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Kaibas Jahr in der Hölle

von

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Ein spannender Tag im dunklen Raum?

Ein spannender Tag im dunklen Raum?
 

„Beeil dich, Seto!“

„Ich versuch´s ja, Mokuba“, knirschte ich genervt und stiefelte langsam und bedächtig die Treppe herunter.

„Nun komm schon“, rief Mokuba, der schon an der Haustür war.

„Ja doch!“

Endlich war ich unten angelangt und konnte Mokuba erkennen, der nun die Tür öffnete.

Mein Rücken schmerzte immer noch etwas, auch wenn ich jetzt schon seit über einer Woche das Bett verlassen durfte. Nie wieder würde ich Eislaufen gehen, niemals.

Die Haustür ging knarrend auf und wir beiden verließen das Haus.

Mokuba war schon richtig aufgeregt, denn ich hatte ihm versprochen, dass ich eine Überraschung für ihn parat hätte.

Nur eine Kleinigkeit selbstredend.

„Wo ist sie denn?“, nörgelte Mokuba während wir durch einen kleinen Park liefen.

„Gedulde dich doch bitte etwas. Es wird nicht mehr lange dauern!“

„Aber ich bin so neugierig!“

Endlich hatten wir den Park voller zwitschernder Vögel und herumrennenden Eichhörnchen verlassen und näherten uns der Stadt. Da es Samstag war, war Domino voller Leute, die einkaufen gingen oder sich mit Freunden verabredeten.

Viele Leute winkten uns zu. Mokuba winkte strahlend zurück, ich sah woandershin und wurde nun von Mokuba immer mehr gedrängt.

„Ist es eine schöne Überraschung?“, fragte er als wir die Einkaufsstraße verließen und in Richtung KC gingen.

„Überraschungen sind wie gesagt überraschend, Mokuba. Und nun warte einfach ab. Sie wird schon nicht davonlaufen.“

Endlich hatten wir meine geliebte Firma erreicht. Heute war sie leider geschlossen, doch ich konnte natürlich immer rein.

Extra langsam um Mokuba noch ein wenig heißer auf die Überraschung zu machen, drehte ich den Schlüssel so langsam wie möglich um und überlegte dann laut, wo ich sie denn versteckt hatte.

„Spann mich doch nicht so auf die Folter“, maulte Mokuba und ich gab nach.

„Komm mit“, sagte ich und führte ihn zu meinem privaten, abgesicherten Bereich der Firma.

Ich schloss die riesige Tür auf und führte Mokuba in den dunklen Raum.

„Geh schon mal vor, ich werde das Licht anmachen“, sagte ich und er tat wie ihm geheißen.

Langsam näherte ich mich dem Lichtschalter und drückte dann.

Sofort wurde mein privates Zimmer in grelles Licht erfüllt. In der Mitte war ein Sitz aufgebaut von dem einige Kabel ausgingen.

„Boah, was ist das, Seto?“, fragte Mokuba und näherte sich dem Sitz.

„Das ist meine neueste Erfindung“, erklärte ich. „Prototyp Nummer 445. Das neueste Model im Bereich Technik und Spiele.“

„Ist das ein Spiel?“

„Ja, es ist ein virtuelles Spiel“, erwiderte ich und deutete auf die Kabel, die von dem Sitz ausgingen und in einen Computer überliefen.

Bei dem Wort „virtuell“ schreckte Mokuba automatisch zurück und sah mich verzweifelt an.

„Keine Sorge, dieses Spiel ist nicht so wie die virtuellen Spiele bei den Big5 und Noah. Dieses System wurde von mir höchstpersönlich entwickelt und ist sehr sicher. Mit diesem Knopf hier kannst du jederzeit aus der virtuellen Welt verschwinden. Das ist kein Problem. Und deinen Körper wirst du dadurch auch nicht verlieren“, beruhigte ich ihn.

