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Auf schmalem Grat

BW x HP (Slash Pairing)
von

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Konfrontationen

19. Kapitel
 

Hallo ihr Lieben,

hier sind wir wieder mit einem neuen Kapi für euch. Vielen lieben Dank erst mal an alle, die ein Kommi hinterlassen haben. Die Kommis waren echt lieb, und die vielen Vermutungen, wie es weitergehen könnte, werden im Laufe der Fic hoffentlich alle beantwortet, sofern kein Logikfehler auftaucht^^

Also mehr gibts nicht zu sagen, ausser viel Spass und schreibt uns ob es euch gefallen hat oder nicht. So ein Statement ist ungemein wichtig, nur so können wir uns verbessern. Hier noch eine kleine Änderung, von mir, der Teil mit dem Heuler war mal komplett groß geschrieben, aber mexx hat das, wegen was auch immer, nicht geduldet. Jetzt ist der Teil komplett klein geschrieben und jeweils vorne und hinten sind drei !!! zur Erkennung..
 

Konfrontationen
 


 

Die folgenden Tage vergingen für Harry wie im Flug und alles was er tat, geschah automatisch. Aufstehen, essen, Schule, Hausaufgaben und schlafen. Dabei achtete er darauf, dass er Ron und Co. nicht zu nahe kam. Die meiste Zeit hing er in der Bibliothek rum, welche wirklich zu seinem Lieblingsplatz geworden war. Er nahm sich immer den hintersten Tisch und dazu gesellten sich meistens auch Hermine, Neville und Luna.
 

Neville sah Harry immer besorgt an. Hermine wusste, dass wieder so etwas vorgefallen war, wie am ersten Abend, als sie in Hogwarts angekommen waren. Sie hatte versucht mit Harry zu reden, doch er blockte immer ab. Entweder er tat so als hätte er sie nicht gehört oder er sprach plötzlich über etwas ganz anderes. Alle drei machten sich Sorgen um Harry. Und Luna wusste, dass Harry noch etwas anderes belastete. Sie war aber bis heute noch nicht darauf gekommen, auch wenn sie mit ihren Studien ziemlich weit gekommen war.
 

Das einzige was den Dreien im Moment blieb, war, Harry im Auge zu behalten und da zu sein, wenn er sie brauchte, auch wenn es hoffnungslos war. Besonders Hermine und Neville wussten, dass er sie nicht so schnell aufsuchen würde. Dafür war Harry ein Mensch, der seine Probleme eher in sich hinein frass, als jemand anderen damit belasten zu wollen.
 

oooOOOooo
 

Der junge Welpe, Harry Potter, fühlte sich schon den ganzen Tag seltsam. Aber nicht nur das machte ihm so zu schaffen. Auf sein Gemüt drückte zusätzlich der näher kommende Vollmond, auch wenn es noch gut eine Woche bis dahin dauerte. Trotzdem spürte er die langsam heranschleichende Erschöpfung und Konzentrationsstörung. Besonders heute in Zaubertränke, welches er am Freitag immer fast den ganzen Tag hatte, musste er sich zusammenreißen und doppelt soviel aufpassen, dass ihm kein Fehler unterlief. Der junge Zauberlehrling war mehr als froh, dass ihn Professor Snape heute ausnahmsweise mal in Ruhe gelassen hatte.
 

Harry machte sich auf den Weg in seinen Gemeinschaftsraum, da er noch in der Bibliothek war. Die Sperrstunde begann bald und er wollte nicht erwischt werden. Gerade als er um eine Biegung ging, packten ihn Hände und zogen ihn in einen anderen Seitengang.
 

„Jetzt haben wir dich", sagte eine ihm all zu bekannte Stimme. Es war Ron Weasley.
 

„Hallo mein Schatz, hast du mich vermisst?", fragte Colin nahe an seinem Ohr.
 

Harry war so perplex, dass er sich nicht wehrte, und als er kurz darauf losgelassen wurde, fand er sich in einem leeren Klassenzimmer am Boden wieder. Als er so da lag und nach oben sah, blickte er in die verachtenden Gesichter von Ginny, Ron, Dean, Seamus und Colin. Sie grinsten ihn unheilverkündend an und in Harry zog sich etwas zusammen. Er fing unmerklich an zu zittern, all die Sachen, die vor fast einer Woche passiert waren, kamen hoch.
 

„Viel Spass, Colin", hauchte Ginny Colin zu, der gegenüber von ihm stand. "Und lass mir von ihm dann auch noch etwas übrig, ja?" Ginny entfernte sich aus Harrys Blickfeld, sie nahm stattdessen auf dem nächsten Pult platz und freute sich insgeheim darauf, was Colin mit Harry tun würde. Der Andere sollte spüren, wie sehr er verachtet wurde. Er sollte spüren, dass er nicht mehr wert war, als eine billige Schlampe, waren die Gedanken von Ginny. Sie war so wütend auf ihn, weil Harry mit ihrem grossen Bruder Bill zusammen war, und nicht mit ihr. Ihr Stolz war verletzt und ihre Zukunftspläne zunichte gemacht.
 

Der unfreiwillige Held rollte plötzlich auf die Seite, da er es den anderen nicht einfach machen wollte. Er wollte gerade seinen Zauberstab ziehen als ihm dieser mit einem Entwaffnungszauber aus der Hand gerissen wurde. Ginny hatte ihn beobachtet und schnell reagiert. "Aber nicht doch, Harry...so etwas wollen wir gar nicht erst anfangen." Dabei grinste sie ihn, von ihrem Platz aus, fies an und streichelte Harrys Zauberstab zärtlich. "Kannst ihn dir ja dann nachher bei mir wieder abholen." Bei den Worten lachte sie auf und kuschelte sich an Dean Thomas, der sich neben sie gesetzt hatte. Beide sahen den drei anderen Jungs zu, wie sie sich gleich Harry Potter vorknöpfen würden.
 

Ein leises Knurren entglitt Harrys Mund. Es kam unbewusst, wurde wohl von seinem Wolf durchgelassen.
 

"Oh, mein kleiner Schatz will anscheinend spielen...der ist ja schon richtig wild auf mich", raunte Colin höhnisch, mit einem Nicken Richtung Ron und Seamus, die das Zeichen sofort verstanden. Sie packten Harry hart und warfen ihn auf den Rücken.
 

Harry zischte auf, da sich ein scharfer Schmerz durch seinen Rücken zog, als er hart auf den Boden geprallt war. Seine Augen waren weit aufgerissen und er sah die anderen ängstlich an. Er wollte schreien, aber das einzige was seine Lippen verließ, war ein Geräusch zwischen keuchen und wimmern.
 

"Pottybaby hat Angst", lachte Ron, und die anderen stimmten mit ein.
 

"So und jetzt machen wir an der Stelle weiter, an welcher wir letztes Mal aufgehört haben, mein Süsser." Colin näherte sich Harry. Harry schloss die Augen, er wollte nicht sehen, was jetzt passierte. Sein Zittern wurde stärker und plötzlich hörte er ein Krachen. Sofort öffnete er die Augen. Und musste erstaunt feststellen, wie Colin an der gegenüberliegenden Wand gelandet war.
 

Und plötzlich ging ihm ein Licht auf, er hatte den Fussschmuck von Bill vergessen. Er wirkte wirklich. Colin schüttelte verwirrt den Kopf und sah erstaunt zu den anderen. Diese erwiderten ebenso überrascht die Blicke aber taten weiter nichts. Dann stemmte sich Colin auf und sein Gesicht war wutverzerrt. "Ahja, hat dein Schatzi, dir jetzt einen Schutzzauber verpasst? Oh, hast du es ihm erzählt?", keuchte er wütend und näherte sich Harry bedrohlich.
 

Der hatte sich stattdessen aufgerichtet und zog sich immer mehr in die Ecke des Klassenzimmers zurück, was eigentlich eine sehr schlechte Idee war. Aber in diesem Moment war Harry dies überhaupt nicht bewusst, er hatte Angst. Seine Gedanken waren in diesem Augenblick wie geblockt und das einzige was er tat, war sich von Colin zu entfernen. Und der kam ihm langsam näher.
 

"Du glaubst doch nicht, dass du dich vor mir verstecken kannst, du Miststück? Und du glaubst auch nicht, dass du so vor mir fliehen kannst."
 

Ron sprang nach vorne, packte Harry jetzt am Kragen und zog ihn hoch. "Pottylein, jetzt hast du wirklich ein Problem..." Er schmiss Harry hart an die nächste Wand, mit dem Gesicht voran. Ein hässliches Knacken ertönte, und Harry spürte Blut durch seinen Lippen gleiten, welches wohl von seiner gebrochenen Nase kam. Dann spürte er einen harten Tritt, diesmal an der Wade, so dass er sich unbewusst drehte, und kniend zu Boden rutschte. Er schrie schmerzerfüllt aus, als er auf seine Knie fiel und hart aufschlug.
 

Colin packte ihn brutal an den Haaren und zog Harry hoch. "Wer hat gesagt, dass du Pause machen kannst?", schnauzte er ihn an. Harry spürte wie er von Ron und Seamus festgehalten wurde. Von weiter hinten hörte er Dean und Ginny die drei Jungs anfeuern. Mit den Worten. "Ja zeigt’s ihm..." oder "Zeigt ihm wo sein Platz wirklich ist..."
 

Wieder spürte Harry einen heftigen Schlag, diesmal mitten in seine Magengrube und noch einen und nochmals einen.
 

Der Schwarzhaarige glaubte gleich zu kippen, es tat alles weh. Und dann musste er erbrechen, es kam völlig überraschend, Blut und das, was einmal sein Abendessen war. Alles landete direkt auf Colins Schuhen. Sofort ließen Seamus und Ron ihn los und Harry fiel nach hinten.
 

"Igitt, du hast auf meine Schuhe gekotzt, die waren neu", blaffte Colin den Grünäugigen an und trat mit seinem Fuss nach Harry, er traf direkt auf die Rippen. Wieder war ein Knacken zu hören. "Ups, Potter...hab ich dir grad ne Rippe gebrochen? Das tut mir aber leid.“
 

"Lass mich mal, Colin!", rief Ron hämisch dazwischen und zog Harry jetzt erneut hoch. Dieser konnte sich gar nicht mehr alleine auf den Beinen halten.
 

Harry selber fühlte sich so, als wäre er schon meilenweit entfernt. Sein ganzer Körper schmerzte, er wusste gar nicht, was ihm eigentlich nicht wehtat. Er sehnte sich nach der erlösenden Dunkelheit, am Besten für immer. Harry schaffte es einfach nicht mehr. Er sah mit glasigen Augen nur Ron vor sich, wie dieser ihn so hasserfüllt ansah und ihn hämisch anlächelte. Die Worte, was er mit den anderen besprach, hörte er gar nicht. In diesem Moment gab es nur die Schmerzen und die Gestalten, die er, wie durch Watte, wahrnahm.
 

oooOOOooo
 

Die Slytherinschüler Millicent Bullstrode und Draco Malfoy waren auf dem Rückweg in den Kerker. Sie haben bis gerade eben auch noch in der Bibliothek gesessen und hatten ihren Aufsatz fertig geschrieben. Beide waren fünf Minuten nach Harry Potter aufgebrochen.
 

"Ich sag dir, wenn diese olle McGonagall, meinem Aufsatz wieder ein A aufsetzt anstatt eines Es, werd ich langsam sauer. Ich weiß nicht, wie gut ich meine Aufsätze noch verbessern soll", murmelte das ein wenig dickliche Mädchen.
 

