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Broken Trust

von

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Der Rotschopf stand da wie vom Donner gerührt, als er die Bedeutung dieser Worte verstand. ‚Ich liebe dich…’… die Worte, die Brad ihm niemals gesagt hatte… doch das konnte nicht sein… es ging nicht, Youji sagte das nur um ihn doch noch herumzubekommen.
 

Er spürte seine Lippen zittern und er senkte den Kopf, was Youjis Hand jedoch nicht dazu brachte ihn loszulassen. Er starrte auf den Boden, Tränen sammelten sich wieder in seinen Augen.
 

„Du lügst… ich interessiere dich kein Stück, du bist wie alle anderen… du lügst…“
 

Fast erwartete er einen Schlag für diese Anschuldigungen, doch alles, was geschah, war, dass Youji seinen Kopf wieder anhob, sanft, ohne Gewalt. Er sah in die grünen Augen, die ihn ein wenig traurig, aber dennoch sanft, gleichzeitig ernst anblickten.
 

„Das ist nicht wahr, Ran. Ich meine das völlig ernst, ich liebe dich. Schon seit längerer Zeit… du hast mir von Anfang an gefallen, hast mich interessiert, fasziniert… ich mag deine Art, alles an dir… ich will nicht nur Sex, wenn es das ist, was du mit ‚benutzen’ meinst. Das vorhin war idiotisch von mir, es tut mir sehr Leid wenn es dir das Gefühl gegeben hat, dass ich nur deinen Körper will… bitte, glaub mir das, Ran, ich liebe dich… habe ich dich jemals angelogen?“
 

Ran spürte ein ganz kleines bisschen Hoffnung in sich aufsteigen, als er diese Worte hörte. Es hatte so ernst geklungen… doch es fiel ihm so schwer es zu glauben, nach dem, was Brad ihm angetan hatte… aber es stimmte, Youji hatte ihn noch nicht belogen… jedenfalls nicht soweit er wusste…
 

Er schüttelte leicht den Kopf und sah Youji vorsichtig an, auf wessen Gesicht sich ein leichtes Lächeln ausbreitete. Dann beugte sich der Ältere vor und küsste Ran ganz sachte auf den Mund, die Berührung ließ die blassen Lippen kribbeln, bevor er ein leises ‚ai shiteru’ dagegen hauchte und den Rotschopf erneut küsste.
 

Ran wollte den Blonden zuerst wegschieben, doch dann ließ er es bleiben. Der Kuss war ganz sanft und langsam, es bereitete ihm kein Unbehagen dieses Mal… nein, es fühlte sich gut an, die weichen Lippen auf seinen, wie die Zunge des Älteren seine Lippen nachfuhr. Er öffnete seinen Mund sogar, ließ Youji ihn erneut erkunden… es mochte das… und dieses Mal fiel Youji nicht über ihn her, er hielt seine Bewegungen langsam, zärtlich, sodass Ran bald zögerlich zurückküsste, sich leicht gegen den Älteren lehnte. Dessen Arm festigte sich um seinen Körper und seine Hand streichelte zärtlich seine Wange, brachte ihn dazu, seine Arme vorsichtig um den Nacken des Blonden zu legen.
 

Sie küssten sich einige Minuten lang, und als Youji schließlich ihre Lippen voneinander löste waren sie beide leicht außer Atem. Dennoch lächelte der Autor ihn zärtlich an, bevor er ihn sanft auf die Stirn küsste.
 

Ran schloss die Augen bei der sanften Geste und bemerkte, dass sein Herz wieder schnell gegen seine Rippen pochte… er war aufgeregt. Weil Youji ihm wirklich gesagt hatte, dass er ihn liebte… dass er wirklich versuchte ihm klar zu machen, dass er die Wahrheit sagte… und damit hatte Ran nichts mehr, was ihn davon abhielt Youji seine Gefühle für ihn ebenfalls zu gestehen… auch wenn es vielleicht dumm war, weil er sich immernoch nicht völlig sicher war, ob Youji nicht vielleicht einfach nur ziemlich gut schauspielern konnte, doch er würde es ihm sagen… er mochte Youji, er vertraute ihm immernoch…
 

Der Rotschopf hob den Kopf und sah dem Älteren in die Augen, ein leicht ängstlicher Ausdruck lag in den seinen.
 

„Youji… ich liebe dich auch… schon seit einiger Zeit… es war der Grund dafür, dass ich so traurig war in letzter Zeit, weil ich dachte du würdest es nicht erwidern und mich vielleicht sogar hassen wenn du es wüsstest, deshalb habe ich nichts gesagt, und weil ich solche Angst hatte dass ich… verletzt werden würde…“
 

Die Worte sprudelten einfach so aus ihm heraus und seine Wangen röteten sich, als er sich darüber klar wurde, wie dämlich das eben geklungen haben musste… doch Youji schien das nicht zu stören, denn auf seinem Gesicht breitete sich ein strahlendes Lächeln aus, bevor er Ran in seine Arme zog, den Kleineren an sich drückte. Er lehnte seinen Kopf an Rans und streichelte langsam dessen Rücken, sodass sich dieser an den Älteren drückte.
 

„Oh Ran… ich will dich nicht verletzen… und ich hasse dich bestimmt nicht, du weißt gar nicht, wie glücklich mich das macht…“
 

Er hob erneut seine Hand und streichelte zärtlich Rans Wange, lächelte sanft und legte seine Stirn dann an die des Rotschopfes.
 

Ran sah ihn zögerlich an, seine Wangen immernoch leicht gerötet, doch dann drückte er sich an den Älteren, schlang seine Arme um die Hüften des anderen und vergrub sein Gesicht in dessen Halsbeuge. Er war auch glücklich… weil Youji es wirklich ernst zu meinen schien… zwar nagte die Angst, dass der Blonde nur mit ihm spielte, immernoch an ihm, doch er schob das beiseite, während er sich noch näher an den Blonden drückte, versuchte sich so selbst davon zu überzeugen, dass Youji ihn wirklich liebte… er wollte es jetzt nicht… vielleicht war er dumm, das zu tun, doch er wollte das jetzt nicht… vielleicht würde er wieder verletzt werden… doch er wollte das jetzt nicht wissen, kämpfte verzweifelt gegen den Gedanken an. Er würde später den Preis dafür bezahlen, doch im Moment wollte er es genießen, auch wenn es nur eine Lüge war… er war so lange so traurig und verzweifelt gewesen…
 

Er wusste nicht, wie lange sie so da standen, doch was er wusste, war, dass er langsam richtig zu frieren begann… er zitterte leicht in den Armen des Älteren und dieser schob ihn daraufhin ein wenig von sich weg, sah ihm besorgt ins Gesicht.
 

