Rendevouz
Kaum war Miku Zuhause, da setzte er sich schon an seinen Pc und durchsuchte das
Internet nach allem, was er über Schwule herausfinden konnte. Es war nicht so,
dass er sich Sorgen machte, er hatte einfach nur Angst zu versagen und er würde
bestimmt nicht wieder Kanon anrufen und um Rat bitten. Nein, jetzt musste er es
alleine schaffen. Als er eingesehen hatte, dass das Lesen von Texten so
ziemlich das Sinnloseste war, versuchte er es mal mit runter laden. Auf anhieb
fanden sich viele Ergebnisse für seine Suche und zu seinem Erstaunen ging das
runter laden sogar schneller als er gedacht hatte. Er beschloss sich Duschen zu
gehen, damit er seinen Eltern erzählen konnte, das er schlafen gehe. So war es
nämlich völlig ausgeschlossen, das irgendjemand in sein Zimmer platzte und ihn
erwischte, wie er Schwulenpornos ansah. Gesagt getan, seine Eltern waren zwar
etwas verwundert, dass er an einem Freitag schon so früh ins Bett ging, gaben
die Fragerei aber auf, da Miku nicht antwortete. Als er wieder in seinem Zimmer
war, suchte er seine Kopfhörer, um gewisse Laute zu verbergen, schaltete das
Licht aus und begann, seine Filme anzusehen. Der Inhalt der Filme lies Mikus
Lust auf Sex erstmal verschwinden, obwohl er sich sicher war, das es schön
werden würde, denn im Gegensatz zu diesen Schauspielern, liebten sie sich und
es würde ganz sicher auch romantischer sein, das hoffte er jedenfalls. Mit
einem flauen Gefühl im Magen löschte er sämtliche Dateien, bevor er seinen
Computer ausschaltete und zu Bett ging.
Er Träumte die ganze Nacht lang wirres Zeug, welches meistens Ausschnitte aus
den Pornofilmen war, in denen Bou überall die Hauptrolle spielte. Als diese
Träume endlich aufgehört hatten, träumte er von dem, was am Abend wirklich
passiert war und er hatte das Gefühl, als könne er immer noch Bous weiche
Lippen spüren, diesen Hauch von Erdbeere schmecken und sein süßliches Parfüm
riechen. Miku stutze, gestern Abend trug Bou doch kein Parfüm. Zögernd öffnete
er seine Augen und sah Bou, der neben seinem Bett hockte und vor sich hin
strahlte. "Was machst du denn hier?" Miku wusste selbst das es nicht grad
höflich war, aber er fand die Frage dennoch berechtigt. "Seit gestern Abend
nervt Sachiko mich. Es ist glatt so als würde sie für mich auf Wolke 7
schweben." Bou stand auf und küsste Miku kurz. "Ich sag deiner Mutter, das du
wach bist." und als sei es das normalste der Welt, verliess Bou freudestrahlend
das Zimmer. Miku musste sich und seine Gedanken erstmal Ordnen, bevor er in der
Lage war klar zu denken. Da es nun endlich Wochenende war, ging er erstmal ins
Bad und kämpfte mit seinen Piercings, die, wie so oft, nichtmehr ohne Schmerz
in ihre Löcher wollten. Als er diesen Kampf beendet hatte, machte er sich
daran, seine Haare zu bändigen, was zum Glück ein schnelleres Vergnügen war.
Nicht so schnell dagegen war die Suche nach einem passenden Outfit und murrend
zog er sich eine einfache Jeans und sein rot-schwarz gestreiftes T-Shirt von
Sex Pot an. Als hätte er es geahnt, fing seine Mutter sofort wieder zu nörgeln
an und Miku fragte sich, ob der Grund dafür der Totenschädel oder der
Schriftzug war. Bou, der sich bis dahin mit Mikus Vater unterhalten hatte,
brachte seine Mutter zum schweigen, als er meinte, das er auch so ein cooles T-
Shirt haben wollte. Das Frühstück verlief ruhig, jedenfalls bis der Postbote
kam und für Miku und seine Schwester einen Brief hatte, indem ihre Oma ihnen
beiden ein kleines Sümmchen mitgeschickt hatte. Miku und Bou verabschiedeten
sich nach dem Frühstück sofort, aber vorher musste er seiner Mutter
noch hoch und heilig versprechen etwas von dem Geld auf sein Sparbuch zu
bringen. "Wo wollen wir hin?" fragten beide gleichzeitig und lachten dann.
