Zum Inhalt der Seite

Von Jenseits des Schwarzen Schleiers

Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Harrys viertes Jahr

Kapitel 11

Harrys viertes Jahr

Heimweg
 

Buckbeak ist das Klima hier weniger gut bekommen als mir und wir kommen nur langsam vorwärts.

Ich könnte apparieren, aber dann müsste ich den Hippogreif zurück lassen und das will ich nicht, denn er war in den letzten Monaten mein einziger Freund.

Er ist zu schwach zum Fliegen und so machen wir uns auf unseren eigenen Beinen auf den Weg. Solange die Gegend einsam ist und keine Menschen in der Nähe sind, bleibe ich ein Mensch, doch hin und wieder muss ich auch zu Tatze werden.

Auch hier gibt es Zauberer und auch die suchen mich, selbst im hintersten Afrika.
 

Dann werden wir aufgehalten, die Sahara ist uns im Weg. Auf dem Hinweg sind wir einfach drüber weg geflogen, aber das ist jetzt leider nicht möglich.

Wir müssen nach Osten abdrehen und versuchen dem Nil zu folgen. Der Weg ist weit und er wird nicht kürzer, wenn wir einen Umweg machen müssen.

Doch kaum haben wir den Nil erreicht geht es Buck-beak um Welten besser und er kann auch wieder fliegen. Nun kommen wir wieder schneller vorwärts und fressen nur so die Meilen.

Irgendwo in der Nähe von Kairo erreicht mich ein Brief von Dumbledore und er meint, ich solle zurück- kommen, es sei wohl besser so und er wisse auch ein Versteck in der Nähe von Hogsmeade für mich.

Er beschreibt mir die Lage einer Höhle. Er meint aber auch, ich solle erst mal woanders untertauchen.

Noch sei die Lage relativ stabil und er wolle keinen auf meine Spur bringen. In Hogwarts finde dieses Jahr das Trimagische Turnier statt und eine Menge Leute vom Ministerium würden dort ein und aus-gehen. Es sei sehr riskant für mich. Er stellt mir jedoch die Entscheidung frei.

Nun, vielleicht kann ich bei Remus unterkriechen, aber der hat ja gemeint, er hätte nur eine kleine Wohnung und ich schleppe immerhin einen Hippogreif mit mir rum.

Die Antwort von Harry erreicht mich viele Tage später und er versucht abzuwiegeln, meint, er habe nur geträumt. Ich solle mir keine Sorgen machen und in Deckung bleiben.

Netter Versuch, Junge, netter Versuch.

Aber das glaub ich dir nicht und das schreibe ich auch.

Ich bin bereits in Frankreich und werde wohl wieder auf britischem Boden sein, wenn ihn der Brief erreicht. Ich versichere ihm, gut versteckt zu sein, damit er sich keine Sorgen mehr um mich macht. Er soll mir alle Neuigkeiten aus Hogwarts berichten, meine ich noch. Ich hoffe er nimmt mir das alles ab.
 

Ich finde eine Fluthöhle in den Klippen von Dover und bringe Buckbeak dort unter.

Ich will zu Moony und der Hippogreif ist hier einige Zeit sicher. Er wird nämlich genauso gesucht wie ich, schließlich hat man ihn zum Tode verurteilt.
 

Ich wage es zum ersten Mal seit Jahren zu apparieren, in die Nähe von Blacks Spot.

Doch das Haus wird immer noch überwacht und ich kann hier nicht bleiben.

Wie soll ich Moony nur in London finden?

Die Stadt ist riesig und Magier stehen nun nicht gerade im Telefonbuch. Keiner darf mich sehen und so kommt wieder mal Tatze zum Einsatz.

Tatzes Nase ist im letzten Jahr nicht schlechter geworden und ich finde in der Nähe von St Mungos eine Spur von Remus. Dorthin musste er einfach kommen. Er hat sich wohl seinen Wolfsbann abgeholt und ist aus einem mir unerfindlichen Grund zu Fuß nach Hause gegangen. Ein unerwarteter Glücksfall.

Ich folge der Fährte und sie führt in die schäbigste Gegend der Stadt.

Uralte Mietskasernen, halbe Ruinen, doch noch immer leben eine Menge Menschen hier, nebeneinander, dicht an dicht. Remus muss es echt mies gehen, wenn er hier wohnt…

Seine Spur führt zu einem Mietshaus in dem ich nicht mal Trolle würde leben lassen.

Es stinkt widerlich nach Kohl, altem Fett und Armut.

Inzwischen ist es Nacht geworden, aber die Haustür steht offen und ich schleiche mich hinein.

Moonys Geruch führt mich viele Treppen hinauf bis unters Dach. Ein Türvorleger vor einem abblätternden Eingang sagt mir, dass ich mich vor Remus Domizil befinde.

Ich kratze an dem alten Holz. Es ist eine Woche vor Vollmond und ich denke, er muss zu Hause sein.

Ich höre sogar Geräusche von drinnen. Ich könnte ja auch bellen, aber das könnte den Falschen auf mich aufmerksam machen.

Keine Reaktion von drinnen und ich weis, wie gut Moony hört. Weiter scharre und kratze ich an der Tür, bis ich endlich Schritte höre.

Die Tür öffnet sich und das müde Gesicht meines alten Freundes erscheint.

Ein unsagbarer Ausdruck zieht sich über seine Züge, als er den schwarzen Streuner erkennt.

„Tatze!“ ruft er freudig überrascht. „Himmel, Mann, komm rein!“

Wie Moony die Jahre verbrachte
 

Kaum ist die Tür geschlossen, werde ich zum Menschen. Remus schaut mich an, als habe er mich noch nie gesehen, oder als könne er sich an meinem Anblick nicht satt sehen.

Er macht einen unsicheren Schritt auf mich zu, legt mir die Hände auf die Schultern, dann zieht er mich an sich und umarmt mich.

„Padfoot“, murmelt er heiser. „Großer Merlin, Padfoot. Ich hatte nicht gehofft, dich so schnell wieder zu sehen.“

Ich erwidere die Umarmung und fühle mich ersten Mal seit Jahren wieder irgendwo willkommen.

„Moony“, seufze ich. „Ich hab halb London nach dir abgesucht.“

Er löst sich von mir, nimmt aber seine Hände nicht von meinen Schultern.

„Aber du hast mich gefunden“, meint er.

„St Mungos und es ist nur eine Woche bis Vollmond. Dort konnte ich deine Spur aufnehmen und Tatze hat eine gute Nase.“

„Komm setz dich erst mal, hast du Hunger?

Oder magst du was zu trinken. Ich hab Butterbier oder Wein.“

Die Wohnung ist nicht klein, sie ist winzig. Kaum größer als meine Zelle in Askaban.

Ärmlich, abgewohnt…

Er sieht meinen musternden Blick.

„Nicht ganz das, was du gewohnt bist, oder?“ meint er und scheint peinlich berührt über seine Armut zu sein.

„Nee, echt nicht. Ich bin ein Bett auf der nackten Erde gewohnt. Dreck, wilde Tiere und wenig zu essen. Nee, echt nicht das, was ich gewohnt bin…“

Er grinst sein schiefes Grinsen, das ich mehr vermisst habe, als ich mir je eingestehen wollte.

„Du hast immer noch diesen schrägen Humor“, meint er.

Ich zucke die Achseln.

„Manches ändert sich nie, Mann.“

Wir setzen uns auf ein paar uralte, verschlissene Sessel und es tut gut, mal wieder wie ein zivilisierter Mensch zu sitzen und nicht auf der Erde zu kauern, wie ein Wilder.

„Also“, setzt er an. „Magst du was?“

Ich grinse ihn an.

„Eintopf“, erwidere ich.

Er beginnt schallend zu lachen.

„Eintopf. Hätte ich mir denken können. Hab einen da. Mach ihn nur schnell warm.“

Er steht auf und geht zwei kurze Schritte zu seinem Herd hinüber.

„Butterbier?“ fragt er.

„Yeah, gute Idee. Hatte ewig keins mehr.“

Er reicht mir eine Flasche und nimmt sich auch eine. Das Essen ist schnell warm und er gibt mir eine Portion. Ich schlinge sie geradezu in mich hinein.

Lange hatte ich keine vernünftige Mahlzeit mehr und schon lange esse ich kaum mehr wie ein Mensch.

Er lässt mich schweigend essen, bis ich genug habe. Die ganze Zeit lässt er mich nicht aus den Augen.

„Hab dich vermisst, all die Jahre, so verdammt vermisst“, meint er, als ich fertig bin und er den Teller wegräumt.

„Ich dich auch. Und immer hatte ich im Kopf, dass du mich für den Mörder an unseren besten Freunden halten musst“, entgegne ich.

„Askaban“, meint er nur. „Nun, ich hatte letztes Jahr genug Dementoren.“

„Hast du Harry beigebracht, sie zu bekämpfen?“

„Woher weist du, dass er das kann?“

„Hab es beim Quidditch gesehen. Die Jungs aus Sly-therin, die von Krone erwischt wurden“, meine ich.

„Yeah, war ein hübscher Schreck für Malfoy und seine Freunde. Hab es den kleinen Bastarden von Herzen vergönnt, haben sich immer über mich lustig gemacht…“ grinst er. „Yeah, ich habs Harry beigebracht. Er wollte es so, damit er nicht nochmal vom Besen fällt, wenn die Dementoren auftauchen.“

„Hätte ich mir denken können, dass das der Grund war. Verdammt, ich dachte schon, er bricht sich das Genick.“

„Das hast du auch gesehen?“

„Ich habe eine ganze Menge gesehen“, erwidere ich, „letztes Jahr. Nicht alles, aber eine Menge von dem, was sich im Freien abgespielt hat.

Himmel, dieser Junge, als ich ihn das erste Mal fliegen sah, dachte ich es wäre Prongs, dort in der Luft.“

„Yeah. Er ist phantastisch. Was meinst du wie es mir ging, als er den Patronus lernen wollte?

Ich habe mich zuerst geweigert, aber dann hat er mich überredet.

Weist du, was ihn die Dementoren sehen lassen?

Den Tod seiner Eltern, wieder und wieder. Da konnte ich es ihm nicht versagen, verstehst du? Auch wenn ich immer James gesehen habe, als er geübt hat.

Ich dachte, es zerreißt mir das Herz. Und dann sein Patronus…“

„Krone, yeah, hab ich gesehen. Ich dache, ich falle in Ohnmacht.“

„Harry ist wie James, aber auch irgendwie nicht. In ihm ist eine Traurigkeit, ein Kummer, wie ich ihn bei Prongs nie erlebt habe.

Es geht ihm bei seinen Verwandten nicht besonders gut, musst du wissen. Aber Dumbledore meint, er muss jeden Sommer dorthin zurück. Lily ist gestorben, damit er lebt und das schützt ihn, aber nur, wenn er dort zu Hause ist, wo noch Lilys Blut fließt.

Uralte Magie, meint er…“

Ich schaue ihn groß an. Das hat also Voldemort damals vertrieben.

Leben für Leben aus Liebe gegeben.

Nein, dagegen kann selbst die schwärzeste Magie nicht ankommen. Ich nicke.

„Erzähl, wie ist es dir gegangen in all den Jahren…“ unterbricht er meine Gedanken.

Und ich erzähle, alles, woran ich mich erinnern kann. Alles, was ich erlebt und gesehen habe. Askaban handle ich mit ein paar Worten ab – es sitzt noch zu tief in mir drinnen, als das ich wirklich davon sprechen könnte...

Er hört mir zu und unterbricht mich nicht. Hin und wieder nimmt er einen Schluck aus der Flasche. Dabei fällt das schummrige Licht auf sein Handgelenk und ich kann dort eine dünne Narbe sehen.

Als ich zu Ende bin, greife ich nach seinem Arm und drehe ihn so, dass ich es genauer sehen kann.

Ja, eine Narbe, eine ganze spezielle Art von Narbe.

„Du hast es also getan?“ murmle ich.

Er versucht erst gar nicht zu leugnen oder sich dumm zu stellen.

„Yeah, yeah, damals vor dreizehn Jahren“, erwidert er bedrückt. „Willst du die ganze Geschichte hören?“

„Sicher. Ich hätte dich ohnehin gefragt, wie es dir in der Zeit ergangen ist, als ich aus der Welt war…“ erwidere ich.

Er nickt und beginnt zu erzählen.

„Nun, es war Vollmond, als Lily und James ermordet wurden und als ich am übernächsten Tag wieder unter Menschen kam, war auch alles andere bereits geschehen.

Auch Peter galt als tot und du warst in Askaban. Mein dummer Fluch hatte verhindert, dass ich irgendwas hatte tun können.

Ich war fertig, voll durch den Wind.

Ich habe mich gehasst, verachtet und es hat mir schier das Herz zerrissen.

Alle weg, keiner von meinen Freunden mehr da.

Ich habe mir Vorwürfe gemacht, dich alleine gelassen zu haben. Dachte, du hättest die Seiten gewechselt, weil du einsam warst oder Macht wolltest oder sonst was. Ich gab mir die Schuld für alles. Man las ja genug in den Zeitungen.

Sirius Black, der Massenmörder und er arme kleine Peter Pettigrew, von dem nicht mehr übrig blieb, als ein Finger ... James Potter, der berühmte Sucher, ermordet mit samt seiner Frau und der Junge, der lebt.