„Du frierst, hm? Lass uns wieder rein gehen, sonst wirst du noch krank…“
 

Der Rotschopf nickte leicht und löste dann seine Arme um die Hüften des anderen, welcher ihn ebenfalls losließ, doch dann Rans linke Hand in seine rechte nahm. Ran sah zögerlich zu ihm hoch, doch Youji lächelte nur und führte ihn dann in Richtung Restaurant zurück. Er lief neben den Autoren her, verwundert, dass dieser seine Hand hielt. Mit Brad hatte er das nie gemacht… er hatte zwar nicht unbedingt das Gefühl gehabt, dass Brad ihre Beziehung vor allen anderen verstecken hatte wollen, doch im Nachhinein fiel ihm auf, dass sie nie Hand in Hand gelaufen waren, wenn sie zusammen ausgegangen waren… von küssen ganz zu schweigen…
 

Er fühlte seine Wangen wieder rot anlaufen, als er erneut daran dachte, wie blind er doch gewesen war… wie hatte er dem Älteren nur so vertrauen können, ihn so lieben können… wahrscheinlich hatte er deshalb niemals so etwas von Brad erwartet, weil er den Älteren so geliebt hatte…
 

Ran schüttelte den Gedanken ab, als sie das Restaurant wieder betraten, wobei Youji ihm den Vortritt ließ und ihm dann folgte. Es war vorbei… ihre Beziehung war zerbrochen und nun war es zu Ende… er musste langsam wirklich darüber hinwegkommen, und sich auf die Gegenwart konzentrieren… dort hatte er nämlich eine neue Beziehung, die ihn vielleicht genauso verletzen würde wie die letzte… er musste aufpassen, dass ihm so offensichtliche Zeichen dieses Mal nicht einfach entgingen, nur weil er Youji liebte…
 

Der Blonde führte den Jüngeren zurück zu ihrem kleinen Abteil, wo sie sich wieder auf ihren Kissen niederließen, ihre Finger dabei immernoch ineinander verflochten. Ran blickte Youji an, sah wie dieser ihn strahlend anlächelte, und dass sich in dessen blonden Haaren Schneeflocken verfangen hatten, die jetzt in der Wärme langsam zu schmelzen begannen. Er spürte selbst, dass seine Haare feucht waren, daher vermutete er, dass es bei ihm ähnlich aussah.
 

Genau diesen Moment wählte Youji dazu seine freie Hand auszustrecken und Ran sanft durch die Haare zu streicheln, ihn dabei immernoch anlächelnd.
 

„Du hast Schnee in den Haaren…“
 

Der Jüngere lächelte schüchtern zurück und drückte sich der sanften Hand entgegen.
 

„Du auch…“
 

Youji lächelte und strich ihm noch ein paar Male durch seine dichten Haare, bevor er die Hand zurückzog und seinen Blick dann auf Rans mittlerweile ziemlich geschmolzenes Eis richtete.
 

„Das isst du nicht mehr, oder?“
 

Der Rotschopf folgte seinem Blick und schüttelte dann den Kopf. Er hatte wirklich keinen Hunger mehr, auch wenn der Grund dafür, dass er vorhin nicht viel runter bekommen hatte, jetzt weg war… dafür hatte er jetzt ein anderes Problem… ob er Youji wirklich vertrauen konnte…
 

Er schob den letzten Gedanken sofort wieder beiseite, wollte nicht darüber nachdenken… darüber, dass ihn niemand wirklich liebte… es tat weh, das zu denken, deswegen scheute er davor zurück.
 

Ran zwang sich dazu seine Aufmerksamkeit wieder auf Youji zu lenken, welcher gerade sein fast leeres Glas austrank und ihn dann anlächelte, seine grünen Augen strahlten. Er stellte das Glas wieder ab und streckte dann eine Hand aus um sie an Rans Wange zu legen, sein Daumen streichelte sanft dessen hohen Wangenknochen. Gleichzeitig lehnte er sich zu Ran hinüber und zog dessen Gesicht mit seiner Hand ein wenig zu sich, sodass der Rotschopf in Erwartung auf einen erneuten Kuss leicht die Lippen öffnete, doch in diesem Moment wurde die Schiebetür zu ihrem Abteil aufgezogen. Ran fuhr erschrocken zurück und sah dann hastig zur Tür, nur um sofort knallrot anzulaufen. In der Tür stand der Kellner, der sie schon den ganzen Abend bedient hatte, und Youji und Ran jetzt mit leicht hochgezogenen Augenbrauen an.
 

„Entschuldigen Sie die Störung. Sind Sie fertig?“
 

Der Autor lehnte sich mit einer lässigen Geste wieder zurück und ließ den Rotschopf dann los, bevor er den Kellner anlächelte, auch wenn es ein bisschen gezwungen aussah. Während er sprach ließ er seinen Blick kurz zu Ran hinüberschweifen.
 

„Ich denke schon, oder Ran?“
 

Der Rotschopf nickte hastig und senkte dann den Blick, seine Wangen glühten immernoch. Eigentlich war es ihm nicht mehr so wichtig, ob andere wussten, dass er sich mit Männern traf, doch es war etwas anderes, einfach zusammen in die Stadt zu gehen, wo man mit keinem der anderen Menschen wirklich etwas zu tun hatte, als so direkt von jemandem unterbrochen zu werden…
 

„Wir sind fertig. Sie können abräumen, und wir hätten gerne die Rechnung. Ich bezahle mit Karte.“
 

Der Kellner kam auf sie zu und schnappte sich dann ihre Teller, bevor er sich wieder umwandte und den Raum verließ, die Tür hinter sich schließend.
 

Ran hielt den Blick weiterhin gesenkt und spielte leicht nervös mit seinen Fingern, wartete darauf, dass Youji seine Reaktion von eben ansprach. Und das tat der Blonde dann auch, auch wenn nicht so, wie Ran es erwartet hatte.
 

„Stört es dich, wenn ich dich in der Öffentlichkeit küsse?“
 

Seine Stimme war ruhig, nichts deutete darauf hin, dass er Ran seine Reaktion übel nahm. Das ließ den Rotschopf aufsehen und Youji anblicken, er suchte in dessen Augen danach, ob der Blonde ihm nur etwas vorspielte. Doch er fand auch dort keinen Vorwurf, der Autor sah ihn nur fragend an. Ran atmete etwas erleichtert auf und schüttelte dann den Kopf.
 

„Eigentlich nicht… ich… ich habe nur nicht damit gerechnet… dass jemand reinkommt…“
 

Er meinte das so, wie er es sagte. Er hatte sich wirklich erschrocken gerade eben und war deshalb zurückgefahren… rot geworden war er wahrscheinlich deshalb, weil der Kellner so reagiert hatte… er war den ganzen Abend über recht freundlich gewesen, aber jetzt, als er das gesehen hatte, hatte das deutlich nachgelassen… er verstand zwar nicht, warum viele Leute es immernoch nicht akzeptieren konnten, dass es völlig normal war, wenn zwei Menschen des gleichen Geschlechts sich liebten, doch trotzdem traf es ihn immernoch irgendwo, wenn ihn jemand spüren ließ, dass er das abartig fand…
 

Youji lächelte ihn daraufhin an und gab ihm dann einen Kuss auf die Nasenspitze, bevor er sich wieder zurücklehnte.
 

„Mich stört es überhaupt nicht, auch hier in Japan nicht.“
 

Ran wusste, worauf der Blonde anspielte. Japan war ein ziemlich konservatives Land und Homosexualität immernoch ein recht heikles Thema… zwar waren Vorurteile und Abneigung bei den jüngeren Generationen lange nicht mehr so stark, doch die älteren Leute waren immernoch empört, wenn sie zwei Homosexuelle, die zeigten, was sie waren, zusammen sahen. Ihm selbst war es noch nie passiert, dass er dumm angemacht worden war, weil jemand ihn und Brad zusammen gesehen hatte, doch das kam vielleicht auch daher, dass er und Brad sich ihre ‚Liebe’ nicht besonders oft in der Öffentlichkeit gezeigt hatten, und wenn doch, war es bei ein paar komischen Blicken geblieben.
 

Der Rotschopf lächelte leicht und entspannte sich dann wieder.
 

„Das ist mutig…“
 

Youji stieß ein leises ‚Pff’ aus und grinste dann.
 

„Nö, nur vernünftig. Wird langsam mal Zeit, dass…“
 

Er verstummte, als die Scheibetür wieder aufging und der Kellner einen Schritt in den Raum machte, die Tür wieder hinter sich zuziehend. Das hinderte Youji jedoch nicht daran, seinen Satz fortzusetzen.
 

„…those old-fashioned, intolerant pricks eventually realize what’s normal and what isn’t.” (1)
 

Er kassierte von dem Kellner, der gerade zu ihrem Tisch gelaufen kam, einen seltsamen Blick, als er plötzlich in die englische Sprache wechselte. Ran atmete aus, als er verstand, dass der Kellner die Sprache nicht sprach und somit nicht wusste, was Youji eben gesagt hatte, und grinste dann leicht.
 

