Wie konnten Sie Joan alleine auf diesen Planeten schicken?" Der
Vorwurf, der in Captain Futures Frage lag, war nicht zu überhören. "Joan, ist
eine erwachsene Frau und weiß sich zu helfen wenn sie in gefährliche
Situationen gerät!" versuchte sich Ezella Garnie zu verteidigen.
"Sie hätten ihr einen Partner zuteilen sollen, wenn ihr nun etwas
passiert.."
"Bitte, Captain, Joan soll nur das Verladen der Ware überwachen, was
ist daran gefährlich.? "versuchte Ezella es mit Logik. Wenn es um Joan
ging, war Future unausstehlich. Joans Vorgesetzter wusste das Captain
Future mehr für die junge Agentin empfand, als er zugab.
"Ich wollte Sie eigentlich bitten, Joan abzuholen und nicht mit Ihnen
darüber streiten für welche Aufträge Sie geeignet ist," beendete der
Polizist die Diskussion, "wenn Sie um Acht Uhr los fliegen, erreichen Sie
Ganymed noch rechtzeitig. "Ich habe Joan versprochen, Sie abzuholen,
aber ich kann im Moment nicht weg."
Das war natürlich eine große Lüge. Im Federal Office Building war immer
viel zu tun, doch Ezella hätte sein Versprechen halten können. Doch er
wollte endlich klarstellen, wie tief die Beziehung der beiden war.
"In Ordnung, ich hole Sie ab," riss Future Ihn aus seinen Gedanken.
"Vielen Dank," sagte Ezella darauf, "Sie ahnen nicht, wie sehr Sie mir
damit helfen." Mit diesen Worten beendete Garnie das Gespräch und
lächelte. Er wusste, das Ganymed ein romantischer Ort war und hoffte, das sein
Plan aufgehen würde.
Die Hitze auf Ganymed wurde durch eine Abendbrise etwas erträglicher.
Trotz der großen Entfernung zur Sonne herrschten auf dem Jupitermond
tagsüber Temperaturen um die 40°C. Deswegen trug Joan nur ein dünnes,
Bauchfreies Top und eine kurze Hose. Sie war froh, das die Ware sauber war.
Immer wieder versuchten Weltraumpiraten Falschgeld in Umlauf zu bringen
oder Waffen zu schmuggeln, was aber dank der Planetenpolizei fast immer
verhindert werden konnte.
In einigen Tagen würde Joan abgeholt werden und sich entspannen können.
Ihren Bericht hatte sie schon auf dem Laptop fertig geschrieben.
Nachdem sie geduscht hatte, genoss sie die kühle Abendluft auf ihrem Balkon.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Joan fragte sich, wer das noch sein
könnte. "Ja bitte," rief sie. Ein Hotelpage trat ein. "Ms. Randall unten
wartet ein Herr für sie, er möchte sie abholen."
"Schicken Sie ihn bitte hoch," bat Joan den Pagen.
"So früh hab ich Ezella gar nicht erwartet," dachte Joan. Sie hatte
zwar viele ihrer Sachen bereits eingepackt, war aber noch nicht
Reisefertig. Sie suchte gerade was zum Anziehen heraus als es erneut klopfte und
Joan, "Herein" rief. Nie im Leben hätte sie Curtis Newton, besser
bekannt als Captain Future erwartet, der in diesem Moment das Zimmer betrat.
Curtis stockte der Atem als er Joan nur mit einem dünnen Nachthemd
bekleidet sah. "Ich soll sie abholen," brachte er gerade noch hervor.
Curtis konnte nicht verhindern, dass seine Blicke über Joans Körper
wanderten. Ihr hübsches, von schulterlangen-blonden Haaren umrahmtes
Gesicht, ihre wundervollen blauen Augen und ihre langen, wohlgeformten Beine
brachten ihn fast um den Verstand.
Mit letzter Kraft konnte er verhindern, das er auf ihre Brüste starrte.
