Zum Inhalt der Seite

Festhalten

if all wishes could come true
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Part 84 - The Unforgiven II

Part 84 – The Unvorgiven II
 

Lay beside me, tell me what they've done

Speak the words I wanna hear, to make my demons run

The door is locked now, but it's opened if you're true

If you can understand the me, then I can understand the you
 

Lay beside me, under wicked sky

Black of day, dark of night, we share this paralyze

The door cracks open, but there's no sun shining through

Black heart scarring darker still, but there's no sun shining through

No, there's no sun shining through

No, there's no sun shining
 

What I've felt, what I've known

Turn the pages, turn to stone

Behind the door, should I open it for you?
 

Yeah

What I've felt, what I've known

Sick and tired, I stand alone

Could you be there, 'cause I'm the one who waits for you

Or are you unforgiven too?
 

Come lay beside me, this won't hurt I swear

He loves me not, He loves me still, but he'll never love again

He lay beside me, but He'll be there when I'm gone

Black heart scarring darker still, but he'll be there when I'm gone

Yes he'll be there when I'm gone

Dead sure he'll be there
 

What I've felt, what I've known

Turn the pages, turn to stone

Behind the door, should I open it for you?
 

What I've felt, what I've known

Sick and tired, I stand alone

Could you be there, cause I'm the one who waits for you

Or are you unforgiven too?
 

Lay beside me, tell me what I've done

The door is closed, so are your eyes

But now I see the sun, now I see the sun

Yes, now I see it
 

What I've felt, what I've known

Turn the pages, turn to stone

Behind the door, should I open it for you
 

What I've felt, what I've known

So sick and tired, I stand alone

Could you be there, cause I'm the one who waits

The one who waits for you
 

Oh, what I've felt, what I've known

Turn the pages, turn to stone

Behind the door, should I open it for you
 

Oh, what I've felt

Oh, what I've known
 

I take this key

And I bury it in you

Because you're unforgiven too!
 

Never free

Never me

Because you're unforgiven too
 

----------------------------------Metallica – The Unforgiven II ------------------------------
 

Schwerfällig öffneten sich seine Augen irgendwann wieder und das erste was er bemerkte war, dass er verdammt schreckliche Kopfschmerzen hatte. Seine Augen brannten seltsamerweise, obwohl er nicht viel geweint hatte.. wahrscheinlich zu wenig Schlaf nach all diesen Ereignissen, beantwortete er sich diese Tatsache selber. Es musste mittlerweile Tag sein, das Zimmer war hell und auch viel wärmer als in der Nacht. Mit Sicherheit hatte Tomoyo dafür gesorgt, sie ausschlafen zu lassen. Was war noch mal gewesen..? fragte Kurogane sich und innerhalb von Sekunden, überflutete es wieder sein Gehirn.
 

Schwer seufzend richtete Kurogane sich auf und fasste sich an seinen vor Schmerz pochenden Kopf, warf einen flüchtigen Blick auf den Mann neben sich, der immer noch schlief und irgendwie fühlte sich Kurogane ziemlich leer. Die Magie der Nacht war verflogen und auch wenn sich ihre Gefühle und Gedanken etwas beruhigt hatten, sie sich aufbauende Worte gesagt hatten, konnte Kurogane es immer noch nicht ganz verstehen. Langsam, um den Anderen nicht zu wecken, stand er auf, richtete seinen Yukata wieder richtig und verließ das Zimmer.. er hatte einfach keine Antworten auf seine Fragen. Keine Lösung für dieses Problem.
 

Er wusste zwar nicht genau wo er jetzt hinwollte, vielleicht sollte er erst einmal nach Tomoyo sehen, seinen Pflichten hier in Japan wieder etwas nachgehen, um ein wenig das zu vergessen, was war, was ist. Irgendeine Aufgabe erfüllen.. er hoffte nur Souma nicht anzutreffen an diesem Morgen. Wie oft hatte er auch dieser Frau schon weh getan? Es war nur zu deutlich zu merken, dass sie mehr für ihn empfand als nur Freundschaft und ständig nutzte er sie nur aus. Ihm fiel erst jetzt auf, wie mies diese Tour eigentlich war, früher war es ihm egal gewesen.
 

Es war wirklich schon bereits Mittag als Kurogane die sonnendurchfluteten Gänge entlang ging. Dieser Tag war besonders heiß, viel heißer, als ein Frühlingstag sein sollte und die Trägheit lag regelrecht in der Luft. Gerade als Kurogane die Schiebetür zu Tomoyos Gemächern öffnen wollte, schob sie sich von selbst zur Seite und seine Prinzessin sah ihn lächelnd an. „Kurogane. Setzt dich etwas zu mir", forderte sie ihn sanft auf.
 

Er warf der Prinzessin nur einen flüchtigen Blick zu, als sie ihm die Tür schon öffnete und begab sich ohne ein Wort zu dem Platz, dem sie ihn hingewiesen hatte, sich dort hinzusetzen. Gerade hatte er wirklich keine Lust irgendetwas zu sagen.. er redete nie sonderlich gerne, aber gerade wollte er am liebsten für immer Schweigen.. doch alleine sein würde ihm momentan auch nicht viel weiter helfen. Auch wollte er seiner Prinzessin nicht in die Augen sehen, sie sollte nicht sehen wie kaputt er wahrscheinlich aussah, obwohl sie es spätestens wenn sie sich mit ihm unterhalten würde, bemerkte. Wenn sie nicht eh schon alles wusste.. diese Prinzessin schien wirklich alles zu durchschauen und vorherzusehen.
 

Die japanische Prinzessin bemerkte sehr wohl, dass Kurogane nicht reden wollte. Sicherlich war die Nacht für den Krieger sehr anstrengend gewesen.

Lange betrachtete sie den Mann vor sich. Sie stand immer noch an der Tür, alle Wachen und Diener hatte sie fort geschickt, um auch wirklich allein mit ihm zu sein. Die Gestalt, die dort saß war eine ganz andere als jene, die sie noch vor wenigen Tagen begrüßt hatte... völlig in sich zusammen gesunken, den Blick von ihr abgewad, saß sie vor dem niedrigen Tisch und starrte ins Leere. Als wollte Kurogane gar nicht hier sein. Nach den furchtbaren Erlebnissen in seiner Kindheit hatte sich alles in Jahre lang anhaltender Wut und Raserei verwandelt. Wo ging gerade nur dieser Schmerz hin?
 

Ein schweres Seufzen unterdrückend, setzte Tomoyo sich nehmen ihn und legte eine Hand auf ihre. Bemerkend, dass ihr Ninja nicht reden wollte, saßen sie einfach so schweigend bei einander.
 

„Warum verdammt?“ fragte der Krieger nach einer ganzen Weile des Schweigens leise.. eigentlich sollte er das nicht, durfte seiner Prinzessin solche Fragen nicht stellen. Er musste sie beschützen, für sie kämpfen und für SIE da sein. Er war es, der ihr ratend zur Seite stehen musste, wenn es um Fragen in Schlachten ging oder ihr helfen musste dieses Land vor Dämonen zu beschützen. Aber.. dieses Mädchen, die mittlerweile so erwachsen war.. war so lange Zeit alles für ihn gewesen.. einfach alles. Kurogane mochte sie, er vertraute ihr.. und.. er brauchte sie gerade.
 

Halt...einfach nur ein wenig Halt.
 

„Warum muss ausgerechnet er Teil meiner „Rache“ sein?.. warum ausgerechnet er? Was will dieses verfluchte Schicksal mir denn sagen, verdammt?! Was soll ich denn eigentlich noch tun?!“
 

Tomoyo umgriff seine Hand fester. Ihre Hände waren größer geworden mit der Zeit, dennoch schafften sie es nicht die große Männerhand unter sich vollständig zu bedecken. Lange dachte sie über diese Frage nach. Sie wusste nur sehr bruchstückhaft was geschehen war, einmal durch ihre Träume und einmal durch das, was sie selbst an den Gräbern mitbekommen hatte. Doch nun, durch Kuroganes Worte ergab alles langsam einen Sinn.
 

„Kurogane“, ernst sah sie ihn an, „Diese Frage kann niemand beantworten außer du. Es ist dein Leben. Du bist niemanden verpflichtet, für den du dich nicht entschieden hast.“
 

„Scheiße..“ murmelte der Krieger etwas wütend und riss seine Hand aus der seiner Prinzessin.. was sollte das alles noch bringen? Vielleicht war es wirklich besser gewesen, alleine zu sein.. zwar tat auch das weh, dennoch war es leichter zu ertragen, wenn man nichts zu verlieren hatte. Und alles was er jetzt hatte, war ein Haufen zerbrochener Glasscherben, die es wieder ewig galt, zusammen zu flicken.. Er selbst war nicht mehr der, der er mal war und bot seiner Prinzessin wahrscheinlich nur ein all zu erbärmliches Bild. Und plötzlich war er wütend auf sie, verdammt wütend, dass sie ihn auf diese Reise geschickt hatte, die sein Leben so durcheinander brachte.
 

Im Grunde jedoch, wusste er, dass sie keine Schuld hatte.. dass sie ihm nicht helfen konnte.. das konnte er nur alleine.
 

Schwer seufze sie, als Kurogane wütend ihre Hand weg riss. Selbst wenn er ständig frech war und sie beleidigt hatte, so etwas hatte er noch nie getan... Ein wenig verstimmt nahm Tomoyo ihre Hände zu sich zurück.
 

„Ich habe gestern noch mit unserem Gast geredet“, schnitt die Prinzessin ein ganz anderes Thema an.
 

„Gast?“ erwiderte er etwas zynisch. „Du meinst diesen bescheuerten Vampir, den Gefangenen.“ verbesserte er sie, bemerkte jedoch, dass sie schon etwas verstimmt wirkte und so versuchte er mit einem Seufzen sich wenigstens etwas vor ihr zu benehmen. „Und? Hat er was erzählt?“
 

„Ich kann nicht beurteilen, wie glaubwürdig seine Aussage ist, aber zumindest du und deine Reisekameraden scheinen ihn ja zu kennen“; sie vermied absichtlich den Namen des blonden Mannes zu nennen. Sie wusste nur zu gut, wie kompliziert und schmerzvoll Gefühle manchmal sein konnten und in solchen Fällen war es am besten, sie auf überhaupt keine Weise anzusprechen. „Er sagte, dass er durchaus aus einem Land Namens „Nara“ kommt, sich aber nicht erklären kann, wie er hier her kam. Er und seine „Familie“ seien von einem seltsamen, silbrigen Licht einfach hier her gebracht worden. Das hätte er auch noch von anderen Vampiren gehört. Aber nicht alle kämen aus seiner Welt.“
 

Etwas verwirrt blickte er sie an... dass ihr "Beobachter" eventuell seine Finger im Spiel hatte und Schuld daran trug, dass diese Vampire nur hier waren, hatte er sich schon überlegt gehabt und seltsamer Weise bestätigte das seinen Verdacht ein wenig mehr. "Wo kommen die Anderen denn her?" fragte er die Prinzessin.. gab es noch mehrere Dimensionen, in denen es Vampire gab? Wenn ja, dann steckte Japan wirklich in einer größeren Gefahr als erwartet... wer wusste, wie viele Dimensionen sie schon zu ihrem Eigen gemacht hatten.
 

