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Broken Trust

von

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Ran schob die Auflaufform in den Backofen und stellte dann die Temperatur ein, bevor er das Küchengerät anschaltete und die Klappe wieder schloss. So, jetzt nur noch 35 Minuten backen lassen, und schon war der Fisch fertig.
 

Der Rotschopf trat zurück und warf dann einen Blick auf die Uhr, die gerade zehn vor zwölf anzeigte, woraufhin er nickte. Gut, er war noch im Zeitplan, und das, obwohl er heute Morgen verschlafen hatte… doch er hatte sich ansonsten extra beeilt, das schien es wieder ausgeglichen zu haben.
 

Einen Schritt zur Seite nehmend öffnete er einer der Schränke und holte dort einen Topf heraus, welchen er auf den Herd stellte. So, dann musste er nur noch den Reis kochen und das Mittagessen war fertig. Hoffentlich schmeckte es auch… er hatte es so gemacht, wie es auf dem Rezept stand, und eigentlich schmeckte es auch sonst immer ganz gut, wenn er es machte, doch bei seinem Glück würde vielleicht gerade heute etwas schief gehen…
 

Er musste lächeln, als er an den Grund dachte, der ihn zum Kochen getrieben hatte. Youji… für diesen würde er sich besonders anstrengen. Sonst war es eigentlich immer egal, wie es schmeckte, da nur er selbst es essen musste, doch wenn er Besuch hatte, achtete er schon darauf, dass es seinen Gästen schmeckte. Und bei Youji wollte er auch in dieser Hinsicht einen guten Eindruck machen… vielleicht kam der Blonde dann öfters zum Essen? Dann war er nicht mehr so alleine, wenn er an den Wochenenden, an denen er in letzter Zeit oft allein aß, Gesellschaft hatte.
 

Ran bereitete den Topf für den Reis vor und stellte den Herd an, bevor er sich auf einen der Stühle in seiner Küche sinken ließ, wobei er wohlig seufzte. Letzte Nacht hatte er viel besser geschlafen als in der Nacht davor… keine Albträume hatten ihn geplagt und er hatte die Nacht ganz durchgeschlafen, war nicht einmal aufgewacht. Es passierte ihm gelegentlich, dass er einfach mitten in der Nacht hoch schreckte, unwissend weshalb. Er wusste nur, dass ihm sein Herz dann meistens in der Kehle schlug und er flach atmete, doch das legte sich, wenn er erkannte, wo er war. Alles war in Ordnung, wenn er sich in seinem eigenen Bett wieder fand. Dann beruhigte er sich wieder und konnte auch wieder einschlafen, manchmal keine zehn Sekunden nach dem Wachwerden, aber manchmal lag er auch noch Ewigkeiten da und konnte nicht mehr schlafen…
 

Er schüttelte den Kopf und ließ sein Kinn dann auf der Rücklehne des Stuhls sinken, während er die Augen schloss und seufzte. Letzte Nacht jedenfalls hatte er komplett durchgeschlafen und fühlte sich vielleicht deshalb heute so voller Energie. Ihm ging es heute richtig gut… woran Youji wahrscheinlich nicht ganz unschuldig war.
 

Ran lächelte und seufzte erneut, bevor er einen kurzen Blick auf die Uhr warf und seine Augen dann wieder schloss. Fünf vor zwölf… gleich würde Youji hier sein… zwar würde er dann noch kein Essen bekommen, das würde noch bis halb eins dauern, aber so früh konnte man doch sowieso noch keinen Hunger haben. Ran jedenfalls nicht, obwohl er nie frühstückte.
 

Aber so hatten sie noch ein bisschen Zeit füreinander, bevor sie essen würden…
 

Der junge Mann lief leicht rot an, als er das dachte. Wie sich das schon wieder anhörte… nein, er hatte seine Meinung seit gestern nicht geändert. Er wollte im Moment nicht mehr und nicht weniger als mit Youji zusammen zu sein, mit ihm Dinge zu unternehmen, mit ihm ein bisschen kuscheln. Und das schien dem Blonden nichts auszumachen, denn er hatte Ran ja gesagt, dass er diesen zu nichts drängen oder gar zwingen würde. Er schien zu verstehen, wie wichtig es Ran war, in dieser Beziehung nichts zu überstürzen… das hatte die letzte so verheerend gemacht… wahrscheinlich wäre sie gar nicht zustande gekommen, wenn er in der einen Nacht nicht mit Brad geschlafen hätte…
 

Ran verjagte diese Gedanken schnell und lenkte sie zurück auf Youji, auf dessen sanfte Art, seine zärtlichen, liebevollen Küsse. Er hatte Küssen schon immer gemocht, doch bei Youji war es irgendwie anders… bedeutungsvoller… auch ehrlicher, wenn er es sich eingestand. Viel schöner… er fühlte sich so gut dabei…
 

Das schrille Klingeln der Haustür, das durch die ganze Wohnung schallte, riss ihn schließlich aus seinen abdriftenden Gedanken. Er begann zu strahlen und sprang von seinem Stuhl auf, um mit schnellen Schritten zur Haustür zu eilen. Er war da! Endlich! Für einen Moment dachte er, dass er bei Brad nur am Anfang ihrer Beziehung so glücklich und aufgeregt gewesen war, wenn Brad ihn besucht hatte… später hatte es sich dann gelegt, als er gespürt hatte, dass irgendetwas mit ihnen nicht stimmte…
 

Der Rotschopf entriegelte mit flinken Bewegungen die Haustür und öffnete diese dann, woraufhin er seinem Freund gegenüber stand, welcher ihn anlächelte. In seinen Händen hielt der Blonde einen Strauß Blumen, weiße Orchideen, wie Ran nach einem kurzen Blick bemerkte. Er blickte Youji verwundert an, bevor er an die Seite trat, um den Älteren in seine Wohnung zu lassen, welcher seiner Aufforderung auch sogleich nachkam. Als er im Raum stand schloss Ran die Tür wieder und drehte sich zu Youji um, welcher ihn immernoch anlächelte und sich dann vorbeugte, um dem Rotschopf einen sanften Kuss auf die geschlossenen Lippen zu geben.
 

„Guten Morgen, Darling.“
 

Der Rotschopf lief leicht rot an, als er das Kosewort hörte, und küsste Youji ebenfalls leicht auf den Mund.
 

„Guten Morgen…“
 

Der Blonde stupste mit seiner Nase gegen Rans und hielt ihm dann die Blumen hin, sodass der angenehme Geruch Ran in die Nase steig.
 

„Hier, die sind für dich. Hab sie eben in einem Blumenladen gesehen und sie haben mich irgendwie an dich erinnert… gefallen sie dir?“
 

Ran sah seinen Freund für einen Moment lang sprachlos an, doch dann lief er knallrot an und nahm die Blumen an sich.
 

„I-ich… ja, sie sind wunderschön… danke, Youji…“
 

Der Blonde lächelte Ran zärtlich an und sah dann zu, wie der Jüngere an den duftenden Blumen roch.
 

„Gern geschehen, Ran.“
 

Der Rotschopf lächelte Youji mit roten Wangen an und drehte sich dann um, um in Richtung seines Wohnzimmers zu gehen.
 

„Ich suche grad eine Vase. Kannst schon mal in die Küche gehen.“
 

Hinter sich hörte er Youji zustimmen und dann das Rascheln der Jacke des Älteren, bevor er sein Wohnzimmer betrat und in der großen Vitrine nach einer hübschen Vase suchte. Er fand auch schließlich eine, in Blassgelb gehalten, was auch farblich ganz gut zu den Orchideen passen würde.
 

Zufrieden ging der Rotschopf zurück in seine Küche und betrat diese, wo er Youji vor dem Backofen in der Hocke sitzend vorfand. Der Ältere schien eifrig durch die Glasscheibe zu sehen und versuchen zu erraten, was für Essen er heute Mittag vorgesetzt bekommen würde. Ran lächelte leicht und ging dann zur Spüle hinüber, wo er Wasser in die Vase laufen ließ und zum Küchentisch trug, wo er den Strauß ins Wasser stellen wollte. Bevor er das jedoch tun konnte, schlangen sich von hinten zwei starke Arme um seinen Körper und drückten ihn an Youjis eigenen. Der Kopf des Blonden lehnte sich an Rans und Youji seufzte leise, bevor er dem Rotschopf einen Kuss auf die Haare drückte.
 

„Ich hab dich vermisst, Ran…“
 

Der Jüngere lehnte sich an den warmen Körper seines Geliebten zurück und sah über seine Schulter zu diesem hoch, lächelte ihm in das sanfte Gesicht.
 

