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Festhalten

if all wishes could come true
von

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Part 82 - All shall fade

Part 82 -All shall fade
 

Home is behind

The world ahead.

And there are many paths to tread.

Through shadow,

To the edge of night

Until the stars are all alight
 

Mist and shadow

Cloud and shade

All shall fade

All shall...fade.
 

------- Howard Shore ( LotR OST3 ) – The Steward of Gondor -------
 

Sie wurden ruhen gelassen und erst gegen Mittag weckte sie die leise Stimme einer Dienerin. Als Fye die Augen aufschlug brummte sein Schädel etwas, aber sonst fühlte er sich sehr viel fitter. "Wir kommen gleich!", antwortet er der schon etwas ergrauten Japanerin, als er breit grinsend die Schiebetür aufmachte. Sie sah ihn ein wenig verschreckt an, verbeugte sich dann aber und sagte, dass sie es der Prinzessin mitteilen würde.
 

Als nächstes fiel Fyes Blick auf Shaolans Lagerstätte. Der Junge schlief immer noch, aber er vertraute Tomoyo. Sie würde wissen was sie tat. Sakura lag neben dem Jungen und hielt seine Hand im Schlaf. Sie waren wohl alle sehr erschöpft von der durchgemachten Nacht. Der Krieger war mittlerweile auch schon wach und bekam - natürlich - einen gut gelaunten guten Morgen Kuss, bevor sich Fye daran machte, die letzten wenige Bluttropfen aus ihrer Kleidung und dem Futon zu entfernen. Es war wenig, aber dennoch war nicht zu verhindern, dass beim Trinken ein wenig daneben ging. Er fuhr über seinen Hals. Die Wunde war nicht mehr zu erfühlen. "Guten Morgen, Kuro-sama!"
 

„Morgen." erwiderte der Krieger, als er auch schon aufstand. Tomoyo ließ nach ihm rufen und er wusste, was das bedeutete, sie wollte ihn mit zu dem Gefangenen nehmen. Er fühlte sich selbst wie gerädert, aber das Bluttrinken hatte ihm gut getan und er fühlte sich viel kraftvoller als noch vor einigen Stunden. Und es stimmte wirklich, am nächsten Morgen sah die Welt immer wieder ganz anders aus als vorher, die Sorgen, die er sich gemacht hatte waren mehr in den Hintergrund gesickert und hatten sich etwas gelegt.
 

„Meine Prinzessin möchte mich sprechen.. kommst du mit?" fragte er den Magier, der dabei war, die Spuren dieses Rituals zu beseitigen.
 

Noch einen sanften Blick auf Sakura und Shaolan werfend, wand sich Fye zu dem Krieger und zupfte seinen hellblauen Yukata mit den Goldfischen zurecht. "Klar!"
 

Kritisch beobachtete der Krieger den Magier dabei wie dieser versuchte seinen Yukata gerade zu rücken und bemerkte, dass dieser immer noch Probleme mit diesen Kleidungsstücken hatte.. genau wie mit den Stäbchen. Er würde wohl noch eine Zeit brauchen, bis er sich an all die Gebräuche in Japan gewöhnt hatte.
 

Leise seufzte er, als der Magier auch schon wie immer gut gelaunt dabei war, aus dem Zimmer zu wuseln, doch bevor der Blonde das schaffte, hielt der Krieger ihn am Handgelenk fest und zog ihn wieder etwas zu sich und bevor dieser nun irgendetwas sagen konnte, zuppelte der Krieger Fye auch schon an seinem Kragen herum, um diesen etwas aufzustellen... damit der Nacken des Blonden nicht so sehr hervorstach... wenn der Magier wüsste, was er damit anrichten würde, so rumzulaufen. „Das gehört sich hier nicht..", erklärte der Krieger dem etwas verwirrt blickenden Mann vor sich und beließ es dem blonden Magier, der Fremden ja auch immer einfach so zwischen die Beine ging, zu erklären warum es sich hier nicht gehörte.
 

Nachdem der Krieger ihn nun zu dessen Zufriedenheit richtig angezogen hatte, machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Thronsaal. Wie schon bei ihrer Ankunft war es sommerlich heiß und der Blütenduft lag nur noch schwerer in der Luft. Doch nun, wo er um den Krieg wusste, achtete Fye viel mehr auf Anzeichen. Dort, schon wieder dieser schwarze Rauch. Und die Gesichter der Krieger und Diener kamen ihm auch viel ernster vor als bei seinem ersten Besuch. Obwohl hier alle immer recht gefasst drein blickten. In Ceres hatten selbst die Wachen mit ihm gespaßt und die Dienerinnen ihm auch oft etwas vorgelesen, wenn Ashura keine Zeit hatte. Aber nachdem er auf die Magierschule gegangen war und ins Schloss zurück kehrte, hatte sich alles geändert. Die Diener flüsterten nur noch und waren alle sehr eingeschüchtert von Ashuras ständigen Wutausbrüchen. Der Ort an seiner Kindheit hatte etwas von seinem Glanz und seiner Wärme verloren gehabt... das hatte ihn damals sehr traurig bestimmt... Aber bei so einer herzhaft liebenswürdigen Prinzessin brauchte sich niemand zu fürchten. Nur vor dem Krieg, vor dem fürchteten sie sich alle zu Recht.
 

Im Thronsaal angekommen, warteten dort auch schon ein paar Krieger und die Prinzessin, wie auch Souma. Von den Männern wurde Kurogane ein vorwurfsvoller Blick zugeworfen, wie konnte er es nur wagen die Prinzessin warten zu lassen? Doch nur von den Jüngeren. Die Älteren und Souma lächelten nur wissend in sich hinein. "Guten Morgen", begrüßte sie Tomoyo, sich nicht darum scherend, ob das die Etikette erlaubte. Dann wandte sie sich an Fye. "Ich bin erfreut, dass du dich entschlossen hast auch mit zu kommen."
 

Und während sich der Magier noch wunderte, wohin es denn gehen könnte und warum er sich nicht den Entscheidungsmoment erinnern konnte, setzte sich auch schon die kleine Kolonne in Bewegung. Ihr Weg führte zu einem Teil des Palastes, der halb in den Felsen gebaut war, wieder zu einem Schrein. Dort, eingeschlossen in einem auf Stelzen stehenden Holzverschlag, einen reich bemalten und verschwenderisch behangen mit Papierzetteln und Glocken, von Schutzkreisen der Priester vom Ausbrechen verhindert, war der Vampir gefangen. Von weitem hörten sie den ewig monotonen Gebetston der Priester, Glocken und Rascheln. Ständig durchbrochen von einem animalischen Fauchen und Kreischen.
 

Einer der Priester -er war schon sehr alt, sein Glatzkopf spiegelte fast die grelle Sonne, wenn er nicht so faltig gewesen wäre - kam beim Betreten des Schreins auf sie zugelaufen und fiel vor Tomoyo zu Boden. "Meine Herrin, erleuchtete Sonne, Schwester Amaterasus, wie überaus dankbar sind wir für Euren Besuch!"
 

Tomoyo lächelte nur leicht, das alles schon gewohnt. "Erhebe dich und führe uns zu den Gefangenen."
 

"Sehr wohl!", für seine alten Tagen recht sportlich sprang der Priester auf und führte sie zum Schrein.
 

"Wie geht es ihm?"
 

"Er tobt schon seit dem Morgengrauen, meine Herrin, erleuchtete Sonne, Schwester Amaterasu's. Wir können ihn nicht beruhigen und das Essen hat er nicht angerührt. Den Reis genau so wenig wie das Rehkalb."
 

Je näher sie dem Schrein kamen, um so herzzerreißender wurde das Geschrei und Gefauche. Nun sahen sie auch die Priester, sicher 40 an der Zahl, die vor dem Eingang saßen, beteten und Salz streuten. Fyes Herz klopfte wie wild und ein wenig besorgt sah er zu Kurogane hoch, doch der fixierte konzentriert den Eingang. Er hatte selbst Vampire erschaffen.... er hatte ganz normalen Menschen so eine Raserei angetan. Fye wusste, warum der Vampir nicht aß, wusste warum er tobte. Er brauchte Blut. Menschliches Blut und er litt Schmerzen. Aber das war ein Feind und er hatte gelernt Feinden gegenüber hart zu sein, egal wie sehr es ihn schmerzte. Außerdem konnte er vor all dem anderen Tomoyo nicht sagen, was er wusste.
 

Auch der Krieger konnte sich denken, warum dieser dreckige Vampir sein Essen nicht anrührte und was er statt dessen brauchte, er hatte am eigenen Leib gespürt, wie sich dieser Durst nach Blut anfühlte, wenn er nicht gestillt werden konnte und fast schon wollte er ein wenig Mitgefühl für diesen Bastard aufbringen... aber nein, das durfte er nicht zulassen, er war zwar selbst ein Vampir, aber in erster Linie war er ein Mensch, ein Ninja, der Beschützer von Tomoyo und ein Bewohner dieser Welt!
 

„Kommt...", bat sie die Souma, Kurogane und Fye, diesem Vampir näher zu treten, indem sie sie direkt anblickte. „Ihr bleibt erst mal hier.. wir wollen ihn nicht gleich überfordern." befahl sie dem Rest.
 

Der Raum lag völlig im Dunkeln.
 

Nur ein paar Strahlen helles Sonnenlicht fielen durch die Ritze in den Wänden in die Kammer. Der Vampir, nur ein schwarzer Schatten in ihren von der Sonne geblendeten Augen, kauerte in einer Ecke, weit entfernt von dem Licht. Nahe der Tür stand ein Tablett, doch die Schüssel darauf war zerbrochen und der Reis auf dem Boden verteilt.
 

Souma umgriff ihre Shuriken ( 1 ) fester, dieses Monster sollte auch nur daran denken, ihrer Prinzessin zu nahe zu kommen...
 

Ein süßlicher Gestank lag in der Luft, den sie erst nicht zuordnen konnten, aber dann fiel Fyes Blick auf den Kadaver eines Rehkalbs. Die Bauchdecke war offen und ein paar Fliegen summten auf den rotbraunen Fell. Doch das ganze Blut sickerte ungekostet in den Boden. (2)
 

Gewohnheitsgemäß wollte auch der Ninja nach seinem Schwert greifen, doch ihm fiel auf, dass es ja immer noch dieses verfluchte Manjuu hatte.. das Schwert aus Eis, das der Magier für ihn geschaffen hatte. Eine Weile herrschte Schweigen und dem Krieger wurde übel als er das aufgeschlitzte Tier dort liegen sah... als würde das ihm etwas nützen. „Sie brauchen menschliches Blut.." murmelte Kurogane vor sich hin und zog den etwas verwirrten Blick Tomoyos auf sich.
 

Je länger sich der Krieger den auf dem Boden kauernden Vampir ansah, desto größer wurde seine Wut, bis er irgendwann regelrecht die Schnauze voll davon hatte, dieses Wesen einfach nur wie blöde anzustarren und Souma, so wie Tomoyo wohl zu erschrocken von diesem Anblick war, irgendetwas zu sagen. Also nahm er das Ruder in die Hand und wirklich wütend auf dieses Wesen, das ihm vielleicht gar nicht so unähnlich war, ging er in wenigen Schritten auf das Gitter zu. „Verdammter Vampir! Hör auf dich so feige in der Ecke zu verkriechen! Sag uns was ihr vorhabt... sonst kannst du was erleben!"
 

