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Verwechslungsspiel

von

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Kapitel 1: Hilflosigkeit

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"Also, warum haben Sie das getan?"

Der Angesprochene verharrte regungslos.

Ein undefinierbares Lächeln war in sein Gesicht gebrannt.

Der Polizeibeamte wurde langsam nervös.

Beißend, schon fast als persönliche Beleidigung empfand er die Präsenz des Gefangenen.

"Sie wissen doch hoffentlich, was Ihnen zur Last gelegt wird ?"

Der Gefangene zuckte kaum merklich mit den Schultern.

"Schwere körperliche und sexuelle Misshandlung in mindestens 44 Fällen,

sowie 14 Morde, die Ihnen eindeutig zugeordnet werden können."

Keine Regung im Gesicht des Mannes.

"Sie und ich wissen, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt, also packen Sie endlich aus!"

Der Mann sah auf. Schon hoffte der Beamte sein Ziel erreicht zu haben.

Doch der Strafgefangene dachte nicht im Traum daran, zu beichten.

Mit einer obszönen Langsamkeit leckte er sich über die Lippen.

Der Polizist wurde wütend, als er erkannte, worauf der Blick des Gefangenen verharrte.

"Ich bin keiner von deinen Strichern, verdammt noch mal!" platzte er heraus und langte in das Gesicht des Häftlings.

Mit einer blitzschnellen Geste wehrte dieser den Angriff ab. Kaum das der Polizist reagieren konnte,

war er aufgesprungen und hatte dem jungen Mann einen so kräftigen Hieb versetzt, dass dieser auf dem Tisch des Verhörraumes lag. Mit einer beiläufigen aber dennoch höchst kräftigen Bewegung stand er nun hinter dem Mann in eindeutiger Pose. Der Polizist erschrak, als er die dunkle Stimme des Häftlings zum ersten Mal hörte. "Du nimmst mir jetzt die Handschellen ab und dann tauschen wir beide die Kleidung, wenn du verstehst, was ich meine..." Der Polizist war starr vor Angst. Warum kam ihm keiner zu Hilfe? Er sah angsterfüllt zur Kamera hoch. "Mach dir keine Umstände, die funktioniert schon lange nicht mehr.", versetzte der Gefangene lächelnd, "Genau genommen, seit ich diesen Raum betreten habe." Die Gedanken des Beamten überschlugen sich. Wie war das möglich? Er hatte den Festgenommenen nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. Warum hatte sich der Mann überhaupt festnehmen lassen, wenn er so übermächtig war? Und wo war überhaupt sein Kollege, der mit für das Verhör eingeteilt war? "Fällt dir das erst jetzt auf?", verhöhnte der Gefangene den Beamten, "Dein kleiner Kollege schläft friedlich im Nebenraum." "DU SCHWEIN!", schrie der Polizist auf. Mit verzweifeltem Trotz versuchte er sich aus dem eisernen Griff des Älteren zu befreien. "Na, na-werd` nicht gleich frech, er lebt schließlich noch. Ich hätte ihn auch umbringen können, wenn dir das lieber gewesen wäre." Der Polizist erkannte die verrannte Situation.