„Darüber wusste er nichts“, Tomoyo lächelte leicht, „Oder zumindest behauptet er das. Aber ich bin sicher, dass er die Wahrheit spricht. Er scheint uns Menschen jedenfalls nicht zu hassen, ein Elternteil von ihm ist selbst ein Mensch.“
 

Mit einem traurigen Blick sah sie auf das schöne Wandbild, das in einer Vertiefung der Wand stand. „Aber es bedeutet auch, dass unsere Feinde nicht einfach nur Bestien oder Dämonen sind, Kurogane. Sie sind menschlich, sehr menschlich...“ Pfirsichblüten.
 

„Aa.. sein Vater is das Ebenbild des Magiers in dieser „Nara-Welt“..“ erklärte Kurogane seiner Prinzessin und war sich sicher, dass sie sich mit den unterschiedlichen Dimensionen etwas auskannte, ebenso über Ebenbilder in diesen, also beließ er es dabei. Die zweite Aussage machte ihn aber wütend, ziemlich wütend. „Das gibt ihnen aber trotzdem nicht das Recht hier einfach einzudringen und alles kaputt zu machen! Was willst du tun? Sie einfach gewähren lassen?“
 

Ein teils tadelndenes, teils trauriges Lächeln umspielte Tomoyos Lippen.Kurogane war immer noch genau so schnell wütend und laut wie vor seiner Reise. Und ein wenig beruhigte sie das, das hieß sie hätten sich nicht all zu sehr voneinander entfernt. „Natürlich nicht. Dieser Krieg wird weiter geführt. Schließlich müssen wir Japan verteidigen. Aber es ist traurig.... man darf nie aus den Augen verlieren, gegen wen man kämpf... aber es birgt auch Hoffnung. Zu Verhandlungen und Kompromissen.“
 

Etwas grummelnd blickte ihr NInja sie an und fühlte sich für einen Moment tatsächlich etwas besser, selbst wenn es immer noch die selbe beschissene Situation war, in der er sich befand und sie über ein nicht gerade erfreuliches Thema sprachen.. aber es erinnerte ihn daran wie oft er und Tomoyo sich zum Teil gestritten hatten, weil sie sich nicht einig wurden, wenn es darum ging irgendwelche Feinde aus dem Weg zu räumen.
 

Leicht seufzte er und entschied sich diesmal, nicht weiter dagegen zu sprechen.. er hatte sowieso keine Chance, wie er früher immer feststellen musste. „Du hast ja sowieso immer Recht...“ grummelte er zurück.
 

Ihr Lächeln wurde ein mädchenhaftes Grinsen. Als die Prinzessin ihn so vor sich hin schmollen sah, fühlte sie sich wieder wie das kleine Mädchen vor 6 Jahren und ein Schwall an Wärme überkam sie, so als wäre sie auch gerade erst nach langer Zeit nach Hause gekommen.
 

„Natürlich, Kurogane.“
 

Leicht, ganz leicht lächelte er zurück, als ihm auf einmal so viele Erinnerungen an seine Kindheit kamen. An die Streitereien zwischen ihm und Tomoyo.. trotzdem waren sie die ganze Zeit über irgendwie gute Freunde gewesen, auch wenn Kurogane das damals vielleicht nie so ganz klar war. Er hatte sich immer geärgert, wenn er sie nicht ernst genommen hatte und ihn aufgezogen.. ja, vielleicht hatte der Magier damals Recht gehabt, vielleicht verliebte er sich wirklich oft in Menschen, die ihn nervten...aber das war Vergangenheit. Vielleicht lag es daran, dass solche Leute die Einzigen waren, die sich trotz seiner schlechten Laune nicht abgewiesen, sondern eher angespornt fühlten. Obwohl ihn selbst das etwas ärgerte..
 

Und auch, wenn es ziemlich nervig war, wie gern hätte er es, wenn dieser Idiot von Magier ihm jetzt einfach nur ununterbrochen auf der Nase rumtanzte, ihn aufzog und ihn stundenlang mit Blödsinn vollquatschte? Aber es hatte oft auch einfach sehr viel Spaß gemacht.. selbst, wenn er danach tot müde und fertig mit den Nerven war.
 

