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Von Jenseits des Schwarzen Schleiers

Sirius Black sieht auf sein Leben von hinter dem Schwarzen Schleier zurück
von

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Das vierte Jahr

Kapitel 4

Das vierte Jahr

Snivelly
 

Die Ferien neigen sich ihrem Ende zu und wir sind mit dem, was wir erreicht haben sehr zufrieden. Auch Mr Potter scheint über unsere Fortschritte beruhigt zu sein.

„Solltet ihr in Hogwarts neue Gerüchte hören, die euch beunruhigen, schreibt an mich oder an Alphard. Im Zweifel geht zu Dumbledore und fragt ihn.

Ich kann euch nicht garantieren, dass er eine Antwort für euch hat, aber er ist schlau und weis eine Menge mehr, als er normaler Weise sagt. Ihr könnt euch immer und jederzeit auf ihn verlassen.

Seid vorsichtig bei euren Mondscheinausflügen und lasst euch nicht erwischen. Ich kann und will sie euch nicht verbieten, erst recht nicht, nach dem was das letzte Mal mit Remus geschehen ist.“

Mit diesen Ermahnungen bringt er uns mit Mrs Potter zum Hogwarts Express. Wir bringen unsere Koffer hinein und packen sie rasch in ein leeres Abteil, dann gehen wir nochmal auf den Bahnsteig zurück, um uns von den Potters zu verabschieden. Mrs Potter sieht endlich wieder etwas besser aus und scheint sich erholt zu haben, nachdem sie ihren Mann wieder hatte.

Eine gewisse Sorge bleibt jedoch in mir, aber ich lasse mir nichts anmerken und erwidere herzlich ihre liebevolle Umarmung.

Die Lok stößt einen schrillen Pfiff aus und wir beeilen uns einzusteigen. Wir hängen aus den Fenstern und winken wild, bis der Zug um eine Kurve biegt. Dann latschen wir in das Abteil, das wir schon zuvor mit unseren Koffern besetzt haben.

Doch dort sind wir nicht so alleine, wie wir gedacht hatten. Am Fenster, fast von den Vorhängen ver-borgen, sitzt Snivellus und er sieht entsetzlich aus.

Beinahe so schrecklich wie Peters Boggart damals bei Professor Asmodeo.

Snape ist dürr, ausgemergelt, seine Haare hängen ihm fettiger denn je ins Gesicht, sie sind sehr ge-wachsen und fallen ihm weit über den Rücken hinunter. Seine Haut spannt sich so eng über seinen Kopf, dass er wie ein Totenschädel aussieht und seine Augen stehen riesig und schwarz brennend in ihren Höhlen.

Einfach grausig.

Ich bin froh, dass Peter nicht bei uns ist, der hätte mindestens ein Jahr lang Alpträume davon bekommen.

Natürlich sind auch wir drei über diese entsetzliche Erscheinung erschrocken.

Aber Snivelly ist unser erklärter Gegner und wir wollen uns nicht anmerken lassen, wie bestürzt wir wirklich sind.

Also fange ich mal wieder an, ihn zu beleidigen:

„Oi, alter Schmierlappen, auch wieder da?“ feixe ich, aber in meinem Tiefst Inneren denke ich: „Um Himmels Willen, was ist dir denn nur zugestoßen?“ laut stichle ich jedoch weiter, da er mir keine Antwort gibt und mich nur mit seinen unheimlichen, brennenden Augen anstarrt.

„Sag Mal, herrscht in Yorkshire die große Dürre und man hat euch verboten, das Wasser zum Waschen zu verschwenden?“

„Yeah“, meint James und ich höre deutlich, dass auch er entsetzt ist. „Deine Haare könnten dringend einen Ölwechsel vertragen.“

Snape gibt immer noch keine Antwort und bohrt nur seine brennenden Augen weiter in uns hinein.

Schließlich wendet er sich einfach ab und starrt wieder aus dem Fenster.

Remus holt die Karten heraus und schlägt uns ein Spiel vor. Uns ist schon wieder langweilig und wir stimmen zu.
 

Erst jetzt erfahre ich was für einen grauenvollen Sommer Severus damals verbracht hat.

Ich bin schon nach zwei Wochen beinahe verrückt geworden. Er hat acht Wochen, alleine im Keller eingesperrt bei Wasser und Brot durchgehalten.

Kein Wunder, dass er aussah, als sei er aus einer Gruft geflohen.

Himmel, warum nur haben wir ihn nur verspottet?

Wir hätten ihn fragen sollen, was ihm zugestoßen ist…

Wobei ich jedoch bezweifle, dass wir eine Antwort von ihm bekommen hätten.

Er hat nie wirklich jemand vertraut und uns schon gar nicht.

Er war innerlich wesentlich stärker und härter, als wir es ihm je zugetraut hätten.

Ich habe ihn immer für etwas – nun – schwach, vielleicht auch hasenherzig gehalten, aber jetzt erkenne ich, dass er das nie war.

Er war und ist unglaublich mutig und kann sich gegen Widrigkeiten stellen, die die meisten anderen Menschen zerbrochen hätten.

Ja, ich empfinde Mitleid, aber auch einen gewaltigen Respekt und dieser Respekt vor Severus, wächst mit jedem Stück Erinnerung an ihn.

Wie konnten wir nur so dumm sein und ihn so verdammt falsch einschätzen…?
 

Wir amüsieren uns mit den Karten, aber der Anblick von Snivellus geht uns einfach nicht aus dem Kopf.

Wie sollte er auch, der Kerl ist immerhin immer noch in unserem Abteil, auch wenn er nun zu schlafen scheint.

„Shit“, meint Moony immer noch entsetzt. „Habt ihr euch Snape genauer angesehen?“

„Yeah. Sieht schrecklich aus“ murmle ich und auch ich kann den Schrecken nicht aus meiner Stimme verbannen. „Ich weis, dass seine Leute arm sind, aber gab´s denn bei denen den ganzen Sommer nichts Anständiges zum Essen?“

„Kann nicht nur das gewesen sein“, meint James leise. „Die Augen, habt ihr seine Augen gesehen, wie – wie glühende Kohlen. Da muss noch mehr sein, als nur zu wenig zu Essen. Solche Augen bekommt man nicht nur vom Hunger…“

Plötzlich fällt mir unser Gespräch vom Strand ein und Snivellys Vorliebe für Lily.

„Vielleicht hat er Liebeskummer“, schlage ich vor. „Du weist schon, Prongs, nach deiner kleinen Ansprache vor Ostern…“

James und Remus lachen leise in sich hinein.

„Glaube ich kaum“, meint Moony. „Liebeskummer … nee … kann mir nicht vorstellen, dass man dann so aussieht…

Muss was anderes sein…“

Plötzlich fällt mir auf, dass Morchie gar nicht da ist und mir fällt ein Gerücht ein, das ich letztes Jahr gehört habe.

„Vielleicht fehlt ihm auch Morchie“, platze ich heraus. „Hab gehört, dass der Kleine auf zwei Jahre nach Dumstrang ist.“

„Egal“, meint James und will das Thema beenden, denn Lily ist gerade Mal wieder an unserer Tür vorbei gegangen und hat ihn sofort auf andere Gedanken gebracht. „Er ist und bleibt ein schmieriger Mistkerl.“

Remus reagiert so schnell wie immer.

„Lasst uns weiter spielen“, meint er knapp und gibt die Karten aus…
 

Bald schon lachen wir wieder miteinander und werfen uns blöde Witze an den Kopf.

Wir sind jung, begabt und viele Abenteurer warten wieder auf uns…

Warum sollten wir uns also große Gedanken um einen Jungen machen, den wir ohnehin nicht ausstehen können?
 

Snivellus scheint wirklich geschlafen zu haben, denn er schreckt hoch, als die Hexe mit den Snacks vorbei kommt. Irgendwie scheint er an Gold gekommen zu sein, denn er kauft ihr ein paar Sachen ab, dann beginnt er gedankenverloren zu Essen.

Er muss wirklich halb verhungert sein, so wie er isst…

Ganz langsam und vorsichtig, als wolle er seinem Magen nicht zu viel zumuten.

Eigenartig.

Aber James hat Recht. Es ist wirklich egal…

Na Endlich…
 

Peter war nicht mit uns im Zug gewesen, weil er sich eine Sommergrippe eingefangen hatte und seine Mum wollte ihn nicht nach Hogwarts lassen, bis er nicht wieder ganz gesund war.

Als er endlich auch ankommt, erzählt er uns aufgeregt und mit vielen Worten von seiner Krankheit.

Als er endlich eine Pause macht, um Luft zu holen, meint James knapp: „Aber jetzt bist du wieder gesund, oder?“

Peter nickt aufgeregt.

„Gut, dann heute Abend im Bedarfsraum!“

Der wirft ihm einen entsetzten Blick zu und uns wird augenblicklich klar, dass wir wohl wieder von vorne werden anfangen müssen. Er hat wahrscheinlich keine Sekunde geübt und alles wieder vergessen…
 

Peter stellt sich wirklich wieder entsetzlich ungeschickt an und James verliert bald die Nerven.

„Shit, Wurmschwanz, wie blöde bist du eigentlich.

Wir haben uns monatelang die Nächte um die Ohren geschlagen, um dir was beizubringen und jetzt stehst du als winselndes Häuflein Elend vor mir und hast alles wieder vergessen!“

Peter windet sich und weint leise vor sich hin.

Er tut mir leid, aber nicht sehr, wir hatten ihm doch gesagt, er solle üben…

James packt ihn an den Schultern und schüttelt ihn, dass ihm regelrecht die Zähne klappern.

„Verdammt, Mensch…“

„Beruhig dich wieder, Prongs“, meine ich. „Ich werd es ihm so erklären, dass er´s kapiert!“

Remus ist nicht bei uns. Er will wieder mal für den nächsten Vollmond voraus schlafen, also kann ich mit Peter ganz anders reden, als wenn Moony dabei wäre.

„Jetzt hör mir genau zu, Peter. Eins sag ich dir im Voraus: Es ist mir völlig egal, ob du deinen Animagus beherrschst oder nicht. Wir werden Moony nicht nochmal bei Vollmond alleine lassen. Das letzte Mal hat mir gereicht.

Es war entsetzlich.

Entweder du reißt dich jetzt zusammen, wie noch nie in deinem Leben oder du bist einfach nicht dabei, wenn wieder Vollmond ist.

Du hast die Wahl und ich sag´s dir nochmal, es ist mir scheißegal, was du tust. Weil Remus mir tausendmal wichtiger ist als deine faulen Ausreden, warum du wieder nicht geübt hast.

Scheißegal, hörst du?“

„Aber – aber – P-p-padfoot, P-p-prongs. Ich dachte wir wären Freunde …“ stammelt er in Tränen aufgelöst.

„Yeah“, grollt James. „Das dachte ich auch, aber Freunde lassen einander nicht so hängen, wie du es mit uns machst…“

Aus Peters Blick spricht das reinste Entsetzen.

Wahrscheinlich hat er das alles nur für einen Riesenspaß gehalten und er hat nie bemerkt, wie ernst uns die Sache ist.

„Nein“, stammelt er. „Nein, ich will euch doch nicht im Stich lassen…“

„Yeah“, meine ich. „Du hältst das wohl alles für einen tollen Gag, aber wir nicht. Uns ist die Sache sehr ernst - wegen Moony.

Kannst du dir überhaupt vorstellen wie es ist, ein Werwolf zu sein?