„That’s my opinion, too. It’s ridiculous that there’re still people who can’t accept that others are different from themselves.” (2)
 

Der Blick des Kellners flackerte zwischen den beiden Männern hin und her, während sich diese auf Englisch unterhielten. Sie grinsten sich an, es war schon lustig, reden zu können, ohne dass derjenige, über den man sprach, einen verstand.
 

„Totally. But it’s their problem, I don’t care. They have to stick with it.” (3)
 

Mit diesen Worten wandte sich der Blonde zu dem Kellner, der ein wenig ungeduldig neben ihm stand und anscheinend darauf wartete, dass Youji ihm seine Karte zum bezahlen gab. Das machte dieser dann auch und der Kellner verließ damit den Raum, ließ Ran und Youji erneut allein, kam allerdings schon recht schnell mit der Rechung zurück, sodass der Autor nur noch seine Unterschrift auf das kleine Stück Papier schreiben musste und dann konnten sie gehen, was sie dann auch taten. Zusammen gingen sie diesmal wirklich zum Ausgang, wo Youji Ran einmal mehr in seinen Mantel half, was den Rotschopf noch röter anlaufen ließ als sonst. Danach schlüpfte Youji selbst in seine Jacke und verließ mit Ran das Restaurant, hielt dem Jüngeren die Tür auf.
 

Draußen auf der Straße schloss Youji zu seinem Freund auf und lächelte diesen dann an, bevor er sich vorbeugte und Ran sanft auf die Lippen küsste, bevor er eine seiner schmalen, blassen Hände in eine seiner eigenen nahm.
 

„Gehen wir?“
 

Der Rotschopf lächelte ihn schüchtern an und nickte dann leicht, woraufhin sie zusammen in Richtung nächste U-Bahn-Station liefen. Youji hatte ihn bis jetzt immer nach Hause gebracht und enttäuschte ihn auch heute nicht. Er genoss es, die Aufmerksamkeit die der Autor ihm schenkte, und heute noch mehr… er hielt Rans Hand auch jetzt, in der Öffentlichkeit… das war neu für ihn, ungewohnt… doch irgendwie fühlte es sich gut an, dass Youji nicht so tat als sei zwischen ihnen nichts… es zeigte ihm, dass der Autor zu ihm stand und ihre Beziehung nicht verstecken wollte…
 

Beziehung… ja, das hatten sie wohl jetzt… der Gedanke daran freute Ran und machte ihm Angst zugleich. Er wusste, wie schön es sein konnte, bei jemandem zu sein, den man liebte, mit diesem Dinge unternehmen konnte… doch er wusste auch nut zu gut, wie weh einem diese Person tun konnte… er würde ein bisschen Zeit brauchen, um für sich herauszufinden, ob er Youji wirklich vertrauen konnte… er mochte den Autoren sehr, doch es konnte immernoch alles nur eine Masche sein um ihn ins Bett zu kriegen… und um die Angst davor endgültig abschütteln zu können musste er erst mal einige Zeit mit Youji verbringen…
 

Er schämte sich schon fast dafür, dass er so von Youji dachte, doch er konnte nicht anders. Die Sache mit Brad hatte ihn fast schon paranoid gemacht, er wollte das nicht noch einmal erleben… der Autor würde ihm erst beweisen müssen, dass er wirklich alles ernst meinte…
 

Seine Gedanken wurden unterbrochen als der Blonde ihn in ein erneutes Gespräch verstrickte, wieder einmal führten sie es auf Englisch. Sie hatten das schon einige Male gemacht und Ran mochte es, er mochte die Sprache und es fühlte sich gut an sie mal wieder richtig sprechen zu können. Er spürte, dass er mit der Zeit ein wenig eingerostet war, was das Sprechen betraf, und fand es deshalb gut, dass er mit Youji üben konnte. Geschrieben machte ihm die Sprache keine Probleme, immerhin arbeite er täglich damit, doch Sprechen fiel ihm nicht mehr ganz so leicht wie damals, als er aus Amerika zurückgekommen war.
 

Als sie schließlich in die U-Bahn einstiegen hielt Youji Rans Hand immernoch in der seinen. Sie setzten sich nebeneinander auf eine der Bänke, ihre ineinander verflochtenen Finger lagen auf Youjis Oberschenkel, für alle Welt sichtbar. Jedoch war in der U-Bahn fast keiner, sodass ihnen komische Blicke erspart blieben.
 

Ran fühlte sich plötzlich ziemlich müde, jetzt wo er sich wieder hingesetzt hatte. Sein Tag war ziemlich anstrengend gewesen und die Aufregung von gerade eben hatte den Rest getan. Er zögerte einen Moment lag bevor er sich langsam an seinen Freund lehnte, seinen Kopf auf dessen Schulter sinken ließ, bereit zurückzufahren, wenn der Ältere ihm zu verstehen geben sollte, dass er das nicht wollte. Youji jedoch nahm Rans Hand nur in seine andere und legte seinen frei gewordenen Arm dann um die Schultern des Rotschopfes, drückte ihn an den größeren Körper des Älteren heran. Ran atmete erleichtert auf und entspannte sich dann, ließ sich von Youji halten und schloss die Augen, ruhte sich ein bisschen aus, während die U-Bahn in flottem Tempo über die Schienen fuhr und sich immer weiter der Haltstelle näherte, wo sie aussteigen würden. Die U-Bahn schaukelte ein wenig hin und her und Ran hörte das Rauschen des Fahrtwindes durch eines der kleinen, offenen Fenster, spürte wie Youjis Hand ihm sanft durch die Haare strich…
 

Der Rotschopf schreckte zusammen, als er plötzlich spürte, wie ihm jemand sanft ins Ohr blies und hob den Kopf, um sich verwirrt umzusehen. Er war immernoch in der U-Bahn und Youji saß noch neben ihm, das spürte er, und als er den Kopf wandte, sah er den Autor lächeln.
 

„Tut mir Leid, aber ich musste dich wecken. Wir sind gleich da, Ran.“
 

Der Rotschopf nickte leicht, bevor sein Kopf dann die Verbindung herstellte, dass er eingeschlafen sein musste und die ganze Fahrt verpennt hatte, und dass Youji ihn gerade geweckt hatte indem er ihm ins Ohr geblasen hatte. Er spürte, wie er rot wurde, und senkte dann den Blick.
 

„Ah… tut mir Leid, ich bin wohl eingeschlafen…“
 

Er hörte Youji leise lachen und dann strich ihm eine große Hand durch die Haare, was ihn wieder aufblicken ließ. Der Blonde lächelte immernoch.
 

„Macht nichts. Hattest einen anstrengenden Tag, was?“
 

Ran lächelte schüchtern und nickte dann leicht, bevor sein Blick auf die Lippen des Älteren fielen. Er zögerte kurz, doch dann nahm er all seinen Mut zusammen und lehnte sich ein bisschen nach vorne, gab Youji einen kurzen, leichten Kuss auf die Lippen, bevor er sich wieder zurückzog, den Älteren unsicher ansehend.
 

Youji schien für einen Moment ziemlich erstaunt zu sein, doch dann lächelte er und legte seinen Kopf ein bisschen zur Seite, bevor er Ran zärtlich küsste. Seine Zunge tippte fragend gegen die Lippen des Rotschopfes und dieser öffnete die seinen, ließ den Älteren seinen Mund erkunden. Er schloss seine Augen und ließ Youji den Kuss führen, genoss die Zärtlichkeiten und den Geschmack des Blonden bis sich dieser wieder zurückzog, weil in diesem Moment das ‚Ding’ durch die U-Bahn schallte, das zeigte, dass sie an der Station angekommen waren. Youji lächelte Ran einen Moment lang zärtlich an, bevor er aufstand und an der Hand des Rotschopfes zog, sodass sich dieser ebenfalls erhob, und zog ihn dann zur offenen Tür hinaus, woraufhin sie auf dem zugigen U-Bahnhof standen.
 