Joan war eine sehr gute Freundin und er wollte diese Freundschaft nicht
durch primitive Fehler zerstören. "Ezella sagte: Er könne nicht weg,
deswegen hat er mich gebeten Sie abzuholen," erklärte Future.
Darüber konnte Joan glücklich sein. Sie war nie wirklich allein mit
Curtis. Sie erwiderte: "Ich werde mich nur eben anziehen, dann können wir
los."
"Nur keine Eile," entgegnete er, "ich habe mir für heute Nacht ein
Zimmer gebucht. Wir können dann Morgen in aller Ruhe aufbrechen."
Nachdem sie neu eingecheckt hatten, beschlossen Joan und Curtis
schwimmen zu gehen. Was bei den Temperaturen das einzige war, was man tun
konnte. Curtis konnte seinen Blick nicht von Joan abwenden. Ihn beklemmte
die Tatsache, dass er mit Joan alleine war ein wenig. Er wusste nicht
wie er sich verhalten sollte oder worüber er mit ihr reden sollte.
"Eigentlich wäre es der perfekte Zeitpunkt ihr zu sagen dass ich sie liebe,"
dachte er.
Bisher hatte Curtis nie lange Beziehungen gehabt, weil er oft und lange
weg war, aber eben dies hatte ihn nie gestört. Er würde solange durch
das Universum reisen bis er den Mörder seiner Eltern gefasst hatte. Wenn
er mit Joan eine Beziehung einging, würde sie immer in Gefahr sein und
er war sich nicht sicher, ob er dieses Risiko eingehen wollte.
Der Schwall Wasser, den Joan ihm entgegen spritzte, riss ihn aus seinen
Gedanken.
"Das ruft nach Rache!" schrie er und stürzte sich auf sie. Joan
schaffte es nicht ihm auszuweichen und wurde unter Wasser gedrückt. Sie
balgten sich eine Weile im Wasser herum, bis sie völlig außer Atem waren.
Dann verließen sie das Wasser und legten sich auf die Liegen, die am
Strand standen. Curtis musste immer wieder zu den nahe gelegenen Bergen
sehen, sie zogen seinen Blick magisch an.
"Die Berge sind wirklich schön, nicht war?!?" fragte Joan.
"Ja, wunderschön," entgegnete Curtis und schaute Joan an.
"Was halten sie davon, wenn wir uns die Berge morgen genauer ansehen?"
Joans Forschergeist war geweckt.
"Super. Warum nicht, wir sitzen hier noch lange genug fest," erwiderte
Curtis.
Sie lagen noch etwas in der Sonne, dann gingen sie Essen. Danach
verabschiedeten sie sich und gingen auf ihre Zimmer, die diesmal
nebeneinander lagen.
Im dunkeln zu liegen und zur Decke starrend verfiel Future ins Grübeln.
Der Tag mit Joan hatte ihm sehr gefallen und er hatte das Gefühl, dass
auch sie die Zeit genossen hatte. Es fiel ihm wirklich immer schwerer
in ihrer Gegenwart einen klaren Gedanken zu fassen. Mit ihr konnte er
nicht leben und ohne sie konnte er auch nicht.
Joan gingen in ihrem Zimmer ähnlichen Gedanken nach. Sie hatte etwa
drei Wochen Zeit um heraus zu finden, wie es um Curtis´ Gefühle stand und
wie sie die Mauer, die er um sich herum aufgebaut hatte, einreißen
könnte.
Früh am nächsten Morgen standen sie auf und gingen gemeinsam
Frühstücken. Danach besorgten sie sich in einem kleinen Shop 2
Bergsteigerausrüstungen und eine Karte von Ganymed. Der Verkäufer hatte ihnen die
Sicherste Route eingezeichnet und so konnte es gleich losgehen.
Bis zum Fuß des Gebirges ritten sie auf Pferden, die eigens für Ganymed
gezüchtet wurden und sich auf diesem Planeten fortgepflanzten. Sie
waren robuster als ihre Verwandten auf der Erde und die Hitze gewohnt.