Jeden Monat musst du dich unter irrsinnigen Schmerzen in ein solches Wesen verwandeln, musst dich wegsperren lassen, damit du keinen beißt oder gar umbringst. Sitzt ganz alleine irgendwo rum und kratzt und beißt dich selbst, weil sonst keiner da ist. Bist halb wahnsinnig, bist in dir selbst eingeschlossen und musst dir dabei zusehen, wie du dir als Wolf alles Mögliche selbst antust, ohne auch nur das Geringste dagegen tun zu können, weil dir die Bestie einfach nicht gehorcht.

Und dann weist du, dass du Freunde hast, Freunde, die Himmel und Hölle in Bewegung setzten, um dir zu helfen, um dir in diesem Zustand Gesellschaft zu leisten und dass sie das auch könnten, nur sie dürfen es nicht, weil es da noch einen Freund gibt, der mitmachen will, der aber einfach noch nicht so weit ist…

Noch nicht so weit ist, weil er sich einfach nicht genug Mühe gibt, Peter…

Was meinst du, was Remus bei diesem Gedanken empfindet? Spaß? Einen tollen Gag?

Wohl kaum, oder?“

Ich habe mich in Rage geredet.

Nur zu genau steht mir Moonys verzweifeltes Gesicht vom letzten Vollmond vor Augen. Ich will einfach nicht, dass er nochmal so leiden muss, nur weil Peter zu faul ist, seinen Teil der Arbeit zu tun…

Der starrt mich mit offenem Mund an und vergisst vor lauter Überraschung weiter zu heulen.

„D-d-das wusste ich nicht“, schluckt er. „Ich hab das alles wirklich nur für einen tollen Spaß gehalten. Ich dachte, wir hätten soviel Zeit, wie wir wollen, um die Animagi zu schaffen. Ich dachte…“

„Du hättest wohl noch besser nachdenken sollen“, erwidert James gnadenlos. „Du wolltest ja unbedingt mitmachen, also streng dich jetzt gefälligst an.“

Dann wendet er sich an mich: „Mach heute bitte alleine weiter, Padfoot. Wenn ich mir diesen Mist noch länger mit ansehen muss, könnte es sein, dass ich Wurmschwanz stehend freihändig erwürge – Nacht!“ und weg ist er.

„Also, Peter“, meine ich mit einem recht unguten Grinsen. „Du hast ihn gehört. Versuchen wir´s noch mal.“

Es sieht so aus, als habe Peter diesen Anpfiff dringend gebraucht, denn als wir weiter machen, nimmt er sich zusammen wie noch nie und die Verwandlungen gelingen endlich so, wie sie sollen.

„Siehst du“, meine ich Stunden später. „Wenn du es wirklich willst, kannst du es doch.“

Peter steht schweißgebadet und keuchend vor mir, seine Augen funkeln.

„Lass mich den Animagus versuchen, Sirius“, murmelt er schwer atmend.

„OK, probier´s!“ erwidere ich. „Ich bin bereit, sollte etwas schief gehen.“

Seine Stirn furcht sich in Konzentration und er kneift die Augen zusammen.

Langsam, entsetzlich langsam, schrumpft sein Körper. Aus seiner Haut sprießt ein nahezu räudiges Fell, sein spitzes Gesicht wird noch spitzer und unter seiner Nase sprießen Schnurrhaare. Er kauert sich am Boden zusammen und endlich, endlich ist er Wurmschwanz.

Er huscht durch den Raum, wuselt von einer Wand zur anderen. Dann kommt er schlitternd vor mir zum Stehen.

„Soll ich dich wieder zurückverwandeln“, frage ich und die Ratte nickt aufgeregt.

Ich schwinge den Stab und Peter steht wieder als Mensch vor mir.

„Es klappt! Es klappt!“ jubelt er und hüpft vor mir auf der Stelle auf und ab.

„Na siehst du“, erwidere ich und klopfe ihm auf die Schulter, damit er mit seiner dämlichen Hüpferei aufhört.

Ich bin heute wirklich ganz schön angenervt und sein übliches Benehmen fällt mir noch mehr auf den Wecker als sonst.

„Es geht doch, wenn du dich zusammen nimmst. Das nächste Mal ist dann die Rückverwandlung dran. Du kannst dich nämlich nicht immer darauf verlassen, dass einer von uns da ist und es für dich erledigt…“
 

War es dieser Tag, an dem die Grundlage für Peters spätere Handlungen gelegt wurde?

Ich weis es immer noch nicht, aber es ist gut möglich.

Wir waren jung, wir waren ungeduldig und Remus war uns tausendmal wichtiger als Peter.

Moony war unser Freund, Wurmschwanz immer nur eine Art witziges Anhängsel.

Sind wir selbst Schuld, an dem, was er später Schreckliches getan hat?

Gut möglich.

Aber hätten wir anders handeln können?

Wahrscheinlich.

Freundlicher, besonnener, taktvoller…

Auch in diesem Fall haben wir wohl einen verhängnisvollen Fehler begangen, der erst Jahre später zum Tragen kam…
 

Schon in der nächsten Nacht sind wir wieder im Bedarfs Raum und drillen Peter in der Hin- und Rückverwandlung zum Animagus. Er hat unsere Animagi noch nie gesehen und in einer Pause bittet er darum:

„Könnt ihr mir nicht mal eure Animagi zeigen? Ihr habt gesagt, ihr werdet zu Tatze und Krone. Ich möchte die so gerne mal sehen…“

Wir werfen uns einen Blick zu und nicken, dann nehmen wir unsere Animagi Gestalten an.

Peter zuckt zuerst zusammen, an beginnt er wieder zu hüpfen und klatscht.

Sein Gesicht furcht sich erneut und Wurmschwanz schließt sich Tatze und Krone an.

Nur Minuten später werden wir alle drei wieder zu Menschen.

Endlich!

Wir haben es geschafft!

Moony, wir kommen!

Schon beim nächsten Vollmond!

Der verbotene Wald
 

Wir halten es vor Remus geheim, dass wir jetzt alle drei Animagi sind. Wir wollen ihn überraschen, aber lange müssen wir unser Schweigen nicht wahren, denn schon zwei Tage später ist Vollmond.
 

Gegen Abend verschwindet Remus mit einem schiefen Lächeln in unsere Richtung aus dem Gemeinschaftsraum.

Wir bleiben zurück, bis alle anderen schlafen gegangen sind, dann packen wir uns unter James Umhang und schleichen uns aus unserem Turm und hinaus ins Gelände.

Mitten auf der Wiese nehmen wir unsere Tiergestalten an und der Umhang gleitet unbeachtet zu Boden. Wir laufen zur Peitschenden Weide und Wurmschwanz huscht zum Astknoten, stößt mit seiner Schnauze dagegen.

James ist als Krone zu groß, um durch den Erdtunnel zu kommen. Er wird wieder zum Menschen und gleitet hinein. Sobald wir den Gang zur Heulenden Hütte erreicht haben, wird er wieder zu Krone. Wir laufen diesen entlang, bis wir die Tür erreichen

Kaum habe ich sie mit meiner Schnauze aufgestoßen, steht auch schon der Werwolf vor uns. Er jault leise auf und wedelt mit seinem buschigen Schwanz.

Seine Augen funkeln aufgeregt.

Wir stupsen ihn an und er läuft voraus zum Erdtunnel. Er gleitet hinein und läuft zum Ausgang.

Dort verharrt er.

Peter huscht an ihm vorbei und bringt die Weide wieder dazu einzufrieren. Moony bewegt sich immer noch nicht.

James ist zurückgeblieben, da er wieder als Mensch durch den Tunnel muss.

Plötzlich wird mir klar, warum Remus nicht weiter geht, der Bann hält ihn auf. Ich husche über ihn, packe ihn im Genick und zerre ihn unter dem Baum hervor. Dann treibe ich ihn ein Stück ins Gelände.

James kommt unter der Weide hervor, kaum hat er sich ein paar Schritte vom Baum entfernt, wird er wieder zu Krone und läuft auf uns zu. Wurmschwanz klettert auf meinen Rücken.

Er ist zu klein, um mit uns Schritt halten zu können, darum haben wir beschlossen, dass er auf mir reiten soll.

Wir laufen an Hagrids Hütte vorbei in den Verbotenen Wald.

Tausend eigentümliche Geräusche, eine Million fremder lockender Gerüche, schimmerndes Mondlicht…

Es ist großartig, unter dem raschelnden, dichten Laubdach dahin zu eilen. Remus läuft, hüpft und springt.

Er tanzt regelrecht durch den Wald.

Plötzlich bricht etwas durchs Gesträuch.

Drei gewaltige Zentauren kommen auf uns zu.

Sie haben ihre Bögen erhoben und ihre scharfen Pfeile deuten auf uns. Remus bleibt auf der Stelle stehen, er erstarrt regelrecht.

„Werwolf“, sagt einer der Zentauren. „Wir lieben es nicht, wenn du durch unseren Wald läufst.“

Remus stößt ein halb bellendes, halb jaulendes Geräusch aus und nickt. James und ich setzen uns in Bewegung und stellen uns vor ihn.

Ich kläffe leise und James stößt ein dröhnendes Röhren aus.

„Ihr seid keine Tiere“, meint ein anderer Zentaur. „Ihr seid Animagi.“

Wir nickten mit unseren Tierköpfen.

„Ihr achtet auf den Werwolf?“ wirft der dritte ein. „Passt auf, dass er keinem etwas tut?“

Wir nicken erneut.

Die drei Pferdewesen flüstern miteinander und scheinen zu einem Entschluss zu kommen.

„Nun gut. Dann streift durch unseren Wald, aber achtet unser Revier. Ihr seid dort nicht willkommen, den Rest des Waldes stellen wir euch frei. Solltet ihr euch aber nicht angemessen benehmen, werden wir euch mit allen Mitteln von hier vertreiben.“

Wir nicken nochmals und so schnell wie sie erschienen sind, hat der Wald die drei Zentauren auch wieder verschluckt.

Wir streifen weiter umher. Schließlich gelangen wir an eine Quelle, die auf einer Lichtung aus dem Boden sprudelt. Weil wir alle vier Durst haben, trinken wir daraus. Das Wasser ist kristallklar und eiskalt, aber es schmeckt einfach herrlich.

Wir lassen uns auf der Lichtung nieder und dösen etwas. Remus ist ruhig, friedlich und scheint mir glücklich zu sein.

Das Mondlicht spiegelt in der Quelle und die Lichtung hat eine fast magische, ungemein friedliche Ausstrahlung.

Es tut gut, hier einfach nur unter dem Sternenhimmel zu liegen und zu träumen. Es ist immer noch völlig dunkel, als James mich anstupst und mir bedeutet, dass wir wieder zur Weide zurückkehren sollten, bevor es hell wird.

Ich muss ihm zustimmen. Gemeinsam bringen wir den Werwolf auf die Beine und Moony versteht.

Wir laufen durch den Wald zur Weide zurück. Wurmschwanz rennt zum Astknoten und wir bugsieren Remus wieder in den Erdgang.

Er begreift und verschwindet unter dem Baum. Wir werden wieder zu Menschen und suchen nach James Umhang, damit wir ungesehen in unseren Turm zurückkehren können…
 

Schon wieder hat uns damals ein schwarzes Augenpaar beobachtet. Doch wie es scheint, wusste Severus da noch nicht, was er eigentlich gesehen hatte.

Einen Hund und einen Hirsch, die über den Rasen liefen und Stunden später James, Peter und mich, wie wir wieder ins Schloss zurückgekehrt sind.