Ran sah mit leicht geröteten Wangen zu Youji hoch und dieser lächelte sanft zu ihm hinab, bevor er leicht an Rans Hand zog, die er immernoch in der seinigen festhielt.
 

„Na komm, Darling, lass uns gehen, sonst frierst du wieder.“
 

Der Rotschopf spürte seine Wangen heiß werden, als er das Kosewort hörte, und ließ sich dann von einem in sich hineinlachenden Youji in Richtung Treppen nach oben führen. Darling… so hatte ihn noch niemand genannt… überhaupt hatte er noch nie wirkliche Spitznamen gehabt, außer das fast schon nervige ‚Ran-chan’, mit dem ihn seine Schwester immer betitelt hatte… aber Darling war schon was anderes… Brad hatte keinen Kosenamen für ihn gehabt…
 

Ran schüttelte den Kopf, als er das dachte. Das war vorbei, jetzt endgültig. Er hatte einen neuen Freund, einen, der ihm jedenfalls gesagt hatte, dass er ihn liebte, und das war mehr als Brad jemals getan hatte. Es wurde Zeit, dass er den Schwarzhaarigen vergaß… oder er würde nie darüber hinwegkommen. Und jetzt hatte er mit Youji eine neue Chance bekommen. Eine, die er hoffentlich nicht so in den Sand setzen würde, wie er es das letzte Mal getan hatte…
 

Er sah auf, als Youji seine Hand zärtlich drückte, und sah den Blonden sanft zu sich hinablächeln, woraufhin er schüchtern zurücklächelte. Youji streichelte mit seinem Daumen die Außenseite von Rans Hand und lehnte sich dann zu ihm hinüber, um ihm einen sanften Kuss auf die Schläfe zu geben, bevor er Ran fragend ansah.
 

„An was denkst du? Du bist so still.“
 

Der Rotschopf zögerte einen Augenblick, doch dann entschied er sich dagegen, Youji von der Sache mit Brad zu erzählen. Der Blonde wusste nichts davon und er war sich nicht sicher, ob er wirklich darüber sprechen wollte… und ob er es konnte… es tat immernoch so weh… nein, er wollte es nicht… nicht jetzt…
 

Schließlich lächelte er leicht, versuchte den Älteren ein wenig abzulenken.
 

„Nichts besonderes… eigentlich nur darüber, was ich morgen kochen werde…“
 

Bescheuerte Ausrede und er wusste es, doch ihm fiel auf die schnelle nichts besseres ein. Youji zog ebenfalls eine Augenbraue hoch, doch er sah ihn erstaunt an.
 

„Du kannst kochen? So richtig? Was anderes als Nudeln und Reis?“
 

Das brachte Ran zum lachen… was dachte Youji denn? Er sah den Älteren ein wenig verwirrt an, während sie um eine Ecke bogen.
 

„Klar doch… ich meine, ich wohne alleine, was soll ich denn sonst essen? Mein Job ist nicht schlecht bezahlt, aber nicht so gut, dass ich mir drei mal täglich was zu Essen kommen lassen könnte am Wochenende, nicht bei den Preisen hier…“
 

Der Blonde dachte einen Augenblick darüber nach und grinste dann ein bisschen verlegen.
 

„Hm… irgendwo ist es schon logisch… ich dachte nur… na ja, ich kann gar nicht kochen. Ich hätte auch meistens gar keine Gelegenheit dazu, weißt du… und wenn ich unterwegs bin, esse ich immer in Restaurants, ich kenne es gar nicht anders…“
 

Der Rotschopf wusste, was das mit dem ‚keine Gelegenheit’ heißen sollte… Youji kochte auch bei sich zu Hause nicht, denn wenn er dann schon mal dort war, denn da hatte er Leute, die das für ihn taten… und im Moment wohnte er im Hotel, das wusste Ran. Also war es irgendwie schon logisch, dass er nicht kochen konnte… der Rotschopf hatte es schon früh gelernt, was ihm enorm geholfen hatte, als er bei seinen ‚Eltern’ ausgezogen war und zuerst bei Schu, dann allein gewohnt hatte.
 

Ran nickte und lächelte Youji dann leicht an.
 

„Na ja, wenn man so viel unterwegs ist und so viel zu tun hat, bleibt keine Zeit mehr für sowas… und trotzdem weiß ich nicht, was ich morgen kochen soll…“
 

Sie bogen bei seinen Worten gerade um die letzte Ecke und Ran wunderte sich, wie der Weg schon wieder so schnell rum gegangen war, als sie auch schon vor dem Wohnungskomplex standen, in dem er wohnte. Sie blieben stehen und Ran drehte sich zu seinem Freund um, sodass sie sich gegenüberstanden. Youji lächelte wieder und streckte dann seine freie Hand aus, um zärtlich über Rans Wange zu streicheln.
 

„Keine Ahnung, Ran… tut mir Leid, ich hätte dich gerne zum Essen eingeladen morgen Mittag, dann wäre dir das Dilemma erspart geblieben, aber ich hab einen Termin.“
 

Der Rotschopf lächelte schüchtern und schmiegte sich dann in die warme Hand des Älteren, während er leicht den Kopf schüttelte.
 

„Das hättest du nicht tun müssen… mir wird was einfallen, ich verhungere schon nicht.“
 

Das Lächeln des Blonden intensivierte sich und er strich mit seinem Daumen sanft über Rans zu einem Lächeln verzogenen Lippen, ehe er sich vorbeugte und den Jüngeren leicht auf den Mund küsste. Seine grünen Augen funkelten, als er sich wieder zurückzog, und Ran konnte nicht anders, als ihn strahlend anzulächeln.
 

„Aber dafür könnten wir morgen Abend wieder was zusammen unternehmen. Nur wenn du Zeit und Lust hast, natürlich.“
 

Ran fühlte sein Herz vor Freude hüpfen, er hatte schon befürchtet den Älteren morgen nicht zu sehen… sofort nickte er enthusiastisch, natürlich wollte er wieder mit Youji ausgehen.
 

„Ich habe Zeit… was willst du denn machen?“
 

Der Blonde strahlte ihn an, während er seine Hand kurz von Ran löste, um sich eine gewellte Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, bevor er sie wieder an Rans Wange zurücklegte.
 

„Ich dachte an Essen und danach ins Kino gehen… und danach vielleicht noch was trinken, so ein richtiges Date eben.“
 

Ran spürte die Hitze wieder in seine Wangen steigen, doch er sah Youji weiterhin an, sein Lächeln schüchtern. Date… ein richtiges Date… er konnte nicht viel mehr machen, als zu nicken und ein leises ‚Gerne…’ zu flüstern, woraufhin Youji wieder strahlte.
 

„Prima. Treffen wir uns morgen um sieben an der U-Bahn-Haltestelle, an der wir heute eingestiegen sind? Ich bin da in der Nähe, ist ganz praktisch für uns beide.“
 

Der Rotschopf lächelte ihn schüchtern an und nickte, woraufhin Youji seine Hand losließ, den Arm aber dafür um die Hüften des Rotschopfes legte und diesen näher an sich zog, seine zweite Hand wanderte ein bisschen nach hinten und vergrub sich sanft in Rans Haaren, während Youji ihn zärtlich anlächelte.
 