„Ich dich auch…“
 

Das hatte er wirklich… vor dem Schlafengehen hatte er sich sogar danach gesehnt, mit dem Blonden in seinem Bett zu liegen, sich an ihn kuscheln zu können… einfach nur so, um zu wissen, dass er jemanden hatte, der für ihn da war. Der ihn warm hielt und liebte, ihn so akzeptierte, wie er war. Der ihm seine Gefühle offen zeigte…
 

Ran sah Youji in die grünen, glücklich strahlenden Augen und öffnete seine Lippen ein wenig, woraufhin der Ältere sich lächelnd zu ihm hinunterbeugte und ihre Lippen sich berühren ließ, Rans zärtlich liebkoste. Der Jüngere seufzte leise und schloss die Augen, während er den Blumenstrauß neben der Vase auf den Tisch sinken ließ und seine Lippen weiter öffnete, als Youjis Zunge gegen sie drückte. Seine Arme hoben sich wie von selbst und legten sich auf Youjis, die seinen Körper umschlagen, woraufhin der Ältere Rans Hände in die seinen nahm und festhielt, während ihre Zungen umeinander tanzten, sich streichelten und schmeckten, zärtlich liebkosten.
 

Der Rotschopf genoss den Kuss in vollen Zügen und wimmerte leise protestierend auf, als Youji die Zärtlichkeit schließlich abbrach, doch daraufhin legte Youji ihm nur einen Finger auf die Lippen und murmelte ein leises ‚Schh’, bevor er Ran sanft anlächelte.
 

„Wir haben doch Zeit, Ran… kein Grund zur Eile.“
 

Ein leichter Rotschimmer machte sich auf dem blassen Gesicht breit und er wandte den Kopf ab, um dann auf die Blumenvase zu blicken. Das stimmte schon… trotzdem hatte er immer Angst, dass wenn ein Kuss endete, Youji einfach gehen würde… warum auch immer. Vielleicht war es einfach deshalb, weil man sich zum Abschied immer küsste… er wusste es nicht. Trotzdem war ihm das peinlich… Youji ging ja nicht weg, er blieb hier, bei ihm… er war aus freien Stücken hier, weil er es wollte… weil er Ran liebte…
 

Er schmiegte sich an Youji, während er den Strauß nun endlich in die dafür vorgesehene Vase stellte und dann betrachtete. Doch, es machte wirklich einen guten Eindruck zusammen… Ran streckte eine Hand aus, um eine der weißen Blüten zu berühren, und blinzelte dann, als er feststellte, dass sich die Farbe seiner Haut gar nicht so sehr vor derer der Blüten abhob. Komisch… das war ihm vorher so extrem noch nicht aufgefallen… dass er so blass war… jetzt verstand er Youjis Kommentar von vorhin schon um einiges besser…
 

Der Rotschopf lehnte sich an Youji und legte seinen Kopf an dessen Schulter, bevor er zu diesem hochblickte.
 

„Sie sind wirklich schön… danke noch mal, Youji.“
 

Der Blonde lächelte Ran sanft an und küsste ihn leicht auf die Lippen, während er den Jüngeren mit seinen Armen enger an sich drückte.
 

„Gern geschehen. Freut mich, dass du sie magst.“
 

Der Rotschopf lächelte zurück und wollte noch etwas erwidern, als ihn plötzlich ein Zischen, das aus Richtung Herdplatte kam, daran hinderte. Er warf einen Blick zur Herdplatte hinüber und japste dann leise auf, bevor er sich von Youji losmachte und zum Herd hinübereilte, weil dort das Wasser für seinen Reis kochte und so teilweise über den Rand spritzte, was das Zischen verursachte. Ran schaltete den Herd zurück und gab dann den Reis in das kochende Wasser, bevor er einen Deckel auf den Topf legte und sich danach zu Youji umdrehte, der gerade auf ihn zulief.
 

„Tut mir Leid, ich hatte das Wasser für den Reis ganz vergessen…“
 

Der Blonde lächelte und blieb dann stehen, wies mit einer beiläufigen Geste auf den Tisch.
 

„Macht ja nichts. Soll ich den Tisch decken?“
 

Ran lächelte ihm dankbar zu, bevor er zu einem seiner Küchenschränke ging und das Fach, das das Geschirr enthielt, öffnete.
 

„Ja, das wäre nett von dir.“
 

Er nahm zwei Schüsseln aus dem Fach und drückte sie Youji mitsamt zweier Gläser in die Hand, bevor er den Schrank wieder zumachte und zur Besteckschublade hinüberging, um dort Stäbchen für sich zu holen. Damit kehrte er zum Tisch zurück und verteilte das Besteck, bevor er sich Youji zuwandte, der mit dem Aufdecken von Schüsseln und Gläsern auch gerade fertig geworden war. Der Blonde lächelte seinen Freund an und legte dann einen Arm um die Hüfte des Kleineren, zog ihn zu sich. Ran ließ ihn und legte seinen Kopf ein wenig zurück, als der Ältere mit seinem Gesicht näher kam und ihn sanft auf die Lippen küsste. Sie verharrten so einen Augenblick lang, ehe Youji sich wieder löste und Ran ansah, dessen Hand in seine nahm.
 

„Sag mal… zeigst du mir deine Wohnung noch mal? Ich meine, auch das Innere der Zimmer? Das hast du mir gestern verwehrt…“
 

Ran lief leicht rot an, als Youji das noch anfügte, und nickte dann. Da hatte er Recht… allzu viel hatte ihm diese ‚Besichtigung’ gestern wirklich nicht gebracht… doch heute war es anders. Er hatte keine Angst vor Youji und war auch nicht so unheimlich nervös, sodass er kein Problem damit hatte, Youji noch einmal herumzuführen, und ihm diesmal alle Zimmer zu zeigen.
 

„Ja… komm mit, ich zeige dir alles.“
 

Er lächelte Youji kurz an und verließ dann gemeinsam mit seinem Geliebten die Küche, in der der Reis eh noch eine Weile würde kochen müssen. Von daher hatten sie noch genug Zeit.
 

Ran führte seinen Freund zuerst zu dem Zimmer neben der Küche und öffnete dort die Tür, sodass Youji hineinschauen konnte.
 

„So, hier stehen Waschmaschine und Trockner und so drin. Nicht besonders interessant…“
 

Was sollte an einem Waschraum auch interessant sein? Er mochte den Raum auch nicht besonders, aber seine Wäsche musste er ja trotzdem waschen, trocknen und bügeln.
 

Der Blonde warf einen Blick in den Raum und sah dann seinen Freund an, ein Grinsen lag auf seinem Gesicht.
 

„Ach so… ich fragte mich gestern schon, was der Unterschied zwischen einem Waschraum und dem Bad sei… aber stimmt ja, du machst deine Wäsche selbst… sorry, ich hab nicht gleich geschaltet.“
 

Der Rotschopf lächelte und schloss die Tür, während er den Kopf schüttelte.
 

„Macht doch nichts.“
 

Er wandte sich um und führte seinen Freund dann aus dem Wohnzimmer in den Flur davor, um ihm das Bad zu zeigen. Auch hier öffnete er die Tür und ließ Youji den Raum betrachten, bevor sie schließlich zu seinem Schlafzimmer gingen. Dieses betraten sie auch, und Ran fühlte trotz allem sein Herz ein wenig beschleunigt schlagen. Hier würde er vielleicht irgendwann mit Youji schlafen… der Gedanke war schön, machte ihm aber gleichzeitig auch ein wenig Angst. Wofür er sich sofort selbst ausschimpfte. Youji würde ihm nicht wehtun. Brad, der ihn gar nicht geliebt hatte, hatte ihm auch nicht wehgetan, vom anfänglichen Schmerz mal abgesehen… da würde es Youji sicher auch nicht tun.
 

Ran atmete tief durch und ließ dann Youjis Hand los, bevor er zu seinem Freund aufsah.
 

„Das… ist mein Schlafzimmer. Und da drüben ist mein Arbeitszimmer.“, sagte er, auf die Tür am Ende des Raumes deutend. Youji nickte und sah sich dann im Raum um, betrachtete sich interessiert die Einrichtung und Bilder, die an der Wand hingen. Teilweise waren es gerahmte Bilder wie Photos oder ähnliches, mal Kunstdrucke, die er gekauft hatte. Er mochte phantasievolle Gemälde gerne, am besten mit aufregenden Farben. Einige dieser Bilder hingen auch in seinem Wohnzimmer. Sie passten zwar nicht wirklich zu seiner Einrichtung, aber das machte ihm nichts aus. Er mochte die Bilder eben einfach…
 

Der Blonde unterbrach seine Gedanken, als er lächelnd auf Ran zukam und vor ihm stehen blieb, bevor er dem Rotschopf sanft über die Wange streichelte.
 

„Schön hast du’s hier. Deine Wohnung gefällt mir gut.“
 

Ran lächelte und schmiegte sich leicht an seinen Freund, sah zu ihm auf.
 

„Danke… ist nicht groß, aber für eine Person ausreichend.“
 

Youji schüttelte lächelnd den Kopf und sah sich dann noch einmal im Raum um.
 

„Völlig. Und ich persönlich würde eine kleinere eindeutig einer unpersönlichen, überdimensionalen Wohnung vorziehen. Ich finde deine Wohnung schön und vor allem gemütlich, und das wichtigste ist doch, dass man sich in seinen eigenen vier Wänden wohl fühlt, oder?“
 

Das war wohl war… obwohl sich Ran auch hier schon sehr unwohl gefühlt hatte… aber das hatte eher weniger mit der Wohnung selbst zu tun gehabt.
 

