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Die Leiden des jungen Leader-sama

Nichts ist schlimmer als ein abgedrehter Kaoru... zu wenig Sex ist schädlich! [Die x Kao]
von

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~5~

Wiedermal muss ich euch zuerst danken! Danke, danke, danke *umherz und knuffel* Ihr seid so liiiep mit euren Kommis^^
 


 

Kapitel Fünf
 


 

Es war warm und kuschelig. Warm, kuschelig und es roch dazu noch gut. Ich war mir fast sicher, dass ich wieder träumte, nur diesmal traute ich mich kaum die Augen aufzumachen. Mir scheißegal, wer da bei mir war. Männlein, Weiblein, Hund oder Katze. Mir wäre alles recht gewesen, nur um nicht aufwachen zu müssen. Als es sich jedoch bewegte, machte ich dann doch in einem Moment der Schwäche die Augen auf.

„Schlaf weiter,“ sagte Die zu mir und zog lediglich die Decke etwas weiter über uns. Also schloss ich wieder die Augen und verharrte in dieser angenehmen Wärme. Ja, dann war es eben Die. Es schockierte mich noch nicht einmal sehr. Seine warmen Hände strichen mir über den Rücken und streichelten mir sanft durch die Haare. Warum also, wenn ich mir sogar meines Traumes bewusst war, sollte ich mir Sorgen machen? Nein, diesmal würde ich eine Panikattacke nicht erlauben und einfach so aufwachen. Ich wollte es wissen! Ich hatte ja nichts zu verlieren und ergab mich meinem Traum.

Leider konnte ich nicht mehr schlafen und blinzelte ins Licht der Sonne. Meine rechte Hand lag auf seinem nackten Bauch und es fühlte sich wunderbar weich und warm an. Jedoch traute ich mir nicht zu sprechen. Warum sollte ich auch?

Doch dann rollte sich Die langsam und vorsichtig auf mich und küsste mich kurz auf die Lippen, bevor ich mich anlächelte. „Kannst wohl nicht mehr schlafen, wie?“

Ich schüttelte den Kopf leicht ohne große Regung. Ich sah ihn nur an und es war... schön. Mann hin oder her, aber die Vertrautheit und die Sicherheit, dass es nur ein Traum war, verliehen dem Ganzen ein wohltuendes Gefühl des Geliebtwerdens. Scheiß drauf, dass es keine Frau war!

„Dann sollten wir vielleicht aufstehen?“, schlug er vor und küsste erst meine linke, dann meine rechte Wange.

Wieder schüttelte ich den Kopf.

„Dir hat es wohl die Sprache verschlagen?“, fragte er dann mit einem kleinen Schmollmund.

Diesmal nickte ich.

„Hm...was machen wir denn da?“ Dies Lippen legten sich dann sanft auf meine und ich küsste ihn vorsichtig zurück. Man wusste ja nie bei Träumen wie diesem. Vielleicht wäre jeden Moment Schluss und es hatte ja gerade erst angefangen.

Mit dem Hauch einer Berührung neckten mich seine Lippen am Hals, übersäte meine Brust mit leichten Küssen und auf einmal spürte ich seine Hand in den tieferen Regionen meines Körpers. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir gar nicht bewusst gewesen, dass ich anscheinend komplett nackt war.

„Aaahh ja.“ War ich das gewesen? Sorry, aber Kao-chan gefiel das einfach zu gut – und das am frühen Morgen! Herrje!

Die schaute auf und grinste verstohlen, wobei er von mir abließ. „Sieht so aus, als könntest du wieder reden. Mission erfolgreich abgeschlossen.“

Ich schüttelte meinen Kopf wie besessen, diesmal ohne mir über meine übertriebenen Bewegungen Gedanken zu machen.

„Wie? Doch nicht?“ Die war ja so fies!

Wieder schüttelte ich den Kopf, bevor ich ihn einfach küsste. Voll auf die Lippen und mit Zunge! Er sollte gefälligst weitermachen, wo er aufgehört hatte. Das hier war mein Traum! Ich war der Bestimmer!

„Kao...“ Er lächelte mich lieb an, ein bisschen schneller atmend als zuvor. Haha! Da merkte er mal, wie gut ich wirklich küssen konnte! Und das war nicht nur im Traum so. Es war eine Tatsache, die aus hart erkämpften Kenntnissen und Fähigkeiten resultierte.

Die gab mir noch kurz einen Kuss auf den Mund, dann tauchte er ab. Ich fühlte seine Lippen überall auf meiner Haut und seine Hand, die sich regelrecht liebevoll um Kao-chan kümmerte. Fast zu liebevoll. Er konnte schon ein wenig doller. Ich war ja nicht alt und gebrechlich.

„Mmmh...“ Ich verbot mir weitere Geräusche, als dieses unterdrückte Aufstöhnen und presste kurz meine Hüften etwas näher an ihn. Das sollte er als Aufforderung verstehen und genau das tat er auch. Mein Held!

Dies Berührungen wurden fester, seine Bewegungen heftiger und schließlich und letztendlich machte er endlich auch Gebrauch von seinem Mund, was mich fast dazu brachte Sterne zu sehen. Heiß und feucht, so liebte ich das! Ja, mehr! War das gut. Ich biss mir auf die Unterlippe aus Angst, ich würde wieder irgendwelche Laute von mir geben, die Die dazu bringen könnten aufzuhören. Aber es gestaltete sich schwierig, denn mein Hirn folgte nicht unbedingt noch dem, was ich ihm zu sagen gehabt hätte, wenn ich denn noch das Vermögen zur Formulierung ganzer Wörter besäße. Go, Die-sama, go! Mehr! Mehr! Mehr! Gleich würde ich kommen.

„Ooohh!“ Ich warf meinen Kopf zurück, sicher, dass ich es nicht mehr länger aushalten würde.