„Gut… ich freue mich jetzt schon drauf, Darling.“
 

Rans Blick richtete sich auf Youjis volle Lippen und er konnte gerade noch ein ‚Ich mich auch…’ hervorbringen, bevor sich besagte Lippen schon auf die seinen legten, zärtlich seinen Mund verschlossen. Ran seufzte leise und schloss seine Augen, öffnete automatisch seinen Mund, als Youjis Zunge gegen seine Lippen stupste. Er empfing sie mit seiner eigenen, streichelte sie und wurde im Gegenzug gestreichelt, schmeckte Youji… das war so gut, es fühlte sich so schön an, das zu machen… er hatte es immer gemocht, Brad so zu küssen, hatte es doch immer intensiven und intimen Kontakt bedeutet, und jetzt mit Youji gefiel es ihm noch besser, weil dieser ihn nicht gnadenlos dominieren wollte… er genoss das, den Freiraum, den er hatte, Youji etwas von dem, was er ihm empfinden ließ, wieder zurückgeben zu können.
 

Schon viel zu bald nach Rans Meinung löste sich der Ältere wieder von ihm und lächelte ihn an, bevor seine Hand die roten Haare losließ und Ran dafür sanft über die Wange strich.
 

„Bis morgen, Ran. Und schlaf schön.“
 

Der Rotschopf lächelte schüchtern zurück und nickte dann leicht, sich in die Hand des Autors schmiegend.
 

„Du auch…“
 

Youji lächelte noch ein bisschen intensiver und küsste Ran dann noch ein letztes Mal auf die leicht geöffneten Lippen, bevor er sich von dem Rotschopf löste, ihm kurz zuwinkte und sich dann umwandte, um die Straße bis zur Hauptstraße wieder zurückzugehen.
 

Ran sah dem Blonden nach, bis dieser um die Straßenecke verschwunden war, und atmete dann einmal tief durch, schloss kurz die Augen und wandte sich schließlich zur Glastür um, um das Treppenhaus des Gebäudes zu betreten, in dem er wohnte. Jedoch blieb er, kaum drinnen und die Tür hinter sich zu, wieder stehen und lehnte sich an das Glas zurück, die Augen geschlossen.
 

Er konnte es fast immernoch nicht glauben… er hatte wieder einen Freund, eine Beziehung… komischer Gedanke, nach dem, was ihm die letzte Beziehung gebracht hatte…
 

Der Rotschopf schüttelte den Kopf, als er das dachte, und stieß sich dann von der Glastür ab, um die Treppen nach oben zu steigen. Er musste aufhören, so zu denken… Brad konnte nicht alle seine Gedanken kontrollieren, das wollte er nicht… es Zeit es zu vergessen, neue Erfahrungen zu sammeln. Ohne Brad Crawford.
 

Ran stieg in den Aufzug, der ausnahmsweise mal ganz unten war, und ließ sich dann die 13 Stockwerke nach oben fahren. Das war gemütlicher und es würde ihn nicht so aus der Puste bringen…
 

Der Rotschopf lächelte, als er an die Küsse dachte, die Youji und er geteilt hatten. Es fühlte sich so gut an… er leckte sich unwissend über die Lippen, konnte Youji immernoch schmecken… doch, wenn der Ältere es wirklich ernst mit ihm meinte, sah Ran keinen Grund diese Beziehung so schnell wieder zu beenden…
 

Das kurze ‚Bing’, das der Aufzug machte, wenn sich die Türen öffneten, holte ihn aus seinen Gedanken und er stieg hastig aus, bevor ihn der Lift wieder bis ganz nach unten mitnahm. Er hatte keine große Lust, die Tour noch einmal zu machen…
 

Er kramte in seinen Manteltaschen nach seinem Haustürschlüssel und schloss dann seine Tür auf, unwillkürlich daran denkend, was er tun würde, wenn er die Schlüssel wirklich mal zu Hause lassen würde… wahrscheinlich zu Schu gehen, denn der hatte einen Ersatzschlüssel für den Notfall… aber dann würde er erklären müssen, wo er denn gewesen sei mitten in der Nacht, und das wollte er nicht. Schu wusste immernoch nichts von ihm und Youji… Ran fühlte sich schlecht, weil er seinem Freund sowas verschwieg, und jetzt erst recht, wo sie zusammen waren… doch er wollte es ihm immernoch nicht sagen… nicht solange er sich nicht vollkommen sicher war, dass Youji es wirklich ernst meinte… gerade vor ein paar Tagen hatte Schu ihm erneut versichert, dass er nicht zulassen würde, dass noch einmal jemand Ran so verletzen würde wie Brad, dass der Deutsche es nicht zulassen würde… dass er sich jeden, der es versuchen würde, höchstpersönlich vorknöpfen würde… und dass er jeden neuen, möglichen Freund vorher treffen wollte, um zu sehen, ob Ran nicht wieder denselben Fehler machte… eigentlich konnte Ran es nicht leiden, wenn sich Schu so in seine Angelegenheiten einmischte, doch genauso hatte er Angst, dass es wirklich so sein könnte und er einfach wieder blind vor Liebe in die Falle tappen würde… deshalb hatte er nichts gesagt. Einmal deshalb, zweitens weil er Angst hatte einen Streit mit Schu anzufangen und drittens weil er sich schuldig gefühlt hatte, weil er den Älteren anlog… deshalb hatte er nichts gesagt… aber es hatte ihn nur noch darin bekräftigt, Schu nichts zu sagen.
 

Ran betrat seine Wohnung und schloss hinter sich ab, bevor er seine Schlüssel an ihren Platz legte und sich seinen Mantel abstreifte. Endlich Wochenende… morgen war Samstag, deshalb kochte er morgen auch für sich… und vielleicht für Schu, wenn dieser zu ihm runterkommen würde, weil er zu faul zum selbst kochen war, wenn Omi ihn nicht versorgte. Unter der Woche aß er mittags in der Kantine auf der Arbeit, da kochte er nicht, doch am Wochenende immer. Und er wusste immernoch nicht, was er morgen machen würde…
 

Der Rotschopf lief im Dunkeln durch den Flur in sein Bad, wo er sich die Zähne putzte und die Haare kämmte, bevor er den Raum wieder verließ und in sein Schlafzimmer ging, wo er sich rasch umzog und dann in sein Bett stieg.
 

Er freute sich schon auf morgen… erst mal richtig ausschlafen, dann vielleicht Schu treffen, und am Abend mit Youji weggehen… seinem Freund… zu einem Date… Ran lächelte und spürte sein Herz pochen, als er das dachte. Das würde bestimmt schön werden…
 

Doch dann kam ihm ein Gedanke… was, wenn der Ältere danach noch mit zu ihm kommen wollte? Hier her… um… wie Brad es getan hatte, ihn einfach gefragt, ob er noch mit rauf kommen könnte und im Endeffekt hatten sie miteinander geschlafen… er schüttelte sofort den Kopf, als er das dachte. Nein. Youji hatte ihm gesagt, dass er nicht nur an seinem Körper interessiert war… er wollte keinen Sex, zumindest noch nicht… und Ran wollte auch nicht, er wollte nicht wieder so eine Beziehung wie die mit Brad, die zum größten Teil auf Sex basierte… er fand Youji anziehend und konnte sich gut vorstellen, dass es schön sein konnte, mit dem Autor zu schlafen, doch er wollte es noch nicht… er kannte den anderen nicht genug und wollte erst möglichst viel über ihn wissen, ihn richtig kennen lernen… es diesmal richtig machen, nicht sich blind verführen lassen wie von Brad…
 

Ran rollte sich auf die Seite und zog seine Decke höher, schlang sie fest um sich und blickte traurig in die Dunkelheit.
 

