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Von Jenseits des Schwarzen Schleiers

Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück
von

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Der Phönixorden

Kapitel 8

Der Phönixorden

Arbeit
 

Ich richte mich mit Remus in Blacks Spot ein.

Wir haben uns entschlossen, jeder für sich ein Zimmer zu nehmen.

„…vielleicht bringst du doch mal ein Mädel mit und dann störe ich nur“, hat er gemeint und sich das kleinere Schlafzimmer genommen.

Er hat tatsächlich Arbeit in einem Pub gefunden, nicht im Tropfenden Kessel, nein, das nicht, sondern im Gleaming Pumpkin.

Ein Ort, wo auch gerne die Halbwelt verkehrt, die ich ausspionieren soll.

Rasch gewöhnen wir uns daran, tagsüber zu schlafen und nachts wach zu sein, denn sowohl das Geschäft im Pumpkin, als auch seine Besucher sind recht lichtscheu.

Moonys freundliche, offene Art hat ihn schon bald bei seiner Kundschaft beliebt gemacht und sie erzählen ihm viele Dinge, die sie keinem anderen anvertrauen würden.

Er gilt als verschwiegen und als jemand, der immer einen guten Rat bereithält.

Ich lerne zu Trinken, zu Rauchen, zu Fluchen.

Die Sprache und das Benehmen der Leute, an die ich ran will.

Weil ich Gold habe und immer bereit bin, einen auszugeben, mögen sie mich.

Besonders die Frauen.

Ich bin nicht besonders scharf auf sie, denn die meisten von ihnen sind mehr als nur halbseiden, aber ich unterhalte mich gerne mit ihnen.

Sie hören von Dingen, wie sonst keiner, denn ihre Kundschaft ist bei den doch sehr – privaten - Treffen manchmal recht redselig.

So bringe ich zum Beispiel in Erfahrung, dass Voldemorts Anhänger sich als Todesser bezeichnen – echt spaßig diese krummen Vögel…
 

James erscheint häufig in der Zeitung.

Einer der jüngsten Sucher seit Jahren … Seine hübsche Freundin … und wieder hat er in kürzester Zeit den Snatsch gefangen…

Sein Name ist immer wieder für Klatsch und Schlagzeilen gut.

Wir haben nur noch selten Gelegenheit, uns zu sehen, aber wenigstens ist einmal im Monat Vollmond und dann treffen wir uns manchmal in Cornwall und rennen zusammen durch die Nacht. Eine nette Abwechslung…

Mein hübsches Gesicht und meine Großzügigkeit haben mir im Pumpkin den Ruf eingebracht, ich sei ein reicher Erbe, der das verruchte Leben kosten möchte und der Name Black tut ein Übriges. Und da sind dann noch die Treffen des Ordens…
 

Eine rotgoldene Feder erscheint in Blacks Spot und teilt uns mit, dass Dumbledore uns sehen will. Remus seufzt und nimmt sich einen Abend frei. Er verdient nicht allzu viel, kann sich aber damit einigermaßen über Wasser halten.

Ich würde ja gerne alles zahlen, aber er besteht darauf, seinen Teil zu unserem Haushalt beizutragen.

„Lass mal, Padfoot“, sagt er dann immer. „Ich hab schon genug…“
 

Wir Apparatieren zur angegebenen Adresse.

Eine Menge Leute sind schon dort, auch Lily und James sind gekommen.

Dumbledore stellt uns die anderen vor. Auch Hagrid ist dabei und freut sich, uns zu sehen.

Dumbledore lässt uns vor den anderen Mitgliedern den Eid auf den Orden des Phönix schwören, dann lässt er uns berichten.

Wir tun es ausgiebig.

„Dann hat der Feind jetzt also einen Namen“, meint Dumbledore als ich zu Ende gekommen bin. „Todesser – nun Voldemort hatte immer schon einen eigenartigen Sinn für Humor.“

„Die Leute haben Angst“, erzählt James. „Man weis nie, wem man trauen kann.

Noch nicht mal, ob die Spieler der gegnerischen Mannschaft Anhänger Voldemorts sind. Aber wir konnten die Namen einiger – wie hat Sirius sie genannt – Todesser in Erfahrung bringen.“ Er nennt sie. „Wir wissen zwar, dass sie Voldemort folgen, aber wir werden ihnen nicht so leicht was nachweisen können. Nun, wenigstens sind wir gewarnt.“

Die Longbottoms berichten von geplanten Aktionen gegen bestimmte Magier und auch gegen Muggel. Dumbledore koordiniert eine Vorgehensweise, um die gefährdeten Personen zu schützen.

In einer Nacht und Nebel Aktion ziehen wir los und es kommt zu einem Kampf mitten in London gegen ein paar ausgerastete Todesser.

Flüche fliegen hin und her, doch bevor wir unsere Gegner festnehmen können, sind sie bereits Apparatiert. Nun, wenigstens die Muggel sind für heute in Sicherheit.
 

So geht es weiter. Manchmal gewinnen wir und die Todesser müssen fliehen. Manchmal sind die Todesser in der Übermacht und wir müssen uns geschlagen zurückziehen. Es kommt auch zu Verlusten auf unserer Seite und wir brauchen dringend neue Leute.

Jeder kennt jemanden, der vielleicht geeignet wäre.

Wir erinnern uns an Peter, der jetzt in einer untergeordneten Stellung beim Ministerium für Magie arbeitet.

Ich bespreche mich mit Remus und wir beschließen, ihn einfach nach Blacks Spot einzuladen. Inzwischen habe ich mir längst eine Eule zugelegt, schon um mit James und Lily in Verbindung zu bleiben. Ich habe sie Altair genannt.
 

Peter antwortet hocherfreut und taucht auch ein paar Tage später bei uns auf.

„Padfoot, Moony“, ruft er, als er hereinkommt, „schön euch zu sehen. Wie geht´s euch?“

„Setz dich, trink was“, erwidere ich.

Wir wollen erstmal die Lage peilen, bevor wir mehr erzählen.

„Wie geht´s dir? Erzähl mal.“

„Nun“, erwidert er. „Nicht schlecht. Ich habe mich von Sara getrennt, noch bevor wir Hogwarts verlassen haben. Du hattest nämlich Recht, Padfoot, es kommt nicht gut, unter dem Pantoffel zu stehen und Mum wäre auch nie damit einverstanden gewesen.“

„Du wohnst also noch zu Hause?“ will Moony wissen.

„Yeah. Ist einfacher, wenn Mum sich um alles kümmert. Ich arbeite im Ministerium und verdiene nicht schlecht. Da kann ich auch gut für Mum sorgen.

Aber jetzt erzählt, was macht ihr beide so, über James kann man ja dauernd was in der Zeitung lesen…“

Wir erzählen ihm erst mal die halbe Wahrheit.

Wir wissen nicht, inwieweit er immer noch der Peter ist, an den wir uns erinnern.

Es ist zwar nur ein halbes Jahr vergangen, seit wir aus der Schule sind, aber Peter war im letzten Jahr nicht mehr viel bei uns.

Er scheint noch immer der Alte zu sein.

Witzig, zappelig, nicht besonders begabt, aber immer noch unser alter Freund…

Wir beschließen, ihn einzuweihen und zu fragen, ob er mitmachen will.
 

Es war dumm, diese wichtige Sache nicht Dumbledore zu überlassen. Peter war damals nicht mehr unser Freund, wenn er es jemals wirklich war…

Er arbeitete damals bereits für Voldemort und war natürlich begeistert, so dicht an die Gegenorganisation dran zu kommen, ja sogar in sie hinein.

Wie muss er sich gefreut haben, wie stolz muss er damals gewesen sein, dass er uns so täuschen konnte, selbst Moony, der gewöhnlich sowas buchstäblich riechen konnte…
 

Peter ist Feuer und Flamme und sagt zu, mit zum nächsten Treffen zu kommen. Wir versprechen, ihn über Ort und Zeit zu benachrichtigen.

Karina
 

Peter verlässt uns gegen Abend und wir gehen wieder unserer Arbeit nach.

Es gibt hier einen Ganoven namens Mundungus Fletcher. Er handelt mit gestohlenen Waren und ist ein recht zwielichtiges Subjekt.

Aber er weis Dinge, die sonst keiner weis und kann Dinge besorgen, die niemand sonst auftreiben kann.

Nur vergisst er manchmal zu bezahlen…

Das macht ihn nicht unbedingt beim Publikum des Pumpkin beliebt. Besonders weil er meistens wirklich pleite ist und dann nicht mal seine Zeche bezahlen kann.

Ich übernehme es für ihn und dafür gibt er mir Informationen, die sind zwar immer recht gut, aber ansonsten ist Dung nicht besonders zuverlässig und wenn er getrunken hat, belästigt er auch die Mädels…

Ein paar von denen sind recht nett und intelligenter, als man es bei ihrem Beruf vermuten könnte.

Sie sind weltklug und haben eine Menge Lebenserfahrung. Hin und wieder hat mal Eine Ärger mit ihrem Beschützer und flüchtet dann zu mir.

Ich habe hier nämlich auch den Ruf, eine üble Rechte zu schlagen, wenn mir jemand auf den Sack geht.

Dung hat das auch schon zu spüren bekommen.

Heute ist es wieder mal soweit, dass eins von den Mädels meine Hilfe braucht…

„Sirius“, murmelt Karina und setzt sich zu mir an den Tisch. „Kann ich heute Nacht mit zu dir kommen?

Wenn Patrick mich erwischt, schlägt er mich grün und blau. Er ist stockbesoffen und stink wütend.

Wenn er wieder nüchtern ist, ist alles wieder in Ordnung, aber heute laufe ich ihm besser nicht mehr über den Weg.“

Ich überlege. Ich hab noch nie eins von den Mädels mit nach Hause genommen. Keiner hier weis überhaupt, wo wir wohnen. Es weis auch kaum einer, dass ich Remus besser kenne…

Dann fällt mein Blick auf den erwähnten Patrick. Ein Bulle von einem Kerl und noch betrunkener, als Karina es beschrieben hat.

„Wenn ich mit dir mitgehe, denkt er, ich habe einen Kunden und lässt mich in Ruhe“, drängt sie ängstlich.

„Na gut“, meine ich. „Lass mich zahlen und dann gehen wir.“

Sie strahlt mich an.

Karina ist ein recht hübsches Mädchen und wenn sie nicht so übermäßig geschminkt wäre, könnte sie wirklich schön sein. Dass sie nett und nicht dumm ist, weis ich ohnehin schon lange.

Ich gehe zu Remus an die Bar und gebe ihm Bescheid, was ich vorhabe.

„Ich dachte schon, du nimmst nie eine mit“, grinst er schief.

„Nee“, meine ich. „Patrick will sie vertrimmen und da passe ich lieber ein bisschen auf sie auf.“

„Oh, der heilige St Sirius“, flachst Moony. „Pass nur auf, dass dir der Scheinheiligenschein nicht runter fällt.“

„Blödmann“, gebe ich zurück und grinse.

„Wir sprechen morgen weiter“, erwidert er. „Ich bin leise, wenn ich heimkomme, OK?“

„OK, dann bis morgen, Moony“, entgegne ich einfach.

Ich winke Karina zu mir und durchs Feuer gehen wir nach Blacks Spot.

„Wow“, meint sie. „Du wohnst aber gediegen.“

„Gefällt`s dir?“ frage ich und plötzlich bin ich ein bisschen schüchtern.

Ich war noch nie mit einem Mädchen alleine.

„Wo schläfst du?“ will sie wissen.

„Komm ich zeig´s dir“, meine ich und führe sie in mein Schlafzimmer.

Sie schaut sich um und beginnt dann, sich auszuziehen.

Ich werde rot und wende verlegen den Blick ab.

„Du, deswegen hab ich dich aber nicht mitgenommen“, murmle ich.

„Weis ich“, erwidert sie. „Du bist nicht der Typ dafür und die anderen Mädels meinen, dass du echt nett bist, weil du uns nicht gleich anspringst.

Obwohl wir sind, was wir sind, behandelst du uns wie echte Damen.

Du bist ein toller Mann, aber du scheinst dich für Mädchen nur als Menschen zu interessieren. Die anderen Kerle behandeln uns immer wie Ware.

Du behandelst uns, als wären wir einfach deine Freunde und wir wissen das alle echt zu schätzen.“

Sie setzt sich in ihrer abgetragenen Spitzenunterwäsche auf mein Bett und klopft neben sich auf die Kissen.

„Du magst doch Mädchen, oder?“ murmelt sie.

„Denke schon“, gebe ich zögernd zurück.

Sicher mag ich Mädchen und die ganze Situation ist sehr erregend für mich.

Verdammt erregend.

„Sonst mache ich das nicht“, flüstert sie und küsst mich sanft.

Mir läuft es heiß und kalt den Rücken hinunter und ich erwidere ihren Kuss.

Ihre Hände gleiten unter meine Robe und ziehen sie mir über den Kopf, dann will sie meine Hose aufmachen.

„Lass, das kann ich alleine“, murmle ich.

Ich will das Mädel, ich will sie einfach…

Ich lege den Rest meiner Kleidung ab, lasse sie einfach auf den Boden fallen.

„Großer Merlin, hast du einen tollen Körper“, meint sie.

Ich habe ihr den Rücken zugewandt.

Mein Steifer ist mir doch ein bisschen peinlich vor der Kleinen, aber dann denke ich mir, dass ich sicher nicht der erste Mann bin, den sie nackt sieht.

Das Zimmer ist dunkel und nur der Halbmond bietet ein wenig Licht.

Ich gehe zum Bett zurück und setze mich wieder neben sie. Ich denke, es ist besser, wenn ich ehrlich zu ihr bin.

„Karina“, murmle ich also. „Ich hatte noch nie was mit ´ner Frau. Also wundere dich bitte über nichts, OK.“

„Du bist ein feiner Kerl, Sirius und du bist ehrlich. Findet man selten. Ich hab dich für älter gehalten, so wie du dich benimmst, aber du bist noch recht jung, oder?“

„Jung? Na ja, ich bin achtzehn“, gebe ich achselzuckend zurück. „Zu jung für dich?“

„Nee, ´ne angenehme Abwechslung, mal mit jemand in meinem Alter ins Bett zu gehen und zwar, weil ich es möchte und nicht, weil ich Geld verdienen muss.“

Was müssen diese Mädels nur für ein beschissenes Leben führen…?

Sie befreit sich von ihrer Unterwäsche und zieht mich zu sich aufs Bett. Sie küsst mich erneut und plötzlich sind ihre Finger überall auf meiner Haut. Ich finde es wunderschön und beginne auch ihren Körper zu erforschen.

Ihre Haut ist glatt wie Marmor, aber warm.

Ihre Brüste sind hoch und fest, aber nicht zu groß. Die hat welliges, schulterlanges, rabenschwarzes Haar und graue Augen, die im Halbdunkel wie Sterne leuchten.

Eigentlich ist sie ein tolles Mädchen, habe ich unter der ganzen Schminke gar nicht bemerkt.

„Du bist sehr zärtlich“, flüstert sie. „Du hast wundervolle Hände. Mach weiter.“

Warum sollte ich auch nicht zärtlich sein?

Es ist schön, sie so zu streicheln. Mein steifer Penis pocht an meinem Oberschenkel und als sie danach greift, ist es bei mir auch schon vorbei.

„Sorry“, murmle ich. „So hatte ich mir das nicht vorgestellt…“

„Du bist sehr jung, da geht es gleich nochmal, keine Sorge“, erwidert sie.

Und sie beweist es mir.

Ihre Hand an meinem Unterleib macht phantastische Dinge mit mir. Ich traue mich nicht recht, sie auch dort anzufassen, bis sie meine Hand nimmt und zwischen ihre Beine legt.

Sie zeigt mir, was ich tun soll. Schließlich hilft sie mir, in sie einzudringen und ich scheine keine schlechte Leistung zu bringen, denn sie seufzt hingebungsvoll.

Es dauert eine ganze Weile, bis ich nicht mehr kann und mich ziemlich erschöpft von ihrem glatten Leib wälze.

„Und ich war echt deine erste Frau?“ fragt sie.

„Yeah“, erwiderte ich. „Meine erste…“

„Dann würde ich wirklich gerne wissen, wie du bist, wenn du mehr Erfahrung hast.“

„Wie meinst du das?“ will ich wissen.