Nach einem etwa zweistündigem Ritt hatten sie den Fuß des Berges
erreicht. Joan hatte in der kurzen Zeit, in der sie hier war viele Legenden
über die Berge gehört.
In einer hieß es, dass die Bewohner der Berge, von den Menschen Gräuel
genannt wurden, die Berge zum leuchten brachten. Und Bergsteiger dazu
brachten den Berg zu erforschen und somit in ihre Falle zu laufen.
Weiter hieß es, das die Gräuel ihre Opfer versklavten und sie bis an ihr
Lebensende den Kreaturen dienen mussten.
Joan glaubte das nicht. Es verschwanden zwar manchmal Wanderer, doch
bisher wurden noch alle lebend gefunden. Sie waren verwirrt, aber dennoch
gesund.
Joan und Curtis kletterten den steilen Abhang hoch und erreichen einen
kleinen Trampelpfad, dem sie folgten. Nach einiger Zeit kamen sie an
einen Höhleneingang. Sie sahen sich um und gingen hinein. Die Höhle war
wunderschön. Die Decke glitzerte als wäre sie von unendlich vielen
Diamanten besetzt und der Boden schien aus verschiedenen Quarzen zu
bestehen. An den Wänden, die aus normalen Steinen bestand waren seltsame
Malereien. Joan und Future gingen weiter.
Plötzlich fühlte es sich an als würden sie durch Spinnenweben gehen.
Sie hielten an und schauten zurück, doch da war nur die kahle Wand.
Entsetzt schrie Joan auf.
"Wie kommen wir jetzt wieder zurück?”
"Machen sie sich keine Sorgen, Joan. Wir finden hier schon raus,” war
Curtis` Antwort.
Sie tasteten die Wände ab, vielleicht gab es irgendwo einen Ausgang.
Doch Vergebens, nachdem sie etwa 20 Minuten gesucht hatten, beschlossen
sie dem Gang zu folgen. Er führte eine Zeit lang gerade aus und fiel
dann steil ab. Nach etwa 100 Metern mussten sie auf Knien weiter kriechen,
weil die Decke zu niedrig war.
Es waren kratzende Geräusche auf Steinen zu hören, es war aber nicht zu
erkennen wo sie herkamen und was sie verursachte. Nach 10 Minuten, die
Joan wie eine Ewigkeit vorkamen, weitete sich der Gang zu einer Höhle
und die Decke hob sich. Vor ihnen lag ein türkisfarbener See über den
eine Brücke führte. Das Ende der Brücke war nicht zu erkennen, da über
dem See Nebel lag. Future und Joan sahen sich an, nickten und betraten
die Halle. Vorsichtig setzte Captain Future einen Fuß auf die Brücke. Sie
schien stabil zu sein, gebaut aus weißen Ziegeln, die von innen heraus
zu leuchten schienen. Curtis und Joan gingen langsam über die Brücke.
Joan fing die Protonenpistole auf, die Curtis ihr zugeworfen hatte. So
bewaffnet, erreichten sie das andere Ende der seltsamen Brücke.
Von dort ging es weiter durch einen anderen Gang, dem sie folgten. Zum
Glück enthielt die Ausrüstung auch Taschenlampen, so das sie nicht
völlig im Dunkeln tappen mußten. Es war auch so schon unheimlich genug.
Nach wenigen Metern teilte sich der Gang erneut im Vier weitere auf. ”
Was nun?” fragte Joan. Curtis leuchtete die Gänge ab, von denen alle
den gleichen Durchmesser hatten. Hinter den beiden war wieder dieses
kratzende Geräusch zu hören. Sie schauten sich um, konnten aber wieder
nicht bestimmen wo die Quelle des Geräusches lag. Es war nur zu hören, dass
es sich bewegte und zwar direkt auf sie zu. Future wusste, dass nicht
viel Zeit zum Überlegen war. Auf den Wänden des rechten Tunnels bemerkte
er die gleichen seltsamen Zeichen, die auch in der Höhle waren durch
die Sie in dieses Tunnelsystem gelangt waren.