So wie es aussieht, hat er erst viele, viele Jahre erfahren, dass wir Animagi waren.

Was Remus betraf, sah die Sache etwas anders aus, aber auch das dauerte noch zwei Jahre…
 

Am nächsten Abend sitzen wir drei am verlöschenden Feuer des Gemeinschaftsraums von Gryffindor und warten auf Remus. Es ist schon recht spät, als er endlich durchs Porträtloch geklettert kommt.

Er sieht zwar immer noch ziemlich müde aus, grinst uns aber fröhlich an.

„Alles klar Freunde“, meint er und setzt sich zu uns ans Feuer.

„Wirklich alles OK?“ frage ich. „Wir haben dich mitten in der Nacht wieder unter die Weide geschupst.“

„Wenn ich laufen und rennen kann, dann macht es mir nicht mehr viel aus, noch ein, zwei Stunden in der Heulenden Hütte zu verbringen.

Ich hatte dieses Mal noch nicht mit euch gerechnet…

Peter, du bist also auch endlich so weit…“

„Ja“, piepst der. „Die beiden haben mich so lange gedrillt, bis ich es geschafft hatte.

Aber jetzt ist es genug, oder?“

Ich werfe James einen genervten Blick zu, der seufzt tief.

„Eigentlich hatten wir noch weitere Pläne“, brummt er in sich hinein.

„Was?“ fragt Peter und klingt fast entsetzt.

„Duellieren“, antworte ich knapp.

„Ihr könnt euch duellieren? Richtig duellieren?“ will er wissen.

„Was denkst du denn, Wurmschwanz?“ murmelt Remus. „Dass wir die ganze Zeit nur auf der faulen Haut gelegen haben, wenn wir in Godrics Hollow waren?“

Peter wirft uns sprachlose Blicke zu. Es ist offensichtlich, dass er genau das gedacht hat.

„Ihr – ihr habt trainiert?“ stammelt er.

„Yeah“, antworten wir mit einer Stimme.

„Es liegt an dir“, meint James knapp. „Wenn du lernen willst, üben wir mit dir…“

„…wenn nicht“, füge ich hinzu. „Dann stehst du halt irgendwann einem üblen schwarzen Magier völlig wehrlos gegenüber.“

„Ü-ü-üble S-s-schwarze M-m-magier?“ stottert er.

„Yeah“, meint Remus etwas spöttisch. „Die soll es doch tatsächlich geben…“

Ich kenne Moony und weis, Peters stinkfaule, zögerliche Haltung fällt ihm gewaltig auf die Nerven.

Wir haben alle drei Mr Potters Warnungen nur zu genau im Ohr.

Er hat uns die ganzen Sachen sicher nicht aus Jux und Tollerei beigebracht. Keiner von uns hat jedoch große Lust, Peter die Angelegenheit genauer auseinander zu setzen. Er würde nur noch wildere Gerüchte in die Welt setzen, um sich aufzuspielen und Leute verrückt machen, die keine Ahnung von den Tatsachen haben.

„Ihr meint also, ich sollte mit euch duellieren üben?“ meint er verwirrt.

„Es liegt an dir“, erwidert Remus. „Ganz alleine an dir. Nur du kannst das für dich entscheiden.“

„Himmel, Peter“, fährt James dazwischen. „Wir haben es dir schon oft genug gesagt, wir können nicht immer bei dir Händchen halten…“

„Wir helfen dir, klar“, füge ich hinzu. „Aber lernen musst du den Mist letztendlich alleine.“

Wir werfen ihm alle drei recht ernste Blicke zu und er krümmt sich regelrecht darunter zusammen.

„Gut“, murmelt er, „gut, wenn ihr meint, dann machen wir halt weiter…“
 

Vielleicht liegt es an Peters mangelnder Begeisterung, aber er stellt sich als wirklich jämmerlicher Duellant heraus.

Erwischt er uns jedoch in einem unaufmerksamen Augenblick, kann er ganz schön hinterhältig werden, aber in einem offenen Duell versagt er jedes Mal

elendiglich.

Wir tun trotzdem unser Bestes, damit er wenigstes die Grundlagen zu beherrschen lernt.

Die Vollmondnächte sind immer eine willkommene Unterbrechung in diesem langweiligen Einerlei.

Wir machen das ganze Gelände von Hogwarts unsicher, wagen uns sogar nach Hogsmeade hinunter.

Kein noch so verborgener Pfad im Verbotenen Wald bleibt uns unbekannt.

Es ist nur ein Glück, dass wenigstens drei von uns recht passable Magier sind, denn häufig dösen wir jetzt in den Unterrichtsstunden vor uns hin.

Wird ihm alles mal wieder zu öde, verwendet James rege seine Ausbeute aus Zonkos und ich mache natürlich fleißig mit. Remus hält sich bewusst raus und Peter ist meistens zu feige.

Es kann also auch nicht ausbleiben, dass wir bei unseren Untaten erwischt werden und nachsitzen müssen.

Aber auch dabei treiben wir es so bunt, dass jeder Lehrer, der uns bestrafen will, es schon bald aufgibt, uns gemeinsam in einem Raum zu behalten.

Verflixt langweilig, aber auch dabei weis James Rat und besorgt zwei alte Taschenspiegel, die wir so behexen, dass wir damit in Verbindung bleiben können, selbst wenn fünf Stockwerke zwischen uns liegen. Wenn jeder einen davon hat, muss man nur den Namen des anderen ins Glas hineinsagen und schon kann man miteinander sprechen…
 

Wahrscheinlich haben wir damals so gewaltig über die Stränge geschlagen, weil uns Peter so entsetzlich auf die Nerven ging.

Nun, er war unser Freund, sicher…

Aber er war nie so sehr unser Freund, wie Moony und er hatte weder dessen angenehmes Wesen, noch dessen Willen, etwas aus sich zu machen, gegen jeden Widerstand…

Remus stand damals ein wenig über den Dingen.

Zu dieser Zeit, merkte man es am stärksten, dass er bereits sechzehn war und wir gerade mal vierzehn.

Er grinste häufig sein schiefes Grinsen, wenn wir mal wieder nachsitzen mussten, aber blöd dahergeredet hat er nie.

Ich denke, er fand unsere albernen Scherze genau so witzig wie wir, hielt sich aber für zu reif, um mitzumachen.

Wie auch immer, es war eine tolle Zeit, die wir damals hatten und ich bereue nichts…

Snivellys Nachthemden
 

Es ist Halloween geworden und wir haben wieder mal ein Wochenende in Hogsmeade vor uns. Moony kann dieses Mal nicht mitkommen, denn der Vollmond hat wieder mal seinen Tribut von ihm gefordert.

Klar, haben wir es uns nicht nehmen lassen, auch dieses Mal die Gegend unsicher zu machen. Wir sind zwar ein wenig übernächtigt, aber so müde wie Remus sind wir nicht.

Er hat einfach beschlossen, wie üblich den Tag nach dem Vollmond zu verschlafen und so sind wir nur zu dritt, als wir nach Hogsmeade latschen.

„Erst mal wieder zu Zonkos“, meint James. „Meine Bestände neigen sich drastisch dem Ende zu und der alte Filch hat meine letzten Stinkbomben beschlagnahmt.“

„Du willst also mit diesen Jokes weitermachen?“ frage ich.

„Yeah“, erwidert er, „du nicht?“

Ich zucke die Schultern.

„Irgendwie schon, aber mit der Zeit nervt das dauernde Nachsitzen. Wir sind sogar dann dran, wenn wir mal unschuldig sind…“

„Was selten genug vorkommt“, kichert James. „Meistens waren wir es ja wirklich und immer werden wir auch nicht erwischt…“

Peter kichert und hüpft um uns herum.

„Ich finde eure Streiche toll“, piepst er. „Der Dra-chendung letztens an der Decke von Gewächshaus vier war echt stark.“

Wir müssen beide bei der Erinnerung an diesen besonderen Streich laut auflachen.

James hatte aus purer Langeweile einen Feuerwerkskörper in einen Pflanztopf von Professor Sprout gestopft. Dieser war hochgegangen, die ganze Schweinerei war in die Höhe gespritzt und dann in stinkenden Klumpen auf die ganze Klasse herabgeregnet.

Professor Sprout hat den wahren Schuldigen nie gefunden und nur vermutet, die Fangzahngeranie müsse wohl etwas schlechte Laune gehabt haben und es sei wohl besser, diese nicht so stark zu düngen…
 

„Seht mal“ murmelt Peter in unseren Lachanfall hinein. „dort vorne ist Snape. Der hat sich was gekauft. Was er wohl in der Tüte hat?“

Wir werden neugierig. Zu lange schon haben wir dem Mistkerl keins mehr ausgewischt, wir waren zu beschäftigt und er hat sich etwas rar gemacht.

Snivellus latscht in Gedanken versunken auf der Straße und hat sich tatsächlich eine Papiertüte unter den Arm geklemmt.

Sofort schleichen wir uns näher.

Peter schießt übereifrig nach vorne und rempelt Snivellus an. Der stolpert und seine Tüte segelt in hohem Bogen durch die Luft.

Ich will sie aufheben und er hechtet darauf zu.

Gleichzeitig greifen wir nach dem Ding. Er will sie zurück haben, ich will sie nicht hergeben. Wir zerren ein wenig daran herum.

Das Papier ist nicht besonders widerstandsfähig und reißt sofort. Etwas Weißes segelt in den Straßendreck. Peter greift danach und beutelt es aus. Es ist ein Oma-Nachthemd, das in einer frischen Brise vor seinem Körper flattert.

Ich wusste ja schon immer, dass Snivelly einen eigenartigen Geschmack hat, was seine Garderobe betrifft, aber dass er sich sowas Altmodisches auch noch kauft…

Es sieht einfach zum Schreien komisch aus.

„Oy, Snivellus“, kichert James. „Scharfes Teil, so was trägt meine Uroma, aber auch nur dann, wenn es keiner sieht…“

„Yeah, wo hast du denn die Nachtmütze?“ füge ich an. „Die scheinst du vergessen zu haben…!“

Er wird recht schnell wütend und ärgert sich wieder mal bildschön. Ist uns lange nicht mehr gelungen, ihn so aus der Ruhe zu bringen.

„Gib mir das zurück, Rattenschwanz“, faucht er Peter an. Der tänzelt weiter mit dem verdreckten Nachthemd durch die Gegend.

„Verkehrter Namen“, feixt James. „Er heißt Wurmschwanz.“

Peter kichert verlegen. James und ich werfen uns einen Blick zu und nicken.

Wenn Snivellus sich schon so ein Nachthemd gekauft hat, dann sollte er es vielleicht auch mal anprobieren, beschließen wir.

Wir machen einen Schritt auf ihn zu, wickeln ihn aus seinem Umhang und lassen diesen einfach zu Boden gleiten.

Snivellus wehrt sich nach Kräften, aber zu zweit sind wir stärker und Remus Training war auch nicht umsonst.

„Komm, Peter“, rufe ich. „Zieh ihm das scharfe Teil über.“

Peter kichert und tänzelt näher.

James drückt Snivellys Schultern runter und ich knie mich auf seine Beine. Dann greife ich nach seiner Robe und ziehe sie hoch. James greift von oben danach und zieht ihm das Ding ganz aus. Er trägt immer noch nicht mehr, als seine alte Unterhose darunter.

Peter reicht uns das Nachthemd und wir quetschen Snivelly hinein.