Ich war völlig verzweifelt, wusste nicht, an wen ich mich wenden sollte, wusste nicht, mit wem ich noch reden konnte. Und dann der Werwolf...

Die Auroren machten Jagd auf alle schwarzen Kreaturen und das ist ein Werwolf nun mal. Und plötzlich hatte ich genug von allem, es wurde mir zu viel und ich konnte nicht mehr.

Hab mein altes Wurzelmesser genommen und mir die Pulsadern aufgeschlitzt…

Wollte dieses verdammte Blut loswerden, wollte es fließen sehen. Ich denke, du kennst dieses beschissene Gefühl…“

Ich nicke. Ja, ich weis genau, was er meint.

Er fährt in seiner Erzählung fort.

„Es kommt einer kosmischen Ironie gleich, dass sich Dumbledore kurz zuvor entschlossen hatte, nach mir zu sehen.

Ich war kaum mehr bei mir, als er neben mir apparierte. Mit einem Blick erkannte er das ganze Schlamassel und hat mich verbunden. Das verfluchte Wer-wolfblut hat dann auch verdammt schnell dafür gesorgt, dass sich die Schnitte wieder schlossen.

Er hat mich ganz schön zusammengestaucht, muss ich sagen.

Dann haben wir uns unterhalten. Sehr lange und sehr ausführlich. Ich war so verdammt froh, jemand zu haben, dem ich alles erzählen konnte und wurde wieder ruhiger.

Er hatte mich eigentlich gesucht, weil er prüfen wollte, ob ich dem Imperius unterliege. Da er nun mitbekommen hatte, dass das nicht der Fall war, war er zufrieden. Nachdem ich ihm versichert hatte, dass ich nicht nochmal so einen Mist bauen würde und alleine klar käme, ist er wieder verschwunden.

Hatte ziemlich viel um die Ohren, damals.

Nun, ich habe überlegt, was mir noch bleibt.

Der Job in Irland war zu Ende und ich war wieder ohne Arbeit. Meinen Hof hatte ich verkauft und das Gold bei Gringotts angelegt. Von den Zinsen konnte ich entweder wohnen oder leben.

Ich entschloss mich, mir ein wenig die Welt anzusehen, es gab nichts mehr, was mich noch in England hielt, nur noch traurige Erinnerungen, an das was für immer vorbei war…

Die nächsten zehn Jahre bin ich durch ganz Europa gezogen, hab mal als Barkeeper oder auch als Tellerwäscher gearbeitet, mal als Fluchbrecher oder auch als Jäger schwarzer Kreaturen. Ein paar Mal habe ich sogar geholfen, Kinder auf die Welt zu bringen…

Aber nirgends konnte ich lange bleiben, überall bemerkte man früher oder später, dass ich bei Vollmond verschwand und ich musste weiter ziehen.

Ich habe gerade genug verdient, um durchzukommen.

Große Reichtümer sind dabei natürlich nicht zu holen, wie du dir sicher denken kannst. Freunde hatte ich keine. Man muss sich länger irgendwo aufhalten, um Freunde zu finden.

Ich war einsam, entsetzlich einsam.

Eine Frau oder Freundin kam natürlich immer noch nicht für mich in Frage.

Es war eine interessante Zeit ja, und ich habe auch viel gelernt. Aber die Einsamkeit war entsetzlich.

Aber ich denke, davon muss ich dir wohl kaum was erzählen.

Schließlich hat mich das Heimweh überwältigt und ich bin nach England zurück.

Arbeit gab es hier keine für mich, aber ich war wenigstens wieder zu Hause.

Die ganzen Jahre war ich mit Dumbledore in Verbindung geblieben, nicht häufig, aber ab und an.

Wären nicht seine Briefe gewesen, hätte ich es sicher nochmal versucht. Irgendwann in einer endlosen, dunklen Nacht oder auf einer meiner einsamen Reisen durch die Lande.

So hatte ich aber einen Grund, am Leben zu bleiben, auch wenn ich kaum mehr viel Freude daran hatte.

Letztes Jahr bekam ich dann einen Brief und Dum-bledore wollte wissen, ob ich als Lehrer nach Hogwarts kommen wolle.

Verteidigung gegen die schwarzen Künste.

Erfahrung hätte ich ja genug, meinte er.

Ich hab zugesagt. Ein bezahlter Job, langfristig, wo zumindest einige wissen, was ich bin und sich nicht daran stören. Es kam mir vor, als hätte sich eine Tür ins Glück geöffnet.

Und es war ein gutes Jahr. Der Wolfsbanntrank, den Snape brauen konnte, hat ihren Teil dazu beigetragen. Weist du, mit der Zeit ödet es einfach an, jeden Vollmond alleine durch die Wälder zu streifen und ich musste dann häufig an Mortie denken…

Sein einsames Leben, sein elender Tod.

Nur in der Gesellschaft von drei Tierwesen, die ihm versprochen hatten, ihn zu begraben.

Du weist einiges vom letzten Jahr.

Wahrscheinlich hast du mich sogar gesehen, denn du warst nicht überrascht, als ich plötzlich ins Zimmer geplatzt bin…

…und dann diese dumme Rache von Snape.

Erzählt der doch überall rum, dass ich ein Werwolf bin. Fühlte sich wohl nicht mehr an sein Versprechen gebunden. Vielleicht meinte er, es sei nicht mehr wichtig. Jetzt weis selbst der letzte Zauberer irgendwo an der schottischen Grenze, dass Remus Lupin ein Werwolf ist.

Und es kam noch schlimmer.

Irgendeine dämliche Schnepfe aus dem Ministerium – Umbridge heißt sie – will ein Gesetz durchbringen, dass Werwölfe geächtet werden. Keiner in ganz Großbritannien gibt mir jetzt noch einen Job.

Und ich will nicht mehr ins Ausland.

Nun, die bezahlte Arbeit letztes Jahr hat meine Reserven etwas anwachsen lassen und ich kann mehr schlecht als recht von den Zinsen leben. Du siehst ja, wie ich hier hause, aber für mehr reicht es einfach nicht.

Ich nenne es Wolfshöhle, denke du magst den Joke…“

Ich habe ihm schweigend zugehört und grinse beim letzten Satz. Yeah, den Witz mag ich echt.

Moony hatte immer schon einen zu trockenen Humor. Doch angesichts seiner Erzählung werde ich gleich wieder ernst.

„Shit, Moony“, meine ich. „und ich dachte immer, mir wäre es schlecht gegangen.“

„Wir hatten wohl beide unseren Packen zu tragen, oder?“ entgegnet er. „Bleibst du eine Weile hier?“

„Ich möchte schon gern, Mann, aber ich will dich nicht in Schwierigkeiten bringen“, erwidere ich. „Wenn man uns zusammen erwischt, kommen wir beide nach Aska-ban. Vielleicht gibt man uns eine Doppelzelle.“

Er grinst schief.

„Yeah, das wäre echt amüsant, besonders bei Vollmond“, meint er. „Aber bleib hier, wenigstens ein paar Tage, bis du dich ausgeruht hast und wieder zu Kräften gekommen bist.

Du siehst nämlich schrecklich aus.

Ich hätte dich letztes Jahr wirklich kaum wieder erkannt, wenn nicht Hermine laut deinen Namen gebrüllt hätte.“

„So schlimm?“ frage ich.

„Noch schlimmer. Du siehst aus, wie dein eigener Geist. Du warst immer schlank, jetzt bist du dürr und du siehst viel älter aus, als du bist.“

„Askaban“, murmle ich. „Askaban hat mir alles genommen. Manchmal denke ich, ein Teil meiner Seele ist immer noch dort.“

„Diese Dementoren sind echt übel…“ erwidert er. „Bist du müde?“

„Yeah. Könnt auf der Stelle einschlafen.“

„Dann leg dich schlafen. Kannst dir mein Bett nehmen…“

„Nee, bin gewohnt am Boden zu schlafen. Will dir nicht dein Bett wegnehmen.“

„Dann schieb dir wenigstens die Sessel zusammen“, entgegnet er. „Dürften bequemer sein, als der nackte Boden.“

Ich brumme zustimmend.
 

Wir legen uns schlafen. Ein kleiner Zauber und die Stühle werden zu einem bequemen Lager, das lang genug für meine große Gestalt ist. Ein weiterer Spruch und ich habe Decke und Kissen.

„Du beherrschst die ganzen Tricks immer noch“, meint Moony.

„Yeah, aber sehr zäh. Bin ein bisschen sehr aus der Übung“, entgegne ich. „Nacht.“

„Nacht, Padfoot, schöne Träume.“

Ich rolle mich zusammen, wie ich es gewohnt bin und höre, wie auch Remus sich umdreht.

Es hat verdammt gut getan, mit ihm zu quatschen. Zu viele einsame Tage und Nächte habe ich mir das gewünscht.

Ja, ich bin ein hohes Risiko eingegangen, hierher zu kommen, aber es hat sich gelohnt, so sehr gelohnt.

In der Wolfshöhle
 

Aber so schnell wie ich dachte, kann ich nicht einschlafen. Ich bin es nicht mehr gewohnt, vier Wände und eine Decke um mich zu haben.

Ich starre in die Dunkelheit. Remus raschelt in seinem Bett herum. Ach so, ist ja kurz vor Vollmond. Selbst das hat sich also nicht geändert.

Er macht es sich immer noch selbst, bevor er zum Werwolf wird.

Wenn ich so nachdenke, ist Moony jetzt achtunddreißig und war noch nie mit einer Frau zusammen.

Das ist einfach nicht gerecht…

Wenigstens eine Freundin war mir vergönnt, bevor ich so lange weggesperrt war.

Nun, Askaban nimmt einem auch jeglichen Sexualtrieb. Wie könnte es auch anders sein.

Sex macht Spaß und das ist die Nahrung der Dementoren. Bevor man selbst davon was hat, haben sie einem auch schon alles wieder genommen.

Nicht, dass ich es im ersten Jahr nicht versucht hätte, aber ich habe es schnell wieder aufgegeben.

Es geht einem hinterher noch schlechter als zuvor und so habe ich es schnell bleiben lassen…

Aber ich bin nicht mehr in Askaban und die Geräusche aus dem anderen Bett erinnern mich daran.

Remus versucht leise zu sein und er ist es auch, aber meine Ohren sind sehr scharf geworden, denn das schwächste Geräusch kann Gefahr bedeuten…

Nun, was Moony Recht ist, ist mir billig.

Mein Körper reagiert nur langsam auf meine Berührungen. Zu lange, viel zu lange, habe ich noch nicht mal mehr dran gedacht.

Remus hat Recht, viel ist nicht mehr dran an mir.

Nur noch Haut und Knochen, aber auch das bin ich gewohnt und es ist auch egal.

Endlich regt sich was zwischen meinen Beinen, dachte schon, mein Körper hätte auch das vergessen, aber nun erinnert er sich und es tut verdammt gut. Eine Spannung in mir, von der ich gar nicht wusste, dass sie existiert, baut sich ab. Verspannte Muskeln entspannen sich und ich fühle mich besser als seit langem.

Es dauert ewig bis es vorbei ist.

Vom anderen Bett sagen mir Moonys regelmäßige Atemzüge, dass er längst schläft.

Doch schließlich entlädt sich die Spannung von zwölf langen Jahren doch noch und ich denke, dass ich nicht gerade leise dabei bin.

Remus murmelt etwas, dreht sich aber nur um und schläft weiter.

Mein ganzer Körper bebt, dann entspanne ich mich wieder und sehr plötzlich bin ich eingeschlafen.
 

„Magst du einen Kaffee?“ weckt mich am nächsten Morgen die Stimme meines Freundes.

Ich schrecke hoch. So fest habe ich schon ewig nicht mehr geschlafen und im ersten Moment, weis ich nicht, wo ich überhaupt bin.

Ich schlage wild um mich, bis ich ganz zu mir gekommen bin. Sofort steht Moony neben mit.

„Sorry, Mann, beruhig dich. Du bist bei mir und in Sicherheit, OK?“

„Remus?“ murmle ich.

„Yeah, Padfoot, yeah. Alles in Ordnung.“

„Sorry, plötzlich wusste ich nicht mehr, wo ich bin und du hast mich erschreckt.“

Er winkt ab.

„Komm, iss erst mal Frühstück und dann kannst du dich ein bisschen kultivieren. Du siehst aus, als hättest du ewig keine Dusche mehr gesehen.“

„Yeah“, meine ich und stehe auf. „Nicht seit meiner Flucht aus Hogwarts, als ich kurz in Blacks Spot war. Und davor zwölf Jahre lang nicht. Waschen kannst du dich in Askaban nur, wenn du aufs Trinken verzichtest.“

Moony murmelt etwas und winkt mich an den Tisch, wo bereits dampfender Kaffee und frische Brötchen stehen.

„Kannst du dir das überhaupt leisten?“ frage ich mit vollen Backen.

„Keine Sorge, dafür reicht´s schon“, erwidert er.

„Mensch, Sirius, du hast mich fast ein Jahr durch-gefüttert. Da kann ich es sicher ein paar Tage.“

„Ich bleib nicht lange. Bei Vollmond bin ich wieder weg. Muss weiter nach Hogwarts. Der Junge, du weist schon.“

„Was meint Dumbledore dazu?“

„Er überlässt die Entscheidung mir.