"Sie ist halt....", weiter kam Draco nicht. Die beiden schraken leicht auf, als sie Gelächter und ein Aufschrei hörten.
 

"Was ist los?", fragte Milli verwundert und sah um sich. Der Gang war nur noch spärlich beleuchtet, bald würde die Ausgangsperre begingen.
 

Draco machte eine Handbewegung und näherte sich einer geschlossenen Tür, jedoch kamen von dort die Geräusche. Milli folgte ihm leise und vorsichtig. Langsam öffnete Draco die Türe einen Spalt, und was er da sah, ließ ihm alle Farbe aus dem Gesicht weichen. Natürlich ja, er prügelte sich gerne hin und wieder mal mit jemanden, aber einer gegen einen...hier sah es aber total anders aus. Drei Personen schlugen auf jemanden ein, der schon am Boden lag. Er konnte nicht erkennen wer es war.
 

Aber er konnte erkennen, dass Weasley da mit drin steckte, und auch einer der unteren Jahrgänge von Gryffindor. Milli versuchte verzweifelt vorbei zu sehen, aber Draco stand ihr im Weg und er schloss die Tür.
 

"Bullstrode", sagte Draco leise, und Milli wusste in dem Moment, dass es sehr ernst war. "Treib einen der Lehrer auf. Am Besten geh ins Lehrerzimmer. Dort müsste jemand sein. Und dann hol Professor Snape. Aber beeil dich."
 

Das Mädchen nickte heftig und fragte nicht weiter nach. Sie spurtete davon und Draco war doch erstaunt, wie schnell Millicent doch sein konnte, wenn es sich um einen Notfall handelte. Er musste unwillkürlich zusammenzucken, als er abermals einen Schrei vernahm. Draco konnte nicht lange warten, er zog seinen Zauberstab und ließ die Tür mit einen Wink des selbigen krachend öffnen.
 

Er betrat mit eisigem Gesichtsausdruck den Klassenraum und fünf verwunderte und zugleich überraschte Gesichter sahen ihn an. Sofort schickte Draco, ohne weiter zu überlegen, zwei Stupor los, einer traf Seamus, der Harry grad einen Faust ins Gesicht schlagen wollte, und den Anderen auf einen kleineren, der neben Weasley stand, Colin, aber Draco kannte ja seinen Namen nicht. Die beiden waren sofort auf dem Boden.
 

Draco erfasste kurz das, was sich ihm hier bot. Ginny Weasley und Dean Thomas waren aufgesprungen und sahen ihn schockiert an, Ron Weasley ebenso. Aber was Draco Malfoy am meisten erschütterte, war, wie eine schlaffe Gestalt von Weasley gehalten wurde, und kaum bei Bewusstsein zu sein schien. Weasley hatte denjenigen am Kragen gepackt. Plötzlich ging durch den Rothaarigen ein Ruck und er schrie: "Hey Malfoy, machst du mit an der Party, oder was tust du hier?"
 

"Lass ihn los, Wiesel...Wieso bin ich nicht überrascht, dass ihr nicht richtig kämpfen könnt. Fünf gegen einen? Wo ist hier die Gryffindor-Ehre abgeblieben?", spöttelte Malfoy und ließ die anderen Beiden nicht aus den Augen, ebenso den Rothaarigen.
 

"Oh, ich soll ihn loslassen? Hey Potter!!" Da rüttelte er den schlaffen Körper richtig durch. "Dein Freund Malfoy will, dass ich dich loslasse, was hältst du denn davon?", fragte Ron hämisch.
 

Das Rütteln verursachte Harry unermessliche Schmerzen, er schloss die Augen und ihm war wieder so was von übel. Ihm war zum Kotzen zumute, aber es blieb alles im Hals stecken und er stöhnte nur und schnappte nach Luft.
 

„Ich glaub das heißt, er hat kein Interesse. Also verschwinde, Malfoy!" brüllte Ron hasserfüllt.
 

Draco, der nun erkannt hatte, wen man so übel zugerichtet hatte, verstand die Welt nicht mehr. Natürlich hatte er gemerkt, und das hatte er mit Freude festgestellt, dass Ron Weasley und Harry Potter nicht mehr miteinander sprachen. Und Potter hing nur noch mit Longbottom und Granger rum und hin und wieder auch mit der Verrückten aus Ravenclaw. Trotzdem erschreckte es ihn, dass man Potter wie einen räudigen Hund verprügelte. Und da fiel ihm ein, was er schon vor fast einer Woche erlebt hatte, als er mit Pansy unterwegs gewesen war und sie den Goldjungen aufgegabelt hatten. Sie hatten es niemandem erzählt, da sie es für besser hielten. Anscheinend steckte da etwas Größeres dahinter und Draco, wie auch Pansy hatten entschlossen erst einmal nur zu beobachten.
 

„Jetzt lass ihn endlich los!", knurrte Draco kalt.
 

„Wie du willst, auf deine eigene Verantwortung", antwortete Ron ebenso kalt. Der schmiss Harry einfach auf das nächstbeste Schulpult. Harry krachte darauf, der Tisch ging zu Bruch und er schlug hart mit dem Kopf auf. Die erlösende Dunkelheit empfing Harry endlich und zog ihn in eine sanfte Umarmung, er spürte gar nicht mehr wie er auf dem Boden ankam.
 

„Stupor!", hörte Draco und instinktiv sprang er einen Schritt zurück. Der Fluch verfehlte ihn knapp, er war von Ginny gekommen.
 

Bevor jemand noch einen weiteren Zauber sprechen konnte, kam die angeforderte Unterstützung.
 

"BEI MERLIN!!!!!!!", schrie Professor McGonagall auf, als sie das Zimmer betrat und sah, was los war. "Was ist hier passiert?" Bestürzt sah sie sich um und erkannte Harry bewusstlos in Mitten von Trümmern, die mal ein Schulpult gewesen waren.
 

Severus Snape, der ebenfalls im Lehrerzimmer gewesen war, war McGonagall ohne weiteres gefolgt. Die Slytherinschülerin war ohne anzuklopfen reingestürzt und hatte gemeldet, dass es anscheinend eine Schlägerei in einem der leeren Klassenzimmer gab. Keiner der beiden Lehrer, die alleine im Lehrerzimmer waren, kam auf die Idee das Mädchen zu tadeln, sondern sie folgten ihr einfach so schnell wie möglich.
 

„Zurück!", blaffte der Zaubertränkeprofessor Ron, Ginny und Dean an. Die drei entfernten sich von Harry und gingen ein paar Schritte rückwärts.
 

„Was haben Sie sich dabei gedacht?", fragte McGonagall bestürzt, und kniete sich vorsichtig neben den Gryffindorschüler, der bewusstlos war. „Was ist passiert, Mister Malfoy?", fragte sie dann, und traute sich nicht Harry anzufassen, der sehr zerbrechlich aussah.
 

Severus zauberte eine Trage hervor. In der Zwischenzeit erzählte Draco schnell was passiert war und was er noch miterlebt hatte. Kurz darauf lag Harry auf der Trage. Die Lehrer schickten den Gryffindors in der Ecke immer wieder böse Blicke zu. Die zwei am Boden liegenden, ließen sie vorerst ausser Acht, da sie noch mit dem Stupor geschockt waren.
 

"Ich hätte nie gedacht, dass Sie so tief sinken würden, Mister Weasley. Ich bin enttäuscht, von Ihnen allen fünfen", sagte die Verwandlungsprofessorin. Sie meinte damit Dean, Seamus, Colin, Ginny und Ron. "50 Punkte Abzug von Gryffindor für jeden von euch. Und bis Ende des Schuljahrs, jeden Samstag von 15-20 Uhr bei mir Strafarbeiten!...So was hat Hogwarts noch nie erlebt!" Dann ließ sie von ihnen ab, und ließ Harry zum Krankenflügel schweben. Bei Milli und Draco blieb sie dann kurz stehen. "50 Punkte für Sie, Mr. Malfoy, da Sie Mr. Potter versucht haben zu helfen. Und für Sie, Miss Bullstrode, 20 Punkte." Draco nickte nur kurz, ebenfalls Milli, keinem von ihnen war nach Jubeln zumute, da sie wussten, dass heute was sehr Schwerwiegendes passiert war.
 

„Ach ja, bevor ich es vergesse. Severus, haben Sie etwas dagegen, wenn diese Schüler bis Schulende bei Ihnen ebenfalls Strafarbeiten verrichten müssen? Sie haben sicher immer wieder was für sie zu tun, oder nicht?“, fragte sie noch nebenbei und schoss den fünf Gryffindors abermals wütende Blicke zu. Am Liebsten wäre sie jetzt zum Schulleiter gegangen und hätte den Rauswurf gefordert, aber das konnte sie jetzt nicht. Er war bis Sonntagabend nicht im Haus, da er zu einem Seminar nach Frankreich gegangen war. Also musste sie sich vorerst mit Strafarbeiten und Punkteabzug begnügen.
 

„Sicher Minerva...mit Vergnügen...", schnarrte Snape fies grinsend und sah verachtend auf die fünf Gryffindors. „Sie haben es gehört, kommen Sie am Sonntag um 16 Uhr in meinem Büro. Dort werden Sie Ihre Strafarbeit erhalten.“ Dann wandte er sich von ihnen ab und folgte der Lehrerin, die eilig voran gegangen war.
 

oooOOOooo
 

Severus Snape stand vor dem Bett von Harry und sah ihn besorgt und schweigend an. Er war alleine hier in der Krankenstation. Seit dem Vorfall, bei dem Harry zusammengeschlagen und schwer verletzt worden war, waren jetzt schon vier Tagen vergangen. Doch der Junge hatte seine Augen bisher kein einziges Mal geöffnet. Ja, er machte sich Sorgen. Ab dem morgigen Abend sollte Harry eigentlich wieder den Banntrank – Severus hatte wieder einen Neuen entwickelt - trinken.
 

Und das war nicht Severus’ einzige Sorge. Die Verwandlung würde so oder so vollzogen werden, ob Harry bewusstlos war oder nicht. Er wusste aber nicht wie viel der Körper ertragen würde, da der Junge wohl noch eine Weile brauchen würde, um sich von der Schlägerei zu erholen.
 

Severus hatte mit dem Direktor vor weniger als einer Stunde ein Gespräch geführt. Wut stieg in ihm empor, als er daran dachte, wie Dumbledore die Schlägerei verharmlost hatte. Die Schüler, die daran beteiligt waren, wurden auch nicht von der Schule verwiesen. Trotzdem, und da hatte Severus doch eine gewisse Genugtuung empfunden, würden die Strafarbeiten so bleiben. Ron Weasley war jetzt auch kein Vertrauensschüler mehr. Und wie er von Minerva erfahren hatte, hatte Mrs. Weasley getobt, und er war sicher, dass die zwei Weasley-Kinder, von zu Hause auch noch eine saftige Strafe erhalten würden. Er war hochinteressiert, was es wohl sein würde.
 

Was das Gespräch mit dem Schulleiter betraf, waren zwei Entscheidungen getroffen worden. Eine davon über Harrys Kopf hinweg. Darüber hatte Severus lange mit Bill gesprochen, der ihm, wenn zu Anfang auch noch skeptisch, trotzdem zugestimmt hatte. Doch Severus wusste, dass es Harry überhaupt nicht gefallen würde. Aber er tat es um seiner Sicherheit willen. Diesmal war Harry dem Tod knapp entgangen, was würde dann nächstes Mal passieren? Daran wollte Severus gar nicht denken.
 

