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Harry Potter und die Unmöglichkeit von Zeitreisen

von

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Die Lüge

Kapitel 39: Die Lüge
 

Als Harry an diesem Morgen sein Zimmer verließ, bemerkte er schnell, dass dieser Tag ziemlich emotional werden würde, da Molly Weasley, bereits den Tränen sehr nahe, mit Ron auf der Couch saß und ihren Sohn scheinbar sehr nervös machte, solchen Wirbel wie sie ihm ihn machte. Doch dem leisen Grinsen auf dem Gesicht seines besten Freundes nach zu urteilen, war es auch mehr als deutlich, dass er es genoss.
 

In der Tat waren Mutter und Sohn so sehr miteinander beschäftigt, dass keiner von ihnen bemerkte, wie Harry in den Raum kam oder dass das jüngste Kind der Weasleys, das im Moment in einer Krippe in der Nähe des Kamins lag, hellwach war und vor sich her brabbelte.
 

Mit einem leichten Lächeln auf seinem Gesicht ging Harry, noch immer unbemerkt, zu der Krippe herüber und hob Ginny heraus, bevor er sie gemütlich in seine Arme legte. Glücklicherweise, nur ein paar Tage nach ihrer Geburt, kannte sie ihn jetzt und fing nicht an zu weinen, sobald er sie berührte. Das war am Anfang ziemlich nervig und entmutigend gewesen. „Hallo, Gin“, murmelte er sanft. „Ist dir langweilig?“
 

Nun da sie ihn sprechen hörten, bemerkten Molly und Ron ihn endlich. „Guten Morgen, Harry“, erholte Ron sich schnell von der Überraschung, plötzlich seinen Freund in der Mitte des Gemeinschaftsraumes stehen zu sehen. „Du bist ziemlich früh wach.“
 

„Guten Morgen, Ron. Du bist auch schon früh hoch.... Guten Morgen, Molly, es ist schön, dich zu sehen.“
 

„Guten Morgen, Harry, Liebes. Es tut mir Leid, dass wir dich nicht bemerkt haben.”
 

„Ah“, winkte Harry sie mit einem Grinsen auf seinem Gesicht ab. „Es ist nicht so schlimm. Es ist aber nett zu wissen, dass zumindest ein Mitglied eurer Familie mich mag. Und das tust du, nicht wahr, Gin?“ Ginny, die jedoch kein Zeichen von sich gab ihn zu verstehen, schaute ihn bloß mit ihren braunen Augen an. Seufzend wandte Harry seine Aufmerksamkeit wieder seinem besten Freund und Molly zu. „Und warum seid ihr so früh auf?“
 

Mit einem Schulterzucken entgegnete Ron: „Ich bin nur… ich weiß nicht… aufgeregt, glaub ich… Ich konnte einfach nicht länger schlafen und dann, als ich runter zur Küche ging um etwas zu Essen zu holen, traf ich Mum mit Ginny. Sie kam mit mir auf eine Tasse Kaffee zurück. Und was ist mit dir?“
 

„Das gleiche, denke ich… und auch merkwürdige Träume“, gab Harry zu.
 

Plötzlich war Ron hellwach. „Du hast deinen Geist verschlossen, oder?“
 

„Jaah, natürlich“, versicherte Harry ihm. „Ich nehme an, es sind nur die Nerven. Immerhin ist heute ein großer Tag.“ Obwohl er sich dessen nicht so sicher war. War es wirklich nur ein Traum gewesen, diese zwei gezischten Wörter? Heute Abend! Spielte sein Unterbewusstsein ihm einen Streich, um ihn vielleicht davon zu überzeugen zu bleiben? Ein einfacher Alptraum? Es konnte nichts anderes sein, denn Harry hatte nicht gelogen, als er gesagt hatte, er hätte seinen Geist verschlossen. Sein Geist war so stark wie eine Festung gewesen, als er am vergangenen Abend eingeschlafen war. Voldemort hätte nicht durchkommen können.
 

„Oh ja, großer Tag… Willst du ein paar Waffeln?“ Ron zeigte auf einen Teller, der mit einem hohen Stapel lecker aussehender Waffeln gefüllt war, aber Harrys Magen drehte sich bei diesem Anblick um.
 