„Kaoru?“

Was war denn los, verdammt? Träge richtete ich meinen Kopf auf, aber da war nur Die und der war gerade nicht in der Lage zu sprechen. Dieser Anblick versetzte mich nur noch mehr in Euphorie und wieder glitt mein Kopf zurück.

„Kaoruuu!“

Scheiße, Mann! Diesmal schaute ich schneller auf und mit einem gereizten Blick, aber noch immer war Die schmatzend mit mir beschäftigt. Irgendetwas was faul hier, das konnte ich spüren. Das und Dies Zunge! Hilfe! Ich bekam Probleme mich noch unter Kontrolle zu halten.

„Kaoruuu? Bist du zuhause?“

Das war mein Zeichen! Diese Rufe hatten nichts mehr mit meinem Traum zu tun. Das kam aus der Realität und das bedeutete nichts Gutes!

„Pennst du etwa noch?“

Aufstöhnend riss ich die Augen auf und setzte mich auf. Auf die Tür starrend, winkelte ich schleunigst meine Beine an, denn so ein Ständer ging nun mal nicht einfach weg, egal ob durch Traum oder Realität hervorgerufen. Und schon riss Die besagte Tür auf und hob die Augenbrauen verwundert.

„Du hast ja wirklich noch gepennt.“ Jetzt zog er eine Augenbraue nach unten, die andere blieb oben.

„D...Die...äh...ja...“ Gerade der kam mir jetzt recht! Was zur Hölle machte der hier und warum gerade jetzt? Die Temperatur meines Gesichts stieg und die Farbe konnte ich zum Glück nicht sehen. Wortfindung war ebenso ein großes Problem.

„Geht’s dir gut, Kaoru? Du siehst so... ungesund aus.“ Er legte seine Stirn in Falten und schien mit skeptischer Miene zu grübeln. „Hast du vielleicht Fieber?“

Er durfte auf keinen Fall checken, was hier gerade los gewesen war! „M...mir geht’s gut! Alles bestens... nur... äh, verschlafen... zu lange.“

Toll, also das mit der Wortfindung schien sich nicht zu bessern und ich kniff erst einmal fest die Augen zu, mir immer und immer wieder Konzentration befehlend. Als ich sie aufmachte, sah Die besorgt aus und ging einen Schritt auf mich zu.

„Bist du dir sicher? Nicht, dass du wieder—“

„Nein, nein, nein!“ Ich fuchtelte abwehrend mit einer Hand vor mir rum. „Es geht mir gut. Wirklich.“

„Ich weiß nicht...“ Der Lollipop war skeptisch bis zum Getno! Was tun also? Jetzt machte es sich bezahlt ein Leben als Leader zu führen. Souveränität und das Delegieren war meinen Stärke! Aufgepasst!

„Hör mal, Daisuke. Ich bin nur noch ganz verwirrt, weil du mich geweckt hast.“ Noch ein böser Blick plus einen Schmollmund und schon stiegen meine Aktien wieder. „Wie wär’s, wenn du schon mal in Küche gehst und Kaffee kochst. Ich zieh mir derweilen was an und komm dann nach. In Ordnung?“

Bitte, bitte, bitte! Ich sendete ein Stoßgebet gen Himmel, dass Die nur dieses einzige winzige Mal mir nicht mit den wie-, was- und wo-Fragen kommen würde.

„Ich soll dir wieder Frühstück machen, ne?“ Er verschränkte die Arme, aber lächelte. Positiv.

„Musst es ja nicht wieder übertreiben. Ein Semmel mit Nutella reicht mir auch,“ grinste ich zurück und spürte auch, wie meine Selbstsicherheit langsam wieder kam. In Schneckentempo, aber immerhin.

„Ist gut,“ sagte Die und drehte sich um. „Bis gleich.“ Dem Himmel sei Dank schloss er sogar die Tür hinter sich.

Eindeutig keine Zeit blieb mir mich zu ärgern, dass Die offenbar noch immer meinen Wohnungsschlüssel hatte. So eine Scheiße! Gedanklich fluchen konnte ich durchaus mal, nicht? Doch. Dann merkte ich etwas anderes. Kao-chan war nämlich nicht mehr im Geringsten in Erregung, was im ersten Moment positiv klingt, letztlich jedoch negative Auswirkungen gehabt hatte. Langsam hob ich die Bettdecke an und sah zwischen meine Beine. Klasse! So eine Sauerei. In der ganzen Aufregung hatte sich der Beste alleine seines Überdrucks entledigt. Das würde mir Die büßen!

Ich schlug mit der Faust auf die Matzratze, was nicht allzu viel brachte, aber da ich an Zeitmangel litt, konnte ich mir auch hierüber jetzt keine Gedanken machen. Blitzartig hüpfte ich aus dem Bett und zog das Laken und die Bettbezüge vom Bett und klemmte es mir vor die Lendengegend. Leise öffnete ich die Schlafzimmertür und schlich ins Badezimmer, wo ich die Wäsche samt meiner Unterhose in die Waschmaschine stopfte. 60°C dürften reichen. Gutes Mittelmaß zwischen Kochwäsche und Buntem. Ich nickte und zog mir das T-Shirt über den Kopf, bevor ich das Wasser in der Dusche anstellte.

„Hey Kao!“

„Waaaaa—!!!“, fuhr ich zusammen und wickelte mich kurzerhand in den Duschvorhang, als mein Herz kurz aussetzte und ich ins Dies Augen starrte.

„Willst du etwa auch noch duschen vor’m Frühstück? Kaffee ist fast fertig.“ Ganz gelassen sah er mich an, klang jedoch etwas verwirrt bei meinem Anblick.

