Zerrissene Seele
Miku stand vor seinem offenen Kleiderschrank und packte ein paar Sachen in
seine Tasche. Er hatte es grade geschafft Kanon zu erreichen, aber als er
angefangen hatte sich seinen Herzschmerz von der Seele zu reden hatte dieser
ihn unterbrochen und gemeint, er solle vorbei kommen, da solche Sachen
nichts für Telefongespräche wären. Gesagt getan. Kaum hatte Kanon aufgelegt
hatte Miku auch schon seine Tasche gepackt.
Er suchte verzweifelt nach seinem Handy, denn als er seiner Schwester gesagt
hatte, sie wäre heute Abend allein zu Hause, hatte sie probt angefangen zu
heulen. Miku rief sich selbst aufs Handy an, da er absolut keine Ahnung hatte,
wo er es hingelegt hatte. Er folgte dem schrillen Klingelton bis ins Bad und
fand den kleinen Krachmacher im Wäschekorb. "Na endlich. Ich werd Bou ne SMS
schreiben, Maiko kann sicher rüber wenn was ist." Noch wehrend er mit sich
selbst redete tippte er die Nachricht ein und verschickte sie. Kurz darauf kam
ein fröhlicher Smily von Bou zurück, der wohl 'ja' bedeutete. "Maiko du
kannst rüber wenn was ist und meine Handynummer hast du ja auch noch." Seine
Schwester hatte immer noch Tränen in den Augen als Miku die Tür hinter sich
schloss. Miku wurde durch eine plötzliche Bewegung in seiner Jackentasche aus
den Gedanken gerissen und bevor er sich beherrschen konnte, entwich ihm schon
ein schrilles Quieksen. Er war nur froh, das in dieser Gegend kaum Häuser
standen, trotzdem spürte er, wie sich die Röte in seinem Gesicht ausbreitete.
Zögernd öffnete er den Knopf der Tasche und fragte sich, warum ihm nicht schon
beim zumachen aufgefallen war, wie dick die Tasche war. Vorsichtig lies er
seine Finger in die Tasche gleiten und berührte etwas warmes, flauschiges. Miku
wurde immer unwohler im Magen, wehrend seine Finger nun die Fellkugel
umschlungen und er musste feststellen, dass das, was er nun in der Hand hielt
Lebte. Er gab sich einen kleinen Ruck und zog seine Hand heraus. Sein Blick
fiel auf etwas kleines, braun-weißes, das sich jetzt versuchte aus seinem Griff
zu befreien und dabei rum quiekste. "Mikuru? Was machst du in meiner Tasche?"
Er lockerte den Griff um seinen Hamster und setzte ihn sich auf den Kopf. "Ich
glaub ich sollte dich öfters in deinen Käfig tun." Miku wurde wieder einmal
bewusst, das der Hamster absolute Narrenfreiheit hatte und eigentlich
nur zum fressen und scheissen in seinen Käfig ging. Miku durchforstete im gehen
seine Taschen und fand den Müsliriegel, den er sich eingepackt hatte. Er
brach ein Stückchen ab und hielt er über seinen Kopf, bis der Hamster es
genommen hatte. "Und wehe du verklebst das in meinen Haaren!" Miku ahnte
schlimmes, teilte sich aber weiterhin den Riegel mit Mikuru.Nach einer guten
halben Stunde erreichte er endlich Kanons Wohnung und klingelte. Ein poltern
war zu hören, dann ein Rumsen und Miku konnte hören wie jemand laut Fluchte.
Das Licht wurde angemacht und kurz darauf öffnete Kanon die Tür. "Hey…" Miku
fiel nicht mehr ein, das er sagen konnte. Er zog sich seine Schuhe aus und
folgte Kanon in sein Zimmer. Auf dem Weg dahin sah er den Grund, warum
es so ein gepolter gegeben hatte. Kanon war offensichtlich in der Dunkelheit
gegen den etwa hüfthohen Medizinschrank gelaufen, der im Flur stand. "Was macht
der Hamster auf deim Kopf? Ich hab keinen Käfig." Miku setzte sich auf das Sofa
und nahm den Hamster von seinem Kopf. "Das ist ein elender Schwarzfahrer. Der
hat sich in meine Tasche geschlichen." Kanon lachte vergnügt und reichte Miku
eine Wollmütze. "Die muss ihm als Nest reichen."