Der schwarze Schatten zuckte etwas in seine Richtung, als hätte er erreichbares Blut gewittert, doch dann sah er die anderen, viel menschlicheren Wesen und die Gitter zitterten, als die unmenschliche Kraft gegen sie prallte. Aber sie hielten.
 

Ruhig ging Fye ebenfalls ein paar Schritte in die Kammer hinein, allerdings zur Wand. Wie oft hatte er schon mit solchen Wesen zu tun gehabt. Seine Bewegungen liefen fast von alleine ab und eine unglaubliche Gefühlskälte hatte sich beim Anblick dieses Wesens in seiner Brust ausgebreitet. Ruhig brach er eines der Bretter aus der Wand und helles Sonnenlicht floss bis zum Käfig.
 

Ein markerschütternder Schrei. Und der Schatten riss sich vom Gitter weg, flüchtete wie ein panisches Tier in den dunkelsten Winkel und gab ein Wimmern von sich. Dieses Wimmern war es, das Fye wieder zur Vernunft brachte und er setzte das Stück Holz wieder ein. Dem Vampir war zu genüge demonstriert worden, dass sie stärker waren. Mit wild klopfenden Herzen sah er zu dem Krieger.
 

"Hunger...", flüsterte das Wesen.."Hunger..." Fye wurde richtig übel davon und wäre es nicht Kuroganes Blut gewesen, hätte er liebsten seinen Arm durch die Gitterstäbe gesteckt.
 

„Verdammt!" zischte der Krieger nur wütend und schlug gegen die Gittertür. Er hasste diese Vampire..diese verdammten Vampire, die seine Welt bedrohten. Diese verdammten Vampire, die er in Nara kennen gelernt hatte... er hasste sie doch! Warum tat ihm dieses Wesen dann auf einmal so unwahrscheinlich Leid?!
 

Plötzlich legte sich ruhig eine Hand auf seinen Arm und Kurogane erkannte, dass es Tomoyos war. Mit einem undeutbaren Lächeln, schob sie den Krieger bei Seite und öffnete mit einem Schlüssel die Holzgitter. Doch bevor sie die Zelle betrat, flüsterte sie eine irgendeine Formel vor sich hin, die den jungen Vampir dazu bringen sollte, sich zu beruhigen.
 

Vorsichtig hockte sie sich vor das ihr fremde Wesen, das so unwahrscheinlich menschlich aussah und lächelte es an, bevor sie ihm den Arm hinhielt. „Bitte... trink.. aber danach beantwortest du mir ein paar Fragen, einverstanden?" sprach sie ihn ruhig an.
 

Geschockt blickte Kurogane seine Prinzessin nur an...das konnte doch nicht ihr Ernst sein.. im ersten Moment, wusste er gar nicht, was er davon denken sollte! Und wollte auch schon auf seine Prinzessin losstürmen, um sie von diesem Bastard zu reißen!
 

Auch der Magier hielt die Luft an und kam näher an das Gitter heran. Souma war ihrer Herrin längst hinterher gelaufen und stand neben ihr, bereit diesem Wesen die Kehle durch zu schneiden.
 

Nun, da sich sein Auge an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sah Fye, dass dieses Wesen überhaupt nicht so gefährlich aussah. Seine Augen waren glühend gelb und rasend vor Hunger und Wut auf die Prinzessin gerichtet, doch auch war die Unsicherheit eines kleinen Kindes darin zu erkennen. Seine Haut war hell wie seine eigene und auch die völlig blutverklebten Haare dürften seinen Blondton haben. Er hatte die Gestallt eines 15jährigen, aber er wusste, dass Vampire stets jünger aussahen als sie waren und durch den Hunger, den der Vampir verspürte, konnte er unmöglich sagen wie stark er war, wenn er getrunken hatte. Auch ihm tat dieses Wesen so unglaublich Leid und er kämpfte wieder gegen die Tränen an.
 

Ganz vorsichtig, doch zitternd vor Gier, umfasste der Vampir Tomoyos Handgelenk, beugte sich runter und biss erstaunlich sanft zu. Die Prinzessin verzog keine Miene als er den ersten Schluck nahm und dann seinen Mund losriss, als hätte er sich verbrannt. Wimmernd verkroch der Vampir sich noch mehr in seine Ecke und spuckte das Blut wieder aus, was er gerade erst getrunken hatte. Tomoyo nutzte einen ihrer Schleier, um die Blutung zu stoppen.
 

"Er verträgt kein magisches Blut...", flüsterte Fye und sah zu Souma. "Versuche du es doch bitte.."
 

Wütend biss der Krieger die Zähne zusammen. „Sag mal spinnst du?!“ fuhr er den Magier an, obwohl er wusste, wie dieser Vampir sich fühlen musste, obwohl er es nur zu gut verstehen konnte! Aber sollten sich hier wirklich alle an diesem Abschaum beschmutzen?! Das Blut seiner Prinzessin war viel zu rein und auch das von Souma wollte er nicht durch den Körper eines Wesens fließen sehen, das vorhatte Japan einzunehmen! Das war schrecklich unsensibel, das wusste Kurogane selber... aber er wusste absolut nicht, was er davon halten sollte..
 

„Kurogane..“ sprach ihn nun auch wieder seine Prinzessin an. „Ich habe dich mitgenommen weil ich dir vertraue.. und ich habe dich mitgenommen weil du am Besten weißt wie sich diese „Vampire“, so wie du sie nennst, fühlen müssen... Bitte, hör doch einmal auf nur an dich zu denken und versuche auch einmal andere zu verstehen.“ Klang ihr Ton fast wütend und ein wenig enttäuscht. Sie dachte Kurogane hätte auf dieser Reise noch viel mehr gelernt und an Stärke gewonnen.. Aber.. sie missachtete was Kurogane auf dieser Reise alles erlebt haben könnte... dass dieses Verhalten nicht mehr die typische einnehmende Art von ihm war, dass alles ihm gehörte und nur er zu bestimmen hatte was die Leute um ihn herum taten. Das war einfach nur Sorge und die Erinnerungen an so viele schreckliche Dinge, die Kurogane in so einem Unglauben bleiben ließen. Und es tat ihr schon wieder Leid das gesagt zu haben. Außerdem konnte der Krieger wahrscheinlich immer noch nicht verstehen, dass die Erlebnisse auf seiner Reise, das, was ihn und seine Reisekameraden die ganze Zeit als Gefahr verfolgte und ihnen einen Schlag nach dem Anderen verpassten, hier in Japan kein Ende fand. Dass diese Welt nun mehr ein Teil ihrer Reise war, anstatt ein ruhiger Ort sich auszuruhen oder gar eine Heimat bot. Dass hier nicht die Ruhe herrschte, die den Krieger die ganze Zeit hatte weitermachen und nicht aufgeben lassen.. ein Ziel vor Augen geführt hatte und einen Antrieb bot nicht aufzugeben. Wieder aufzuwachen und seinen Wunsch zurück nach Japan zu gelangen zu erfüllen.
 

Kurogane selbst wusste in diesem Moment nicht was er darauf antworten sollte und war augenblicklich verstummt.. selbst wenn seine Prinzessin so verdammt Recht hatte, oder gerade deswegen, taten diese Worte weh. Außerdem schien sie wirklich zu wissen, dass er kein Mensch sondern ein Vampir war. Er war verdammt noch mal ja kein Deut besser... hätte der Magier nicht einen Weg gefunden, ihn an sich zu binden, wäre er wahrscheinlich genauso wahnsinnig geworden wie dieses Wesen vor ihm.. könnte er nicht sicher seinen Blutdurst ewig stillen, wenn er es brauchte, müsste er ebenso wahllos seine Opfer suchen.. und er hatte es tatsächlich schon einmal getan, er musste sich nur an das Ebenbild von Sakura in Nara erinnern..
 

Die Wut des Kriegers schwand augenblicklich etwas und er wurde ruhig, was auch Tomoyo bemerkte. „Tut mir Leid..“ entschuldigte sie sich bei Kurogane und wand sich dann an Souma. „Nur wenn du dazu bereit bist, bitte ich dich...versuch du ihm dein Blut zu geben. Sie haben keine andere Wahl..“ begriff auch die Prinzessin erst in diesem Moment.Sie studierten diese Wesen nun seit fast zwei Jahren... und hatten sie immer für grausam gehalten, dass sie die Menschen angriffen, verletzten und deren Blut tranken.. doch sie waren nie darauf gekommen, dass nur menschliches Blut ihnen helfen konnte. Aber durch Kuroganes Aussage war sie sich absolut sicher gewesen.
 

Feinde hatte auch immer ihre eigenen Motive.. und in den Augen der „Vampire“ waren mit Sicherheit sie die Feinde, die ihnen verboten in ihrer ursprünglichen Heimat zu leben, so wie Souma ihr heute früh die Erzählungen von Kurogane berichtete.
 

Souma betrachtete den Vampir vor sich. Sie hatte gegen solche Monster gekämpft und sie wusste - wusste ganz einfach - dass sie sich nicht nur wie hungrige Tiere benahmen. Sie kämpften auch, wenn sie getrunken hatten. Sie waren schlicht und einfach wahnsinnig.
 

Dennoch kniete sie sich nieder und hielt dem Wesen in der Ecke ihren Arm hin. Prinzessin Tomoyo war verletzt, sie als ihre Beschützerin hätte von Anfang an Tomoyo aufhalten und ihr Blut zur Verfügung stellen sollen. Aber Prinzessin Tomoyo war einfach zu gütig, selbst ihren Feinden wollte sie nichts Böses. Manche nannten das vielleicht Naivität, aber auch wenn Souma wusste, dass nicht alles mit Diplomatie und Gutwillen zu erreichen war, bewunderte sie ihre Herrin für diese tiefsitzende Friedfertigkeit.
 

Der Vampir starrte sie einfach nur an, aber diese gelben Augen jagten ihr einen Schauer über den Rücken. Obwohl sich der Körper unruhig in der Ecke bewegte, kam er nicht näher. Verwirrt sah Souma zu ihrer Prinzessin, darauf gefasst, dass der Gefangene in diesem Moment angreifen würde. Doch nichts dergleichen geschah.
 

Der monotone Singsang der Priester von draußen und das schwummrige Licht, gepaart mit der allgemeinen Ratlosigkeit, was nun zu tun sei, ließ die Stimmung im Raum mehr traumgleich erscheinen und einen Moment fragten sie sich wohl alle, was sie hier taten.
 

