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Festhalten

if all wishes could come true
von

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Part 94 - It's not too late

Chapter 94 ~ Not too late
 

Tell me how you've been,

Tell what you've seen,

Tell me that you'd like to see me too.
 

'cause my heart is full of no blood,

My cup is full of no love,

Couldn't take another sip even if I wanted.
 

But it's not too late,

Not too late for love.
 

My lungs are out of air,

Yours are holding smoke,

And it's been like that for so long.
 

I've seen people try to change,

And I know it isn't easy,

But nothin' worth the time ever is.
 

And it's not too late,

It's not too late for love,

For love,

For love,

For love.
 

~~~ Not too late by norah jones ~~~~~
 

Anmerkung: So, zu Weihnachten!!! Für alle, die so treu warten: Es geht weiter, die Autoren sind nur unglaublich verplant was betan etc angeht! Aber die Geschichte ist meist schon gut 20 Kapitel im Vorraus geschrieben. Wo wir beim zweiten Thema wären: Pustekuchen auf die 100. Wir kommen wohl was drüber und laden euch gerne ein weiter dabei zu sein XD;
 

Frohe Weihnachten! Nächster Teil ist gleich hintendran, k.A. ob die gleichzeitig freigeschaltet werden! Versprochen! Es sei denn das Magnetfeld der Erde dreht sich um und alle technischen Geräte funktionieren nicht mehr!
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Grummelnd lief der Krieger durch das nervige Getummel... dass es hier so nahe an der Front noch eine Stadt gab, eine so belebte und fast sorglose noch dazu, damit hatte keiner von ihnen gerechnet. Aber es war gut, denn so hatten die Verletzten die Gelegenheit sich auszuruhen und erst mal eine Pause.
 

Einige der Krieger erkundeten gerade die Stadt und waren, so wie er, auf einem dieser riesigen Märkte gelandet... Eine ganze Weile war er einfach nur hier herum geirrt, bis er an einem der Stände stehen blieb, die tatsächlich sein Interesse weckten. Hier gab es alle möglichen Arten von alten und gebrauchten Schwertern und auch solche, die man normalerweise nicht unbedingt so leicht ergattern konnte. Eingehend besah er sich das Angebot des Verkäufers... er selbst hatte zwar das Schwert aus Eis, aber Hayato würde sich bestimmt über ein echtes Schwert freuen... es sollte nicht gerade ein großes sein und nicht all zu scharf... aber die Schwerter hier schienen alt zu sein und damit nicht mehr all zu fähig... zum Üben jedoch eigneten sie sich bestimmt perfekt... und ein außergewöhnliches Aussehen hatten sie auch.
 

Kurogane griff nach einem der kleineren Schwerter und strich konzentriert darüber... er hatte zwar nicht viel Geld dabei... aber für so ein altes Schwert würde es doch sicher reichen.
 

~~~~~~~~~~
 

Auch der Hofmagier der ceresianischen Armee lief staunend über den Markt. Die Sonne brannte, dennoch trug er seinen Umhang mit der Kapuze, denn er durfte nicht erkannt werden. Diese Aufmachung war auch nicht all zu ungewöhnlich, denn die Vampire vertrugen schlecht Sonnenlicht und so waren sie fast nur von ihrer Kleidung von den Menschen zu unterscheiden. Es war wirklich unglaublich... in dieser Stadt lebten Vampire und Menschen relativ friedlich zusammen... ganz Japan befand sich im Krieg und hier gab es einen Markt. Marktgeschrei, Gerede, Kaschemme. Nur in der Ferne war Rauch zu sehen.
 

Natürlich bemerkte Fye, dass sich die Bewohner misstrauisch gegenüberstanden und er war auf seiner Streiftour auch durch Viertel gekommen, in den nur Vampire wohnten: Noch mehr überraschte es ihn, dass es so viele gab, die sich von dem Bann, der sie rasend machte, befreit hatten. Das erleichterte den Magier. Er wusste nicht wer ihnen diesen Bann auferlegt hatte, aber dass sie unter einem starken Zauber standen war unübersehbar. Irgendwie gab die Tatsache, dass Menschen und Vampire hier co-existierten etwas Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft zurück. Wenn die ceresianische Armee erst einmal abgezogen waren, könnte sicher ein Frieden zwischen Japan und den Vampiren erreicht werden.

Überall war Trubel und Gewusel, die Marktschreier schrieen und die Hitze war schier unerträglich. Die hölzernen Gebäude und Brücken knarrten, atmeten scheinbar unter jedem Schritt schwer auf, der nahe Fluss erfüllte alles mit einem schweren, feuchten Geruch, der sich mit den abertausend angenehmen und unangenehmen Gerüchen von Essen und Gewürzen und Tieren auf den Markt vermischten. Hier gab es viele verschiedene Dinge und Fye fragte sich, was wohl aus Japan und was aus den Ländern der Vampire stammte. Bei einem Stand blieb er stehen und besah sich ein paar bunt verzierte Fächer. Sicherlich würde sich Chi über so einen freuen...
 

Ganz plötzlich musste er an den Ninja denken. Sie befanden sich in der selben Dimension... das war näher, als sie seit fast einem Jahr waren.... er vermisste ihn. Und auch wenn er Ashuras Häscher im Nacken spürte erlaubte er sich ein wenig sehnsüchtig in den Himmel zu sehen.
 

Der selbe Himmel....

Die selbe Sonne...
 

Und dennoch konnte er nicht sagen, wo der Krieger war... zu viele Menschen befanden sich hier. Er fühlte sich auf einmal sehr einsam, eine Einsamkeit , an die er sich fast schon gewöhnt hatte, aber seit er Kurogane vor vier Tagen auf dem Schlachtfeld gesehen hatte, stritten sich Einsamkeit, Hoffnung und Wiedersehensfreude zusammen mit Angst um den anderen Mann, Gedanken um die Zukunft, Optimismus, Tatendrang und Lethargie in ihm... aber er musste ruhig bleiben und sich auf seine Aufgabe konzentrieren. Dennoch...
 

Dennoch.
 

Mit einem schweren Seufzen ließ Fye die Fächer wo sie waren und bewegte sich weiter durch die Menschenmassen. Es war so eng, dass er ständig angestoßen wurde, aber er achtete nicht darauf. Plötzlich war er in dieser Sonnen durchfluteten, wuseligen und hellen Stadt, in der es so viel zu sehen gab, sehr nachdenklich und so verwunderte es ihn auch nicht, als er dann in seiner gedankenlosen Schlenderei so hart in jemanden hinein lief, dass es ihn fast von den Füßen gehauen hätte!
 

„Sumimasen..“, murmelte er akzentlastig das bisschen Japanisch vor sich hin, das er konnte und sah zu dem Berg an Mann auf, in den er hinein gerannt war. Der Kerl bewegte sich kein Stück zur Seite, um ihn durch zu lassen und mit einem leichten Lächeln wollte er gerade ansetzten zu fragen, ob man denn so liebenswürdig wäre ihn vorbei zu lassen, da es ja auch ziemlich eng sei und er mit eher schlanken Natur keinen so großen Spalt benötigte und~ Fye blieb das Wort im Halse stecken, als er in die blutroten Augen des nicht ganz so Fremden sah.
 

~~~~~
 

Gerade hatte der Krieger es geschafft und dem Händler für das bisschen Geld, das er dabei hatte, das Schwert abgeluchst, welches er für Hayato am geeignetsten fand und mit dem Schwert nun in der Hand wollte der Krieger wieder weiterziehen, doch kam er nicht weit, als auch schon irgend so ein Trottel in ihn hereinlief. Eigentlich hatte Kurogane wirklich nichts gegen Märkte, denn es war schon interessant, was so alles angeboten wurde, nur der Trubel und diese hirnlosen Idioten, die einfach nie hinsahen, wo sie hinliefen, nervten ihn tierisch. Kurogane grummelte einmal genervt, wollte die tollpatschige Person gerade mit einem „Idiot“ beschimpfen und dann weiter ziehen, doch er erstarrte augenblicklich, als er dieses schlecht ausgesprochene „Sumimasen“ von einer viel zu vertrauten Stimme vernahm. Wahrscheinlich alles nur Einbildung, wollte sich Kurogane selbst wieder zur Ruhe bringen, auch wenn er wusste, dass Fye in Japan war, hieß das nicht, dass sie sich jetzt alle Nase lang über den Weg liefen. Doch seine Zweifel, dass es das Schicksal einmal gut mit ihnen meinte, wurden augenblicklich weggewischt, als der Mann aufblickte und ein blaues Auge seine traf...
 

Sein Herz schlug ihm innerhalb Sekunden bis zum Hals und nun war er erst recht unfähig, sich aus dem Weg zu bewegen oder noch irgendwen zu beschimpfen... das gerade ergatterte Schwert fiel ihm aus der Hand und Kurogane traute sich kaum zu atmen, geschweige denn sich irgendwie zu bewegen... Er hätte es in diesem Moment wahrscheinlich eh nicht gekonnt, es schien als hätte er vergessen, wie das ging, als er in das blaue Auge des Magiers blickte... das Gewimmel um ihn herum und auch die lauten Marktschreie bekam der Krieger gar nicht mehr mit.
 

~~~~~~~~
 

Für einen kurzen Moment stand die Zeit still. Wirklich still. Die Leute um sie herum bewegten sich immer noch, Fye spüre auch, dass er immer wieder angerempelt wurde, spürte die Blicke seiner Beobachter auf sich, fühlte die grelle Sonne, fühlte, dass ihm viel zu heiß war in dieser nun wieder ungewohnten Wärme nach all dem Eis und Schnee und Weiß und Ashura. Nur wage nahm er wahr, wie etwas ihrer unmittelbarer Nähe zu Boden fiel.

Für einen kurzen Moment konnte er überhaupt nichts denken. Ruhig, ein wenig kritisch vielleicht und mit einem immer präsenten leichten Lächeln auf den Lippen sah der blonde Mann zu dem Krieger mit den blutroten Augen hoch. Es war als handelte es sich um eine Halluzination, der Anhänger lag warm und hart und vertraut gegen seine leicht verschwitzte Brust, verborgen unter seinen Kleidern. Das war echt, das war Kurogane, doch dieser Mann.... Kurogane hatte sich kein Stück verändert.
 

Die schwere Kapuze raschelte an seinen Ohren und beinahe wäre sie von seinem Kopf gerutscht, doch im letzten Moment griff er danach und zog sie wieder hoch, verbarg sein Gesicht vor den anderen Menschen und Vampiren und seinen Verfolgern.
 

„Ich werde beobachtet, Kuro-papa“, sagte er laut genug um das Getöse um sie zu übertönen und senkte den Kopf wieder etwas. Sobald der Blickkontakt gebrochen war, stürzte der Lärm und die Helligkeit, die Bewegung und Zeit wieder auf sie ein. Tief atmete Fye durch um sein rasendes Herz zu beruhigen und sah zu Boden. Dort lag ein altes Schwert, der Krieger hatte es wohl fallen gelassen. Langsam beugte er sich herunter und hob das Schwert auf, hielt es dem Krieger hin.
 

„Meint Kuro-ninja denn so gut zu sein mich verfolgen zu können?“
 

Es waren nur ein paar Sekunden vergangen, für seine Beobachter musste es aussehen, als wäre er in einen Krieger, dessen Gesicht sie nicht kannten, hineingerannt und hebe nun auf, was durch seine Schuld zu Boden gefallen war. Er wusste, dass Vetsch unter ihnen war, aber nicht alle waren auf seiner Seite. Doch sicherlich würde die Hilfe seines geheimen Verbündeten aus Kindertagen dazu beitragen, dass man ihn in den dunklen, verzweigten Gassen der Stadt verlor.
 

Kurogane verstand auf einmal gar nichts mehr, obwohl er wusste, was hier vor sich ging, obwohl er wusste, dass das tatsächlich Fye war, der vor ihm stand.. dass sie sich gerade so nahe wie schon so lange nicht mehr waren. Sein Körper hatte leicht angefangen zu zittern, sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er bemerkte, wie ihn die Kraft verließ. Es mussten nur ein paar Sekunden gewesen sein, in denen er den Mann vor sich einfach nur anstarrte, aber ihm kam es wie eine halbe Ewigkeit vor.
 

Fye sagte wieder etwas, aber es drang nur schwach an seine Ohren. Sein Gehirn hatte anscheinend nicht vor, jetzt gerade noch irgendetwas anderes zu verarbeiten... Der blonde Mann zog sich die Kapuze wieder ins Gesicht, bückte sich und hob irgendetwas vom Boden auf... in diesem Moment, konnte Kurogane wirklich keine Zusammenhänge mehr fassen. ‚Meint Kuro-ninja, denn so gut zu sein mich verfolgen zu können?’ kam von dem anderen Mann und Kuroganes Herz wollte sich immer noch nicht von selber beruhigen.
 

„Ich..“ konnte der Ninja nur vor sich hin stammeln, als hätte er das Sprechen gerade verlernt.
 

Leicht schmunzelte Fye in sich hinein, doch er hielt sich zwanghaft ruhig, unterdrückte die Aufregung, die ihm mit aller Macht zu Kopf steigen wollte. Ein wenig zitterten seine Hände selbst, als Kurogane das Schwert entgegen nahm, doch wenn er eines bei Ashura dieses Jahr wieder gelernt hatte, dann seine Emotionen und Affekte zu kontrollieren. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verschwand in der Menschenmenge. Doch ab und an blieb er an einem Stand stehen, sah die Waren dort jedoch gar nicht, sondern ging sich sicher, dass Kurogane ihn auch noch verfolgte. Jetzt, da sie sich so nahe gewesen waren, fast berührt, konnte er die Blutverbindung wieder deutlicher spüren und die vertraute Aura aus allen anderen hier herausfiltern. Nach ein paar Metern bog er in kleiner Gassen ab, die nicht minder voll waren. Stück für Stück arbeitete er sich in dieses Labyrinth vor, Stück für Stück. Immer auf seine Verfolger achtend, den erwünschten wie die unerwünschten.
 