"Eine Mütze von Sex Pot… du bist ein verwöhnter Hamster." Miku musste zugeben
das er Neidisch war. "Tja kleiner, wenn du dein Taschengeld mal sparen würdest,
anstatt Hentai Mangas zu kaufen, könntest du dir auch ordentliche Sachen
kaufen." Kanons schadenfrohes Grinsen brachte Miku zum schmollen.
"Meine Mum hat mein Taschengeld gekürzt. Deine Eltern sind Steinreich. Du hast
sogar ne eigene Wohnung."
"Such dir n Nebenjob, aber du wolltest mir am Telefon doch sicher nicht deine
Geldsorgen anvertrauen." Miku schüttelte den Kopf und seufzte schwer. Er
wusste, dass er bei Kanon auf offene Ohren traf und das er Geheimnisse für sich
behalten konnte, aber jetzt kam er sich ein wenig dumm vor. "Ich weiss
einfach nicht, was mit mir los ist. Seit ich Bou das erste mal gesehen hab,
geht er mir nichtmehr aus dem Kopf."
"Ist doch ganz klar, du bist verliebt Miku. Ich gratuliere, du wirst
erwachsen."
"Aber Bou ist ein Kerl. N' Typ, das… das ist einfach…unfair." Miku bemerkte
erst jetzt, das Tränen über seine Wange rannen. Kanon setzte sich neben ihn und
legte seine Arme um den kleineren, um ihn zu trösten.
"Glaub mir, wenn die Liebe immer so fair wäre, würden wir alle weniger leiden.
Wir können uns nicht aussuchen, in wen wir uns verlieben. Es ist passiert. Shit
happens! Aber weisst du was? Wir leben nichtmehr im Mittelalter. Schwul sein
ist okey und ausserdem, vielleicht ist es nur ne Phase, aus der du wieder raus
wächst." Kanons Worte gaben Miku wieder etwas Mut und er wischte sich die
Tränen aus dem Gesicht. Er erzählte Kanon alles über seine Gefühle, seine
Träume und auch seine kleinen Sehnsüchte. Er erzählte ihm auch, was an diesem
Nachmittag passiert war, vermied es aber, über Bous Vergangenheit zu Reden, da
Bou ihn sicher hassen würde, wenn Miku einfach seine intimsten
Geheimnisse rum erzählte.Kanon zündete sich seine letzte Zigarette für diesen
Tag an. Miku lag auf dem Bett und war schon vor einer halben Stunde
eingeschlafen. Er öffnete das Fenster weit und lehnte sich leicht heraus.
Er hatte zwar bemerkt, dass Miku für Bou schwärmte, aber das es ihn so
erwischen würde, hätte er niemals gedacht. "Scheisse…", Kanon hatte seine Kippe
abbrennen lassen und es erst bemerkt, als die heisse Asche seine Finger
verbrannte. Automatisch lies er die Zigarette fallen und sah ihr ein wenig
wehmütig nach. Er raffte sich auf, nahm ein kleines Bündel vom Stuhl und
verliess das Zimmer.Nach ein paar Minuten kam er zurück in sein Zimmer, schloss
das Fenster und die Vorhänge und drehte sich dann zu seinem größeren Problem.
Er wusste wie schwer es war Miku zum schlafen zu bringen und wollte ihn jetzt
nicht aufwecken, aber er hatte keine andere Wahl. Wenn sich dieses Wiesel auch
so breit macht, dacht er sich und schob den schlafenden Körper auf eine Seite
des Bettes. Ein paar mal hatte er gedacht, Miku wäre aufgewacht, aber zum Glück
schien er einen erfreulichen Traum zu haben. Kanon zog die Decke unter ihm
hervor und deckte ihn vorsichtig zu. Danach nahm er sich die Gästebettwäsche
aus dem Schrank und legte sich neben Miku. Es dauerte etwas bis Kanon
einschlief. Er starrte die ganze Zeit in die Dunkelheit und hörte Miku und
Mikuru dabei zu, wie sie um die Wette atmeten.