„Weist du, die meisten Kerle sind toll im Bett, aber nur in ihren Erzählungen, in echt taugen sie nichts. Und dann kommst du daher und sagst ‚Karina, du bist meine erste Frau’ und dann bringst du mehr zu Stande, als diese ganzen Großmäuler zusammen.“

„Danke“, murmle ich etwas verlegen, aber angenehm überrascht. „Du musst nicht meinen, dass ich das von dir erwartet habe, Karina, echt nicht. Ich hätte dir auch mein Bett überlassen und auf einem Sessel im Salon geschlafen.“

„Das weis ich doch. Du bist ein echter Gentleman, Sirius. So was wie dich findet man selten, auch in der sogenannten besseren Gesellschaft. Du gehörst zu den London Blacks, oder?“

„Yeah, aber ich bin so was wie ´n schwarzes Schaf“, erwidere ich.

„Ein schwarzes Schaf in ´ner Familie von schwarzen Magiern ist wohl eher so was wie ´n weißer Rabe, oder?“ erwidert sie.

„Du bist ganz schön schlau“, meine ich.

„Für ´ne kleine Bordsteinschwalbe, meinst du?“

„Nee, für ´n junges Mädel.“

„Danke, aber du weist doch was ich bin.

Jetzt frag mich bitte nicht, wie so ´n nettes Mädel wie ich zu so ´nem Job kommt. Ich brauchte Gold und er bot sich an. Lassen wir´s dabei OK?“

„Wie du willst. Ich hab kein Problem mit deinem Job. Jeder kann tun, was er für richtig hält, solange er keinem anderen damit schadet.“

„Du bist ganz schön tolerant.“

„Hab ich als junger Kerl so gelernt.“

„Bei den schwarzen Blacks?“ fragt sie erstaunt.

„Bin nicht bei ihnen aufgewachsen“, erwidere ich. „Hatte Klasse Pflegeeltern, die mir beigebracht haben, wie man sich benimmt und wie man in der Welt weiter kommt.“

„Müssen echt anständige Leute sein.“

„Yeah, yeah, das waren sie wirklich. Bitte frag nicht weiter nach…

Es tut zu weh an sie zu denken…“

„Hat Du-weist-schon-Wer sie auf dem Gewissen?“ bohrt sie nach.

„Dad schon, yeah. Mum ist an einer degenerativen Krankheit gestorben.“

„Meine Eltern hat er auch auf dem Gewissen“, murmelt sie. „Ich bin keine besonders begabte Hexe, fast eher schon ein Squib, war nie auf einer anständigen Schule und meine Familie war immer arm. Als meine Eltern nicht mehr gelebt haben, hatte ich keine andere Wahl, als diesem Beruf im Pumpkin nachzugehen.

Na ja, man kann davon leben, aber Patrick ist manchmal ein echtes Problem…“

„Warum bist du dann mit ihm zusammen?“ will ich wissen.

„Weil nicht alle Kerle so nett sind wie du und wenn sie sich beschissen aufführen, dann greift Patrick ein“, erwidert sie. „Ich gebe ihm Gold dafür, aber es gibt Tage, da verdiene ich zu wenig und er wird sauer…“

„Wenn du Gold brauchst, geb ich dir welches, Karina“, biete ich ihr an.

„Nee, Sirius, von jedem anderen, aber nicht von dir. Ich würde dich lieber als einen Freund ansehen, denn als einen Kunden.

Es war so nett von dir, mich mitzunehmen, ohne von mir zu erwarten, dass ich mit dir ins Bett gehe und dort sonst was mit dir mache.“

„Sonst was?“

„Ach, Sirius, du hast ja keine Ahnung, was Kerle mit Mädels wie mir manchmal anstellen.

Ein blaues Auge oder ein paar gebrochene Rippen sind noch das Wenigste. Mach dir keine Gedanken, ich komm schon klar.“ Sie gähnt. „Lass uns ein bisschen schlafen, ich bin müde.“

Ich brumme bestätigend, auch ich bin müde.

Sie kuschelt sich vertrauensvoll an mich und ist kurz darauf eingeschlafen.

Ich brauche ein bisschen länger. Es war eine völlig neue Erfahrung, mit Karina zu schlafen und es war schön, aber das Ganze hat wohl keine Zukunft.

Ich arbeite für den Orden und sie im Horizontalen Gewerbe…

Ich gähne, drehe mich zur Seite und schlafe ebenfalls ein.

Moony ist neugierig
 

Karina schläft noch fest, als ich am nächsten Tag gegen Mittag wach werde. Ich lasse sie schlafen und schleiche mich in die Küche.

Remus sitzt beim Kaffee und grinst mich an.

„Schläft die Kleine noch?“ will er wissen.

„Yeah“, erwidere ich. „Hast du auch `nen Kaffee für mich?“

„Bedien dich“, meint er und grinst weiter.

„Was grinst du so?“

„Kannst du dir doch denken, oder? Mein kleiner Bruder ist heute Nacht wirklich zum Mann geworden, oder?“

„Komm mit nicht männlicher vor als gestern, Moony. Aber verdammt schön war´s schon.“

„Erzähl“, fordert er mich auf.

Und ich erzähle.

„…das Ganze hat keine Zukunft, aber es hatte schon was.“

„Nicht verknallt?“ will Moony wissen.

„Weis nicht. Ich mag Karina, aber verknallt? Nee, eher nicht…“

Die Tür geht auf und Karina kommt herein.

Sie trägt meinen Morgenmantel und sonst nicht viel. Sie sieht noch sehr verschlafen aus und gähnt.

Dann sieht sie sich in der Küche um.

„Remus?“ murmelt sie erstaunt. „Was machst du denn hier?“

Natürlich kennt sie ihn nur als Barkeeper des Pumpkin.

„Ich wohne hier. Sirius und ich sind alte Schulfreunde“, erwidert er. „Magst du ´nen Kaffee?“

„Hätt ich mir denken sollen“, meint sie und nimmt sich eine Tasse. „Habt euch nie anmerken lassen, dass ihr euch besser kennt.“

„Warum hättest du es dir dann denken sollen?“ fragt Remus nach.

„Weil ihr manchmal die Köpfe zusammensteckt, wenn es keinen Grund dafür gibt“, erwidert sie.

„Wie lange kennt ihr euch schon?“

„Über sieben Jahre, stimmt´s, Remus?“ erwidere ich.

„Yeah, schon ´ne halbe Ewigkeit.“

„Warum machst du den Job im Pumpkin“, will sie wissen. „Du bist nicht der Typ, der sich normaler Weise hinter den Tresen in einer solchen Kneipe stellt. Du bist viel zu intelligent und ein viel zu guter Zauberer.

Ich hab paar Mal gesehen, wie du ein Glas repariert hast oder so. Geschickt, beiläufig, als wäre es ganz normal.“

„Hab meine Gründe“, erwidert er und auf ihren fragenden Blick. „Ich bekomme keine andere Arbeit.“

„Und du, Sirius, kommst mir auch ganz anders vor, als der faule Sohn reicher Eltern. Und gestern hast du gesagt, du wärst nicht bei den Blacks aufgewachsen. Ihr passt beide nicht in eine solche Umgebung. Nicht, dass es jemand außer mir aufgefallen wäre.“

Remus seufzt.

„Da waren wir wohl unvorsichtig, was Padfoot?“

„Yeah, sieht so aus“, gebe ich zurück.

Plötzlich blitzen ihre Augen auf.

„Ihr arbeitet gegen Du-weist-schon-Wer, oder?“

„Karina ist fast eine Squib und Voldemort hat ihre Eltern auf dem Gewissen, aber sie ist echt schlau…“ meine ich tastend.

„Karina“, wendet er sich an sie. „Willst du für uns arbeiten? Du hörst viel, bekommst viel mit, könntest uns viele Informationen liefern.“

„Ihr habt Mut, ihr nennt den Namen. Ich werde euch helfen…“
 

Karina wurde unsere wichtigste Informantin und meine Freundin.

Immer wenn ihr Patrick zu viel wurde, kam sie mit zu mir nach Blacks Spot und wir waren zusammen.

Habe ich mich damals in sie verliebt?

Nein, aber sie war mir fast drei Jahre lang eine gute Freundin…

James und Lily
 

Fast drei Jahre vergehen. Peter ist mit uns im Orden und wir gehen gegen Voldemort vor, wo wir nur können, aber es scheint nahezu hoffnungslos zu sein. Immer mehr Leute verschwinden oder sterben, auch jene aus dem Orden.

Immer seltener haben wir Erfolg, bei unseren Gegenaktionen.

Besonders erfolgreich sind die beiden Pärchen.

Die Longbottoms und James mit Lily. Sie sind wohl so schön unauffällig, aber alle vier sind brillante Magier.

Remus und ich gehen unserer Arbeit weiter nach.

Hätten wir nicht die Wohnung, ginge es Remus manchmal echt übel. Immer weniger Kunden kommen in den Pumpkin und das Geschäft geht schlecht.

Die Menschen haben zuviel Angst.
 

Dann muss ich mich sogar mit Patrick duellieren, weil er Karina vertrimmt hat, weil sie zu wenig Gold eingenommen hat. Wie sollte sie auch? Es kommen kaum mehr Kunden.

Patrick ist ein mieser Zauberer und ich habe nicht das geringste Problem, ihn zu entwaffnen. Ich sehe mich schon als Sieger, als er mit einem Dolch auf mich losgeht. Gut, dass ich mich auch hierbei verteidigen kann.

Sofort habe ich meinen Dolch in der Hand und beweise ihm, dass er auch dabei den Kürzeren zieht.

Es gelingt mir, ihn zu entwaffnen und zu Boden zu schicken, aber ich fange mir einen langen Schnitt an meinem Waffenarm ein.

Es blutet wie verrückt und der halbe Boden im Pub ist nass und klebrig davon. Karina schnappt sich ein Geschirrtuch von Moonys Tresen und versucht, mich zu verarzten.

Patrick liegt halb bewusstlos auf den abgetretenen Holzdielen und keucht. Remus schwingt seinen Stab und wirft ihn aus der Bar. Sein Boss wäre mit einem Besinnungslosen in seinem Etablisment nicht einverstanden, daher entsorgt er ihn lieber durch die Hintertür.

„Lass, Karina“, meine ich, um ihre fruchtlosen Versuche zu stoppen, die Blutung zustillen.

Ich ziehe meinen Stab aus der Robe und murmle den alten Heilzauber.

Er wirkt, wie gewohnt, auch wenn ich den Stab in meine Linke nehmen muss.

„Wow“, platzt sie heraus. „Das war gut genug für St Mungos. Ich dachte schon, Patrick würde dich umbringen, als er seinen Dolch zog.

So hat er schon ein paar fähige Zauberer fertig gemacht.“

„Ich brauche nicht unbedingt meinen Stab um zu kämpfen“, entgegne ich. „Ich hatte verdammt gute Lehrer.“

Der Pub ist bis auf uns leer, aber Remus darf erst zur Sperrstunde schließen, darum hängen wir hier heute überhaupt noch ab.

Da geht die Tür auf und herein kommen Lily und James.

„Was macht ihr denn hier?“ platzt Remus heraus und eilt auf unsere Freunde zu.

Er umarmt beide und strahlt.

„Prongs, Lily“, rufe ich, „kommt rüber.“

Wir haben die beiden schon seit einer Ewigkeit nicht gesehen, weil James immer häufiger bei Spielen eingesetzt wurde und sie im ganzen Land unterwegs gewesen waren.

„Ist das James Potter?“ flüstert Karina. „Du kennst den berühmten Sucher der Blackburn Giants?“

„Er ist mein Pflegebruder“, gebe ich zurück.

„Wir haben euch in Blacks Spot gesucht“, tönt James durch den ganzen Pub, „und da ihr nicht dort wart, dachten wir, euch hier zu finden.“

Ich bin ebenfalls aufgestanden und umarme meine beiden Freunde. Erst jetzt wird mir klar, wie sehr ich sie in letzter Zeit vermisst habe, besonders bei Vollmond.

„Himmel, es tut gut, euch zu sehen“, gebe ich zurück. „Ihr schaut verdammt gut aus.“

Und das stimmt auch. Beide sind jetzt völlig ausgewachsen und bieten einfach einen prächtigen Anblick.

„Ihr beide aber auch“, meint Lily. „Willst du uns nicht deine Freundin vorstellen, Padfoot?“

„Yeah. Karina, das sind James Potter und Lily Ewans, unsere besten Freunde aus der Schule. Lily, James, das ist Karina – wie heißt du eigentlich mit Nachnamen?“

„Ravenwood“, meint sie. „Freut mich, euch kennen zulernen.“

Sie gibt sich sehr charmant und freundlich, aber ich merke ihr an, dass sie verzweifelt nach ihrer Kinderstube sucht. Lieb von ihr…

„Hört mal, wir sind her gekommen, um euch zu sagen, dass wir jetzt endlich heiraten wollen. Lily ist schwanger und ich denke es ist an der Zeit“, erläutert James.

„Herzlichen Glückwunsch!“ erwidern Remus und ich aus einem Mund.

„Wann ist es soweit?“ frage ich weiter.

„Nun das Baby kommt erst in acht Monaten“, meint Lily.

„Aber heiraten wollen wir nächsten Samstag“, fügt James an.

„Wir möchten euch beide als Trauzeugen“, setzt Lily hinzu. „Ihr wisst schon, so unter Wölfen…“

Wir lachen alle, nur Karina weis nicht warum.

Sie weis weder, dass Remus ein Werwolf ist, noch von den Animagi und schon gar nichts vom Pakt der Wolfsbrüder. Ich schüttle leicht den Kopf in Richtung meiner Freunde und sie verstehen sofort.

„Klar, machen wir, was Moony?“ erwidere ich.

„Sicher, wer für wen?“ will der wissen und man sieht ihm an, dass er sich freut.

Auch ihm haben die Beiden sicher gefehlt.

„Sirius für mich und Remus für Lil, OK?“ schlägt James vor.

Wir nicken.

Plötzlich kracht die Hintertür auf und herein stürmt Patrick mit ein paar Freunden.

Man sieht auf den ersten Blick, dass sie Streit suchen. Ein kurzer Blickwechsel genügt und wir drei Männer stehen auf, zücken unsere Stäbe und stellen uns den Kerlen. Es sind sechs.

„Du hast wohl gedacht, Patrick, dass sechs Mann genügen, um uns beide aufzumischen“, fege ich ihn an. „Lass Karina in Ruhe, die ist nicht dein Punchingball.“

„Karina gehört mir, du geleckter Schnösel. Du meinst wohl, mit deinem hübschen Gesicht kannst du alles haben!

Karina ist mein Pferdchen!

Komm her du blöde Schnalle und mach deine Arbeit.“

Karina hat sich in ihrem Stuhl ganz klein gemacht und versucht sich zu verstecken.

Lily richtet sich auf und legt schützend den Arm um sie. Das macht Patrick auf Lilys tolles Aussehen aufmerksam.

„Oy, Frischfleisch“, grölt Patrick. „Dann geh ich mit zwei Schwälbchen, anstatt nur mit einer.“

James knurrt wie ein böser Hund.

„Du beleidigst meine Frau, du erbärmlicher Drecksack“, faucht er.

„Lass ihnen den ersten Schlag, Prongs, sonst bekommen wir hier kein Bein mehr auf die Erde“, murmle ich ihm aus dem Mundwinkel zu.

Er brummt bestätigend und nickt.

Doch er muss keine Sekunde länger warten, dann fliegen auch schon die Flüche der Gegenseite durch die Luft.

Ich höre Lily helle Stimme, die „Protego!“ ruft.

Sie weis genau, dass wir ausweichen werden und dann kontern.

Sie kennt seit langem unsere Art zu kämpfen.

Genau das tun wir auch und es dauert nur Sekunden, bis unsere sechs Gegner bewegungsunfähig sind.

Ich bin stink wütend und will nicht, dass Patrick sich nochmal an Karina vergreift. Ich ziehe einen Beutel Gold aus der Robe und stopfe den abfällig in seinen Umhang.