Die andere Entscheidung würde er gleich durchführen. Er hatte in seinen Räumen, einen Raum für Harry alleine vorbereitet, da Dumbledore nichts dagegen hatte, wenn der Tränkemeister sich in den nächsten Tagen persönlich um Potter kümmern würde. Der Grund, den Severus Dumbledore genannt hatte, war einfach: Harry musste sowieso über Vollmond beobachtet werden, und da er bewusstlos war, wusste man ja nicht was man von diesem Werwolf erwarten musste.
 

Diese Erklärung hatte Dumbledore angenommen und war mit ihr zufrieden. Schliesslich sollte ja niemand erfahren, was mit Harry Potter an Vollmond passierte, nicht einmal Poppy. Der Direktor hatte viel zu verlieren, Severus Snape dagegen nichts.
 

Man sah Harry die Verletzungen nicht mehr groß an. Die meisten waren durch die Tränke verschwunden. Auch wenn von außen alles geheilt zu sein schien, wusste Severus, dass in Harrys Seele, wohl wieder eine tiefe Wunde hinzugefügt worden war. Er seufzte schwer. Es würde jede Menge Arbeit auf ihn warten und nicht nur auf ihn, sondern auch auf Bill. Diesen Punkt konnte Severus wenigsten für sich verbuchen, so konnten die beiden Harry helfen, wenn der Kleinere im Kerker war.
 

Severus hatte nicht nur Bill Weasley über diesen Vorfall geschrieben, sondern auch dem dunklen Lord Bericht erstattet. Bill war erschüttert als er davon erfahren hatte und der dunkle Lord wurde wütend. Schließlich kannte er Harry inzwischen etwas besser, wegen der Gespräche mit dem Spiegel. Er wusste, dass dieser Übergriff auf Harry die Seele des Jungen schwer verletzte. Beide, Bill und der Lord, haben darum gebeten, über Harrys Zustand unterrichtet zu werden, wenn sich was ändern sollte.
 

Dann trat Severus neben das Bett. Er würde jetzt mit Harry in seine Räume gehen. Madame Pomfrey hatte er schon vor ein paar Stunden mitgeteilt, dass der junge Potter in den nächsten Tagen bei ihm wohnen und er sich um dessen Genesung kümmern würde. Auch wenn Poppy anfangs dagegen gewesen war, hatte Severus nur gesagt, dass es Dumbledores Befehl sei. Darüber war sie natürlich verärgert gewesen, dann aber ohne ein weiteres Wort in ihr Büro verschwunden.
 

Der Tränkemeister nahm jetzt mit Harry den Weg über den Kamin, auch wenn es schon spät abends war und sich eigentlich keine Schüler mehr auf den Gängen befinden sollten. Es war doch sicherer, mit dem Kamin zu reisen. Er wollte nicht riskieren, dass jemand sie so sah.
 

Er schlug die Decke jetzt sachte zurück, und nahm dann Harry auf seine Arme. Severus war doch erstaunt wie leicht der junge Werwolf doch war. Er zog die Decke zu sich und legte sie dann über Harry. Es war in den Kerkern wesentlich kälter als hier oben und er wollte nicht, dass der Junge sich in dieser Situation auch noch erkältete. Er warf kurz einen Blick auf Harrys Gesicht, welches immer noch ziemlich blass war. Seine Atmung war schwach, aber trotzdem in regelmässigen Abständen. Als er seine Augen von Harry abwandte streute Severus Flohpulver in den Kamin und nannte sein Ziel.
 

Kurz darauf befand sich Severus mit seiner leichten Last in seinen Räumen. Er legte Harry in das vorbereitete Bett, danach deckte er ihn vorsichtig zu. Anschließend sprach Severus einen Zauber über das Zimmer, welcher ihm mitteilen sollte, wenn der Kleinere aufwachen würde. Er warf noch einen letzten Blick auf Harry und verließ dann das Zimmer. Severus wollte sich für einige Stunden hinlegen, sowieso konnte er vorerst nichts für den jungen Potter machen. Der Tränkemeister konnte jetzt nur abwarten und darauf hoffen, dass er am nächsten Tag aufwachen würde.
 

oooOOOooo
 

Hermine sah genauso verzweifelt drein wie Neville. Die beiden waren ratlos und fragten sich, wieso sie nicht in den Krankenflügel gehen durften, um ihren Freund zu besuchen. Sie ahnten, dass etwas Schlimmes passiert war. Und sie hatten auch gesehen, dass die Gryffindors am Freitagabend auf einen Schlag 250 Punkte verloren hatten.
 

Sie waren auch schon mit Luna, bei Professor McGonagall gewesen, um rauszufinden was Sache war, aber auch sie schwieg und hatte das Trio nur mitfühlend angeschaut. Dann hatte sie Hermine und Luna weggeschickt. Die beiden warteten vor der Tür, bis Neville wieder heraus kam, und plötzlich ein Vertrauensschüler Abzeichen an seinen Umhang geheftet hatte. Da wurde ihnen klar, dass etwas wirklich Schlimmes vorgefallen sein musste. Wenn Professor McGonagall sogar Ron Weasley von seinem Posten als Vertrauensschüler enthoben hatte und diesen an Neville weitergereicht hatte.
 

Jetzt saßen die beiden Freunde da und schwiegen sich an. Wieder war Harry nicht da, es war zum verrückt werden. Sie sahen auf, als die vielen Eulen hereinflogen, welche die morgendliche Post brachten. Hermine und Neville konnten beobachten, wie sich zwischen Ginny und Ron, inmitten von Krügen, Tassen, Tellern und Broten, eine grosse braune Eule setzte. Sie hatte einen grossen roten Brief dabei und ihr Bein war jetzt in Richtung Ron ausgestreckt. Der Rotschopf hatte jetzt noch weniger Farbe im Gesicht, als in den letzten Tagen, ebenso erging es Ginnys Gesichtsfarbe.
 

Die Eule fiepte ärgerlich los und schlug wütend mit den Flügeln, weil man ihr die Post immer noch nicht abgenommen hatte. Es führte dazu, dass ein Krug umkippte und den Inhalt über den ganzen Tisch verteilte.
 

Ja, wer nahm schon freiwillig einen Heuler von dem Fuss einer Posteule ab?
 

Ron machte schnell und löste den roten Briefumschlag vom Bein des Vogels, aber er fasste ihn nicht weiter an. Die Eule flog anschließend verärgert wieder nach draußen.
 

Der rote Brief fing gefährlich an zu rauchen und zu vibrieren und das wurde immer heftiger. Es dauerte nicht lange, dann gab es ein grosses Krachen und dann ging das Ganze erst richtig los. Zu Ginnys und Rons Entsetzen, bekam jetzt natürlich die ganze Halle mit, was Sache war.
 

!!!ronald bilius und ginevra molly weasley!!!!! was habt ihr euch dabei gedacht! harry war euer bester freund, ihr habt ihn fast zu tode geprügelt!!! ich konnte es nicht glauben, als professor mcgonagall mir das erzählt hatte. unsere familie ist von euch masslos enttäuscht. wir haben entschieden, euch aus der familie auszustossen. das heisst bis zu eurer volljährigkeit werdet ihr alle weihnachts- und sommerferien in einem muggelheim für schwererziehbare kinder und jugendliche, verbringen, und du, ronald, wirst auch noch zwei jahre danach ohne zauberei dort arbeit leisten!!!
 

Dann schnappte der Briefumschlag nach Rons Nase und biss zu, der heulte vor Schmerz auf. Anschließend hüpfte das Kuvert auf Ginnys Kopf und gab ihr eine saftige Kopfnuss. „Au!" war von ihr nur zu hören und der Umschlag verpuffte.
 

Alle Schüler und Lehrer sahen die beiden Weasleys an, ein sehr kleiner Teil mitfühlend, ein größerer Teil schadenfroh, ein Teil verständnislos und ein Teil (und dieser kam hauptsächlich vom Gryffindortisch, da dank diesen Beiden 250 Punkte flöten gegangen sind) wütend.
 

Severus, der das Ganze mit Genugtuung beobachtete, wusste schon von Bill davon. Dieser hatte ihm in den frühen Morgenstunden einen Brief geschrieben. Er fand die Entscheidung der Weasleyfamilie richtig. Besonders die Strafe mit diesem Muggelheim war exzellent. ‚Oh ja sie sollten nur sehen, was sie davon haben, jemand wehrlosen so zusammenzuschlagen und daran sogar Spass zu haben’, brummte Severus in seinen Gedanken.
 

Was er auch noch erfahren konnte: Die Eltern von Colin Creevey haben entschieden, den Jungen regelmässig zu einem Psychologen zu schicken. Was Seamus Finnigan und Dean Thomas anging, diese hatten von ihren Eltern, für die kompletten Ferien, Hausarrest erhalten. Also im Grossen und Ganzen hatte jeder eine schmerzhafte Strafe erhalten.
 

Bevor Severus sich weitere Gedanken über die Täter machen konnte, meldete sich der Zauber. Harry war aufgewacht. ‚Endlich!’, schoss es durch Severus’ Kopf. Der Tränkemeister stand sogleich auf und verschwand durch den Seiteneingang in Richtung Kerker.
 

oooOOOooo
 

Harry hatte das Gefühl, sein Kopf würde jeden Moment platzen. Er hatte die Decke über seinen Kopf gezogen, ihm war sehr kalt und Angst kroch in ihm hoch. Harry hatte Angst davor was jetzt auf ihn zukommen würde. Das Letzte an was er sich erinnern konnte, war: Er war schmerzhaft auf etwas gelandet und dann hatte ihn Dunkelheit überrollt. Tränen flossen über sein Gesicht, sehr viele Tränen, er hatte automatisch angefangen zu weinen, seit er wach war und er konnte sie nicht einmal mehr zurück halten.
 

Harry wollte es auch irgendwie nicht stoppen, er fühlte sich viel zu verletzt und auch sehr enttäuscht. Der Grünäugige hätte nie gedacht, dass seine ehemaligen Freunde zu so etwas fähig wären. Was hatte er ihnen nur angetan, dass sie ihn zuletzt so behandeln mussten? Oder hatte er, Harry, sich wirklich einfach nur die falschen Freunde ausgesucht? Er heulte auf, als ihm dies bewusst wurde, und merkte in diesem Augenblick nicht einmal, dass jemand den Raum betreten hatte.
 

Severus konnte das Heulen und Winseln gut vernehmen, als er die Tür öffnete und hinein blickte. Sein Herz zog sich ein wenig zusammen, als er das Häufchen Elend unter der Decke erkannte. Er seufzte, jetzt musste er da durch, Harry brauchte jetzt seine Hilfe. Der Professor machte, als er Harrys Zimmer betrat, mit Absicht Geräusche, um Harry nicht zu erschrecken.
 

Der Welpe vernahm die Geräusche und in seine Nasen drang ein Geruch, der alt bekannte Geruch seines Zaubertränkelehrers. Dieser Geruch ließ ihn plötzlich, von einem Augenblick auf den Anderen, entspannen. Trotzdem weinte Harry immer noch, auch wenn die Tränen weniger geworden waren, als noch vor einigen Minuten.
 

Der Ältere merkte mit einer gewissen Erleichterung, wie Harry sich zu entspannen schien. Severus nahm auf dem Sessel neben dem Bett platz, er hatte jetzt noch eine Freistunde und somit noch ein wenig Zeit, um mit dem Jüngeren zu reden, bevor er zum Unterricht gehen musste.
 

