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Kannst du es fühlen?

Atemu x Yugi
von

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Projekttage

Danke! an alle Kommi-Schreiber! Sowas motiviert ungemein^^
 

kurviv: Träume/ Gedanken/ Erinnerungen, aber auch Schrift auf Papier
 

3. Projekttage
 

„Du hast ihn einfach so mit auf dein Zimmer geschleppt und ihr habt Dungeon Dice Monsters gespielt?“ fragte Téa ungläubig. „Das hätte ich gern gesehen! Warum hast du denn nicht angerufen?“

„Ich kann ihm doch schlecht sagen, ‚Ich rufe jetzt meine Freunde an, damit sie zusehen können, wie Sie das Spiel lernen.’“, erwiderte Yugi.

Joey legte den Arm kumpelhaft um Téas Schultern. „Meine Liebe, du hörst dich ja schon an wie die ganzen Girlies, die von dem Referendar schwärmen.“

Téa wurde hochrot im Gesicht und stierte den Fußboden an.

„Mann, Joey, du Trampeltier! Mal wieder mit beiden Füßen gleichzeitig ins größte Fettnäpfchen weit und breit!“ rief Tristan und sah Téa mitleidig an.

„Er wurde von Spiel zu Spiel besser“, fuhr Yugi fort, um seine Freundin aus der Schusslinie zu holen. „Danach hab ich ihm noch mein Deck, oder besser: unser Deck, gezeigt und er war begeistert. Vielleicht haben wir ja irgendwann einmal Zeit, uns zu duellieren.“
 

„Wie einige von euch vielleicht wissen, ist Frau Asai ab dieser Woche in Schwangerschaftsurlaub. Deshalb werde ich euch bis zu den Sommerferien unterrichten“, eröffnete Herr Yamito die erste Geschichtestunde nach den Ferien.

„Leider kommen wir auch gleich zu einem weniger erfreulichen Thema, denn mir wird die Ehre zuteil, euch eure Klausuren zurückzugeben“, fuhr er etwas sarkastisch fort. „Da sie sehr durchwachsen ausgefallen ist, werde ich euch erst die Fragebögen austeilen und wir werden ihn gemeinsam durchgehen.“

In der Klasse war einiges Stöhnen und Murren zu hören. Wieso wollte er sie so lange warten lassen?

Yugis Herz schlug vor Aufregung schneller. Wieso spannte der Referendar sie so auf die Folter?

Er wollte endlich seine Note sehen, wollte er doch mindestens eine 13, um im Jahresschnitt eine 08 herauszuschlagen. Der Junge nahm das Arbeitsblatt aus Herrn Yamitos Händen entgegen.

Der Referendar hatte mit Bleistift rechts oben Yugis Namen drauf geschrieben, damit jeder sein Blatt zurückbekam, da Yugi sicherlich nicht der Einzige war, der sich Notizen neben die Fragestellungen gekritzelt hatte.

„Die erste Frage, Ikumi“, begann Yamito, als er wieder am Pult angekommen war.

Yugi warf einen Blick auf besagtes Mädchen und erkannte sofort, dass diese sich nicht gemeldet hatte.

Nanu, so fies kannte er Yamito gar nicht.

Oder wollte er ihr nach dem Rauswurf bei der Klausur die Chance geben, Pluspunkte zu sammeln?

Ikumi war genauso blass, wie zu dem Zeitpunkt, als der Referendar sie erwischt hatte und sie schüttelte nur schweigend den Kopf, um zu bedeuten, dass sie die Antwort nicht wusste.

Herr Yamito fixierte sie noch eine Weile, dann wandte er den Blick ab. „Wer kann sagen, was bei dieser Aufgabe verlangt war?“
 

Die Berichtigung der Klausur beanspruchte fast die gesamte Doppelstunde, bevor der Referendar die Hefte endlich austeilte.

„Yugi Muto.“ Vor Yugis Heft hatte er schon einige Hefte verteilt.

Yugis Herz schlug vor Anspannung einen Trommelwirbel, aber als er dann einen Blick in Herrn Yamitos ernstes Gesicht warf, als dieser auf ihn zutrat, setzte eben jener Herzschlag augenblicklich aus.

War es denn so schlecht für ihn gelaufen?

Er nahm das Heft entgegen und blätterte hastig zu der letzten Seite. 11.

Yugi atmete tief durch. Zwar nicht ganz das, was er sich erhofft hatte, aber ein guter Anfang.

Als er sowohl Herrn Shimizus als auch Herrn Yamitos Unterschrift unter der Note bemerkte, wurde ihm schlagartig klar, weshalb Atemus Gesichtsausdruck so ernst gewesen war.

Er hatte sicherlich seine Noten aus dem Vorjahr gesehen.

Himmel, wieso hatte er nicht einfach ein neues Heft benutzt? Wie stand er jetzt vor ihm da? Er bemühte sich ja erst, seitdem Herr Yamito aufgetaucht war, um gute Noten.

Kurz nachdem Herr Yamito das letzte Heft ausgegeben hatte, klingelte es zur Pause.

Yugi packte weg und schlich mit hängendem Kopf aus dem Saal.

Seine Euphorie über die gute Note war schnell umgeschlagen.

„Ach, Yugi, warte mal“, hörte er Herrn Yamito aus dem Saal heraus nach ihm rufen.

Er hob überrascht den Kopf. Würde der Referendar seine schlechten Noten ansprechen wollen?

Der Junge wappnete innerlich, während er darauf wartete, dass Herr Yamito zu ihm aufschloss.

„Ich bräuchte deine Hilfe.“ Atemu grinste schief, als er Yugi erreichte.

Yugi sah ihn mit großen Augen an. Wie bitte? Ein Lehrer, der einen Schüler um Hilfe bat?

„Ihr habt doch diese Projekttage an eurer Schule. So was kenne ich gar nicht. Könntest du mir ein paar Tipps für den Aushang geben? Ich habe hier schon einen Entwurf.“ Herr Yamito reichte ihm ein weißes Blatt Papier, auf dem mit Computer ein paar Zeilen geschrieben standen.

Yugi las es durch:
 

Ägyptenausstellung

Termin: Freitag, 9.00 - 20.30 Uhr

Montag – Donnerstag: Vorbereitung

- Kleben und Bemalen von Plakaten

- Pharaonensarg aus Pappmaché

- Schnitzten einer Pyramide

Kosten für Materialien: ca. ~

Betreuer:
 

Yugi sah den Referendaren an, der gespannt auf eine Antwort wartete. „So würde ich das gar nicht machen. Das ist so eher … schlecht.“

„Ach so?“ Atemu sah enttäuscht aus. „Was würdest du vorschlagen?“

„An sich ist die Idee, einen Stand bei der Ägyptenausstellung aufzubauen, gar nicht schlecht.“ Yugi hatte gelesen, dass diese bald in Domino stattfinden würde, hatte aber nicht gewusst, dass sie in die Projekttage Mitte Juni fallen würde. „Zunächst einmal sollten Sie unter Termin nur Freitag angeben, da solche Uhrzeiten eventuell die Schüler von vorne herein abschrecken. Dann sollten Sie vielleicht ein Vortreffen machen, Ideen sammeln und ein Thema festlegen. Natürlich können Sie auch ihre Vorschläge auf das Papier setzen, aber Sie sollten die Schüler auch fordern und kreativ sein lassen. Bei der Vorbesprechung sollte auch geklärt werden, wer welche Materialien mitbringt. Die Kosten sollte man ganz weg lassen und später festlegen. Wenn dennoch irgendwas fehlt, können Sie dann die Betreuer losschicken, dass diese es noch besorgen.“

Yugi reichte ihm das Blatt wieder und war gespannt auf seine Reaktion. Er war einfach so ehrlich wie möglich gewesen, immerhin hatte der Ältere ihn um Rat gefragt.

Herr Yamito sah sich den Zettel nachdenklich an.

„Ich hatte eigentlich gehofft, dass du einer meiner Betreuer sein könntest.“ Die 12.klässler mussten die einzelnen Projekte betreuen, für sie wurden keine Projekttage mehr angeboten.

Er richtete seinen Blick wieder auf seinen Gesprächspartner.

„Ah, ja, gerne!“ lächelte Yugi erleichtert. Atemu schien die Kritik gut aufzunehmen.
 


 

Ein paar Tage später packte Yugi in der Mathestunde den von Atemu überarbeiteten neuen Zettel aus. Unter dem Punkt Betreuer schrieb er seinen Namen.

Dann reichte er den Zettel an seine Freunde weiter.

„Den hat mir Atemu, ich meine, Herr Yamito, eben gegeben“, erklärte er dazu.

