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Konsequenzen des Erinnerns

Eine HG/SS-Geschichte.
von

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5. Eine wichtige Entscheidung

5. Eine wichtige Entscheidung
 

Severus schlief in dieser Nacht keinen einzigen Augenblick. Er hoffte zwar noch immer, dass sie den Traum bis zum Morgen vergessen haben würde, aber in seinem Innersten wusste er, dass das nicht der Fall sein würde. Was immer sie geträumt hatte, hing mit absoluter Sicherheit mit den Ereignissen vor vier Monaten zusammen. Er kannte sie und ihre Albträume zu gut und hatte Angst vor ihrer Reaktion. Auch wenn er das alles schon mehrfach durchlebt hatte, wurde es dadurch nicht leichter. Er selbst wurde jedes Mal auch wieder daran erinnert. Auch ihm tat es weh, selbst wenn er das niemals jemandem zeigen würde.
 

Bis in die frühen Morgenstunden grübelte er, was er ihr sagen sollte. Diese Situation hatte er noch nicht gehabt und eigentlich sollte es sie niemals geben. Wenn er aber nun nicht völlige Verwirrung in ihrem Hirn stiften wollte, würde er dieses Mal keinen Vergessenszauber aussprechen dürfen.
 

Als draußen die ersten helleren Punkte am Himmel zu erkennen waren, erhob er sich und setzte sich an ihr Bett. Sie sah friedlich aus, wie sie so da lag und tief und fest schlief. Dieser Friede würde nicht mehr sehr lange währen und das tat ihm im Herzen weh.
 

Die junge Frau, die da vor ihm lag, sah er längst nicht mehr als Schülerin, wohl aber noch als Schutzbefohlene und umso schwerer wog die Last auf seinen Schultern.
 

Hermine regte sich in jenem Moment, da ihm durch den Kopf schoss, dass er noch immer nicht wusste, was er ihr sagen und was er ihr verschweigen würde. Sie öffnete die Augen und als sie ihn sah, erstarrte sie mitten in der streckenden Bewegung, die sie gerade angefangen hatte. Es war nicht zu übersehen, dass sie ihn für den Teufel selbst hielt.
 

Severus schloss frustriert darüber die Augen und schüttelte den Kopf. Was hatte er denn auch anderes erwartet? Etwa das sie keine Angst vor ihm haben würde? Was für eine absurde Idee!
 

Er seufzte leise und stand von Bett auf. Ähnlich, wie erst vor so wenigen Tagen, zog er sich auch diesmal einen Stuhl heran und harrte dann der Dinge, die so unvermeidlich auf ihn zukommen würden. Sie würde ihn beschimpfen und beschuldigen und sehr wahrscheinlich auch beleidigen. Nun, nicht, dass ihm das noch etwas ausmachte. Alles was sie sagen würde, hatte er sich selbst schon längst tausendmal gesagt.
 

Doch Hermine schwieg erstaunlicherweise. Nach einer Weile sah er zu ihr hinüber und stellte fest, dass sie sich in Richtung der Wand gedreht und die Decke über den Kopf gezogen hatte. Ihr Körper bebte ganz leicht und Severus vermutete, dass sie entweder zitterte oder leise in sich hineinschluchzte.
 

Er gab ihr Zeit sich zu beruhigen, aber als auch nach einer halben Stunde noch keine Veränderung eintrat, setzte er sich auf die Bettkante und schlug vorsichtig die Decke gerade so weit herunter, dass ihr Kopf zum Vorschein kam. Sie hatte sich die Hände vors Gesicht gelegt und weinte stille Tränen. Das war nicht gut. So viel Aufregung in so kurzer Zeit. Die Sache mit ihrem verletzten Fuß war schließlich erst gestern gewesen und die letzte Gedächtnisveränderung war auch erst zwei Tage her.
 