Da niemand etwas sagte, seufzte der Magier irgendwann und wand sich an dem Vampir. „Das ist kein magisches Blut, sondern ganz normales Menschenblut. Wir wollen mit dir verhandeln. Wenn wir dich töten wollten, dann hätten wir es längst getan. Trink.“ Sein Ton klang selbst in seinen Ohren kalt und befehlsgewohnt, aber er konnte einfach gerade nicht anderes mit diesem Wesen umgehen. Er hatte solche Wesen selbst geschaffen, vielleicht waren es sogar die selben, oder ihre Nachfahren. Er hatte sie als Soldaten, als Dinge gesehen, auch wenn er tief in seinem Herzen Mitleid mit ihnen gehabt hatte. Sie erinnerten ihn an diese Zeit, an der er nichts anderes empfunden hatte, außer Ashura. Und gerade jetzt, hier in dieser halbdunklen Holzzelle, wusste er zwar, dass er in der Gegenwart war, aber er wusste sich nicht anders zu benehmen, wie in der Vergangenheit. Am liebsten wäre er jetzt rausgegangen.
 

Langsam kam das Wesen näher an Souma heran gerückt. Die Kriegerin hielt still. Ein wenig zucke sie als sich die scharfen Zähne in ihren Arm bohrten und sie das leichte Saugen spürte. Doch bis auf den anfänglichen Schmerz tat es überhaupt nicht weh, ihr wurde zwar etwas schwummrig, aber fast hätte sie dieses Gefühl als angenehm beschrieben.
 

Der Krieger wollte und konnte sich das nicht mit ansehen und zwang seinen Blick von diesem Geschehen, indem er einfach nur in eine der dunklen Ecken blickte, obwohl es besser gewesen wäre, alles genau zu beobachten um im Fall der Fälle eingreifen zu können. Und auch Tomoyo hatte Schwierigkeiten sich das mit anzusehen, außerdem ein ziemlich schlechtes Gewissen. Was Souma nicht schon alles für sie und dieses Land auf sich genommen hatte.. sie war genauso loyal ihr gegenüber wie Kurogane.. und dass nicht nur weil sie deren Prinzessin war, sondern weil sie tief im Inneren eine Freundschaft verband.
 

“Hast du’s bald, verdammt?“ grummelte der Krieger genervt und immer noch wütend diesen Vampir an, der einfach nicht zum Ende kommen wollte. Ihm dauerte das Ganze mittlerweile wirklich zu lange.. und hoffte, diese Vampire brachten wenigstens nicht diese Seuche, an der auch das Ebenbild des Magiers erkrankt war, mit in diese Welt.
 

Endlich ließ der Vampir von seinem Opfer ab. Sein Blick war gesenkt und die verschmutzen Haare fielen ihm ins Gesicht. Sein Atem war ruhiger geworden und ganz vorsichtig, als wäre er ein Artist auf einem Hochseil, der seine letzte Sicherungsleine loslässt, nahm er seinen Griff von Soumas Arm. Die Krallen hatten sich zurück gebildet und nun war wirklich kein Unterschied zu einem normalen Menschen auszumachen.
 

Die Ninja stand auf und ging ein paar Schritte zurück. Ihr war schwindelig, aber sie ließ sich nichts anmerken, drückte nur schweigend ihre Hand auf die erstaunlich kleine Wunde an ihrem Handgelenk.
 

„Danke...“. Die Stimme des Vampirs klang erschreckend jung und zittrig. Dieses Wesen hatte ja noch mehr Angst vor ihnen als sie vor ihm, begriff Souma auf einmal und in dem Moment kam er ihm wirklich wie ein kleines verlorenes Kind vor. Sie ging wieder einen Schritt darauf zu, doch dann besann sie sich. Vielleicht stand sie unter einem Bann, weil es von ihr getrunken hatte? Ihre Priorität war die Prinzessin zu schützen, rief sie sich ins Bewusstsein und bleib stehen.
 

Der Krieger schnaufte nur einmal kurz und schwor sich, wenn dieser Kerl das nächste Mal jemanden in seiner Nähe anrührte, würde er ihn einen Kopf kürzer machen, doch er beließ es dabei ohne das noch einmal verbal deutlich zu machen.
 

Kurz warf die Prinzessin der Ninja einen entschuldigenden Blick zu.. dass sie so etwas von ihr verlangt hatte, dabei war es immer schon fast zu viel verlangt gewesen, sie überhaupt noch in ihren Diensten zu haben, doch die Ninja bestand darauf. Im Gegensatz zu Souma tat Tomoyo tatsächlich einen Schritt auf den Vampir zu und versuchte ihm beruhigend zuzulächeln, auch wenn ihre Beine auf einmal ziemlich zittrig waren... es war erschreckend so ein Bild zu sehen.
 

“Als Gegenleistung bitte ich dich, mir ein paar Fragen zu beantworten.“

Durchbrach die Prinzessin das Schweigen wieder. Auch wenn sie diesem Wesen gerne erlaubt hätte sich etwas frisch zu machen oder sich auszuruhen, war das aus Sicherheitsgründen momentan absolut nicht möglich.
 

Fye hingegen war so schlecht. Und er hielt es keine Sekunde länger hier aus. Mit einem tiefen Durchatmen drehte er sich bewusst ruhig um, lächelte leicht zu Tomoyo und Souma und wollte den Raum verlassen. Wenn sie irgendetwas erführen, dann sagte es ihm Kurogane später. Aber keine Sekunde hielt er es hier aus.
 

Der Atem des Vampirs hatte sich mittlerweile beruhigt und unsicher sah er von Tomoyo zu Kurogane, vor dem er sichtlich Respekt hatte, auch wenn sein Blick leicht verwirrt aussah. Vermutlich erkannte er ihn als Vampir, dachte sich Fye, der die Szene von der Tür aus beobachtete.
 

„Ja... gut..“, murmelte diese schmerzhaft kindliche Stimme und Fye öffnete die Tür nach draußen. Helles Sonnenlicht fiel in den dunklen Raum, aber diesmal reagierte der Vampir nicht so verschreckt, sondern starrte eher ungläubig zu ihm und dem Sonnenlicht. Doch dann war die Tür schon wieder zu und sie allein.
 

Nun völlig verwirrt und verstört sah der Vampir zu Tomoyo, dann zu Souma, zu Kurogane und dann wieder zu Tür. Das Zittern hatte wieder eingesetzt und schockiert bemerkte Tomoyo die Tränen auf dem verschmutzten Gesicht. „Sie sind auch hier...?“, fragte er verwirrt, „Es gibt noch mehr Gefangene...?“ Wieder sah der Gefangene zu Kurogane, als könnte er einfach nicht glauben, was hier geschah.
 

Auch wenn es eigentlich wichtiger gewesen wäre etwas über ihre Feinde herauszubekommen, da sie nun endlich einmal einen dieser Wesen in ihrer Gefangenschaft hatten, kam Tomoyo nicht drum rum, auf diese etwas verzweifelten Frage zu antworten. „Nein... ich kann dich wenigstens in diesem Fall beruhigen. Du bist der Einzige, den wir gefangen nahmen.. wie kommst du darauf?“ Sie bemerkte den starren Blick, den dieser Vampir auf Kurogane gelegt hatte und meinte jetzt zu verstehen. „Wegen ihm?“
 

Der einfühlsame Ton in dem die Prinzessin mit dem Vampir sprach, beruhigte ihm offensichtlich. Leicht nickte er und wand seinen Blick von Kurogane zu der Frau vor sich. „Aber auch.... der Mensch gerade... ich... kann ich ihn noch einmal sehen... bitte?“
 

Jetzt war auch der Krieger wieder mehr als verwirrt und es gefiel ihm überhaupt nicht, was hier vor sich ging. Wut bildete sich wieder in seiner Brust, er vertraute diesem Wesen kein Stück! Was wollte er jetzt verdammt noch Mal von dem Magier?! Bevor Tomoyo oder sonst wer noch irgendwie reagieren konnte, hatte Kurogane den Vampir am Kragen gepackt und sah ihn tödlich an. „Du führst doch irgendwas im Schilde, verdammt! Denkst du ernsthaft, ich bin so dumm?! Wage es, ihm auch nur ein Haar zu krümmen..“
 

Nun war es der Vampir, der offensichtlich wütend wurde. Trotz der Gefahr sah er den Krieger trotzig an. „Ich führe nichts im Schilde! ICH habe ihm nichts getan, du scheiß Blutsauger, lass deine Drecksfinger von Menschen, die nicht zu dir gehören!!“
 

Nun war auch Souma existenziell verwirrt. Dieses Gespräch konnte sie wirklich nicht nachvollziehen.
 

Diese Worte machten Kurogane erst Recht wütend, wusste dieser Bastard da eigentlich, was er sagte? Hart schmiss der Krieger den Vampir, den er am Kragen hielt gegen die nächste Wand und irgendwie überkam ihm dabei ein regelrechtes Deja-vu-Gefühl. Dabei war er doch wirklich nichts anderes als diese verfluchten Wesen!
 

“Kurogane! Jetzt beruhig dich doch endlich wieder!“ Versuchte Tomoyo den Ninja zu bändigen, die absolut keine Ahnung hatte warum Kurogane auf einmal so reagierte. Wenn das so weiterging, musste sie ihn wieder wie so oft früher unter Arrest setzen... selbst wenn in diesem Mann noch immer so viel Wut lebte, wusste sie, dass dieses Verhalten nicht mehr die selben Gründe wie vor seiner Abreise hatte. Was hatte sie Kurogane mit dieser Reise nur angetan? Fragte sie sich in diesem Moment wirklich und auch, was seine Reisekameraden alles miterlebt haben mussten.
 

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Tief atmete Fye die frische Luft ein, als er nach draußen getreten war und erst jetzt wurde ihm bewusst wie sehr es dort drinnen nach Blut gestunken hatte. Die Priester waren in ihre Gebet vertieft und beachteten ihn nicht. Sie beachteten auch nicht als Fye sich vor die Tür auf die Stufen setzte, sein Gesicht in seinen Armen vergrub und versuchte die Tränen aufzuhalten. Dass er von seiner Vergangenheit eingeholt wurde, das verdammt war er ja schon gewohnt!; aber warum hier? Warum in Japan? Warum in seinem „Paradies“? Er wollte doch nur endlich eine Aussicht auf Frieden haben, egal wie lange es noch dauerte bis er es erreichte, oder ob er es überhaupt erreichte, was er nicht einmal denken wollte. Und nun, hier in Japan, dieser ganze verdammte Krieg entheiligte seinen Traum, gegen dieses fast hilflose Wesen dort drin kam seine Entschlossenheit und Wut nicht an. Hilflos wie er nie wieder sein wollte, durch vielleicht seine Hand.
 

„Für alle Sünden muss man eben büßen... nicht gleich die Fassung verlieren...“, sprach er leise mit sich selbst und fasste sich ins Gesicht. Gut, er hatte wenigstens nicht geweint. Plötzlich durchbrach Kuroganes Gebrüll und danach ein Krachen das monotone Singsang der Priester. War Tomoyo angegriffen worden? Kam es zu einem Kampf?
 