„Da, das dürfte reichen, Karina von dir freizukaufen, oder? Verschwinde und lass dich hier im Pumpkin nicht mehr blicken…

Helft ihr mir, Jungs, diesen Müll zu entsorgen?“ wende ich mich an meine Freunde.

Kurz darauf ist der Pub wieder leer.

Karinas Kopf liegt an Lilys Schulter und sie weint herzzerreißend. Lily kenn sowas schon aus unserem letzten Jahr und tröstet sie, so gut sie kann.

Man sieht es Karina nicht an, dass Patrick sie verprügelt hat. Er verpasst ihr keine blauen Flecken an Stellen, die man gleich sehen kann, dazu ist er zu schlau, würde ja seinem Geschäft schaden…

Wir lassen die beiden Frauen reden und unterhalten uns miteinander.

„Ist die Kleine deine Freundin, Padfoot?“ will James wissen.

„So ungefähr. Ich schlafe mit ihr und sie ist hier unsere beste Informantin. Ich mag sie und sie mag mich. Mehr nicht.“

„Sie ist – ich meine…“ fährt er fort.

„Yeah. Sie arbeitet im horizontalen Gewebe und hier ist sie meine beste Tarnung als Sohn reicher Eltern, der mal so richtig schön verrucht sein will.

Nach nunmehr drei Jahren nehmen sie mir das auch ab.“

„Sie wissen nicht, dass du mit Remus befreundet bist, oder?“

„Nur Karina“, antwortet Remus, „zwangsläufig, weil sie schon in Blacks Spot war, aber die hält dicht. Die anderen halten uns nur für Barmann und Kunde, die halt mal miteinander reden.“

„Macht euch die Sache eigentlich noch Spaß?“ will James wissen.

„Mir schon. Man weis nie, was als nächstes passiert, kommt meinem Hang für Abenteuer entgegen“, erwidere ich grinsend.

„Nun“, meint Remus. „Es ist immer noch besser, als in St Mungos irgendwelche Tränke zu schlucken und Padfoot hat Recht, die Sache hat schon ihre Vorzüge.“

Er wirft einen Blick auf Karina und James versteht, dass er nicht ganz frei reden kann.

„Wieviel weis die Kleine?“ fragt Prongs weiter.

„Nur das Nötigste, dass wir gegen Voldemort kämpfen“, erwidere ich. „Sie hat ihre Eltern durch ihn verloren. Sie ist grade mal so noch `ne Hexe, hat keinerlei Ausbildung und kann sich nicht wehren.“

„Aber sie arbeitet für euch, oder?“

„Sie hört mehr, als manch anderer und hat uns schon wichtige Tipps gegeben, sie hat nämlich auch Todesser unter ihren Kunden“, erwidert Remus.

„Und du Moony, hast du keine Freundin?“ drängt James.

„Nee und du weist auch warum“, ist die traurige Antwort.

„Immer noch kalte Duschen, oder was?“ flachst James.

„Hör blos auf“, entgegnet Moony. „Was meinst du, wie mich die Mädels hier anmachen und ich bin schließlich auch nicht aus Holz. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu behaupten, ich stünde mehr auf Jungs. Himmel, war mir das peinlich, es stimmt nämlich nicht, bevor du nachfragst…“

„Armer Moony, immer verkannt“, feixt Prongs und ich muss kichern, denn mir fällt wieder der heilige St Sirius von damals ein…

„Wenn du jetzt auch noch einen blöden Kommentar abgibst, Padfoot, dann werde ich echt sauer“, mault der.

„Nee, heiliger St Remus“, gebe ich zurück.

Da muss auch er lachen.

„Danke, das hab ich verdient“, kichert er.

„Weist du, Mann“, wende ich mich an James, „ich bin auch mit Karina so gerne zusammen, weil meine Mutter durchdrehen würde, wenn die davon wüsste. Eine nahezu reinblütige Squib, ich bitte dich…

Aber sie ist schon OK.

Ungebildet ja, aber alles andere als dumm.

Sie hat eine Art von Klugheit, die nichts mit Büchern oder lernen zu tun hat. Die Art von Klugheit, die dich durchs Leben bringt, wenn du verstehst, was ich meine.“

James nickt.

„Du magst sie ja wirklich, Padfoot.“

„Yeah, Mehr als alle Mädels an Hogwarts zusammen. Nicht die große Liebe, nee, aber ein Mädel, mit dem ich echt gerne zusammen bin.“

Lily hat es endlich geschafft, dass Karina nicht mehr weint und die beiden beteiligen sich an unserem Gespräch.

„Du hast mich von Patrick freigekauft, Sirius?“ fragt sie erstaunt. „Das wollte ich nicht. Jetzt weis ich nicht mehr, wo ich hin soll…“

„Zu mir, wohin sonst“, meine ich überrascht.

Darüber habe ich mir wirklich noch keine Gedanken gemacht.

„Aber mein Job…“ stammelt sie.

„Du gehörst mir nicht, Karina, du gehörst nur dir selbst. Wenn du bei mir wohnen willst, OK. Wenn du mit deinem Job weiter machen willst auch OK. Du kannst uns auch den Haushalt führen, wenn du das willst. Ich würde dich zwar nur ungern als Informationsquelle verlieren, aber es ist deine Entscheidung.“

„Einfach so?“ fragt sie verblüfft. „Sirius, du bist einer der feinsten Menschen, die mit je begegnet sind, echt.“

„Du willst sie doch nicht in diesem fiesen Job weiterarbeiten lassen“, meint Lily entsetzt.

„Nee, lass mal Lily, das ist schon OK“, gibt Karina zurück. „Ich muss ja nicht, wenn ich nicht will und was das andere betrifft, Informationen bekomme ich auch ohne, dass ich mit irgendwelchen alten Säcken ins Bett gehen muss.

Wenn ich was kann – und ich kann echt nicht viel - dann Leuten Dinge aus der Nase ziehen, die sie von selbst eigentlich nicht preisgeben wollten…“

Sie strahlt uns alle an, dann verschwindet sie im Klo. Als sie wieder zurückkommt, ist die ganze Schminke verschwunden und ich sehe, dass sie viel jünger sein muss, als ich dachte.

Ich war immer der Meinung gewesen, sie müsse in meinem Alter sein, wahrscheinlich sogar etwas älter.

„Großer Merlin“, platze ich heraus. „Wie alt bist du eigentlich?“

„Seit drei Tagen achtzehn. Ich musste doch älter aussehen. Ich arbeite schon für Patrick, seit ich zwölf bin. Er ist mein Onkel und nur ein paar Jahre älter als ich. Er meinte, er würde mich nur aufnehmen, wenn ich Gold ranschaffe und mir blieb nichts anderes übrig, er ist mein einziger lebender Verwandter.“

„Warum hast du nie was davon gesagt“, meint Remus. „Wir hätten dir doch geholfen.“

„Das weis ich doch, aber was hätte man denn mit mir gemacht? In ein Waisenhaus gesteckt, oder? Es ist doch kaum möglich, dass zwei junge Kerle, ein fünfzehnjähriges Mädel bei sich leben lassen, wenn sie nicht mit ihr verwandt sind…“

„Du warst erst fünfzehn, damals als du das erste Mal bei mir warst?“

Ich bin voll durch den Wind. Sie war damals noch weit minderjährig und ich war schon achtzehn…

„Mach dir keine Sorgen, Sirius, wo kein Kläger, da kein Richter. War der Lieblingsspruch von Onkel Patrick…“

„Wie lange musst du den Laden eigentlich noch offen lassen, Remus?“ will Lily wissen.

Der schaut auf die Uhr.

„Ich kann zumachen. Gehen wir?“
 

Wir reisen durchs Feuer nach Blacks Spot.

Es ist zwar schon spät, aber keiner von uns will jetzt schlafen.

Lily und James planen noch stundenlang ihre Hochzeit und Karina macht eifrig mit.

Lily hat sie mit einer Stimme, die keinen Widerstand unsererseits zuließ, gebeten ihre Brautjungfer zu werden und Karina hat mehr als nur begeistert zugestimmt.

Es ist schon kurz vor Sonnenaufgang, als die beiden nach Godrics Hollow zurückkehren.

„Ich gebe den Job im Pumpkin auf“, meint Moony plötzlich. „Er bringt nichts mehr. Woher sollen denn die Trinkgelder kommen, wenn keiner mehr kommt und was trinkt. Es ist die reinste Zeitverschwendung dort rumzuhängen.

Man kann auch keine Informationen bekommen, wenn keiner da ist, der redet und ich halte es auch für besser, wenn wir uns alle drei eine Weile dort nicht mehr blicken lassen…“

„Aber … aber…“ platzt Karina heraus. „Ihr hört doch nicht auf, Du-weist-schon-Wer zu bekämpfen, oder?“

„Nee, sicher nicht“, entgegne ich. „Ich bin in gewissen Kreisen bekannt genug und werde mich in Zukunft einfach ein bisschen in der Nockturngasse rum treiben. Dort bekomme ich schon meine Informationen. Weist du Karina, ich weis schon seit Jahren, dass es besser ist auf Moony zu hören, wenn er sagt, lass das. Es geht nur in die Hose, wenn man es trotzdem tut.“

„Und es wird eine angenehme Abwechslung sein, mal wieder bei Sonnenlicht unterwegs zu sein, oder?“ fügt Remus an.

„Sonne?“ flachse ich. „Wie sieht die denn aus?“

„Ja weist du, das ist das große gelbe Ding am Himmel, das du nicht direkt anschauen kannst, wenn du nicht blind werden willst“, gibt er mit seinem trockenen Humor zurück.

„Ach, yeah, das, hab ich schon mal was davon gehört…“ flachse ich zurück.

Wir lachen beide und gehen in unsere Zimmer.

Karina folgt mir etwas verloren.
 

„Hör mal“, meine ich. „Du kannst auch im anderen Bett schlafen, wenn dir das lieber ist. Du kannst auch morgen das andere Zimmer haben und Remus schläft hier. Wir waren es jahrelang gewohnt, im selben Raum zu pennen.“

„Muss ich?“ fragt sie und klingt traurig.

Ich nehme sie einfach in den Arm und halte sie fest. Dann küsse ich sie, so zärtlich ich kann.

„Du musst gar nichts, was du nicht willst, Kleines, überhaupt nichts…“

„Ach Sirius, ich hab mich damals schon in dich verliebt, als du mich das erste Mal hier her gebracht hast. Du warst fast schüchtern, so ehrlich, so unsicher und dann so zärtlich und liebevoll, so wunderbar.

Besser, als ich es je erträumt hätte.

Und da war ich, die kleine abgebrühte Hure, die schon so viele Männer hatte, die immer älter tun musste, als sie war und du hast mich behandelt, als wäre ich ein Mädchen aus gutem Haus, hast dich nie an meinem Job gestört.

Hast mich immer die sein lassen, die ich wirklich bin…“

„Wenn ich alles gewusst hätte, hätte ich eine Lösung gefunden und wenn ich Dumbledore hätte um Hilfe bitten müssen. Ich hab viel zu lange einfach nur mit dir geschlafen und mich nicht wirklich um dich gekümmert“, falle ich ihr traurig ins Wort.

„Aber du warst doch da, wenn ich dich brauchte.

Ich konnte immer bei dir unterkriechen, wenn ich von Patrick weg wollte…“

„Yeah. Und ich hatte nichts Besseres zu tun als dich ins Bett zu schleppen, oder?“

„Du hast immer gefragt, ob ich will. Du hast mich nie gedrängt, nie zu irgendwas gezwungen. Und ich wollte, ich wollte immer.

Du warst der Einzige, der mich mal in den Arm genommen hat und gestreichelt hat. Der mir Wärme und Zuneigung gab.

Die anderen haben immer nur genommen, du hast immer nur gegeben…“

„Ach, Kleines…“

„Lass uns schlafen gehen, wir sind beide müde.

Du musst ja nicht sonst was mit mir anstellen, lass mich einfach nur neben dir schlafen, wenn du nicht mehr willst…“

Nun, ich möchte schon mehr, aber als sie sich auszieht, sehe ich die unzähligen blauen Flecken, die Patrick ihr verpasst hat und ich bereue, dass ich ihn nicht mit einem gemeineren Fluch flach gelegt habe…

„Dieser verdammte Bastard…“ murmle ich.

„Halb so wild“, erwidert sie. „Wenigstens blutet nichts und die blauen Flecke gehen auch wieder weg…“

„Keiner hat das Recht, ein Mädel zu verprügeln“, bricht es aus mir heraus.

„Du hast dem ja ein Ende gesetzt. Ihr drei seid wirklich mächtige Magier und die Frau, diese Lily, der Schutzbann, denn die benutzt hat … So was Mächtiges habe ich noch nie gesehen…“

„Lily weis, wie wir kämpfen, sie hat oft genug mit uns trainiert und auch wirklich schon an unserer Seite gekämpft, dass sie genau wusste, was wir vorhaben…“

„Ihr versteht euch blind…“

„Yeah, wir kennen uns schon zehn Jahre und wenigstens mit den Jungs, war ich fast die ganze Zeit zusammen.“

„Was bedeuten dir deine Freunde?“

„Wir sind uns die einzige Familie, die wir noch haben, wir sind wie Geschwister … Sie bedeuten mir alle mehr, als mein Leben…“

„Ihr seid alle vier so großartige Menschen. Ich bin froh, euch zu kennen…“

Sie geht zum Bett und legt sich hinein, schlägt die Zudecke einladend zurück und klopft neben sich auf die Matratze.

Ich lege mich neben sie und nehme sie vorsichtig in den Arm. Sie kuschelt sich an mich. Als würde sie nicht mir gehören, beginnt meine Hand Karinas glatte Haut zu streicheln. Sie seufzt wohlig und gibt meine Berührung zurück.

„Ich will dir nicht wehtun, Kleines“, murmle ich.

„Tust du nicht, du nie…“

Aber bevor wir wirklich noch mehr miteinander anstellen können, sind wir eingeschlafen.

Hochzeit
 

Karina will sich ein hübsches Kleid für Lilys Hochzeit kaufen und ich bin der Meinung, auch Remus könnte mal neue Klamotten gebrauchen. Mein Gold ist festgelegt und ich lebe von den Zinsen, aber es ist kein Problem etwas vom Kapital aus Gringotts zu holen.

Wir statten zu dritt Madame Malskins Roben für alle Gelegenheiten einen Besuch ab und Karina gerät in Verzückung. Es sieht so aus, als hätte sie noch nie in ihrem Leben eine vernünftige Robe besessen.

Moony grummelt vor sich hin und sucht nach etwas Passendem, das er sich leisten kann.

Schön langsam nervt mich das. Er soll sich verdammt noch mal was Anständiges aussuchen, ich zahl es schon.

„Remus“, ruft Karina. „Wie wär´s mit dieser Robe? Passt zu deinen Augen.“

Es handelt sich um einen lichtbraunen Stoff, der im Licht golden schimmert und er würde Moony wirklich ausgezeichnet stehen.

„Nee, Karina“, murmelt er. „Zu teuer.“

„Shit, Moony, wenn dir das Ding gefällt, dann nimm es“, zische ich ihm zu. „Ich möchte dass wir bei James Hochzeit anständig daher kommen und nicht wie die Lumpensammler.“

„Verdammt Padfoot“, gibt er zurück, „ich hab dir noch nicht mal das Gold für die Hogwarts Robe zurückgegeben. Ich will nicht noch mehr Schulden bei dir haben!“

„Komm schon, Remus, probier die Robe an“, drängt Karina. „Lass uns sehen, wie du darin aussiehst.“

Remus seufzt und lässt sich von Karina überreden. Tatsächlich sieht er in dem Ding großartig aus.

Ich wusste schon immer, dass mein Freund ein attraktiver Mann ist, aber bei seiner gewöhnlich abgetragenen Kleidung und seinem müden Gesicht, fällt das kaum auf.

„Wow“, meint Karina. „Das kommt echt gut, Remus. Schau dich doch mal im Spiegel an.“

Moony begutachtet seine Erscheinung.

Er seufzt schon wieder.

„Also gut, Padfoot“, meint er. „Aber das ist das letzte Mal, dass ich von dir sowas annehme.“

„OK, OK, aber das nimmst du jetzt an“, erwidere ich bestimmt.