Wie bereits in der Nacht versuchte er sie mit Worten zu beruhigen, doch er kam nicht weit. Wann immer er leise auf sie einsprach, entrangen sich mehr und mehr Schluchzer ihrer Kehle. Resigniert stellte Severus fest, dass seine althergebrachten Beruhigungsmethoden wohl nichts brachten. Am liebsten wäre er zu ihr unter die Decke gekrochen und hätte sie umarmt, um ihr Halt zu geben. In den ersten Wochen nach ihrer Gefangennahme war es so gewesen. Auch damals hatte sie sich schwer beruhigen lassen, aber es war nichts im Vergleich zu jetzt. Hier half nur noch Magie.
 

Er zog seinen Zauberstab aus der Tasche und wandte den Spruch „Lenimen et Ausculto“ auf sie an, der sonst nur in der psychiatrischen Abteilung von St. Mungos verwendet wurde. Dieser Spruch erzwang Beruhigung, brachte beinahe schon Frieden mit sich und gleichzeitig rüttelte er die Sinne wach. Der Spruch sorgte dafür, dass Patienten einem zuhörten und auch wirklich wahrnahmen, was man sagte. Für Normalsterbliche, die nicht an einer Psychose litten, war dieser Teil der Wirkung wie eine Ohrfeige, die einen aufrüttelte.
 

Hermines Hände sanken von ihrem Gesicht herab und sie lag nun ganz still da. Severus stockte der Atem, als ihm klar wurde, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, an dem er zu ihr sprechen musste. Was sollte er ihr denn sagen? Das alles wahr war? Ja, wahrscheinlich. Und was sonst? Keine Ahnung. Es würde sich finden müssen. Alles konnte er ihr jedoch nicht sagen. Nicht jetzt! Irgendwann, wenn sie nicht mehr so bibberte.
 

Als er dann sprach versagte ihm fast die Stimme. „Hermine, alles was Du geträumt hast ist wahr. Aber Du solltest in den letzten Tagen gemerkt haben, dass Dir hier nichts geschieht. Du bist hier sicher. Seit Du hier bist, habe ich mich um Dich gekümmert und ich werde es weiter tun.“
 

Stille. Unerträgliche Stille, die einfach kein Ende nahm. Hermine schwieg und er selbst wusste beim besten Willen nicht, was er sonst noch sagen sollte, ohne sie zu erschrecken. Alles, was er gesagt hatte, war unzureichend. Alles, was er sonst noch sagen könnte, war es auch. Also schwieg auch er weiter.
 

Noch immer hätte er sie am liebsten in den Arm genommen, aber das kam einfach nicht in Frage. Er stand auf und ging Richtung Tür, als ihm einfiel, dass ihr Verband gewechselt werden musste. Wieder am Bett angekommen sage er leise. „Erschrick nicht, ich werde Dir nichts tun, nur den Verband wechseln.“ Trotzdem zuckte sie zusammen, als er die Bettdecke ein kleines Stück zurückschlug und ihren Fuß berührte. Danach hielt sie allerdings still, was Severus jedoch eher einem Schock zuschrieb, als möglichem Vertrauen in ihn.
 

Die Wunde hatte sich nicht entzündet und wie es aussah verheilte sie schnell. Trotzdem würde sie noch ein paar Tage nicht laufen können. Ihm ging durch den Kopf, dass er sie jetzt nicht mehr zum Bad tragen konnte und verwandelte deshalb zwei Federkiele, die draußen im Wohnzimmer auf einem Schreibtisch lagen, in Krücken. Gemeinsam mit dem Frühstück brachte er sie ihr.
 

Er sprach nicht und schloss leise die Tür hinter sich. Was immer Hermine im Kopf herum ging, sie hatte noch kein Wort gesagt, seit er ihr gestanden hatte, dass ihre Träume Erinnerungen waren. Sie hatte ihn seitdem nicht einmal angeschaut. Er konnte es verstehen. Es würde lange dauern, vielleicht länger, als beim ersten Mal, bis sie wieder mit ihm sprach. Vielleicht würde sie es auch nie mehr tun.
 

An diesem und am nächsten Tag bekam er Hermine nur zu Gesicht wenn sie sich ins Bad schleppte, sowie, wenn er ihr die Mahlzeiten servierte. Sie sprach nicht mit ihm und er wagte es nicht, sie anzusprechen. Seine Schuld war auch nach all den Wochen noch so überwältigend, dass er es kaum ertrug.
 