Ich will auch Buckbeak nicht zu lange alleine lassen.“

„Buckbeak? Der Hippogreif ist noch immer bei dir?“ fragt Remus erstaunt.

„Yeah. Sicher. Wartet in einer Höhle an der Küste auf mich. Nur, wenn ich ihn zu lange alleine lassen, kommt er auf dumme Gedanken.“

„Du bist mir schon einer“, meint er. „Aber für deine Freunde hast du schon immer alles getan, stimmt´s?“

Er sieht nicht so aus, als würde er auf diese Frage eine Antwort erwarten und so grinse ich ihn nur an.

Als ich halbwegs satt bin, gehe ich ins Bad und unter die Dusche. Dieses Mal kann ich mir Zeit lassen, heute hetzt mich keiner.

Remus kommt mit einer grauen Robe herein.

„Deine Alte kannst du wohl kaum mehr anziehen“, meint er.

Stimmt, alle Roben, die ich bei mir hatte sind längst in Fetzen gegangen und die, die ich anhatte, sieht auch nicht mehr recht gut aus.

„Meinst du, dass sie mir passt? Du bist kleiner als ich“, entgegne ich.

Er grinst mich an.

„Erkennst du die nicht wieder? Die hast du zur Hochzeit von James und Lily getragen. Hab ich dir als Erinnerung gemopst, bevor ich nach Irland bin.

Hat mir geholfen, wenn ich ein Werwolf war, sie roch nach einem Freund…“

Das Geständnis scheint ihm nicht besonders peinlich zu sein. Er scheint sich viel mehr zu freuen, dass er saubere Kleidung für mich hat.

Ich hatte den Vorhang vor die Dusche gezogen, um nicht alles nass zu machen, aber jetzt bin ich fertig und schiebe ihn bei Seite.

„Hast du mal ´n Handtuch?“ frage ich ihn.

Doch ich bekomme keine Antwort.

Er starrt mich nur wortlos an.

„Moony?“ dränge ich.

„Gestern dachte ich du wärst dünn“, murmelt er.

„Aber du bist ja regelrecht ausgezehrt.“

Ich zucke die Schultern und er reicht mir ein Handtuch.

„War Trockenzeit in Afrika und unterwegs habe ich auch nicht viel gefunden. Ich weis kaum mehr, wie es ist, wirklich satt zu sein. Schon seit vielen Jahren nicht mehr.“

Ich reibe mich trocken und werfe einen Blick in den Spiegel. Ja, könnte mich mal wieder rasieren und auch meine Haare sind wieder viel zu lang. Ein Griff nach meinem Zauberstab, ein, zwei gemurmelte Worte und ich sehe wieder besser aus.

Remus steht noch immer hinter mir und starrt mich an. Dann wirbelt er herum und verlässt wortlos den Raum. Kurz darauf höre ich, wie eine Tür zuschlägt.

Er hat die Wohnung verlassen.

Wo ist er blos hin?

Egal, er kommt sicher bald wieder.

Plötzlich wird mir klar, warum er zu Fuß unterwegs war. Er lebt hier unter lauter Muggel und es wäre doch sehr auffällig, wenn er seine Wohnung betreten und verlassen würde, ohne die Treppe zu benutzen.

Am Tisch stehen noch ein paar Brötchen und ich beschließe, mir noch welche davon zu genehmigen. Ich habe noch immer Hunger.

Wenn ich nur irgendwie an mein Gold kommen könnte, ich möchte nicht, dass Remus für mich zahlt, der hat doch selbst kaum was.

Aber ich kann ihn noch nicht mal zu Gringotts schicken. Man würde erfahren, dass er mit mir in Verbindung steht und das wäre für ihn verdammt gefährlich.

Ich seufze und verspreche mir, dass ich es wieder gut machen werde.

Remus kommt wieder zurück und er ist schlimmer bepackt als James früher, wenn er gerade Zonkos und den Honigtopf geplündert hatte.

„Jetzt koche ich erst mal was Anständiges“, meint er. „So kommst du hier nicht weg, wie du angekommen bist.“

„Mensch, Remus, das kannst du dir doch wirklich nicht leisten“, platze ich heraus.

„Egal, du brauchst was Vernünftiges zu Essen“, erwidert er. „Du brichst noch zusammen, wenn das so weiter geht. Wie lange denkst du, dass du als Hungerkünstler noch überleben kannst.

Ist mir schon letztes Jahr aufgefallen, dass du verdammt schwach bist und du warst noch nie schwach.“

„Ach, Moony“, seufze ich. „Danke, Mann.“

Er winkt ab und packt seine Einkäufe aus. Dann beginnt er ein fünf Gänge Menü zu kochen.

Bei den Gerüchen, die dabei aufsteigen, beginnt mein Magen zu knurren, wie Tatze, wenn er schlecht gelaunt ist.

„Verdammt, Padfoot“, murmelt er. „Was haben diese Jahre nur aus dir gemacht? Was tun wir nur unseren Gefangenen an? Das ist menschenunwürdig…“

„Nun, es geht wohl darum, dass man einen Zauberer kaum auf Dauer einsperren kann, wenn man keine echt guten Wachen hat“, entgegne ich.

„Trotzdem, diese Ungeheuer…“ murmelt er.

„Yeah, das sind sie, das sind sie wirklich.

Ich möchte wirklich so schnell keinem mehr von ihnen begegnen.“

„Kann ich mir denken. Du bist letztes Jahr zusammengebrochen, unten am See, oder?“

„Yeah. Wer hat mich eigentlich davor gerettet, von den Dementoren geküsst zu werden?“

Das frage ich mich schon lange. Vielleicht kennt Remus die Antwort.

„Harry“, erwidert er. „Mit Hilfe eines Zeitwandlers. Das Ding hat es den Kids auch ermöglicht, dich aus dem Turm zu retten.“

„Harry?“ platze ich heraus. „Wie hat der Junge es nur geschafft, mit den Dementoren fertig zu werden?“

„Nur, weil er zweimal da war. Eben durch diesen Zeitwandler und Krone … Krone war wohl diese Nacht nochmal unterwegs…“

„Yeah, dieser spezielle Patronus. Harry ist schon in Ordnung. Und seine Freunde wohl auch.“

„Sind sie. Hermine ist die Schlauste der Bande. Du kannst dir nicht vorstellen, wieviel die lernt.“

„Wie du damals, Moony. Du hattest deine Nase auch immer in den Büchern.“

Er lacht in sich hinein.

„Yeah, stimmt.

Dann Ron. Er ist das sechste von sieben Kindern und seine älteren Brüder sie nehmen ihn – nun – nicht ganz für voll. Er ist kein übler Magier, aber es mangelt ihm ein bisschen an Selbstvertrauen und er ist recht unsicher. Allerdings ist er Harry wirklich ein Freund und deckt ihm immer den Rücken. Konnte ich live erleben, als Harry in Hogsmeade war, obwohl er es nicht durfte und dabei erwischt wurde…“

„…er wurde also erwischt. Ich hab ihn damals durch ein Loch in der Heulenden Hütte gesehen. Genauer gesagt seinen Kopf. Er hat wohl James alten Umhang.“

„Yeah und nicht nur den. Er hat auch die Karte des Herumtreibers und beinahe hätte Snape sie verbrannt. Ich konnte sie ihm gerade noch abnehmen. Hab sie dem Jungen zurückgegeben, als ich Hogwarts verlassen habe.“

„Sie sind so, wie wir damals, oder?“ frage ich.

„Nun, nicht ganz. Sie sind nicht ganz so ausgelassen und schlagen nicht so sehr über die Stränge. Aber sie sind tapfer und halten zusammen. Stehen für einander ein.

Und wenn es echte Probleme gibt, lassen sie sich nicht durch irgendwelche dummen Vorschriften aufhalten.“

„Warte mal, Harry hat mir geschrieben, seine Narbe habe geschmerzt und das sei schon mal geschehen, als Voldemort an Hogwarts war. Was hat es damit auf sich?“

„Voldemort hatte in Harrys erstem Jahr einen jungen Lehrer übernommen und war hinter dem Stein der Weisen her. Harry hat es mit Hilfe seiner Freunde verhindern können…“

„Verdammt, dann lebt er wirklich noch und ist hinter Harry her. Das Ganze wieder von vorne, oder?“ platze ich heraus.

„Yeah. Ich dachte, dir sei das klar“, entgegnet er.

„Irgendwie schon, aber ich wusste nicht, dass er sich schon mit Voldemort rumschlagen musste.“

„Sogar schon zweimal. Im zweiten Jahr hat er sich mit einem Basilisken angelegt, den Voldemort über ein altes Tagebuch kontrollieren konnte. Nicht direkt als Voldemort, sondern als sechzehnjähriger Tom Riddle. Er hatte sein jungendliches Ich in ein Tagebuch gebannt und manipulierte damit Rons jüngere Schwester. Nun, Harry wurde auch damit fertig.

Er ist nicht so brillant, wie James es immer war, aber wenn er sich es in den Kopf setzt, kann er fast alles bewerkstelligen. Er beherrscht die Verteidigungskünste wirklich brillant.“

„Yeah. Das habe ich mitbekommen. Ich habe bei deiner Prüfung damals heimlich zugesehen. Harry und seine beiden Freunde…“

„Da warst du auch in der Nähe?“ gibt Remus erstaunt zurück.

„Immer wenn es möglich war. Ich konnte mich an dem Jungen und dir einfach nicht satt sehen. Ich war so verdammt einsam, die ganze Zeit. Was meinst du, wie oft ich nicht kurz davor war, ins Schloss hinauf zulaufen, um dich zu sehen, mit dir zu reden, dir alles zu erklären?“

Plötzlich rinnen Tränen über mein Gesicht.

Ich kann es einfach nicht verhindern.

Moony sieht es nicht. Er kümmert sich um seine Töpfe und Pfannen. Doch als ich nicht weiter rede, dreht er sich um.

„Sirius, Mann…“ murmelt er.

„Schon gut, Remus“, erwidere ich. „Ich bin einfach froh, wieder mit dir reden zu können und mir einfach den ganzen Mist von der Seele quatschen zu können.“

„Essen ist fertig…“ meint er leise. „Nee, Sirius, du kommst mir hier nicht weg, bevor es dir nicht viel besser geht…“
 

Remus kocht jeden Tag soviel ich nur essen kann und wir unterhalten uns stundenlang. Langsam beginne ich, mich wieder wie ein Mensch zu fühlen.

Doch der Vollmond kommt näher und bevor es so weit ist, möchte ich hier weg sein. Den Termin habe ich mir gesetzt.

Bevor ich jedoch aufbrechen kann, erreicht mich ein Brief von Harry.

Ich lese ihn gemeinsam mit Remus.

Lieber Sirius,

Du hast mir gesagt, ich soll dich über alles, was an Hogwarts vorgeht auf dem Laufenden halten soll, also da kommt es.

Ich weis nicht, ob du davon gehört hast, aber dieses Jahr findet das Trimagische Turnier statt und letzten Samstag wurde ich als vierter Champion gezogen. Ich weis nicht, wer meinen Namen in den Feuerkelch geworfen hat, denn ich war es nicht. Der andere Champion ist Cedric Diggory aus Huffelpuff.

Ich hoffe dir und Buckbeak geht es gut.

Harry
 

Remus starrt mich an, ich starre Remus an.

Verdammt, damit hätten wir wohl wirklich nicht gerechnet. Eine sehr schlaue Art zu versuchen, Harry umzubringen.

„Du musst mit ihm reden“, murmelt Remus. „Von Angesicht zu Angesicht. Du kannst das nicht in einem Brief gerade richten. Geht einfach nicht…“

„Yeah, aber schreiben muss ich ihm trotzdem … Ein Kamin … Ich könnte mit ihm durchs Feuer sprechen, aber du hast keinen Kamin.“

„Auch wenn ich einen hätte“, erwidert er, „hätte ich ihn wohl kaum ans Flohnetzwerk anschließen lassen können, mitten in einem Haus voller Muggel.

Aber es gibt eine andere Möglichkeit, wenn du es wagst.“

„Komm schon“, werfe ich ein. „Du kennst mich besser, ich riskiere alles, wenn es um Freunde geht. Und Harry ist zumindest der Sohn eines Freundes. Also, was schlägst du vor?“

„Blacks Spot.“

„Dort hängen jede Menge Zauberer vom Ministerium rum“, entgegne ich. „Die warten doch nur darauf, dass ich nochmal dort auftauche.“

„Ich habe einen Plan, die von dort abzuziehen.

Aber es wird nur für kurze Zeit gehen und es bedarf einiger Vorbereitungen. Dieser Vollmond ist zu kurzfristig, aber beim nächsten könnte es gehen.

Der Wolfsbann macht mich harmlos, also wird nichts geschehen.

Ich werde mich dort als Werwolf zeigen und sie haben keine andere Wahl, als mir zu folgen. Ich weis nicht, wie lange ich sie an der Nase rumführen kann, aber du weist, wie schnell der Wolf ist. Du hast vielleicht eine halbe Stunde und ich denke, es wird am besten sein, wenn ich es mitten in der Nacht mache, damit sie mich nicht identifizieren können.