Eilig riss er die Tür wieder auf und stürmte nach drinnen Und was er dort sah hätte ihn beinahe dazu gebracht wieder um zu kehren. Kurogane beugte über dem Vampir, der an der gegenüberliegenden Wand zusammengesunken war und hatte ihn fest am Kragen gepackt, gerade in dem Moment wies Tomoyo ihn zurecht und beide, der Vampir wie der Ninja erstarrten in ihrer Bewegung. Doch er konnte die Wut des Kriegers regelrecht spüren.
 

Kurogane wurde schwindelig als auf einmal das grelle Licht von draußen wieder in diese Zelle strömte und die wütende Stimme seiner Prinzessin in seinen Ohren hallte, während er fast erstarrt und erschrocken diesen Vampir, den er immer noch am Kragen hielt, anblickte. Doch er war augenblicklich ruhiger geworden, selbst wenn sein Herz ihm jetzt bis zum Hals schlug. Die Anwesenheit des Magiers war in diesem Moment fast schmerzhaft stechend zu spüren.
 

Schwer atmete der Krieger und musste schlucken. Er konnte seinen Blick einfach nicht von diesem Wesen nehmen, dessen Gesicht er nun, so nah wie er ihm war und durch das wieder vorhandene Licht, um so besser erkennen konnte. In dessen Augen er einfach nur starrte, die dem des Magiers fast zum Verwechseln ähnlich waren, nur mit einem Unterschied.. wenn er nicht gerade in zwei dieser Augen geblickte, hätte Kurogane meinen können, er hätte gerade ernsthaft vorgehabt Fye zu verprügeln.
 

“Wer bist du verdammt?“ brachte er fast atemlos hervor.
 

Eben diese zwei blauen Augen sahen in dem Moment von Kurogane vorbei zu dem Magier. Der Vampir musste die Augen zusammen kneifen, um gegen das helle Licht anzukommen, doch dem Schmerz zum Trotz, der ihm die ungewohnte Helligkeit bereiten mussten, wurden seine Augen groß vor Staunen.
 

„Fye...?“, fragte er ungläubig.
 

Der Magier sah den Gefangenen verwirrt an, auch er konnte ihn jetzt besser erkennen. Ratlos, was überhaupt vor sich ging, setzte er einfach ein leichtes Lächeln auf. „Ja?“
 

Und dann geschah etwas Seltsames, das alle im Raum etwas bestürzt dreinblicken ließ. Der Körper des Vampirs erschlaffte und eine Hand gegen das Gesicht gepresst, dort in Kuroganes mittlerweile lockeren Griff hängend wie eine Puppe, fing er an zu weinen.
 

Unsicher kam Fye etwas näher und auch Tomoyo hatte sich in einem Reflex etwas zu dem Gefangenen gebeugt. Fye wusste wirklich nicht was vor sich ging, doch irgendetwas löste das Bild dieses weinenden und völlig verstörten Wesens in ihn aus, das ihn all seine Schuldgefühle und Wut, zusammen mit seiner Vorsicht bei Seite schieben ließ. Außerdem war Kurogane ja noch da, der notfalls einschreiten würde. In langsamen Bewegungen und wachsamen Blick kniete er sich neben den Vampir, doch obwohl das Wesen seine Magie spüren musste, zeigte es keine Angst. Immer noch in Kuroganes Griff sah er ihn mit tränenden Augen an und streckte die Hand nach ihm aus. Verwirrt nahm Fye sie und im nächsten Moment hatte er den Vampir heftig schluchzend halb in seinem Schoß liegen. Jegliche Hoffnung die Situation noch zu verstehen über Bord schmeißend, folgte er einfach seinen ersten Reflex und umarmte den Weinenden wie ein kleines Kind.
 

„Hey, mach nicht so ne Szene. Hm? Bist doch ein tapferes Kind...“, sprach er leise und beruhigend auf ihn ein und sah verwirrt von Kurogane zu Tomoyo.
 

Immer noch erstarrt von diesem Anblick, der Kurogane einen regelrechten Schrecken versetzt hatte, konnte der Krieger gar nicht anders als nach einer ganzen Weile dieses Wesen, das er immer noch festhielt, loszulassen und ihm zu gewähren sich einfach in die Arme des Magiers zu schmeißen. Kurogane wusste ja sowieso nicht mehr was er noch denken, fühlen und was er nicht denken oder fühlen sollte. Er wollte nicht, dass irgendjemand, der eine Gefahr für den Magier bot ihm Nahe kam, zu sehr schnürrte ihm dieses Misstrauen in jegliche Menschen dabei die Kehle zu, diese seltsame Angst, dass sich innerhalb von Sekunden wieder alles auf den Kopf stellen könnte.. aber in diesem Moment konnte der Krieger nicht reagieren und noch auf irgendjemanden wütend sein oder um irgendjemanden Angst haben.. er fühlte sich in diesem Moment einfach ziemlich ausgelaugt und kraftlos..Wer war dieser Vampir nur, dass ein Blick in seine Augen genügte um ihn dermaßen niederzuschmettern und seine Wut wieder legte?
 

Noch einmal einen ziemlich vorwurfsvollen, aber erleichterten Blick, dass er sich wieder beruhigt zu haben schien, auf Kurogane werfend, hockte sich die Prinzessin nach einer Weile neben Fye-san und diesen Vampir... selbst sie konnte nicht glauben, dass diese Verzweiflung und Tränen nur gespielt waren und der vorherige Blick in Kuroganes Gesicht bestätigte ihr, dass auch wenn er es vielleicht nicht zugeben wollte, es ebenfalls nicht glauben konnte.
 

Auch ihr war die Ähnlichkeit zwischen Fye-san und dem Gefangenen aufgefallen und irgendwas tief in ihrem Herzen sagte ihr endgültig, dass sie vor diesem Wesen keine Angst zu haben brauchten.
 

“Vielleicht solltest du erst einmal gehen, Kurogane..“ schlug die Prinzessin vor, nachdem sie gesehen hatte, wie die Situation eskaliert war.. auch wenn es ihr Leid tat immer noch so mit ihm umgehen zu müssen.
 

Mit einem schweren Seufzen stand der Krieger auch tatsächlich ohne Widerstand auf... verdammt, jetzt hatte er es sich schon wieder verscherzt.. Dabei interessierte es ihn gerade wirklich, wer dieser Junge war und wollte sie nicht alleine hier zurück lassen..aber er wusste auch, dass wenn er sich jetzt wieder gegen alle auflehnte und die Regeln verletzte.. er vielleicht wirklich irgendwann verbannt wurde, für immer. Außerdem war er viel zu durcheinander, um gerade dagegen zu reden.
 

Völlig eingenommenen von dem Wesen in seinen Armen drang Tomoyos Stimme nur wie durch einen dicken Berg Watte zu Fye durch und er realisiert ihre Worte erst als Kurogane aufstand. Aber er wollte nicht, dass Kurogane ging! Er sollte dableiben, wer wusste was passierte. Er hatte schon einmal leichtsinnig einem Fremden vertraut, diesem Shaolan im Raumschiff, und was darauf geschehen war, daran löste allein der Gedanke schon pure Panik aus. Dennoch konnte er sich gegen die Autorität einer Prinzessin nicht widersetzen...
 

Grade war in seinem Kopf alles total durcheinander, so durcheinander, dass er sich richtig hilflos fühlte. Hin und her gerissen zwischen einer Gehorsamkeit, die er nicht gegenüber Tomoyo, sondern einfach gegenüber der einer Majestät seit seiner Geburt eingetrichtert bekommen hatte. Und gegen den Reflex sich gegen jeglichen Befehlsmacht zu sträuben, gegen Ashura, der ja gar nicht hier war, und dem Bedürfnis Kurogane zum Bleiben zu bewegen. Dazu kam, dass er selbst bestimmen wollte, selbst sich entschieden hatte dieses Kind zu trösten und gleichzeitig nicht ständig dem Krieger die ganze Verantwortung für sie beide aufladen wollte. Alles wirbelte durcheinander und das machte ihn wieder wütend, wütend in seiner Hilflosigkeit und der Wut ständig, aber auch ständig nicht zu wissen, was er fühlen und denken sollte. Als gäbe es in seinem Leben keine einzige klare Linie, nichts festes außer den Krieger, aber der durfte nicht das einzige sein, weil er ihn sonst erdrückte. Das andere war noch Japan gewesen, doch das schien jetzt auch in Gefahr.
 

Einen heftigen Impuls folgend drückte der Magier den Gefangenen mit Gewalt von sich weg, stand eilig auf und ging zwei Schritte an dem Krieger vorbei, Richtung Tür. Blieb dann aber stehen und unterdrückte den Drang sich einfach an den Krieger zu lehnen und die vertraute, beruhigende Umarmung zu empfangen. Er atmete tief durch. Einmal. Zweimal. Und erst als er sich etwas beruhigt hatte, erlaubte er sich Kuroganes Hand zu nehmen und sie leicht zu drücken.
 

Der Gefangene sah verwirrt zu ihnen beiden auf, doch das sahen nur Souma, Tomoyo und Kurogane. Fye stand mit dem Rücken zu ihm. „Papa?“, fragte die kindliche Stimme verwirrt und endlich, endlich dämmerte es in Fyes Schädel.
 

Bevor er die Tür erreichte stellte sich Fye vor ihn, nahm seine Hand und im ersten Moment war Kurogane ihm unheimlich dankbar dafür, dass er ihm jetzt irgendwo wieder einen kleinen vertrauten Halt in diesem ganzen Durcheinander bot. Diese ganze Welt schien momentan einfach nur Kopf zu stehen.. so hatte er sich seine Ankunft in Japan nicht vorgestellt.. So hatte er sich sein eigenes Benehmen nicht einmal vorgestellt.. er wollte nach Hause, diese ganze verdammte Reise über wollte er nichts anderes als nach Hause.. selbst wenn ihm seine Reisekameraden wirklich wichtig geworden waren, aber dieses verfluchte Heimweh wurde er einfach nicht los.. Doch so wie er Japan in seinen Gedanken behalten hatte, so wie er es sich diese ganzen vielen Nächte in seinen Träumen zurück geholt hatte, war es einfach nicht mehr.
 

Die vertrauten Leute hier waren älter geworden, hatten eine lange Zeit ihr Leben ohne ihn hier verbracht, selbst wenn sich alle noch so viel Mühe gaben, so zu tun als wäre er nie weggewesen. Auch er gab sich diese Mühe..umsonst, wie er feststellte. Er war einfach nicht mehr der, der er mal war... und seine Heimat auch nicht mehr die, die sie mal gewesen war. Tomoyo und Souma würden ihn wahrscheinlich nie verstehen, selbst wenn er es sich gewünscht hätte.. sie haben ihn damals nicht wirklich verstehen können und heute konnten sie es wahrscheinlich noch viel weniger. Er hatte so viel durchgemacht in dieser Zeit, sich auf eine Art und Weise entwickelt, die seine Freunde in dieser Welt nicht mitbekommen hatten.. und auch sie hatten hier ihr eigenes Leben geführt. So oft hatte Kurogane sich seine Ankunft in Japan vorgestellt.. erst wollte er es allen nur zeigen, dass er es tatsächlich geschafft hatte zurück zu gelangen.. später hatte er sich wirklich ziemliche Sorgen um seine Prinzessin gemacht... und dann wollte er einfach nur noch zurück nach Hause, sich einfach nur noch zurücklehnen und wissen, wo er hingehörte..
 