Als er den Zettel nach der Stunde wieder zurückbekam, standen zwei weitere Namen unter seinem: Joey Wheeler und Téa Gardner.

„Tut mir Leid, dass ich Atemu nicht unterstützen kann, aber du weißt doch, dass ich beim Training des Wasserballteams assistiere“, begann Tristan, sich zu entschuldigen. „In der Woche, in der die Projekttage stattfinden, sind wir von einer Schule in Yokohama für Wettkämpfe eingeladen. Das Ganze wird als Projekt deklariert, damit die Teilnehmer an keinen anderen Projekten teilnehmen müssen. Dort werde ich dann der Betreuer sein.“

„Ich denke sowieso, dass drei Betreuer reichen“, erklärte Téa. „Wer weiß, wie viele Leute sich melden, nicht dass nachher mehr Betreuer als Teilnehmer in dem Projekt sind.“

„So beliebt, wie Yamito ist, wird sein Projekt sicherlich überfüllt sein“, meinte Joey und lugte Yugi über die Schulter. „Hat er die Teilnehmerzahl eigentlich begrenzt?“

„Nein, hat er nicht. Aber ich denke, dass wird sowieso von der Schulleitung in Grenzen gehalten“, entgegnete Yugi. Im Foyer angekommen, sah er sich um. „Eigentlich wollte er hier warten, damit ich ihm den Zettel zurückgeben kann.“

„Wenn du das früher gesagt hättest, hätte Téa sich noch hübsch machen können“, stichelte Joey.

Téa wurde wieder rot im Gesicht und strich sich verlegen eine hartnäckige Haarsträhne hinters Ohr.

„Jetzt gib’s mal auf!“ rief Tristan. Das ging jetzt schon die ganze Woche so. Joey zog Téa auf und Tristan verteidigte sie gewissenhaft.

Yugi hingegen hatte schon längst aufgegeben, Joey ändern zu wollen.

Außerdem hatte er gerade Atemu entdeckt. „Ruhe jetzt!“ zischte er und folgte dem Referendar, der gerade die Treppe runterkam, mit dem Blick.

„Aye, aye, Sir!“ salutierte Joey scherzhaft. Er hatte Yamito inzwischen auch bemerkt und wollte Téa keineswegs vor ihm bloßstellen, das tat er nur unter ihnen vier.

„Entschuldige, ich wurde aufgehalten!“ Atemu lächelte in die Runde und warf jedem einen flüchtigen Blick zu. Dann wandte er sich zu Yugi. „So besser?“

Yugi nickte und reichte ihm den Zettel wieder.

Herr Yamito warf einen Blick darauf. „Oh, dann habe ich jetzt also drei Betreuer?“ Er schien sich zu freuen.

„Ich kenne euch ja alle“, stellte er fest, denn er unterrichtete nun auch den Politik-LK und den Geschichts-GK, während Kamata und Shimizu in dieser Zeit andere Klassen unterrichteten.

Erst als Herr Yamito an die grünen Stellwände trat, fiel der Clique auf, dass während der 7. Stunde sämtliche Vorstellungszettel der anderen Projekte schon angebracht worden waren.

Nur eine DIN A 4 große Fläche war frei, wo der Referendar nun seinen Zettel mit Reißzwecken befestigte. Dann schrieb er die Laufnummer des Projekts mit schwarzem Fineliner darauf.

„Habt ihr einen Vorschlag, wann das Vortreffen stattfinden soll?“ wandte Herr Yamito sich an die Schüler.

„Am Besten in der Woche vorher in einer großen Pause. Dann werden wohl alle da sein“, entgegnete Yugi. „Hauptsache nicht Dienstags in der ersten großen Pause. Da bin ich meistens spät dran.“

Herr Yamito winkte lächelnd ab. „Ich ja auch. Sonst noch irgendwelche Wünsche?“ Er sah Téa und Joey an.

Die beiden angesprochenen schüttelten den Kopf.

Gemeinsam gingen sie ins Parterre hinunter. Sie verließen das Schulgebäude.

„Kommst du, Téa?“ Yugi war mit Atemu voraus gegangen und drehte sich nun zu seiner Freundin um. Sie gingen nach der Schule immer gemeinsam zum Bus.

„Nein, ich muss heute nach Beika. Meine Mutter und ich treffen uns dort, um essen zu gehen“, verneinte sie.

Herr Yamito blieb stehen und wandte sich zu ihr um. „Beika? In die Richtung muss ich auch, soll ich dich mitnehmen?“

„Äh, also… ich…“ Téa stockte verlegen und ein leichter Rotton überzog ihre Wangen.

„Dieses Angebot kannst du doch nicht ablehnen“, Joey legte ihr eine Hand auf die Schulter und Tristan nickte.

„Ja, OK“, entschied Téa dann.

Während Yugi hinter Herrn Yamito stand und die Szene beobachtete, überrollte ihn ein seltsames Gefühl.

War das Neid? Oder gar Eifersucht?

Schwachsinn! Er kämpfte diese Gefühle nieder.

Er sollte sich besser mit seiner Freundin freuen.
 


 

„Na, wie war’s?“ erkundigte Joey sich am nächsten Tag überschwänglich.

„Mir wird nur schlecht, wenn ich daran denke!“ erklärte Téa mit großer Ernsthaftigkeit.

Das warf Joey allerdings ganz aus dem Konzept. „Wie denn das?“

„Wir sind mit seinem Motorrad gefahren“, erläuterte Téa und verzog das Gesicht.

„Ist sein Fahrstil so schlecht?“ hakte Joey grinsend nach.

„Das weiß ich nicht, ich bin zum ersten Mal Motorrad gefahren. Aber wir sind über eine Schnellstraße gefahren, die zudem noch sehr kurvenreich war. Mir ist der Asphalt öfter näher gekommen, als mir lieb war“, entgegnete Téa.

Yugi musste grinsen. Irgendwie war er schon fast schadenfroh. Er hatte ja vorher schon gewusst, dass Yamito immer mit dem Motorrad zur Schule kam.

„Das dürfte doch kein Problem gewesen sein, du hättest dich doch einfach an ihm festklammern können!“ meinte Joey. Sonst war sie doch nicht auf den Kopf gefallen.

Augenblicklich verschwand Yugis Grinsen von seinem Gesicht.

„Hab ich doch, aber viel geändert hat’s nicht“, seufzte Téa. „Ich war ganz froh, als wir endlich da waren.“

„Hat dir das Essen danach überhaupt noch geschmeckt?“ neckte Joey weiter.

„Naja, meine Mutter hat gleich bemerkt, dass ich sehr blass bin, wir haben noch etwas gewartet, bis es mir wieder besser ging“, erwiderte Téa. „Eins sage ich euch: ich werde nie wieder Motorrad fahren!“

Yugi wandte sich von dem Gespräch ab. Er wusste absolut nichts mit seinen widerstreitenden Gefühlen anzufangen.

Wenn er mit Atemu Motorrad gefahren wäre, hätte er es vermutlich genossen.

Halt, Moment, WAS dachte er denn da?

Er wollte Atemu für sich alleine haben, so wie früher.

Unsinn!

Er runzelte über sich selbst die Stirn und schüttelte den Kopf, um alle Gedanken, die in diese Richtung führten, abzuschütteln.
 


 

Die Menge jubelte. Alle waren festlich gekleidet und warfen Blüten oder Reis, als Zeichen der Fruchtbarkeit.

Yugi hatte einen schwarzen Anzug an. Er trottete Joey und Tristan nach.

Großvater winkte Yugi zu.

Die Anwesenden schienen sich alle zu freuen, aber Yugi empfand nur ein Gefühl von größter Trauer und Schmerz.

Tristan drehte sich lachend zu ihm um und steckte ihm eine rote Rose ins oberste Knopfloch seines Jacketts.

Draußen standen einige Schüler, die Yugi noch nie gesehen hatte, Spalier.

Mittendurch schritt Téa, in einem strahlend weißen bodenlangen Brautkleid, mit Spitzenschleier, tief ausgeschnittenem Dekollete und Handschuhen bis zu den Ellbogen. An ihrer Hand glitzerte der Ehering, der ihr kurz zuvor angesteckt worden war.

Neben ihr schritt frohen Herzens ihr Ehemann, schwang sich auf sein Motorrad und Téa setzte sich dahinter.

Dann klammerte sie sich an Atemu fest und gemeinsam brausten sie davon, während Téa den Gästen noch ein letztes Mal mit ihrem violetten Brautstrauß zuwinkte.

Yugi wurde wach und fühlte heiße Tränen über seine Wangen laufen.