„Los, Padfoot“, meint James aufgekratzt, „zieh´s ihm wieder über die Beine, jedes Mädel, das vorbeikommt, fällt beim Anblick dieser Unterhose glatt in Ohmacht und das wollen wir doch nicht, oder?“

Ich will der Aufforderung folgen, als plötzlich Snivellys Beine frei kommen.

Er trifft mich am Knie und ich taumle zurück. Tut höllisch weh.

Weiter sausen seine Beine durch die Luft und treffen James am Kopf, seine Brille segelt davon und seine Nase beginnt zu bluten, aber er lässt Snivellys Handgelenke nicht los.

Peter wirft sich dazwischen und bekommt zum Lohn einen Tritt zwischen die Beine, dass er aufjault und sich zusammenkrümmt.

Shit! - Das schreit nach Rache.

Ich gleite wieder auf die beiden Kontrahenten am Boden zu und schnappe mir erneut Snivellys umherfuchtelnde Beine.

„Hilf mir, Prongs“, bitte ich James. „Drehen wir ihn auf den Bauch.“

„Was hast du vor?“ ist die Rückfrage.

„Ich will ihm den Hintern verhauen, wie einem kleinen Kind“, meine ich hämisch. „Schau dir doch nur den armem Wurmschwanz an, der kommt gar nicht mehr hoch und du wirst ein bildschönes Veilchen bekommen.

Für diese fiesen Tritte hat er Strafe verdient.“

James lacht bei dieser Ankündigung laut auf und Peter kichert. Er scheint immer noch ziemliche Schmerzen zu haben.

Wir drehen Snivelly um und halten ihn wie mit Eisenklammern unten am Boden. Ich schiebe ihm das Omahemd hoch ziehe ihm seine Unterhose runter und wieder überkommt mich beim Anblick seines nackten Hintern die Lust, drauf zu hauen. Ich gebe diesem Impuls ausgiebig nach. Ich schlage zu bis sich die Haut rot färbt. Eigenartiger Weise zeichnen sich weiße Striemen in dem ganzen Rot ab.

Nun, vielleicht hatte er auch mal ´ne Auseinandersetzung mit ´ner Brombeerhecke.

Sieht jeden Falls ganz danach aus…
 

Nun, da habe ich mir wohl selbst in die Tasche gelogen.

Kratzer von Dornen sehen ganz anders aus, wie ich auch damals schon zu genau wusste.

Schließlich kannte ich ja die Narben von James…

Aber zu welchem Schluss hätte ich sonst kommen sollen?

Ich hätte mir nie vorstellen können, dass er so selbstzerstörerische Neigungen haben könnte, dass er sich das selbst angetan hat. Erst jetzt erkenne ich, wie es jahrelang um Severus gestanden haben muss.

Warum hat ihm denn niemand geholfen?

Warum hat ihn niemand gefragt, was mit ihm los ist?

Hat Morchie davon gewusst?

Ja, muss ich jetzt erkennen, hat er.

Und er hat auch versucht, Severus beizustehen, aber dieser verflixte Sonderling hat ihn wohl nie nahe genug an sein wirkliches Ich heran gelassen.

Shit, Severus, warum hast du nie jemand an dich ran gelassen, du verdammter stolzer Narr…

Nun, von mir und James hättest du wohl kaum Hilfe zu erwarten gehabt, aber ich bin sicher, Remus hätte dir geholfen und auch uns dazu gebracht, dass wir mitmachen…

Ach, Shit! Schade drum…
 

Schließlich habe ich genug und stehe auf, mein Knie sticht. James angelt nach seiner Brille und nach Snivellys Robe. Wir sind alle drei in einem Zustand, dass wir es für besser halten, uns erst Mal im Schloss zu restaurieren, bevor wir Hogsmeade weiter unsicher machen.

Ich muss mich bei James aufstützen, denn mein Bein trägt mich nicht sicher und gibt unter mir nach.

Peter watschelt wie eine Ente, muss ganz schön gesessen haben, dieser Tritt von Snivellus und James zieht Blut in seiner Nase hoch.

Er hält Snivellys Robe hoch wie eine Kriegsflagge und sie flattert hinter uns her, als wir uns über den Hang zum Schloss hinauf trollen.
 

Es dauert einige Zeit, bis die Nachwirkungen dieser Begegnung wieder abgeklungen sind.

James hält es für einen großen Sieg unsererseits und hat die dreckige Robe an die Wand des Gemeinschaftsraums gepinnt.

Hat wieder mal einen herrlichen Krach mit Lily gegeben. Ich schätze, James hat das auch dieses Mal wieder ausgiebig genossen, auch wenn sie jetzt schon fast zwei Wochen schmollt…

Nicht ganz unerwartet
 

Ein paar Tage später begegnen wir Snivelly erneut unten vor Leechs Klassenzimmer.

Er sieht anders aus als sonst. Seine Haare hängen ihm heute mal nicht in fettigen Strähnen ums Gesicht, sondern fliegen wie feine Spinnenweben um seinen Kopf.

Ich kann´s einfach nicht lassen und platze heraus: „Nanu, du hast dir doch nicht mal die Haare gewaschen?“

Ein neuerlicher Dolchblick trifft mich und er faucht mich an, ich solle ihn in Ruhe lassen.

James scheint jedoch einen anderen Verdacht zu haben: „Ich hab dich gewarnt, Snivellus, lass die Finger von Lily“, mault er ihn giftig an.

Glaubt Prongs vielleicht, Snivelly hat sich fein gemacht, um Lily zu beeindrucken?

Glaube ich kaum, so denkt der einfach nicht…

Lily steht an der Verließ Tür und tut, als ginge sie das alles nichts an.

Wie gesagt, sie schmollt noch immer.

James schaut sehr wütend aus der Wäsche, denn Snape gibt leise zurück: „Saure Trauben, Potter, saure Trauben…“

Bevor James ihm eine entsprechende Antwort zuzischen kann, geht jedoch die Tür auf und Leech winkt uns nach drinnen.

Hocherhobenen Hauptes stolziert Snivelly in das Verließ. Seine Scheinsiege fallen mir allmählich auf den Wecker und ebenso der eigenartige Respekt, den ich angefangen habe, für ihn zu empfinden.

Ich gebe ihm einen so festen Stoß in den Rücken, dass er taumelt und stolpert.

Er wirbelt herum und funkelt mich wütend an.

„Einmal krieg ich dich, Black, warts nur ab, einmal krieg ich dich und dann bist du dran…“

Soll ich mich vor dieser schwachen Drohung fürchten? - Ich glaube kaum.

Und wenn er sie doch wahr macht?

Nun, ich bin vorbereitet…
 

Die Zeit vergeht rasch.

Peter wird langsam besser und auch die wunderbaren Vollmondnächte sind nicht zu verachten.

Unterricht, Quidditch und Lernen läuft irgendwie nebenbei.

Inzwischen haben James und ich den Ruf bekommen, die schlimmsten Unruhestifter zu sein, die man seit vielen Jahren an der Schule erlebt hat. Wir treiben unsere Streiche so weit, dass es nicht ausbleiben kann, dass wir in Dumbledores Büro zitiert werden, weil er ein ernstes Wörtchen mit uns zu reden hat.

James und ich stehen vor seinem überladenen Schreibtisch und seine ruhigen blauen Augen ruhen auf uns.

Wir winden uns ein wenig unter seinen durchdringenden Blicken.

„Nun“, seufzt er. „Nichts gegen ein paar Streiche, ohne die wäre das Leben dann doch recht langweilig…

Aber was ihr beide in den letzten Monaten treibt, hat langsam auf keiner Drachenhaut mehr Platz.

Knallkörper in den Zaubertrankkesseln, Niespulver für die Salamander von Professor Kettleburn und jetzt diese verrückte Verwandlung, die ihr euch heute bei Professor McGonagall geleistet habt…“ er lacht in sich hinein.

Nun, es war mit Sicherheit komisch, die Pantoffeln nicht in einfache Kaninchen zu verwandeln, sondern in grün-rosa karierte Hydekarnickel. Fanden zumindest James und ich…

Professor McGonagall hatte dazu eindeutig eine ganz andere Meinung…

„Und erzählt mir jetzt blos nicht, dass es ein Versehen war“, fährt er fort. „Ich weis ganz genau, dass ihr für ein solches Versehen viel zu gute Magier seid.

Die gute Minerva war völlig aus dem Häuschen, so durcheinander habe ich sie noch nie erlebt.

Gewöhnliche Strafarbeiten haben auf euch zwei Schlingel wohl kaum eine Wirkung.

Aber vielleicht, wenn ich einfach vernünftig mit euch rede und euch bitte, es in Zukunft nicht mehr so zu übertreiben … ja?“

Wir starren ihn an. Nachdem wir in sein Büro befohlen worden waren, hatten wir mindestens mit einer Sperre für Hogsmeade gerechnet, aber jetzt das…

Nun, eine Strafe hätte uns wohl kaum dazu gebracht, mit dem Unsinn aufzuhören, aber diese ruhigen, freundlichen Worte…

Das ist etwas ganz anderes…

„Nun, wie ist es?“ fragt er nach.

Wir wechseln einen schnellen Blick.

Vertraut Dumbledore hat James Dad damals gesagt.

James nickt mir zu und ich zwinkere.

Wir sind uns einig.

„Ja, Sir“, murmeln wir mit einer Stimme. „Wir werden uns in Zukunft etwas zurückhalten, wir versprechen es…“

„Gut dann“, erwidert er. „Mr Potter und Alphard Black haben mir beide versichert, dass man sich auf ein Versprechen von euch beiden immer verlassen kann. Ich hoffe, sie liegen richtig…

Nun, ich will euch nicht verbieten, euren Spaß hier in Hogwarts zu haben, aber bitte, stört nicht dauernd den Unterricht.

Es gibt Schüler hier, die ihn viel nötiger haben, als ihr beide…“

Jetzt sind wir wirklich verlegen. Er hat uns so sehr gelobt, dass uns einfach nichts anderes übrig bleibt, als uns etwas zurückzunehmen, wenn wir nicht wollen, dass er seine gute Meinung über uns verliert.

„Wir versprechen“, platzen wir gemeinsam heraus, „den Unterricht nicht mehr zu stören, Sir.“

„In Ordnung, dann wäre das jetzt geregelt. Und jetzt raus mit euch…“

Wir verlassen fast fluchtartig sein Büro, doch als die Tür hinter uns zuschlägt, hören wir noch, wie er leise in sich hineinkichert: „Grün-rosa karierte Hydekaninchen … Also wirklich…“
 

„Nun, was ist?“ fragt Remus neugierig, als wir in den Gemeinschaftsraum zurückkehren. „Hat er euch Hogsmeade verboten?“

Wir schütteln den Kopf, aber weder James noch ich sind fähig, Worte zu finden.

„Was dann?“ drängt er auf eine Antwort.

„Gar nichts“, murmelt James.

„Gar nichts?“ erwidert Moony erstaunt.

„Wir mussten ihm nur versprechen, es in Zukunft nicht mehr so zu übertreiben“, murmle ich, immer noch verblüfft.

„Yeah“, fügt James an. „’Stört nicht mehr den Unterricht’, hat er gesagt. ‚Andere haben ihn nötiger als ihr’.“

„Da hat er euch wohl bei der Ehre gepackt, oder?“ ist Remus Frage.

