kommt, daß du dich schlecht betragen hast, wirst du weder dein Auto noch dein Motorrad bekommen, ist das klar?“ hatte sie streng gesagt.

Haruka hielt sich dran. Sie hatte nicht umsonst ihren Führerschein im Ausland gemacht, um früher als ihre Mitschülerinnen Auto fahren zu können. Auf keinen Fall wollte sie riskieren, daß man ihr den Wagen und ihr heißgeliebtes Motorrad, in das sie so viel Geld investiert hatte, vorenthielt. Leider war sie noch nicht volljährig, aber daran war im Moment nichts zu ändern. Wagen und Motorbike würden in einem Transporter gebracht werden, der auch Harukas restliche Sachen und einige ihr gehörende Möbelstücke brachte. Sie ärgerte sich immer noch, weil sie den Zug hatte benutzen müssen. Aber die Tante hatte darauf bestanden.

Ja, die Tante...

Es fing an zu regnen. Graue Wolken bedeckten den Himmel. Der Wind war kalt. Haruka nahm ihr Gepäck und stellte sich unter die Überdachung. Wo blieb die Tante?

Harukas Eltern waren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, als sie zwei Jahre alt war. Zwei Jahre lang hatte sie bei einer Nachbarin gewohnt, bis diese dann geheiratet hatte. Haruka war ein weiteres Jahr lang von einem zum anderen geschoben worden, bis schließlich das Jugendamt eingegriffen und sie in ein Waisenhaus gesteckt hatte. Da war sie geblieben, bis sie zwölf Jahre alt war. Sie war eine Einzelgängerin gewesen, immer schon. Hatte sich mit Jungs geprügelt und den mit ihren Puppen spielenden Mädchen nur ein paar verächtliche Blicke gegönnt. Alles technische zog sie an, und ihr größtes Interesse galt Autos und Motorrädern. Dann hatte sich eines Tages die Schwester ihrers Vaters, Himeko Tenô, gemeldet. Himeko hatte sich nie um Haruka gekümmert. Sie verwaltete lediglich das Vermögen, das die wohlhabenden Eltern ihr hinterlassen hatten. Haruka wußte nur, daß sie eine reiche Geschäftsfrau war, die nie Zeit hatte. Sie lebte alleine in einer großen Villa am Stadtrand von der Hauptstadt Tokio. Himeko hatte bestimmt, daß Haruka ein Internat für Töchter aus wohlhabenden Familien besuchen sollte. Da die Mädchen dort ein Instrument spielen mußten, lernte sie Klavier. Haruka besuchte von da an dieses Internat in Osaka. Eigentlich waren alle nett zu ihr, aber sie hatte keine Freiheit dort. In der Schule war sie so schlecht, daß sie in fast allen Fächern Nachhilfeunterricht brauchte. Ihre erste Tat war, die Klassensprecherin zu verprügeln, als diese sie darauf hinwies, daß die Klasse jedes Mal, wenn Haruka ein Verbot übertrat oder nicht gehorchte, einen Strafpunkt bekam und sich inzwischen bereits über zwanzig Punkte angesammelt hatten. Die Klassenlehrerin ging dazwischen, und Haruka wurde für zwei Tage in den sogenannten »Raum des Nachdenkens« gesperrt. Es wurde aber nicht besser mit ihr. Sie lehnte sich auf, wo sie konnte. Sie übertrat mit voller Absicht Verbote, mißachtete Regeln, fing Prügeleien an und kletterte nachts aus dem Fenster, um in diversen Lokalen an Spielautomaten ihr Glück zu versuchen und danach mit irgendwelchen tätowierten Muskelprotzen ein paar Runden auf dem Motorrad zu drehen. Als das herauskam, hatte Haruka es nur der inständigen Bitte ihrer unbekannten Tante zu verdanken, daß sie bleiben konnte. Die Tante schickte ihr Geld, damit sie während der Sommerferien in die USA in eine Jugendherberge fahren konnte. In Amerika machte Haruka dann auch ihren Auto- und ihren Motorradführerschein. Da sie über genügend Taschengeld verfügte, ein prallgefülltes Sparkonto hatte und praktisch nie Gelegenheit zum Geldausgeben bekam, schaffte sie sich bei der ersten Gelegenheit zum Entsetzen der Heimleiterin ein gebrauchtes Cabriolet und ein nagelneues Motorrad an. Ihr wurde beides weggenommen mit dem Hinweis, daß es Internatsschülerinnen nicht erlaubt sei, derartige Dinge zu besitzen. Aber Haruka bestach den Gärtner, und da dieser einen Schlüssel für die Schulgaragen hatte, schlich sie sich immer öfters heimlich aus der Schule, meist nachts, aber oft auch tagsüber, und preschte mit ihrem Motorrad durch die Straßen oder ließ sich im Cabrio den Wind um die Nase wehen. Ihr Name wurde immer öfters mit den Siegen bei harten Motocross-Rennen in Verbindung gebracht. Natürlich kam alles heraus. Schließlich erhielt sie die Erlaubnis, ab und zu in die Stadt zu fahren. Obwohl ihre Teilnahme an Motocross-Rennen nicht gern gesehen wurden, so stellte sich wieder die fremde Tante schützend vor sie. Offenbar hatten Harukas Eltern in ihrem Testament verfügt, daß ihre einzige Tochter im Falle ihres Todes nicht nur die Alleinerbin sein sollte, sondern auch auf diese Schule gehen sollte und daß ihr dort alle Sonderrechte zustehen sollten. Haruka war das natürlich recht. Daß sie die Schlechteste der Klasse war, kümmerte sie kaum. Sie machte keine Schularbeiten mehr und weigerte sich beim Küchendienst zu helfen. Die Handarbeits- und Hauswirtschaftsstunden schwänzte sie immer. Trotzdem kam sie immer durch und blieb nicht sitzen. Sie lernte bald, daß man mit genügend Geld alles erreichen konnte. Nur in Sport glänzte sie, da war sie die Beste. Es gab kein Mädchen, das besser Basketball spielte oder schneller lief als sie. Sie war in jeder Sportart ein As, wie alle neidlos anerkennen mußten. Auch Computertechnik und Informatik waren Fächer, die ihr lagen. Wenn es einen Computer zu reparieren galt, dann fragte man Haruka. Und man konnte sicher sein, daß sie den Fehler innerhalb kürzester Zeit gefunden hatte.