Aber gerade gehörte er irgendwie nirgendwo mehr hin.. und genau in diesem Moment kam dieser bescheuerte Vampir und warf ihm auch noch seinen wirklich schwachen Punkt entgegen... dass er kein Mensch war, nicht mehr der Mann, der Japan verlassen hatte, nicht mehr der vertraute Freund, der er trotz seiner Macken in dieser Welt für einige Leute gewesen war.. Doch gerade in diesem Moment, in dem diese Gedanken alle nicht mehr einzuordnen waren, war da wieder dieser blonde Mann, der ihn bei der Hand nahm. Da konnte es ihm auch egal sein, was Souma und Tomoyo gerade davon hielten... Schwer seufzte Kurogane. Er konnte überhaupt keinen geraden Gedanken mehr fassen, alles raste nur so unaufhaltsam durch seinen Kopf.. erst Recht als - Ungläubig blickte der Ninja dieses Wesen an.. was meinte es denn jetzt schon wieder. „Papa?“
 

Auch der Magier hatte einen ähnlich fassungslosen Gesichtsausdruck wie der Ninja. Souma und Tomyo hatten bereits aufgegeben all dem einen Sinn zu geben und warteten auf den Moment der Erleuchtung.
 

Aber das konnte doch sein... wenn es die Vampire aus Nara waren... aber die Zeit verging in den verschiedenen Dimensionen doch anders. Versucht ruhig drehte Fye sich zu dem Vampir um.
 

„Heißt deine Mutter vielleicht Yuzuriha?“
 

Falls das überhaupt möglich war, wurden die Augen des Gefangenen noch größer und heftig nickte er. „Ja..“
 

Erleichtert atmete der Magier aus. Endlich ergab alles wieder einen Sinn. Wie beruhigend, wenn alles wieder logisch war. „Dann verstehe ich langsam, was hier vor sich geht. Du scheinst mich zu verwechseln. Ich bin nicht dein Vater, ich bin sein Ebenbild aus einer anderen Dimension. Aber ich kenne deine Eltern und auch deinen Onkel Ryuki. Dein Name ist Nyên, nicht wahr?“ Den Namen hatte er sich gut merken können, weil der Sohn seiner Schwester genau so hieß.
 

Jetzt, nachdem der Magier diese Zusammenhänge aufgestellt hatte, setzten sich auch in seinem eigenem Kopf die Puzzleteile zusammen und auch Kurogane schien zu begreifen, dass es sich um den Sohn des Ebenbilds von dem Magier und diesem seltsamen Vampirmädchen handelte. Trotzdem war er mit diesen Vampiren in den Krieg gezogen, in diese Dimension!
 

Verwundert blickte Tomoyo eine Zeit lang immer wieder von dem Vampir auf Fye und umgekehrt... es war wirklich gerade interessant, wie sich die Situation entwickelt hatte und gespannt versuchte sie Ähnlichkeiten zwischen den Beiden zu finden, die wirklich teilweise nicht zu übersehen waren..nahm man zum Beispiel die blonden Haare oder die blauen Augen.
 

„Komm mit..“ sprach sie den Vampir nach einer ganzen Weile an und hielt ihm die Hand entgegen.. ihr Herz sagte ihr, dass es ok war. „.. raus aus dieser dunklen Zelle.. du bist bestimmt müde und sehnst dich nach einem Bad, nicht wahr?“
 

Die Enttäuschung im Blick des Vampires war nicht zu übersehen, aber dennoch glomm ein klein wenig Hoffnung darin auf. Fye konnte nicht sagen wie alt der Junge war und wenn er gefangen wurde, dann hatte er auch mit diesem Krieg etwas zu tun. Dennoch, er wusste es, wie verwirrend und beängstigend es sein konnte auf einmal völlig fremd und allein zu sein.
 

Als die Prinzessin dem Gefangenen die Hand hinstreckte, sah er sie einen Moment durchdringend an, doch dann, sich sichtlich einen Ruck gebend, fasste er nach der weißen, zarten Hand und stand auf. „Ja... ich mag Dunkelheit nicht besonders...“, gab er zu. Souma folgte ihnen dicht während sie heraus traten.
 

Allein in der Zelle sah Fye zu dem Krieger auf und lächelte leicht. „Hab ich einen Schreck bekommen...“, gab er ehrlich zu.
 

Grummelnd blickte der Krieger, nachdem die Situation sich endlich geklärt und er selbst sich wieder etwas beruhigt hatte, den Kleineren an.. „Und ich erst, verdammt!“ gab er nach einer Weile in einem fast vorwurfsvollen Ton von sich.. er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, selbst wenn er es nicht glauben konnte, dass der Magier Kinder haben könnte.
 

Fyes Blick fiel auf den Rehkadaver. Dann auf seine Hand, die sich immer noch an Kuroganes festhielt. Nun, da sie endlich allein waren, ging er ein paar Schritte auf den anderen Mann zu, bis er gegen ihn lehnte. Tief atmete er den Geruch an seinem Nacken ein und schloss die Augen.
 

„Kurogane... wir müssen Japan beschützen... auch wenn.... wenn das hier nicht die Oase des Friedens ist, die wir uns gewünscht haben... es ist immer noch der selbe Ort... der Ort an dem wir beide waren... erinnerst du dich... als wir deinen Eltern bei den Gräbern besucht haben...? Dort habe ich mir gewünscht mit dir irgendeinmal hier leben zu können... ich will... ich will an deiner Seite für dieses Land kämpfen.“ Entschlossen blickte er die feuerroten Augen. „Ich kann keine Magie anwenden, aber ich kann mit Waffen kämpfen, ich habe solche Wesen erschaffen, ich kenne ihre Schwächen, ich kann Tomoyo zur Seite stehen... ich wünschte... ich wünschte Ashura könnte mich nicht finden.... dann würde ich sie mit meiner Magie alle auslöschen...“
 

„Ich werde Japan beschützen.. trotz allen, ist dies hier meine Heimat, mein zu Hause... ich wurde hier geboren..“ antwortete der Krieger nun ziemlich selbstverständlich, denn das war ihm von Anfang an klar gewesen...er musste erst einmal nur verstehen, was hier vor sich ging.. und jetzt, nachdem er meinte langsam setzte sich dieses Chaos in seinem Kopf zusammen, fühlte er sich schon wieder viel erleichterter, als die Stunden davor.
 

„Außerdem, muss ich diesem Ashura auch noch irgendwann einmal klar machen, dass er dich verdammt noch mal nicht zurück bekommt! Schon allein deshalb darf ich jetzt nicht aufgeben.. mich ärgert es, dass du verdammter Idiot so Recht hast..“ , grummelte er den Kleineren an, der ihm solche Sachen sagen musste und der im Gegensatz zu ihm einen klaren Kopf bewahrt hatte. „Wir werden hier zusammen leben.. irgendwann.. und es reicht mir schon, wenn du einfach nur in meiner Nähe bist.. ich will dich nicht kämpfen sehen..“ Der Magier hatte Recht, Japan war Japan geblieben und Tomoyo seine Prinzessin.. es war Zeit vergangen, aber das war auch alles, was anders war.
 

Fye drehte sein Gesicht weg, nachdem Kurogane geendet hatte. “Ashura... Kurogane.... du hast getötet.... ich habe nur die Hälfte meiner Kraft...”
 

Kurz seufzte der Krieger... „Ich bin nicht dein König... merk dir das endlich... ich führe keinen Krieg, ich versuche einen Krieg zu gewinnen, der schon längst im Gange ist.. ich kämpfe nicht aus egoistischen Gründen..um etwas dafür zu bekommen... ich will nur das beschützen, was mir wichtig ist. Ich brauche dich nicht dafür.. ich will dich nicht dabei haben...ich will dich nicht benutzen und ich werde dich nicht dafür benutzen. Du brauchst keine Waffen führen oder deine Magie einsetzen..“ auch wenn der Magier es anscheinend selbst nicht anders gewohnt war, er brauchte ihn nicht für diesen Krieg. Der Magier war einfach nicht die Sorte Mensch, die da hinein gehörte..jedenfalls fand der Ninja das.
 

Eigentlich hasste Fye Krieg, eigentlich wollte er wirklich nichts damit zu tun haben... nie wieder. Er hatte genug Verbrechen begangen und egal aus welchen Gründen man kämpfte, es hab immer unschuldige Opfer. Unschuldige Opfer wie seine Mutter, seine Geschwister... Jedes Mal, wenn durch seine Schuld jemand zu Tode kam, der leben wollte, tötete er die beiden kleinen Babys in den nach Öl riechenden, straff gespannten Bauch seiner Mutter hedes Mal auf's Neue. Doch...

Hart biss sich sich Fye auf die Lippe. “Ich will nicht einfach nur daneben stehen... ich will...”, fest sah er ihm in die Augen, “Ich will beschützen. Auch wenn ich dafür Opfer in Kauf nehmen muss. Ich halte es nicht aus einfach nichts zu tun und darauf zu hoffen, dass du überlebst...ich will nicht wieder weglaufen... ich will dagegen kämpfen.. für etwas kämpfen! Ich weiß dass du nicht Ashura bist und ich tue es auch nicht wegen dir, ich tue es für mich. Weil ich mit dir hier leben will. Ich hab in Ceres Krieg geführt, aber die Lösung ist nicht, dass ich mich jetzt heraus halte, Kurogane. Ich kann es nur diesmal richtig machen, richtig beschützen. Oder zumindest aus den richtigen Gründen.”
 

Lange sah Kurogane den Magier an, während es in seinem Kopf arbeitete...und langsam wurde ihm bewusst, worauf dieser Magier hinaus wollte. Über die ganzen anderen Geschichten hatte er vollkommen vergessen, dass ja der Magier auch einmal davon erzählt hatte, Vampire zu erschaffen..und auch über seinen Satz vorhin „Ich habe selbst solche Wesen erschaffen.“ Ging er vollkommen drüber hinweg. Dass Fye hier mitkämpfen wollte hatte nichts damit zu tun, dass er sich für sein Land einsetzen wollte, dass er für seine Zukunft kämpfen wollte.. gleichzeitig wollte er seine Sünden aus der Welt schaffen und sein Gewissen beruhigen..
 

Das fiel Kurogane erst jetzt auf... und plötzlich wurde ihm ziemlich kalt, viel kälter als ihm in diesem dunklen Verschlag eh schon war. „Weil du diese verdammten Wesen erschaffen hast, die jetzt Japan bedrohen.“ Begriff er und antwortete er dem Magier in einem ziemlich kalten Ton.(3 )
 

Dieser kalte Ton schreckte Fye richtig auf und verwirrt sah er den Krieger an. “Was?” Wie kam der Ninja denn jetzt darauf?
 

Plötzlich wurde dem Ninja so einiges klar. Wirklich klar.

Dieses Schicksal.. dieses verdammte Schicksal war verdammt noch mal wahr.

