"Um die Beziehungen innerhalb des Teams zu pflegen."
Hiyoshi Wakashi war stets eine Person gewesen die sich darum bemühte über die Stärken und Schwächen seiner Mitmenschen bestens informiert zu sein. Es war nötig um dem Leitbild seines Lebens gerecht folgen zu können. Gekokujou.
Bei einem gewissen jemand jedoch, hatte er sich beim Erreichen dieses Ziels bisher noch außerordentlich schwer getan. Hiyoshi wusste zwar dass es Shishido rasend machte, wenn man ihn an den langen Haaren zog oder seinem Doublespartner Choutarou auf eine bestimmte Art und Weise zu nahe kam, diese Dinge jedoch zählten nicht zu denen auf die man in beispielsweise einem Streit zurückgreifen konnte. – Und Hiyoshi und Shishido stritten häufig, wobei meist der jüngere den kürzeren zog.
Eine ausgearbeitete Angewohnheit der Hyotei Tennis Club Regulars war ein monatlich, außerhalb der Trainingseinheiten ausgerichtetes Treffen. Es war Atobes Idee gewesen. „Um die Beziehungen innerhalb des Teams zu pflegen.“
An einem außergewöhnlich verregneten Augustwochenende war Oshitari Yuushi als Gastgeber an der Reihe gewesen, worauf sich das komplette Team zu einem gemütlichen Filmnachmittag vor des Tenseis hauseigenem Großbildfernseher eingefunden hatte.
Gakuto hatte ausgelassen auf einen Horrorfilm bestanden...
Fünfundvierzig Minuten später hatten es sich alle Teammitglieder, passend aufgeteilt, auf Couch und Boden gemütlich gemacht und starrten gebannt auf den Bildschirm: Gakuto saß Fingernägel kauend und von der gruseligen Suspencemusik wie paralysiert zwischen Oshitaris Beinen am Boden, Jiroh war auf Atobes Schoß eingeschlafen was dem anderen nur recht zu sein schien, da für ihn das Spielen in den blonden Locken des Singles 2 Players ohnehin eine sinnvollere Beschäftigung darstellte als sich auf eine solch niedrige Art der Unterhaltung zu konzentrieren. Choutarou schien in machen Schreckensmomenten mit sich selbst zu kämpfen und nicht recht zu wissen ob er nun lachen, weinen oder vor Schreck schreien sollte, weshalb er, was kaum zu fassen war, tatsächlich Shishido aus den Augen verlor, welcher selbst nervös zuckend seinen Blick vom Film immer wieder beinahe ängstlich und fragend über die auf seinem Schoß platzierten Salzstangen, zu Choutarou und von Choutarou zu den Salzstangen schweifen ließ. Hiyoshi selbst konnte sich des öfteren im Halbdunkeln ein herzhaftes Gähnen nicht verkneifen. Solche Filme ließen ihn kalt.
Blut tropfte, eine leichenartige und Ekel erregende Person mit langem Haar viel aus dem Schrank heraus, robbte stöhnend und mit Knochen knackend über den eintönig grauen Boden.
Gakuto kreischte, Choutarou schien vor Schreck beinahe ohnmächtig geworden zu sein und Shishido klammerte sich panisch an die Person die zu seiner Linken saß.
Hiyoshi verschluckte sich beinahe an seinem Keks mit Deluxe Nougatfüllung als er plötzlich spürte wie sich Finger krampfartig in sein Oberteil drückten und sich ein von Rechts kommender Körper an ihn klammerte.
Shishido sprach an diesem Abend kein einziges Wort mehr und verließ auch die recht fröhliche, wenn auch verstörte Gruppe früher als gewohnt.
Hiyoshi hingegen sah dem eiligen Verschwinden des anderen aus Oshitari Heim zumindest zeitweilig mehr als selbstzufrieden zu. Es war eine unheimliche Genugtuung festzustellen dass auch der sonst immer so große Töne spuckende Shishido nicht so furchtlos zu sein schien wie er es selbst gern sein wollte.
Unbedingt ausspielen würde er diese Trumpfkarte seiner neuerworbenen Kenntnis allerdings vorübergehend nicht, wenn überhaupt, denn die Bekanntschaft die seine Rippen mit Shishidos Ellenbogen gemacht hatten, wollte er nicht unbedingt pflegen, um es einmal auf Atobes Art und Weise zu sagen.
