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Von Jenseits des Schwarzen Schleiers

Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück
von

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Tastende Stummelfinger

Tastende Stummelfinger
 

Sie erwarten mich bereits, Ron döst in einem Stuhl und bemerkt mich als erster. Sofort sitzen alle drei auf dem Kaminvorleger und starren auf meinen Kopf im Feuer.

Nach einer knappen Begrüßung platzt Harry sofort mit dieser komischen Erziehungsverordnung heraus, von der Dumbledore geschrieben hat. Er spricht allerdings nur von Quidditch Teams.

„…oder geheime Verteidigungsgesellschaften“, vollende ich seinen Satz.

„Woher weist du?“ will er wissen und ich erzähle es.

Von Dung, der alles mit angehört hat und auch von Mollys Einwänden.

Sie unterbrechen mich, meinen sie hätten gerne mit Dung gesprochen und ich meine, dieser sei schon mal aus dem Hogs Head geflogen und der Barmann dort sei sehr nachtragend.

Harry ist ziemlich wütend, dass er immer noch überwacht wird.

„Und mit Recht“, entgegne ich. „Wenn das erste, was du an deinem freien Wochenende tust, ist, eine illegale Verteidigungsgruppe zu gründen.“

Nochmal wiederhole ich Mollys Einwände.

Sie werfen mir frustrierte Blicke zu, aber dann meint Ron, ob ich das auch wolle, dass er nicht bei dieser Gruppe mitmacht.

„Ich?“ erwidere ich erstaunt. „Bestimmt nicht. Ich halte es für eine Klasse Idee.“

Harry wirft mir einen überraschten Blick zu.

„Wirklich?“ platzt er heraus.

„Sicher“, entgegne ich und denke wieder an unsere Bande damals. „Glaubst du vielleicht, James und ich hätten zugelassen, dass so eine dumme Zicke wie diese Umbridge uns davon abhält, anständig Verteidigung zu lernen?“

Harry entgegnet, letztes Jahr hätte ich doch immer gemeint, es solle vorsichtig sein und sich bedeckt halten und ich entgegne, letztes Jahr sei auch jemand in Hogwarts hinter ihm her gewesen, aber jetzt sei jemand hinter uns allen her und wolle uns umbringen und dann sei es doch wohl besser, zu wissen, wie man sich verteidigt.

Sie werden etwas unsicher, aber ich halte es wirklich für besser.

Himmel, Junge, versteh doch, nicht nur Molly will das Beste für euch, auch ich will es und ich halte es immer für besser, wenn man sich wehren kann, als wenn man hilflos bei schrecklichen Ereignissen zusehen muss.

Ich weis es einfach besser, aber ich will nicht vor den Kids darüber reden…

„Also, wie habt ihr alles organisiert?“ will ich wissen, bevor mich wieder die nur zu bekannte Traurigkeit überfällt. Besser die Abenteuer der Kids mitzuerleben, als dauernd Trübsal zu blasen. „Wo trefft ihr euch?“

Sie plappern aufgeregt durcheinander und meinen schließlich, sie hätten noch keinen Treffpunkt.

Ich schlage die Heulende Hütte vor, aber es sind viel zu viele, um nachts ungesehen übers Gelände zu schleichen und unter den alten Umhang von James passen sicher nicht mehr als drei oder vier.

Dann schlage ich einen Ort in einem der Geheimgänge vor, wo es eine ganze Menge Platz gibt, aber Harry meint, genau der sei eingebrochen.

Doch bevor mir der Bedarfraum einfällt, erscheinen tastende Finger im Feuer und versuchen mich zu erwischen.

So schnell ich kann, ziehe ich mich zurück.

Verdammt, verdammt, verdammt…

Das kann nur diese Umbridge gewesen sein, die versucht ganz Hogwarts unter ihre Fuchtel zu bekommen…

Hoffentlich konnten die Kids rechtzeitig verschwinden. So ein Mist!

Ich mache mir ziemliche Vorwürfe, nicht vorsichtiger gewesen zu sein, die Kids in Schwierigkeiten gebracht zu haben und ich kann nur hoffen, dass der Zwischenfall gut für sie ausgegangen ist und dass sie mit ihre Gruppe trotzdem weiter machen.

Da in den nächsten Tagen kein am Boden zerstörter Harry auftaucht, muss es wohl glatt gegangen sein…
 

Beim nächsten Treffen nimmt Dumbledore mich bei Seite und mahnt mich, nicht nochmals eine derartige Gefahr einzugehen. Ob ich denn wolle, dass Harry von Hogwarts fliegt. Selbst er könne nicht mehr viel für den Jungen tun, wenn er mit mir erwischt würde. Mit einem tiefen Seufzen stimme ich ihm zu und verspreche ihm, keine Dummheiten mehr zu begehen.

Dieses Treffen verläuft für mich jedoch in einer anderen Hinsicht halbwegs zufriedenstellend.

Snivellus, berichtet auch er sei von Umbridge inspiziert worden und man könne dieser Frau in keinster Weise trauen, sie würde zu viele Fragen stellen und dem Ministerium Dinge mitteilen, die dort keinen etwas angingen.

Dumbledore beruhigt ihn und meint, man müsse diese Frau einfach hinnehmen und ihr gegen über freundlich und höflich sein.

Snivellus, sieht nicht sehr zufrieden aus, nickt aber. Als sich das Gespräch anderen Themen zuwendet, zische ich ihm zu:

„Hat wohl raus bekommen, was für ein übler Pilz du bist, was Snivellus, über deine Todesserfreunde…“

„Hätte ich keine Kontakte zu den Todessern, Black“, zischt er zurück, „Dann könnte ich mir in Hogwarts genauso schön den Hintern breit sitzen, wie du hier.

Muss angenehm sein, zu wissen, dass man das Haus nicht verlassen darf, weil es ja die eigene kostbare Haut kosten könnte…“

Ich wende mich einfach von ihm ab und tue so, als würde ich Mad-Eye zuhören, der von seinem Wachdienst im Ministerium spricht.

War ´ne dumme Idee, ihn zu reizen, hat ihm nur wieder eine Gelegenheit geboten, es mir heimzuzahlen. Dennoch ist es ein netter Gedanke, dass er unter dieser Umbridge genauso zu leiden hat, wie alle anderen auch.

Ich bin mir sicher, dass er sie beinahe ebenso wenig ausstehen kann, wie mich.

Cornwall bei Vollmond
 

Immer noch schleppen sich die Tage nur so dahin.

Mir fällt die Decke auf den Kopf und ich hasse dieses Haus wie noch nie. Und um allem noch die Krone aufzusetzen wird Kreachers Gemurmel immer frecher und lauter.

Immer wieder versuche ich, den Feuerwhiskey im Schrank zu lassen – kann mir ja einfach nicht gut tun, mir andauernd diesen Mist in den Hals zu schütten – aber immer öfter ertappe ich mich dabei, wie ich mir schon wieder ein Glas damit voll schütte und es dann auch leere…

Es braucht mich also nicht zu wundern, dass ich nicht mehr ganz nüchtern bin, als eines Tages gegen Abend Remus auftaucht.

Ich sitze griesgrämig am Küchentisch und versuche mich davon abzuhalten, mir noch ein weiteres Glas einzuschenken, als er zur Tür herein kommt.

„Hi, Sirius“, begrüßt er mich gutgelaunt, doch dann ändert sich sein Tonfall. „Großer Merlin, Padfoot, hast du in einem Whiskeyfass gebadet? Du stinkst wie Mundungus.“

„Nee“, gebe ich nicht der Wahrheit entsprechend zurück. „War nur ´n Schluck. Was gibt’s Moony? Warst lange nicht mehr da.“

„Tut mir Leid, Mann, aber es gab soviel zu tun und es gibt nicht viele im Orden, die soviel freie Zeit haben, wie ich, stimmt´s?“ entgegnet er etwas traurig. „Aber hast du in letzter Zeit mal aus dem Fenster geschaut? Es ist Vollmond und ich bin hergekommen, um mein Versprechen einzulösen. Geht es dir gut genug, um mit mir nach Cornwall zu kommen?“

Plötzlich beginnen meine Augen zu funkeln und ich grinse ihn an.

„Echt, Moony?“ platze ich heraus.

„Klar“, erwidert er. „Ich hab zwar kein OK von Dum-bledore und ich denke, wir werden es auch kaum bekommen, aber du brauchst mal einen Tapetenwechsel. Cornwall ist einsam und der Wald gilt immer noch als verflucht.

Himmel, Sirius, ich hab mich doch auch darauf gefreut, mal wieder mit dir zu laufen.“

„Danke“, murmle ich. „Sorry, Mann, hier ersaufe ich in meinem Frust.“

„Und nicht nur in dem, oder? Du hast knallrote Augen und das war heute sicher nicht dein erster Drink, stimmt´s?“

„Shit, Moony, was soll ich denn sonst tun. Ich will das doch gar nicht, aber…“

„Deine Sache, Padfoot“, erwidert er. „Aber für genial halte ich das nicht.“

„Ich auch nicht“, murmle ich.

Ich bin nicht sauer auf ihn. denn ich weis, dass er nur zu Recht hat, aber ich weis einfach nicht, was ich deswegen tun soll.

„Komm, Sirius, kultivier dich ein bisschen und dann lass uns verschwinden“, meint er nur.

Ich grinse ihn an und gehe rauf ins Bad.

Er hat Recht, ich stinke wirklich wie ein ganzes Whiskeyfass, bin unrasiert und war seit vielen Tagen nicht mehr unter der Dusche.

Das hole ich jetzt ausgiebig nach.

Als ich wieder in die Küche komme, bin ich wieder relativ nüchtern und besser drauf, als seit vielen Wochen. Remus grinst mich an.

„Jetzt bist du´s wieder“, meint er. „Lass uns verschwinden, es ist schon beinahe dunkel.“

Ich grinse zurück und nicke. Wir apparieren.

Kaum sind wir dort, werde ich zu Tatze und warte neben Remus auf den Mondaufgang. Der lässt nicht lange auf sich warten und er wird zum Werwolf.

Er jault leise und wir rennen los.

Himmel, tut es gut, mal wieder die Beine zu strecken, die Muskeln spielen zu lassen, einfach nur zu laufen.

Auch Moony sieht aus, als hätte er eine Menge Spaß. Immer wieder stößt er mich an, manchmal wirft er mich sogar um und wir rangeln ein bisschen mit einander, ohne Zähne und Klauen natürlich.

Es ist so verdammt lange her, seit wir das zum letzten Mal gemacht haben und wir toben uns richtig aus.

Es ist fast schon Winter und die Nacht dauert ewig. Wir schlafen keine Sekunde.

Wer weis, wann wir nochmal Gelegenheit dafür haben. Der Wald ist so einsam, wie wir es erwartet haben und kein Mensch ist in der Nähe, nur wir beide, nur Moony und Padfoot…

Doch irgendwann graut doch wieder der Morgen und Remus wird wieder zum Menschen.

Wir grinsen uns nochmal an und apparieren nach Grimmauld Platz zurück.

