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Logik

von

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„Wie hübsch..“

„Die schaut echt immer klasse aus...“

„Sie wird bestimmt ein berühmtes Modell! Ich hab gehört sie hat schon Misswahlen gewonnen...“

„Kein Wunder. Bei der Figur und den Gesicht...“

„Und dann erst die Stimme, ich hab noch nie jemand so schön singen gehört...“

„Und wie sie tanz...“

„Wahrlich. Ein Engel, eine Fee die sich hier her verirrt hat...“

„Wie wunderbar...“
 

Mit erhobenen Haupt ging sie an den kleinen Gruppen vorbei.

Sie wusste was sie tuschelten.

Sie redeten nur von ihr.

Wie hübsch sie war.

Wie gut sie singen konnte.

Wie begabt und charmant sie war.

Und sie hatten Recht!

Und es tat gut dies zu wissen!

Sie war begabt!

Sie sang wie ein Engel und tanzte wie das Feenvolk!

Die Gesichtszüge und die Figur einer Elfe hatte sie auch.

Zierlich, hübsch, zerbrechlich, fest und perfekt.

Das war sie und das wird sie immer sein.

Beliebtestes Mädchen.

Highschool Abschluss, mit den besten Noten.

Modellschule.

Sofort von einer der derzeit besten Modellagenturen gefunden und angestellt werden.

Einen reichen Schauspieler (oder Popsänger) heiraten.

Spaß mit ihm haben.

Scheidung, wobei sie natürlich viel besser abschneiden wird.

Und dann weiter unzählige Liebhaber haben die sie mit Geschenken überhäufen.

Ja.

So und nicht anders wird ihr Leben verlaufen!...
 

=L_O_G_I_K=
 

„Um diese Zeit sollte so eine Schönheit nicht durch dieses Viertel gehen...“
 

Immer wieder aufschreiend versuchte sie den jungen Mann von sich zu schieben.

Den hellen, schlanken Händen zu entkommen.

Die schmale, muskulöse Brust von sich zu drücken.

Die gierigen, lustverschleierten eisblauen Augen entkommen.

Seine erst ruppigen Stößen wurden langsamer, fast zärtlich.

Leise schluchzte sie auf.

Nein.

Nein!

Das konnte nicht wahr sein.

Das war nie so geplant!

Fest schloss sie ihre Augen.

Warum hörte sie niemand?

Wo waren ihre ganzen Bewunderer?

Wieso war niemand hier?

Wie konnte dieser Kerl es nur wagen?

Angeekelt versuchte sie nicht an die langen, verschwitzten, feuerroten Haare zu denken.

Oder das leise klingeln bei jeden Stoß der sie mehr vernichtete.

Voll Abscheu starrte sie auf die kleine Glocke an seinen Handgelenk das ihre Hände fest hielt.

Sie verspottet mich. Lacht mich aus.

Warum machte er das?

Sie war doch immer das beliebteste, schönste und klügste Mädchen.

So etwas konnte er doch nicht mit ihr machen!

Wieder schrie sie wild auf.

Wollte das es aufhört.

Wollte das es nie angefangen hätte.

Weiterhin dröhnte der Klang des Glöckchens in ihren Ohren.
 

=L_O_G_I_K=
 

„Die Arme…”

„Die ganze Zukunft ist vernichtet...“

„Und dann noch diese Schwester…”

„Welches Theater sie gemacht hat...“

„Also ich hätte ja das Balg entfernen lassen. Egal was meine Schwester sagt...“

„Mit Selbstmord hat sie gedroht...“

„Wirklich. Kein Verständnis...“

„Angeblich hat sie ja gesagt das sie das Kind zu sich nimmt, wenn es so weit ist...“

„Als wenn DIE wüsste was sie damit tun soll...“

„Besonderst SO ein Kind...“

„Bei SOLCH einen Vater wäre es wirklich besser gewesen es gleich zu töten...“
 

„Wollen sie ihn einmal sehen?“

„NEIN! Nein! Weg! Weg damit!“
 

„Die Arme... sie ist vollkommend verstört.“

„Was fragen sie auch so einen Schwachsinn? Ich würde dieses... DING auch nicht sehen wollen. Draußen wartet schon diese Irre darauf.“

„Ist es richtig der so etwas anzuvertrauen?“

„Ach was. Sie soll sich ruhig darum kümmern, nur wegen ihr hat sie nicht abgetrieben. Die eigenen Schwester fällt der Armen in den Rücken... keine Ahnung warum sie das alles durchmachen mus“

Die hohen, weißen Schwesternschuhe knirschten über den Boden.

Beschwingt stieß die Krankenschwester die Tür auf.