„Sie ist anormal“, hieß es bei den Mitschülerinnen. „So wie die benimmt sich kein normaler Mensch! Mit ihr möchten wir nicht mehr als nötig zu tun haben! Sie ist so arrogant und überheblich!“

Haruka machte sich nichts drauß. Sie war das gewohnt und verschloß sich, ließ keinen an sich heran. Die Lehrerinnen seufzten oft und jammerten, was für ein schwieriges Kind sie doch sei und daß man nur Probleme mit ihr habe.

Und jetzt? Vor genau drei Wochen war ein Brief der reichen Tante im Internat eingetroffen. Sie wünschte, daß Haruka zu ihr ziehen würde. Erleichterung unter den Lehrern und Schülerinnen. Haruka wunderte sich zwar, aber ihr war es egal. Hauptsache, mehr Freiheit. Frei sein, Motorrad fahren, am Auto herummontieren, in Spielhallen gehen, Sport betreiben, vielleicht ein eigener Computer... Dinge, die im Internat einfach unmöglich waren, taten sich nun vor Haruka auf. Die Tante war ihr im Grunde gleichgültig. Allerdings, mußte sie zugeben, ein kleines bißchen neugierig war sie ja schon auf die Frau, die ihr Geld gegeben hatte, ohne sie richtig zu kennen und die offenbar die Heimleitung bestochen hatte...