Er würde sterben, Hier und Jetzt, sollte er den Willen des Gefangenen nicht erfüllen. "Ist ja schon gut, lassen Sie mich los, damit ich aufschließen kann." "Oh-so förmlich?", versetze der Gefangene mit einem hämischen Grinsen. Unter äußerster Vorsicht befreite der Beamte den Mann. Wo war eigentlich seine Dienstwaffe? "Suchst du die hier?", kam es von dem Befreiten, "Die hab´ ich dir vorsichtshalber abgenommen, ich will ja nicht, dass du dich am Ende noch verletzt." Dem Beamten war das fiese Grinsen seines Gegenübers zuwider. Er spürte ein flaues Gefühl im Magen, als er in die Mündung seiner eigenen Waffe blickte. "Und jetzt Hose runter!", befahl der Bewaffnete. Angsterfüllt kam der Polizist der Aufforderung nach. Er fühlte sich unendlich nackt, als er schließlich nur noch in Unterhose vor dem Mann stand. Der Kriminelle beobachtete die Szene mit Wohlwollen. Als der Beamte dem Mann die Sachen übergab, hielt dieser ihm die Pistole an sein bestes Stück. "Du setzt dich jetzt brav dahin, und machst keine Mätzchen, verstanden? Sonst gibt es morgen Rührei zum Frühstück!" "Perverses Schwein.", fluchte der Polizist unter zusammengepressten Zähnen. "Was hör` ich da? Ich kann dir ja eine Kostprobe geben, damit du endlich deinen kleinen Schnabel hältst!" Mit diesen Worten packte der Mann den jungen Polizisten. Übelkeit stieg in dem unerfahrenen Beamten hoch, als der Ältere ihn in den Schritt fasste. "Hören Sie auf´!", flehte er seinen Peiniger an. "Du wirst noch darum betteln , wenn du erst mal auf den Geschmack gekommen bist!", verhöhnte ihn der Andere. Ohne das er sich wehren konnte, schob dieser ihm die Zunge in den Mund. Der unfreiwillige Kuss schmeckte nach Zigarettenrauch und Blut. Der junge Polizist biss zu, da er sich nicht mehr anders zu helfen wusste. Sein Peiniger jaulte auf und stieß ihn von sich. "Du verdammtes ..." Der Polizist dachte, dass nun sein letztes Stündlein geschlagen hätte, doch der Ältere beruhigte sich erstaunlich schnell. Mit fast schon monotoner Stimme befahl er: "Los, hinsetzen! Und wehe, du bewegst dich!" Während der andere Mann sich die Gefangenenkleidung auszog, konnte der Beamte seinen Blick nicht von ihm lassen. Der nun fast nackte Kriminelle bemerkte es und hob zu einer zuckersüßen Bemerkung an: "Hast wohl noch nie einen nackten Mann gesehen, nicht wahr Häs`chen?" Beschämt richtete der Polizist den Blick auf den Boden.

Einen Moment später griff der Ältere ihn am Kinn und zwang ihn, zu ihm hinzusehen. "Schau genau hin, mein Kleiner, sowas siehst du nicht alle Tage!" Der Beamte sah genau auf das beste Stück seines Peinigers. Er war erstaunt wie viel größer es war als sein eigenes. Direkt darüber, auf der linken Hüfte, war ein Tattoo zu sehen. Der junge Polizist betrachtete es näher. Er hatte das Motiv schon einmal gesehen. Ein schwarzer Panther mit einem Pentagramm im Rumpf. "Wenn wir etwas mehr Zeit hätten, würde ich ihn dir genauer zeigen, meinen kleinen Freund hier. Aber ich schätze, das müssen wir auf später verschieben." Der junge Mann zwang sich, nach unten zu sehen. Er würde sonst noch verrückt werden. Der Mann ließ ihn los und tätschelte seinen Kopf. "Du hast schönes Haar, mein Junge. Werd lieber Fotomodell." Der junge Polizist wagte nicht zu wiedersprechen. "Ich hätte nicht geglaubt, dass die japanische Polizei solche Memmen zulässt. Hast wohl nur den schriftlichen Test bestanden und dich mit deinem niedlichen Gesicht beliebt gemacht, hm?" Der Ältere sah auf die Uhr, die er dem Beamten mit der anderen Kleidung abgenommen hatte. "Ich würde ja zu gerne weiter mit dir plaudern, aber ich muss leider los." Blitzschnell zog sich der Mann an. "Bisschen eng...", bemerkte er. Das war auch kein Wunder, schließlich war er um einiges größer als der schmale Polizist. Auch wenn dieser sich in einer lebensgefährlichen Situation befand, musste er doch fast schmunzeln, als er die 'Hochwasser-Hosen' sah. "War schön mit dir!", rief der Pseudo-Polizist ihm noch zu und war schon durch die Tür.
 