Weder er noch Bou hatten sich darüber Gedanken gemacht. "Ich weiss nicht. Hast
du Geld? Dann können wir in die Stadt und zu Sex Pot. Ich brauch
dringend neue Sachen." Miku war nichtmehr zu retten und schwärmte vor sich hin.
Bou lachte nur und ergriff die Hand des anderen. " Wenn wir zur Bank gehen hab
ich Geld, aber was genau ist Sex Pot eigentlich?" Der braun Haarige kam wieder
in die Realität zurück und wehrend sie zur Bushaltestelle gingen, erzählte er
Bou, das es eine bekannte Modemarke für Punk Kleidung und Assessors war. Sie
schafften es grade noch, den Bus zu erwischen und wehrend der halbstündigen
Fahrt schaute Bou begeistert aus dem Fenster. Miku bevorzugte es zwar, mit dem
Zug zu fahren, aber wie er vermutet hatte, war Bou bis jetzt nicht in der
Innenstadt von Tokyo gewesen. Sie stiegen in der nähe der Bank aus und wehrend
Bou sich vor den Geldautomaten anstellte ging Miku schweren Herzens einen Teil
einzahlen. Als sie wieder draussen waren, nahm Bou sofort wieder Mikus Hand und
die 2 durchstöberten jeden Laden, der auf dem weg zu ihrem Ziel lag. Bou war
jetzt schon aus dem Häuschen, doch als er durch die Reihen mit Kleidung und
anderem Zeug ging, war er nichtmehr aufzuhalten. Sie verbrachten mehr Zeit
damit, Sachen an zu probieren als sich wirklich etwas auszusuchen, was sie auch
kaufen wollten. Miku kaufte sich am Ende nur eine neue Jacke und 2, äußerst
auffällige, Mützen, wehrend Bou sich für einen rosa und schwarz gestreiften
Pulli, eine Hose und viele Stulpen und Kniestrümpfe entschieden hatte.
"Wollen wir in das Café dort?" Miku zeigte auf einen kleinen, gemütlichen
Laden, doch Bous schien nicht zu glücklich über diesen Vorschlag. "Aber dann
hintergeh ich ja meine Eltern." Miku war erst ein wenig perplex, hatte er doch
wirklich vergessen, das Bous Eltern ein Café besaßen. "Dann vielleicht
Eisessen oder in einen Imbiss?" zu Mikus Freude hellte sich Bous Gesicht
wieder auf und sie beschlossen, einen Imbiss auf zu suchen, da es mittlerweile
schon Mittagszeit war und ihnen beiden der Magen knurrte. Zum Essen setzten sie
sich an einen Brunnen, da es in dem Imbissüberfüllt war. Miku bemerkte erst
jetzt, dass an diesem Brummen fast nur Pärchen saßen, und als sie auf Miku und
Bou aufmerksam wurden, hörte man von allen Seiten ein "Kawaii.", oder "So eine
süße Freundin." Es war Miku kaum aufgefallen, das Bou, obwohl er eine Hose
trug, trotzdem noch wie ein Mädchen aussah, besonders jetzt, wo er sich einen
Zopf gebunden hatte. Nach dem essen blieben sie noch eine Weile dort sitzen
und Miku fragte Bou über Amerika aus. Bou erzählt fröhlich von seiner Schule
und wie unterschiedlich doch alles von Japan war. Alles in allem war es ein
schöner Nachmittag gewesen, obwohl irgendwann das Thema Prüfungen anstanden,
die immerhin schon nächste Woche waren, aber beide waren sich sofort einig, das
sie durchfallen würden, also war's immerhin nur halb so wild. "Was machst du
eigentlich in den Ferien Miku?", der angesprochene sah etwas verwirrt zu Bou,
der nun schüchtern zu Boden sah, als hätte er eine peinliche Frage gestellt.