Haruka verdrängte die Gedanken an ihre Vergangenheit. Sie drehte sich um. Der Angestellte schien zu zögern. Dann kam er diensteifrig auf sie zu und fragte höflich: „Verzeihen Sie bitte, Miß, kann ich Ihnen vielleicht irgendwie helfen?“

„Nein, danke!“ antwortete Haruka so abweisend und mit ihrer gewohnt rauhen, männlichen Stimme, daß er erschrocken ein paar Schritte zurückwich, etwas murmelte und mit hochrotem Kopf davonstürzte.

Fast hätte Haruka gelacht. Es war zu deutlich: Er hielt sie für einen Mann in Frauenkleidern. Irgendwie schmeichelte ihr das. Sie wäre schon immer lieber ein Junge gewesen. Mädchen hatten es viel schwerer. Diese Erfahrung hatte sie immer wieder machen müssen.

„Haruka?“

Eine fremde, geschäftsmäßige Stimme sagte ihren Namen. Haruka drehte sich um. Hinter ihr stand eine Frau Mitte Vierzig. Sie war groß und recht kräftig mit kurzen dunkelblonden Haaren und blauen Augen. Sie trug ein schickes Kostüm und wirkte wie eine knallharte Geschäftsfrau. Alles an ihr, die Kleidung, die Frisur, die Schminke, saß tadellos.

„Tante Himeko?“ fragte Haruka.

Die Frau nickte. „Genau. Willkommen also in Tokio, Haruka.“ Sie streckte ihrer Nichte förmlich die Hand hin, und Haruka, die sich eigentlich nichts aus Höflichkeitsfloskeln machte, ergriff sie notgedrungen und schüttelte sie.

„Ich hoffe, du hattest eine gute Reise“, sagte die Tante. Haruka wollte etwas sagen, aber sie ließ sie überhaupt nicht zu Wort kommen, sondern fuhr, auf das Gepäck deutend, fort: „Ist das alles, was du mit hast?“

„Der Rest kommt per Transporter“, antwortete Haruka. „Auch der Wagen und das Motorrad und ein paar Möbelstücke.“

„Gut. Nimm jetzt deine Koffer und komm mit, wir müssen uns beeilen. Ich habe gleich nachher noch einen äußerst wichtigen Termin!“ Ihre Stimme ließ anmerken, daß sie keinen Widerspruch duldete.

Haruka nahm die Koffer und folgte ihrer Tante durch die Unterführung hinaus auf die Straße. Der Regen war schlimmer geworden. Er trommelte auf das Straßenpflaster und bildete kleine Pfützen. Keine besonders tolle Ankunft, dachte Haruka.

„Mein Gott, schon wieder Regen!“ schimpfte Himeko, und die Absätze ihrer Pumps klapperten auf dem harten Asphalt. „Das ist ja nicht zum Aushalten! Mein Kostüm wird noch völlig ruiniert werden bei dem Sauwetter!“ Sie drehte sich um und sah Haruka vorwurfsvoll an, so als sei das ihre Schuld.

Der Parkplatz lag kaum eine Minute vom Bahnhof entfernt. Dichte Regenwolken bedeckten den Himmel und verfinsterten den Tag. Das Auto der Tante, ein nagelneuer silberner Mercedes mit aufklappbarem Verdeck, war von einer Schar kleiner Jungen umlagert, die staunend mit den Fingern darauf zeigten.

Energisch scheuchte Himeko sie zur Seite. „Haut ab! Na los, verschwindet! Gesindel! Ihr habt hier nichts verloren!“ Sie öffnete den Kofferraum und wartete, bis Haruka das Gepäck verstaut hatte. Dann stiegen sie ein.

„Was für ein Auto!“ sagte Haruka sichtlich beeindruckt.

