Kapitel 5-I
Hey!
Dickes, fettes SORRY, dass es solang gedauert hat. Aber das reale
Leben hat mich die letzten Wochen ziemlich im Würgegriff gehabt^^°
und das wird sich die nächste Zeit wohl auch nicht so schnell ändern...
Die Inspiration des hier auftretenden „Palast der Kerzen" habe ich mir bei
„Yami no Matsuai" geholt(Leider hier ohne den lüsternen Grafen- dafür mit
nem sexy Slytherin^.~)
@SaWa-Chan
Hihi, die Vorstellung, dass Snape sich nicht aus der Beziehung der beiden raushalten kann, hat was^.~ Mal schauen, wie es weitergeht*zwinker*
@Arzu
Tja, Lucius... mmh... selbst wenn man sich noch sehr sträubt jemanden an sich heranzulassen, da man in demjenigen nur Mittel zum Zweck- will heißen: den perfekten Erben für den Malfoy- Namen- sieht, fast 17 Jahre "Erziehung" gehen an keinem so spurlos vorbei.Und deswegen auch der "Zwiespalt" Lucius'^^
@Taen
Ob der Lord sich das gefallen läßt??*lach* Weiß ich selber noch nicht genau, bzw. bin mir noch nicht ganz im klaren darüber, ob ich das anschneiden soll, da sich die Geschichte im Grunde genommen eigentlich ganz auf Harry und Draco konzentriert^^° Schaun mer mal^.~
@watery/firey
Die Szene mit dem fluffigen Cerberus sei Dir gewidmet^.~
Und jetzt
Viel Spaß
bei
Kapitel 5- I
Gedankenversunken lag Draco auf seinem Bett und starrte in den
dunkelblauen Betthimmel.
Gleich nachdem Lucius ihm in aller Öffentlichkeit den Namen und den
Schutz der Familie entsagt hatte, hatten ihm die Slytherinschüler zu
verstehen gegeben, dass er in den Kerkern nicht mehr willkommen wäre.
Er entspräche ohne Namen und den nötigen finanziellen Rückhalt nicht
mehr der Slytherin- Norm.
Da er ihre schönen Illusionen ihn betreffend nicht zerschlagen wollte, hatte
er sich daraufhin schulterzuckend an den Direktor gewandt und um ein
neues Quartier gebeten.
Mit diesen Zug hatte er mit Sicherheit den einen oder anderen Slytherin
geschockt, da seine Hauskameraden davon ausgegangen waren, dass er
um seine Position im Haus kämpfen würde. Schließlich stand er bis dato
ganz oben in der Hackordnung. Allerdings war ihm die Energie, die er in
solch einen Kampf stecken müsste einfach zu schade und ging in den
Augen der Slytherin den Weg des geringsten Wiederstandes.
Draco wusste nicht, ob Dumbledore das mit Absicht getan hatte, oder ob
es sich dabei doch eher um einen Zufall handelte, aber seine neuen
Räume befanden sich in unmittelbarer Nähe zum Gryffindor- Turm.
Seitdem konnten sich Harry Freunde sicher sein, wenn der Gryffindor wie
vom Erdboden verschluckt schien, dass er sich bei Draco aufhielt.
Nicht das Draco die Nähe zu Gryffindor gesucht hätte- von ihm aus konnte
der Rest der Löwenhöhle bleiben, wo der Pfeffer wuchs- aber er musste
zugeben, dass er schon den einen oder anderen interessanten und
amüsanten Nachmittag verbracht hatte, wenn Harrys Freunde mal wieder
sein Quartier gestürmt hatten, um den Kontakt zu seinem anhänglichen
Löwen nicht ganz zu verlieren.
Vor einigen Tagen hatte Granger ihn sogar in einer ruhigen Minute
beiseite genommen und ihm dafür gedankt, dass er es geschafft hat Harry
wieder aufzupäppeln. Er hätte in unheimlich kurzer Zeit etwas geschafft,
woran sie und Ron schon seit Jahren immer wieder gescheitert waren:
Harry vernünftiges Ess- Verhalten beizubringen.
Und Draco musste dem Raben im Löwenfell im stillen Recht geben:
Harry sah bei weitem gesünder aus als noch vor einigen Wochen.
Der Schwarzhaarige hatte Dank Dracos Dickköpfigkeit ein wenig an
Gewicht zu gelegt und wenn sich Draco nicht täuschte, dann war der
Kleinere noch ein, zwei Zentimeter gewachsen. Zudem hatte Harrys Haut
ihren gesunden natürlichen Braunton wieder gefunden, nachdem Draco
Harry wann immer die Sonne schien, zu einem Spaziergang um den See
eingeladen hatte.
An diesen Nachmittagen, wenn sie tief ins Gespräch verwickelt in trauter
Zweisamkeit die Pfade entlang schritten, die Gesichter immer mal wieder
zur Sonne in eine warme Briese gewandt, formte sich zwischen ihnen ein
immer stärkeres Band.
Draco vermeinte fast den Faden zu sehen, der ihn mit Harry verband.
Lächelnd schüttelte Draco über sich selbst den Kopf.