Jetzt stand er dem Mann gegenüber, den er liebte und jetzt stand er dem Mann gegenüber, der diese dreckige Gefahr für Japan erschaffen hatte. Wie er ihn selbst zu einem Vampir gemacht hatte, hatte er diese ganzen anderen Vampire, die nach Nara ausgewandert waren ebenfalls erschaffen. Für diesen dreckigen König... für diesen verfluchten Krieg..

Wenn ihm nicht sowieso schon schlecht war, so war es ihm jetzt definitiv..
 

Und er hatte diesem Mann vertraut, er hatte mit diesem Mann sogar geschlafen... wahrscheinlich war dieser ganze Mist nur ebenfalls Teil eines Planes.. Doch so weit zu denken, dass er plötzlich seinem Feind gegenüberstand, traute sich der Krieger noch nicht.
 

„Du hast diese verdammten Vampire doch erschaffen.. du hast ihnen ihre Heimat genommen... du... bist ein verdammter Lügner.“
 

Fassungslos starrte Fye Kurogane an. Diese Worte machten ihn einfach nur fassungslos. “Lügner?”, seine Stimme klang so heiser, als hätte er tagelang geschrieen. Und gerade kam es ihm wirklich so vor. Dieser Mann, der gerade vor ihm stand, der ihn mit seinem unerbittlich wütenden Blick regelrecht durchbohrte, hatte wie kein anderer in all diesen Dimensionen noch nie so viel Wahrheit von ihm gehört. Diesem Mann hatte er so lange keine Lügen mehr erzählt. Im Gegenteil, egal wie schmerzhaft es war, er hatte ihm gesagt wie er sich fühle, was er verdammt noch mal getan hatte. Wut kroch in ihm hoch, doch Fye versuchte ruhig zu bleiben, wenn er auch noch die Fassung verlor, dann verletzten sie sich nur beide.
 

“Was denkst du, was ich in Ceres getan habe? Mit Süßigkeiten auf feindliche Armeen geschmissen? Ich dachte du hättest Krieg schon erlebt, Kurogane.”
 

Dachte er wirklich, er würde jetzt noch auf seine scheiß Lügen reinfallen?! Selbst wenn Kurogane schon viele Kriege erlebt hatte, selbst wenn er wusste wie es zuging.. dieser Mann vor ihm.. Wahrscheinlich brauchte er erst eine Zeit, um das zu verarbeiten.. er konnte in diesem Augenblick nicht einmal mehr wütend werden, aber eins war klar: Dieser Mann vor sich hatte diese Wesen erschaffen, für einen Krieg, für Ashuras Krieg. Und Japan sollte nun ebenfalls Teil eines Schauplatzes für diesen Krieg werden?! Wahrscheinlich wartete dieser verfluchte König nur auf diese Gelegenheit..
 

Ohne ein weiteres Wort wollte sich der Krieger umdrehen, bevor er stockte und kurz in sich zusammensackte.. verdammt, ausgerechnet jetzt mussten ihn wieder diese Kopfschmerzen überkommen...wieso ausgerechnet jetzt?! Schmerzend hielt er sich die Hand wieder vors Gesicht und versuchte diesen Anfall zu unterdrücken...das konnte er jetzt am aller wenigsten gebrauchen! Diese Bilder von Tod, Blut, Feuer.. doch seltsamerweise.. vermischten sich diese Bilder diesmal mit ganz anderen Bildern, Stimmen tauchten in seinem Kopf auf. ‚Mir gefallen deine Augen, solche Augen hat in unserem Land niemand..’ das hatte er schon einmal gehört... schon einmal... in dieser Schneewelt..aber... Weiter rasten die Bilder durch seinen Kopf und plötzlich verwandelte sich die rote Fläche voller Blut und Feuer in grün... ein See.. er erinnerte sich, er war Fische fangen für seine kranke Mutter.. plötzlich tauchte dieser unverschämte Kerl auf, der ihn auslachte.. ‚Mir gefallen deine Augen, solche Augen hat in unserem Land niemand.’ Klangen diese Worte wieder durch seinen Kopf.
 

Und dann verschwamm alles wieder in dunklem Rot.. Schreie und überall der Tod... und den Schatten, der wie jedes Mal in seinen Illusionen auftauchte, bekam langsam Formen... Er erinnerte sich... er hatte den Magier schon einmal getroffen... vor so vielen Jahren...
 

Leicht geschockt sah er diesen blonden Mann vor sich an, der immer noch ziemlich verwirrt und jetzt auch besorgt zu ihm blickte... Er war es... er verdammt noch mal war es...
 

„Du... bist wirklich der Ursprung allen Übels.. Fye...“ brachte er unter diesen Schmerzen leise hervor.. „Geh mir... nur aus den Augen..“ sonst würde mit Sicherheit ein Unglück passieren, da war sich Kurogane gerade sicher.
 

Kurogane brach vor seinen Augen zusammen und schnell war der Magier bei ihm, nur um kurz darauf von noch einem wütendenderen, fast rasenden Blick durchbohrt zu werden. Das war nicht die sanfte Wut, die der Krieger ihm entgegenbrachte, es war eine Art von Wut, die er bei dem anderen Mann noch nie gesehen hat. Wut, die ihn verwirrt etwas zurück treten ließ und ja, er bekam fast etwas Angst vor diesem Blick. Aber es war Kurogane, sein Beschützer und Mann der ihn liebte und den er liebte. Fye fürchtete nur wieder, dass irgendetwas in die völlig falsche Richtung ging.
 

'Du bist der Ursprung allen Übels'. Das sagten auch die Menschen in Ceres, die er hatte beschützen wollen. Das sagte nun auch der Mann, den er beschützen wollte. Auch wenn er nicht verstand wieso.
 

“Kurogane..”, zaghaft kam er wieder auf ihn zu und legt eine Hand auf seinen Arm. “Ich verstehe überhaupt nicht, was du da sagst... Du hast Recht, das könnten durchaus die Vampire sein, die ich in Ceres geschaffen habe. Die aus Nara waren es definitiv. Aber ich kann unmöglich so viele Wesen in eine andere Dimension versetzen. Irgendjemand muss sie hier her gebracht haben. Aber das war nicht ich. Und das ist auch nicht der Grund, warum ich Japan verteidigen will.” Er hatte das Gefühl ein falsches Wort und der Krieger ging in die Luft und was dann geschah... er wusste es nicht. Er wollte es weder wissen, noch sehen.
 

„Hast du mich nicht gehört?!“ wurde der Krieger nun etwas lauter und versuchte die Schmerzen zu unterdrücken... das war der Mann, der alles kaputt gemacht hatte! Das war der Mann, den er in seinen Visonen in den Trümmerfeldern seines Dorfes gesehen hatte! Der verfluchte Schatten, der ihn seitdem er diese Anfälle hatte, begleitete.. und von denen er jetzt begriff, dass es verdammt noch mal Erinnerungen waren... er spürte die Hand auf seiner Schulter.. dieser Kerl hatte ihn nicht anzufassen...“VERSCHWINDE VERDAMMT!“ versuchte er es noch einmal und stieß den Mann so gut es sein Körper gerade zuließ von sich.
 

Fye flog hart auf den Holzboden, halb getrocknetes Blut klebte unter seinen Händen und er sah die einfallenden Lichtstrahlen nur verschwommen, weil sich wieder Tränen in seine Augen stahlen. “Denkst du ich lasse dich in diesen Zustand allein! Du hast Schmerzen!”, schrie er ihm entgegen.
 

Kurogane kauerte immer noch auf den Boden und trotz dass alle seine Instinkte sagten, dass er es lassen sollte, rappelte Fye sich auf und kniete sich wieder neben Kurogane, strich ihm das schweißnasse Haar aus dem Gesicht und legte eine seiner immer kühlen Hände in den Nacken des anderen Mannes. Das beruhigte ihn doch immer... das beruhigte sie beide doch immer... Er verstand das alles nicht, was der Krieger ihm entgegenschrie. Dass er ein Lügner wäre, dass er die Ursache allen Übels sei. Dachte der Krieger denn er hätte dieses Vampire erschaffen mit den festen Vorsatz sie auf Japan zu hetzten? Er hatte doch nicht einmal von der Existenz eines solchen Landes gewusst!
 

So schwer es ihm auch fiel, Kurogane versuchte so ruhig zu bleiben wie möglich, obwohl die Anwesenheit des Blonden ihm regelrecht die Luft abschnürte... begriff dieser Idiot denn nichts? Begriff dieser verdammte Idiot denn gar nichts? Was erhoffte er sich jetzt noch zu erreichen?! Kurogane versuchte Luft zu holen, sich nicht von dieser Wut einnehmen zu lassen, die ihn am liebsten auf den anderen einschlagen lassen hätte.. aber irgendetwas hielt ihn davon ab... verdammt, genau aus diesem Grund hatte er Gefühle immer verabscheut! Diese kühlen Hände in seinem Nacken, dem Ninja wurde übel.. Langsam versuchte er sich aufzurichten und es gelang ihm tatsächlich, er musste hier raus, einfach nur raus und das so schnell wie möglich. Weg von diesem Anblick, von diesem Mann.
 

„Kurogane! Fye-san!“ hörte er plötzlich leise die Stimme seiner Prinzessin, obwohl sie fast neben ihnen stand. Sie hatte das kommen sehen und sie spürte genau was gerade hier vorging.. sie hatte es die ganze Zeit gewusst, aber sie hatte sich so für Beide gewünscht, dass diese Wahrheit niemals ans Tageslicht geriet. Schnell ging sie einige Schritte auf den blonden Mann zu, der wahrscheinlich überhaupt nicht wusste, was hier vor sich ging und fasste ihm vorsichtig an den Arm. „Komm mit Fye-san...das bringt doch nichts..“ versuchte sie ihn zu beruhigen und endlich von Kurogane fern zu halten.. wer wusste, was sonst noch passierte.. das hatten ihr ihre Träume nicht offenbart.
 

Doch schon als sie das erste Mal von diesem blonden Mann geträumt hatte, hatte sie gewusst welche Wahrheit sich hinter ihm versteckte.. nur wusste dieser mit Sicherheit selbst nichts davon...oder es fiel ihm nicht ein. Dieser Magier war kein schlechter Mensch.. sie müsste ihm wohl einiges erklären, da sie nicht davon ausging, dass Kurogane das freiwillig tat...selbst wenn das für Fye bestimmt schmerzhaft war.
 

Auch wenn Fye wirklich nicht wusste was gerade geschah, ließ er sich von Tomoyo wegziehen. Vollkommen aufgelöst sah er sie an, brachte aber kein Wort heraus. Aber jetzt war Kuro-pon nicht allein, seine Prinzessin war bei ihm, die ihn so viel besser kannte und die ihn beruhigen konnte.
 