Außerdem sollte am andern Ende wirklich nur Harry sein, vielleicht auch noch seine Freunde … Erzähl dem Jungen nichts von meiner Aktion.

Er muss nichts davon wissen. Könnte ihn auf dumme Gedanken bringen…“

„Das würdest du tun?“

„Sicher. Mir liegt an Harry genau so viel, wie dir,

oder was hast du gemeint?“

„Sorry, Mann, daran habe ich gar nicht gedacht“, entschuldige ich mich.

Er winkt nur ab.

„Schon OK. Du warst einfach zu lange allein. Nun, du solltest dem Jungen schreiben, dass du ihn beim nächsten Vollmond im Feuer unseres alten Gemeinschaftsraums besuchen willst. Nenn, besser das Datum, er muss nicht unbedingt an den Mond erinnert werden. Am besten du sagst gar nichts von mir…“

„Warum? Meinst du, Harry hat Angst vor dir oder er mag dich nicht?“

„Ich denke, eher das Gegenteil. Trotzdem…“

„Schon gut, wie du willst. Dein Name bleibt außen vor, OK?“

Er nickt und gibt mir was zum Schreiben.

Ich bestelle Harry für den 22. November um ein Uhr Morgens in den Gryffindor Gemeinschaftsraum.

Er soll mir Bescheid geben, ob es klar geht. Und er soll natürlich vorsichtig sein…

Kaum ist der Brief weg, verlasse ich Remus und sehe nach, wie es Buckbeak geht. Ich halte es für besser, hier in dieser Fluthöhle zu bleiben, bis es an der Zeit ist, nach Blacks Spot zu gehen.

Ich will momentan nicht zu Moony zurück. Er hat schon viel zu viel Gold für mich ausgegeben und das Risiko wird immer größer, je länger ich mich unter Menschen aufhalte…

Gespräch durchs Feuer
 

Harry benachrichtigt mich, dass der Termin in Ordnung ist und ich freue mich darauf, ihn wieder zu sehen.

Durch die Berichte im Tages Propheten bleibe ich

über das Trimagische Turnier auf dem Laufenden, doch ein Name springt mir geradezu ins Auge – Karkaroff.

Vor ihm muss ich Harry unbedingt warnen. Ich weis, dass er ein Todesser ist, er war schließlich in Askaban, hat sich aber frei geredet und eine Menge anderer Todesser ans Messer geliefert. War nicht besonders beliebt dort, der geleckte Kerl…
 

Remus hat mir eine Menge Vorräte mitgegeben und so brauche ich keinen Hunger zu leiden.

Es tut gut, wieder halbwegs wie ein Mensch zu leben, auch wenn ich nur in einer Höhle hause.
 

Der 21. November ist da und ich appariere um Mitternacht zum 22. nach Blacks Spot. Dort werde ich zu Tatze und beobachte.

Tatsächlich steht das Haus noch immer unter Bewachung, aber fast nur der Form halber.

Remus muss nur einen recht alten Auroren ablenken und das dürfte ihm nicht allzu schwer fallen.

Und wirklich taucht Moony eine halbe Stunde später auf und lässt sich von dem Wächter sehen. Der zuckt zusammen.

Ein gewaltiger Werwolf läuft einfach durch die Straßen und an ihm vorbei, viel zu schnell, als das er ihn mit einem Fluch erwischen könnte. Der Auror zückt trotzdem seinen Stab und rennt keuchend hinter ihm her.

Das ist meine Gelegenheit und ich schleiche mich in mein altes Haus. Es hat sich hier nichts verändert, seit ich das letzte Mal hier war.

Ich hoffe nur, dass niemand den Kamin hier überwacht, aber ich denke, es wird schon glatt gehen…

Die Zeit tickt vorbei.

Viertel vor eins … zehn vor eins … fünf vor eins … es ist soweit.

Ich werfe Flohpulver in den Kamin, knie mich davor hin, stecke meinen Kopf hinein und murmle: „Hogwarts, Gryffindor Gemeinschaftsraum…“

Ein smaragdgrünes Aufflackern von Flammen und mein Kopf beginnt sich zu drehen.

Nicht besonders angenehm, aber was soll´s.

Harry scheint eben erst von sonst wo zurückgekehrt zu sein und erschrickt, als er meinen Kopf in den Flammen erkennt.

Dann grinst er mich freudig an und lässt sich am Kaminvorleger nieder.

„Sirius“, ruft er. „Wie geht’s dir?“

„Mach dir keine Sorgen um mich“, entgegne ich. „Wie geht’s dir?“

Ich sehe ihm an, dass er schon sagen, will es ginge ihm gut, doch dann überlegt er es sich anders.

„Nee, nicht so gut.

Keiner glaubt mir, dass ich nichts dafür kann, dass ich am Turnier teilnehme, noch nicht mal Ron. Dann hat diese Rita Skeeter im Tages Propheten so einen Mist über mich geschrieben und wer mich nicht damit aufgezogen hat, hat mich bemitleidet. Sie hat nämlich geschrieben, ich würde jede Nacht wegen meiner Eltern weinen.

Ich bin doch kein kleines Baby mehr, oder...?“

Nun, sein Großvater wäre da anderer Meinung gewesen – übers Weinen, meine ich – aber er redet schon weiter.

„…und Hagrid hat mir gerade gezeigt, was in der ersten Aufgabe dran kommt und, Sirius, es sind Drachen! Das schaffe ich nie…“

„Mit Drachen kann man umgehen, Harry“, beruhige ich ihn. „Es gibt einen ganz einfachen Zauber…“

Er scheint wirklich ziemlich mit den Nerven runter zu sein und er tut mir Leid. Er ist verdammt noch eins zu jung, um sich mit solchem Mist rum zuschlagen.

Aber es gibt noch wichtigere Dinge, die er unbedingt wissen muss und ich weis nicht, wie lange ich in Blacks Spot noch sicher bin. Die Zeit drängt und das sage ich ihm auch.

„Es gibt da ein paar Sachen, vor denen ich dich warnen muss“, meine ich daher und erkläre ihm die ganze Sache mit Karkaroff und wie gefährlich der ist.

Er unterbricht mich dauernd mit Zwischenfragen, aber ich bringe meine Warnung an den Mann. Doch ich muss ihn auch noch auf etwas anderes aufmerksam machen. Ich weis es aus dem Tages Propheten und auch Moony hat davon gesprochen. Jemand wollte wahrscheinlich versuchen, den alten Mad-Eye davon abzuhalten, nach Hogwarts zu kommen, denn er war am Vorabend seiner Abreise in seinem Haus angegriffen worden und ich denke der Junge sollte auch davon wissen.

Wir reden auch über das Dunkle Mal und die Todesser beim Welt Cup und einer Hexe vom Ministerium, die schon seit Monaten vermisst wird.

Harry scheint davon bereits eine Menge gehört zu haben und sich seine eigenen Gedanken dazu gemacht zu haben.

Der Junge ist sicher nicht dumm und wenn er mit seinen Freunden reden kann, kommt eine ganze Menge dabei heraus, auch wenn sie nicht immer richtig liegen…

Dann will er von mir wissen, wie er mit dem Drachen fertig werden kann.

Ich rate ihm erst mal davon ab, einen Lähmzauber zu benutzen, weil einer davon für einen Drachen viel zu wenig ist.

Doch das weiss er bereits, denn er hat es kurz zuvor unten im Gelände gesehen.

Plötzlich werden wir unterbrochen, weil Schritte in der Nähe zu hören sind.

„Geh, Sirius, geh“, zischt er mir zu. „Da kommt wer.“ Er springt auf und deckt das Feuer mit seinem Körper ab.

Mir bleibt nichts übrig, als wirklich zu verschwinden und auf das Beste zu hoffen, bei allen Dingen, die wir heute besprochen haben…
 

Ich bin wieder in Blacks Spot zurück und beschließe in meine Höhle zu apparieren.

Verdammt, jetzt wird es wirklich Zeit, dass ich nach Hogwarts reise. Aber nicht alleine, Buckbeak wird mich begleiten.

Ihm ist die Fluthöhle verflixt eng geworden und ich konnte ihn nur dazu bringen, noch länger hier zu verharren, indem ich mit Engelszungen auf ihn eingeredet habe.

Glücklich ist er wohl trotzdem nicht.

Ich denke, es wird ihm gefallen, sich wieder etwas bewegen zu können.

Nun, wenigstens ist der Junge gewarnt und ich vertraue darauf, dass er schon den richtigen Zauber finden wird, um mit dem Drachen fertig zu werden…
 

Ich mache mich langsam und vorsichtig auf den Weg nach Norden, nachdem ich Remus einen kurzen Brief geschrieben habe und ihn darin über das Nötigste informiert habe. Ich schreibe ihm auch, dass ich mich jetzt auf den Weg nach Hogwarts mache.
 

Eine Woche später erreicht mich ein dicker Brief von Harry. Die Winzeule, die ich damals Ron vermacht habe, bringt ihn.

Sie findet mich in einem Gehölz, wo ich mich verborgen halte und flattert aufgeregt um meinen Kopf herum, bis ich sie fangen kann.

Durchgedrehter kleiner Kerl…

Harry ist mit dem Drachen auf eine geniale Art fertig geworden. Er ist auf seinem Feuerblitz geflogen und hat das Biest ausgetrickst. Jede einzelne seiner Bewegungen während dieser Aufgabe beschreibt er mir in allen Einzelheiten.

Nun, ich weis, wie brillant er fliegt, aber das ist dann doch etwas anderes, als den Snatsch beim Quidditch zu fangen.

Dort spuckt wenigstens keiner Feuer…

Schwierigkeiten
 

Es ist nicht einfach, zu Fuß mit einem Hippogreifen durch die Lande zu ziehen ohne dabei gesehen zu werden und ich wage es nicht zu fliegen...

Buckbeak gehorcht mir nämlich nicht immer, wenn ich ihm sage, er soll in Deckung bleiben.

So ist es auch kein Wunder, dass er sich eines Tages, während ich schlafe, losreißt und auf eigene Faust auf die Jagd geht.

Ich schrecke durch das Geräusch auf, das er beim Abheben erzeugt.

Es ist sinnlos, ihm hinterher zu rufen, er wird nicht auf mich hören, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat.

Ziemlich hilflos starre ich ihm nach.

Vielleicht kommt er ja zurück, wenn er genug hat. Es war dumm von mir, zu versuchen, einen Greifen monatelang am Boden zu halten und noch dazu die meiste Zeit in einer abgeschlossenen Höhle…

Soll ich alleine weiter reisen?

Keine gute Idee, sollte er zurückkehren.

Und ich habe noch ein weiteres Problem.

Da ich jetzt wieder die meiste Zeit als Mensch unterwegs bin, friere ich fast immer. Es ist Anfang Dezember und verdammt kalt geworden. Es konnte nicht ausbleiben, dass mein geschwächter Körper mich im Stich lässt und ich ziemlich krank werde.

Die Vorräte von Remus sind längst aufgebraucht und ich habe mich die meiste Zeit von Ratten ernährt.

Oft war ein Feuer zu gefährlich und ich musste die Biester wieder roh essen.

Einfach widerlich, aber ich hatte keine Wahl. Entweder das oder gar nichts.

Ich wage es nicht, mich in die Nähe von Menschen zu begeben, denn ich werde noch immer gesucht.

Ich bin sogar zu schwach, vernünftig Magie zu be-treiben. Ich bin müde, ausgelaugt, krank und ich weis nicht, wohin ich mich wenden soll.

Da Moony eine Zeit lang nichts von mir gehört hat, bekomme ich einen Brief von ihm.

Er will wissen, wie es mir geht, was los ist…

Ich habe kein Pergament mehr und auch nicht die Kraft, ihm zu schreiben.
 

Ich habe mich wie ein gehetztes Tier in einem dreckigen Erdloch zusammengerollt, ich habe nichts mehr zu essen und es geht mir dreckiger denn je.

Es wird auch immer kälter.

Ein trockener Husten plagt mich und ich habe hohes Fieber – wirre Alpträume, die keinen Sinn ergeben...

Ich weis kaum mehr wer oder wo ich bin.

Daher halte ich es zuerst für eine Fieberphantasie, als Remus vor meinen Augen auftaucht.

„Sirius“, flüstert er. „War verdammt schwer, dich zu finden. Bin einer Eule gefolgt. Die haben ihre eigene Magie, um die Adressaten zu finden, auch wenn kein anderer an sowas zu denken scheint…“

Ich hebe meine zittrige Hand und fahre damit durch die Luft, um die Vision zu vertreiben, aber sie trifft festes Fleisch.

Remus greift nach meiner Hand und hält sie fest.

Er ist wirklich da, es ist keine Einbildung…

„Mann, du glühst ja“, murmelt er. „Wir müssen dich ins Warme bringen. Zu mir können wir aber nicht.

Meine Wohnung wird zurzeit auch überwacht.

War doch keine so tolle Idee, sie den Werwolf sehen zu lassen.“

Ich kann ihn kaum verstehen, begreife kaum, was er sagt.

Er schwingt seinen Stab und bringt einen Schlafsack zum Erscheinen. Er zerrt mich aus dem Erdloch und irgendwie schafft er es, mich in den Schlafsack zu schieben.