„Ja… ich denke schon.“
 

Der Blonde nickte und seufzte dann.
 

„Ich auch. Ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit mehr in meinen Häusern zu sein, um sie auch irgendwie wirklich in ‚meine’ zu verwandeln. Die meisten sind sehr unpersönlich und ich fühlte mich nicht wirklich wohl in ihnen…“
 

Ran konnte sich vorstellen, dass das so war. Er wusste, dass Youji mehrere Häuser und Apartments auf der ganzen Welt verstreut besaß, wo immer er eben gerade hinkam. Und wenn man so viel reiste, konnte man natürlich nicht viel Zeit in ihnen verbringen, das war klar.
 

Ihn machte es immernoch leicht stutzig, dass Youji so reich war… er war nicht neidisch oder so, ganz im Gegenteil. Er wüsste nicht, was er mit dem ganzen Geld anfangen würde… und mehrere Häuser kaufen, die er eh nicht brauchte, würde er nicht. Das wäre ja Verschwendung. Und das, hatte er immer wieder eingetrichtert bekommen, war gar nicht gut. Deshalb ging er auch sonst immer recht sparsam mit seinem Geld um, egal, ob es mehr als genug zum Leben war oder nicht. Ran sparte jeden Monat etwas von seinem Gehalt an, damit er es später nutzen konnte, wenn er in Schwierigkeiten war oder so.
 

Der Rotschopf lenkte seine Aufmerksamkeit wieder zurück auf Youji, der ihn immernoch ansah. Und da fiel ihm auch wieder ein, was ihm eben noch aufgefallen war.
 

„Nur die meisten? Sind nicht alle unpersönlich?“
 

Youji schüttelte den Kopf und lächelte dann.
 

„Nein. Ich habe eine Villa in Südfrankreich, in St. Tropez. Und dort verbringe ich im Gegensatz zu den anderen recht viel Zeit. Dorthin ziehe ich mich zurück, wenn ich meine Bücher schreiben will und sonst wo keine Ruhe oder Inspiration finde. Und dann gibt es da noch ein Penthouse in New York, das ist mir auch ziemlich wichtig und da verbringe ich auch Zeit, wenn ich sie finde.“
 

Ran machte ein überraschtes Gesicht, als er von der Villa hörte. Ah? In St. Tropez? Das war interessant…
 

Der Rotschopf lächelte und strich sich eine seiner roten Haarsträhnen hinter sein Ohr.
 

„In St. Tropez ist es schön… ich war mal dort, als ich noch klein war. Mit meinen… Eltern…“
 

Es versetzte ihm einen Stich, als er an sie dachte, und es musste auch auf seinem Gesicht sichtbar gewesen sein, dass er sich gerade nicht allzu wohl fühlte, denn Youji sah ihn besorgt, gleichzeitig verstehend an und legte seine eine Hand and Rans Wange, streichelte mit dem Daumen zärtlich seinen Wangenknochen.
 

„Hey… alles okay?“
 

Ran atmete einmal tief durch und nickte dann, mehr um Youji zu beruhigen als seinen eigenen Zustand auszudrücken. Es tat immernoch weh, an sie zu denken…
 

Der Rotschopf blickte Youji einen Moment lang unsicher in die Augen, bevor er seine Unsicherheit jedoch überwand und näher zu seinem Freund trat, sich an dessen Körper schmiegte. Für einen Augenblick tat Youji gar nichts und Ran fürchtete schon fast, der Ältere würde ihn wieder wegschieben, doch dann schlagen sich die langen, starken Arme um seinen Körper, drückten ihn noch enger an Youji heran. Ran schloss die Augen und entspannte sich in den Armen seines Freundes. Das brauchte er jetzt… einfach mal in den Arm genommen zu werden… auch das hatte er von Brad nicht immer erwarten können, wisperte ihm eine leise Stimme zu. Ja, das stimmte… Brad war nicht der Typ gewesen, der einen einfach mal tröstete, wenn man es brauchte… und das hatte Ran unbewusst ziemlich gefehlt. Es fiel ihm jetzt auf, weil er fast nicht erwartet hatte, dass Youji ihn überhaupt umarmen würde, doch er war zu ihm gegangen, weil er das gesucht hatte: ein bisschen Nähe, Trost, Geborgenheit. Und Youji konnte ihm das geben, schien auch bereit, es zu tun. Er streichelte Ran sanft durch die Haare, gab ihm einen Kuss auf die Schläfe.
 

„Gut… ich mag es nicht, wenn du so traurig bist, Darling.“
 

Der Rotschopf musste bei den sanft gesprochenen Worten leicht lächeln und sah auf, blickte seinem Freund in die grünen Augen. Dieser lächelte ihn ebenso fein an, ehe er Ran auf die Stirn küsste.
 

„Das ist besser… du bist einfach schöner, wenn du lächelst.“
 

Die Wangen des Jüngeren färbten sich auf den Kommentar hin rötlich, sodass er den Kopf senkte, sich dennoch an seinen Freund schmiegte. Die Arme des Älteren festigten sich um seinen Körper und er ließ Youji für einige Augenblickte gewähren, ehe er sich gegen die Arme lehnte und zu dem Autor hochsah.
 

„Wir sollten mal nach dem Reis sehen.“
 

Der war vielleicht mittlerweile fertig, er war sich nicht ganz sicher, da er nicht auf die Zeit geachtet hatte. Aber er würde gleich ein bisschen probieren und so sehen, ob die Körner noch hart waren oder ob man sie schon servieren konnte.
 

Der Blonde nickte und ließ seinen Freund los, woraufhin sie gemeinsam zurück in die Küche gingen. Dort angekommen probierte Ran schnell den Reis und befand ihn für gar, woraufhin er ihn in eine Schüssel umfüllte und diese zum Tisch, an dem Youji sich schon niedergelassen hatte, hinübertrug. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass auch der Fisch jetzt gut sein würde, woraufhin er diesen mithilfe von Topflappen aus dem Backofen holte und ebenfalls auf dem Tisch abstellte. Nachdem er seinen Blick kurz über den Tisch hatte schweifen lassen, um zu sehen, ob auch alles, was sie benötigen würden, auf dem Tisch stand, ließ sich Ran auf den Stuhl sinken, der an der Tischkante, die an Youjis grenzte, stand. Er blickte seinen Freund an und lächelte, als dieser nach einer der bereitgestellten Wasserflaschen griff, um ihnen beiden jeweils ein Glas einzuschenken.
 

„Wir können auch was anderes trinken als Wasser, wenn du möchtest. Ich habe noch eine Flasche Rotwein im Kühlschrank…“
 

Die hatte er kürzlich mit Schu aufgemacht, als sie einen Abend miteinander verbracht hatten, aber ausgetrunken hatten sie sie nicht. Sie waren beide keine großen Weintrinker, Alkohol im allgemeinen tranken sie recht selten, sodass jeder ein oder zwei Gläser gehabt hatte und danach war Schluss gewesen. Amüsiert hatten sie sich jedenfalls ziemlich an dem Abend…
 

Der Blonde lächelte Ran an und schüttelte dann den Kopf, während er die Wasserflasche wieder zuschraubte.
 

„Nein, danke. Ich kann keinen Alkohol trinken, immerhin muss ich uns noch sicher an unser Ziel bringen.“
 

Auf Rans fragenden, fast verständnislosen Blick hin grinste Youji und lehnte sich zu seinem Freund hinüber, um ihn kurz auf die Lippen zu küssen.
 

„Ich bin heute mit dem Auto da, Ran. Um an unser Ziel zu kommen, müssten wir ziemlich kompliziert oft umsteigen… und da dachte ich mir, dass das sicher einfacher und auch bequemer ist. Der einzige Grund, warum ich dich bis jetzt noch nicht auf diese Weise ausgeführt habe, ist, dass mein Manager was dagegen hat, wenn ich einfach so durch die Gegend fahre, wegen der Sicherheit und so… aber heute habe ich ihn überreden können, es mir zu erlauben.“
 

Ahh, okay. Das machte jetzt Sinn… für einen Moment war Ran wirklich verwirrt gewesen.
 

Der Rotschopf nickte leicht und lächelte seinen Freund an, ehe er einen Ellenbogen auf die Tischplatte stützte und sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
 

„Dann erübrigt sich meine Frage, ob es in der U-Bahn voll war…“
 

Das hatte er nämlich eigentlich fragen wollen… er konnte es nämlich nicht leiden, in einem voll gestopften Wagon zu stehen, an die Körper der Umstehenden gepresst. Man hörte immer wieder davon, dass Menschen in U-Bahnen angetatscht wurden… ihm selbst war es noch nie passiert, und er hoffte inständig, dass das auch so bleiben würde. Er wollte das nicht erleben… keinen Raum zum ausweichen, man konnte nicht weg, konnte es bloß über sich ergehen lassen. Die Täter erwischte man selten…
 

Der Blonde lächelte und griff nach dem Reislöffel, um Ran einige Schübe in die Schüssel zu häufen.
 