Ich nickte und versuchte einen Satz zu formulieren. „Z...zwei Minuten...dann...ja.“

„Wie, zwei Minuten? Ach, egal,“ sagte Die kopfschüttelnd und kratzte sich am Bauch. „Ich wollt eigentlich nur sagen, dass die Filtertüten alle sind...“

Was? Filtertüten! Oh verfluchte Kacke! Darum kam er hier rein?! Mein Bösometer stieg. „Im Schrank rechts unten!“ Und mach, dass du dich verpisst, schrie ich in Gedanken nach.

„Dort sind noch welche?“

„Ja,“ knirschte ich durch meine linken Backenzähne und verlor langsam Geduld und Verstand.

„Alles klar,“ nickte er und wollte gehen, aber drehte sich noch mal um und zeigte mir dem Finger auf mich. „Du musst dich echt nicht schämen, Kao. So klein ist er nicht.“

Dann war er weg, die Tür zu und ich stand mit weit aufgerissenen Augen da und wusste mal wieder nicht, was ich denken sollte. Häää???
 

Nach meiner kurzen, jedoch wirkungsvollen kalten Dusche zog ich mir was an und ging in die Küche, wo Die bereits dasaß mit einen Schokoladenbart.

„Mit der Nutella siehst du richtig männlich aus,“ brummte ich ihn an, noch immer etwas sauer über den ‚so klein ist er nicht’-Spruch.

Mit den Fingern tastete er seine Lippen ab und grinste, als er merkte, dass er überall Schokolade darum hatte. Ich kniff die Augen zu bei der Sicht. Nicht wegen der Schokolade, aber als seine Fingerspitzen seine agilen und weichen Lippen umspielten, fast wie in meinem Traum... Ich schüttelte den Kopf, damit ich nicht wieder rot anlaufen würde.

„Hab ich dich aus irgendwelchen süßen Träumen entrissen oder warum bist du so gereizt heute?“, fragte er, als ich mir grummelnd eine Tasse Kaffee nahm und mich setzte.

Er konnte sich das gar nicht vorstellen, warum ich gereizt war. Und ich konnte ihm kaum in die Augen sehen, also vermied ich es.

„Bist du sauer auf mich wegen dem Spruch vorhin im Badezimmer? Okay, sorry, war doch nur Spaß, Mann.“ Die seufzte und sah richtig niedlich aus dabei.

Ich schlug mir gedanklich vor die Birne und verbot mir weitere solcher Gedanken. „Was weißt du schon!“

„Ich weiß, dass du dich heute merkwürdig benimmst. Das weiß ich. Tust grad so, als hätte ich dich noch nie nackt gesehen.“ Jetzt kicherte er auch noch. Nicht zu fassen! Der machte sich über mich lustig.

„Du hast mich eben erschreckt, baka!“ Ich warf ihm ein Semmel gegen den Kopf.

„Aua.“ Er rieb sich die Stelle schmollend. „Tut mir ja leid, sorry.“

„Hm.“ Ich sah wieder von ihm weg, bevor mich wieder die Scham packen würde. „Was machst du eigentlich hier?“

„Ich? Ja, also, eigentlich habe ich gute Nachrichten. Erinnerst du dich an die Frau, von der ich dir erzählt hab? In dem Club. Die, die meinte, du würdest zuviel trinken.“

Ein Bild hatte ich nicht von ihr im Kopf, aber dennoch erinnerte ich mich an Dies Erzählung. „Ja, und?“

„Der hatte ich meine Nummer gegeben, falls sie es sich anders überlegt und jetzt rate mal, wer heute Morgen bei mir angerufen hat?“ Die grinste von einem Ohr zum anderen.

„Sie?“ Mir leuchtete noch nicht ein, was sie wollte. Ein Date mit Die vielleicht? Obwohl ich positiver denken wollte, konnte ich einfach nicht. So war ich eben.

„Jaaa-ha, und sie will dich jetzt doch kennen lernen. Hier, ihre Nummer.“ Er schob mir mit einem fetten Grinsen im Gesicht ein Zettelchen zu, auf dem eindeutig eine Nummer stand. „Ich wollte deine nicht weggeben. Man weiß ja nie, deshalb hab ich ihr gesagt, du würdest sie heute anrufen. Na? Sind das gute Neuigkeiten oder gute Neuigkeiten?“

Mein Blick haftete auf dem kleinen Zettelchen auf dem Tisch und ich versuchte Worte zu finden, die das ausdrückten, was ich gerade dachte. Vielleicht fiel mir genau deshalb nichts ein, denn ich war mir nicht sicher, was ich dachte. Auf jeden Fall war Dies Geste nett gemeint, so viel war sicher. Ich sollte dankbar sein. „Ja, danke.“

Es war noch früh am Morgen, nur mal als Verteidigung für meine kurze Antwort.

„Ein bisschen mehr Begeisterung könntest du schon zeigen. Du sollst doch optimistischer sein. Ruf sie an, geh mit ihr weg, und wenn es passt, ist gut. Wenn nicht auch. Hauptsache kein Stress, verstehst du?“

„Ja ja,“ hieß so viel wie ‚leck mich am Arsch’. Er konnte nicht verstehen, was in mir vorging. Wie auch? Ich hatte mir gerade noch im Traum einen von ihm blasen lassen und jetzt sollte ich mich mit einer Frau verabreden, wo ich doch erst immer nicht so gut damit klar kam. Verabredungen?! Haaach, das nervte. Aber ich wollte doch eine Frau, eine Freundin, eine im Bett, wie auch immer, oder? Wollte ich das? So war der letzte Stand der Dinge, soweit ich mich erinnern konnte. „Kommst du mit?“

Die grinste. Mann, ja, ich war inkompetent, was Verabredungen anging. Was sollte die Heuchelei? Man konnte ja nicht auf jedem Gebiet ein Meister sein. „Wohin?“

Die, oh Die. Auf der Leitung stehen konnte er prima! „Na, wenn ich mich mit ihr verabrede, dann kommst du doch mit, oder? Vielleicht hat sie eine hübsche Freundin...“ Meine Stimme verblasste beim Anblick von Dies mitleidvollem Gesichtsausdruck. Bravo. Loser schrieb man noch immer mit L. Den Buchstaben sollte ich mir merken.

