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Zehn Gründe, weshalb ich dich wirklich, wirklich hasse...

SetoxJoey Romeo und Julia (gezwungenermaßen)^^
von

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Vor Einbruch der Nacht..

Och, kommt mal her. *alle knuddel*

War ja klar, bei denen kann es einfach nicht normal laufen, wie einige von euch schon so treffend festgestellt haben.^^

Finde es trotzdem nett, dass ihr mich weiterleben lasst, ich guck mal, was ich daraus machen werd. *g*

So, genug von mir, ein Stückchen weiter unten geht’s weiter. Ich hoffe ihr habt euch alle angeschnallt... (oder so ähnlich...)

~~~~~~~~~~~~
 

//Was für ein Tag...//

Joey lehnte sich gegen die sonnengewärmte Mauer, die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben. //Hätte mir irgendjemand vorher gesagt, in was für ein Chaos ich da geraten würde, hätte ich es dann trotzdem getan?//

Er hob eine Hand und schirmte die einfallenden Sonnenstrahlen ab. Wie zu erwarten, war es nach dem Gewitter wieder warm geworden.

Noch vor wenigen Tagen hätte er geantwortet: „Ja, was soll ich sonst tun? Habe ich etwa eine Wahl?“

//Das hat sich wohl geändert.. selbst wenn sie mich nicht gezwungen hätten...//

Er schloss die Augen und fuhr sich seufzend durchs Haar. Als er die Rechte wieder sinken ließ spielte ein leises Lächeln um seine Mundwinkel.

//.. und irgendwie.. bin ich froh, dass es so gekommen ist.. ich bereue nichts...//

Allein Serenitys Gesichtsausdruck, als er gestern gegen Nachmittag nach Hause gekommen war hätte sonst gereicht ihn gleich wieder rückwärts aus der Tür stolpern zu lassen. Doch er hatte ihr einfach zugegrinst und war auf sein Zimmer verschwunden.

Um Hausaufgaben zu machen.

Na ja, das war jedenfalls der Plan gewesen. Hatte nun mal nicht gaaanz geklappt, aber das er sich nicht mit Algebra befassen konnte, war ja eigentlich fast logisch gewesen.

//Ich bin froh, dass Mike ok ist..//

Das war wirklich irgendwo eine Überraschung gewesen. Nach dieser ganzen Zeit..

//Aber wie könnte ich jetzt einen anderen auch nur anschauen?//

Allein die Erinnerung an Setos Lächeln, Setos Lächeln für ihn, reichte aus, um ihn den ganzen folgenden Tag zu wärmen.

Die anderen waren fast ausgetickt bei dem Leuchten in seinen Augen, für das er ihnen einfach keine zufriedenstellende Erklärung geben konnte. Oder wollte...

//Diese Gefühle gehören mir...//

Das Glück schien fast noch mehr zu wärmen als die Hitze die sich wieder mit ihrer ganzen Wucht auf die Stadt gestürzt hatte.

//Ich bin verliebt.//

Er kostete den Gedanken aus, hatte gleichzeitig fast das Gefühl wieder Setos Lippen auf seinen zu fühlen und spürte etwas in sich aufkeimen, dass er nie, nie, niemals zuvor mit ihm in Verbindung gebracht hatte.

Sehnsucht.

//Er müsste ja bald da sein, vielleicht denke ich lieber an was anderes, bevor ich ihm gleich noch um den Hals falle, wie ein hysterischer Fan.//

Ach, apropos Fan, da gab es ja immer noch dieses Theaterstück.

Noch zwei Tage bis zur Aufführung...

//Und es ist immer noch ein Rätsel, wie das eigentlich funktionieren soll. Obwohl Mrs H. jetzt dann wohl langsam zufrieden sein könnte...//

Wieder musste er grinsen. Das ließ sich einfach nicht abstellen.