„Ja, anscheinend. Sagst du stopp?“
 

Der Rotschopf nickte und ließ sich Reis, danach etwas vom Fisch in die Schüssel schaufeln, ehe er diese wieder vor sich abstellte. Er lächelte Youji an und nahm seine Stäbchen auf, wartete darauf, dass der Blonde dasselbe tat.
 

„Guten Appetit.“
 

Youji nahm ebenfalls seine Stäbchen auf und wünschte Ran ebenfalls einen guten Appetit, ehe die beiden begannen zu essen.
 

Während dem Essen unterhielten sich Ran und Youji weiterhin, angefangen mit einer Bemerkung Youjis, dass das Essen sehr gut schmeckt und Ran sich dafür bedankte. Daraufhin verwickelten sie sich gegenseitig in ein Gespräch, das das ganze Essen über andauerte, und auch, als sie nach dem Essen abräumten, war ihnen der Gesprächsstoff noch nicht ausgegangen. Mittlerweile ging es um Musik und darum, ob Gackt wirklich so toll war, wie alle sagten, oder nicht. Beide vertraten dabei die Ansicht, dass es gute Lieder von Gackt gab, aber es durchaus auch andere Leute gab, die gute Lieder machten, und auch viele, die besser waren.
 

Als das Geschirr abgewaschen, was sie zusammen gemacht hatten, und die Reste schön säuberlich in eine Tupperdose zum späteren Verzehr umgefüllt worden waren, wandte sich Youji Ran zu und blickte seinen Freund lächelnd an, ehe er ihn umarmte und an sich zog.
 

„Danke für das Essen, Ran. Es war wirklich gut.“
 

Der Rotschopf lächelte und reckte sich ein bisschen, um Youji einen leichten, zärtlichen Kuss auf die Lippen zu geben.
 

„Danke, gern geschehen.“
 

Youji lehnte seine Stirn an Rans und blickte den Rotschopf an, während er ihm sanft über Schultern und Rücken strich.
 

„Na, bist du schon gespannt, wohin ich dich jetzt entführe?“
 

Leise seufzend legte der Jüngere seine Arme um Youjis Hals und schmiegte sich an diesen, ließ sich von ihm streicheln.
 

„Ja… ziemlich.“
 

Er wollte langsam wirklich wissen, wohin sie gehen würden… aber er hatte so im Gefühl, dass Youji es ihm auch jetzt noch nicht sagen wollte…
 

Ran sollte Recht behalten, denn Youji lächelte verschmitzt und löste sich nach einem Kuss auf die Lippen des Rotschopfes von diesem, um in Richtung Flur zu gestikulieren.
 

„Dann lass uns gehen. Wir müssen eh ein bisschen fahren, bis wir da sind.“
 

Der Jüngere seufzte und trabte gehorsam in Richtung Flur, jedoch nicht ohne Youji einen Blick zuzuwerfen, als er an diesem vorbeilief.
 

„Und wohin geht’s?“
 

Auch wenn er nicht glaubte, dass er eine richtige Antwort erhalten würde, einen Versuch war es zumindest wert. Und wieder hatte er Recht, Youji grinste nur wieder und schloss zu Ran auf, um ihm einen Arm um die Hüfte zu legen und mit ihm gemeinsam zur Garderobe zu gehen.
 

„Siehst du dann.“
 

Blödes Spiel… Ran mochte es einfach nicht, wenn er nicht wusste, was gerade lief… doch aus Youji schien recht wenig herauszubekommen sein, deshalb gab er sich auch gar keine weitere Mühe, sondern seufzte nur noch einmal und schlüpfte in seine Schuhe, als sie an der Garderobe stehen blieben. Youji ließ ihn kommentarlos los und folgte Rans Beispiel, bevor er nach dessen dickem Mantel griff und dem Rotschopf hinhielt, damit dieser hineinschlüpfen konnte. Der Jüngere tat es, errötend und ein leises ‚Danke’ murmelnd, und griff nach seinem Schal, um sich diesen um den Hals zu schlingen und zog schließlich seine Handschuhe an, bevor er sich zu Youji umdrehte. Dieser hatte seine Jacke schon längst an und wartete lächelnd auf seinen Freund, besah sich den dick eingepackten Rotschopf von oben bis unten und tippte Ran schließlich auf die Nase.
 

„Gut, so eingepackt frierst du auch nicht… hoffe ich mal.“
 

Aha, Hinweis Nummer eins. Es schien was draußen zu sein… hm… half ihm nicht gerade viel… hoffentlich war es wirklich so interessant, dass er die Kälte ein bisschen vergessen konnte, denn selbst so eingepackt würde er irgendwann anfangen zu frieren… er kannte sich doch…
 

Er blickte zu seinem Freund auf, welcher ihn immernoch anlächelte, sich jedoch in diesem Moment abwandte, um zur Tür zu treten und diese zu öffnen. Ran fasste in seine Manteltasche und fühlte dort seinen Haustürschlüssel, woraufhin er beruhigt die Wohnung verlassen konnte. Er folgte Youji nach draußen und schloss seine Haustür von außen zu, ehe er sich umwandte und zu Youji trat. Der Blonde hatte seine linke Hand in die Jackentasche gesteckt und fasste nun mit ihrem Pendant nach Rans linker, verschränkte ihre Finger ineinander. Der Rotschopf lächelte leicht und ging zusammen mit Youji zum Fahrstuhl hinüber, schon längst wieder versöhnt. Er fand es schön, dass sie auch außerhalb seiner Wohnung zu erkennen gaben, dass sie zusammen waren. Es gab ihm ein gewisses Gefühl von Sicherheit, sowohl dass Youji es ernst meinte, als auch ein Gefühl von Schutz, das von Youji ausging. Es tröstete ihn darüber hinweg, dass er im Moment nicht wusste, was passieren würde.
 

Unten auf dem Gehweg vor der Eingangstür angekommen zog Ran sofort den Kopf ein, als ein kalter Wind durch die Straße fegte. Brr… Mist, war das kalt… da musste das, was Youji da vorhatte, wirklich gut sein, damit es sich wenigstens lohnte dafür zu erfrieren, dachte Ran düster, wurde aber erneut von Youji besänftigt, als dieser ihn besorgt anblickte und mit einer warmen Hand Rans Wangen streichelte.
 

„Du frierst jetzt schon, oder? Vielleicht wäre es besser, den Ausflug zu verschieben…“
 

Ran dachte für einen kleinen Moment darüber nach, doch dann schüttelte er den Kopf. Nein, es würde schon gehen… wenn sie sich ein bisschen bewegten, würde ihm schon wieder warm werden. Jedenfalls hoffte er das… garantieren konnte er da für nichts, doch das würde schon klappen. Youji schien sich darauf zu freuen, was auch immer sie tun würden, und das wollte der Rotschopf ihm nicht verderben.
 

„Nein… ist schon okay, Youji.“
 

Er lächelte seinen Freund an und griff dessen Hand, die an seiner Wange lag, mit seinen eigenen und hielt sie fest.
 

„Lass uns gehen.“
 

Der Blonde sah Ran noch einen Moment prüfend an, doch als sich an dessen Miene nichts änderte, gab er nach und lächelte. Er fasste Rans eine Hand und deutete mit seiner anderen Hand auf einen Wagen, der einige Meter weiter zwischen anderen am Straßenrand parkte.
 

„Gut, dann komm. Aber sag nicht, ich hätte dir keine Wahl gelassen.“
 

Der Rotschopf ließ sich lächelnd zum Auto führen, freute sich schon auf den beheizten Innenraum des Fahrzeuges.
 

„Werde ich nicht.“
 

„Gut.“
 

Youji lächelte und blieb schließlich neben einem schwarzen Auto stehen, ein Jaguar, wie Ran mit Bewunderung feststellte. Er hatte noch sehr wenige gesehen und hatte erst recht noch nie in einer solchen Katze gesessen… schick sah es aus. Innen waren cremefarbene Ledersitze vorzufinden, was sicher nicht besonders vorteilhaft im Sommer war… aber im Winter okay.
 

Sein blonder Freund schloss das Auto via Zentralverriegelung auf und öffnete Ran die Tür, forderte den Rotschopf mit einer charmanten Geste auf, in die Katze zu steigen, was Ran auch tat. Er errötete trotzdem noch, egal wie oft Youji ihn auch mit dieser für ihn so selbstverständlichen Höflichkeit behandelte. Er bedankte sich mit gesenktem Blick und hörte Youji leise lachen, ehe die Tür geschlossen wurde und Youji wohl um den Wagen herumlief, da er einige Momente später auf der anderen Seite wieder auftauchte und die Fahrertür öffnete, um sich auf seinen Sitz gleiten zu lassen. Auch diese Tür wurde geschlossen und der Rotschopf hob seinen Blick schließlich wieder, genau richtig, um Youji ihn anlächeln zu sehen. Der Blonde beugte sich zu Ran hinüber und küsste ihn sanft auf die Lippen, ehe er sich zurücklehnte und den Reißverschluss seiner Jacke öffnete.
 