Und endlich, die Hitze stand glimmernd zwischen den Häusern aus Holz, dem staubigen Boden, der Fluss war so weit entfernt, dass er ihn nicht mehr hören konnte. Endlich waren sie allein. Nirgendwo konnte er seine Verfolger spüren, er hatte sie endgültig abgehangen. Etwas beschleunigt atmend blieb der Magier stehen und sah sich an dem Ort um, an dem ihm seine Füße geleitet hatten. Ein kleiner Schrein zu seiner linken, Wohnhäuser zu seiner rechten, alles war still, der Markt war weit entfernt und die hochstehende Sonne warf lange Schatten. Noch einmal vergewisserte er sich vielleicht ein wenig paranoid, ob es auch wirklich sicher war. Dann erst erlaubte sich Fye endlich frei durchzuatmen und die Kapuze zurück zu schlagen. Sein Herz hämmerte wie wild in seinem Brustkorb, als er sich der Stille bewusst wurde in der er auf den Krieger wartete. Kurz schloss er die Augen. Sein Kopf schwirrte etwas, aber er war sich sicher, dass nicht die Hitze und die Anstrengung seines kleinen Sprints die Ursache dafür war.
 

Nachdem der Mann vor ihm ihm irgendetwas in die Hand drückte, sich umdrehte und weglief, schepperte es in Kuroganes Gehirn und auch wenn er immer noch total durcheinander war und nicht so recht verstand, was hier passierte, wusste er, dass er dem Blonden irgendwie folgen musste, sonst verlor er ihn wieder. Und der Krieger wollte den Magier nicht verlieren! Es kam ihm wie ein absolut surrealer Traum vor, alles was um ihn herum passierte nahm er wie in Zeitlupe oder gar nicht wahr und versuchte sich nur auf diesen Mann zu konzentrieren, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Hin und wieder rempelte der Krieger jemanden um, aber es war ihm egal. Hin und wieder verlor er den blonden Mann aus den Augen und dann bekam er für einen Augenblick fast Panik, sich alles nur eingebildet zu haben oder ihn verloren zu haben in diesem Gewimmel, bis er ihn wieder an irgendeinem Stand entdeckte. Kuroganes Atem ging schneller und auch sein Herz sprang ihm fast aus der Brust, sein Körper handelte fast von alleine, während er dem Magier versuchte zu folgen und alle Gefühle in seiner Brust vermischten sich, so dass er nicht mehr wusste, was er gerade genau fühlte.
 

Der Blonde bog in eine Gasse ein und Kurogane tat es ihm gleich, seine Schritte wurden schneller, bis der Andere endlich zum Stehen blieb und auch er tat es ihm gleich. Aus einigen Metern Entfernung starrte Kurogane immer noch mehr als ungläubig den Mann an, der sich endlich die Kapuze aus dem Gesicht zog und augenblicklich fing sein Herz noch schneller an zu schlagen, er wunderte sich, dass es überhaupt noch ging. Sein Körper zitterte immer noch vor Anspannung und Aufregung und langsam ging er einige Schritte auf den Mann zu, von dem er hoffte, dass es keine Illusion war und kein Traum, aus dem er aufwachen würde, kam er dem Anderen nur zu nahe oder berührte ihn. Solche Träume hatte er viel zu oft gehabt in den letzten Monaten.
 

Fyes Verfolger mussten wirklich abgeschüttelt worden sein, denn außer der Aura des Blonden nahm Kurogane keine andere wahr und auch spürte er keine Blicke auf ihnen.
 

„Fye..“ flüsterte er leise, als er endlich vor dem blonden Mann stand und seine zitternde Hand etwas hob um sie über das blasse Gesicht zu führen, doch er hielt inne, aus Angst, dass der Mann vor ihm einfach verschwand, wenn er ihn anfasste... aber langsam fing sein Gehirn an zu verstehen, wirklich zu verstehen, dass er gerade vor dem Magier stand. Vor seinem Geliebten, auf den er so lange gewartet hatte, nachdem er sich so lange gesehnt hatte.
 

Sein Name wurde gesagt und Fyes Kopf schoss nach oben. Er lächelte wieder, nach wie vor erkannte er Kuroganes Aura wie keine andere und dennoch bemerkte er nie, wie er sich an ihn heran schlich.

Die Hand hielt vor seinem Gesicht an, doch berührte ihn nicht. Sein Blut rauschte in seinem Ohren, doch er brauchte nicht lauschen, er musste nur hinsehen, musste nur die Hand ausstrecken und konnte den anderen Mann berühren.
 

Es war nicht echt, das konnte nicht echt sein, aber sie waren in Japan, sie hatten sich vor vier Tagen schon einmal gesehen, da war es echt gewesen, das war kein Traum, das war keine bloße Hoffnung, an die er sich klammerte, es war...
 

„Kuro-tan..?“
 

Er war sich immer noch nicht sicher.
 

So viel Ashura, so viel Krieg in seinem eigenen Kopf. Jede Berührung, kaltes Land, Shaolans ungleiche, besorgte Augen, Chis weiches Haar, Schnee, Träume, Sterne, Lügen.
 

Alles ein absolutes Chaos.
 

In seinem Kopf. In seiner Brust. Doch eigentlich war es einfach.
 

Es war... Realität, es war echt.
 

Fye konnte sich nicht anders behelfen als zu lächeln und sich nicht zu rühren, die Hand schwebte vor seinem Gesicht. Vor vier Tagen auf dem Schlachtfeld wäre er ihm ohne Zögern um den Hals gefallen, doch jetzt konnte er sich nicht bewegen.
 

Er hatte nie seinen Namen aussprechen dürfen vor Ashura.

Und nun stand er vor ihm. Und -
 

Mit einem schnellen Schritt hatte Fye den Abstand zwischen ihnen geschlossen, schlang die Arme um den größeren Mann und presste sich an ihn, hielt sich fest, hielt den anderen fest, spürte und fühlte, dass da ein Widerstand war, dass da etwas lebendiges war. Das dort der Mann war, nachdem er sich die ganze Zeit gesehnt hatte. Sie waren wieder in Japan.
 

Einer dieser verhassten Spitznamen riss Kurogane augenblicklich in die Realität und erst Recht, als sich schlanke Arme um ihn schlangen und der andere Mann sich gegen ihn presste. Immer noch schlug Kuroganes Herz fast schmerzhaft schnell und er bemerkte, wie es sich tatsächlich etwas schmerzhaft zusammen zog. Die Umarmung kam ihn fast fremd vor und gleichzeitig so vertraut, viel zu vertraut, als das er sie jetzt fühlen durfte... Fye war weg.. in Ceres.. weit weg, viel zu weit weg um jetzt wieder hier zu sein.
 

Die Begegnung auf dem Schlachtfeld, hatte er noch so gut es ging verdrängt, er hatte diesen Zettel gehabt mit Informationen, sie weitergegeben, eigentlich Indizien dafür, dass es tatsächlich Fye gewesen war... aber er hatte nicht groß darüber nachgedacht, wollte es vielleicht auch gar nicht... und jetzt nahm ihn dieser Mann in den Arm, von dem er fast nicht mehr gedacht hatte, ihn wieder zu sehen... das konnte nicht sein. Er konnte nicht glauben, dass er diese Stimme gerade hörte, dieser Körper ihn gerade an sich drückte und dass dieser Geruch von dem anderen Mann ausging... Aber, es war echt... es fühlte sich echt an. So echt hatte es sich in seinen Träumen nie angefühlt... dort war immer nur Luft und Leere gewesen, wenn er dem anderen Mann nahe kam. Immer nur Kälte blieb zurück und gerade war es etwas lebendiges. Dieser Traum war nicht kalt, er war warm... sein Kopf schwirrte, ihm war unglaublich schwindelig und er biss die Zähne zusammen, versuchte das zu unterdrücken, das ihm urplötzlich wieder aus den Augen schießen wollte, als ihm all das bewusst wurde... dass er gerade tatsächlich von Fye umarmt wurde...
 

Das Schwert fiel ihm erneut aus der Hand, als sein Körper wie von selbst handelte und seine Arme sich ebenfalls um den kleineren Körper vor sich schlang, ihn noch fester an sich drückte um sein Gesicht in den blonden Haaren zu vergraben, diesen Geruch aufzunehmen, sich an dem anderen festzuhalten, damit er einen Halt hatte. Seine Knie waren so unglaublich weich, dass er meinte, er würde jedem Moment umkippen, würde er sich nicht festhalten.
 

„Du bist kein Trugbild, oder...?“, fragte Fye leise in diese Wärme hinein, sog tief den vertrauten Geruch ein. Er hatte wirklich nicht mehr gewusst wie sich Kuroganes Berührung angefühlt hatte, all die Zeit und Ashuras Berührungen hatten sie weggewischt, Wunsch- und Alpträume verklärt und dennoch wusste der Magier ohne eine Antwort zu hören, dass dies wahr war. Dass... sie endlich wieder beieinander waren. Er erkannte es wieder. Er war endlich wieder dort... wo er sein wollte. Endlich musste er nicht weiter gehen, immer weiter und weiter, egal wie erschöpft, wie müde er war, wie sehr es schmerzte, wie sehr er wünschte... endlich war er irgendwo angekommen. Die Stimme im Dunklen, die Wärme des Anhängers, die Sterne, die... alles fühlte sich so unecht an im Kontrast zu dieser Umarmung.
 

Fye spürte wie der Krieger ihn fester an sich drückte und auf einmal konnte er die Tränen nicht mehr unterdrücken. Obwohl er doch stark geworden war, obwohl er nur noch weinte, um irgendjemand etwas vor zu machen.... auch wenn er wusste, dass sie wieder wenig Zeit hatten, es war ihm egal. Und wenn es das letzte Mal war, hierher hatte er die ganze Zeit kommen wollen er -
 

„Kuro-sama...“, murmelte er in die dunkle Wärme von Kuroganes Umhang hinein, krallte sich fester, noch fester, er wollte einfach nicht mehr loslassen, er ging unter wenn das ein Trick war, wenn Ashura ihn täuschen und seine Loyalität testen, wenn das ein Traum war und er gleich aufwachte, irgendein Trick, auch wenn er spürte, dass es echt war, dass das IHR Blut war, dass die Berührungen sich vertraut anfühlten, ihre Körper aneinander passten wie es SEIN sollte und nicht wie er es von Ashura gewohnt war, wie es längst nicht mehr sein konnte und...
 

„Sag doch was.... ich... weiß sonst nicht, ob es echt ist...“
 

Der Ninja drückte den Mann nur noch fester an sich, als er die Stimme wieder hörte, die Spitznamen, die ihm nur noch das Manjuu gab, aber die ihm nicht so viel Vertrautheit gaben, als wenn sie von dem Magier ausgesprochen wurden...
 

„Doch...“ flüsterte er leise. Er hatte kaum die Kraft etwas zu sagen, das alles nahm ihm seinen Atem und seinen Verstand. „.Ich bin echt... du bist echt... du... wir...“ er wusste wirklich nicht, was er sagen sollte. Aber er verstand nun endgültig, dass sie wieder zusammen waren, dass er nicht umsonst gehofft hatte, nicht umsonst überlebt und auch wenn er wusste, dass es unfair war dem Blonden gegenüber, da er nicht wusste, wie viel Zeit ihm blieb und wann er ihm wieder weh tun würde, konnte er nicht anders, als Fye einfach nur fest an sich zu drücken... die Welt hätte in diesem Moment um ihn herum unter gehen können, es wäre Kurogane wirklich gerade egal gewesen.
 

Und plötzlich machte sein Herz einen kleinen Sprung... und unterdrückte die Tränen weiter, er wollte nicht weinen... er war stark, er war all diese neun Monate stark gewesen, in denen der Magier nicht bei ihm war... und jetzt, wollte er erst recht stark sein... nicht schwach... er wollte nicht weinen, er wollte sich freuen... sie hatten es geschafft, wenigstens für diesen Moment, hatten sie es geschafft. Ihre Verspechen gehalten...

Trotzdem mischte sich in seiner Brust neben der Freude, die gerade in ihm aufflammte, das Gefühl von Traurigkeit, während all die Gefühle der Einsamkeit, der Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, der Sehnsucht und der Angst um den Anderen in ihm hoch krochen...
 

Er wusste nicht, was er denken sollte... vielleicht sollte er aber auch einfach gar nichts denken...

Kurogane war froh, so unendlich froh, den Anderen wieder in seinen Armen zu halten, ihn in diesem Augenblick weg von diesem Ashura zu wissen, zu wissen, dass er noch lebte und darüber, dass er ihn noch einmal sehen durfte... aber gleichzeitig sprudelte all das in ihm hoch, was er all die Monate versucht hatte zu unterdrücken...

Hart schluckte der Krieger, löste sich etwas von dem Magier um ihm ins Gesicht sehen zu können... die Tränen auf dem Gesicht des Blonden taten ihm weh... irgendwie fand Kurogane, sah Fye verloren aus... was war nur passiert in der Zeit, in denen er in Ceres war?
 