Er brauchte einen Augenblick, bis er sich im Dunkeln zurechtfand.

Ihm entwich ein Schluchzer und er wischte sich mit dem Handrücken trotzig über die Wangen.

Wie er das hasste!

Schon wieder dieser Traum! Er verfolgte ihn nun schon etwas mehr als einen Monat.

Angefangen hatte es damals, als Atemu Téa auf seinem Motorrad mitgenommen hatte.

Und er empfand es als regelrechten Alptraum.

Er schluckte den Kloß in seiner Kehle herunter und legte sich wieder zurück.

Doch dann bemerkte er, dass es draußen schon hell war.

Der Junge rieb sich erneut über die Wangen und blickte auf seinen Wecker, dessen Leuchtziffern ihm sagten, dass er noch etwa eine halbe Stunde schlafen konnte, bevor er ihn eh weckte.

Yugi seufzte. Aus Erfahrung wusste er, dass er nach diesem Traum so schnell nicht mehr einschlafen würde. Dennoch blieb er liegen und starrte in das triste Grau seines Zimmers.
 


 

„Du siehst müde aus“, stellte Téa im Japanischunterricht fest.

Yugi sah sie an. Wenn du wüsstest! dachte er bei sich. Laut sagte er: „Geht schon. Hab schlecht geschlafen.“

Was im Grunde ja auch stimmte.

„Hast du schon gesehen? Herr Yamito hat den Termin für die Vorbesprechung bekannt gegeben“, meinte Téa.

Als Yugi desorientiert den Kopf schüttelte, fuhr sie fort: „Sie findet nächste Woche Mittwoch in der ersten großen Pause statt.“

Yugi nickte und legte den Kopf auf die Bank. Solange die Lehrerin noch nicht da war…

Ihm kam der Gedanke, dass es durchaus möglich war, dass Herr Yamito ihnen heute ihre Geschichtsklausuren zurückgeben könnte. Er war mit seinen Korrekturen meistens fix, obwohl er alles mit Shimizu abklären musste und dieser bei Korrekturen genauso lahm war, wie während des Unterrichts.

Es fiel Yugi schwer, seine Konzentration auf den folgenden Unterricht zu lenken.

„In letzter Zeit wirkst du immer so abwesend. Eine andere Abwesenheit als vor einem halben Jahr, aber das ist doch auch schon fast nicht mehr normal. Was ist denn los?“ wollte Téa nach der Doppelstunde wissen.

„Nichts“, wehrte Yugi ab und damit war das Gespräch für ihn beendet.
 


 

„Ihr bekommt heute eure Klausuren zurück“, erklärte Herr Yamito. Der Rest der Stunde verlief genauso, wie nach der ersten Klausur, nur dass es diesmal eine Einzelstunde war.

Yugi folgte jeder seiner Bewegungen aufmerksam. Dann nahm er sein Heft entgegen.

Langsam und bedächtig blätterte er es auf. Atemus Gesichtsausdruck war diesmal undefinierbar gewesen und er ahnte schon das Schlimmste.

Der Traum mit Téas und Atemus Hochzeit hatte ihm den letzten Schlaf geraubt und ihn total kirre gemacht.

Als er auf der letzten Seite ankam, sprang ihm eine rote 15 entgegen.

Yugi riss die Augen auf und konnte es kaum glauben. 15! Die beste Note, die man erhalten konnte.

Da er abends nie hatte einschlafen wollen, weil er regelrecht Angst gehabt hatte, dass ihn der Traum wieder heimsuchen würde, hatte er sich die Nächte mit Lernen um die Ohren geschlagen, während Großvater und seine Mutter seelenruhig geschlafen hatten.

Er hatte 3 Wochen nur halb so viel Schlaf bekommen, wie normalerweise.

Aber nach den Klausuren hatte er eingesehen, dass es nichts brachte.

Der Junge träumte sowieso davon, ob er nun 4 oder 8 Stunden schlief.

Yugi hatte gedacht, durch das Schlafdefizit alle Klausuren vermasselt zu haben, aber die, die er bisher zurückbekommen hatte, hatte er alle mit 10-15 geschafft.

Er betrachtete die Geschichtsklausur und wurde stutzig. So viele rote Striche, horizontal vom Text ein kleines Stück über den Rand, und dennoch 15 Punkte?

Yugi hob den Kopf und konnte erkennen, dass Herr Yamito von Schülern umlagert war, die offensichtlich alle noch Fragen zu ihren Arbeiten hatten. Dann würde er eben warten müssen.

Als gerade der letzte Schüler fertig war, stand Yugi auf und ging auf den Referendaren zu.

Dieser lächelte ihm entgegen. „Nanu, du hast eine 15 und hast dennoch eine Beschwerde?“

Yugi schüttelte den Kopf. „Keine Beschwerde, nur eine Frage.“ Er hielt ihm sein Heft hin und zeigte dem Anderen die roten Striche. „Was haben die denn zu bedeuten?“

Herr Yamito lachte. „Du hast zu viel geschrieben!“ Er packte seine Mappe, seine Stifte und sein Buch weg. „Du hattest wohl zu viel Zeit?“

Yugi wurde vor Verlegenheit leicht rot im Gesicht.

Wie in letzter Zeit immer öfter in Atemus Gegenwart.

Um es zu verbergen blickte er starr hinab auf sein Heft. Er konnte hören, wie Herr Yamitos Taschenverschlüsse zuschnappten.

„Herr Yamito, kommen Sie bitte?“ Yugi konnte Herrn Shimizus Stimme vom Türrahmen aus hören.

„Ja, natürlich!“ Herr Yamito hob seine Umhängetasche auf seine Schulter.

„Tschüß, Yugi!“ rief er ihm noch zu und eilte aus dem Klassenraum.

Yugi hob seinen Kopf und sah ihm nach.

Dann schloss er sein Heft, wobei er im Augenwinkel etwas auf dem Pult entdeckte.

Während er sein Heft wegpackte, richtete er seine Aufmerksamkeit darauf.

Das war doch der Terminkalender von Herrn Yamito! Er blickte kurz zur Tür und griff dann danach.

Rasch rannte er aus dem Saal heraus und blickte den Flur entlang, erst nach links, dann nach rechts, doch der Referendar war nirgends mehr zu sehen.

Er blickte auf den schwarzen Einband in seiner Hand hinab. Was sollte er jetzt damit machen?

Der Junge sprintete die Treppe hoch und lief zum Lehrerzimmer.

Yugi klopfte und wartete ungeduldig.

Eine etwas rundliche ältliche Lehrerin, an die Yugi sich nicht erinnern konnte, ob er sie je im Unterricht gehabt hatte, öffnete und sah ihn aus ihren dicken Brillengläsern fragend an.

„Äh, ist Herr Yamito da?“ Yugis Mund fühlte sich trocken an.

„Yamito?“ Die Lehrerin wirkte wie eine alte Kröte. „Der neue Referendar, hm? Nein, der ist nicht da. Kann ich ihm am Montag etwas ausrichten?“

Yugi wollte schon den Kalender hochheben und seinem Gegenüber in die Hand drücken.

Montag? Sie ging also nicht davon aus, dass Herr Yamito heute noch einmal auftauchen würde, was bedeutete, dass er freitags wohl nur 5 Stunden hatte.

Wenn er den Kalender in sein Fach legen ließe, würde Yamito ihn erst nach dem Wochenende erhalten.

Das war zu spät, vielleicht brauchte er ihn schon vorher.

„Nein, danke.“ Er musste einen Weg finden, ihn dem Referendar auf einem anderen Weg zukommen zu lassen.

Doch jetzt hatte er erst einmal Sport.
 


 

Nachdem er zu Mittag gegessen und geduscht hatte, saß Yugi in seinem Zimmer. Den Terminplaner hatte er vor sich auf dem Schreibtisch liegen und er starrte ihn an.

Was hatte er sich nur dabei gedacht, ihn mitzunehmen?

Er hatte GAR nichts gedacht!

Natürlich war es möglich, dass Herr Yamito seinen Kalender am Wochenende brauchen würde, aber er hätte doch zwei Tage warten können.

Yugi seufzte. Aber er hatte ihn nun mal mitgenommen.

Und er konnte ihn schlecht bis Montag behalten und ihn dann erst dem Referendaren unter die Nase halten.

Der Junge griff danach. Seine Hände wurden magisch von dem Gegenstand angezogen.

Als er ihn in den Händen hielt, sah er ihn an. Was nun?

Was erhoffte er sich davon, darin herumzublättern?

Er käme sich vor, als würde er dem Referendar hinterher spionieren.