„Yeah“, meine ich kopfschüttelnd, „da kommen wir jetzt nicht mehr aus, was Prongs?“

„Nee, echt nicht. Nicht, wenn wir wollen, dass er seine gute Meinung von uns behält.“

„Na ja“, wirft Moony etwas bedrückt ein. „Dann

Adieu Vollmondstreunereinen, Adieu, nächtliches Training, Adieu Zusatzhäppchen aus der Küche…“

„Nee“, grinst James ihn plötzlich an. „Etwas Derartiges haben wir nicht versprochen…“

„…davon hat er nicht die geringste Ahnung“, setze ich hinzu.

„Und was Dumbledore nicht weiss, macht ihn nicht heiß“, endet James.

Moony strahlt.

Er ist zwar von unseren übertriebenen Scherzen alles andere als begeistert, aber gegen die anderen Dinge hatte er noch nie ernsthafte Einwände…


 


 

Wieder mal Hogsmeade
 

Weihnachten kommt näher, doch zuvor ist nochmals Vollmond und wir dürfen auch nochmal nach Hogsmeade hinunter.

Dieses Mal sind wir alle vier gemeinsam unterwegs. James und ich haben uns wirklich zusammen genommen und nun jucken uns die Finger nach neuen Abenteuern.

„Vollmond kommt bald“, meint James gerade versonnen.

„Und, hast du dieses Mal was Besonderes vor?“ erwidere ich.

James zuckt nur die Achseln. „Das Übliche, denke ich, oder?“

„Das Gelände, Hogsmeade, der Verbotene Wald“, sinniert Moony träumerisch. „Was wollt ihr mehr?“

So wie Remus das sagt, klingt es gleich viel aufregender für James.

„Yeah“, murmelt er.

Peter ist schon wieder mal völlig aus dem Häuschen und tanzt um uns herum.

Manchmal nervt er schon gewaltig…

Plötzlich werde ich unruhig, fühle mich beobachtet und werfe skeptische Blicke um mich. Offensichtlich macht mir Snivellys Drohung doch mehr zu schaffen, als ich gedacht hätte.

Ich kann nichts Bedrohliches sehen, trotzdem zucken meine Finger nach meinem Zauberstab.

Sicher ist sicher.

Eigentlich will ich mir meine Nervosität nicht anmerken lassen, dennoch frage ich die anderen: „Wo der alte Snivelly wohl steckt?“

Remus wird sofort wieder misstrauisch und wirft mir einen fragenden Blick zu.

„Was willst du denn von ihm?“ will er wissen.

James hilft mir aus der Patsche, ohne es zu wissen. „Du hast es das letzte Mal hier in Hogsmeade nicht gesehen, warst ja nicht mit…

War ´n echter Joke. Snivellus hat sich so richtige altmodische Oma-Nachthemden gekauft.“

Peter kichert und wir beginnen, die ganze Geschichte zu erzählen. Ich kann mir einen fiesen Seitenhieb auf Peter nicht verkneifen.

Er hat nach diesem kleinen Intermezzo zu lange den Leidenden gespielt…

Feixende Kommentare über die ganze Begebenheit fliegen hin und her.

Bis Remus uns unterbricht: „Lasst mal, ich glaube es ist besser, wenn ich es nicht so genau weis…“

Wir latschen weiter nach Hogsmeade und James beschließt, trotz aller Versprechen Dumbledore gegenüber, dass er seine Waren aus dem Zonkos wieder aufstocken könne…

Nun, wenn er meint…
 

Meine Sinne haben mich damals nicht getrogen.

Severus war wirklich in unserer Nähe und hat unsere Unterhaltung mitbekommen. Es war ihm wohl zu heiß, in Hogsmeade auf uns los zu gehen. Vielleicht wollte er uns auch einzeln erwischen, aber vielleicht war es wirklich eine Leere Drohung.

Shit! Wir hätten die Sache wirklich regeln sollen.

So ein Blödsinn, einander jahrelang zu belauern, nur um den Gegner kalt zu erwischen.

Nun ja, wir waren jung und hatten einfach jede Menge Blödsinn im Kopf…
 

Ich habe andere Pläne. Ich brauche noch Geschenke für die Potters. Remus will erst mal wieder nach Hause und erst später nach Godrics Hollow nachkommen. Peter wird uns auch dieses Mal wieder erspart bleiben und darüber bin ich alles andere als böse.

Mitten im Ort steht plötzlich Lily vor uns und scheint endlich ihr Schmollen beendet zu haben.

„Kommt ihr mit in die Drei Besen?“ fragt sie fröhlich. „Wir sollten dann doch mal wieder miteinander reden…“

James vergisst Zonkos natürlich sofort und folgt ihr bereitwillig. Wir grinsend hinterher.

In den Besen haben zwei weitere Mädel aus Gryffindor auf sie gewartet. Sie sollte wohl die Kupplerin spielen, denn kaum haben wir uns zu ihnen an den Tisch gesetzt, nimmt mich Nora Crane in Beschlag und Kara Loom beginnt mit Remus zu plaudern.

Peter sitzt etwas verloren daneben und starrt trübinnig in sein Butterbier.

Als die beiden Mädchen kichernd auf dem Klo verschwinden, beginnt Lily zu erklären.

„Nora und Kara wissen, dass ich manchmal mit euch zusammen bin und ihnen gefallen Sirius und Remus. Jetzt haben sie mich so lange genervt, bis ich mich bereit erklärt habe, euch her zu holen. Sorry…“

„Kein Grund sich zu entschuldigen, Lily“, erwidert Remus ruhig. „Ist doch ganz lustig mit den beiden. Und wir sind durchaus in der Lage selbst zu entschieden, ob wir mehr von ihnen wollen, oder?“

Lily strahlt ihn so sehr an, dass James beginnt gewaltig die Stirn zu runzeln. Ich trete ihn gegen das Schienbein und schüttle den Kopf.

„Lass es, Prongs“, murmele ich. „Moony doch nicht…“

Er zuckt zusammen und schaut mich an.

„Nee, klar, Moony doch nicht…“ murmelt er beruhigt und seine Züge glätten sich.

Die anderen beiden Mädels kommen zurück und wir unterhalten und weiter, jetzt aber alle miteinander. Schon bald muss ich jedoch erkennen, dass Nora zwar recht nett ist, aber einfach nicht mein Typ.

Zu oberflächlich.

Tut mir Leid, Mädel, da wird wohl nichts draus…
 

Wir sind länger in den Drei Besen geblieben, als wir es eigentlich wollten und nun müssen wir uns beeilen zum Schloss hinauf zu kommen, bevor der Mond aufgeht. Er ist nämlich voll.

Moony verschwindet eilends im Krankenflügel und die beiden anderen geben vor, müde zu sein und ziehen sich in unseren Schlafsaal zurück. Als ich mich ihnen anschließen will, hält mich Lily zurück.

Gott sei Dank bekommt James nichts davon mit…

„Sirius?“ meint sie und hält mich am Ärmel meiner Robe fest. „Kann ich mal ernsthaft mit dir reden?“

„Yeah, was gibt’s?“ erwidere ich.

„Remus.“

„Was ist mit ihm?“

„Er sah heute wieder mal schrecklich aus.

Er sieht so oft so schrecklich aus…“

„Und jetzt denkst du, wir sind gemein zu ihm, oder was?“ gebe ich mich ahnungslos.

„Nee. Das glaube ich kaum. Zu jedem anderen, aber nicht zu Remus. Ich müsste blind sein, nicht zu erkennen, dass er euer Freund ist.

Aber ich möchte endlich wissen, was mit ihm los ist. Er war so müde, so fertig und trotzdem so unglaublich charmant zu uns Mädchen.

Ich hatte dennoch nicht den Eindruck, dass er von Kara mehr wollte. Ich werde nicht schlau aus ihm.“

„Und warum fragst dann mich und nicht ihn oder James?“ versuche ich mich aus der Affäre zu ziehen.

„James fängt nur wieder an, mit mir zu streiten.

Und Remus – nun – ich traue ich mich nicht recht. Er ist irgendwie schon so erwachsen…“ meint sie unsicher. „Mensch, Sirius, du bist kein übler Kerl und du bist sein Freund. Bitte sag mir doch was los ist.“

Ich seufze. Was soll ich tun? Wenn ich ihr keine befriedigende Antwort gebe, wird sie auf eigene Faust Nachforschungen anstellen und das könnte echt gefährlich werden.

Aber Moonys Geheimnis ist sein Geheimnis und nichts, worüber man so nebenbei plaudert.

„Lily“, erwidere ich daher. „Bitte, lass mich mit Remus reden, bevor ich dir was davon sage, was mit ihm los ist.“

„Versprochen?“ drängt sie.

„Versprochen“, seufze ich und sie lässt mich die Treppe hinaufsteigen...

Lilys Fragen
 

Die Vollmondnacht verbringen wir, wie wir es schon so oft getan haben, doch ich bin nicht ganz bei der Sache. Ich bekomme nicht aus dem Kopf, was ich Lily blos sagen soll…

Ich gehe ihr die nächsten zwei Tage aus dem Weg und dann ist es Zeit, wieder nach Hause zu fahren. Ich will schon erleichtert aufseufzen, als sie mich im Gang stellt, wie ich vom Klo komme und mich in ein leeres Abteil drängt.

„Und?“ fragt sie. „Hast du mit Remus geredet?“

„Konnte ich noch nicht. Du hast doch mitbekommen, dass er wieder krank war, oder?“

„Ich will jetzt wirklich wissen, was mit ihm los ist, oder muss ich es wirklich selbst herausfinden?“ drängt sie.

Ich seufze erneut. Nun, Moony sitzt mit James und Peter in unserem Abteil und ich weis nicht, ob ich die beiden anderen bei einem solchen Gespräch dabei haben möchte.

James würde anfangen zu streiten und Peter – Himmel - Peter, würde nur Mist reden…

Sorry, Moony, ich habe keine andere Wahl…

„Setz dich, Lily“, meine ich daher. „Du willst wissen, was mit Remus los ist? Nun, du hast mich kalt erwischt, also bleibt mir nichts anderes übrig, als dir die Wahrheit zu sagen…“

„Mach´s nicht so spannend, Sirius“, drängt die weiter.

„Spannend?“ ich lache etwas gequält auf. „Yeah, sehr spannend, aber auch eine gefährliche Sache.

Versprich mir, das, was ich dir jetzt sage, für dich zu behalten.“

Ich warte ihre Bestätigung ab.

„Verspreche ich“, meint sie aufgeregt. „Aber jetzt erzähl schon.“

„Vielleicht kommst du ja selbst drauf, wenn ich dir ein paar Tipps gebe.

Also…

Tipp eins: Wann war Remus immer krank?

Tipp zwei: Welchen Spitznamen hat er?

Tipp drei: Wie passt das zusammen?“

„Jetzt machst du es doch spannend“, murmelt Lily unzufrieden.

„Hör mal, ich möchte meinen Freund nicht verraten, aber wenn du von selbst draufkommst…“

„Na gut“, erwidert sie. „Der Spitzname ist das einfachste, ihr nennt ihn immer Moony.

Wann er immer krank war – hmm – vor zwei Tagen – Moony – Mond – Vollmond? – Nee, Sirius – nee, echt nicht … du willst mich verarschen, oder?“

Ich schaue ihr vollkommen ernst in ihre wundervollen, schimmernden Smaragdaugen.

Kein Wunder, dass Prongs schon seit drei Jahren in sie verknallt ist, sie ist wirklich erste Sahne…

Lass das, Sirius, komm jetzt blos nicht auf dumme Gedanken…

„Nee, Lily, ich verarsche dich nicht. Warum sollte ich auch? Du bist ja auch von selbst drauf gekommen, oder?“ erwidere ich ruhig.