Wie schon fast die ganze Zeit über handelte sein Körper von ganz alleine, bevor der Krieger nachdem er dem Magier noch eine Zeit lang einfach nur in das blaue Auge gesehen hatte, langsam näher kam und seine Lippen fast die des anderen berührten, bevor sein Verstand sich wieder einschaltete und er inne hielt... sein Körper zitterte unter der Anspannung und Aufregung immer noch etwas.
 

Sie hatten sich so lange nicht gesehen, so viel Zeit war vergangen... Kurogane wusste nicht, was bei diesem König passiert war... aber er hatte eine Ahnung, dass Fye eingesperrt gewesen war und dass der König bestimmt nicht nur freundlich zu ihm gewesen sein musste. Er hatte es in der Vergangenheit selbst gesehen... dass dieser Ashura den blonden Mann als seinen Besitz ansah.. und es war so schwer gewesen in die Nähe des Blonden zu kommen, dass Kurogane hoffte, dieser König hatte nicht alles wieder zerstört... den Magier nicht wieder gebrochen...

Der Krieger wusste nicht, was Fye noch für ihn empfand... aber dass er selber ihn immer noch liebte, spürte Kurogane ganz genau... Aber er wusste nicht, ob er eine Grenze überschritt, dem Magier mehr weh tun würde... er war sich absolut unsicher... aber er konnte sich letztendlich doch nicht dagegen wehren, seine Lippen vorsichtig und zögernd auf die des Anderen zu legen.
 

Alles war so unsagbar verwirrend. Und Fye schämte sich etwas für seine Tränen, doch dies waren immerhin echte Tränen, nur Kurogane hatte sie verdient, auch wenn er einmal gesagt hatte, dass er nie mehr weinen wollte, vor dem Krieger konnte er es, durfte er es, alles durfte er vor Kurogane.... alles sein, was er war. Diese Erkenntnis war ihm auf einmal ganz klar und als hätte diese Sicherheit die Minuten zu vor gefehlt, beruhigte sich sein rasendes Herz und seine rasenden Gedanken augenblicklich. Er war wieder bei dem anderen Mann, bei Kurogane, bei seinem wichtigsten Menschen, in dessen Nähe er sein wollte und der ihn annahm wie er war. Den er nicht müde wurde zu berühren, anzusehen, zu begreifen, zu schmecken, zu sehen...
 

Regelrecht vorsichtig berührten Kuroganes Lippen die seinen und ebenso vorsichtig erwiderte er den Kuss. Er war endlich wieder in Sicherheit. Nicht gehetzt, nicht auf der Flucht, nicht auf der Bühne.
 

Sein Kuss wurde erwidert, wenn auch ebenso vorsichtig wie er seine eigenen Lippen auf die des Magiers legte... und plötzlich wurde dem Krieger ganz schwer ums Herz... ihr letzter Kuss war brutal gewesen... voller Schmerz und Hass auf Fye.. war eine Unsicherheit gewesen und hatte ihnen beiden nur wehgetan. Hätte der Krieger gewusst, dass es ihr letzter Kuss für eine so lange Zeit gewesen wäre, hätte er es nur viel früher gewusst, dann hätte er das alles nie so weit kommen lassen. Kurogane wusste nicht was es war, dass er Fye in diesem Augenblick absolut nicht mehr böse sein konnte über das, was er mit seinem Dorf angestellt hatte... viel schlimmer als diese Wut war seine eigene Verzweiflung gewesen, Fye in einer anderen Dimension zu wissen, so unsagbar weit weg von ihm, mit so wenig Chance sich jemals wieder zu sehen. Und jetzt war er einfach nur erleichtert... und sich sicher, diesem Mann vergeben zu haben.
 

Der Ninja nahm das Gesicht des Blonden in beide Hände, spürte die Feuchtigkeit der Tränen dabei und führte es näher heran... intensivierte den Kuss von sich aus, fast automatisch... aber er stand zu seinen Gefühlen, egal was Ashura mit ihm angestellt hatte, egal ob Fye ihn nicht mehr liebte.. alles war egal..
 

„Ich habe dich so vermisst...“ flüsterte er in ihren Kuss. „Ich hab dich so vermisst Fye.. so...sehr..“ und plötzlich merkte auch er wie sich einige Tränen aus seinen Augen stahlen.
 

Sie küssten sich. Sie küssten sich einfach und je länger er diese Berührungen spürte, je mehr Fye spürte wie die Bewegung seiner eigenen Lippen erwidert wurde, wie gegeben wurde und nicht nur genommen, wie verstanden wurde, was das eigentlich war. Es war das, was es sein sollte. Sein Herz begann wieder schneller zu schlagen, aber diesmal nicht aus Aufregung oder Angst, sondern weil all die fast verdrängten, fast beschmutzten Gefühle und Erinnerungen wieder hoch krochen. Sie waren nie weg gewesen, er hatte sie gehütet und nun kamen sie aus seinem Herz gekrochen wie ein scheues Tier. Ashura hatte es nicht geschafft... er hatte es einfach nicht geschafft irgendetwas kaputt zu machen, so sehr sich sein König auch bemüht hatte...
 

Kurogane hielt sein Gesicht ganz fest, fast zu fest, doch es störte Fye nicht. Er konnte es immer noch nicht ganz fassen, aber er wusste und spürte, dass es so war. Sie waren wieder beisammen. Plötzlich brach ein echtes Lächeln über sein Gesicht, als hätten sich die betrübten Wolken von seinem Geist verflüchtigt. „Ich dich auch...“, flüsterte er, „aber ich hatte ja die Sterne...“
 

Doch dann wurde sein Grinsen breiter und mit einem leichten Hüpfer hing er wieder an dem Ninja, fühlte die vertraute Nähe, die Statur all das und ein unsagbares Glücksgefühl schien endlich an die Oberfläche zu brechen. „Yuchu~ Mommy und Daddy sind endlich wieder vereint! Ich kann es nicht glauben, dass wir uns ausgerechnet hier getroffen haben! Hat es doch was gutes, dass ich immer so planlos durch die gegen laufe und am liebsten in meinen Lieblingsninja hineinrenne, nicht wahr, Kuro-chama? Ookiwanko! Kuro-wuff und Kuro-tan~! Sonst hast du mich immer dafür geschimpft, aber das war mein geheimes Survival-Kuro-pipi-selbst-in-Menschenmassen-wiederfind-Training! Man kann sich ja nicht immer auf Mokonas 108 Fähigkeiten verlassen, nicht wahr? Ist Moko-chan auch hier? Sicher bei Sakura-chan, oder? Ich wollte eigentlich Shoalan mit auf den Markt nehmen, aber dann hätte ich noch viel mehr Aufpasser am Umhangzipfel hängen gehabt und -“
 

Fye stoppte, als er merkte, dass er den Krieger schon wieder zutextete. Aber er hatte so lange nicht mehr offen reden können und spaßen und herumalbern und es sprudelte aus ihm heraus, so dass er es nicht aufhalten konnte. Entschlossen wischte er sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht. Er freute sich doch, auch wenn er unsagbar verwirrt war, und wenn er sich freute, sollte er nicht weinen. Reichte doch wenn er das tat, wenn er traurig war.
 

Leise seufzte Kurogane.. nachdem auch er sich unter dem Kuss beruhigt hatte und endlich seine Gedanken langsam geordnet bekam und der Magier ihn so typisch albern ansprang... und erst wollte er sich schon in alter Gewohnheit darüber aufregen... doch er ließ es, als ihm bewusst wurde, dass es nur ein gutes Zeichen war, dass sich der Magier vor ihm immer noch so idiotisch verhielt. Das bedeutete jedenfalls, dass er nicht vollkommen bei dem König gebrochen war... auch wenn man diese Albernheit auch als Schauspielerei abstempeln konnte, merkte Kurogane, dass der Blonde sich einfach wirklich nur freute... und auch er freute sich...
 

Tief holte der Ninja Luft und bemerkte, dass es viel einfacher ging als die letzten Minuten und dass sein Körper sich beruhigt hatte... es war für einen Augenblick fast so, als wären sie nie getrennt gewesen. Sanft strich er dem an ihm hängenden Idioten über den Rücken. „Der Bengel ist auch hier?“ fragte er nach einer ganzen Weile.
 

Der Magier schauderte angenehm als er die Berührung empfing. Es war seltsam. Aber es war vertrauter als Ashura und unsagbar angenehm. „Im Lager...“, antwortete er dem Krieger und schmiegte sein Gesicht etwas an seinen Hals. „Er besitzt die Hälfte meiner Magie, deswegen lässt uns Ashura nicht all zu gerne zu zweit losziehen...“
 

„Die Hälfte deiner Magie?“ fragte Kurogane nach, das verstand er nicht so wirklich. „Ich hoffe nur, dass es ihm gut geht... wär' gut, wenn er wieder zur Vernunft gekommen ist... die Prinzessin macht sich ziemliche Sorgen...“ grummelte er vor sich hin. „Und das Baby kommt bald...“ rutschte es ihm noch in Gedanken heraus.
 

Immer noch an dem Ninja hängen löste sich Fye jetzt etwas, um Kurogane fragend ins Gesicht zu sehen. "Baby?"
 

Augenblicklich wurde der Ninja rot und bemerkte, dass er sich verplappert hatte... verdammt! „Ach nichts, vergiss es... deine Albernheiten haben mich nur nach so langer Zeit vollkommen durcheinander gebracht!“, versuchte er sich herauszureden.
 

Fye wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzten, um Kurogane die gewünschte Information aus der Nase zu ziehen, als er die leichte Röte und die fast schon wieder getrockneten Tränenspuren auf dem Gesicht des anderen entdeckte. Vorsichtig, mit besorgter Miene, strich er über die etwas stoppelige Haut. "Ich liebe dich...", sagte er ganz unvermittelt das, was er so oft schon in seinem Herzen gedacht hatte.
 

Erleichtert darüber, dass er sich erfolgreich rausgeredet hatte, was bei Fye ja nie so ganz einfach war, atmete der Ninja aus. Wurde aber jedoch nur noch einen Tick röter, als der Magier diese Worte aussprach, nach denen er sich so lange gesehnt hatte und die ihm jetzt die Sicherheit gaben, dass Fye sich nicht von Ashura hatte manipulieren lassen... sein Herz schlug wieder schneller und er blickte den Kleineren vor sich an. „Aa.... ich liebe dich auch...“ antwortete er leise, ungeachtet dessen, dass er dem Blonden eigentlich keine Hoffnungen machen durfte... aber würde er ihm jetzt erklären, dass seine Zeit jeden Tag abgelaufen sein könnte, würde er den Magier wahrscheinlich nur erst Recht in Ashuras Arme treiben. „Bald wird alles gut sein.“ fügte er noch hinzu.
 

Schwer seufze Fye und lehnte sich wieder an den Krieger. Diese Worte taten gut aus dem Mund des Kriegers. Das letzte Mal hatte er sie in dieser Schreinerei vor so vielen Monaten, Wochen, Tagen, Stunden, Minuten gehört. Er war immer noch völlig durcheinander, bemerkte Fye, so viel drang auf einmal an die Oberfläche. Aber er wollte ihr Wiedersehen, die wenige Zeit, die sie hatten nicht mit so etwas vergeuden. Leicht krallte er sich etwas an Kuroganes Mantelstoff, berührte leicht, fast scheu seinen Oberkörper. Wieder sah er hoch, betrachtete das vertraute, so lange nicht gesehene Gesicht. Es war nicht vollkommen vertraut, so wie Ashuras, in dem er jeden einzelnen über Jahrzehnten unveränderten Gesichtszug kannte, aber es war vertraut genug, um Geborgenheit zu geben, auch wenn er Kurogane immer wieder gerne ansah. Der Kratzer, den er ihm vor vier Tagen zugefügt hatte, war fast schon verheilt. Dennoch fuhr er mit den Fingerspitzen darüber und gerade als er ansetzte es mit Magie zu heilen, hielt er inne, stellte sich etwas auf die Zehenspitzen und platzierte statt dessen einen sanften Kuss darauf.
 

„Nein... alles ist gut... gerade im Moment ist alles gut, Kurogane...“, flüsterte Fye gegen das Ohr des Ninjas. Er wollte wissen wie es Sakura ging, wie es um Japan stand, musste über den Krieg reden, doch auch wenn er sich dafür schämte und wusste, dass es notwenig war, wollte er jetzt einfach den Moment für sich. Er konnte und wollte gerade auf nichts verzichten, was er von dem anderen Mann haben konnte. Vielleicht war es das letzte Mal.... aber daran dachte er gerade nicht, er dachte daran, dass es das erste Mal nach so langer Zeit war und so viel ausgesprochen werden musste, dass man besser schwieg.
 

„Geht... geht es allen gut....? Deiner Prinzessin... und vor allem...“, wieder löste sich Fye etwas, die Bewegungen etwas fahrig, er war so durcheinander, so unsagbar durcheinander, alles wollte an die Oberfläche, alles auf einmal. „Wie geht es dir, Kurogane? Wie viel Zeit ist in Japan vergangen? Ich habe etwas von neun Monaten aufgeschnappt...“
 

Der Ninja bemerkte die flüchtigen Berührungen auf seinem Oberkörper und seinem Gesicht und schauderte leicht. Viel zu lange hatte er sich nach den Berührungen des anderen Mannes gesehnt und gerade taten sie viel zu gut, als dass er irgendwie vernünftig handeln konnte. Leicht schloss er die Augen, zog den Kleineren noch näher an sich heran und strich ihm vorsichtig durch die Haare, über den Rücken und auch, wenn er noch immer ziemlich durcheinander war, nicht wusste, welches Gefühl ihn zuerst überfluten sollte, genoss er gerade einfach nur Fye in seinen Armen zu halten.
 