Karina kommt mit einer grauen, nahezu silbernen Robe für mich an. Sie mag aus der Gosse stammen, aber sie hat einen sehr guten Geschmack, was Kleidung betrifft. Und seit sie sich nicht mehr so stark schminkt, kann man sie von einem Mädchen aus gutem Hause nicht mehr unterscheiden.

Sie hatte immer eine recht saubere Sprache und sprach nie diesen Unterschicht Slang, den man in London so häufig antrifft. So wie sie jetzt auftritt, hätte Patrick sie wohl kaum wieder erkannt…

Ich begutachte mich im Spiegel.

Himmel, wer ist der attraktive Kerl, da im Glas.

Mein schwarzes Haar ist länger, als ich es zu meiner Schulzeit getragen habe und ich habe mir einen kleinen Dreitagebart stehen lassen, um älter auszusehen.

Sollte ich mal wieder abmachen, sieht ein bisschen ungepflegt aus. Ich bin gut einen Kopf größer als Remus und ein ganzes Stück muskulöser.

Ihn kostet der Vollmond immer so viel Kraft und er sieht immer etwas unterernährt aus. Das Grau lässt mich noch größer und schlanker erscheinen, als ich es ohnehin bin. Mir gefällt, was ich sehe…

„Mann, komm wieder aus dem Spiegel zurück“, flachst Moony. „Oder ich muss anfangen mich zu fragen, ob wir nicht besser dich Prongs genannt hätten.“

Ich grinse ihn an.

„Lass mich doch auch mal ein bisschen eitel sein“, gebe ich zurück.

Er winkt ab und grinst ebenfalls.

Karina sucht sich eine mitternachtsblaue Robe aus, die ihr glänzend steht. Sie ginge in dieser Aufmachung ohne weiteres als reiche Erbin durch.

Madame Malskin hat uns in Ruhe auswählen lassen und tritt jetzt zu uns.

„Nun, haben sie das Richtige gefunden?“ fragt sie.

„Ja“, erwidere ich. „Packen sie uns bitte die Sachen ein.“

Das tut sie und ich zahle. Der Gesichtsausdruck von Moony tut mir weh. Er will das nicht, aber ich lasse ihm keine andere Wahl.

Verdammt, großer Bruder, wir sind doch Freunde und Freunde halten zusammen…
 

Der große Tag kommt und wir treffen uns mit unseren Freunden. Es kommen ein paar Leute aus dem Orden und auch Peter erscheint.

Es wird eine sehr feierliche Trauung und die Öffentlichkeit nimmt regen Anteil daran, da James ja eine Art Berühmtheit ist.

Presse, Blitzlichtgewitter, eine Menge Fragen.

Es lässt sich nicht verhindern, dass wir alle mit auf dem Zeitungsfoto erscheinen.

Vielleicht nicht das Wahre, aber es wird uns schon nicht schaden.

Lily ist in ihrer schneeweißen Robe schön, wie noch nie und James ist wirklich ein sehr gut aussehender und vornehmer Bräutigam.

Ich bin glücklich für meine beiden Freunde, dass sie es endlich offiziell machen, was eigentlich schon seit über zehn Jahren existiert.

Die beiden waren noch Kinder gewesen, als sie sich in Hogwarts kennengelernt haben und jetzt sind sie verheiratet. Jeder, der Augen im Kopf hat, kann sehen, wie sehr sie sich lieben und wie unendlich glücklich sie sind.

So ein verdammt schöner Tag…
 

Doch von den Dingen, die am nächsten Tag geschahen, erfahre ich erst jetzt. Ich wusste nie davon…

Severus…

Er war wirklich ein Todesser geworden.

Hatte weiter seine schwarzen Tränke gebraut und hatte sich selbst verloren.

Die drei Jahre, die ich im Pumpkin für den Orden gearbeitet hatte, hat er für Voldemort gearbeitet und hatte sich während dieser Zeit fast zu Grunde gerichtet.

War in sich selbst gefangen…

Er war zu dieser Zeit wohl kaum mehr ein menschliches Wesen, hatte sich zu einem Schatten seiner selbst reduziert…

Und Morchie?

Nun, er kam nicht mehr an seinen Freund heran. In keinster Weise.

Er lebte zwar mit ihm und mit Karkaroff zusammen, aber er konnte keinen Einfluss mehr auf Severus nehmen.

Dann erschien dieses Hochzeitsfoto im Tagespropheten und riss Severus aus seiner Lethargie.

Er erkannte, dass er auf dem falschen Weg war, dass er dabei war, sich und seinen Freund immer weiter in Richtung Abgrund zu bringen.

Er fasste den Entschluss, sich von Voldemort und den Todessern zu trennen und Morchie war – wie nicht anders zu erwarten – bereit ihm zu folgen.

Morchie war ohnehin nur bei den Todessern, weil er dachte Severus und auch Karkaroff würden das von ihm erwarten.

Doch dann ereilte die beiden Möchtegernabtrünnigen ein Ruf ihres Herren und Morchie opferte sich, um Severus das Leben zu erhalten.

Erst jetzt sehe ich, dass auch mein Bruder, Regulus, an diesem Tag den Tod fand.

Er starb durch dieselbe Hand, die auch mir den Tod brachte.

Ich hatte gewusst, dass er ein Todesser war, hatte es mir denken können, nachdem Karkaroff mich damals hatte rekrutieren wollen…

Aber erst jetzt erfahre ich die genauen Umstände.

Regulus war das Grauen zu viel geworden und auch er hatte Voldemort verlassen wollen, war dabei erwischt worden und zur Warnung für die anderen Todesser hingerichtet worden.

Ach, Bruder, hätte ich dich doch besser gekannt, hätte ich mich doch nur um dich gekümmert, vielleicht wäre es zu verhindern gewesen.

Ich denke nicht, dass du je ein übler Mensch warst. Ich glaube, du warst immer nur schwach, gehorsam und ein bisschen dumm.

Severus hat dich zuerst für mich gehalten, du musst mir also recht ähnlich gesehen haben.

Du warst noch so verdammt jung, gerade mal achtzehn.

Wir alle waren damals im Grunde genommen noch so unglaublich jung…

Dein Tod gab Severus den letzten Anstoß, sich wirklich von Voldemort abzuwenden…

Shit, Severus, während der Monate in denen wir auf die Geburt von Lilys Kind warteten, bist du durch deine private Hölle gegangen und tatsächlich am anderen Ende irgendwie wieder raus gekommen…

Doch wer warst du danach…?
 

Wir haben in Godrics Hollow bis zum frühen Morgen gefeiert und sind todmüde durchs Feuer nach Blacks Spot gereist.

Karina geht gleich zu Bett, aber Remus will noch mit mir reden.

„Sirius“, meint er. „In drei Tagen ist Vollmond. Was wollen wir tun?“

„Gute Frage“, erwidere ich. „Ich will dich nicht alleine lassen, aber wir brauchen eine Ausrede für Karina oder wir sagen ihr die Wahrheit.

An dieses Problem, habe ich gar nicht gedacht, als ich sie hier her geholt habe.“

„Yeah“, brummt Moony. „Versteh mich nicht falsch, es war richtig, die Kleine aus Patricks Klauen zu befreien, aber nun gibt es dieses Problem…“

„Traust du ihr weit genug?“ will ich wissen. „Du hast da die bessere Nase.“

Er schaut sinnend vor sich auf den Tisch.

„Nun, sie weiss eine Menge über uns beide, was sonst keiner im Pumpkin wusste und sie hat nie darüber geklatscht.

Aber ein Werwolf?

Ist wohl ein bisschen was anderes, oder?“

„Vielleicht wenn ich mal ein unverfängliches Interview mit ihr führe, nur mal so, um ihre Ansichten kennen zu lernen…“

„Mach das“, entgegnet er. „Dann können wir immer noch entscheiden, was wir tun.“

Ich brumme bestätigend.

„Lass uns pennen gehen“, meine ich. „Ist schon spät und ich bin verflixt müde…“

Er nickt und wir trennen uns.

Vier kurze Monate
 

Karina schlummert bereits selig, als ich ins Schlafzimmer komme. Ich zucke die Achseln, ziehe mich aus und lege mich zu ihr.

Sie seufzt leise und kuschelt sich an mich.

Plötzlich bemerke ich, dass sich meine Gefühle für dieses Mädchen gewandelt haben.

Sie war immer nur eine Freundin gewesen, aber jetzt liebe ich sie aus tiefstem Herzen, aus ganzer Seele. Ich verstehe nicht, was meine Gefühle für sie so verändert hat.

Vielleicht war es die Trauung heute, der Anblick meiner besten Freunde, die heute so wahnsinnig glücklich waren. Vielleicht war es die Freude in Karinas Augen, weil keiner ihr ihre Vergangenheit angesehen hatte und alle sie wie eine Lady behandelt haben.

Sie hat heute so unglaublich schön ausgesehen und ganz plötzlich wurde sie mir zu der Gefährtin, die ich immer gesucht hatte.

Sie bewegt sich leicht an meiner Seite und ich begehre sie wie noch nie, aber sie schläft und ich möchte sie nicht aufwecken…
 

Ich horche sie am nächsten Tag ein bisschen aus und ihre Antworten stellen mich zufrieden.

Also erkläre ich ihr die Sache mit Moony.

„Sowas hatte ich mir schon gedacht“, erwidert sie. „Der Spitzname und die Tatsache, dass er nie bei Vollmond im Pumpkin war. Seine eigenartige Augenfarbe bei einem bestimmten Lichteinfall, yeah, ich dachte mir schon sowas. Aber Remus gehört zu den besten Kerlen, die ich kenne und es ist seine Sache.

Er würde nie jemand etwas antun, er ist OK.“

„Du bist einfach echt schlau“, entgegne ich. „Aber du bist auch verschwiegen und diskret.“

„Das muss ich auch sein. Bei meinem früheren Job ging das nicht anders.

Aber warum hast du mir das jetzt erzählt?“

Wie soll ich nur fortfahren?

Das einfachste ist, ihr Tatze zu zeigen…

Ich werde zu dem bärengroßen, schwarzen Hund und sie stößt einen leisen Schrei aus.

Also wechsle ich wieder in meine menschliche Gestalt.

„Keine Angst, Kleines, Tatze ist nicht gefährlich. Ich wollte es dir nur zeigen, damit du verstehst, warum ich bei Vollmond verschwinde. Ich laufe mit Moony durch einen Wald, bis er wieder zum Menschen wird, damit er in diesem schrecklichen Zustand nicht alleine sein muss…“

„Ich hab keine Angst. Ich bin nur erschrocken.

Du bist wirklich mächtig und du liebst deinen Freund echt…“

„Yeah. Moony war immer für mich da, wenn ich ihn gebraucht habe und ich – wir - waren immer für ihn da. Wir haben uns ewige Freundschaft geschworen und diesen Eid werde ich halten, koste es was es wolle.“

„Ich bin froh, dich und auch Remus zu kennen. Ich hätte nie gedacht, dass es Menschen wie euch gibt. Mächtig, ja, aber auch so unglaublich anständig.

Sirius, ich liebe dich so sehr“, fügt sie fast flüsternd an.

„Und ich liebe dich, Karina“, erwiderte ich. „Eigentlich schon lange, aber ich habe es erst vor kurzem verstanden.“

„Du hattest andere Sachen im Kopf, wichtigere Sachen. Du kämpfst mit deinen Freunden auf verlorenen Posten und trotzdem macht ihr weiter. Ihr seid so tapfer, so mutig, so unglaublich…

Meine Liebe wartet auf dich, bis du Zeit dafür hast…“

„Das ist aber nicht richtig so, Kleines“, entgegne ich. „Soviel Zeit muss sein. Immer. Vieles kann man warten lassen, aber Liebe sollte nicht dazu gehören. Nee, echt nicht.“

„Dann lass uns schlafen gehen“, meint sie einfach. „Es ist schon spät. Wo Remus wohl steckt?“

„Der wollte ins Kino. Dafür hat er schon seit Jahren eine Vorliebe und er wollte mir die Gelegenheit geben, mit dir alleine zu reden. Moony besitzt ein äußerst ausgeprägtes Taktgefühl.“

Wir gehen ins Schlafzimmer hinüber.

„Ich hab deinen Freund noch nie mit einem Mädel gesehen und es gibt Gerüchte, er würde auf Jungs stehen“, meint sie plötzlich. „Aber ich sehe ihn auch nie mit Männern, außer mit dir und du stehst bestimmt nicht auf Kerle.“

Ich lache leise in mich hinein.

„Nee, Remus steht nicht auf Jungs, aber mit Mädels darf er nichts anfangen. Eben wegen dem Werwolf. Was, wenn er ein Kind zeugt…

Er hat sich schon vor Jahren entschieden, lieber alleine zu bleiben. Manchmal tut er mir deswegen so schrecklich Leid.

Dass er auf Jungs steht hat er nur gesagt, weil deine Kolleginnen ihn nicht in Ruhe lassen wollten und er sich ihrer Aufmerksamkeit nicht mehr anders erwehren konnte.“

„Das ist traurig, echt traurig. Ich mag ihn so sehr, fast wie einen großen Bruder“, murmelt sie. „Er ist immer so freundlich und nett, ja einfach nur nett.

Jede Frau, die ihn erobern kann, kann sich glücklich schätzen, so einen Mann zu bekommen.“

„Yeah. Hab ich auch schon oft gedacht. Aber bei diesem Thema lässt er nicht mit sich reden…“

Sie kuschelt sich wieder enger an mich und das Thema Moony verschwindet sofort völlig aus meinem Kopf.

Nun, da sie bei mir wohnt, schlafen wir häufiger miteinander, aber trotzdem ist es jedes Mal etwas Besonderes…
 

Die Zeit vergeht und Karina bleibt alleine in Blacks Spot, wenn wir bei Vollmond laufen gehen.

Sonst begleitet sie mich manchmal oder ist auch alleine unterwegs.

Remus geht jetzt viel seiner eigenen Wege. Er spioniert in der Winkelgasse, während ich mit Karina die Nockturngasse unsicher mache.

Nur die Abende verbringen wir häufig gemeinsam.

Manchmal gibt es Situationen, die ich besser alleine erledige, dann wartet Karina mit Remus in der Küche auf mich. Die beiden verstehen sich wirklich gut, aber in mir kommt kein Gefühl von Eifersucht auf.

Mich freut es eher, dass auch Moony meine Kleine mag.

Karina Ravenwood Black
 

Doch dann kommt es zur Katastrophe.

Karina sind Gerüchte zu Ohren gekommen, denen sie wieder mal nur alleine nachgehen kann. Also verabschiedet sie sich eines Abends von uns und zieht los.

Es ist mitten im Winter und Vollmond.

Wir sind auf dem Weg nach Cornwall.

Sie umarmt und küsst mich, bevor sie durch das Feuer verschwindet.

„Passt auf euch auf“, sind ihre Abschiedsworte.

Das sagt sie immer, wenn wir getrennt unterwegs sind.

Wir apparieren in Morties Wald und verbringen diese Nacht, wie schon so viele zuvor.

Als wir am folgenden Nachmittag nach Blacks Spot zurückkehren, ist Karina noch nicht wieder zurück. Zuerst mache ich mir keine großen Gedanken darüber. Sie war schon häufig länger alleine weg.

Doch gegen Abend werde ich unruhig und nervös.

Ich laufe in der Küche hin und her und beschäftige mich geistesabwesend mit allen möglichen Dingen.

Als ich mir kochendes Teewasser über die Hände kippe, wird Moony auf mein eigenartiges Verhalten aufmerksam. Er hatte sich mit einem Buch beschäftigt. Er liest überhaupt viel, wenn er Zeit dazu hat. Schon immer…

„Padfoot“, platzt er heraus. „Was ist los mit dir? Zeig mal – Shit, das sieht übel aus.“

Meine Hände sind knallrot und die Haut wirft Blasen. Remus zückt seinen Stab und bringt das Schlamassel in Ordnung.

„Was hast du heute nur?“ meint er. „Du läufst schon seit Stunden ruhelos hin und her.“

„Karina. Ich mache mir Sorgen“, entgegne ich. „Ich hab so ein ungutes Gefühl im Magen. Sie sollte schon längst zurück sein…“

„Sie war oft schon länger alleine unterwegs“, wirft Remus ein.

„Yeah, weis ich, aber trotzdem…“

„Wo wollte sie hin?“ will er wissen.