Aber wie sollte man sonst schon die letzten Tage verarbeiten?

//Bin ich glücklich? Fast schon zu sehr.. und irgendwie habe ich es geschafft mich ruhig zu fühlen – und zur selben Zeit, als würde ich kurz vorm Herzinfarkt stehen..//

Die Sonnenstrahlen wanderten durch die dichten Baumwipfel und brachten die Blätter zum Funkeln. Um diese Zeit war der Park recht leer. Es ging auf Abend zu. An einem Freitag hieß das für die meisten natürlich ausgehen. Und die Kinder waren alle schon drinnen zum Essen.

//Eigentlich ein ganz gewöhnlicher Ort für ein Treffen... aber was ist hier denn schon gewöhnlich?//

In Ermangelung einer anderen Beschäftigung zog er sein Handy aus der Tasche. Die SMS war knapp formuliert, wie wohl nicht anders zu erwarten gewesen war.

Die Vorstellung von diesem Menschen romantische Nachrichten zu erhalten war schon fast zu komisch. Er ließ das Telefon wieder in den Untiefen seiner Tasche versinken. Sein Blick folgte einem Vogel der gerade zum, immer noch blauen, aber sich langsam ins Dunkle verfärbenden, Himmel aufstieg.

Seltsam, es sah ganz so aus, als würde er sich verspäten..
 

Mit jedem Schritt auf den Park zu wurde er langsamer, bis er schließlich ganz stehen blieb. Sicher, es war schon nach 18 Uhr, aber was machte es denn jetzt noch für einen Unterschied, ob er ein paar Minuten zu früh oder zu spät kam?

//Ich könnte einfach umdrehen..//

Seine Hände ballten sich in den Manteltaschen zu Fäusten. Er hatte den Geschmack von Blut im Mund.

//Jetzt hab ich mir auch noch auf die Zunge gebissen..//

Irgendwie häuften sich da doch die Vorzeichen.

//Ist doch Schwachsinn, jetzt auf einmal kalte Füße zu bekommen.. was ist zur Zeit eigentlich mit mir los? Ich verweichliche total..//

Aber er wusste ganz genau, dass das nicht der Grund war. Es war viel schlimmer..

//Verdammt, verdammt...//
 

Allmählich begann Joey sich Sorgen zu machen. Wann hatte Seto sich den schon mal verspätet? //Ob irgendwas dazwischen gekommen ist?//

Aber nein, nein, dann hätte er wohl Bescheid gesagt.

//Alles hat sich doch verändert.. irgendwie..//
 

//Ich glaube, ich kann das nicht.//

Seto atmete tief ein und trat unter dem Torbogen hindurch in die Schatten, die sich langsam unter den Bäumen hervorstreckten.

//Wieso? Ich will das einfach nicht glauben! Aber es ist nun mal so. Es ist die Wahrheit. Ich habe es doch gesehen.//

Die kleinen Steine knirschten unter seinen Schritten.

//Ich wünschte ich hätte es nicht gesehen.//

Es war nicht mehr weit bis zum Treffpunkt.

//Dann wäre alles nicht mehr als eine Täuschung gewesen, eine pure Illusion.//

Nur noch ein paar Schritte.

//Ja, aber eine Illusion in der ich glücklich war..//

Der metallische Geschmack von Blut lag immer noch auf seinen Lippen.
 

Das Knirschen, mit dem er zum Stehen kam, ließ Joey sich herumdrehen. Ihre Blicke streiften sich kurz.

//Es war das erste Mal, dass ich meinen Gefühlen mehr vertraut habe als meinem Verstand – und es wird auch das letzte Mal gewesen sein!//

„Hallo.“ //Ich kann nicht..//

//Wieso.. ist irgendetwas passiert?// „Hallo.“, erwiderte er mit ein wenig Verspätung, „Ist irgendwas passiert?“ //Nein, ich kann mir nicht vorstellen.. aber dieser Ausdruck..//