„Uns geht es allen gut...“ antwortete er leise, während er seinen Kopf leicht an die Schulter des Blonden lehnte. „Tomoyo ist damit beschäftigt den Bannkreis aufrecht zu erhalten... das schwächt sie, aber ansonsten geht es ihr gut... und dem Mädchen und dem verdammten Manjuu geht es ebenfalls gut.. es wird sie freuen, zu hören, dass ihr wieder hier seid. Und mir... nachdem du nicht mehr da warst, ging es mir echt beschissen...“ gab er ehrlich zu. „.. aber ich habe nie aufgehört auf dich zu warten und jetzt bist du hier... das ist so unglaublich...“, bemerkte er und zog den Kleineren nur noch näher an sich heran. Zwar war er nie ein Mensch gewesen, der viele Worte sprach, aber mit diesem Mann redete er wirklich gerne. „Ja.. hier sind knapp neun verdammte Monate vergangen... aber jetzt sag mir wie es dir geht... und hör auf, mir etwas vorzuspielen...“
 

Vielleicht hatte der Ninja auch einfach nur vergessen oder verlernt, wie man mit dem Blonden umging... aber er bemerkte, dass Fye in diesem Moment nicht wirklich echt war, er lächelte die ganze Zeit, aber es erreichte nicht wirklich sein Auge, er war albern und aufgekratzt... aber Kurogane bemerkte, dass der Magier nicht ehrlich war... wahrscheinlich, war das auch normal, denn sie hatten sich so lange nicht gesehen und der Krieger wusste nicht, was in Ceres passiert war.. ob Fye noch öfter eingesperrt gewesen war, was dieser König mit ihm angestellt hatte, wie der Blonde sich dort gefühlt hatte. Es war seltsam... immer war der Krieger eifersüchtig auf diesen verfluchten König gewesen, hatte ihn gehasst, was er auch immer noch tat, aber hauptsächlich hatte er nur Angst um den Magier... machte sich Sorgen und würde ihn am liebsten sofort aus Ashuras Fängen befreien.
 

Mit geschlossenen Augen lauschte der Magier Kurganes Worten, erwiderte die Umarmung und genoss die Nähe und die Streicheleinheiten an seinem Rücken, die vertraute Geste als die Hand durch seine Haare fuhr. So lange... hatte das niemand mehr ... so ... gemacht. Auf einmal ein wenig knochenlos lehnte er sich mehr gegen den Krieger, so dass er, falls Kurogane die feste Umarmung plötzlich auflöste, wohl auf den Boden gesunken wäre, und schlang ebenfalls die Arme um den kräftigen Oberkörper.
 

Dass es Tomoyo und Sakura, den beiden süßen Prinzessinnen, gut ging, erleichterte ihn zu hören, und Moko-chan natürlich. Fye hatte das weiße Wollknäul so vermisst, niemand der in seinen Pfannekuchenteig fiel, kein grummelndes Kuro-pon, keine gut gelaunte Sakura und kein verknallt drein schauender Shaolan, der das alles noch mit der Maske der Ernsthaftigkeit zu überspielen versuchte. Er hatte sie alles so vermisst, so wie es früher war. Auch wenn er wusste, dass die Vergangenheit nicht wieder zu holen war, er hatte sie vermisst, vermisst, vermisst.... hatte solche Angst gehabt, dass diese Erinnerungen verblassen könnten.
 

Leicht zuckte er bei den letzten Worten aus Kuroganes Worten zusammen, er war wieder einmal ertappt. Aber die raue, sanft sprechende Stimme ließ keine Panik in ihm auf kriechen, wie es sonst immer war. Er war hier in Sicherheit, nicht wie bei Ashura.. warum verglich er dauernd Kurogane mit Ashura? Weil er bei Kurogane sein wollte und nicht konnte und bei Ashura war und nicht dort sein wollte. Doch wenn er jetzt seine mühsam eingespielte Beherrschung verlor, wie würde er Ashura heute Abend begegnen? Aber das war doch Kurogane, er vertraute ihm doch, es war es doch wert, sie hatten sich endlich wieder, er schaffte das mit Ashura schon, er war ein guter Lügner.
 

„Das erleichtert mich...“, erwiderte er darauf, dass es den Mädchen und Mokona gut ging. „In Ceres sind.... 10 Monate vergangen... aber wir haben einen anderen Kalender, ich glaube... nach japanischer Zeit war es nicht ganz ein Jahr...“
 

Seine Umarmung wurde fester, Fye drückte etwas die Nase gegen Kuroganes Brust, dort unter dem Stoff war die harte Rüstung zu spüren, der Mann roch nach Sand, Kampf und kühlem Flusswasser.
 

„Ich... ich bin wieder Ashuras Hofmagier... hast du die Nachricht gefunden, die ich dir in die Hosentasche gesteckt habe? Das Wappen der nördlichen Armee... Arun, der Mann meiner Schwester, hat gute Kontakte zu ihnen, sie hören auf meinen Befehl, nicht auf die des Königs. Aber... Ashura glaubt mir... dass ich loyal bin... er weiß genau, dass es nicht wie früher ist, dass er vorsichtig sein muss, damit ich ihn nicht noch mal hintergehe, deswegen stehe ich unter permanenter Beobachtung...“ Schwer atmete Fye durch, erst jetzt bemerkte er wirklich wie angespannt er die ganze Zeit gewesen war, wie bewusst er diese ganzen Beobachter wahr genommen hatte.
 

„Doch Chi-chan.. und Shaolan waren ja bei mir... und ... Shaolan hat sein Herz wieder... jemand hatte es ihm genommen, deswegen ist er so ausgerastet. Er konnte wirklich nichts dafür, Kuro-pon, er ist ein guter Junge... ein sehr guter Junge. Ashura weiß nicht, dass er sein Herz zurück hat, er hält ihn für eine ungefährliche Puppe.... ich werde versuchen ihn irgendwie zum Schloss zu schicken, damit er Sakura-chan wieder sieht....“ Langsam beruhigte sich das Zittern in seiner Stimme wieder, es war wirklich nicht so schwer einfach mal wieder das zu sagen, was ihm auf der Seele brannte und mit einem leichten Schmunzeln fügte er hinzu. „In welchem Monat ist sie denn? Im neunten?“
 

Kurogane hörte den Worten des Magiers zu, während er ihm immer wieder über den Rücken strich, vielleicht etwas beruhigend, denn die Stimme des Blonden zitterte leicht, wie der Krieger feststellte.

Fast ein Jahr waren sie beide voneinander in verschiedenen Welten getrennt gewesen und auch wenn dieser verdammte Krieg wichtig war, denn es blieb nicht mehr viel Zeit, die Vampire vermehrten sich immer schneller und nun war auch noch Ashuras Armee in Japan, wollte der Krieger in diesem Moment am liebsten nicht daran denken. Er bemerkte erst jetzt, wie ihm dieser riesiger Stein vom Herzen fiel, die ganze Last und Sorge um den anderen Mann, als dieser sich mehr gegen ihn lehnte und die vertraute Stimme an seine Ohren drang. Obwohl ihn schon etwas beruhigte, was Fye da sagte, dass die nördliche Armee auf seiner Seite stand, der Junge sein Herz zurück hatte und es allen anscheinend gut ging.
 

Leicht kroch Wut in ihm hoch als er erfuhr, dass Fye erneut der Hofmagier von Ashura war, doch er versuchte sie zu unterdrücken, denn der Magier hatte wahrscheinlich keine andere Wahl gehabt und so wie seine Stimme zitterte, fiel es ihm bestimmt nicht sonderlich leicht... weshalb die Wut auf Ashura nur noch mehr wuchs.
 

„Ja.. den Zettel habe ich gefunden... die Informationen müssten bald bei Tomoyo ankommen..“, antwortete er leise mit geschlossenen Augen um das, was er in den Armen hielt besser fühlen zu können. „..und ich weiß, dass der Junge es nicht böse gemeint hat... auch, wenn ich es nicht verstanden habe. Ich bin nicht wütend auf ihn, sag ihm das...“ sprach er weiter doch dann stockte er, als der Magier die Schwangerschaft der Wüstenprinzessin ansprach. Verdammt... hatte er sich also doch verplappert... Wieder wurde Kurogane etwas rot, aber diesmal sah es der Mann, der sein Gesicht an seiner Brust vergraben hatte nicht..., und etwas schlug sein Herz jetzt schneller. Er und das Mädchen waren sich in den langen Monaten ziemlich nahe gekommen.... sie aßen fast jeden Tag zusammen, wenn der Krieger am Hof war kam sie ihn fast täglich besuchen oder umgekehrt.
 

Der Gedanke an das schwangere Mädchen ließ ihn nur wieder daran erinnern, dass es tatsächlich bald so weit war und sie das Kind bekam. Bei der Überlegung, wurde der Krieger irgendwie nervös und selbst etwas aufgeregt. Er hatte die ganzen letzten Monate beobachten können wie ihr Bauch immer größer wurde, sie sich immer stiller aber offensichtlich freute, hatte diese Hoffnung die ganze Zeit vor Augen gehabt.
 

„Ja... sie ist im 9. Monat...“ antwortete er und fügte noch leicht grummelnd ein „Verdammt...“ weil er sich etwas ärgerte darüber, dass er sich verplappert hatte, dass der Magier immer noch genau wusste, dass er selbst ein schlechter Lügner war und um zu verbergen, dass ihn dieses Thema etwas unsicher machte.
 

Leise kicherte Fye an seiner Brust, aber diesmal war es kein erzwungenes oder gespieltes Lachen. „Dann werden wir ja bald Oma und Opa... ich freue mich so sehr für Sakura-chan und Shaolan.... hoffentlich kann ich es bald mal sehen, das Baby.“
 

Noch immer hielten sie sich im Arm, als wären sie plötzlich miteinander verschmolzen, aber nach so langer Zeit der mangelnden Nähe tat es einfach nur gut mit jedem Atemzug den Druck der anderen atmenden Brust zu spüren, die Wärme, die der andere Körper ausstrahlte und die Stimme ganz nah über seinem Kopf zu hören.
 

Die Umarmung des Magiers wurde ein wenig kräftiger und nun berührte auch er etwas Kuroganes Rücken, streichelte über die Schulterblätter, die nicht ganz von der Rüstung verborgen waren. „Ich habe dich so vermisst, Kuro-sama....“, sagte Fye noch einmal. „Aber hier werden wir bald entdeckt, wollen wir nicht irgendwo rein gehen? Ich muss erst heute Abend zum Lager zurück...“
 

Leise grummelte der Krieger über den „Oma und Opa-Kommentar“, ließ jedoch nicht von dem Anderen ab oder öffnete die Augen. Eigentlich hatte er das vermisst, diese nervigen Kommentare über ihre „Familie“, aber im Grunde schienen sie tatsächlich so etwas in der Art gewesen zu sein, fiel dem Ninja auf. Nachdem sie auseinander gebrochen war... aber jetzt stand Fye hier, der Junge schien wieder der Alte zu sein und sie waren anstatt Dimensionen nur Kilometer weit voneinander entfernt. Erst jetzt bemerkte Kurogane wie viel Kraft und Hoffnung es ihm gerade brachte, diesen Mann in den Armen zu halten.
 

Er löste sich etwas und sein Herz schlug schon wieder schneller, als der Magier ihm vorschlug irgendwo reinzugehen. Er hatte vermutet, dass sie nur kurz Zeit hatten, doch dass sie sich bis zum Abend noch nahe bleiben konnten, damit hatte er nicht gerechnet. „Aa..“ antwortete er leise und fuhr langsam einen Arm des Blonden, den er immer noch in einer leichten Umarmung hatte, hinunter und fasste vorsichtig nach seiner Hand, bevor er sie ebenso vorsichtig und immer noch etwas zögernd umgriff. Das Ganze kam Kurogane immer noch wie ein Traum vor, aber endlich mal war es für einen Moment lang kein Albtraum.
 

Zwar hatte er seine Armee hier aber die meisten waren eh in der Stadt unterwegs und Souma, die normalerweise die Anführerin war, würde das schon im Griff haben. Sie sollten die Zeit nutzen, die sie miteinander hatten, diesmal hatte er kein schlechtes Gewissen dabei, egoistisch zu denken. Auch die Tatsache mit seiner Krankheit hatte er fast vollkommen vergessen... als wären all die negativen Gedanken weggewischt... obwohl die Wut auf Ashura überhand nahm.
 

Kurz blickte der Ninja sich um und suchte nach einer passenden Unterkunft für sie beide... aber obwohl diese Stadt zwar belebt war, war es an sich eine verlassene und schon längst von den Vampiren überfallene Stadt, weshalb sie keine Probleme hatten, ein kleines verlassenes und leer stehendes Haus zu finden. Langsam setzte sich der Krieger in Bewegung, nachdem er sich für eines der kleinen Häuser, das verlassen wirkte, entschieden hatte und zog den Magier an der Hand mit sich. Ein wenig wurde er dabei rot, als er sich vorstellte, wie sie sich das erste Mal an der Hand gehalten hatten, in der Welt, die Hanshin ähnelte und weil ihm bewusst wurde, wie lange es her war, dass sie das getan hatten.. diese einfache Geste.. innerlich schüttelte Kurogane den Kopf.. dass er wegen so was wieder nervös wurde.. aber er war wahrscheinlich immer noch total durcheinander.
 