Das war natürlich reiner Unsinn, dennoch konnte er nicht abstreiten, dass
er in Gegenwart seines kleinen Löwens entspannter und lockerer war, als
irgendwo sonst. Außerdem erstaunte es ihn, dass er von Anfang an mit
Harry so selbstverständlich über seine neue Aufgabe reden konnte- ihn
sogar mit zu einigen seiner „Aufträge" genommen hatte.
Nun, ihm war von Anfang an klar gewesen, um Harry aus seiner Lethargie
zu reißen, musste er dem Gryffindor gegenüber vollkommen ehrlich sein.
Er dürfte nichts zurückhalten.
Und das hatte er bis jetzt so gehalten.
Bei Harry hielt er nichts zurück.
Erzählte von seinen kleinen und großen Problemen, den lustigen und
traurigen Anekdoten, die er mit einigen seiner „Opfer" verband,
beantwortete jede Frage des Schwarzhaarigen.
Im Gegenzug genoss er das Vertrauen, welches ihm Harry ohne jeden
Zweifel entgegenbrachte. Genoss es die Wärme des Kleineren zu spüren,
wenn dieser mal wieder an ihn gekuschelt auf der Couch eingeschlafen
war und Draco es nicht übers Herz brachte ihn zu wecken, sondern ihn
vorsichtig neben sich ins Bett legte, nur um am nächsten Morgen
festzustellen, dass sich sein kleiner Löwe als ausgewachsener
Schmusekater entpuppte und er den Jüngeren unbewusst fest in seine
Arme geschlossen hatte- ihn noch näher an sich drückte.
Lediglich in Harrys Gegenwart gestattete er es sich, seine kalte Maske
abzulegen. Lediglich bei Harry hatte er das Gefühl... zu Hause zu sein.
Ja, genau das war der Begriff, nach dem er gesucht hatte.
Er wusste, dass er den Leuten in seiner und Harrys unmittelbarer
Umgebung aufgrund seiner Kälte ein riesengroßes Rätsel war, welches
sie nicht in der Lage waren zu knacken.
Ihrer Meinung nach kümmerte ihn der Rest der Menschheit noch weniger
als vor der verhängnisvollen Entführung; lediglich Harry bildete da eine
Ausnahme. Und das bereitete ihnen Kopfzerbrechen. Weil sie nicht
dahinter kamen, was die ehemaligen erbitterten Rivalen dermaßen hat
zusammenschweißen können. Was es war, dass Harry ihm scheinbar
immer wieder nachgab.
Doch die Leute hatten in beiden Punkten unrecht:
sobald die Menschen, ob nun gewollt oder nicht, die Grenzen zu seinen
Aufgabenbereichen überschritten, lag ihm sehr wohl an jeder einzelnen
Seele- dabei kümmerte es ihn nicht, ob er jene Seele im Leben halten
musste, oder ob er sie in seine Gefilde mitnahm. Sobald es um Leben und
Tod ging, umsorgte er jedes einzelne Lebenslicht nach besten Wissen und
Gewissen und führte jede Seele in jenen Teil der Unterwelt, die ihm der
Richtspruch des Schicksals zugesprochen hatte.
Bei einigen mit unnachgiebiger Härte, bei anderen hingegen scherzend
und lachend oder auch einfühlsam.
Zu seinem eigenen Erstaunen verstand und respektierte sein kleiner Löwe
jeden einzelnen Aspekt seines neuen Daseins.
Der Zweite Punkt war Harry selber.
Für viele musste es in den vergangenen Wochen so ausgesehen haben,
als ob Harry sich in jede seiner Anweisungen oder Bitten gebeugt hat. Als
ob sich zwischen ihnen eine von diesen Dom/Sub- Beziehungen gebildet
hat.
Am Anfang mag das vielleicht zu hundert Prozent gestimmt haben, da
Harry selbst gesehen hatte, dass er mit mehr als nur einem Bein im Grab
gestanden war und ohne fremde Hilfe da nicht mehr rauskommen würde.
Aber inzwischen hatte der Schwarzhaarige sich erholt und sich für
scheinbar jeden anderen unsichtbar, eine stille unnachgiebige Stärke
angeeignet, die der Silberblonde wenn sie allein und in ihre
Unterhaltungen verstrickt waren immer öfter zu spüren bekam.
Mit Dracos Hilfe war Harry in der Lage gewesen, die Tausenden von
Scherben seiner Seele aufzuklauben und zu einem neuen, stärkeren
Stück zusammenzuschmieden.
Und Draco war fest entschlossen diese Seele mit jeder Faser seines
Seins zu schützen.
Die Leute verstanden nicht, dass eine zerbrochene Vase, selbst wenn sie
perfekt zusammengekittet- jedes noch so kleine Teil mit größter Sorgfalt
an seinen ursprünglichen Platz gebracht worden war, nicht mehr das war,
was sie vor der Zersplitterung gewesen ist.
Er und Harry sind in viele Einzelteile zerschmettert worden.
Sie sind dazu benutzt worden, den jeweils anderen zu brechen.
Das ist den Todesessern auch ohne jeden Zweifel gelungen.