„Was kann das Spiel alles?“

„Dieses Spiel, mein lieber Bruder, kann alles. Hier kannst du dir jedes beliebige Spiel aussuchen von Benjamin Blümchen bis zu jedem Mörderspiel. Natürlich solltest du beides nicht benutzen. Aber es ist nicht nur ein Spiel, es ist auch eine unvergleichliche Informationsquelle, nicht so wie das Internet. Sag einfach, was du genau wissen willst und dir wird es sofort gegeben.“

Mokubas Gesicht glänzte jetzt plötzlich vor Freude und Eifer, das Spiel mal auszuprobieren.

„Mit wie vielen Leuten kann man das denn spielen?“

„Bis zu 10“, sagte ich.

„Können wir dann zusammenspielen?“, fragte er sofort und sah mich mit seinen riesigen Augen an.

In diesem Moment klingelte mein Handy.

„Einen Moment“, sagte ich zu Mokuba gewand und kramte es aus der Tasche hervor.

„Mr.Kaiba!“, hörte ich Rolands Stimme keuchen. Er klang höchst beunruhigt.

„Roland? Was ist los?“

„Sie müssen kommen!“, kreischte Roland, so laut, dass ich das Handy von meinem Ohr weg halten musste. „Sie müssen einfach!!!!“

„Ist ja gut, regen Sie sich nicht so auf“, knirschte ich verärgert, jetzt gestört worden zu sein. „Ich bin in fünf Minuten da!“

Ich legte aufgebracht auf und drehte mich dann zu Mokuba um, der mich traurig ansah.

„Tut mir Leid“, sagte ich und steckte mein Handy zurück in meine Hosentasche. „Irgendein Notfall zu Hause. Ich muss los. Probier es erst einmal alleine aus!“

Und mit diesen Worten verließ ich hektisch den Raum. Zu Fuß würde ich es nicht schaffen, also blieb mir nur die Wahl, meinen „weißen-Drachen-Jett“ zu benutzen, meine persönliche Lieblingsweise zu reisen.

Nach 6Minuten landete ich in meinem riesigen Garten und erstarrte: Vor meiner Haustür standen unendlich viele Leute, Leute mit Kameras und Notizblöcken. Reporter.

Hastig rannte ich auf sie zu und konnte auch bald schon Roland erkennen, der verzweifelt aussah und von einem der Kameramänner gefilmt wurde.

Was ging hier vor?

„Mr.Kaiba!“, riefen alle Reporter wie auf Knopfdruck als ich auf meine Haustür zuging.

Alle Kameras waren auf mich gerichtet. Schnell rannte ich durch die Menge auf Roland zu, der so aussah als würde er gleich das Bewusstsein verlieren.

„Roland! Was geht hier vor!“, schrie ich ihn an.

„Mr.Kaiba“, stieß Roland hervor. Dann brach er ab und schloss die Augen.

„Hey! Sie werden ja wohl wach bleiben!“, rief ich und gab ihm eine Ohrfeige. „Ich bin ihr Vorgesetzter! Das ist ein Befehl!“

Endlich schien der blasse Roland wieder zu sich zu kommen, denn er öffnete die Augen.

„Mr.Kaiba, sie waren plötzlich einfach alle da wegen der Nachrichten.“

„Was für Nachrichten?“

„Mr.Kaiba? was sagen Sie zu den zu den Gerüchten ihrer psychischen Verfassung? Stimmt es?“

Ich sah sie verdattert an. Wovon redeten die denn überhaupt?

„Ist es wahr, dass Sie bald die KaibaCorporation nicht mehr leiten werden?“, rief ein anderer Reporter und wartete gespannt.

„Ich? Wie bitte?“ Einen Moment hatte ich anscheinend die Gabe des Redens verlernt hatte. Wie kamen diese Idioten denn auf die Idee, dass sich meine Firma verlieren würde.

Ohne eine Antwort zu geben, schleifte ich Roland in die Villa und knallte die Tür hinter mir zu.

„Was geht hier vor?“, knirschte ich und packte Roland am Kragen.