Ich mache uns ein Frühstück und heute gehört mal kein Tropfen Alkohol dazu.

Remus gähnt weit und schlürft seinen Kaffee.

„War schon was“, murmelt er. „Himmel, das hab ich verdammt lange vermisst.“

„Ich auch“, gebe ich zurück. „Hat verflixt gut getan, Moony.“

„Yeah“, entgegnet er. „Ich war schon lange nicht mehr dort. Meistens nehme ich den Wolfsbann und bleibe im Haus.“

„Wo steckst du in letzter Zeit eigentlich?“ will ich wissen.

„Hier“, gibt er zurück. „Du siehst mich zwar selten, aber ich bin hier. Ich komme und gehe mitten in der Nacht. Du schläfst dann fast immer.“

„Sag einfach ‚Hallo’, bitte Moony“, murmle ich. „Ich sitze hier Tag für Tag rum und hab keinen mir den ich reden kann, sieht man von Kreacher ab und auf eine Unterhaltung mit dem kann ich dankend verzichten.“

„Aber du schläfst…“ erwidert er.

„Dann weck mich auf, OK?“ gebe ich zurück. „Ich kann wirklich ein freundliches Gesicht und ein nettes Wort brauchen und so gut schlafe ich wirklich nicht, dass man mich nicht aufwecken dürfte.“

„OK“, erwidert er. „Mach ich, aber maul nicht, wenn du doch mal fest geschlafen hast.“

„Keine Sorge, so fest schlafe ich nicht“, meine ich bedrückt. „Ich habe noch nie fest geschlafen, seit wir wieder hier sind.“

„Ich hab dich gehört, als ich noch bei dir im Zimmer geschlafen habe, aber ich dachte, inzwischen ginge es dir besser“, erwidert er.

Ich schüttle den Kopf.

„Ich habe nicht mehr richtig gut geschlafen, seit damals als wir beide das letzte Mal mit meiner Karre rauf nach Cornwall sind.“

„Aber – aber – das war vor fünfzehn Jahren“, stammelt er.

Ich nicke.

„Yeah, fünfzehn Jahre.“

„Shit, Mann, ich denke, ich werde mich wieder ein bisschen mehr um dich kümmern“, entgegnet er nachdenklich. „Nicht, dass du wirklich nochmal echten Mist baust.“

„Danke“, erwidere ich. „Lass uns schlafen gehen, heute bin ich echt mal müde.“

Er gähnt.

„Yeah, ich war schon ewig nicht mehr die ganze Nacht wach…“

Wir gehen nach oben und Moony beschließt, wieder mal bei mir im Zimmer zu schlafen.

Und es tut mir verdammt gut, mal zu spüren, dass ich nicht alleine im Haus bin…
 

Es war das letzte Mal, dass ich mit Remus bei Vollmond unterwegs war.

Natürlich wusste ich das damals noch nicht.

Ich träumte immer noch von einer Zukunft.

Von einer Zukunft, die noch etwas für mich bereit hielt…

Von Freiheit, von Abenteuern, von einem lebenswerten Leben…

Vielleicht sogar von einer neuen Liebe…

Auch wenn diese Träume alles andere als konkret waren und kein genaues Ziel kannten.

Doch das Schicksal hatte anderes mit mir vor…

Vision
 

Hagrid ist endlich wieder von seiner Mission bei den Riesen zurück, aber er hatte keinen Erfolg und es ist ungewiss, ob sich diese nicht doch den Todessern anschließen werden.

Er sieht entsetzlich aus, aber er will nicht sagen, wer oder was ihn so zugerichtet hat. Remus und ich tippen auf ein neues niedliches Monster, aber mit Gewissheit können wir nichts sagen.
 

Moony macht sich nicht mehr so rar und er hält sein Versprechen, mich zu wecken, wenn er mitten in der Nacht heimkommt.

Macht alles etwas einfacher.
 

Harry hat Probleme in Hogwarts.

Nicht, dass ich es von ihm selbst erfahren würde.

Es gibt keine Möglichkeit mehr mit ihm in Verbindung zu bleiben. Sämtliche Kommunikationskanäle werden von dieser Umbridge Zicke überwacht.

Der Junge macht weiter mit seiner Verteidigungsgruppe und es heißt, er würde auch gute Erfolge erzielen, doch die Nachrichten sind so verdammt spärlich. Selbst Dumbledore weis nichts Bestimmtes, er hat einfach zuviel für den Orden zu tun, als dass er alle Vorgänge in Hogwarts im Auge behalten könnte.

Er wagt es auch nicht, Harry zu oft zu sehen, da er befürchtet, dass diese eigenartige Verbindung zwischen dem Jungen und Voldemort von letzterem gegen ihn selbst benutzt werden könnte.
 

Dann kommt die üble Nachricht, dass Harry eine lebenslange Sperre für Quidditch von Umbridge bekommen hat, weil er Malfoys Sohn verprügelt hat.

Es ist schon vor einiger Zeit geschehen, aber wie gesagt, die Informationen fließen verdammt spärlich.

Ich würde ihm gern schreiben oder sogar mit ihm sprechen. Möchte ihm sagen, dass das alles halb so wild ist, dass er sicher wieder spielen darf, wenn das Kapitel Umbridge in Hogwarts abgeschlossen ist.

Dass er sich die Sache nicht so zu Herzen nehmen soll, aber mir sind die Hände gebunden und ich kann gar nichts tun, überhaupt nichts.
 

Die Zeit schleppt sich voran und ich werde recht launisch. Ist Remus in der Nähe, geht es mir halbwegs, aber er hat eine Menge zu tun und ich sitze häufig alleine im Haus. Es macht mich langsam verrückt und es kann nicht ausbleiben, dass ich doch wieder zur Flasche greife.
 

Weihnachten kommt näher und meine Stimmung wird noch schlechter. Molly hat gesagt, sie hätte die Kids in den Fuchsbau eingeladen. Schade, ich hätte wenigstens Harry gerne hier gehabt. So werden es verdammt einsame Feiertage werden, denn außer Remus wird wohl kaum jemand hier sein.
 

Doch dann kommt alles anders.

Es ist recht spät am Abend, kurz vor den Ferien und ich sitze recht verloren in der Küche und habe schon wieder mal Freundschaft mit einer Flasche Whiskey geschlossen.

Plötzlich ertönen Rufe aus dem Erdgeschoss und ich gehe nachsehen, wer es ist.

Es ist Phineas Nigellus, mein Ur-Ur-Großvater, genauer gesagt sein Porträt aus Hogwarts.

Die Bewohner der Bilder können zwischen ihren Porträts hin und her wechseln und sein Bild hängt in einem der Schlafzimmer.

„Was schreist du so?“ maule ich ihn an.

„Nachricht von Dumbledore“, erwidert er mit einem zynischen Unterton. „Arthur Weasley wurde an gegriffen und seine Kinder und der Potter Junge sollen her kommen. Dumbledore will wissen, ob du damit einverstanden bist.“

„Ja, sicher, ich freu mich drauf“, erwidere ich und meine Laune hebt sich in einem Maß, das kaum mit der schlechten Nachricht über Arthurs Verletzung zusammen passt.

Phineas verschwindet wieder, um meine Botschaft zu überbringen und ich gehe in die Küche hinunter, um dem Whiskey verschwinden zu lassen.

Ich würde Harry nie sehen lassen, dass ich trinke…

Kreacher kommt herein gelatscht und murmelt vor sich ihn:

„Ist es wahr, dass sie wieder herkommen, diese Blutverräter Brut. Stimmt es dass ihr Vater tot ist?“

Es reicht mir absolut mit diesem verdammten Elf und ich brülle ihn an: „RAUS!“

Im selben Augenblick erscheint ein Lichtwirbel mitten in der Küche und vier Weasleys und Harry erscheinen mit Hilfe eines Portschlüssels.

Sie tragen Schlafanzüge und sehen völlig durcheinander aus.

Kreacher verschwindet murmelnd und ich helfe Ginny auf die Beine.

„Was ist los?“ frage ich. „Phineas meinte, euer Vater sei verletzt worden.“

„Frag Harry“, gibt einer der Zwillinge zurück.

Ich kann die beiden nicht auseinander halten. Spielt ohnehin keine Rolle, sie treten nur im Doppel auf.

Harry wirft einen recht verzweifelten Blick in die Runde, beginnt aber dennoch zu erzählen.

Er habe einen Traum gehabt, eine Art Vision.

Er habe eine riesige Schlange gesehen, die durch einen Korridor gekrochen sei. An dessen Ende habe Arthur gesessen und gedöst, sei aber dann wach geworden und die Schlange habe ihn angegriffen, ihn mehrmals gebissen und er habe entsetzlich geblutet.

Die Weasleys sehen entsetzt aus.

„Ist Mum da?“ murmelt der andere Zwilling wie betäubt und ich muss verneinen.

Sie wisse wohl noch nicht einmal was davon, entgegne ich und es sei das Wichtigste gewesen, die Kids erstmal aus Hogwarts wegzubringen.

Ginny regt sich schrecklich auf, will Kleidung haben, will zu ihrem Dad nach St Mungos, will einfach handeln.

Ich darf das nicht zulassen und widerspreche.

Sie gehen alle auf mich los, ich kann ihre Verzweiflung beinahe riechen, aber ich muss sie hier behalten, bis die schlimme Nachricht aus einer anderen Quelle zu uns gelangt. Keiner darf wissen, dass sie von Harry kam. Er gilt ohnehin schon als nicht mehr ganz dicht.

Nur mühsam lassen sie sich überzeugen und lümmeln sich in die Stühle am Küchentisch.

Ich will sie ablenken und schlage Butterbier vor.

(Wenn ich schon keinen Feuerwhiskey trinken kann, dann wenigstens das...)

Sie nehmen das Angebot an und trinken einen Schluck. Dann verfällt die ganze Gruppe in gequältes Schweigen.

Harry wirft mir entsetze Blicke zu, aber im Moment habe ich keinen Trost für ihn.

Was sollte ich auch sagen?

Ich weis ja selbst nicht, was genau los ist.

Wir können nur warten.

Es dauert ewig, aber dann erscheint eine goldene Feder mit einer Nachricht. Sie ist sehr kurz, aber sie ist von Molly.

Sie beruhigt, Arthur sei noch am Leben, die Kids sollen hier bleiben und sie werde nach St Mungos gehen und so schnell wie möglich weitere Nachricht geben.

Aber keinen beruhigt die Botschaft wirklich und die Stimmung wird noch gedrückter.

Das Schweigen nimmt eine Art greifbare Masse an und es ist verdammt übel.

Stunden vergehen, Stunden über Stunden.

Die Zeit dehnt sich schier endlos, aber keinem fällt etwas ein, was er sagen kann, um die drückende Stille zu brechen. Die Kids spielen verloren mit ihren Flaschen herum, dösen oder starren ins Leere.

Harry sieht mit jedem Augenblick unglücklicher aus.

Endlich kommt Molly herein und bricht das lähmende Schweigen.

Sie sieht entsetzlich aus, aber sie lächelt.