Es ist warm, warm, endlich friere ich nicht mehr.

Ich weis nicht, wie Moony es schafft, aber er bringt es zu Stande.

Plötzlich habe ich einen Becher an meinen Lippen und eine heiße Flüssigkeit rinnt meine Kehle hinunter. Ich schlucke dankbar.

Er ist immer in meiner Nähe. Ich kann seine Anwesenheit spüren, auch wenn ich kaum klar sehen kann. Immer wieder flößt er mir etwas Warmes ein.

Ich weis nicht wie lange es dauert, bis ich wieder ganz bei mir bin.

„Remus?“ murmle ich und höre sofort, wie er sich mir nähert.

„Padfoot, na endlich“, erwidert er. „Geht es dir wieder besser?“

„Yeah, denke schon. Wie lange bist du schon da?“ gebe ich zurück.

„Schon fast zwei Wochen. Mann, dir ist es vielleicht mies gegangen. Hast dich echt übernommen, was?“

„Sieht so aus. Buckbeak ist abgehauen und gleichzeitig bin ich immer kränker geworden.“

„Nun, dein Hippogreif ist wieder da und ich hab ihn festgebunden. Sieht nicht so aus, als wolle er nochmal abhauen. Aber warum passt du nicht besser auf dich auf?“

„Wie könnte ich. Ich darf mich nirgends sehen lassen und zuletzt hatte ich nicht mal mehr die Kraft zu Tatze zu werden.“

„Ich kann nicht mehr lange bleiben. Übermorgen ist Vollmond und dieses Mal, werde ich wohl nach Corn-wall müssen. Hatte keine Zeit, mir den Wolfsbann zu besorgen.“

„Verdammt, Moony, das ist meine Schuld“, murmle ich.

„Red keinen Unsinn“, entgegnet er. „du warst krank und hast meine Hilfe gebraucht. Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe.“

„Du hast was von ´ner Eule gesagt“, meine ich.

„Ein alter Trick, von dem ich in Alphards Büchern ge-lesen habe. Aber kaum einer kennt ihn. Keiner denkt daran, die Hilfe eines Tieres in Anspruch zu nehmen.

Du weist doch, wie arrogant unsere Sippschaft manchmal werden kann, oder?“

Ich lache leise in mich hinein, aber es geht in einen üblen Hustenanfall über.

„Langsam, Sirius“, murmelt Remus. „Du bist noch nicht wieder ganz auf dem Damm. Mach langsam, was auch immer du vorhast.“

„Ich will weiter nach Hogwarts. Bin schon viel zu lange hier…“

„Lässt sich auch nicht ändern, oder?“ gibt er zurück. „Meinst du, du kannst was Richtiges essen?“

„Eintopf“, entgegne ich.

Er lacht leise in sich hinein.

„Na klar, was auch sonst…“

Dann geht er zu einem winzigen Feuer hinüber, über dem ein kleiner Kessel hängt und füllt eine Schüssel mit seinem Inhalt.

„Da“, meint er. „Iss dich satt.

Padfoot, alter Freund, wie lange willst du noch so weiter machen? Du wirst noch draufgehen, wenn du nicht besser auf dich achtest.“

„Ich habe keine andere Wahl und es ist völlig egal, wenn ich draufgehe, Hauptsche der Junge ist in Sicherheit.

Remus, versprich mir eins, sollte es mich wirklich irgendwann erwischen, kümmre du dich um Harry, OK?“

„Versprochen“, entgegnet er sehr bestimmt. „Aber dir wird nichts passieren, wenn du ein bisschen auf dich aufpasst und vergiss nicht, Prongs und Lily waren auch meine Freunde und Harry bedeutet mir genau soviel wie dir.

Ich wollte mit ihm nur nie viel über die Vergangenheit reden. Einmal tat es viel zu weh daran zu denken, zum anderen hat er eine ausgesprochen hohe Meinung von seinem Vater und wir beide wissen doch nur zu genau, wie wild James werden konnte, wenn er es wollte.

Ihn hat nie etwas oder jemand davon abhalten können, das zu tun, was er tun wollte.

Nur du hattest etwas Einfluss auf ihn und du hast lieber bei allem mitgemacht, als ihn zu bremsen.“

„Yeah“, murmle ich. „Ich weiss, an welche Schoten du denkst. Aber damals waren wir alle noch so verdammt jung und das alles hat einfach zu viel Spaß gemacht.“

„Aber jetzt sind wir älter und hoffentlich klüger,

oder?“ entgegnet er.

„Yeah, hoffentlich“, erwidere ich. „Nun, ich werde Harry kaum etwas erzählen, das James in einem schlechten Licht erscheinen lässt.“

„Ich sicher auch nicht. Der Junge braucht ein Vorbild, dem er nacheifern kann und alle wissen, dass James im Grunde genommen ein großartiger Mensch war.“

„Soll nur jemand was anders sagen“, stoße ich hervor. „Dann bekommt er es mit mir zu tun.“

„Und mit mir…“

Ich bin mit meiner Schüssel fertig, aber ich habe noch immer Hunger.

„Hast du noch was?“ frage ich Remus und gebe ihm das leere Ding.

Er steht auf und füllt sie erneut.

„Iss dich satt, Padfoot. So wie es aussieht, weis keiner, wann du wieder was Vernünftiges bekommst.

Ich kann mich momentan in der Nähe von Hogwarts nicht blicken lassen.“

Ich nicke. Das war mir irgendwie klar.

Die Sache letztes Jahr, wo Snape ihn als Werwolf blos gestellt hat, geistert noch immer durch die Zeitungen.

Diese Skeeter lässt es nicht einschlafen.

„Danke“, murmle ich.

Remus zuckt nur die Schultern.

„Wie haben wir früher immer gesagt? Wozu sind Freunde da…“

„Trotzdem, Danke dafür, dass du nach all den Jahren immer noch mein Freund bist.“

„Ich werde nie vergessen – und sollte ich ewig leben – wie sehr ihr mir damals an der Schule geholfen habt, dass ihr immer für mich da wart, dass ihr immer meine Freunde wart, egal, was geschehen ist“, erwidert er.

Er klingt etwas traurig, aber auch sehr bestimmt.

Bis zum folgenden Abend bleibt er noch bei mir, dann appariert er nach Cornwall.

Er hinterlässt mir ein paar Vorräte, den Schlafsack und ein paar Seiten Pergament. Endlich kann ich Harrys Brief beantworten. Ich gratuliere ihm zu seinem Erfolg und mahne ihn, weiter vorsichtig zu sein und mich auf dem Laufenden zu halten. Das Turnier sei noch nicht vorbei, warne ich ihn und es würde sicher noch eine Menge Gelegenheiten für jemanden geben, der es auf ihn ab-gesehen hat. Natürlich erwähne ich mit keinem Wort, dass ich krank war.

Er hat schon genug Probleme und muss sich nicht auch noch um mich Sorgen machen…

Remus hat mir noch etwas dagelassen. Sein altes Taschenmesser. Man kann damit jedes Schloss öffnen und jeden Knoten lösen.

Weil ich nichts anderes habe, schicke ich es dem Jungen als Weihnachtsgeschenk…

Die Höhle in den Bergen
 

Jetzt, da ich wieder alleine bin, brauche ich immer noch beinahe zwei Monate um wieder einigermaßen gesund und handlungsfähig zu werden. Erneut muss ich meine Vorräte mit Ratten strecken. Ich wage es nicht zu fliegen, weil es immer noch zu kalt dazu ist und mache mich wieder zu Fuß auf den Weg.

Ich schaffe höchstens zehn Meilen am Tag.

Komme ich jedoch an einem Ort vorbei, werde ich zu Tatze, denn ich giere nach Neuigkeiten aus Hogwarts, vom Turnier und auch über andere Vorgänge in der magischen Welt.

Nebenbei halte ich Verbindung mit Dumbledore und Moony. Dennoch fließen die Informationen recht spärlich…

Dann erreicht mich wieder ein Brief von Harry und er berichtet, dass er nachts wegen seiner zweiten Aufgabe beim Turnier unterwegs war, dass er auf der Karte des Herumtreibers gesehen hat, dass Barty Crouch sich in Snapes Büro herum getrieben hat und Snape ihn, Harry, in Verdacht gehabt hätte, dort eingebrochen zu sein.

Moody habe ihn gerettet. Dann berichtet er von den Verdächtigungen, die Mad-Eye gegen Snape vorgebracht hätte.

Nun, das erfordert eine längere Antwort, als sie in einem Brief Platz hat. Mal sehen, was sich machen lässt…

Kein Wunder, dass Moody Snivellus im Auge behält. Wir alle wissen nur zu genau, dass der einst ein Todesser war und das genügt vollkommen, um misstrauisch zu bleiben…

Nun, in spätestens zwei Tagen werde ich in Hogwarts sein und dann kann ich mich vielleicht in Hogsmeade mit Harry und seinen Freunden treffen, was auch bedeutet, dass ich Tatze wieder zum Einsatz bringen muss.

Ich schreibe ihm ganz knapp, er solle mir den Termin für sein nächstes Hogsmeade Wochenende mitteilen, dann wandere ich weiter und warte auf seine Antwort.

Sie erreicht mich, als ich bereits im Versteck in den Bergen angekommen bin. Die Höhle ist wärmer und besser geschützt, als alles, was ich in den letzten Monaten zu Gesicht bekommen habe und ich schlafe mich erst einmal richtig aus, bevor ich in Gestalt von Tatze einen Streifzug durchs Dorf unternehme.

Auch hier gibt es weggeworfene Zeitungen, volle Mülltonnen und Leute, die schon mal einen netten Streuner füttern…

Trotzdem ist es zu wenig zum Leben, zuviel zum Sterben und ich verliere sehr viel an Gewicht.

Das was ich bei Moony hatte zulegen können, war schon vor meiner Krankheit wieder verbraucht und ich denke, Remus hat Recht, wenn er sagt, dass ich nicht mehr lange so weiter machen kann.

Aber ich habe keine andere Wahl, es geht um Harry, den Sohn meines besten Freundes und die einzige Hoffnung, die unsere Welt gegen Voldemort hat…
 

Kurz bevor es soweit ist, dass ich Harry wieder sehen werde, schicke ich die Eule, die er mir geschickt hat, mit genaueren Anweisungen, wo er mich findet zu ihm zurück und bitte ihn, mir soviel Essen, wie möglich mitzubringen.

Verdammt, ich habe einfach Hunger und so spendabel sind die Dorfbewohner nun auch wieder nicht.

Hin und wieder habe ich mir schon einen Tritt eingefangen, wenn sie genug von mir hatten, denn Tatze ist zwar stark und zäh, aber alles andere als niedlich…
 

Der ersehnte Tag kommt und ich erwarte die Kids in der Gestalt von Tatze. Ich bin richtig aufgeregt, zu lange hatte ich mal wieder keine menschliche Gesellschaft.

Da kommen sie auch schon den Weg herunter.

Harry, Ron und Hermine.

Harry hat seine Schultasche dabei und er scheint sie bis zum Bersten mit Essen voll gestopft zu haben.

„Hi, Sirius“, meint Harry knapp, als sie mich erreicht haben.

Ich kann nicht anders, ich muss an der Tasche schnüffeln. Lecker, mir läuft das Wasser im Mund zusammen…

Ich wedle knapp und fordere die Kids durch Gebärden auf, mir zu folgen. Es ist eine ganz schöne Strecke bis zu meinem Versteck hinauf und Tatze ist auf seinen vier Pfoten viel schneller als Menschen auf ihren zwei Beinen, aber die Kids folgen mir verbissen.

Ich schlüpfe durch die Felsspalte, hinter der meine Höhle verborgen liegt und die Kids folgen mir.

Sie sehen Buckbeak, den ich drinnen angebunden habe und Hermine begrüßt ihn freudig.

Ich werde wieder zu Sirius, Harry gibt mir seine Tasche und ich öffne sie.

„Hähnchen“, murmle ich heiser.

Meine Stimme ist wieder mal kaum mehr zu verstehen, weil ich sie ewig nicht mehr benutzt habe.

Ich nehme mir einfach einen Schenkel und setze mich auf den Boden. Dann beginne ich heißhungrig zu essen.

„Danke“, murmle ich zwischen den Bissen. „hab die meiste Zeit von Ratten gelebt, kann nicht zuviel in Hogsmeade klauen, würde auffallen…“

Ich grinse die drei Kids an. Es tut so verdammt gut ein paar freundliche Gesichter zu sehen, besonders das von Harry.

„Himmel, Sirius, was machst du hier?“ platzt er heraus und klingt regelrecht entsetzt.

Und ich hatte gemeint, er würde sich freuen, mich zu sehen – Shit!

„Ich erfülle meine Pflicht als dein Pate“, gebe ich trocken zurück. „Mach dir keine Sorgen um mich. Ich spiele den niedlichen Streuner.“

Harry schaut mich immer noch besorgt an und ich versuche seine Sorgen mit einem Grinsen zu zerstreuen. Ich bin es wirklich nicht mehr gewohnt, dass sich jemand Gedanken um mein Wohlbefinden macht.

Nun, Moony macht das sicher, aber den habe ich auch schon fast drei Monate nicht mehr gesehen.

Ich muss den Jungen wirklich beruhigen.

