Silent tears of a woman make a warrior cry
Teardrop on a fragile eyelash
She's looking like a dream
Hoping for some understanding
And answer or at least
Smoker hatte alle Mühe damit, sie zurückzuhalten. Obwohl Hina schwer verwundet war, war sie bereit, wie ein Berserker zu kämpfen – Rache dafür zu nehmen, was man ihr angetan hatte.
„Hina bringt diese Schweine um! LASS LOS!“
Völlig hysterisch krallte sie sich in seine Oberarme als ihr Ausbildungskollege versuchte sie zur Räson zu bringen. Er hatte die junge Frau noch nie so erlebt. Beide waren oft auf Missionen unterwegs um praktische Erfahrungen für die Ausbildung zu sammeln – doch diese Mission war das Schlimmste was Beiden je widerfahren war. Einer ihrer engsten Freunde – obendrein noch einer der wenigen – musste sein Leben lassen. Er war in Hinas Armen gestorben, ihre Uniform war mit Blut getränkt und zeugte von dem Massaker. Selbst als die Truppe zum Rückzug berufen wurde, hatte sie sich gewehrt. Sie wollte ihren Freund nicht im Trümmerfeld liegen lassen. Unter keinen Umständen.
Cunning word a single sentence
To restore her heart
Aching since the day I left her
Crossing lonely seas
„HINA! ES HAT KEINEN ZWECK MEHR!“
Mit diesem Aufschrei verstärkte er entschlossen seinen Griff, raubte Hina den Atem, bis sie gezwungenermaßen ihren Ausbruchsversuch unterband. Keuchend hing sie in seinen Armen, das teuflische in ihren Augen blieb. Wie ein Dämon kämpfte ihr innerstes, versuchte ihren Körper zu einer neuen Rebellion zu bewegen.
„Dadurch machst du ihn nicht lebendig!“
„Hina weiß das!“
„Warum tust du es dann???“
Die Frau wurde mit einem Mal still. Beide befanden sich bereits am Hafen, Smoker musste sie regelrecht vom Schiff treten, bis sie den sicheren Grund unter ihren Füßen hatte, der ihr zumindest etwas Sicherheit hätte vermitteln sollen. Der Grund für ihre plötzlich eintretende Ruhe zeigte sich sogleich. Einige der unverletzten Kadetten trugen die Bahren der Verletzten und Toten in Richtung Hauptquartier. Als der jungen Frau ein bekanntes Gesicht ins Auge fiel, schien sie mit einem Mal wie eine Marionette ohne Fäden zu erschlaffen. Smoker verstand, ließ von ihr ab, während sie wie in Trance der Bahre nachblickte, immer noch nicht begreifen konnte, was geschehen war. Die Plätze in ihrer Klasse würden am nächsten Tag leer sein. Und auch wenn sie neue Deppen fanden um die Klasse zu füllen – er wäre nicht mehr da. Ihre Kehle schnürte sich zusammen, am liebsten hätte Hina geschrieen. Viele Menschen in ihrer Gegenwart waren gestorben – aber dieser Mensch hatte ihr im Gegensatz zu den Anderen etwas bedeutet. Sie trauerte. Das erste Mal in ihrem Leben.
Silent tears of a woman
Make a warrior cry
Heaven, I beg you
Please release hopes from fears
Smoker stand hilflos und merklich überflüssig hinter ihr.
„Ich weiß, was er dir bedeutet hat…“
„Geh weg!“
Diese Worte trafen den Auszubildenden wie eine Ohrfeige. Und doch weigerte er sich, ihren Worten Folge zu leisten.
„Ich werde nicht gehen!“
„…“
„Hina…“
Zögernd legte er seine Arme um sie. Ein Ruck ging durch ihren schlanken Körper, seine Berührung war wie ein aufpeitschender Schuss für die junge Frau.
„Lass los!“
Smokers einzige Aktion bestand nur darin, sie noch fester zu halten. Der junge Mann brauchte nun ebenfalls jemanden, der ihn hielt. Doch er wusste, dass sie ihn nicht auf diese Weise stützen würde, wie er es wollte. Deswegen drehte er den Spieß um, lehnte sich an sie, während er sich ihr gleichzeitig anbot.
Das Blut rauschte durch Hinas Adern. Sie sah nur noch den zuckenden Körper in ihren Händen, während sie mit scharfer Stimme auf ihn einsprach. Als er Blut spuckte, benetzte sein roter Speichel ihr Gesicht, sie hatte nicht die Zeit gehabt, um sich die Spuren abzuwaschen. Ihr erstickter Aufschrei auf dem Schlachtfeld ging Smoker durch Mark und Bein, es klang, als sei in Hina selbst etwas mit ihm gestorben, als er seinen Lebensatem ausgehaucht hatte.
This is my elegy
Do you know what I feel?
This is my elegy
Do you believe it's real?