„Nein danke… Ich bin noch nicht hungrig. Vielleicht später.”
 

„Wenn später noch welche übrig sind“, sagte Ron grinsend, als er eine Waffel mit seiner Gabel aufspießte und sie auf seinen Teller zog.
 

Schmunzelnd machte Harry es sich mit Ginny auf seinen Armen auf dem Sessel gemütlich. Ihre Augen waren inzwischen geschlossen und sie sah so aus, als würde sie fast schlafen. „Ich bin mir sicher, dass die Hauselfen mehr für mich machen würden.“
 

„Lass Hermine das nicht hören.“
 

„Lass mich was nicht hören?“
 

Harry und Ron drehten sich erschrocken um, als sie Hermines Stimme hörten. Sie stand fertig angezogen in der Tür zu Dracos Zimmer, und Draco stand direkt hinter ihr. Sie funkelte ihre beiden Freunde böse an.
 

„Nichts“, versicherte Harry ihr schnell, obwohl er unter ihrem stechenden Blick zusammenzuckte. Aber er war stolz auf sich. Er hatte nicht nachgegeben. Und dann, um die Aufmerksamkeit schnell vom momentanen Thema abzulenken, bemerkte er: „Ihr seid früh hoch.“
 

„Genauso wie ihr zwei. Oh, und guten Morgen natürlich, Molly“, begrüßte Hermine sie mit einem weiten Lächeln, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder Harry und Ron zuwandte. „Habt ihr zwei schon gepackt?“
 

„Gepackt?“, fragte Ron verwirrt. „Erst einmal werden wir nicht vor Sonnenuntergang gehen, wie du uns schon tausendmal gesagt hast, da der Zauber nur in genau dem Moment funktioniert, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, und zweiten, was glaubst du sollen wir einpacken? Wir können nicht mit einem schweren Schrankkoffer und Rucksäcken in die Schlacht ziehen.“
 

„Natürlich nicht“, sagte Hermine mit ihrer sachlichen Stimme, als sie weiter in den Gemeinschaftsraum kam. „Aber wir können anderen Dinge packen. Ich habe zum Beispiel zu meinem Umhang, den ich heute Abend tragen werde, mehrere Innentaschen hinzugefügt, wo wir zum Beispiel Zaubertränke, die wir im Kampf gebrauchen könnten, aufbewahren können. Was werdet ihr zwei eigentlich anziehen?“
 

Ron starrte Hermine mit weiten Augen an, als er auf sein momentanes Outfit zeigte – schwarze Muggeljeans und ein blauer Pullover. Hermine runzelte die Stirn, weshalb Ron fragte: „Was ist damit nicht in Ordnung? Ich meine, natürlich wird es draußen kalt werden und ich werde eine Jacke drüber tragen, aber es ist bequem und ich mag es. Ich will nichts bei einem Kampf anhaben, in dem ich mich nicht wohl fühle. Ich meine, ich könnte in diesen Klamotten sterben.“
 

Hermines Augen funkelten gefährlich. „Scherze nicht einmal darüber, Ron. Und… deine Kleidung ist eigentlich ganz in Ordnung… Es ist nur ein wenig unbeschützt. Draco hat mir ein paar Zauber gezeigt, die man benutzen kann, um seine Kleidung resistenter gegen Zauber zu machen. Damit sie fast wie ein Schild wirken.“
 

„Ja“, fügte Harry hinzu, „wir haben sie in unserem Auror-Unterricht gelernt. Sehr nützlich gegen einige Zauber, aber wir wissen alle, dass nichts die Unverzeihlichen aufhalten kann.“
 

„Und was, Harry, wirst du anziehen?“, wollte Hermine wissen.
 