„Zieh deine Jacke ruhig aus, in ein paar Minuten ist es hier drin schön warm. Wir fahren ein bisschen und du sollst ja nicht direkt an Erfrierungen sterben, wenn wir dann aussteigen.“
 

Der Rotschopf lächelte leicht und errötete, tat aber, wie ihm geheißen, und streifte sich alle wärmenden Utensilien ab. Sofort fröstelte er, doch der Gedanke an die Heizung, die gleich warm werden würde, half ihm darüber hinweg.
 

Youji startete den Motor und rangierte den Wagen in den Verkehr ein, bevor er mit einer Hand am Temperaturregler der Heizung drehte. Er stellte die Temperatur angenehm warm ein und es dauerte gar nicht lange, da wurde die anfangs recht kühle Luft schön warm, sodass sich Ran behaglich in seinen Sitz kuscheln konnte. Jetzt ging es ihm wieder besser… er lächelte leicht zu Youji hinüber, welcher einen Blick in seine Richtung warf und ebenfalls lächelte, seine linke Hand, die in dem Automatikauto nicht viel zu tun hatte, nach der rechten des Rotschopfes ausstreckte.
 

„Besser jetzt?“
 

Ran nickte und drückte die Hand seines älteren Freundes, ehe er sie wieder freigab, damit Youji aufgrund des nahenden abschießenden Hügels schalten konnte.
 

„Ja…danke.“
 

Youjis Lächeln intensivierte und als sie kurz darauf an einer roten Ampel halten mussten, beugte sich der Blonde zu Ran hinüber und küsste ihn sanft auf seine Lippen, sein rechter Arm legte er um seinen zierlichen Freund. Der Rotschopf schloss die Augen und legte seine Arme um Youjis Nacken, schmiegte sich an den größeren Körper. Auch der Kuss wurde intensiver, schon bald kosten sich ihre Zungen in einem liebevollen, langsamen Tanz – unterbrochen wurden sie schließlich durch das ungeduldige Hupen des Autos hinter ihnen, da es wohl schon seit einigen Sekunden grün war. Youji grinste und küsste Ran noch einmal, ehe er sich wieder richtig hinsetzte und den Wagen anfuhr, um noch über die grüne Ampel zu kommen.
 

Die Wangen des Rotschopfes waren leicht gerötet, doch trotzdem lächelte er vor sich hin, während sie ihrem Ziel anscheinend immer näher kamen. Und als hätte Youji geahnt, dass sich Ran gerade darüber wieder Gedanken zu machen begann, verwickelte er den Rotschopf so geschickt in ein Gespräch über Musik und Literatur, dass Ran wirklich erst wieder auf seine Umgebung achtete, als der Wagen neben vielen anderen auf einem großen Parkplatz hielt. Verdutzt blickte er sich um, doch so wirklich erkennen, wo er war, konnte er nicht. Öffentlich schien es zu sein… aber wo war er?
 

Aus Youji schien nichts herauszubekommen zu sein, denn auf Rans Frage hin lächelte er nur und vertröstete ihn mit einem ‚Siehst du gleich’. Also zog Ran sich wieder an und stieg aus dem Auto, woraufhin Youji es von außen verriegelte, den Rotschopf an der Hand fasste und mit ihm in eine Richtung ging, wohin, das wusste Ran nicht zu sagen.
 

Er verstand erst einige Minuten später, als sie sich einem Eingang zu dem dahinterliegenden Publikumsmagneten näherten. Violette Augen wurden groß, als er die Aufschrift des großen Plakates las. Was…? Das war ja toll! Und das hatte Youji sich extra für ihn ausgedacht? Also hatte er sich behalten, dass Ran ihm einmal erzählt hatte, dass er Wildkatzen mochte…
 

Der Rotschopf sah zu seinem großen Freund auf und lächelte diesen strahlend an, ehe er ihn umarte, seine Stirn an die Schulter des Blonden gelegt.
 

„Danke, Youji!“
 

Der Autor lächelte und strich seinem kleineren Geliebten über die roten Haare, ehe er wieder eine der schmalen Hände in seine eigene nahm.
 

„Gern geschehen. Und nun lass uns gehen, ja?“
 

Der Rotschopf nickte eifrig und ging mit Youji zusammen zum Schalter hinüber, um sich dort ihre Eintrittskarten zu kaufen.
 

Sie blieben eine ganze Weile in dem weitläufigen Park, der offensichtlich mit viel Liebe zum Detail angelegt worden war. Sehr ordentlich und schön gemacht war es, alles schien genau überlegt und perfekt angelegt worden zu sein, wirkten die künstlich geschaffenen Landschaften teilweise wie echt. Ran und Youji genossen den Aufenthalt dort ziemlich, sie liefen alle Gehege ab und besahen sich die verschiedensten Katzen, größere, kleinere, süße, nicht so hübsche, alles fand sich dort. Zwischendurch saßen sie auch mal in einem Café und tranken eine heiße Schokolade, um sich ein bisschen aufzuwärmen, unterhielten sich dabei angeregt über unzureichenden Tierschutz auf der Welt und dass es eine Schande sei, dass die armen Tiere in Zoos leben mussten, anstatt in freien Wildbahn zu leben. Trotzdem gefiel ihnen der Zoo, erschien er ihnen als ziemlich artgerecht angelegt, auch wenn das kein richtiger Ersatz für die Freiheit war. Aber besser, die Tiere waren hier sicher, als dass sie draußen abgeschossen wurden.
 

Irgendwann am späten Nachmittag, als es schon ziemlich dunkel war, machten sich die beiden schließlich auf den Heimweg, mit ihrem Gespräch noch bei den süßen kleinen Tigerbabys, die sie eben noch gesehen hatten. Und dann fing es plötzlich an zu regnen – aber so was von heftig, das hatten beide lange nicht erlebt. Wie aus Kübeln schüttete das Wasser vom Himmel, durchnässte selbst Rans dicken Wintermantel ziemlich schnell. Die beiden machten, dass sie aus dem Regen wieder raus kamen, doch weit und breit war keine Möglichkeit, um sich unterzustellen, zu entdecken. Also beeilten sich die beiden jungen Männer im Laufschritt zurück zu Youjis Auto zu laufen… doch als sie dort ankamen, waren sie trotzdem beide schon nass bis auf die Knochen.
 

Ran setzte sich auf Youjis Drängen hin schnell ins Auto, es schien dem Blonden egal zu sein, ob die Polster sich mit Wasser voll saugten oder nicht, und machte schnell die Tür hinter sich zu. Auch der Blonde schwang sich ins Auto und startete nur Sekunden später den Motor, drehte die Heizung voll auf. Erst dann wandte er sich Ran zu, seine leicht ärgerliche Miene verzog sich zu einem Lächeln, als er den Rotschopf ansah. Er streckte eine Hand aus und strich dem Jüngeren ein paar klatschnasse Strähnen aus dem Gesicht hinter die blassen Ohren, bevor er die ausgekühlten Lippen küsste.
 

„Du siehst aus wie ein begossener Pudel…“
 

Als Beleidigung sah Ran das nicht an, waren die Worte doch so sanft und freundlich gesprochen, doch so einfach ließ er das nicht auf sich sitzen.
 

„Siehst selber nicht besser aus…“
 

Ein bisschen grummelig klang er, doch Youji schien ihn ebenfalls nicht so ganz ernst zu nehmen und lachte bloß, ehe er sich seine nassen Haare in den Nacken raffte.
 

„Wohl war… ich glaube, wir fahren besser schnell nach Hause, sonst sind wir morgen beide krank.“
 

Ran nickte zustimmend und streckte seine Hände nach der Heizung aus, versuchte diese dort ein wenig aufzuwärmen. Seine Handschuhe hatte er ausgezogen, sie lagen irgendwo im Fußraum herum…
 

Der Rückweg dauerte nicht so lange wie der Hinweg, da Youji sich jetzt extra beeilte, sie beide nach Hause zu bekommen. An ein paar Geschwindigkeitsbegrenzungen kam er ziemlich scharf heran… doch er überschritt nur ganz wenige. Er schien ein sicherer Fahrer zu sein.
 

Schließlich hielt Youji wieder in einer der Parklücken vor dem Mietwohnungskomplex, in dem Ran wohnte, und das Pärchen machte, dass er raus aus dem Auto und rein in die Wohnung kam.
 