Womit aber niemand gerechnet hatte, war, dass sie gemeinsam die Kraft
aufgebracht haben, sich aus ihrer Asche zu erheben und stärker den je
aus ihrer vernichtenden Niederlage hervorzugehen.
Denn wäre Harry nicht gewesen, hätten ihn zwar Voldis Schergen gar
nicht erst entführt, aber er wäre auch niemals- o.k., vielleicht nicht ganz so
früh und mit Sicherheit unter ganz anderen Umständen auf den Tod
getroffen. Einen Tod, der ihm seine Stelle dafür abtrat, dass er zurückging
und Harry ins Leben zurückholte.
Er hatte das Angebot nur angenommen, damit er Harry helfen konnte,
genauso wie dieser ihn während der Folter mit seinen Blicken geholfen,
zusammengehalten hatte.
Und jetzt half ihm Harry mit den negativen Aspekten seines Amtes besser
klar zu kommen. Einfach indem der Schwarzhaarige ihn ruhig anlächelte
und in einer verständnisvollen Geste über seinen Handrücken oder gar
Wange strich. Oder mit ihm Scherze darüber machte. Scherze, die ein
Außenstehender, wie zum Beispiel Harrys Freunde, nicht verstanden,
aber das Band zwischen ihnen durch das gemeinsame Lachen immer
mehr festigte.
Draco konnte mit Sicherheit sagen, dass Harry nie nach seinem eigenen
Todesdatum fragen würde. Auch wenn Draco sich nicht sicher war, ob er
es seinem Löwen verschweigen könnte. Allerdings hatte er sich selbst
noch nicht dazu durchringen können im „Buch der Toten" nach diesem
einen bestimmten Datum zu schauen. Er wollte nicht wirklich wissen,
wann er seinen kleinen Löwen holen musste. Er wollte Harry nicht so
verlieren... nicht so...
Aber anhänglich wie der Kleinere war, würde er Draco ohne zu zögern
folgen. So sehr vertraute ihm der Schwarzhaarige, dass er ohne
Wiederstand zu leisten den Ruf des Todes diesmal erhören und ihm Folge
leisten- ihm nicht mehr von der Schippe springen würde.
Schwer seufzend fuhr sich Draco müde mit einer Hand übers Gesicht.
Er wusste nicht, ob er in der Lage sein würde seinen kleinen Löwen zu
holen. Er wollte Harry nicht vergreisen sehen. Er wollte ihn aber auch nicht
in der Blüte seiner Jugend aus dem Leben reißen.
Der Silberblonde war sich im Klaren darüber, dass er die Entscheidungen
der Nornen- der Schicksalsschwestern- was das Ende eines
Lebensfadens anging, nicht anfechten konnte. Er hatte sich ihren
Entscheidungen zu fügen. Ohne Wenn und Aber. Ob er wollte oder nicht.
Das war der Segen und gleichzeitig der Fluch seines Amtes.
Aber er war sich nicht so sicher, ob er noch in der Lage wäre seinen
Aufgaben nachzukommen, wenn er Harry geholt hatte. Wenn ihm sein
kleiner anhänglicher Löwe auf dem Letzten Weg, den die Seele eines
jeden Lebewesen zu gehen hat, gefolgt war.
Er sah sich jetzt schon, wie er nicht in der Lage sein würde, sich von der
Seite des Schwarzhaarigen zu lösen. Sondern satt dessen bei ihm bleiben
und sein Amt vernachlässigen würde...
Ein leises Klopfen am Porträt zu seinen Räumen, riss ihn aus den
schweren Gedanken.
Schwungvoll erhob er sich mit einem kleinen Lächeln in den Mundwinkeln-
Hey, selbst der Tod konnte in Depressionen verfallen; nicht dass das
Thema als solches für manch einen nicht schon depressiv genug wäre-
verdrängte jeden negativen Gedanken aus seinem bewussten Denken, bis
seine silbergrauen Augen, zuvor so dunkel wie eine Sturmnacht, wieder
hell silbern glänzten.
Dumbledore hatte, um ein wenig von dem Kriegsgeschehen außerhalb der
Mauern Hogwarts abzulenken, zu einen Halloween- Ball aufgerufen.
Jeder Schüler hätte mit einem Kostüm zu erscheinen, sonst würde ihm der
Zutritt zur Großen Halle verwehrt bleiben.
Ihm war klar, dass Harrys Freunde diesen dazu bringen würden, sich zu
verkleiden und den Abend zu genießen. Und wenn sie ihn an seinen
Haaren dahin schleifen müssten. Das wiederum aber bedeutete, dass
seine Anwesenheit von Gryffindor ebenfalls erwartet wurde.
In sich hineingrinsend, da er wusste, dass Harry sich mit Sicherheit mit
Händen und Füßen gegen ein Kostüm gewehrt hatte und sich viel lieber
mit einem Buch vor dem Kamin im Gemeinschaftraum in einen Sessel
eingerollt hätte, schritt er zum Porträt.
Er selber hatte sich nicht allzu viele Gedanken über seine Verkleidung
gemacht. Er würde sich einfach bei den Vorstellungen der westlichen Welt
über den Tod bedienen und als er selbst gehen.