Harry schaute ebenfalls an der Kleidung herunter, die er gerade trug. Schwarze Jeans, genauso wie Ron, und eines der vielen schwarzen T-Shirts, die er besaß. Doch, nicht so wie Ron, der schmutzige Sportschuhe trug, hatte Harry seine alten Stiefel aus Drachenhaut angezogen. Doch noch während Hermine ihn prüfend anschaute, dachte Harry, dass sein Outfit noch nicht vollständig war. Etwas fehlte noch, und dann bemerkte er plötzlich, was es war. Es hing hinten in seinem Schrank und er hatte es nur ein paar Mal angehabt, seit er es in dieser Zeit gekauft hatte. „Ich werde das hier anhaben, natürlich durch die Zauber verstärkt, und meinen Ledermantel.“
 

„Klingt cool, Kumpel“, sagte Ron bloß. „Bist also auf den harten-Typ-Look aus.“
 

Hermines Blick senkte sich gefährlich, und Harry tauschte bloß einen amüsierten Blick mit Draco aus, als Hermine mit einer Tirade über Ron hereinbrach, darüber, wie ‚cool aussehen‘ sein Leben in einem Kampf nicht retten würde und das Zweckmäßigkeit in solchen Situationen immer viel wichtiger sei als gut, oder wie er es nannte, wie ein harter Typ auszusehen.
 

~*~
 

Schließlich musste Molly bei dem Streit zwischen Ron und Hermine eingreifen und hatte die ganze Familie zum Frühstück in den Zimmern ihrer Familie eingeladen. Sie hatte sogar kleine Hinweise darauf gegeben, dass dort noch mehr Gäste sein könnten als die Weasley Familie und tatsächlich, als sie den Raum betraten, saßen alle, die wussten, woher, oder besser, von wann sie kamen, schon an einem langen Tisch, der mit allem, was man nur zum Frühstück essen konnte, beladen war – Arthur Weasley, der sich kurzerhand zu Molly gesellte, Severus und Clara, Albus und sogar Remus war erschienen. Zu seiner großen Überraschungen sah er Narcissa Malfoy am Tisch sitzen, die sogar aufstand um Draco mit einem besorgten Blick zu begrüßen und ihn fest zu umarmen. Harry wandte seine Augen schnell von dieser Szene ab, aber er war froh, dass Narcissa scheinbar endlich glaubte, dass dieser erwachsene Draco wirklich ihr Sohn war.
 

Die Weasley Kinder, erklärte Arthur, waren in der Großen Halle und frühstückten zusammen mit ihren Klassenkameraden – und passten auf Percy, Fred und George auf – und sie wollten danach rausgehen um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen.
 

Die einzigen Personen, die fehlten, waren seine Eltern, dachte Harry mit einem stechenden Schmerz in seiner Brust. Er fragte sich, was sie gerade machten, und noch wichtiger, wie es ihnen ging. Irgendwo, tief in seinem Inneren, hatte Harry gehofft, dass sie ihm zumindest ein oder zwei Briefe schreiben würden, aber er hatte nichts von ihnen gehört. Gar nichts.
 

Das Frühstück verwandelte sich schnell zu einem Mittagessen und dann war es plötzlich Kaffeezeit. Die Weasleykinder waren am Nachmittag kurz reingekommen um sich zu verabschieden, bevor sie wieder rausgingen, aber Harry dachte, dass es schön gewesen war, sie noch einmal zu sehen.
 

Etwa zwei Stunden bevor die Sonne untergehen sollte, erhoben die Zeitreisenden sich von ihren Plätzen und eine weitere Runde des tränenreichen Abschieds begann. Harry erinnerte sich an viele Umarmungen und nette Worte, Glückwünsche und dass er viele Versprechen abgeben musste, vorsichtig zu sein. Doch die einzigen beiden Gespräche, an die er sich wirklich erinnerte, waren die kurzen mit Severus und Albus.
 

„Ich hoffe für euch, dass Voldemort bald besiegt wird“, sagte Harry zu Severus. „Und dass dein Leben als Spion dann vorbei sein wird.“
 

„Ich glaube nicht, dass es noch lange dauern wird“, antwortete Severus kryptisch. „Albus hat schon einen Plan.“
 

„Das ist gut zu hören“, sagte Harry erleichtert, obwohl er auch neugierig war, welchen Plan Dumbledore haben könnte. Doch es war nicht mehr seine Sache – noch war sie es jemals gewesen – sich um diese Zeit zu sorgen. Er vertraute Dumbledore und dass er das Richtige tun würde. „Leb wohl, Severus.“
 

„Du auch, Harry. Und ich wünsche euch viel Glück in der kommenden Schlacht. Ich bin mir sicher, ihr werdet es brauchen.”
 