Oben angekommen schälten sich die beiden aus den nassen Mänteln, woraufhin Ran aufseufzte. Das war schon besser… doch der Rest war nicht viel weniger nass. Und er fror mittlerweile ziemlich… im Auto war es okay gewesen, die Temperatur war schön warm gewesen, doch hier war es schon etwas kühler…
 

Youji störte ihn in seinen Gedanken, als er Ran sanft in seine Arme zog und ihn an sich drückte. Zu Rans Überraschung war der Blonde zwar genauso nass wie er selbst, doch seine Haut war ganz warm… wie machte er das? Der Rotschopf fror ziemlich und war auch kalt, das merkte er beim Kontakt mit Youji, und der war richtig angenehm warm…
 

Der Blonde rieb ihm wärmend über den Rücken und blickte dem Rotschopf in die violetten Augen, sein Blick sorgenvoll und ernst zugleich.
 

„Ran, du bist eiskalt… du solltest besser eine heiße Dusch nehmen, sonst bist du morgen noch krank…“
 

Da hatte er wahrscheinlich recht… Ran reagierte empfindlich auf sowas, und da er ja erst eine Grippe gehabt hatte, war sein Immunsystem bestimmt noch nicht wieder auf dem Damm… also war es wahrscheinlich besser, wenn er wirklich ganz heiß duschen ging…
 

Trotzdem blickte er besorgt zu seinem blonden Freund auf, schmiegte sich eng an dessen warmen Körper.
 

„Und was ist mit dir?“
 

Für einen ganz kurzen Augenblick schlich sich ein seltsamer Gesichtsausdruck auf Youjis Gesicht, doch im nächsten Moment lächelte er sanft und küsste Ran zärtlich auf die Lippen, ehe er sich wieder löste.
 

„Ist schon okay. Wenn du mir ein Handtuch gibst, reicht das völlig.“
 

Er lächelte und drückte den Rotschopf an sich, der sich das nur zu gut vorstellen konnte. Youjis Körper war so warm, da musste er sich gar nicht aufwärmen… doch ein Handtuch und zumindest trockene Kleider musste er dem Blonden geben, sonst war sein Freund morgen an seiner statt krank…
 

Ran lächelte leicht, löste sich von dem Größeren und nahm diesen an der Hand, um ihn in Richtung seines Schlafzimmers zu führen.
 

„Gut… komm, ich gebe dir ein Handtuch und kucke mal nach ein paar Kleidern, die dir passen könnten…“
 

Wenn er Glück hatte, würde er irgendetwas von Schuldig in seinem Schrank finden. Sein Freund hatte schon oft hier übernachtet und Ran wusste, dass der teilweise etwas tollpatschige Deutsche schon mehr als einmal Sachen hier vergessen hatte… nur ob er sie ihm alle zurückgegeben hatte, wusste er nicht mehr. Er würde mal in das Fach schauen, wo er diese Kleider immer aufgehoben hatte.
 

„Dann können es aber nicht deine Kleider sein, denn in die passe ich nicht.“
 

Der ernste, fragende Ton in Youjis Stimme ließ ihn aufhorchen. Irgendwie klang das seltsam… und Ran wusste nicht genau, wieso das… doch dann dämmerte es ihm. Plötzlich wusste er, an was Youji dachte… und blieb daraufhin auf dem Flur vor dem Schlafzimmer stehen. Seine Wangen färbten sich rötlich und so sehr er es auch wollte, er konnte nicht hoch in Youjis Augen sehen.
 

„Sie… sie gehören nicht… Brad…“
 

Das hatte Youji bestimmt gedacht… was Ran ein bisschen wehtat. Er hatte gestern gesagt, dass er Brad nicht mehr liebte… und das hatte er so gemeint. Es beinhaltete, dass er eventuelle Kleider des Amerikaners auch nicht weiter aufhob. Brad hatte hier nie Kleider vergessen, aber für sein eigenes Wohlbefinden hätte Ran die Kleider wahrscheinlich nicht behalten… sie hätten ihn zu sehr an den Schwarzhaarigen erinnert und ihm nur noch mehr wehgetan…
 

Von Youjis Reaktion her zu schließen, hatte der Autor das tatsächlich gemeint, denn er zog Ran vorsichtig in seine Arme und streichelte ihm über den Rücken, was den Rotschopf wieder ein bisschen beruhigte. Ein sanfter Kuss wurde auf seine nassen Haare gedrückt, bevor Youji seinen Kopf an Rans legte.
 

„Tut mir Leid… das war taktlos von mir.“
 

Ran atmete erleichtert ein und aus, während er leicht den Kopf schüttelte. Es war schon okay… vielleicht war es normal, dass Youji so auf mögliche Rückstände des Vorgängers reagierte… vielleicht war er einfach ein bisschen eifersüchtig gewesen…
 

„Aber von wem sind die Kleider dann?“
 

Der Rotschopf schloss resigniert die Augen, als ihm diese Frage gestellt wurde. Hätte ihn auch gewundert, wenn Youji nicht doch noch nachgefragt hätte… aber es passte ihm gar nicht. Bis jetzt wusste Youji nichts von Schu, und eigentlich hatte Ran das auch so halten wollen… doch jetzt würde er wohl eine ausführliche Antwort geben müssen, um Youji nicht wieder eifersüchtig zu machen. Denn ein ‚Die gehören einem Freund.’ Würde sicher nicht ausreichen… dann würde Youji weiterfragen und so sagte er besser gleich so viel, dass weitere Nachfragen ausblieben…
 

„Sie… gehören Schu, meinem besten Freund. Er übernachtet manchmal hier und ist oft so schusselig, dass er Teile seiner Kleidung vergisst… und es kann sein, dass ich noch welche vom letzten Mal habe.“
 

Er sah ein wenig schüchtern hoch zu Youji, welcher ihn für einen Moment wieder etwas komisch ansah, doch dann wich der Ausdruck einem sanften Lächeln.
 

„Ach so… bitte verzeih mein Misstrauen, Ran. Ich bin in solchen Dingen immer schrecklich eifersüchtig…“
 

Der Rotschopf erwiderte das Lächeln und nickte, hatte er doch richtig gelegen… und irgendwie ließ ihn sich das gut fühlen. Wenn Youji auf alle anderen eifersüchtig war, mit denen Ran auch nur eventuell etwas haben könnte, hieß das doch, dass ihm wirklich etwas an Ran lag, oder? Brad zumindest hatte sich nie eifersüchtig gezeigt… und der hatte ihn schließlich nicht geliebt. Ran konnte sich bei seinem egoistischen Vorgesetzten aber auch vorstellen, dass dieser eifersüchtig, oder eher besitzergreifend reagiert hätte, wäre Ran *ihm* fremdgegangen…
 

Für einen Moment wunderte er sich, woher dieser Gedankengang plötzlich kam… bis jetzt hatte er Egoismus noch nicht in Brads Charakter geordnet… doch wenn er mal darüber nachdachte, stimmte das. Er hatte es nur eben erst erkannt… war Youji die Ursache dafür? Dass er nicht mehr nur bei sich selbst nach den Gründen für das Ende ihrer Beziehung und die ganze negative Entwicklung suchte? Es musste wohl so sein, denn zuvor war ihm das gar nicht in den Sinn gekommen.
 

Ja, Brad hatte auch Schuld gehabt… nicht nur Ran allein.
 

„Ran?“
 

Der Rotschopf schreckte aus seinen Gedanken hoch und blickte zu Youji auf, welcher ihn mit leicht besorgtem Blick ansah. Ran beeilte sich zu lächeln, versuchte den Älteren zu beruhigen.
 

„Tut mir Leid, ich war in Gedanken…“, er deutete auf die halb offene Schlafzimmertür, „… kommst du? Mir wird langsam kalt…“
 

Er fror wirklich… so langsam zog sich die Kälte auf seiner Haut auch in ihn hinein, und wenn das passierte, brauchte er wirklich schnell ein bisschen Wärme, ansonsten hatte er bald wieder Grippe… die letzte war auch so entstanden, da war er aber gedankenverloren einfach durch den strömenden Regen gelaufen… und schon war er am nächsten Morgen ziemlich krank gewesen… Schu hatte sich dann um ihn gekümmert, hatte ihm mit seiner Nähe damals sehr geholfen…
 

Ran hatte fast ein schlechtes Gewissen dem Rotschopf gegenüber… er war immer so lieb zu Ran, und dieser verheimlichte seinem besten Freund seine neue Beziehung… doch er wollte Youji einfach noch ein bisschen für sich haben, sich von dessen Liebe und Treue überzeugen, bevor er ihn Schu vorstellte. Er wollte keine Zweifel haben, wenn die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben aufeinander trafen…
 

Der Blonde bejahte die Frage und so gingen die beiden jungen Männer weiter in Rans Schlafzimmer, wo sie bei dem Schrank des Kleineren stehen blieben. Dieser öffnete die beiden Türen und sah in das Fach, in dem Schuldigs vergessene Kleider immer aufgehoben wurden – und fand dort tatsächlich ein paar Sachen. Ein feuerroter Pullover, der sich immer ganz furchtbar mit Schuldigs Haaren biss, und eine alte Jeans des Deutschen. Hatte dieser letztes Mal vergessen, so schien es. Gewaschen und zusammengefaltet lagen die beiden Kleidungsstücke im dem Fach und so holte Ran sie hervor, drückte sie seinem Freund in die Hand. Oben drauf legte er ein Paar alter, also recht ausgeleierter Socken und eine Boxershorts. Die würde vielleicht ein bisschen knapp sein, aber das war besser als eine ziemlich feuchte zu tragen.
 