„Aber – aber – das ist ja entsetzlich…“ platzt sie heraus.

„Wie meinst du das?“ frage ich.

Ich möchte wirklich wissen, was sie jetzt denkt.

„Spinnst du? Remus – ein Werwolf! Das muss schrecklich für ihn sein. Er ist doch so ein anständiger Kerl.“

„Yeah - yeah, das ist er. Du kennst ihn nicht so gut, wie ich. Er ist der beste Freund, den du dir nur vorstellen kannst, James eingeschlossen. Versteh mich nicht falsch, James ist für mich wie mein Bruder, echt, aber Moony hat mir schon bei so vielen Dingen geholfen. Er ist absolut verschwiegen und zuverlässig.“

„Du magst die beiden wirklich, oder? Ich meine, nicht nur als Kumpel zum Blödsinn machen, sondern mehr.“

„Yeah, Lily, viel mehr…“

Sie schaut mich eine Weile schweigend an.

„Das muss ich jetzt alles erst mal auf die Reihe bringen. Du hast mir jetzt eine Menge Stoff zum Nachdenken gegeben. Ich dachte, ihr wärt einfach – nun – etwas ausgeflippte Spaßvögel – aber da ist mehr, viel mehr…“

Jetzt möchte ich aber auch eine Frage von Lily beantwortet haben, die ich mir schon lange stelle:

„Lily, ich bin neugierig, du musst mir nicht antworten, wenn du nicht willst, aber ich möchte es wirklich gern wissen…“

„Was?“ fragt sie.

„Wie stehst du zu James und wie ist das mit Snape?“ platze ich heraus.

Sie wird rot und ich sehe, dass sie jetzt sehr verlegen ist.

„Severus…“ murmelt sie. „Nun, ich will nichts von ihm, wenn du das meinst. Er tut mir nur leid, das ist alles - oder nein, nicht alles.

Ich … ich finde James wirklich Klasse, aber ich finde er … er macht das zunichte, wenn er einen Schwächeren mies behandelt…“

„Snivellus ist nicht schwächer als wir“, platze ich heraus. „Der kann sich sehr gut wehren und es ist ja nicht immer so, dass wir den Trouble anfangen.

Er kann durchaus auch austeilen.“

„Kann sein, vielleicht sehe ich immer nur den falschen Teil eurer Querelen. Trotzdem finde ich nicht gut, was ihr mit ihm anstellt.

Er – Snape – ist so armselig, so schäbig und er sieht immer so traurig aus, als trüge er die Last der ganzen Welt auf den Schultern und er ist einsam, so schrecklich einsam, keiner mag ihn wirklich…“

„Nun, einer schon, aber der ist jetzt nicht da, Morchie, der ist sonst sein Kumpel“, werfe ich ein.

Lily nickt und fährt fort.

„…auf der anderen Seite James. So brillant, so genial, so gut drauf. Beliebt, hat gute Freunde und wird wohl auch geliebt.

Immer gut gekleidet und sauber, keine Sorgen, keine Spur von einsam…

Verstehst du, Sirius, ich finde es falsch, wenn man demjenigen, dem es ohnehin schon mies geht, noch eins drauf gibt.“

„Jetzt hast du mich zum Nachdenken gebracht“, erwidere ich. „Nun, ich denke, wir werden uns vom alten Snivellus auch in Zukunft nichts gefallen lassen und es steht immer irgendwas zwischen uns, das kannst du mir glauben.

Er spart nicht mit Flüchen, wenn er uns sieht und wir können nicht immer gleich etwas dagegen tun.

Du musst auch versuchen, uns zu verstehen. Snape ist ein schwarzer Magier und dieser Clinch dauert schon zu lange, als dass wir so einfach damit aufhören könnten…“

„Gut“, brummt sie nicht ganz zufrieden. „Ich mische mich nicht ein, wenn es gerechtfertigt ist, aber wenn ihr es zu toll treibt, werde ich dazwischen gehen…“

Ich halte ihr meine Hand hin.

„Einverstanden – ein Gewissen braucht jeder Mensch, sei du mit Moony das unsere…“

Sie schlägt ein.

„Versprochen“, bestätigt sie. „Geh wieder zu deinen Kumpels, sonst vermissen die dich noch. Ich werde Moonys Geheimnis für mich behalten.“

„Danke Lily“, murmle ich und gehe zu den anderen zurück.

Erst später wird mir klar, dass sie meine Frage nur zum Teil beantwortet hat. Der Teil mit Snivelly war klar, aber wie ist das mit James?

Nun, sie scheint ihn sehr zu mögen, aber seine manchmal doch sehr fiesen Scherze weniger.

Wie auch immer, James hat Recht.

Wir werden auch zukünftig das tun, was wir für richtig halten…

Auch ich werde dieses Gespräch mit Lily für mich behalten. Ich habe keine Lust, James Eifersucht auf mich zu ziehen…
 

Ich habe meinen Freunden erzählt, ich hätte ein bisschen aus dem Fenster geschaut und mich in Träumereien verloren. Sie haben mir geglaubt.

Andromeda
 

Wir werden dieses Mal nicht von den Potters abgeholt, sondern von Onkel Alphart.

Er steht mit einer sehr schönen jungen Frau am Bahnsteig. Sie ist hochschwanger.

„Hallo, Jungs“, ruft er. „Kommt rüber.“

Wir eilen auf ihn zu.

„Ist mit Mum oder Dad was passiert?“ ruft James aufgeregt.

„Immer mit der Ruhe, alles halb so wild. Gehen wir erst mal in den Tropfenden Kessel, dann erkläre ich euch alles“, erwidert Onkel Alphard.

Besorgt laufen wir neben den beiden Erwachsenen durch Muggel London.

Endlich kommen wir im Kessel an.

Keiner der Beiden hat uns auch nur eine einzige Frage beantwortet. Mein Onkel bittet den Wirt des Kessels um ein abgetrenntes Zimmer.

Erst als wir alle fünf drinnen sind und Onkel Alphard einen Zauber auf die Tür gelegt hat, beginnt er zu erklären.

„Also Jungs, ihr wisst von unseren Problemen und der gute Potter hat sich etwas übernommen. Es ist gestern im Ministerium zusammen gebrochen.

Totale Erschöpfung, sagen die Heiler.

Mrs Potter ist bei ihm in St Mungos und will nicht von seiner Seite weichen. Er braucht jetzt viel Ruhe.

Alles ist so schnell passiert, dass wir euch nicht benachrichtigen konnten. Aber wir haben Arrangements für eure Ferien getroffen.

Sirius, darf ich dir deine Cousine Andromeda Tonks vorstellen.“

Ich werfe der schönen Frau einen interessierten Blick zu, sie lächelt zurück.

„Hallo Sirius“, meint sie. „Wir haben überlegt, was wir mit euch anfangen. Alphard kann euch nicht nehmen, die Potters sind mit sich selbst vollauf beschäftigt und ich denke Remus Eltern werden kaum darüber glücklich sein, wenn plötzlich drei Jungs auf der Matte stehen…“

Remus nickt bedrückt.

„Kaum“, murmelt er.

„Also haben wir uns überlegt“, fährt Andromeda fort, „dass ihr zu mir kommt.“

Wir starren sie alle drei wie vom Donner gerührt an. Mit sowas hätten wir jetzt wirklich nicht gerechnet.

„Was ist mit Remus?“ platze ich heraus. „Der wollte doch erst mal heim.“

„Und was ist mit mir?“ fragt James gleichzeitig. „Ich will unbedingt Dad besuchen…“

Onkel Alphard hebt beschwichtigend die Hand.

„Remus geht über die Feiertage erst mal nach Hause und kommt dann später zu Andromeda nach, wenn er das will…“ Remus nickt. „…und James, Andromeda lebt in London, es wird also kein Problem sein, deinen Dad zu besuchen.“

„Also Jungs“, fügt Andromeda hinzu, „einverstanden?“

Wir nicken wild.

„Einverstanden“, ist die einstimmige Antwort.

„Gut, dann will ich euch noch ein bisschen was von mir erzählen:

Ich habe kein eigenes Haus, nur eine große Wohnung, mitten in London. Ich bin mit Ted verheiratet und wir warten auf unser erstes Kind“, sie klopft sich auf den dicken Bauch. „Ted ist ein Muggel, aber er weis, dass ich eine Hexe bin. Nun, er findet es immer noch seltsam zu sehen, wie Magie ausgeübt wird.

Haltet euch also bitte etwas zurück. Ich weis, dass es gewöhnlich verboten ist, aber wenn ich an das denke, was Alphard und der alte Potter so von euch erzählen, halte ich meine Warnung für angebracht…

Ich arbeite auch fürs Ministerium, nur im Moment bin ich bis nach meiner Entbindung vom Dienst befreit.“

„Wann ist es denn soweit?“ frage ich neugierig.

Immerhin gehört sie zur Familie und ich werde Onkel, wenn sie das Baby hat.

Sie zuckt die Schultern.

„Lieber heute als morgen. Aber ich denke, es wird wohl noch einen Monat dauern.“

„Also“, meint Onkel Alphard dazwischen, „dann ist alles geklärt, oder? Lasst uns aufbrechen.“

Wir gehen zum nächsten Kamin und reisen mit Flohpuder in unterschiedliche Richtungen. Es geht alles so schnell, dass wir uns nicht einmal richtig voneinander verabschieden können.
 

Andromedas Stadtwohnung ist sogar noch kleiner, als das Haus der Lupins und unglaublich schlampig.

Sie seufzt, als sie aus dem Kamin tritt.

„Ted ist ein lieber Kerl, aber von Ordnung hält er nichts.“

Sie schwingt ihren Stab und sofort sieht das ganze Zimmer wie geleckt aus.

„Es ist ein Glück, dass mir dieser Zauber so leicht fällt, sonst würden wir schon in ein paar Tagen einen Kompass brauchen, um vom Wohnzimmer in die Küche zu kommen“, murmelt sie vor sich hin.

Wir kichern im uns hinein.

„Kommt Jungs“, wendet sie sich an uns. „Ich zeig euch, wo ihr schlafen könnt.“

Klein ist die Wohnung ja, aber es gibt trotzdem eine Menge Zimmer. Einige sind fast leer.

„Nun“, meint Andromeda, als sie unsere erstaunten Blicke sieht. „Wir sind nicht reich. Ich bin enterbt, wie Alphard. Aber ich bin keine schlechte Hexe.“

Sie schwingt ihren Stab und zwei Betten erscheinen in einem der leeren Zimmer. Eine erneute Handbewegung und das Zimmer ist komplett eingerichtet, die Betten bezogen und sogar für ein Plätzchen für Orion und Schuhu ist vorhanden.

„Wow“, meint James. „Echt Klasse.“

„Kannst du uns das beibringen?“ platze ich heraus. Mit Erscheine Zaubern haben wir uns bisher noch nicht befasst.

Sie grinst uns an.

„Ich denke, dazu seid ihr noch ein bisschen jung. Das lernt man gewöhnlich erst im sechsten und siebten Jahr…“

Ich werfe James einen Blick zu, er grinst und zwinkert. Ein knapper Gedanke und Tatze und Krone stehen vor Andromeda.

Sie starrt uns mit offenem Mund an.

„Das – das – das gibt’s doch nicht“, stammelt sie.

Wir werden wieder zu Menschen.

„Glaubst du immer noch, dass wir zu jung sind?“ grinse ich sie an.

„Aber – aber ihr seid doch noch Kids!“

„Yeah“, meint James und sein Grinsen steht dem meinen um nichts nach.