Als er den Bilderrahmen berührte, damit das Bild den Weg freigab, war
sein schlanker hochgewachsener Körper in eine nachtschwarze schwere
Samtrobe, die je nach Lichteinfall silbern aufschimmerte, gehüllt. Die
Kapuze der Robe hatte er tief in sein Gesicht gezogen und es damit in
undurchdringliche Schatten fallen lassen. Seine schmalen weißen Hände,
die aus den weiten Ärmeln hervorblitzten, waren fest um den langen
kunstvoll gefertigten Griff einer großen und vor allem scharfblitzenden
Sense geschlungen. In der einfach geflochtenen langen silbernen Kordel,
die als Gürtel um seine Hüfte geschlungen war, steckte eine alte wertvoll
aussehende Pergamentrolle.
Kaum war er aus dem Porträtloch gestiegen, hörte er, wie die Gruppe vor
ihm scharf einatmete. Lediglich Harry besaß den Mut belustigt zu
schnauben:
„Draco, du bist echt unmöglich."
„Das ist nun wirklich keine Neuigkeit mehr.", gab er trocken zurück.
Fragte dann aber verschmitzt:
„Kann ich davon ausgehen, dass mein... Kostüm den erwünschten Erfolg
erzielt?"
Harry schaute sich daraufhin bei seinen sprachlosen Freunden um und
nickte amüsiert:
„Denke schon. Allerdings finde ich, dass man noch die eine oder andere
Kleinigkeit verbessern könnte. Darf ich?"
Auf seinem Nicken hin, holte der Schwarzhaarige mit großer Geste seinen
Zauberstab aus dem gebauschten Ärmel seines weißen Leinenhemdes,
tippte Draco damit auf die Schulter und sprach danach noch eine kurze
Beschwörungsformel.
Erneut atmete die Gruppe um Harry zischend aus und Ron brachte sogar
den Mut auf zu stammeln:
„D- der sieht ja genauso aus wie Flu..."
„Genau den hatte ich auch als Vorbild.", fiel der Schwarzhaarige seinem
Freund ins Wort.
Der Slytherin hingegen folgte den Blicken der Gryffindor und entdeckte auf
seiner Schulter einen dreiköpfigen Plüsch- Hund. Um seine Füße
hingegen waberte effektvoll „Avada Kedavra"- grüner Nebel, welcher ihm
wohl den ganzen Abend auf Schritt und Tritt folgen würde.
„Was wäre der Herr der Unterwelt ohne seinen treuen Cerberus und ein
wenig Grusel?", zwinkerte Harry ihm übermütig zu und brachte ihn damit
zum Lachen.
„Ich kann doch davon ausgehen, dass du mir zum Ausgleich als
ehrenhafter Freibeuter jede Menge Meuterer und Verräter über die Planke
schickst?", schoss er zurück.
Harrys Freunde, Draco zweifelte nicht eine Minute daran, dass Granger
und das Weasley- Mädchen die Hände bei Harrys Kostüm im Spiel hatten,
da sie sich seiner Verkleidung angepasst hatten und sie nun als drei
Piraten vor ihm standen, hatten ihn in eine dunkelbraune Lederhose,
sowie eine Lederweste desselben Farbtones gesteckt. Unter der Weste
trug er ein weißes Leinenhemd mit gebauschten Ärmeln und einer
einfachen Schnürung vorne. Seine Füße steckten in Knie hohen
schwarzen Lederstiefeln. Aus dem linken Schaft lugte der Griff des
Dolches hervor und um seine Hüfte hing an einem dunkelgrünen
Ledergürtel, welcher durch silberne Applikationen durchbrochen wurde,
ein elegant geschmiedeter Degen. Um seine Stirn war ein Tuch desselben
Farbtones wie der Gürtel geschlungen und an der Seite verknotet. Die
ungleich langen Enden hingen dem Gryffindor bis zur Schulter hinab. Die
silbernen Fäden, die das Tuch durchzogen, blitzten ab und zu im Licht auf
und lenkten den Blick des Betrachters unweigerlich zu Harrys Gesicht,
sodass ihm auffiel, dass der Schwarzhaarige keine Brille trug und die
Mädchen seine Augen dick mit schwarzen Kohlestift nachgezogen hatten,
was seine großen smaragdgrünen Augen nochmals hervorhob.
Im Großen und Ganzem wirkte er wie einer jener Edel- Kosaren im
Dienste Ihrer Majestät.
Granger und Weasley hingegen hatten sich für einfacherer Kostüme
entschieden und wirkten auf Draco eher wie Schiffsjungen. Was durch die
schlanken Figuren der Mädchen noch unterstrichen wurde.
„Und? Gefällt dir was du siehst?", erkundigte sich Harry mit
herausforderndem Ton.
Draco konnte es nicht lassen, sich zu seinem Löwen hinunter zu beugen,
ihm einen Kuss auf die Nasenspitze zu geben, sich dann noch weiter
hinunterzubeugen und ihm ins Ohr zu schnurren:
„Und wie!"
Damit hatte er es geschafft, den Gryffindorn heute Abend bereits innerhalb
weniger Minuten den dritten Schock zu verpassen.
