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Der Bluterbe (Tanz der Vampire FF)

Wie schon der Titel sagt, ne FF zu Tanz der Vampire mit Herbert als Schwerpunkt ^^
von

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Von den Anfängen bis zum Ende des Films...

Leicht klopfte sie an das riesige Tor. Der Kleine in ihren Armen zitterte. „Alles wird gut….“, versuchte die Mutter ihr Kind zu beruhigen, während sie ihn sanft streichelte, „wir sind ja schon da.“

Plötzlich öffnete jemand die Tür. Die Dame erschrak sichtlich vor der Person – war das überhaupt ein menschliches Wesen? Er oder es hatte einen Buckel, weit vorstehende Vorderzähne, sah sehr ungepflegt aus und er besaß riesige Hände, die den Pranken eines Tieres glichen und mit festem Griff einen Kerzenleuchter umklammerten. „Was wollen Sie?“, ächzte dieser dann.

Die Frau sah, bevor sie eine Antwort bekam, zu dem Kleinen. Doch dieser schien keine Angst zu haben – im Gegenteil – er streckte dem Fremden seine kleinen Händchen entgegen und lächelte.

„Was wollen Sie?“, fragte der Bucklige ungeduldig. „Ich … ich denke, ich bin hier falsch“, begann sie dann, „ich wollte zu Breda. Entschuldigen Sie…“ Die Dame wollte schon gehen, doch der Fremde widersprach: „Sie sind hier richtig, wenn Sie Graf Breda von Krolock suchen…“

„Wirklich? Er ist hier? Breda ist hier?“, freute sie sich. Der Bucklige nickte. „Treten Sie ein. Der Graf braucht dringend Gesellschaft, obwohl er versucht den Kontakt mit Menschen zu meiden, da er nicht in Versuchung kommen will.“ „Bitte?“ Die Frau schien verwirrt. „Folgen Sie mir einfach!“

Die Dame trat zusammen mit ihrem Kind ein. „Es ist Besuch für Sie gekommen, werter Graf!“ „Besuch?“, wunderte sich der Graf. „Diese Person behauptet Sie zu kennen.“ „Ich komme sofort, Koukol!“

„Ah. Koukol heißt der Bucklige also“, dachte sich die Frau. Ihr Kind blickte und fuchtelte freudig herum und gab quietschende, vergnügte Laute von sich. Koukol warf einen angsteinflößenden Blick auf das Kind und zeigte ihm zur Drohung seine Zähne. Doch das störte den Kleinen nicht im Geringsten. Er war genauso gelassen und vergnügt wie zuvor.

Der Graf kam hinunter. „Du bist es wirklich, Breda!“, freute sie sich dann und umarmte ihn stürmisch – so gut es mit dem Kleinen möglich war. Koukol ging fort und ließ die beiden – na ja eigentlich die drei – allein. „Wir haben uns ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen“, bemerkte der Graf. „Du klingst nicht sehr erfreut“, wunderte die Frau sich sichtlich enttäuscht. „Es hat einen Grund: Es wäre zu … gefährlich für dich hier zu bleiben. Bitte gehe wieder nach Hause!“, ersuchte er sie ohne Umschweife.

Die Dame lächelte. „Du wirst deine Meinung schon noch ändern!“ „Warum?“, wollte der Angesprochene neugierig wissen. „Deshalb!“ Die Dame streckte ihm das Kleinkind entgegen. Der Graf hatte zwar eine Vorahnung, was den Kleinen betraf, schwieg aber.

„Das ist dein Sohn: Graf Herbert von Krolock!“, erklärte sie voll Freude. Der Graf war so erstaunt, dass er anfangs nichts bemerkte. Doch dann bat er sie: „Nimm du Herbert und schenke ihm ein normales Leben.“ „Aber…“ Die Frau war verwirrt.

„Du weißt doch noch, als ich die Nachricht erhielt, mein Vater würde im Sterben liegen“, begann er zu erklären. Sie nickte. „Damals habe ich noch nicht gewusst, dass ich ein Kind erwarte. Aber als ich dann Herbert zur Welt brachte, eilte ich sofort los, um dich zu suchen, was aber ganz schön schwierig war. Ich meine, wer wohnt schon in so einem unzugänglichem Schloss?“ Breda fuhr ohne Umschweife fort: „Ich bin dann natürlich sofort zu meinem Vater geeilt und er erklärte mir, dass ich die Familientradition fortsetzen müsse… dass er nicht der Letzte von Krolock sein wollte.“

„Und jetzt hast du sogar ein weiteres Mitglied der Krolocks!“, erklärte sie freudig. Der Kleine blickte währenddessen eifrig hin und her und wollte mit seinen Händchen seinen Vater anfassen.

„Dann hat er mir sein Schicksal gegeben“, setzte er etwas traurig seine Erzählung fort, „er hat mich gebissen und so zu einem Vampir gemacht.“ Die Dame erschrak sichtlich und klammerte Herbert fester an sich. „Also geh bitte. Ich habe zwar nie die Absicht einen Menschen zu töten, ich nähre mich von den Wölfen, aber ich weiß nicht wie sehr ich das kontrollieren kann…“ Sie nickte und begann zu weinen.

„Sag tschüss zu deinem Papa…“, bat sie Herbert dann. Dieser verstand zwar die Bedeutung des Satzes nicht, aber er merkte, dass seine Mutter traurig war und piepste irgendetwas Unverständliches.

Plötzlich sank der Graf zu Boden. Er merkte, wie ihm das Atmen schwer fiel, er wusste, dass seine Seite als Vampir sich nach ihrem Blut sehnte. Er starrte zu seiner Liebsten, die gerade gehen wollte und keuchte, sie solle schneller rennen, doch das war leider so unverständlich, dass sie sich umdrehte, da sie um die Gesundheit ihres Liebsten sorgte.

„Was ist mit dir los?“, fragte sie besorgt. Hundertstelsekunden später ging sie vor Schmerzen schreiend zu Boden. Das Blut spritzte aus ihrem Körper, als der Graf ihren Körper wie vom Teufel besessen zerfleischte. Voll Blut erhob sich Krolock von ihr – zitternd und weinend. Er war still. Nichts und niemand gab einen Laut von sich.

„Diese verdammte unstillbare Gier“, fluchte Krolock noch immer weinend, während er sich über ihre Leiche beugte. Es bestand keine Aussicht auf Rettung. Als gläubige Christin trug sie stets einen Anhänger mit einem Kreuz um den Hals, was ihr die Verwandlung in einen Vampir verwehrte.

„Wääh!“, heulte der Kleine, der neben seiner Mutter auf dem Boden lag – ebenfalls voll von ihrem Blut.

Krolock sah ihn an. „Nein, bitte … mein Kind will ich nicht verlieren, bat er sich selbst, doch seine Gier nach Blut ließ ihn den wehrlosen Kleinen attackieren, doch etwas war seltsam. Als er den Kleinen mit seinen Zähnen gebissen hatte, merkte er, dass der Junge einfach weiterheulte und es trat kein Blut aus seinem Körper.

Als er seinen Sohn darauf genauer untersuchte, merkte er, dass dieser ebenfalls außergewöhnlich lange Eckzähne hatte. Er war wie er ein Vampir. Das hatte er höchstwahrscheinlich von Bredas Vater geerbt – wie auch immer – er war ein Vampir.
 

Noch am selben Tag beerdigte er seine Liebste auf dem Friedhof, der vor seinem Schloss lag. Krolock konnte zwar seinen Sohn das Ganze halbwegs vergessen lassen, aber dennoch hatte dieses Ereignis tiefgehende Auswirkungen auf Herbert, was sich aber erst circa zweihundert Jahre später herausstellte…

„Papa!“ Herbert hüpfte vom Hocker, den er sich hingestellt hatte um durch das Fenster die Winterlandschaft zu betrachten. Dann lief er zu seinem Vater, der es bevorzugte sich in dunklen Räumen aufzuhalten.

„Darf ich einmal runter ins Dorf!“, bettelte er dann. Graf von Krolock seufzte. „Mein Junge, ich will versuchen, dir mein Schicksal zu ersparen. Denn es ist erträglicher als Sterblicher zu leben, auch wenn das Leben dafür früher beendet ist…“

Herbert blickte zu seinem Vater auf. Er hatte das zwar nicht ganz verstanden, aber er schloss daraus, dass sein Vater nicht ganz zufrieden war. „Was heißt das? Darf ich jetzt, oder nicht?“, erkundigte er sich.

„Weißt du, die Leute sind anders als wir…“, begann sein Vater nun zu erklären, „sie müssen täglich essen und trinken, damit sie nicht sterben, sie können sich in einen Spiegel sehen und erkennen sich dort, sie schlafen wenn es dunkel ist und sind wach, wenn es draußen hell ist, außerdem sieht jemand schon nach sechs Jahren genauso aus, wie du jetzt – und du bist schon – na ja eigentlich erst – zweihundert Jahre alt.“

„Bitte Papa!“, bettelte Herbert und blickte in traurig an, „ich langweile mich!“ „Ich habe eine Idee. Du kannst ja zumindest versuchen mit sterblichen Kindern deines Alters … ich meine deiner Größe … in die Schule gehen…“ Herbert klatschte freudig.

Irgendwie bereute er seine Worte bereits. Aber was konnte er schon verlieren. Also schrieb er einen Brief, in welchem er bat Herbert in die Schule aufzunehmen. Außerdem legte er noch etwas Geld bei um sicher zu gehen, dass sie seinen Sohn aufnehmen würden.

„Tschüss Papa! Ich gehe dann!“, rief Herbert zu seinem Vater, als er das Schloss verließ. Doch sein Vater schlief in der Gruft und hörte ihn nicht. Herbert hingegen gab einen Teil seines ewigen Lebens auf, um das Licht sehen zu können, oder hatte das Schicksal doch anderes mit ihm vor?

Als es dämmerte, erhob sich Breda aus seinem Steinsarg und ging hoch zu dem Zimmer seines Sohnes, um sich von ihm nach dem ersten Schultag zu erkundigen.

„Es war echt toll! Ich habe so viele Leute kennen gelernt!“, erzählte er freudig, „nur ein paar haben mich ausgelacht, weil ich so lange Haare habe. Aber die blöden Mädchen haben teilweise noch längere Haare gehabt und wurden nicht ausgelacht…“ Breda versuchte seinen Sohn zu beruhigen und fragte dann: „Warum sind die Mädchen eigentlich blöd?“

„Weil sie blöd sind! Das ist einfach so!“, gab Herbert als Antwort, als wäre das das Selbstverständlichste der Welt, „aber ich sitze jetzt neben einem lieben Buben. Der heißt Joseph und ist ganz nett zu mir.“ Krolock dämmerte es so langsam. Dadurch, dass er seine Mutter sterben sah, entwickelte er eine Abneigung gegen Frauen.

„Na wenigstens hat es dir gefallen“, freute der Graf sich.

Herbert ging jeden Tag in die Schule und erfreute sich daran Freunde zu haben, mit denen er spielen konnte. Im Unterricht tat er sich sehr leicht, da er schon längst lesen und schreiben konnte. Doch er war nicht nur in dieser Hinsicht anders als die anderen. Aufgrund seines doch schon für normale Verhältnisse hohen Alters, verspürte er zum ersten Mal, dass er verliebt war… Und dass die Kleinen noch nicht auf so etwas eingestellt waren, war das geringste Übel…

Wieder einmal war es Abend, der Schultag für Herbert war vorüber und sein Vater stand gerade auf. Langsam ging er zum Zimmer seines Sohnes, doch es war nicht so wie immer. Die Schulbücher und die Hefte lagen auf dem Gang – brutal dorthin geschmissen.

Breda seufzte. Was war denn heute passiert? An der Tür zu Herberts Zimmer angekommen, klopfte er vorsichtig und bat seinen Sohn um Einlass, doch er bekam weder ein Ja noch ein Nein als Antwort.

Also betrat der Graf dann behutsam Herberts Zimmer. Er fand seinen Sohn in seinem Himmelbett liegend, sein Gesicht in das Kopfkissen gedrückt und weinend.

Breda setzte sich auf die Bettkante und fragte Herbert, was mit ihm los sei. Als Vampir ist man so alt, wie man sich fühlt und Herbert schien plötzlich erwachsen zu sein. Vom Aussehen hätte man ihn als Mensch wahrscheinlich um die 20 Jahre eingestuft. Breda fragte sich, welches Ereignis bei seinem Sohn wohl dieses bewirkt hatte. Der Graf selber wirkte alt, sehr alt und das war aufgrund seiner Frau. Als er sie verloren hatte, fühlte er sich älter und wurde es auch…

Herbert setzte sich langsam auf. Er sah sehr traurig aus. An seinen Lippen, am Gewand, welches im Moment nur aus Unterwäsche und einem (nicht mehr) weißem Hemd bestand, den Haaren und auch über das Bett verteilt war Blut. Seine Gesichtsfarbe war zwar weiß wie eh und je und keine Träne ergoss sich über sein Gesicht, da er ja ein Vampir war – ein lebend Toter – eine Leiche, die nicht weinen konnte – nicht so, wie man es versteht, aber dennoch war ihm anzumerken, dass er zu Tode betrübt war.

„Komm erzähl, was passiert ist!“, forderte ihn sein Vater auf. „Ich … ich…“ Herbert rang nach Luft und brachte keinen gescheiten Satz heraus. Sein Vater schaffte es, ihn zu beruhigen.

Dann begann Herbert mit seiner Erzählung: „Du weißt ja noch von Joseph, oder?“ Breda nickte. „Dein Freund, oder?“ Herbert seufzte. „Ja, war er.“ Breda nahm seinen Sohn liebevoll an sich. „Warum? Warum war?“, fragte er Herbert dann. „Ich habe ihm gesagt, dass er für mich sehr wichtig ist und dann habe ich ihm gesagt, dass ich ihn liebe.“

Breda war erstaunt, unterbrach seinen Sohn aber nicht. „Er hat irgendwie nichts damit anfangen können und ist dann weggerannt.“ Breda versuchte ihn zu beruhigen, indem er erklärte: „Du musst wissen, dass die Sterblichen deiner Größe noch nicht deine … wie soll ich sagen … geistige Reife erlangt haben. Sie reagieren eben entsprechend… Mach dir nicht allzu viel daraus. Außerdem ist bei den Sterblichen die Liebe … na ja … Manche denken eben, dass ein solches Verhalten, wie deines nicht ganz normal ist…“
 

~Ich danke allen, die meine FF bis hier hin verfolgt haben und ich hoffe, dass euch die Geschichte gefällt und dass ihr sie weiter mitverfolgt. P.S.: Bitte nehmt euch ein Beispiel an "blutiger-engel" und schreibt mir einen Kommi dazu. Das baut mich auf und garantiert, dass die Story bald weitergeht!~
 

„Aber das Schlimmste … das Schlimmste…“ Herbert schaffte es nicht, sich zu beruhigen. „Was ist denn Schlimmes passiert, mein Liebling?“, wollte Breda wissen. „Aber das Schlimmste war ja, dass Joseph es dann der Frau Lehrerin erzählt hat.“ „Oh!“ Breda war erschrocken. „Das heißt, du bist von der Schule geschmissen worden?“

Herbert schüttelte den Kopf. „Aber wegen Liebeskummer muss man doch nicht gleich versuchen Selbstmord zu begehen?“ Herbert sah verwundert zu seinem Vater auf.