Der Magier bekam gar nicht mit wie aber auf einmal befand er sich draußen. Die Priester hatten sich zurück gezogen und die Stille fiel regelrecht wieder über ihn her. Er hatte immer Angst vor dunklen, geschlossenen Orten gehabt, aber gerade hätte er nichts lieber getan als sich in das dunkelste Loch von ganz Japan zu verkriechen und einfach nur zu weinen. Aber vor diesen Menschen konnte er das einfach nicht. Deswegen wischte er sich die Tränen fort und zauberte ein Lächeln auf seine Lippen. “Danke, Tomoyo-chan, es geht schon. Kümmerst du dich um Kuro-puppy? Ich werde einmal nach Shaolan und Sakura-chan sehen. Wir haben ihnen nämlich nicht gesagt, wohin wir gehen.”
 

Und mit diesen Worten hatte er sich schon längst von ihren zarten Händen gelöst und den weg zum Scheinausgang eingeschlagen. Sobald er draußen war begann Fye zu rennen, auch wenn er nicht wusste wohin und nicht wusste warum. Er sollte bei Kurogane blieben, er sollte herausfinden, was den anderen Mann so beschäftigte.
 

Ja, vielleicht waren das die Vampire, die er geschaffen hatte. Vielleicht war es sogar seine Schuld, dass Japan jetzt angegriffen wurde, aber er hatte es doch nicht gewollt! Er hatte es doch nicht verschwiegen, dass er diese Wesen geschaffen hatte! Er hatte sie weder nach Japan gebracht, noch nach Nara! Kurogane benahm sich als hätte er ihn die ganze Zeit hintergangen.. er konnte es nicht verstehen. Er konnte es wirklich nicht verstehen. Und er wollte davon auch nichts verstehen! Er wollte einfach nicht mehr von seiner Vergangenheit eingeholt werden! Er wollte nie wieder Schnee sehen! Nie wieder Blut sehen! Er wollte für die Zukunft kämpfen! Er wollte endlich... endlich Frieden... und er dachte er hätte ihn in dem anderen Mann gefunden. Nein, er hatte ihn gefunden, doch er zerbrach ständig in seinen Händen, immer ein Stück mehr, egal wie fest er daran festhielt. Und irgendetwas sagte ihm, dass es diesmal nicht mehr mit Worten zu beheben war.
 

Und plötzlich stand er in der Vergangenheit. In Kuroganes Vergangenheit. Schwarz und verkohlt, voller Schlingpflanzen ragten die Trümmer vor ihm auf. Kuroganes Dorf. Die Sonne strahlte genau so hell wie an jenem Tag, an dem Kurogane ihn das erste Mal mit hier her genommen hatte. Dennoch konnte er nicht atmen, der verdammte Rauch in der Luft, die verdammten Tränen, die schleimig und heiß seinen Rachen hinunter liefen.
 

Am ganzen Körper zitternd ließ Fye sich von den einzelnen zwei Gräbern nieder und starrte auf die frisch abgebrannten Räucherstäbchen. Die Asche war noch nicht mal vom Wind davon getragen worden, Kurogane musste vor kurzem hier gewesen sein. Langsam streckte er die Hand aus und berührte den kalten Stein.
 

“Kuro-mama, Kuro-papa. Was soll ich denn jetzt machen...? Ich weiß überhaupt nicht was geschieht... bring ich denn wirklich allen Unglück?“
 

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Mit einem Hopps landete Mokona auf dem Kopf des Magiers und während es leise ein „Fye..“ vor sich hin murmelte und die Ohren was hängen ließ, schlangen sich auch schon dünne Arme von hinten um den zittrigen und vollkommen aufgelösten Körpers des Magiers. „Das ist doch Unsinn..“, erklang Sakuras Stimme ebenso leise wie die des Manjuu.
 

Mittlerweile dämmerte es wieder in Japan.
 

Irgendetwas war komisch gewesen, das hatte Sakura gespürt nachdem sie aufgewacht war und im nächsten Moment ging auch schon die Schiebetür zu ihrem Zimmer auf, in dem nur noch Shaolan und sie gewesen waren, sowie Mokona. Von den Erwachsenen keine Spur und irgendetwas lag in der Luft. Tomoyo-chan betrat das Zimmer und auch wenn sie versuchte ruhig zu wirken, ein Lächeln auf den Lippen zu tragen, konnte Sakura spüren, dass diese Ruhe nur oberflächig war. Tomoyo hatte sie gebeten nach dem Magier zu sehen, weil etwas passiert sei, sie konnte es ihr in diesem Moment auch nicht erklären, sondern wies ihr nur den Weg zu dem Ort, an dem sie anscheinend die Aura des Blonden spürte.. Sakura wunderte sich sowieso immer woher diese Prinzessin nur fast alles wissen zu schien, als sie Fye tatsächlich an diesem Ort sitzen sah.‚Bitte kümmere dich um Fye-san.. während ich mich um Kurogane kümmere..’ hatte sie gesagt und Sakura wusste, dass irgendetwas passiert war.
 

Eine ganze Weile war der Magier einfach vor dem Grab grab gesessen und hatte seine Gedanken beobachtet, wie sie von den vielen Tränen weggeschwemmt wurden, als er Sakuras Stimme hörte. Vielleicht waren es auch nur ein paar Minuten gewesen, denn sie wusste, was er gesagt hatte. Aber auch nur diese wenigen Minuten waren mehr, als er ertragen wollte, und die an die nächsten Minuten und Stunden wollte er gar nicht denken. Er wusste er war erbärmlich, erbärmlich schwach, aber er wollte am liebsten zu Kurogane rennen und ihm irgendwie nahe sein. Dann würde alles gut.. ein wenig lachte er, über Sakuras Worte und seine eigenen Gedanken... nichts würde gut werden, nicht jetzt. Er spürte einen leichten Druck an seinem Hinterkopf und begriff dass es Mokonas Ärmchen waren, der Körper des magischen Wesens war ganz weich und lebendig, auch wenn er keinen Herzschlag spüren konnte. Fast wollte er danach schlagen, ihm weh tun, nur um sich selbst weh zu tun, weil er das weiße Tier doch so mochte, aber alles was er tun konnte, war es gewähren lassen.
 

Die Tränen liefen und liefen und selbst wenn er irgendeine Motivation gehabt hätte, er hätte sie nicht aufhalten gekonnt. Es war als könnten all die Tränen ihm vom denken abhalten, vor jenem weiteren Gedanken, was nun weiter geschah, von jedem weiteren Gedanken an den anderen Mann, an sich, an seine Zukunft, an all seine Wünsche und all den Verbrechen in der Vergangenheit. Er verstand das alles immer noch nicht, verflucht, er verstand überhaupt nichts! Er wusste nicht einmal was Kurogane ihn vorwarf! Nur diese Worte. 'Du bist wirklich der Ursprung allen Übels, Fye.', diese Worte und dieser schmerzerfüllte, wütende wütende Blick. Nur diese Worte...
 

Sakura versetzte dieser Anblick einen Stich ins Herz und auch das sonst so fröhliche weiße Wesen, das immer noch auf Fyes Kopf saß, war ganz still geworden. Oft hatte sie Fye in letzter Zeit weinen sehen, aber nie hatte sie ihn regelrecht so aufgelöst gesehen und auch sie schwieg. Sie hatte absolut keine Ahnung was sie diesem Mann sagen konnte, wusste keine Worte, die ihn aufbauen konnten.. sie wusste ja nicht einmal, was jetzt schon wieder vorgefallen war. Also hielt sie den weinenden Mann einfach nur fest und versuchte ihm wenigstens ein wenig Nähe zu geben, ihn so vielleicht wieder etwas zu beruhigen. Sakura musste fest die Zähne zusammen beißen, um bei diesem Anblick nicht ebenfalls in Tränen auszubrechen, doch so viel Mühe sie sich auch gab, konnte sie nicht verhindern, dass sich in ihren Augenwinkeln dennoch ein paar Tränen bildeten. Nicht nur, dass Fye ihr unglaublich Leid tat, dass dieser Mann, der immer so für sie da gewesen war gerade über was auch immer so unsagbar traurig schien, sie konnte es gleichzeitig spüren.. sie spürte immer, wenn irgendwelche Wesen oder Menschen traurig und einsam waren und gerade schien dieses Gefühl sie von innen zu zerreißen. Nach einer ganzen Weile, in der sie dort einfach nur so saßen, durchbrach eine Stimme die mittlerweile fast unerträgliche Stille an diesem Ort.
 

„Fye-san..“ kam es leise und an der Stimme machte Sakura aus, dass es Tomoyo sein musste, die eben in diesem Moment einen Schritt auf sie zumachte und sich neben den Magier hockte.
 

“Du weißt wirklich nicht, was los ist, oder?“ sprach sie ihn so einfühlsam an, wie sie konnte und mit einem Blick in Sakuras Richtung, wies Tomoyo das Mädchen an sie erst mal allein zu lassen. Sakura schien verstanden zu haben und da sie Tomoyo wirklich vertraute und hoffte, dass sie es jetzt wenigstens schaffte Fye wieder etwas zu beruhigen. Deswegen löste sie sich langsam, nahm Moko-chan in den Arm und entfernte sich, einen immer noch besorgten Blick zurück werfend, von dem Magier und der Prinzessin.
 

Vorsichtig strich Tomoyo dem Mann neben sich einige der von den Tränen im Gesicht klebenden Haarsträhnen, aus diesem. „Ich kann dir vielleicht erklären, was los ist. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das das Richtige ist.“ erklärte sie ihm. Sicher suchte der Mann nach Antworten aber konnte er sie in dieser Verfassung ertragen?
 

Leer. So voll. Leer. Voll. Leer. Voll.
 

Irgendwann hatten die Tränen alles in ihm weggeschwemmt und er spürte nur noch seinen schmerzhaft heftigen Herzschlag in der Brust. Sakura hielt ihn fest und streichelt ihm immer wieder über den Rücken, das weiße Tier saß immer noch auf seinen Kopf. Er wollte sich so zusammen reißen, dieses Mädchen nicht mit Kurogane und seinen ewigen Streitereien traurig machen. Sie musste selbst stark sein, sie war so viel stärker als er und sie würde noch viel mehr erdulden müssen.... und niemand passte auf dieses herzensgute Mädchen auf... niemand passte auf die Menschen auf, die Schutz verdienten...
 

Doch er konnte nicht. Auch wenn er sich nicht rührte, er war ihr so dankbar, dass sie jetzt da war, dankbar, dass sie in seiner Nähe war. Dabei war er doch der Erwachsene... er war derjenige der schützen und trösten sollte...
 

Irgendwann durchbrach Tomoyos Stimme die Stille, erst kam sie ihm wie ein Hirngespinnst vor. Doch Hirngespinnste legten sich selten auf's Gesicht und noch viel seltener strichen sie Tränen fort. Ein wenig unsicher sah Fye zu Sakura und Mokona, die sich entfernt hatten und auf einmal fühle er sich allein, als würde im nächsten Moment ein Abgrund aufgehen und sie verschlucken. Er wusste es, doch er konnte nichts tun.
 

Er hätte sich am liebsten selbst hinein geschmissen.
 