Die schüttelte den Kopf. „Da musst du schon selber durch.“

„Biiitte, Die!“ Meine Hände faltend, flehte ich ihn an. „Bitte, bitte, bitte!“

„Lass das, Kaoru,“ sagte er fast zickig, bevor er seufzte. „Für dich würde ich das sogar tun, aber ich kann nicht mit.“

„Warum nicht?“ Durchdringend Blick, Fragezeichen in den Pupillen, skeptisch hervorgeschobene Unterlippe.

„Man, kuck’ nicht so!“, quietschte er und ließ die Schultern hängen. „Ich muss zum Mittag bei meinen Eltern sein, weil meine kleine Schwester ihren Verlobten mitbringt. Und da ich dummerweise gerade ‚Urlaub’ habe, komme ich nicht darum herum.“

Seufzend stand er auf und holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank. Was für die einen Schokolade, war eben für andere das zuckerhaltige Koffeingetränke.

„Und wann kommst du wieder?“ Mir schlotterten die Knie. Dies Abwesenheit bedeutete im Klartext Folgendes: Ich müsste mich mit einer fremden, weiblichen Person treffen ohne jegliche Unterstützung. Es sei denn, Die wäre heute Abend wieder da.

„Morgen leider erst.“ Meine Hoffnungen gingen den Bach hinunter. Einziger Trost war Dies bedeppertes Gesicht, denn der hatte anscheinend keine große Lust auf Familienfeier. „Weißt doch, wie das läuft. Schwester hat neuen Stecher und alle werden eingeladen. Und wenn Mama sagen kann, dass der olle Daisuke auch kommt, sind sie nicht mehr zu bremsen. Vor allem mein Schwager, der Trottel, der ständig irgendwelche dämlichen Witze reißt. Und dann noch Tante Mei mit ihren hochbegabten Zwillingen, wo eine dämlicher aussieht als die andere... Ach Kao, da wäre ich echt viel lieber bei dir.“

Ich musste lächeln. Das hatte er aber lieb gesagt. „Das echte Leben ist schon scheiße,“ witzelte ich sarkastisch und schenkte ihm so etwas wie mein Aufbaulächeln, das zwar müde wirkte, jedoch genug Sympathie ausstrahlte um Leute aufzupäppeln.

„Tja,“ seufzte Die und stand auf, indem er sich auf der Tischplatte abstützte. „Ich zieh dann auch besser mal los, wenn ich rechtzeitig bei meiner Family sein will.“

Ich nickte. Was blieb mir anderes übrig? Ihn davon abhalten? Das hatte ich ja bereits versucht. Erfolglos. Alles scheiße hier.

„Mach’s gut, Kaoru.“ Er klopfte mir kurz auf die Schulter und zog sich seine Schuhe an. Ordentlich im Sinne von Anstand war er, das musste ich ihm lassen. „Du packst das schon mit dem Mädel.“

Noch einmal erwiderte ich das lediglich mit einem Nicken. „Also dann, Die. Fahr vorsichtig, ja? Und grüß deine Eltern von mir.“ Seine Eltern waren nett, nicht so wie meine. Der Rest seiner Familie war allerdings nervend. Zwei seiner Schwestern hatten mich schon einmal derb angebaggert und versuchten mir eine Dauerwelle zu machen. Verschissen.

„Wird gemacht, Chef.“ Und salutierend verabschiedete sich Die aus meiner Wohnung.

Ach, Mist! Er sollte mir doch meinen Schlüssel wiedergeben. Hach, drauf geschissen. Mir war nicht nach Fluchen. Vielmehr nach Seufzen. Ich zündete mir eine Kippe an und stützte meinen Kopf in meine Hand, den Ellbogen auf dem Tisch. Warum fühlte ich mich gerade wie in einem Tief? Da lag sie doch, die Nummer zu meinem Glück.

Ich wand den Blick vom Zettel auf den Küchenschrank. Ablenkung tat gut.
 

Was sollte ich also machen mit dem angebrochenem Tag? Ich fing damit an, die Küche aufzuräumen und mal durchzuwischen. Sauberkeit und Ordnung waren unerlässlich in meinem Haushalt. Den Zettel mit der Telefonnummer der Frau hatte ich mir in die Hosentasche gesteckt und vorerst ignoriert. Ich war noch nicht bereit anzurufen.

Als ich mit der Küche fertig war, setzte ich mich auf mein Sofa und zog eine durch. Die Balkontür stand offen und ich starrte in den Horizont. Ob Die wohl schon angekommen war? Hm, vielleicht. Eigentlich sollte ich ja auch mal raus und frische Luft tanken. Aber, ach Mist, ich hatte ja die Balkontür offen, kam doch genug Luft rein. Mein Blick fiel auf den Wohnzimmertisch mit dem Notenblatt. Unser Song... Das war die Idee!

Ganz schnell packte ich meine Gitarre in den Koffer, das Blatt faltete ich sorgsam und steckte es in meine Jacke, dann zog ich mir noch Schuhe an und schnappte die Autoschlüssel, bevor ich unrasiert das Haus verließ. Das war Absicht, denn ich fuhr geradewegs zum Studio. Je mehr Bartstoppeln im Gesicht war, umso geringer war das Risiko von irgendjemandem erkannt zu werden.