Wortlos ergriff Curtis Joans Hand und zog sie hinter sich her. So leise
wie es ging hetzten sie durch den Gang. Jetzt war deutlich zu hören,
dass die kratzenden Geräusche von Krallen stammten die über den Felsboden
schrammten und das der Besitzer dieser Krallen dem Paar folgte. Curtis
lief so schnell wie es die engen Wände zuließen.
Plötzlich knickte Joan auf dem unebenen Boden um und fiel hin. Curtis
blieb stehen, half ihr wieder auf und sie liefen weiter. Am Ende des
Tunnels erschien Licht. Future lief noch schneller und zog Joan hinter
sich her. Sie stürmten aus der Höhle und fanden sich auf einer
Waldlichtung wieder. Nach einigem Umsehen fanden sie einen Weg der zu einem Dorf
führte. Die dort lebenden Wesen sahen Menschen zwar ähnlich, waren aber
keine. Sie hatten große, fast runde Augen, waren von kleiner Statur
(Curtis schätzte sie auf 1,20m) hatten spitz zulaufende Ohren, die
Behaarung glich denen der Menschen und sie waren mit einem Stoff bekleidet,
den Joan und Curtis nicht zuordnen konnten.
Eng nebeneinander durchschritten sie das Dorf, das aus den gleichen
Steinen wie die Brücke gebaut war. Sie betrachteten die Wesen, welche ihre
Anwesenheit nicht zu stören schien. Eines von ihnen kam dem Paar
entgegen. "Ich grüße euch, die ihr von der anderen Seite kommt. Bitte folgt
mir." Ohne auf ihre Reaktion zu warten drehte sich das Wesen, das
anscheinend der Anführer war um und ging auf ein Haus zu in dem es
verschwand. Curtis und Joan folgten ihm.
Joan und Future betraten das Haus in dem der Anführer verschwunden war.
"Es ist lange her, dass uns Menschen besucht haben," begann er. "Die
Menschen die hierher finden, dürfen mit uns leben oder gehen. Aber sie
dürfen unsere Existenz nicht verraten. Wir sind ein friedlebendes Volk
und Menschen müssen immer kämpfen. Wenige Menschen können friedlich
leben, aber viele verursachen Konflikte."
"Wir sitzen her fest, weil über dem Planeten ein Ionenstrum tobt. Wir
wollten den Berg erkunden, weil er in der Abendsonne geglüht hat,"
erklärte Curtis, "Als wir in eine Höhle gingen, war da eine Art Portal. Es
fühlte sich an als ob wir durch Spinnweben gehen würden. Wir wollten
zurück, aber fanden es nicht wieder."
"Das muss an dem Sturm liegen, den du erwähnt hast," erwiderte der
Anführer, "Bitte seid unsere Gäste. Sobald der Sturm vorrüber ist, wird
sich ein Weg zurück finden. Doch bedenkt, niemandem von unserer Existenz
zu erwähnen. Ich werde übrigens Melta genannt."
"Wir sind Joan und Curtis," stellte Future sich und Joan vor.
"Damit möchte ich euch in unserem Dorf Willkommen heißen," sagte Melta,
"Wir werden euch eine Unterkunft zuweisen, wartet hier."
Mit diesem Worten verließ er die Hütte. Joan sah sich um. Das Haus war
mit einem Bett ausgestattet, das in einer Nische vom Wohnbereich
abgetrennt war. Es gab eine Kochnische, die aus einer Feuerstelle mit einem
darüber hängendem Topf ausgestattet war. Sie selber saßen an einem
Tisch, der etwa in der Mitte des Raumes stand. Alles war penibel sauber,
nicht ein Staubkorn war zu finden.
"Ob das die Gräuel sind?" fragte Joan.
"Möglich," war Curtis` Antwort.