Setos Blick ging zur Seite und langsam wuchs in Joey die Gewissheit, dass irgendetwas nicht stimmte.

„Seto..“ Sein Herz klopfte mit einem Mal fast schmerzhaft schnell gegen den Brustkorb. Es schnürte ihm die Kehle zu. Irgendetwas schreckliches war doch passiert. Aber was?

„Sollte irgendetwas passiert sein?“ Die Kälte in seiner Stimme war unpersönlich und stand in so einem extremen Gegensatz zu der Wärme die gestern noch darin mitgeschwungen hatte, dass Joey unwillkürlich zusammenzuckte. Seto musste sich mehr als nur zusammenreißen um nicht doch aus Versehen dem weichen, samtigen Blick zweier Schokoladenaugen zu begegnen.

//Das würde mich ja nur wieder weich machen. Ich muss einfach daran denken, was er getan hat... was ich glaube, dass er getan hat.. was gibt es denn daran misszuverstehen? Das war ja wohl mehr als offensichtlich!//

„Was ist los?“ Joey machte einen zaghaften Schritt auf ihn zu. //Ich würde ihn so gerne in die Arme nehme. Er sieht so.. verletzlich aus.// Der Gedanke erschreckte ihn. Seto Kaiba erweckte seinen Beschützerinstinkt? Irgendetwas lief hier doch ganz falsch!

„Nichts. Wir wollten uns doch treffen, oder hab ich da was falsch verstanden?“ Seine Stimme war kühl, der Tonfall verletzend.

„Nein.“ Joey ließ die Hand wieder sinken, die er gerade ausgestreckt hatte um den anderen zu berühren. Seto hatte von dieser Geste überhaupt nichts mitbekommen.

„Also, was ist?“ Er klang kurz angebunden und diesmal war Joey sich völlig sicher. Die Art und Weise auf die sein Herz gerade schlug, tat weh. //Du hast doch gesagt.. habe ich mir da was vorgemacht? Habe ich zu viel Bedeutung in deine Blicke gelegt? In das was du gesagt hast? Ich war mir so sicher jetzt sei alles anders..//

Stille senkte sich über sie. Nur der Wind rauschte leise durch die Blätter.

„Sag jetzt nicht..“ Joey blickte zu Boden. Sein Mund fühlte sich trocken an.

„Was?“ Da er nicht weitersprach hakte Seto nach.

„Du hast es dir anders überlegt, oder?“ Joey blickte weiterhin starr zu Boden. //Ich will einfach nicht glauben, dass du wirklich so bist. Habe ich mir eingebildet dich lächeln zu sehen? Mir etwas vorgemacht weil ich glaubte du hättest dich geändert?//

„Was denn?“ Seto hatte die Arme vor der Brust verschränkt, „Es war ja nichts dagegen einzuwenden, was passiert ist, oder?“ Seine Augen waren genauso kühl wie seine Stimme. Eis. Pures Eis. Kalt, schön und tödlich.

Joey antwortete nicht. Der kalte Ton war wie ein Messer das direkt in sein Herz fuhr.

„Oder zieht das irgendwelche Verpflichtungen nach sich?“ Seto konnte nicht glauben, was er da sagte und nur mit Mühe zwang er sich weiterhin das Bild vor Augen zu haben, wie Joey diesen Typen küsste. //Keine Stunde nachdem er aus meinem Bett gestiegen ist..//
 

//Wieso tust du das? Ich dachte, ich dachte wirklich, es hätte sich etwas zwischen uns geändert.. habe ich mir das denn eingebildet? Kann das wirklich alles gewesen sein, was du wolltest? Ich...//

„Nein. Keine Verpflichtungen.“ Joeys Stimme war rau und Seto musste ein Zusammenzucken mit aller Kraft verhindern. //Ich sehe doch genau, wie weh es ihm tut. Er ist ein guter Schauspieler, schon vergessen?//