Normalerweise würde das Studio der Band heute den ganzen Tag zur Verfügung stehen. Da ich aber offiziell Urlaub verordnet bekommen hatte und somit ganz Dir en grey eine kleine Pause machten, war auch der Tontechniker Schrägstrich Produzent nicht da. Wer außer ihm hatte wohl noch einen Schlüssel? Richtig. Ich!

Es kümmerte mich einen Dreck, dass ich doch eigentlich nicht arbeiten sollte. Ich war schließlich Künstler und als ein solcher musste man dann arbeiten, wenn man inspiriert war und nicht, wann es einem von einem Scharlatan erlaubt wurde. Außerdem war mir barbarisch langweilig allein zuhause. Offensichtlich kratzte es auch niemanden. Kyo lag wahrscheinlich den ganzen Tag im Bett und Shinya tätschelte seinen Wauzi. Sicher, ich hätte andere Freunde oder Bekannte anrufen können, oder vielleicht sogar das Mädel aus dem Club, aber momentan brauchte ich erst einmal etwas ganz anderes: Musik.

Das Auto parkte ich eine Straße weiter, nur um sicher zugehen. Dann lief ich zum Eingang des Studios. Ich schloss die Eingangstür wieder hinter mir ab und schaltete lediglich das Licht in den Aufnahmeräumen an. Lichter im Flur blieben aus. Es sollte ja keiner wissen, dass ich hier war. Ich schaltete dann den PC ein und packte die Gitarre aus und das Notenblatt. Dann machte ich mich an die Arbeit.

Nach nur knapp einer Stunde hatte ich alle Noten im PC. Idealer Ausgangspunkt um eine Melodie für den Gesang zu testen. Zwar hatte ich keinen Text, aber mit der Melodie würden sich vielleicht die Worte noch finden. Zur Not musste das dann eben doch Kyo machen. War ja auch sein Job. Es vergingen Minuten, Stunden und eine Schachtel Zigaretten, bis ich endlich fertig war und zufrieden mit dem Endprodukt. Ich lehnte mich zurück, steckte mir die letzte Kippe an und ließ den Song ablaufen.

Genial. Zufrieden lächelte ich in mich hinein. Dann machte mein Körper ein seltsames Geräusch. Scheiße! Ich hatte vergessen zu essen! Und nun? Pflichtbewusst, wie ich war, hatte ich ein schlechtes Gewissen, denn es standen genau noch zwei Aufgaben auf meinem Plan: essen und das Mädel anrufen. Ich musste es tun. Nein, nicht essen, sondern die Frau anrufen. Wenn Die zurück käme und ich hätte das nicht getan, wäre ich ein kompletter Versager und Die sicher enttäuscht. Vielleicht würde er mich auch auslachen. Dieser Pein wollte ich mich nicht ergeben, und weil ich gerade gut drauf war, holte ich mein Handy und den Zettel aus der Hosentasche. Dann wählte ich die Nummer.
 

„Moshi moshi?“ Ihre Stimme klang schon mal ganz nett.

„Hallo, hier ist Kaoru. Aus dem Club letztens. Du hattest meinem Kumpel deine Nummer gegeben...“ Was noch? Ich kam mir jetzt schon doof vor.

„Oh ja! Klar, der Rothaarige, richtig? Dann hat er dir meine Nummer gegeben, das ist schön,“ erwiderte sie freudig, was mir ein wenig Selbstvertrauen gab.

„Genau der. Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, mit mir was trinken zu gehen?“

„...“ Sie sagte gar nichts! Oh verdammt. Trinken war nicht gut. Jetzt dachte sie sicher wieder, ich wäre ein Alkoholiker.

„Einen Kaffee oder so. Oder vielleicht was essen, wenn du möchtest? Dann lad ich dich ein.“ Das nenne ich doch mal ein Angebot! So etwas machte ich nicht jeden Tag. Was tat man nicht alles, um nicht als Depp dazustehen und endlich eine Frau an seiner Seite zu haben.

„Heute?“, fragte sie.

„Ja, nachher. Ich hol dich ab,“ schlug ich vor und bemerkte nicht einmal, dass ich noch gar nicht nach ihrem Namen gefragt hatte.

„Also gut,“ willigte sie ein und gab mir ihre Adresse durch.

Dann legten wir beide auf und ich fing an zusammen zu packen. Das Date musste ich jetzt ganz allein hinbekommen, nur blieb mir eigentlich keine Zeit nervös zu werden. Ich hatte jetzt alle Hände voll zu tun, das Demo noch schnell zu brennen und mich dann aus dem Staub direkt in mein Badezimmer zu machen. Ging auch ganz flott. Schon kurz darauf stand ich fertig rasiert vor dem Spiegel und ließ meine Finger kurz über mein Kinn gleiten. Die Stoppeln dort hatte ich nämlich dran gelassen, ätsch! War zwar noch nicht wieder mein heißgeliebtes Ziegenbärtchen, aber ich würde es schon wieder züchten, hegen und pflegen und so zu neuem Glanz verhelfen. Nach der Pleite der letzten Tage war es mir nämlich egal, ob die Weiber mich nun mit oder ohne besser fanden. Selbst Die hatte gesagt, ich hätte schließlich Selbstbewusstsein, nur dass ich zu skeptisch wäre. Folglich musste ich mir gefallen. Alles andere würde sich ergeben. Und wenn nicht, könnte ich damit auch leben! Yup.
 

Pünktlich 18 Uhr stand ich vor dem Häuschen, in dem sie wohnte und betrachtete mich noch einmal im Rückspiegel. Ich hatte die gleichen Sachen wie gestern an, da ich keinen Plan hatte, was sonst noch gut aussah. Die hatte es gefallen, also.

Dann kam sie raus. Kürzer ging der Rock wohl nicht? Man konnte mich ja in gewisser Weise altmodisch nennen, was das anging, aber zu einem ersten Date sollten Frauen sich nicht wie Nutten anziehen, oder?