Jetzt dachte er schon wieder über diesen Mann nach..
 

~~~~~~~~~~~
 

Fye war schon lange wach gelegen, als er endlich die Augen aufschlug.
 

Kurogane war schon lange gegangen, zu der Zeit hatte er noch in tiefen Schlummern gelegen. Es war bereits Nachmittag, fast Abend. Er spürte es, die Zeit des Tages in der in diesem Land der laue Luftzug immer etwas frischer wurde und man sich heraus auf die Holzterrasse setzen konnte, gemütlich mit einer Tasse Tee und auf den Abend warten. Eine Vorstellung, ausgemalt in rot und gelbfarben genau wie an jenem Tag bei den Gräbern, bis hin in jede Einzelheit, hatte es sich fast zu einer Erinnerung gewandelt. Sie saßen zusammen dort, er beobachtete den Krieger und der Krieger die Umgebung, doch ganz still und tief in seinen Gedanken versunken. Ab und an, wenn er sich selbst etwas bewegte, sah Kurogane ihn an, er selbst lächelte und Kurogane war wieder endlich ruhig und nicht mehr so sehr seinen eigenen Gedanken nachgeschweift - obwohl er wusste, dass er die ganze Zeit von ihm anstarrt wurde.
 

Leicht lächelte der Magier bei diesen Gedanken, es sollte warm und heimlich sein, wie alle sein Lächeln in letzter Zeit für den Mann, doch er spürte, dass es genau so falsch war wie die Maskerade, die er in Piffle und Outo aufgezogen hatte. Sein Herz schmerzte, er konnte sich nicht rühren, als läge ein ganzer Sack Getreide auf seinem Köper.
 

Er konnte atmen. Ganz frei.

Doch er konnte nicht weinen.

Er wollte nicht aufstehen, am liebsten immer hier liegen bleiben und sich einfach weigern der Realität ins Auge zu sehen. Langsam schloss er die Augen, bewegte seine Hand auf dem weichen Futonstoff, fühlte die Wärme längst nicht mehr, tat aber dennoch so, als wäre sie dort. Lächelte leicht, lächelte und lächelte und stellte sich vor Kurogane würde dort noch liegen, nur unter der Dusche, nur beim Schwertraining sein, stellte sich vor, er wäre auf einer langen Reise, aber sein Geruch haftete noch dort, stellte sich vor, er wäre tot und er stände an seiem Grab. Und Fye versuchte dabei zu lächeln, zu lächeln und zu lächeln, bis endlich neue Tränen kamen. Aber sie kamen nicht, er wollte weinen, aber sie kamen nicht. Statt dessen ergriffen seine unruhigen Hände etwas anderes. Er fühlte die gesuchte Körperwärme bevor, er sie umgriff.
 

Langsam öffnete er wieder seine Augen. Wie ein kleiner Stern leuchtete der Bernstein. Die Kette war gerissen, aber der Stein war noch ganz. Er führte den Anhänger näher an sein Gesicht, ließ ihn darüber schweben wie einen kleinen Stern, eine Sonne. Das kühle Kettenende strich über sein Gesicht, hart und kalt und er fühlte wieder den Griff an seiner Haut, als Kurogane ihn berührt hatte, die Rauheit an seinen Lippen, als er ihn geküsst hatte, die harte Hand, die sich um sein Herz gelegt hatte. Sie hatte noch nicht los gelassen.
 

Er musste weiter.. sagte er sich, als ein vereinzeltes blaues Auge diesen Stern beobachteten. Der Sonnenaufgang bei den Gräbern. Die Nacht auf den Riesenblättern im Land der Riesen... Kurogane und er hatten friedlich und völlig unschuldig nebeneinander geschlafen, Fye das frisch geschenkte Schmuckstück noch in der Hand gehabt.
 

"Leuchte..”, flüsterte Fye und seine Stimme klang gar nicht mehr heiser und tränenerstickt. Vielleicht hatte er sich einfach schon an den ganzen Schmerz gewöhnt... vielleicht konnte er schon gar nicht mehr ohne leben... vielleicht führte er mit seiner Magie all diese Desaster unbewusst herbei, vielleicht war er wirklich “der Ursprung allen Übels”.
 

"Leuchte...”, flüsterte er noch mal, “leuchte für mich in der Dunkelheit. Habe ich nicht gesagt du leuchtest wie ein Stern für mich, wenn du nicht da bist, denn du siehst aus wie seine Augen? Leuchte und verschlinge alles, außer Japan und uns beiden... Leuchte.. Leuchte... schmelze den Schnee... all den blutigen Schnee... “
 

Doch die Kette gehörte nicht mehr zu ihm. Kurogane hatte sie ihm weggenommen. All die Erinnerungen. Er durfte nicht daran festhalten, er durfte nicht, wenn es der andere Mann nicht erlaubte. Er hatte zu viel Schuld auf sich geladen, als dass er noch irgendetwas wollen durfte. Er .... es war seins.... doch.... es leuchtete nicht ohne den anderen Mann... egal ob dieses Schmuckstück ihm gehörte, egal ob die Erinnerungen ihm gehörten, sie leuchteten nicht... sie leuchteten einfach nicht ohne Kurogane.
 

„Lass ihn in Ruhe.“ kam es leise aus einer Ecke des Zimmers. Der blonde Mann musste sie noch gar nicht bemerkt haben, dabei war er schon lange wach und die ganze Zeit über beobachtete Souma diesen Magier aus Ceres. Kurogane hatte ihr gestern Nacht alles erzählt, selbst wenn vieles noch unverständlich für sie war.. aber dass das der Mann sein sollte, in den sich der Ninja verliebt haben sollte, konnte sie einfach nicht verstehen, selbst wenn er ihr das nicht so deutlich machte, alles sprach dafür.
 

Die Frau war ohne, dass er sie bemerkt hatte, herein gekommen und müde sah der Magier aus Ceres sie an, doch das Lächeln war immer noch auf seinen Lippen. “Souma... hallo”, begrüßte er die dunkelhaarige Frau und richtete sich auf. Sein Magen rebellierte kurz, aber dennoch kam die erwartete Übelkeit nicht auf. “Was kann ich für dich tun?”
 

"Du sollst ihn in Ruhe lassen.“ wiederholte die Frau noch einmal und fragte sich gerade ernsthaft, wieso sie so etwas tat... das war normalerweise nicht ihre Art, doch nachdem sie den Krieger so fertig gesehen hatte, nachdem sie gesehen hatte, wie sehr er sich doch verändert hat, für diesen Kerl, wegen diesem Kerl, konnte sie ihre Wut nicht mehr unterdrücken und ihre Beine hatten sie fast von selber hier her getragen und auch hatte sie das Gefühl, die Worte kämen ganz von selbst über ihre Lippen. "Vergiss ihn am Besten, du kannst ihn nicht glücklich machen.“
 

Nun wurde sein Lächeln doch etwas natürlicher, doch er wusste nicht ob es sanft oder kalt war. Er verstand sich selbst nicht, als er leise aufstand und seine Kleider zurechtrückte. Jedes Geräusch tat gerade weh wie ein Donnerschlag. Von den Zuppelleien an seinem Yukata aufsehend sah Fye Souma direkt in die Augen. "Und du kannst es?”, fragte er sanft. Doch diese Frage war bereits beantwortet. Sie konnte es nicht, sonst hätte sie es doch schon längst getan und sich Kurogane nicht in ihn verliebt.
 

Etwas verunsichert blickte sie den Mann an, der mittlerweile aufgestanden war und sah ihm in die Augen. Wieso lächelte er sie so an? Und wieso war seine Tonlage so sanft... Etwas beschämt blickte Souma zur Seite. „Ich..“ fing sie leise an und atmete tief durch. „Das hat doch keine Zukunft mit euch.. das kann doch keine Zukunft haben...Wie stellt ihr euch das vor?!“ sagte sie jetzt einfach das, was ihr durch den Kopf ging. Es war so unwahrscheinlich unfair! Jahrelang hatte sie um den Ninja gekämpft, jahrelang hatte sie versucht, an ihn heranzukommen und war immer abgeblitzt...und da ging er auf Reisen und verliebte sich in so einen Kerl.. sie konnte das einfach nicht verstehen. „Du bringst ihm doch nur Unglück! Noch dazu seid ihr beide Männer.. Das kann doch nicht sein Ernst sein...das kann doch nicht dein Ernst sein.. was willst du von ihm? Ihm sein ganzes Leben kaputt machen?“
 

"Kannst du es denn? Ihn glücklich machen?", fragte Fye sie noch einmal, etwas eindringlicher und sah sie durchdringend an. "Ich glaube nicht, sonst hättest du es getan. Man verliebt sich eben manchmal in Menschen, die einen unglaublich unglücklich machen.... aber wir wollen uns eigentlich nur glücklich machen... warum hat es keine Zukunft, nur weil wir es nicht schaffen?", seine Stimme wurde verzweifelter, er wollte vor dieser wildfremden Frau nicht seine Gefühle zeigen, aber er fürchtete, dass er in diesem Moment überhaupt keine Kontrolle darüber hatte. Über überhaupt nichts... "Sag mir das! Warum bringe ich ihm nur Unglück? Warum stellt sich uns ständig irgendetwas oder irgendjemand in den Weg, wo wir doch mehr geben als wir geben können, nur um diese Zukunft zu erreichen?"
 

Für einen Augenblick war die Frau wie erstarrt unter diesen Worten, die sich so verzweifelt anhörten und sie bekam ein schlechtes Gewissen. Sie wusste genau, dass auch sie gerade einer dieser Personen war, die sich wahrscheinlich dieser Liebe in den Weg stellte..dennoch..“Weil es falsch ist...“ antwortete sie leise. „Es hat keine Zukunft...bitte, tu ihm nicht noch mehr weh.. lass ihm sein Leben... mach ihn nicht noch mehr kaputt, ich bitte dich..“ ihre Stimme klang jetzt ebenfalls fast verzweifelt.

Sie wollte Kurogane einfach nicht mehr so sehen... und dass er so geworden war lag an diesem Mann, der vor ihr stand. Sie wusste nicht, ob diese „Liebe“ auch ihre guten Seiten hatte, aber bis jetzt konnte sie noch keine feststellen.. außer, dass es ein scheinbar endloser Kampf war.

Auch wenn sie sich etwas mies dabei fühlte, sie konnte keine Partei für den blonden Mann ergreifen und selbst wenn das vielleicht zu vorschnell geurteilt war, hatte sie ein schlechtes Gefühl die Beiden zusammen zu sehen. Es tat ihr weh zu bemerken, wie sie nur in ihr eigenes Unglück rennen konnten...
 

Das war der Mann, der für die Zerstörung von Kuroganes Dorf verantwortlich war.. die ganzen Jahre hatte sie sich mit den psychischen Folgen des Ninjas abgegeben..

Diese Liebe konnte einfach keine Zukunft haben.. es wäre besser, die Beiden würden einen Schlussstrich ziehen... damit Kurogane wenigstens eine Chance hatte, sein Glück zu finden.
 

Der Magier hörte ihre Worte, sie durchquerten einmal seinen Kopf, er betrachtete sie wie ein Wunderding und wusste einen Moment nicht, ob er sie gesagt, gedacht, oder ob es vielleicht Souma war. So oft hatte er das selbst gesagt und müde lächelte er. Er war es leid, sich stets das selbe zu sagen. “Du kannst sagen was du willst... es geht nicht... nicht mit... und auch nicht ohne. Lass es sein... bei mir stößt du auf Ohren, die schon zu viel davon gehört haben... ich liebe ihn... zu sehr als dass ich aus Liebe loslassen könnte, so wie du verlangst. Und ich weiß, dass er es genau so wenig kann... und ich kann nicht sagen, ich wünschte er könnte es... denn... wir haben viel zu lange für einen Traum gekämpft, viel zu viel gegeben, als das wir jetzt noch von unserem Wunsch lassen können... es geht nicht... und es wird wahrscheinlich erst enden, wenn alles in Scherben liegt...”, er redete mehr mit sich selbst, als mit der Ninja, aber seine Worte verließen einfach seinen Mund, als würde das verdammte Schicksal endlich zuhören, wenn er sie nur laut aussprach und nicht ständig in seinem Herzen schrie. “Aber noch stehen wir, Souma. Unterschätze Kurogane nicht... und auch mich nicht.”
 

Aber noch ein Schritt und wir fallen, flüsterte etwas in seinem Kopf. Aber auch das belächelte er nur. Er hatte es schon so oft gehört, so oft sich selbst gesagt und vielleicht war es auch wahr. Aber wenn all die Dinge, die geschehen waren, in all diesen Welten, ihn nicht überzeugen konnten es sein zu lassen, wie konnte es dann diese Frau? Sie tat es sicher aus edlen Motiven, so wie sie sprach liebte sie Kurogane, wollte sicher nur das beste für ihn, aber sie verstand es einfach nicht... er verstand es selber nicht. Aber sie verstand es noch weniger als er, weil sie all diese Momente zwischen ihnen nie gefühlt hatte.
 

Einen Augenblick lang schwieg die Frau, nachdem der Magier zu Ende gesprochen hatte. Sollte Kurogane diesen Mann wirklich so lieben? Liebte dieser Mann Kurogane wirklich so sehr? Plötzlich trat auch auf ihr Gesicht ein Lächeln. Innerlich musste sie gerade wirklich lachen, über ihre eigene Dummheit, so was gesagt zu haben und über die Dummheit der beiden Männer. Kurogane war schon immer ein Dummkopf gewesen und sie musste vielleicht einfach nur endlich verstehen, dass sie ihn nie für sich gewinnen konnte.. was auch immer sie falsch machte.. Auch wenn es ihr weh tat zu bemerken, dass der Ninja tatsächlich dazu in der Lage zu sein schien, sollte sie erwachsen genug sein und sich nicht von ihren eigenen Motiven leiten lassen.
 

Entweder war dieser Mann vor ihr einfach nur ziemlich naiv oder aber er glaubte wirklich an das, was er da sagte.

Vielleicht hatte sie wirklich überreagiert... und Kurogane unterschätzt...

Vielleicht war der Krieger ja doch in der Lage diesem Mann zu verzeihen und die Scherben zusammen zu flicken, vielleicht waren sie es Beide..
 

Souma hatte den Krieger gestern Nacht noch in dieses Zimmer verschwinden sehen..

Es war unfair.. es war gemein, dass dieser Mann vor ihr das geschafft hatte, was sie Jahre lang nicht schaffte..

Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln.. ob es war, weil sie begreifen musste, ihre Träume endlich für immer wegzuschmeißen, weil dieser Mann vor ihr so verzweifelt klang, dass sie selbst nicht einmal wusste, ob er diese Worte nun wirklich so ernst meinte, wie er es sich vielleicht erhoffte und der Magier ihr in diesem Moment unwahrscheinlich Leid tat oder weil es wirklich alles so verdammt hoffnungslos war..wusste sie nicht..
 

Sie wusste auch nicht, was sie in diesem Moment noch sagen sollte..
 

Leise entschuldigte sich die Frau bei dem blonden Mann, bevor sie das Zimmer verließ.
 

Fye sah noch lange auf den Platz, an dem die Frau gestanden hatte. Auch als die Schiebetür sich schon längst wieder geschlossen hatte und ihre leise Entschuldigung nur noch wie eine Ahnung im Raum lag. Wieder sah er auf den kleinen Stern in seiner Hand, durch das Licht, das durch die Schiebetür hereingefallen war, schien er ein wenig mehr als vorher zu leuchten, aber er wusste nicht, ob das reichte. Ihm war immer noch nach weinen zu mute. Doch er tat es nicht... er musste endlich aufhören damit...er hatte es Kurogane doch im Camp versprochen... dass er jetzt noch einmal weinen würde, und dann nie wieder..
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Eine Woche war mittlerweile vergangen, seitdem sie in diesem Kerker gewesen waren und eine Vision alles ans Licht brachte. Seitdem schien die Zeit im Stillstand zu stehen und nichts großartiges ereignete sich, sogar die fremdweltlichen Vampire hatten sich vorerst von ihrer Front zurückgezogen. Es war Zeit zum Luftholen, doch andererseits konnte das auch nur die Ruhe vor dem Sturm bedeuten. Selbst wenn hier alles für einen Augenblick wie vor seiner Abreise schien, war doch alles so anders. Der Junge war am 2. Tag irgendwann aufgewacht und seitdem wieder einmal ziemlich in Gedanken versunken und die Wüstenprinzessin gab sich alle Mühe, ihn irgendwie aufzubauen, auch war sie es, die sich die Zeit über um den Magier kümmerte.
 

Kurogane hatte den Blonden in dieser Woche kaum zu Gesicht bekommen, hin und wieder begegneten sie sich auf dem Flur, wenn sie auf dem Weg irgendwohin waren und auch dann konnten sie sich anscheinend im Moment nichts sagen, geschweige denn, sich vernünftig in die Augen blicken. Der Ninja vertriebt sich die Zeit damit regelmäßig an dem Training teilzunehmen und die Nächte vertrieb er sich weiterhin mit Souma, obwohl auch er merkte, dass dort irgendwas im Busch sein musste.. doch er hatte keine Lust sich darüber Gedanken zu machen. An den Blonden kam er momentan nicht ran und selber versuchte er auch unbewusst, ihm aus dem Weg zu gehen.. und er wollte nicht 24 Stunden am Stück über irgendetwas nachdenken müssen, also suchte er sich Ablenkungen wo er nur konnte, auch wenn es ihm im Nachhinein oft Leid tat.
 

Gerade war der Krieger auf dem Weg zum Training, den schweigsamen Jungen hatte er mitgenommen, vielleicht lenkte ihn das ebenfalls ein wenig ab und gleichzeitig konnte er auch noch etwas dazu lernen. Das Training bekam Kurogane ziemlich gut, lange hatte er das vermisst und es war interessant festzustellen, dass viele neue, jedoch auch viele alte Gesichter immer noch dabei waren.. auch freuten sich die einen mehr, die anderen weniger über seine Rückkehr, aber das störte ihn nicht. Er selbst hatte sich ja auch nicht auf alle Leute in Japan gefreut.
 


 

Währenddessen hatte sich Sakura neben Fye-sans Futon gekniet und beobachtete den Mann besorgt von der Seite. Zwar ließ sich Fye-san nicht unbedingt etwas vor ihr anmerken, doch sie hatte zu viel gesehen gehabt um zu wissen, dass nicht alles in Ordnung war bei ihm. Auch spürte sie das, sowie Kuroganes ununterbrochene Abwesenheit sie darauf schließen ließ.
 

„Du solltest mehr essen..“ bemerkte das Mädchen leise, als sie einen flüchtigen Blick auf den kaum angerührten Teller warf. Vielleicht konnte der Magier aus Kummer nicht essen, vielleicht schmeckte ihm ja das Essen hier in Japan auch einfach nicht..
 

Fye riss sich selbst aus seinen Gedanken und setzte ein Lächeln auf. Oh je, er hatte sich schon wieder von Grübeleien hinreißen lassen, das Essen vor sich hatte er gar nicht wahr genommen, auch wenn er mit den Essstäbchen ein wenig im Reis rumgestochert hatte. Grüne Augen sahen ihn besorgt und müde an, so grün wie frisches Gras bei bewölkten Wetter. Er sah auf das Essen und die Stäbchen in seiner Hand und lachte leise. “Besorg mir ne Gabel”, witzelte er, “Ich kann dieses glitschige Zeug einfach nicht essen, nicht mal mit den Fingern.” Ein wenig kritisch sah er auf das grüne Zeug daneben, und dann auf das schwarze, halb durchsichtige. Er war ja durchaus bereit sich damit anzufreunden, aber er konnte so was kaltes, glitschiges einfach nicht essen, wenn ihm eh schon latent übel war. Sich noch den letzten Reis in den Mund schiebend, machte er sich Gedanken darüber, ob sie hier wohl die Küche benutzen durften.
 

“Hm.. Sakura-chan, was meinst du, wollen wir einmal schauen, ob wir die Küche benutzen dürfen? Eier und Mehl wird es ja wohl auch in Japan geben und irgendeinen Zucker oder Sirup auch. Wie wäre es mit Pfannekuchen? Das muntert sicher auch Shaolan auf, er ist ein wenig schweigsam in letzter Zeit, findest du nicht auch?”
 

Sakura fand die Idee von Fye auf Anhieb gut.. zwar schmeckte ihr das Essen in Japan auch sehr gut, aber seitdem sie hier waren hatten sie keinen Pfannkuchen mehr gegessen und ein wenig fehlte ihr das. In den meisten Welten in denen sie waren hatte sie auch der Geruch von Pfannkuchen begleitet, die der Magier immer gemacht und ihr sogar beigebracht hatte. Auf ihr Gesicht hatte sich mittlerweile ebenfalls ein Lächeln gelegt. „Da hast du Recht!“ antwortete sie begeistert und war schon aufgesprungen.
 

Und sie hatten tatsächlich Glück, auch wenn die Leute in der Küche nicht besonders begeistert gewesen waren, Tomoyo war es von dieser Idee definitiv und überließ ihnen die Küche.. es war bestimmt mal ne Abwechslung und sehr interessant, etwas zu probieren, was nicht aus dieser Welt kam.
 

Und tatsächlich, nach einigen Verständigungsproblemen hatten sie ungefähr das, was man für Pfannkuchen brauchte. Auch wenn die Eier.. seltsam aussahen, zumindest verhielten sie sich wie richtige Eier. Ein leise gesummtes Lied auf den Lippen schlug Fye den Teig , Sakura betätigte sich an der anderen Schüssel, denn wenn sie schon so ein fremdartiges Gericht und den armen Küchendamen ihr Territorium streitig machten, dann mussten sie auch genug für alle machen! Schade, dass es hier keine Schokoladensoße gab, aber das süße Bohnenmus würde sich als Füllung auch würdig erweisen, hoffte Fye. Er fragte sich nur warum die Diener ihnen so entsetz zuschauten, deswegen hielt er inne und fragte ein kleine Japanerin in seiner Nähe, ob er irgendetwas unanständiges tue. Vielleicht war pfeifen ja nicht erlaubt in dieser Welt, so gesehen hatte er hier noch niemanden so musizieren hören.
 

Das Mädchen wurde ganz rot und senkte den Blick und schüttelte heftig den Kopf. Fye sah sie vorwundert an. “Bitte, ich kenne die Gebräuche in diesem Land nicht so gut, aber ich möchte sie lernen.”
 

Die Lippen fest aufeinander gepresst, zeigte sie auf den “Schneebesen” in seiner Hand. Fye betrachtete den Gegenstand aus Holz, der aussah wie ein extrem dicker Holzpinsel, sich aber gut zum Mixen eignete.
 

“Das... das ist heiliges Teezeremoniegeschirr... das benutz man nur für Teepulver..”
 

"Oh."
 

Sie lächelte verlegen. Fye grinste schief. “Na, dann bekommen die Teegötter einen besonders leckeren Pfannegucken! Jetzt ist es schon dreckig, aber das nächste Mal benutze frage ich vorher, in Ordnung?”
 

"Si-sicher...”
 