Er vermisste ihn trotzdem… es war hart für ihn, abends allein zu sein, niemanden zu haben, an den er sich kuscheln konnte, an dem er sich wärmen konnte… das wollte er wieder haben, jemanden, der ihn festhielt, der ihm Sicherheit gab… das hatte Brad getan, trotz allem. Und das vermisste er so sehr…
 

Brad hatte ihn langweilig gefunden, das hatte er selbst gesagt… Ran hätte es merken müssen, hätte sich ändern können… es war allein seine eigene Schuld, dass Brad ihn verlassen hatte… er war schuld… so war es immer, er konnte nie etwas richtig machen…
 

In seinem Kopf hörte er die unangenehme Stimme seines ‚Vaters’, wie er ihn immer wieder ausschimpfte. ‚Du bist ein Nichtsnutz… du kannst nichts richtig machen… du bist eine Schande für deinen Vater, Ran… ich habe es dir doch schon x-mal gezeigt, kannst du es denn immernoch nicht richtig machen? Taugenichts…’
 

Ran wimmerte leise und rollte sich dann noch enger zusammen versteckte seinen Kopf unter seinen Armen, während er spürte, dass ihm Tränen in die Augen stiegen.
 

Er hatte recht gehabt… er war wertlos, er konnte nichts… er machte immer alles falsch, sein Leben war ein einziger Beweis dafür… und auch das mit Youji würde wieder falsch sein…
 

Der Rotschopf kauerte sich zusammen und kuschelte sich dann tiefer in seine Decke, versuchte dem Gefühl von Nutzlosigkeit zu entkommen, doch es gelang ihm nicht. Es breitete sich in ihm aus, ließ ihn zittern vor innerlicher Kälte, während die Worte immer wieder in seinem Kopf wieder hallten. ‚Nichtsnutz… Taugenichts… zu dumm für alles… nie etwas richtig machen…’
 

Tränen liefen ihm die Wangen hinunter und sein Herz tat weh… er hatte Recht… die anderen hatten immer Recht, Schu, seine ‚Eltern’, alle… und er konnte nichts richtig machen… er würde auch diese neue Chance verbocken, er wusste es jetzt schon…
 

Ran wusste nicht, wie lange er dort gelegen hatte, bis ihn schließlich der Schlaf überkam, voll mit Träumen von der Vergangenheit, voll mit Dingen, die er schon längst hatte vergessen wollen…
 

~*~*~*~*~*
 

Kim Anderson schob das Baileysglas zwischen seinen Händen hin und her, seine blauen Augen waren auf die helle Flüssigkeit gerichtet, die im Takt seiner Bewegungen hin und herschwappte. Er wartete darauf, dass die Eiswürfel ein wenig schmolzen, das Getränk so ein wenig kühlten, ansonsten schmeckte es nicht. Er mochte Baileys gerne, aber nur kalt denn anders schmeckte es zu stark.
 

Er blies sich gelangweilt eine dunkelbraune Haarsträhne aus dem Gesicht und streckte sich dann auf seinem Barhocker. Er hätte doch ausgehen sollen… vorhin hatte er keine Lust gehabt, doch jetzt langweilte er sich hier zu Tode. Deshalb war er runter in die Bar gegangen, um zu sehen, ob er jemanden traf, den er kannte, doch auch das hatte fehlgeschlagen. Trotzdem war es hier immernoch besser als oben im Zimmer, also war er schließlich unten geblieben und trank sich jetzt langsam durch die Nacht. Er war sich nicht am betrinken, dazu reichte das bisschen Wodka und dann Baileys nicht, er trank sich gerade erst an. Sein Körper verarbeitete Alkohol ziemlich gut und so konnte er ziemlich viel trinken, bis er wirklich blau war… dagegen kam Youji nicht an, da konnte der Junge sagen, was er wollte…
 

Kim seufzte, als er an seinen Freund dachte. Der war gerade aus und hatte ein Date… hatte wahrscheinlich Spaß und amüsierte sich gut… was Kim nicht gerade von sich sagen konnte. Aber Youji hatte ja ständig irgendwelche Dates… es war teilweise gar nicht einfach, seine ganzen Affären zu vertuschen, doch das musste auf jeden Fall sein. Wer konnte schon einen Star, der sich durch alle möglichen Betten schlief, noch vernünftig verkaufen? Youji war ziemlich bekannt und es wäre äußerst schädlich für sein Image wenn alle Welt von seinen Affären wüsste… deshalb wurden die meisten vertuscht, außer diejenigen, wo die Paparazzi ihnen zuvorkamen. Zum Glück waren das bis jetzt nur solche gewesen, in denen Youji was mit einer Frau gehabt hatte… nur zu gut dass keiner wusste, wo der Blondschopf gerade war… oder mit wem er sich traf…
 

Der Dunkelhaarige rieb sich mit einer Hand über sein Gesicht und seufzte erneut, als er daran dachte. Was für eine blöde Situation… aber das war nun mal Youji, völlig unberechenbar. Jetzt war es ein Mann… Kim hatte zwar gewusst, dass Youji sich für beide Geschlechter interessierte, solange er oder sie hübsch war, doch dass er sowas bringen würde… jetzt ging er schon seit Wochen mit diesem Jungen aus. Mit diesem Ran Fujimiya, den Kim weder kannte noch jemals damit gerechnet hatte, den japanischen Übersetzer überhaupt kennen zu lernen… und jetzt ging Youji mit dem Typen aus.
 

Der Manager des Autors fuhr sich durch die Haare und stützte seinen Kopf dann in seine Hand. Er wusste nicht so wirklich, was er von der Sache halten sollte… Youji hatte ihm gesagt, dass er Gefühle für den jungen Mann hatte. Dass er ihn liebte… er war nicht skeptisch deswegen, weil Ran ein Mann war, das war ihm eigentlich völlig egal, es war eher die Sache, dass er sich nur schwer vorstellen konnte, dass Youji sich wieder verliebt hatte… der Blonde hatte sich nach der ganzen Asuka-Affäre geschworen sich nie wieder zu verlieben, und er war zu verletzt gewesen als dass Kim es sich jemals wieder hätte vorstellen können. Und dann das… Youji hatte ihm erzählt, dass es bei ihm eigentlich sofort gefunkt hatte, als er den Übersetzer das erste Mal gesehen hatte. Schon da hatte der junge Mann sein Interesse geweckt und das hatte mit der Zeit immer mehr zugenommen, bis er ihn wenige Wochen nach dem ersten Treffen schließlich geliebt hatte. Zumindest sagte Youji das… und Kim hatte so seine Zweifel. Er wusste nicht genau, ob Youji das wirklich so ernst meinte, oder ob er sich einfach wieder so sehr nach einer festen Beziehung sehnte, dass er jetzt sogar schon glaubte etwas für jemanden zu fühlen… er wusste es nicht, aber er machte sich Sorgen um Youji. Der Blonde war nicht nur sein Schützling, er war auch sein Freund und deshalb war es ihm absolut nicht egal, warum der Jüngere sich für diesen Mann interessierte. In allen anderen Äffären war es Youji nur um Gesellschaft und Sex gegangen, doch das hier klang ernster. Außerdem würde Youji niemals jemanden so lange nachlaufen, wenn er es nicht wirklich ernst meinte…
 

Kim seufzte ein drittes Mal und nahm dann einen Schluck von seinem Baileys. Schön, vielleicht meinte Youji es wirklich ernst… aber dieser Ran vielleicht nicht. Was, wenn Youji jemandem nachlief, der im Endeffekt seine Gefühle nicht erwiderte? Oder wenn Ran jemand war, der nur mit Youji zusammen sein würde, weil dieser bekannt und reich war? Dieser wusste ja darüber Bescheid, wer Youji war… das war seine größte Angst, dass der Blonde an so jemanden geraten war… der es nur auf dessen ziemlich beachtliches Vermögen abgesehen hatte und den Blonden nicht wirklich liebte… denn das würde ihn verletzen, aber richtig…
 

Er konnte nur hoffen, dass das gut ging… er wollte den Blonden nicht wieder am Boden finden und dann wieder aufbauen müssen…
 

In diesem Moment tippte ihm jemand von hinten auf die Schulter und noch bevor er sich umdrehen konnte, ließ sich Youji auch schon schwungvoll auf den Barhocker neben Kim fallen. Der Dunkelhaarige wandte den Kopf in seine Richtung und sah, dass der Blonde über das ganze Gesicht strahlte. Trotzdem runzelte Kim verwirrt die Stirn, bevor er auf seine Armbanduhr sah. Erst halb elf… das war aber nicht lange gewesen… Youji war um acht gegangen, also konnten die beiden ja nicht allzu viel Zeit miteinander verbracht haben… aber warum? Youji hatte ihm bisher immer vorgeschwärmt, wie gerne er mit dem Übersetzer zusammen war und dass es immer schade war, wenn einer gehen musste…
 

Der Dunkelhaarige sah Youji dabei zu, wie dieser seine Jacke öffnete, und entschloss sich dann einfach nachzufragen.
 