„Hallo,“ sagte sie und stieg gleich ein und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Mein Name ist übrigens Tomoko.“

Erst küssen, dann Namen sagen, was für eine Reihenfolge! Von mir aus. Vorurteile konnte ich mir doch eigentlich kaum leisten, also ließ ich es noch einmal durchgehen. „Wo möchtest du gerne essen?“

Wie immer hatte ich keine Ahnung, wohin ich mein Gefährt lenken sollte. Ich aß selten auswärts. Ausgehen war eben eine Rarität in meinem Leben. Warum heucheln?

„Ich hätte furchtbaren Hunger auf Italienisch, du auch?“

Na, zumindest wusste sie, was sie wollte. Ich nickte, startete den Motor und wollte gerade auf die Straße fahren, als mir etwas einfiel.

„Wo gibt es hier in der Gegend einen Italiener?“
 

Die Italiener-Frage konnten wir Gott sei dank klären und ich chauffierte uns direkt zu einem recht nett gelegenen Restaurant in der Stadtmitte. Es war etwas schwierig einen Parkplatz zu finden, aber nachdem ich auch das gemeistert hatte, konnten wir endlich zum gemütlichen Teil das Abends übergehen. Tomoko und ich bestellten Pasta und unterhielten uns danach, wobei sie den größter Teil des Gesprächs übernahm. Sie hatte mir von ihrem Job als Kassiererin erzählt, der nur vorübergehen wäre, nachdem sie ihr Studium abgebrochen hatte um Model zu werden, was aber leider nicht geklappt hatte und nach ein paar Statistenrollen beim Film hatte sie beschlossen, sich voll und ganz auf eine Karriere beim Film zu konzentrieren.

Mein Latte Macchiato schmeckte wie die Füße meiner Oma und ich fragte mich, ob Die wohl sicher angekommen wäre bei seinen Eltern und ob er daran gedacht hatte, sie von mir zu grüßen. Vielleicht hätte ich einfach mitfahren sollen?

„Kaoru?“

„Hä? Ja, was?“ Ich sah Tomoko mit großen Augen an. Hatte sie etwas gesagt?

„Hörst du mir überhaupt zu?“ Jetzt schaute sie leicht beleidigt aus und es war mir durchaus etwas peinlich, aber nicht viel zum Glück.

„Doch, doch, ich hör dir zu. Ich drück dir die Daumen für den Durchbruch im Filmgeschäft.“ Ich lächelte, wie ich meine Fans anlächelte, denn da wusste ich wenigstens, dass sie mir gefügig waren und für ein Stückchen Leader-sama alles geben würden.

„Vielen Dank, ich wusste, du glaubst an mich!“ Grinste sie jetzt? Oh ja, tat sie. Himmel, mit den Zähnen wollte sie zum Film. Viel Spaß auch. „Was machst du eigentlich so, Kao?“

Wir waren schon bei Kao? Eigentlich erlaubte ich das ja nur engen Freunden. Ach, egal. Sollte sie mich doch nennen, wie sie wollte. Freundinnenpotenzial hatte sie eh keines, höchstens ein One-Night-Stand.

„Ich...“ Kurz überlegen. Es war nicht unbedingt einfach eine passende Berufsbezeichnung zu benennen, ohne dass ich als überheblich erschien. „Ich bin Musiker.“

„Oh, ah ja. Und was machst du so für Musik?“ War ja klar. Diese Frage kam meistens im Anschluss.

„Rockmusik. In einer Band zusammen mit Die und ein paar anderen.“ Anscheinend kannte sie Dir en grey nicht, was zwar selten vorkam, aber ich als positiv erachtete.

„Cool,“ lächelte sie und nickte freundlich mit gespielter Begeisterung. Ob Schauspielerin wirklich das Richtige für sie war? „Aber doch nicht in so einer Visual Kei Band, oder?“

Moment mal, was hatte sie denn bitte gegen Visual Kei? Einige der bestens Bands Japans waren dem Visual Kei Genre entsprungen und noch heute große Stars – so wie Dir en grey eben auch, nur dass wir nicht mehr in Korsetts und dergleichen herumliefen. Weiterentwicklung und so Kram. Jahrzehntelang das selbe Aussehen war schädlich, das wusste ein guter Bandleader, auch wenn es viele Fans nicht verstanden. Zurück zu Tomoko – wie war noch gleich ihre Frage?

„Nicht mehr, nein.“ Oh, jetzt klang meine Stimme schon etwas mürrisch. Ich gelobte mich zu bessern. Wahrheit oder Pflicht? Ich entschied mich für beides. „Kennst du Dir en grey?“

„Dir en grey? Sag bloß, die kennst du!“ Ihre Stimme erklang drei Oktaven höher und ich hätte mir beinahe die Ohren zugehalten, wenn ich nicht so bedeppert gewesen wäre, weil sie dachte, ich kannte Diru. Ich war Diru! So eine Dooftröte!

„Mein Exfreund war ein Riesenfan von Dir en grey,“ plapperte sie auf einmal darauf los, noch bevor ich ihr überhaupt ihre Frage hatte beantworten können. Also nahm ich einen tiefen Luftzug und steckte mir eine an, bevor ich mich zurücklehnte und versuchte zuzuhören.

Das Exfreund-Thema war ja schon schlimm genug, aber langsam erschloss sich der Kreis zu einem wahren Alptraum. Tomokos Exfreund war anscheinend Filmproduzent im Über-18-Genre und hatte ihr vorgeheuchelt, sie sei der geborene Star. Angetan davon Filmstar zu werden, erhoffte sie sich dadurch eigentlich nur wieder die Zuneigung dieses Typen, der mit ihr nach ein paar Monaten Schluss gemacht hatte.