„Es ist furchtbar!“

„Das sehe ich selber!“

Roland rannte ins Wohnzimmer und kam mit der Zeitung in der Hand wieder.

„Sie sollten das lesen, Sir!“, sagte er. „Aber es wird Ihnen nicht gefallen, so viel ist sicher.“

Ich riss ihm die Zeitung aus der Hand und spürte wie meine Knie weicher wurden. Dort, auf der Titelseite, war ein riesiges Bild von mir. Schon alleine diese Tatsache war beängstigend, doch auch die Art des Bildes und die Überschrift ließen mich vor dem Artikel erschaudern.

Dieses Bild war von Karneval. Das war ich im Clownskostüm.

Mit einem starken Zögern, entschied ich dennoch den Artikel zu lesen.
 

Seto Kaiba- Verrückt und nicht tragbar?!
 

Seto Kaiba, angesehener Leiter der berühmten KaibaCorporation ist offenbar dem Druck seiner Firma nicht mehr gewachsen. Mit seinen jungen 18Jahren begeisterte er die Politik und die gesamte Bevölkerung Dominos mit seinen kreativen Ideen und seiner Unerschrockenheit gegenüber den Verantwortungen, die dieser Beruf mit sich trägt.

Nun anscheinend ist das passiert, was viele Menschen schon viel eher erwarteten: Seto Kaiba wird von der Verantwortung zerdrückt und trägt offensichtlich schon jetzt schwere Schäden mit sich.

Nicht nur, dass seine Ideen in seinem Beruf stark nachließen und er seine Firma, die ihm einst so wichtig war, vernachlässigt, ist das frühere Genie auch schulisch nicht in Topverfassung.

„Er ist unkonzentriert und schlief sogar während einer Prüfung ein“, berichtete eine Lehrerin von Seto Kaiba besorgt. „Seine Leistungen lassen stets nach.“

Weshalb Kaiba solche plötzlichen Defizite aufweißt, weiß niemand so recht, doch anscheinend wird er verrückt.

Während der Karnevalsveranstaltungen wurde Kaiba, der sonst nie Zeit für solche Aktivitäten außerhalb der Firma hatte, von einem Augenzeugen entdeckt(siehe Bild1).

„Schon seit längerer Zeit mache ich mir Sorgen um ihn“, gestand Kaibas nächster Vertrauter, Maximillion Pegasus unseren Reportern bei einem Interview. „Aber er will sich es einfach nicht eingestehen. Er ist eine Kämpfernatur und dennoch wird sein Kampf nichts nützen.“

Auch das Gerücht, dass Kaiba seine Firma verlieren würde, kursiert in Domino, mit Recht?

„Er hat sich verändert“, sagte Pegasus, der sich große Sorgen um seinen Freund macht. „In den letzten Monaten hat er sich verändert und zwar sehr stark. Man könnte schon beinahe von Persönlichkeitskomplexen reden. Ich persönlich glaube, dass er allmählich verrückt wird. Ich meine das nur gut: Nach Gerüchten hat er dieses Jahr schon so einiges verbockt, mal abgesehen von seinem Auftreten bei Karneval in der Öffentlichkeit.“

Ob Seto Kaiba nun verrückt wird oder nicht, steht noch in den Sternen. Klar ist nur, dass er unter einem enormen Druck steht und vielleicht seine Firma verlieren wird, vielleicht sogar an Pegasus?
 

Ich las mir den Artikel noch einmal durch. Das konnte ja wohl nicht wahr sein!!!!

Dieses miese Schwein Pegasus war doch unglaublich!!

Warum sollte ich verrückt werden? Weil ich wie tausend andere Leute zu einem Karnevals-Kostüm durch die Gegend gelaufen war?

Das hatte Pegasus also von Anfang an geplant!!!! Wie sehr ich diesen Mann doch hasste!