Der Magier schien gerade den selben Gedanken zu haben, denn – untypischer Weise - wurde auch ihm etwas warm auf den Wangen, was sicherlich nicht von der Hitze herrührte. Den Druck um seine Hand einfach erwidernd, folgte er dem Ninja auf ein leer stehendes Haus zu. Obwohl sie sich schon seit zwei Jahren kannten, seit so über einem Jahr sicher wussten, was sie einander bedeuteten, schon so lange diesen Traum hegten, kam es Fye manchmal dennoch so vor, als wären sie frisch verliebt. Er fühlte sich jedenfalls so und gleichzeitig war da dieses tiefere, ruhigere Gefühl, das keine Worte brauchte. Sicherlich lag es daran, dass sie mehr voneinander getrennt waren als alles andere, oder sich auf andere Sachen hatten konzentrieren müssen und wenige Stunden zu zweit genießen durften. Doch gerade.... so verwirrend und verrückt es war, Fye fühlte sich wohl, als sie einfach nur schweigend diese Straße zum Haus entlang gingen, unter der Sonne, in diesem Land, Japan. Ashura und der Krieg schien so weit weg, diese paar Stunden gehörten nur ihnen und Fye wollte auch an nichts anderes denken.
 


 

Schweigend betraten sie das Haus und Kurogane hielt den Magier immer noch bei der Hand. Es war komisch, sein Herz schlug schnell und er war ein wenig aufgeregt... warum, wusste er selber nicht. Sie waren öfters miteinander alleine gewesen... wieso machte ihn das gerade regelrecht nervös? Wahrscheinlich weil es so lange her war und es ihm immer noch wie ein Traum vorkam... er es nicht ganz begreifen konnte und gleichzeitig diese Ruhe und auch Freude darüber, dass Fye gerade bei ihm war in, seinem Herzen aufkam. Lange sah Kurogane den kleineren Mann einfach nur an und fand wieder keine Worte. Obwohl es eigentlich so viel zu besprechen gab, auch so viel zu erzählen. Er sollte ehrlich zu dem anderen Mann sein und ihm sagen, dass er krank war... aber das würde Fye nur weh tun, da war er sich sicher, erst Recht, weil er ihn immer noch liebte... und auch wie er das mit Hayato erklären sollte, wusste der Krieger nicht. Aber vielleicht dachte er auch nur zu viel nach, weil er wusste, dass ihre Zeit begrenzt war. Er wünschte sich, die Zeit anhalten zu können.
 

Im Haus selbst war es dunkel und kühl. Fyes Augen gewöhnten sich schnell daran und mit einem

erleichterten Seufzen öffnete er seinen Umhang. Alles war hier verlassen, wie unter großer Eile. Das

Kochgeschirr stand noch in der kleinen Nische, die zum Kochen benutzt wurde, auf dem einfachen Holztisch stand eine erloschene, halb herunter gebrannte Kerze und hier und da standen noch ein paar Kisten herum. Etwas Staub tanzte in der Luft, der aber wohl eher von der staubigen Hitze draußen verursacht wurde und von ihren Schritten wieder aufgewühlt worden war.
 

Tief atmete Fye durch, Kuroganes Hand immer noch umgriffen. Leise lachte er. „Wir benehmen uns wie ein Pärchen, das das erste Mal ohne Eltern an einem dunklen Ort zu zweit ist...“, stellte er

fest und sah zu dem Krieger hoch.
 

Aufgrund dieser Bemerkung löste sich der Krieger leicht grummelnd von der Hand des Magiers. „Aa..“ brummte er knapp und räusperte sich einmal, dann sah er sich in dem verlassenen Haus um.. Er hoffte der Familie die es verlassen musste ging es einigermaßen gut. Hoffentlich hatte dieser verdammte Krieg bald endlich eine Ende.
 

Leise seufzte Kurogane und versuchte sich zusammen zu reißen, das war doch nur der Magier, verdammt! Sie waren doch schon so weit gewesen, dass sie wie selbstverständlich miteinander umgingen... bis all das wieder kaputt gebrochen war.
 

Staub tanzte in der Luft. Ruhig schloss Fye die Augen und atmete den abgestandenen Geruch tief in seine Lungen. Den Mantel hatte er mittlerweile ganz ausgezogen und auf dem Boden gelegt, damit sie sich bequem setzten konnte. Er trug zum ersten Mal, seit er vor ein paar Tagen nach Japan gekommen war, keine Uniform. Das wäre ja auch unsinnig gewesen, denn diese Stadt wurde von Menschen und Vampiren bewohnt und die Ankunft der ceresianischen Armee hatte sich nur über Gerüchte und gelegentliche Sichtungen als „fremde Armee“ etabliert. So weit er aus dem belauschten Gesprächen hatte entnehmen können, denn irgendetwas musste er Ashura ja liefern.
 

Er war so müde davon.
 

Mit nachdenklichen Gesicht sah Fye zu den Balken der niedrigen Decke. „Ich hab mir oft vorgestellt wie es ist, dich wieder zu sehen... oder... manchmal, wie es wäre, wenn du jetzt neben mir im Bett lägest und ich deinen Atem hörte...“, mit einem Seufzen legte er sich nach hinten, auf den Umhang aus groben Stoff und fischte die Kette hervor, betrachtete durch den halb durchsichtigen Stein den immer noch stehenden Krieger. „Ashura will deinen Kopf...“, flüsterte der Magier aus Ceres leise, „so ein Narr... und ich bin auch ein Narr.... ich hätte gar nicht nach Ceres gemusst... er hat alles gewusst, Ashura. Alles von unserer Reise... aber vielleicht war es gut, dass ich es nicht wusste, sonst hätten wir jetzt niemanden aus der Armee auf unserer Seite... und Shaolan hätte kein Herz... und ich hätte eine menge Dinge nicht erfahren.“ Kurz schloss er sein Auge, spürte den Stein immer noch ganz warm in seiner Hand und wünschte sich, dass Kurogane endlich herkommen würde und sie ganz nah beieinander lägen, so wie in der Wüstenwelt, so wie er es sich so oft mit so viel Kraft eingebildet hatte, dass es fast so war als LÄGE Kurogane neben ihm. Doch immer nachdem er die Augen aufschlug war da nur ein leeres Zimmer, manchmal die schlafenden Kinder, der pralle Sternenhimmel oder ab und an auch ein sonnendurchfluteter Schneesturm.
 

„Vielleicht hätten wir jetzt sonst keine Chance gegen ihn und seinen Verbündeten... “ Er konnte nicht mehr darauf achten, etwas falsches zu sagen, sonst würde er nur schweigen oder Lügen erzählen. Doch er hatte so Angst wieder etwas kaputt zu machen, indem er einfach nur etwas sagte. Sie stritten sich so leicht... wie vor einem Jahr, kurz bevor er nach Ceres aufgebrochen war. Und Ashura war so leicht wütend zu machen. Leicht massierte Fye sich die Schläfe. Schon wieder dieser Name. Warum konnte es nicht einfach so sein, als wäre dieses Jahr nie geschehen? Weil die Vergangenheit nicht zurück kam? Damals hatte er Ashura einfach für eine Weile vergessen können... Weil zu viel passiert war? Weil er nicht sehr viel weiter konnte, nicht viel mehr, noch ein bisschen, aber nicht all zu viel... weil er einfach wieder Angst hatte...
 

Er wollte ihr Wiedersehen nicht mit solchen Dingen belasten.... doch... vor wem konnte er denn noch ehrlich und ab und an einmal schwach sein, wenn nicht vor Kurogane? Er war so lange stark gewesen, dabei hatte er nie so richtig gelernt stark zu sein.
 

Der Krieger hatte sich an eines der kleinen Fenster gelehnt und sah dem Magier dabei zu, wie dieser es sich auf seinem Mantel gemütlich machte. Beobachtete ihn einfach nur, wie schon die Zeit davor, als er mit ihm sprach und dann die Kette hervorzog... etwas ungläubig musste sein Blick daraufhin werden... er hatte sie Fye damals vom Hals gerissen. „Du hast das Teil noch?“, fragte er leise und seufzte dann, dass dieser König seinen Kopf wollte, hatte er sich schon denken können. Auch damals, als er in Fyes Vergangenheit gewesen war, wollte dieser Ashura ihn am liebsten tot sehen. Auf die Kommentare, dass es vielleicht gut war, dass der Magier in Ceres war, ging der Krieger gar nicht mehr ein. Es war vielleicht ein Vorteil... aber er hätte es Fye trotzdem gerne erspart. Wenn er sich nur nicht von dem Jungen besiegen lassen hätte, wenn wer auch immer ihm das Herz nicht genommen hätte, dann wäre das alles nie so weit gekommen. Sie hätten es irgendwie verhindern müssen.
 

Ein paar Sekunden lang sah Kurogane dem Blonden noch dabei zu, wie dieser sich die Schläfen massierte. Der Magier stand mit Sicherheit die letzten Monate und auch jetzt noch unter Dauerstress. Ständig lagen Ashuras Augen auf ihm und wenn Kurogane sich vorstellte, was für Panik manchmal in Fyes Stimme mitschwang, wenn er über ihn geredet hatte, wollte sich der Krieger nicht ausmalen, was diese Monate und die momentane Situation für den Blonden bedeuten mussten. Er hasste Ashura wirklich mit jeder Sekunde einen Tick mehr.. er würde schon noch rausfinden, was er Fye angetan hatte und dann würde nicht sein, sondern Ashuras Kopf rollen, schwor er sich. So in seinen Gedanken versunken hatte der Krieger jetzt ebenfalls angefangen, sich aus seinem Umhang und einem Teil seiner Rüstung zu pulen... zwar war das mehr als unachtsam, aber gerade kam ihm seine eigene Rüstung unsagbar schwer vor.
 

Nachdem er sich entladen hatte, machte Kurogane ein paar Schritte auf den Blonden zu, der sich mittlerweile auf den Mantel gelegt hatte und setzte sich neben ihn... er konnte wirklich nicht die Augen von dem Magier lassen. Erstens, weil er fast ein wenig Angst hatte, der Andere verschwand einfach wieder, wenn er ihn auch nur eine Sekunde aus den Augen ließ und zweitens, weil er nicht wusste, wie lange er Zeit hatte, ihn anzusehen, sich dieses Bild so gut es ging einzuprägen und weil er nicht wusste, wann er ihn wieder sehen würde.
 

„Gemeinsam, schaffen wir es, diesen Krieg zu beenden... aber...“ sein Blick verdunkelte sich etwas. „..sollte dieser König dir irgendwie weh tun... dann werde ich keine Gnade mit ihm haben...“
 

Als Kurogane diese Worte sprach, riss Fye seinen Blick von dem Anhänger los und richtete ihn auf den Krieger, beobachtete den Mann dabei, wie er seine Rüstung auszog. „Ich konnte es doch nicht zurück lassen...“, erwiderte der Magier leise und wand seinen Blick kein einziges Mal ab, während der Krieger sich auf ihn zu bewegte und dann neben ihm setzte. Bei den letzten Worten hätte er beinahe aufgelacht.
 

„Ashura ist egal“, erwiderte er mit so viel Absolutheit in der Stimme, dass es ihn selbst schauderte. „Die Person, die ich einst geliebt habe, ist längst gestorben... ich will nur, dass er uns alle in Ruhe lässt... riskiere nicht dein Leben für eine Rache, die niemanden nützt...“ Ganz vorsichtig, fast zaghaft aber nicht zögernd, umgriff Fye die viel größere und dunklere Hand. Sie war rauer geworden, vielleicht weil Kurogane jetzt wohl wieder jeden Tag trainierte. Auch bemerkte er ein, zwei neue Narben auf dem dunkelgebrannten, muskulösen Arm, die Muskeln fühlten sich hart unter seinen tastenden Fingern an. Zum Töten und Beschützen gestählt... ach wäre dieser Krieg doch nur schon vorbei, aber sie waren hier und niemand von ihnen wusste, wie lange es noch gehen würde, ob es jemals ein Ende nahm. Sie mussten mit der Situation leben, oder daran verzweifeln und das kam so kurz vor dem Ziel nicht in Frage.
 

Ohne Widerworte zu leisten, ließ er den anderen seine Hand in seine nehmen und regte sich nicht weiter über diesen König auf, auch wenn Kurogane unwahrscheinlich wütend war, fast rasend vor Wut, wenn er sich vorstellte, was dieser Mann mit Fye getrieben haben könnte oder ihm angetan hatte. Dass er ihn eingesperrt hatte wusste er und das war nur eine Sache. Aber er wollte den Magier jetzt nicht schon wieder an schreckliche Dinge erinnern oder sich mit ihm streiten und es wäre zwangsläufig darauf hinaus gelaufen. Er kam dem kleineren Mann wieder etwas näher und zog ihn wieder in seine Arme. Diese ganze Situation war so verwirrend und brachte ihn so durcheinander... er wusste nicht, was er zu erst denken sollte, zu erst fühlen oder auch nicht. Welche Worte die Richtigen oder die Falschen waren, das, was er wusste war, dass sie wenig Zeit hatten.
 

Endlich in dieser warmen Dunkelheit, entspannte sich Fye richtig. Hier konnte er durchatmen, hier war er für einen Moment sicher. Vorsichtig hob er nach einer ganzen Weile wieder den Kopf und sah Kurogane schweigend an. „Kuro-chama...“, flüsterte er und rückte etwas mehr nach oben, presste seine Hand auf den Boden, um sich auch in der Umarmung etwas aufrichten zu können und hing mit seinem Gesicht nun ganz nah über Kuroganes. „Auch wenn alles verwirrend ist.... lass uns jetzt nur an uns denken, okay? Ich will endlich aufhören über Dinge wie Krieg oder meinen König nachzudenken, jetzt da ich endlich wieder zu Hause bin... auch wenn es egoistisch ist, ich will einfach nicht...“, brach es einfach leise, flüsternd aus ihm heraus. Er würde noch wahnsinnig werden.
 