„Er kommt wieder in Ordnung“, meint sie und klingt furchtbar müde. „Wir können ihn später besuchen. Bill ist jetzt bei ihm.“

Die Erleichterung ist bei allen ist spürbar und die Weasley Kinder gehen auf Molly zu und umarmen sie.

Ich denke, ein Frühstück wäre jetzt nicht verkehrt und rufe nach Kracher, aber der lässt sich nicht blicken. Egal, dann mache ich es eben selbst.

Ich gehe zum Herd hinüber und kümmere mich um alles. Harry kommt zu mir herüber.

Er will sich nicht in die Familien Angelegenheit der Weasleys einmischen. Kann ich ihm nicht verdenken, doch Molly sieht das anders und folgt ihm.

Sie umarmt ihn und bedankt sich, dass er Arthur gerettet hat.

Harry ist schrecklich verlegen und hat keine rechte Antwort für sie, doch Molly scheint, auch keine zu erwarten.

Dann bedankt sie sich bei mir, dass ich mich um die Kids gekümmert habe und ich schlage ihr vor, hier zu bleiben, bis Arthur wieder gesund ist. Sie meint, das wäre dann wohl auch über die Feiertage und ich meine, da hätte ich nun wirklich nichts dagegen.

Habe ich sicher nicht, dann ist es hier wenigstens nicht so einsam…

Harry will dringend mit mir reden und zerrt mich in die Speisekammer. Dort erzählt er mir, dass er den eigenartigen Drang verspürt habe, Dumbledore zu verletzten, kurz bevor der Portschlüssel ihn hier her versetzt habe.

Himmel, der Alte hatte Recht, die Verbindung zwischen Voldemort und dem Jungen besteht tatsächlich. Das kann ich ihm unmöglich sagen, er macht sich völlig verrückt, wenn er davon erfährt.

Ich wiegle ab und meine, es sei nur eine Nachwehe der Vision gewesen.

Gut, dass er hier so dunkel ist und er mein Gesicht nicht sehen kann. Ich glaube kaum, dass er die große Besorgnis in meinen Zügen übersehen hätte.

Ich weis nicht, was ich ihm noch sagen könnte, ohne zuviel zu sagen und verlasse daher einfach die Speisekammer.

Verdammt, verdammt, verdammt.

Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg, aber Dumbledore hat Recht. Die Gefahr ist zu groß, dass Harry auf eigene Faust etwas Unbedachtes unternimmt und damit alles in Frage stellt.

Er ist so verdammt mutig. Er würde jederzeit für seine Freunde alles opfern. Wer weiss, was er unternimmt, wenn er die Wahrheit kennt.

Ich würde ihm fast alles zutrauen, nur um seine Freunde zu retten.

Shit, Junge, warum musst du in dieser Hinsicht nur so nach deinem Vater kommen?

Wir frühstücken und schicken die Kinder dann zu Bett. Molly meint, sie sollten noch ein bisschen schlafen und danach würden sie Arthur im Krankenhaus besuchen.

Sie gehen schlaftrunken nach oben.

„Sirius“, meint Molly. „Willst du dich nicht auch etwas hinlegen?“

Ich schüttle den Kopf.

„Nee, Molly“, entgegne ich. „Ich könnte jetzt keine Ruhe finden. Verdammt, hätte der Junge nicht gesehen, wäre Arthur jetzt tot. Aber er soll nicht sehen, er darf nicht sehen. Wer weis, was Voldemort dem Jungen noch alles einflüstert.

Er muss jetzt von der Verbindung wissen und er wird es erbarmungslos ausnutzen.“

Molly nickt bedrückt.

„Gut, dass du es einsiehst“, murmelt sie. „Ich habe schon befürchtet, du würdest es für eine tolle Sache halten. Das ist es nicht, auch wenn es uns dieses Mal sehr geholfen hat und ich unendlich dankbar bin.“

„Molly, was auch immer ich sein mag, dumm bin ich nicht“, entgegne ich. „Es ist Wahnsinn, wenn Harry weiterhin die Gedanken und Gefühle von Voldemort mitbekommt.

Ich fürchte, er könnte sich zu etwas hinreißen lassen, was keiner von uns verantworten kann.“

„Gibt es keinen Weg, etwas gegen diese Verbindung zu unternehmen?“ will sie wissen.

„Doch, gibt es“, erwidere ich. „Occlumentik. Aber ich beherrsche das Ganze nicht hinreichend, um es ihm beibringen zu können.“

„Aber Dumbledore kann es sicher, oder?“ fragt sie eindringlich nach.

„Yeah, ich denke schon, aber ob er es wagt, in Gegenwart des Jungen seinen Geist zu öffnen, bezweifle ich. Voldemort könnte über Harry Zugang zu Dum-bledores Wissen erhalten und das ist mit Sicherheit das Letzte, was wir wollen.“

„Hmm, da hast du vollkommen Recht“, gibt sie zurück. „Aber ich denke, es gibt auch andere, die Harry Occlumentik beibringen können, oder?“

„Sicherlich, ich wüsste aber nicht wer. Wir sollten es Albus überlassen.“

„Gut, Dumbledore wird es sicher wissen.“

Sie beginnt etwas ziellos in der Küche herum zu räumen. Wenn ich alleine bin, mache ich mir kaum die Mühe etwas wegzuräumen und entsprechend sieht es hier auch aus.

„Noch mal danke, dass wir hier bleiben können“, meint sie.

„Gern geschehen“, entgegne ich. „Es ist verdammt einsam hier, wenn nur der Orden hier tagt. Ich hatte schon die Befürchtung, ich müsse Weihnachten alleine mit Kreacher feiern.“

Sie wirft mir einen besorgten Blick zu.

„Großer Merlin, daran hatte ich gar nicht gedacht“, gibt sie zurück. „Natürlich werden wir für ein schönes Fest sorgen.“

Wir sitzen schweigend herum, bis Tonks und Mad-Eye auftauchen, um später die Weasleys nach St Mungos zu begleiten, zur Sicherheit.

Sie brechen auf und ich bin wieder alleine, aber meine Stimmung ist besser, als seit Monaten.

Ich freue mich darauf, mit den ganzen Kids Weihnachten zu feiern und denke nach, woher wir Schmuck bekommen sollen.

Hier gibt es keinen.

Weihnachten wurde noch nie in diesem Haus gefeiert. Nun, vielleicht kann Dung etwas drehen, wenn ich ihm Gold gebe.

Ich plane und überlege. Nicht einen Gedanken verschwende ich daran, mir ein Glas Whiskey einzuschenken. Er ist meinem Bewusstsein völlig entfallen.

Harrys Kummer
 

Als sie wieder zurückkehren beginnt der Junge sich eigenartig zu benehmen. Er geht in sein Zimmer hinauf und lässt sich nicht mehr blicken.

„Er war plötzlich furchtbar blass“, erwidert Molly auf meine Frage. „Ich habe es für besser gehalten, dass er noch ein bisschen schläft. Er scheint sich schreckliche Sorgen zu machen. Ich weis nicht, was er hat.“

Molly fegt durch die Küche und macht sich daran, ein Essen herzurichten.

Doch die Kids drängen sich zu mir und flüstern über das, was sie gehört haben.

Mad-Eye hat wohl ein paar Bemerkungen fallen lassen, die in Harry seltsame Gedanken geweckt haben. Der Junge muss sich Sorgen machen, er sei die Schlange gewesen, alles sei seine Schuld und er könne auch uns gefährlich werden.

Verdammt, wie können wir ihn nur beruhigen?

Auf mich wird er kaum hören, aber vielleicht auf seine Freunde.

Doch er kommt fast zwei Tage nicht herunter, bis auch Hermine hier auftaucht.

Sie prescht wie ein Wirbelwind durchs Haus und holt Harry aus dem Zimmer meiner Mutter, wo er sich bei Buckbeak versteckt hat.

Ich hoffe, sie kann ihn wieder zu Sinnen bringen.

Aber selbst Harrys eigenartiges Verhalten kann im Augenblick meine blendende Stimmung nicht trüben. Molly besteht darauf, das ganze Haus zu schmücken und ich habe Dung losgeschickt, um alles zu besorgen.

Ich kann nicht anders als glücklich vor mich hin zu singen, auch wenn es einfach schrecklich klingt, aber singen konnte ich ja noch nie…

Harry gibt seine Isolation auf und schließt sich der allgemeinen Aufregung an.

Remus taucht auch wieder auf und ist entschlossen, Weihnachten hier zu feiern.

„Was wollen wir dem Jungen schenken?“ meint er als wir einen Abend alleine in der Küche verbringen. „Fällt dir was ein?“

„Yeah, wenn du dich in die Winkelgasse traust“, erwidere ich.

„Dort kann ich mich frei bewegen“, meint er. „Was willst du von dort?“

„Bücher über die Verteidigungskünste, die besten, die du bekommen kannst“, erwidere ich und erzähle ihm, was ich über Harrys Truppe weis.

„Das tut er wirklich?“ will Remus wissen.

„Yeah, wir waren doch auch nicht anders oder?“

„Stimmt, aber wir waren nur vier oder fünf und du sagst, sie sind fast dreißig.“

„Wir können ihm kaum aktiv dabei helfen.

Es ist verboten, was er da tut, durch eine Erziehungsverordnung deiner lieben Freundin Umbridge.

Ich denke, ein paar gute Bücher könnten ihm sicher dabei helfen, zu tun, was er tun will. Es richtig zu tun, nicht nur dilletantisch…“

„Da hast du Recht“, gibt er zu. „Er sollte wirklich vorbereitet sein und wenn – wie hast du sie genannt? – meine liebe Freundin? – ihnen nichts beibringt, dann muss er es wohl selbst in die Hand nehmen. Ich besorge schon das Richtige.“

Ich drücke ihm ein paar Galleonen in die Hand und er wirft mir einen unwilligen Blick zu.

„Du bist noch immer pleite, oder?“ murmle ich.

„Nicht komplett, Dumbledore besteht darauf, mich für meine Arbeit im Orden zu bezahlen. Es ist mir entsetzlich peinlich, aber ich musste annehmen.“

„Lass dir von Dumbledore helfen, Moony. Der weis schon, was er tut“, gebe ich zurück. „Von mir willst du ja nie was annehmen.“

Er wirft mir einen gequälten Blick zu.

„Du weist, wie ich darüber denke…“ murmelt er.

„Yeah, weis ich: Nun, mein Testament ist auf jeden Fall gemacht und Dumbledore hat es. Sollte mir etwas zustoßen - obwohl ich das momentan kaum glaube, immerhin sitze ich hier fest – bist du abgesichert. Widersprich mir bitte nicht, ich möchte es so“, füge ich an als er den Mund öffnet, um etwas zu sagen. „Remus, du warst mir immer einer der beiden besten Freunde, die ich je hatte und ich will nicht, dass es dir dreckig geht, nur weil ich mein Schicksal gefunden habe, OK?“

„Ich mache mir langsam Sorgen um dich“, murmelt er. „Du sprichst mit in letzter Zeit verdammt oft vom Sterben…“

Ich schüttle den Kopf.