In einen Arm das kleine Bündel.

Mit einen verächtlichen Blick wurde es in die erwartungsvoll ausgestreckten Hände der jungen Frau gegeben.

Missbilligend musterte die Krankenschwester das honigfarben, gelockte Haar das von Efeuranken geschmückt war.

Mit einen unfreundlichen Laut drehte sie sich um und ging in den OP zurück.

Die Verrückte mit den aufgezwungen Bastard stehen lassend.

Die Tante mit ihren Neffen.

Die Mutter mit ihren Kind.

Die Freundin mit ihren Kamerad.

Die Babysitterin mit ihren Schützling.
 

=L_O_G_I_K=
 

„Das ist wirklich das Letzte…”

„Zuerst so um das Kind kämpfen und nun...“

„Von einen Auto überfahren...“

„Und nun muss die arme Mutter sich um das Balg kümmern...“

„Gerade jetzt wo sie ihr Leben wieder etwas in den Griff bekommen hat...“

„Ihr armer Freund...“

„Er muss jetzt diesen Bastard versorgen...“

„Man hätte wissen müssen das ihre Schwester das nicht aushält. Es musste ja so kommen...“

„Umbringen hätte man ihn sollen. Dann würde seine Tante noch leben...“
 

Natürlich hörte er sie.

Das Zischen, Lästern, Tuscheln.

Wie in einer Schlangengrube.

Um wie viel wäre es ihm lieber in so einer gewesen.

Was redeten sie?

Sie hatten doch keine Ahnung!

Als hätte seine Tante, seine Mutter, seine Freundin, seine Lehrerin, die Verrückte sich selbst vor das Auto gestellt.

Weil sie es nicht aushielt.

Auf welche dummen Gedanken sie doch alle kamen.

Als wäre es ihre Schuld gewesen, als der Golf auf sie zuraste.

Doch was nütze es?

Er war alleine.

Zu seiner „Mutter“ und ihren Lebensgefährten verbannt.

Von denen abgeschoben.

Alleine.

Das war alles.

Vier Jahre durfte er die Geschichten seiner Tante lauschen.

Ließ sich von Feen und Elfen in ihre Länder bringen und tantze mit ihnen Reigen.

Ließ sich von schwarzen Einhörnen mit silberner Mähne, Hufen und Horn entführen.

Oder trank einfach mit Kobolden den bitteren Kräutertee, wenn es ihm schlecht ging.

Dort war er kein Ausgestoßener.

Kein Bastard.

Aber dies alles starb.

Mit seiner Tante.

Von vier Reifen überrollt.

Nun in ein Zimmer gesperrt.

Ihm gehörte doch einmal der Wald, hinter den Haus!

Jetzt waren es nur vier Wände.

Genug Platz dazwischen das er sich zusammenrollen konnte.

Alleine.

Klein.

Ausgestoßen.

Weggesperrt.

Verspottet.

Bespuckt.

Nur mit einen kleinen Glöckchen an einen schmalen Band um sein Handgelenk.
 

=L_O_G_I_K=
 

„Dämlicher Köter…”

„Anketten sollte man ihm...“

„Wo Bob ihm uns doch extra zum -spielen- gegeben hat...“

„Echt. Hör auf das was der Freund deiner Mutter sagt, Hündchen...“

„Hast nichts besseres verdient...“

„Wir sorgen doch nur dafür das du nicht so wirst wie dein Vater...“

„Komm schon Hündchen, mach platz...“
 

Das gehässige Gelächter dröhnt in seinen Ohren.

Ein kaltes Lederband um seinen Hals, was ihm durch das ziehen der Leine immer wieder die Luft abschnürte.

Seine toten Augen richteten sich auf den zerkauten Ball vor seiner Nase.

Starrten auf die zerschundenen, zierliche Handgelenke die von vernarbten Männerhänden fester gegen den rauen Boden gedrückt wurden.

Er war sich bewusst das seine Ellbogen aufgerissen waren.

Wegen den brutalen Stößen und den Teppich von Brandblasen überseht.

Ungerührt kehrte sein Gedanken an sein Blut.

Langsam suchte es sich einen Weg.

Zwischen seine porzellanweißen Schenkeln.

Durch seinen Mund.

Über seiner Stirn.

Aus der klaffenden Wunde seines Unterkörpers.

Von Hüfte über Bauch und weiter.

Wie so oft hörte er die Stimmen.

Ihm zu erniedrigen, herabzusetzen und zu zerstören.

So niedrig, das er dankbar für Aufmerksamkeit sein sollte die man ihm schenkt.

Herabgesetzt zu einen Hund.