Der schrille Ton des Weckers riss Miku aus seinem Schlaf und er bemerkte dann
erst, das er halb auf Kanon lag. "Ohayo Schatzi." Miku musste erst überlegen
was schlimmer war, halb auf Kanon zu liegen, oder auch noch von diesem dabei
ertappt worden zu sein. Nachdem er beschlossen hatte, das beides gleich schlimm
war, löste er sich langsam von Kanon und vergrub sich wieder unter der Decke. "
Wenn du Frühstücken willst musst du dir selbst was kochen." Miku hatte weder
Lust zu kochen noch wollte er aufstehen, aber er hatte schon gestern den ganzen
Unterricht verpasst und so musste er sich wohl oder übel von dem kuscheligen
Bett trennen.Kanon war schon dabei sich an zu ziehen, als Miku endlich aus den
Federn gekrochen war. "Oh, und keine Angst, ich werd Bou nicht erzählen, dass
du mit mir geschlafen hast.", erneut wurde Miku rot im Gesicht. "Ich hab nicht
mit dir geschlafen!", entgegnete er Zickig und das war scheinbar die Reaktion,
die Kanon hervorrufen wollte, da er Lachte und sich über Miku lustig machte.
Den ganzen Weg bis zur Schule musste sich Miku Kanons Sticheleien gefallen
lassen und egal wie doll er überlegte, er fand nichts, was er gegen Kanon
verwenden konnte.
"Kommt Bou eigentlich heute? Immerhin seid ihr ja gestern beide verschwunden."
"Er hat gestern noch gesagt das er kommt, aber er ist bestimmt noch nicht da."
Miku bemerkte, das Kanon seine Hand hob um jemanden zu grüßen und drehte sich
wieder nach vorn, um zu sehen, ob es vielleicht Teruki war. Kaum hatte er den
anderen gesehen, bemerkte er einen stechenden Schmerz im Gesicht. Am liebsten
wäre Miku zusammen gesackt, doch Teruki hielt ihn am Kragen fest. Er lies seine
Schultasche fallen, und als er seine Augen öffnete, sah er noch einmal Terukis
Faust auf sich zu kommen. Ein starker Schmerz durchfuhr den Körper des
kleineren und er fiel rückwärts auf den harten Boden. Er spürte eine warme,
klebrige Masse über sein Gesicht laufen und seine Nase schmerzte so sehr, dass
er sich sicher war, sie sei gebrochen. Wieder liessen Schmerzen seinen Körper
erzittern, als Teruki ihm in den Bauch trat. Miku zog scharf Luft ein, was dazu
führe, dass seine Nase wieder Schmerzte und er Blut verschluckte. Als er
plötzlich hochgehoben wurde und spürte, wie man ihn weg trug, wagte er noch
einmal seine Augen zu öffnen. Verschwommen sah er, wie Kanon nun auf Teruki
einschlug, wehrend andere Mitschüler und Lehrer versuchten die beiden
auseinander zu bringen.
"Sie haben Glück, ihre Nase ist nicht gebrochen." Miku schlug die Augen auf und
fand sich im Krankenzimmer wieder. Dort wo eigentlich seine Nase hätte sein
sollen, war ein großes Stück Watte festgeklebt worden und als er sich
aufsetzte, taten seine Rippen weh. " Wenn sie heute Abend immer noch so dolle
Schmerzen haben, fahren sie bitte in ein Krankenhaus und geben das hier ab."
Die Krankenschwester gab ihm einen Zettel und verwies ihn dann, zum Unterricht
zu gehen. Die ersten 2 Stunden hatte Miku völlig versäumt und die dritte Stunde
war auch schon halb rum. Er klopfte leise an die Tür von seiner Klasse und
öffnete sie dann. Seine Lehrerin sagte nichts also setzte er sich sofort auf
seinen Stuhl und bemerkte den leeren Platz neben sich. Bou war also doch nicht
gekommen. Als es zur Pause klingelte wagte Miku erstmal einen Blick in seine
Schultasche. Mikuru lag seelenruhig, in sein altes T-Shirt gerollt, da und
schlief. Als er sich dann den anderen anschloss, die raus gingen, hielt seine
Lehrerin ihn zurück. "Weisst du etwas von Saitou-kun? Ihr habt gestern schon
gefehlt." Miku redete sich damit raus, dass es Bou schlecht ging und er ihn
nach hause gebracht hatte, aber wo er heute sei wüsste er auch nicht. Danach
wurde er noch dazu verdonnert, alle Aufgaben für Bou mit zu erledigen,
damit ihm später nichts fehlen würde. Miku war froh, als er sah, das Kanon
alleine war und scheinbar auf ihn wartete, denn kaum hatte er den kleineren
gesehen, hatte er seine Zigarette weg geworfen und war zu ihm gerannt. "Wie
geht's dir? Nichts gebrochen? Ich weiss echt nicht, was mit Teruki los ist,
aber er wurde für ne Woche suspendiert."
Miku hatte es selten erlebt das Kanon die Fassung verlor, umso mehr
schmeichelte es ihn, dass er es wegen einer Schlägerei und um Sorge um ihn tat.