„Aa..“ stimmte der Krieger dem Magier zu, der mit seinem Gesicht seinem wieder so nahe war, dass er den leichten Atem darauf spüren konnte. „Vergessen wir für ein paar Stunden einfach alles...“
 

Das war gut... endlich einmal abschalten. Und hier konnte der Krieger es, jetzt wo er wusste, dass es dem Magier den Umständen entsprechend gut ging und er sogar in seinen Armen lag, konnte er sein Gehirn mit Sicherheit vom Arbeiten abhalten. Die ganze Zeit fand er nicht wirklich einen einzigen ruhigen Punkt, immer dachte er nach, überlegte, hoffte oder versuchte zu verdrängen. Außer die Stunden, die er mit Hayato verbracht hatte, diese hatten ihn wirklich auf andere Gedanken kommen lassen... aber auch hier war er in Sorge. Was wurde aus dem Kind, wenn Japan komplett im Krieg unterging? Luft holen, das hier war ihre Gelegenheit, Luft zu holen... endgültig alles zu vergessen... den Krieg, den König... sie waren nicht mehr Dimensionen weit voneinander entfernt. Sie waren sich so nahe, dass es unglaublich war.

Vorsichtig strich Kurogane über das Gesicht des Blonden. Er trug immer noch die alte Augenbinde aus dieser lästigen Schulwelt... dass es in Ceres keine extravaganteren gab, konnte sich der Krieger kaum vorstellen. Langsam näherte er sich wieder den Lippen des Anderen... vergessen klang gut... einfach nur bei diesem Mann sein, einfach nur egoistisch sein und bei dem sein, den man liebte. Den man so lange vermisst und nach dem man sich gesehnt hatte... nur sie zwei.

Nicht mehr ganz so zögernd und unsicher küsste er den Blonden vor sich. Es war doch immer noch Fye, auch wenn alles durcheinander war und kaum in Worte zu fassen, war das immer noch der Mann, mit dem er zusammen sein wollte. Auch wenn sie beide sich wahrscheinlich in diesem Jahr verändert hatten.
 

Ruhig schloss der blonde Mann über Kurogane die Augen und erwiderte den Kuss, küsste einfach nur und versuchte einfach an nichts zu denken. Ein wenig fürchtete er, dass dieser Kuss auch Ashura mit seinen tausend Küssen genommen hatte, die Fye gegeben hatte, ohne etwas dabei zu fühlen. Doch es war verrückt... es fühlte sich gut und richtig und SELTEN an... so als hätte er Jahre niemanden geküsst... oder als hätten er und Kurogane es erst gestern getan.
 

Sich noch einmal vergewissernd, dass hier wirklich nirgendwo sein König war, weder seine Augen, noch in seinem Kopf, erwiderte Fye den Kuss sicherer, fühlte und schmeckte, leidenschaftlich und sanft. Und Stück für Stück schaffte er es auch einfach nur hier zu sein, auf einem staubigen Holzboden, im Halbdunkeln, mit dem Mann, bei dem er sein wollte, den er liebte und den er gerade küsste. Vorsichtig strich er durch die weichen, so stachelig aussehenden, schwarzen Haare und drang mit seiner Zunge in Kuroganes Mund, erforschte, was längst nicht so vertraut war, aber es reichte, um sich sicher zu fühlen... ab und an zog er sich zurück, ließ Kurogane schmecken und fühlen und die Oberhand gewinnen. Für Fye könnte das ewig so weiter gehen und dass er auch einmal Luft brauchte, war ihm gerade völlig egal...
 

Dieser Kuss ließ ihn wirklich alles andere um ihn herum vergessen und je länger sie sich küssten, desto mehr verlor Kurogane die momentane Realität aus den Augen und er wollte auch gar nicht daran denken, weshalb er sie nur zu gerne vergaß. Alles was gerade wichtig war, war der Mann, den er gerade küsste... sollte doch die Welt um ihn herum untergehen... in diesem Moment wäre es ihm tatsächlich fast egal gewesen, solange nur Fye bei ihm war.
 

Kurogane legte sich etwas auf dem Mantel ab und zog den Blonden mit sich zu ihm herunter, löste sich aber die ganze Zeit nicht von diesem Kuss. Viel zu gut tat es, endlich wieder diese ganz bestimmten Lippen auf seinen zu spüren, diesen ganz besonderen Menschen bei sich zu haben.

Diesmal meinte das Schicksal es wohl einmal gut mit ihnen, dachte sich der Krieger... dass Fye ausgerechnet in ihn rein gelaufen war, dass sie sich zufällig auf dem selben Markt befunden hatten... dass der Magier ohne diesen König umher marschierte... er hatte sich gar keine Gedanken darüber gemacht, wie das sein konnte, dass er ihn einfach ziehen ließ und es war ihm auch egal... Er wollte jetzt an nichts anderes außer an Fye denken... und an diesen König schon gar nicht...
 

Er drückte den Blonden noch fester an sich, in der Hoffnung, endlich alles um sich herum zu vergessen und nur noch diesen Mann zu spüren und weil ihn dieses Bedürfnis gerade wirklich überkam... die Freude in seinem Herzen sich breit machte, das so unwahrscheinlich schnell schlug aber nach so langer Zeit endlich einmal nicht mehr weh tat.
 

So lange waren sie sich nicht mehr nah gewesen, dass Fye sich jetzt fast etwas ungeschickt fühlte, als er sich von Kurogane mitziehen ließ und langsam sein Körpergewicht auf dem andern Mann ablegte. Ihre Körper waren nah an nah, und auch Fye schlang die Arme um den Krieger, die Augen geschlossen wollte er nur noch tiefer in diesen Kuss sinken. Fallen... fallen... fallen... und endlich aufgefangen werden, von dem Mann mit den blutroten Augen, der so viel in seinem Leben durcheinander gebracht hatte, aber durch den er immer und immer wieder den nächsten strauchelnden Schritt nahm, egal wie viel Angst oder Überraschungen, oder sogar Freude auf dem Weg lag.
 

„Kurogane...“, flüsterte der Magier atemlos, als sie sich kurz lösten, um nach Luft zu schnappen. Einfach nur um seinen Namen zu hören und ausspreche zu können und zu wissen, Kurogane hörte ihn, hörte ihn seinen ganzen Namen sagen... Sein Atem ging schnell und warm und schnell strich auch immer wieder Kuroganes gegen sein feuchten Lippen. Leicht lächelte Fye und brachte seine Hände höher, an Kuroganes Schulter, in seinen Nacken, beugte sich vor und küsste dort viele kleine, sanfte, ruhige Lippenberührungen. Schmeckte, und wollte nie wieder vergessen, wie es dort schmeckte.
 

Der Krieger schauderte, als Fye seinen Nacken küsste und so viele Erinnerungen kamen ihm gerade dabei zurück... an ihre albernen Streitereien, an ihre seltenen Zweisamkeiten... daran, dass er eine Zeit lang mit dem Magier verbunden war und sein Blut trinken musste um zu überleben und nicht in einen Blutrausch zu verfallen. Und auch, wenn es meist immer nur schwierig gewesen war, bereute Kurogane keine einzige Sekunde, die er mit dem anderen Mann verbracht hatte, selbst wenn es manchmal nur weh getan hatte.
 

Kurogane schloss ebenfalls die Augen und lehnte sich zurück, genoss einfach nur die Berührungen des Anderen und ließ sich für einen Moment lang fallen. Dies hier war der einzige Ort, wo er das konnte. Dies war der einzige Mensch, bei dem er das konnte und erst jetzt bemerkte er wieder, wie einsam er die letzten Monate und das Leben zuvor ohne Fye gewesen war. Während der Magier mehrere Küsse auf seinem Nacken verteilte, strich er einfach nur über den Rücken und die Seiten des Magiers.
 

Schaudern, als er die Hände über seinen Rücken streicheln spürte. Sie waren sich so lange nicht mehr nah gewesen, viel zu lange. Mit geschickten, langsamen Bewegungen öffnete er das Hemd, das der Krieger unter seiner Rüstung trug und legte die blanke Haut bloß. Vorsichtig strich er darüber. Seine Hände fühlten sich kühl gegen diese Wärme an. Sich auf seiner Brust abstützend, beugte sich der Magier wieder vor, um Kurogane ein weiteres mal zu küssen.
 

Die Lippen des Magiers berührten wieder seine und auch spürte der Krieger schon, wie der Blonde sein Hemd öffnete und dort seine Haut berührte.. die Berührungen taten gut, ohne Zweifel und am liebsten hätte er Fye auch weiter machen lassen.. aber..
 

Er brach den Kuss ab, in dem sie sich befanden und griff nach den Händen des Magiers, die auf seiner Brust verweilten... noch hatte er Verstand genug, damit aufzuhören... bevor sie erst einmal dem Rausch verfielen.
 

„Das geht nicht...“ sagte er, nachdem er leise geseufzt hatte.. er wusste, worauf es eventuell hinauslaufen könnte... und da er krank war und nicht wusste, wie sich diese Krankheit übertrug, konnte er diese Verantwortung einfach nicht auf sich nehmen.. gleichzeitig, zog sich sein Herz etwas zusammen, als sein Blick auf den durch ihre Berührungen etwas freigelegteren Hals des Magiers fiel.. Dort war eindeutig ein „Knutschfleck“.. so wie es anscheinend gerne genannt wurde.. zu erkennen und dieser kam definitiv nicht von ihm. Seine Befürchtungen, dass dieser König und Fye sich anscheinend doch näher gekommen waren, bestätigte sich hiermit... und so war es vielleicht auch ganz gut, dass sie nicht weiter machten... denn er würde bestimmt seine Wut nicht mehr kontrollieren können, wenn er solche Spuren auf dem Körper des Magiers entdecken würde. Obwohl er sich eigentlich nicht beschweren durfte, denn auch er hatte mit Souma und anderen Frauen geschlafen in der Zeit... jetzt kam er sich erst Recht mies deshalb vor... Es tat weh, das festzustellen... und dann auch noch zu wissen, dass es sich wahrscheinlich um den König handelte und gleichzeitig, dem Magier nicht näher kommen zu dürfen, weil es sein könnte, dass er ihn damit ansteckte.
 

Verwirrt hielt Fye inne und ließ seine Hände in Kuroganes nehmen. Er verstand nicht, warum hörte Kurogane denn jetzt auf? „Kuro-chi?“, fragte er deswegen verwirrt und folgte dem Blick des Kriegers an seinen Hals. Plötzlich wurde ihm bewusst, was Kurogane da möglicherweise sehen konnte und als er die Hand auf die dunkle Stelle legte, wusste Fye, dass er mit seiner Vermutung recht hatte.
 

„Das...“,sagte er leise, doch er konnte nicht weiter reden. Fye konnte sich nicht vorstellen, dass Kurogane deswegen sauer auf ihn sein könnte. Doch weiter fiel ihm nichts ein, es war als hätte er seine Zunge verschluckt, er konnte nichts darauf sagen, das war der Beweis, dass Ashura und er miteinander schliefen. Er hatte zwar vermutet, dass der Krieger auch selbst darauf kommen würde... aber sich keine Gedanken darüber gemacht, was Kurogane dazu sagen würde. Etwas bedrückt senkte er den Kopf, verwirrt und auf eine Reaktion des Kriegers wartend.
 

Eigentlich hatte er wegen seiner Krankheit inne gehalten, doch der Magier bezog es auf die Tatsache, dass er und dieser König höchstwahrscheinlich miteinander schliefen... und auch der Krieger bemerkte, dass ihn das anscheinend mehr störte, als er gerade eben noch vor sich selber zugeben wollte... aber anstatt gerade wütend deswegen auf den Magier zu werden, sah er ihn eher besorgt an und richtete sich wieder etwas auf. „Tust du das „freiwillig“?“ fragte er den Blonden nach und merkte, wie der Hass auf diesen König in seiner Brust immer stärker wurde... der Krieger hatte gesehen, wie Ashura Fye behandelt hatte... er hatte ihn eingesperrt verdammt! Wenn das jetzt auch noch gegen den Willen des Magiers war... er hasste diesen Bastard von König einfach nur.. und der Ninja bemerkte in diesem Moment, dass auch, wenn sie versucht hatten die Zeit ein wenig anzuhalten, ihre verlorenen Monate einfach zu vergessen, doch in dem Leben von ihnen beiden einiges passiert war.. „Sag es mir Fye.. tust du das, weil du das willst oder zwingt er dich dazu?“
 

Weder das eine noch das andere würden ihn gerade wirklich beruhigen, bemerkte Kurogane.. er hatte in der Tat selber mit Souma geschlafen, verdammt, er hatte sogar ein Kind von ihr.. aber das war nicht mit dem zu vergleichen, was den Magier mit seinem König verband.
 

Erschrocken und ein wenig verloren sah der Magier zu Kurogane, der auf einmal so energisch auf ihn einredete. Doch dann riss er sich zusammen und wischte sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Am Anfang hatte ihn Ashura schon etwas genötigt, aber nicht gezwungen... und dann war er selbst darauf eingegangen, um ihm etwas vorzuspielen. Sie waren vertraut im körperlichen Umgang miteinander und so unberechenbar und cholerisch sein König sonst sein könnte, in der Hinsicht war er nie wirklich grausam zu ihm gewesen... das, was sich in ihrer „Beziehung“ abgespielt hatte, hatte sich nur in diesem Bereich fortgesetzt. Katz und Maus, kleine Machtproben und ab und an ruhige Momente, die Fye sogar manchmal genossen hatte, weil sie sicher waren, weil sie Vergangenheit waren oder weil es einfach einmal gut getan hatte, körperliche Nähe zu spüren, egal was sein Kopf und sein Herz dazu sagte.
 