„Reg dich nicht darüber auf“, ermahnte ich mich selbst. „Ganz ruhig! Pegasus kann dich nicht reizen! Er will nur, dass du tatsächlich den Verstand verlierst und das wirst du nicht. Du gehst jetzt da raus und beantwortest artig die Fragen dieser Geier!“

Ich atmete noch einmal tief ein, dann stieß ich die Tür auf und stellte mich vor den Reportern auf, die sogleich wieder ihre Notizblöcke zur Hand nahmen und begierig zu mir hinaufstarrten.

„Mr.Kaiba!“, rief einer von ihnen. „Werden Sie die KaibaCorporation Maximillion Pegasus überlassen? Oder haben Sie andere Pläne?“

„Ist es wahr, dass Sie verrückt werden?“

„Warum vernachlässigen Sie ihre Firma?“

„Einer nach dem anderen“, sagte ich und sofort wurde es etwas stiller. „Ich bin bereit all Ihre Fragen zu beantworten, doch bitte verstehen Sie, dass ich nicht all Ihre Fragen auf einmal beantworten kann. Danke!“

Die Reporter stellten sich nun in einem Kreis um mich herum, genauso wie es Wölfe taten wenn sie sich an ihre Beute heranpirschten.

„Zuerst wollten Sie wissen, was ich nun aus meiner Firma machen will bezüglich der möglichen Übergabe?“, fragte ich und einer der Reporter nickte heftig mit dem Kopf.

„Hören Sie“, fuhr ich fort. „Ehe ich meine Firma Pegasus überlassen würde, würde ich eher meinen weißen Drachen mit eiskaltem Blick an meinen Stiefvater verkaufen oder eine Kloschüssel küssen. Ist das genau genug oder muss ich da noch ins Detail gehen?“

Da die erstarren Reporter darauf nicht antworteten, beschloss ich die anderen Fragen nun weiter zu beantworten.

„Und natürlich habe ich andere Pläne! Momentan sind wir an einem Projekt, welches die gesamte Spielbranche völlig verändern wird! Das verspreche ich Ihnen. Gut, Sie wollten wissen ob ich verrückt werden würde? Nun ja, ich denke das ist Ansichtssache, aber schauen Sie, ich bin nicht verrückter als zB Pegasus es ist. Jeder Mensch hat einen gewissen Tick, manche mehr, manche weniger. Und ich bin froh, dass ich zu den Leuten gehören, die es weniger haben“, sagte ich und redete mir damit meine Wut von der Seele. „Ich vernachlässige meine Firma? Nun, vernachlässigen heißt ja nicht zwingend, dass ich keine Zeit mehr in sie investieren würde. Es heißt lediglich, dass ich meine Pflichten für meine Firma zu Hause am PC erledige, was ja nach Stand der modernen Technik durchaus möglich ist. Außerdem bin ich nun mal nicht nur Leiter der KaibaCorporation, sondern auch Schüler, Bruder und Duellant!“

Damit war für mich das Gespräch gelaufen. Ich drehte mich um, schloss meine Tür auf, ging in meine Villa und knallte die Tür hinter mir zu.

Nach fünf Minuten hatte ich mich endlich beruhigt.

Ich ging in meine Zimmer, legte mich auf mein Bett und starrte meine Zimmerdecke an. Wie lange ich da lag weiß ich nicht, doch ich weiß noch, dass ich schließlich von einem Klingeln aus meinem Wachtraum gezerrt wurde.

Ich schreckte auf und erkannte, dass es mein Handy war.

„Seto Kaiba“, meldete ich mich barsch.

„Hi Kaiba!“, hörte ich eine muntere Stimme. Eine Stimme, die ich eigentlich nicht hören wollte.

„Tristan!“, sagte ich und setzte mich auf, darauf achtend, meine Stimme möglichst erfreut klingen zu lassen. „Was liegt an?“

„Na, du bist ja lustig! Wir wollen doch heute ins Kino! Weißt du nicht mehr?“

Mit einem Blick auf meinen Kalender stelle ich erstaunt fest, dass er Recht hatte.