„Nockturngasse, einem Gerücht über die Todesser nachgehen“, gebe ich zurück.

„Dann komm“, meint er. „Gehen wir sie suchen.“

Ich werfe ihm einen unsagbar dankbaren Blick zu und schwinge mir meinen Umhang über die Schultern. Wir apparieren.

Ich kenne jeden Winkel der Nocktungasse und jetzt suchen wir sie alle ab.

Ich will schon an einer winzigen Sackgasse vorbei gehen, als mich Remus auf eine Menge Ratten aufmerksam macht, die sich an einem mit Schneematsch bedeckten Bündel Lumpen zu schaffen machen.

Wir gehen nachsehen.

Plötzlich erstarre ich. Das Lumpenbündel sieht wie die Robe aus, die Karina gestern getragen hat.

Die unguten Biester ziehen und zerren daran herum. Remus vertreibt sie mit einigen gezielten Fußtritten.

„Bleib zurück, Padfoot“, murmelt er und versucht mich von dem Bündel abzuhalten, aber er schafft es nicht, denn plötzlich entwickle ich Bärenkräfte und fege ihn einfach bei Seite.

Dann beuge ich mich über den kläglichen Haufen und ziehe die Fetzen weg.

Das hübsche Gesicht ist kaum mehr zu erkennen, es ist mit blauen Flecken und tiefen Schnitten überzogen, der tiefste geht durch ihre Kehle.

Karina, nein, um Gottes Willen, Karina…!

Ein wilder Schrei quält sich von meinen Lippen und ich breche zusammen.

Als ich wieder zu mir komme, kniet Remus neben mir im Straßenschmutz. Seine Augen funkeln wieder Mal in diesem schrecklichen Licht und mir wird mit einem Schlag klar, dass Karina tot ist und dass auch Remus die Leiche gesehen hat. Ich kann es nicht glauben, will es nicht glauben. Ich muss ihr helfen…

„Lass uns von hier verschwinden, Sirius, bevor uns noch jemand für die Täter hält“, meint er.

„Aber nicht ohne sie“, murmle ich. „Nicht ohne Karina…“

Ich rapple mich auf und hebe den geschundenen Körper meiner Geliebten auf. Nichts, was irgendwer sagen könnte, wird mich davon abhalten, zu tun, was ich tun will. Aber Moony versucht es erst gar nicht. Er nickt nur.

Er hilft mir, den schlaffen Leib zu halten und gemeinsam schaffen wir es, mit ihr nach Blacks Spot zu apparieren.

Ich fühle mich so leer, wie noch nie in meinem Leben. Leer, verlassen, einsam…

Einfach schrecklich…

Mit einer unwilligen Bewegung, fege ich alles vom Küchentisch und lege Karina darauf.

Remus steht etwas hilflos daneben.

„Lass sie uns sauber machen und im Garten begraben“, meint er.

„Ja, waschen wir sie. Dann geht es ihr bald wieder besser“, murmle ich und will den zweiten Teil seines Satzes einfach nicht hören.

Ich will die Wahrheit einfach nicht akzeptieren.

Wenn ich sie wasche und ihre Wunden heile, dann wird es ihr bald wieder gut gehen.

Sie kann einfach nicht tot sein, nicht Karina.

Jeder, aber nicht meine Kleine…

„Sirius“, murmelt Remus verzweifelt. „Du kannst sie nicht heilen. Karina ist tot. Bitte, nicht…“ versucht er mich zurück zu halten, als ich meinen Stab zücke.

Warum will Moony denn nicht verstehen?

Er muss mich sie heilen lassen, bevor es zu spät ist.

Ich versuche ihn von mir weg zu schieben, aber er ist stärker, wenn er es sein muss.

Er packt mich und hält meine Arme in einer verzweifelten Umarmung hinter meinem Rücken fest.

Ich wehre mich, kämpfe mit meiner ganzen seelenwunden Kraft gegen meinen Freund an.

„Lass mich los, lass mich los, ich muss Karina helfen, lass mich los, Moony. Sie stirbt, wenn du mich nicht los lässt…“

„Sie ist schon tot, schon seit Stunden, wie es aussieht“, keucht er mit heißerer Stimme. „Padfoot, keiner kann ihr mehr helfen.“

„Ich kann es. Ich konnte uns noch immer heilen…“ röchle ich.

„Padfoot, verdammt, es gibt keinen Spruch, der die Toten zurückbringt, es gibt einfach keinen“, er schluchzt, ist selbst verzweifelt, versucht, mich mit seiner ganzen Kraft zur Besinnung zu bringen.

Er ringt mit mir, schüttelt mich, aber ich will nicht auf ihn hören, will einfach nicht glauben, dass ich nichts mehr tun kann.

Es bleibt ihm nichts anderes übrig, als mich mit einem Kopfstoß bewußtlos zu schlagen.
 

Als ich wieder zu mir komme, liege ich in einem Sessel, den Remus wohl aus dem Salon geholt hat.

Er steht am Küchentisch und ist dabei Karina in die Robe zu hüllen, die sie bei Lilys Hochzeit getragen hat.

Ich raffe mich auf und schlappe zu ihm hinüber.

„Sorry, Padfoot, aber du wolltest nicht mit dir reden lassen, ich musste dich schlafen schicken.“

Seine Augen brennen wie glühende Kohlen vor ungeweinten Tränen.

„Sie ist wirklich tot“, murmle ich und meine Stimme klingt hohl. „Vorbei … vorbei…“

„Sie war schon seit Stunden tot, als wir sie gefunden haben“, erwidert Remus traurig.

„Wer tut sowas?“ flüstere ich. „Wer bringt ein Mädel auf eine so gemeine Art um…“

„Patrick“, erwidert Moony und ich kann seine krächzende Stimme kaum verstehen. „Das war keine Magie. Das waren Fäuste und ein Messer. Und wen kennen wir, der sowas benutzt?

Nur ihren nutzlosen Onkel.“

„Sie ist nicht leicht gestorben, oder?“ will ich wissen. Er muss die Verletzungen genauer gesehen haben, als er sie gewaschen hat.

„Sie muss mit allem gekämpft haben, was ihr zur Verfügung stand. Unter ihren Fingernägeln waren dicke Blutkrusten und Hautfetzen. Ihre Hände und Unterarme waren zerschnitten, sie muss sich wie eine Wilde gegen das Messer gewehrt haben und ihre Fingerknöchel waren gebrochen…“

Ich streichle sanft über das bleiche Gesicht.

Remus hat ihre gebrochenen Augen geschlossen und ich muss nicht mehr den leeren Ausdruck in ihnen sehen. Sie sieht aus, als würde sie friedlich schlafen…

„Danke, Moony“, murmle ich. „Und entschuldige, ich wollte es einfach nicht glauben…“

„Schon, gut, Padfoot“, erwidert er. „Ich verstehe dich doch. Auch wenn ich keine Freundin habe, weis ich doch, was Liebe bedeutet. Und du hast sie geliebt, nicht wahr?“

„Yeah“, erwidere ich leise. „Sie war die Gefährtin, die ich immer gesucht habe und ich wusste es seit dem Tag, an dem James und Lily geheiratet haben.

Und ich hab es ihr Gott sei Dank auch gesagt…“

Moony murmelt etwas.

Ich schaue ihn fragend an. Was will er mir sagen und doch nicht sagen…?

Er seufzt schwer.

„Sie trug dein Kind“, meint er etwas lauter.

„Sie war von mir schwanger?“ platze ich heraus.

„Sie hat es mir gesagt. Sie wollte noch nicht, dass du es weist, bevor es zu sehen ist. Sie meinte, du würdest sie davon abhalten wollen, zu spionieren und das wollte sie unbedingt, so lange es nur ging. Es war ihr so wichtig, uns zu helfen. Sie hat dich so sehr geliebt und hätte alles für dich getan.“

Ich lasse mich schwer in einen Stuhl fallen.

Das wusste ich nicht.

Mein Kind.

Sie trug mein Kind.

„Sie hat sich viel mit mir unterhalten, hat mich gebeten, ihr eine Ausbildung zu geben, wenn du alleine unterwegs warst. Wollte gut genug für dich sein, Padfoot. Sie glaubte immer, sie sei nicht gut genug für dich. ‚Er kann doch nicht eine kleine, ungebildete Hure aus der Gosse heiraten’, hat sie immer zu mir gesagt, wenn ihr die Fortschritte zu langsam vorkamen.“

„Warum wusste ich nie was davon?“

„Sie wollte dich damit überraschen“, erwidert er.

„Sie war nie zu wenig für mich“, murmle ich heiser. „Sie war genau das, was ich wollte. Ihre Herkunft war mir immer egal. Sie war die Frau, die ich lieben konnte.“

Meine Augen brennen und plötzlich tropfen lautlos Tränen zu Boden. Endlich kann ich weinen.

Endlich bricht der ganze Schmerz, der wie ein brennender Fels in meiner Seele gelegen hat, aus mir heraus.

Remus seufzt.

„Weine, Padfoot, weine und danke dem Himmel, dass du es noch kannst. Ich habe keine Tränen mehr.

Ich hatte die Kleine auch wahnsinnig gern. Sie war einfach was Besonderes…

Und ich habe einfach keine Tränen mehr…“

Ich kann mich fast nicht mehr fassen, immer wieder beginne ich zu schluchzen, manchmal schreie ich leise auf, wenn die Qual sich ihre Bahn bricht…

Und plötzlich sind wir nicht mehr alleine.

Lily und James sind da.

Remus muss sie benachrichtigt haben, damit sie ihm helfen.

Lily ist hochschwanger, aber das tut ihrer Beweglichkeit kaum einen Abbruch.

Sie kommt zu mir und nimmt mich in die Arme.

„Bruder“, murmelt sie. „Jetzt haben sie dir auch noch dein Mädel genommen.“

Sie streichelt mein Haar. Ich lehne mich schwer gegen sie und weine immer noch. Ich höre Gesprächsfetzen von meinen Freunden, sehe aber nichts, da ich mein Gesicht an Lilys Brust verborgen habe.

„Hilfst du mir Prongs?“ höre ich Remus fragen. „Wir müssen sie begraben und Padfoot ist wohl kaum in der Lage dazu.“

„Wer war das?“ will James wissen.

„Ich vermute Patrick und ich weis, wie wir es herausbekommen können.“

„Blut und Haut“, murmelt James. „Ja, damit geht es.“

Die beiden verlassen das Haus.

Lily schafft es mit der Zeit, dass ich mich wieder etwas beruhige.

„Ich dachte immer, wir hätten alle Zeit der Welt“, nuschle ich. „Alle Zeit, alles zu tun, was auch immer wir wollten. Wir hatten keine großen Pläne, wollten nur zusammen sein, zusammen leben, zusammen arbeiten. Ist denn das zuviel verlangt? Ein kleines bisschen Glück in diesen schlimmen Zeiten…

…ich will ihren Mörder, Lil, ich will ihn und dann, dann werde ich das tun, wofür man mich nach Askaban bringen kann, denn es ist mir egal, jetzt wo Karina nicht mehr ist.“

„Du willst ihm den Averda Kedavra auf den Hals schicken?“ erwidert sie entsetzt.

„Nein, Lil, nein, nicht den Averda. Das wäre zu leicht. ein grüner Blitz und alles ist vorbei … Nein, den Cruciatus…“

„Nein, Sirius, nein. Beschmutz deine Seele nicht mit sowas Schrecklichem. Wenn du dich rächen willst, bring ihn nach Askaban…“

„Wer würde mir schon glauben. Ich hab keinen guten Ruf. Einfach ein Mord unter Rivalen um eine kleine Hure, wird man sagen. Und ich will es selbst tun. Ich will, dass dieses Schwein leidet, wie sie gelitten hat…“

„Dann nimm deinen Dolch und schnitz ihm dein Monogramm in den Pelz“, ertönt plötzlich James Stimme.

Er und Remus sind wieder herein gekommen.

„Rache ist nicht gut“, murmelt Moony. „Das sollten wir wohl am besten wissen, oder?“

„Stell dir vor, es wäre Lil die dort liegt oder Nymphadora“, platzt James heraus.

Auch er weiss ganz genau, was Moony für Andromedas Kleine empfindet.

„Was würdest du dann sagen?“

„Ich hoffe, ich wäre dann noch fähig, auf die Vernunft zu hören“, entgegnet der seufzend. „Aber ich fürchte, ich könnte es nicht…“

„Lasst uns Karina begraben“, murmle ich. „Ich ertrage es nicht länger, sie so leblos da am Tisch liegen zu sehen.“

Meine Freunde wickeln den kalten, schönen Leichnam in ein Laken und ich nehme das klägliche Bündel auf meine Arme. Dann trage ich meine Frau und mein Kind in den Garten.

Ich kann kaum mehr denken, bin wie taub, reagiere nur noch.

Sanft lege ich sie in die Grube, die Remus und James gegraben haben.

Mit meinen eigenen Händen schiebe ich die eiskalte Erde über den reglosen Leib. Es fällt mir schwer, die Stelle zu bedecken, wo sich ihr Gesicht befindet, doch langsam rieselt die Erde von selbst darüber.

Immer noch laufen Tränen über mein Gesicht. Mir ist, als würde ich einen Teil meiner selbst begraben.

An der Stelle in mir, wo Karinas Gegenwart ihren Platz hatte, herrscht eine Leere, die so tief ist, dass sie sich durch nichts füllen lässt.

Ein tiefes schwarzes Loch, das kein Ende zu haben scheint, keinen Boden, nichts.

Ein Findling liegt in einer Ecke des Gartens und ich zücke meinen Stab, um ihn auf das Grab zu setzten. Die Zauber fallen mir so leicht, aber zum ersten Mal spielt auch das keine Rolle mehr für mich.
 

Hier liegt meine geliebte Gefährtin

mit unserem ungeborenen Kind

Karina Ravenwood Black

Lebe wohl

Bis wir uns hinter dem letzten Schleier wieder sehen
 

Diese Sätze brenne ich mit einem Zauber in den Stein und mir ist, als wolle mir mein Herz dabei zerbrechen.

Kaum habe ich den letzten Buchstaben geschrieben, verliere ich erneut das Bewusstsein…
 

Ich bin sehr lange krank und liege mit Halluzinationen im Bett.

Seltsamer Weise spielt darin ausgerechnet Severus eine maßgebliche Rolle.

Ich bin mit ihm auf einer Waldlichtung und versuche ihn zu trösten, obwohl ich es eigentlich bin, der des Trostes bedarf.

Zwei einsame Seelen, die sich gefunden haben. Nie im wahren Leben, nur hier, in einem bizarren Traum.

Hier verspüre ich keinen Hass mehr gegen ihn, keine Abscheu, keine Wut. Er tut mir nur so entsetzlich leid. Ihm geht es noch schlechter als mir. Ich habe ja immerhin noch meine Wahlgeschwister. Er hat keinen mehr…
 

Auch er hatte genau zu dieser Zeit einen völligen Zusammenbruch erlitten und irgendein kosmischer Zufall hat uns beiden dieselbe Vision zukommen lassen.

Severus fand Trost darin und darüber bin ich heute froh.

Wenigstes einmal in all dieser Zeit, war ich nicht sein Feind, sondern ein Freund…

Manchmal muss man dem Schicksal einfach frech ins Gesicht grinsen, wenn es nur noch Übles für einen bereit hält…

Und das konnten wir wohl beide.

Schon der alte Potter hat mal gesagt, dass man Freunde oft an den seltsamsten Orten findet…

Und einen seltsameren Ort, als der, wo wir uns damals befanden, kann es wohl kaum geben…

Pate
 

Als ich meine Sinne wieder ganz beisammen habe, ist es bereits Frühling geworden.

Ich bin abgemagert, kraftlos und dünn.

Meine Freunde haben sich die ganze Zeit um mich gekümmert, obwohl ich mich an nichts davon erinnern kann.

Ich schlage die Augen auf und schaue in James besorgtes Gesicht.

„Padfoot!“ ruft er. „Moony, Moony, er ist endlich wieder wach!“

Remus kommt ins Zimmer geschossen.

„Na endlich!“ sagt er. „Wir dachten schon, du würdest nicht mehr zurückkommen wollen.“

„War ich lange weg?“ murmle ich und bin kaum zu verstehen.