„Danke.“ Harry wandte sich dann zu Albus, der sich gerade von einer schniefenden Hermine verabschiedet hatte. „Albus… Ich wollte dir danken. Für alles, was du für uns in dieser Zeit getan hast.“
 

„Du brauchst mir nicht danken, Harry. Aber, wenn du es mir erlauben würdest, euch zu danken? Ohne eure Anwesenheit in dieser Zeit wären einige Dinge, die geändert werden mussten, nie geändert worden…“
 

„Aber einige Dinge wurden geändert, die nicht hätten geändert werden sollen“, murmelte Harry, als er sich an den Angriff auf Hogsmeade vor einem Jahr erinnerte.
 

„Ihr habt gute Dinge hier getan, Harry,“ sagte Dumbledore eindringlich, als er eine Hand auf Harrys Schulter legte und sie drückte. „Zweifle nie daran. Und du wirst in deiner Zeit weiterhin gute Dinge tun.“
 

„Ich hoffe, das werde ich.“
 

„Natürlich wirst du das“, sagte Albus mit sanfter Stimme. „Darf ich sagen, wie stolz ich auf dich bin?“
 

„Das hast du gerade getan“, murmelte Harry nun ein wenig geniert.
 

Dumbledore schmunzelte. „In der Tat, das habe ich. Und ich bin stolz auf dich. Ich bin mir sicher, dass es hunderte Dinge, hunderte Worte gibt, die ich dir mit auf den Weg nach Hause geben könnte, aber manchmal, ja, manchmal ist es besser gar nichts zu sagen. Es gibt jedoch ein Versprechen, dass ich dir geben möchte. Harry, ich verspreche dir hier und jetzt, dass du dir keine Gedanken über den Voldemort aus dieser Zeit machen musst. Ich habe einen Plan und wir werden uns sehr bald um ihn kümmern.“
 

Ein Teil der Spannung, die er den ganzen Morgen, die ganze Woche, vielleicht sogar das ganze Jahr gespürt hatte, verschwand aus seinem Körper. Das war genau das, was er hörten musste. „Danke, Albus.”
 

„Gern geschehen, Harry… Nun musste du einen alten Mann entschuldigen. Ich muss wieder in mein Büro, mich um ein paar wichtige Dinge kümmern. Und du und deine Freunde solltet wieder auf eure Zimmer gehen, euch vorbereiten und dann zum Astronomieturm gehen, um das Ritual durchzuführen. Ich werde sicherstellen, dass ihr nicht gestört werdet.“
 

„Und wieder kann ich mich nur bedanken.“
 

„Und wieder kann ich nur sagen, dass es dafür keinen Grund gibt. Lebe wohl, Harry.“
 

„Leb wohl, Albus.“ Harry streckte seine Hand aus, die Dumbledore nahm und sie schüttelten sie einmal mit einem festen Griff. Dann schaute Harry ihm nach, als Dumbledore sich umdrehte und den Raum verließ.
 

Nach einer letzten Runde Umarmungen von Molly, gingen die Zeitreisenden zu ihrem Gemeinschaftsraum zurück. Sie sammelten kleine Gegenstände zusammen, die sie mitnehmen wollten, Erinnerungen an ihre Zeit hier. Harry hatte gerade die Geschenke, die er von seinen Eltern bekommen hatte, in seinen Rucksack gepackt, als sein schwermütiger Blick auf den Donnerblitz fiel, der in der Ecke seines Zimmers stand und den er nicht mitnehmen konnte. Es war schon ein sehr guter Besen.
 

Ach, was soll’s!
 

Harry ergriff den Besen und legte ihn neben seinen Rucksack auf sein Bett. Nun da er alles hatte, zog er seinen schwarzen Ledermantel an, wobei er den Ledergeruch einatmete, und belegte ihn mit ein paar Schutzzaubern. Wie er schon an diesem Morgen gesagt hatte, würden sie nichts gegen die Unverzeihlichen ausrichten können, aber es war besser als nichts.
 