„Moment! Du bist doch – auch wenn ich dich wie einen Sterblichen erziehe – noch immer ein Vampir…“, bemerkte Breda voller Entsetzen, „aber … aber von wem ist dann das Blut?!“

„Ich … ich … ich bereue es nicht“, begann Herbert mit zittriger Stimme, schrie aber dann: „Diese Schlampe hat es verdient!“ „Oh nein. Du bist jetzt auch ein Untoter, du hast menschliches Blut gekostet…“, folgerte Breda. Herbert nickte nur. „Aber warum?“

„Nachdem Joseph unserer Frau Lehrerin von meinen Annäherungsversuchen erzählt hat, wollte die mich kurz allein sprechen. Und dann hat sie mich gefragt, warum ich das getan habe. Ich habe ihr gesagt, dass ich … dass ich ihn von ganzem Herzen liebe.“ „Und wie hat sie reagiert?“, erkundigte sein Vater sich. „Sie hat gesagt, dass das etwas außergewöhnlich sei und dass sie dich deshalb sprechen wollte.“

Herbert legte seine Hände auf sein Gesicht. „Wie hast du reagiert?“, erkundigte Breda sich. „Ich habe diese … ich habe sie angeschrien und gefragt, ob sie mit dem außergewöhnlich meint, dass ich abnormal sei. Sie hat zwar abgestritten, aber ich habe gewusst, dass sie das meinte. Ich war außer Kontrolle – so wütend, dass ich versucht habe sie zu attackieren, aber sie hat mich davon abgehalten und wollte mich beruhigen.“ Herbert atmete tief durch. „Ich habe sie dann in die Hand gebissen…“ „Das ist aber keineswegs für einen Menschen tödlich“, bemerkte Breda.

„Nein, aber ich habe dann gemerkt wie köstlich Blut schmeckt und habe ihr dann dorthin gebissen, wo viel Blut rauskommt…“ „Wohin?“, fragte sein Vater, „bis zum Hals reichst du doch noch nicht, oder?“ „Ja, aber ich habe ihre Hand genommen und ihr in die Pulsadern durchgebissen. Sie ist zu Boden gegangen und ich habe sie ausgesaugt. Aber sie hat es verdient!“

„Dann wirst du ab sofort so leben wie ich. Ich werde Koukol damit beauftragen, dir einen Sarg zu bauen.“ „Aber mein schönes Himmelbett!“, seufzte Herbert. „Da ist es zu hell!“, argumentierte Breda. „Aber ich … ich wollte so gerne einmal, wenigstens einmal mit jemandem hier in diesem wunderbaren Himmelbett zusammen…“

„Du kannst dich die ganze Nacht hier aufhalten, wenn du willst…“, erklärte sein Vater. „Aber was nützt mir das? Ich kann mich im Dorf nie wieder blicken lassen. Ich werde nie jemanden finden…“ „Wer sagt, das?“ Herbert war erstaunt. „Na ja … da du jetzt nachts wach bist, kannst du ja beim Mitternachtsball, den ich jedes Jahr für Vampire veranstalte, dabei sein und eventuell auch jemanden finden, der ebenfalls schwul ist und dir vielleicht sogar gefällt.“

„Echt?“, fragte Herbert erfreut nach. „Natürlich!“, begann Breda, „Und du hast sogar großes Glück. In drei Wochen und zwei oder drei Tagen ist Ball, wenn ich mich richtig erinnere.“

Herbert war sehr glücklich – keine Spur mehr traurig. An sein „früheres“ Leben, wie er es seit diesem Zeitpunkt bezeichnete, erinnerte ihn nur das Blut, das aus seinem ehemalig weißen Hemd nicht mehr herauswaschen ging. Ob das nun an dem Material oder an Herberts Künsten, die Wäsche zu waschen, lag, ist nicht bekannt.

Herberts erstes Problem war jedoch, dass er selbst ja auch voller Blut war – auch wenn der Ball voller Vampire war – so etwas gehörte sich doch nicht. Also richtete er sich unter größten Umständen ein Bad. Er schleppte Kübel voll heißem und kaltem Wasser zur Badewanne. Eigentlich hätte er sich ja von Koukol helfen lassen können, aber Koukol war eben Koukol und in keinster Weise für solch eine Tätigkeit geeignet – diese Angelegenheit war einfach zu intim.

Als ihm sein Vater begegnete und fragte, warum er sich nicht von Koukol helfen lassen wollte, erklärte Herbert eben, dass er sich lieber nicht baden würde, als dass er sich von Koukol beim Schleppen des Badewassers helfen ließe. „Und was hältst du davon, dass ich eine Zofe einstelle, die dir dabei helfen würde und auch putzen könnte?“

Herbert nickte. „Das wäre wirklich eine Erleichterung!“, freute er sich, „aber nur wenn die Zofe männlich ist!“ Breda seufzte. Normalerweise war eine Zofe ja weiblich, da er Herbert aber nicht deprimieren wollte, sagte er einfach: „Das wird zwar etwas kompliziert werden, aber ich werde auf jeden Fall mein Möglichstes geben…“ Herbert bedankte sich noch schnell und nahm dann wieder die zwei Kübel voll heißem Wasser, um sie weiter zum Badezimmer zu transportieren.

Als er dann nach einiger Zeit genügend Badewasser zusammen hatte, wollte er nun beim Baden seine wohlverdiente Entspannung finden. Natürlich badete er auch der Hygiene wegen, aber nach dieser großen Anstrengung des Wasserschleppens war ihm die Entspannung viel wichtiger.

Also zog er sich aus, legte sein Gewand schön zusammen und stieg dann in das angenehm warme Wasser. Herbert badete nicht oft, da es ihm eine zu große Anstrengung war, das Wasser zu erwärmen und dann den langen Weg zu tragen. Deshalb genoss er das Baden auch sehr. Insgesamt planschte er über zwei Stunden darin.

Als er dann auch die Haare gewaschen hatte, stieg er aus der Wanne, ließ das Wasser abfließen, da er wusste, dass sein Vater nie badete, weil es ja nach seiner Ansicht sowieso egal wäre – der verwesende Geruch, den ein Toter nun einmal hat, bleibt ohnehin erhalten. Dennoch badete Herbert, da er sich einfach wohl fühlte. Darauf zog er sich seinen hellblauen Bademantel an und band sich ein Handtuch um die Haare.

So schnell er konnte stürmte er vom Bad ins Nebenzimmer – also sein Zimmer – und kuschelte sich schnell in sein Himmelbett, da er barfuß war und da sein Bademantel nur spärlich seine Beine bedeckte, nicht einmal bis zu den Knien reichte er.

Im Bett träumte er dann, während er sein Haar kämmte – er konnte sich zwar in keinem Spiegel sehen, aber irgendwie war er schon gewöhnt sich zu kämmen – jedenfalls träumte er mit offenen Augen von dem Ball und von sympathischen Gästen (ich glaube, jeder kann sich denken, was Herbert unter „sympathisch“ versteht). Nach dem Baden im Bett liegen war nach Herberts Ansicht so bequem, ja so bequem, dass er sogar einschlief.

Nur mit Mühe und dem Argument, dass die Sonne bald aufgehe, schaffte Breda es, sich mit seinem Sohn rechtzeitig in die Gruft zu begeben. Also musste Herbert sich (noch immer in seinem Bademantel) in den kalten, unbequemen Sarg legen, da es dort für Vampire dunkel genug war. Zum Glück hatte Herbert sich seinen Sarg schon mit einer Decke und einem Kopfpolster ausgestattet – sonst hätte er wohl die ganze Nacht … äh pardon … natürlich den ganzen Tag keinen Schlaf gefunden.

Es dämmerte. Gähnend erhob sich Herbert aus seinem Steinsarg – natürlich nachdem Koukol den Sargdeckel entfernt hatte und streckte sich. Schnell verbarg er noch seinen Teddybären unter dem Kopfpolster, da er unter keinen Umständen wollte, dass sein Vater oder Koukol jemals erfahren, dass er ein solches Kuscheltier besitzt und hüpfte dann mit einem Satz aus dem Sarg auf den kalten, steinernen Fußboden.

Leider vergaß er, dass er noch immer in seinem Bademantel und barfuß war, was ihm jedoch sofort im nächsten Moment bewusst wurde. „Waah! Kaaaaalt!“, schrie er, als er den kalten Boden spürte und rannte so schnell wie möglich weg davon – in sein Zimmer.

Dort angekommen, kramte er in seinem begehbaren Kleiderschrank, um irgendetwas „Schönes“ zu finden. Dass die Auswahl recht groß war, erschwerte die Sache um einiges. „Papa!“, rief er, doch sein Vater war anscheinend fort, da er nicht antwortete. Herbert seufzte. „Und wenn er sich im Dorf wieder ein köstliches Opfer aussucht, darf ich natürlich nicht mitentscheiden…“, dachte er sich ein wenig gekränkt, während er begann die verschiedensten Kleidungsstücke auf seinem Himmelbett aufzulegen.

Danach betrachtete er die, die ihm am besten gefielen, noch einmal ausführlich. Nach reiflicher Überlegung schaffte er es zwar einige auszusortieren, aber leider war immer noch viel zu viel übrig. Aber er konnte ja nicht den ganzen Tag im Bademantel verbringen – oder?

Seufzend sah er durchs Fenster nach draußen. Wirklich eine schwere Entscheidung. Hellblau war zwar die schönste Farbe, die es gab, aber der blassviolette Anzug betonte die Figur eben um einiges besser, was Herbert natürlich auch sehr wichtig war.

Plötzlich erblickte er draußen eine Fledermaus – nein nicht irgendeine, es war ja Winter, also hielten die Fledermäuse ja Winterschlaf – Herbert war sich sicher, dass das sein Vater war.

Schnell öffnete er das Fenster (was, wenn man nur im Bademantel ist, sicher sehr unangenehm kalt ist) und deutete Breda, er solle durch das Fenster kommen. Dieser tat, wie ihm geheißen und landete gut kalkuliert auf dem Fußboden. Herbert schloss das Fenster, während sein Vater sich wieder in seine normale Gestalt zurückverwandelte.

„Danke, dass du mich hereingelassen hast!“, bedankte Breda sich. „Was hast du denn draußen gemacht?“, fragte Herbert seinen Vater, während er diesem seinen durchnässten Mantel abnahm. „Das Übliche, wie immer einige Zeit vor dem Ball…“, antwortete Breda. „Ich verstehe nicht ganz…“, musste Herbert gestehen. „Ich kann den Ball schwer allein eröffnen“, erklärte sein Vater, „außerdem ist dann auch schon für das Buffet gesorgt.“ Breda grinste. „Also praktischer geht es nicht, oder?“ Herbert nickte zustimmend.

Breda wollte schon gehen, doch Herbert bat ihn noch kurz zu bleiben. „Was ist?“ Schnell nahm Herbert die beiden Anzüge samt Kleiderbügel in je eine Hand. „Welcher, findest du, schaut besser aus?“, fragte er seinen Vater. Dieser sah sich jedoch nicht im Stande eine Entscheidung zu treffen, da ihm so etwas nicht gerade wichtig war. Da er seinen Sohn aber nicht kränken wollte und auf keinen Fall in eine Diskussion in Sachen Mode kommen wollte, sagte er einfach: „Es sehen beide gut aus und du siehst in jedem sicher wunderbar aus, da bin ich mir sicher.“ Dann verließ er langsam das Zimmer.
 

Morgen sollte es endlich soweit sein – der Mitternachtsball. Ein Treffen von allen möglichen Vampiren und Herbert konnte sich noch immer nicht entscheiden, was er zum Ball anziehen sollte. (Selbstverständlich hatte er sich schon etwas anderes angezogen, er kann doch nicht ewig im Bademantel herumrennen) Während er noch immer überlegte, was denn nun besser sei, hörte er Stimmen, was bedeuten musste, dass das „Buffet“ schon eingetroffen war.

Schnell öffnete Herbert die Türe einen Spalt breit und sah eine anmutige junge Dame. (Anmerkung: Das „anmutig“ wurde von der Autorin ergänzt, nicht von Herbert) „Wie heißt die noch mal?“, fragte Herbert sich, „Chagal mit Nachnamen, das habe ich mir gemerkt, aber…“ „Wenn Sie mir bitte folgen würden, Mademoiselle Chagal!“, hörte er seinen Vater. „Ach, Sie können Sarah zu mir sagen“, erklärte diese. „Ja genau! Sarah heißt das „Buffet“ mit Vornamen…“, fiel es Herbert plötzlich wieder ein.

Doch er hatte noch eine schwere Entscheidung vor sich. Was sollte er denn anziehen? Nach ausführlichem Betrachten und Anprobieren konnte sich Herbert dann endlich für den hellblauen Anzug entscheiden. Darunter natürlich ein weißes, sehr aufwendig verziertes Hemd mit weiten Ärmeln, wobei die Enden gerüscht waren, elegante Schuhe natürlich und ein wenig Parfum. Es war zwar erst morgen Ball, aber Herbert war so aufgeregt, dass er einfach einmal proben musste.

Natürlich musste er das Gewand sofort seinem Vater zeigen. Schnell öffnete er die Tür und rechnete selbstverständlich nicht, dass er damit fast jemanden treffen würde.

„Dies ist mein Sohn Herbert!“, wurde er sofort vorgestellt. „Professor Abronsius!“, stellte sich einer der Gäste vor. Herbert nickte nur und sagte dann höflich: „Sehr erfreut.“

Doch sein Blick hing an jemand anderem. Neben dem kauzigen alten Herrn stand ein Jüngling. Herbert konnte seine Augen nicht von ihm nehmen. Er wusste sofort, dass er sich verliebt hatte. Mit schmachtendem Blick musterte er ihn von oben bis unten.

„Darf ich vorstellen: Mein Assistent Alfred!“, erklärte der Professor nun, da Alfred aufgrund Herberts lüsternen Blicken sprachlos war. Professor Abronsius merkte nur, dass Alfred erschrocken aussah, doch Breda wusste sofort, was mit seinem Sohn los war. Deshalb stieß er diesen leicht mit seinem Schuh und wisperte: „Halt dich zurück! Wir wollen unsere Gäste nicht vergraulen. Wenn er dann tot ist, darfst du ihn haben…“

Herbert verstand das und wollte Alfred dann einfach nur seine Hand zur Begrüßung reichen, doch Alfred wich ängstlich zurück. Wenn er einen Schritt nach hinten machte, ging Herbert einen weiter auf Alfred zu. Das wäre ewig so weiter gegangen, wäre Alfred nicht nach drei Schritten bei der Wand gewesen.

Herbert stand ihm so nahe (bitte wörtlich zu nehmen), dass sich ihre Gewänder berührten. Alfred zitterte. „Was hat der mit mir vor?“, fragte er sich angsterfüllt. Herbert streckte ihm seine Hand entgegen. Doch Alfred wagte es nicht, diese zu ergreifen, also nahm Herbert einfach die Hand seiner neuen Liebe. „Gute Nacht!“, sagte er mit einem Lächeln, während er mit seinen beiden Händen Alfreds warme Hände hielt.

Dieses Gefühl war so angenehm (selbstverständlich nur für Herbert), dass er ihm am liebsten gleich einen Antrag gemacht hätte. Doch plötzlich begann Breda: „Die beschwerliche Anreise muss doch ermüdend gewesen sein. Ruhen Sie sich etwas aus…“

Breda führte die beiden in separate Zimmer, was Alfred jedoch überhaupt nicht recht war, da er sich fürchtete – und genau diese Angst, das machte ihn für Herbert so interessant. Erst mit dem Argument, dass die Zimmer eine Verbindungstür hätten, schaffte es Breda, Alfred zu überzeugen in sein eigenes Zimmer zu gehen.

Nachdem Breda den Gästen die Zimmer gezeigt hatte, ging er zurück zu seinem Sohn. „Herbert“, begann er mahnend, „welchen Teil von „Halt dich zurück“ hast du nicht verstanden?“

„Tut mir wirklich Leid“, entschuldigte sich Herbert, „aber ich habe mich Hals über Kopf in Alfred verliebt. Hast du dieses Gefühl denn noch niemals verspürt?“

„Doch…“, gab Breda nur als Antwort. Das erinnerte ihn an seine Frau. Er war damals auch unsterblich in sie verliebt. „Ich werde noch ein paar Vorbereitungen für den Ball treffen“, schweifte Breda dann schnell vom Thema ab und wandte sich von seinem Sohn ab.