Aber vielleicht stand irgendwo seine Telefonnummer, oder seine Adresse.

Yugi rang mit sich. Er wusste, dass manche Leute einen Taschenkalender zweckentfremdeten und ihn wie ein Tagebuch benutzten. Konnte er sich vorstellen, dass Yamito Tagebuch schrieb?

Yugi schloss die Augen und schlug das Buch auf.

Die erste Seite, auf der normalerweise Name, Adresse, Telefonnummer und weiteres eingetragen wurde, war leer.

Er seufzte und schlug sich die Hände vors Gesicht.

Fehlanzeige! Was jetzt?

Nach einer Weile fiel Yugi auf, dass er seinen Kopf mit einer Hand abstützte, während die andere Seite für Seite des Planers umblätterte. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er gegen sein ursprüngliches Vorhaben, keinen weiteren Blick in Atemus Eigentum zu werfen, handelte.

Erschrocken über sich selbst hielt er inne.

Sein zuvor nach innen gekehrter Blick heftete sich auf die gerade aufgeschlagenen Seiten.

Wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte er jetzt laut losgeprustet.

Die ganzen Ränder dieser Doppelseite waren mit kunterbunten Blümchen mit grünen Blättern verziert, oder es flogen bunte, gebündelte Luftballons über den Einträgen.

Vor allem ein Ballon hatte seinen Blick angezogen. Dieser war rot, herzförmig und beinhaltete den strahlend gelben Buchstaben A.

Yugi wurde schlecht. Er rieb sich die Stirn.

Was hatte das zu bedeuten? War Yamito verliebt?

Aber Blümchen und Herzchen wollten so gar nicht zu einem 24jährigen Referendar passen.

Mit zittrigen Händen blätterte er weiter.

Erleichtert atmete er aus. Die beiden Seiten waren wohl die einzigen mit einer solchen Entgleisung.

Auch hatte er bemerkt, dass Yamito den Kalender wirklich nur für Termine verwandte.

Aber das rote Herz mit dem A wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf.

Resigniert lehnte er sich zurück und zog seine Finger aus dem Kalender. Da nur sie es gewesen waren, die ihn offen gehalten hatten, blätterte sich der Kalender schnell selbst zu.

Nur mit dem Umschlag klappte das nicht.

Missmutig griff Yugi danach und wollte ihn gerade zuschlagen, als ihm etwas ins Auge fiel.

Er setzte sich wieder aufrecht hin und sah es sich genauer an.

Auf der Innenseite des Einbandes klebte ein weißer Aufkleber, auf dem alles stand: Name, Adresse – und Telefonnummer.

Yugi sprang freudig von seinem Drehstuhl. Endlich hatte er einen Anhaltspunkt.

Schnell flitzte er in den Flur und griff nach ihrem schnurlosen Telefon, mit dem er sich dann wieder in sein Zimmer zurückzog. Dort starrte er es an.

Toll, jetzt war er schon so weit, seinen Lehrer in dessen Freizeit anrufen zu wollen.

Was, wenn er ihn bei irgendetwas stören würde? Etwas, das mit dem geheimnisvollen A zu tun hatte?

Während er überlegte, rasten seine Daumen wie wild über die Tastatur des Telefons, ohne allerdings die Zahlen richtig zu drücken.

Die ganze Zeit spukte dieses verdammte Herz in seinen Gedanken umher.

Wenn es doch wenigstens ein Y wäre!

Aber OK, es war auch kein T, beruhigte er sich.

Eine leise Stimme in seinem Hinterkopf lachte ihn aus.

Er seufzte. Eigentlich hatte die Stimme ja Recht.

Doch jetzt musste er erst einmal Herrn Yamito anrufen und das Gespräch schnell über die Bühne bringen.

Mit angehaltenem Atem wählte er die Nummer vor sich und hielt den Hörer an sein Ohr.

Gleich würde er seine samtweiche Stimme hören.

Dabei hatten sie sich doch erst am Morgen gesehen!

Yugi hätte sich am liebsten mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen, wäre nicht gerade in dem Moment ein fragendes „Yamito?“ am anderen Ende der Leitung ertönt.

Yugi riss die Augen auf, sein Mund war unangenehm trocken und er wusste plötzlich nicht, was er sagen sollte. Er ließ einen Augenblick verstreichen, der ihm wie eine Ewigkeit vorkam.

„Äh, hallo, hier ist Yugi“, Ein dämlicherer Anfang war ihm nicht eingefallen. Er leckte sich über die Lippen.

„Ah, hallo, Yugi!“ Wenn er sich gestört fühlte, dann ließ er sich nichts anmerken. „Ist dir doch noch eine Frage zu deiner Klausur eingefallen?“

„Ah, nein.“ Von dieser Frage fühlte Yugi sich überrumpelt. „Nein, ich…“ Seine Gedanken rasten.

Sollte er gleich mit dem Kalender anfangen, oder erst noch über etwas anderes mit ihm reden?

„Ja?“ harkte sein Gesprächspartner nach.

Er hatte wohl doch länger als ein paar Sekunden darüber nachgedacht, was er sagen sollte. Da ihm nichts eingefallen war, musste er wohl doch gleich den Kalender zur Sprache bringen.

„Ich… also… heute Morgen haben Sie nach unserem Gespräch Ihren Taschenkalender auf dem Pult liegen lassen“, Yugi machte eine kleine Pause. „Ich bin Ihnen damit noch nachgerannt, aber Sie waren schon verschwunden. Weil Sie auch nicht mehr im Lehrerzimmer waren, hab ich ihn … mitgenommen. Da jetzt Wochenende ist, habe ich gedacht, Sie bräuchten ihn vielleicht vor Montag und wollte ihn Ihnen auf anderem Wege zukommen lassen.“

So, nun war es raus. Er seufzte innerlich, schloss die Augen und wartete auf eine Antwort.

Wahrscheinlich würde er ihn für bescheuert halten.

Jeder würde doch zwei Tage ohne seinen Terminkalender auskommen.

Als die Leitung eine Weile Still war, öffnete Yugi erschrocken die Augen.

Hatte der Andere einfach aufgelegt?

Er lauschte angestrengt und konnte ein leises Klackern hören.

Es war gut möglich, dass das die Tastatur eines Computers war.

„Vielen Dank, Yugi“, meldete Herr Yamito sich endlich wieder. „Ich habe noch gar nicht bemerkt, dass er mir abhanden gekommen ist. Wenn du meine Telefonnummer gefunden hast, dann doch sicherlich auch meine Adresse? Komm doch einfach morgen im Laufe des Tages vorbei.“

„Äh, ja, natürlich! Dann bis Morgen! Wiederhören!“ entgegnete Yugi erleichtert.

„Bis dann!“ Herr Yamito legte auf.

Yugi starrte nach Beendigung des Gesprächs den Telefonhörer an.

Atemu hatte ihn tatsächlich zu sich nach Hause eingeladen!

Jetzt würde nichts so schnell seine Laune verderben können, nicht einmal dieser blöde Herzluftballon!
 


 

Da er in der Nacht kaum geschlafen hatte und die Busverbindungen auch am Wochenende sehr gut waren, stand Yugi schon um kurz vor 11 Uhr morgens vor der im Kalender angegebenen Adresse.

Er sah an dem beige gestrichenen Mietshaus empor.

Weiter oben konnte er eine Wohnung entdecken, bei der noch die Rollläden unten waren. Der Junge hoffte, dass die dazugehörige Wohnung nicht die von Herrn Yamito war.

Seinen größten Schatz und die Eintrittskarte zu Atemus Wohnung hatte er in die Gesäßtasche seiner sommerlich kurzen Hose gesteckt.

Während der ganzen Zeit, die er jetzt unterwegs war, hatte er mehrfach nachgetastet, ob er den Terminkalender auch ja nicht vergessen, verloren oder gestohlen bekommen hatte.

Yugi stieg die paar Stufen zur Haustür hinauf und drückte den Klingelknopf. Er wartete angespannt.

„Ja?“ erschallte Atemus Stimme nach einer Weile aus der Gegensprechanlage.

„Hallo, ich bin’s!“ rutschte es Yugi von den Lippen.

Er knirschte mit den Zähnen. Das hörte sich schon an, als wäre er ein alter Freund.

Doch bevor er noch etwas hinzusetzen konnte, ertönte der Türöffner.

Yugi atmete auf. Hatte er ihn doch an seiner Stimme erkannt.

Er stieß die Tür an und trat in ein diesig wirkendes Treppenhaus.

Am liebsten wäre er nach hinten ausgewichen, wieder aus der Tür hinaus. War das ein Gestank!