„Ich wollte zur Stelle sein“, erwidere ich nun in einem ernsten Ton. „Dein letzter Brief, du weist schon. Das wird alles immer verdächtiger. Hab jede weggeworfene Zeitung geklaut, die ich erwischen konnte, um auf dem Laufenden zu bleiben und ich denke, ich bin nicht der Einzige der sich Sorgen macht.“

Ich nicke zu meinen gesammelten Zeitungen hinüber. Gewöhnlich schlafe ich darauf, ist wärmer.

Doch Harry macht sich immer noch Gedanken.

„Was, wenn sie dich erwischen?“ platzt er heraus. „Was, wenn dich jemand sieht?“

„Nur ihr drei und Dumbledore wissen hier in der Gegend von Tatze“, meine ich achselzuckend und widme mich weiter dem Hähnchen.

Ich kann einfach nicht aufhören, zu essen.

Es schmeckt wirklich köstlich und mein Magen schreit nach mehr.

Die beiden Jungs beginnen meine Zeitungen zu studieren und reden über Barty Crouch. Er sei wohl krank und Hermine meint, das würde ihm recht geschehen, wo er doch seine Hauselfe rausgeworfen habe. Das klingt interessant.

Warum sollte jemand so war tun?

Hauselfen sind absolut zuverlässige Diener, unter allen Umständen und sie würden nie etwas gegen den Willen ihrer Besitzer tun…

Ich frage nach, will Näheres wissen und Harry erklärt. Die Elfe sei mit dem Dunklen Mal beim Quidditch Welt Cup in Verbindung gebracht worden und darauf hin habe Crouch sie raus geworfen.

Das ist wirklich seltsam, es hält mich nicht am Boden und ich konnte immer schon besser denken, wenn ich mich bewege.

Ich lasse mir die ganze Geschichte noch mal ausführlich erklären.

Die Elfe war zuerst in der Loge, dann haben sie die Kids im Wald wieder gesehen, wohin die vor den durchgeknallten Todessern geflohen waren.

Dann war die Elfe mit Harrys Stab erwischt worden.

Ich versuche die Angelegenheit aus allen Richtungen zu beleuchten. Wer hätte an den Stab herankommen können außer der Elfe?

Die Kids verdächtigen eine ganze Menge Leute, darunter die Malfoys. Die sind sicher Todesser, aber keiner konnte ihnen damals auch nur das Geringste nachweisen.

Harry erwähnt auch Ludo Bagman, der ihm beim Turnier immer seine Hilfe angeboten habe, obwohl er doch ein Preisrichter sei.

Über den weis ich gar nichts und frage nach.

Harry meint, er sei schon OK.

Doch Ron entgegnet, sie hätten ihn im Wald gesehen, kurz bevor das Dunkle Mal erschien. Es geht ein bisschen über Bagman hin und her, aber sie kommen zu keinem sicheren Ergebnis. Doch mich interessiert mehr, was Crouch genau getan hat.

Ich mag ihn nicht. Er war es, der mich ohne Prozess in Askaban festgesetzt hat und auch seinen eigenen Sohn dazu verdammt hat. Ich erkläre den Kids alles, was ich darüber weis und sie sind entsetzt.

Ich denke, sie verlieren ein wenig den Glauben an die Gerechtigkeit des Ministeriums.

Sie wollen Näheres wissen und als ich meine, sie würden das noch nicht verstehen, fordert Ron mich auf, es doch zu versuchen.

Nun, wir hätten uns damals auch nicht sagen lassen, wir wären zu jung. Ich muss mich nur daran erinnern, was wir nicht alles unternommen haben, um Informationen zu erhalten.

Die drei erinnern mich so verdammt an drei andere Kids, an Moony, Padfoot und Prongs.

Also grinse ich und erzähle ihnen, wie es damals war, als wir die Probleme mit Voldemort das erste Mal hatten. Die Unsicherheit, die Angst, die Hilflosigkeit…

Ich erzähle, wie ich den jungen Crouch in Askaban gesehen habe, den Besuch von dessen Mutter und Vater. Und auf Nachfrage auch vom Tod des Jungen. Ich will den Kids nicht zu viel über Askaban erzählen.

Die Erinnerung ist einfach zu schrecklich und das muss sich auch in meinen Augen zeigen, denn die Kids starren mich an, als wäre ich plötzlich ein anderer.

Reiß dich zusammen, Sirius, mach ihnen nicht noch mehr Angst, sie fürchten sich ohnehin schon genug…

„Moody meint, Crouch sei völlig besessen davon, Schwarze Magier zu fangen“, wirft Harry ein.

„Yeah, davon habe ich gehört“, erwidere ich. „Er ist in dieser Hinsicht wohl ein wenig verrückt. Ich denke, er ist der Ansicht, wenn er weiter schwarze Magier fängt, dann wird er wieder populär…“

„Und er hat in Snapes Büro rum gesucht!“ meint Ron. Er klingt, als wäre er auf einen Schatz gestoßen und ich denke, er kann den alten Snivelly auch nicht leiden.

Trotzdem macht das keinen Sinn und das sage ich den Kids auch. Crouch hätte es genau so gut offiziell machen können, ja sogar besser, als heimlich mitten in der Nacht, meine ich.

Auch Harry hat was gegen Snape, aber Hermine meint nur, Dumbledore würde Snape trauen.

Das Thema scheint zwischen den dreien nicht neu zu sein, zu geübt klingen die Einwürfe.

Doch auch ich bin nicht recht glücklich darüber, das Snivellus an Hogwarts unterrichtet und sage das auch. Ich weis ja (obwohl ich nicht mit den Kids darüber rede), dass er seine Tränke verscherbelt hat und die Slytherins seine besten Kunden waren.

Wie sehr können wir ihm wirklich vertrauen?

Doch soviel ich weis, ist Snivelly nie angeklagt worden und wie gesagt, er ist alles andere als dumm, erkläre ich den Kids.

Sie bringen Karkaroff ins Spiel. Er würde Snape kennen meinen sie.

Na klar, kennen die sich, aus unserem letzten Schuljahr, aber das erwähne ich nicht.

Ich will die Kids nicht noch mehr gegen ihn aufbringen. Immerhin ist er Lehrer und sie müssen irgendwie damit klar kommen, denn was auch immer, Dumbledore hat ihn eingestellt und er vertraut ihm.

Doch die Kids fangen wieder mit der Durchsuchung von Snivellys Büro durch Moody und Crouch an und ich erwidere, dass es mich nicht wundern würde, wenn Mad-Eye die Büros aller Lehrer durchsucht hätte.

Schließlich schlage ich vor, dass Ron an seinen Bruder schreiben soll, der Crouchs Assistent ist, vielleicht finden wir Näheres dabei heraus.

Ron ist skeptisch, erklärt sich aber schließlich dazu bereit.

Ich denke, es ist Zeit, dass wir uns wieder trennen, die Kids sind schon verdammt lange hier und es ist besser, wenn sie niemand vermisst und vielleicht dumme Fragen stellt.

Ich weise sie strikt an, nicht heimlich zu mir runter zu kommen und mich weiterhin auf dem Laufenden zu halten. Auf keinen Fall möchte ich, dass Harry sich in Gefahr oder in Schwierigkeiten bringt.

Harry widerspricht und meint, keiner habe dieses Jahr versucht, ihm etwas zu tun.

Doch das stellt mich keineswegs zufrieden und so antworte ich recht grimmig:

„Ganz egal. Ich kann erst wieder frei atmen, wenn das Turnier vorbei ist und das ist es erst im Juni.

Und wenn ihr untereinander über mich sprecht, dann nennt mich Snuffles, OK?“

Sie können mich wohl kaum weiterhin Padfoot nennen. Es gibt zu viele Leute, die diesen Spitznamen kennen und wissen, zu wem er gehört.

Ich werde wieder zu Tatze und begleite sie ins Dorf zurück. Sie tätscheln mir zum Abschied den Kopf, als sei ich wirklich ein Hund. Die beste Tarnung, die es für mich geben kann und daher gestatte ich es.

Ich folge ihnen mit den Augen, auf ihrem Weg ins Schloss hinauf.

Neuigkeiten
 

Die Zeit vergeht nur langsam und die Zeitungen sind voll mit Gerüchten, aber nur wenige Tatsachen kommen zum Vorschein.

Harry schickt mir jeden Tag ein echt gewaltiges Fresspaket und endlich werde ich wenigstens halbwegs satt.

Dennoch lebe ich wieder mehr wie ein Tier, als wie ein Mensch.

Ich bin dreckig, verwildert und stinke, aber ich wage es nicht, zu häufig mein Versteck zu verlassen.

Zu gefährlich.

Wohin sollte ich auch gehen?

Hier ist der einzige Ort, der sicher genug ist und nahe genug an dem Jungen dran.

Es ist wieder verdammt einsam, mit Buckbeak als einziger Gesellschaft.

Immer wieder kaue ich im Kopf das Gespräch durch, das ich mit den Kids geführt habe, aber ich bin hinterher nicht schlauer als zuvor.

Dann bekomme ich einen Brief von Harry, der alles noch weiter durcheinander bringt.

Er schreibt, dass in der dritten Aufgabe ein Labyrinth dran kommen würde, voll mit Ungeheuern und Fallen. Einer der anderen Champions, Viktor Krum aus Dumstrang, habe ihn dann um ein Gespräch gebeten und er sei ihm ins Gelände gefolgt, plötzlich sei Crouch daher getaumelt und habe etwas davon gefaselt, Voldemort würde stärker werden und es sei alles seine Schuld. Er müsse unbedingt mit Dumbledore reden. Crouch sei kaum bei Verstand gewesen.

Harry sei dann zum Schloss hinauf gerannt und als er nach einiger Zeit mit Dumbledore zurückgekehrt sei, wäre Krum bewusstlos gewesen und Crouch spurlos verschwunden.

Es wird immer eigenartiger.

Kann es sein, dass doch jemand an Hogwarts ist, der sein eigenes Süppchen kocht?

Gut möglich, aber wer und wo?

Ist es vielleicht Snivellus?

Kann ich mir kaum vorstellen. Er hatte Harry schon über drei Jahre lang in seiner Nähe und hat ihm nichts Ernstliches angetan, auch wenn er ihn schikaniert hat, wo er nur konnte.

Remus hat sogar erwähnt, er habe ihm im ersten Jahr das Leben gerettet, als der junge Lehrer, den Voldemort besessen hatte, versuchte Harry beim Quidditch umzubringen.

Und dann die Sache letztes Jahr…

Ich wollte dem Jungen natürlich sicher nichts antun, aber Snivelly musste das wohl glauben, denn alles sprach gegen mich.

Er ist sofort los und wollte eingreifen.

Ist ihm zwar schlecht bekommen, aber es ist wohl der Gedanke, der zählt.

Nee, Snivelly kann wohl kaum eine Gefahr sein.

Aber wer dann?

Karkaroff?

Nun, dem traue ich nicht besonders viel zu.

Vielleicht möchte er, aber ich denke, er ist zu feige. Nein, nicht direkt unter Dumbledores krummer Nase. Karkaroff war schon immer ein großkotziger, aalglatter Geck…

Ich überlege und überlege, aber ich komme zu keinem Schluss.

Doch eins wird mir plötzlich klar:

Was, verdammt noch eins, hat der Junge schon wieder alleine bei Dunkelheit im Gelände zu suchen gehabt, noch dazu mit einem von Karkaroffs Schülern?

Er soll sich gefälligst aus Schwierigkeiten raus halten…

Ich schicke ihm mit der Eule einen geharnischten Brief zurück.

Harry,

was soll der Blödsinn, einfach mit Viktor Krum beim Wald spazieren zu gehen? Ich will, dass du mir umgehend mit einer Retoureule schwörst, dass du zukünftig von nächtlichen Alleingängen absiehst. Es ist jemand in Hogwarts, der äußerst gefährlich ist. Für mich ist es völlig klar, dass jemand verhindern wollte dass Crouch mit Dumbledore sprechen konnte. Wahrscheinlich warst du in der Dunkelheit nur ein paar Meter von ihm entfernt. Er hätte dich töten können.

Dein Name ist nicht zufällig in den Feuerkelch geraten. Wenn jemand versuchen wollte, dich anzugreifen, dann war das seine letzte Chance. Bleib dicht bei Ron und Hermine, verlass den Gryffindor Turm in den Abendstunden nicht mehr und bereite dich auf die dritte Aufgabe vor. Übe Lähmen und Entwaffnen. Ein paar Hexereien wären auch nicht verkehrt.

Du kannst absolut nichts wegen Crouch unternehmen. Bleib in Deckung und pass auf dich auf. Ich warte auf deinen Brief, in dem du versprichst, nicht mehr irgendwo herum zu streunen, wo du nichts zu suchen hast.

Sirius
 

Verdammt, warum muss der Junge James nur so ähnlich sein?

Es wäre einfacher, wenn er ein bisschen mehr von Lily hätte. Die war wenigstens immer Vernunftgründen zugänglich und ließ sich was sagen … Und sie hat immer gut nachgedacht, bevor sie gehandelt hat.

Nun, es ist nicht zu ändern und ich kann nur hoffen, dass Harry sich meinen Brief zu Herzen nimmt.
 