„Man weiss nie was kommt, aber vielleicht rührt es daher, dass ich mir die meiste Zeit hier wie lebendig begraben vorkomme. Momentan fühle ich mich besser, aber wie lange das anhält…?“

„Die Kids, oder?“ will er wissen.

„Yeah. Es tut gut, hier nicht alleine zu sein, aber Weihnachten dauert nicht ewig und was danach kommt…?“

„Mann, Padfoot, sie werden dich nicht ewig jagen, irgendwann kommt die Wahrheit raus und dann kannst du wieder leben, wie du willst.“

Ich seufze schwer.

„Aber wann wird es soweit sein? Im Moment sieht es nämlich so aus, als ob es noch ewig dauern würde.“

„Verlier nicht die Hoffnung, es wird schon werden“, versucht er mich zu trösten.

„Dein Wort in Merlins Gehörgang…“
 

Moony besorgt die Bücher und es sind die Besten, die ich je gesehen habe.

Weihnachten kommt und geht. Wie ich es beinahe schon erwartet habe, ist es mit meiner guten Laune auch bald wieder vorbei.

Kreacher wird die ganze Zeit nicht gesichtet, aber darüber bin ich wirklich nicht böse.

Doch als Harry erwähnt, Hauselfen seien durchaus in der Lage, gegen den Willen ihrer Besitzer zu handeln, beginne ich mir dann doch so meine Gedanken zu machen und suche nach dem Hauselfen.

Ich finde ihm am Dachboden, wo er sich anscheinend versteckt hat.

Nun, dann wären wir ja wieder komplett, auch wenn ich nicht gerade glücklich über sein erneutes Gemeutere bin.

Er scheint eine eigenartig gute Laune zu haben und nur aus reiner Gewohnheit vor sich hinzumurmeln. Seltsam, aber mir soll es egal sein…

Snivellus
 

Die Ferien gehen zu Ende, genauso wie meine gute Laune. Ich bin wieder mürrisch und gereizt und halte es für besser, einfach in Buckbeaks Raum vor mich hin zu brüten.

Doch dann unterbricht etwas meine Brüterei und holt mich in die Küche hinunter.

Es ist Snivellus und er will mit Harry sprechen.

Nun, kann er tun, aber nicht ohne mich.

Ich weis, wie sehr er den Jungen immer schikaniert und das werde ich kaum zulassen, noch dazu in meinem eigenen Haus.

Ich setze mich ans andere Ende des Tisches und versuche, ihm keine Beachtung zu schenken.

Er funkelt mich mit den bekannten Dolchblicken an.

Was ist dem nur schon wieder über die Leber gelaufen?

Er schiebt mir einen Brief zu und Dumbledore schreibt, er habe einen Lehrer in Occlumentik für Harry gefunden und es sei Snape.

Er wisse, dass dieser gut genug in dieser Materie sei, um selbst Voldemort zu täuschen. Es sei die einzige Möglichkeit, den Jungen so zu beschützen, wie wir es besprochen hätten…

Nun, begeistert bin ich nicht davon, aber wenn der Alte in dieser Hinsicht eine so hohe Meinung von Snivellus hat, wird schon was dran sein.

Harry kommt rein und räuspert sich.

„Setzten sie sich, Potter“, schnarrt er Harry an und der kommt zu mir rüber und setzt sich neben mich.

Jetzt kommandiert Snivellus hier auch schon rum und ich werde sauer. Eine gute Gelegenheit, endlich mal meinen Frust abzulassen.

„Ich würde es begrüßen, wenn du hier keine Anweisungen geben würdest, Snape“, pflaume ich ihn an. „Es ist nämlich mein Haus.“

Er wird ziegelrot und zischt zurück.

„Ich hätte es vorgezogen, mit ihnen alleine zu reden, Potter“, gibt er zurück und ein gemeines Grinsen verzieht sein Gesicht. „Aber Black…“

Ich lasse ihn nicht ausreden und falle ihm ins Wort.

„Ich bin Harrys Pate“, fauche ich ihn an und werde laut.

Es tut verdammt gut, zu schreien.

„Und ich bin auf Dumbledores Anweisung hier“, gibt er schneidend zurück. „Aber wie du willst, Black, bleib dabei, dann fühlst du dich zur Abwechslung mal nützlich.“

Verdammter Kerl, schon wieder fängt er mit diesem Mist an. Es reicht, es reicht wirklich.

„Was willst du damit sagen?“ fauche ich zurück.

Er beleidigt mich weiter, meint aber dann, dass Dum-bledore ihn geschickt habe, weil Harry Occlumentik lernen solle.

Harry will wissen, was das sei und Snivellus erklärt es. Er meint, er werde Harry den Unterricht geben und der ist völlig durch den Wind und wirft mir einen bittenden Blick zu.

Ich frage Snape, warum Dumbledore es nicht selbst machen würde, obwohl ich die Antwort natürlich kenne.

Snape gibt gehässig zurück, es sei das Privileg des Direktors, unangenehme Aufgaben zu delegieren.

Es gibt ihm wirklich ganz schön was ab, Harry zu beleidigen. Er muss ihn wirklich ziemlich hassen.

„Ich habe mich sicher nicht darum gerissen, Black“, fügt er an. „Nun, ich muss gehen, denn im Gegensatz zu dir habe ich nämlich zu tun.“

Er nennt Harry den ersten Termin und will gehen, doch ich halte ihn zurück, drohe ihm, dass wenn er es Harry unnötig schwer macht, er es mit mir zu tun bekommt.

Und sofort fliegen weitere Beleidigungen hin und her. Er reizt mich bis zur Weißglut und bringt mich doch tatsächlich dazu, dass ich meinen Stab zücke und ihn damit bedrohe.

Sofort hat auch er seinen Stab gezogen und funkelt mich mit eiskalter Wut an. Wir sind beide bereit uns sonst was an den Kopf zu werfen (Himmel – das letzte Mal, dass wir uns so gegenüberstanden, war mit sechzehn ... Na dann, auf die alten Zeiten, Snivelly...)

Aber Harry geht dazwischen und versucht, mich daran zu hindern…

Aber bei mir sind alle Sicherungen durchgebrannt und ich versuche, ihn zur Seite zu schieben.

Snape sieht sich in der besseren Stellung und heißt mich einen Feigling.

Verdammt Harry, geh mir aus dem Weg, dem zeig ich einen Feigling, dem alten Snivellus…

Weitere Beleidigungen fliegen hin und her.

Ich nenne ihn Malfoys Schoßhund und er hält mir meinen Ausflug als Tatze vor.

Wir funkeln uns an, wie zu unseren besten Zeiten.

Harry versucht verzweifelt, uns zu trennen und uns zur Besinnung zu bringen.

Aber er hat keinen Erfolg…

Bevor es jedoch wirklich zu einer ernsten Auseinandersetzung kommt, geht die Tür auf und sämtliche Weasleys inklusive Arthur und Hermine platzen herein - Das stoppt unsere Rauflust und Snape stolziert davon.
 

Was sollte das nun wieder?

Hat er Harry wirklich so sehr gehasst?

Nein.

Nein, das ist nicht richtig, wird mir mitgeteilt.

Er hatte geschworen, den Jungen mit seinem Leben zu schützen, aber er wollte nicht, dass irgendwer davon wusste.

Es wäre ihm wohl peinlich gewesen, wenn man ihn bei einem menschlichen Gefühl ertappt hätte – wohl eine Frage des Images...

Ich denke, er hat sich sogar darüber gefreut, diese Aufgabe zu bekommen. So konnte er sich an seinen Schwur halten, ohne dass jemand etwas davon mitbekam.

Mit mir stritt er sich aus reiner Gewohnheit.

Er hatte sicher auch seinen Spaß dabei, denn ich war ja alleine und nicht wie früher mit meinen Freunden zusammen.

Hätte ich ihm wirklich einen Fluch entgegengeschickt?

Ja, ich denke schon.

Ich war so dermaßen wütend, gereizt und frustriert damals, dass ich wieder meine alte Gewohnheit angenommen hätte, ihn zu meinem Opfer zu machen.

Hätte Severus ernst gemacht?

Ja, hätte er.

Aber er hätte mir den ersten Schlag überlassen, um mich ins Unrecht zu setzen.

Diese ganze dumme Streiterei…

Wir hätten gemeinsam versuchen sollen, Harry zu schützen, nicht jeder für sich alleine und möglichst noch gegeneinander…

Shit, Severus, was waren wir doch für Narren…
 

Kaum ist Severus verschwunden, versuche ich abzulenken, denn alle starren mich erschrocken an.

„Nur eine kleine Diskussion unter alten Schulfreunden“, meine ich und winke ab.

„Nun, Arthur, es ist wunderbar, dass es dir wieder gut geht“, setzte ich hinzu. „Feiern wir das.“

Sie lassen sich ablenken und Molly hilft mir, alles vorzubereiten.

Dieser dumme Streit hat mir den letzten Rest von guter Laune genommen, aber ich will es mir nicht anmerken lassen und verhalte mich wie damals, als ich diesen elenden Brief von meiner Mutter bekommen habe und drehe voll auf.

Ich lache über jeden Mist, den sich die Weasley Zwillinge einfallen lassen, biete allen noch und noch zu Essen an und versuche, nicht mit Harry alleine zu sein.

Denn der Junge ist nicht dumm. er merkt natürlich, dass das alles nur gespielt ist.

Will er mich trösten?

Will er mir sagen, ich solle nicht auf Snapes gemeine Anspielungen hören?

Ich denke schon. Aber ich will es nicht hören, nicht seinen Trost, nicht seine guten Worte.

Verdammt, Harry, ich steh das schon durch.

Mach dich nicht verrückt wegen mir. Ich komm schon klar. Du bist wichtiger, pass blos auf dich auf und lass dich nicht von Snape unterkriegen.

Aber Moment mal, ich hab da doch noch diese uralten Spiegel irgendwo, mit denen ich mit James in Verbindung bleiben konnte, wenn wir getrennt nachsitzen mussten.

Gute Idee, dann kann mir der Junge Bescheid geben, wenn Snivellus zu gemein wird und dann wird mich keiner mehr aufhalten.

Aber die Dinger sind in Blacks Spot, doch es ist das Risiko wert.

Ohne jemand davon Bescheid zu geben appariere ich nach Blacks Spot.

Keiner da, keiner in der Nähe.

Gut, dann kann ich ja ein bisschen suchen.

Wo sind die Dinger nur? Ich weis genau, dass James sie damals bei mir gelassen hat, als wir Hogwarts verlassen haben…

Die alte Holzkiste mit dem Familienwappen, ja, dort habe ich sie damals hingepackt.

Ich steige in mein altes Schlafzimmer hinauf und dort steht sie, wie schon seit vielen Jahren.

Ich wühle darin herum und finde tatsächlich die Zwillingsspiegel.

Plötzlich packt mich wieder eine gewaltige Trauer.

James fällt mir ein, der Spaß, den wir damals hatten und unsere großartige Freundschaft.

Ach Prongs, du fehlst mir, du fehlst mir mehr, als ich sagen kann…

Ich seufze schwer, wische mir eine einzelne Träne aus den Augen und appariere zurück nach Grimmauld Platz. Zum Glück hat keiner gemerkt, dass ich weg war - Das erspart mir eine Menge Ärger.
 