„Aber war das ein Spiel für dich? Ich habe dich das schon einmal gefragt und ich dachte ich hätte meine Antwort bekommen. Aber jetzt...“ Joeys Fingernägel gruben sich in die Handflächen.

„Nein. Kein Spiel.“ Seto sah auf den blonden Haarschopf hinab, das Gesicht des Jüngeren lag im Schatten, „Sag jetzt nicht, du hattest keinen Spaß.“

//Ich habe euch gesehen. Ich habe dir vertraut, wie ich schon lange niemandem mehr vertraut habe, aber das scheint dir völlig gleich zu sein. Du siehst nicht einmal schuldbewusst aus. Muss ich dir erst den Brief an den Kopf schmeißen und dich zwingen mir zu sagen, wer er ist? Oder wie lange das schon so geht? War denn alles eine Lüge? Ich will nicht glauben, dass du so bist, aber ich werde nicht wieder den Fehler begehen auf meine Gefühle zu hören. Keine Fehler mehr.//

Die Stille die nach seinen Worten entstand hatte etwas erstickendes.

//Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, er leidet wirklich. Aber ich habe ihn doch gesehen. Wenn hier einer spielt, dann ist es ja wohl er. Und wir haben nie von einer Beziehung gesprochen. Ja, vielleicht Freundschaft, aber was bedeuten seine Worte im Nachhinein noch?//

„Das würde ich nicht sagen, denn es wäre eine Lüge.“, stieß Joey gepresst hervor. Dieser Schmerz wurde mit jeder Sekunde schlimmer. Es war wie ein schrecklicher Alptraum. //Könnte ich doch nur aufwachen! Das ist doch nicht der Seto den ich kenne. Der, der mich noch gestern so angesehen hat, dass ich nie wieder gehen wollte.. was ist passiert? WAS?!//
 

„Gut.“ Seto hasste sich für das was er tat, aber was blieb ihm übrig? Er konnte das hier zuende bringen und die Sache dann vergessen. //Als ob ich das vergessen könnte... Ich kann ALLES wenn ich nur will!//

„Aber, eine Frage noch..“ Joey sah zu ihm auf. Diesmal konnte Seto dem Blick nicht rechtzeitig ausweichen und so sah er den ganzen Schmerz, der die braunen Augen füllte und der Anblick ließ ihn fast schon schwanken. //Ich habe ihm das angetan.. aber was ist das im Vergleich dazu, was er mir angetan hat?!//

„Wieso tust du das? Wieso? Ich begreife es einfach nicht!“ Der Blonde ballte die Fäuste und sah dem Größeren fest in die Augen. Zu dem Schmerz gesellte sich glühender Zorn.

„Erklär’s mir! Wieso kommst du mir so nahe um mich dann immer um so weiter von dir zu stoßen?! Vor was hast du Angst?! Wieso machst du das? Wieso, Seto?“ Er atmete tief ein und ließ die Hände wieder sinken, die Wut verlosch fast so schnell wie sie gekommen war.

Seto sah ihn stumm an. Seine Gedanken waren wirr. //Kann er so eine Reaktion spielen? Kann es nicht sein... Aber jetzt ist doch eh alles zu spät. Es ist doch besser so.// Er glaubte sich ja selber nicht.

„Es ist nun mal, wie es ist.“, sagte er so ruhig wie es ihm möglich war, „Wir sind total verschieden und geraten immer aneinander. Dabei sollten wir es auch belassen. Gut, das neulich war ein Ausrutscher, aber so was kommt vor. Und bereuen muss man es wohl auch nicht.“ Sein Herz zog sich bei jedem Wort schmerzhaft zusammen, „Und das ist auch schon alles. Ich denke, es ist das Vernünftigste so.“

„Das denkst du also.“ Joey nahm den Blick nicht von ihm. Sollte er doch sehen, wie weh ihm diese Worte taten, „Gut, wahrscheinlich hast du damit auch recht. Allerdings bereue ich doch etwas und zwar mich jemals darauf eingelassen zu haben.“