Andromeda scheint recht gut drauf zu sein und einem guten Witz keineswegs abgeneigt. Deswegen haben wir ihr auch unser großes Geheimnis vorgeführt.

Plötzlich beginnt sie schallend zu lachen.

„Macht das blos nicht, wenn Ted es sehen kann, der kippt mir glatt aus den Latschen.“

„Nee, Cousinchen, sicher nicht“, erwidere ich. „Wir haben dir das nur gezeigt, weil du uns nichts zugetraut hast.“

„OK, OK, überredet“ winkt sie ab. „Ich zeige euch die Erscheine Zauber.“

„James“, wendet sie sich an meinen Freund. „Du kannst morgen mit Sirius deinen Dad besuchen gehen, heute ist es schon zu spät.“

James nickt wortlos und plötzlich ist die ganze Fröhlichkeit aus seinem Gesicht verschwunden.

„Dad …“ stößt er aus und lässt sich auf sein Bett fallen. „Dad…“

Andromeda wirft mir einen Blick zu und hebt fragend die Augenbrauen.

„Ich nehme an, du kennst Mr Potter?“ frage ich sie. Sie nickt. „Er ist nicht mehr der Jüngste und wir machen uns schon lange Sorgen um ihn. Nun, zumindest ich. James hat immer abgewiegelt, seine Mum ist nämlich auch nicht ganz gesund…“

„Nun, Sirius, kümmere dich um James. Ich sorge fürs Essen, Ted wird auch bald da sein.“

Sie dreht sich um und lässt uns alleine.

James Kummer
 

Mein Freund starrt vor sich hin ins Leere. Er schaukelt gedankenverloren vor und zurück. Hin und wieder murmelt er etwas, das ich nicht verstehen kann.

Ich setze mich neben ihn und lege ihm den Arm um die Schultern.

„Ey, James“, murmle ich beruhigend. „Komm, Prongs, deinem Dad wird schon nicht so viel fehlen…“

Er wirft mir einen betroffenen Blick zu.

„Ich hab nicht gewusst, dass es ihm nicht gut ging.

Er hat nie was geschrieben und Mum … Mensch, wenn die bei ihm in St Mungos sitzt kann sie sich gleich zu ihm ins Zimmer legen. Die kippt uns aus den Latschen. Die ist doch auch nicht gesund…

Mensch, Prongs, was soll ich nur machen, wenn sie – wenn sie nicht mehr gesund werden oder – oder sogar sterben…!“

Plötzlich schluchzt er kläglich auf und Tränen fließen ihm übers Gesicht.

Er weint völlig verzweifelt.

Ich ziehe ihn an meine Brust und lasse ihn einfach seinen Kummer aus sich heraus weinen. Er klammert sich an mir fest als sei ich der einzige Halt in einer plötzlich veränderten Welt.

Erst jetzt wird mir klar, wieviel ihm wirklich an seinen Eltern liegt. Er ist immer ein wenig flapsig mit ihnen umgegangen, aber die gegenseitige Zuneigung war immer offensichtlich.

Doch jetzt…?

Ich habe meine Arme um ihn gelegt und streiche ihm besänftigen über den Rücken. Sein ganzer Körper zuckt und am liebsten würde ich mitheulen, denn auch ich liebe seine Eltern und mache mir große Sorgen, aber wenn ich jetzt nicht stark bleibe, bricht alles zusammen.

Mit der Zeit wird er ruhiger und sein Atem geht regelmäßiger, er ist in sich zusammengesackt.

Offensichtlich hat er sich in den Schlaf geweint.

Vorsichtig löse ich mich von ihm und lasse ihn aufs Bett gleiten. Ich ziehe ihm Schuhe und Klamotten aus und packe ihn unter die Decke. Es ist wohl besser, wenn er jetzt ein bisschen schläft. Er hat noch seine Brille auf. Ich nehme sie ihm ab und lege sie auf den Nachttisch.

Es hat keinen Sinn, wenn ich ihm beim Schlafen zuschaue und daher will ich hinüber zu Andromeda gehen.

Plötzlich sacke ich jedoch auch in mich zusammen und lasse mich auf mein Bett sinken…

Die Potters … Himmel … hoffentlich geht es ihnen wirklich bald wieder gut … sie sind auch so was wie meine Eltern … Nicht weinen, Sirius … du musst jetzt stark sein … für deinen Freund … für Prongs … deinen kleinen Bruder … Himmel…

Meine Tränen tropfen lautlos zu Boden.

Erst jetzt trifft mich die schlechte Nachricht mit aller Gewalt. Vorher war einfach zu viel los…

James seufzt leise und dreht sich auf die andere Seite. Unwillig wische ich mit dem Ärmel über meine Augen. ‚Tränen sind kein Zeichen von Schwäche’, hat Mr Potter damals zu mir gesagt.

Nein, weder James noch ich sind schwach, aber wir haben sehr intensive Gefühle und die wollen jetzt einfach raus…

Ich schüttle den Kopf, wie um meine Gedanken zu ordnen. Dann zucke ich die Achseln. Es hilft nichts hier zu sitzen und zu flennen.

Ich muss einfach zur Tagesordnung übergehen und weiter machen. Trotzdem dauert es noch eine Weile, bis ich mich aufraffen kann, hinüber in die Küche zu gehen.

Familie
 

Andromeda ist noch alleine und schaut vom Herd auf, als ich reinkomme.

„Wo ist James?“ fragt sie.

„Schläft“, murmle ich.

„Hast du geweint?“ will sie wissen, als sie mir einen genaueren Blick zuwirft.

Ich zucke die Achseln.

„Dir liegt eine ganze Menge an der ganzen Potter Familie, oder?“

Ich nicke.

„Für mich sind sie meine Familie“, flüstere ich. „Hoffe, du bist nicht sauer drüber.“

„Kaum“, erwidert sie. „Was mich betrifft, besteht meine Familie aus Ted, dem Baby, Alphard und jetzt auch dir. Der ganze überhebliche Black Klüngel kann mir gestohlen bleiben.“

„Mir auch“, bricht es aus mir heraus. „Scheißbande…“

„Yeah, und so schön reinblütig…“ ihr Ton macht mir eindringlich klar, dass sie von diesem ganzen Mist dasselbe hält wie ich.

„Ich finde es gut, dass du einen Freund gefunden hast, der dir soviel bedeutet wie ein Bruder…“

„Mehr als mein eigener Bruder“ werfe ich ein. „Regulus bedeutet mir gar nichts…“

Sie nickt.

„Mir bedeuten Bellatrix und Narcissa auch nichts.“

„Bellatrix kenn ich, aber wo ist Narcissa?“

„Verheiratet mit Lucius Malfoy. Noch so ein Reinblutspinner.“

„Tolle Familie haben wir…“

„Yeah. Weist du Sirius, als Alphard mich gebeten hat, euch bei mir aufzunehmen, habe ich eher dem alten Potter zuliebe zugestimmt.

Ich wollte keinen aus meiner Familie im Haus haben, aber du bist OK. Alphard hat immer von dem Jungen gesprochen, aber du bist kein Junge mehr, oder?“

„Ich bin vierzehn, zu Ostern werde ich fünfzehn, aber ich glaube du hast Recht. Ich bin kein Junge mehr.

Moony meint immer, ich würde nicht wie ein Junge handeln…“

„Moony? Noch ein Freund von dir.“

„Du kennst ihn schon – Remus.“

„Ach so, der ernste Bursche, der erst mal seine Eltern besuchen wollte.“

„Yeah. Moony ist ernster als wir, aber er ist schon in Ordnung. Er ist ein bisschen älter, wird schon im Sommer volljährig.“

„Und dann seid ihr im gleichen Jahrgang?“

„Yeah. Er war schon – hmm – ich glaube dreizehn, als er in Hogwarts angefangen hat.“

„So alt? Ist er ein bisschen – nun – langsam?“

Ich muss lachen. Moony und langsam?

Nee, echt nicht. Ich schüttle den Kopf.

„Was findest du so komisch?“

„Du würdest Remus nicht für langsam halten, wenn du ihn besser kennen würdest. Er ist sogar echt schlau. Vielleicht kein Genie in der Magie, aber denken kann er, wie kaum ein anderer.“

„Also ein kleines bisschen magisch unterentwickelt?“ sie will der Sache wirklich auf den Grund kommen.

„Nee, nur nicht so brillant wie James und ich.

Wobei ich uns nicht loben will. Ich weis nur, was wir können und wozu wir in der Lage sind, wenn wir es wirklich wollen. Moony muss viel lernen und üben, wir nicht. Aber wenn er das tut, steht er uns in nichts nach.“

„Warum ist er dann so spät dran?“

„Nun, ich möchte nicht, dass du dir Sorgen machst, es besteht keine Gefahr, für irgendwen, wenn er hierher kommt…“

„Gefahr? Welche Gefahr könnte ein sechzehnjähriger Junge für einen ausgebildeten Auror darstellen, das ist nämlich mein Job beim Ministerium, aber erwähne es nicht vor Ted.

Der meint, ich arbeite am Schreibtisch…“

„…aber du lässt dir den Spaß nicht nehmen, oder?“

„Bestimmt nicht, aber lenk jetzt nicht ab. Was ist mit Remus?“

„Remus ist ein Werwolf“, beantworte ich nun endlich ihre Frage.

Ihre Augen werden riesig und sie starrt mich wortlos an.

„Alphard, ich erwürg dich“, murmelt sie schließlich.

„Nee, lass mal, Onkel Alphard hat keine Ahnung davon. Nur die Potters wissen Bescheid.“

Sie schüttelt den Kopf, um ihre Gedanken zu klären. „Die Potters wissen es?“

„Das und noch eine ganze Menge mehr. Oder wieso glaubst du beherrschen wir die Animagi?“

„Der alte Potter? Der hat euch ausgebildet?“

„Nicht bei den Animagi, da hat er uns nur beraten…“ erwidere ich.

„Was hat euch dieser verrückte alte Gnom noch beigebracht?“

Ihre Augen blitzen, aber sie ist nicht entrüstet, sondern scheint es für ein tolles Ding zu halten.

„Er hat mich nämlich auch ausgebildet, meinte immer, es sei noch das nächst Beste, wenn er schon kein Auror mehr sein soll.

Nun, er wird seine Gründe haben, diesen Job aufzugeben, auch wenn er ihn jetzt zeitweilig wieder gemacht hat.“

„Mrs Potter“, meine ich. „Es hat es ihr bei James Geburt versprochen, dass er im Büro bleibt…“

„Ach so, kann ich verstehen. Aber jetzt sag schon, worin hat er euch ausgebildet?“

„Duellieren, Patronusse, Verteidigung gegen die unverzeihlichen Flüche, apparieren…“

„Verwandlungen?“ will sie wissen.

„Die haben wir uns selbst beigebracht, nur die Erscheine Zauber fehlen noch“, erwidere ich.

„Und ihr beherrscht das ganze Zeug?“

„Yeah. Im Halbschlaf. Nun, nicht alles, was an Hogwarts gelehrt wird, wir sind ja auch erst im vierten Jahr, aber wir können uns durchaus unserer Haut wehren.“

„Er hat euch von Du-weist-schon-Wem erzählt?“ murmelt sie und scheint plötzlich doch Angst zu bekommen.

„Du-weist-schon-Wer?“ frage ich und mir ist im ersten Augenblick nicht klar, von wem sie redet.