Doch er konnte hören, wie weiter oben eine Tür geöffnet wurde. Schnell sprintete er die Treppen hinauf, bis er vor dem Referendar stand, der plötzlich grinsen musste, als er Yugi sah.

„Du magst die Zwiebel-Fisch-Suppe von Frau Ogami wohl auch nicht besonders?“ Er schien in Yugis Gesicht zu lesen. „Komm doch rein!“ forderte er ihn auf und schloss schnell die Tür hinter ihm.

In Atemus Wohnung war die Luft hingegen sehr angenehm und außerdem war es schön hell.

Yugi folgte ihm und stellte schnell fest, dass Atemu ihn ins Wohnzimmer führte.

„Setz dich doch kurz, ich muss noch etwas am PC erledigen.“ Herr Yamito wies auf eine aprikotfarbene Couch, auf deren Sitzfläche eine weinrote Fransenwolldecke lag, um den Couchbezug zu schonen.

Er setzte sich an den Computertisch im selben Raum und fing an, etwas zu schreiben.

Derweil kam Yugi Atemus Aufforderung nach. Er sah sich die Blätter auf dem kleinen Wohnzimmertischchen an. „Sie üben Ägyptisch?“

Herr Yamito blickte kurz über seine Schulter. „Ja, ich bin nicht sonderlich gut darin. Ich denke, die Klausur am Dienstag habe ich wieder in den Sand gesetzt.“

„Meinen Sie?“ Es war eher eine rhetorische Frage. In der ersten Klausur hatte Atemu eine 05 gehabt.

Yugi studierte die Blätter, während sein Gastgeber noch eine Weile weiter schrieb. „Bei diesem Satz ist die Grammatik ja ganz verkehrt!“ stellte Yugi laut fest.

„So?“ Atemu ließ gerade den PC herunterfahren. Er stand auf und setzte sich neben Yugi.

„Hier.“ Yugi deutete darauf.

Als er den anderen ansah, wurde ihm ganz heiß. So nah waren sie sich noch nie gewesen.

Um besser sehen zu können, rückte Atemu noch ein kleines Stück näher an Yugi heran, so dass sich sowohl ihre bloßen Knie, als auch bei bestimmten Bewegungen ihre Ellbogen berührten.

Yugi hielt angespannt die Luft an, doch dann bemerkte er, dass etwas fehlte. Er atmete tief durch die Nase ein und wusste direkt, was ihm aufgefallen war: Atemus Duft.

Er roch sehr angenehm.

„Am besten, du gibst mir Nachhilfe.“ Atemu runzelte die Stirn über seine eigenen Fehler.

„Na zum Glück kann ich nicht sitzen bleiben!“ lachte er.

„Hier.“ Er reichte Yugi einen Rotstift. „Erklär mir die Grammatik doch noch einmal.“

Yugi rutschte unauffällig etwas von Atemu weg. Es war ihm unangenehm, so nahe bei ihm zu sitzen.

Das Prickeln, das ihn jedes Mal durchrieselte, wenn sie sich berührten, irritierte ihn.
 


 

Nachdem sie eine Zeit lang gemeinsam die Grammatik wiederholt hatten, sprang Atemu plötzlich auf.

Das geschah so unvermittelt, dass Yugi verwirrt zu ihm hochsah.

„Entschuldige, ich bin wirklich ein hundsmiserabler Gastgeber!“ Atemu schien ehrlich zerknirscht. „Möchtest du etwas trinken?“

Yugi konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Dieser Gesichtsausdruck war einfach süß!

Der Ältere sah auf die Uhr. „Oh, schon zwanzig nach zwölf? Dann kann ich uns ja auch gleich was kochen!“

Er wuselte aus dem Zimmer.

Yugi lachte im Stillen vor sich hin. Dass jemand so …

Er wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte.

Dann stand er auf, um Atemu zu folgen. Er wusste zwar nicht, wo in der Wohnung die Küche lag, aber da Atemu offensichtlich die Küchentür offen stehen gelassen hatte, folgte er einfach dem Geschirrgeklapper.

Er stand in seiner hellblauen Kücheneinrichtung und angelte gerade nach einem zweiten Topf.

„Du isst doch mit?“ fragte er, als er Yugi hörte und drehte sich samt Topf zu ihm um.

„Ich will Ihnen keine Umstände bereiten!“ wollte Yugi ablehnen.

„Unsinn!“ Atemu schien das nicht zu akzeptieren. Er drehte sich zur Spüle und füllte Wasser in den Topf.

„Dann helfe ich Ihnen aber!“ Yugis Stimme ließ keinen Widerspruch zu. „Was gibt’s denn?“

„Das, was es in einem Single-Haushalt klischeemäßig jeden Tag gibt: Spaghetti“, erläuterte Atemu.

„Jeden Tag?“ wiederholte Yugi zweifelnd.

„Ich sagte ja: klischeemäßig. Selbst wenn ich zu den so genannten Single-Haushalten gehöre, Spaghetti gibt es bei mir höchstens einmal im Monat“, erläuterte Atemu. Er setzte das Wasser auf und holte ein Glas mit Tomatensoße aus dem Kühlschrank. „Du hast mir noch immer nicht meine Frage beantwortet.“

„Frage? Ach so, Mineralwasser reicht völlig.“ Yugi machte sich auf die Suche nach dem Geschirr, das er benötigen würde. Nachdem er alles gefunden hatte, deckte er den Tisch.

Währendessen versuchte Atemu, die Plastiktüte mit den Spaghetti aufzubekommen.

„Mist! Schöne Bescherung!“ fluchte Atemu und sah auf die Spaghetti, die munter über den Boden rollten.

Yugi lachte und ging neben Atemu in die Hocke, um ihm beim Einsammeln der einzelnen Spaghetti zu helfen. „Es gibt da so eine nützliche Erfindung, die sich Schere nennt!“

Nun lachte auch Atemu über sein Missgeschick. „Warum einfach, wenn’s auch umständlich geht?“ Er spülte die Spaghetti kurz ab und warf sie dann in das nun kochende Wasser.

Danach nahm er eine Glaszange und machte sich an der Tomatensoße zu schaffen, immerhin wollte er die nicht auch noch verschütten. Doch das Glas ließ sich problemlos öffnen.

„Hat meine Tante selbst gemacht“, erklärte Atemu mit etwas Stolz in der Stimme. „Und mir als Koch-Laie gleich erklärt, wie man sie am besten würzt.“

Yugi setzte sich auf einen der Stühle. Er hatte ihnen beiden Wasser eingeschenkt und beobachtete Atemu nun.

„Ich habe mir gedacht, dass sich am Tag der Ausstellung jemand als Pharao verkleiden könnte“, meinte Yugi, als Atemu sich zu ihm drehte und sich neben der Kochstelle an die Küchenzeile lehnte. „Ich finde, Ihnen würde die Rolle gut stehen.“

Natürlich hatte er dabei an ihre Reise ins alte Ägypten gedacht.

Atemu zog die Augenbrauen hoch. „Wieso ausgerechnet ich? Das könnte doch jeder machen!“

„Na, Sie gleichen Pharao Atemu!“ wandte Yugi ein, aber er wusste, was sogleich folgen musste.

„Du doch auch!“ Yugi hatte Recht gehabt.

„Aber bei Ihnen würde das glaubwürdiger wirken“, erklärte Yugi.

„Téa ist in der Theater-AG, ich bin mir sicher, dass sie Kostüm oder Requisiten beisteuern könnte“, fuhr er fort, merkte jedoch gleich, dass er einen Fehler gemacht hatte: Er wollte Téa doch gar nicht in Atemus Gegenwart erwähnen.

Nachdem Atemu ihr Essen umgerührt hatte, sah er Yugi nachdenklich an. „Nur, wenn ihr euch als meine Diener verkleidet!“ grinste er dann.

„Téa und ich würden das wahrscheinlich machen, aber bei Joey bin ich mir absolut nicht sicher.“ Es war gut, dass Herr Yamito nicht von vorne herein ablehnte. „Kostüme für drei Leute würden aber teuer.“

„Dann bist du wohl von deiner eigenen Idee doch nicht so begeistert?“ schlussfolgerte der Referendar.

„Uhm, doch, natürlich, ich wollte nur zu bedenken geben, dass…“ Yugi stockte, denn Atemu grinste über das ganze Gesicht.

War er doch tatsächlich wieder einmal auf die Neckereien des Anderen hereingefallen.

„OK, ich mache es und ein Kostüm reicht schon vollkommen aus“, erklärte er.

„Was ist nun eigentlich mit meinem Kalender?“ fragte Atemu und öffnete das Fenster, um den Essensgeruch raus zu lassen.