//Bedeutet dir das alles denn gar nichts? Willst du das einfach so wegwerfen und mich noch dazu?//

Seto konnte nichts erwidern. Er hatte das Gefühl einen grauenhaften Fehler gemacht zu haben. Aber was konnte ein Gefühl gegen seinen Verstand ausrichten?

Joey wartete, ob er nicht doch noch etwas sagen wollte, doch als nichts kam, drehte er sich um.

//Bin ich denn wirklich so blöd auf dich reinzufallen?! Wie konnte ich glauben, du hättest dich geändert? Wegen mir.// Ein freudloses Lachen klang in seinem Kopf wider. //Wir haben nie darüber gesprochen. Doch irgendwie hatte ich angenommen.. ich bin so naiv.// Er ging einige Schritte, dann blieb er stehen und sah noch einmal über die Schulter: „Es ist wohl wahr. Ich könnte ohnehin nicht mit jemandem zusammensein, der es schafft alles innerhalb weniger Sekunden zu zerstören.“

Damit verschwand er langsam auf dem Weg. Es wurde dunkler.

Über Setos Kopf fuhr der Wind sacht durch die Baumwipfel. Er hatte das Gefühl schreien zu müssen.
 

„Joey?“ Serenity klopfte zum erneuten Mal gegen seine Zimmertür, „Ist wirklich alles in Ordnung?“

Sie erhielt keine Antwort, aber dafür wurde die Tür langsam geöffnet und ein Paar Augen, ihren nicht unähnlich, sahen sie an: „Was gibt’s Schwesterherz?“

„Ich mache mir bloß Sorgen.“ Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, „Ist irgendwas los? Gestern..“ Sie beendete den Satz nicht. Er wusste wohl selbst wie anders es gestern gewesen war.

„Kein Grund für Kopfzerbrechen.“ Der Blonde lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust, „Ich musste nur mal wieder feststellen, was für ein naiver Idiot ich doch bin.“

„Wie kannst du so was sagen?“ Ihr Blick war erschrocken.

„Weil es die Wahrheit ist. Ich lasse mich von einem noch viel größeren Idioten verletzten, wenn das mal nicht die Ironie des Schicksal ist.“ Er stieß ein freudloses Lachen aus.

Serenity sog scharf die Luft ein. //Das darf doch nicht wahr sein. Ist da etwa schon wieder Schluss? Das hat doch noch gar nicht richtig angefangen, das können die doch nicht machen!//

„Mir geht es gut, keine Sorge.“ Joey fuhr sich durchs Haar. //So ein absoluter Mist...//

Seine Schwester ballte die Fäuste. Sie kannte ihren Bruder viel zu gut, um nicht zu erkennen, wenn er ihr etwas vorspielte. Wie kann dieser Typ es eigentlich wagen..?

Joey bemerkte den finsteren Ausdruck auf ihrem Gesicht: „Serenity, was..?“

Sie brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen: „Na warte, der Kerl, der meinem Bruder ungestraft das Herz bricht muss erst noch geboren werden..“, murmelte sie düster, während sie herumwirbelte und der Treppe zueilte.

Joey sah ihr noch kurz nach, dann zuckte er die Schultern und schloss die Zimmertür wieder hinter sich. //Hallo Selbstmitleid, da bin ich wieder...//
 

„Seto...?“ Mokuba trat schüchtern ein. Sein Bruder saß am Schreibtisch, das Kinn aufgestützt.

„Mhmm..?“ Wenigstens ein knappes Lebenszeichen.

„Was ist los mit dir?“ Mokuba knipste das Licht an und die Helligkeit flammte schmerzhaft vor Setos Augen auf.

„Wenn ich „nichts“ sage, stellst du dann keine weiteren Fragen?“