Kurz darauf erreicht mich die Antwort und der Junge versichert mir, vorsichtig zu sein und nicht mehr rum zu streunen.

Außerdem will er mit seinen Freunden für die dritte Aufgabe üben…

Ich kann nur hoffen, dass er sich dran hält.

Ein gutes Vorbild kann ich wohl kaum für ihn sein, denn er weis ein paar von den Dingen, die ich in der Schule angestellt habe...

Ich muss da nur an das Ding mit dem Werwolf und Snivellus denken und davon weis er mit Sicherheit.

Moony hat ihm letztes Jahr davon erzählt…
 

Dumbledore schreibt mir.

Harry hat einen Traum gehabt und gesehen, wie Voldemort Peter gefoltert hat, weil der irgendwas verbockt hat, aber das sei jetzt wieder in Ordnung gebracht worden.

Dumbledore meint, das hätte sicher mit Crouchs Verschwinden zu tun und er mache sich immer größere Sorgen. Ich solle in Deckung bleiben. Er ginge jedoch davon aus, dass ich Harry bei seiner dritten Aufgabe sehen wolle und er empfiehlt mir, es als Tatze von Hagrids Gemüsebeet aus zu tun. Alle wären sicher abgelenkt und es bestünde wohl nur geringe Gefahr für mich…
 

Himmel, der alte Kauz. Natürlich möchte ich dabei sein, doch ich habe nicht mal zu träumen gewagt, dafür eine Chance zu bekommen.

Sofort fühle ich mich um Welten besser. Es ist schön, sich auf etwas freuen zu können…
 

Ich halte es jedoch für angebracht, Harry nochmal eine Warnung zukommen zu lassen. Er macht sich sicher so seine Gedanken, was dieser Traum zu bedeuten hat.

Himmel, Junge, pass blos auf dich auf…
 

Die Zeit vergeht wieder sehr langsam, aber sie vergeht dennoch.

Es wird Juni und der Abend auf den ich aus unterschiedlichen Gründen so lange gewartet habe ist da.

Ich verlasse meine Berghöhle, laufe als Tatze aufs Hogwarts Gelände und mache es mir in Hagrids Gemüsebeet bequem.

Das Turnier
 

Man hat einen gewaltigen Irrgarten auf dem Quidditch Feld zum Wachsen gebracht und rundherum sind Tribünen aufgebaut worden.

Als es langsam dunkel wird, beginnen die sich mit Leuten zu füllen.

Dann erhasche ich einen Blick auf Harry, der mit einem größeren Jungen als erster das Labyrinth betritt. Wenig später folgt ein watschelnder Junge, kurz darauf ein hübsches Mädchen.

Ein Sprecher kommentiert das Geschehen, aber ich bekomme nicht viel davon mit. Ich schätze, die Zuschauer auf dem Tribünen sehen mehr.

Manchmal geht ein Raunen durch die Menge, manchmal ein Seufzen oder Stöhnen.

Einmal höre ich einen gellenden Schrei und denke, das Mädchen ist vielleicht ausgeschieden.

Einmal sieht man rote Funken über dem Irrgarten. Der zweite Champion ist also raus.

Es raschelt und knackst im Gesträuch.

Wie lange dauert denn das noch?

Sie müssen doch bald den Pokal erreicht haben und der Sieger muss herauskommen…

Doch nichts Derartiges geschieht.

Plötzlich hört man einen lauten Knall und ein Rauschen aus dem Labyrinth.

Was ist da nur los?

Die Menge auf den Tribünen wird unruhig und keiner scheint etwas zu wissen.

Alle warten darauf, dass etwas geschieht, dass der Sieger heraus kommt oder was auch immer.

Die Lehrer, die um den Irrgarten patrouilliert sind, laufen hinein, um nachzusehen, was vor sich geht.

Es dauert einige Zeit, bis sie mit dem watschelnden Jungen und dem hübschen Mädchen zurückkommen. Beide sind bewusstlos…

Doch keiner Spur von dem anderen Jungen oder Harry.

Wo stecken die blos?

Es dauert und dauert, aber immer noch taucht keiner wieder auf.

Unternehmt doch endlich was!

Warum tut denn niemand was?

Ich werde unruhig und nervös.

Da stimmt etwas ganz eindeutig nicht.

Dieses blöde Gefühl hatte ich bisher erst zweimal in meinem Leben und jedes Mal ist jemand gestorben, an dem mir sehr viel lag.

Aber ich darf nichts tun, muss hier in diesem verdammten Beet sitzen bleiben, darf keine Aufmerksamkeit erregen.

Ich will schon jede Vorsicht in den Wind schlagen, als doch etwas geschieht:

Harry erscheint in einem Lichtwirbel neben dem Labyrinth am Rasen. Mit der einen Hand hat er den Pokal umklammert, mit der anderen den größeren Jungen und mit dem scheint etwas überhaupt nicht zu stimmen, denn er wirkt blass und leblos.

Harry kann sich nicht auf den Beinen halten und sinkt in sich zusammen.

Er zittert und blutet, lässt aber weder den Pokal noch den Jungen los.

Ich will schon zu ihm hinüber laufen, als eine Unmenge Leute herbei stürzen.

Allen voran Dumbledore und Fudge.

Ich muss mich zwingen, keine Bewegung zu machen, mich ganz ruhig zu verhalten, obwohl alles in mir danach drängt aufzuspringen und auch dorthin zu laufen.

Es herrscht ein gewaltiges Gedränge um die beiden Jungen und ich kann nichts Eindeutiges erkennen. Plötzlich entfernt sich Dumbledore aus dem Knäuel und geht auf ein Paar zu, bei dem es sich nur um die Eltern des andern Jungen handeln kann.

Weiteres herum Gewusel und dann hinkt der alte Mad-Eye mit Harry zum Schloss hinauf. Vielleicht hat Dumbledore ihn dort hin geschickt, damit sich Madame Pomfrey um den Jungen kümmern kann.

Harry wankt wie betäubt neben Moody her und scheint sich kaum seiner Umgebung bewusst zu sein.

Ich beschließe, zu warten, bis es etwas ruhiger wird und dann - koste es was es wolle - ins Schloss und zu Harry zu laufen.
 

Dann sehe ich, wie Dumbledore plötzlich ebenfalls zum Schloss hinaufstürmt, gefolgt von Snape und McGonagall.

Das macht mich noch nervöser, aber es sind immer noch zu viele Leute im Gelände, als dass ich etwas unternehmen könnte.

Nur sehr langsam zerstreuen sie sich und gehen in kleinen Gruppen zum Schloss hinauf.

Da kommt McGonagall wieder durchs Tor und es sieht aus, als wolle sie in meine Richtung.

Tatsächlich kommt sie zu mir ins Gemüsebeet und sagt klar und deutlich:

„Dumbledore hat zu mir gesagt, du sollst mir folgen und in sein Büro kommen.

Ich hoffe du kannst mich verstehen, ich komme mir ganz schön seltsam vor, mit einem Hund zu reden…“ setzt sie leiser hinzu.

Ich springe auf und beginne zu wedeln.

„Du verstehst also tatsächlich. Nun, dann komm mit…“ murmelt sie.

Sie eilt wieder in Richtung Schloss zurück und ich folge ihr. Die Marmortreppe hinauf, durch verschiedene Gänge, bis zum Gargoyle, der den Aufgang zu Dumbledores Büro bewacht.

„Knusper Kakerlaken“, murmelt sie, die Statue springt bei Seite und enthüllt die Wendeltreppe.

„Dort hinauf“, wendet sie sich an mich und weist mir den Weg (Als ob ich den nicht kennen würde).

Oft genug war ich in diesem Büro. Einmal, weil Dum-bledore von uns wollte, dass wir mit unserem Blödsinn aufhören und viele Male, als er gewisse Dinge mit uns zu besprechen hatte.

Die Tür mit dem Greifenklopfer springt auf und ich laufe hinein.

„Warte hier“, weist McGonagall mich streng an. „Dumbledore wird sicher bald kommen.“

Ich wedle erneut und sie lässt mich alleine.

Voldemorts Rückkehr
 

Nun, auf Dumbledore kann ich genauso gut als Sirius warten und so werde ich wieder zum Menschen.

Ich muss nicht all zu lange warten, doch in der kurzen Zeit mache ich mir größere Sorgen als das ganze Jahr zuvor.

Ich bin nervös, unruhig und ich habe Angst, große Angst um Harry.

Er sah gar nicht gut aus, dort unten neben dem Irrgarten…

Die Tür geht auf und Dumbledore kommt mit Harry herein.

Ich stürze auf den Jungen zu.

„Bist du in Ordnung, Harry“ rufe ich. „Ich wusste es – so was musste geschehen – Was ist passiert?“

Ich bin total aufgeregt und kann kaum einen klaren Gedanken fassen.

Der Junge sieht so schrecklich aus, wie ich mich fühle, aber er ist am Leben.

Er gibt mir jedoch keine Antwort.

„Was ist geschehen?“ dränge ich daher.

Doch es ist Dumbledore, der zu erzählen beginnt.

Barty Crouch, der Sohn, sei nicht in Askaban gestorben, seine Mutter habe mit Hilfe des Vielsafttrankes, der es einem Magier ermöglicht die Gestalt einer anderen Person anzunehmen, mit ihm getauscht und sei kurz darauf selbst dort gestorben.

Der Alte habe seinen Sohn unter dem Imperius die ganze Zeit zu Hause verborgen gehalten, verborgen auch unter einem Unsichtbarkeitsumhang, bewacht von eben jener Hauselfe, die der Alte im Sommer raus geworfen hatte.

Sie sei es auch gewesen, die den Alten überredet hatte, den Jungen zum Welt Cup zu lassen.

Er habe in der Loge Harrys Stab gestohlen und dann später das Dunkle Mal beschworen.

Nur wenige Tage später sei Voldemort mit Wurmschwanz im Hause Crouch aufgetaucht und habe den Jungen befreit, den Alten dem Imperius unterworfen.

Dann hätte der Junge mit Wurmschwanz Hilfe Moody überwältigt und der Junge habe – wieder mit Hilfe des Vielsafttrankes – die Rolle von Mad-Eye übernommen und er sei es gewesen und nicht Moody, der das ganze Jahr an Hogwarts unterrichtet habe.

Und jetzt hätte der Doppelgänger versucht, Harry zu töten, alles für Voldemort.

Ich glaube meinen Ohren nicht trauen zu können.

Das war ja eine Intrige ohne gleichen.

Doch was sollte das mit Voldemort?

Was ist mit dem?

Doch auch Dumbledore scheint es nicht genau zu wissen, denn er wendet sich an Harry.

„Harry, wir müssen jetzt in allen Einzelheiten wissen, was geschehen ist, nachdem du im Labyrinth den Pokal genommen hast.“

Himmel, der Junge ist völlig fertig, so neugierig ich bin, das muss doch Zeit haben.

„Hat denn das nicht bis morgen Zeit, Dumbledore“, platze ich heraus. „Lassen wir ihn in Ruhe, lassen wir ihn schlafen.“

Ich greife nach der Schulter des Jungen, um ihn Stütze und Halt zu bieten, denn er sieht fertiger als fertig aus.

Doch Dumbledore besteht darauf, alles zu hören.

Es sei wichtig, meint er und es würde nichts bringen, es zu verschieben, hinterher sei alles nur noch viel schlimmer.

Harry holt tief Luft und beginnt zu erzählen.

Der Pokal sei ein Portschlüssel und habe ihn und Cedric auf einen Friedhof versetzt.

Dort sei ein Mann auf sie zugekommen, der etwas getragen habe, eine Stimme habe gerufen „Töte den Überflüssigen“, dann ein grüner Blitz und Cedric sei tot gewesen, einfach so.

Der Mann habe ihn, Harry, dann an einen Grabstein gefesselt und er hätte den Mann als Wurmschwanz erkannt.

Der Name auf dem Grabstein sei Tom Riddle gewesen.

Wurmschwanz habe dann einen gewaltigen Steinkessel zum Vorschein gebracht und das, was er zuvor getragen hätte, wäre im Kessel gelandet. Es habe sich um ein unglaublich hässliche Baby Kreatur gehandelt.

Dann habe Peter einen Zauber gerufen: Knochen vom Vater unwissend gegeben und aus dem Grab, auf dem Harry festgebunden war, sei etwas Leuchtendes, Staubartiges in den Kessel geflogen.

Dann habe Peter ein Messer gezogen und einen weiteren Zauber gemurmelt: Fleisch vom Diener freiwillig gegeben und dann habe er seine eigene Hand abgeschnitten und in den Kessel fallen lassen.

Er habe sich gewunden und habe gewimmert, sei jedoch zu Harry hinüber gegangen und hätte ihm Blut aus der Armvene abgezapft - Er zeigt uns den Schnitt – und mit dem Spruch: Blut vom Feind mit Gewalt genommen ebenfalls in den Kessel gekippt.

Das ganze habe begonnen, herum zu wirbeln und Funken hätten gesprüht, später ein blendendes Licht.

Schließlich sei Voldemort lebend aus dem Kessel gestiegen und habe sich von Wurmschwanz ankleiden lassen.

Er hätte nach Peters Unterarm gefasst und der habe geschrieen.