„Ach das war heute?“

„Ja, in einer Stunde treffen wir uns am Kino, okay?“

Ohne meine Antwort abzuwarten wurde am anderen Ende der Leitung aufgelegt.

„Toll!“, dachte ich wütend und warf mein Handy auf mein Bett. „Genau das Richtige um meine Aggressionen so richtig schön auszuleben! Womit habe ich das eigentlich verdient?“

Entnervt räumte ich mein Zimmer auf und wusch mir die Haare, Obwohl ich keine Lust hatte wollte ich mich ja nicht in der Öffentlichkeit zum Deppen machen.

Heute entschied ich mich für einen Umhang in königsblau, zwar nicht gerade passend zu meiner „etwas“ angespannten Laune, aber immerhin ein elegantes, seltenes Stück meiner Sammlung.

Prüfend besah ich mich im Spiegel.

„Seto Kaiba, du siehst wie immer tadellos aus“, redete ich mir selbst ein und zog meine hochglanzpolierten, pechschwarzen Schuhe an.

Das Kino lag ein Stück von Domino entfernt, also musste ich langsam los.

„Welchen Film schauen wir uns heute noch mal an?“, fragte ich mich und sah noch mal auf die Kopie der Fun-Liste. „Ah ja, der Actionfilm. Na super, mein Abend ist definitiv schon einmal zerstört. Actionfilm! Pah! Das sind doch eh alles Billigfilme, die von irgendwelchen Amateuren gemacht werden, die krampfhaft versuchen, Spannung in ihren Filmen zu erzeugen und dabei kläglich scheitern!“

Das Kino war nie gut besucht doch für mich konnte das ja eh nur von Vorteil sein. Erstens weil mich dann niemand erkannte, zweitens damit nicht noch mehr Gerüchte über mich entstehen konnten und drittens weil es mich dann weniger kostete.

Ich musste lernen immer alles positiv zu sehen, was mir an Tagen wie diesem dennoch ziemlich schwer fiel.

„Da bist du ja!“, strahlte Bakura, der anscheinend als Erster gekommen war.

„Oh“, sagte ich. „Du bist auch hier?“

„Ja, klar, warum denn nicht?“

„Tja, weil du ja auch beim Eislaufen gefehlt hast und seit zwei Wochen nicht in der Schule warst“, sagte ich. „Wo warst du denn?“

„Ach weißt du, ich hab mich nicht besonders gut gefühlt. So ausgelaugt und immer nur müde als würde ich am Tag irgendwas anderes machen. Dabei schlafe ich ja auch am Tag nur“, erklärte Bakura, der tatsächlich etwas blass wirkte.

„Vielleicht solltest du damit mal zum Arzt gehen“, schlug ich vor und vergrub meine Hände in meinen Umhangtaschen da es draußen sehr kalt war und von den anderen Nervensägen immer noch keine Spur war.

Bakura sah mich mit einem äußerst seltsamen Gesichtausdruck an.

„Was ist?“, fragte ich leicht nervös. Bakura kam nämlich auch noch näher auf mich zu. „Was ist denn?“

„Kannst du das noch mal wiederholen?“, wollte Bakura wissen.

„Was denn?“

„Was du gerade eben gesagt hast!“

„Vielleicht solltest du damit mal zum Arzt gehen?“, wiederholte ich verwirrt und was dann passierte, verschlug mir die Sprache.

Bakura war mir um den Hals gefallen.

„Hey, du!“, schrie ich panisch und versuchte mich von seinem Griff zu erlösen, was sehr schwierig war, denn Bakura hatte trotz seiner Größe und seine schwächlichen Auftretens einen sehr starken Griff.

„Du bist echt ein guter Freund“, kam es von Bakura, der, wie ich erstaunt feststellen musste, Tränen in den Augen hatte. „Ich hätte nie gedacht, dass du mal so werden würdest! Ich hab dich völlig falsch eingeschätzt! Bitte vergib mir!“

„Ist ja gut“, sagte ich. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also tat ich das, was immer die Leute in diesen Schnulzenfilmen taten. Vorsichtig tätschelte ich seine Schulter.