~~~~~~~~~~~~~~~
 

Das Training war endlich zu Ende und auch wenn der Ninja ziemlich kaputt davon war, war er zufrieden und fühlte sich etwas kraftvoller durch das Training. Das regelmäßige gewohnte Auspowern hatte ihm richtig gefehlt und endlich hatte er auch mal wieder richtig Hunger. Noch dazu, gab es hier nach so langer Zeit mal wieder was vernünftiges zu Essen. Doch der Krieger stockte, als er durch die Gänge des Palastes lief, neben ihm der Junge, und ihm ein sehr bekannter Duft in die Nase stieg..das konnte doch nur eines bedeuten...
 

Schwer seufzend blieb Kurogane stehen und verdrehte die Augen, was jedoch seltsamerweise ein kurzes innerliches Auflachen nicht unterdrücken konnte..

Das war so typisch.. das war so verdammt typisch, dass der Magier sich aber auch überall die Küche unter den Nagel riss und diese seltsamen Gerichte zusammenmatschte.. Ein wenig wurde ihm bei dem Gedanken auch warm ums Herz, das fast ununterbrochen nur noch weh tat in letzter Zeit.
 

Auch Shaolan bemerkte den vertrauten Geruch in der Luft und blieb verwundert stehen. Ein Blick zu seinem Lehrmeister sagte ihm, dass er es auch gerochen hatte. Er war ziemlich erschöpft vom Schwerttraining, aber auch hungrig. Aber das war nicht, was auf einmal in ihm das Bedürfnis aufkommen ließ in die Küche zu gehen und nachzuschauen, was Fye-san, vermutlich mit Sakura zusammen, da wieder taten und vielleicht kam es ja endlich wieder zu einem “Familienessen”, wie es der blonde Mann ausgedrückt hatte. Nachdenklich ging er noch ein paar Schritte mit Kurogane, doch dann blieb er wieder stehen.
 

“Kurogane-san, ich schau mal in der Küche vorbei.”
 

Der Krieger nickte nur und ging ebenfalls ohne darüber nachzudenken die paar Schritte zur Küche mit. An der Tür jedoch hielt Kurogane inne als er den blonden Mann entdeckte, der wie immer gut gelaunt dabei war das Essen vorzubereiten.. so gerne er auch jetzt hingegangen wäre, er konnte es nicht.

Irgendwie stand zu viel zwischen ihnen.. zu viel, das unausgesprochen und nicht geklärt war. Für einen Moment ärgerte er sich wirklich über sich selber.. er wollte doch nichts mehr, als diesem Mann nahe sein, wieso konnten seine Gefühle sich einfach nicht einig werden?

Dieser Zwiespalt machte ihn fast wahnsinnig.. dieser Streit zwischen seinen eigenen Gefühlen.
 