„...und dann hat er mich wegen ihm verlassen,“ beendete sie ihren Satz und ich wollte eigentlich die Chance nutzen ihr zu sagen, dass ich gehen wollte. Leider stockte mir der Atem.

„Ihm?“ Das machte mich neugierig.

„Ja, wegen eines Kerls. Ich hätte es ja gleich wissen müssen. Einer, der für Dir en grey und andere Visual Kei Bands schwärmt, kann doch nur schwul sein.“

„Herr Ober? Wir wollen zahlen!“ Ich winkte mit der Hand wie ein Bekloppter nach dem Kellner. Vorurteile hatte sie ja keine, oder? Ich hatte meine eigenen bereits gewaltig zurückgeschraubt und trotzdem keinen Gefallen an ihr gefunden. Jetzt reichte es aber langsam. Sie beleidigte mich, meine Fans und alle Homosexuellen dieses Planeten. Nein, aber mit so einer wollte ich noch nicht mal ins Bett oder auf die Rücksitzbank eines japanischen Mittelklassewagens.

Schweigend brachte ich sie Heim und wartete darauf, dass sie sich aus meinem Auto verpisste, quälte mir sogar ein Lächeln ab. „Also dann... mach’s gut.“

„Ja, du auch. Es war ein netter Abend, nicht wahr, Kaoru?“

Zum Kotzen. „Mmh.“ Und jetzt raus hier!

„Tja, also dann...“ Sie lächelte. Mein Blick fiel auf ihre Hand am Türknauf. Warum machte sie denn nicht auf? Ich fing an zu Schwitzen.

Zu spät. Plötzlich beugte sie sich zu mir rüber und steckte mir ihre Zunge in den Hals. Igitt. Hilfe! Ich glaubte zu ersticken. Lass mich los, Luder! Dann ließ sie ihre Hand über meinen Oberschenkel gleiten. VERGEWALTIGUNG! Zuckend fuhr ich zusammen, packte ihr Handgelenk und schob sie von mir.

„Langsam, ja?“ Und was sagte man da sonst noch? Solche Situationen hasste ich. Wie sollte man Taktgefühl bewahren? „Ich... ich ruf dich wieder an, okay?“

Dann strahlte sie und ich hatte fast Mitleid. War es denn nicht offensichtlich, dass ich kein Interesse an ihr hatte? Och, Mädel.

„Okay dann. Gute Nacht, Kaoru-chan. Baibai.“

Dann stieg sie endlich aus, winkte noch einmal kurz und ging ins Haus. Ich hingegen wischte mir erst einmal ihren Speichel aus dem Gesicht. Pfui. Das musste ich dringend reinigen. Innerlich sowie auch äußerlich. Aber zuerst innerlich.
 

Ich trat auf das Gaspedal und stoppte erst wieder, als ich vor der Bar von gestern stand. Keine Ahnung, warum ich gerade hier anhielt. Hier hatte ich schließlich Sayuri erzählt, ich sei mit Die zusammen. Warum also wollte ich gerade hier Zeit verbringen, wo man mich für stockschwul hielt? Möglicherweise zum Zwecke der Seelenreinigung, denn dank Tomoko hielt ich mich für ein Mitglied einer Homophobikersekte und das war ja nun wirklich nicht so.

Langsam schleppte ich mich an die Bar und bestellte einen Kaffee. Da ich nicht trinken wollte, hoffte ich, dass das Koffein die letzten Speichelrückstände dieser Person aus meiner Kehle terminierte. Kaffee trocknete aus, das wusste jeder.

Wann hatte meine Leben eigentlich angefangen so beschissen zu laufen? Das einzige Date war ein riesiger Reinfall und das, was mich normalerweise aufmunterte, hatte ich auch nicht. Ich sprach von der Arbeit. Ja, genau. Denn eigentlich würde ich gerade todmüde ins Bett fallen nach zwölf Stunden Aufnahmen und Proben, Änderungen und neuen Aufnahmen. Aber nee!?

Wie war diese Tomoko-Frau eigentlich dazu gekommen mich Kaoru-chan zu nennen? Ich war doch nicht ihr Freund! In welchem Film lebte die denn? Ein Treffen und schon tat sie so, als wären wir über beide Ohren ineinander verliebt! Dabei wollte sie doch eigentlich ihren Ex. War ihr das überhaupt bewusst oder war das nur mir aufgefallen? Oh weh...

Ich seufzte und nahm einen etwas längeren Zug von meiner Zigarette. Ob Die wohl auch so einen beschissenen Abend hatte? Dem wurden vielleicht die Ohren abgekaut von seinem Schwager. Armes Die. Na, geschah ihm ja eigentlich recht. Es war schließlich seine Schuld, dass ich mich mit der Tussi da getroffen hatte. Wir hätten tauschen sollen. Die wäre mit dieser Tomoko ausgegangen und ich wäre zu seinen Eltern gefahren. Nein, so gemein war ich auch nicht. Die hätte ich niemals dieser Frau ausgeliefert. Er hätte mir viel zu leid getan. Dann wären wir eben beide zu seiner Familie gedüst. Seine Mama hatte sicher wieder gebacken und würde mir noch Plätzchen für vier Wochen mit nach Hause geben. Seine Schwestern würden zwar nerven, aber mir doch unendlich lange erklären, wie toll ich doch war. Das hörte ich gern! Und Dies Vater... also der würde wohl eher wieder versuchen mich darüber auszuquetschen, welchen Sport ich am liebsten mochte oder welche Politiker ich gerne umbringen würde. Das war noch nicht einmal unangenehm, denn Dies Vater war wenigstens witzig und ein netter Gesprächspartner. Na, irgendwoher musste Die das ja haben...

„Kaoru!“

Was? Ich schaute auf und da stand Sayuri hinter dem Tresen und sah mich an.