„Willst du darüber reden?“, fragte ich gegen meinen Willen und hoffte inständig auf ein klares Nein von ihm.

„Bitte sag nein, bitte, bitte!“, dachte ich verzweifelt. „Bitte!“

Bakura ließ mich schlagartig los und sah mich an.

„Danke, Kaiba“, sagte er und mein Herz rutschte mir in die Hose. „Aber ich glaube ich muss mit diesem Problem selbst fertig werden. Ich danke dir, mein Freund! Vielleicht später, ja?“

Einerseits war mir nun furchtbar übel, da es Bakura tatsächlich gewagt hatte, MICH seinen Freund zu nennen und MICH zu umarmen, andererseits war ich aber auch froh, da er nicht über sein kleines Problemchen reden wollte.

Glück im Unglück.

Endlich kamen auch die anderen Flaschen und gemeinsam betraten wir dann das höchst heruntergekommene Kino.

Tatsächlich war niemand außer uns da.

Schon mal ein positiver Aspekt: Kein Reporter, keine Ishtars und kein Pegasus.

Kaum hatten wir den finsteren Raum betreten begann die schreckliche, ellenlange Werbung, die immer im Kino vor dem „Höhepunkt“ abgespielt wurde.

Eine Zigarettenwerbung jagte die nächste. Und nach einer halben Stunde lief immer noch Werbung.

Langsam stieg Wut in mir auf. Statt hier zu sitzen und zu beobachten wie oft sich dieser Depp auf dem Pferd noch eine West-Zigarette in die Schnauze steckte oder sich diese Tussi im Minirock das Langnese Eis über ihren nackten Bauch fließen ließ ohne eine Miene zu verziehen, könnte ich an meinem Lap Top sitzen oder mit meinen Bruder mein neuestes Spiel ausprobieren.

„Erfrisch die mit Coca Cola!“, sagte nun eine Frau in einem Meerjungfrauenkostüm, die zwar kein bisschen attraktiv war, das aber allerdings selbst von sich dachte. Um genau zu sein fand ich sie potthässlich mit ihren riesigen Glupschaugen, ihren aufgeblasenen Lippen und ihren nackten Bauch, aber sie grinste mir süffisant entgegen und trank ihre Cola.

„So ein Unsinn“, dachte ich verärgert und schnaubte. „Als ob Meerjungfrauen, die es ja noch nicht einmal gibt, Cola unter Wasser trinken würden. Ich meine, da gibt es ja auch so wenig Flüssigkeit zum Trinken, nicht wahr?“

Endlich gingen die Lichter komplett aus, was hieß, dass der Hauptfilm nun beginnen würde.

„Wir befinden uns im 30.Jahrhundert“, sagte eine monotone Stimme, die anscheinend den Film „Ich und der Außerirdische in mir“ ankündigte und eine „spannende“ Trommelmusik im Hintergrund erklang. „Die Marsianer haben unseren Planeten Erde nun vollständig besetzt. Die Erdlinge wurden festgenommen und in eine andere Zeit geschickt, gefangen in ihren eigenen Gedanken, voll Hass und Verzweiflung. Niemand kann sie retten….bis auf unseren Actionhelden Mike Josh!!!“

Die Trommelmusik wurde lauter und ein junger Mann erschien.

„So ein Unsinn!“, murmelte ich in mich hinein. „Erstens befinden wir uns nicht im 30.Jahrhundert, sondern im 21. Ja, ja, das mit den Zeiten ist schon schwer!“

Ich saß übrigens zwischen Tristan und Joey, die anscheinend eine Wette laufen hatten…und zwar im Cola Wegschlürfen und Popcorn Wegfressen. Beide saßen da, stopften Hände voller Popcorn in ihre gierigen Münder und schlürften in einer unerträglichen Lautstärke ihre Cola.

Langsam begann mir der Kopf zu pochen.