„Nicht gezwungen...“, antwortete der Magier leise, „ich...“ , durchatmen, „Ich wusste nicht, wo ich sonst ansetzten sollte. Ashura hat mir völlig misstraut, er hat von dir gewusst, er hat von unserer Reise gewusst und auch von Japan... ich hab versucht ihm etwas vor zu machen... um den Finger zu wickeln, um ihn dann lenken zu können...“, erklärte er dem Krieger mit versucht ruhiger Stimme.

„Erst hat es nicht funktioniert... ich war zu voreilig und habe mich reinlegen lassen... darauf hin hat er mich in den Kerker gesperrt... doch danach ging es besser... er hat so getan, als hätte er nicht 30 Jahre lang geschlafen und ich nie weggelaufen... und gleichzeitig hat er es mir immer vor Augen gehalten... ich glaube er hat dadurch versucht mich hörig zu machen... mir einzureden, dass ich nur zu ihm gehöre und alles andere keinen Sinn macht... also bin ich auf das Spiel eingegangen und habe versucht ihm meine „Loyalität“ zu beweisen...“ - und Liebe, fügte Fye nur in Gedanken hinzu. Der größte Verrat überhaupt, aber Ashura hatte es heraus gefordert, und nun bekam er Wut als Liebe verkauft. „Aber er war nie ... gewalttätig oder so etwas... und .. es war nicht gezwungen...“
 

Mit einem weiteren, schweren, nervösen Seufzen endete der Magier seinen Redefluss, der regelrecht aus ihm heraus gequollen war. Er konnte nicht einfach so tun, als wäre das nie passiert... bevor sich Kurogane Sorgen machte, erklärte er ihm lieber die ganze Wahrheit. Mittlerweile hatte er gelernt, dass Kurogane sich in Gedanken sonst nur noch viel schlimmere Dinge zusammenreimte.
 

Der Krieger biss die Zähne zusammen, als er dem Magier zuhörte.. er wollte das eigentlich nicht hören aber er musste das wissen.. auch wenn ihn die Tatsache beruhigte, dass der König den Magier wenigstens nicht dazu gezwungen hatte oder ihn grob angefasst hatte dabei, konnte er für einen Augenblick die Wut nicht unterdrücken.. und diese verdammte Eifersucht auf Ashura... zwar überwog die Sorge und die Angst um den Blonden, doch unterschwellig war auch immer diese leichte Eifersucht gewesen, bemerkte der Ninja. Er wollte sich das nicht vorstellen.. und auch, wenn das von Fye nur Mittel zum Zweck war, tat es ihm erst recht weh.. dass dieser König alles versuchte, den blonden Mann hörig zu machen, ihm zu eigen zu machen und Fye sich das einfach gefallen ließ..
 

Dabei hatte Kurogane wirklich nicht das Recht, dem Blonden irgendetwas vorzuwerfen.. aber es war anders, wenn er mit Souma geschlafen hatte.. er hat diese Frau nie geliebt, er musste auch niemanden manipulieren.. und hatte sowieso nur immer den anderen Mann im Kopf. Und viel weniger konnte Kurogane Fye jetzt verbieten, mit Ashura zu schlafen... denn dann war all die Mühe umsonst gewesen.. ihm wurde schlecht bei dem Gedanken..
 

Verdammt, verdammt, verdammt!.. wieso war nur dieser verfluchte Krieg im Gange? Wieso hatte er sich diese beschissene Krankheit eingefangen? Warum musste es diesen König namens Ashura geben?!
 

Erst wollte Kurogane für einen Moment tatsächlich wütend werden, seine Meinung sagen, dass er es hasste, dass Fye das tat... dass er sich das nicht vorstellen würde, er rasend eifersüchtig bei dem Gedanken war.. dass der Magier sich nicht so nieder machen sollte.. Aber damit war niemandem geholfen...dann würde sich Fye nur noch mieser fühlen und er ebenfalls, weil er ihre wenigen gemeinsamen Stunden damit vergeudet hätte, sich zu streiten. Leicht ballte er eine Hand zur Faust und versuchte sich zu beruhigen.. wie konnte er überhaupt verlangen, dass der Magier ihm irgendwie treu war.. wenn er es selber nicht einmal gewesen war und wahrscheinlich eh bald dem Leben abdankte. In seinem Kopf raste es nur mal wieder so.. und dann begriff er, dass es gar nicht anders ging.. dass er ehrlich sein musste, selbst wenn es schmerzhaft war.
 

„Mich beruhigt, dass er dich nicht zwingt...“ gab er ehrlich mit gedrückter Stimme zu, in der er versuchte, das leichte Zittern über die Wut und den Hass auf diesen schwarzhaarigen Mann zu unterdrücken. Um zu benutzen, hatte sich der Magier selber benutzen lassen.. er hasste diesen Gedanken.. warum verdammt, warum konnte er Fye nicht einfach glücklich machen?
 

„Aber.. das ist nicht der wahre Grund, warum ich nicht mit dir schlafen kann..“ wechselte er das Thema. Es brachte nichts, sich weiter etwas vorzumachen... seine Gedanken waren eh so wirr, dass es sich nicht mehr traute sich zu fragen, was richtig und falsch war, welche Gefühle die Richtigen und die Falschen waren, um nicht in noch mehr Gefühlschaos zu enden. „Fye.. ich habe im Moment keine Ahnung, was ich denken und fühlen soll.. fast ein verdammtes Jahr waren wir getrennt und gerade weiß ich nicht mehr, was richtig ist..“ brach es jetzt auch aus ihm regelrecht heraus. „.. ich kann dir nichts vorwerfen.. ein Jahr ist verdammt lang... auch in meinem Leben hat sich einiges geändert... aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du dich ihm so auslieferst... am liebsten wäre es mir, du würdest nicht mehr zu ihm zurück gehen.. ich weiß, dass das nicht geht... weil er alles weiß und Japan auf dem Spiel steht... weil ich dir auch vertraue und du wirklich stärker geworden bist.. aber...“ tief atmete er durch. „..aber... „unser Traum“.. ich kann nicht von dir verlangen, dass du dich weiter daran festhältst... aus welchem Grund auch immer, Japan beschützen willst... ich habe dir schon einmal gesagt, wenn du dein Glück findest, dann greife danach... flieh vor Ashura und fang irgendwo ein neues Leben an oder weiß der Teufel... denn ich...“ er musste den Blick abwenden, gerade konnte er dem Blonden nicht in die Augen sehen. „..denn ich kann nicht bei dir bleiben...“
 

Ausliefern... das war wohl das richtige Wort. Fye bemerkte doch selbst, dass es ihm immer nervöser und fahriger machte mit Ashura beisammen zu sein, dass - vor allem seit er erfahren hatte, dass Ashura die ganze Zeit um die geplante Zerstörung seines Dorfes wusste - sich immer mehr Wut in jede einzelne Lüge mischte und je wütender er wurde, um so höher und selbstbewusster und glaubhafter wurden seine Verwirr - und Blendspiele. Doch diese Wut hatte ihn auch geschützt, auch wenn er wusste, dass es Kurogane rasend eifersüchtig machen würde.
 

„Du hast selbst gesagt, wenn ich vor etwas Angst habe, soll ich stehen bleiben und es erwarten...“; sagte er leise, als der Krieger geendet hatte. Er war vollkommen verwirrt und verstand nicht, warum Kurogane wieder damit anfing. „Warum nicht, Kurogane?“, fragte er fast verzweifelt nach einem Moment des Schweigens, „warum fängst du schon wieder davon an?! Ich verstehe es nicht!“, rief er jetzt beinahe, verwirrt und sicher auch ein wenig verzweifelt. Er war lange nicht mehr laut gegenüber irgendjemanden geworden. „Warum kannst du nicht bei mir bleiben? Was ist passiert, Kur-tan? Weißt du denn überhaupt nicht, was du willst? Du hast gesagt du wartest, egal wie lange ich in Ceres bin und was mit Ashura passiert und dann fängst du auf einmal damit an, dass ich woanders glücklich werden sollte, mit jemand anderen. Da kann ich auch Ashura zurück gehen und mich selbst belügen... ich kann mein Herz nicht einfach ändern, wenn es mir beliebt und ich will es auch nicht!“
 

„Ich weiß genau, was ich will..“ murmelte der Krieger leise.. verdammt, er wollte Fye doch nicht weh tun. „Ich..“ seine Stimme zitterte nun endgültig, denn indem er diesen Gedanken aussprechen wollte, dieses Geheimnis mit jemanden außer den Leuten aus Nara teilen musste, gleichzeitig wusste, dem blonden Mann wahrscheinlich damit das Herz zu brechen und alle Hoffnungen zu zertrümmern und ihm selbst diese Realität, die er versuchte zu verdrängen so gut es ging, bewusst wurde. „..ich bin krank Fye. Erinnerst du dich an diese verdammte Krankheit, die dein Ebenbild in dieser „Nara-Welt“ hatte? Auch hier ist sie ausgebrochen und vor ungefähr 5 Monaten habe ich mich infiziert.. ich werde sterben.. obwohl ich leben will.“
 

Fye konnte den Krieger vor sich einfach nur anstarren. Erst gingen die Worte gar nicht in seinen Schädel, doch langsam sickerte es Stück für Stück in ihm.
 

„Das Fieber...“, flüsterte er rau, ohne zu merken, dass er redete und nicht nur dachte. Deswegen hatte Kurogane vor fünf Tagen auf dem Schlachtfeld so untypisch den Angriff des ceresianischen Soldaten nicht abblocken können, deswegen hatte er die ganze Zeit das Gefühl Kurogane verbarg etwas vor ihm. Die ganze Zeit, fünf Monate. Sie hätten sich nie mehr wieder sehen können... hätten sie sich jetzt nicht getroffen. Ein Jahr. Ein Jahr für ein verdammtes Leben, ein weiteres Jahr für eine Zukunft, die so ungewiss und so zum frühen Scheitern verurteilt war.
 

Nun konnte Fye sich nicht mehr zurück halten. Zittrig nahm er sein Hände hoch und drückte sie gegen sein Gesicht, um die Tränen irgendwie auf zu halten, die in dem Moment schon zu fließen begannen. Warm und salzig liefen sie seine Hände hinunter, bevor noch das erste Schluchzen sein Kehle verließ.
 

„Hey..“ flüsterte der Krieger als Fye urplötzlich über diese Nachricht in Tränen ausbrach... was hatte er denn auch anderes erwartet? Kurogane seufzte leise, dieser Anblick versetzte ihm einen Stich durchs Herz. Vorsichtig nahm er den Mann vor sich in die Arme und drückte ihn näher. „..noch lebe ich ja.. und dank deiner verdammten Magie, schreitet die Krankheit sehr langsam voran... außerdem habe ich Medizin von deinem Ebenbild aus Nara..“ versuchte er ihn irgendwie wieder aufzubauen. Er hasste diese Krankheit, er hasste sie ja so sehr... doch die ganze Zeit hatte er sie mehr verdrängt, als wahrgenommen und erst jetzt bemerkte er, wie gerne er doch eigentlich nur leben wollte. „Vielleicht haben wir ja Glück und es ist bald ein Mittel dagegen gefunden... die japanischen Ärzten jedenfalls arbeiten hart daran... immerhin sind viele Menschen betroffen... aber darauf kann ich mich nicht verlassen, verstehst du?“
 

Nur langsam beruhigte sich der blonde Mann in Kuroganes Armen. Immer und immer wieder ging ein Schluchzen durch den bebenden Körper und kein einziger klarer Gedanke konnte sich hinter seinen Schläfen formen. Kein: war denn alles umsonst?, kein: was nun?, kein: wann wird es soweit sein?
 

Einfach nur Schmerz, Schmerz, Schmerz. Und Fye dachte wirklich er wäre darüber erhaben, dass er schmerzen konnte, wie er wollte, dass es ein Teil von ihm war, den er besiegen konnte, indem er ihn einfach aushielt, trotzig dennoch weiter ging. Doch nun war ihm scheinbar der Weg versperrt. Er sah die Sackgasse von Weitem, Kurogane hatte es ihm klar und deutlich gesagt. 'Ich werde sterben, obwohl ich leben will'. Das, worüber er Kontrolle hatte, das, wovon er dachte, er hätte es unter Kontrolle, hatte ihn rücklings überholt und schlug ihm nun ins Gesicht: Du Narr.
 

„Das ist zu grausam...“, brachte er unter Tränen hervor, die Augen fest zusammen gepresst, die Arme um den Kurogane geschlungen, der auch ihn umarmte.
 