Mokuba schüttelte den Kopf und stellte sich dicht neben den Sessel auf dem sein Bruder immer noch in grüblerischer Pose saß: „Also?“

„Ich mache mir nur ein paar Gedanken, Mokuba, nichts weiter..“

Der kleine Schwarzhaarige atmete tief ein und stemmte die Fäuste in die Hüften: „Hör mal, du weißt genau, dass du mich nicht anlügen kannst und außerdem: behandle mich gefälligst nicht, als wäre ich blöd! Man braucht nicht mehr als ein oder zwei Augen um zu sehen, dass es dir mies geht! Und ich will wissen, wieso!“

Nach diesem Gefühlsausbruch wand Seto Kaiba sich ihm ganz langsam zu. Seine blauen Augen spiegelten den Kleinen wider: „Geht’s dir jetzt besser?“

„Ein wenig.“, musste Mokuba zugeben, aber das Funkeln wich nicht aus seinen Augen, „Aber weich mir nicht aus, Seto. Du leidest doch.“

Der Brünette sah seinen jüngeren Bruder unverwandt an. //War das jetzt so offensichtlich?//

Als sein Bruder keine Anstalten machte zu antworten, fuhr Mokuba fort: „Ich habe mit Serenity telefoniert.“

Seto zeigte keine Reaktion.

„Sei froh, dass du nicht rangegangen bist. Sie war fuchsteufelswild.“ Mokuba legte die Hände auf die Sessellehne, „Und ganz ehrlich: ich kann sie verstehen.“

Seto ließ die Arme auf den Tisch sinken: „Was hat sie genau erzählt?“ //Hat Joey etwa gleich alles weitererzählt? Ich verstehe einfach gar nichts mehr...//

„Sie weiß genauso wenig wie ich was passiert ist. Wir haben nur beide das gleiche Problem: unsere älteren Brüder hocken zuhause und sehen aus, als wäre die Welt untergegangen.“

Seto schwieg. Was konnte man denn dazu sagen?

Mokuba trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Leder herum: „Komm schon, Seto. Ich hab euch doch gesehen. Ich hab gesehen wie ihr euch anguckt. Ich bin kein kleines Kind mehr, ich erkenne Funkensprühen wenn ich es sehe.“

Seto musterte mittlerweile interessiert die Tischplatte: „Wenn du mich fragst, für meinen Geschmack sprühen da ein paar Funken zuviel und noch dazu in zu viele Richtungen, als dass ich mir das antun möchte.“ Mit diesen Worten erhob er sich und schritt gemessenen Schrittes zur Tür, „Ich bin im Büro, falls du mich brauchst.“

Mokuba sah ihm hinterher und spürte immer stärker das Bedürfnis ihn zu schütteln. //Es ist Freitagabend und er geht arbeiten... das hätte mich vielleicht vor einer Weile nicht gewundert, aber jetzt...//

Er zwirbelte sich eine schwarze Strähne um den Zeigefinger, eine Angewohnheit die Seto gewöhnlich in den Wahnsinn trieb. Angeblich sah er dabei aus wie Mädchen.

Aber im Moment verschwendete Mokuba keinen Gedanken daran. //Ich muss den Dingen auf den Grund gehen. Und ich weiß wer mir nur allzu gerne dabei helfen wird..//
 

//Warum dauert es so lange glücklich zu werden, wenn es nur ein paar Sekunden benötigt, nur ein paar Worte, um alles zu zerstören?// Joey hatte die Knie angezogen und das Kinn aufgestützt. Draußen funkelten die Lichter der nächtlichen Stadt.

Er hörte Schritte, die kurz vor seiner Zimmertür verharrten. Doch Serenity schien es sich anders zu überlegen und nur wenig später konnte er vernehmen, wie sie in ihrem Zimmer verschwand.

Blonde Strähnen fielen in seine Stirn und er strich sie langsam zur Seite.