Als er sich schon einige Schritte entfernt hatte, dreht er sich noch einmal zu Herbert um: „Ach ja! Bitte besuche Alfred nicht! Noch braucht er nachts seinen Schlaf…“

„Wo schläft er denn?“, erkundigte sich Herbert und versuchte eine unschuldige Miene aufzusetzen. „Nein, Herbert! Es dauert doch nur mehr ein wenig über einen Tag. Das wirst du aushalten…“

Herbert seufzte. Irgendwie hatte ihn sein Vater durchschaut.

„Also dann noch viel Spaß beim Suchen. Das Schloss ist riesig…“, sagte Breda noch mit einem Grinsen, bevor er sich dann endgültig von seinem Sohn abwandte.

„Ich finde dich schon, Alfred … und wenn es die ganze Nacht dauert!“, machte Herbert sich neuen Mut.

Doch wo sollte er anfangen zu suchen? Da Herbert (leider) nicht viel von systematischem Absuchen hielt, spazierte er einfach kreuz und quer durchs Schloss und öffnete hier und da eine Tür, um nachzusehen.

Schnell machte er die Tür rechts auf und entdeckte einen voll von Spinnweben bedeckten Keller. Herbert seufzte. „Koukol sollte wirklich einmal putzen… Ach, wir brauchen einfach eine Zofe. Notfalls wäre ich ja sogar mit einer Frau einverstanden, wenn ich den Schmutz überall so ansehe… Die können ja wenigstens solche Sachen … putzen, kochen, nähen, Wäsche waschen, Kinder kriegen… Tja.“

Rasch griff er im Gehen wieder nach einer Türklinke, doch die Tür ging nicht auf. Also versuchte es Herbert mit aller Kraft noch mal. Doch auch diesmal ließ sich die Tür nur einen ganz kleinen Spalt weit öffnen. Doch das war wenigstens genug, um hineinsehen zu können. Herbert spähte hinein. Ja, da war ein Bett und darin war auch jemand.

Wirklich, es war Alfred. Er lag da – anscheinend ziemlich ängstlich, da er ein Kreuz und eine Knoblauchzehe umklammert hielt und die Tür hatte er verbarrikadiert.

Herbert versuchte abermals die Tür irgendwie aufzubringen, doch er schaffte es nicht. „Moment…“ Herbert schien ein Detail einzufallen: „Dieses Zimmer hat eine Verbindungstür zum Nachbarzimmer!“ Sofort eilte er zum Nebenzimmer und betrat es.

Diese Tür war (zum Glück) offen. Doch als er das Zimmer betrat, begann ihm übel zu werden, nein, übel war kein Ausdruck – ihm war zum Kotzen. Was war das? Vampire konnten doch nicht krank werden. Hustend und nach Luft ringend rannte er aus dem Raum.

Doch da ging es ihm auf einmal viel besser. Vorsichtig öffnete er die Tür und sah sich um. Da schlief dieser Professor, der bei Alfred war. „Buäh!“ Herbert verzog angewidert sein Gesicht. Der Professor hatte es doch tatsächlich gewagt, das Zimmer mit Knoblauch zu behängen.

Schnell verschloss er die Tür. Es war leider unmöglich zu Alfred zu gelangen, ohne vorher vor lauter Gestank in Ohnmacht zu fallen. So gut es ging, spähte er noch einmal durch den Türspalt in Alfreds Zimmer. „Gute Nacht, mon chèrie!“, wisperte er noch zu Alfred und gab ihm eine Kusshand. Er beobachtete den Jüngling noch einige Zeit mit verliebtem Blick.

Plötzlich bemerkte er, wie ihn eine Hand von hinten hochzog und aufstellte. „Tut mir Leid, Papa!“, entschuldigte er sich. Doch statt der wütenden Stimme seines Vaters vernahm er ein Schnauben. Herbert blickte nach hinten. „Ah, du bist es nur, Koukol…“, freute sich Herbert erleichtert.

„Was machst du hier, Herbert?“, ächzte Koukol. „Äh…“ Herbert überlegte. Er konnte doch nicht sagen, dass er Alfred beobachtete und sofern die Tür offen gewesen wäre, nicht sogar … na ja. Doch da kam ihm eine Idee. „Ich habe zufällig bemerkt, dass einer der Gäste die Tür verbarrikadiert hat, ja und dann bist du gekommen.“

Koukol schien Herbert zu glauben. Er versuchte die Tür von außen zu öffnen, schaffte es aber ebenfalls nicht. Wütend knurrte er. „Ich glaube, dass das Zimmer eine Verbindungstür mit dem Nachbarzimmer hat…“, bemerkte Herbert dann mit gespielt nachdenklicher Stimme und setzte eine Unschuldsmiene auf, als wäre er ein Engel.

Also humpelte der Bucklige zum Nebenzimmer und ging hinein. Da ihm der Knoblauch nichts ausmachte, konnte er das Zimmer ohne Umstände durchqueren. Herbert machte währenddessen vor Alfreds Schlafzimmertür Freudensprünge und wartete, bis Koukol die Tür öffnete.

Kurze Zeit später hatte Koukol die Barrikade entfernt und öffnete von innen die Tür. Auf dem Gang angekommen, machte er die Tür leise zu, dankte Herbert noch für diese Information und trottete dann weiter durchs Schloss.

Als er außer Sichtweite war, blickte sich Herbert noch einmal prüfend um, bevor er die Türklinke zu Alfreds Zimmer niederdrückte und freudig hineinschlich, da er nicht wollte, dass irgendjemand davon Wind bekommen würde – vor allem nicht sein Vater.

Das Zimmer war zwar stockdunkel, aber Herbert war gewohnt, im Dunklen zu sehen. Langsam ging er auf Alfred zu, der natürlich schlief und von alledem nichts mitbekam.

Herbert setzte sich auf die Bettkante. „Ich kann nicht bis morgen Abend warten, da stimmst du mir doch zu, oder?“, wisperte Herbert. Selbstverständlich bekam er von Alfred keine Antwort. Frei nach der Redewendung „Wer schweigt, stimmt zu“, deutete Herbert das als Ja.

„Magst du zuerst von mir einen Kuss oder einen Biss erhalten? Keine Angst. Ich beiß dich nur ganz kurz und schmerzlos. Du spürst fast nichts, aber dafür hast du dann ewiges Leben…“, erklärte Herbert. Dann lächelte er. „Ja, dann hast du ewiges Leben … mit mir. Und du gehörst nur mir ganz allein…“, sagte er mit fest überzeugter Stimme, „und lass dir gesagt sein: Ich bin sehr eifersüchtig, Liebster.“

Langsam bewegte er seine Zähne zu Alfreds Hals und wollte ihn schon beißen, doch plötzlich überkam ihn wieder dieses üble Gefühl. „Oh nein, du kannst dich doch nicht Knoblauch-verseuchen…“ Herbert verzog das Gesicht. Alfred hatte es doch tatsächlich gewagt, sich in die Brusttasche seines Nachthemdes eine Knoblauchzehe einzustecken.

„Pfui!“, schimpfte Herbert, „und wie man riecht, hast du sogar welchen gegessen!“ Auch wenn er in Alfred verliebt war, er hielt diesen Knoblauchduft nicht mehr länger aus.

„Tja. Dann musst du dich leider eben noch bis morgen gedulden. Ich wünsche dir noch wunderschöne Träume…“ Mit diesen Worten war Herbert auch schon aus dem Zimmer geeilt, da er den Gestank nicht mehr eine Sekunde länger aushielt.

Zur Erholung von diesem üblen Geruch wollte er sich noch kurz in sein Himmelbett legen. Doch als er in seinem Zimmer angekommen war, erblickte er Sarah in seinem Bett schlafend.

Herbert tobte innerlich. „Dieses verdammte Buffet hat es doch tatsächlich gewagt mein Bett zu benutzen – mein Bett!!!“ Am liebsten hätte er sie durchs Fenster „entsorgt“ – also rausgeworfen, aber dann wäre sie ja tot und was wäre dann das Buffet für den Ball?

Also wollte er schnell seinen Vater finden, um sich zu informieren, wo er sie hingeben sollte. Nach langem Suchen hatte er endlich seinen Vater gefunden – in der Gruft, da es bald hell wurde.

„Papa, es ist etwas ganz Schreckliches passiert!“, begann Herbert. „Was?“, erkundigte sich Breda. „Dieses Buffet … diese Chagal hat es gewagt sich in mein Himmelbett zu legen!“, beklagte sich Herbert. „Es wird doch sowieso gleich hell“, begann Breda, „du wirst es heute ja sowieso nicht mehr in Anspruch nehmen.“ „Und morgen?!“ „Morgen Abend wird sie wieder nach Hause gehen, denn da werde ich sie beim Ball … äh … da werde ich ihr zu ewigem Leben verhelfen.“

Herbert schien jedoch immer noch ein wenig wütend. „Und mich fragst du natürlich nicht, ob mir das recht ist.“
 

~Ja, endlich hab ich mich wieder dazu aufgerafft die ganzen Fehler in meinem Geschreibsel zu suchen, auszubessern und schließlich auch noch die Story hier hochzuladen. ^^ Ich würd so gern einen kleinen Kommi von euch haben *alle Leser anfleh* Dann hab ich auch Motivation was hochzuladen. Oder ist die Story so mies... -.-' ~
 

„Aber Herbert…“, versuchte Breda seinen Sohn zu beruhigen. „Was bildest du dir eigentlich ein? Einer Frau mein Bett zu geben?!“, schrie Herbert seinen Vater an. „Mir tut es Leid. Ich habe nicht gewusst, dass das so schlimm für dich ist“, entschuldigte Breda sich, „kannst du mir denn noch verzeihen?“ Herbert nickte.

Langsam bewegte sich Herbert zum Fenster und blickte verträumt nach draußen. Mit seinen Gedanken war er immer noch bei Alfred. Er war so unübertrefflich schön. Auch wenn er sehr ängstlich und schüchtern war, Herbert konnte keine Sekunde verbringen, ohne seine Gedanken bei Alfred zu haben. Herbert war sich sicher: Das musste einfach sein Auserwählter sein.

Als er immer noch gedankenversunken aus dem Fenster starrte, tippte ihm sein Vater leicht auf die Schulter. Dann deutete er mit seiner rechten Hand auf den Sarg und sagte, dass es Zeit wäre, sich in den Sarg zu begeben, da es bald Tag werde.

Wie gewohnt bestieg Herbert seinen Sarg. Nachdem er sich sein Gewand glatt gestrichen hatte, legte er sich in den Sarg und schloss die Augen. Sofort kam Koukol und legte den steinernen Deckel auf den Sarg.

...

Es war wieder einmal Abend. Gähnend setzte Herbert sich in seinem Steinsarg auf und streckte sich, bevor er langsam aus dem Sarg stieg. „Was soll ich denn bloß bis Mitternacht machen?“, fragte er sich dann etwas verzweifelt, da er immer noch voll und ganz mit seinen Gedanken bei Alfred war.

Da kam ihm eine gute Idee. Er wollte noch einmal baden, um sich für Alfred schön zu machen. Doch als er zu seinem Zimmer schlenderte, fiel ihm ein, dass das „Buffet“ (also Sarah) ja immer noch in seinem Zimmer war – vielleicht war sie aber auch woanders, ging durchs Schloss oder so.

Also riskierte Herbert einmal einen Blick. In seinem Zimmer war keiner – gut so. Schnell öffnete er die Badezimmertür, um nachzuschauen, ob sie ein Bad nahm. Es wäre ihm nicht peinlich gewesen, wenn er Sarah jetzt nackt gesehen hätte, denn was sollte er tun? Draußen warten bis vielleicht jemand rauskommt? Und bei einer Frau wäre ihm das sowieso egal gewesen. Also warf er schnell einen Blick hinein und merkte, dass niemand darin war.

Aber seltsamerweise war ein Bad eingelassen – das Wasser war schön warm. Womöglich wollte diese Chagal sich gerade baden und suchte nach ein paar Handtüchern. Doch selbst wenn sie im nächsten Moment gekommen wäre, das war Herbert egal. Er beanspruchte das warme Badewasser für sich. Es war schließlich sein Zimmer.

Fröhlich ein paar Lieder summend begann er sich auszuziehen. Sorgfältig legte er sein Gewand zusammen – er wollte es schließlich auch noch zum Ball anziehen. Nur noch mit seinem Hemd und der Unterwäsche bekleidet ging er noch schnell einmal ins Bad, um das Badewasser zu überprüfen.

Das Wasser war angenehm, aber Herbert fand ein paar Haare darin – lange braune Haare. „Oh nein, dann hat diese Chagal also vor mir gebadet“, seufzte er. Aber das war ihm jetzt egal. Hauptsache er konnte endlich baden, das war Herbert im Moment am Wichtigsten. Während er noch ein wenig Wasser nachpumpte, versuchte er einfach zu vergessen, dass Sarah vor ihm gebadet hatte und widmete seine Gedanken lieber Alfred.

Plötzlich öffnete jemand die Tür zum Badezimmer. Herbert sah schnell zur Tür. War es etwa dieses „Buffet“? Nein, Alfred trat ein. „Sarah!“, rief er, als er eintrat. Herbert war zwar erstaunt, dass Alfred den Namen des „Buffets“ nannte, aber er war so glücklich, dass Alfred gekommen war. Es war Herbert wirklich vollkommen egal, dass er nur im Hemd vor Alfred stand, doch Alfred starrte Herbert mit offenem Mund an und lief rot an.

„Sind Sie krank?“, fragte Herbert. Alfred schüttelte den Kopf und wollte sich entfernen, da er diese Frage anders interpretierte, als Herbert sie gemeint hatte. Alfred dachte, dass das etwas wie „Sind Sie jetzt total deppert? Sehen Sie nicht, dass ich baden will? Raus hier!“, sei. Doch Herbert hatte die Frage genauso gemeint, wie er sie gesagt hatte.

Herbert ging auf Alfred zu und betrachtete ihn, nein, betrachten war untertrieben, er durchbohrte ihn regelrecht mit Blicken. „Wie blass er ist…“, bemerkte Herbert. „Ich bin nicht blass“, widersprach Alfred ihm. „Doch“, entgegnete Herbert etwas geistesabwesend, während er ein wenig an Alfreds Gewand herumfummelte, „richtig krank…“ Während Alfred sich anscheinend etwas ängstlich fühlte, da er ja von einem Mann so abgegriffen wurde, tastete Herbert noch ein wenig auf Alfred herum, als hätte er zum ersten Mal einen Menschen gesehen, während er sich schon in seiner Fantasie ausmalte, was er jetzt mit Alfred machen wollte.

Alfred schluckte, bemerkte aber gar nichts dazu. Schnell sah Herbert auf sein Himmelbett, wo noch sein Gewand lag. Also ging er zu seinem Bett, nahm das Gewand vorsichtig, da er ja auf keinen Fall wollte, dass es Falten bekommen würde, und legte es auf einen Sessel, der im Zimmer stand. Als er sich zu Alfred umblickte, merkte er, dass dieser ihm entweder entgegenkommen wollte, oder flüchten wollte, wobei Herbert natürlich das Erste um einiges lieber gewesen wäre.

Aber Herbert war es im Moment egal, was Alfred jetzt wollte, er schob ihn einfach zum Bett und drückte ihm sanft auf die Schultern, um ihm klarzumachen, er solle sich setzen. Als Alfred sich hingesetzt hatte, nahm Herbert neben ihm Platz und rutschte noch einmal nach, da er Alfred so nahe wie möglich sein wollte, was diesen anscheinend nicht sehr erfreute.