„Harry?“, fragte dessen ehemaliger Hasslehrer leise nach und seine Stimme war ungewöhnlich fürsorglich. Der Junge neigte den Kopf leicht unter der Decke zur Seite, so dass diese von seinem Kopf rutschte und die verweinten grünen Augen den Schwarzäugigen ansahen.
 

„Wieso...wieso haben die anderen mir so wehgetan? Was hab ich ihnen denn getan?“, fragte der Junge verzweifelt. „Ich hab sie bestimmt beleidigt oder irgendwie verletzt, ohne dass ich es gemerkt habe. Es ist alles meine Schuld“, schniefte der Junge immer noch heulend, brachte seinen Kopf zurück auf das Kissen und sah den Anderen nicht mehr an.
 

Severus seufzte schwer, dann stand er auf und setzte sich auf die Bettkante. Er zog die Decke von Harrys Kopf. Anschließend tat er das, was man ihm sonst nie zugetraut hätte, nicht mal Harry. Der Kleinere lag nur noch da und weinte. Der Tränkemeister fasste sich ein Herz und zog das Häufchen Elend zu sich. Er nahm ihn vorsichtig und sanft in die Arme. Durch diese Geste, die Harry fast so geborgen und in Sicherheit fühlen ließ, wie bei Bill, fing der Grünäugige wieder verstärkt an zu weinen. Nicht, weil er sich noch schlechter fühlte, sondern, weil er das Gefühl hatte weinen zu müssen, es raus lassen zu müssen, viel zu lange hatte er seine Gefühle in sich aufstauen lassen. Zu lange.
 

Der Tränkemeister war doch über sich selbst erstaunt, nicht dass es ihn störte, er war sich sogar ziemlich sicher, damit nichts falsch gemacht zu haben. Trotzdem war es für ihn doch ein wenig ungewohnt. Er wartete geduldig, strich hin und wieder sanft über den Rücken des Jungen. Ihn störte es nicht, dass seine Roben nass von Harrys Tränen wurden, mit einem Wink seines Zauberstabs war dies ja schnell wieder beseitigt.
 

Mit der Zeit wurde Harry immer ruhiger, wie Severus zufrieden feststellen konnte, und der Kleinere schlief sogar vor Erschöpfung ein. Vorsichtig legte Severus den Jungen wieder zurück ins Bett, deckte ihn zu und verliess das Zimmer. Vorher überprüfte er noch mal, ob der Zauber immer noch aktiv war, so wie er es sein sollte.
 

Dann verließ er seinen privaten Bereich ganz, zuvor verschloss er aber die Tür zu seinen Räumen mit mehren Zaubern. Schliesslich sollte Harry seine Räume vorerst nicht verlassen und niemand sollte den labilen Jungen überraschen.
 

oooOOOooo
 


 


 

Nach der letzten Schulstunde kehrte Severus wieder in seine Wohnung zurück. Der Zauber, welcher signalisierte, dass Harry wach war, hatte sich kurz vor Ende der Unterrichtstunde gemeldet. Als Severus um die Mittagszeit bei dem Gryffindorschüler gewesen war, hatte Harry immer noch geschlafen. Das fand Severus nicht einmal merkwürdig, Harry befand sich im Moment in einer Phase der Heilung und Erholung.
 

Nachdem er sich in seinen Räumen befand, ging er auf die Tür von Harry zu und öffnete sie leise. Harry saß einfach auf dem Bett und starrte die gegenüberliegende Wand an. Entweder hatte Harry die Anwesenheit seines Professors noch nicht bemerkt oder er ignorierte ihn vorerst.
 

Severus seufzte, er hätte dem Jungen gerne noch ein wenig Ruhe gegönnt, aber es gab einiges zu besprechen. Besonders ein sehr heikles Thema.
 

„Harry?“, fragte der Ältere vorsichtig nach.
 

Da richtete Harry sein Kopf auf, neigte ihn zur Seite und sah stumm zu seinem Lehrer. Dann blickte er wieder auf die gegenüberliegende Wand.
 

Der Zaubertränkelehrer trat vor und nahm jetzt auf dem Sessel, der neben Harrys Bett stand, platz. Er wusste, dass er die Aufmerksamkeit des Jungen hatte, schliesslich hatte er darauf reagiert, als Severus ihn angesprochen hatte. Also sprach er weiter: „Harry, das(s) was du jetzt hören wirst, wird dir nicht gefallen. Aber glaube mir, es war die richtige Entscheidung, vor allem um deiner Sicherheit willen.“
 

Fragend sah Harry jetzt zu Severus. „Was?“
 

„Es wurde beschlossen, dass du das Haus wechselst“, sprach Severus ruhig und ließ den Jüngeren dabei nicht aus den Augen.
 

„Wie, es wurde entschlossen, dass ich das Haus wechsel?“, fragte Harry verunsichert nach. In seiner Magengegend zog sich etwas zusammen.
 

„Du bist im Zukunft kein Gryffindor mehr, sondern ein Slytherin“, erwiderte der Andere ruhig.
 

„Bitte?“, hierbei sprang Harry auf die Beine und sah verwirrt auf seinen Lehrer.
 

„Du bist jetzt ein Slytherin, Harry. Bill und ich haben darüber lange geredet und entschieden, dass du besser in ein anderes Haus kommst. Ich hatte diese Idee, natürlich ohne Bill zu erwähnen, dem Schuldirektor berichtet und er fand die Idee gut. Sicherlich auch nur, weil er denkt, dass es dir in Slytherin schlechter ergehen wird als in Gryffindor. Ich bin hier aber anderer Meinung. Bei uns bist du besser aufgehoben als bei ihnen“, erklärte Severus.
 

„DAS GLAUBEN SIE!!!!!“, fing Harry an zu knurren. „DIE WERDEN MICH NICHT BESSER BEHANDELN, ALS DIE ANDEREN ES TATEN. IN SLYTHERIN BIN ICH EIN TOTER MANN. IN GRYFFINDOR HATTE ICH WENIGSTEN NOCH FREUNDE!!!“, schrie Harry sich heiser und lief jetzt ziemlich wütend hin und her. Sein Wolf rückte wieder heraus und es waren deutlich knurrende Geräusche von Harry zu vernehmen.
 

„Harry, nur weil du jetzt in Slytherin bist, heisst es noch lange nicht, dass deine Freunde, nicht mehr zu dir stehen werden“, versuchte Severus Harrys Gemüt zu beruhigen. Der deutlich erkannt hatte, dass Harrys Wolf hervor getreten war.
 

„Sie, sie werden mich hassen...so wie die anderen es tun...Sie wollen sicher nichts mehr mit mir zu tun haben!“ Dann schritt Harry ohne ein weiteres Wort zur Tür und verließ sein provisorisches Zimmer.
 

Severus seufzte, er ließ Harry gehen, er wusste, dass der ehemalige Gryffindor Zeit für sich brauchte, um sich mit der neue Situation zu befassen.
 

Er entschloss sich dazu, jetzt erst einmal in sein Büro zu gehen und mit den Vertrauensschülern der sechsten Klasse zu reden. Am Korridor hielt er einen seiner Schüler zurück und teilte ihm mit, Draco und Pansy zu ihm zu schicken. Der Schüler nickte und verschwand daraufhin in Richtung Gemeinschaftsraum der Slytherins.
 

Als Severus in seinem Büro war, ging er zuerst in sein privates Labor, dort füllte er einen Becher mit dem neu entwickelten Banntrank und stellte diesen dann vorerst mit einem Wärmezauber auf seinem Schreibtisch ab. Er würde ihn später Harry zum Trinken geben. Danach setzte er sich und wartete.
 

Einige Minuten später klopfte es an seiner Bürotür und er sagte in seiner gewohnte Art: „Herein.“
 

Kurz darauf betraten die beiden Vertrauensschüler Severus’ Büro. „Setzt Euch“, sagte der Tränkemeister. Draco schloss die Tür, nachdem Pansy eingetreten war und beide sahen sich noch kurz an
 

„Sie wollten uns sprechen?“, fragte Draco sogleich und setzte sich auf einen der angebotenen Stühle, ebenso Pansy.
 

„Richtig, Draco. Slytherin hat seit heute einen neuen Schüler“, kam Severus gleich zur Sache.
 

Draco hob erstaunt seine Augenbraue und sah verwundert zu seinem Lehrer. Seit wann kamen neue Schüler kurz nach Schulbeginn nach Hogwarts?
 

„Darf man fragen, wer er oder sie ist?“, fragte Pansy, ebenfalls erstaunt.
 

„Harry Potter.“
 

„WAAAAAAAAAAAAAAAAAAS?????“, Draco hat vor Überraschung die Maske fallen gelassen, die er sonst immer trug.
 

„Ja, Harry Potter, ist ab heute ein Slytherinschüler“, erklärte Severus.
 

„Ist es wegen der Sache mit den Weasleys?“, fragte Pansy, neugierig wie sie war.
 

Severus nickte nur und bevor er fortfahren konnte, wurde er von Draco unterbrochen.
 

„Das können Sie doch nicht machen! Das ist Potter! Der Goldjunge, der Held, und was weiß ich für Mist, was dahinter steckt!“, rief Draco entrüstet auf.
 

Der Tränkemeister hob überrascht eine Augenbraue und sagte mit kühler Stimme. „Benehmen Sie sich, Mr. Malfoy, sonst bin ich gezwungen Ihnen Punkte abzuziehen. Und glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass Mister Poster bestimmt nicht mehr der Goldjunge von Dumbledore ist. Mehr werden Sie vorerst auch nicht erfahren. Ihrer beider Aufgabe wird es sein, Mister Potter zu helfen sich in Slytherin zurecht zu finden. Sie werden sich darum kümmern, dass er alles weiß, was ein Slytherinschüler wissen sollte.“
 

Der Blonde, der vor sich hinschnaubte, hätte am Liebsten wieder was gesagt, froh war er grad in diesem Augenblick, als Pansy das Wort ergriff. „Wir werden uns darum kümmern, Sir, wie es von Vertrauensschülern erwartet wird.“ Pansys Blick blieb kurz an dem Becher hängen, der ein bisschen vor sich hinblubberte und rauchte. Konzentrierte sich aber dann wieder auf ihren Lehrer, der ihr zunickte.
 

„Gut, Mr. Potter wird noch eine Weile wegbleiben, er wird erst am Sonntagabend, gegebenenfalls sogar erst am Montagmorgen zu Ihnen kommen“, teilte er den Schülern mit. Bevor er aber weiter sprechen konnte, ging ein Warnzauber im Büro des Tränkemeisters los. Severus stand auf und ging sofort in sein privates Labor. Dort hing ein Plan von Hogwarts, und er konnte einen grüner Punkt ausmachen, mit dem Kürzel HP gekennzeichnet.
 

„Verdammt!“, flüchte Severus los. Er hätte es sich denken können, dass doch irgendwas nicht so laufen würde, wie es sein sollte. Sofort verließ er sein Labor wieder und trat in sein Büro zurück.
 

„Gehen Sie jetzt! Sie wissen was Sie zu tun haben“, dann rauschte er vorbei Richtung Ostturm von Hogwarts.
 

Hinter sich ließ er zwei verdutzte Schüler zurück. Pansy riskierte sogleich einen Blick Richtung Becher, die Farbe sagte ihr im Moment nicht viel und bevor sie daran riechen konnte, wurde sie schon von Draco gerufen.
 