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09.07.06

Unverhoffter Helfer

Der junge Polizist war wie gelähmt. Er konnte sich nicht vom Fleck rühren. Nicht einen Millimeter. Er wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war. 5 Minuten? Zehn Minuten? Eine halbe Stunde? Langsam kam er wieder zu sich, sein Puls normalisierte sich. Plötzlich wurde die Tür eingetreten. "Spezial Force! Auf den Boden mit Ihnen!"

Der Beamte wusste nicht, wie ihm geschah. Binnen Sekunden war er vom Stuhl gezerrt und mit dem Bauch auf den Boden geschleudert worden. Ein schweres Knie rammte sich in seinen Rücken und hinderte ihn an jeder Gegenwehr. Seine Arme waren schon nicht mehr spürbar, da der Agent sie ihm auf dem Rücken verdreht hatte. Die Kälte des Bodens machte ihm

seine beschämende Nacktheit bewusst. "Berichten Sie!", forderte der Agent, der auf ihm saß. Eine flaues Gefühl ließ den jungen Polizisten erschaudern. Er fühlte, dass eine Waffe auf ihn gerichtet war. "Wie meinen Sie das?", fragte er äußerst verunsichert. "Stellen Sie sich nicht dümmer als Sie sind!", keifte der Agent, "Wer sind Sie, und was machen Sie hier?"

Dem jungen Beamten wurde schwarz vor Augen. "Bitte gehen Sie von mir runter, ich bin Polizist!", flehte er den Agenten an. "Hah! Guter Witz! Die Beamten aus dieser Dienststelle sind alle tot, verdammt! Sagen Sie mir die Wahrheit!" Der junge Polizist wurde fast ohnmächtig vor Angst und Hilflosigkeit. "Bitte, so glauben Sie mir doch!" "Sir?", ertönte die Stimme eines anderen Agenten. "Was ist denn, Takahashi?", keifte der Agent auf dem Beamten. Anscheinend war er der Leiter dieses Zugriffs. "Er hat Recht, Sir. Wir haben seinen Ausweis gefunden, unter dem Tisch. Sekkai Kiru. 22 Jahre alt. Polizist im ersten Probejahr. Gehört zu dieser Dienststelle.", las der Agent aus dem Ausweis des jungen Polizisten. "Sekkai-san also?

Welch unpassender Name für einen Polizisten, aber was soll`s?" Mit dieser Bemerkung stieg der Agent von Kiru und befreite ihn von seinem harten Grif. Kiru empfand diese neue Freiheit als nie dagewesene Schönheit des Lebens. Der Agent warf ihm frische Kleidung zu, die ihm ein Untergebener in weiser Vorraussicht gebracht hatte. "Sie ziehen sich jetzt erstmal was an, und dann berichten Sie mir, verstanden?", befahl der Agent, "Alle anderen raus hier!" Seine Untergebenen kamen dem Befehl nach und zogen sich zurück. Als Kiru angezogen war, deutete der Agent auf einen der Stühle: "Bitte." Der junge Polizist nahm Platz. "Warum siehst du mich nicht an, junger Mann?" Zögerlich sah Kiru auf. Was er sah, verpasste ihm einen Schock. Er fiel rücklings vom Stuhl. Den Aufprall spürte er kaum, flüchtete nun zur Wand.

Der Weg zur Tür war ihm durch den Agenten versperrt. Der hatte ein ungläubiges Gesicht aufgesetzt. "Was ist los, Sekkai-kun?" "Sie! Wie haben Sie es so schnell geschafft, diese Kleidung zu beschaffen?" Kiru zitterte am ganzen Körper. Der Agent kam langsam und mit beschwichtigenden Gesten auf ihn zu. "Was ist los, Junge? Hast du ein Gespenst gesehen?"

"Sie sind das Gespenst, verdammt noch mal. Ich glaub´ich werd´ verrückt!" Dem Agenten ging ein Licht auf. Er schnürte seinen Gürtel auf und entblößte seine linke Hüfte. Der junge Polizist drehte seinen Kopf verschreckt weg. "Sieh genau hin, junger Mann!" Kiru kam dem Fordern langsam nach. "Und was siehst du?" "Nichts. Genau. Das ist die einzige Körperstelle an der mein Bruder sich von mir unterscheidet." "Wie bitte?" "Ja, ich schätze, du hattest vorhin das Vergnügen mit meinem Zwillingsbruder." "Zwillings...?" "Ja. Was hat er mit dir gemacht, dass du am ganzen Körper zitterst?" Kiru antwortete nicht.