Am nächsten Tag ist es soweit. Die Kids müssen wieder nach Hogwarts und es herrscht ein gewaltiger Aufruhr in der Eingangshalle. In dem Durcheinander fällt es mir nicht schwer, dem Jungen den Spiegel in die Hand zu drücken.

„Lass dich nicht von Molly damit sehen“, murmle ich ihm zu. „Sie wäre sicher nicht damit einverstanden. Du kannst damit mit mir in Verbindung bleiben.

Sag mir Bescheid, wenn Snape dich schlecht behandelt, OK?“

Er murmelt eine Bestätigung, aber ich bin mir nicht sicher, ob er es wirklich tun wird.

Er macht sich immer solche Sorgen um mich, fürchtet immer, dass man mich wieder nach Askaban bringt.

Selbst wenn, Harry, spielt das keine Rolle, wenn nur du in Sicherheit bist und es dir gut geht…

Gefängnisausbruch
 

Schon kurz darauf erreichen uns sehr üble Nachrichten. Schlimmer als wir befürchtet haben, auch wenn Dumbledore wohl damit gerechnet hat.

Zwölf Todesser sind aus Askaban ausgebrochen, darunter meine Cousine Bellatrix, ihr Mann und ihr Schwager. Dumbledore beruft sofort ein Treffen ein und alle erscheinen.

„Es ist also geschehen, womit wir schon so lange gerechnet haben“, beginnt er. „Voldemort hat seine treusten Anhänger aus Askaban befreit und er wird nun rascher vorgehen können. Zwölf Leute, die seine Reihen verstärken, aber was für zwölf.

Bellatrix Lestrange, einer der grausamsten Menschen, die mir je begegnet sind. Ihr Gatte und ihr Bruder. Antonin Dolohov, der damals die Prewett Brüder ermordet hat. Algernon Roockwood, der Geheimnisse des Ministeriums an Voldemort verraten hat. Er könnte für uns am gefährlichsten, wenn Voldemort ihm die richtigen Fragen stellt.

Es gibt nun noch mehr Arbeit für uns. Wir müssen tun, was wir nur können, damit es nicht noch schlimmer wird.

Severus, denkst du, du könntest irgendwie herausfinden, wo sie sich aufhalten?“

Der schreckt wie aus einem Traum hoch und wirft wilde Blicke in die Runde, als habe ihn jemand beleidigt, dann glätten sich seine Züge und er scheint zu verstehen, was Dumbledore ihn gefragt hat.

„Ich kann es versuchen, Sir“, erwidert er nachdenklich, „Aber ich fürchte, wenn ich zu direkt oder zu eindringlich frage, werde ich überhaupt nichts mehr erfahren. Vielleicht habe ich Glück und jemand lässt eine Bemerkung fallen, die uns weiterhilft…“

„Nun gut, tu dein Bestes“, bestätigt der Alte.

„Sirius, ich muss dir nochmals dringend ans Herz legen, hier im Haus zu bleiben. Das Ministerium lässt verbreiten, dass du die Todesser befreit hast, da sie immer noch an Voldemorts Rückkehr zweifeln.

Es könnte äußerst verhängnisvoll sein, wenn du irgendwo gesehen wirst.“

Ich brumme unwillig, aber zustimmend.

Er hat Recht.

Leider hat er Recht und ich hatte schon auf einen weiteren Vollmond in Cornwall gehofft.

Moony legt mir beruhigend die Hand auf den Arm und ich nicke ihm zu.

„Nun, Mundungus, was hast du zu berichten, wie ist die Stimmung unter den Leuten?“

Der pafft an seiner stinkenden Pfeife und nimmt erst einen Schluck aus seinem Becher, bevor er sich zu einer Antwort aufrafft.

„Die Leute wern unruhig, de glauben nich, was ihnen das Ministerium erzählt. Zwölf Todesser einfach so raus aus Askaban…

Nee, da glauben die eher an selbst zaubernde Zauberstäbe. Dass der Sirius das geschafft hat, war damals `ne Sensation.

Aber gleich zwölf, nee, Dumbledore, nee. Die kommen sich langsam verarscht vor. Stellen Fragen, wollen Antworten. Aba sie wern sich nich gleich `ner Anti Voldemort Bewegung anschließen, nur weil se sich Fragen stellen…“

„Gut, Mundungus“ entgegnet der Alte, „bleib bitte dran und benachrichtige uns sofort, wenn du Neuigkeiten bekommst.“

Dung brummt zustimmend.

Dann geben die anderen ihre Berichte ab.

Snape scheint schon wieder vor sich hin zu träumen. So geistesabwesend kenne ich den gar nicht. Er rafft sich noch nicht mal dazu auf, mir Beleidigungen zuzuzischen. Was hat er nur?
 

Heute bekomme ich eine Antwort auf diese Frage.

Er hatte Harry bereits die erste Unterrichtsstunde gegeben, schnippisch und zynisch wie nur was, aber er hat Einblick in Harrys Erinnerungen bekommen.

Severus hatte wohl immer geglaubt, Harry hätte es gut Zuhause, ein intakte Familie, alles was er braucht, sei fast schon eine gefeierte Berühmtheit.

Es mag so sein, dass Harry das in unserer Welt ist, aber es ist es mit Sicherheit nicht in bei Onkel und Tante.

Dort wird er ziemlich schlecht behandelt und schikaniert.

Severus hat das in seinen Erinnerungen gesehen und sich wohl in gewisser Weise in ihm wieder gefunden.

Muss ihn ziemlich durcheinander gebracht haben…

Aber er hat sich nichts anmerken lassen und Harry weiter gedrillt und getriezt.

Wohl kaum die richtige Methode, dem Jungen etwas beizubringen.

Schon James wollte immer Spaß daran haben, wenn er mal was lernen musste und in dieser Hinsicht ist Harry mit Sicherheit auch nicht anders.

Ich habe schon damals begriffen, warum Dumbledore diese Aufgabe kaum selbst übernehmen konnte.

Aber hätte er keinen besseren finden können als Severus, der fünfundzwanzig Jahre alten Hass mit sich herum schleppte?

Nein, wohl nicht, denn Dumbledore war der Einzige, der wirklich wusste, wie sehr Severus Lily geliebt hatte und hatte wohl die Hoffnung, er werde sich schon auf die richtige Art um Harry kümmern.

Vielleicht glaubte Severus sogar, er habe die richtige Methode gefunden oder er wusste es einfach nicht besser…
 

Das Treffen endet mir einem nicht besonders glücklichen Unterton, aber wir sind alle etwas ruhiger Angesichts dieser üblen Nachrichten geworden, nun da Dumbledore mit uns darüber geredet hat.

Harry bringt die Sache in Bewegung
 

Dass nicht nur wir uns Sorgen über die Ereignisse machen, zeigt sich einen Monat später.

Kingsley schneit herein und klatscht mir eine Ausgabe des Quasslers auf den Küchentisch.

Ein Magazin, das es gewöhnlich mit der Wahrheit nicht so genau nimmt und wilde Gerüchte in die Welt setzt. Doch dieses Mal grinst mich Harrys Konterfei von der ersten Seite an.

„Was hat er jetzt wieder gemacht?“ platze ich heraus.

„Wahrscheinlich hat er sich eine Menge Ärger damit eingehandelt“, erwidert Kingsley. „Aber lies das Interview, er hält mit nichts hinterm Berg. Er hat alles erzählt, was letzten Juni geschehen ist und er nennt eine Menge Todesser beim Namen.

Du kannst dir sicher vorstellen, dass es im Ministerium schwirrt, wie in einem Bienenstock und auch auf der Straße herrscht eine Menge Aufregung.“

„Harry hat ganz schön Mut, was Kingsley?“ murmle ich während ich das Interview lese.

„Ich denke, das ist nicht ganz auf seinem Mist gewachsen ist“, entgegnet Kingsley. „Ich tippe auf die kleine Granger, die hat so das gewisse Etwas.“

Ich grinse ihn an.

„Yeah, das stimmt. Hermine hat eine Art von Widerstandsgeist, der nichts mit offener Rebellion zu tun hat“, meine ich. „Sie hält sich an die Regeln, aber sie nutzt die Grenzen bis aufs äußerste aus.“

Dann lese ich den Bericht zu Ende.

„Damit wird er sich mit Sicherheit jede Menge Ärger mit dieser Umbridge einhandeln.“

„Das wird er“, erwidert Kingsley. „Ich kenne Dolores Umbridge, nicht besonders gut, aber gut genug.

Sie ist eine Bürokratin, wie sie im Buche steht und stur bis zur Dummheit. Was das Ministerium sagt, das glaubt sie. Dabei ist sie eine ziemlich mickrige Hexe, aber sie denkt sie sei ungemein fähig und sie hängt an jedem bisschen Macht, das ihr zugestanden wird. Sie will alles kontrollieren und hasst alle Nonkonformisten. Eine sehr unangenehme Person und ich denke du weist, wie sie über Mischwesen denkt.“

„Sie hasst und fürchtet sie“, entgegne ich. „Remus ist stinksauer auf sie und nennt sie eine Zicke.

Du kennst Remus, er würde nie zu jemand unfreundlich sein. Aber bei dem Namen Umbridge verliert er echt die Fassung.“

Kingsley nickt und grinst.

Er hat Remus Lamento auch schon mal gehört.
 

Das Gespräch mit Kingsley ist erst der Anfang.

Das Interview ist sehr lange Thema, nicht nur bei unseren Treffen, sondern in allen Gesellschaftsschichten.

„De Mädels meinen“, berichtet Dung, „dass se dem ´Arry eher glauben als ´m Ministerium. Se meinen, dass se von Fudge verdamm lang für dumm verkauft worn sin. Das finden se gar nich nett. Auch wenn se nich das sin, was man als anständig nennt, sin se doch Hexen und se wollen de Wahrheit wissen.

Hab ihnen gesagt, se könn ruhig glaubn, was der `Arry gesagt hat.“

Dumbledore ist jedoch nicht besonders glücklich.

„Ich bin nicht böse darüber“ meint er, „dass Harry es veröffentlich hat, die Reaktionen in der Öffentlichkeit geben ihm Recht.

Aber ich bin nicht froh, über den Preis den er dafür zahlen musste. Umbridge hat ihm verboten, je wieder nach Hogsmeade zu gehen und sie hat ihn wieder nachsitzen lassen.

Mir sind die Hände gebunden. Ich verliere langsam fast den ganzen Einfluss, den ich in Hogwarts habe.

Ich kann nicht offen gegen Umbridge vorgehen, denn Fudge ist schon schizophren genug.

Er muss nicht auch noch Anlass bekommen, ernsthaft zu glauben, dass ich hinter seinem Posten her bin, dieser Narr.“

Ich habe Dumbledore noch nie so entrüstet und hilflos gesehen. Wütend angesichts dieser grenzenlosen Dummheit und hilflos angesichts der Machtfülle die Umbridge beginnt zu sammeln.

Die Lage ist schlimmer als je zuvor.