//Wenn das jetzt so ein blöder Film wäre, würde ich hier sicher sitzen und mir unglaublich dekorativ die Augen ausheulen.//

Das war alles so unglaublich bescheuert. Wie konnte man verletzt werden von jemand, den man erst gehasst, dann begehrt, schließlich zu den Akten gelegt und dann geliebt hatte?

Seine Zähne gruben sich in die Unterlippe und er schloss für einen Moment die Augen.

//Eigentlich ist die Antwort ja ganz einfach. Weil so das Leben ist..//

Aber fair war das nicht.

//Ich begreife es immer noch nicht. Das ging so schnell. Und gleichzeitig quälend langsam..//

Die dunklen Wimpern über den schimmernden Augen hoben sich wieder und erneut sah er hinaus in die Nacht.

//All die Jahre in denen ich dich am liebsten gekillt hätte. Die ganzen Stunden in denen ich fast verzweifelt bin, weil ich genau fühlte, wie ich dir nah sein wollte. Die Momente in denen ich dich aufgegeben hatte und glaubte, das sei es nun gewesen. Und jetzt?//

Das leise Brummen eines Motors drang leise zu seinem Fenster herauf und verschwand dann in der Nacht.

Joey stieß einen leisen Seufzer aus und ließ seinen Blick weiter schweifen. Langsam zeigten sich sogar einige Sterne am Himmel. Ungewöhnlich, bei dem Smog der sonst so herrschte.

//Jetzt.. fühle ich nichts davon. Oder alles zusammen. Ich weiß es nicht.//

Wie dem auch sei, nun war es ja ohnehin zu Ende und er um eine Erfahrung reicher. Auf die er auch gern hätte verzichten können.. vielleicht...

//Tja, wie gesagt, wenn das jetzt so ein blöder Film wäre..//

Er legte den Kopf in den Nacken und ließ seinen Blick über den dunklen Himmel wandern.

//..dann würde er jetzt ganz genauso am Fenster sitzen wie ich... aber es ist kein Film und er hat ja wohl ausreichend dafür gesorgt, dass auch im Leben kein Happy End stattfindet..//
 

Seto Kaiba stand an der Glasfront seines Büros. Kaum zu glauben, aber es zeigten sich wirklich ein paar Sterne am Himmel.

Natürlich dachte er nicht daran zu arbeiten.

Gut, er dachte daran, aber allein das reichte nicht aus um es auch wirklich zu tun.

//Wieso hat er das getan?//

Seine Gedanken waren wie eine Spirale die immer wieder auf den selben Punkt zuführte und das behagte ihm ganz und gar nicht.

Den es kam stets dasselbe dabei heraus: ich weiß es nicht.

//Das ist unerträglich.//

Tief unter ihm strahlten die unzähligen Lichter der Stadt wie ein Teppich aus hellen Punkten.

//Im Grunde ist es auch vollkommen egal. Es ist vorbei. Er hasst mich. Sogar noch mehr als je zuvor, seinem Blick nach zu urteilen.//

Das Ziehen in seiner Brust bei dieser Art von Gedanken machte ihn wütend.

//Ich wünschte ich könnte das einfach abschalten. Wieso verdammt noch mal verliebt sich überhaupt irgendein vernünftig denkender Mensch? Und wieso tue ich das?!//

Er hob eine Hand und ließ sie gegen das Fenster sinken. Die angenehme Kühle des Glases half zwar nicht wirklich die Verwirrung in seinem Kopf einzudämmen, aber sie war wenigstens real. Nicht so wie das wackelige Gerüst aus schwachen Empfindungen, einigen wenigen Küssen und flackernder Blicke, die er irrtümlicherweise für mehr gehalten hatte, als sie waren.

//Joey..//

Er atmete tief ein und zog seine Finger zusammen.

//Muss es denn so verdammt schwer sein zu merken, wie dämlich man war..?//
 