"Hm, ich kann´s mir schon denken, so niedlich wie du bist.", sagte der Agent, nachdem er Kiru ein Weile gemustert hatte.

"Das ist kein Beruf für dich Kleiner. Wenn du so weitermachst, wirst du noch auf irgendeinem Hinterhof vergewaltigt."

Kiru errötete heftig. Was fiel diesem Double eigentlich ein? Plötzlich klingelte ein Handy. Mit einer entschuldigenden Geste nahm der Agent das Gespräch an. "Hallo? Ja. Nein, Verdächtiger ist geflohen. Ja, ein Überlebender. Polizeischutz? Geht in Ordnung. Ja, Sir. Melde mich wieder. Auf Wiederhören." Der Agent winkte den jungen Polizisten zu sich heran. "Komm Kleiner! Das war mein Vorgesetzter. Du bist schutzsuspendiert, bis diese Dienststelle wieder sicher ist!" "W... Was? W...Wieso..." "O.K., Kleiner. Das wird jetzt nicht leicht für dich. Deine Kollegen sind alle tot." "Was? Nein!" "Doch, und wir müssen jetzt schnellstens von hier weg!" "Aber...aber er hat gesagt, dass er Kumiya nichts getan hat!" "Hm?", meinte der Agent überrascht, "Ich frag` mal kurz nach." "Takahashi-san!" "Ja, Sir?" "Gibt es Überlebende?" "Ja, Sir. Kumiya Hyde, 36 Jahre alt. Seit 4 Jahren in dieser Dienststelle tätig. Wir haben ihn ins Krankenhaus bringen lassen." "Unter Polizeischutz? " "Natürlich, Sir!" "Gute Arbeit! Wir brechen jetzt auch auf. Versiegelt den Raum, wenn die Spurensicherung fertig ist." "Ja, Sir!" Zu Kiru gewandt sagte er freundlich: "Komm, Sekkai-kun. Du stehst jetzt unter meinem Schutz." "Was? Aber,... Mein Job!" Lächelnd schüttelte der Agent den Kopf: "Hast du vorhin nicht zugehört? Du stehst ab heute unter Schutzsuspendierung, bis mein Vorgesetzter bestimmt, wo du eingesetzt wirst." Kiru zögerte immer noch, doch wurde schon von den starken Händen des Agenten hochgezogen. "Jetzt komm schon."
 

09.07.06

Trügerische Ruhe

Kiru war überrascht, wie angenehm die nächtliche Ruhe auf ihn wirkte. Das Geschrei der Männer war ihm immer noch im Ohr. Eigentlich wollte er nur weg. Doch die starke Hand, die seine eigene fast zu zerdrücken drohte, ließ ihn nicht los. Er biss sich auf die Zähne, um den Schmerz nicht mehr zu spüren. Innerlich tobte in ihm ein Kampf. Wie machtlos hatte er sich dem Gefangenen gegenüber gefühlt, wie machtlos fühlte er sich jetzt? Die Antwort wollte Kiru nicht wahrhaben. Diese Frage hatte man ihm in der Polizeischule nie gestellt. Er fühlte sich so minderwertig, wenn er daran dachte, seine Kollegen ins Messer laufen gelassen und selbst nur wegen seiner eigenen "Niedlichkeit" überlebt zu haben. Wie verfluchte er es doch, immer nur von außen beurteilt zu werden. Wie verhasst war ihm die Tatsache, aufgrund körperlicher Schwäche niemals zur Special Force gehören zu können! Sein Gedankenstrom wurde jäh unterbrochen. "Sekkai-kun! Hey! Steig schon ein!"