"Vielleicht sind die blutrünstigen Legenden Abschreckungen, die die
Menschen, die von hier zurück kamen erfunden haben."
Sie mussten nur kurze Zeit warten, da erschien Melta wieder.
"Das ist Heureta," stellte er seinen Begleiter vor, "Er wird euch eines
unserer Häuser zuteilen."
Damit gab er Joan und Curtis zu verstehen, dass sie Heureta folgen
sollten. Hinter ihm überquerten sie ein zweites mal den Platz, der das
Zentrum des Dorfes zu bilden schien. Heureta blieb vor einem Haus stehen.
"Dieses hier gehörte einem Menschen, der sich nach langer Zeit als
unser Gast dazu entschied in die Wälder zu den anderen zu gehen. Es soll
eure Unterkunft sein."
Die beiden Menschen bedankten sich und traten ein. Das Haus war
komplett eingerichtet und sah so aus als wäre es erst eben gerade erst
verlassen worden. Joan lief durch alle Räume. "Dies muss das Badezimmer sein!"
hörte Curtis sie von irgendwo her. Er trat durch eine offene Tür. Das
Badezimmer war klein, aber gemütlich. An der langen, der Tür gegenüber
liegenden Seite war eine Badewanne. An den kurzen Seiten war jeweils die
Toilette und das Waschbecken.
Plötzlich klopfte es an der Tür. Joan öffnete und erblickte eine junge
Gräuelfrau. "Ich bin Forolle. Wir sind Nachbarn. Mir ist aufgefallen,
dass ihr nur diese Anzüge besitzt. Deswegen bringe ich euch ein paar
Kleider." sagte diese. Joan und Curtis wollten dies ablehnen, doch Forolle
ließ sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Sie drückte Joan die
Sachen in die Arme und ging einfach. Joan breitete die Sachen auf dem Tisch
aus und staunte. Der Stoff war aus einem silbernen Material gewebt und
schimmerte nach Lichteinfall in den verschiedensten Farben. Sie suchte
sich ein knielanges, langärmeliges Kleid, dazu passende Strümpfe und
Schuhe heraus und verschwand damit im Badezimmer. Curtis` Atem stockte
als Joan wieder heraus kam. Das Kleid schien wie für sie gemacht zu sein,
es schmiegte sich an ihrem Körper wie eine zweite Haut und engte dabei
nicht ein. Der Stoff schimmerte ein wenig bläulich und betonte somit
Joans himmelsblaue Augen. Dann verschwand Curtis mit seinen Kleidern im
Bad. Auch ihm passten die Sachen perfekt. Joan musste sich
zusammenreißen um ihn nicht anzustarren was bei seiner gut gebauten Figur schwer
war.
Es klopfte wieder. *(Anm. d. Autorin: hier hat man wohl nie seine
Ruhe)* Vor der Tür stand Melta.
"Es wäre mir eine Ehre euch zum Essen einzuladen," begann er ohne
Umschweife, "Kommt nach Sonnenuntergang in meine Hütte. Wie ich sehe, hat
Forolle sich schon um euch gekümmert. Sie ist die Schneiderin des
Dorfes." Damit ging er wieder, ohne eine Antwort abzuwarten.
Das Abendessen verlief in einer entspannten Stimmung. Es wurde viel
gelacht und das Paar lernte noch viele andere Gräuel kennen. Es war schon
sehr spät (oder sehr früh, je nachdem wie man es sehen möchte) als Joan
und Curtis sich auf den Weg zu ihrer Hütte machten. Da es kein Sofa gab
und der Boden zu hart war mussten sie im Bett schlafen, was beide etwas
verunsicherte.
Die Sonne schien durch das kleine Fenster, direkt in Joans Gesicht. Sie
versuchte sich umzudrehen was aber nicht ging, weil Curtis in der Nacht
den Arm um ihre Hüfte gelegt hatte. Die junge Frau öffnete die Augen
und erinnere sich an den vergangenen Abend. Sie befreite sich von Futures
Arm, ging ins Bad und zog sich an. Dadurch wurde Curtis geweckt. Auch
er zog sich an und verließ die Hütte.