Die restlichen Stunden vergingen für Miku nur schleichend, da seine Rippen bei
jeder Bewegung schmerzten und seine Nase so angeschwollen war, dass er durch
den Mund atmen musste, wobei er sich ziemlich dämlich vorkam. Zum Glück vielen
die letzten Stunden wegen einer Konferenz aus, so das Miku schon früher nach
hause kam. Er wollte grade bei Bou klingeln, als die Tür aufgerissen wurde und
eine völlig entsetzte Sachiko vor ihm stand.
"Wo ist Bou? Du warst doch gestern bei ihm! Was ist passiert." Sachiko redete
schnell und zum Teil in Englisch so das Miku einen Moment brauchte um die
Situation zu verstehen. " Was meinst du mir 'Wo ist Bou'?" Sachiko sah ihn
verdutzt an, sprach jetzt aber ruhiger. "Komm rein… okey… was ist gestern
zwischen dir und Bou passiert?" Miku folgte ihr in die Küche und setzte sich
zögernd auf einen der Stühle. "Nicht viel, ich meine, also er hat erzählt, was
ihm passiert ist." Als Miku Sachikos fragenden Blick bemerkte, erzählte er ihr
die Geschichte, nicht sicher, ob er sie glauben sollte oder nicht. "Das
stimmt nicht, oder eher nur zur Hälfte." Miku spürte seinen Mund aufklappen und
seine Augen weiteten sich. "Nani?" Sachiko sah ihn entschuldigend an. "Hier…
schau das Foto." Sie schob ein Foto zu ihm, das auf dem Tisch lag. Miku nahm
das Foto und sah es an. Sachiko war sofort zu erkennen, obwohl es ein
älteres Bild war, war sie trotzdem schon recht groß und dünn. Vor dieser
jüngeren Sachiko knieten 2 Kinder. 2 kleine Bous. Sie trugen eine Schuluniform,
die Miku nicht zuordnen konnte. "Sie sind Zwillinge. Kazuhiko und Katsumi."
Miku sah sie schockiert an und obwohl er schlimmes ahnte, stellte er
seine Frage. " Was ist passiert?" Er hörte, wie Sachiko noch einmal Luft holte,
bevor sie zu erzählen anfing. "Früher, als wir in Kyoto lebten, wohnten wir mit
der Familie meiner Tante zusammen. Kyoske, das war kein Mitschüler sondern
unser Onkel, und er lebt noch und ist nicht im Gefängnis." Wieder klappe Mikus
Mund auf und ihm wurde schlecht. "Er hat Bou Gitarre spielen beigebracht und
als Gegenleistung hat er sich Abends, wenn keiner zu Hause war, ins Zimmer der
Zwillinge geschlichen. Katsumi hat es irgendwann nichtmehr ausgehalten und hat
es uns gesagt, aber Bou hat ihr eine Ohrfeige gegeben und sie angeschrien.
Daraufhin ist sie Weg gerannt. Obwohl ein Taifun das Gebiet unsicher machte,
haben wir den ganzen Abend gesucht, aber ohne Erfolg. 3 Tage später fand man
ihre Leiche in einem See." Sachiko nahm ein Taschentuch und wischte sich die
Tränen aus dem Gesicht. "Bou musste danach in eine Klinik, aber unserem Onkel
konnte nichts nachgewiesen werden. Wir sind nach einem halben Jahr nach Amerika
ausgewandert, da mein Vater dort Familie hat, die uns geholfen hat und Bous
zustand verbesserte sich in der Amerikanischen Klinik, aber er hat uns nie
erzählt, was wirklich passiert ist, wenn keiner da war." Sachiko nahm das Foto
und sah es kurz schweigend an. "Bou gibt sich die Schuld an ihrem Tod. Er hat
seit damals nie wieder ihren Namen erwähnt oder sonst gezeigt, das sie mal
existiert hat, aber dafür versucht er sein Leben für sie zu Leben." Miku
schluckte schwer. Das erklärte immerhin Bous weibliche Neigung. "Er hat nichts
davon erwähnt und er wollte eigentlich heute in die Schule."