Severus war froh über diese Erfindung, die er schon seit Jahren in Hogwarts benutzte. Ohne dass die Schüler seines Hauses etwas davon merkten, wurde über sie alle ein Warnzauber gesprochen. Dieser Zauber informierte Severus, wenn sie in Lebensgefahr schwebten. Im seinem privaten Labor hing ein Plan von Hogwarts. Dort konnte er im Groben sehen, in welchem Bereich sich der Schüler befand und konnte ihn somit schneller finden, meist bevor er eine Dummheit begehen konnte.
 

Er hatte die Technik von den Muggeln abgeschaut und dann für seine Zwecke angepasst. Der Professor hatte das getan, nachdem es einige üble Zwischenfälle in Slytherin gegeben hatte. Einzelgänger, die versucht hatten, sich umzubringen oder sich was anzutun. In Slytherin befanden sich viel mehr Schüler, die Probleme hatten sich in der Gesellschaft einzufügen. Oft hatten sie zu Hause Probleme, weil die Eltern gewalttätig waren oder von ihren Kindern viel zuviel verlangten.
 

oooOOOooo
 

Harry konnte einfach nicht fassen, was er gerade gehört hatte. Er ein Slytherin? Der Schwarzhaarige befürchtete das Schlimmste, er war sich sicher in der Hölle der Schlangen nicht lange überleben zu können.
 

Sie hassten ihn doch alle. Sie sahen ihn ihm nur den Held, der er schon lange nicht mehr war und der er auch nie sein wollte. Er wollte doch einfach nur Harry sein, ein junger Mann, der auch nur mal Schulprobleme haben wollte und nicht solche Probleme, wie er sie jetzt hatte.
 

Harry hatte das Gefühl sein Herz würde jeden Moment auseinander brechen, er hatte das Gefühl die Welt war komplett gegen ihn. Am Liebsten hätte er los geschrieen, geschrieen und gefragt wieso er so leiden musste? Seine Beine trugen ihn an eine bestimmte Stelle. Er wollte es für immer beenden, ihm tat Bill leid, aber für ihn selber gab es jetzt keinen Grund mehr weiterzuleben. Er hatte alles verloren.
 

Hermine und Neville würden bestimmt nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen, vielleicht nur Luna. Luna war für ihn auch ein spezieller Fall, sie würde wohl immer zu ihm stehen. Aber Hermine? Hermine wollte er dies nicht antun, lieber wollte er seinem Leben ein Ende setzten. Er war einfach nicht mehr dazu bereit, diese Verantwortung zu tragen. Er wollte zu Sirius, zu seiner Mum und seinem Dad. Er wollte nicht mehr in dieser Welt zurückbleiben, in einer Welt in der er nur ausgenutzt, gehasst und verhöhnt wurde. Dazu kam, dass er in seinem Inneren nicht mehr alleine war, sondern ein Werwolf in ihm hauste.
 

Sein Leben war also mehr als beschissen.
 

Harry sah sich um, er erkannte sein Ziel erst jetzt. Er war auf dem Ostturm gelandet. Der Grünäugige war nur einmal hier gewesen. Es war, als er sich vor Filch verstecken musste, in einer Nacht, wo er wieder einmal auf Wanderschaft gewesen war, weil er nicht einschlafen konnte.
 

Er stieg auf die Brüstung und setzte sich erst einmal hin. Harry sah auf den Himmel, der Mond war langsam auf dem Weg in Richtung Vollmond. Am Samstag war es endlich soweit, er würde voll sein.
 

Dann sah er nach unten, er sah den Boden nicht mehr, dass war ihm in diesem Augenblick eigentlich egal. Was für ihn am wichtigsten war, bald wieder mit seiner Familie vereint zu sein. Er beugte sich langsam nach vorne und schloss dabei seine Augen. Er rief ein Bild in seine Gedanke, ein Bild von Bill.
 

‚Es tut mir leid, Bill. Ich möchte nicht mehr hier sein, verzeihe mir das bitte eines Tages’, waren seine letzte Gedanken, bevor er sich von der Brüstung abstieß.
 

Ein Ruck ging dann durch ihn, als ihn zwei starke Arme umfassten und ihn zurückzogen. „Harry, was tust du nur“, fing Severus gleich an zu schimpfen. Er war völlig ausser Atem, er war durch sämtliche Geheimgänge gehuscht und dann die vielen Treppen hoch gelaufen.
 

„Lassen Sie mich los!“, rief Harry entrüstet und versuchte sich von seinem Hauslehrer zu befreien. „LASSEN SIE MICH DAS TUN, ES IST DOCH EH SCHON LANGE ÜBERFÄLLIG!!!“, kreischte Harry wild.
 

„Nein Harry...Nein. Das ist keine Lösung, glaube mir“, Severus ging mit dem Jungen zu Boden und hielt ihn immer noch fest. Der Jüngere versuchte sich immer wieder aus seinem Griff zu lösen, aber Severus blieb eisern.
 

„Ich will aber nicht mehr! Ich will runterspringen, ich will das Ganze ein für allemal endlich beenden! MEIN LEBEN IST NUR NOCH BESCHISSEN!“, schrie Harry wieder lauter.
 

Der Ältere seufzte schwer und hielt Harry weiterhin eisern in seinen Armen fest. ‚Severus, du hast dir da einen Brocken eingefangen. Ich frage mich nur, wie ich das nur schaffen soll’, sprach Severus in Gedanken zu sich selber. Dann sah er, wie der Junge aufhörte um sich zu schlagen und es erklang ein herzzerreissender Schluchzer von ihm.
 

„Ich kann nicht mehr, verstehen Sie? Ich kann einfach nicht mehr! Es ist für mich viel zu viel...ich komm mit dem Ganzen gar nicht mehr klar. Es ist...“, den Rest der Wörter hörte Severus nicht mehr. Der Junge hatte wieder angefangen zu weinen und jetzt sogar fester als am Morgen. Vorsichtig richtete sich der Tränkemeister auf und nahm den Jungen wieder in den Arm. Der hatte stattdessen seinen Kopf kraftlos an Severus’ Schulter gelehnt und weinte. Wenn Severus glaubte, dass es vorbei war, brach das Gegenteil aus, der Junge weinte sich an seiner Schulter jetzt so richtig aus.
 

Dann, Severus wusste nicht wie viel Zeit es vergangen war, wurde Harry ruhiger, nur hin und wieder konnte man von ihm noch ein Schluchzen vernehmen. Unbewusst hatte Severus über dessen Rücken gestreichelt.
 

„Es tut mir leid“, hörte der Tränkemeister nach einiger Zeit die leise Stimme von Harry.
 

„Du musst dich dafür nicht entschuldigen, Harry. Für so etwas nicht. Es ist eine normale menschliche Reaktion. Und glaub mir, ich versichere es dir sogar, in Slytherin wirst du sicherer sein, als in Gryffindor“, sprach Severus ungewöhnlich ruhig zu seinem Schüler.
 

„Nev...Mine...sie werden mich doch hassen“, flüsterte Harry und wieder drohte er in Tränen auszubrechen.
 

„Nein Harry…nicht wenn sie wirklich deine wahren Freunde sind. Sie werden erleichtert sein, wenn sie wissen, dass du in Slytherin bist. Sie wissen dann, dass du bei uns sicher bist“, beruhigte Severus den Jüngeren.
 

„Meinen Sie?“, Harry hob sein Gesicht und seine grünen Augen sahen zu seinem Lehrer.
 

„Ja, wenn es nicht so wäre, waren sie nie deine Freunde“, sprach er.
 

„Und...und wenn es so wäre, darf ich weiterhin mit ihnen in meiner Freizeit zusammensein?“, fragte Harry fast schüchtern.
 

Ein leichtes Lächeln huschte über Severus’ Gesicht. „Sicher, wieso auch nicht? Wenn das deine Freunde sind, versuche aber trotzdem nicht den Anschluss bei deinen neuen Mitschülern zu verlieren“, riet Severus ihm zuletzt.
 

„Okay“, flüsterte Harry zuletzt.
 

„Gut, gehen wir zurück. Du hast bestimmt ein wenig Hunger, du hast seit Tagen nichts mehr gegessen“, bei den Worten stand Severus auf und half Harry ebenfalls hoch.
 

„Hmm...“, meinte Harry dazu. „Wieso bin ich eigentlich in Ihren Räumen?“, fragte Harry. Diese Frage lag ihm schon seit heute Morgen auf der Zunge, als er festgestellt hatte, dass er sich nicht im Krankenflügel befand.
 

„Dumbledore meinte, bei mir wärst du wegen des nächsten Vollmonds besser aufgehoben, als im Krankenflügel. Der alte Narr, will dich damit nur verletzen. Also sei darauf gefasst, dass er jederzeit bei uns reinschneien kann“, mahnte Severus.
 

Harry nickte nur bei diesen Worten und folgte seinem Lehrer zurück in dessen Räume.
 

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Die nächsten Tage verbrachte Harry mit gemischten Gefühlen. Er erlebte nicht nur einmal einen seelischen Absturz, zu seinem Glück war dann immer Severus zur Stelle. Sonst schlief er viel oder versuchte wenigsten den Schulstoff theoretisch ein wenig nachzuholen, den er im Laufe der Woche im Unterricht verpasst hatte. Das stellte sich als schwieriger heraus, wie er gedacht hatte. Dazu kam, dass er wegen dem näher rückenden Vollmond, schnell seine Konzentration verlor.
 

Er lag oftmals auch nur da und starrte zur Decke. Sonst schrieb er hin und wieder in sein Tagebuch, das er zum Geburtstag von seinem Zaubertränkelehrer erhalten hatte. Er hatte Harry seine Schulsachen, wie auch seinen Koffer und Feuerblitz von den Hauselfen hierher bringen lassen. Als Harry den Inhalt seines Koffers durchsucht hatte, war ihm das Tagebuch in die Hände gefallen.
 

Von nun an, entschied er, regelmässig dort rein zuschreiben. Wenn er dann einen Eintrag geschrieben hatte, mit all seinen Erlebnissen und Gefühlen, musste er mit dem Zauberstab nur auf das Buch tippen und man konnte die Einträge nicht mehr lesen. Für jemanden, der darin lesen wollte, sah es dann nur wie ein normales Notizbuch aus. Aber wenn Harry es dann wieder mit seinem Zauberstab antippte und das Wort ‚Vista’ murmelte, erschienen all seine Einträge wieder.
 

oooOOOooo
 

Niedergeschlagen saß Harry nun auf seinem Bett. Er hatte vor einigen Stunden den Raum gesehen, oder eher gesagt den Käfig in diesem Raum, in dem er sich verwandeln würde. Ihm war mulmig zumute, mehr als mulmig. Wieder suchte ihn die Angst heim, die er schon bei der ersten Verwandlung erlitten hatte. Er wusste, dass er sie so schnell nicht loswerden würde. Auch wenn er wieder den Banntrank erhalten hatte, wussten weder er noch Severus ob er dieses Mal wirklich funktionieren würde. Severus hatte ihn aber daraufhin hingewiesen, dass es nur ein Prototyp war.
 

Am meisten Angst hatte er vor den Schmerzen, die ihn während der Verwandlung erwarteten, wenn das mit diesem Trank nicht funktionieren würde. Dann würde er auch für die ganze Nacht die Kontrolle über seinen Geist verlieren. Wenn er daran dachte, konnte er seinem Professor das mit dem Käfig nicht einmal verübeln. Es hätte schlimmer sein können, wahrscheinlich, wenn es nach Dumbledore gegangen wäre, hätte man ihn irgendwo tief in den Kerker eingeschlossen und erst im Morgengrauen nach ihm nachgeschaut. Wie nah Harry doch an der Wahrheit war, über Dumbledores wirkliche Pläne, wusste der Grünäugige zum Glück nicht.
 