In der Zeit in der Joan Frühstück machte, schlenderte Curtis durch das
Dorf und sah sich noch etwas um. Er fand es zwar schön hier. Was nicht
nur an der Ruhe, sondern viel mehr an Joan lag. Er wollte aber auch so
schnell wie möglich zurück. Nach einer halben Stunde kehrte er zur
Hütte zurück und frühstückte mit Joan. Danach half er ihr, aufzuräumen.
"Wie sieht denn jetzt der Alltag aus?" fragte Joan plötzlich.
"Ich weiß es nicht, aber das wird sich noch zeigen," erwidere Curtis.
"Wir könnten ja ein wenig die Gegend erkunden, vielleicht finden wir
einen Weg zurück."
So verließen sie die Hütte und wollten in den Wald gehen, als sie
plötzlich Meltas Stimme hörten. "Halt, Menschen geht nicht zu weit in den
Wald dort ist das Reich der anderen. So lange ihr im Dorf bleibt, seit
ihr sicher. Unser Gebiet reicht bis zur Waldquelle, aber die anderen aus
dem Grasland halten sich nicht daran. Wenn ihr unbedingt gehen müsst,
seit vorsichtig."
"Wir müssen einen Weg finden," erklärte Curtis, "Wir passen auf uns
auf."
Mit diesen Worten gingen die beiden weiter.
Im Wald war es viel kühler als im Dorf, wo die Sonne ungehindert auf
den Platz schien. Joan war froh, dass das Kleid lange Ärmel hatte. Einige
Zeit streunten sie zusammen durch den Wald. Als sie in der Ferne den
See erblickten hielten sie es für besser, umzukehren. Sie gingen zu
Meltas Hütte. Curtis klopfte und wartete auf Antwort. "Ja, bitte?!?" erklang
es von innen. Die beiden traten ein.
Otto und Grag waren auf Kallisto, einem der vielen Monde des Jupiters,
gelandet und wollten den Sturm abwarten. Und Professor Simon konnte
sich seinen Untersuchungen annehmen. Da er schon seit Ewigkeiten von
seinem Körper getrennt worden waren, mussten Grag und Otto ihn bei
verschieden Sachen zur Hand gehen. Was nicht ohne Streitereien ablief. Der
Roboter und der Android warfen sich Freundlichkeiten wie "doofe Gummipuppe"
oder "verrostete Sprungfeder" an den Kopf bis der Professor ihnen
befahl den Mund zu halten, da er sich konzentrieren mußte.
Joan und Curtis hatten den Dorfältesten gefragt, warum sie die anderen
so fürchten würden. Melta bat sie Platz zu nehmen, weil dies eine lange
Geschichte sei die er ihnen aber gerne erzählen würde.
"Diese Barbaren tauchten vor etwa vier Jahren auf. Einige Zeit lief
auch alles ganz gut. Wir teilten unsere Jagdgründe, unsere Erzvorkommen
und eben alles was die Natur uns liefert. Aber dann vor etwa zwei Jahren
fingen sie an unsere Frauen und Mädchen zu entführen, die sich zu weit
in den Wald hinein wagten. Wir sandeten Boten um sie zu bitten unsrer
Leute frei zu lassen. Bekamen aber als Antwort dass sie auf ihrem Boden
zu ihrem Eigentum geworden sind. Wir haben versucht zu verhandeln, aber
beim letzten Mal kam unser Bote nicht zurück. Vor etwa einem Jahr wurde
meine älteste Tochter Ajime entführt, sie war gerade erst fünfzehn,"
betroffen senkte Melta den Kopf und schwieg. Joan und Future sahen sich
an.
"Es scheinen schon sehr viel eurer Töchter bei den anderen zu leben,"
begann Future, "Warum versucht ihr nicht das als Grund zum Frieden zu
nehmen?"
"Wie ich schon sagte," Melta sah auf, "Sie kommen niemandem entgegen.