Dann schlang er den Rucksack über seine Schulter und ergriff den Besen, bevor er sich noch ein letztes Mal in dem Zimmer umschaute. Es war im letzten Jahr, in den letzten fünfzehn Monaten, sein Zufluchtsort gewesen, und nun musste er ihn verlassen. „Leb wohl“, flüsterte er zu dem Raum und ging schließlich durch die Tür in den Gemeinschaftsraum. Hermine und Draco warteten schon auf ihn, beide mit ihren Rucksäcken auf dem Rücken, und Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er den Donnerblitz in Dracos Hand sah.
 

„Oh nein, nicht auch noch du!“, stöhnte Hermine. „Es ist nur ein Besen.“
 

„Es ist nicht nur ein Besen“, widersprach Harry schnell, gefolgt von Draco, der hinzufügte: „Das ist ein verdammt guter Besen.“
 

„Nun, ich glaube nicht, dass sie den Kampf unbeschadet überstehen werden, aber es ist eure Entscheidung“, sagte Hermine überheblich, aber Harry konnte das Grinsen sehen, das an ihren Lippen zog.
 

„Wo ist Ron?“, fragte Harry, als er bemerkte, dass die Tür zum Zimmer eines besten Freundes weit offen stand, aber dass Ron nirgendwo zu sehen war.
 

„Er ist schon vorgegangen, um den Gegenstand zu holen, den wir für den Zauber brauchen. Er wird uns auf dem Astronomieturm treffen“, erklärte Hermine. „Aber nun, da du hier bist, können wir auch los.
 

„Zeig uns den Weg.“ Harry verbeugte sich leicht, um Hermine vorgehen zu lassen, gefolgt von Draco und dann war er der letzte, der das Zimmer verließ. Ein letztes Mal ließ er seinen Blick darüber schweifen bevor er seufzte und das Portrait sich schloss.
 

Ihre Wanderung zum Astronomieturm war kurz und wurde schweigend verbracht. Sie fühlten sich nicht danach zu reden und sagten nicht einmal etwas, als Ron dort schon auf sie wartete – sein Rucksack über seine Schultern geschlungen, Donnerblitz in einer Hand und den Schläger eines Treibers in der anderen.
 

„Was macht das Ding hier?“, fragte Hermine fast aufgebracht, da sie wahrscheinlich dachte, dass Ron ein weiteres Erinnerungsstück aus dieser Zeit mitnehmen wollte.
 

Ron grinste breit. „Das, meine liebe Hermine, wird unser Portschlüssel zu unserer Zeit sein. Ich dachte nur, dass wir etwas nehmen sollten, das wir auch tatsächlich benutzen können, wenn wir zurück sind. Ich bin mir sicher, dass es dort ein paar Todesesser geben wird, denen ich damit eins überziehen kann.“
 

Kopfschüttelnd und leise etwas murmelnd, das ziemlich stark nach „Jungs“ klang, nahm Hermine eine kleine Flasche, gefüllt mit einem grünen und schleimig aussehenden Zaubertrank, aus einer Tasche ihres Umhangs. Harry hatte das Ergebnis vorher nicht gesehen, aber nun da er ihn sah, konnte er kaum glauben, dass dieser Zaubertrank ihre Fahrkarte nach Hause war. Immerhin hatten viele Zaubertränke in seiner Karriere in Hogwarts genauso ausgesehen und das waren alles S’e gewesen – wenn Snape überhaupt nett genug gewesen war, um ihm ein S zu geben.
 