Die zwölf Todesser sind weiter auf Flucht und das Ministerium stellt sich blind und taub.

Auf die Dementoren ist kein Verlass mehr.

Sie tun schon seit einiger Zeit, was sie wollen und nicht mehr, was das Ministerium befiehlt.

Doch selbst das wollen sie nicht zugeben und stellen sich dumm.

Ich werde immer gereizter. Immer noch sitze ich in Grimmauld Platz fest und kann weniger als gar nichts tun.

Wie gerne würde ich mit dem Jungen reden, würde ihm zu seinem Mut gratulieren, ihm sagen, dass er das Richtige getan hat.

Doch keiner von uns kann Kontakt zu Harry aufnehmen und ihm auch nur das Geringste sagen.

Noch nicht einmal Dumbledore, denn der muss sich immer noch vor der Verbindung zwischen Harry und Voldemort in Acht nehmen…
 

Die Zeit vergeht schleppend und ich leide immer stärker unter den Gegebenheiten.

Wie gerne wäre ich mit den anderen unterwegs und würde wie sie die Todesser jagen, besonders meine wahnsinnige Cousine.

Doch Dumbledore verbietet mir nun regelrecht, das Haus zu verlassen.

„Nein, auf keinen Fall, du musst weiterhin versteckt bleiben…“ das ist die ganze Antwort die ich auf meine Bitten hin bekomme.
 

Doch es wird noch schlimmer.

Ende April schneit wieder mal Kingsley herein und hat schlimme Nachrichten.

Remus ist wieder mal da und wir haben uns recht bedrückt unterhalten.

„Dumbledore musste fliehen“, platzt Kingsley plötzlich herein.

„Was ist geschehen“, erwidern wir aufgeregt.

„Umbridge hat Harry eine Falle gestellt. Sie hatte ihn im Verdacht, eine Armee für Dumbledore zu trainieren. Und in gewissen Sinn hat er das auch getan, auch wenn es nie gegen das Ministerium ging, soweit ich weis.

Sie - Umbridge – hat eine aus Harrys Gruppe gefunden, die sie verraten hat. Sie hat Fudge und zwei Auroren nach Hogwarts geholt, um Harry zu verhaften. Doch es kam alles anders.

Umbridge hat ihre Informantin vorgeführt, aber die wollte nicht sprechen.

Jemand hat dem Mädel eine Akne angehext, wie ich sie schlimmer noch nicht gesehen habe. Auf ihrer Stirn stand in dichten roten Pusteln das Wort Petze. Ich konnte gerade noch den Oblivate auf sie anwenden, bevor sie die ganze Geschichte vor Fudge noch mal wiederholen konnte.

Sie wusste von nichts mehr und konnte nur noch hilflos den Kopf schütteln.

Doch Umbridge brachte ein Pergament zum Vorschein, auf dem eine Menge Namen von Schülern standen.

Die Kids haben das Ganze doch glatt Dumbledores Armee genannt. Harry wollte schon zu geben, dass das Ganze auf seinem Mist gewachsen ist und die Schuld auf sich nehmen, doch der Alte hat ihn daran gehindert.

Harry ist im Moment nur in Hogwarts sicher und Dumbledore hat alles auf sich genommen, hat den Jungen auf eine geradezu geniale Weise rausgepaukt.

Wie auch immer, es endete damit, dass er uns alle mit einem dermaßen gewaltigen Stunner flachgelegt hat, wie ich ihn noch nie erlebt habe und als ich wieder zu mir kam, war er bereits verschwunden. Minerva hat mir später erzählt, was wirklich geschehen ist.

Der Alte hat letzte Anweisungen hinterlassen und ist dann mir Fawkes Hilfe verschwunden.

Ich denke, er wird bei unserem nächsten Treffen schon wieder auftauchen…“

„Das sind üble Neuigkeiten“, brummt Moony. „Ohne Dumbledore ist Hogwarts völlig in der Hand dieser Schnepfe. Minerva wird kaum etwas dagegen tun können.“

„Verdammt“, erwidere ich. „Das ist echt schlecht gelaufen. Aber der Junge ist immer noch sicher in Hogwarts. Wenigstens das.“

„Wenig genug“, fügt Remus an.

Es geht noch eine Weile hin und her, doch wir sind nicht recht zufrieden.

Man kann nichts tun, man kann nur den Dingen ihren Lauf lassen…
 

Schon am nächsten Tag findet wieder ein Treffen statt und Dumbledore erscheint.

Er versucht, uns zu beruhigen.

„Nun, Hogwarts musste ich verlassen.

Es war der einzige Weg, Harry zu schützen.

Es spielt keine Rolle, ich werde im Geheimen weiter arbeiten. Wenigstes hindert mich nun nicht mehr das Amt des Direktors“, fügt er mit eine gewissen Selbstironie an. „Die Lage ist übel, aber wir werden versuchen, das Beste daraus zu machen.

Nun, Severus, kannst du mir sagen, was in Hogwarts geschieht?“

Der nickt und wirft einen recht arroganten Blick in die Runde.

„Umbridge hat sich von Fudge den Schulleiterposten geben lassen und wollte ihn ihr Büro hinauf, Direktor, aber der Gargoyle gab ihr den Weg nicht frei.

Die ganze Schule lacht darüber.

Es gibt auch wilde Gerüchte, Fudge läge in St Mungos mit einem Kürbis an Stelle seines Kopfes und die werden immer wilder…

Nun, Umbridge hat sich an mich gewandt und wollte ein Vertiaserum für Potter haben.

Sie wollte Dumbledores Aufenthaltsort von ihm in Erfahrung bringen und auch den deinen, Black.

Natürlich habe ich ihr nur Wasser gegeben. Was mit dir geschieht, Black, ist mir völlig egal, aber wir können natürlich nicht auf sie verzichten, Professor Dumbledore, Sir.

Bevor sie jedoch bemerken konnte, dass sie nur Wasser von mir bekommen hatte, gab es einen gewaltigen Aufruhr in der Schule und alles war plötzlich voller Feuerwerkskörper.

Umbridge hatte den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als wild gewordenen Raketen und Feuerwerkskörpern hinterher zu jagen.

Ich weis nicht, wem sie das Ganze zu verdanken hat, aber ich habe so meinen Verdacht…“

„Danke Severus“, unterbricht ihn Dumbledore. „Ich verlasse mich auf dich, dass du uns weiter über die Vorgänge in Hogwarts auf dem Laufenden hältst.

Bitte unterrichte Harry auch weiter in Occlumentik. Das ist jetzt wichtiger denn je. Ich werde untertauchen und sehen, was sich machen lässt. Wenn ihr mich braucht, könnt ihr mich auf dem üblichen Weg benachrichtigen. Auch Eulen, die von hier kommen, werden mich finden. Momentan müsst ihr hier alleine weiter machen. Ich habe besondere Pläne und die kosten eine Menge Zeit…“

Es gibt eine Menge Gemurmel und Zwischenrufe,

aber der Alte besteht darauf, es so zu machen, wie er es geplant hat.

Schließlich gibt er uns noch einige Aufträge und Verhaltensregeln und appariert.

Nur langsam verlassen uns auch die übrigen Mitglieder des Ordens, nur Severus fegt wie üblich wie eine Fledermaus hinaus, ohne mir noch eine weitere Beleidigung zuzuzischen.

Er ist jetzt wichtiger für uns als je zuvor und er weis es – weis es nur zu genau…
 

Damals hätte ich merken sollen, wie sehr er wirklich auf unserer Seite stand.

Die tiefe Befriedigung in seinen Worten, als er Umbridges Versagen schilderte, hätte es mir sagen sollen, aber damals hörte ich nur den erneuten Seitenhieb auf mich und war mal wieder beleidigt…
 

Schließlich sind nur noch Remus und ich in der Küche zurückgeblieben.

„Er hat es schon wieder getan“, murmle ich eingeschnappt. „Er hat mich schon wieder beleidigt, verdammter Snivellus.“

„Shit, Padfoot, du kennst ihn doch. Lass dich nicht fertig machen“, entgegnet Moony. „Wir brauchen ihn jetzt in Hogwarts, ohne Dumbledore gibt es nur noch ihn und McGonagall, die etwas gegen Umbridge tun können. Und McGonagall muss sich bedeckt halten, jeder weis, wie sie zu Dumbledore steht. Fang also bitte keinen Streit mit ihm an, OK?“

Ich winke ab.

„Ist die Sache nicht wert“, erwidere ich. „Aber es stinkt mir schon gewaltig, dass ich mich nicht wehren darf.“

„Nochmal: Du kennst ihn schon genauso lange wie mich und weist, wie er ist. Er wird sicher keine Gelegenheit auslassen, dir die üblen Streiche von damals mit Zins und Zinseszins zurückzuzahlen.“

„Über zwanzig Jahre“, murmle ich. „Ich bitte dich, wie nachtragend kann man denn sein…?“

„Sehr nachtragend, wie du siehst“, gibt er zurück. „Aber mach dir nichts draus. Es ist einfach nur kindisch…“

Ich brumme zustimmend und nicke, aber meine Laune wird immer mieser.

„Warum habt ihr das getan?“
 

Remus bleibt jetzt immer öfter bei mir in Grimmauld Platz.

Ich weis, er will mich daran hindern, meinen Frust wieder in Feuerwhiskey zu ertränken.

Ich bin froh, dass er da ist und ich jemanden zum unterhalten habe, aber es nervt mich, dass er mich zu kontrollieren versucht.

Kreacher läuft immer noch mit einem beleidigenden Murmeln auf den Lippen herum, aber immer öfter ist er unauffindbar. Ich habe immer noch Harrys Warnung im Ohr und suche ihn. Nicht immer habe ich dabei Glück.

Die Wochen vergehen, immer im selben Einerlei.
 

Eines Tages bin ich wieder mal auf der Suche nach den verflixten Hauselfen, als plötzlich Remus daher kommt.

„Schnell, Sirius, komm runter, Harry ist im Feuer“, ruft er und ich folge ihm in die Küche.

„Was gibts?“ will ich wissen, kaum dass ich die Küche betreten habe.

Ich setze mich vor den Kamin und Remus schließt sich mir an. Er sieht sehr besorgt aus.

„Ist etwas passiert?“ dränge ich den Jungen.

„Nee, alles klar“, erwidert er. „Ich – ich wollte nur mit euch über meinen Dad sprechen…“

Er erzählt uns, dass er wieder eine Occlumentik Stunde mit Snape gehabt hätte, doch der sei weg gerufen worden und Harry sei neugierig geworden und hätte in Dumbledores Denkarium geschaut, wo Snape gewöhnlich seine Erinnerungen aufbewahren würde, wenn er mit Harry übt.

Harry habe darin gesehen, wie wir auf Snivellus losgegangen seien, zur Zeit unserer OZE und er erzählt uns den dummen Streich von damals, so wie er ihn gesehen hat.

Er klingt ziemlich entrüstet und enttäuscht.

„Hat James mit dem Snatsch gespielt?“ will Remus wissen und grinst sinnend in sich hinein.