Einen Köter.

Des Sprechens und des aufrechten Ganges fast nicht mehr bemächtigt.

Und zerstört.

Immer wieder die kleinen Hoffnungsfunken zertretend.

Die Fluchtversuche zu zeigen.

Und doch von der Metallkette zurück gehalten.
 

=L_O_G_I_K=
 

„Liegt ihnen nur auf der Tasche...“

„Geht nicht mal zur Schule...“

„Ich sagte schon immer: Wenn ich sie wäre hätte ich mir das nicht angetan...“

„Aber sie ist ja so aufopfernd...“

„Wie ihr Freund...“

„Undankbares Balg...“

„Ich hab ja gehört er schleicht sich immer im Park herum...“

„Tötet dort bestimmt Tiere und trinkt ihr Blut...“

„Diese Augen, wie die eines Toten...“

„Bestimmt in einer Sekte...“
 

Er brauchte das Sonnenlicht nicht.

Nicht einmal das des Mondes.

So gut kannte er den stand der Bäume.

Wusste wo das Gestrüpp zu dick für ihn war.

Schon lange sorgte er sich nicht mehr um die Dornen die sich in sein Fleisch bohrten.

Raubten sie doch nur noch ein paar Tropfen seines Blutes mehr.

Seine Beine trugen ihm schon selbstverständlich über den, mit Wurzeln verwilderten Boden hinweg.

Bewegten sich lautlos an Eichhörnchen und Hasen vorbei.

Hielten nicht einmal an als er Schritte in der Nähe hörte.

Sollten sie kommen.

Sollten sie ihn doch holen.

Sollten sie ihn doch wieder anbinden und sich weiter an seinen Körper vergreifen.

Seine Seele war schon lange weg.

Folgte seiner Tante.

Um ihm von dort aus auszulachen.

Lachen.

Wie immer wenn er an sein –Leben- dachte verzogen sich seine Mundwinkel.

Klirrend erschall das verzierte Glöckchen.

Signalisierte das sein Handgelenk abrupt festgehalten wurde.

Spürte er es doch schon lange nicht mehr wenn man ihm berührte.

Ein Teil von ihm registrierte die Grillen die ihre Weibchen anlockten.

Der andere wartete auf die spöttische Bemerkung die unbeirrt folgen würde.

Doch...

Was sagte der Mann der ihm festhielt?

Was er mitten in der Nacht hier suche?

Warum er nicht zuhause sei und schlief?

Das in letzter Zeit Wölfe hier rumschlichen und dies kein Spielplatz sei?

Wusste dieser Kerl es nicht?

Sah er nicht mit wem er sprach?

Hörte er nicht die Glocke?

„Na gut... dann komm halt mit.“

Und das tat er.

Schweigsam.

Bis hin zu der Scheune in der eine Wildtierpraxis eingerichtet war.
 

=L_O_G_I_K=
 

„Habt ihr es gehört?...“

„Weggelaufen...“

„Undankbares...“

„Zu diesen komischen Arzte gezogen...“

„Wie pervers...“

„Ein Kerl der sich um verletze Wildtiere kümmert...“

„Nicht normal...“
 

Kühl drang Morgensonne durch die einfachen Scheunenfenster.

Desinteressiert beobachtet er wie Vögel und anderes Getier erwachten.

Ließ zu das er seinen Kleidern beraubt wurde.

Auch als schlanke Finger sich den Weg über seine Haut bahnten zuckte er nicht weg.

Bemerkte so auch nicht wie die körperlichen Wunden gereinigt und versorgt würden.

Bemerkte nicht wie die seelischen Wunden mit desinfiziert wurden.

Auf das sie nicht infiziert wurden.

Gar Wundbrand bekamen.

„Sag mal. Was soll eigentlich dieses komische Glöckchen? Du bist doch kein Tier.“

Leise klingelnd fiel Band und Metall herab.

Das Brandmal.

Die Kette.

Das was ihm als Hund zeichnete.

Aber er war doch nur ein Tier.

Ein Hündchen.

Ergebnis einer Vergewaltigung durch einen Straßenköter.

Sein Vater war böse.

Also ist er es auch.

So ist es.

Das ist Logisch!

„Nein. Ist es nicht. Weiß heißt für dich Logik?“

Daten.

Fakten.

Das was alle sagen.

Die hellen Augen starrten blicklos auf den Mann.

Auf dessen Kopf.

Auf dessen Verneinung.

„Weißt du was Logik für mich heißt?“
 

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LACHE

_

OHNE

_

GRUND

_

IM

_

KAMPF

=
 

Damit du ihn nicht verlierst.



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