„Ja.. mag sein..“ antwortete Kurogane leise ungeachtet, ob dieser ihm im Moment überhaupt zuhörte. Es tat ihm weh, Fye so zu sehen und zu wissen, dass er der Grund dafür war.. aber er konnte einfach nicht die ganze Zeit vor sich hinlügen und dem Menschen, den er liebte etwas vormachen. DAS wäre in seinen Augen grausam gewesen. Den Blonden im Glauben zu lassen, alles war in Ordnung und sie hatten irgendwann eine Zukunft, nur um dann vor der brutalen Wirklichkeit stehen. Aber man musste die Dinge eben hinnehmen, wie sie waren.. wahrscheinlich hatte Kurogane inzwischen auch nur genug Zeit gehabt, sich mit dem Gedanken schon abzufinden, obwohl er nie ernsthaft darüber nachgedacht hatte. Er hatte diese Tatsache einfach so hingenommen und sich an die Worte des Ebenbildes von Fye aus Nara gehalten.. nein, an diese hatte er sich kein Stück gehalten, bemerkte Kurogane gerade.. er sollte sein Schicksal ändern und das einer ganzen Dimension und vor allem, sollte er sich entscheiden zu leben... und was hatte er getan? Die Tatsache krank zu sein einfach ignoriert und hingenommen... sich aber Gedanken darüber gemacht, was er alles zurück lassen würde, hatte er sich kein Stück., Nämlich Fye, den Mann, den er liebte und der aus eigener Kraft zu ihm zurück gekommen war... immer noch in der Hoffnung eine Zukunft zu zweit zu haben.. und Hayato.. der Junge, der endlich seinen Vater gefunden hatte.. die Kinder, die bald Eltern wurden... und seine Prinzessin. So viele Menschen, die auf einmal um ihn herum waren und die ihm etwas bedeuteten und denen er etwas bedeutete.
 

Er wollte bei weitem nicht an dieser elenden Seuche verrecken... aber, wenn es doch verdammt noch mal kein Heilmittel gab.. konnte er nichts anderes tun als seinen Körper so lange wie möglich gegen diesen Virus ankämpfen zu lassen..
 

„Fye..“ flüsterte er und löste sich etwas von dem Blonden um ihm direkt ins Gesicht zu sehen. „Egal, wie verdammt grausam das sein mag... ich gebe nicht auf... ich werde so lange gegen all das kämpfen, was mich und dich zerstören will, solange ich Kraft dazu habe.. und egal was passiert.. wie schrecklich die Realität ist, darfst auch du nicht aufgeben... alles was ich will ist, dass du glücklich bist, dass du beschützt bist...du hast bewiesen, dass du verdammt stark geworden bist.. aber verlier diese Stärke nicht wieder..“ irgendwie kamen ihm seine eigenen Worte komisch vor, doch er musste den Magier irgendwie aufbauen, wenn dieser jetzt den Mut verließ, war alles umsonst..
 

Tränenschwer und ein wenig verschwommen blickte ein blaues Auge in rote und zum ersten Mal, seit er in Tränen ausgebrochen war, fragte sich Fye wie es wohl für Kurogane sein musste... Er hatte sich nicht selbst Leid getan, wirklich nicht, nicht in diesem Moment, er hatte es nur einfach nicht glauben können. Nur ein Hindernis gesehen, über das sie nicht hinweg kommen könnten, das sie nicht besiegen konnten, egal wie sehr sie kämpften, weil der Tod nichts war, wogegen man kämpfen konnte. Er kam leicht und sinnlos und nichts konnte man dagegen tun. Das wusste er seit Kindertagen, hatte es so lange getan. Er hatte sich gegen sein Schicksal aufgelegt, gegen seine Ängste und für seine Gefühle gekämpft, gegen seinen König, für sich selbst, ein neuer Mensch zu werden, ein friedlicheres Land, eine Zukunft. Doch Fye glaubte nicht auch noch gegen einen übermächtigen Gegner wie den Tod anzukommen... er konnte doch kaum noch ein paar Schritte weiter gehen...
 

Und dennoch, selbst dieses Wissen konnten seinen Traum nicht aus seinem Herzen brennen. Kurogane saß doch noch vor ihm... wie konnte es sein, dass er irgendwann vollkommen verschwand?
 

„Ich hab diese Stärke aber nur für dich... ich hab mich entschieden, nur für dich und es interessiert mich nicht, dass es noch andere Arten „glücklich“ zu werden gibt...“ Vorsichtig und wahrlich etwas zitternd streichelte er dem größeren Mann durch das dunkle Haar. „Und wenn es nur noch zwei Wochen sind, dann werde ich bei dir bleiben... und wenn es zwei Jahre sind, dann werde ich auch bei dir bleiben... und wenn es ein Heilmittel gibt, dann werde ich bei dir bleiben bis du greis und weiß geworden bist... ich habe mich für dich entschieden, Kurogane. Für dich und mich. Also bitte schick mich nicht weg, weil du denkst, es ist besser für mich. Du schützt mich, indem du in meinem Herzen bist...“
 

Lange und etwas ungläubig blickte Kurogane den blonden Mann nach diesen Worten an und sein Herz fing wieder etwas schneller an zu schlagen.. es tat gut das zu hören, obwohl es egoistisch war, das auch nur zu denken.. und gleichzeitig tat es weh.. je länger er den Mann vor sich anblickte, desto mehr hasste er diese verdammte Seuche, dieses verdammte Schicksal, den Tod, den Krieg.. und diesen verdammten König. Hart biss der Krieger sich auf die Lippe, während er den Magier erneut in seine Arme zog und sein Gesicht in seinen Haaren vergrub. „Du bist ein Idiot.. du bist so ein verdammter Idiot..“
 

Fye fühlte sich wieder in zwei Arme gezogen, gegen eine tief atmende Brust gedrückt und er wusste, das war der Ort, wo er hin gehörte. Egal für wie lange, egal wie lange sie gekämpft und sich verletzt hatten. Fye wusste ganz einfach, dass dies der Ort war, wo er wahrlich hingehörte... einfach nur zu Hause und aufgefangen war. „Tut mir Leid, dass ich so lange weg war...“, sagte er leise und brachte seine Arme auch wieder um den Ninja. „Ich liebe dich...“
 

Egal wie fern sie sich gewesen waren, wie seltsam nun wieder hier zu sein... Fye hatte solche Angst gehabt, dass Ashua alles wegwaschen würde... Berührungen, Erinnerungen, Dinge, die ganz selbstverständlich waren, die Leichtigkeit und Schwere, ihre Streitereien und ihr Vertrauen. Doch jetzt wusste der Magier ganz genau, niemand konnte das mehr. Nur einmal in seinem Leben hatte er sich wirklich für etwas entschieden. Nicht weil er musste, weil es das vernünftigste war, um vor seinen Ängsten weg zu laufen oder um jemanden zu genügen. Sondern einfach nur, weil er es für richtig hielt und es wollte. Jetzt, wo sie vielleicht wirklich keine Zukunft hatten... begriff der Magier endlich, was ihn der andere Mann wirklich bedeutete. Warum er ihn liebte und warum er es nicht lassen konnte.
 

Vorsichtig und blind strich er ihm über den Nacken, schauderte bei ihrer Berührung auf. Versuchte den anderen Mann auch ein wenig zu halten und nicht nur gehalten zu werden. Er schaffte nicht alles, sie schafften nicht alles, egal wie sehr sie wünschten, egal wie sehr sie kämpften... aber er bereute es nicht. „Bereust du es...? Das alles so gekommen ist...?“
 

„Nein.“ Antwortete er, ohne groß zu überlegen. „Mir gefallen die Umstände nicht wirklich.. aber ich bereue es nicht. Ich bereue nichts, was uns angeht.“ Der Krieger schloss die Augen und genoss die Berührungen des Anderen, irgendwie kam es ihm gerade wirklich so vor, als gäbe es nur sie zwei auf dieser Welt.. auch wenn um sie herum noch so viel anderes war.. aber alles worauf er sich konzentrierte betraf eh nur sie zwei..
 

Der Krieger löste sich ein ganz klein wenig von dem Kleineren und sein Blick fiel wieder auf das Zeichen, dass der verdammte König am Hals des Anderen hinterlassen hatte.. seine Gefühle glichen wirklich einer Achterbahnfahrt und nachdem Fye diese Worte gesagt hatte, begriff Kurogane, dass er selbst es wahrscheinlich auch nicht lassen könnte.. So sehr er sich auch einredete, dass es das Beste für ihn wäre und es wahrscheinlich auch wirklich war.. doch dachte er egoistisch, dann wusste er, dass der Gedanke daran, dass Fye mit einem anderen glücklich werden könnte ihn rasend machen würde... Obwohl er sich für den Blonden dann freuen sollte.. wahrscheinlich war seine Liebe nicht so „rein“ wie man es immer sagte... dass man los lassen konnte, wenn es notwendig war.. der Ninja war ja durchaus bereit dazu... aber es würde ihm wahrscheinlich das Herz brechen, selbst wenn er erleichtert wäre zu sehen, dass es dem Anderen gut ging und er glücklich war.. und wenn der Blonde es ihm jetzt so sagte.. warf das all seine Vernunft erst Recht wieder über Bord.. Vielleicht war es wirklich wahr.. vielleicht war das alles Schicksal.. vielleicht gehörten sie zwei zusammen... sie beide hatten sich doch füreinander entschieden.
 

Gedankenverloren, strich der Krieger über das kleine Hämatom an Fyes Hals... er hasste den Gedanken, dass dieser von diesem König stammte... denn egal was passierte, dieser Mann konnte den Magier niemals glücklich machen, das hatte sogar Kurogane begriffen.. und dieser Mann war der Letzte, der ihn glücklich machen sollte. Ihm selbst gab es schon so unwahrscheinlich viel Kraft, dass der Blonde gerade in seiner Nähe war.. und dieser wollte bei ihm bleiben.. es war verdammt egoistisch... vielleicht auch dumm... aber.. wahrscheinlich war „Liebe“ das sowieso..
 

„Ich war so ein verdammter Narr...“ murmelte Kurogane leise vor sich hin. „Ich habe mich auch entschieden Fye... ich werde nicht sterben... nicht bevor es irgendein Heilmittel gibt... und wenn es keins gibt, dann kämpfe ich so viel verdammte Zeit heraus, die wir gemeinsam haben können...“, etwas beugte sich der Krieger wieder vor, berührte den Hals des Anderen nach so langer Zeit mit seinen Lippen und arbeitete sich vor, bis zu der Stelle, wo Ashura sein Zeichen gesetzt hatte, nur um sein eigenes genau darüber zu setzen...
 

Mit seinen Händen fuhr er währenddessen unter das Oberteil, das der Blonde trug.. er war zwar krank und konnte nicht mit dem Magier schlafen... aber das bedeutete nicht, dass er nicht die Zeichen des Königs auslöschen und sich selbst wieder ein wenig mehr in das Gehirn des Magiers brennen durfte..
 

Mit einem Lächeln und rasendem Herzen in der Brust schloss Fye die Augen und empfing die Berührungen, die so unsagbar gut taten. Ein Schaudern als Kuroganes Lippen Ashuras Zeichen überdeckten, es kam ihm wie eine Weihung vor. „Ich bereue auch nichts...“, flüsterte er und schloss die Augen, als Kurogane auch schon mit seinen warmem Händen unter seine Klamotten fuhr und sie die empfindliche Haut dort berührten.
 

Schaudern...
 

~~~~Chapter 94 Ende~~~
 

Anmerkung:
 

Die wunderbare Lyric zu dem ebenfalls wunderbaren Lied „Not too late“ ist geistiges und rechtliches Eigentum von Norah Johnes, wir bekommen kein Geld und so, sondern benutzen das Lied nur für dieses unentgeltliche RPG. Dennoch empfehle ich das Lied mal zu hören, denn es ist wirklich sehr schön T _ T. Ach ja, TRC gehört uns genau so wenig.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sonna-Eraseus
2008-12-27T17:27:03+00:00 27.12.2008 18:27
Es geht weiter ^^ *im Kreis hüpft*
Wie Kurogane um das Baby herumgeredet hat ... einfach süß ... aber Fye hat es natürlich trotzdem kapiert. Unser Magier ist ja auch nicht auf den Kopf gefallen ... ;P

Gruß
Sonna
Von:  Mokona_Freak
2008-12-26T22:52:43+00:00 26.12.2008 23:52
Riesige Freude auch meinerseits das es weiter geht und besonders
die erfreulichen Nachrichten über die Anzahl der Kappis! =D
Und das Kapitel war so schön *.*
Danke,Danke,Danke!!! *auf Bodenschmeiß und Füße küss*
Von: abgemeldet
2008-12-26T18:44:51+00:00 26.12.2008 19:44
hach...
+taschentuch auspack und reintröt+
einfach nur herrlich!
diese wiedervereinigung war verdammt rührend und ich konnt echt nicht mehr aufhören zu heulen! ^^*
gleichzeitig jedoch find ich es echt ungerecht was für ein pech die beiden haben, aber ich hoffe immernoch auf ein happyEnd!

und das die FF noch mehr Kappis als 100 haben wir stört glaub ich keinen! ;)

vg
Ina =3
Von:  Albus_Potter
2008-12-25T16:36:26+00:00 25.12.2008 17:36
beste weihnachtsgeschenk for me XDDD
LIEBE
tolles kapi
sooo schööön herzergreifend X3
*schniiief*


Von:  CptJH
2008-12-25T13:16:11+00:00 25.12.2008 14:16
Endlich ein neues Kapitel!
Und dann sooo lang!

„Und wenn es nur noch zwei Wochen sind, dann werde ich bei dir bleiben... und wenn es zwei Jahre sind, dann werde ich auch bei dir bleiben... und wenn es ein Heilmittel gibt, dann werde ich bei dir bleiben bis du greis und weiß geworden bist... ich habe mich für dich entschieden, Kurogane. Für dich und mich. Also bitte schick mich nicht weg, weil du denkst, es ist besser für mich. Du schützt mich, indem du in meinem Herzen bist...“


Die stelle fand ich ganz besonders schön.^^


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