„Ja, hat er und er hat dauernd zu den Mädchen am See hinübergestarrt und in seinen Haaren rumgewuschelt…“

Wir grinsen uns an.

Ja, das hat James immer gemacht.

Wir versuchen, es dem Jungen zu erklären, wie es war so jung zu sein und soviel Spaß zu haben. Natürlich verteidigen wir James, wo wir nur können.

Er solle seinen Vater nicht nach dem beurteilen, was er gesehen hat, meint Remus. Der Junge soll kein schlechtes Bild von seinem Vater bekommen…

Der meint, sein Vater habe Snape ohne guten Grund angegriffen, nur weil ich mich gelangweilt hätte.

Und ich entgegne darauf sei ich auch nicht besonders stolz.

Wir seien jung und dumm gewesen, meinen wir, regelrechte Idioten.

„Nun, Moony nicht so sehr“, gebe ich zu.

Doch der schüttelt den Kopf.

„Hab euch aber nicht sehr zurückgehalten, oder?“ meint der. „Hab euch nie gesagt, ihr sollt Snape in Ruhe lassen.“

Hat er aber, zumindest zu mir. Er hat es immer mir überlassen, mit James zu reden, aber ich hatte viel zu viel Spaß an unseren Streichen, als dass ich das für nötig befunden hätte.

„Nun“, erwidere ich an Remus und den Jungen gewandt, „Du hast uns aber manchmal dazu gebracht, dass wir uns schämen und über alles nochmal nachdenken…“

Der Junge will aber noch mehr wissen. Er meint, Lily müsse James gehasst haben, wo sie doch so auf ihn losgegangen sei.

Doch das kann ich ihm schnell wieder ausreden und erkläre ihm soviel, wie ich es wage, ohne vom Pakt der Wolfsbrüder oder den üblen Ereignissen damals zu sprechen.

Er muss das nicht wissen, nicht dass er auf noch tollkühnere Ideen kommt…

Er diskutiert mit uns herum und will uns nicht recht glauben.

Kein Wunder, wenn er diese Sache von damals gesehen hat, denn es war wirklich ein verdammt übler Streich.

„Schau“, versucht ich ihn zu überzeugen. „Dein Vater war ein Klasse Typ und er war schon richtig. Er war der beste Freund den ich je hatte und schließlich sind wir alle aus solchem Mist raus gewachsen…“

Harry murmelt unzufrieden, er hätte nie gedacht, dass Snape ihm einmal Leid tun würde.

„Wo du den erwähnst“, meint Remus. „Was hat der eigentlich gesagt, als er dich erwischt hat?“

Und Harry meint, Snape habe ihn raus geworfen und sich geweigert habe ihn in Zukunft Occlumentik zu leeren, worüber er aber überhaupt nicht böse sei.

„Was?“ platze ich heraus. „Er weigert sich…“

Und Remus schließt sich entsetzt an, wir können es nicht glauben.

Er hatte es doch versprochen…

Wir drängen Harry, zu ihm zu gehen und ihn zu bitten, dass er den Unterricht fortsetzt.

Ich meine, ich würde schon ein Wörtchen mit ihm sprechen, wenn er sich weigert und Remus wirft ein, er würde sich schon darum kümmern.

Wahrscheinlich fürchtet er, dass mir in diesem Fall wirklich der Geduldsfaden reißen könnte.

Er weis, dass ich keine Zurückhaltung kenne, wenn es um Harry geht. Die Weasleys haben ihm von dem Beinaheduell an Weihnachten sicher erzählt…

Harry meint, wir hätten nicht gesehen, wie wütend Snape gewesen sei und es habe sicher keinen Sinn. Wir bestehen jedoch darauf.

Dann unterbricht ein Geräusch auf seiner Seite unsere Unterhaltung und er muss sich zurückziehen.
 

Wir setzen uns an den Tisch und haben erst mal nichts mehr zu sagen.

„Verdammt, dieser nachtragende Bastard“, platzt es aus mir heraus. „Jetzt gibt er schon dem Jungen die Schuld für James Taten, für Dinge, die vor über zwanzig Jahren passiert sind. Lange bevor der Junge überhaupt geboren war…“

„Wie würdest du dich fühlen, wenn dich Malfoys Sohn in einer solchen peinlichen Situation sehen würde“, erwidert er. „Würdest du dich recht herzlich bei ihm bedanken oder ihn hochkantig rauswerfen?“

„Hmm“, brumme ich. „da hast du auch wieder Recht. Aber ich denke, Harry wollte nur einen Blick auf seinen Vater erhaschen und ist zu lange in der Erinnerung geblieben.“

„Wahrscheinlich“, entgegnet er. „Nun, ich werde mit Severus reden und sehen was ich tun kann.“

„Als ob der auf dich hören würde“, brumme ich.

„Versuchen kann ich´s auf jeden Fall“, entgegnet er und lässt sich auch nicht davon abbringen…

Gespräche
 

Ein paar Tage später platzt Molly herein und berichtet entsetzt, dass ihre Zwillinge Hogwarts ohne Abschluss verlassen hätten und nun einen Scherzartikelladen in der Winkelgasse eröffnet haben.

Sie ist völlig außer sich.

„Beruhig dich, Molly“, versuche ich sie zu besänftigen. „Was ist verkehrt daran, wenn sie einen Laden eröffnen?“

„Einen Scherzartikelladen, ich bitte dich“, zetert sie weiter. „Woher haben sie nur das Gold dafür?

Ach, Sirius, ich befürchte, dass sie mit Mundungus krumme Geschäfte machen…“

„Das glaube ich nicht, Molly“, entgegne ich. „Davon wüsste ich. Dung hätte es mir sicher freudestrahlend erzählt.“

„Aber woher dann?“ meint sie.

Doch ich habe auch keine Ahnung.

Ein paar Tage später klärt ein Brief von Ron alles.

Die Zwillinge haben das Gold von Harry. Er hat ihnen den Gewinn aus dem Trimagischen Turnier dafür geschenkt.

„Dass der Junge das getan hat…“ meint Molly völlig durcheinander, als sie erneut bei mir aufgetaucht ist.

„Ich denke, er wollte das Gold nicht, wo doch sein Mitchampion dabei umgekommen ist“, erwidere ich.

„Und da hat er es einfach meinen Jungs gegeben?“ erwidert sie und ist noch mehr durcheinander als zuvor.

„Deine Jungs, Molly, haben ein großes Talent. Sie haben das Talent aus Unsinn Gold zu machen. Was ist denn schon dabei? Sie werden ihr Auskommen haben. Ich denke, du musst dir keine Sorgen um die Beiden zu machen. Ich denke, sie sind recht gute Geschäftsleute.“

„Hmm, glücklich bin ich nicht darüber, aber ich denke, du hast Recht. Wenigstes die beiden stehen auf eigenen Beinen…“

Sie hat sich wieder einigermaßen gefangen und verlässt mich wieder.
 

Am selben Abend taucht auch Remus wieder auf. Er hat mit Snape gesprochen.

„Du hattest Recht. Er hat sich nicht überreden lassen“, meint er.

„Was hat er gesagt?“ will ich wissen.

„Er hat furchtbar gezetert und schneidende Kommentare gefaucht. Er lasse sich nichts von einem Werwolf wie mir sagen. Der Junge hätte bereits genug Spaß gehabt und er würde ihm nicht noch eine solche Gelegenheit bieten.

Er hat regelrecht gekocht und mich dann fast angegriffen.

Wenn Harry nochmal zu ihm in sein Büro kommen würde, hat er mir noch nachgerufen, dann würde er ihn so gründlich verhexen, dass er sich selbst nicht wieder erkennt.

Es hat nicht viel gefehlt, dann hätte er mir auch noch was nachgeworfen. Der einzige Grund, dass er es nicht getan hat, war dass er nichts zur Hand hatte. Wir haben uns nämlich im Verbotenen Wald getroffen.“

„Dieser Mistkerl!“ murmle ich. „Du hast ihm doch nie was getan.“

„Aber ich war immer der Freund von James und dir. Ich denke, das genügt ihm.

Nun, ich meine, er wird Harry trotzdem weiter unterrichten, wenn der ihn darum bittet. Aber nur dann.“

„Verdammt, Dumbledore sollte es wissen“, murmle ich.

„Und was sollte der tun? Er kann sich kaum in der Nähe von Hogwarts blicken lassen“, gibt Remus zurück.

„Verdammt…“

„Yeah, aber wir können es nur nehmen wie es kommt und auf das Beste hoffen.“
 

Die Zeit vergeht und wir erhalten keine weiteren wirklich schlechten Nachrichten. Nicht, dass die Lage nicht ohnehin mies genug wäre…

„Du solltest hier bleiben!“
 

Doch gegen Ende des Schuljahres bekommen wir wirklich schlechte Nachrichten.

Kingsley bringt sie mal wieder.

Umbridge habe versucht, Hagrid festzunehmen, berichtet er, mitten in der Nacht und ohne, dass es jemand bemerkt.

Das sei ihr jedoch nicht gelungen, denn sie hätte wohl übersehen, dass genau zu diesem Zeitpunkt im Nordturm die Astronomieprüfung statt gefunden habe. Die ganze Schule hätte es gesehen, so auch McGonagall.

Sie sei hinunter geeilt und sei von vier Stunnern mitten in die Brust getroffen worden und sei jetzt in St Mungos. Sie habe noch Glück gehabt, den Angriff überhaupt zu überleben. Hagrid sei die Flucht geglückt und man könne nur hoffen, dass er nicht doch noch erwischt würde.

Jetzt ist wirklich nur noch Snape in Hogwarts, um den Jungen zu schützen.

Doch alle Diskussionen bringen nichts.

Es wird jetzt wirklich verdammt eng für uns.

Es ist alles andere als leicht, gegen Voldemort zu kämpfen und es wird nicht leichter, wenn das Ministerium sich so stur stellt und alles noch weiter durcheinander bringt.
 

Doch dann gerät alles sehr plötzlich in Bewegung.

Remus ist bei mir, auch Tonks, Mad-Eye und Kingsley haben vorbei geschaut.

Seit Dumbledore untergetaucht ist, gibt es keine regelmäßigen Treffen mehr, aber der eine oder andere kommt schon mal auf der Suche nach Neuigkeiten vorbei.

Ich bin wieder mal in einer üblen Laune, denn Kreacher hat völlig grundlos Buckbeak verletzt und die anderen haben mir geholfen, den Greif zu verarzten.

Nun sitzen wir in der Küche beisammen und diskutieren die Lage, als es plötzlich blitzt und Snivellus mitten im Raum erscheint.

„Potter hat etwas davon gefaselt, der Dunkle Lord hätte dich erwischt, Black, aber wie ich sehe, ist dem nicht so“, schnappt er.

„Erzähl hier keine Rätsel, Snape“, zische ich zurück. „Was ist mit Harry?“

„Potter hatte wohl wieder mal eine von seinen Visionen. Er muss wohl gesehen haben, dass der Dunkle Lord dich in der Abteilung für Geheimnisse gefangen hält.

Umbridge hat ihn in ihrem Büro erwischt. Ihn und seine tapferen kleinen Freunde.