Tomoyo sagte etwas, er starrte sie einfach nur an. Er wollte nichts wissen, er wollte es wirklich nicht wissen. Wenn es etwas war, dass Kurogane ihn fast hassen ließ, dann wollte er es wirklich nicht wissen. Wenn Tomoyo es ihn erklärte, dann war es wahr. Dann konnte es keine Verwechslung sein. Wenn es eine Verwechslung war, dann wäre sie doch zu Kurogane gegangen und Kurogane dann zu ihm... er wollt es wirklich nicht wissen, er wollte es nicht wissen, nicht wissen...
 

Er wollte es nicht wissen.
 

Aber dann konnte er nicht zu Kurogane zurück.
 

Er wollte es nicht wissen.
 

Dann konnte er nicht wissen, was in dem anderen Mann vorging.
 

Er wollte es nicht wissen.
 

Wen er es nicht wusste, wie sollte er dann büßen, wenn Kurogane ging?
 

„Sag es mir nicht...“, bat er.
 

Kurogane. Kurogane. Kurogane. Er verachtete sich ja so, dass er nur an diesen Mann denken konnte, so von ihm anhängig war. Er hatte sich nicht geändert! Kurogane, Ashura. Kurogane. Ashura. Für ihn selbst schien das ja keine Rolle zu spielen!
 

Aber... was sollte er machen, wenn er einfach liebte?

Was sollt er machen? Er konnte nicht anders lieben.
 

Er konnte seine ganze verdammte Vergangenheit nicht rückgängig machen. Egal was er Japan oder Kurogane angetan hatte, er konnte es nicht rückgängig machen. Und selbst wenn er es gekonnt hätte, selbst wenn hier alles auseinander brach, er hätte es nicht gewollt. Alle diese warmen Momente, egal wie weh es tat, er wollte sie nicht missen, und deswegen musste er es wissen. Weil der andere Mann das einzige war, was noch zählte...
 

„Doch... erzähl es mir...“, forderte er.
 

Eine Zeit lang blickte Tomoyo den Mann vor sich an und schien zu überlegen, bevor sie leise seufzte und die Augen schloss. „Nur du kennst die Wahrheit..“ sprach sie leise und hielt ihre Hand an die Stirn des blonden Mannes, bevor zwischen ihrer Handfläche und der Stirn des Magiers zu leuchten anfing. „Erinnere dich, Fye..“
 

Immer noch zitternd schloss dieser die Augen und wartete auf die Bilder.
 

Er war immer noch hier bei den Trümmern von Kuroganes Dorf. Doch diesmal nicht bei den Gräbern.
 

Der blonde Mann versuchte sich zu konzentrieren, die Bilder strömten auf ihn ein. Rauch. Feuer. Er konnte davon keines richtig fassen. Für einen kurzen Moment der Panik dachte er wieder in seinem eigenen Heimatdorf zu sein, die Hand seiner Mutter immer noch in seiner, die Schreie und all der Rauch um sich herum und das kleine heftig schlagende Herz in seiner Brust.
 

Doch er hörte und roch es nur. Alles um ihn herum war schwarz, als hätte er die Augen zusammengepresst. Er versuchte sie zu öffnen, gefasst auf das ganze Blut, gefasst auf den toten Körper seiner Mutter und den runden Bauch, der jetzt eingedellt und rotverschmiert war, wie eine überreife, zermatschte Frucht.
 

Doch statt dessen stand er in immer noch in den Trümmern. Er sah sich um, zum Friedhof. Doch die Steine waren da noch nicht. Es roch nach Blut, nach Rauch. Er sah auf die Balken des nieder gebrannten Hauses, in dem er stand, legte die Hand auf die Schwärze. Noch ganz warm. Doch nirgendwo war jemand zu sehen.
 

Ratlos drehte er sich um. Hier war er schon einmal gewesen, durch die Glasscherbe. Doch was hatte das mit ihm zu tun?
 

Der Wind war kalt und schmutzig. Ein knackendes Geräusch durchriss die Dunkelheit und er begriff, dass er in Scherben stand. Der zerbrochene Spiegel, von dem er die Glasscheibe heraus genommen hatte.
 

Er kniete. Sah in den Spiegel, fast darauf gefasst, dieses wunderschöne, hellgeschminkte Frauengesicht zu sehen. Doch statt dessen sah er etwas anderes.
 

//„Mir gefallen deine Augen, solche Augen hat in unserem Land niemand.“//
 

Ihm war schlecht, er spürte Panik, er hörte den Schnee knirschen. Er war wütend und ängstlich auf seinen Begleiter. Er sah durch den Spiegel nach oben und sah .... einen Mann... dunkle Haare, eine Hautfarbe, wie die Menschen, die sich oft unter der Wintersonne aufhielten, Feueraugen...
 

//Wenn dir jemand außer deinem König sagen würde, er würde dich lieben... was würdest du denken?//
 

Er wäre verrückt, würde ich denken. Ich denke es immer noch.
 

Sein Ich im Spiegel starrte den rotäugigen Mann an und ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. Fassungslos betrachtete er dieses Traumbild. Wie alt war er da? 20? 18? Das konnte doch gar nicht sein... das dort war Kurogane. Wie konnte das sein?
 

//Soll das eine Andeutung sein?//
 

//NEIN! Natürlich nicht... reines Interesse... vergiss es!//
 

//Ah! Das muss dir doch nicht peinlich sein! Mich hat niemand außer Ashura angefasst... willst du nicht der Zweite sein, hm? Als Dankeschön, sozusagen...?//
 

Wieder Schnee, so viel Schnee. Blut auf seinen Händen. Er zitterte am ganzen Körper, die Frau schrie, Kurogane und er waren voller Blut.
 

//Verdammt, konzentrier dich! Beruhige dich und sag mir, was ich zu tun habe!//
 

Sie schrie und schrie und er wusste genau was er zu tun hatte, doch er konnte es nicht tun. Er fühlte das noch völlig unschuldige Leben... seine Geschwister... zwischen seinen Hände gleiten und auf dem dreckigen, eisigen Boden versickern.
 

//Ich zähle bis drei, dann presst Marii und sobald da etwas siehst, greifst du danach und ziehst, egal was passiert. Pass aber auf ihm nicht das Genick zu brechen. Eins... zwei... Drei!//
 

Alles was er konnte war auf seine blutigen Hände starren und versuchen zu begreifen, dass dieser Anblick diesmal nicht Tod bedeutete.
 

Sondern Leben.
 

Leben, das gerade seine Ohren voll schrie.
 

Leben. Blutverschmiertes Leben, doch gesundes, natürliches und wunderschönes Leben.
 

Zum ersten Mal bedeutete für ihn der Anblick von Blut nicht Tod.
 

Zum ersten Mal begriff er... wie wertvoll Leben eigentlich war..


 

Ein heftiger Schmerz bohrte sich wie ein Messer in seinen Kopf, aber er konnte seinen Blick nicht von dem Spiegel nehmen. Das ist doch nie passiert! Zu der Zeit konnte Kurogane nicht einmal auf der Welt gewesen sein!!! Warum sah er solche Bilder? Was für Lügen verbargen sich in diesen Scherben, die ihm doch endlich die Wahrheit zeigen sollten...
 

Schwarz.
 

Blau.


 

Ende Part 82
 

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( 1 ) Wurfsterne

(2) Wir töten immer nur Rehe... in Ceres war es auch ein Reh, fällt uns gerade auf. Aber wir haben nichts gegeen Rehe, wirklich nichts. Wir mögen Rehe T T
 

( 3) M: *___* ich bin begeistert! drama! auch wenn das beweist, dass Männer nicht richtig zuhören können XD Kuro is eben ein waschechter Mann!

R: <,< hö? was hattn er nu wieder falsch gemacht oder überhört? T___T



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Sonna-Eraseus
2008-03-10T16:41:49+00:00 10.03.2008 17:41
Also ... egal was ihr da geplant habt, lasst es schnell vorbei sein. Es kann doch nicht sein, das sich Kurogane und Fye schon wieder so zerstreiten ... *argh* *Haare rauft*

Die Vergangenheit, die Fye gerade sieht ... komisch ... ist das etwas aus der Zeit, als Kurogane in Fyes Vergangeheit war? *sich dunkel an so etwas erinnert* Aber warum ist Kurogane dann so wütend auf Fye? Da muss doch noch mehr sein ... *überleg*

Gruß
Sonna
Von:  Albus_Potter
2008-02-23T21:49:30+00:00 23.02.2008 22:49
das ende oo versteh ich iwie nicht vlt kommt es weil ich viele kapis ausgelassen hab ?
kann ja sein ich meine schuld gomene QQ'''
also ich bin am heulen XD also echt ich ärger mich grade tierisch über kuro XDD
ka warum
und fay auch ... >> die machen sich alles kompliziert QQ
*schnief*
trotzdme sehr schööön X3
*knuddel*
les sofort weiter
Von:  Albus_Potter
2008-02-23T21:43:24+00:00 23.02.2008 22:43
hi !!!!!!!!!
ich weiß ich schreib schon lange nicht mehr kommis aba ich finde einfach nicht mehr richtig zeit dazu die ff zu lesen iwann wenn ich zeit habe hole ich alles nach versprochen deswegen gibt es hierzu 2 kommis QQ

OMG ich bin bei seite 6
ich bin soo am heulen
ein Stich in MEIN HERZ XD es krampf zusammen dabei wenn ich das lese
voll drama ich les weiter aba ich hab angst XDDD

lieb dir
Von:  Schreiberling
2008-02-22T09:55:47+00:00 22.02.2008 10:55
NEIIIN!!!!!
Da kann doch nicht plötzlich alles in die Brüche gehen oder????
*schnief, nach Taschentuch greif*
Gerade liest man mal so alles runter und denkt noch so schön, dass es ab jetzt wieder bergauf geht, nachdem Kuro dieses Trugbild in der Schneegegend platt gemacht hat und dann sowas.
Den fälschlichen Vampirsohn fand ich ja noch ganz süß, aber dann der Rest, ich könnt nur noch heulen.
Vor allem weil ich nicht sehe, wie man das wieder kitten soll.
Ich bin total fertig jetzt.
So hatte ich mir die Rückkehr nach Japan nicht vorgestellt und Fye tut mir nur noch Leid, weil er ja keine Ahnung hat und ich hab auch keine, was da jetzt eigentlich los ist.
Kann nämlich noch nicht behaupten, dass ich durchblicke. Ok, er hat die Vampire geschaffen und wohl auch dieses Massaker in Kuros Dorf verantwortet, aber er hat doch wohl nicht dessen Eltern auf dem Gewissen oder sowas?
Ich bin nur noch verwirrt.
Trotzdem freu ich mich auf den nächsten Teil.
VLG
Von:  CptJH
2008-02-22T08:08:43+00:00 22.02.2008 09:08
Jaaa....ehrlich mal! Total fies!
Schnell weiter, sonst sterb ich vor Spannung!
Von:  Engelchen_Fynn
2008-02-21T10:45:48+00:00 21.02.2008 11:45
Nein, nein, nein, nein!!!!!!!!!
Nicht aufhören!
Nicht an dieser Stelle aufhören!!
Ich will wissen wie es weitergeht!!!

Das war so ein hammermäßiges Kapitel, einfach nur Wow!!

Bitte, ihr müsst ganz ganz schnell weterschreiben!!!


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