Versteht ihr nun, warum wir die Fremdlinge so fürchten?"
Joan und Curtis nickten.
"Bisher war das Dorf sicher, aber wir haben Angst um unserer Kinder,"
Melta war aufgestanden und hinausgegangen.
Joan hatte sich im Laufe der Tage mit einigen Frauen angefreundet und
half ihnen bei den anfallenden Arbeiten. Wäsche waschen, Essen
zubereiten, Kleidung nähen und so weiter. Sie hatte sich langsam an den
Tagesablauf gewöhnt. Abends aß sie mit Curtis und sie Nachts schliefen sie
zusammen im Bett.
Eines Abends, sie saßen gerade zusammen beim Essen. Merkte sie, wie
Curtis sie anstarrte.
Sie sah in fragend an. "Stimmt etwas nicht, Captain?"
"Doch, es ist alles in Ordnung," antwortete dieser," Aber mir ist
gerade aufgefallen, dass wir uns jetzt etwa sechs Jahre kennen. Da könnten
wir uns auch duzen. Vorallem da wir nun hier zusammen wohnen."
Joans Wangen nahmen eine Rosa Färbung an, was aber in der Dämmerung der
Hütte verborgen blieb. Hoffte sie jedenfalls.
"Ja, warum eigentlich nicht," erwiderte sie.
"Gut, dann möchte ich das du mich nicht mehr *Captain* nennst, okay?!?"
"In Ordnung," Joan nickte zur Bestätigung.
Sie aßen weiter, keiner wusste was er als nächstes sagen sollte. Wie
jeden Abend räumten Joan und Curtis gemeinsam auf. "Ich gehe noch ein
wenig schwimmen," sagte Joan und machte sich auf den Weg zu einem nahe
gelegenem See.(nicht den im Wald) Sie entledigte sich ihrer Kleidung und
watete ins Wasser. Das Wasser war nicht kalt. Joan tauchte unter und
schwamm ein gutes Stück in die Mitte hinein. Sie war so sehr in Gedanken
vertieft, dass sie den Schatten nicht bemerkte, der am Ufer des Sees
herumschlich.
Als ihr kalt wurde schwamm sie zum Ufer zurück, trocknete sich ab und
zog ihre Kleider wieder an. Sie hatte das seltsame Gefühl nicht alleine
zu sein und sah sich um. Es war inzwischen dunkel geworden also
schaltete Joan die Taschenlampe an, die sie mitgenommen hatte. Sie leuchtete
die Umgebung ab, fand aber nichts und wandte sich dem Dorf zu.
Plötzlich wurde sie gepackt. Ihr Augen und Mund wurden verbunden. Dann
merkte Joan, dass sie auf ein Pferd geworfen wurde und ihre Entführer
mit ihr im halsbrecherischem Galopp davon jagten. Curtis hatte sich
schon hingelegt, aber er konnte nicht einschlafen. Wieder und wieder
schaute er auf seine Uhr. Langsam begann er sich Sorgen zu machen. Joan war
schon über zwei Stunden fort und draußen war es Stockfinster. Er
beschloss sie zu suchen. Er zog sich an, packte seine Sachen ein und rannte
den Weg zum See entlang.
Dort angekommen fand er nur Joans Handtuch und einige Hufabdrücke, die
in Richtung Wald führten. Er folgte ihnen ein Stück sah dann aber ein,
dass er ohne Pferd stundenlang laufen müsste ohne Joan zu finden.
Als Curtis im Dorf der Gräuel ankam fing es schon an zu dämmern. Er
lief zu Meltas Haus und klopfte an die Tür. Dieser öffnete verschlafen.
Curtis erklärte in knappen Sätzen was geschehen war und das er ein Pferd
brauchte. Melta brachte Curtis zu einem der wenigen Menschen, die im
Dorf lebten. Dieser besaß ein paar Pferde und lieh Curtis einen weißen
Hengst, der auf den Namen Santos trug.