„So, jetzt geht es dir schon viel besser, nicht wahr?“, fragte Herbert mit lieblicher Stimme, während er Alfred tief in die Augen sah. „Findet hier nicht heute Nacht ein Ball statt, nein?“, versuchte Alfred verzweifelt vom Thema abzulenken, was man an seiner zittrigen Stimme erkennen konnte. Doch Herbert beachtete Alfreds Worte gar nicht.

„Nein, wie lang sie sind!“, begann Herbert mit einem Kompliment, während er seinen Geliebten anstarrte, „sie sehen ja wie Goldfäden aus.“ Alfred wusste nicht so recht, was mit diesem Satz gemeint war und fragte deswegen, wen Herbert mit „sie“ meine. „Deine Wimpern!“, erklärte Herbert mit charmanter Stimme. Alfred war verwirrt. Von einem Mann hätte er nie solche Komplimente erwartet – schon gar nicht über seine Wimpern. „Goldfäden…“, wiederholte Alfred nur und versuchte Herberts Blicken auszuweichen, was zur Folge hatte, dass er in einen Spiegel gegenüber dem Bett starrte.

Entsetzt stellte er fest, dass dort er war – und zwar nur er, obwohl Herbert direkt neben ihm saß. Nun wurde Alfred klar, dass Herbert ein Vampir war. Doch dieser achtete nicht auf den Spiegel, nicht auf irgendetwas anderes, sondern nur auf Alfred.

„Wer hat dir denn gesagt, dass heute Nacht ein Ball stattfindet?“, erkundigte Herbert sich, während er Alfred weiter betrachtete. „Niemand“, stotterte Alfred, „ich hab’s nur so geraten…“

Herbert wusste zwar, dass das gelogen war, wie hätte Alfred denn das erraten können? Aber im Moment wollte sich Herbert keine Gedanken machen, ob Alfred nun gelogen hatte, oder nicht. Also versuchte er Alfred durch Komplimente weiter die Gefühle, die er mit ihm verband, auszudrücken.

„Och, er hat’s nur so geraten…“, begann Herbert lächelnd, „was für ein kluger Jüngling … und so hübsch obendrein. So was trifft man sehr selten. Ja in der Tat, wir geben heut Nacht einen Ball, Alfred. Und wenn du willst, kannst du auch tanzen…“

Langsam erhob Herbert sich vom Bett und begann Alfred zu zeigen, wie man auf dem Ball tanzen sollte, der Tanz war nämlich nicht sehr leicht zu verstehen. Ob Alfred eigentlich ihn anstarrte, weil er fand, dass er gut tanzte? Oder war es eher der Spiegel auf den seine Blicke gerichtet waren, oder war es etwa wegen Herberts „leichter“ Bekleidung?

Während der Vorführung fiel Herbert auf, dass Alfred irgendetwas ganz fest in seinen Händen umklammert hielt. „Was hast du denn da?“, fragte Herbert interessiert. Da Alfred keine Anstalten machte zu zeigen oder zu sagen, was er da in Händen hielt, forderte Herbert ihn mit strengem, befehlendem Ton auf: „Alfred, gib es her!“

Mit etwas Gewalt schaffte Herbert es Alfreds Händen den Gegenstand zu entreißen – ein Buch. „Ratgeber für Verliebte“ stand da auf dem Buchdeckel. Herbert lächelte. War Alfred denn auch in ihn verliebt und nur zu schüchtern, um das zuzugeben? „Und schon liegt das Geheimnis offen vor uns. Wir sind also verliebt…“, bemerkte Herbert und warf einen lieblichen Blick zu Alfred hinüber, wobei dieser ein wenig rot wurde.

Herbert blätterte ein wenig in dem Buch herum. „17. Methode“, murmelte er dann, „du musst den linken Arm um den Hals der Geliebten legen und deine Hand auf ihre linke Schulter, sanft wie ein Vögelchen, das sich auf einem Zweig niederlässt“, las Herbert vor und praktizierte das auch gleich bei Alfred, da er ihn als seinen Geliebten sah. „Sehr gut, ausgezeichnet“, bemerkte er dann noch, während Alfred den Anschein machte, als möchte er um jeden Preis so schnell wie möglich von Herbert fort.

„Dann beuge dich vor zu den Locken des geliebten Wesens und berühre sie mit deinen Lippen…“, las Herbert weiter. Rasch schloss er das Buch und gab es Alfred, welcher es ängstlich annahm. Herbert wollte Alfred zwar küssen, aber zuerst wollte er ihn lieber zu einem Vampir machen – ihm ewiges Leben schenken. Also riss Herbert den Mund auf und zielte auf Alfreds Hals.

Schnell biss Herbert zu. Doch plötzlich merkte er, dass er keineswegs in Alfreds Hals gebissen hatte. Dieser hatte ihm nämlich etwas anderes vor seine Zähne gehalten: den Ratgeber für Verliebte. Verzweifelt versuchte Herbert seine Zähne aus dem Buch herauszubekommen, was gar nicht so einfach war. Während Herbert sich noch immer darauf konzentrierte das Buch irgendwie herauszuziehen, flüchtete Alfred so schnell ihn seine Beine trugen – irgendwohin, Hauptsache weg von Herbert.
 

~Ja, endlich zwei Kommentare!!! *feier* Der zweite übrigens von _Becks_ ^^ Danke dir! Alle TdV Fans wissen ja sicher schon, wies weiter geht, oder? Ich werd mich bemühen weiterzuschreiben. Ach ja: Ich warte sehnsüchtig auf den 3. Kommi! ^-^~
 

Als Herbert endlich das Buch entfernt hatte, dachte er nicht lange nach, sondern stürmte einfach Alfred nach, obwohl das barfuß sicher unangenehm kalt war. Dieser hatte zwar ein gutes Stück Vorsprung, aber Herbert kannte sich in dem Schloss viel besser aus.

Plötzlich blieb Herbert stehen und grinste. „Gleich wirst du wieder da sein…“, murmelte er freudig und wartete auf Alfred. Dieser stürmte schnell den Gang entlang, bog rechts ab, da es keinen anderen Weg gab, dann noch mal rechts, wieder rechts und dann zum letzen Mal – wieder nach rechts. Außer Puste sah er nach, ob Herbert ihm gefolgt war. Freudig und erleichtert stellte er fest, dass ihm niemand nachgefolgt war.

Also drehte er sich um und wollte schon gehen, doch plötzlich bemerkte er, dass Herbert direkt vor ihm stand. „Du bist im Kreis gelaufen!“, erklärte der Vampir dann freundlich, bevor er Alfred zu Boden stieß. Dieser war zwar stärker und konnte sich schon nach wenigen Sekunden aus Herberts Klammergriff befreien, aber Herbert hielt Alfreds Beine fest.

Das hatte zur Folge, dass Alfred wieder zu Boden stürzte. Blitzschnell zog Herbert ihn zu sich und versuchte nun zum zweiten Mal ihn zu beißen. Ein gellender Schrei erklang.

„Aua, mein Ohr!“, schrie Herbert und griff mit beiden Händen auf sein wehes Ohr. Alfred hatte es doch tatsächlich gewagt, ihn zu beißen, nicht umgekehrt. Doch schon war Alfred wieder fort, auf der Flucht vor Herbert – und diesmal anscheinend in keine Sackgasse.

Doch Herbert hatte sofort wieder die Verfolgung aufgenommen und war Alfred bereits dicht auf den Fersen. Dieser stolperte aber und schlitterte nun auf dem Bauch ein paar Meter bis in die Bibliothek. „Jetzt habe ich dich!“, freute Herbert sich, während er Alfred rufen hörte: „Die Tür zu, schnell Professor, die Tür zu!“ Professor Abronsius war aber so verwirrt, dass er Alfred zuerst fragte, warum er denn die Tür zumachen sollte.

Und schon war Herbert in der Bibliothek, stolperte jedoch über Alfred und fiel über das Geländer, da sie sich im oberen Stockwerk der Bibliothek befanden. Er fiel hinunter auf einen Haufen Bücher, die der Professor anscheinend dort platziert hatte, um sich aus diesen vielen, verschiedenen Lektüren Notizen zu machen, da willkürlich Seiten aufgeschlagen waren. Doch das war Herbert egal. Er musste Alfred um jeden Preis finden.

So schnell ihn seine Beine trugen rannte er nach oben, doch Alfred und der Professor machten keine Anstalten auf ihn zu warten, sondern rannten davon. Also ging die Verfolgungsjagd weiter und weiter, bis die beiden plötzlich verschwunden waren. Herbert sah sich um. Gerade eben hatte er ja noch ihre Schritte gehört. Das gibt es doch nicht!

„Ich finde dich Alfred, darauf kannst du dich gefasst machen!“, dachte sich Herbert noch und wollte sich damit Mut machen, doch Alfred war nicht da – einfach futsch. Also beschloss Herbert doch lieber die Suche aufzugeben und sich statt- dessen zu baden – immerhin war schon in zwei Stunden Ball! Dann genoss er das Bad und hoffte insgeheim, dass Alfred sich zufällig noch einmal ins Bad verirren würde, deshalb ließ er auch die Tür offen – also schon zugemacht, aber nicht zugesperrt.

Das Bad war zwar wunderbar, mit wohltuenden Ölen für die Haut im Wasser, die Temperatur war angenehm und es roch selbstverständlich auch angenehm. Aber da Herbert andauernd an Alfred denken musste, war es nicht halb so schön wie normalerweise. Herbert dachte nach – wie würde der heutige Ball denn bloß verlaufen? Würde er Alfred dort wieder sehen? Vielleicht sogar mit ihm tanzen… Und die anderen Gäste? Er seufzte. All das würde er erst in ungefähr einer Stunde erfahren – eindeutig zu spät, aber glücklicherweise war es nicht in so weiter Ferne, oder doch?

Vorsichtig stieg Herbert aus der Badewanne auf ein Handtuch, das er sich bereitgelegt hatte, da die Fliesen des Badezimmerfußbodens sehr kalt waren. Dann griff er nach einem großen Badetuch und begann sich abzutrocknen. Da er sich nicht die Haare gewaschen hatte, musste er auch nicht ewig abtrocknen, denn das hätte entschieden zu lang gedauert. Denn wer wäre schon begeistert, wenn man mit nassen Haaren zum Ball kommen würde. In seinem Zimmer suchte Herbert dann noch sein schönstes Gewand, das er sich extra für den Ball bereitgelegt hatte, legte es an und bewegte sich dann langsam zum Ballsaal, wo sein Vater mit einem Haufen von Zetteln in seinen Händen anscheinend noch eine Generalprobe für seine Rede hielt. Koukol blickte und humpelte noch umher.

„Sehe ich gut aus, Papa?“, fragte Herbert seinen Vater, während dieser ihn anscheinend noch gar nicht bemerkt hatte, dass sein Sohn gekommen war. Breda sah auf und blickte Herbert an. Dann lächelte er. „Du siehst bezaubernd aus, mein Junge. Aber ich muss noch ein bisschen für meine Rede üben, weißt du, ich will mich auf keinen Fall blamieren…“, erklärte er ein wenig nervös. „Okay. Ich schau mich ein bisschen um“, begann Herbert, „und ich bin mir sicher, dass du das heute schaffst, Papa!“ Doch Breda konzentrierte sich schon wieder voll und ganz auf seine Rede und achtete nicht auf seinen Sohn.

Herbert ging ein bisschen umher. Er bemerkte, dass das Klavier, das normalerweise in einem extra Zimmer neben der Bibliothek stand, ebenfalls in dem Saal war – vielleicht wollte Breda ja für etwas Musik … Doch plötzlich stoppte Herbert abrupt. „Papa, sag bloß du willst, dass ich beim Ball was vorspiele, aber du hast mich doch gar nicht gefragt, ich meine … ich kann schon spielen, aber ich … ich meine…“, rief Herbert sichtlich erschrocken. Er hatte zwar so zwei bis drei Jahre spaßhalber regelmäßig Klavier geübt, aber... Breda sah von den ganzen Zetteln auf und seufzte.

„Nicht du, mein Junge, Koukol spielt. Wer denkst du hat all die Jahre die Musik für den Ball geliefert? Wer hat Klavier gespielt?“, fragte Breda ein wenig wütend, da er schon wieder den Faden verloren hatte. „Hm…“ Herbert blickte – sich ein wenig schuldig fühlend – zu Boden. Dann warf er noch schnell einen Blick zur großen Standuhr. Es war dreiviertel elf. Und um elf sollte der Ball beginnen. Also sah er sich noch nach irgendwas um, irgendwas Interessantes, das ihm die Zeit vertreiben sollte bis der Ball begann.

Und natürlich bis er endlich Alfred wieder sehen würde. Oder? Herbert war etwas nervös. Würde Alfred denn überhaupt kommen? Wo war er? Der Vampir überlegte kurz. Logischerweise musste er irgendwo eingesperrt sein, denn wenn er sich frei bewegen hätte dürfen, dann wäre er ganz sicher nicht mehr hier. Aber wo war er? Herbert sah zu seinem Vater hinüber. Der würde sicher nicht begeistert sein, wenn er mit Fragen überhäuft werden würde, da er sich schon wieder in seine alljährliche Rede vertiefte.

Also beschloss Herbert zu warten. Die Zeit verging – langsam, so langsam, wie sie noch nie vergangen war, oder war die Uhr kaputt? Sonst verging die Zeit doch immer so schnell. Wieder fiel ein verzweifelter Blick auf die Uhr: eine Minute war vergangen. Und die anderen 14?

Also schritt Herbert schnurstracks zum Klavier und begann ein bisschen zu spielen. Eigentlich wollte er ja nur wissen, ob er überhaupt noch halbwegs einen richtigen Ton treffen würde, doch plötzlich kam ihm ein Lied in den Sinn – eine Musette, die er so gerne gespielt hatte. Also versuchte er zum Spaß noch irgendwelche Töne dieses Stückes zu treffen und er traf nicht nur ein paar, nein, praktisch das ganze Stück konnte er noch. Nur die Fingernägel, die, da er sie in letzter Zeit nicht geschnitten hatte, sehr lang geworden waren, störten ihn ein wenig beim Klavierspielen. Während er gefühlsvoll und halbwegs gut betont die Musette spielte, fragte er sich, warum das so war. Es war unlogisch – er hatte doch mindestens ein Jahrzehnt nicht gespielt…

Doch bevor er sich weiter darüber Gedanken machen konnte, bemerkte er, dass sein Vater hinter ihm stand und ihn in höchsten Tönen lobte. Herbert hörte auf zu spielen und drehte sich um. „Oh mein Junge, wenn ich gewusst hätte, dass du so ein Talent zum Klavierspielen hast…“, begann Breda freudig, „Sag, willst du nicht während der Feier ein paar Stücke den Gästen vorspielen?“ Herbert sah seinen Vater perplex an. „Ich soll vorspielen? Vor so vielen Leuten?“ Sein Vater nickte. „Ja, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann, ich meine, das könnte doch auch nur Zufall gewesen sein, dass ich noch…“, versuchte Herbert irgendwie seinen Vater von der Idee abzubringen.
 