„Unsinn“, erwiderte Himeko, während sie Gas gab und den Wagen geschickt aus der Parklücke fuhr. „Für Menschen mit gehobenem Lebensstandard ist das nichts Besonderes. Ich benutze ihn für meine Dienstfahrten. In der Freizeit, sofern ich überhaupt welche habe, fahre ich natürlich einen Porsche.“

„Natürlich“, erwiderte Haruka und schluckte erst einmal.

„Für dich steht auch ein Zweitwagen in der Garage, leider ohne Verdeck. Aber dazu hast du dein Cabriolet. Ich denke, es wird also keine Probleme geben.“

Verblüfft sah Haruka ihre Tante an. „Was – ich bekomme einen Wagen?“

„Selbstverständlich. Um es von vornherein klarzustellen, ich hatte niemals die Absicht, dich bei mir aufzunehmen, aber es war der letzte Wille deiner Eltern, daß ich mich im Falle ihres Todes um dich kümmere. Jetzt, da ich keine Geldprobleme mehr fürchten muß und meine Existenz gesichert ist, werde ich den Wunsch wohl oder übel erfüllen müssen. Du siehst, ich tue das bei Gott nicht freiwillig! Aber du bist fast achtzehn, du wirst es verstehen. Ich mag keine jungen Leute. Also um es gleich im Voraus zu sagen, erwarte nicht, daß ich mich um dich kümmere! Du machst hier in Tokio die Schule zu Ende und wirst studieren, so wie es deine Eltern gewollt haben. Was du in deiner freien Zeit machst, ist mir gleichgültig. Ich kann mich nicht auch noch darum kümmern.“ Ihre Stimme klang bestimmt, allerdings nicht unfreundlich, als sie dies sagte.

„Klar“, sagte Haruka. „Ist schon okay.“

„Du wirst genügend Taschengeld bekommen, also brauchst du dir darum keine Sorgen zu machen“, fuhr Tante Himeko fort. „In der Villa hast du praktisch das gesamte obere Stockwerk für dich. Du kannst immer im Schwimmingpool baden, wann du willst, und die Arbeiten im Haus verrichten das Tagesmädchen und die Putzfrau, die dreimal in der Woche kommt. Wenn ich nicht Zuhause bin, wirst du dir selbst etwas zu Essen richten müssen. Und ich bin sehr selten Zuhause. Wenn nicht, dann bitte das Tagesmädchen, diese Fertigpackungen einzukaufen. Es würde sich nicht lohnen, eine Köchin einzustellen, so wenig wie ich zum Essen da bin.“

„Sicher nicht“, murmelte Haruka, die das alles erst einmal verdauen mußte. Das war wie in einem Film: Von dem engen Zimmer im Internat in eine eigene Wohnung, die in einer riesigen Villa lag, einen Zweitwagen, Schwimmingpool, Personal... es war Wahnsinn!

Mrs. Tenô lenkte den Wagen ruhig und sicher durch den Großstadtverkehr in Richtung Stadtrand. Während sie an einer Ampel hielt, zündete sie sich eine Zigarette an.

„Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich im Wagen rauche“, sagte sie, doch es hörte sich an, als interessiere sie das eigentlich überhaupt nicht. „Ich bin manchmal etwas nervös und brauche dann eine Zigarette.“

„Ja“, sagte Haruka, während sie insgeheim den Qualm verfluchte, der ihr direkt ins Gesicht blies.

Die Ampel schaltete von Rot auf Grün. Mrs. Tenô drückte die Zigarette aus und steckte sie in einen kleinen, oberhalb des Amaturenbrettes angebrachten Aschenbecher. „Na endlich“, murmelte sie. „Das wurde aber auch Zeit! Ich bin ohnehin schon etwas spät dran.“

Den Rest der Fahrt legten sie schweigend zurück, während der Regen gleichmäßig auf das Autodach trommelte. Haruka fand, daß es ein irres Gefühl war, in diesem Mercedes zu fahren.