Harry hingegen schüttelte nur lächelnd den Kopf, bot Granger und
Weasley links und rechts seinen Arm an und folgte dem Tod in die Große
Halle. Dem Rest der Gruppe blieb gar nichts weiter übrig, als den vieren
zu folgen.
Leise, still und heimlich hatte Harry sich vom Ball davon geschlichen.
Jetzt saß er im Schulgarten im hintersten Pavillon, den Kopf in den
Nacken gelegt und schaute hinauf in den Nachthimmel. Wenn ihn nicht
alles täuschte, dann schien Sirius heute besonders hell.
Wie erwartet hat Draco seinen großen Auftritt gehabt.
Kaum war er durch die Große Tür getreten, sprang Trelawney
schreckensbleich auf und rief mit schriller Stimme:
„D- der Tod... der Tod... er tapst auf leisen Sohlen durch Hogwarts... passt
auf... nicht, dass er sich eure Seelen auch noch holt...", danach fiel sie in
segensreiche Ohnmacht.
In der daraufhin eintretenden Stille sah Draco sich genötigt kurz seine
Kapuze zurückzuschlagen und glucksend in die Runde zu fragen:
„Hey, kann ich was dafür, wenn meine Verkleidung so überzeugend
wirkt?"
Während er dafür den einen oder anderen nervösen Lacher kassierte, zog
er sich die Kapuze erneut tief ins Gesicht, sodass es wieder tief in den
Schatten lag und nicht mehr erkannt werden konnte.
Nach dem Großen Festmahl hatte der Direktor die Haustische an die
Seiten gezaubert und so Platz zum Tanzen geschaffen.
Nach seinen Pflichttänzen mit Mione und Ginny hatte er noch eine Weile
bei den Jungs gestanden und sich an einem Glas Punsch festgehalten.
Nachdem er sicher sein konnte, dass ihn niemand weiter beachten würde,
hatte er sich davongestohlen.
Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre er sowieso nicht bei dem Ball
erschienen. Aber Mione und Ginny hatten ihn mitleidlos in Miones
Einzelzimmer geschliffen, um ihn da in das Kosaren- Kostüm zu stecken.
Dean und Ron, die in dem Moment im Gemeinschaftsraum saßen, hatten
ihm lediglich mit Trauermienen hinterhergeschaut, es aber nicht gewagt,
Harry aus den Fängen der beiden enthusiastischen Mädchen zu befreien.
Wofür brauchte man Feinde, wenn man solche Freunde sein eigen
nennen konnte?
Auch wenn er zugeben musste, dass sich das Ergebnis durchaus sehen
lassen konnte. Mione und Ginny hatten wahre Wunder vollbracht. Vor
allem weil seine Haare endlich mal so aussahen, als ob das
Durcheinander auf seinem Kopf gewollt war.
Leise lachte er in sich hinein, als er sich noch mal das Entsetzen seiner
Freunde vor Augen führte, als diese Draco in seinem Kostüm gesehen
hatten.
Nun, auf den ersten Blick wirkte der Slytherin schon einschüchternd.
Aber Harry konnte ruhigen Gewissens behaupten, dass er den
Silberblonden in- und auswendig kannte. Da wirkten solche
Äußerlichkeiten einfach nicht mehr. Außerdem hatte er es sich nicht
nehmen lassen, Dracos Kostüm seine eigene Handschrift aufzudrücken.
Seufzend wanderten seine Gedanken zu den endlosen Diskussionen,
welche er bereits mit Ron über Draco geführt hatte.
Der Rothaarige war der Einzige, der sich deswegen noch mit ihm anlegte.
Der Rest seiner Freunde hatte schnell begriffen, dass er den Slytherin bis
aufs Blut verteidigte und nicht zu ließ, dass man in seiner Gegenwart
schlecht über den Silberblonden redete.
Aber Ron konnte einfach nicht verstehen, wie es möglich war, dass sich
zwischen ihm und Draco innerhalb kürzester Zeit ein dermaßen starkes
und festes Band formen konnte.
Schließlich hingen sie die vergangenen sechs Jahre ständig an der Kehle
des Anderen und wünschten ihm die Pest an den Hals. Und von heut auf
morgen sollte sich das geändert haben? Das konnte und wollte Ron
einfach nicht auf sich beruhen lassen. Seiner Meinung nach brütete
Draco, die verdammte Slytherin- Schlange irgendwas aus, was mit
Sicherheit dazu führen wird, dass Harry zu Füssen des Dunklen Lords
landete.
Harry versuchte bereits nicht mehr auf diese und ähnliche Formulierungen
des Rothaarigen zu reagieren. Denn er konnte seinem besten Freund
einfach nicht auseinander setzen, warum es ausgerechnet Draco
gewesen war, der durch die Mauern seiner Benommenheit preschen
konnte. Warum weder er, noch Mione oder sonst wer dazu in der Lage
gewesen waren.
Er konnte ihm nicht erklären, dass der Tod alle bis zur Entführung
geltenden Regeln außer Kraft gesetzt und neue erschaffen hatte.