„Ach so, ja“, Yugi zog den Kalender, den er auch hier in der Wohnung dort gelassen hatte, wo er ihn morgens zu Hause hin gesteckt hatte, hervor und legte ihn vor sich auf den Küchentisch.

„Hm, ich habe nicht gewusst, dass Sie gerne malen.“ Er wollte jetzt einfach wissen, was es mit den Blümchen und den Luftballons auf sich hatte.

„Malen?“ Atemu sah ihn mit schief gelegtem Kopf an. Dann lächelte er. „Du meinst sicherlich die beiden Seiten, die meine jüngere Cousine bearbeitet hat? Ich konnte sie leider nicht daran hindern; sie hat sogar ein Herz mit dem Anfangsbuchstaben meines Namens gemalt.“ Er verdrehte die Augen und wandte sich wieder dem kochenden Essen zu.

Yugi nutzte die Gelegenheit, um hinter seinem Rücken tief durchzuatmen. Die ganzen Blumenranken und das Herz. Was er sich wieder eingebildet hatte.

Doch nun musste er sich darauf vorbereiten, irgendwas darüber zu hören, dass man nicht im Taschenkalender fremder Leute blätterte.

„Wie bist du eigentlich dazu gekommen, in meinem Kalender zu blättern?“ wollte Atemu wie beiläufig wissen, aber sauer klang er nicht.

Yugi hatte es gewusst. „Uhm, das war mehr Zufall.“ Er hatte seine Hände nicht unter Kontrolle gehabt.

Aber jetzt musste eine Ausrede her. „Als ich eine Telefonnummer gesucht habe, ist mir der Kalender aus der Hand gerutscht und auf den Boden gefallen – kopfüber, versteht sich. Dabei wurden die beiden Seiten aufgeblättert.“

Jetzt musste er nur noch hoffen, dass er nicht allzu unsicher klang und seine Stimme fest genug war, dass sein Gegenüber ihm die Lüge abkaufte.

Atemu sah ihn eine Weile schweigend an.

Dann nahm er den Topfdeckel und legte ihn schief auf den Topf. Über der Spüle kippte er ihn, damit das Wasser herauslaufen konnte.

„Haben Sie kein Nudelsieb?“ fragte Yugi irritiert. Er sprang auf und nahm die Soße vom Herd.

„Nein. Ich habe das bisher immer so gemacht“, erklärte Atemu und holte eine Nudelzange aus der Schublade.

„Dann weiß ich ja jetzt, was ich Ihnen zu Weihnachten schenke!“ entgegnete Yugi aus einem spontanen Einfall heraus.

Atemu lachte. „So was brauchst du mir doch nicht zu schenken!“ Er verteilte die Nudeln auf die Teller.

Nachdem das geschehen war, nahm Yugi eine Soßenkelle und verteilte auch diese.

Derweil ging Atemu zum Kühlschrank. „Möchtest du auch Käse?“

Noch bevor Yugi antworten konnte, stand Atemu wieder am Tisch, eine Tüte geraspelten Käse in der Hand, wovon er sich eine halbe Hand voll auf seinen Teller warf.

Dann hielt er Yugi die Tüte hin.

Der Jüngere griff danach, war sich aber nicht sicher, wie viel er sich auf den Teller machen sollte. Er war nur einen pulverartigen Parmesan gewöhnt. Was war das hier? – Emmentaler. Naja, einfach probieren.

Währendessen hatte Atemu sich schon hingesetzt und vermischte das auf seinem Teller befindliche.

Er steckte sich eine Gabel voll Spaghetti in den Mund. „Hm, trotz Würzanleitung etwas fad, findest du nicht? Könnte man nachwürzen.“

Yugi probierte das von Atemu gekochte. Ihm stiegen Tränen in die Augen. „Zu scharf!“ keuchte er.

„Echt jetzt? Vielleicht nicht richtig verrührt.“ Atemu wirkte nachdenklich.

Dann ergriff er beide Teller und vertauschte sie. „So vielleicht.“

Zögerlich stocherte Yugi nun in seinen neuen Spaghetti. Er wollte erst abwarten, was Atemu sagen würde.

Nach dem ersten Bissen verzog Atemu das Gesicht. „Du hast Recht. Zu viel Pfeffer.“

Er sprang auf und ging samt Teller zur Spüle, wo er etwas Wasser zu seinen Spaghetti laufen ließ, um die Soße zu verdünnen.

„Willst du deinen Teil noch nachwürzen, oder ist es so OK?“ fragte er, als er sich wieder setzte.

„Danke, geht so.“ Yugis Spaghetti waren tatsächlich gut so, wie sie waren.

Während sie aßen, unterhielten sie sich über alles Mögliche, bis die Sprache wieder auf die Schule kam.

„Sag mal, was ich dich schon länger fragen wollte: wieso warst du in Geschichte im ersten Halbjahr eigentlich so schlecht?“ fragte Herr Yamito unvermittelt. „Ich hab die Noten in deinem Heft gesehen und im Notenbuch.“ Er sah ihn scharf an.

Yugi verschluckte sich fast an seiner letzten Spaghetti. Er hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass der Referendar das wusste. Doch wieso erkundigte er sich jetzt danach?

„Du bist doch jetzt so gut“, fügte Yamito hinzu.

„Ich habe meinen besten Freund verloren“, erklärte Yugi leise und sah auf seinen leeren Teller hinunter.

„Deinen Hund?“ Herr Yamito stand auf, um das Geschirr wegzuräumen.

Diese Frage empfand Yugi als sehr taktlos. „Nein, einen Menschen“, brauste er auf.

„Oh, tut mir Leid.“ Atemu stapelte klirrend das Geschirr.

Yugi spürte, wie eine einzelne Träne über seine Wange lief.

Die Erinnerung nahm ihn noch immer mit.

Obwohl er nun bei Atemu in der Küche saß und dieser wohlauf war.

Wieso fing er ausgerechnet hier und jetzt schon wieder an, zu flennen?

Plötzlich stand Atemu neben ihm und hielt ihm ein Taschentuch hin.

Yugi wollte erst die Hand des Anderen weg schlagen und ihn anfauchen, aber er bemerkte schnell, dass er einfach nur auf sich selbst wütend war und das konnte er schlecht an jemand anders auslassen.

Er nahm das Tuch entgegen. „Danke“, flüsterte er kaum hörbar.

Yugi wischte sich übers Gesicht und schnäuzte sich.

Unterdessen räumte Atemu stumm das restliche Geschirr in die Spülmaschine bzw. in die Spüle.

Dann setzte er sich Yugi wieder gegenüber. „Geht’s wieder?“

Yugi sah ihn an und konnte Sorge in den violetten Augen erkennen. Er nickte und richtete den Blick dann wieder auf den Tisch.

Sie schwiegen eine Weile.

„Das Vortreffen habe ich übrigens auf Mittwoch in der ersten großen Pause angesetzt“, wechselte Atemu das Thema. „Allerdings muss ich noch einen Raum festlegen.“

„Was das Kostüm angeht: ich gehe nicht davon aus, dass die Theatergruppe je ein Stück gespielt hat, in dem ein Pharao vorgekommen ist“, fuhr er fort. „Wir müssten uns also noch jemanden suchen, der Nähen kann.“

„Soweit ich weiß, näht Téas Mutter die Kostüme für die Theater-AG.“ entgegnete Yugi. „Sie würde sich sicherlich dazu bereit erklären, auch das Kostüm für Sie zu machen.“

„Hast du denn konkrete Vorstellungen, wie es aussehen soll?“ wollte Atemu wissen.

Yugi lächelte. Natürlich wusste er das ganz genau! Er nickte. „Ja, die Farbe des Grundkostüms ist weiß bis beige und sehr sommerlich, in Ägypten ist es schließlich heiß. Des Weiteren ein violetter Umhang. Und ein goldener Kopfschmuck. Auch viel goldener Schmuck.“

„Hm, ich muss dich aber darauf hinweisen, dass ich keine Ohrlöcher habe!“ meinte Atemu. Er wusste ja von Bildern, dass die Pharaonen ziemlich schmuckbehangen waren.

Yugis Lächeln verblasste. Das stellte sie natürlich vor ein Problem. Gerade da Atemu im alten Ägypten so große Ohrringe angehabt hatte. Dann mussten sie wohl improvisieren.

„Ich lasse mir etwas einfallen!“ versprach er.

Plötzlich klingelte das Telefon.

Yugi erschrak. Er hatte die Außenwelt komplett ausgeblendet.

Für ihn hatte nur gezählt, dass er mit Atemu alleine war.