Nachdem er noch ein großes Handtuch für seinen älteren Freud herausgesucht und es diesem geben hatte, sah Ran zu diesem auf und fand ihn lächelnd vor. Der Blonde beugte sich vor und küsste den Kleineren auf die kühlen Lippen, dann auf die Wange.
 

„Danke, Ran. Und nun mach, dass du unter die Dusche kommst. Bis gleich, ja?“
 

Mit diesen Worten drehte er sich um und ging in Richtung Wohnzimmer davon, ließ Ran in dessen Schlafzimmer allein.
 

Der Rotschopf sah ihm einen Moment lang lächelnd nach, ehe er sich ebenfalls einen Satz Kleider zusammensuchte und schließlich im Bad verschwand, um seine heiße Dusche zu nehmen.
 

Eine Viertelstunde später kam der Rotschopf kopfschüttelnd, mit seinem schwarzen Bademantel bekleidet, wieder aus dem Badezimmer heraus. Wie dämlich, er hatte doch tatsächlich frische Boxershorts vergessen… da musste er wohl wohl oder übel noch einmal über den kühlen Flur laufen und sich eine aus seinem Schrank holen…
 

„Ran? Kommst du mal einen Moment?“
 

Der Rotschopf blickte in Richtung Wohnzimmer und dann an sich herunter, seine Wangen färbten sich rötlich. In dem Aufzug…? Er hatte sich noch nicht einmal richtig die Haare getrocknet… und hatte nichts an außer einem Bademantel…
 

Er schüttelte abwehrend den Kopf. Nein, es war völlig egal, wie wenig er anhatte. Nichts würde passieren, solange er es nicht wollte, und Ende der Diskussion. Youji hatte es ihm versprochen, und er glaubte dem Älteren, was er gesagt hatte. Also setzte er sich in Bewegung und ging hinüber ins Wohnzimmer, in dem Youji schon fertig umgezogen auf dem Sofa saß. Den Fernseher schien er angemacht und leise gestellt zu haben, denn Ran sah zwar das Bild des mit dem Rücken zu ihm stehenden Gerätes flackern, doch es gab kein Geräusch von sich. Der Blonde musterte den Rotschopf für einen Moment von oben bis unten, ehe er ihn anlächelte und auf seine nassen Sachen auf dem Fußboden deutete.
 

„Tut mir Leid, wenn ich dich gestört habe, Ran, ich wollte nur wissen, was ich damit machen soll?“
 

Ran lächelte ebenfalls leicht und ging auf den Älteren zu, um sich dort die feuchten Sachen zu schnappen und sie in Richtung Waschraum zu tragen, ohne dabei richtig in Youjis Reichweite zu kommen. Er konnte einfach nicht anders, es war ein Reflex… so gut er sich auch zuredete, ein bisschen nervös war er trotzdem… und Gelegenheit machte schließlich Diebe, oder?
 

„Ich trockne sie einfach im Trockner, dann kannst du die später wieder anziehen.“
 

Würden zwar ein bisschen verkrumpelt sein, wenn sie da raus kamen, aber Ran konnte sie bei Bedarf auch bügeln. Er stopfte die Kleider in den Trockner und stellte diesen an, ehe er einmal tief durchatmete und den kleinen Raum wieder verließ.
 

Youji blickte ihm schon entgegen, ein leichtes Lächeln lag auf seinen Zügen, doch Ran meinte zu sehen, dass es nicht echt war. Der Blonde suchte etwas anderes zu überdecken, so glaubte Ran zumindest… und das machte ihn ein bisschen unsicher… er schloss die Tür hinter sich und blieb dort stehen, nicht wissend, was er jetzt tun sollte. Am liebsten wäre ihm gewesen, zurück ins Schlafzimmer und dann ins Bad zu gehen, um sich richtig anzuziehen, und damit seine Sicherheit wiederzuerlangen. Doch schon im nächsten Augenblick wurde ihm das verwehrt… denn Youji streckte eine Hand nach ihm aus, hielt sie ihm so hin, dass Ran sie nur noch zu ergreifen brauchte.
 

„Komm her, bitte…“
 

Seine Stimme klang fragend, das hörte der Rotschopf deutlich, und gleichzeitig sanft und freundlich… er schien bemerkt zu haben, dass Ran sich ihm eben nicht wirklich genähert hatte, doch er schien nicht sauer zu sein. Auch nur deshalb folgte Ran der Aufforderung, wenn auch sichtlich zögerlich, doch er tat es. Er ging auf Youji zu und legte seine Hand in die des Älteren, woraufhin dieser lächelte und Ran seitlich auf seinen Schoß zog. Sanft legte er seinen linken Arm um die Hüften des Rotschopfes und griff mit der rechten Hand nach Rans, ehe er ihn zärtlich auf die Lippen küsste.
 

Rans Herz schlug ihm bis zum Hals, doch er ließ sich von Youji küssen, erwiderte die Zärtlichkeit mehr und mehr ebenso liebevoll wie sie von dem Blonden kam. Er beruhigte sich langsam wieder… sein Freund war nicht wütend auf ihn, das zeigte ihm die Art, wie Youji mit ihm umging.
 

Nach einigen Minuten beendete der Blonde schließlich den Kuss, sah Ran ernst in die Augen.
 

„Fang nicht wieder so an wie gestern, Ran. Das, was ich dir gestern gesagt habe, gilt auch dann, wenn du nur einen Bademantel trägst und nichts anderes, okay? So viel Selbstbeherrschung besitze ich dann doch noch… ich liebe dich und natürlich finde ich dich anziehend, sehr sogar, aber das heißt nicht, dass ich bei der erstbesten Gelegenheit über dich herfalle. Wenn wir irgendwann miteinander schlafen, dann nur dann, wenn wir es beide wollen und dazu bereit sind.“
 

Der Rotschopf senkte den Blick und nickte leicht, wieder röteten sich seine blassen Wangen. Er wusste es doch… eigentlich… er konnte nur nicht einfach von jetzt auf gleich sein ganzes Verhalten ändern…
 

„Tut mir Leid…“
 

Youji warme, sanfte Hand ließ Rans eigene los und strich ihm sanft über die Wange, woraufhin der Rotschopf vorsichtig zu dem Älteren aufblickte.
 

„Ist schon okay… ich möchte nur einfach nicht, dass du mich ständig mit Brad Crawford vergleichst. Ich bin nicht er, und ich verhalte mich nicht wie er es vielleicht getan hat. Ich bin einfach ich… auch wenn du es noch nicht überwunden hast, versuch das einfach zu verstehen. Du bist mir wichtig, nicht das, was unter deinem Bademantel ist.“
 

Für einen Moment lang blickte der Rotschopf Youji einfach in die sanften, doch so ernsten Augen, ehe er seine eigenen schloss und seine Arme um den Nacken des Blonden schlang. Sein Gesicht grub er in die Halsbeuge das anderen und drückte sich eng an dessen warmen Körper. Zwei starke Arme umschlagen ihn schützend, liebevoll, machten ihn in diesem Moment glücklich. Er würde versuchen, es zu verstehen… Brad Crawford gehörte der Vergangenheit an, ein für alle Mal. Er hatte jetzt Youji… und für diesen würde Ran den schwarzhaarigen Amerikaner vergessen.
 

Ran zog sich ein wenig zurück, bis er seinem Freund ins Gesicht sehen konnte, und küsste ihn zögerlich auf die vollen Lippen, zuerst ein wenig scheu, doch als die warmen Hände begannen seinen Rücken zu streicheln, zunehmend sicherer. Youji erwiderte die Geste liebevoll, drängte Ran jedoch nicht zurück und blieb passiv, ließ dem Rotschopf freie Hand. Dieser bemerkte das natürlich und war ein wenig verunsichert, wusste für einen Moment nicht weiter – bis Youji ihm auf zärtliche Weise half. Die vollen Lippen öffneten sich ein bisschen und die Zunge des Älteren begann Ran zärtlich, lockend über die Lippen zu streichen, bis diese sich fast von selbst öffneten. Der Rotschopf seufzte leise auf und suchte mit seiner Zunge Youjis, welche ihn neckend in den Mund des Blonden lockte. Dort begannen sie sich zu berühren, Ran zuerst zaghaft, doch er ließ sich bald von seinem Freund mitziehen und wurde mutiger, neugieriger. Er ließ seine Zunge erkundend schweifen, spielte mit Youjis, streichelte diese und bekam es gleichgetan. Seine Augen flatterten zu und er versank in jenem tiefen, langen Kuss, seufzte mehr als einmal wohlig auf. Es fühlte sich gut an…
 