Er konnte nicht abstreiten, dass er Draco vorher aufs heftigste
verabscheut hatte. Aber selbst ihm hatte er niemals die Hölle gewünscht,
durch die der Silberblonde „Dank" ihm hatte gehen müssen.
An diesem Nachmittag sind alle bisherigen Gesetze was ihre Beziehung
zueinander anging in die Brüche gegangen, weil er in dem Moment alles
getan hätte, um Draco aus den Fängen seiner Folterknechte zu befreien.
Weil er im nachhinein alles was ihm möglich gewesen war, getan hatte,
um Draco seinen letzten Wunsch zu erfüllen. Selbst wenn das bedeutet
hat, dass er sich dadurch selbst zerstören würde.
Nachdem Draco nämlich seinen Wunsch nach Ewiger Ruhe geäußert und
er nach dem Dolch gegriffen hatte, war ihm klar geworden, dass sein
Körper danach zwar weiter funktionieren, er aber nicht weiter in der Lage
sein würde zu leben.
Dennoch hatte er den Dolch erhoben. Hatte mit der ihm verbliebenden
Kraft das Herz des Gemarterten durchstoßen. Hatte ihm so Erlösung
geschenkt.
Es war ihm in dem Moment egal gewesen, dass er mit dieser Handlung
Voldemort in die Hände spielen würde. Dem Ungeheuer das gab, was es
haben wollte: einen gebrochenen Helden, der nicht mehr in der Lage sein
würde, sich ihm in den Weg zu stellen. Alles was für ihn in dem Moment
gezählt hatte, war der silberblonde junge Mann am Boden der Lichtung
gewesen.
Als er Draco beim Eröffnungsfest im Türrahmen der Großen Tür gesehen
hatte, hatte der Schock ausgereicht, ihn aus seiner selbstgewählten
Zurückgezogenheit zu locken. Es hatte ausgereicht die Mauern um seine
zersplitterte Seele zum Bröckeln und schlussendlich zum Zerbersten zu
bringen.
Er und Draco hatten einander in den dunkelsten Stunden ihres Lebens
erlebt. Sie beide sind durch äußere Umstände dazu gezwungen worden,
in die dunkelsten und abgründigsten Tiefen der menschlichen Seele zu
schauen, daran zu zerbrechen und schließlich durch heißes Feuer
geschmiedet, hoch erhobenen Hauptes wiederzukehren.
Ihm war klar, wenn Draco nicht zurückgekehrt wäre, dann wäre er auf
ewig weiter vor sich dahin vegetiert.
Weil er einfach nicht die Kraft gefunden hätte, die Tausenden von Splitter
seiner Seele aufzuklauben und wieder zusammenzusetzen.
Es wäre Voldemorts Sieg gewesen.
Dracos Vorgänger musste das erkannt haben.
Ebenso wie er erkannt haben musste, dass an jenem schicksalhaften
Nachmittag ein Band geformt worden war, welches Draco dazu befähigen
würde, ihn aus seiner Lethargie zu reißen. Und zwar einzig und allein
Draco. Niemand anderes. Lediglich Draco.
Genauso, wie nur er in der Lage seine würde, Voldemort entgültig in die
Tiefen der Unterwelt zu schicken. Niemand anderes. Lediglich er.
Dafür brauchte es noch nicht mal die berühmtberüchtigte Prophezeiung.
Er spürte diese Gewissheit bis in seine Knochen.
Aber das waren alles Dinge, die er Ron einfach nicht darlegen konnte.
Er sah sich außerstande das alles seinem besten Freund vernünftig und
ruhig darzulegen. Selbst wenn er Dracos Einverständnis seiner neuen
Existenz betreffend gehabt hätte, wäre er mit Sicherheit nicht in der Lage
das alles in Worte fassen zu können, die der Rotschopf auch verstand,
ohne das sein allseits bekanntes Temperament mit ihm durchging.
Und genau deswegen rechnete er es seinen Freunden und vor allem Ron
dermaßen hoch an, dass sie ihn immer wieder in Dracos Räumen
aufsuchten, um sicher zu stellen, dass sie ihn nicht ganz verloren.
Damit machten sie ihm klar, dass sie ihn trotz allem in ihrer Mitte
akzeptierten. Das sie sich ihm zu liebe selbst mit einem, laut Ron,
„schleimigen" Slytherin auseinander setzten.
Ehe seine Gedanken weiter wandern konnten, spürte er einen kühlen
Luftzug an seiner Wange und kurze Zeit später fühlte er, wie sich ein
Elementar- Geist auf seiner Schulter niederließ und sich in seine
Halskuhle schmiegte.
Lächelnd hob er eine Hand und strich mit einem Finger sanft über die
kleine Gestalt, was ihm prompt ein leises Kichern einbrachte.
Draco hatte ihm zwar gesagt, dass sich die Elementar-Geister in den
Dienst des Todes gestellt hatten, aber der Silberblonde war genauso
überrascht wie er, als die Geister anfingen sich auch in seiner Gegenwart
zu zeigen und ihm sogar den einen oder anderen Gefallen taten, oder
Nachrichten zwischen ihm und Draco weiterleiteten. Zudem machten sie
sich einen Heidenspaß daraus, ihm eine langweilige Unterrichtsstunde zu
verkürzen, indem sie ihm Begebenheiten aus dem Leben anderer ins Ohr
wisperten.