Ich weis nicht, was sie dort wollten.

Nun, auf jeden Fall wollte sie erneut ein Veritaserum von mir. Ich habe ihr keins gegeben, aber sie wird keine Ruhe gegeben haben.

Potter gab mir die rätselhafte Warnung, der Dunkle Lord habe Padfoot in der Gewalt, dort wo es versteckt sei.

Ich brauchte nicht lange, um mir alles zusammen zu reimen. Dann habe ich Dumbledore eine Warnung geschickt. Doch kurz darauf sah ich, wie Umbridge mit Potter und Granger im Verbotenen Wald verschwand.

Ich war der Meinung, Dumbledore würde sich schon um alles kümmern, als aber nach einer Stunde immer noch keine Spur von Potter zu entdecken war, bin ich ihm in den Wald gefolgt, doch dort war keiner mehr zu finden.

Ich denke, er ist auf eigene Faust ins Ministerium gegangen. Dieser kleine Narr, tollkühn und ebenso wenig zu zügeln wie sein Vater…“

Ich will auf ihn los, will ihm das Maul stopfen, er soll endlich aufhören Harry und James zu beleidigen, doch Remus hält mich zurück.

„Lass das, Sirius“, meint er. „Wie war das mit Harry und seinen Freunden? Sie sind ins Ministerium, meinst du?“

„Habe ich doch gesagt“, schnarrt der zurück. „Sowas von verantwortungslos. Potter liebt dich, Black, er will dich retten.

Aber er hatte ja schon immer eine Neigung den Helden zu spielen.“

„Wir müssen los“, platze ich heraus. „Wir müssen Harry vor seinem eigenen Mut retten.“

„Du solltest besser hier bleiben, Black“, wirft Snivellus ein. „Dumbledore wird bald kommen und er sollte alles genau hören.

Ich muss zurück nach Hogwarts und das Schlimmste wieder grade bügeln. Ich denke Potter ist nicht alleine los, es sind wohl noch fünf andere dabei.“

„Und du glaubst wirklich, ich bleibe hier und sitze mir weiter den Hintern platt, wenn es um Harry geht?“ schnappe ich. „Du musst mich wohl wirklich für einen gewaltigen Feigling halten, Snivellus, wenn du denkst, dass ich zulasse, dass Harry etwas zustößt.“

„Es ist mir egal“, zischt er zurück, „was du glaubst, dass ich von dir denke. Dumbledore muss Bescheid wissen.“

„Das kann Kreacher tun“, meine ich ungehalten.

„Kreacher? Kreacher! Komm her du Missgeburt. Du hast alles gehört, du wirst es Dumbledore berichten, verstanden?“

Er wimmert und murmelt erneute Beleidigungen,

aber er wird mir gehorchen.

„Black, verdammt“, zischt Snape. „Du solltest wirklich hier bleiben. Was meinst du, was sie mit dir machen, wenn sie dich ausgerechnet im Ministerium erwischen…?“

Doch ich höre ihn schon gar nicht mehr, bin schon mit den anderen hinausgestürmt.

Eine wilde Tollkühnheit fließt nun durch meine

Adern. Der Junge – Harry - ist in Gefahr und es ist meine Aufgabe, ihn zu retten, sein Leben zuschützen. Die anderen scheinen zu begreifen, was mich bewegt und keiner von ihnen erhebt Einwände als ich hinaus stürme.

Wir apparieren zum Ministerium.
 

Erst jetzt sehe ich, welche gewaltigen Sorgen Severus damals – vor nur wenigen Stunden – bewegt haben.

Und er durfte es sich noch nicht mal anmerken lassen…

Wir hätten ihm das wohl kaum abgenommen.

Was muss er empfunden haben?

Wieviel Kraft muss es ihn gekostet haben, alles mit einer unbeteiligten, ja sogar schnippischen Stimme zu erzählen?

Doch er hat seinen Eid gehalten, wenn auch mit unserer Hilfe.

Harry war in Gefahr, aber er durfte nicht eingreifen, weil er sonst seine Stellung bei den Todessern in Gefahr gebracht hätte.

Wie hätte er zur Rettung des Jungen eilen können, wo doch mit Sicherheit Todesser im Ministerium waren und dort auf Harry warteten?

Denn nur der Junge und Voldemort selbst können die Prophezeiung in die Hand nehmen, ohne wahnsinnig zu werden.

Aber warum hat er versucht, mich zurück zuhalten?

Es waren nicht seine üblichen schnippischen Bemerkungen, die er von sich gegeben hat.

Er hat mir wohl immer nur zu gern eins ausgewischt, aber ich denke, er wollte mich nie tot sehen.

War es immer noch diese alte verzweifelte Hassliebe, die ihn bewegt hat?

Ja, das ist gut möglich.

Hatte er Angst um mich?

Severus? Angst um seinen alten Feind?

Nun, vielleicht nicht wirklich Angst, aber er hat sich wohl schon Sorgen gemacht, dass man mich erwischen könnte…

Verdammt, verdammt, verdammt.

Ich hätte auf ihn hören sollen, aber es ging nie darum, mein Leben zu retten…

Es ging immer nur um den Jungen…

Um Harry, den einzigen Sohn meines besten Freundes Prongs, dem Jungen aus der Prophezeiung…


 

Das letzte Gefecht
 

Wir erscheinen in der Einganghalle des Ministeriums für Magie und keiner ist dort.

Wenigstens der Wachzauberer sollte da sein, aber es ist alles leer und verlassen.

Wir eilen zu den Fahrstühlen hinüber und sie bringen uns rasselnd nach unten.

Ich bin entsetzlich nervös und dieses verdammte ungute Gefühl krampft mir die Eingeweide zusammen.

Harry, Harry, verdammt, Harry…

Nicht du…

Jeder, aber nicht du…

Die anderen stehen schweigend neben mir, während der Aufzug in die Tiefe sinkt.

Wir eilen den dunklen Gang entlang, der zu den Gerichtssälen im Keller führt, aber dort wollen wir nicht hin.

Wir wollen an sein Ende, zu der dunklen Tür, die zur Abteilung für Geheimnisse führt.

Ich stoße sie auf und wir kommen in einen kreisrunden, schwarzen Raum mit zwölf Türen.

„Wo sind sie?“ ruft Kingsley und eine Tür schwingt einladend auf.

Wir stürmen hindurch.

Eine Menge Todesser befinden sich im Raum und Harry steht auf einem Podest vor einem steinernen Durchgangsbogen und hält eine gläserne Kugel in der Hand.

Malfoy steht vor ihm und will ihm das Ding abnehmen. Tonks jagt ihm einen Fluch entgegen, er stolpert zurück und Harry bringt sich unter der Plattform in Sicherheit.

Sofort geht der Rest von uns auf die anderen Todesser los. Wir springen regelrecht die steinernen Stufen hinunter.

Ich genieße es, wieder zu kämpfen, wieder handeln zu können, nicht länger in meinem verfluchten Elternhaus festzusitzen.

Ein Junge, bei dem es sich wohl um Neville handeln muss – er sieht aus wie Alice vor so vielen Jahren – krabbelt zu Harry und geht neben ihm in Deckung.

Dann geht es drunter und drüber. Immer mehr Flüche fliegen durch den Raum und lenken meine Aufmerksamkeit von Harry ab.

Himmel, tut das gut!

Der ganze Frust des letzten Jahres entlädt sich in wilden Flüchen, die ich auf diese verhassten Todesser herabregnen lasse.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Mad-Eye getroffen wird, sein magisches Auge aus der Augenhöhle fällt und über den Boden kullert. Tonks hat sich mit meiner lieben Cousine angelegt und Kingsley duelliert sich gleich mit zwei Todessern.

Dolohov steht vor Harry und will ihm die Glaskugel abnehmen, bedroht ihn und Neville.

Ich renne zu ihnen und ramme den Todesser mit der Schulter aus dem Weg. Er reagiert verdammt schnell und schleudert mir Flüche entgegen, ich kontere mit allem, was ich habe.

Habe ich Angst?

Nein.

Eine gewaltige Lebensfreude pulst durch meine Adern und gibt mir eine unglaubliche Macht, wie ich sie noch nie gespürt habe.

Ich genieße jeden einzelnen Augenblick dieses Kampfes. Zu lange bin ich mir nutzlos, hilflos und jämmerlich vorgekommen.

Endlich kann ich wieder handeln, wie es meiner Natur entspricht.

Dolohov will mir einen tödlichen Fluch entgegen werfen, doch Harry reagiert, bevor ich es kann und ruft:

„Petrificus Totalus!“ der Todesser klappt zusammen und kann sich nicht mehr rühren.

„Gut gemacht!“ rufe ich Harry zu.

Er ist so gut wie sein Vater in dem Alter und ich freue mich, dass seine Verteidigungsübungen wohl recht erfolgreich waren. Doch er sollte hier raus.

„Harry“, rufe ich. „Nimm die Prophezeiung und die anderen und verschwinde von hier!“

Da schießt ein grüner Lichtblitz auf uns zu und ich wirble herum. Es war Bellatrix und sie hat Tonks außer Gefecht gesetzt.

Nun, dann muss ich mich selbst um meine Cousine kümmern.

Ich renne zu ihr hin und habe bereits die Flüche auf den Lippen.

Sie bringt sich auf dem Podest in Sicherheit, wehrt sich mit allen Mitteln und es ist wirklich Macht in ihrer Magie.

Ich werde kurz abgelenkt als Malfoy gegen das Podest kracht. Aber ich kann ausweichen.

Er will einen Fluch auf Harry werfen, aber Remus springt dazwischen und ich kann meine Aufmerksamkeit wieder auf Bellatrix richten.

Wir tauschen wilde Flüche aus und das Training des alten Potter macht sich bezahlt.

Das Abducken, das Ausweichen, das zur Seite gleiten.

Ich habe nur noch Augen und Ohren für mein Gegenüber.

Der ganze alte Hass auf meine schwarze Familie bricht durch und ich werde unvorsichtig.

Sie wirft einen roten Lichtblitz auf mich und ich kann ausweichen.

„Das kannst du doch besser!“ spotte ich.

Doch sie ist noch nicht am Ende, ein zweiter Blitz folgt rasend schnell dem ersten, trifft mich mitten in der Brust, mein Grinsen erstarrt, mein ganzer Leib beugt sich in einem Bogen rückwärts und ich falle nach hinten durch den zerfetzten schwarzen Vorhang, der in dem steinernen Durchgangsbogen flattert … Ich falle … falle …. falle … Ewigkeiten…

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hotepneith
2006-08-17T19:48:23+00:00 17.08.2006 21:48
So, nun ist es also passiert. Seufz.
Obwohl ich natürlich die ganze Zeit wusste, auf was das hinausläuft..irgendwie hofft man doch, dass der Ich Erzähler überlebt. Aber du hast sehr geschickt darauf hingeführt, dass er gar nicht mehr anders konnte, als zum Ministerium zu gehen, egal, was Dumbledore zuvor gesagt hatte, egal was Snape sagte( oder eher fast deswegen..)
Du hast Sirius psychlogisch sehr schlüssig dargestellt.


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