„Gleich haben wir’s geschafft“, brach die Tante erleichtert das Schweigen. „Aber ich muß leider gleich los. Geschäfte, weißt du. Mr. Hayes und Mr. Banks haben für heute abend ein Geschäftsessen mit den Investoren von Leisure Entertainment angesetzt. Ich darf auf keinen Fall zu spät kommen!“

Haruka wußte, daß seine Tante die Vizepräsidentin von Spaulding International, einer berühmten Modefirma war. Sie hatte auch schon von Leisure Entertainment gehört. Diese Firma stellte die tollsten und prächtigsten Stoffe her – wenn man den Modejournalen von Haruka ehemaligen Klassenkameraden glauben konnte. Haruka konnte sich gut vorstellen, wie wichtig es war, daß ihre Tante mit dieser Firma ins Geschäft kam.

Sie bogen in eine ruhige Seitenstraße ab, deren riesige Häuser alle samt Reichtum und Eleganz ausstrahlten. In einem großen Garten wirtschaftete ein Gärtner, und auf einem Mauerpfosten eines anderen Hauses thronte eine Perserkatze, die sich gerade die Pfoten leckte. Ansonsten war niemand zu sehen, was sicher nicht zuletzt an dem Regenguß lag.

Mrs. Tenô parkte den Wagen in einem großen gepflasterten Hof. „Ich denke, ich lasse den Wagen hier stehen, ich muß doch gleich wieder weg“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Haruka und stieg aus.

Auch Haruka kletterte aus dem Wagen. Sie sah sich um. Das Haus ihrer Tante war ohne Zweifel die größte Villa hier. Mit seinem leuchtend weißen Anstrich und dem großen Balkon sah es noch recht neu aus, und dabei wohnte Himeko schon seit vielen Jahren hier. Eine große steinerne Eingangstreppe führte zur Haustür.

Haruka nahm ihre Koffer und stieg die Treppe hinauf. Mrs. Tenô folgte ihr und schloß die Tür auf. Im selben Augenblick schoß ein kleines weißes Vieh laut kläffend die Treppe herunter und sprang auf Haruka zu. Es war ein Hund, ein Spitz.

„Fiffi!“ befahl Mrs. Tenô. „Aus! Hast du nicht gehört, Fiffi? Aus habe ich gesagt!“

Der kleine Hund hielt inne, beschnupperte Haruka jedoch mißtrauisch, bevor er dann leise zu knurren anfing. Haruka seufzte innerlich. Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Sie haßte solche kleinen Kläffer!

„Du mußt Fiffi entschuldigen“, sagte Mrs. Tenô, während sie ihren Pelzmantel auszog und an einen Garderobenhaken hängte. „Er ist noch sehr jung und verspielt.“

Verspielt? Haruka betrachtete das knurrende Etwa zu ihren Füßen mit hochgezogenen Augenbrauen und beschloß, dazu lieber keinen Kommentar zu geben.

„Ich muß sofort los. Laß mich dir nur noch rasch deine Wohnung zeigen“, sagte die Tante und ging voraus die Marmortreppe hinauf. Haruka folgte mit dem Gepäck, der kleine Hund blieb zu ihrer Erleichterung noch immer knurrend an der Haustür zurück.

Der obere Flur war durch eine Glastür geteilt. Mrs. Tenô schob sie auf. „Das sind deine Zimmer“, erklärte sie. „Schlafzimmer, Badezimmer, Küche und Wohnzimmer.“

„Wow“, konnte Haruka nur sagen. Sie war wohl zum ersten Mal in ihrem Leben sprachlos.