Das hatte ihn schon das ein oder andere Mal in arge Bedrängnis gebracht.
Zum Beispiel als Neville mal wieder Trevor „verlegt" hatte, flüsterten ihm
die Geister den Ort wo sich Trevor aufhielt leise zu. In sein Buch vertieft,
hatte er nicht mitbekommen, das er das an Neville weitergegeben hatte,
der natürlich sofort an bezeichneter Stelle seine Kröte fand und voller
Staunen zu ihm aufschaute.
Was hätte er seinem Hauskameraden auch schon groß sagen können?
Auch sonst schienen die Elementare einen Narren an ihm gefressen zu
haben. Schließlich kam es immer wieder vor, das sich die Geister, wenn
er vor den Augen anderer sicher war, einfach materialisierten, nur um sich
an ihn zu kuscheln oder ihn zum spielen aufzufordern. Dabei nahmen die
Geister immer eine Gestalt an, die ihn eine wenig an Elfen erinnerte und
mit Sicherheit nicht größer als fünf Zentimeter waren.
Draco nahm die Kapriolen seiner Geschöpfe erstaunlich gelassen und
schüttelte stattdessen nur immer wieder lächelnd seinen Kopf, wenn sie in
ihrem Spiel ein wenig zu übermütig wurden.
Wenige Minuten nachdem er den Luftzug gespürt hatte, hörte er, wie sich
jemand seinem Versteckt nährte.
Langsam setzte er sich gerade hin, passte dabei jedoch auf, dass das
Geschöpf auf seiner Schulter nicht hinunter fiel und schaute gerade zu in
amüsiert schimmernde silberne Seen, die auf ihn hinunter blickten.
Er hatte zumindest den Anstand verlegen auszuschauen, als er Draco
fragte:
„Und? Genug Angst und Schrecken verbreitet?"
Grinsend ließ sich Draco neben ihm auf der Bank nieder, während er die
Kapuze in den Nacken zog. Die Sense schwand mit derselben Bewegung
ebenfalls aus dem Sichtfeld und der Nebel löste sich in Wohlgefallen auf.
Lediglich die Robe, die Schriftrolle im Gürtel und der Cerberus auf der
Schulter erinnerten noch ans Kostüm.
Harry versetzte diese Demonstration von unglaublicher Macht nicht mehr
in Erstaunen. Er hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass Draco, wenn
sie unter sich waren, keinerlei Rücksicht nahm und die Magie so benutzte,
wie er sie gerade brauchte.
Wie selbstverständlich kuschelte er sich an den warmen Körper neben
sich, während Draco einen Arm um seine Hüfte legte und ihn dadurch
noch näher zog.
„Bei einigen Seelen mit extrem schwachen Nervenkostüm musste ich
aufpassen, dass ich es nicht übertrieb. Sonst hätte ich heute tatsächlich
noch das eine oder andere Wunder kreieren müssen, damit sie nicht an
einer Herzattacke sterben.", kicherte der Slytherin in sich hinein.
Harry beließ es bei einem Augenrollen.
Er wusste, dass Draco nur Spaß machte und mit Sicherheit niemals sein
Amt für einen harmlosen Scherz aufs Spiel setzen würde. Dafür bedeutete
der Job dem Slytherin einfach viel zu viel.
„Gibt es einen bestimmten Grund, warum du nach mir hast suchen
lassen?", fragte Harry neugierig und spielte damit auf das kleine Wesen
auf seiner Schulter an.
Draco seufzte schwer auf:
„Ehrlich gesagt ja... es wird Zeit für mich, dass ich mich in meinen Palast
zurückziehe. Samheim ist die Nacht der Geister und Gespenster und es
gehört zu meinen Aufgaben darauf zu achten, dass sie es nicht zu bunt
treiben. Jedoch ist es auch die Nacht in der Hekate, die Herrin aller
Zauber- und Hexenwesen auf die Erde zu einer wilden Jagd kommt und
alle Magie- Arten deswegen wild und vor allem durcheinander pulsieren.
Je weiter es auf Mitternacht zu geht, umso wilder wird die Magie und lenkt
mich immer mehr ab. Es wird zu gefährlich für mich auf dieser Ebene der
Wirklichkeit zu bleiben, wenn ich die Kontrolle nicht ganz verlieren
möchte."
„Und warum bist du dann noch geblieben?", konnte sich Harry nicht
verkneifen den Silberblonden zu unterbrechen.
„Zum einen wollte ich sehen, was für eine Verkleidung deine Freunde sich
für dich haben einfallen lassen,", neckte der Größere seinen kleinen
Löwen. „Zum anderen, um das sehen zu können, musste ich zumindest
bis zum Ball warten, ehe ich dich bitte konnte, mich zu begleiten."
Eine Weile herrschte tiefes Schweigen ehe Harry leise meinte:
„Ich habe dich doch richtig verstanden, dass du mich lediglich bittest, mit
dir „nach Hause" zu gehen?"