Meine Stimme klingt hohl und rau.

„Verdammt lange“, erwidert James. „Ich hab mir Urlaub genommen, wollte Moony nicht mit dir alleine lassen. Du warst die meiste Zeit völlig weggetreten, manchmal hast du was gemurmelt. Wir haben es nicht gewagt, dich ins Krankenhaus zubringen.

Aus mancherlei Gründen…“

„Hast du Hunger, Sirius?“ will Remus wissen. „Wir konnten dir nur hin und wieder ein bisschen Suppe hinunter betteln.“

„Yeah“, murmle ich. „Mein Magen fühlt sich entsetzlich an. Hast du vielleicht was von deinem Eintopf?“

Er stößt ein Lachen aus, das sich wie eine Mischung aus Freude und großem Kummer anhört.

„Nee, aber ich koch dir einen“ und sofort ist er wieder in der Küche verschwunden.

„Wo ist Lily?“ wende ich mich an James.

„In St Mungos. Das Kind kommt“, erwidert er.

„Und da hockst du bei mir rum?“ nuschle ich.

„Lil hat darauf bestanden, besonders als Remus ihr von Nymphadoras Geburt erzählt hat“, gibt er mit schiefem Grinsen zu. „Sie meinte, hier sei ich nützlicher…“

„Ich muss wieder gesund werden“, murmle ich. „Und dann, dann schnappe ich mir dieses elende Dreckschwein Patrick…“

„Zu spät, Padfoot“, erwidert James. „Den haben wir uns schon zur Brust genommen. Lil war zwar dagegen, aber Remus hat deine Kleine fast so gern gehabt wie du. Auch er wollte Rache und als seine Informanten ihm gemeldet haben, Patrick wolle das Land verlassen, haben wir zugeschlagen.“

„Was habt ihr mit ihm gemacht?“

„Er hatte eine hübsche Begegnung mit dem Werwolf“, erwidert Moony, der gerade mit einem Teller Eintopf wieder hereinkommt. „Ich habe den Wolf noch nie losgelassen, aber dieses Mal, habe ich wohl eine Ausnahme gemacht.“

In seiner Stimme klingt eine grimmige Befriedigung, die ich dort noch nie gehört habe.

„Du hast sie auch geliebt, oder?“ murmle ich.

„Yeah, aber sie war immer dein Mädel. Ich hab sie geliebt für ihre Tapferkeit, es mit einem Leben aufzunehmen, das ihr nie etwas zu bieten schien, für ihre Kraft, mit einer Welt fertig zu werden, der sie immer egal war. Wegen ihrer Liebe zu dir…

Ja, ich hab sie geliebt, anders als du, aber deswegen nicht weniger…“

Er hilft mir, mich in meinen Kissen aufzurichten und drückt mir den Teller in die Hand.

„Essen“, kommandiert er.

Und ich halte es für besser dem Befehl nachzukommen. Die warme Nahrung füllt meinen Magen, aber ich kann nicht viel davon runter bringen. Er muss wohl geschrumpft sein, in der Zeit als ich hier lag.

„Wir haben etwas besprochen“, meint James ansatzlos. „Remus, Lil und ich. Und wir sind uns einig. Wir möchten, dass du für unser Kind den Paten machst, dass du für es da bist, sollte uns etwas zustoßen.“

„Aber warum ich und nicht Remus?“ erwidere ich etwas erstaunt.

„Weil du eine neue Aufgabe brauchst“, meint Remus. „Ich könnte dem Kind nie so ein Pate sein, wie du.

Du weist schon, der verflixte Wolf. Und keiner von uns will, dass du etwas Tollkühnes oder Verrücktes anstellst, nun da sie nicht mehr ist…“

„Yeah. Wir brauchen dich nämlich gesund und mit vollem Verstand. Es wird immer schlimmer.

Der Orden steckt ganz schön in der Klemme und wir verlieren immer mehr Leute. Jetzt ist es schon so weit, dass die Todesser regelmäßig irgendwelche Muggel jagen.

Mensch, Padfoot, wir brauchen dich. Sieh zu, dass du schnell wieder gesund wirst…“
 

Ich habe Karinas Namen nie wieder erwähnt, nie wieder über sie gesprochen.

Gedacht habe ich oft an sie und auch von ihr geträumt…

Erst Askaban ließ mich sie fast vergessen.

Dort sind frohe Erinnerungen der Preis, den man fürs blose Überleben zahlt…

Harry James Potter
 

Doch Lily kommt ohne Kind wieder aus dem Krankenhaus zurück.

„Falscher Alarm“, meint sie. „Es war ohnehin zu früh und nur der Aufregung zuzuschreiben. Es dauert mindestens noch drei Monate, meinte der Heiler und mein Bauch ist nur so dick, weil ich eine Unmenge Luft drinnen habe. Ich soll mich schonen, hat er gesagt. Pft – schonen … Es gibt viel zu viel zu tun.“

Und davon lässt sie sich von keinem von uns abbringen, was auch immer wir sagen...

„Sie wird das Kind noch bekommen, während sie einem Rudel Todesser hinterher hetzt“, meint James unwillig.

Die beiden sind bei uns in Blacks Spot geblieben, da sie von hier aus schneller im Krankenhaus sein können.

„Da kannst du nichts machen“, erwidere ich. „Sie hatte schon immer einen starken Willen.“
 

Es geht mir langsam wieder besser und ich habe fast wieder meine alte Figur zurück, aber ich bin nicht mehr der Alte.

Etwas in mir ist gestorben und klang ich früher nur manchmal wie ein Hund, wenn ich gelacht habe, so klingt es jetzt immer wie ein Kläffen.

Meine Freunde passen auf mich auf, damit ich mir nichts Wahninniges einfallen lasse, um meiner Gefährtin ins Grab zu folgen. Doch das will ich jetzt nicht mehr. Ich jage nur noch wie besessen schwarzen Magiern hinterher und immer ist entweder James oder Remus bei mir…
 

Kurz bevor das Kind geboren wird, lässt Dumbledore uns rufen. Uns und die Longbottoms, denn auch Alice ist hochschwanger.

„Ich habe etwas erhalten, was die Potters und die Longbottoms betrifft. Sirius und Remus möchte ich dabei haben, weil sie die besten Freunde der Potters sind.

Nun, es handelt sich um die Prophezeiung einer ansonsten recht jämmerlichen Seherin, aber in diesem Fall halte ich es für echt. Der ganze Tonfall war echt, die ganze Situation…

Ich werde euch den Text zur Kenntnis bringen:
 

Der Eine mit Macht, zu überwinden den Dark Lord, bald erscheint … geboren jenen, die sich dreimal ihm stellten, geboren, wenn der siebte Mond stirbt … und der Dark Lord wird Ihn zeichnen als Gleichen, doch wird über Macht Er verfügen, die der Dark Lord nicht kennt … und Einer muss sterben durch des Anderen Hand, denn Keiner kann leben, wenn der Andere gedeiht … Der Eine mit Macht, zu überwinden den Dark Lord, geboren, wenn der siebte Mond stirbt…
 

Nun, sowohl die Potters als auch die Longbottoms haben ihm dreimal gegenüber gestanden und sind mit dem Leben davon gekommen.

Sowohl Lily, als auch Alice sind schwanger und allen Anzeichen nach werden beide Ende Juli einen Sohn zur Welt bringen.

Die Kinder müssen um jeden Preis geschützt werden, denn einer von beiden ist unsere einzige Chance, Voldemort ein endgültiges Ende zu bereiten. Er ist nicht mehr menschlich genug, um wie ein Mensch zu sterben, fürchte ich.

Voldemort kennt die ersten Zeilen der Prophezeiung, doch nicht ihren ganzen Wortlaut.

Wir wurden leider belauscht, als die Prophezeiung gemacht wurde. Er wird hinter den Kindern her sein. Ich kann kaum mehr tun, als euch diese Warnung zu geben und euch zu bitten, euch vorzusehen.“

Er seufzt schwer.

„Es ist nichts so dunkel, dass es nicht doch noch Licht in sich trägt.

Lily, Alice, ihr tragt dieses Licht…

Ich danke euch für euer Kommen und wünsche euch viel Glück…“

Er entlässt uns mit einer traurigen Handbewegung…
 

Und tatsächlich bringt Lily Ende Juli einen kleinen Sohn zur Welt.

Sie geben ihm den Namen Harry James Potter.

Ich bin unglaublich stolz, den Jungen zur Taufe zu tragen und Remus strahlt ebenfalls, als wäre es sein eigener Sohn.

Atempause
 

Schließlich kehren James und Lily wieder nach Godrics Hollow zurück, denn sie sind der Meinung, mir ginge es wieder gut genug, dass man mich nicht mehr dauernd beaufsichtigen müsse. Und es stimmt. Seit ich den Jungen auf meinen Armen getragen habe, will ich wieder leben, habe ich wieder eine richtige Aufgabe.

Moony überredet mich, Ferien zu machen und mit ihm auf meinem alten Motorrad nach Cornwall rauf zu fahren.

Die Maschine unter mir lässt vieles von dem von mir abfallen, was mich so lange belastet hat und ich fühle, wie mich die Vergangenheit langsam los lässt.

Die erste Nacht unter freiem Himmel ist wunderbar. Viel zu lange, haben wir nur in der Stadt gelebt und auch die Vollmondnächte haben nicht viel daran geändert.

Die Sterne über uns, der fast volle Mond, die milde Luft der Sommernacht und mein Freund, der neben mir am Feuer liegt.

Zum ersten Mal seit Monaten fühle ich mich wieder jung, ich bin doch erst zweiundzwanzig, aber in letzter Zeit habe ich mich gefühlt, als hätte ich bereits zwei Leben gelebt…

„Dir scheint es endlich besser zu gehen“, meint Moony gerade.

„Yeah, war ´ne Klasse Idee. Mir ist, als wäre ich neu geboren, Moony.“

„Ich musste dich nur dazu bringen, wieder auf deine alte Kiste zu steigen. Es ist dir immer gut gegangen, wenn du damit gefahren bist“, meint er mit seinem typischen schiefen Grinsen.

„Stimmt“, gebe ich zurück. „So war es immer.“

„Ich mache mir Gedanken über die Prophezeiung, von der Dumbledore gesprochen hat“, sagt er plötzlich. „Harry oder Neville. Einer von beiden muss töten oder sterben. Keine tolle Aussicht, oder?“

„Nee, echt nicht. Wir werden auf beide Jungs verdammt gut aufpassen müssen“, entgegne ich.

„…und der Dark Lord wird ihn zeichnen als Gleichen…“ murmelt Moony.

„Yeah, bisher ist etwas Derartiges noch nicht geschehen. Noch wissen wir nicht, ob sie sich auf Harry

oder Neville bezieht.“

„Hmm, Voldemort hat doch diesen Reinblutfimmel“, überlegt Remus. „Neville ist reinblütig, aber Harry ist es nicht.“

„Yeah, aber nach allem was wir von Dumbledore über Voldemort erfahren haben, ist sein echter Namen Tom Riddle und ein Elternteil war ein Muggel, denn er war in einem Muggel Waisenhaus. Er muss ein Halbblut sein, wie Harry.“

„Davon sind wir jetzt auch nicht schlauer“, meint Moony. „Es gibt keine Möglichkeit herauszufinden, welcher von beiden gemeint ist, solange Voldemort nicht handelt.“

„Yeah, aber wenn er das tut, wird es verdammt gefährlich“, erwidere ich. „Weder Lily und James noch die Longbottoms können hoffen, ihm ewig zu entkommen. Wir müssen unsere Freunde schützen, so gut wie wir nur können.“

„Du könntest ja mal damit anfangen, sie öfter in Godrics Hollow zu besuchen“, schlägt Remus vor. „Wir waren ewig nicht mehr dort…“

„Yeah. Als wir das letzte Mal dort waren haben Mum und Dad noch gelebt“, murmle ich.

„Ey, jetzt nicht wieder traurig werden, ja?“

Er hat meinen Tonfall gehört und weis, dass mir die beiden immer noch fehlen, selbst nach all den Jahren.

„Nee, ich versuch´s wenigstens…“

„Lass uns schlafen, wir haben morgen noch einen weiten Weg vor uns“, meint er noch und gähnt.

Ich brumme bestätigend und wickle mich in meinen Schlafsack.

Es dauert noch ein Weilchen, bis ich Ruhe finde und ich versuche, meine Ohren zu verschließen, denn ich weis nur zu genau, was Moony neben mir in seinem Schlafsack treibt…

Könnte ich auch mal wieder machen.

Es war nichts mehr, seit jener letzten Nacht … Nur nicht daran denken, Sirius, du wirst nur wieder traurig…

Meine Hand fährt zwischen meine Beine und kaum habe ich damit angefangen, beginne ich wieder mal zu weinen.

Es sind ihre Hände, die ich dort spüre.

Ihre Hände und ich werde sie nie wieder wirklich spüren.

In mir windet sich ein gequältes Wesen, das ich versuche - jeden Tag aufs Neue – so tief in mir zu verschließen, dass es nicht mehr heraus kann. Von dem ich versuche, es keinen sehen zu lassen, damit ich die Kraft finde, weiter zu leben. Einfach nur einen Tag um den anderen weiter zu leben…

Mein Körper reagiert jedoch und erleichtert recht schnell sich seiner Last…

Dann kann ich endlich einschlafen…
 

Ausgeruht, wie seit Langem nicht mehr, erwache ich am nächsten Tag. Moony sieht noch recht müde aus, aber das kenne ich von ihm.

Es ist nicht mehr so schweigsam wie früher, aber ich sehe ihm an, dass er sich fast zwingen muss zu reden.

Und er will reden, damit ich nicht wieder auf trübe Gedanken komme.
 

Wir haben uns die Reise gut eingeteilt und erreichen schon am nächsten Abend Morties Wald. Wir haben noch einen ganzen Tag bis zum Vollmond Zeit und Remus schlägt am nächsten Morgen vor, ans Meer zum Baden zu gehen. Ich merke, dass er alles tut, damit ich mich an die schönen Zeiten früher erinnere. Und ich erinnere mich…

Hier am Meer mit Moony und Prongs.

Prongs, der gerade eben zum Jungendlichen wurde und nicht die geringste Ahnung hatte, was eigentlich mit ihm los war.

Mein Gott, haben wir ihn oft mit seinem Gockelgehabe verarscht. Hat er nie übel genommen, hat immer über sich selbst lachen können.

Ich starre auf die Wellen, die an den Strand schlagen und bin verdammt weit weg.

„An was denkst du?“ fragt Remus.

„James damals, hier am Strand, in jener heißen Nacht. Oder wie er das erste Mal versucht hat, sich zu rasieren und wie wir ihn so schrecklich damit aufgezogen haben…“

„War ´ne tolle Zeit, die wir hatten, stimmt´s?“ entgegnet er.

„Hab nie ´ne bessere erlebt…“

„James damals, als du in Grimmauld Platz verschollen warst…“ erinnert sich Remus. „Du warst immer sein bester Freund…“

„Yeah, du aber auch. Wir waren immer ein tolles Trio und später hat nicht mal Lily dabei gestört.

Weist du noch, wie sie damals in Blacks Spot plötzlich zu Schleiereule wurde?“

„Yeah, wir haben nie dämlicher aus der Wäsche geschaut“, lacht er in sich hinein.

„Die unzähligen Stunden mit Peter, Himmel, ist der mir manchmal auf den Sack gegangen…“

„Ihr habt wohl mehr Peter abbekommen als ich.

Die Verwandlung war immer eurer Ding. Aber immerhin, ihr habt es geschafft…“

„Yeah, war ein Riesenspaß. Mann, du hättest James damals sehen sollen. Ein Junge mit Geweih. Es war so urkomisch…“

„Und ein Junge mit ´ner Hunderute, oder?“

„Yeah“, grinse ich. „Das hatte schon was…

Und Hagrid, mit seinen verdammten Hydekarnickeln…“

„Und Fluffy…“

„Oh Gott, den hatte ich fast vergessen. ‚Schnell, Animagi’ und WAMM bist du in diesem dämlichen Baum gehangen…“

„Yeah, hat verdammt weh getan…“

„Der Tag, an dem ich meinte, ich müsse Snivelly ein Bad im See vergönnen und Hagrid hat mich dabei erwischt. Hab euch nie davon erzählt, war mir zu peinlich, bin nicht besonders gut dabei weg gekommen, fast so schlecht wie mit Bertie Botts Bohnen…

„Du hast Snape baden geschickt?“ fragt Moony erstaunt nach.