"Er ist auch zur Schule gegangen, das hat er uns gesagt, aber die Lehrerin hat
angerufen und gefragt wo er ist." Miku strängte jede Zelle seines Gehirns an,
doch der Schock, das Bou eine tote Zwillingsschwester hat, ging ihm nicht aus
dem Kopf. Als das Telefon klingelte und die unheimliche Stille durchbrach,
erschraken die 2 und Sachiko ging schnell zum Telefon. Miku hörte noch, wie sie
etwas murmelte, das wie 'Bitte nicht Mama und Papa' klang, doch dann trat
wieder Stille ein, denn das Telefon befand sich im Wohlzimmer. Miku kam es vor
wie eine halbe Ewigkeit, bevor Sachiko zurück kam. "Das war Dr. Karuma. Er hat
Bou gefunden. In Kyoto! Er bringt ihn her." Miku war Aufgestanden und Sachiko
hatte sich ihm um den Hals geworfen und weinte nun vor Freude. "Wie lange
braucht man von Kyoto hier her? Ich komm rüber wenn Bou zurück kommt."
"Ich… am besten ich ruf dich kurz an. Der Doktor will sich noch mal melden."
Miku nickte nur und verabschiedete sich. Zuhause ging sofort hoch in sein
eigenes Zimmer, setzte Mikuru in seinen Käfig und legte sich dann vorsichtig
auf sein Bett. Er ignorierte den Schmerz und kuschelte sich noch mehr in
sein Kissen. Er wusste nicht warum er weinte. Natürlich war das, was Bou erlebt
hatte Traurig, aber warum weinte er dann so sehr? Warum verspürte er plötzlich
diese Leere in sich drin, die ihn zu erdrücken drohte. "Miku?" Der
angesprochene erschrak, als er die Stimme seiner Schwester hörte. "Du
weinst doch nicht etwa?" Miku wusste nicht warum, aber stand plötzlich auf und
ging zu seiner Schwester. Maiko, die ihren Bruder noch nie so erlebt hatte,
wich einen Schritt zurück und als Miku sie dann noch in den Arm nahm, hatte sie
endgültig das Gefühl, im falschen Film zu sein.
"Ich hab dich lieb Maiko. Egal was ich sage."
"Das weiss ich doch du Idiot… was ist los? Hast du Drogen genommen?" Miku
stellte sich wieder aufrecht hin und lächelte seine Schwester an, der jetzt
auch kleine Tränen in den Augen glitzerten.
"Nein… und jetzt raus aus mein Zimmer!" Miku war mit einem mal wieder er selbst
geworden und scheuchte Maiko aus seinem Zimmer. Er konnte es nicht fassen,
nicht nur das seine Schwester ihn beim heulen erwischt hatte, nein, was fiel
schlimmer war, er war auch noch nett zu ihr gewesen. Sein ruf als
gemeiner Bruder war damit zunichte gemacht worden. Als es an der Tür klingelte
sprang Miku sofort auf und lief nach unten, aber statt Sachiko oder Bou
standen seine Eltern im Hausflur und Maiko ergriff die sofort Situation und
erzählte, was Miku vorhin gemacht hatte. Seine Mutter ging sofort zu ihm und
meinte nur, sie sei Stolz, das ihr Sohn endlich erwachsen würde. Er war froh,
das keiner fragen über seine Nase stellte und konnte sich somit darüber
Gedanken machen, wie er sich für diese Aktion an seiner Schwester rächen
konnte.
Es war bereits Abend, als Sachiko endlich anrief und als Miku das Wohnzimmer
verlies, war er sich sicher zu hören, wie seine Mutter zu der Überzeugung kam,
dass er was mit Sachiko am laufen hatte. Sachiko stand schon in der Einfahrt
und sah ungeduldig die Einfahrt rauf, als sich Miku neben sie Stellte. Ein
schwarzer Wagen erschien kurz darauf am Horizont und nährte sich langsam dem
Haus. Ein älterer Man stieg aus, hob seine Hand zum Gruß und öffnete dann eine
andere Wagentür. Zögerlich stieg ein zerbrechlich wirkender Bou aus dem Wagen.
Die Augen auf den Boden fixiert, nährte er sich ihnen, in Begleitung des
anderen Mannes. Bou ging gradewegs an ihnen vorbei, ohne auch nur einmal
kurz auf zu sehen. Miku hatte das Gefühl, als würde ihm das Herz im Leib
zerrissen. Er drehte sich um und rannte sofort wieder zurück zu seinem eigenen
zuhause. Er wollte jetzt nur noch alleine sein, also schloss er seine
Zimmertür, drehte die Musik so laut auf wie er konnte und schrie sich die Seele
aus dem Leib. Er wollte nur noch schreien, egal wie viele Schmerzen es ihm
bereitete.