Der Gryffindor spürte, wie Draco kurz die Umarmung verstärkte, bevor er
leise antwortete:
„Selbstverständlich. Falls es anders wäre, würde ich es dich mit Sicherheit
wissen lassen."
„Danke.", gab Harry genauso leise zurück.
Erneut kehrte Stille zwischen die beiden.
Bis Harry nach ein paar Minuten seine Neugierde nicht mehr bezwingen
konnte:
„Hat es einen bestimmten Grund, warum du mich mitnehmen möchtest?"
„Erstens: möchte ich dir gern zeigen, wo ich eigentlich „lebe"- obwohl es
„residieren" wohl eher trifft,", lachte Draco leise in die schwarze
Wuschelmähne des Kleineren. „Zweitens: möchte ich dich heute Nacht
aus dem Verfügungsbereich Voldis heraus haben. So wie ich ihn
einschätze, hat er für heute mit Sicherheit noch irgendetwas geplant, was
er dir mit dem größten Vergnügen über die Narbe schicken wird und
Drittens: hab ich dich halt ganz einfach gern in meiner Nähe.", wurde der
Slytherin zum Schluss hin immer leiser, ehe er einen Kuss in die weiche
Wuschelmähne drückte.
Harry zog es vor den letzten Kommentar zu ignorieren und stattdessen zu
fragen:
„Darfst du mich denn mitnehmen? Ich meine, wird dir das denn keine
Schwierigkeiten bringen?", richtete er sich ein wenig auf, damit er seinem
Gefährten anschauen konnte. Jener blickte voller Konzentration zurück.
Das helle Licht des fast vollen Mondes glänzte spielerisch in dem
silberblonden feinen Haar auf. Spiegelte sich ebenfalls in den silbernen
Seen, welche Harry nachdenklich auf sich gerichtet sah.
Im Grunde genommen wirkte der Slytherin im Bad des Mondlichtes wie
ein ätherisches Wesen. Wie ein wunderschönes Wesen, welches einfach
nicht von dieser Welt sein konnte.
Wie um sich zu versichern, dass Draco auch wirklich noch vor ihm saß
und er die ganze Szene nicht träumte, hob Harry wie in Trance seine
Hand und legte sie an der Wange des Anderen ab, welcher sich ohne zu
zögern in diese Berührung lehnte.
Es war wie am Anfang, nachdem Draco „zurückgekehrt" war.
Da hatte er auch immer wieder Körperkontakt zu dem Silberblonden
suchen müssen, um sich zu versichern, dass es sich bei Draco um einen
wirklichen echten Menschen und keine Einbildung, keinen Tagtraum
handelte. Aber mit der Zeit wandelten sich diese Berührungen in etwas
anderes. Mit der Zeit suchte Harry diese flüchtigen Berührungen oder
auch Kuschelsessions, weil es sich gut anfühlte. Weil er sich in der Nähe
Dracos einfach nur wohl, sicher und geborgen fühlte.
In diesem Moment, in dem er hier mit Draco im Pavillon umgeben von
Mondlicht saß, wurde Harry klar, dass dieser Nacht tatsächlich etwas
magisches anhaftete. Und er konnte fühlen, dass noch etwas passieren
wird. Etwas, was sein Leben noch mehr als ohnehin schon auf den Kopf
stellen wird.
Dann schoben sich Wolken vor den Mond und der magische Moment
verflog.
Draco nahm Harrys Hand in die seinige und lachte leise auf:
„Du weißt doch eh alles über mich. Warum sollte ich dir dann nicht auch
mein neues Zuhause zeigen können?"
Und kaum hatte Draco ausgesprochen, standen beide vor einem riesigen
eleganten herrschaftlichen Gebäude.
„WOW!", war alles was Harry noch rausbringen konnte.
Man konnte dem... Schloss, genau das war es, bereits von weitem
ansehen, dass dort jemand Wichtiges leben musste. Denn es strahlte eine
Macht und Eleganz aus, die jedem, der es zum ersten Mal sah, die Luft
zum Atmen nahm. Von dem ganzen Prunk und Reichtum ganz zu
schweigen.
„Vergiss nicht zu atmen.", gluckste Draco vergnügt und stupste seinem
kleinen Löwen in die Seite. „Wenn dich das schon umhaut, dann warte
mal ab, bis du das Innere siehst..."
Damit schnappte er sich die Hand von dem Schwarzhaarigen und zog ihn
durch die riesigen weißen Flügeltüren, die sich für ihren Meister wie von
Geisterhand öffneten.
Harry spürte beim übertreten der Schwelle einen gewaltigen Schutzzauber
über sich gleiten und wusste im selben Moment, dass das Haus ihn hier
Willkommen hieß.
Mit einem schnellen Seitenblick zu Draco versicherte er sich, dass dieser
es ebenfalls bemerkt hatte, fand den Silberblonden jedoch tief in
Gedanken versunken in die Eingangshalle blickend vor.
Harry folgte seinem Blick und ihm stockte doch tatsächlich gleich noch
einmal der Atem.
Er konnte nun verstehen, warum Draco ihm das hier hatte zeigen wollen
und wahrscheinlich bei dem Anblick an seinen eigenen ersten Besuch hier
erinnert wurde...