„Yeah. Mir war langweilig. Du hast dich vom Vollmond erholt und James war mit Peter beim Quidditch. Hätte für den alten Snivellus dumm ausgehen können. Er kann nämlich nicht schwimmen…“

„Ihr immer mit euren vertrackten Streichen…“ entgegnet er.

„Wir haben ja damit auf gehört, damals, nachdem du ihn fast erwischt hättest. Hatte sich irgendwie tot gelaufen…“

„Und wir hatten Wichtigeres im Kopf, oder?“

„Yeah…“

„Sirius?“ sagt er und klingt plötzlich ernst.

„Was gibt’s?“

„Ich will es dir schon seit Wochen sagen und hab es immer wieder aufgeschoben, aber jetzt muss ich es tun. Es ist Zeit…“

Ich richte mich auf und schaue ihn eindringlich an. „Raus damit!“

„Halt mich jetzt bitte nicht für undankbar oder was, aber ich werde nicht mit nach London zurückkommen.“

„Aber warum?“ platze ich heraus.

„Bitte, lass mich ausreden.

Es fällt mir auch so schon schwer genug…

Ich wohne schon viel zu lange bei dir und liege dir auf der Tasche. Ich muss endlich eigenes Gold verdienen. Der Hof wird immer baufälliger und wirft immer weniger ab. Schon bald müsste ich Gold reinstecken, damit ich ihn noch weiter verpachten kann.

Ich werde ihn verkaufen.

Ich habe die ganzen Jahre nach Arbeit gesucht. Etwas, das ich tun kann, ohne dass der Wolf zum Problem wird.

Ich habe eine glänzende Ausbildung und auch gute Noten, aber bisher hat es mir nichts genutzt.

Barkeeper, ich bitte dich…

Jetzt hat man mir eine Stelle als Fluchbrecher in Irland angeboten. Die dortigen Kobolde haben baufällige Minen entdeckt und sie suchen jemand, der mit den alten Flüchen fertig wird, die darauf liegen.

Hat schon ein paar Zauberer erwischt – Unfälle - und keiner will den Job.

Den Kobolden ist es egal, ob ich ein Werwolf, ein Vampir oder sonst was bin, Hauptsache ich komme mit den Flüchen klar und mache den Job. Ich denke, ich kann das.

Ich hätte schon vor zwei Monaten anfangen können, aber ich wollte warten, bis Lilys Baby da ist und bis es dir wieder besser geht.

Ihr habt euch jahrelang um mich gekümmert und ich wollte dich nicht im Stich lassen, solange du mich brauchst. Jetzt ist es Zeit zu gehen. Ich bin vor ein paar Tagen vierundzwanzig geworden und es wird wirklich Zeit, dass ich auf eigenen Füßen stehe.“

„Aber, Moony, großer Bruder, du bist mir nie zur Last gefallen. Ich war immer froh, dass du da warst … Immer…

Und was wird mit deiner Arbeit für den Orden?“

„Die führe ich fort. Bei den Kobolden und zu den Treffen appariere ich, dort können wir uns ja sehen und auch James und Lily … Verdammt, Padfoot, das fällt mir so unheimlich schwer.

Mir bedeutet unsere Freundschaft alles…

All die Jahre und ihr habt mir nie irgendwas vorgeworfen, nie. Immer wart ihr für mich da.

Es war die beste Zeit meines Lebens, aber ich muss jetzt gehen, ich muss einfach. Ich muss mein eigenes Leben führen.

Ihr habt es Peter oft genug gesagt, ‚wir können dir nicht immer bei allem Händchen halten’. Das könnt ihr auch bei mir nicht tun…

Aber wir sind und bleiben Freunde…

Ach, Shit!“

Er wirft mir einen unendlich traurigen und beinahe verzweifelten Blick zu.

„Ich versteh dich doch, Remus.

Ich versuch´s zumindest…

Es freut mich, dass du endlich einen Job gefunden hast, echt.

Du hast Recht, Barkeeper, ich bitte dich … du hast was Besseres verdient.

Du bist ein brillanter Magier und ein so verdammt anständiger Kerl. Es tut mir Leid, dass du weg willst, aber wenn du es wirklich willst, dann werde ich dir nicht dagegen reden und wir bleiben Freunde … wir bleiben in Verbindung. Kommst du noch bei Vollmond hier her?“

„Vielleicht nicht immer, aber manchmal sicher.“

„Dann gib mir Bescheid, dann komme ich auch, wenn ich kann, OK?“

„Das wäre schön. Würde mich freuen.

Aber bitte, komm mir nicht nach Irland nach.

Wir müssen beide unser eigenes Leben führen.

James und Lily haben es geschafft. Wir sind immer noch die Wolfsbrüder, aber sie sind auch eine junge Familie…“

„Gut, wie du willst. Du hattest bei solchen Sachen schon immer Recht. Du bist so verdammt klug.

Klüger, als James und ich es je waren.“

Plötzlich kann ich nicht anders und umarme ihn einfach, wie schon so oft zuvor und er erwidert die Umarmung, mit all der Zuneigung, die wir füreinander empfinden.

„Freunde und Brüder, Padfoot“, murmelt er.

„Freunde und Brüder“, erwidere ich. „Jetzt und immer.“

„Yeah, jetzt und immer.“

Dann löst er sich von mir.

Wir stehen einfach auf und gehen ein bisschen schwimmen. Die Zeit bis zum Abend verbringen wir schweigend, in der Nacht laufen wir nochmal zusammen durch den Wald.

Als er wieder zum Menschen wird, umarmt er mich kurz und appariert, ohne noch ein weiteres Wort zu sagen.

Er hat Recht. Es ist bereits alles gesagt.
 

Die Rückfahrt ist sehr einsam ohne Moony und auch die Nacht, die ich alleine verbringen muss, ist leer ohne meinen Freund.

Wir haben so lange zusammen in Blacks Spot gelebt und es war eine verdammt gute Zeit…
 

In dieser Nacht wurde ich wirklich erwachsen und wieder etwas einsamer. Es war, als hätte ich wieder jemand aus meiner Familie verloren, obwohl Moony ja nicht tot war, sondern einfach nur gegangen.

Damals begann bereits die Zeit der Einsamkeit, aber noch hatte ich Freunde, noch konnte ich mich frei bewegen, noch war alles halb so schlimm…

Bis zum Ende
 

Auch Blacks Spot ist leer ohne Remus und ich beschließe, meine nächtlichen Streifzüge wieder aufzunehmen. Aber auch die bekannten Gassen sind einsam. Ich lese sehr viel in Onkel Alphards alten Büchern.

Eine neue Freundin will ich mir nicht suchen.

Ich finde es nicht richtig, das Andenken an meine Gefährtin so leicht abzutun…

Aber vielleicht habe ich auch nur Angst.

Angst vor einem erneuten Verlust…
 

Wer liebt leidet.

Severus wusste das schon seit vielen Jahren.

Ich habe es damals gelernt.

Doch Severus wusste noch etwas anderes…

Manchmal ist es die Sache wert…

Etwas, das ich damals gelernt habe, auf die harte Tour…
 

Überhaupt Severus…

Was hat er damals eigentlich gemacht?

Er hatte sich kurz vor Harrys Geburt vollkommen von Voldemort abgewandt und war zu Dumbledore nach Hogwarts geflohen.

Obwohl geflohen wohl kaum der richtige Ausdruck ist, wenn man bedenkt, dass er bei den Todessern für den Orden spioniert hat.

Aber große Angst hatte er ja noch nie vor irgendwas.

Hätte ich ihn zu dieser Zeit gesehen, hätte ich ihn wohl kaum wieder erkannt.

Er war nur noch ein Schatten seiner selbst und es ging ihm mehr als nur dreckig.

Aber er hat es geschafft, sich von seinem einmal eingeschlagenen Weg abzuwenden und das Richtige zu tun.

Dafür verdient er meinen äußersten Respekt.

Es ist nicht leicht, von Anfang an zu sagen, dass man sich gegen einen Mächtigen stellt, so wie wir es getan haben.

Aber um wieviel schwerer muss es sein, von dieser Macht zu kosten und dann zu sagen: ‚Das ist nichts für mich, ich stelle mich dagegen, was auch immer es kostet…’

Denn Voldemort ging mit abtrünnigen Anhängern noch schlimmer um, als mit offenen Gegnern…

Welchen unglaublichen Mut bedarf es, mit dem Dunklen Mal, eingebrannt in die eigene Haut, zu Dumbledore zu gehen und zu sagen: ‚Ich bin ein Todesser, aber ich will das nicht mehr. Ich will für sie arbeiten.’

Unglaublicher Mut oder tolldreiste Frechheit?

Nein, es war Mut.

Denn wenn Severus je jemanden respektiert hat, dann war es immer Dumbledore…
 

Ich besuche häufig Lily und James. Ihr kleiner Sohn ist James wie aus dem Gesicht geschnitten, hat aber Lilys Augen.

Dieser Junge bedeutet mir so verdammt viel…

Ich will der jungen Familie nicht zu oft auf den Keks gehen und zu viele gute Freunde habe ich nicht, aber da ist immer noch Peter und ich hänge öfters mal bei dem ab.

Bis er mir wieder zu sehr auf die Nerven geht…

Er ist immer noch eine wirkliche magische Niete und er ist ein furchtbar langweiliger und korrekter Bürokrat geworden.

Wenn wir uns über alte Zeiten unterhalten piepst er manchmal noch so dazwischen, wie damals, als er ein Junge war, aber auch er ist zum Mann geworden.

Kein besonders beeindruckender, aber genau der richtige Typ, um einen Sessel in einem langweiligen Büro zu wärmen…

Aber immer noch besser Peter und seine Gluckenmutter, als ganz alleine abhängen.
 

Die Untaten von Voldemort und seinen Todesser nehmen immer weiter zu. Immer mehr von unseren Leuten erwischt es.

Remus sehe ich nur noch selten.

Dumbledore meint immer, wenn ich nach ihm frage, dass er wichtige Arbeit bei den Kobolden in Irland leistet.

Nie kommt eine Eule, die mich nach Cornwall einlädt. Schicke ich selbst eine, hat er immer zu viel zu tun.

Verdammt, Moony, du fehlst mir.

Über ein Jahr vergeht.
 

Es wird Oktober und Dumbledore ruft mich zu einem Treffen zu den Potters Godrics Hollow.

Remus ist wieder mal unabkömmlich.

„Ich habe schlimme Neuigkeiten aus einer sehr zuverlässigen Quelle“, setzt er an. „Sie berichtet mir, dass es Voldemort auf James und Lily abgesehen hat.

Es gibt keinen sicheren Ort für euch, denn Hogwarts kann ich nicht vorschlagen.

Es passt einfach nicht, mit dem kleinen Kind und allem. Aber ich kann einen Schutz vorschlagen, einen schwierigen Zauber, den Fidelius Zauber.

Euer Wohnort wird dadurch geheim und dieses Geheimnis wird im Inneren einer lebenden Seele eingeschlossen und nur diese kann es einem anderen mitteilen. Diese Person muss natürlich vollkommen vertrauenswürdig sein.

Ich biete euch meine Hilfe an, aber wenn ihr jemand anderen wisst…“

„Sirius!“ sagen James und Lily sofort wie aus einem Mund.

„Nun, das dachte ich mir schon, aber Voldemort ist auch hinter ihm her. Er hat einfach zu viele Todesser gestellt.“

„Dann mache ich den Geheimnisträger und tauche selbst unter“, erwiderte ich. „Es weis ohnehin fast niemand, wo ich wohne und ich habe genug Gold, mir noch eine andere Wohnung zu nehmen…

Irgendwo…“

„Wir haben noch ein Problem. Ich fürchte, wir haben einen Maulwurf im Orden. Zu viele Aktionen sind in letzter Zeit fehlgeschlagen, als dass wir es noch für Zufall halten könnte.“

„Wer?“ platzen wir alle drei heraus.

„Wir wissen es nicht, sonst könnten wir ihn benutzen und mit falschen Informationen füttern. Jeder ist im Grunde genommen verdächtig.

Ich muss nur an den Imperius Fluch denken…“

„Remus, Sirius und ich können dem schon seit vielen Jahren widerstehen. Dad hat uns das damals noch beigebracht…“ platzt James heraus.

„Ja“, seufzt Dumbledore, „ja, ich weis. Aber kann Remus das auch in seiner Werwolfgestalt?

Er verfügt dann über keine Magie und kaum über freien Willen. Ich mache mir Sorgen um ihn. Er leistet glänzende Arbeit, drüben in Irland, aber er kommt nur noch selten hierher und ich weis nicht, ob ihn nicht ein Todesser erwischt hat…“

„Ich traue Remus“, breche ich heraus. „Immer…“

„Yeah“, meint James. „Moony ist OK.“

„Professor Dumbledore hat Recht“, entgegnet Lily. „Versteht mich nicht falsch, ich vertraue Remus auch, aber was, wenn ihn jemand als Werwolf mit dem Imperius belegt hat … Ich bin nicht sicher, ob er sich dann als Mensch noch davon befreien kann…“

Dumbledore seufzt und nickt.
 

Man muss sich nur vorstellen, wie grausam die Lage damals war.

Wir mussten unserem besten Freund mistrauen, nur weil er nicht mehr dauernd bei uns abhing.

Man konnte keinem mehr trauen…
 

„Na gut“, meint James schließlich. „Sirius, soll den Geheimnisbewahrer machen und dann abtauchen, OK?“

Dumbledore seufzt erneut und nickt.

„Gut, dann macht das so. Ich gebe euch den Zauberspruch, nutzt ihn.“

Er überreicht uns ein Pergament auf dem die genauen Anweisungen und die Auswirkungen des Fidelius Zaubers stehen. Dann nickt er uns nochmals zu und appariert.
 

Mir ist die ganze Sache immer noch nicht sicher genug. Was, wenn ich erwischt werde und jemand setzt den Cruciatus gegen mich ein?

Ich fürchte diesen Fluch immer noch. Mehr als alles andere.

Da kommt mir eine Idee. Peter!

Den würde nie jemand für einen Geheimnisträger halten. Magisch eine Niete, menschlich eine Witzfigur, aber immer noch unser Freund…

Ich mache James und Lily diesen Vorschlag.

„Glaubst du vielleicht, dass wir ausgerechnet Peter mehr trauen als dir?“ fragt James verblüfft.

„Es ist so, dass ich mir selbst nicht ganz traue.

Nee, ich würde euch nie aus freiem Willen verraten, aber ich fürchte den Cruciatus, wie du sehr wohl weist, Prongs.

Außerdem weis jeder, dass wir Freunde sind. Immerhin war sogar ein Bild in der Zeitung mit mir als eurem Trauzeugen.

Auf der anderen Seite Peter. Jeder weis, dass er eine traurige Gestalt ist. Ihr habt ihn schon seit Jahren nicht mehr gesehen, außer bei den Treffen des Ordens. Kein Mensch würde je auf die Idee kommen, dass ihm jemand etwas Wichtigeres anvertraut, als die Verantwortung für ein paar Memos über die Entsorgung alter Zauberstäbe, oder?“

James ist nicht recht zufrieden mit den Vorschlag, muss aber meinen Argumenten zustimmen.

„Gut, dann also Peter“, meint er.

Ich appariere einfach zu ihm und hole ihn ab.

Er ist zu Hause, wo sollte er auch sonst sein.

Zurück müssen wir durchs Feuer, Peter hat es nie geschafft zu apparieren.

James und Lily machen ihm den Vorschlag und er sieht echt geschmeichelt aus.

„Mann, Prongs, echt, jederzeit, gerne“, stammelt er und strahlt. „Aber es ist doch nicht gefährlich, oder?“

„Nee, für dich nicht“, beruhige ich ihn.

„Außerdem du weist doch, Peter“, fügt James an. „Kein Risiko kein Spaß.“

Wurmschwanz kichert in sich hinein.

„Mann, ja, das waren Zeiten…“ murmelt er.