~~~~~~~~~~~

Wieder ein längeres kapi.

Ich hätte ja am Anfang vorwarnen können, dass es etwas dramatischer wird, aber dann hätte es am Ende wahrscheinlich keiner mehr gelesen.^^

Hoffe natürlich das schreckt jetzt niemand ab. *grübel*

Aber es gibt ja immer noch diese vertrackte Aufführung...

Wer weiß, wer weiß...

Bis dann!



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2006-10-08T12:26:08+00:00 08.10.2006 14:26
Gott(Schrifststeller)
Mach das sie ganz schnell wieder zusammenkommen!!!!*heul*
Bitte ganz schnell weiterschreiben!!
Lg Eli
Von: abgemeldet
2006-10-04T16:51:36+00:00 04.10.2006 18:51
die ff ist wirklich suuper!!!
aber dieses kappi war sooo traurig,
da finden die beiden endlich zueinander und dann das...
bitte schreib schnell weiter
kannst du mir dann ne ENS schicken? *lieb guck*
lg kim
Von:  Schreiberling
2006-10-04T10:16:00+00:00 04.10.2006 12:16
NEIN!!!!!!
Mach das ganz schnell wieder rückgängig! Ich wusste doch gleich, dass mir diese dämliche Type alles kaputt macht!!!
Der arme Joey und der arme Seto!
Das finde ich immer so schlimmm... Wenn der eine nix sagt und der andere nix wissen kann. FURCHTBAR!!
BOAW! Ich muss aufhören mich da so reinzusteigern, sonst spring ich noch vom Stuhl und zertrümmere den Computer...
*ausatmet, einatmete.....*
Geht wieder.
Ich vertraue jetzt einfach mal ganz auf Moki und Serenity. Und natürlich auf dich.^^
Von: abgemeldet
2006-10-03T16:36:11+00:00 03.10.2006 18:36
*sniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiff

eigntlich steh ich net so auf dramatische sachen.. >< bin jemand,d er gerne und viel lacht..
*buuhuu
aber das hier hat's mir echt angetan..
ein so schönes chapter..

ich muss zugeben, ich hätt's toll gefunden, wenn serenity (die ich eigtl. net mag xD) dem seto(den ich liebe *-*) ma einen vor'n latz knallt..
ein großer haufen voller missverständnisse, hier wird an sich vorbei geredet und schmerzen verdrängt öÖ

soo schöööön :DD
freu mich schon aufs nächste pitel ><
Von:  VivVox
2006-10-03T06:48:09+00:00 03.10.2006 08:48
T-T das kapitel ist so traurig *heul*
jetzt hatten sie sich gerade endlich gefunden und dann...man leidet ja schon fast mit (warum fast mir kommen schon die tränen T-T )
das kapitel ist toll T-T
und ich will wissen wie es weiter geht ><
bitte schreib ga~nz schnell weiter
Von:  Ryubi
2006-10-02T22:01:53+00:00 03.10.2006 00:01
TT.TT na hoffentlich reden die bald nochma miteinander! das ist einfach nur zum heulen, ich muss unbedingt wissen wies weitergeht!
Tolles Kappi *sniff* ist schön geworden *sniff*
freu mich schon aufs kommende und hoff es kommt auch bald *sniff*
nya danke erstmal das du mir bescheid gesagt hast, machstes nächtes ma wieda?
wie schon gesagt, das kappi is schön, wenn auch traurig, aba sowas muss halt auch ma sein Q.Q
bin schon gespannt wies weitergeht
Hdl Lisa
Von:  inulin
2006-10-02T21:06:36+00:00 02.10.2006 23:06
toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, toll, ...
wie traurig... T~T aber total schön geschrieben...
*tür aufspringt* *honey kommt rein*
"hab ich denn nie feierabend? *seufz* hier hast du nen taschentuch..."
"d... danke... *tröööt* das is so schööön... die beiden sind so... so... *tröööt*"
"süß?"
"jaa~a... *schnief* aba..."
"sie sollen sich wieder vertragen?"
"jaa~a... *schnief* und..."
"viele kinder kriegen?"
"ja... hä... das geht doch gar nicht!! *verwirrt is*"
"wolltest du nicht nen kommi da lassen? oO"
"ach ja..."

*räusper*
'tschuldige... war grad nicht bei sinnen...
jez aber!
man merkt, wie sich dein stil mit der zeit entwickelt hat. das kapitel klingt total gut! obwohl es so traurig is... das klingt jez fast so, als ob sich das gegenseitig ausschließen würde <.<°
außerdem is mir so aufgefallen, dass wir manchmal die gleichen gedankengänge haben... *gg*

ich bin gespannt, wie du dir das überlegt hast, mit der aufführung und was moki und serenity vorhaben. ;)

also schreib schnell weiter, ne?
Von: abgemeldet
2006-10-02T19:46:53+00:00 02.10.2006 21:46
aaah! *flenn* *heul* aaaaah! wie traurig! da haben sie endlich eine gemeinsame nacht hinter sich und dann das!!!!!!! das ist unfair, unfair und nochmals unfair! mach bloß schnell weiter. *wissen will wie es weitergeht*
Möhre


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