Youjis starke Arme schlangen sich um seinen Körper, hielten Ran angenehm fest, gegen den warmen Körper des Blonden gedrückt. Das Herz des Rotschopfes klopfte aufgeregt… bis es plötzlich einen Schlag aussetzte und dann mit doppelter Geschwindigkeit weiter schlug, denn Youji lehnte ihn nach hinten auf die Couch, legte ihn dort vorsichtig ab. Ran japste leise auf und blickte seinem blonden Freund in die Augen, die dieser in diesem Moment öffnete. Für einen Moment löste der Blonde seine Lippen von Rans, blickte den Kleineren sanft an und murmelte ein leises ‚Shh’ gegen die blassen Lippen, ehe er sich ebenfalls bequemer auf der Couch drapierte, was Ran ein wenig Zeit gab, um sich von dem Schrecken zu erholen. Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet… und vor allem, was sollte das…? Es war doch vorher okay gewesen… er wollte nicht, dass das jetzt in eine andere Richtung ging…
 

Sofort hielt er sich innerlich selbst seine Standpauke, als er das dachte. Hatte Youji nicht vor noch gar nicht allzu langer Zeit gesagt, dass er nichts machen würde, was Ran nicht wollte? Ihm war so… und er glaubte dem Älteren. Jedenfalls wollte er es glauben…
 

Als Youjis Gesicht wieder über dem seinigen auftauchte, der Älteren lag nun halb neben und mit dem Oberkörper leicht auf ihm, da er sich mit seinem linken Ellenbogen abstützte, lastete nicht sein ganzes Gewicht auf Rans Brust, sah der Rotschopf seinen Freund etwas unsicher an und küsste den Älteren zögerlich auf die Lippen, was dieser zum Anlass nahm, zu lächeln und den Rotschopf in eine weitere Serie von sanften, tiefen Küssen zu verstricken. Das war in Ordnung, solange es beim Küssen blieb, machte Ran gerne mit.
 

Youjis Hände suchten nach Rans und schoben diese langsam neben den Kopf des Rotschopfes, die langen Finger verschränkten sich mit Rans und hielten die blassen Hände einfach fest, jedoch nicht so, dass der Rotschopf sich gefangen fühlte. Er konnte seine Hände jederzeit freibekommen, wenn er wollte, das spürte er. Langsam entspannte er sich und ließ sich fallen, begann es wieder wie zuvor zu genießen.
 

Der Rotschopf verlor einmal mehr sein Zeitgefühl, völlig versunken in die Liebkosungen, die sie austauschten. Es war so schön… er hatte so etwas noch nie zuvor gemacht, mit Brad hatte es solche Momente nie gegeben, in denen sie einfach nur verliebt miteinander gekuschelt hätten, und er konnte sich jetzt fast nicht mehr vorstellen, wie er das überhaupt durch gestanden und gemocht hatte, so ohne diese Zärtlichkeiten, die Youji ihm jeden Tag aufs Neue zeigte. Es war intim, ging aber nicht so weit, dass es Ran unangenehm wurde. Zwischen ihnen war so viel Wärme, so viel Vertrauen im Moment…
 

Er schloss seine Augen und ließ die Gefühle einfach auf sich einströmen, die Wärme, Youjis Geruch, seinen Geschmack, das Kribbeln in seinem Bauch, das aufgeregte Herzklopfen… den Rest blendete er einfach aus, der Fernseher und die Wohnung um sie herum rückten in den Hintergrund, wurden unwichtig. Er mochte das… am liebsten hätte er es gehabt, wenn sie einfach ewig so hätten weitermachen können…
 

Doch irgendwann ging auch das schönste Erlebnis zu Ende, denn schließlich löste Youji seine Lippen von Rans, woraufhin dieser leise seufzte und seine Augen langsam wieder öffnete, wobei Youjis lächelndes Gesicht über seinem allmählich deutlicher wurde. Der Ältere küsste ihn auf die Stirn und ließ sich auf seine Seite sinken, woraufhin sich Ran eng an ihn schmiegte. Youji war schön warm, und er trug immernoch nicht mehr als einen Bademantel, deshalb begann er an den Beinen leicht zu frösteln. Seine Füße schob er aus diesem Grund unter die am anderen Ende der langen Couch zusammengefaltete Wolldecke, während er sich in den Armen seines Freundes vorsichtig begann zu drehen. Der Blonde ließ ihn los und ermöglichte Ran so die Bewegung, woraufhin sich dieser umdrehte und schließlich mit dem Rücken an die Brust des Älteren kuschelte. Als Antwort schob sich der linke Arm des Autors unter seinem Hals durch und schlang sich um den Körper des Rotschopfes, seine Hand griff nach Rans rechter. Youjis zweiter Arm legte sich auf Rans, sodass das Pendant zu Youjis linker Hand dem Rotschopf durch die weichen Haare streicheln konnte. Der junge Übersetzer seufzte wohlig auf, das mochte er… so zu liegen war schön bequem und man hatte gleichzeitig engen Kontakt zum Partner.
 

Er wurde aus seinen Gedanken geholt, als plötzlich Youjis warmer Atem Rans Hals streifte und der Rotschopf sofort leicht erschauerte, was Youji ein leises Lachen entlockte. Die vollen Lippen berührten Rans empfindliche Haut sanft, strichen leicht an dessen Hals entlang, was dem Rotschopf ein leises, sanftes Stöhnen entlockte. Er erschauerte und seine Nackenhaare stellten sich auf, er war so empfindlich dort…und Youji schien genau das zu registrieren, denn er begann die weiche Haut zu küssen, langsam, zärtlich. Immer wieder drückte er seine Lippen auf den Hals des Jüngeren, welcher sich enger an Youji schmiegte und die Aufmerksamkeit genoss.
 

„Hmm…“
 

Das fühlte sich gut an… er hatte es schon bei Brad gemocht, wenn dieser seinen Hals berührt oder geküsst hatte, auch wenn das nie so zärtlich und liebevoll geschehen war, wie es gerade passierte. Es war ein schönes Gefühl… die warmen Lippen, die nicht, wie Ran es gewohnt war, sofort dazu übergingen, dunkle Flecken auf seinem Hals zu hinterlassen. Nein, hier ging es nicht um eine Art Zeichen dessen, dass er jemandem gehörte, hier ging es um ihn… und sein Bedürfnis nach diesen Zärtlichkeiten. Youji gab ihm genau das, was er brauchte…
 

Der Rotschopf hob eine Hand und beugte diese nach hinten, bis er Youjis offene Haare unter seinen Fingerspitzen fühlen konnte. Diese begann er zu streicheln, zuerst zögerlich, doch selbstbewusster, als der Blonde keine Anzeichen dafür zeigte, dass es ihm nicht gefiel. Er fuhr mit den Fingern in die dichten, geschmeidigen Haare und begann seinen Freund in dessen Nacken zu streicheln. Von Youji hörte er ein Seufzen und im nächsten Moment legte Ran den Kopf reflexartig zur Seite, streckte sich den sanften Lippen entgegen, die soeben begonnen hatten, an einer Stelle nahe Rans Halsansatzes zu saugen. Die violetten Augen fielen zu und ein sanftes Japsen entfloh Rans Lippen. Für einen kurzen Moment dachte er an Schu und wie er diesem plötzliche Knutschflecken an seinem Hals erklären sollte, doch dann scheuchte er den Deutschen aus seinen Gedanken. Irgendwie würde das schon gehen… würde er sich später drum kümmern, jetzt war erst einmal nur Youji wichtig…
 

Auch dieses Mal wusste er später nicht mehr, wie lange sie so dagelegen hatten, doch als Youjis Lippen irgendwann, nach langem, hingebungsvollem Saugen von ihm abließen, war Ran sich sicher, dass man das dunkle Mal an seinem Hals noch Tage lang sehen würde. Das machte ihm aber nichts aus… es war so tief unten, dass ein Rollkragenpullover oder ein Halstuch das ohne Probleme kaschieren konnte.
 

Der Rotschopf seufzte zufrieden und strich Youji, als er seine Hand zu sich zurückzog, leicht über die Wange, ehe er sich wieder an seinen Freund kuschelte. Dieser küsste ihn mit lächelnden Lippen auf die Wange und festigte seine Umarmung um Rans Körper, schien den Rotschopf gar nicht mehr loslassen zu wollen, was Ran durchaus recht war. Auch er wollte gar nicht mehr losgelassen werden, und um das zu bekunden, legte er seine Hände auf Youjis, um diesem zu zeigen, wie willkommen der Blonde war.
 

Eine ganze Weile lagen sie so schweigend nebeneinander, genossen einfach nur die Stille und Wärme um sie herum, fühlten sich richtig wohl in der Nähe des anderen. Schließlich war es Youji, der die Stille brach, indem er Ran ansprach… und somit die friedliche Atmosphäre zerstörte. Doch wie sehr, das wurde Youji erst nach seiner Frage richtig klar.
 

„Du, Ran… wo bist du untergekommen, nachdem deine Eltern bei dem Unfall umgekommen sind?“
 

~*~*~*~*~*
 

Anmerkungen: Hähä, der nächste Cliffhanger… das macht echt Spaß! ^^



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