Dann holte Hermine eine Nadel aus ihrer Tasche hervor und öffnete den Verschluss der Flasche. „Okay, nun brauche ich von jedem von euch einen Tropfen Blut, damit der Zaubertrank euch erkennt. Sobald wir den Zaubertrank auf dem Schläger verteilt haben, wird er nur aktiviert werden, wenn wir alle vier ihn anfassen und gleichzeitig den Zauberspruch aussprechen.“
 

„Das wissen wir, Hermine“, grinste Ron noch immer. „Das hast du uns schon etwa tausend Mal gesagt!“
 

„Einmal mehr schadet nie. Und nun, dein Blut, Ron.“
 

Ohne darauf zu warten, dass er sie nach vorne streckte, nahm Hermine seine Hand und stach ihm in den Finger. Ein Tropfen Blut quoll hervor, während Ron rief. ‚Verdammt noch mal, Weib!’ und fiel direkt in die Flasche. Nach Ron gab Harry seinen Finger freiwillig her und beobachtete als zuerst ein Tropfen von seinem Blut, dann von Draco und zum Schluss von Hermine in den Zaubertrank fiel. Sie steckte den Verschluss wieder drauf und schüttelte ihn drei Mal stark.
 

Der Zaubertrank strudelte einen Moment lang, aber als er aufhielt konnte Harry sehen, dass er sich verändert hatte. Er hatte nun eine silber-violette Farbe angenommen und sah viel mehr nach einem akzeptablen Zaubertrank aus als vorher. Es war faszinierend zu beobachten, wie Hermine den Zaubertrank gleichmäßig auf dem Schläger verteilte, der in der Farbe des Zaubertranks aufglühte sobald die Flasche leer war.
 

„Okay… nun müssen wir nur noch warten bis die Sonne untergeht.“
 

Harry nickte grimmig und seine Augen wandten sich dem Sonnenuntergang zu, als er sich plötzlich an etwas erinnerte. „Hermine, ich hab fast vergessen…“
 

„Was denn, Harry? … Harry?“
 

Aber Harry hörte nicht mehr zu, als er plötzlich etwas am Horizont erblickte, das mit großer Geschwindigkeit auf sie zuflog. „Ist das eine Eule?“, fragte er verwirrt.
 

„Ja, das ist es“, antwortete Hermine, ebenso erstaunt.
 

Und dann, nur fünf Sekunden später, landete die Eule auf dem Geländer vom Astronomieturm direkt neben Harry und hob ihr Bein. Ein kleines, weißes Stück Papier war an das Bein gebunden und Harry konnte die Worte An Harry Potter, Astronomieturm, Hogwarts lesen, in der Handschrift von… „Es ist von meiner Mum.“
 

„Wirklich? Was schreibt sie?“, fragte Ron.
 

Harry löste schnell den Brief vom Bein der Eule und die Eule flog wieder fort. Dann faltete er ihn genauso schnell auseinander und starrte nur auf fünf Wörter.
 

Es tut mir wirklich Leid.
 

„Was soll das heißen?“, wollte Ron wissen.
 

„Ich habe keine Ahnung“, murmelte Harry, aber irgendwie kehrte die ungute Vorahnung, die er den ganzen Tag ignoriert hatte, seit er zu den schicksalshaften Worten aufgewacht war, mit voller Wucht zurück. Harry versuchte diese Vorahnung wieder zu ignorieren. Er wollte nur glücklich sein, dass seine Mutter in diesem kritischen Augenblick an ihn gedacht hatte, und wandte sich wieder Hermine zu. „Err, was ich sagen wollte… Ich muss dich um einen Gefallen bitten. Du musst etwas für mich tun, sobald wir zurück sind.“
 

„Was denn?“
 

„Sobald wir zurück sind, möchte ich, dass du nach Hogwarts apparierst und Gryffindors Schwert für mich holst. Ich…“ er schluckte schwer. „Ich würde mich viel besser in dem Kampf gegen Voldemort fühlen, wenn ich das Schwert hätte. Es hat mir schon einmal gegen ihn geholfen und es könnte mir die Hilfe geben, die ich brauche um zu gewinnen.“
 

„Natürlich, Harry…“, versprach Hermine.
 

Als Harry seine Bitte aussprach, dachte er, er konnte den dankbaren Blick in Dracos Augen sehen. Er nickte ihm fast unmerklich zu. Mit dieser Aufgabe würde Hermine weit vom Kampf entfernt sein, zumindest für eine Weile.
 

„Okay“, sagte Hermine schließlich. „Jungs, legt eure Hände auf den Schläger und macht euch bereit, den Zauberspruch zu sagen. Wir haben nur noch zwei Minuten.
 