Warum gerate eigentlich immer ich nur an diese Volltrottel?

Inzwischen hatte unser ach so großer Held(wenn ich richtig sah war der Schauspieler knappe 1.60m groß…also von wegen groß) einige der schrecklich dankbaren Menschen aus der einsamen Galaxie befreien können und stellte nun sein Heldenteam zurecht, das vom Schicksal selbstredend dazu auserkoren war, die Erde vor den bösen, bösen Marsmenschen zu retten.

Nebenbei fragte ich mich, was denn so schlimm an den Marsmenschen war.

Jeder Mensch, der Augen im Kopf hatte, konnte doch erkennen, dass diese Ultrabösewichte nichts weiter waren als ultraschlecht geschminkte Schauspieler, die allerdings meines Erachtens immerhin besser aussahen als der Held der Story.

Außerdem konnten die eh nichts anderes als dumme Sprüche klopfen, mit ihren violetten Augen blitzen, sich um die eigene Achse zu drehen und Ketchup zu spucken. Aber na ja, ich befand mich ja auch nicht in dieser „heiklen“ Situation.

Es fiel mir ebenfalls auf, dass die Hauptperson Yugi sehr ähnlich war: In jedem zweiten Satz sagte er „Wir sind vom Schicksal auserkoren!“

Immer dieses verdammte Schicksal! Das schien mich ja bis zum Ende meines Lebens zu verfolgen!

Gelangweilt betrachtete ich den Hintergrund: Billiges Design, aber Hauptsache nicht teuer, oder? Wir sind ja auch nicht wählerisch.

Nach 90Minuten qualvollem Leiden wurde der Film auf seine ganz persönliche Art und Weise spannend.

Die grünen Menschchen waren jetzt wohl richtig böse auf das schicksalhafte Heldenteam und ein Kampf um Leben und Tod begann.

So setzten sich beide Parteien in ihre „hyperschnellen Raumschiffchen“ und beschossen sich mit riesigen, grünen Beziehungsweise roten Kaugummikügelchen oder wenn es hart auf hart kam sogar mit ihren silbernen Wasserpistolen.

Tristan und Joey klammerten sich in dieser Zeit an mir fest, wobei Tristan seine Cola und Joey sein Popcorn verschüttete und sich beides letztendlich vor meinen Füßen wiederfinden ließ.

Wie gut, dass ich kein nachtragender Mensch bin….sonst hätte ich sie ja auch AUF DER STELLE ERWÜRGT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Was solls?

Zerstört ist zerstört, da kann man nichts machen, auch wenn ich gestehen muss, dass es irgendwie verlockend war, zu wissen, dass man sich in einem düsteren Raum befand und ein Außenstehender einen Mord nie bemerken würde.

Aber da ich ein friedlicher Zeitgenosse bin, ließ ich dies eher bleiben. Mein Umhang war schon dreckig genug ohne Blutspuren aufzuweisen.

„Boah dieser Film war ja echt schlimm“, sagte Tea nach einer halben Stunde. „ich hab die ganze Zeit gezittert.“

„Ja, diese Marsmenschen sahen wirklich richtig real aus. Ich glaube von denen werde ich heute Nacht träumen!“, gestand Joey kleinlaut.

„Wenigstens wurden die nachher besiegt“, sagte Bakura zufrieden. „Ich dachte schon, der Held würde zu spät kommen!“

„Der sah ja so hammergeil aus!“, seufzte Tea und klimperte mit ihren Wimpern.

„Morgen dann wieder hier?“, wollte Tristan wissen.

„Ja, morgen wieder hier am Kino um 5Uhr“, bestätigte Yugi. „Ich muss dann jetzt auch! Joey, Bakura, wir müssen den Bus noch kriegen!“

So verabschiedeten wir uns voneinander….endlich!

Auf morgen freute ich mich selbstredend nicht im Geringsten, doch was zählte schon meine bescheidene Meinung? Interessieren tat das doch eh keinen!