Gerade als er sich umdrehen wollte, hatte Sakura sie schon längst entdeckt und lächelte sie, immer noch in der Schüssel rührend, fröhlich an. „Shaolan-kun.. Kurogane-san..!“
 

Als Sakura ihn so gut gelaunt anlächelte machte das Herz des braunhaarigen Jungen einen kleinen Hopser und er lächelte fast automatisch zurück. Alle grüblerischen Gedanken und auch die Erschöpfung vom Training waren wie weggeblasen und er betrat mit einem heftigen Herzschlag die Küche. “Sakura-chan!”, sagte er und freute sich wirklich sie wieder zu sehen, obwohl er sie erst vor einigen Stunden beim Aufstehen das letzte Mal gesprochen hatte. Einen kurzen Augenblick wünschte er sich, die Erwachsenen wären nicht da, denn er hatte irgendwie das ganz dringende Bedürfnis sie zu küssen. Nur ein ganz leichter Kuss auf die Lippen, so wie sie es in letzter Zeit öfter einfach mal taten, wenn niemand da war.
 

“Ihr macht Pfannekuchen...”; stellte er fest, was er schon im Gang gerochen hatte, aber nun persönlich sah. Mokona hüpfte aufgeregt auf seine Schulter. “Ja~ ganz leckere, Fye-Mama Pfannekuchen! Gaaan~z viele!”
 

Es waren tatsächlich schon sehr viele, stellte der junge Archäologe fest, als er auf die riesigen Stapel auf dem kleinen Tisch sah. “Wir backen für ga~~nz Japan~”, verkündete Mokona stolz. Fye schmunzelte, auch wenn er kaum zuhören konnte, denn sein Blick war auf den Ninja geheftet. Gerade hatte er sich gedanklich etwas abgelenkt, aber nun war alles wieder völlig durcheinander. Noch nicht so durcheinander, dass es weh getan hätte, aber so durcheinander, dass er für einen Moment gar nicht wusste, was er hier in der Küche tat. Doch dann fiel es ihm wieder ein und er zwang seinen Blick zu Shaolan. “Na ja, nicht für ganz Japan, sondern für Tomoyo-chan, Kuro-chii und die ganzen anderen Leute hier im Schloss.”
 