Sie alle taten, was Hermine verlangte, und standen schließlich in einem Kreis um den Schläger – jeder von ihnen hielt ihn mit verbissener Entschlossenheit fest. Harry tauschte einen angespannten Blick mit jedem seiner Freunde aus – in zwei Minuten würden sie wieder zu Hause sein, direkt in der Mitte einer Schlacht, die das Schicksal ihrer Welt entscheiden würde.
 

Und doch störte ihn etwas. Etwas war mit der Ankunft des Briefs seiner Mutter in seinem Kopf freigesetzt worden.
 

Es tut mir wirklich Leid.
 

Warum glaubte seine Mutter, sich bei ihm entschuldigen zu müssen? Was hatte sie getan, was ihr Gewissen so plagte, dass sie ihm diese Notiz senden musste, direkt bevor sie diese Zeit verließen? Er konnte an nichts denken, was diese Entschuldigung rechtfertigen könnte.
 

Plötzlich war Harry wie steif gefroren. Nein! Das konnte nicht sein!
 

Und trotzdem machte es Sinn.
 

Wir werden uns sehr bald um ihn kümmern.
 

Und dann diese zwei Worte, die ihn heute Morgen geweckt hatten. Heute Abend! Es war kein Traum gewesen. Es war Voldemorts Stimme gewesen, er war es gewesen! Irgendwie musste sein Unterbewusstsein diesen beiden Wörtern erlaubt haben, durch das Schild zu schlüpfen, um ihn vor der Gefahr zu warnen. Um ihn zu warnen, dass Voldemort etwas vorhatte und dass es heute Abend geschehen würde. Und Harry konnte sich nur eines vorstellen, was Voldemort für diesen Abend geplant haben könnte!
 

Und Dumbledore hatte davon gewusst.
 

Harry ließ den Schläger los, als er einen Schritt zurückstolperte. Er hörte die verwirrten Ausrufe seiner Freunde nicht, als er seine Fäuste fest ballte. Dieses manipulative… Harry beendete seinen Gedanken nicht – er sah rot.
 

Das war alles geplant gewesen! Sie haben getauscht! Sie haben verdammt noch mal getauscht! Und es war alles geplant gewesen!
 

Harry schüttelte seinen Kopf in dem Versuch klar zu denken. Er musste herausfinden, was er jetzt tun sollte, denn einer Sache war er sich sicher: er konnte jetzt nicht in seine eigene Zeit zurückkehren! Wenn sie wirklich getauscht hatten… Natürlich hatten sie das! Harry hatte seinen Eltern erzählt, was passieren würde, falls sie tauschten – wenn sie tauschten – und sie hatten es trotzdem getan.
 

Nur das hätte seine Mutter dazu bringen können diese Notiz zu schicken. Nur das… um sich bei ihm zu entschuldigen, dass sie gelogen hatte, dass sie ihm und seinem jüngeren Selbst das antun würde.
 

Aber er sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Er musste erst sicherstellen, dass er die Zeichen korrekt interpretierte.
 

Plötzlich ließ ihn ein scharfer Schmerz in seinem Kiefer herumwirbeln, und in diesem Moment sah er Ron vor sich stehen, der sich seine Faust rieb. „Bist du wieder bei uns, Kumpel?“, fragte er wütend. „Beeil dich und legt deine Hand wieder auf den Schläger. Wir haben nur noch eine Minute!“
 

Harry schüttelte seinen Kopf, als er einen weiteren Schritt zurückging. „Ich kann nicht… Ich muss… Ich muss…“
 

„Was du tun musst, Potter, ist deinen verdammten Arsch wieder hierher zu bewegen, damit wir nach Hause können“, fauchte Draco.
 