Erst am Morgen des dritten Tages, als er ihr wieder einmal den Verband wechseln wollte, redete sie endlich. Noch bevor die ersten Worte wirklich bis in sein Gehirn vordringen konnten, atmete er befreit durch. Wenn sie mit ihm sprach, wäre das alles nicht mehr so unerträglich, selbst wenn sie ihn beschimpfen würde.
 

„Warum? Warum haben Sie mir das angetan und warum bin ich noch hier? Und vor alle, warum haben Sie mich mit einem Gedächtniszauber belegt?“ Hermines Gesicht war verschlossen. Sie hatte zwei Tage überlegt, was er ihr eigentlich gesagt hatte und für sich beschlossen, dass es zu wenig war. Des Nachts hatte sie Albträume, die sie nun zur Hälfte verstand, aber sie spürte, dass ihr entscheidende Puzzleteile fehlten. Sie ahnte, dass sie nur einen Bruchteil von dem kannte, was es zu wissen gab.
 

Innerlich gratulierte er Hermine zu ihren präzise gestellten Fragen. Sie enthielten so ziemlich alles, was er ihr nicht sagen konnte. Trotzdem war er ihr noch immer zutiefst dankbar, dass sie wieder mit ihm sprach. Er setzte sich auf die Bettkante und griff nach ihrer Hand. Instinktiv wollte sie sie zurückziehen, doch er sah ihr tief in die Augen und verlangte. „Vertrau mir.“ Sie ließ sie Hand wo sie war, wohl in der Annahme, dass er sonst zu Gewalt greifen könnte und er sprach weiter.
 

„Ich werde Dir alle Deine Fragen beantworten, aber Stück für Stück. Wenn ich Dir alles auf einmal sage, wirst Du zusammenbrechen und das will ich nicht.“
 

Ruckartig setzte sich Hermine auf und entzog ihm nun doch die Hand. „Nein, ich will es wissen und zwar alles und jetzt gleich. Ob ich zusammenbreche, entscheide ich selbst und verdammt noch mal, ich will wissen, was mit mir passiert ist.“
 

Severus bewegte sich keinen Millimeter. Einzig seine Augen verrieten, dass er sie gehört hatte. „Nein! Hierbei geht es um mehr, als nur um Dich. Du wirst von mir jeden Tag ein Stück der Wahrheit hören. Immer so viel, wie Du es verkraften kannst. Nicht mehr und nicht weniger.“
 

Das war zu viel für Hermines’ angespannte Nerven. Was glaubte dieser verdammte Kerl denn wer er war? Sie schrie ihn an und verlangte noch immer nach der Wahrheit, doch er zuckte nicht einmal mit der Augenbraue. Er tat gar nichts. Erst als sie mit den Fäusten auf ihn losgehen wollte, hielt er sie fest und sagte leise. „Jeden Tag ein Stückchen oder gar nichts. Du kannst es Dir aussuchen. Und jetzt zieh Dich an und komm raus zum Frühstück, bevor ich beschließe, dass Du das vielleicht doch alles gar nicht wissen solltest.
 

Severus war sich völlig im Klaren darüber, dass er ihren Eindruck, man müsse Angst vor ihm haben, so nur noch verstärkte, aber es blieb ihm nichts anders übrig. Er ließ sie los und schlug die Tür hinter sich zu.
 

TBC
 

Sieht so aus, als würde Severus nun mit der Wahrheit herausrücken müssen, selbst wenn es nur Stückchenweise ist. Was uns und Hermine da wohl erwartet?



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-08-28T14:31:20+00:00 28.08.2006 16:31
man ich will endlich wissen, was los ist *g* ist ziemlich spannend. also schreib schnell weiter und sag mir bitte bescheid, wenns online geht ja?
Von:  Belly-chan
2006-08-28T11:44:41+00:00 28.08.2006 13:44
Hey =D
gleich schon zum Wochen start so ein cooles Kap *freu*
Ich hoffe das bald Donnerstag ist damit es ein neues Kap gibt! ^.~
Denn ich will unbedingt die Geschichte weiter lesen.^^
Bye bye belly


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