Dann sei Voldemort auf Harry zugekommen und sei nun in der Lage gewesen ihn zu berühren, ganz im Gegensatz zu damals, wo Quirrell durch eine blose Berührung von Harrys nackter Haut verbrannt worden sei.

Dann seien plötzlich dutzende Todesser appariert und Voldemort habe ihnen eine Rede gehalten, ihnen Vorwürfe gemacht, ihn nicht gesucht zu haben, habe auch einige von ihnen dem Cruciatus unterworfen und sie seien demütig regelecht auf ihn zu gekrochen.

Dann habe er von seinen weiteren Plänen gesprochen und von der großen Macht, die auf sie alle warten würde.

Als letztes habe er ihnen beweisen wollen, dass Harry nicht sein Niedergang sei, sondern, dass er ihn besiegen würde.

Dann habe er Harry spöttisch zu einem Duell herausgefordert, habe ihn zwingen wollen, ihm zu gehorchen, schließlich sei es Harry gelungen zu fliehen und sich hinter einem Grabstein zu verstecken.

Aber er, Harry, habe nicht auf den Knien sterben wollen, sondern aufrecht und tapfer, wie sein Vater.

Voldemort habe den Averda ausgesprochen und Harry im gleichen Augenblick den Expelliarmus.

Und dann sei etwas Seltsames geschehen. Die Stäbe hätten sich irgendwie verbunden und hätten einen goldenen Lichtkäfig um die beiden Duellanten gewoben…

Plötzlich kann er nicht mehr weiter sprechen.

„Wie konnte sowas geschehen?“ platze ich heraus. Von einer derartigen Magie habe ich noch nie gehört. Wie sollte ein einfacher Expelliarmus den Averda ausschalten können?

Doch Dumbledore versteht und beginnt zu erklären.

Die Stäbe hätten denselben Kern, je eine Feder von seinem Phönix Fawkes und daher könne es zu eigenartigen Effekten kommen, wenn man zwei derartige Stäbe zwingen würde, gegeneinander zu kämpfen.

Ein Stab würde den anderen zwingen, alle Zauber, die mit ihm ausgeführt wurden in umgekehrter Reihenfolge erneut auszuführen.

Dumbledore drängt Harry weiter zu berichten und zögernd tut der Junge das auch.

Eine Art geisterhafter Cedric sei erschienen, dann zwei weitere Personen und als letztes … seine Mutter und sein Vater.

Ich kann kaum glauben, was ich da höre und keuche entsetzt. Der Junge wurde erneut gezwungen, seine toten Eltern zu sehen, wie schon letztes Jahr durch die Dementoren.

Er erzählt weiter.

Die Gestalten hätten ihm Mut zugesprochen und es ihm ermöglicht, zu entkommen.

Er sei auf ihre Anweisung zum Portschlüssel gerannt, die wütenden Todesser hinter ihm her.

Er sei zu Cedric gelaufen, wie dieser ihn in seiner Geistform gebeten hatte und hätte dann den Pokal mit dem Aufrufzauber zu sich gerufen. Der Portschlüssel habe ihn dann wieder nach Hogwarts zurück versetzt.

Der Phönix ist inzwischen zu Harry geflattert und heilt seine Wunden. Der Vogel muss ihn wirklich gern haben, wenn er das tut. Doch das fällt mir nur neben bei auf.

Die Geschichte war wirklich härter als alles, was ich je gehört habe und ein vierzehnjähriger Junge hat das alles überlebt.

„Ich bin stolzer auf dich, als ich es sagen kann“, meint Dumbledore leise zu Harry. „Du hast Tapferkeit jenseits von allem bewiesen, was ich erwartet hätte.

So große Tapferkeit wie jene, die Voldemort zu seiner großen Zeit bekämpft haben…“

Dann schlägt er Harry vor, in den Krankenflügel zu gehen, einen Schlaftrunk zu nehmen und erst mal eine Nacht traumlos zu schlafen.

Harry scheint alles egal zu sein, er scheint nur noch seine Ruhe haben zu wollen.

Verdammt, das was er heute Nacht erlebt hat, ist mehr, als die meisten von uns überstanden hätten und jeder, wirklich jeder, wäre danach fertig, völlig am Ende…

„Sirius“, wendet sich Dumbledore an mich. „willst du bei ihm bleiben?“

Ich nicke. Ich würde mich von nichts davon abhalten lassen, stehe auf und werde zu Tatze.

Dann bringen wir ihn gemeinsam in den Krankenflügel.

Dort warten schon eine Menge Leute auf uns.

Es sieht aus, wie Ron mit seiner halben Familie und Hermine.

Dumbledore bittet sie, Harry keine Fragen zu stellen und sie stimmen zu. Dann übergibt er den Jungen Madame Pomfrey und die bringt ihn ins Bett.

Ich setze mich einfach in eine Ecke und behalte ihn im Auge.

Dumbledore meint, er müsse noch mit Fudge sprechen und Harry solle den Schlaftrunk nehmen und verlässt uns.

Kaum hat Harry einen Schluck getrunken, sinkt er in seine Kissen und schläft ein.

Doch die Ruhe wärt nicht lange.

Man kann die wütende Stimme von McGonagall hören, die sich lautstark mit Cornelius Fudge streitet.

Sämtliche Rotschöpfe im Raum und auch Hermine zucken zusammen.

Weil nicht sein kann was nicht sein darf
 

„Sie sollten mit dem Lärm aufhören“, murmelt die Mutter der Familie. „Sie werden den Jungen noch aufwecken.“

Die Tür fliegt auf und die Streitenden platzen herein, gefolgt von Snape.

„Wo ist Dumbledore?“ will Fudge wissen.

Mrs Weasley meint sie wisse es nicht, doch bevor Fudge weiter fragen kann, kommt der Gesuchte auch schon herein.

Er will wissen, was das Durcheinander zu bedeuten hat und McGonagall informiert ihn, dass Fudge veranlasst hat, dass ein Dementor den jungen Crouch küsst.

Sie ist so stinksauer, wie ich sie noch nie erlebt habe, nicht mal damals als sie James und mich mitten in der Nacht mit der geklauten Pastete erwischt hat.

Snape mischt sich ein und meint, Fudge habe wohl seine Sicherheit gefährdet gesehen und es deswegen getan.

Es geht ein bisschen hin und her, dann meint Dum-bledore, es sei schade, dass Crouch nun nicht mehr Zeugnis über die Ereignisse ablegen könne und Fudge erwidert, das habe ohnehin keinen Sinn, Crouch sei wahnsinnig gewesen.

Darauf hin bringt Dumbledore Voldemort ins Spiel, aber Fudge will ihm nicht glauben.

Was auch immer Dumbledore sagt, er will es einfach nicht glauben. Meint, sein einziger Zeuge, Harry, sei wohl auch nicht so ganz richtig im Kopf und es könne einfach nicht sein, dass Voldemort wieder da sei.

Da mischt sich Harry selbst ein, keiner von uns hat bemerkt, dass er wach ist. Er wirft ein, Fudge würde wohl den Artikeln von Rita Skeeter glauben.

Und Fudge entgegnet, es müsse wohl was dran sein, die seien glaubwürdiger, als der Gedanke, dass Voldemort wieder zurück sei.

Er will sich auf keinen Fall vom Gegenteil überzeugen lassen, was auch immer jemand sagt.

Harry nennt die Namen der Todesser, die nach Voldemorts Wiedergeburt erschienen seien, aber Fudge meint nur, der Junge könnte die Namen sonst woher haben.

Dumbledore versucht auch, Fudge von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass die Dementoren von Askaban abgezogen werden müssten. Sie würden zu Voldemort übergehen, genau wie die Riesen und man müsse sich mit den intelligenten magischen Wesen in Verbindung setzten. Fudge weigert sich.

Plötzlich wird es Snape zu dumm und er zeigt Fudge sein Todesserbrandmal.

Er meint, vor einer Stunde sei es noch pechschwarz gewesen, aber selbst jetzt könne man es noch sehr gut sehen.

Fudge zuckt vor ihm zurück, als habe er ihn versengt. Die Tatsache, dass Snivellus ein Todesser war, entsetzt ihn augenscheinlich mehr als alles andere.

Fudge will nur noch hier raus und er meint, Dumbledore wolle nur seinen Job haben und betreibe daher diese Panikmache.

Er klatscht Harry den Gewinn aus dem Trimagischen Turnier auf den Nachttisch und verschwindet mit langen Schritten.

Dumbledore seufzt, aber er scheint entschlossen.

Er will wissen, wer von den Anwesenden an seiner Seite stünde und alle tun es.

Mrs Weasley meint, er könne auch auf ihren Mann zählen. Der älteste ihrer Söhne fügt hinzu, er werde seinen Vater benachrichtigen und verschwindet.

Dumbledore schickt McGonagall los, Hagrid zu holen. Er soll sich wohl um die Sache mit den Riesen kümmern. Auch McGonagall geht sofort.

Dann meint er:

„Nun sollten zwei aus unserer Gruppe von einander wissen, wer sie sind. Sirius, wenn du bitte deine wirkliche Gestalt annimmst.“

Und Tatze wird wieder zum Menschen.

Mrs Weasley schreit auf, doch Ron beruhigt sie sofort wieder.

Snivellus wirft mir einen Blick zu, der mich auf der Stelle getötet hätte, wäre es ihm möglich gewesen. Sein Hass ist um keinen Deut geringer geworden und ich muss zugeben, dass ich momentan auch nicht die geringste Zuneigung für ihn empfinde.

Abgesehen von allem anderen ist er auch Schuld daran, dass es Remus so mies geht…

„Der“, schnarrt Snape. „Was tut der hier?“

Und Dumbledore meint, ich sei auf seine Einladung hier, genau wie Snivellus selbst. Er würde uns beiden vertrauen und es sei Zeit, die alte Fehde zu begraben.

Weder Snivellus noch ich haben große Lust dazu, zu viele Dinge, zu viele Jahre, stehen zwischen uns.

So verdammt viel Abneigung, Misstrauen und alter Zorn…

Doch Dumbledore macht es kurz. Er verlangt einen Nichtangriffspakt und will, dass wir uns einfach die Hand schütteln.

Der Alte kann ganz schön überzeugend sein, wenn er das will und so geben wir uns die Hand.

Sehr kurz, als würde eine längere Berührung uns versengen oder mit einer tödlichen Krankheit infizieren…

Kaum ist das geschehen, schickt Dumbledore mich los. Ich soll die alten Mitglieder des Phönixordens informieren und dann bei Remus untertauchen.

Ich möchte nicht gehen, möchte gerne noch bei Harry bleiben, aber ich sehe natürlich die Dringlichkeit und die Notwendigkeit dieser Aktion ein.

Die Zeit drängt wirklich und nachdem ich mich rasch von Harry verabschiedet habe, werde ich zu Tatze und verlasse den Raum und das Schloss…
 

Nun, was war das damals mit Severus?

Was muss er empfunden haben, mir so plötzlich gegenüber zu stehen?

Seinem alten Feind, in den er vor so vielen Jahren so sehr verliebt war?

Man gibt mir die Antwort.

Schon im letzten Jahr hatte ihn die Begegnung völlig aus der Ruhe gebracht und er war fast wahnsinnig geworden.

Mit der Zeit konnte er sich wohl damit abfinden, dass ich doch nicht Schuld am Tod von Lily war.

Er hat sich wohl das Ganze in endlosen schlaflosen Nächten wieder und wieder durch den Kopf gehen lassen.

Severus wusste nichts von Tatze, hat ihn an diesem Tag zum ersten Mal als das erkannt, was er wirklich ist.

An diesem Tag konnten wir uns wirklich nicht ausstehen, haben uns verabscheut wie noch nie.

An diesem Tag musste Severus seinen sorgfältig gehegten Hass gegen mich aufgeben, musste einfach mit mir zusammen arbeiten, weil es unabdinglich nötig war.

Wir waren beide intelligent genug, um das zu erkennen, aber es muss verdammt schwer für ihn gewesen sein, die fest zementierten Ansichten von fast vierzehn Jahren aufzugeben…

Er hat im folgenden Jahr wieder bei den Todessern spioniert und das muss seinem Selbstbewusstsein einen enormen Auftrieb gegeben haben.

Er tat etwas, das keiner außer ihm tun konnte.

Nur er war früher ein Todesser gewesen und dann wieder auf unsere Seite zurückgekehrt.

Dumbledore vertraute ihm und brauchte ihn.

Muss Severus ganz schön was abgegeben haben, auch wenn es verdammt gefährlich war.

Doch er hatte noch nie vor irgendwas Angst und hatte schon immer getan, was er glaubte tun zu müssen …
 

Als Tatze laufe ich in die Berge und hole Buckbeak ab. Es ist Nacht und keiner sieht uns, als wir abheben und uns auf den Weg zu Remus nach London machen…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hotepneith
2006-08-17T09:03:10+00:00 17.08.2006 11:03
Sehr interessant, das trimagische Turnier mal so aus dem HIntergrunfd, als Beobachter zu sehen, v.a. die Informationen, wie mies es Remus in der ganzen Zeit gegangen ist ( eigentlich logisch)
Du hattest doch geschrieben, dass er sein Gold nicht mehr bei Gringotts haben durfte, nachdem er Lehrer war, haben ihn die Kobolde wieder aufgenommen?


Zurück