"Wie? Ist...ist gut!" Schnell kam Kiru der Forderung nach und stieg in den Wagen seines Retters. Es fiel ihm auf, dass die hinteren Fenster allesamt verspiegelt waren und das Auto selbst wohl durchweg aus kugelsicherem Material. "Noch nie einen Einsatzwagen gesehen?", fragte der Agent fast spöttisch. "Ich..äh...nein." "Und das ist sogar nur ein kleiner..." Der Mann musste lachen, weil Kiru ein Gesicht wie ein kleiner Junge machte, der ein neues Spielzeug untersuchte. "Wohin fahren wir?", fragte der junge Polizist nach einer Weile. Er betrachtete den Agenten. Da sie gerade durch einen Tunnel fuhren, wurde sein Gesicht in regelmäßigem Abstand von orange farbenen Licht erhellt. "Vorerst in meine Wohnung, bis wir was besseres gefunden haben." "Wieso?" Der Blick des Fahrers wurde ernst. "Hör zu, Kleiner. mein Bruder ist ein Massenmörder und Vergewaltiger. Wenn er sich erst mal ein neues Opfer gesucht hat, wird er es auch wiederfinden. Du bist in höchster Gefahr. Und dein Kollege Kumiya wahrscheinlich auch." "Aber Kumiya-san hat Familie! Wenn er es auch auf sie abgesehen hat?" "Hm? Wenn´s dich beruhigt, kann ich ja mal meinen Kollegen fragen." Mit diesen Worten hantierte der Agent an seiner Freisprechanlage herum: "Takahashi? ----- hier. Erkundige dich mal, ob die Familien der Opfer unter Polizeischutz

stehen, speziell die Familie von Hyde Kumiya!" Vom anderen Ende war nur ein Rauschen zu hören, dass man aber gut und gerne als: "Geht klar!" interpretieren konnte. Einige Augenblicke später war der Agent am anderen Ende schon wieder zurück. "Die sind alle unter Polizeischutz, Chef. Die Frauen hat es ganz schön mitgenommen. Aber was soll´s, Tokyo ist eben kein sicheres Pflaster." "In Ordnung Takahashi. Ich melde mich morgen früh wieder, wenn nichts anderes mehr ansteht." "Gut. Schlafen Sie gut, Chef!" *klick* "Hm-dazu werde ich gar nicht kommen...", brummelte der Agent sich in den nicht vorhandenen Bart. "Was gedenken Sie nun zu tun, ------san?", fragte Kiru vorsichtig. "Oh, nicht so förmlich, Kleiner!", zwinkerte der Agent dem Jungen zu, "Nenn mich ruhig Hyde, schließlich werden wir noch eine Weile miteinander zu tun haben." "Hyde - san?", fragte Kiru, nun gänzlich verunsichert. "Jupp, das ist mein Vorname. Lass das -san ruhig weg."

"Wenn Sie meinen..." "Du!" "Hm?" "Ich sagte, du sollst mich duzen, damit wir ein Problem weniger haben!" "O.k.", antwortete Kiru kleinlaut. Er hatte noch nie erlebt, dass ihn ein Vorgesetzter dazu anhielt ihn wie einen Gleichberechtigten, ja nahezu wie einen langjährigen vertrauten Freund zu behandeln. Den Rest der Fahrt schwieg er.
 

Als sie in einer noblen Gegend ankamen, wurde Kiru hellwach. So kannte er T okyo gar nicht. Nie im Leben hätte er die Möglichkeit gehabt, in einem seiner Einsätze hierher auszurücken, gechweige denn in seiner Freizeit. Sie parkten in einer vierstöckigen Tiefgarage, dessen dazugehöriges Hochhaus er auf 20 Stockwerke schätzte. Mit der Pistole im Anschlag stieg Hyde aus. Mit einer vorsichtigen, aber dennoch kraftvollen Art stieß er die Beifahrertür auf, um Kiru aussteigen zu lassen.