„Hi. Watcha doin’ here already, Youji? Something happened during your date?” (4)
 

Wenn ja, dann konnte es nichts Schlechtes gewesen sein, so wie Youji strahlte… der Jüngere behielt seine Jacke an und sah dann zu Kim hinüber, bevor er der Kellnerin hinter der Bar kurz zuwinkte.
 

„Nah, just cut it a little shorter. We left out the cinema, but we’re going to do that tomorrow night instead. Konban wa, Hina-san. Ein Wasser, bitte.” (5)
 

Das letzte war an die Frau gerichtet, die der Blonde kurz anlächelte und dann wieder Kim den Blick zuwandte. Es war prima, dass sie beide eine Sprache sprachen, die hier nur wenige verstanden, vor allem in dem Tempo, in dem sie miteinander redeten. Es war ein enormer Vorteil, denn so mussten sie nicht darauf aufpassen, was sie sagten, und das wäre bitter nötig, wenn sie sich auf Japanisch unterhalten würden. Sie redeten eigentlich immer über Dinge, die am besten niemand mitbekommen sollte, und so war es noch am sichersten. Mittlerweile hatte sich das so bei ihnen eingebürgert, Kim jedenfalls dachte schon gar nicht mehr viel darüber nach, er wechselte einfach zwischen den Sprachen hin und her. Zumal er Japanisch sowieso nur so ein bisschen sprach, er konnte eben das, was er brauchte. Aber so gut wie Youji nie im Leben, doch der hatte ja auch immerhin eine japanische Mutter gehabt.
 

Kim legte leicht den Kopf schief und blickte Youji an, und nachdem sich dieser bei der Kellnerin für sein eben vor ihm abgestellt wordenes Wasser bedankt hatte, sprach er den Blonden an, weiterhin auf Englisch.
 

„Und warum wart ihr nicht im Kino?“
 

Eigentlich brachte nichts und niemand Youji davon ab, mit seinem neuen Freund egal wohin zu gehen, deshalb war es komisch… und am seltsamsten war, dass Youji darüber nicht betrübt, sondern ganz glücklich zu sein schien…
 

Sein jüngerer Freund nahm einen Schluck von seinem Wasser und beantwortete dann Kims Frage, brav das Spiel mitspielend.
 

„Na ja, es hat sich so ergeben. Passte irgendwie nicht mehr…“
 

…hä? Kim verstand nur Bahnhof. Er sah Youji mit passend verwirrtem Blick an, woraufhin dieser nur noch breiter lächelte und sich ein bisschen vorbeugte.
 

„Wir sind jetzt zusammen!“
 

Der Dunkelhaarige blinzelte bei dieser direkten Aussage erst einmal zweimal, bevor er doch den intelligentesten Kommentar abgab, der ihm heute Abend bis jetzt eingefallen war.
 

„Huh?“
 

Youji verrollte leicht die Augen und lehnte sich dann wieder zurück, nahm erneut einen Schluck von seinem Wasser und kommentierte die intelligente Aussage dann.
 

„Zusammen, Kim. Wir sind ein Paar. Wir gehen miteinander. Er ist jetzt mein fester Freund. Wir führen eine Beziehung. Wenn du noch andere Dinge kennst, um das auszudrücken, sag es mir.“
 

Kim sah Youji daraufhin ein wenig finster an. Er hatte ihn schon verstanden, er war ja nicht ganz dämlich…es hatte ihn nur doch ziemlich erstaunt… er hätte nicht gedacht, dass es doch so schnell gehen würde… und eigentlich hatte er gar nicht wirklich damit gerechnet, dass es überhaupt etwas geben würde, da die Chance, dass dieser Ran sich auch für Männer interessierte, relativ gering war, vor allem, weil er Japaner war… doch da schien er sich ja ziemlich getäuscht zu haben. Oder eine von seinen ständigen Befürchtungen war wirklich eingetreten und dieser junge Mann nutzte Youji nur aus…
 

Der Dunkelhaarige sah Youji leicht stirnrunzelnd an, bemerkte, dass dieser wirklich glücklich zu sein schien. Gut, er war immer glücklich, wenn er Ran gerade gesehen hatte, doch heute war es extrem… Kim konnte nur wirklich hoffen, dass dieser Ran wirklich so schüchtern und unschuldig war, wie Youji ihn immer beschrieb, oder er würde es mit Kim zu tun bekommen. Er hatte zwar nicht viele enge Freunde, schon aus Zeitgründen nicht, doch um die wenigen wurde sich umso besser gekümmert, und Youji war ohne Zweifel einer von ihnen.
 

„Okay, hab’s kapiert. Wie kommt’s auf einmal?“
 

Youji streckte sich auf seinem Barhocker, wobei sein Pullover ein wenig von der leicht gebräunten Haut seines Bauches freigab, bevor er seine eine Hand wieder nach seinem Wasserglas ausstreckte, seine grünen, strahlenden Augen auf Kim gerichtet.
 

„Na ja, ich hab ihm gesagt, was ich für ihn fühle, und dann hat er mir gesagt, dass er mich auch liebt.“
 

Sein strahlendes Lächeln verlor für einen Moment an Intensität, doch dann kam es mit voller Kraft zurück und er strahlte wieder wie ein Honigkuchenpferd. Kim sah ihn immernoch stirnrunzelnd an. Hm… Ran hatte es also erst dann gesagt, als Youji ihm schon gesagt hatte, dass er ihn liebte… das konnte ein Hinweis darauf sein, dass der andere nur gewartet hatte, bis sowas kam, um dann zu lügen - bis er sich sicher war, dass Youji etwas an ihm lag, um sich dann an diesen zu binden. Vielleicht war er paranoid, doch er hasste den Gedanken einfach, dass jemandem wie Youji so etwas passieren könnte… er hatte es einfach nicht verdient, nach dem ganzen Pech, das er bis jetzt mit seinen Beziehungen gehabt hatte.
 

Kim nahm einen Schluck von seinem Baileys, ließ Youji dabei nicht aus den Augen, bevor er den Jüngeren ansprach, seine Miene sowohl als auch seine Stimme ernst.
 

„Youji… ich will dir ja nicht die gute Laune verderben, aber bist du dir sicher, dass er es ernst meint? Versteh mich jetzt nicht falsch, es freut mich, dass du so glücklich bist, aber ich mache mir trotzdem Sorgen… bist du dir sicher, dass er keine… Hintergedanken hat?“
 

Der Blonde hatte gerade sein Wasserglas wieder auf der Theke abgestellt und blickte Kim kurz an, bevor er die Hände in seinen Schoß legte und leise seufzte.
 