Atemu kam mit dem Hörer in der Hand zurück in die Küche. Er hielt das Mikrophon zu.

„Meine Mutter“, flüsterte er. „Das kann dauern. Es wäre besser, wenn du gehen würdest.“

Er begleitete Yugi zur Tür und winkte ihm noch zu. „Bis übermorgen!“

Yugi sah zu, wie die Wohnungstür Atemu langsam verdeckte.

Wie konnte er ihn mit einem strahlenden Lachen verabschieden und gleichzeitig seiner Mutter zuhören?

Die Luft im Treppenhaus war noch immer miefig.

Yugi hüpfte die Treppe hinunter. Glücklich machte er sich auf den Nachhauseweg.
 


 

Yugi war spät dran – wie jeden Dienstag.

Aber das machte ihm nichts aus.

Seit drei Tagen war er vor Frohsinn sowieso nur am rumhüpfen.

Auf dem Lehrerparkplatz sah er sich nach Atemu um, aber dieser war weit und breit nicht zu sehen.

Vielleicht war er heute sogar später dran, als der Referendar.

Er lief die Treppe hoch und verlangsamte dann seinen Schritt.

Da war er – Atemu.

Er spürte ein seltsames Gefühl im Magen und wollte lächelnd auf ihn zutreten.

Doch Yugis Lächeln wurde schnell von seinem Gesicht gewischt.

Durch die vielen Schüler zwischen ihnen hatte er gar nicht bemerkt, dass Atemu sich mit Téa unterhielt.

Er konnte sehen, wie sie über irgendwas lachten, bevor er auf dem Absatz kehrt machte.

Der Junge würde einfach eine andere Treppe benutzen, um in die oberen Stockwerke zu gelangen.

Doch wie sollte er es aushalten, jetzt 2 Stunden neben Téa zu sitzen?

Ganz zu schweigen von den drei Stunden Ägyptisch. Wie sollte er sich verhalten?

Vielleicht sollte er einfach blau machen.

Nach dem Wochenende hatte er angenommen, dass es zwischen ihm und Atemu ganz gut laufen würde. Aber wahrscheinlich hatte er sich auf die Freundlichkeit des Anderen einfach zu viel eingebildet.

Als er auf dem Gang ankam, auf dem der Japanischunterricht stattfand, blieb er abrupt stehen.

Herr Yamito hatte Téa sogar bis hierher begleitet.

Flüchtig fragte Yugi sich, ob Téa ihrem geheimen Ziel näher gekommen war.

Doch nun konnte er sehen, wie Atemu seinen Kopf dem von Téa näherte und …

Yugi riss die Augen auf. Er wollte nicht weiter hinsehen. Er musste hier weg!

Der Junge drehte sich schnell wieder um und rannte aus der Schule.

Den Weg nahm er nur noch durch einen Tränenschleier wahr.

Er konnte es kaum glauben.

Téa und Atemu!

In seinem Inneren bildete sich ein riesiger Eisberg.

Was sollte er jetzt tun?

Er lief relativ ziellos durch die Straßen Dominos.

Nach einer langen Zeit bemerkte er, dass er vor ihrer Wohnung stand.

Was hatte seine Mutter noch erzählt?

Sie und Großvater waren von einer entfernten Verwandten eingeladen worden, weshalb die neu eingestellte Aushilfskraft heute alleine den Laden führen musste.

Was für Yugi bedeutete, dass sich keiner wundern würde, weshalb er schon wieder hier war.

Und wie er diese Verwandte kannte, würde sie die beiden auch nicht vor dem Abend wieder gehen lassen.

Er ließ seine Schultasche in einer Ecke seines Zimmers stehen und warf sich auf sein Bett.

Wieso? Wieso?

Wieso?

Yugi spürte die Tränen auf seinen Wangen, ignorierte sie aber.

Prompt fiel ihm sein Traum wieder ein und er schlug sich die Hände vors Gesicht.

Nach einer halben Ewigkeit stand er auf. Er musste sich mit irgendwas beschäftigen.

Der Junge kramte in den Schubladen seines Schreibtisches herum, bis er das gefunden hatte, wonach er gesucht hatte: Ein rotes Notizbuch.

Ein Tagebuch, das er noch nie benutzt hatte. Er setzte sich mit einem Dauerschreiber auf den Boden.

Yugi hatte das Gefühl, sich irgendjemandem mitteilen zu müssen, wollte aber keineswegs mit einer realen Person reden.

Er klappte die erste Seite des Buches auf. Dann starrte er die weiße Seite an.

Wie sollte er bloß beginnen?

Mit einer persönlichen Anrede? Liebes Tagebuch! - ? Hallo, Tagebuch! - ?

Oder einfach Knall auf Fall was ihm gerade einfiel?

Wenn er noch nicht einmal wusste, wie er anfangen sollte, warum dann das Ganze?

Außerdem war Tagebuch schreiben doch nur was für Mädchen.

Und für Schwule.

Wütend klappte er das Buch zu und schleuderte es von sich, so dass es unter dem Bett zum liegen kam.

Er legte sich auf den Bauch, die Wange auf dem Teppich und starrte dessen feine Härchen an.
 


 

Yugi betrat den Raum, in dem ihr Projekt stattfand.

Eigentlich hatte er sich sehr auf die Projekttage gefreut, bedeutete das doch, dass er den gesamten Vormittag und voraussichtlich auch einen Teil des Nachmittages mit Atemu verbringen konnte.

Außerdem würde er ihn wieder in seiner Pharaonentracht sehen. Wenn auch sehr improvisiert.

Aber seit einer Woche ging er sowohl Atemu als auch Téa soweit wie möglich aus dem Weg.

Yugi wusste auch nicht mehr so genau, wie er das Vortreffen überhaupt überstanden hatte.

Er wusste nur noch, dass Joey zwischen ihm und Téa gesessen hatte und er Herrn Yamito nur mit halbem Ohr zugehört hatte.

Der Junge war viel zu beschäftigt gewesen, seine Gefühle zu ignorieren und keinen der beiden anzusehen.

Als er Joey entdeckte, steuerte er direkt auf ihn zu.

Herr Yamito stand mit Téa und deren Mutter am anderen Ende des Klassenraumes, also war es ein leichtes, genug Abstand zwischen sie und ihn zu bringen.

„Da bist du ja endlich!“ tönte Joey, so dass es durch den ganzen Raum zu hören war.

Obwohl Yugi seinen Blick starr auf seinen Freund gerichtet hatte, nahm er wahr, dass Herr Yamito sich zu ihm umgewandt hatte.

„Wie läuft es?“ fragte er, mehr um sich selbst abzulenken.

Da Joey und er Kunst belegt hatten, hatten sie es übernommen, die Aufsicht über die Gestaltung der Plakate zu übernehmen. Bei dem Vortreffen war vorgeschlagen worden, kleine Bildchen für die Plakate zu malen.

Joey seufzte theatralisch. „Siehst du ja selbst!“

Er war damit beschäftigt, einen Sarkophag zu zeichnen, als Vorlage für die anderen Schüler.

„Sieht doch gut aus.“ Yugi setzte sich zu Joey und packte seine Materialien aus.

„Hast du schon mal mit Evaplast gearbeitet?“ Joey sah die Packung in Yugis Händen skeptisch an.

Yugi versuchte, zu lächeln. „Ich muss ja nicht damit arbeiten, ich habe es nur gekauft, weil es gestern gefehlt hat“, erklärte er und drückte einige Packungen in ausgestreckte Hände.

Die Schüler wollten mit Hilfe von Alufolie und Evaplast die Köpfe von verschiedenen ägyptischen Persönlichkeiten nachbilden, was einiges Geschick erforderte, aber eine der Teilnehmerinnen war als künstlerische Assistentin für alle vorgeschlagen worden.

Joey blickte von seiner Zeichnung auf. „Denkst du, dass das Kostüm heute fertig wird?“

Yugi konnte es nicht verhindern, dass er aus einem Reflex heraus Joeys Blick folgte.

Das Kostüm wurde per Nadel abgesteckt, so dass Téas Mutter es nur noch nähen musste.

Beim hereinkommen hatte Yugi gesehen, dass der am Vortag aus Pappe gefertigte Kopfschmuck gerade mit goldener Folie beklebt wurde.

Téas Mutter hatte irgendwo passende Oberarmreifen und Ringe gefunden, nur war ihnen noch immer kein Ersatz für die Ohrringe eingefallen.

„Ich denke schon, es muss ja nur noch genäht werden.“ Yugi wandte den Blick wieder ab.
 