Den ganzen Weg zum Fahrstuhl sah sich Hyde nach möglichen Gefahrenquellen um. Zum Glück fand er keine. Die Fahrstühle zu den oberen Etagen waren nicht direkt miteinander verbunden, weshalb sie ein paar Mal umsteigen mussten. Kiru nahm an, dass das gesamte Haus erdbebensicher erbaut war. Sie fuhren direkt in das oberste Stockwerk, nachdem Hyde einen Code eingegeben hatte. Als Kiru aus dem Fahrstuhl stieg, traute er seinen Augen nicht. "Wow!", entfuhr ihm seine Begeisterung. "Oh, verstehe. Du warst noch nie in einem Penthouse?", fragte Hyde leicht belustigt. "Nein. Aber, wie kannst du dir das mit einem Agentengehalt leisten?" "Sagen wir mal so-durch einen spendablen Ernährer?", zwinkerte er dem Jungen zu. "Sieh dich ruhig um, los trau dich!", forderte er ihn auf. Kiru traute seinen Sinnen nicht. Das Schicksal meinte es gut mit ihm. Nicht nur, dass er den todgefährlichen Angriff eines Kriminellen überlebt hatte, jetzt stand er auch noch in der Wohnung seines scheinbar überaus wohlhabenden Bruders. "Aber, warum arbeitest du überhaupt noch für die Special Force, wenn du hier alles hast?", fragte er, nachdem er sich die Wohnung über den Dächern Tokyos etwas genauer angesehen hatte. "Hm-Du bist gut. Verbringe ein paar Tage allein und einsam in diesen Mauern, dann verstehst du, was ich meine. Es ist langweilig, ständig und überall vom wahren Leben abgeschirmt zu werden. Und außerdem, wie sonst sollte ich meinen Bruder zur Srecke bringen?", berichtete Hyde schwermütig. "Ich glaube, ich verstehe...", murmelte Kiru. "Ist ja auch nicht so wichtig-los ab ins Bett!", forderte Hyde und deutete auf ein Bett am anderen Ende des riesigen Raumes. "Ach, eh ich es vergesse, die Dusche ist 4 Meter daneben, frische Sachen kannst du dir vom Stuhl nehmen. Ich glaub` aber nicht, dass die dir passen dürften.", fügte er mit einem Lächeln hinzu. Kiru war überrascht, wie sehr Zwillingsbrüder sich voneinander unterscheiden können. Das sanfte und ehrliche Lächeln des Agenten war so viel angenehmer als der vulgäre Ausdruck im Gesicht seines Peinigers. Er hoffte insgheim, dem Mann nie wieder über den Weg zu laufen. Aber es wurde ihm klar, dass dies in seiner jetzigen Situation unumgänglich war.
 

Als er unter der Dusche stand, kamen alle Bilder des Abends zurück. Warum waren er und alle anderen aus seiner Dienststelle so nachlässig gewesen? Warum hatten sie nicht Verdacht geschöpft, als sich der mehrfache Mörder so freiwillig stellte? Kiru wollte nicht länger die ewigen Fragen und Selbstzweifel ertragen. Das Wasser, das in den Abfluss lief, glich seiner Situation. Er war genauso hilflos wie das Wasser, dass durch die Schwerkraft gezwungen wird, in einem Strudel stetig nach unten zu fließen.
 

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13.07.06



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  RockCherry
2007-06-22T15:45:39+00:00 22.06.2007 17:45
ich find deine ff voll klasse....hoffe das du sie gaaaaaaaaaaannz schnel weida machst ^.~
Von:  Kei_Hiwatarie
2007-03-15T13:07:02+00:00 15.03.2007 14:07
Ich find die FF gut und hoffe, dasdu schnell weiterschreibst *g* naja, was kann ich noch sagen,außer dass sie mir ausgerechnet während ner Matheabeit über zwei Stunden im Kopf rumspuckte? Dumme Sache nech
By ^^
Von:  Shunya
2007-03-11T23:30:41+00:00 12.03.2007 00:30
Deine Fanfic ist gar nicht mal so schlecht. ^-^
Ist was tolles für Fake-Leser. Auch wenn ich während der Geschichte doch öfters am Überlegen war, ob Kiru wirklich schon volljährig ist. So wie der sich benommen hat. >.<


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