~*freudig herumhüpf* Ich hab wirklich einen dritten Kommi gekriegt! Also danke an alle Leser (ich hoffe es gefällt auch denen, die noch keinen Kommi hinterlassen haben) und ganz herzlichen Dank an Sarg-Discounter. Ich hoffe ja, dass du noch weiter begeistert sein wirst. ^^ ~
 

„Du hast Talent dafür! Du hast ja mindestens zehn Jahre nicht mehr gespielt und bist jetzt trotzdem noch immer so ausgezeichnet beim Klavierspielen und als du angefangen hast, warst du auch schon so gut…“, wollte Breda seinen Sohn ermutigen. Herbert fühlte sich geschmeichelt. „Aber, woher habe ich das Talent?“, erkundigte Herbert sich, „ich habe ja sehr lange nicht mehr gespielt…“ Sein Vater begann sofort mit einer Antwort: „Also erstens verlernt man aufgrund der hohen Lebenszeit von uns Vampiren das Angelernte sehr langsam und außerdem hast du das Talent fürs Klavierspielen geerbt.“ Herbert lächelte immer noch erfreut über das Kompliment, das ihm sein Vater vorher gemacht hatte und fragte dann: „Das heißt, du kannst auch so gut Klavierspielen?“ Breda schüttelte lachend den Kopf. „Nein, ich habe es zwar sehr oft versucht, aber… Was glaubst du, warum Koukol immer die Musik zum Ball liefert?“ Herbert sah seinen Vater sehr verwirrt an. „Das verstehe ich nicht, ich habe gedacht, ich hab’s von dir geerbt … hast du doch gesagt, wenn ich mich recht erinnere.“

Das Lächeln auf Bredas Gesicht erstarb. Einige Sekunden war es still und sie starrten sich nur an. Plötzlich schlug die Uhr elf. Breda wandte schnell den Blick von Herbert ab und beeilte sich nach draußen mit der Ausrede, die ersten Gäste würden sicher gleich eintreffen. Jetzt war Herbert ratlos. Wollte sein Vater ihm nicht antworten, oder was war los?

Nachdem Breda überhastet nach draußen gerannt war und Koukol ihm gefolgt war, öffnete Herbert das Fenster nach draußen, um die ersten Gäste zu beobachten. Koukol hob draußen auf dem Friedhof einige Grabdeckel hoch – anscheinend hatten einige Gäste eine so weite Anreise, dass sie auf dem Friedhof übertagen mussten. Die Vampire hoben auch teilweise selber ihre Grab- und Sargdeckel hoch und stiegen dann aus ihren Gräbern. Da sah Herbert auch schon die ersten Gäste aus der Ferne anfliegen. Breda kam mit dem Begrüßen kaum nach und Koukol führte schon die ersten Gäste in den Saal. Herbert erhob sich von dem Klavierhocker und ging in Richtung Tür, um die Gäste zu begrüßen und unter anderem auch die ersten Bekanntschaften zu machen.

Da wirklich sehr viele Gäste kamen, hatte es Herbert auch nicht leicht, alle zu begrüßen. Einige wollten mit ihm reden, also kam er noch weniger mit dem Begrüßen klar. Der Raum füllte sich, alle Leute hatten edles Gewand an – eben so, wie man sich für einen Ball kleidet.

Während eine Dame ihm erzählte, wie sehr sie sich freue, dass er endlich einmal zum Ball erschienen war und dass sein Vater ja so viel Gutes von ihm erzählt habe und blablabla. Herbert seufzte. Sein Vater hatte ihn anscheinend über alles gelobt, aber etwas hatte er verschwiegen. Er hatte verschwiegen, dass sein Sohn schwul war. Okay, das war sicherlich ein Detail, das man nicht so gern über seinen Sohn verkündet, vor allem dann nicht, wenn man sich als Vater ein wenig dafür schämt. Das Lob seines Vaters hatte zur Folge, dass Herbert von einigen Frauen, die durchaus attraktiv waren, wenn man an ihnen Interesse zeigen würde, angesprochen oder eher ausgefragt wurde. Da er wirklich nichts von solchem Gelaber und erst recht nichts von Frauen hielt, bot er ihnen an, etwas auf dem Klavier vorzuspielen, da sie da ja hoffentlich nicht dreinquatschen würden.

Während Herbert ihnen also etwas vorspielte, suchte er mit den Augen seinen Vater, der ihn ja hoffentlich mit seiner Rede von den vielen Frauen – zumindest für eine Weile – „befreien“ würde – oder zumindest hätte er genug Zeit zum Flüchten. Doch der war nicht im Saal. Herbert war ratlos. Ihm gingen irgendwie bald die Klavierstücke aus und die Damen machten schon solch erwartungsvolle Gesichter – dass sie endlich ihren Kommentar dazu abgeben dürfen. Schnell schweifte der junge Vampir noch einmal mit seinem Blick durch den Saal. Koukol war ja schon da, aber sein Vater war nirgends zu finden.

Herbert setzte zum Schlussakkord an. Das Stück war aus und von seinem Vater noch immer keine Spur. Die Damen, die ihm interessiert zugehört hatten, lobten ihn nun sehr für diese wunderbare Interpretation von dem Stück und diskutierten allerlei untereinander und mit Herbert. Dieser wäre am liebsten durchs Fenster rausgeflogen oder hätte sich für krank erklärt oder gesagt, dass er schwul sei. An der ersten Lösung war auszusetzen, dass das sicher keinen besonders guten Eindruck machen würde, an der zweiten, dass er dann nicht mehr Alfred sehen würde und an der dritten, dass er dann mindestens ein paar Jahrzehnte mit seinem Vater verfeindet wäre, denn dieses Detail, dass er an Männern interessiert war, hatte Breda der Öffentlichkeit mit Erfolg verschwiegen.

Also beschloss Herbert, sich zum Fenster zu stellen, um angeblich ein bisschen frische Luft zu schnappen (was für einen Vampir ziemlich ungewöhnlich war), aber eigentlich wollte er nur den Damen entkommen und nebenbei auch noch seinen Vater suchen. Der war wirklich draußen und kniete vor einem noch verschlossenen Grab. „Also entweder ein Gast hat verschlafen, oder was war los?“, fragte Herbert sich, „Und warum hielt sich Papa mit einer Person auf, wo doch ein ganzer Saal von Gästen auf ihn wartet? Seltsam…“ Also entschied sich Herbert seinen Vater genauer zu beobachten.

„Weißt du, ich kann ihm das nicht antun, das siehst du doch ein…“, hörte Herbert Breda schluchzend erklären, „Ich weiß, dass du so fröhlich über ihn warst und so stolz über unser Kind…“ Herbert schreckte auf. Was hatte Breda da gesagt? Unser was? Doch Breda redete weiter, da er Herbert noch nicht bemerkt hatte: „…aber ich bringe es nicht übers Herz es ihm zu sagen, dass du … ich meine … er hat schon eine seltsame Neigung entwickelt, als er dich sah, wie du gestorben bist, wie ich dich getö…“ Breda schien wirklich verzweifelt. „Ich wollte das nicht! Glaub mir!“ Und wieder setzte er kurz aus und blickte zum Mond hinauf.“ Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich dich zum letzten Mal gesehen habe … 1617, in der Nacht, im Sommer. Ich habe wirklich geglaubt, dass meine Gier nach Blut, dass ich sie unterdrücken kann … es tut mir Leid.“ „Ach, mein Herbert…“ Er machte eine kurze Pause. „Welch wunderschönen Namen du ihm gegeben hast, Elisabeth, meine Liebste… Ich habe sein Gedächtnis gereinigt, von all den schrecklichen Erinnerungen. Er hasst Frauen und ich bin mir sicher, dass er dich auch hassen wird, wenn ich ihm von dir erzähle und das … und das … nein, das würde ich nicht verkraften.“

Herbert war verwirrt und plötzlich drang ein Schmerz in seinen Schädel, als würde sein Kopf zerplatzen. Und plötzlich tauchten Bilder in seinem Gedächtnis auf. Die Erinnerung kam wieder. „Mama…“ Herbert sank zu Boden. Er erinnerte sich an seine Mutter. „Wie ich ganz klein war“, begann er in Gedanken seine Erinnerung zusammenzufassen, „da hat sie mich immer so lieb herumgeschleppt und sie hat mich nie allein gelassen. Sie war immer so gut zu mir und…“ Herbert schloss die Augen. Er konnte sich noch deutlich erinnern, wie sie aussah. Mit ihren schwarzen, schönen Haaren, ihr Gesicht, immer ein Lächeln aufgesetzt … fast immer. Und dann sind wir zu Papa gefahren und dort…“

„Geht es Ihnen nicht gut, werter Graf?“, fragte eine Dame panisch und half ihm auf, obwohl Herbert lieber alleine, zusammengekauert weiter nachgedacht hätte. Bald hatte sich schon wieder eine Schar nervender Weiber (zumindest für Herbert waren sie nervend) um ihn herum versammelt und sie erkundigten sich, wie es ihm gehe. Herbert erklärte freundlich, dass es ihm gut gehen würde und dass alles in Ordnung sei.

Herbert dachte noch mal an seine Mutter. Sie war so ziemlich die einzige Frau, die es verdient hatte, geliebt zu werden. Liebe… Plötzlich kam ihm bei diesem Gedanken wieder Alfred in den Sinn. Wo war er bloß? Und warum war Breda noch immer nicht da? Doch genau in diesem Moment kam Breda hineinstolziert, schritt schnurstracks durch die Menge auf eine Art Anhöhe, wo er vermutlich nun seine Rede halten würde.

Er räusperte sich. „Seid willkommen Brüder und Schwestern!“, begann er mit lauter Stimme, man merkte gar nicht, dass er nervös war, „hier, in diesem Saal, wo wir uns all die Jahre versammeln. Ich freue mich, dass Sie wieder so zahlreich erschienen sind und ich freue mich besonders, dass heute zum allerersten Mal mein Sohn an unserem Ball teilnimmt.“ Er blickte lächelnd zu Herbert hinüber und fuhr dann fort: „Ich kann mich an die Enttäuschung letztes Jahr erinnern, da wir leider nur einen Bauern zum Mahl hatten, aber dieses Jahr ist es anders.“ Er blickte in die Runde. „Denn diesmal ist ein Gast eingetroffen, geschmückt und wunderschön.“ Dann fügte er noch mit einem Lächeln hinzu: „Und ich denke, dass sie äußerst köstlich schmecken wird.“ Er grinste.

Dann griff Breda mit einer Hand zu dem Vorhang, der sich hinter der Anhöhe befand, zog ihn beiseite und Sarah kam zum Vorschein. Sie hatte ein rotes Kleid an, das äußerst aufwendig verziert war, sie war geschminkt – einfach alles in allem sehr schön verziert. Die Gäste klatschten vor Freude. Sarah war in einer Art Trance – nicht lebendig, aber tot auch nicht. „Und außerdem haben sich zwei weitere Personen in meinem Schloss verirrt, also falls die Lady nicht für alle reichen sollte – es gibt noch Nachschub. Breda nickte Koukol zu, der mittlerweile auf dem Klavierhocker Platz genommen hatte. Dieser begann zu spielen, ein Lied, das Herbert durchaus bekannt war – Gott ist tot, hieß das Lied, sehr passend, da Vampire ja nicht an Gott glauben.

Während Breda mit Sarah nun die Tanzfläche betrat, von der alle anderen weggegangen waren, begannen die meisten Vampire den Text des Liedes mitzusingen, so auch Herbert.

Plötzlich stimmte Koukol zu einem anderen Lied an. Dieses Lied war recht gefühlsbetont und eher romantisch. Breda und Sarah tanzten nun zu diesem Lied, sie machten keinen einzigen Fehler bei der Schrittfolge, was Herbert doch etwas überraschte. Als dieses Lied ebenfalls vorüber war, verbeugten sich die beiden und ernteten viel Applaus. Dann war der Ball eröffnet und einige tanzten zu Liedern, die Koukol nun spielte, mit, einige unterhielten sich prächtig und Herbert wurde gegen seinen Willen dauernd von irgendwelchen Frauen zum Tanz aufgefordert, warum dachten die eigentlich, dass er tanzen wollte – mit einer Frau noch dazu.

Aber da die Anfragen zum Tanzen immer mehr wurden, nahm Herbert nun an und tanzte, wenn auch widerwillig, was man an seinem stetig kühlen Blick bemerkte. Sein Blick schweifte durch den Saal. Die Uhr zeigte schon eine Viertelstunde nach elf an, der Saal war wunderbar geschmückt… Herbert fiel ein Spiegel ins Auge – ein riesiger Spiegel. Wozu eigentlich? Man konnte sich doch sowieso nicht darin sehen…

Doch plötzlich … das gab es doch nicht … zwei Gäste zerrten Sarah so gut es ging im Gedränge zum Ausgang und das Merkwürdige war, dass sie ein Spiegelbild hatten. Herbert wusste sofort, wer das sein musste, obwohl sie es anscheinend geschafft hatten, sich zu verkleiden. Die zwei „Gäste“ waren nämlich niemand anderer als Professor Abronsius und Herberts Geliebter, Alfred. Schnell riss Herbert sich von seiner momentanen Tanzpartnerin los, eilte zu seinem Vater und erzählte ihm das.

„Darf ich kurz um ihre Aufmerksamkeit bitten?“, fragte Breda mit lauter Stimme. Alle blickten ihn an. „Bitte würden Sie einen kurzen Blick in den Spiegel werfen!“, bat er die Gäste. Diese bemerkten nun, dass zwei Gäste Menschen waren. Alle drehten sich zu den beiden um, Breda schritt zum Professor und zu Alfred hin. Alfred nahm sich schnell einen Kerzenleuchter und wollte sich damit verteidigen. Breda lachte nur. „Darf ich dich erinnern, dass wir unsterblich sind!“ Alfred schluckte. Herbert beobachtete das Ganze aus dem Gedränge. Da war er also, der süße, liebe Alfred. Während Herbert noch verliebt Alfred anstarrte, nahm sich der Professor ebenfalls einen Kandelaber und bildete mit dem von Alfred ein Kreuz. „Nein!“, schrie Herbert und wurde von dem Licht und dem gewaltige Energieschwall, den dieses Symbol der Christen verursachte, nach hinten geschleudert, wie alle anderen. Ein Kreuz war eben eines der besten Mittel, um Vampire zu bekämpfen.

„Koukol!“, schrie Breda, während er seinen Arm schützend vor sein Gesicht legte, „Ihnen nach!“ Koukol tat, wie ihm geheißen, sprang vom Klavierhocker auf und eilte den Dreien so schnell er konnte nach. Langsam erhob sich Herbert vom Boden und eilte zu seinem Vater, der keuchend am Boden lag. „Geht’s, Papa?“, fragte Herbert und drückte seinen Vater an sich. „Also überleben werde ich diesen Anschlag sicher, aber ich glaube, ich … ich muss mich ein wenig ausruhen, um das zu verkraften…“, antwortete Breda mit schwacher Stimme, lächelte aber seinem Sohn zu. „Du hast ja auch das Meiste abgekriegt…“, bemerkte Herbert, während er seinen Vater noch immer umarmte.

Herbert ließ seinen Vater vorsichtig los. Dieser wurde von den umherstehenden Gästen gehalten und psychisch unterstützt. „Ich nehme die Verfolgung auf!“, rief Herbert seinem Vater entschlossen zu und sprang zum Fenster hinaus, da dies sicher eine große Zeitersparnis war. Doch draußen sah er aus der Luft, dass er ein wenig zu spät war. In beträchtlicher Ferne sah er die Drei mit der Kutsche, die normalerweise nur Breda – vielleicht auch einmal er – benutzte, davonfahren. Koukol hatte mit einem Sarg als Rodel bereits die Verfolgung aufgenommen, aber leider anscheinend ohne Erfolg.
 

~ Ich schäme mich wirklich, dass ich so lange nicht mehr weitergeschrieben habe. Hoffentlich sind mir jetzt nicht alle Lesen davongerannt ... also allen, die die Geschichte in ihre Favos getan haben, denen hab ich geschrieben dass es weitergeht und wenn es in Zukunft wieder weitergeht, dann benachrichtige ich euch sehr gerne (sofern das überhaupt wer will) Bei Fragen, Unklarheiten, Bitten, Wünschen, Beschwerden oder sonstigem einfach mal ein Kommi oder ENS mir zukommen lassen.