Den Schulleiter hatte er in den letzten Tagen kein einziges Mal hier auftauchen gesehen. Nicht das Harry Sehnsucht nach ihm hatte, trotzdem verwunderte es ihn. Severus hatte dazu nur gemeint, dass wenn er überhaupt auftauchen würde, er erst am Nachmittag nach der Verwandlung käme. Der Tränkemeister glaubte aber nicht daran, dass der Direktor an einem Sonntagnachmittag in den Kerkern auftauchen würde. Das würde Harry überhaupt nicht stören.
 

Am kommenden Abend war es dann so weit. Die letzten Minuten vor Vollmond waren angebrochen, es dauert nicht mehr lange, und Harry würde sich wieder in diese Bestie verwandeln. Harry zog sich langsam seine Kleidung aus, dabei faltete er jedes Kleidungsstück sauber zusammen. Als er dann nackt auf dem Bett sass, nahm er die grosse Decke und legte sie um sich. Er wollte bei der Verwandlung nicht seine Kleider zerreissen, wie beim ersten Mal.
 

Nicht einmal zwei Minuten nachdem er sich ausgezogen hatte, klopfte es an der Tür und diese wurde geöffnet als Harry mit einem ‚Herein’ reagierte.
 

Severus öffnete die Tür und sah erstaunt hinein, als er sah, dass Harry sich ausgezogen hatte und sich in eine Decke gehüllt hatte. Der Tränkemeister war innerlich ein wenig nervös. Auch wenn er wusste, dass er sicher war und der grosse Käfig mit mehreren Zauber belegt war, blieb doch eine kleine Nervosität zurück.
 

„Ich bin soweit, Professor“, sprach Harry leise und stand auf. Er versuchte nicht zu fest zu zittern, aber es war nicht einfach.
 

„Harry...“, einen Augenblick stand Severus unschlüssig hier und sprach aber weiter: „Nenn mich doch Severus, wenn du hier bist und wir unter uns sind.“ Er trat zu Harry und zog ihn in eine Umarmung. Er wollte dem Jungen somit vermitteln, das er heute Nacht nicht alleine sein würde.
 

Der Grünäugige verstand es nicht und sah dementsprechend verwirrt zu Severus.
 

„Ich finde, in so einer Situation ist es angebrachter uns beim Vornamen zu nennen. Wir haben soviel miteinander gesprochen in den letzten Tagen und ich kenne dich jetzt so, wie du wirklich bist“, sprach Severus ehrlich. Er hatte lange nachgedacht, über Harry und sich selber. Irgendwie fühlte sich Severus für den Jungen verantwortlich. Diese Verantwortung trug er erstaunlicherweise gerne.
 

„Danke“, wisperte der Kleinere.
 

„Musst du nicht, Harry. Nicht dafür. Komm wir müssen langsam gehen.“ Harry wickelte sich die Decke um und Severus führte ihn in den Raum, der extra für die Verwandlung vorbereitet worden war. Harry ging widerwillig in den großen Käfig hinein, der Boden war angenehm weich. Er setzte sich darauf hin auf den Boden, und wartete. Die Decke hatte er fest um sich geschlungen, auch wenn im Raum eine angenehme Temperatur herrschte.
 

Severus blieb im Zimmer und nahm dem Käfig gegenüber, auf einem Sessel platz. Er hatte beschlossen, dass er bei der Verwandlung zugegen sein wollte und auch den Rest der Nacht. Er wollte sehen, ob der Banntrank überhaupt eine Wirkung entfaltete, oder ob er wieder gescheitert war.
 

Plötzlich spürte Harry den Schmerz, der sich erst leicht wie ein Kribbeln und dann fester durch seinen Körper zog.
 

Der Tränkemeister beobachtete die schmerzhafte Verwandlung von Harry, das Schreien und Winden des Kleineren zeigten ihm deutlich, dass der Trank keine Wirkung zeigte. Severus’ Finger krallten sich in die Armlehne als er die Schreie vernahm und er musste kurz die Augen schließen um mehrmals beruhigend durchzuatmen. Ihm ging es durch Mark und Bein. Er entwickelte erneutes Mitgefühl für den Jüngeren und umso mehr stieg der Hass gegen Dumbledore an. Er konnte diese Dreistigkeit einfach nicht fassen, die dieser alte Narr an Harry ausgelassen hatte. Nur weil der Grünäugige den dunklen Lord nicht mehr töten wollte.
 

Der Wolf lag alle viere von sich gestreckt auf dem Boden. Wieder sah Harry nur aus dessen Augen, sein Geist war abermals in seinem eigenen Körper gefangen. Ein leises Winseln verließ das Maul des Wolfes und er stemmte sich hoch. Er knurrte und lief unruhig im Käfig herum, er fühlte sich eingeengt, er brauchte Platz, den er nicht hatte. Wütend fing er an, die Decke zu zerfetzen, die sich ihm für seine Wut anbot. Als die Bestie nach einiger Zeit die Decke Vergangenheit sein ließ, schnupperte er in der Luft und erkannte, dass er nicht alleine war. Seine grünen Augen, die förmlich glühten starrten zu der Gestalt, von der er diesen Geruch vernahm.
 

Severus beobachtete jeden Schritt des Wolfes, er wusste, dass es nicht Harry war, sondern sein Wolf. Er gestand, dass der Wolf ein schönes Fell hatte und dessen Augen waren Harrys Augen, auch wenn sie jetzt gefährlich zu ihm blitzten und zu Schlitzen geworden war.
 

Der Wolf sprang auf die Gitterstäbe zu, schlug darauf ein und sprang erneut hoch an diesen, er merkte nicht, dass er sich und Harry damit verletzte. Mit der Zeit hörte er auf und fing stattdessen an zu knurren und mit den Zähnen zu fletschen. Der Ältere war froh, dass er den Käfig mehrmals gesichert hatte, er hätte sonst nicht gewusst, ob es gereicht hätte.
 

„Ruhig Lupus“, sprach Severus plötzlich auf den Werwolf ein. In diesem Moment fragte er sich selber, ob er den Verstand verloren hatte, dass er anfing, mit einem wütenden Werwolf zu sprechen und ihm sogar unbewusst einen Namen gegeben hatte. Der Wolf fletschte weiterhin mit den Zähnen und knurrte und bellte ihn immer wieder an. Harry hörte Severus Stimme, es beruhigte ihn irgendwie, auch wenn in seinem Inneren alles voll Panik war. Auch wusste er, dass eigentlich nichts schief gehen konnte. Trotzdem blieb die große Angst zurück.
 

„Dir wird hier nichts geschehen.“ Dann fing Severus an, über belangloses Zeug zu reden, ohne wirklich darauf zu achten, wie der Wolf ihn hin und wieder immer noch anknurrte und gefährlich ansah. Er wurde aber mit der Zeit immer ruhiger.
 

Der Wolf hatte wohl gemerkt, dass von Severus’ Seite kein Gefahr drohte, also setzte er sich inmitten des Käfigs und starrte den Schwarzhaarigen einfach nur an, auch wenn er kein Wort verstand, Harry auch nicht, aber trotzdem beruhigte ihn die Stimme des Tränkemeisters.
 

oooOOOooo
 

Der Hausvorstand von Slytherin wusste nicht, wann er eingenickt war. Er wurde geweckt, als er Schreie vernahm, Harrys Schreie. Sofort sprang er auf und konnte erkennen, wie sich ein Fellknäuel, das zusammengerollt am Boden lag zurück in einen Menschen verwandelte.
 

Der Körper von Harry zuckte immer wieder und dessen Lippen verließ ein Keuchen, Wimmern und immer wieder ein Schrei. Als nach einigen Minuten alles vorbei war, blieb er einfach so liegen. Er konnte sich nicht rühren, alles tat ihm weh, jeder einzelne Knochen. Der Grünäugige spürte wie plötzlich etwas Warmes, wohl eine Decke, über ihn gelegt wurde und er vorsichtig darin eingewickelt wurde. Wieder verließ ein Wimmern seine Lippen, alles tat so schrecklich weh. Der Banntrank hatte nicht funktioniert, wie er mit Enttäuschung feststellen musste.
 

„Es ist vorbei, Harry...ssshhh...alles vorbei“, sprach Severus ungewöhnlich sanft auf den Jungen ein. Der lag in seinen Armen zitterte stark und wimmerte leise vor sich hin. Als sie in Harrys Zimmer waren, legte er den Jungen vorsichtig ins Bett und nahm vorsichtig die Decke weg, er besah sich die kleineren Prellungen und die blauen Flecken, die der Wolf sich letzte Nacht selber zugefügt hatte. Die Sprünge gegen den Käfig waren also doch nicht ohne Verletzungen geblieben. Er verließ kurz das Zimmer um frisches Wasser, Heiltrank und Heilsalbe zu besorgen.
 

Eine halbe Stunde später lag Harry zugedeckt und versorgt im Bett. Er hatte sich wieder einigermaßen beruhigt, aber er fühlte sich in diesem Augenblick irgendwie zu aufgewühlt um zu schlafen. Er musste erst einmal sein Inneres wieder beruhigen. Severus hatte ihn vor einigen Minuten verlassen, als Harry ihm versichert hatte, dass es ihm soweit wieder gut ging und er den Stärkungstrank eingenommen hatte.
 

„Harry?“, hörte der Jüngere plötzlich seinen Namen rufen. Verwundert sah er sich um, er sah niemanden und roch auch niemanden. „Harry?“ Dann traf es ihn wie der Blitz, der Spiegel! Sofort rutschte Harry vom Bett und schwankte kurz gefährlich, weil er so schnell aufgestanden war. Daraufhin ging er zum Koffer und kramte den Spiegel hervor und sah darauf.
 

„Tom!“, krächzte Harry müde und ließ sich sogleich wieder auf sein Bett fallen.
 

„Ja, ich bin es.“ Der Rotäugige sah besorgt aus dem Spiegel zu Harry. Er konnte sehen wie fertig der Junge wieder aussah. „Wie es scheint, hat der Trank wieder nicht funktioniert“, stellte Tom neutral fest.
 

„Nein, hat er nicht. Ich bin mir aber sicher das Professor...ich meine Severus alles in seiner Macht stehende versucht, den richtigen zu brauen. Was er einfach braucht, ist Zeit...“, sprach Harry leise.
 

Der Ältere nickte, er hatte gestern Abend, zu seinem Glück war er alleine gewesen, wieder die Schmerzen von Harry empfangen. Er hatte sie so gut wie möglich geblockt, aber es war trotzdem noch ein Echo zurückgeblieben. Vorher war das Selbe passiert.
 

„Severus? Hab ich etwas verpasst?“, fragte der Dunkle Lord schmunzelnd. Er fragte sich, was passiert war, dass Severus Harry das ‚Du’ angeboten hatte.
 

„Na ja, er hat mir gestern Abend überraschenderweise angeboten, ihn so zu nennen.“ Darüber war Harry immer noch erstaunt. Trotzdem hatte ihm dies auch ein gewisses Glücksgefühl gegeben. Er wusste, dass er dem Tränkemeister immer vertrauen konnte.
 

„Dann solltest du dich geehrt fühlen, Harry“, sprach Tom leicht schmunzelnd. „Soviel ich weiß, bietet Severus das nicht einfach ohne wichtigen Grund an.“
 

„Das glaub ich dir, Tom...“, stimmte Harry zu.
 