Auch Kurogane bekam die Gespräche nicht wirklich mit, die sich hier abspielten, denn alles worauf er sich konzentrieren konnte war der blonde Mann, der ihn für einen Moment ebenso anstarrte, wie er wahrscheinlich ihn. Sein Herz zog sich etwas zusammen und schlug schneller, gerade konnte er das nicht länger ertragen und so drehte er letztendlich wirklich um und verließ die Küche.
 

~~~~~~~
 

Es war schon fast Abend gewesen als sie vom Schwerttraining zurück kamen und Kurogane hatte sich nach der Begegnung mit dem Magier auf sein Zimmer verkrochen, auch hatte er von den Pfannkuchen keinen gegessen. Er hätte das Zeug nicht runter bekommen, selbst wenn er sich mittlerweile daran gewöhnt hatte, hatte er absolut keinen Appetit. Draußen war es mittlerweile schon dunkel und seine Gedanken rasten nur wieder so unaufhaltsam durch seinen Kopf, dass er sich wünschte, Souma würde sich endlich beeilen und zu ihm kommen.. aber auch darauf hatte er gerade keine Lust.
 

Seufzend richtete der Krieger sich auf, als ihm etwas einzufallen schien und stand auf um sein Zimmer zu verlassen.
 

Nachdem er eine ganze Weile einfach nur rastlos durch die Gänge schlurrte, blieb er letztendlich vor dem Zimmer des Magiers stehen, hatte ein kleines Bündel unter seinem Arm klemmen und es kostete ihm wirklich Überwindung, jetzt dieses Zimmer zu betreten. Er durfte nur nicht zu viel nachdenken, bemerkte der Krieger, denn umso mehr er nachdachte, desto schlimmer wurde die Situation für ihn, also versuchte er seine Gedanken abzuschalten und betrat endlich das Zimmer und erblickte den Magier schemenhaft durch die Dunkelheit die hier herrschte auf dem Futon. Ohne ein Wort zu sagen schloss er die Schiebetür und ging auf den Mann zu.. schmerzhaft traten die Erinnerungen an die Nacht vor einer Woche dabei in seinen Gedanken auf.. dieses Wort.. sein eigenes Verhalten.
 

Fye bemerkte den Ninja gar nicht. Zu sehr war er in seine eigenen Gedanken vergraben. Die Decke über seinem Kopf gezogen, so dass seine Füße gerade herauslugten lag er bäuchlings auf dem Futon. Er wünschte sich bei Sakura schlafen zu können, aber er wollte sie nicht noch mehr bekümmern... außerdem brauchte er dringend seine Ruhe, nichts was ihn von seinen Gedanken ablenken konnte. Die kleine Kerze flackerte leicht und er veränderte seine Position, damit die Decke nicht Feuer fing. Der ganze Palast war aus Holz und er war sich relativ sicher, dass Kurogane ihm wirklich den Kopf abtrennen würde, wenn er jetzt auch noch den Palast abfackelte. Den Pinsel noch einmal in die Tinte tauchend, krakelte er weiter. Aber er kam nicht besonders weit. Schwer seufze er. Was wollte er damit eigentlich bezwecken? Kritisch betrachtete er die geschwungenen Linien und die schwungvolle ceresianische Schrift. Verdammt! Egal wie sehr er sich versuchte zu erinnern, ihm vielen einfach nicht mehr alle Noten ein! Dabei war es doch eine recht einfache Melodie gewesen. Aber er konnte sich einfach nicht mehr auf etwas konzentrieren, ohne dass seine Gedanken bei dem anderen Mann waren. Wütend, als könnte das Schmuckstück etwas dafür, sah er den Anhänger an. Das Kerzenlicht flackerte darin und er schob ihn etwas unter das Holzkissen. Er konnte geraden nicht ertragen ihn anzusehen. Es war ein wenig besser an diesem Abend... auch wenn er die ersten Tage gedacht hatte, die Welt müsste konsequent jeden Moment unter gehen, trotz dass er jedes Mal dachte, er könnte keinen Schritt weiter gehen... aber dann ging er einfach in Sakuras und Shaolans Zimmer und beobachtete sie beim Schlafen oder redete mit ihnen. Shaolan.... wenn die beiden in Japan bleiben würden, dann könnten sie auf ihn und seine Magie verzichten...
 

Tomoyo kümmerte sich um Shaolans Herz und Sakura hatte genug Federn gesammelt, um nicht mehr in Lebensgefahr zu sein... Er müsste nur noch seine Magie anwenden, in die nächste Welt reisen und den Zauber auf Kurogane lösen.. .dann wären sie alle außer Lebensgefahr. Aber auch wenn dieser Gedanke sich regelrecht emotionslos, kalt, wie eine Kalkulation für irgendeinen Trank in seinem Kopf festgesetzt hatte, zögerte er in seinem Kopf ihn auszuführen, oder auch nur ernsthaft daran zu denken. Jeden Tag gab er sich einen weiteren Tag Bedenkzeit, jede Stunde, wartet er auf die nächste und eigentlich wusste er, dass es noch nicht konnte. Aber die nächste Katastrophe, so war er sich mittlerweile sicher, ließ nicht lange auf sich warten... und wenn er erst wieder einmal verzweifelt war, nicht mehr atmen konnte und nicht mehr weiter wusste, dann würde er es wohl wieder in Erwägung ziehen. Ihm machte es selbst Angst, dass sein Kopf so kalt Dinge betrachtete, bei denen sein Herz wütend aufbegehrt hatte, aber gerade ließ er diese beiden Instanzen streng getrennt.
 

Er hasste es... aber es war die einzige Möglichkeit in solchen stillen Stunden damit umzugehen. Wütend zu sein, auf irgendetwas, auf irgendjemand war immer noch leichter, als völlig verletzlich sich seinen eigenen folternden Gedanken Preis zu geben. Er wusste das es feige war, dass er die Strafe für sein Handeln jede Sekunde verdient hatte, aber er konnte es nicht aushalten... er konnte und wollte es einfach nicht. Er konnte nicht... denn wenn er sich all dem wieder stellte, dann würde er wieder keinen Schritt weiter gehen können.
 

Allein würde er in diesem Zimmer gegen die Wand starren, wütend, verzweifelt, ängstlich, atemlos, still. Im ganzen Palast herumlaufen, bei den Gräbern, auf den Felsen herumspazieren. Darauf hoffen Kurogane zu begegnen und gleichzeitig fürchten Kurogane zu begegnen. Es war einfach gerade zu viel in der Nähe seines “Partners” zu sein. Er konnte ihm weder in die Augen sehen, noch irgendetwas sagen. Es war als hätten sie sich in dieser einen Nacht, in der sie einfach nicht die richtigen Worte fanden, darauf geeinigt, gar keine Worte mehr auszutauschen. In der Nacht, in der sie sich versuchten nahe zu kommen und merkten, dass es nicht mehr ohne Schmerzen ging, heimlich darauf geeinigt, sich gar nicht mehr nahe zu kommen. Dass sie einfach alles in der Luft hängen ließen, aus Angst noch einen Schritt weiter zu gehen und dem nächsten Unglück zu begegnen, oder noch einen Schritt weiter zu gehen und einen Schritt zu weit gegangen zu sein.
 

Ohne es zu merken, hatte er die Noten weiter geschrieben. Doch es ärgerte ihm, das hier war ganz anders, als die Gefühle in der vorigen Welt. Dieses Lied passte überhaupt nicht mehr zu seinen Gefühlen! Warum machte er sich die Mühe auf so lächerliche Art und Weise die Vergangenheit fest zu halten, wie es Kurogane mit seiner kleinen Bildergeschichte getan hatte? Hier gab es weder ein Klavier, noch sonst ein Instrument das er spielen könnte, Kurogane konnte seine Sprache nicht und erst recht nicht die Musik darin verstehen, warum machte er sich verdammt noch mal die Mühe, etwas zu schaffen, was eh niemand verstehen könne? Mit einem frustrierten Laut zog er die Decke von seinem Kopf, knüllte das feine Papier, welches Tomoyo ihm gegeben hatte, zusammen und wollte es in eine Ecke des Zimmers schmeißen, in der auch schon andere Papierknölle dieser Art lose und verloren herumlagen. Verloren... er fühlte gerade Sympathie für alles was verloren war, auch wenn er sich selbst unglaublich erbärmlich pathetisch dabei vorkam.
 

Doch bevor er auch nur die Hand heben konnte, um zum Wurf anzusetzen, sah er den Ninja - nur ein Schatten in diesem kleinen Zimmer - und erstarrte. Sie waren hier ganz allein, kein Ort zum fliehen und Fye wusste nicht, was Kurogane jetzt schon wieder wollte. Sicherlich nicht weh tun, vielleicht sich ihm sogar.... wütend ließ er die Hand wieder sinken, wütend auf sich und dem ganzen Gefühlen die sich in seiner Brust ihren Weg nach draußen kämpften. All die Gefühle, die er versucht hatte zu unterdrücken, die er fein säuberlich von seinem Kopf getrennt hatte, doch jetzt schienen sich seine Gefühle über das in seinem Kopf zu empören und seine Gedanken seine Gefühle zu verspotten. Hart biss der Magier sich auf die Lippen, er hielt es wirklich nicht mehr aus... hielt es wirklich nicht mehr aus, irgendetwas zu fühlen. Und gerade war er fast wütend auf diesen Mann, dass er in sein Zimmer kam. Obwohl er wusste, dass sie sich nicht ewig in diesem Schwebezustand nah und fern sein konnten... nicht ohne sich zu verlieren. Aber hätte er nicht noch ein wenig länger weglaufen dürfen?
 

Kurz hielt Kurogane inne, als der Magier ihn plötzlich ansah, nachdem er irgendwas durch die Gegend schmeißen wollte.

Innerlich versuchte der Ninja sein auf einmal wieder rasend schnell pochendes Herz unter Kontrolle zu bringen, an nichts zu denken und einfach ruhig zu bleiben.
 

So ein Schwachsinn! Rief er sich in Gedanken selbst wieder zurecht. Das da vor ihm war der Mann, den er liebte, den er lieben wollte.. hatte er gerade tatsächlich Angst vor ihm? Er? Einer der stärksten Krieger ganz Japans? Jedenfalls war er das vor seiner Abreise gewesen..

Der Krieger hatte keine Angst, vor niemandem, erst recht nicht vor diesem blonden Mann!
 

`Bastard’ hallte das Wort wieder einmal in seinen Gedanken und Kurogane begriff, dass er gerade wirklich Angst hatte.. Angst davor irgendetwas zu hören, das er nicht hören wollte. Irgendetwas zu sehen, das er nicht sehen wollte. Angst davor, dass der einzigste Mensch, der ihm in dieser Welt weh tun könnte, dies auch wirklich tat.. gerade jetzt, wo er selbst am verletzlichsten war. Um sich einigermaßen selbst zu beruhigen, ballte er eine Hand leicht zu einer Faust und ohne sich weiter verrückt zu machen ging er die letzten paar Schritte, die ihn und der Magier noch voneinander entfernten, auf diesen zu.
 

Leise und vorsichtig, so ruhig er konnte, kniete er sich vor dem blonden Mann nieder und legte das Bündel auf den Boden, bevor er den Mann vor sich ansah und seine Hand schon fast wie von alleine auf das blasse Gesicht zufuhr. Kurz stockte er noch, doch dann ließ er sich nicht weiter beirren. „Bleib ruhig..“ sprach er den Mann vor sich leise an. „Das muss gewechselt werden..“ erklärte er noch, bevor er auch schon an dem Verband rumfummelte um ihn zu lösen.
 

Vielleicht war das ein Vorwand gewesen, vielleicht hatte er sich auch nur wirklich Sorgen um den Anderen gemacht.. diese Wunde war noch lange nicht richtig verheilt, erst recht nicht, weil sie sich in der Welt davor noch einmal erneut entzündet hatte. Und dass der Blonde noch einmal so hohes Fieber bekam, wollte Kurogane wirklich nicht.

Zwar hätte er einen der Ärzte bitten können, sich einmal die Wunde des Magiers anzusehen, doch er hatte selbst erlebt wie er mit der Souma der anderen Welt umgegangen war. Und Kurogane wollte auch gar nicht, dass irgendjemand anderes sich daran zu schaffen machte, er wollte das selber machen.
 

Ohne dass Fye ihn auch nur einmal aus den Augen gelassen hätte, kam Kurogane langsam auf ihn zu. Fye beobachtete ihn ruhig. Kurz fiel sein Blick auf die geballte Faust, aber in den roten Augen konnte er lesen, dass Kurogane nicht wütend war. Was war bloß in dem Bündel?

Die ganze Art wie Kurogane sich bewegte kam ihm seltsam vor. So zögernd, nicht verlegen zögernd, auch nicht wirklich all zu unentschlossen, ängstlich? Das war unmöglich, warum sollte Kurogane vor etwas Angst habe? Warum sollte er ausgerechnet vor ihm Angst haben? Dachte er, er würde ihn mit Papier beschmeißen, oder vor lauter emotionaler Aufwühlung umbringen, so wie dieses Ashura-Ebenbild? Bestände die Gefahr, würde Kurogane längst nicht mehr leben...
 

Schwer atmete er durch, aber fühlte sich gleichzeitig beruhigt, als Kurogane vor ihm in die Knie ging, das Bündel ablegte und nach seinem Gesicht griff. 'Bleib ruhig', sagte er mit der rauen, tiefen Stimme beruhigend, doch Fye war auch so schon ruhig. Es reichte einfach nur, dass dieser Mann in seiner Nähe war und er war ruhig. Von einem seltsamen ruhigen Frieden erfüllt. Und deswegen konnte er nicht aufhalten, dass er leicht lächelte, ehrlich lächelte, als Kurogane begann den Verband um sein Auge zu lösen.
 

'Ja, mach es ab und schlag rein, wenn ich am verletzlichsten bin. Niemand macht mich so verletzlich wie du... schlag rein und ich kann endlich bei dir bleiben, egal was passiert.', murmelte sein Verstand zynisch, doch Fye ignorierte ihn, sah einfach in diese intensiven roten Augen, deren Ausdruck er gerade nicht lesen konnte. Aber egal wie offen er war, er war sich irgendwie sicher, dass er keine Angst haben musste. Obwohl sein Herz so schnell schlug, dass er sich zusammen reißen musste, nicht schneller zu atmen, um ihm den benötigten Sauerstoff zu geben. Er wollte es Kurogane nicht zeigen, noch nicht. Aber ihm wurde leicht schwindelig, gerade als Kurogane den letzten Rest des Verbandes abnahm. Er schloss die Augen. Der Stoff klebte leicht durch seine Tränen. Auch wenn er den Verband jeden Tag gewechselt hatte, war die Wunde noch nicht ganz verheilt und die letzten zwei Tage hatte er es nicht getan. Fye hätte es nicht ertragen in den Spiegel zu schauen und zu sehen wie erbärmlich er gerade aussah, wie leer sein verbleibendes Auge war. Er wusste wirklich nicht, was das sollte, dass er auf dem blinden Auge auch noch weinen konnte. Und zu einem Arzt hatte er nicht gehen wollen, das niemand zeigen. Sakura wollte er das nicht antun... also hatte er es einfach so belassen.
 

Schweigend legte Kurogane dem Mann vor sich den neuen Verband auf und während er den Magier dabei betrachtete, wurde ihm gerade ziemlich schwer ums Herz.

Seit wann war so wenig Glanz in den blauen Augen? Seit wann strahlte der Mann so wenig aus? So wenig Lebensfreude? Immer wieder hatten sie Situationen hinter sich gebracht, in denen der blonde Mann ziemlich ruhig war, still.. aber gerade machte Kurogane dieses Verhalten ernsthaft Sorgen. Ein Teil war sicher er selbst Schuld, dass der Magier in so einer Verfassung war, ein anderer Teil machten bestimmt seine Schuldgefühle aus..
 

Dabei hatte sich Kurogane doch geschworen diesen Mann zu beschützen.. diesen Mann irgendwie glücklich zu machen. Ihm Nähe zu geben, wenn er sie brauchte..

Und jetzt hatte er ihn so hängen lassen.. Zwar war er derjenige gewesen, der Schuld war daran, dass es sein Dorf nicht mehr gab.. für eine Sekunde hatte er sogar geglaubt, er hätte sich die ganze Zeit lang von irgendeinem Spielchen und Lügen täuschen lassen, dass alles ein Teil des Plans des Magiers war.
 

Kurogane musste verzeihen.. ihm blieb gar nichts anderes übrig.
 

Selbst wenn da Wut war, vielleicht sogar Hass. Jetzt, wo er ihn so vor sich sah, wusste er, dass das Gefühl ihn beschützen zu wollen bei weitem größer war..

Und nicht nur beschützen, erst jetzt fiel ihm auf, wie zerbrechlich das, was er da vor sich hatte, wirklich war.. beschützen würde nicht reichen..das was er da vor sich hatte, musste er behüten..wollte er behüten. Dass dieses Herz nie mehr brechen musste, dieser Mann nie wieder Tränen vergießen musste.. so sehr liebte der Krieger den Mann und das wurde ihm gerade bewusst.. egal was da in der Vergangenheit passiert war. Das war unwichtig, das war so verdammt unwichtig. Einmal nur, wollte er vertrauen.
 

“Du hattest Recht..“ fing er einfach an zu reden, während er die Wunde neu verband. „Sie kann mich nicht glücklich machen.. niemand kann das..“ er sollte jetzt einfach das sagen was ihm durch den Kopf ging, selbst wenn er damit zugeben musste, dass er das Gespräch zwischen ihm und Souma gehört hatte. „Und ich will auch gar nicht, dass irgendjemand mich glücklich macht.. außer dir. Dann bin ich lieber mein ganzes Leben lang unglücklich.. du hast mir so viel gezeigt, Fye. Du hast mir so viel gegeben, die ganze Zeit über.. das ich gesagt habe, dass du der Ursprung allen Übels bist.. das ist nicht wahr.. und selbst wenn es so ist, hauptsächlich bist du der Ursprung meines Glücks... ich habe mich niemals so gefühlt wie bei dir, niemals war mir jemand so wichtig wie du.. du bist das Beste, wenn auch manchmal sehr nervig, was mir in meinem Leben passieren konnte... bitte hör auf dir die Schuld zu geben, wenn ich dir verzeihen will..“
 