So, also um mich kurz zu fassen: Es geht weiter und ich werde in Zukunft regelmäßiger weiterschreiben! ^^ Jetzt sind wir ja eigentlich am Ende des Films angelangt, was aber natürlich noch nicht heißt, dass das hier aus ist nein, jetzt geht's erst richtig los! *grins* ~

Liebe, Trauer und Gedichte

~Alles bis zum Ende des Films hab ich jetzt mal in ein abgeschlossenes Kapitel gepackt. Ich freue mich, dass es da draußen noch Leute gibt, die die Geschichte lesen. :) Wie gesagt, ich versuch regelmäßig zu updaten. Weil ich nicht jeden Beistrich einezln hochlade, kann es natürlich auch mal ein, zwei Monate dauern, bis was Neues kommt - dafür kommt dann aber viel.~
 

Herbert landete langsam am Boden, im kalten Schnee. „Ich werde dich also nie wieder sehen, liebster Alfred.“ Er kauerte sich zusammen und schluchzte. „Wie kannst du mir das antun? Was soll ich ohne dich machen – all die Jahrhunderte – alleine?“ Dass sein Körper mittlerweile schon so kalt war, dass er sich schwer tat, seine Gelenke zu bewegen, das wusste er und es war ihm egal – so egal, dass er vielleicht sogar draußen gesessen wäre, bis die Sonne aufging. Und Herbert schluchzte weiter. „Mein ganzes Leben ist … ist so sinnlos … ohne dich, Alfred. Warum bist du weg?“
 

Herbert hob den Kopf und starrte mit gläsernen Augen den Sternenhimmel an. „Warum bist du einfach so schnell weg? Was soll ich tun … du bist weg … einfach weg, fort, futsch, nicht mehr da. Ich vermisse dich so, ich liebe dich ja so sehr, das kannst du dir gar nicht vorstellen, das…“
 

Herbert stockte. Was sah er da am Himmel? „Es ist doch ein Ball. Und wir sind alle eingeladen worden, also komm! Zier dich nicht so und flieg endlich selber!“, hörte er eine leicht wütende Frauenstimme. War das diese Chagal? „Aber ich hab Höhenangst und … und wer weiß, ob ich überhaupt fliegen kann?!“ Herbert sah auf. Das war doch Alfred! Ganz sicher! „Doch, natürlich kannst du fliegen. Alle Vampire können fliegen. Das ist ohne Zweifel. Du weißt ja laut meinen Studien…“ Das musste der Professor sein. Dieser landete auch gerade im Hof – zwar nicht gerade professionell, aber doch irgendwie.
 

„Guten Tag, werter Graf!“, begrüßte der Professor Herbert, „Ich glaube wir sind ja jetzt glücklicherweise auf derselben Seite.“ „Das … äh … freut mich“, antwortete Herbert etwas geistesabwesend. Die Drei kamen zurück - geflogen, also waren sie wohl jetzt Vampire, also musste es wohl so gewesen sein, dass diese Chagal... „Also, diese Chagal hat Sie gebissen?“, erkundigte er sich nun verwirrt, da er irgendwie den Durchblick verloren hatte. „Ja, so ist es!“, bestätigte der Professor, „ich wusste nicht, dass sie schon ein Vampir war. Dann noch einen schönen Abend!“ Langsam stapfte der Professor also ins Schloss. Seltsamer Greis, wirklich seltsam. Da bekämpfte er Vampire für wer-weiß-wie-lang und jetzt, selber als Vampir, wirkte er so ruhig, so gut gelaunt... Herbert beschloss sich nicht weiter den Gedanken an den Professor zu widmen und blickte zu Alfred und Sarah auf.
 

„Ich schleppe dich sicher nicht bis zum Schloss!“, rief Sarah außer Puste. Sie hielt Alfred am Hemdkragen und flog so schnell wie möglich Richtung Schloss, was mit Alfred ziemlich langsam ging. „Also entweder du fliegst allein, oder ich lasse los! Das ist mein voller Ernst!“, warnte sie ihn, doch Alfred bat sie mit den Händen vor den Augen, das bitte nicht zu tun. „Versuch es wenigstens, Alfred!“, bat Sarah ihn. „Ich kann nicht fliegen, nein…“, redete Alfred sich ein. „Doch, alle Vampire können fliegen und selbst wenn du abstürzt, du kannst auch nicht sterben!“, erklärte ihm Sarah, „aber das musst du ja selber besser wissen.“ „Na ja, theoretisch, aber praktisch…“
 

Doch Sarah hatte ihn bereits losgelassen und flog Richtung Schloss. Alfred, der sich im Fallen befand, schrie anstatt zu fliegen um Hilfe. Blitzschnell flog Herbert auf Alfred zu, um ihn zu „retten“. „Ich trage dich gerne bis zum Schloss“, säuselte Herbert lieblich. Doch Alfred schien nicht gerade begeistert. Verzweifelt versuchte er sich von Herbert zu befreien. „Mon chéri, wir sind in zehn Meter Höhe. Ich habe gedacht, du kannst nicht fliegen?“ Alfred hörte kurz auf sich zu wehren und blickte nach unten. Dann sah er ängstlich zu Herbert und fragte: „Kann ich fliegen?“ Doch der Angesprochene dachte nicht einmal daran, darauf zu antworten. Natürlich konnten alle Vampire fliegen. Aber wozu Alfred unnötigerweise auch noch Selbstvertrauen geben?
 

Also lächelte Herbert nur. Alfred blickte sehr verwirrt. „Ja, aber…“, stotterte Alfred und wusste nicht weiter. Doch dann schien er entschlossen. „Der Professor hat gesagt, dass alle Vampire fliegen können, also lass mich los!!!“ Doch Herbert wollte ihn nicht loslassen – er hielt Alfred fest umklammert. Dieser lehnte sich jedoch so von Herbert weg, dass dieser das Gleichgewicht verlor und mit Alfred nach vorne kippte.
 

Irgendwie schaffte es Alfred nun wegzufliegen – Richtung Schloss. Herbert folgte ihm natürlich. Eigentlich hätte er Alfred ja locker einholen müssen, doch dieser flog einfach mit rasender Geschwindigkeit zum Schloss ohne ans Lenken zu denken. Daraus folgte leider, dass er wortwörtlich mit dem Kopf durch die Wand – oder eher durchs Fenster – zu fliegen versuchte und da es Herbert offen gelassen hatte auch nichts zu Bruch kam. (Wäre Alfred ein Mensch gewesen, hätte er sich dabei sicher so einige Knochen gebrochen, aber er war ja nun ein Vampir… zum Glück) Im Ballsaal bremste sich Herbert dann ebenfalls ab, schloss das Fenster und ging auf Alfred-Suche.
 

Dieser war jedoch schon bei Sarah, die ihn ein wenig beruhigte, da Alfred seelisch total fertig war. Herbert seufzte, während sich die meisten umherstehenden Gäste gut amüsierten. Was war denn an dieser Chagal so besonders? Er wäre doch sicher ein genauso guter Liebhaber wie sie… Doch Alfred war da irgendwie anderer Meinung. Warum?
 

Herbert spürte, wie eine Hand sich von hinten auf seine Schulter legte. Schnell drehte er sich um. „Papa!“, freute er sich, „geht’s dir schon besser?“ Breda nickte. „Ich habe mich schon praktisch ganz erholt“, gab er dann als Antwort. „Geht es dir auch schon wieder besser? Du siehst irgendwie traurig aus…“ Herbert sah zu Boden. „Na ja … Alfred hat sich nicht wirklich verändert, er mag noch immer diese Chagal…“ Breda streichelte seinem Sohn über die Schulter. „Liebeskummer geht vorbei, mein Junge. Ist es dir nicht lieber, wenn er da ist, eben nicht dir zugetan, als wenn er fort ist … ganz weit weg, oder gar tot…“ Herbert musste an seine Mutter denken. Sie war ja auch gestorben. „Genieße den heutigen Abend und freue dich, dass Alfred überhaupt da ist. Bedenke, dass du ihn dann ein ganzes Jahr lang nicht mehr siehst … okay?“ Herbert seufzte, nickte aber dann. „Ich werde es versuchen, Papa…“
 

Die Nacht war wirklich schön. Herbert konnte sogar einmal kurz mit Alfred tanzen. Nur irgendwie war es Herbert ungewohnt so viele Leute um sich zu haben. Und irgendwie wurde es ihm dann ein wenig zu viel Trubel. Außerdem war das Tanzen auch etwas anstrengend und das Fliegen vorher sowieso…
 

Herbert gähnte und streckte sich. Er war in seinem Sarg – es war natürlich Nacht, aber welche? – und Koukol hatte ihm anscheinend den Deckel heruntergenommen. Sein Vater war vermutlich schon irgendwo anders, da sein Sarg leer stand und Breda nicht mehr in der Gruft war. Herbert gähnte noch einmal herzhaft und stieg dann aus dem Sarg. Er trug noch immer sein Gewand für den Ball. Herbert überlegte. Anscheinend war er auf der Feier so müde geworden, dass er eingeschlafen war.
 

Also machte er sich zuerst einmal auf den Weg in sein Zimmer und zog sich um. Irgendwas Bequemes, aber doch Elegantes sollte es sein. Sein Ballgewand war nämlich durch die Tatsache, dass er darin unbeabsichtigt geschlafen hatte, so zerknittert, dass es wirklich nicht mehr schön aussah. Vielleicht konnte Koukol es ihm ein wenig bügeln, vielleicht. Gemächlich schlenderte er durchs Haus, um seinen Vater zu suchen. Nach kurzer Zeit hatte er ihn auch schon gefunden – in der Bibliothek. Aber wer war da bei ihm? Der Professor. Da konnte Alfred doch nicht weit sein, oder?
 

„Ah, Herbert! Da bist du ja, mein Junge! Hast du gut geschlafen?“, fragte Breda, als er seinen Sohn bemerkte. Herbert nickte und kam auf seinen Vater zu. Doch sein Blick galt dem Professor. „Sie bleiben hier?“, wunderte Herbert sich. Der Professor blickte von einem Buch auf. „Ah, der junge Graf von Krolock?“ Herbert musste in wenig lachen. Eigentlich nannte ihn keiner „Graf von Krolock“, das sagten die meisten nur zu seinem Vater. „Ja“, antwortete Herbert, „aber warum sind Sie noch da … ich meine … äh … nicht, dass es mich stören wurde, aber mich würde es halt interessieren…“ „Ach, wissen Sie, da ich ja nun dieselben Interessen wie Ihr Vater vertrete, bleibe ich hier und unterstütze ihn mit meinem Wissen. Außerdem habe ich dann endlich einen Gesprächspartner, der mich versteht“, erklärte er und sah kurz zu Breda, „meine so genannten „Kollegen“ aus Königsberg haben mich für etwas verrückt gehalten…“
 

„Aha.“ Herbert lächelte. „Und Ihr Assistent, Alfred?“ Der Professor schien nachdenklich. „Ach … äh … Moment, ich bin mir sicher, dass er’s mir gesagt hat…“ Doch dann schien er sich wieder zu erinnern. „Ach ja! Er ist mit Sarah nach Königsberg gezogen.“ Herbert wurde blass, noch weißer als sein Gesicht normalerweise war. „Mit Sarah?“, fragte er nach. „Ja, wissen Sie, die beiden haben sich recht gern, vielleicht werden sie sogar bald heiraten. Aber ich weiß leider noch nichts Konkretes. Doch wenn ich etwas erfahre, kann ich es Ihnen gerne sagen.“ Der Professor schien recht froh, während Herbert wie zur Salzsäule erstarrt dastand und fast nach hinten gekippt wäre. Dann ließ er noch ein leises „Danke…“ hören und wankte dann möglichst normal wieder aus der Bibliothek. Breda blickte seinem Sohn nach und bemerkte nichts.
 

Als Herbert jedoch draußen war, erklärte Breda: „Ich glaube, meinem Sohn geht es nicht so gut. Ich werde kurz nach ihm sehen. In Ordnung, Abronsius?“ Der Professor nickte. Doch bevor er Breda noch fragen konnte, was mit Herbert denn bloß los war, war dieser schon weg. Schnell eilte der Graf dorthin, wo Herbert sich immer verkroch, wenn er traurig war: In seinem Zimmer, in seinem Himmelbett liegend…
 

Die Tür ging auf. „Bist es du, Papa?“, fragte Herbert mit zittriger Stimme. „Ja“, antwortete Breda und zog seinem Sohn vorsichtig die Decke vom Kopf. Dann nahm er ihn liebevoll in seinen Arm. „Wie geht’s dir?“, fragte Breda. Herbert schüttelte nur den Kopf.
 

„Das geht vorüber, mein Sohn. Du weißt doch noch, als du dich in Joseph verguckt hast. Diese Trauer ist auch vergangen…“ „Du verstehst das nicht, Papa. Ich bin nicht nur ein wenig verliebt, so wie bei Joseph, Alfred hat es mir wirklich zugetan! Ich bin vernarrt in ihn.“ Breda strich seinem Sohn liebevoll über den Kopf. „Was hast du eigentlich noch vor in deinem ewigen Leben?“, wechselte er das Thema, da er wusste, dass Herbert Alfred nie aufgeben würde. Herbert schien nachdenklich.
 

„Weiß nicht… warum fragst du?“, erkundigte er sich dann. „Na ja … weißt du mein Junge…“ Breda wusste irgendwie nicht wie er dieses Thema angehen sollte. „Tja, ich … ich … äh … glaube, dass nicht sonderlich viele Leute so wie du denken.“ „Was meinst du?“ „Ich will dir ja nicht zu nahe treten, Herbert … aber ich glaube nicht, dass es sonderlich viele Männer gibt, die ihresgleichen lieben. Ich glaube nicht, dass du sehr viel Erfolg haben wirst, wenn du…“
 

Herbert seufzte. „Du willst, dass ich mich in eine Frau verliebe, oder?“, fragte er seinen Vater ohne Umschweife. „Mein Junge, verstehe mich nicht falsch, aber…“ „Papa, mir tut es Leid, aber ich kann das nicht!“, protestierte Herbert sofort, versuchte aber eine normale Stimme zu behalten, „oder soll ich dir sagen, dass du dich in einen Mann verlieben sollst?“ „Nein Herbert. Schau, du bist mein einziger Sohn und ich liebe dich über alles. Ich will dir nicht dein Leben verderben, glaub mir!“, erklärte er und drückte Herbert fest an sich, „egal, was kommt, ich werde dich immer lieben.“
 

„Danke, Papa…“ „Aber falls der unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, dass du dich versehentlich in eine Frau verliebst, dann wäre mir das noch lieber.“ Herbert musste ein wenig lachen, da sein Vater das so lustig betonte. Dann fuhr Breda fort: „Und weißt du eigentlich, wie wichtig es ist, dass wir einen Nachfolger haben … ich meine, wer soll das Schloss nach dir leiten?“ „Keine Angst Papa, ich lebe ewig!“ „Ja, aber was ist, wenn dir etwas zustoßen sollte…“ „Papa…“ „Außerdem kannst du dir gar nicht vorstellen, wie gerne dein Vater seine Enkelkinder verwöhnt hätte…“ „Wenn du Kinder so gern magst, dann adoptiere dir doch eines.“ „Aber bei denen fließt nicht das Blut unserer Ahnen…“ Herbert seufzte. „Da kann ich wirklich argumentieren, so viel ich will. Du lässt mir keine Ruhe, bis ich mit einer Frau schlafe, oder?“
 

Breda drehte den Kopf zur Seite. „So würde ich das zwar nicht sehen, aber wie du willst.“ Dann streichelte er Herbert noch einmal zärtlich über die Wange. „Aber wenigstens geht es dir ein bisschen besser…“ Herbert lächelte. Ja wirklich, sein Vater hatte ihn schon ein wenig von Alfred abgelenkt, wenn auch nur ein wenig. Dann erhob sich Breda und ging wieder zurück in die Bibliothek.
 