„Wie ist es dir in den letzten Tagen so ergangen?“, fragte der Rotäugige vorsichtig nach. Sicher hatte er von Severus persönlich von dem Zwischenfall berichtet bekommen. Ihn interessierte aber, wie es Harry jetzt erging. Er fragte sich, ob er für Harry was tun konnte, um ihm vielleicht eine kleine Linderung zu verschaffen.
 

Der Grünäugige fing leise an zu erzählen. Er erwähnte die Schlägerei nur am Rande und wie er die letzten Tage bei Severus verbracht hatte. Als er dann beim Thema Hauswechsel angelangte, sprach er völlig entrüstet: „Ich werd in diesem Haus bestimmt nicht einen Tag überleben, Tom. Die werden aus mir Kleinholz machen“, teilte Harry seine Befürchtung dem dunklen Lord mit.
 

„So schlimm wird es nicht werden, Harry. Auch wenn der eine oder andere in seiner Kindheit eine strenge Erziehung hatte, heißt das noch lange nicht, dass sie einfach aus jemandem, wie du sagst ‚Kleinholz’ machen. Sicher wird der Einstieg in Slytherin, mitten im Schuljahr nicht einfach sein und wegen deiner Person, aber glaub mir, dort bist du wirklich besser aufgehoben, als in deinem alten Haus. Besonders in deiner jetzigen Situation“, versicherte Tom Harry.
 

Frustriert meinte Harry dazu: „Wieso seid ihr alle verdammt noch mal sicher, dass ich dort am besten aufgehoben bin?“
 

„Weil es so ist?“, konterte Tom und grinste kurz.
 

Harry konnte sich ein Gähnen kurz darauf nicht mehr verkneifen, er fühlte sich plötzlich so unendlich müde, dass er das Gefühl hatte gleich einschlafen zu müssen. Tom sah dies und meinte. „Jetzt leg dich hin, junger Mann. Du musst unbedingt einige Stunden schlafen.“
 

„Ja...Gute Nacht, Tom…“, murmelte der Junge nur, und lag jetzt nur noch da, er war eingeschlafen und den Spiegel hatte er einfach auf seinen Bauch gelegt.
 

„Eigentlich, guten Morgen, Harry“, sagte Tom amüsiert und beendete die Verbindung durch den Spiegel.
 

In seinem Schlafzimmer legte Tom den Spiegel beiseite. Er hatte das letzte Gespräch mit Harry sehr angenehm gefunden, auch wenn der Zustand des Jungen sehr besorgniserregend war. Tom war sich aber sicher, dass sich Harry in guten Händen befand. Nicht umsonst war sein bester Mann und enger Freund in Hogwarts.
 

Bei Harry stattdessen, war Severus leise in dessen Zimmer geschlichen, nahm Harry den Spiegel sanft aus der Hand und legte diesen neben ihm auf den Nachttisch. Dann deckte er den Jungen zu und verließ leise wieder das Zimmer.
 

Für die nächsten Stunden schlief Harry so ruhig, wie schon lange nicht mehr.
 

oooOOOooo
 

„Willst du wirklich schon in den Gemeinschaftsraum?“, fragte Severus sicherheitshalber nach.
 

„Ja, ich denke es bringt nichts, wenn ich erst morgen früh dorthin gehe. Ich muss es hinter mich bringen. Ich denke, je schneller, desto besser“, sprach Harry. Auch wenn er überhaupt nicht glücklich darüber war.
 

Der Andere nickte. „In Ordnung, ich werd dich zum Gemeinschaftsraum bringen und dich den restlichen Schülern vorstellen“, sagte er neutral.
 

„Okay“, nuschelte Harry. Er hatte sich vorgenommen, dass er die Begrüßung mit den anderen im Gemeinschaftsraum schnell hinter sich bringen wollte um sich danach in sein Zimmer zurückzuziehen. Er wollte seine Sachen aus dem Koffer rausräumen und sich schlafen legen, wenn er das alles erledigt hatte. Er fühlte sich immer noch viel zu erschöpft.
 

„Wenn es nach mir gehen würde, hätte ich dir für den morgigen Tag noch frei gegeben, aber der alte Zausel ist dagegen. Er meinte solange es keinen wirklichen Grund dafür gibt, wird er auch keine Erlaubnis dafür geben“, kündete Severus seinen Ärger an.
 

„Schon gut, Severus. Ich werde das schon schaffen.“ Harry hob seinen Blick und lächelte ihm tapfer zu. „Wird schon gut gehen“, meinte der Grünäugige dann nur müde dazu. Als Harry von seinem Hauslehrer erfahren hatte, dass er ein eigenes Zimmer hatte, war er mehr als erleichtert darüber gewesen. Er wusste sonst nicht, wie er mit der ganzen Situation klar kommen würde, wenn er mit anderen ein Zimmer hätte teilen müssen.
 

Der Ältere seufzte innerlich und tätschelte kurz die Schulter des Grünäugigen. Er würde Harry so gerne glauben, aber er wusste schon, dass der Junge Morgen keinen einfachen Tag haben würde.
 

Die Schüler, wie auch die Lehrer, hatten gerade vorhin beim Abendessen von Harry Potters Hauswechsel erfahren. In diesem Augenblick war Severus froh gewesen, dass der Junge nicht anwesend war. Er wusste nicht, wie der labile Werwolf auf das Ganze reagiert hätte.
 

„Wenn was ist, du hast das Passwort von meinen Räumen und ansonsten findest du mich in meinem Büro“, sprach Severus leise.
 

„In Ordnung“, Harry richtete sich vollends auf. Er hatte sich den Schulumhang, welcher mit einem Slytherin-Wappen bestickt war, umgehängt und sah seinen Hauslehrer erwartungsvoll an. „Ich bin soweit.“
 

„Gut, die anderen müssten sich schon im Gemeinschaftsraum versammelt haben“, meinte Severus zuletzt und verließ anschließend seine Wohnung.
 

Zuerst unsicher und kurz an der Tür stehend, folgte Harry ihm langsam. Es war ein eigenartiges Gefühl nach einigen Tagen wieder in Hogwarts unterwegs zu sein. Leichte Angst beschlich ihn und er sah sich unbewusst um.
 

Severus sah zurück und bemerkte die Unsicherheit des Jungen. Er hätte Harry gerne noch einige Tage bei sich behaltet und verfluchte den alten Narr erneut. Die Psyche des Jungen war noch lange nicht geheilt und er würde lange damit kämpfen müssen, um wieder sicherer durch die Gänge von Hogwarts zu gehen und überhaupt durch das Leben.
 

Vor der nackten und feuchten Steinwand, die in den Gemeinschaftsraum der Slytherins führte, nannte Severus das Passwort. Harry merkte sich das auch gleich. Danach folgte er seinem Lehrer in die Schlangengrube. Sein Herz raste und seine Finger spielten nervös mit dem Saum seines Umhangs. Er konnte seine Angst nur schwer kontrollieren, aber versuchte trotzdem so gut wie möglich sie zu verdecken. Niemand sollte sie sehen, niemand durfte sie überhaupt sehen.
 

Er trat neben seinen neuen Hauslehrer und sah niemand Bestimmtes an, als er die Menge der Schüler sah, alle hatten sich eingefunden, wie ihr Lehrer angewiesen hatte.
 

„Guten Abend, Schüler“, eröffnete Severus in seiner gewohnt kühlen Art. „Wie Sie schon erfahren haben, wird Mister Potter in Zukunft dem Hause Slytherin angehören. Sie werden ihm mit Respekt und Achtung entgegen kommen, wie er es ebenso bei Ihnen tun wird. Helfen Sie ihm, so gut wie möglich sich in Slytherin einzuleben. Er gehört zu Ihnen, laufende Feindschaften sollten begraben werden“, hierbei blickte Severus Draco an, der eisern zurück blickte. „Wenn mir zu Ohren kommen sollte, dass dies nicht der Fall sein sollte, werden Sie mit Konsequenzen rechnen müssen“, schnarrte er.
 

Schweigen folgte.
 

„Gut! Miss Parkinson, Mister Malfoy zeigen Sie Mister Potter alles und erklären Sie unsere Hausregeln. Auf Wiedersehen.“ Dann ging Severus mit rauschendem Umhang davon ohne Harry eines weiteren Blick zu würdigen.
 

Dies nahm Harry normal zur Kenntnis und ohne wütend auf Severus zu sein. Schliesslich wusste er nur zu gut, dass der Tränkemeister einen Ruf wahren musste, wie würde es vor den anderen bloss aussehen, wenn er Harry plötzlich ‚nett’ behandeln würde?
 

Die Schüler lösten sich um ihn, Harry aber blieb stehen und wartete.
 

„So, So...Potter ist also bei uns, wer hätte das gedacht?“, hörte er die spöttische Stimme von Draco Malfoy.
 

Der Grünäugige schaute auf und seine Augen blitzten. „Richtig, Malfoy. Wenn du damit nicht Leben kannst, beklag dich beim Schulleiter“, meinte Harry ungewöhnlich ruhig. In diesem Moment wusste Harry nicht, woher er diese Ruhe nahm, die war jetzt aber da und er klammerte sich an diesem Gefühl regelrecht fest.
 

„Ach, der Schulleiter ist Schuld?“ Sicher war Draco die Tatsache bewusst, wieso der ehemalige Gryffindor hier war. Trotzdem konnte er dies im Augenblick mit sich selber nicht ins Reine bringen. Sein jahrelanger Feind war jetzt im gleichen Haus, wie er. Das konnte er nicht von einem Tag auf den Anderen akzeptieren. Er starrte weiterhin eiskalt auf den grünäugigen Jungen, der immer noch sehr blass wirkte und vor allem erschöpft.
 

„Ja, du glaubst doch nicht wirklich, dass ich freiwillig hier bin“, meinte Harry immer noch ruhig, aber seine Finger zitterten verstärkt. Er versteckte seine Hände tiefer in seinem Umhang.
 

„Dann verschwinde doch“, meinte Draco kalt. „Du bist doch der Goldjunge, der große Held. Der Schulleiter trägt dich doch auf einem goldenen Tablett und tut alles für dich, alles was du willst und möchtest.“ Draco merkte nicht, dass er bei Harry mit diesen Worten einen wunden Punkt erwischte.
 

Plötzlich wurde Harry mehr als nur wütend, ja fast aufbrausend. „DU GLAUBST DOCH NICHT WIRKLICH AN SO EINEN SCHEISS!!! HÖR AUF MICH ALS GOLDJUNGE ZU BETITELN ODER ALS HELD!!! ICH BIN ES NÄMLICH NICHT!!!“, schrie Harry ihn an. Seine Augen waren gefährlich dunkel geworden, sein Wolf rückte wieder hervor. Jetzt bebte Harrys Körper und seine Augen waren zu Schlitzen geworden.
 

Einige Sechstklässler, darunter Blaise, Millicent, Goyle, Crabbe, Theodore und Pansy, die dem Schauspiel zuerst amüsiert gefolgt waren, keuchten erschrocken auf und gingen einen Schritt zurück. Nur Draco ließ sich davon nicht einschüchtern.
 

„Oh, der Goldjunge ist sauer? Auf Dumbledore? Hat er seinen Held im Stich gelassen?“, höhnte er weiter und merkte nicht in welch gefährlichem Terrain er sich hier bewegte.
 

„Nenn.mich.nicht.so!“, zischte Harry gefährlich leise.
 

„Wieso denn nicht?“, höhnte Draco weiter.
 

„Weil ich es nicht bin. Ich bin verdammt noch mal nicht euer Held!“, fauchte Harry. Langsam wurde ihm das ganze zuviel.
 