„Oh, hi... Sayuri.“ Ich lächelte sie kurz an – anders konnte man auch nicht. Sie sah immer freundlich aus.

„Alles in Ordnung? Du siehst so in Gedanken aus,“ fragte sie, während sie ein paar Gläser spülte.

„Ja sicher, alles bestens,“ log ich, denn gar nichts war bestens, sonst wäre ich nicht allein in einer Bar, sondern würde gerade einen Orgasmus haben.

„Bist du allein hier? Wo ist dein Freund?“ Besorgt klang sie, wow. Neugierig war sie trotzdem.

„Die? Der ist auf Besuch bei seiner Familie.“ So war es ja auch, Definition Freund hin oder her.

„Ohne dich?“

Jackpot. Die Frage traf genau da, wo es weh tut. Ja, verdammt, ohne mich! Aber ich gehörte ja auch nicht zur Familie, richtig? Anscheinend dachte das aber Sayuri. Es erschien ja auch logisch, dass ich als sein Freund zur Familie gehörte.

„Ja, ohne mich,“ gab ich also monoton zurück.

Doch Sayuri lächelte auf einmal so... lieb und... mitleidig. „Du vermisst ihn, was?“

Scheiße noch mal. Das war schon wieder so eine Frage! Man konnte Die als Kumpel bezeichnen, was der Wahrheit entsprach, oder man konnte lügen und sagen, er wäre mein Freund. Das kam alles auf ein und dasselbe hinaus: dass ich ihn vermisste. Das stimmte nämlich.

Gequält von meiner Einsicht zwang ich mir ein Lächeln ab und nickte. „Yup.“

Plötzlich stellte Sayuri vor mir ein Gläschen mit einem durchsichtigen Getränk ab. Es sah sehr verdächtig aus, vor allem mit der Zitronenscheibe obendrauf.

„Geht auf’s Haus,“ sagte sie und goss sich selbst einen hinter die Binde.

„Ich... ich muss noch fahren,“ wehrte ich ab, doch eigentlich war ich schwach. Ich wollte mich endlich meinem Selbstmitleid ergeben. Und der Tatsache, dass ich meinen Kumpel, Freund, Lover, Kollegen, Was-auch-immer vermisste! Also hob ich das Glas mit einem „Scheiß drauf“ und trank es leer. Yeah!

Nach dem x-ten Tequila hörte ich dann auch auf zu bechern. Ohne Bier dazu zu trinken, war es auch gar nicht schlimm und ich noch nicht betrunken, nur etwas heiterer als zuvor. Ich machte mir keine Sorgen mehr und dachte auch nicht mehr nach. Genau der richtige Level. Ich bezahlte meine Drinks und fuhr nach Hause.
 

Als mein linker Scheinwerfer unsanft Kontakt mir der Straßenlaterne machte, wusste ich, dass ich fertig war mit Einparken und ich kletterte aus dem Auto. Gut, ich hätte auch in die eigens dem Haus zur Verfügung stehende Tiefgarage fahren können, aber genau dieser Zufahrt stand eben gerade diese Laterne im Weg. Das war mir aber Jacke wie Hose und nachdem ich die Autotür zugeschlossen hatte, machte ich mich auf in meine Wohnung.

Ach ja, wie gemütlich es doch zuhause war! Ich stolperte geradewegs ins Wohnzimmer und ließ mich auf das Sofa fallen. Hier war es doch am Schönsten!
 


 

Ende Kapitel Fünf.
 


 

Ich brech mal hier ab... muss noch sooo viel Schreiben.^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  AlmightyKai
2008-10-17T11:37:52+00:00 17.10.2008 13:37
Tomoko is ja nen Bild von Frau *drop*
pösäs Mädchen *ihr mal den Hintern versohl*
die is doch doof, und armes Kao musste sich nen Abend mit ihr rumplagen -.-
Aber dafür hat er ja bald DAAAIII *anstrahl*
Von:  Tetsu
2006-12-13T18:11:57+00:00 13.12.2006 19:11
Und wieder ein absolut geniales Kapitel *_____________*~~~
Kao kann einem wirklich leid tun >.<
Diese Tomoko ist ja echt doof T__T

Putzig, dass Kao Die vermisst <3
Von: abgemeldet
2006-09-11T08:43:48+00:00 11.09.2006 10:43
Kao is rabu~~~
*/////*
Von:  Froda
2006-09-08T20:56:19+00:00 08.09.2006 22:56
Wie brech einfach ab???!!
Du kannst doch nicht aufhören! Ich will weiterlesen.
*Schulter zuck*
Naja. Da kann man nichts machen.
Mir gefiel das Kapitel auf jeden Fall wieder sehr gut.
Armer Kaoru. Mit der Frau hat er ja voll en Griff ins Klo gemacht.
Von:  _Domestic_Fucker_
2006-09-07T19:02:01+00:00 07.09.2006 21:02
Muss ich noch viel Kommentar geben??
Einfach nur zu geil!!!!!
*nich mehr einkrieg*
Dein schreibstil is so genial!!
Und ich freu mich jedes mal wieder!!!!!
=^___^=
*knuffels*
Von:  Salamander
2006-09-07T17:36:19+00:00 07.09.2006 19:36
Ahhh... armer, armer, frustrierter Kao!*lach* Er ist einfach zu niedlich!^^

Nya, ich fands wie immer klasse!*nod* Und ich freu mich schon sehr auf das 6. Kapitel!^^
Von:  JesterFall
2006-09-07T16:56:07+00:00 07.09.2006 18:56
1te!!!
-rumgröl-
öhm ja xDDD
endgeil, was soll ich sagen???
ECHT PERFEKT!!
wie ich doch diese Fic liebe x333
schnell weiter schreiben ja?
-drückz-


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