Herbert saß noch immer zutiefst deprimiert auf seinem Bett. Sein Vater hatte ihn zwar ein wenig getröstet, aber er trauerte Alfred noch immer nach. Warum hatte er den Professor bloß gefragt? Warum war er nur so blöd gewesen? Abronsius konnte natürlich nicht ahnen, dass diese Nachricht sein Herz wie ein Pflock durchbohren würde.
 

„Wenn mein Alfred diese dumme Gans heiratet, dann ... dann...“, schluchzte Herbert mit geballten Fäusten, „dann ... das werde ich nicht aushalten ... dann stelle ich mich so lange in die Sonne, bis die Hitze meinen Verstand raubt und ich verrückt werde. Dann muss ich wenigstens nicht mehr an dich denken, mon chéri, mein Alfred. Ich liebe dich ... auch wenn das niemand akzeptiert ... na ja ... mein Papa sieht’s ja noch ein. Wenn auch nicht erfreut, dass ich, ja ich, sein einziger Sohn schwul bin ... aber das kann niemand ändern ... nicht einmal ich, wenn ich es wollte...“
 

Fast die ganze Nacht lag oder saß Herbert in seinem Bett und träumte mit offenen Augen, dachte nach und trauerte. Gestern war so viel passiert, er hatte von seiner Mutter erfahren ... nach ... wie lange lebte er schon? So lange ... so viele Jahrhunderte ohne daran zu denken, dass er eine Mutter besaß. Und nach dem Ball war Alfred weg, mit Sarah ... und Herbert war ganz alleine, bis auf seinen Vater und den Professor.
 

Der junge Vampir drehte sich in seinem Bett um und seufzte. Wie gerne hätte er mit Alfred sein Bett geteilt, wenigstens für eine Nacht. Warum war das Leben so ungerecht? Warum nur?
 

Es trat jemand ein. Herbert blieb weiter liegen und dachte nicht einmal daran nachzusehen. Wer sollte es denn sein, außer seinem Vater? „Schläfst du?“, fragte Breda leise. Herbert ließ einen Seufzer hören. „Gut, ich wollte dich nur erinnern, dass es bald Tag wird. Herbert sah wieder nicht auf. Natürlich hatte er seinen Vater gehört, aber er wollte in Ruhe gelassen werden – alleine. „Ich gehe dann. Wir sehen uns in der Gruft, mein Junge“, erklärte Breda, bevor er wieder das Zimmer verließ. Nach seiner Stimme zu urteilen war er besorgt und hatte verstanden, dass sein Sohn alleine gelassen werden wollte.
 

Herbert sinnierte noch kurz, aber wirklich nur kurz, da es bald Tag wurde und da er sich ja noch umziehen musste und heute auch nicht hetzen wollte beim Gehen in die Gruft. Also schlich Herbert über die Gänge nach unten, so langsam, dass ihn bald schon eine Schnecke überholen hätte können. Hier und da blieb er stehen und betrachtete die Bilder seiner Ahnen, obwohl diese ihn eigentlich nie interessiert hatten und es wohl auch nie tun würden.
 

Insgesamt brauchte er eine dreiviertel Stunde bis zur Gruft, wenn er sich beeilt hätte, wäre er sicher schon in einer Minute unten gewesen. Breda war bereits unten. Die Frage, wie es seinem Sohn geht, erübrigte sich, da Herbert schon so deprimiert aussah. Also sagte Breda nichts. Die beiden wechselten kein einziges Wort, doch der Graf wusste, dass es schlecht um seinen Sohn stand – schlechter als je zuvor. Wortlos legte Herbert sich in seinen Sarg. Koukol gab den Deckel drauf und schon kurze Zeit später war Herbert tief und fest eingeschlafen und träumte, oder besser gesagt, er träumte alb.
 

Sein Gehirn hatte die ganzen Ereignisse noch nicht verarbeitet. Und so träumte er, dass Alfred und Sarah heiraten würden und dass sie sogar ein Kind hätten. Herbert selber stellte sich in seinem Albtraum daraufhin nach draußen und wartete auf den Sonnenaufgang. Der Morgen graute, die Sonne war nicht mehr weit. Und als Herbert dann schon den ersten Lichtstahl vernahm ...wachte er auf und stieß sich unsanft den Kopf am Sargdeckel an. In Albträumen wacht man eben immer dann auf, wenn man stirbt. Herbert legte sich wieder hin und seufzte. Hoffentlich war dieser Albtraum nur ein Albtraum und keine Vision...
 

Koukol nahm den Deckel vom Sarg. Dann öffnete er Bredas Sarg. Herbert beeilte sich währenddessen wegzukommen, da er nicht mit seinem Vater über seine Trauer reden wollte. Vor der Bibliothek bremste er sich ein. Warum eigentlich? Das war ihm nicht wirklich klar … aber vielleicht könnte er ja ein gutes Buch lesen … zur Ablenkung.
 

Der Nachteil war nur, dass es da so viele Bücher gab, so viele … welches sollte er da nehmen? Da sah er auch schon den Professor entgegenkommen. „Guten Abend, werter Herr Graf…“, begann der Professor, „kann ich Ihnen helfen?“ Herbert war verwirrt. Es war doch so früh, wie konnte der Professor schon hinüber zur Bibliothek gegangen sein? Doch diese Frage beantwortete sich von selber, da er einen Sarg erblickte. Der Professor hatte anscheinend darauf bestanden, dass sein Sarg in der Bibliothek aufgestellt wurde.
 

„Na ja … ich hätte mir eben gerne die Zeit vertrieben und da dachte ich, dass ein gutes Buch vielleicht das Richtige sei“, erklärte Herbert. Der Professor blickte ihn an. „Ein gutes Buch … hm, das ist sehr weitläufig, was wollen Sie denn lesen?“ Herbert zuckte mit den Schultern. „Na ja … vielleicht irgendwas … Romantisches – so eine wunderbare, tragische Liebesgeschichte.“ Herbert hoffte natürlich auf eine Liebesgeschichte zwischen zwei Männern – gab es solche Bücher überhaupt? Oder wird man eher von den Leuten, die die „allgemeine“ Meinung vertreten, massakriert, wenn man so etwas schreibt? Doch er traute sich nicht das dem Professor zu sagen, dass er … na ja. „Kann es auch ein Theaterstück sein?“, erkundigte sich der Professor weiter, „da wüsste ich nämlich etwas Wunderbares. „Ja, gerne.“ Abronsius eilte schnell zu einem Regal. „Ich hoffe, dass Sie es noch nicht gelesen haben … es ist recht bekannt.“
 

Der Professor kam mit einem dicken Buch zurück und reichte es Herbert. Dieser sah es sich kurz an. „Romeo & Julia…“, las er dann den Titel vor. „Ja, ein berühmtes Werk von Shakespeare. Sie haben sicher schon von diesem genialen Schriftsteller gehört.“ Herbert seufzte innerlich: „Julia… Warum nehmen eigentlich alle an, dass man bei einem romantischen Buch eine Liebesgeschichte zwischen einem Mann und einer Frau wollte?“ „Wenn Sie noch ein wenig Hilfe bei der Wahl eines Buches brauchen, dann können Sie gerne mich fragen.“ Herbert bedankte sich noch einmal bei Abronsius und ging dann gemächlich zu seinem Zimmer, zu seinem Bett um das Buch zu lesen.
 

Dort angekommen legte er sich in sein Bett, wo er ja so gerne die Nacht verbrachte, machte es sich bequem, schlug dann das Buch auf und begann zu lesen – vielleicht war es ja interessanter als sein Titel. Es begann so: „Die angesehensten Familien in Verona waren die reichen Capulet und die reichen Montague. Ein alter Zwist zwischen diesen beiden Familien war zu einer tödlichen Feindschaft herangewachsen…“
 

Irgendwo in der Mitte des Buches machte er eine kurze Pause. Das Lesen von so schwerer Lektüre war eben anstrengend. Das Buch war durchaus gut geschrieben (bis jetzt jedenfalls) und auch spannend. Leider war es sehr langatmig geschrieben – das hätte Herbert zwar locker ausgehalten, wenn da nicht diese vielen Szenen waren, die zwischen den beiden Liebenden – wie der Titel schon sagte: Romeo und Julia – waren. Da hätte Herbert manchmal gerne das Buch zerrissen.
 

Gemütlich auf dem Bett liegend nahm er sich wieder das Buch und las weiter. Mit was sollte er sich denn sonst seine Zeit vertreiben?
 

Einige Stunden später war das Buch ausgelesen. Herbert bereute es, dass er dieses Buch fertig gelesen hatte. Es gefiel ihm nicht und er wusste auch ganz genau wieso, nur eingestehen wollte er es sich nicht.
 

Herbert blieb liegen und sah durchs Zimmer, da er nicht aufstehen wollte. An der Wand hing noch immer dieser Spiegel – zur „Ganzkörperbetrachtung“. Wozu? Seit seiner Kindheit hatte er sich noch nie in diesem oder einem anderen Spiegel betrachten können. Vielleicht wollte ihn Alfred nicht, weil er schlecht aussah. Breda sagte zwar immer, dass Herbert der schönste und liebste Junge der Welt sei, den er sich nur vorstellen konnte, aber vielleicht war das ja auch nur, weil Herbert sein Sohn war. Vielleicht war er ja wirklich so hässlich, dass Alfred … Alfred … Wegen diesem blöden Spiegel hatte sein Liebling erkannt, dass er ein Vampir war. Herbert hasste dieses gläserne Etwas. Wütend schleuderte er das Buch dagegen, doch der Spiegel ging nicht zu Bruch. Herbert seufzte. Er hatte den Spiegel sowieso nie brauchen können – im Gegenteil, er erinnerte ihn an die Ablehnung von Alfred. Außerdem hätte er ein wenig Glück brauchen können – Scherben bringen ja Glück, aber ein zerbrochener Spiegel bedeutet sieben Jahre Pech – was war denn nun richtig?
 

Herbert deckte sich zu und drehte sich vom Spiegel weg. Dann kauerte er sich zusammen und verfiel wieder in Trauer. Warum konnte sein Alfred ihn nicht leiden? Warum nicht?
 

Geraume Zeit später wachte Herbert wieder auf. Wieder diese Albträume. Am liebsten hätte er diese Chagal umgebracht. Aber dann wäre sein Alfred traurig und würde ihn sicher hassen für diese Tat. Und das wollte Herbert auf keinen Fall. Langsam stand er auf, hob erst einmal das Buch vom Boden auf und ging zum Professor in die Bibliothek, um das Buch zurückzugeben. Dort angekommen legte er das Buch einfach auf den Tisch, da er den Professor nicht fand. Doch als Herbert schon gehen wollte, kam Abronsius auf ihn zu und fragte ihn sofort, wie ihm das Buch gefallen hatte.
 

„Ja, war interessant…“, antwortete Herbert, „wirklich gut geschrieben.“ Der Professor nickte und begann sofort das Buch in den höchsten Tönen zu loben. „Ich werde dann wieder gehen…“, erklärte Herbert, da er nicht sonderlich Interesse an der Lobeshymne hatte. „Wollen Sie nicht noch eine Lektüre lesen?“, erkundigte sich der Professor. Herbert seufzte. „Nein danke“, antwortete er höflich und ging dann wieder zu seinem Zimmer. Doch auf dem Weg dorthin begegnete ihm sein Vater.
 

„Mein Junge!“, freute Breda sich, „ich bin auf dem Weg in die Stadt, magst du mitkommen?“ „Warum willst du in die Stadt?“ Breda grinste. „Mein Magen knurrt“, sagte er dann noch immer mit einem Lächeln. Herbert musste ebenfalls lächeln. „Geht’s dir besser?“, fragte Breda, da Herbert schon wieder recht fröhlich aussah. Der Angesprochene schüttelte den Kopf und sein Blick sah wieder traurig aus. „Ach komm, wir suchen uns ein schönes Opfer und beim Trinken kommst du auf andere Gedanken!“, schlug Breda immer noch ziemlich fröhlich vor. „Nein danke.“ „Aber Herbert – Liebling, du hast seit Tagen nichts getrunken!“ Herbert antwortete nichts. „Jetzt komm doch! Willst du denn nicht wieder einmal ein bisschen Blut saugen – süßes köstliches Blut…“
 

Herbert lächelte. Ein bisschen Blut wäre sicherlich nicht schlecht… „Na gut, ich gehe nur noch das Buch hinauftragen.“ „Ich warte auf dich im Hof, ja?“ „Ja!“ Schnell eilte Herbert nach oben, legte das Buch auf sein Bett, holte seinen Mantel aus dem Kleiderschrank und ging dann in den Hof zu seinem Vater. „Willst du mit der Kutsche ins Dorf fahren oder fliegen?“, fragte Breda. Herbert dachte kurz nach und antwortete schließlich: „Fliegen. Ich glaube, ich muss mich wieder einmal ein bisschen bewegen!“
 

„In Ordnung.“ Breda steckte sich, breitete seine gewaltigen schwarzen Flügel aus und hob ab. Herbert tat es seinem Vater gleich und die beiden flogen gemütlich ins Dorf. „Was für einen Gusto hast du?“, fragte Breda seinen Sohn. Herbert zuckte mit den Schultern. „Egal. Was du magst, Papa.“ „Also ich hätte Lust auf … hm … mir ist es eigentlich auch egal, halt den Ersten, der uns über den Weg läuft.“ Herbert blickte zu seinem Vater und bemerkte dann: „Aber keine solchen dreckigen Bauerntölpel, pfui!“
 

Breda grinste. „Wie mein Junge es will… Gibt’s denn spezielle Wünsche?“ „Nein, schauen wir halt einfach, ob uns was Leckeres über den Weg läuft…“ Die beiden setzten zur Landung an. Die Straßen waren wie ausgestorben – es war ja auch Nacht. Gemütlich schlenderten sie durch die Dunkelheit auf der Suche nach etwas Essbarem.
 

Breda stoppte. Durch ein Fenster blickte er in ein Haus. „Was ist?“, fragte Herbert. „Schauen wir mal da rein?“, erkundigte sich Breda bei seinem Sohn, „da duftet es so gut … nach einem leckeren Menschen.“ Herbert lächelte. „Na gut…“ Also verwandelten sich die beiden schnell in Fledermäuse und suchten das Haus nach einem Eingang ab. Da kam ihnen ein gekipptes Fensters gerade recht. Da passten sie als Fledermäuse gerade noch durch. Breda hatte zwar kleine Schwierigkeiten, aber er schaffte es doch.
 

Im selben Zimmer war wirklich ein Mensch. Eine junge Dame so um die 20 – genau im richtigen Alter um gebissen zu werden. Schnell aber leise verwandelte Breda sich und verbarg sich in der Dunkelheit, doch als Herbert zur Verwandlung ansetzen wollte, wachte die Frau auf und sah sich um. Breda blieb sicherheitshalber versteckt, da er annahm, dass die Dame schreien würde, wenn sie ihn sehen würde und hoffte, dass sein Sohn jetzt bloß nichts Falsches machen würde. Herbert flatterte nervös herum und beschloss dann, dass er verkehrt herum an der Decke (so wie Fledermäuse eben schlafen) wohl am wenigsten auffallen würde. Die Frau setzte sich auf und blickte umher.
 