Zu Hause wartet Mokuba auf mich mit dem Abendessen.

„Was hast du denn mit deinem Umhang gemacht?“, wollte er sofort wissen und besah sich das klebende Desaster namens Umhang.

„Frag lieber nicht!“, stöhnte ich. „Ich will einfach nur schlafen und diesen Tag vergessen!“

„Ich dachte, dir macht es Spaß mit Yugi rumzuhängen!“

„Natürlich, Mokuba, aber der Film war nun mal nicht so ganz nach meinem Geschmack“, redete ich mich raus. Beinahe hätte ich mich verplappert und das durfte ich ja bekanntlich nicht.

„Vielleicht wird der nächste Film besser“, versuchte Mokuba mich zu beruhigen.

„Ja…vielleicht“, sagte ich schlaff.

„Das glaubt er ja wohl selbst nicht!“, dachte ich als ich mich in mein Zimmer schlich, fertig und ausgelaugt. „Morgen kommt der Abenteuerfilm….nach Yugis Wunsch! Das kann nicht besser werden!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2007-12-30T12:18:53+00:00 30.12.2007 13:18
Da versucht jemand Seto systematisch in den Boden zu stampfen. Pegasus dieser Großkotz, geht mir allmählich auf die Nerven. Kann der sich nicht lieber mit seinem Siegfried beschäftigen? Vielleicht wollen sie aber gemeinsam Seto fertig machen... Mal schauen, ob die nächsten Kapitel dieses Geheimnis lüften. Ich hoffe nur, dass Setos Tagebuch nicht an die Öffentlichkeit kommt, denn dann geht's erst richtig drunter und drüber.
Ich hasse - ich betone es immer und immer wieder - Filme, die im 30.Jahrhundert spielen und wo Marsianer die Welt bevölkern und der ganze Kack drum und dran. Gibt es überhaupt Mädchen, die auf so etwas stehen? Tea hat's anscheinend gefallen - die Marsianer und Erdbewohner haben bestimmt am Ende des Films Freundschaft miteinander geschlossenen ;)
The show must go on!

SY
MissNana
Von:  Schreiberling
2007-02-07T14:02:34+00:00 07.02.2007 15:02
Pegasus macht echt alles um Kaiba auf die Palme zu bringen?
Ich musste mich bei dem Artikel echt zusammenreißen um nicht vor lachen vom Stuhl zu kippen.
Schon geil.

Bakura ist ja so richtig abgegangen, ich war echt verwundert, dass der voll den Nervenzusammenbruch hatte. a dachte ich schon tausende Reporter würden um die Ecke stürmen und losknipsen. Aber war zum Glück nicht so.

Der Film hörte sich aus Kaibas Sicht, ja echt voll doof an. Mag so Auserirdischenkram auch nicht sonderlich. Kann ich ihm also nachfühlen.

Bin schon auf Yugis Film gespannt.^^

Was Moki betrifft... Der tut mir immer noch leid. So wenig Zeit für den kleinen Wuschel.

Aber bin gespannt was nun folgt.
VLG
Von: abgemeldet
2007-02-06T19:59:29+00:00 06.02.2007 20:59
Es war natürlich wieder mal gaaa~nz tol ^.^ ! Also Seto bekommt es sehr mit dem Stress zu tun ... schon allein die 'Story' ... Kaiba will die KC weggeben?! ... xDDD naja und am Besten fand ich halt die Stelle, wo Kaiba dann fast schon Tristan und Joey ermordet hätte *seinen Gedankengang am besten fand*
Von:  moonlily
2007-02-05T15:36:48+00:00 05.02.2007 16:36
Wie immer ein herrliches Kapitel! Ich konnte Seto direkt vor mir sehen, besonders als er sich mit den Reportern auseinander setzen musste und dann später im Kino.
Bin schon gespannt, wie die anderen Filme für ihn werden.

Macht weiter so.
Und vielen Dank, dass du mir Bescheid gegeben hast.

LG, Moonlily


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