„In wie fern Hintergedanken? Ob er nur hinter meinem Geld her ist? Kim, wir haben schon mal darüber gesprochen, er ist nicht der Typ dafür. Er bietet mir fast jedes Mal an, die Rechnung zu bezahlen, und lässt es nur bleiben, weil ich es nicht will. Er ist zurückhaltend und manchmal ziemlich scheu, drängt sich nicht auf und kümmert sich nicht darum, wie teuer das Restaurant ist, in dem wir essen. Es geht teilweise so weit, dass er mich besorgt ansieht und fragt, ob das Restaurant nicht zu teuer wäre… er will mir keine Probleme oder Umstände machen. Glaubst du wirklich, so jemand hat es nur auf Geld abgesehen?“
 

Kim drehte und wendete die Worte einige Momente in seinem Kopf herum und kam zu dem Schluss, dass das wirklich nicht passte… wenn dieser Ran wirklich so war, meinte er es vielleicht doch ernst. Er wünschte es Youji ja, doch er machte sich eben Sorgen…
 

Er wollte gerade einlenken, dass Youji schon Recht hatte, als sein blonder Freund schon fortfuhr, sein Blick nachdenklich nach unten gerichtet.
 

„Nein, er ist nicht so. Wir kennen den Typ beide, und sie sind meistens schon vorher unheimlich anspruchsvoll und aufdringlich… alles, was Ran nicht ist. Er ist bescheiden… es braucht nicht viel, um ihn zu begeistern, und mit Geld kann man das gar nicht erreichen. Ich glaube eher, dass er sich unwohl fühlt, wenn zu viel Geld im Spiel ist. Er ist ein sehr angenehmer Mensch… aber ich glaube, dass ihm jemand in seiner Vergangenheit übel mitgespielt hat…“
 

Der Braunhaarige betrachtete Youji ruhig, während dieser sprach. Er hatte nicht das Gefühl, als ob der junge Autor sich das alles nur ausdachte… warum sollte er auch? Es hatte keinen Sinn, Kim anzulügen, denn damit würde er nur sich selbst belügen, und darüber war Youji mittlerweile hinweg. Wenn das alles stimmte… dann war Ran wirklich keine Gefahr.
 

Die letzte Bemerkung ließ Kim jedoch aufmerken. Übel mitgespielt? Der Ältere lehnte sich gegen die Bar und blickte Youji aufmerksam an, seine Brauen fragend gehoben.
 

„Wie kommst du da drauf? Und was soll das heißen, übel mitgespielt?“
 

Grüne Augen hoben den Blick und sahen Kim wieder an, woraufhin der Braunhaarige den sorgenvollen Ausdruck auf dem hübschen Gesicht erkennen konnte. Youji lehnte sich ebenfalls an die Bar und griff dann nach seinem Glas, um es in seinen eleganten Händen zu drehen und seinen Blick wieder darauf zu fixieren.
 

„Na ja… ihm ist vorhin was rausgerutscht, bevor ich ihm gesagt hatte, was ich für ihn fühle. Er war ziemlich aufgelöst, weil er gedacht hatte, dass ich ihn nur ins Bett kriegen will. Und da hat er gesagt, dass er das nicht noch einmal will… verstehst du? Er hat es schon einmal erlebt, ist anscheinend schon einmal so benutzt worden…“
 

Kim bekam immer mehr den Eindruck, dass er sich wirklich in diesem Ran getäuscht hatte… die Vermutung, dass dieser nur an Youjis Geld wollte, driftete immer weiter davon. Das, was er eben gehört hatte, passte noch weniger dazu. Und wenn er sich die Szene einmal vorstellte, kam dieser Ran ziemlich verletzlich rüber, nicht kühl und berechnend, wie er sich so eine nur auf Profit ausgerichtete Person vorstellte.
 

„Ich hatte schon die ganze Zeit die Vermutung, dass er schon einmal ziemlich verletzt worden ist, so wie er sich manchmal verhält, doch jetzt weiß ich es ziemlich sicher. Was für ein Idiot, wie kann man denn jemandem so liebes und einfühlsames so wehtun? Ob die Person überhaupt weiß, was sie damit angerichtet hat?“
 

Die angenehme Stimme klang zuerst ziemlich ärgerlich und danach traurig, unverstehend. Kim konnte ihn verstehen. Natürlich ging es Youji nahe, zu wissen, dass die Person, die er liebte, schon einmal so verletzt worden war. Dem Braunhaarigen würde es genauso gehen, wahrscheinlich wie jedem anderen auch.
 

Der Blonde schüttelte leicht den Kopf, sah wieder hoch und lächelte Kim an, bevor er einen Schluck Wasser nahm und den Älteren dann wieder ansprach.
 

„Sorry, bin ein bisschen abgeschweift… aber ich bin mir sicher, dass er es ernst meint. Du kennst ihn nur nicht, ansonsten würdest du es sofort verstehen. Ich denke, wir drei gehen mal alle zusammen aus, dann könnt ihr euch kennen lernen, und du deine Zweifel ausräumen. Gib mir nur noch ein bisschen Zeit mit ihm, bis ich ihn ein bisschen weiter aus der Reserve gelockt habe, und dann können wir das machen.“
 

Kim nickte daraufhin, das hörte sich doch gut an. So würde er sich am ehesten davon überzeugen können, dass man diesem Ran wirklich trauen konnte, und konnte den beiden seinen Segen aussprechen. Der Braunhaarige lächelte zu Youji zurück und nahm dann einen Schluck Baileys.
 

„Okay. Kannst ihm ja sagen, dass ich auch bestimmt nicht beiße, dann kommt das Treffen vielleicht auch schneller zusammen.“
 

Der Blonde grinste nun und trank dann sein Wasserglas aus, stellte es zurück auf den Tresen und glitt dann von seinem Barhocker.
 

„Kann ich machen. Ich denke, wir können das nächste Woche machen, da kenne ich ihn vielleicht schon ein bisschen besser.“
 

Er seufzte einmal und strahlte Kim dann an.
 

„Weißt du eigentlich, wie glücklich mich das macht? Ich hatte schon gedacht, ich würde nie wieder so einen Menschen finden…“
 

Kim konnte für einen Moment einen Anflug von Traurigkeit auf dem hübschen Gesicht erkennen und wusste, dass Youji gerade an Asuka gedacht hatte. Doch dann war es wieder weg, weshalb er sich traute, ebenfalls zu lächeln.
 

„Ich bin auch froh, dass du glücklich bist. Ich wünsche dir alles Gute in dieser Beziehung, Youji, ehrlich.“
 

Der Blonde lächelte ihn glücklich an und legte dann eine Hand auf Kims Schulter.
 

„Danke, mein Freund.“
 

Er machte eine kurze Pause und sah sich dann in der Hotelbar um, bevor er Kim wieder ansah und ihn losließ.
 

„Ich gehe jetzt hoch, schlafen. Ich bin ein bisschen müde…“
 

Kim grinste daraufhin und leerte sein Baileysglas, woraufhin er sich prompt das nächste bestellte.
 

„Mach das, Kleiner, Kinder brauchen schließlich ihren Schlaf. Süße Träume, Schätzchen.“
 

Er klimperte mit den Wimpern und sah Youji lachen, bevor ihm dieser ganz erwachsen die Zunge herausstreckte.
 

„Vielen Dank, Daddy, werde ich haben. Kuck du bloß, dass du später mit deinem Rheuma die Treppen hochkommst, ich werde nicht da sein, um dir zu helfen.“
 

„Ich nehme den Aufzug, ist doch ganz einfach. Vielleicht sind die Knochen nicht mehr die besten, aber hier oben funktioniert noch alles, Kleiner.“
 

Er tippte sich begleitend an die Stirn und sah Youji erneut grinsen, bevor ihm dieser zuwinkte und mit einem ‚Gute Nacht’ aus der Bar schlenderte. Kim sah ihm grinsend nach und wartete dann auf sein neues Baileys, um noch ein bisschen in der Bar sitzen zu bleiben, bevor er sich ebenfalls in sein Zimmer zurückziehen würde. Na, dann würden sie mal sehen, was sich darauf entwickeln würde… hoffentlich hatte sich Youji, und er selbst ebenfalls, nicht völlig von Rans Verhalten blenden lassen…
 

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