In diesen Augenblick – Pansy sei Dank – war er froh, als jemand in diesen Streit einschritt und das schlimmste verhinderte.
 

„Schluss jetzt!“, sagte Pansy. „Potter, ich werd dir jetzt das Nötigste zeigen und dir nebenbei die Hausregel erklären. Folge mir.“ Dann ging sie voran. Pansy warf Draco noch einen vernichtenden Blick zu.
 

Natürlich war sie über Harry Potters Auftauchen, ebenso überrascht wie er und der Rest der Slytherins, aber es gab sicher auch einen sehr guten Grund dafür. Nicht umsonst wechselt ein Schüler so plötzlich das Haus. Wenn sie über das Ereignis von vor zwei Wochen nach dachte und dann über die Schlägerei, bei der man den Schwarzhaarigen fast tot geprügelt hatte, überraschte es sie gar nicht mehr. Pansy war nicht dumm, wie man manchmal von ihr denken würde, nein sie war eine intelligente junge Frau, die wahrlich eins uns eins zusammen zählen konnte.
 

Harry prägte sich alles ein, was Pansy Parkinson ihm zeigte und in neutralem Ton erklärte. Ebenso die Hausregel, die nicht anders waren als die von Gryffindor.
 

Als Harry endlich vor seinem Zimmer stand, meinte Pansy zuletzt: „Wenn was ist, wende dich an uns Vertrauensschüler.“
 

„Okay. Danke...“, meinte Harry und öffnete die Tür. Er staunte nicht schlecht, als er den grossen Raum und dessen Einrichtung sah. Er war an soviel Luxus nicht gewöhnt.
 

An einer Seite des Zimmers, war ein großes Himmelbett zu finden, welches mit den Farben der Slytherin bedeckt war. Gegenüber stand ein grosser Schreibtisch, der in dunklem Holz gehalten war. Die restlichen Möbel wurden ebenso in der Farbe gehalten. An verschiedenen Stellen standen Kerzenständer und gaben dem Zimmer das nötige Licht. Am Ecken bemerkte er seinen Koffer und seinen Feuerblitz. Auf dem Schreibtisch war Hedwigs Käfig, der leer war. Harry vermutete, dass seine Eule unterwegs war. Er hoffte nur, dass es ihr gut ging und sie nicht sauer auf ihn war, weil er sich seit einer Woche nicht mehr um sie gekümmert hatte.
 

Sein Blick blieb zuletzt an dem Kamin hängen, dort loderte ein kleines Feuer vor sich hin, davor stand ein grosser Ohrensessel.
 

Pansy, die Harry erstaunten Blick bemerkte, erklärte noch dazu. „Jedes Zimmer hat auch ein Bad für sich.“
 

„Wow...“, meinte Harry erstaunt bei diesen Worten. Er war froh, dass dieses Problem wenigsten gelöst war. Seit der Sache mit Colin war er doch immer ängstlich in den Jungenwaschraum gegangen und hatte immer mit der Angst leben müssen, dass einer von ihnen dort über ihn herfallen würde.
 

„So kann man es auch nennen“, grinste Pansy, dann nickte sie ihm zum Abschied kurz zu, und Harry erwiderte ebenso.
 

Als Harry sicher im Zimmer war, ließ er sich total erschöpft auf sein neues Bett fallen. Es hatte ihn sehr viel Kraft und vor allem Nerven gekostet, die letzte Stunde zu überstehen. Als er zu seinen Händen sah, zitterten sie stärker als zuvor.
 

Die Angst kroch abermals über ihn. Sofort krabbelte er in eine Ecke des Bettes und Tränen verließen seine Augen. Wie sollte er das nur schaffen? Wie sollte er in Slytherin überleben, wenn er doch so schwach war?
 

Er mochte Harry Potter sein, aber er war nicht mehr der starke Junge von damals, er war nur noch ein Häufchen Elend. Ein Junge, den man seit der Schlägerei vollends gebrochen hatte und der gerade dabei war, seine Seelenscherben wieder einigermassen zusammenzukratzen und falls möglich zusammenzukleben.
 

Wenn das überhaupt ging...



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  Silverdarshan
2007-08-13T00:09:54+00:00 13.08.2007 02:09
also i-wie bin ich grad ein bisschen platt ö__ö
ich hab das kappi doch gelesen, warum habt ihr dann kein kommi von mir? *verwirrt am kopf kratz*
naja, jedenfalls hat mir dieses sehr gut gefallen und jetzt werde ich mich (frisch ausm urlaub x33) an das neuste ranmachen *händereib*
Von: abgemeldet
2007-07-12T16:59:53+00:00 12.07.2007 18:59
einfach toll.
jetzt gehört also harry zu den schlangen.
hoffendlich bleiben im hermine,nevill und luna trei an seiner seite stehen auch wenn er nun zu einem anderem haus gehört.
aber das was sich ron und die anderen geleistet haben war einfach unter der gürtellinie.
freu mich wenns weiter geht.
Von:  chibi-angel
2007-07-04T18:20:32+00:00 04.07.2007 20:20
erst einmal wow ich weiß gar nicht was ich schreiben soll
außer harry tut mir leid und die strafen der weasleys find ich toll*grins*
die strafen der anderen finde ich ein bisschen zu harmlos aber na ja
ich hoffe mine und nev halten zu dem kleinen wolf
ansonsten sage ich nur riesen großes lob an euch *großen presentkorb an euch*
macht weiter so

eure chibi^^
Von: abgemeldet
2007-07-04T15:58:15+00:00 04.07.2007 17:58
WOW! Mehr fällt mir im moment nicht dazu ein!
Ich bin beeindruckt!
Hoffe es geht bald auf dem selben Niveau weiter!
Bitte bitte!?!

Eure Ski
Von: abgemeldet
2007-07-04T13:08:20+00:00 04.07.2007 15:08
hey ^^
*freudig hüpft und winkt*
super kapitel ^^
auch wenn sie immer länger werden... ich hoffe ehrlich, ihr kommt bald nicht mit 20.000 wörter pro chap an. dies zu lesen könnte ja ziemlich lange dauern *seufz*
aber naja *grins*
ich liebe diese story und sie wird immer besser, schade nur, dass ihr nur einmal im monat ein kapitel on stellt.

finde es richtig gut, das ron und ginny von der familie verstoßen wurden. hoffe aber, das sie sich nicht bei harry dafür rächen werden, auch wenn sie selber schuld dran sind. man weiß ja sogesehen ja nie, was in solchen köpfen vor sich geht ^^
hoffentlich geht es aber auch mit dem hauswechsel gut. mit pensy scheint er sich ja wenigstends auf neutralem boden zu befinden, aber was draco angeht *seufz*
der hat zwar schon eine ahnung, aber ich glaub mal nicht, dass er so leicht aus seiner haut raus kann. tja, so ist nun mal der liebe draco ^^
aber wehe er tut was harry, dann bekommt er es mit mir zu tun *messer schärf*

jetzt bleibt nur noch abwarten und tee trinken *zum tee rüber schiel* ^^
also, bis zum nächsten mal *wink*
bye bye
xNuitx

Von: abgemeldet
2007-07-03T21:56:08+00:00 03.07.2007 23:56
ohhh man echt tolles kapi, auch wenn mir harry echt leid tut!! ich hoffe, dass das mit draco bald wieder klar geht, wäre schon irgendwie toll, wenn die beiden sowas wie freunde werden würden, dann hätte harry jemanden, der auch im unterricht auf ihn aufpassen könnte und vor allem in den pausen...

aber den verlauf überlasse ich natürlich eurer kreativität!!^^ freue mich schon darauf, wie es weiter geht!!
Von:  smilingcat
2007-07-03T21:51:22+00:00 03.07.2007 23:51
hey du *knuff*

hat mir wieder sehr gefallen, auch wenn ich hoffe, das es für Harry nun nicht allzu schwer wird in Slytherin *liebschau* Freu mch auf jeden Fall schon wenn´s weiter geht und hoffe sehr das die bescheuerten Gryffs noch ne fiese Abreibung bekommen *zornig anfunkelt*

lg
cat *maunz*
Von:  AngelHB
2007-07-03T17:47:32+00:00 03.07.2007 19:47
Hi!

Ein super geiles Kap. Bin schon mächtig gespannt wie es Harry in Slytherin ergehen wird. Hoffe doch sie werden nett zu ihm sein. Sonst komm ich da mal vorbei und werd mir die mal vornehmen. Bin auch gespannt wie sich die Beziehung zwischen Harry und Sev so entwickeln wird. Hofee doch Bill taucht auch mal wieder auf. Tom is ja auch schon nett zu Harry. Was is eigentlich mit Fen. Wird er auch bald mal wieder auftauchen um Harry zu helfen als Werwolf klar zu kommen? Freu mich schonn wenns weiter geht und hoffe doch d schreibst schnell weiter.

LG Angel
Von: abgemeldet
2007-07-03T17:45:15+00:00 03.07.2007 19:45
???????????
*rum schau*
??????????????
Nur ein Kommi bisher???
*nicht verstehend den Kopf schüttel*

*Harry schnell doppelten-Uhu-Sekundenkleber reicht und ne packung tesa*

Oh man der arme Kleine (immer der selbe Anfang für ein Kommi^^)
Was diese *mit ekel auf einige aussprech* Gryffindor sich da wagten ist wirklich nicht mehr verzeihbar. Und diese Strafen leider auch nur (für mich) das mindeste was ihnen blüht.
Aber das Severus sich so liebevoll um Harry kümmert finde ich einfach nur wunderbar (und ich fühle immer mit wenn man den Kleinen so leiden sieht *heul*).
Schade das Bill ihn nicht auch auffangen konnte. Aber das der dunkle Lord sich per Spiegel^^ gemeldet hat war sehr erfeulich^^.
Ich kann Draco sein Verhalten gegenüber seines neuen Mitschülers nicht direkt verübeln, doch das dies alles nicht mit rechten Dingen zu geht hat er ja selber gemerkt, da hät´ er sich doch etwas zurück nehmen können, oder???
Aber ege.
Ist halt Draco, ein Slytherin durch und durch.
Oh Merlin, wenn ich daran denk was Harry für eine Torheit gemacht hätte, legt sich mir ja jetzt noch eine Gänsehaut über *schauer bekomm*.
Tja, und bei dem Trank (ich finde es ja wirklich merkwürdig das Severus immer noch nicht die richtige Mischung getroffen hat) muss der gute TränkeMEISTER sich wohl noch etwas toppen, damit es Harry endlich mal vernünftig durchlebt, diese Verwandlung.

Hoffentlich kann Hary sich in Slytherin einleben. Ich bin ja noch guter Hoffnung das seine "restlichen" Freunde zu ihm stehen werden. Und vielleicht findet er auch in seinem neuen Haus einpaar (2 oder 3 würden für den Anfang ja reichen (man soll ja nicht gleich mit der Tür in Haus fallen^^ )*Salazar Slytherin dafür anbet*).

Insgesamt fand ich das Kapitel einfach wieder nur genial, von der länge wie auch (natürlich wie sollte es bei so einem Dream-Team auch anders sein^^) vom Inhalt. Eben ein fantastisches Chap^^
cu cu trini
p.s. Danke für die ENS, freue mich schon wahnsinnig auf die nächste^^
Von:  Ajashia
2007-07-03T14:38:21+00:00 03.07.2007 16:38
armer harry der kann einen echt nur noch leid tun

oh man hoffendlich krigt sich draco bald mal ein. nicht das noch mal was passiert.

hoffendlich gehts harry bald besser

ich freu mich schon aufs nächste pitel

Atsuja


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