"Nichts, wieso?" Jetzt wurde Bou zu allem Überfluss auch noch zart rosa im
Gesicht und Miku kam sich etwas hilflos vor. "Sachiko wollte mit einer Freundin
für ein paar Tage nach Shizuoka ans Meer, aber ihre Freundin hat angesagt und
jetzt will sie nicht mehr und ich dache…vielleicht möchtest du ja…also ich
würde gerne mit dir fahren." Bou stotterte verlegen und sah die
ganze Zeit den Boden an und nun wurde selbst Miku etwas Rosa um die Nase. "Wenn
es keine Umstände macht." der blonde hatte endlich wieder aufgesehen und
umarmte den anderen freudig. "Wie schön! Ich muss nicht alleine fahren." Miku
sah sich verlegen auf dem Bahngleis um, wehrend er Bou, der immer noch eng an
ihn geschmiegt war, über die Haare strich. Es waren viele Leute da aber jeder
kümmerte sich nur um sich selbst und soweit Miku sehen konnte, war niemand aus
seiner Klasse da. "Hey Bou." obwohl er flüsterte, hob Bou den Kopf und er
andere ergriff die Chance und Küsste den kleineren zärtlich.
"Knutschen in der Öffentlichkeit ist verboten!" Die 2 angesprochen erschraken
uns sahen sich nach der Person um, die sie unterbrochen hatte. "Te-ru-ki!"
Mikus Stimme glich mehr einem knurren als etwas anderes, doch das störte Teruki
nicht, der nur vergnügt mit seinem Handy spielte und vor sich hin grinste.
"Macht ruhig weiter, ich hab meinen Film." Teruki drehte sich um, da der Zug
endlich einfuhr, doch bevor einer der beiden reagieren konnte, war Bou schon zu
Teruki gerannt und versuchte ihm das Handy aus der Hand zu reissen. "Lösch das
sofort wieder!" Miku zog Bou zu sich, der immer noch versuchte an das Handy zu
kommen. "Ganz ruhig kleiner. Ich hab euch nicht gefilmt. Willst du nachgucken."
Teruki hielt Bou das Handy hin und dieser nahm es auch, doch anstatt das Menü
ab zu suchen, warf er das Handy in einen der nun leeren Gänge und zog Miku mit
in den Zug, der dann auch schon abfuhr. Miku traute sich nicht zu fragen, was
das sollte. Der kleine zitterte so doll, das er sich seinen Teil dazu denken
konnte, also versuchte er Bou zu beruhigen. Da der kleinere an diesem Abend im
Café arbeiten musste, war ihr erster gemeinsamer Nachmittag in einem Desaster
geendet und Miku schwor sich, Teruki dafür umzubringen. Bou ging, ohne ein
weiteres Wort zu sagen zur Arbeit, wehrend Miku sich fluchend auf den Heimweg
machte.
"Was schimpfst du so? Hast du streit mit Bou?" Miku war so in Gedanken, dass er
nichtmal bemerkt hatte, wie Sachiko neben ihm aufgetaucht war und in böse
anfunkelte. "Nein hab ich nicht. Teruki, ein Kumpel von mir hat behauptet er
hätte uns beim küssen gefilmt." Es war Miku peinlich mit jemandem,
den er kaum kannte darüber zu sprechen, das er einen Jungen geküsst hatte,
obwohl er sich sicher war, es noch viel peinlicher zu finden, hätte er ein
Mädchen geküsst. Sachiko lachte nur und schien sich einen Keks zu freuen, das
ihr Bruder mit nem anderen Kerl rum knutschte. "Du musst Bou verzeihen, er
ist extrem Schüchtern. Jedenfalls tief in ihm drin. Nimm es ihm nicht übel."
Der braun Haarige war erleichtert, das Bous Reaktion aus purer Scham entstanden
war und nicht aus anderen ominösen Gründen. Sachiko schien sich die Wolke 7
wirklich mit Bou zu teilen, aber er war froh, das sich wenigstens einer für sie
freute, da Kanon und Teruki damit beschäftigt waren, sich über Miku lustig zu
machen. Sie trennten sich als sie endlich ankamen und obwohl Miku versuchte
leise in sein Zimmer zu schleichen, wurde er von seiner Schwester überrascht,
die sofort wieder das Gerücht in die Welt setzte, er hätte was mit Sachiko.
Wehren sein Eltern nicht da gewesen, hätte er sie definitiv geknebelt und in
die Besenkammer gesperrt.