Er hörte diese Worte mit geschlossenen Augen und mit jedem Wort fiel es dem Magier schwieriger seinen Atem unter Kontrolle zu halten, sein Herz krampfte sich zusammen wie ein sterbendes Tier und er versuchte die Tränen aufzuhalten. Kurogane hasste ihn doch nicht... Kurogane hatte gehört was er zu Souma gesagt hatte... Kurogane war hier... und er versuchte irgendwie all das zwischen ihnen zu retten... Kurogane wollte ihm verzeihen... wenn er aufhörte sich die Schuld zu geben.
 

Er spürte wie seine Schultern anfingen zu zittern und plötzlich konnte er den Blick auf sich nicht mehr ertragen. Es war als würde dieser Blick, selbst wenn er ihn nicht sah, all die Schwere seiner Schuld von den Schultern nehmen wollen, aber es nicht schaffen. Der blonde Mann merkte wie die ersten Tränen seit Tagen wieder heiß über seine Wangen liefen und er wollte es dem anderen Mann nicht zeigen, er wollte diesen sanften Blick und diese Worte nicht, er hatte sie nicht verdient. Ein wenig kauerte er sich zusammen und presste seine Hand auf den Verband, versteckte sein Gesicht vor diesen sanften, roten Augen, die immer noch an ihm, an ihnen beiden, festhielten. Er fühlte sich so offen.. nicht ungeschützt, denn es war ja Kurogane der hinsah... aber schmutzig. Als würde all das Blut an seinen Händen immer noch dort kleben.... als würde Kuroganes Blut... das seiner Eltern... seiner Freunde... all seine Wut noch immer an seinen Händen kleben. Die Wut, die ihn den Anhänger hatte abreißen lassen, die all ihrer gemeinsamen Zeit, all die glücklichen Momente hatte zerstören wollen.
 

“Ich... ich kann nicht...”, flüsterte Fye so leise, dass er sich nicht sicher war, ob er es überhaupt ausgesprochen hatt.
 

Gleichzeitig war er so wütend auf Kurogane. So wütend, so wütend, so wütend. Obwohl er es nicht sein durfte. So wütend, dass er ihn absichtlich verletzt hatte, so wütend, dass er ihm das einzige, woran er sich die ganze Zeit gehalten hatte, wie die Träume von seinem Hals und die Realität unter seinen Füßen weggezogen hatte. Und gleichzeitig durfte er nicht wütend sein, er hatte ihm doch viel mehr weh getan, er durfte nicht verletzt sein, nicht wegen so etwas, er musste verletzt sein, weil er schuldig war. Aber er durfte nicht verletzt sein, weil Kurogane jedes Recht hatte ihm weh zu tun und er durfte nicht anklagen, weil er unter all den Schmerzen, die er zugefügt hatte noch am wenigsten litt. Er.... Fye fühlte noch die Stärke in seiner Brust, aber unter diesem Blick, den er nicht einmal sah und diesen Worten...
 

“Ich kann nicht... Kurogane... ich kann nicht... ich habe nichts getan!”, schrie er, aber im nächsten Moment schlug er die Hände vor dem Mund. Das hatte er nicht sagen wollen, das hatte er nicht einmal gedacht! Schwer atmend und nun doch wieder weinend sah er den Mann vor sich völlig verwirrt an... er hatte gerade keine Ahnung, was mit ihm los war... er.. warum brachte Kurogane alles durcheinander? Warum genügte ein Blick, um... um.. .das Innereste aus ihm heraus zu holen. Er war so verwirrt, so verwirrt über seine Worte, über seine Gefühle, über die ganze Situation. Über die Wut, den Schmerz, über seine ganze verdammte Schuld. Er hatte das Gefühl, dass nur noch dieses Wort in seinem Kopf zu existieren schien. Genau wie früher, Ashuras Name dort prangte. Ashura.Ashura.Ashura. Schuldig.Schuldig.Schuldig. Aber mit der selben Absolutheit, den selben Zweifeln. “Nein... ich...”, er wünschte er könnt einfach bewusstlos werden, denn alles war gerade in seinem Kopf völlig blank.Er musste sich doch die Schuld geben, er durfte nicht einfach so tun, als hätte er nichts dafür gekonnt. Das war nicht fair... Einen kurzen Augenblick wollte er den Mann vor sich schlagen, einen anderen, kurz darauf, einfach in die Arme fallen, den nächsten sich zusammenreißen und den darauf aus den Zimmer stürzen. Er - halt. Halt, verdammt noch mal, riss Fye sich selbst zusammen, doch er merkte, dass irgendetwas in ihm vorging, das ihn so durchwühlte, dass er überhaupt nichts mehr auf die Reihe brachte.
 

Nicht verstehend, was hier vor sich ging, blickte Kurogane den Mann vor sich an, der sich gekrümmt hatte, weinte und ihm diese Sachen entgegen schmetterte.. er wollte doch nur.. verdammt, das wollte er nicht! ‚Bastard’ wieder dieses Wort, immer und immer wieder. Der Krieger biss die Zähne zusammen, wusste selbst nicht, was in ihm vorging.. am liebsten würde er jetzt selber wegrennen, die Worte rückgängig machen.. wegrennen vor diesem Mann, der ihm mit jedem weiteren Wort, mit jeder weiteren Träne das Herz brach.. er wollte nichts hören! Er wollte nichts hören, nichts sehen..

Aber er konnte auch nicht gehen, wollte nicht gehen.. wenn er jetzt ging, war es aus.

Wenn er jetzt ebenfalls die Kontrolle verlor, war es aus.

Das woran er sich gehalten hatte die ganze Zeit.. auch wenn dieser Faden noch so dünn war, dieser Faden durfte nicht reißen. Was sollte er denn machen? Was sollte er denn verdammt noch mal machen ohne den Magier?
 

Jetzt selber wieder vollkommen aufgewühlt und durcheinander, seine Gefühle nicht mehr verstehend oder diese auch nur irgendwie unter Kontrolle zu haben, wusste der Ninja selbst nicht einmal mehr, was er tat, als er den kleineren Körper vor sich in seine Arme schloss und so fest an sich drückte, wie er nur konnte.. er wusste nicht, wo er war, er wusste nicht einmal mehr, wer er war verdammt.. würde er den Magier jetzt loslassen, würde er für immer verschwinden!
 

“Hör auf verdammt! Ich weiß doch auch nicht.. ich weiß doch auch nicht mehr, was ich noch tun soll!! Ich will nicht mehr, ich will das alles einfach nicht mehr! Wenn wir jetzt alles wegschmeißen, dann bitte für immer! Ich kann das nicht mehr!“
 

Fye wurde augenblicklich ruhig in dieser Umarmung. Es war als würde einfach alles ganz schwarz und leise werden. Sie war so fest, dass sie weh tat, aber es war das, was er gerade brauchte. Ohne einen weiteren Gedanken schloss er die Augen und fühlte sich wie ein kleines Kind, das einfach nur in den Arm genommen wurde. Das hatte er gebraucht, das hatte er die ganze Zeit so gebraucht... kein Sex, keine Worte, keine Gesten... einfach nur eine Umarmung.... einfach nur... ein wenig Schutz.. ganz kurz nur... bis er sich selbst wieder unter Kontrolle hatte..
 

“Ich brauch Vergebung Kurogane...”, flüsterte er nach einer ganzen Weile, völlig ruhig.
 

Er wollte die Umarmung erwidern, obwohl er sich gerade nicht daran erinnerte wie er seinen Körper bewegen konnte, aber er hätte es auch nicht gekonnt, weil Kurogane ihn so fest hielt. “Ich liebe dich... ich will das alles nicht sein lassen... aber ich brauche so dringend für so viele Dinge Vergebung. Ich kann keinen Schritt weiter, ich kann nicht einmal mehr atmen... Ich brauche Vergebung von meinen Geschwistern, ich brauche Vergebung von Keira, von all den Menschen in Ceres... du hast mir all das vergeben, obwohl du es nicht vergeben kannst..... aber durch diese Vergebung konnte ich weiter gehen, glücklich sein und ... hoffen. Aber nun... brauche ich Vergebung für ein Verbrechen, dass ich an dir begangen habe... ich ... brauche sie.. Kurogane... ich flehe dich an.... vergib mir... ich brauche nur einen Menschen.. einen einzigen, der mir vergeben kann... und das bist du... ich war doch nur ein Kind Kurogane, ich... wusste nicht einmal was für Konsequenzen das hat... ich wusste es nicht... aber ich... ich kann es nicht selbst tun.. ich darf nicht... du kannst nicht sagen ich soll mir vergeben, dann kannst du mir verzeihen... so stark bin ich nicht...”
 

Fester nahm er den Magier unter diesen Worten in seinen Armen, sein Körper zitterte mittlerweile und auch so sehr er es versuchte, die Zähne zusammenbiss, die Tränen konnte der Krieger nicht mehr zurückhalten. Er bekam kaum Luft, so sehr vergrub er sein Gesicht in den blonden Haaren des anderen Mannes, der ganz ruhig geworden war. „Du Idiot! Du verdammter Idiot!“ schrie der Krieger jetzt fast verzweifelt gedämpft in das blonde Haar und versuchte ruhig zu werden.. was meinte der Andere denn, warum er hier war? Er wollte verzeihen, er wollte vielleicht vergeben.. aber... „.. ich weiß nicht, wie ich das machen soll.. ich weiß nicht, wie man richtig verzeiht, wie man vergibt, aber ich glaube dir! Ich vertraue dir doch.. reicht dir das denn nicht?..Reicht das denn verdammt noch mal nicht?...“ zum Ende hin war die Stimme des Kriegers leiser geworden, fast nur noch ein Flüstern.
 

Milde Verwunderung machte sich in dem Magier breit. Wie.. Kurogane wusste nicht, wie man vergibt? Das brachte ihn völlig durcheinander. Wie man vergibt.. aber wie vergab man denn..?
 

Irgendwie fand er das komisch. und obwohl der Griff noch stärker geworden war, schaffte er es jetzt die Umarmung zu erwidern. "Ich..", er merkte wie er leise lachte und es belustigte ihn wirklich. Wie idiotisch benahmen sie sich eigentlich wieder? Wie... wie idiotisch war dieses ganze Zwickmühle? Er ... er hielt den Krieger fester.
 

"Komisch... ich weiß es auch nicht... "
 

Dass der Magier die Umarmung nun erwiderte beruhigte den Krieger. „Wie dumm...“ antwortete er leise. „Du musst nämlich schon ein wenig mithelfen.. wenn ich dir vertraue, musst du mir auch vertrauen, verdammt... wenn ich dir vergeben soll.. musst du auch dir selbst vergeben... ich kann das nicht für uns Beide tun... ich kann genauso wenig das rückgängig machen, was passiert ist, wie du... fang endlich an dich selbst zu lieben..wenigstens ein bisschen..“
 

Lange dachte Fye über Kuroganes Worte nach. Aber er vertraute doch...’Wenn ich dir vergeben soll.. musst du auch die selbst vergeben.. Ich kann das nicht für uns Beide tun..’
 

Aber ... er durfte sich nicht vergeben. Er durfte sich doch nicht für all die Toten, all das Leid selbst vergeben. All seine Morde... all diese Schmerzen.... er konnte sich nicht selbst vergeben. Das wäre überheblich, das wäre... lästernd. Das wäre er als würde er all den Toten ins Gesicht spucken. Aber... wenn er nicht einmal wusste, wie man vergab... konnte er dann Ashura vergeben? Konnte er Kurogane vergeben? Konnte er Vergebung verlangen, wenn er doch gar nicht wusste was das war?
 

Immer noch in der Umarmung hängend, immer noch den anderen Mann umarmt, war Fye völlig fassungslos vor dieser Frage. Keira hatte ihm vergeben... sie hatte es nicht gesagt, aber er hatte es gewusst. Sie hatte ihn einfach behandelt wie jemand, für den sie keinen Hass empfand, wie jemanden, den sie nicht beschuldigte.... nicht beschuldigte. Keine Schuld geben. Keine Schuld... mehr. War das Vergebung?
 

Das blaue Auge des Magiers wurde ganz groß und er starrte in das dunkle Zimmer, das unruhig von der Kerze beleuchtet wurde. Wenn es das war... dann hatte Kurogane ihm längst vergeben... dann braucht er keine Vergebung mehr, weil nichts mehr zu vergeben war... und sich selbst vergab er dann... in dem er sich einfach nicht mehr die Schuld gab? Er konnte sich nicht vorstellen, dass das alles so einfach sein sollte. Aber ihm fiel beim besten Willen nicht ein, wie es anders sein sollte.
 

„Ich glaube... du hast es längst getan...“, murmelte er. „Vergeben... sonst wärst du nicht hier.. vielleicht .. ist vergeben einfach nur.. jemanden keine Schuld mehr geben... oder? So muss es doch sein... und ich glaube... ich hab es auch schon getan..auch wenn ich mir jetzt wieder die Schuld gebe... sonst hätte ich nicht glücklich sein können...“
 

Er löste sich etwas und sah Kurogane genau in die Augen. Er wusste nicht was er tun sollte, um diesen Schmerz besser zu machen. Doch leicht lächelte er. „Ich... gebe mir nicht mehr die Schuld für damals...“, auf einmal war es so klar, irgendwie hatte er das Gefühl verstanden zu haben, was Kurogane ihm sage wollte, „du hast es selbst gesagt... ich war ein Kind.. aber es tut mir dennoch Leid.. kannst du... kannst du aufhören mir die Schuld zu geben... Kuro-sama? Irgendwann? Nicht jetzt, wenn es noch so weh tut, aber irgendwann, wenn es etwas besser geworden ist?“
 

Ebenfalls sah der Ninja den anderen Mann vor sich an und auch wenn er erleichtert war, diese Worte aus dem Mund zu hören, konnte er es nicht unterdrücken ihn anzugrummeln. „Dummkopf... sag noch einmal, ich würde dir nicht richtig zuhören, wenn du selbst nicht tust..“ leise seufzte er. Was hatte er sich doch nur in einen verdammten Idioten verknallt, dachte er sich.. wie deutlich musste er das denn noch sagen?! „Ich gebe dir nicht die Schuld.. weil ich dir vertraue, weil ich dir glaube, weil ich dich liebe.“ Sagte er es jetzt noch einmal so deutlich, wie er meinte, der Andere würde es endlich verstehen. Kurogane konnte es selbst kaum glauben, dass er tatsächlich in der Lage war, oder in der Lage sein wollte, dem Mann, der für die Zerstörung seines Dorfes mitverantwortlich war zu verzeihen.. oder ihn nicht zu hassen.. aber er konnte es einfach nicht. Ihm böse sein, ihn hassen, ihn nicht verachten.. er wusste, dass dieser Mann, das Kind, nie wollte, was es tat..

Es war Vergangenheit... er wollte nicht mehr dort leben.. er wollte in der Gegenwart leben, für die Zukunft..

„Und jetzt halt einfach die Klappe, ok? Langsam bekomm ich Kopfschmerzen..“ grummelte er immer noch vor sich hin.. fühlte sich aber in diesem Moment unendlich frei..
 

Völlig ermattet tat das Fye dann auch. Er hätte erleichtert sein sollen, es hätte jetzt alles gut sein können... er hatte es wirklich ernst gemeint, was er Kurogane gesagt hatte. Vielleicht hatte er es die ganze Zeit gewusst... auch wenn es ihm wie eine Lästerung vorkam, er konnte nicht die ganze Schuld auf sich nehmen. Auch wenn er dann nicht wusste wohin mit dieser Schuld. Es waren Verbrechen geschehen und nun gab es Schuld, aber niemand der sie vollkommen tragen konnte? Vielleicht Ashura? Aber ... ach, er wollte nicht darüber nachdenken.

Es war als hätte sich ein dunkler Schatten auf sie beide gelegt. Auf ihn und dem Mann, in dessen Armen er lag. Bisher hatte er immer das Gefühl irgendetwas überwunden zu haben, jetzt auch. Doch der dunkle Schatten war Verzweiflung. Auch wenn jetzt den Herzschlag an Kuroganes Brust spürte, spürte er auch, das diesmal mehr zerbrochen war als bisher.
 

Dort, unter der Schicht aus Stoff und Haut und Fleisch. Dort waren sie ähnlich kaputt. Sie hatten es ans Licht gezerrt unter der Vorraussetzung des pfleglichen Umgangs... und nun verletzten sie sich absichtlich. Es kam Fye vor als wäre etwas unglaublich Heiliges zerbrochen und könnte nicht mehr zusammen gefügt werden. Er kam sich so unglaublich egoistisch und schwach durch seinen Anfall vor. Schuld zu sein war schmerzhaft, aber einfach. Fye spürte es in seinem Blut. Die Vergangenheit, ihre Vergangenheit, war noch lange nicht... überwunden. Sicher war Kurogane stark.. bei weitem stärker als er... aber stark zu sein bedeutet nicht unbezwingbar zu sein. Warum brauchte er den anderen Mann nur so sehr... selbst seine ersehnte Vergebung bürdete er ihm nun auf. Fye hasste sich wirklich in diesem Moment.
 

Und gleichzeitig wollte er irgendetwas tun.
 

Aber er wusste, es gab gerade nichts zu tun.
 

Selbst die Berührungen, sein streichelndes Wandern durch Kuroganes schweißfeuchten Nacken, konnten gerade nichts erreichen.
 

Fye wurde klar, dass er noch nie zuvor wirkliche Verzweiflung gespürt hatte. War das der Preis dafür, dass einem nicht alles egal war?
 

Auch Kurogane sagte nichts mehr und hatte schon längst die Augen geschlossen, nahm einfach nur noch den Geruch des blonden Mannes wahr, konzentrierte sich auf die Berührungen in seinem Nacken und die Wärme, die von dem Anderen ausging. Wie immer beruhigte diese Geste den Ninja unheimlich auch, wenn er sich in diesem Moment irgendwie wie gelähmt fühlte. Er wollte und konnte sich gerade nicht bewegen oder noch irgendetwas sagen, das Eis auf dem sie standen war trotz ihrer Worte noch immer viel zu dünn und jetzt, wo sie gerade ein wenig zur Ruhe kamen, konnte jedes falsche Wort oder jede falsche Berührung, es innerhalb Sekunden wieder zum Zerbrechen bringen.
 

Also verweilten sie einfach nur in dieser Umarmung, wie lange sie hier schon so saßen, konnte der Krieger kaum mehr sagen. Es kam ihm einerseits wie eine Ewigkeit vor, andererseits hatte er das Gefühl die Zeit rann ihm wie Sand viel zu schnell durch die Finger.
 