 

Am Tag der Ausstellung trafen sie sich eine Stunde vor Ausstellungsbeginn, um ihre Plakatwände noch aufzustellen, den Sarkophag und die Evaplastköpfe in Stellung zu bringen.

Sie hatten gerade so viel Platz zugeteilt bekommen, dass sie all ihre Basteleien unterbringen konnten.

Herr Yamito kam gleich in seinem Kostüm hereinstolziert.

Womit Yugi aber nicht gerechnet hatte, war, dass sich der Referendar, um die glanzvolle Erscheinung als Pharao abzurunden, sogar geschminkt hatte.

Neben einem etwas dunkleren Gesichtspuder hatte er auch die Augen betont.

Yugi kannte sich ja gar nicht mit Schminke aus und wusste daher nicht, was genau Herr Yamito mit seinen Augen angestellt hatte. Sie strahlten auch viel mehr als sonst.

Es schien ihm sichtlich Spaß zu machen, in die Rolle von Pharao Atemu zu schlüpfen.

Aber das war ja auch kein Wunder, war er doch wahrscheinlich wirklich eben jener Pharao gewesen.

„Mascara, Lidschatten und Kajalstift hat er sich von mir geliehen.“ Téa musste Yugis verwunderten Blick bemerkt haben. Sie stand so dicht neben ihm, wie er es schon lange nicht mehr zugelassen hatte.

„Sieht gut aus!“ murmelte Yugi. An Schminke hatte er gar nicht gedacht, fand aber, dass sie Atemu sehr gut stand. Könnte er öfter machen. Er schüttelte diesen Gedanken ab.

„Komm, lass uns Fotos machen!“ Téa hatte ihre Digicam gezückt und ehe Yugi sich versah, zog sie ihn auch schon mit sich zu Atemu. Sie schob ihn zu dem Referendar, wollte nur sie zwei auf dem Foto.

Schließlich war es die erste Gelegenheit, Yugi und den Pharao auf einem Foto zu verewigen.

Yugi stellte sich etwas unsicher neben Atemu und spürte gleich wieder dieses seltsame Gefühl im Bauch.

Nachdem Téa ein Foto gemacht hatte, kam Joey angebraust und stellte sich auf Yugis andere Seite, ohne es allerdings auszulassen, ihn noch näher auf Atemu zuzuschieben.

„Ich will auch drauf!“ erklärte er und Téa drückte ihrer Mutter die Kamera in die Hand und gesellte sich zu den anderen, neben Joey.

Yugi kam sich zwischen den beiden etwas eingeengt vor, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen, vor allem nicht sein Unwohlsein so dicht neben Atemu zu stehen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  viky
2006-10-25T20:01:54+00:00 25.10.2006 22:01
Find ich einfach genial

Mal was anderes!
Also schreib fleißig weiter.^^

kleine frage, soll aber nicht beleidigend sein:

Das mit dem kochen, kam mir so bekannt vor-
(polarstern?)


und wenn ist ja auch egal :)
by viky
Von: abgemeldet
2006-10-25T18:35:02+00:00 25.10.2006 20:35
Heeeeeeeeeeeeeyyy!
Das Kapitel ist ja echt suuuuuuuuuuuuuuuuupiiiiiiiiiii!!!
Hab mich echt gefreut! Yugi ist im Moment ziemlich arm dran, der ärmste:( Ich hoffe du kannst ihn im nächsten Kapitel ein wenig aufmuntern!
Bis dann!!
hasta luego
Soraya-Chan
Noch danke fürs auf die LIste setzen;-) "ganzdolleknuddel"
Von: abgemeldet
2006-10-19T10:35:36+00:00 19.10.2006 12:35
Hi!
Wieder ein tolles Kapitel. Freu mich schon auf die Fortsetztung.

Bye Jeannie007

Ps.: schickst du mir ne ens, wenn das neue Kapi on ist?
Von: abgemeldet
2006-10-15T21:17:27+00:00 15.10.2006 23:17
Das war wieder ein sehr schönes Kapitel, welches mir gefallen hat, aber wie -Darkness- es schon geschrieben hatte, bekommt man ein wenig das Gefühl, dass es ein Abklatsch ist. Dabei ist deine FF sehr gut und auch dein Schreibstil sehr gut^^ Ich würde mir auch wünschen, wenn du ein paar eigenständige Ideen noch mit reinbringst^^
So, das war jetzt alles nicht böse gemeint, sondern gut gemeinte Kritik! ^.~
Ich lese deine FF auf jedenfall weiter und freue mich schon auf das nächste Kapitel^^

baibai^^
deine Kiru
Von: abgemeldet
2006-10-15T16:23:05+00:00 15.10.2006 18:23
ein tolles chapter! das lesen hat wieder richtig spaß gemacht!

allerdings habe ich zwei kleine "Mengel".
1. Chapter viiiiieeeeeellllll zu kurz! *grins*
und 2. gelegentlich haben mich diese sprünge, die du gemacht hast etwas verwirrd. vielleicht kannst du ja irgendwie noch kleine überbrückungen mit einbauen, wenn nich is auch nicht schlimm!

Also, freu mich schon wieder wahnsinnig auf das nächste!
bis dahin...
Alles Liebe

Lintu
Von:  -Darkness-
2006-10-15T14:25:16+00:00 15.10.2006 16:25
Also ich habe mir deine Ff jetzt komplett durch gelesen…. Mh ich finde deine Idee äh wie soll ich’s sagen nicht schlecht, doch merkt man dass es ein Abklatsch von Polarsterns The Gravity of Life ist. Du bringst in fast jedem Kapitel irgendeine Szene mit rein, die Polar auch geschrieben hat, das finde ich sehr schade. Alleine beim letzten Kapitel, als Yugi bei Atemu in der Wohnung war und mit diesem Spagetti kochte, dass erinnerte mich total an TGOL.
Du hast den Prolog so klasse hinbekommen, das war einmalig und dann dieser Abklatsch? Schade eigentlich, ich mag deine Idee und deinen Schreibstil, nur kommt es mir ständig so vor als würde ich ein Dejavü haben. Dass du dich von Polarstern Inspirieren lässt, ist doch nicht schlecht aber bitte versuche deine Eigenen Ideen da hinein zu bringen, sonst wäre es für mich wirklich nur ein Abklatsch einer anderen Ff.

So ich will ja nicht nur Kritik an deine Ff setzten sondern auch Szenen heraus pieken die mir besonderst gut gefallen haben ^---------^

Da war einmal das Gespräch das Tea, Joey und Tristan mit Yugi geführt hatten. Ich meine klar dass er total down ist weil Atemu weg ist aber seine Freunde haben Recht, es ist nicht gut sich so gehen zu lassen. Und genau diese Szene hat mir recht gut gefallen, sie sind für Yugi da, auch wenn er es im Moment nicht Akzeptieren will.

Was mir auch recht gut gefallen hatte, war als Yugi den anderen erzählt hatte, das Atemu wieder hier sei und diese ihm nicht glauben wollten/konnten. Ist für mich ebenfalls sehr verständlich, denn so wie Yugi das letzte halbe Jahr war, könnte ich es auch nicht glauben.
So wunderte mich es also nicht, als seine Freunde ihn für Verrückt hielten.

Aber als die anderen ebenfalls mit Atemu Konfrontiert wurden, mussten sie sich bei Yugi entschuldigen und den Satz den dieser dann zu Tea gesagt hatte, fand ich einfach nur sweet.

Was mir auch recht gut gefallen hat war der Wandertag, ich meine die Schneeballschlacht, die war einfach genial ^---^ XD
Ein wenig Taktlos fand ich Atemu, als Yugi meinte er habe seinen Besten Freund verloren und dieser meinte ob es sein Hund wäre. Das Yugi da so ausrastet versteh ich sogar.

Ach ja und Yugis Eifersucht *gg* oh man, das wird noch etwas werden aber ich freue mich darauf.

Ok ich glaube ich habe mich jetzt zu allem geäußert was mir recht gut bzw. nicht so gut gefallen hat und hoffe du nimmst meine kleine Kritik nicht all zu Persönlich auf. Aber dieses Kommi soll doch dazu dienen um den Autor zu zeigen wo er sich noch verbessern kann und wo, so weiter machen.

-Dark-

P.s. ich würde mich über ne ENS Benachrichtigung freuen, wenn du wieder ein Chapter hochgeladen hast
Von:  Lampow
2006-10-14T21:03:09+00:00 14.10.2006 23:03
Erste!!!
Find ich voll gut, das Kapi. Freu mich schon voll aufs neue.
Yugi tut mir aber ur leid. Da spricht bei ihm wohl die Eifersucht raus. Hoffe, er kann das mal klären.
Cu, Saturn-chan


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