„Kommst du allein klar?“ fragte Himeko. „Ich muß gehen. Und paß auf, daß Fiffi nicht rausläuft, hörst du!“ Und damit wandte sie sich um und verließ das Zimmer.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (7)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Emma_Frost
2007-01-13T21:28:24+00:00 13.01.2007 22:28
danke!
Von: abgemeldet
2007-01-13T21:15:53+00:00 13.01.2007 22:15
Also mir gefällt die ff sehr gut, aber leider tuen mir jetzt die augen etwas weh XD
Mach weiter so^^
Von:  Emma_Frost
2006-10-25T07:04:16+00:00 25.10.2006 09:04
ja, ich hab noch andere :)
Von: abgemeldet
2006-10-25T04:10:52+00:00 25.10.2006 06:10
Zitat von DirrtyHaruka:
So mir tun die Augen weh und ich bin müde (Siehe uhrzeit). Keine Ahnung wie lange ich jetzt schon hier sitze und die FF gelesen habe, aber ich konnte zwischendurch nicht aufhören zu lesen.

Me:
So hab ich mich ebenfalls gefühlt *g* Sag mal, hast du noch andere FFs? Weil in deinem Steckbrief ja nichts steht.

Du schreibst echt gut, und man kann sich alles super vorstellen. Und die Story ist einfach nur ... Wonderful.
Von:  Finya
2006-09-11T02:33:18+00:00 11.09.2006 04:33
Diese FF ist wirklich toll! Hab mir alles in einem Zug durchgelesen! Der Schreibstiel ist super!
Bitte schreib schnell weiter! Ich möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht. Dickes Lob!!! *ungeduldig-auf-fortsetzung-wart*
Von:  Emma_Frost
2006-08-31T07:11:23+00:00 31.08.2006 09:11
wegen dem ice - die hab ich geschrieben, als ich so 14, 15 war, vielleicht haben da die ices noch gequietscht *g* oder ich wusste es nicht besser^^ jedenfalls danke fürs drauf aufmerksam machen!
Von: abgemeldet
2006-08-30T21:58:56+00:00 30.08.2006 23:58
Wow! Geniale FF! Das ist wirklich eine der besten die ich je gelesen habe! Bin froh, dass du dich entschieden hast sie bei Animexx hochzuladen!

LG, racer
Von:  RedSky
2006-08-28T12:51:17+00:00 28.08.2006 14:51
Sehr schöner Einstieg. Mir gefällt die Atmosphäre sehr gut; die bringst du wirklich toll rüber! Die grauen Regenwolken und der nasse Asphalt...
XD Na, dass Haruka sich in Mädchenkleidung fremd fühlt, kommt mir jetzt irgendwie bekannt vor.... X3~
Mir ist nur eine Kleinigkeit aufgefallen: Du schriebst, dass die Türen des ICE´s sich "quietschend" schlossen; ein ICE hat doch diese Schiebetüren. Können die quietschen? O.o'
Von:  Emma_Frost
2006-08-22T13:47:50+00:00 22.08.2006 15:47
Wow... *eek* ich kann mich nicht mal daran erinnern, dass diese ff überhaupt jemals on war... die hatte ich glaube ich nur privat zum lesen verschickt... jetzt bin ich platt...^^
ne freundin meinte, ich könnte hier doch mal alte ffs von mir posten, drum kam ich auf die idee, die jetzt hier zu posten...
Von: abgemeldet
2006-08-22T11:25:44+00:00 22.08.2006 13:25
Wunderbar gute Frau!
Die FF ist seit Jahren mein absolutes Lieblingswerk. Ich kann dir gar net sagen, wie lange ich im Net danach gesucht habe, von wem diese FF ist. Alles war zwecklos.
Wo kommst du so plötzlich her?
Und wie kommt es, dass du dich dazu entschieden hast, diese FF wieder ins Netz zu setzen, nachdem sie schon seit Jahren nirgends mehr zu finden war?
Auf jeden Fall kann ich nur nochmals wiederholen:
Diese FF ist ein absolutes Meisterwerk und die Storie, an der ich absolut ALLE anderen messe. ^^

Gruss
Ruka


Zurück