~~~~~~Ende Part 84~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Disclaimer: Charas by Clamp, Lyrics: Metallica – The Unforgiven II… wie immer, gehört nix davon uns! Alles geklaut und wir wollen kein Geld damit machen!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sonna-Eraseus
2008-03-10T20:03:49+00:00 10.03.2008 21:03
Oh man ... das war jetzt ja ... echt unglaublich, wie sich die zwei manchmal wehtun können, wenn sie doch eigentlich nur bei dem anderen sein wollen ... ihr zwei (sowohl Kuro und Fye als auch die Schreiberlinge) bringt mich nochmal um den Verstand *Haare rauft*

Als Fye und Sakura in der Küche standen und Pfannkuchen gebacken haben ... echt süß ^^

Was mir hier jetzt irgendwie gefehlt hat, war so ein kurzer Einblick in das Training von Shaolan und Kurogane und den anderen ... weiß auch nicht, irgendwie hatte ich damit jetzt gerechnet ^^"

Gruß
Sonna
Von:  CptJH
2008-02-27T20:08:40+00:00 27.02.2008 21:08
Nyaaaaaaaaa... diese Dramatik...gott, da wird man ja ganz depressiv...
Die müssen ihre Probleme echt los werden! Ich will ein Happy End! Von mir aus mit gaaaaaaanz viel Kitsch!
Von:  Engelchen_Fynn
2008-02-27T17:19:42+00:00 27.02.2008 18:19
*seufz*
Ich hoffe ganz ehrlich das die Zwei auch das überwinden... *heul*

Und das mit Souma find ich totak sch**** von Kurogane; Souma und vorallem Fye gegenüber. *nochmalseufz* *Haarerauf* *Kuroganeverhauenwill*

Das Kapitel war wie immer super, sehr traurig, auch wenn es Honffnung macht, das die beiden weiter für ihre Zukunft kämpfen. Hoffentlich kommen sie sich wieder näher (damit meine ich jetzt nicht körperlich...).

Cu
Von:  Albus_Potter
2008-02-27T15:01:34+00:00 27.02.2008 16:01
Q_Q ohh man
iwie hasse ich kurogane echt XD'''
das mit souma kotzt mich soooo an XD
*aufreg*

naja egal das musste ich mal sagen denn sonst würde ich platzen XDDD'''

naja zum kapi wieder sehr traurig aba auch sehr schön ich hoffe echt das das wieder gut wird und naja ... oder besser so
es soll enden wie es endet is mir gleich denn beides wäre für die beiden im mom gut XDD' es soll nurnicht so bleiben ok >< ??

lieb dir


Zurück