Sie zündete sich eine Kerze an, da sie nichts sah. Breda sah nicht hin, doch Herbert war gezwungen das grelle Licht zu ertragen, konnte sich nicht halten und stürzte somit ab. Die Frau bemerkte ihn und hielt die Kerze nahe hin, da sie nichts im Dunklen sah. Herbert wand sich am Fußboden vor Schmerzen, Breda überlegte schon einzuschreiten, doch die Frau blies die Kerze aus und nahm Herbert in den Arm und flüsterte ihm zu: „Oh du Kleines, da hast du nix verloren. Ich bring dich rauf zum Dachboden, da kannst du leben…“ Liebevoll drückte sie ihn gegen ihre Brust und wollte ihn schon zum Dachboden tragen. Tierliebe in Ehre, aber das wollte Herbert sich jetzt wirklich nicht gefallen lassen, mal abgesehen davon, dass es sehr unangenehm war. Also verwandelte er sich – egal ob sie jetzt schreien würde, oder nicht.
 

Die Dame fiel nach hinten auf den Boden und blickte zu Herbert hoch. „Ist das jetzt ein Traum, oder…?“, fragte sie erstaunt. Herbert half ihr auf und erklärte dann freundlich: „Nein, das ist Ihr größter Albtraum…“ Sie sagte gar nichts und blickte ihn perplex an. Herbert kam auf sie zu, hielt ihr mit seiner linken Hand den Mund zu und mit seiner rechten Hand die Arme der jungen Dame weg. Schnell biss er sie und saugte genüsslich ihr Blut. Breda kam nun auch hinzu und begann an der anderen Halsseite ebenfalls ihr Blut auszusaugen. Herbert merkte, dass aus ihrem Hals nicht mehr viel Blut herauskam, biss er ihr in die Hand – in die Pulsadern – und trank da weiter. Breda suchte sich nun ebenfalls eine neue Stelle am Körper, um mehr von ihrem Blut zu bekommen. Nach nur wenigen Minuten war sie schon komplett ausgesaugt. Also legte Breda sie wieder vorsichtig auf ihr Bett und dann stiegen die beiden durchs Fenster wieder nach draußen – von innen konnte man es ja öffnen.
 

Draußen spazierten die beiden noch durch die Nacht. „War dieses Opfer nicht besonders schön?“, fragte Breda seinen Sohn, während er zum Himmel starrte und langsam neben Herbert schlenderte. „Mal abgesehen von den Problemen am Anfang … gut war sie, aber sie hätte sicher bedeutend besser geschmeckt, wenn sie sich vorher noch einmal gewaschen hätte“, erklärte Herbert grinsend. „Ja, das wäre sicher nicht schlecht gewesen“, begann Breda, „aber eigentlich habe ich meine Frage anders gemeint.“ „Wie denn?“, erkundigte Herbert sich, während er verzweifelt versuchte den Rest vom Blut unter seinen Fingernägeln herauszubekommen. „Na ob sie dir gefallen hat…“, antwortete Breda und sah zu seinem Sohn, doch er erntete nur einen fragenden Blick.
 

Breda seufzte: „Der Satz war doch jetzt wirklich klar, oder?“ Herbert verneinte und putzte noch immer seine Nägel. Dann erläuterte er, warum er es nicht verstanden hatte: „Du hast mir nicht gesagt, ob du ihren Charakter oder ihr Aussehen meinst… Und wann eigentlich … ich meine als sie lebte oder als sie tot war? Außerdem…“ „Ach … Herbert…“, unterbrach Breda verzweifelt. „Was habe ich jetzt schon wieder getan?“, erkundigte sich Herbert ein wenig wütend. „Liebling, mit dir kann man einfach nicht über Frauen reden…“, klagte Breda. „Vielleicht liegt es ja daran, dass wir noch nie über Frauen geredet haben?!“, verteidigte der Angesprochene sich wütend und lautstark.
 

Breda schwieg und blickte zu Boden. Eine Weile war es still, doch dann entschuldigte Herbert sich. „Tut mir Leid, Papa. Habe ich dich zu laut angeschrien?“ Breda blickte zu seinem Sohn und sagte nichts. „Ich wollte das nicht“, schwor Herbert. Ein Lächeln bildete sich auf dem blassen Gesicht seines Vaters. „Du weißt doch dass ich dich liebe egal was passiert. Und weißt du, ich bin so froh, dass ich dich habe – genauso wie du bist. Manche Kinder hätten sich nie entschuldigt für so etwas.
 

„Danke…“, kam es leise von Herbert, „aber ich würde gerne mit dir über eine Frau reden.“ „Ach nein Liebling, mir macht es schon nicht viel, wenn du…“, winkte Breda ab. „Das war Ernst gemeint…“, widersprach Herbert. „Wie?“, fragte sein Vater verwirrt, „das ist jetzt ein Scherz, oder?“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Über wen?“, erkundigte Breda sich interessiert. Herbert blickte etwas traurig zu seinem Vater.
 

„Sag schon…“, bat der ältere Vampir. „Äh … sollten wir nicht zurückfliegen?“, wollte Herbert wissen. Breda überlegte kurz und stimmte dann zu: „Stimmt, aber nur wenn du mir sagst, wen du meinst.“ „Ja, gut…“, bemerkte Herbert nur, schaute sich kurz um, breitete seine Flügel aus und hob langsam ab. Sein Vater tat dasselbe und sah erwartungsvoll zu seinem Sohn. „Also?“ Herbert überlegte kurz. „Na ja … ich meine … du willst ja immer, dass ich eine Frau finde und dann mit ihr ein Kind habe.“ Herbert legte eine kurze Pause ein. „Weißt du, ich habe mich gefragt, wo meine Mutter ist…“ Breda erschrak sichtlich und war für einen Moment so geistesabwesend, dass er fast abgestürzt wäre. „Ich … ich habe gedacht, dass ich dein Gedächtnis davon befreit habe… Dieses schreckliche Erlebnis…“ Herbert schüttelte den Kopf. „Ich habe mitbekommen, wie du zu meiner Mama, wie du zu ihrem Grab geredet hast und da…“, erklärte Herbert zitternd. „Ich … ich glaube wir reden zu Hause weiter, okay?“, schlug Breda vor und nahm seinen Sohn in den Arm. Herbert nickte. „Ja…“
 

~Ich bin langsam mitm updaten, ich gebs ja zu ... Ach ja: Ich habe nichts gegen Romeo & Julia, ich denk mir nur Herbert würds wohl nicht so mögen.~
 

Schweigend flogen die beiden nach Hause, keiner sagte auch nur ein Wort. Als sie dann im Hof gelandet waren, fragte Breda seinen Sohn: „Wo willst du über sie reden, Herbert?“ Der Angesprochene warf nur einen viel sagenden Blick zum Friedhof hinüber. „Okay…“, hauchte Breda, nahm seinen Sohn – eine Hand bei dessen Schulter, eine in den Kniekehlen – und trug ihn langsam zum Grab seiner Mutter. Breda bewegte sich wirklich sehr langsam dorthin – nicht, dass es ihm schwer gefallen wäre Herbert zu tragen, als Vampir hat man ja unendlich viel Kraft – nein, er wollte nur irgendwie selbst nicht noch einmal zu seiner verstorbenen Geliebten sehen. Es hatte ihn schon so viel Überwindungskraft gekostet überhaupt jemals nach ihrem Tod dorthin zu gehen, aber mit Herbert war das irgendwie noch schwieriger…
 

Vorsichtig setzte er Herbert ab. Dann ließ er sich neben ihm nieder. Für einige Sekunden blickten beide nur auf den Grabstein. Elisabeth… „Das heißt, Mama ist jetzt da unter der Erde?“, fragte Herbert traurig. „Nein mein Junge, da ist sie nicht…“, antwortete Breda. „Was? Wo ist sie?“ „Ihr Körper liegt im Dorf. Dort habe sie offiziell begraben lassen.“ Herbert blickte verwundert zu seinem Vater. „Nicht hier?“, erkundigte er sich sicherheitshalber nochmals. „Nein, weißt du, sie hätte das sicher so gewollt, wie es jetzt ist.“ „Warum? Wollte sie nicht bei uns sein?“ „Nein, aber…“ Breda machte eine kurze Pause. „Weißt du, ich habe es auch nie verstanden, aber deine Mama war so, wie sie war.“ Herbert schien total verwirrt. „Wie?“ „Katholisch und Christin eben…“, antwortete Breda einfach. „Was heißt das – katholisch und Christin?“, fragte Herbert, während sein Blick immer noch dem Grabstein galt.
 

Breda überlegte kurz. „Deine Mama hat es mir sicher hundertmal erklärt, aber so richtig verstanden habe ich es nicht.“ „Dann erzähl halt was du glaubst oder was du noch sicher weißt…“, bat Herbert und schmiegte sich an Breda an. „Also, sie hat gesagt, dass sie an Gott glaubt und dass sie das wichtig findet, dass man das tut…“ „An welchen Gott hat sie geglaubt?“, fragte Herbert interessiert. Breda schien ratlos. „Sie hat immer gesagt, dass es nur einen Gott gibt…“ Herbert gab gleich seinen Kommentar dazu ab: „Von wegen: Über die Jahrhunderte haben die Menschen tausende Götter erfunden…“ Breda nickte und sagte dann: „Das weiß ich“, begann er, „und jetzt weißt du auch, warum ich das nicht verstanden habe…“ Herbert bejahte.
 

Dann blickte er wieder zu Breda. „Und was hat sie davon gehabt?“ Der Angesprochene war verwirrt. „Was?“ „Na was hat ihr das gebracht … dass sie katholisch ist, an Gott geglaubt hat und so…“, erklärte Herbert. „Ich habe keine Ahnung“, musste Breda eingestehen, „aber wenn du Mama ganz lieb hast, dann kannst du das akzeptieren ohne zu fragen.“ „Ja?“, wunderte Herbert sich. Breda lächelte: „Sie ist doch noch immer bei uns…“ „Wo?“, wollte Herbert interessiert wissen. Das Lächeln zierte Bredas Gesicht noch immer: „In dir, du bist schließlich ihr Kind … ihr einziger Sohn, den sie ganz lieb gehabt hat und jetzt noch immer, auch wenn du sie nicht mehr sehen kannst.“ Herbert war erstaunt. „Das hätte ich nie gedacht, dass Mama noch da ist … aber es ist toll.“ Nach kurzem Überlegen kuschelte er sich an seinen Vater und sagte: „Dann sind wir ja doch irgendwie noch eine Familie, oder?“ Breda nickte, drückte Herbert sanft an sich und strich ihm über sein seidiges Haar. Diese wunderschön seidigen zarten Haare – wie Elisabeth – ja, genau so…
 

Breda lächelte. Wie schön war es doch seinen Liebling in Armen zu halten. Herbert erhob sich langsam. „Weißt du Papa, ich glaube ich bin froh, dass ich das Ganze … das mit Mama erfahren habe.“ Sein Vater stand ebenfalls auf, sagte dazu aber nichts. Irgendwie wusste Herbert auch nicht so recht, was er sagen sollte. „Äh … ist noch irgendwas, was ich wissen sollte, oder so?“ Er legte eine kurze Pause ein. „Weil sonst würde ich gerne in mein Zimmer gehen und das Buch lesen, das mir der Professor gegeben hat…“ Breda lächelte. „Nein, mein Junge … geh ruhig, wenn du willst…“
 

Also machte Herbert sich auf den Weg nach oben zu seinem Zimmer. Dort angekommen, wollte er jedoch nicht mehr lesen, irgendwie war ihm die Lust vergangen. Dennoch setzte er sich auf sein Bett und beschloss ein wenig in dem Buch herumzublättern. Doch als er bei seinem Durchblättern am Schluss auf die Worte „Und so lebten sie glücklich und zufrieden…“ stieß, hätte das Buch fast seinen Weg durchs Fenster angetreten. Warum konnte sein Leben nicht ein ganz normaler Roman mit so einem Ende sein? „Na ja … vielleicht ergibt sich ja im Laufe von meinem Leben so ein Ende, vielleicht, aber höchstwahrscheinlich nicht“, dachte er wieder einmal deprimiert.
 

Alfred war weg und das machte ihm nun schon so lange zu schaffen. Moment … eigentlich war Alfred noch da, nur halt in Königsberg, aber da war er ja noch – wenn auch etwas weit weg… „Ich könnte ihm ja einmal schreiben…“, überlegte Herbert. Auch wenn diese Idee nicht gerade die Beste war, war er hellauf darüber begeistert. Also kramte er schnell einige Blätter Pergament, Feder und ein Tintenfass aus einer Schublade und begann nachzudenken, was er ihm schreiben sollte. Einen Brief? Ein Gedicht? Oder einfach drauflos schreiben?



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von:  MollyGames
2017-07-09T17:57:50+00:00 09.07.2017 19:57
Omg Ich liebe es über alles ich hab heute Angefangen zu Lesen und Ich bin so verliebt in die Geschichte <3 es Kommt zwar etwas spät aber wann gibt es denn eine Vortsetzung? :(




Von:  RoseVampireKero
2010-12-05T17:42:38+00:00 05.12.2010 18:42
Schreib bitte noch weiter =^-^= Die Geschichte ist so schön geschrieben, ich hab iwie ein bisschen mit Herbert gelitten =^-^=
Von:  inukimi
2010-03-09T21:28:05+00:00 09.03.2010 22:28
Das Kapitel ist richtig gut. Mir tut Herbert voll leid...
Der Arme kann im Grunde nur an seinen Alfred denken.
Ich bin auf das Gespräch zwischen Vater und Sohn über Herberts Mutter sehr gespannt.
Hoffe, du schreibst schnell weiter!!^^

LG
inukimi
Von:  xXGokuX
2008-11-09T17:06:50+00:00 09.11.2008 18:06
Hey es geht weiter.
Armer Herbert.
Aber mich würde es auch intresiren
wer Herbert´s Mutter ist.
lg.
Vampirgirl123

P.S.
tut mir leid das ich noch nicht früher
ein Kommi schreiben konnte aber ich bin
gerade mit meiner Klasse in Pais.
Und es ist schwirich einen Computer zu gelannen.
´Viele liebe grüße aus Paris
Von:  xXGokuX
2008-09-22T09:40:01+00:00 22.09.2008 11:40
Huhu!
ein neues Kapitel is on.
Aber mir tut Herbert ichtig leid.=<
Wäre ich an Herberts stelle würde ich sofort zu meinen liebsten ghen und ihn sagen das ich ihn liebe und das er zurück kommen soll.
Hoffe das es balt weiter geht.

h.d.l.

Vampirgirl123
Von:  xXGokuX
2008-09-21T16:48:32+00:00 21.09.2008 18:48
Hey ich finde deine Geschichte sehr gut und bin schon gespannt wie es weiter geht.
Da du bis jetzt nach dem Film gehalten hast . bin ich schon gespannt ob die zwei zusammen kommen.
Schreib bitte bald weiter.

Vampirgirl123
Von: abgemeldet
2007-08-15T08:47:08+00:00 15.08.2007 10:47
Ich finde die stotry echt klasse und hoffe du schreibst bald weiter

viele liebe grüße
Mangamieze =^-^=
Von:  Sarg_Discounter
2007-04-02T00:22:36+00:00 02.04.2007 02:22
muahaha ich bin begeistert *fähnchen schwenk*
muahaha ich liebe tdv und ganz besonders die tatsache, das herbert sich in alfred verliebt hat X3
mach weiter so^^
Von:  _Becks_
2007-01-14T20:43:42+00:00 14.01.2007 21:43
Hallöle! Ich finde die STory echt klasse! Würde mich total interessieren wie sie weiter geht!!!

Herzliche Grüße
Von:  blutiger-engel
2006-07-31T16:58:59+00:00 31.07.2006 18:58
Nette Geschichte ich finde Herbert irgendwie cool, schreib bitte weiter


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