Wir beschwören den Zauber, denn Peter wäre nie dazu in der Lage.

Es handelt sich um die höchste Form der Magie.

Schwieriger als alles andere, was wir je getan haben. Seien es die Animagi, die Patronusse oder das apparieren. Allein unser Wolfspakt hat eine ähnliche Macht entfesselt…

Es gehört zum Zauber, dass Peter uns allen dreien den Ort mitteilen muss, so verrückt ist diese Magie, dass wir sonst nie mehr hier her gefunden hätten, nachdem wir das Haus verlassen haben.

Er sieht richtig glücklich aus, wird aber langsam unruhig und meint er wolle wieder nach Hause.

Er reist durchs Feuer zurück.
 

Was muss er damals gedacht haben?

Was muss er empfunden haben?

Er war nicht auf dem Weg nach Hause.

Er war auf dem Weg, seine Freunde zu verraten.

Freunde?

Das waren wir schon lange nicht mehr für ihn.

Er hatte bessere gefunden, stärkere.

Freunde mit Macht, die diese Macht auch ein wenig auf ihn abfärben ließen.

Sein neuer großer Freund, sein Meister, Voldemort wollte nichts dringender wissen, als den Aufenthaltsort von James und Lily und unser kleiner Wurmschwanz hatte den jetzt ganz exklusiv.

Er und nur er konnte ihn Voldemort mitteilen.

Wie mächtig, wie großartig, wie bedeutsam muss er sich an diesem Abend vorgekommen sein…

Er muss sich in einem regelrechten Rausch befunden haben.

Von allen Fehlern, die ich je in meinem Leben begangen habe, war das der Schlimmste und Dümmste…

Aber wohl auch der Unvermeidlichste.

Ich hatte Peter in gewisser Weise immer unterschätzt.

Er war durchaus zu einigen Dingen in der Lage und es konnte mit Sicherheit apparieren, denn so traf er sich mit seinen Todesserfreunden.

Verdammt, wir hätten besser Severus zum Geheimnisträger machen sollen als Peter.

Der hätte uns nie verraten.

Von dem war überhaupt erst die Warnung gekommen…
 

Ich mache mich auch wieder auf den Heimweg.

Es ist spät geworden und ich bin müde. Außerdem muss ich mir noch in Ruhe überlegen, wo ich abtauchen soll. Nun, die Mädels aus dem Pumpkin sind immer eine gutes Adresse. Ich stehe immer noch in Verbindung mit ihnen, denn sie haben die besten Tipps…

Tod und Mord
 

Ich schlafe nicht besonders gut.

Bin am nächsten Morgen irgendwie unruhig, hibbelig, nervös.

Ich fange an, mir über Peter Gedanken zu machen.

Er schien gestern Angst gehabt zu haben. Vielleicht sollte ich ihn besuchen und nachsehen, ob alles in Ordnung ist.

Aber es ist zu früh. Er ist sicher im Büro. Dann halt gegen Abend.

Verdammt, ich bin so unruhig und nervös.

Was ist nur los mit mir?

Ich laufe im ganzen Haus herum, stöbere, versuche zu lesen, versuche, mir was zu kochen.

Kommt nichts rechtes dabei raus.

Die Mittagssonne fällt durchs Fenster und ich werfe einen Blick durch die Scheibe. Die letzten Strahlen der Herbstsonne lassen das Chrom an meiner alten Kiste aufblitzen.

Es ist, als wolle sie mir zuzwinkern.

Yeah, gute Idee. Es muntert mich immer auf, wenn ich auf der Maschine sitze. Und die Zeit vergeht auch…

Ich verlasse das Haus, schwinge mich auf meine Kiste und brettere ein bisschen durch die Gegend. Ich bin hier in den Vororten von London und die Straßen sind frei.

Doch heute kann mich nicht mal das Vibrieren unter meinem Hintern beruhigen. Irgendwas stimmt einfach nicht. Ich werde immer unruhiger und nervöser. Es wird Abend, Peter muss jetzt bald zu Hause sein. Ich beschließe zu ihm zu fahren.

Seine Mum ist zu Hause, hat Peter aber seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Sie weiss weder, wo er ist, noch wann er heimkommt. Er müsse schon längst da sein, meint sie.

Diese Auskunft beruhigt mich auch nicht gerade und ich beschließe, noch ein wenig durch die Stadt zu gasen, vielleicht hängt er in einer seiner Stammkneipen ab, kann man ihm bei der Mutter auch nicht verdenken…

Aber Peter ist weder im Kessel, noch im Pumpkin, noch in einem anderen Pub, das er gewöhnlich besucht.

Langsam werde ich gereizt und auf meinen Armen stellen sich alle Härchen auf.

Nochmal zu Peter nach Hause, aber er ist noch immer nicht aufgetaucht. Seine Mutter bittet mich, nach ihm zu suchen. Sie mache sich Sorgen um ihren Jungen, meint sie.

Ich verspreche es.

Vielleicht hat er nochmal bei James und Lily vorbeigeschaut, weil er unsicher geworden ist. Ich beschließe nach Godrics Hollow zu düsen. Dazu brauche ich den Turbo, wenn ich nicht erst meine Kiste heimbringen will. Egal die Karre fliegt genau so gut, wie sie fährt. Ich suche mir eine leere Seitenstraße, schalte den Unsichtbarkeits Servo ein und hebe ab.

Wenn ich in der Luft das Gas voll aufdrehe, bin ich verdammt schnell. Ich fresse die Meilen nur so.

Trotzdem ist es schon fast Mitternacht als ich in Godrics Hollow ankomme.
 

Doch ich komme zu spät. Das ganze Haus liegt in Trümmern. Ich bin entsetzt und lande.

Eine riesige Gestalt ragt in mitten der Ruine auf. Ich erkenne sie sofort.

„Hagrid“ rufe ich verzweifelt. „Hagrid, wo sind sie? Wo sind Lily und James!“

Der gewaltige Mann sieht mich an und heult wie ein Schlosshund. Im Arm hält er ein winziges Bündel.

„Dod“ schluchzt er. „Er, Du-woast-scho-wea hods derwusch´n. Z´spat, bist z´spat dro. Aba da Bua, da Harry, der lebt. Und dea Du-woast-scho-wea is weg, vaschwundn. Kunnt an Buam ned umbringa.

Nua a Narb´n hod ea eam vapasst. Do schaug, a Narb´n wia a Blitz.“

Großer Gott, James und Lily sind tot.

Verdammt, verdammt, Voldemort hat sie doch erwischt, hat alles nichts gebracht, was wir getan haben.

Aber der Junge lebt und ich bin sein Pate. Ich habe die Pflicht, mich um ihn zu kümmern.

„Hagrid, gib mir den Kleinen“, dränge ich ihn. „Ich bin sein Pate. James und Lily haben ihn mir anvertraut.“

„Na, Sirius, na, da Dumbledore hod g´sagt, i soi an Buam zu eam bringa. Do is no de Schwesta vo da Lily, do soi ea hi. Nach Little Whinging in Surrey. Dort wohnt de, mit ihram Mo…“

„Aber Hagrid, Lily hat ihre Schwester schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Die war nicht allzu gut zu sprechen auf sie, weil sie doch eine Hexe war und dann auch noch James geheiratet...“

„Naa, i muas toa, was da Dumbledore g´sagt hat. Grossa Mo da Dumbledore.“

Ich kenne Hagrid gut genug, um zu wissen dass weitere Diskussionen nichts bringen. Dumbledore hat ihm was aufgetragen und er würde eher sterben, als den Auftrag zu verbocken.

„Dann nimm wenigstens mein Motorrad.

Ich brauch´s nicht mehr.“

Der nickt dankbar, steigt auf und hebt ab.

Schon bald ist er in der Ferne verschwunden und ich appariere nach Hause.

Ich muss nachdenken…

Ich brauche meine Kiste wirklich nicht mehr, würde mich nur behindern, bei dem, was zu tun ist.

Der Junge wird versorgt werden, darum wird sich Dumbledore schon kümmern.

Dann bleibt mir noch eine letzte Pflicht.

Ich wünschte Moony wäre hier, aber der ist sonst wo und außerdem ist Vollmond…

Wer war das? Das ist die Frage, wer?

Nur einer kann das Geheimnis verraten haben, nur ein einziger. Peter!

Dieser verdammte Bastard hat seine besten Freunde verraten. Ich muss ihn finden und ihn töten.

Etwas anderes gibt es nicht mehr.

Er hat es nicht verdient, weiter zu leben. Keiner, der meiner Familie sowas antut, hat noch das Recht, weiter zu leben.

Lily tot, James tot. Ihre leblosen Körper lagen in den Trümmern.

Ich habe es kaum wahrgenommen. Hagrid hat die ganze Szene dominiert.

Aber jetzt zeigt mir mein inneres Auge das ganze Bild:

James. Tapfer, noch den Stab in der Hand, mit dem er sich gegen einen überlegenen Gegner zur Wehr setzten wollte.

Die Brille zertrümmert, die Augen weit aufgerissen, das Haar wild wie eh und je.

Hat er den Averda abgefangen, um seine Frau und seinen Sohn zu schützen?

Wäre ihm zuzutrauen.

Er wusste, dass er sich vor diesem Fluch ducken musste. Er wusste es schon seit langem.

Lily. Immer noch schön, aber kalt, so schrecklich kalt. Ihre Arme immer noch um ein nicht mehr vorhandenes Baby geschlungen.

Der Fluch muss sie in den Rücken getroffen haben, denn man konnte sehen, dass Hagrid sie umgedreht hatte.

Sie wollte ihr Kind schützen. Das Kind, das ihr mehr wert war, als ihr eigenes Leben.

Harry. Nur ein hilfloses Baby, gezeichnet von einer Blitznarbe…

…und der Dark Lord wird ihn zeichnen als Gleichen…

Ja, Harry ist das Kind aus der Prophezeiung,

Oh, Dumbledore, schütze den Jungen, schütze unsere Hoffnung weise…

Ich habe nun eine andere Pflicht. Ich muss meine Freunde rächen. Hatte nie bessere als sie. Nur Moony, aber der ist nicht da.

Schon ewig sitze ich am Küchentisch und starre ins Leere. Ich brauche was zu trinken, was Starkes.

Habe immer was zum Trinken im Haus, obwohl ich nur wenig trinke. Habe immer einen klaren Kopf bei meiner Arbeit gebraucht.

Aber das ist jetzt auch vorbei. Voldemort ist weg.

Wer braucht da noch `nen Phönixorden?

Ich gieße mir ein großes Glas Feuerwhiskey ein und trinke es in einem Zug aus.

Plötzlich kann ich nur noch Schreien.

Mein Leid ist für alles andere zu groß. Etwas reißt an meiner Seele und ein noch tieferes Loch entsteht, als damals. Tief, tief, so unendlich tief.

Ich beschließe, es mit Whiskey zu füllen.

Ich kann jetzt keinen solchen Zusammenbruch brauchen, wie damals.

Ich habe zu tun, sobald es hell wird.

Peter wird wohl einfach zur Arbeit gehen, als sei nichts geschehen. Dort kann ich ihn erwischen, die Ratte. Severus hatte Recht, er ist wirklich nur eine kleine, feige Ratte.

Mein Kopf beginnt sich zu drehen.

Bilder zucken an mir vorbei:

James uns ich schubsen uns durch die Gegend und Hagrid haut uns die Köpfe zusammen.

„Freunde“, sagt James…

Sein Dad, der ungläubig schaut, als ich James von einer Katze in einen Menschen zurück verwandle…

So viele Bilder, so viele Szenen, so viele Jahre.

Mein Freund, mein Bruder…

Nie wieder werde ich sehen, wie du dein Haar zerraufst, Lily hinterher starrst, Remus aufziehst oder mich … Nie wieder.

Ich möchte weinen, doch ich kann nicht.

Nur diese wahnsinnigen Schreie hallen weiter von meinen Lippen.

Ich schütte den scharfen Alkohol in mich hinein, als wolle ich mich darin ertränken.

Und endlich, endlich beginnt er zu wirken und mein Kopf sinkt auf die Tischplatte.
 

Als ich wieder zu mir komme ist mein Kopf ganz klar und ich weis, was zu tun ist.

Ich werde Peter töten und was danach kommt, ist völlig egal. Nur noch meine Rache zählt…

Nur noch das.

Rache
 

Ich appariere in die Gegend, wo das Ministerium sich befindet, hänge einfach auf der Straße herum.

Hunderte Muggel laufen an mir vorbei durch die geschäftigen Straßen.

Es sind auch ungewöhnlich viele Magier unterwegs und sie scheinen in Feierlaune zu sein. Kein Wunder, jener, den sie so viele Jahre lang gefürchtet und auch gehasst haben, ist verschwunden.

Voldemort ist nicht mehr.

Sie können ausgelassen feiern, aber mir ist nicht nach Feiern. Lily und James sind tot.

Wie könnte ich mich dem allgemeinen Frohsinn anschließen, wo es mir das Herz zerreißt?

Weiter starre ich der Menschenmenge nach.

Und plötzlich ist er da, kommt auf mich zu, ohne mich gleich zu sehen.

Dann fällt sein Blick doch auf mich. Er bleibt auf der Stelle stehen. Anklagend richtet er einen Finger auf mich und ruft.

„Sirius, du Mörder! Lily und James, wie konntest du nur?“

Und ehe ich meinen Stab zücken kann, ehe ich auch nur einen klaren Gedanken fassen kann, hat er etwas gemurmelt.

Hinter ihm fliegt die halbe Straße in die Luft, blutige Körperteile fliegen überall herum.

Muggel schreien, Bremsen quietschen, eine Sirene geht los…

Es herrscht das totale Chaos.

Endlich habe ich meinen Stab in der Hand, doch zu spät. Blitzschnell verwandelt sich Peter in Wurmschwanz und verschwindet mit zahllosen anderen Ratten in der Kanalisation.

Ich will ihm eilig nach.

Doch plötzlich ertönen um mich herum eine Menge knallender Geräusche und eine Unmenge Zauberer vom Ministerium apparieren neben mir.

Es sind zu viele, als dass ich mich gegen sie wehren könnte. Viel zu viele…

Sechs, acht Mann ergreifen mich.

Entwinden mir meinen Stab. Einer zerbricht ihn…

„Sirius Black, sie sind verhaftet wegen des Mordes an zwölf Muggel und einem Magier“, tönt einer von ihnen. „Und die Potters, wie konnten sie nur?“

Wahnsinn, das ist doch Wahnsinn.

Peter ist für die Morde verantwortlich und auch für den Tod von James und Lily.

Er ist nicht tot, er hat sich verdrückt, die Ratte.

Doch keiner würde mir glauben, dass er zu Wurmschwanz werden kann. Viel zu sorgfältig haben wir es all die Jahre geheim gehalten.

Gefangen, Sirius, in der eigenen Falle gefangen.

Zum Narren gemacht von einem jämmerlichen Mann, für den du kaum mehr als belustigtes Mitleid übrig hattest…

Und plötzlich bricht er durch.

Der Wahnsinn, der in meiner Familie herrscht.

Und ich beginne sinnlos zu lachen.

Brüllend, bellend, hysterisch, wie irr.

Ich bin nur noch ein hilflos lachendes Wrack.

Mein Kopf summt und ich lache und lache.

Die Zauberer, die mich festgenommen haben schütteln entsetzt die Köpfe und zerren mich von der Straße.

Sie bringen mich an den Ort, an den ich nie im Leben gelangen wollte…

Ohne Anhörung, ohne Prozess, ohne Urteil…

Sie bringen mich nach Askaban…

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hotepneith
2006-08-12T19:56:24+00:00 12.08.2006 21:56
Das Karina-Kapitel...seufz. Vor dem habe ich mch schon die ganze Zeit ein bisschen gefürchtet. Das arme Mädchen- udn der arme Sirius. Da verliebt er sich udn dann so etwas. Remus verschwindet und zu allem Überfluß sterben die Potters.
Sein Rachewunsch war nur zu verständlich, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sich Peter gegen ihn wenden würde- zumindest nciht so. Er hat Peter wohl imemr noch als den harmlosen Magier gesehen ( siehe auch, warum er ihn als Geheimnisverwahrer haben wollte.) udn dabei übeersehen, dass auch harmlose Leute gefährliche Seiten haben können.


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