„Sie haben getauscht!“, explodierte Harry plötzlich. „Sie haben den Geheimniswahrer getauscht!“
 

„Was?“, fragte Hermine, vollkommen überrumpelt. „Wieso glaubst du das?“
 

Harry zog die zerknüllte Notiz aus seiner Tasche. „Das… Das und etwas, was Dumbledore und Snape heute Abend zu mir gesagt haben! Sie haben gesagt, dass sie sich sehr bald um Voldemort kümmern würden. Und ich werde euch all das Gold in meinem Verließ geben, wenn das sehr bald nicht heute Abend ist! Ich weiß nicht, wie sie es machen wollen, ob sie wollen, dass es so passiert wie in unserer Zeit, aber irgendwie hat Dumbledore meine Eltern überredet, den Köder zu spielen!“
 

„Harry…“ Hermine fing an verzweifelt zu klingen. Die Sonne sank mit jeder Sekunde tiefer am Horizont. „Und selbst wenn es so ist… Dumbledore hat einen Plan und es gibt nichts, was du tun kannst. Vielleicht will er Voldemort in Godrics Hollow in einen Hinterhalt locken, um ihn dort zu töten.“
 

„Das kann er nicht!“, schrie Harry, als seine Gefühle ihn übermannten. „Dumbledore kann es nicht. Denn die einzige Person, die Voldemort töten kann, steht direkt vor euch!“
 

„Err, Kumpel… schrei mich jetzt nicht an, aber warum bist du so sicher, dass du es bist? Ich meine, okay, viele Leute erwarten, dass du derjenige bist, aber das bedeutet nicht, dass du der einzige bist…“
 

Harry sah aus seinen Augenwinkeln heraus, wie Hermines Augen sich weiteten. Sie hatte endlich, nach Jahren, zwei und zwei zusammengezählt. Schlaues Mädchen. „Die Prophezeiung“, murmelte sie. „Du weißt, was sie aussagt.“
 

Harry nickte grimmig, als er die Prophezeiung auswendig aufsagte: „Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran ... jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt ... und der Dunkle Lord wird ihn als sich Ebenbürtigen kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt ... und der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt ... der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, wird geboren werden, wenn der siebte Monat stirbt ...“
 

„Wie lange schon?“, murmelte sie, ihre Stimme voller Schock und Mitgefühl. „Wie lange weißt du es schon?“
 

„Dumbledore erzählte es mir direkt nach… dem Vorfall… im Ministerium… Ich habe während des Gesprächs einen guten Teil seines Büros zerstört.“
 

„Das hat er nicht!“, keuchte Hermine. „Nicht direkt nachdem… Und… das sind sechs Jahre, Harry! Warum hast du uns nie davon erzählt?“
 

Harry zuckte mit den Schultern, als er sich plötzlich an keinen einzigen Grund mehr erinnern konnte. Aber das war jetzt eh egal. Sie wussten es endlich. Und er hatte nicht mehr viel Zeit um es zu erklären. Er musste irgendwie so schnell wie möglich nach Godrics Hollow kommen. Wenn er sich bloß daran erinnern könnte, wo seine Eltern dort lebten.
 

Verdammter Fidelius Zauber!
 

„Leute… die Sonne…“, murmelte Ron und störte die Stille, die nach Hermines Frage über sie gefallen war. Und tatsächlich, genau in diesem Augenblick verschwanden die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Horizont. Hermine schaute auf den Schläger herunter, den jeder außer Harry noch festhielt, zurück zur Sonne, zum Schläger und dann zu Harry, bevor sie entschlossen den Schläger losließ. „Hermine, was machst du da?“
 

„Wir“, sagte sie mit einem entschlossenen Blick auf die ganze Gruppe, „werden Harrys Familie retten.“
 

In dem Augenblick, als Hermine diese Worte ausgesprochen hatte, fühlte Harry sich unglaublich dankbar ihr gegenüber. Und dann, als Ron den Schläger aus Dracos Hand riss, und bloß sagte: „Okay, lasst uns los.“, gefolgt von einem widerwillig klingenden „In Ordnung, ich bin dabei…. Lasst uns diesem Bastard zeigen, dass er sich nicht mit uns anlegen soll“ von Draco, verschwand noch ein weiteres großes Gewicht von seinen Schultern und seine eigene Entschlossenheit wuchs. Seine Freunde standen hinter ihm und niemand würde ihn nun aufhalten.
 

Voldemort wird untergehen!



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