Will I hold you in my arms again
Er wusste nicht warum. Doch Smoker lockerte für einen Moment seinen Griff, sah Hina wie in Trance davon stürmen – er kannte ihr lautloses Weinen. Ohne zu zögern folgte er ihr. Die junge Frau hetzte in Richtung Bad, alles begann sich in ihr zu entladen. Jeder einzelne Schuss, die Aufschreie – früher hatte sie das alles nicht sonderlich berührt, solange sie sich und ihre Freunde in Sicherheit wusste; doch nun erschien es ihr wie ein Passionsweg, wie ein Schwamm hatte sie die Eindrücke aufgesogen. Sie brauchte Erlösung von ihrem Leid. Hastig drehte sie den Wasserhahn auf, bis sich ein tosender Strahl löste. Ihr Brustkorb bewegte sich ruckartig und das Herz schlug so rasend, so laut, als wollte es die Rippen sprengen. Von einem Moment auf den anderen fiel die Übelkeit über sie her, als ihr das Ausmaß der Mission bewusst wurde. Hina übergab sich mit einem gequälten Laut, das Blut auf ihren Händen und dem Gesicht mischte sich mit dem Erbrochenen im einst strahlend weißen Waschbecken. Die junge Frau litt wie ein Tier, zitternd umklammerte sie die Kanten des Beckens als ihre Beine nachgaben.
Dewdrops on a single rosebud
This purity of rain
Reminds me of the moment I left her
Kisses filled with pain
Keuchend ließ sie ihren Kopf nach oben schnellen, zwang sich zu einem ruhigeren Atmen. Doch die Übelkeit in ihr blieb, sie schaffte es nicht, diesen Drang zu unterdrücken. Mittlerweile erbrach sie nur noch die Galle, ihr Hals brannte. Mit einer heftigen Bewegung riss sie sich los, wartete einen Moment, ehe sie gierig ihren Kopf unter den Wasserstrahl hielt. Der eiskalte Strahl betäubte sie für einen kurzen Moment, fühlte sich an wie tausende Nadeln auf ihrem Gesicht. In diesem Augenblick fühlte sie sich wie ein absurder Abklatsch einer Märtyrerin. Nicht einmal ein Mensch an einem Kreuz konnte ihrer Meinung nach solche Schmerzen, solche Qualen ertragen.
Wortlos stand Smoker im Türrahmen. Auch er war deutlich gezeichnet von diesem Vorfall. Doch er wirkte deutlich abgeklärter – zumindest verstand er es bestens, diese Fassade zu wahren. Stumm beobachtete er Hina, bevor er an sie herantrat und das Wasser abdrehte.
„Verdammt… jetzt lass dich nicht so gehen!“
„ … HALT DEN MUND!“
Seine Augen wirkten mit einem Mal kalt, als er ihren Körper vom Waschbecken weg zerrte und sie gegen die geflieste Wand drückte. In Hina war der Teufel wieder erwacht, sie trat nach ihm, versuchte von Smoker loszukommen. Doch in seinem Handwerk war er gnadenlos.
„Nun hör mir zu! Mir geht es auch nahe, dass er tot ist. Aber ist das ein Grund, sich so zu gebärden??“
„Das verstehst du nicht!“, zischte sie aggressiv, ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie erntete einen erstaunten Blick von ihm, ehe er sich wieder bemühte, Worte zu finden. Mittlerweile lagerte sein Gewicht auf ihr, als er ihre Handgelenke fest umschloss.
„BEWAHR GEFÄLLIGST RÜCKGRAT! MEINST DU ER HÄTTE DAS SO GEWOLLT DASS DU WEGEN IHM SO AUS DER ROLLE FÄLLST?“
Mit aufgerissenen Augen musterte sie ihn, der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben. Doch dann drehte sie ihren Kopf resignierend zur Seite.
And if I should leave her waiting
For another year
Will she ever know the answer?
Will she follow me?
„Hina wusste, dass du das nicht verstehst…“
„Was sollte ich nicht verstehen?“
Eisiges Schweigen war die Antwort, die auf seine Frage folgte. Smoker verstand sie in diesem Punkt nicht. Warum war die Frau bloß so kompliziert? Er spürte, wie ihr Widerstand zusammenbrach, doch er ließ den Griff eisern auf ihr lasten. Sobald Hina neue Kräfte gesammelt hatte, würde sie auf ihn losgehen. In diesem Punkt kannte er sie zu gut. Stumm musterte er ihre Mimik, erhoffte sich dadurch eine Antwort. Doch diese undefinierbare Grimasse ließ ihn eher schaudern.
This is my elegy
Do you know what I feel?
This is my elegy
Do you believe it's real?
„Schweig mich nicht an! ICH WILL EINE ANTWORT!“, herrschte er die junge Frau an, die unter seiner Lautstärke zusammenzuckte. Ein Ruck ging durch sie, als sie mindestens genauso laut zurückschmetterte:
”DU HÄTTEST AN SEINER STELLE SEIN KÖNNEN, VERDAMMT NOCHMAL!“
Will I hold you in my arms..
Hold you in my arms again?