„Diesem schwarzen Magier, dem Dunklen Lord. Keiner wagt es seinen Namen zu nennen, daher die Umschreibung. Nun, Alphard und der alte Potter wagen es, sonst keiner…“

„Ach du sprichst von diesem Lord Voldemort?“ platze ich heraus.

„Himmel, Sirius, du weist nicht, was du da tust“, sie ist zusammengezuckt und blickt sich so ängstlich um, als könne der Genannte augenblicklich in ihrer Wohnung erscheinen. „Nenn nie diesen Namen, es könnte gefährlich sein.“

„Nein, Andromeda, ich nenne ihn.

James Dad hat gesagt, dass solche Furcht nur Voldemorts Macht noch wachsen lässt. Ich weis, was ich tue und ich werde auch weiterhin diesen Namen nennen. Ich werde nicht zulassen, dass er Macht über mich oder meine Freunde erhält. Niemals, nie…“

Ich bin aufgesprungen und es ist mir völlig ernst mit meinen Worten.

„Ich sage mich doch nicht von meiner Familie los, nur um einem anderen schwarzen Magier zu gehorchen!“

„Du hast echt Mut, Sirius“, murmelt Andromeda

überrascht. „Ich hoffe, dass es nicht nur tollkühner, jugendlicher Leichtsinn ist.“

Ich schüttle den Kopf.

„Nein, Cousinchen, ich bin noch sehr jung, das stimmt, aber ich bin nicht dumm. Ich weis, was ich will und was ich nicht will und ich habe gute Freunde und wir stehen einander bei.“

„Gesprochen, wie ein wahrer Held“, lässt sich plötzlich eine fröhliche Stimme vernehmen.

„Ted!“ ruft Andromeda, springt auf, so schnell es ihr Bauch zulässt und fällt ihm um den Hals.

„Sirius, das ist mein Mann Ted. Ted, das ist mein Cousin Sirius. Er bleibt die Ferien über mit zwei Freunden bei uns.“

Ted wirft mir einen prüfenden Blick zu, den ich erwidere. Ich hatte noch nie viel mit Muggel zu tun, Lily ist kein echter, die ist zwar muggelstämmig, aber eine Hexe.

Ted ist mittelgroß, schlaksig, irgendwie sieht er aus wie ein Lausejunge. Erst später bemerke ich, dass er auch schrecklich schlampig und tollpatschig ist, aber er ist echt nett und hat sich mit seiner ungewöhnlichen Frau arrangiert.

„Zauberer, oder?“ meint er.

Ich nicke.

„Keine Sorge, mein Lieber“, mischt sich Andromeda ein. „Sie sind alle noch minderjährig und dürfen in der Öffentlichkeit nicht zaubern.“

Er holt tief Luft.

„Gut“, seufzt er. „Großartig.“

„Sirius, holst du James rüber?“ fragt sie mich.

Ich will den Mund öffnen und ihr sagen, dass ich ihn lieber schlafen lasse, als sie mir einen beschwörenden Blick zuwirft, der besagt, dass sie kurz mit ihrem Mann alleine sein möchte. Also nicke ich einfach und verlasse den Raum.
 

Wohin soll ich? Ich möchte James nicht wecken, andererseits, vielleicht hat er doch Hunger. Ich gehe ins Zimmer und mein Freund wird durch das Geräusch wach, als ich die Tür schließe.

Er fährt hoch und blinzelt mich halbblind an.

„Padfoot“, murmelt er und schwingt die Beine aus dem Bett. „Hast du mich ins Bett gebracht?“

„Yeah“, erwidere ich.

„Hab dir ganz schön was vorgeheult, oder?“ murmelt er in den Boden hinein und sucht verlegen seine Brille. „Bin ein echtes Weichei, oder?“

„Du hast ganz schön geweint, yeah. Aber deswegen bist du kein Weichei“, erwidere ich.

„Nicht? Dann ´ne Heulsuse.“

„Kaum. Ich hab früher auch mal so gedacht, bis mir dann dein Dad erklärt hat, dass man kein Weichei ist, nur weil man mal weint. Er hat gemeint, es ginge um Gefühle und die sind nie verkehrt. Weinen, hat er gemeint, ist wie Lachen, man kann nichts dafür, man tut es einfach, wenn man sich so fühlt.“

James blinzelt mich an.

„Da hat er wohl Recht, wie meistens. Danke Padfoot.“

„Hör mal, Prongs. Ich mache mir nicht weniger Sorgen als du, nicht dass du mich für herzlos hältst…“

„Nee, aber du hast nicht geflennt, oder?“

„Doch, als du geschlafen hast“, meine ich. „Vorher musste ich mich erstmal um dich kümmern, kleiner Bruder.“

„Kleiner Bruder, hm? Ich geb dir kleiner Bruder“, murmelt er und wirft mir sein Kissen an den Kopf.

Ich schnappe es aus der Luft und werfe es auf ihn zurück.

„Klar, kleiner Bruder. Ich bin mindestens einen Kopf größer als du. Kannst mich ja großer Bruder nennen…“

James polkt sich das Kissen von der Brille und ist plötzlich wieder ernst.

„Shit, Alter“, murmelt er. „Ich war vorhin so verdammt froh, dass du da warst. Ich dachte ich krieg mich nicht mehr ein. Ich konnte mich nur noch an dir festhalten. Alles schien mir plötzlich aus dem Leim zu gehen.

Gerade hatte ich mich noch über Andromedas dummes Gesicht kaputt gelacht und einen Augenblick später stand Mums trauriges Gesicht vor meinen Augen.

Und mir schoss durch den Sinn: Wie kannst du lachen und Blödsinn machen, wenn Dad im Krankenhaus liegt und Mum verzweifelt daneben sitzt…“

„Kannst du, James, können wir … Weil wir jung sind, weil wir leben, weil wir unser Leben genießen und ich glaube kaum, dass es deine Leute würden anders haben wollen.

Sie lieben uns so, wie wir sind und sie wollen, dass es uns gut geht.“

„Du bist heute so ernst, Sirius, irgendwie so erwachsen…“

„Ich hatte vorhin ein langes Gespräch mit Andromeda, dass ein eigenartiges Gefühl in mir erzeugt hat.

Mir ist heute zum ersten Mal wirklich klar geworden, wie alleine ich wäre, wenn ich nicht dich und deine Leute hätte.

Klar, da sind immer noch Remus und Peter. Und wenigstens Remus ist ein Klasse Freund. Aber Familie? Da habe ich nur dich und deine Eltern. Auf die Meine kann ich nicht zählen und will es auch gar nicht.

Andromeda ist zwar schwer OK, aber die hat ihre eigenen Familie gegründet, wenn du verstehst, was ich meine…

Nur du und deine Leute…“

Ich stehe vor ihm und muss wohl bei meinen Monolog eine recht tragische Gestalt abgeben, denn plötzlich steht er auf und umarmt mich.

„Freunde und Brüder, Mann, Freunde und Brüder, OK?“ murmelt er, als er sich wieder von mir löst.

„Lass uns einfach zusammenhalten, was auch immer geschieht.“

„Yeah“, erwidere ich und schaue ihm tief in die Augen. „Danke, Prongs. Das bedeutet mir alles.“

St Mungos
 

Wir verbringen eine recht unruhige Nacht, weil alle Freundschaftsschwüre unsere Besorgnis nicht vertreiben konnten. Wir wälzen uns im Halbschlaf bis zum Morgen hin und her.

Kaum wird es hell im Zimmer, fliehen wir aus unseren Betten und ziehen uns an.

Wir haben gestern noch mit Andromeda und Ted besprochen, dass er uns ins Herz von London bringen wird, wo sich auch St Mungos befindet.

Er hat ein Auto und wird uns auf dem Weg zur Arbeit dort raus lassen.

Ted ist Handwerker und hat ein eigenes kleines Geschäft, das aber nicht besonders gut läuft, weil - wie Andromeda liebevoll meinte - „Tollpatsch“ sein zweiter Vorname ist.

Ted hat nur lachend darüber die Achseln gezuckt.

Er scheint nicht so schnell was übel zu nehmen…

Wir sind angezogen und gehen in die Küche hinüber. Ted steht am Herd und versucht Kaffee zu kochen.

Es gelingt ihm noch schlechter als uns damals. Inzwischen hat Moony uns gründlich das Kochen beigebracht. Wenigstes für ein anständiges Frühstück reicht es.

„Danke Jungs“ meint er schwitzend. „Andromeda verhext mich eines Tages noch, wenn ich so weiter mache. – Sorry!“

Das letzte Wort gilt James, dem er gerade den heißen Kaffee über die Jeans gegossen hat.

James zuckt nur die Schultern, steht auf und geht sich trocken legen. Er hat wohl schon mit sowas gerechnet, seitdem Ted mir gestern das Kotelett auf meinen Pullover serviert hat.

Die Küche sieht entsetzlich aus, als Ted uns aus dem Haus treibt, da er spät dran ist und seinen Laden rechtzeitig öffnen will.

„Wir helfen ihr nachher, wenn wir wieder zurück sind“, murmelt James mir zu.

„Yeah, sollten wir, sonst bereut sie es noch, dass sie uns aufgenommen hat“, gebe ich flüsternd zurück.

Wir können zwar kein Auto fahren, aber sind durchaus in der Lage, einen Besen zu fliegen, wir haben also tatsächlich Ahnung davon, wie man ein Gefährt im weitesten Sinn lenkt.

Ted fährt ungefähr so, wie Snivellus fliegt.

James und ich klammern uns verzweifelt an den Handgriffen fest und hoffen, mit dem Leben davon zu kommen. Mir ist schlecht und James ist grasgrün im Gesicht.

„Himmel“, murmelt er. „Schlimmer als Flohpuder oder ´n Portschlüssel.“

Ich gebe ihm keine Antwort und nicke nur.

Ich habe Angst, dass mein Frühstück auf James landet, wenn ich den Mund öffne.

Ted quasselt und plaudert, weist uns auf Sehenswürdigkeiten hin, an denen wir vorbeikommen. Dabei schleudert der Wagen jedes Mal wild quer über die Fahrbahn, aber Ted lässt sich davon nicht im Geringsten stören.

Endlich sind wir am Ziel angekommen und Ted lässt uns raus. Wir atmen auf…

„Andromeda hat gesagt, ihr sollt ein Gebäude hier in der Nähe suchen, das sich Purge & Drowse GmbH nennt. Soll hier irgendwo in einer Nebenstraße sein. Ich soll euch das geben, damit könnt ihr wieder zu uns kommen.

Ich weis zwar nicht, wie das gehen soll, aber Andromeda sagte, ihr wüsstet Bescheid. Bis heute Abend dann…“ und weg ist er.

Eine Frau mit Kinderwagen führt einen eigenartigen Tanz auf, um sich und ihr Baby zu retten. Ein alter Mann fuchtelt ihm drohend mit seinem Gehstock nach, dann ist er um eine Ecke verschwunden.

„Himmel“, meint James nochmal und hält sich den Magen. „Da nehme ich dann doch lieber Flohpuder…“

Meine Eingeweide machen Saltos und mein Frühstück verabschiedet sich von mir.

„Yeah“, erwidere ich und wische mir den Mund ab. „Aber erst, wenn mein Magen sich wieder beruhigt hat, OK?“

James lacht etwas gequält.

„Lass uns St Mungos suchen“, meint er und wir machen uns auf den Weg.

Es ist nicht schwer, das schäbige Gebäude zu finden, aber es ist nicht so einfach, hinein zu kommen.

Eine grässliche Puppe steht in einem Schaufenster und folgt uns mit ihren Augen.

„Ich will jetzt echt zu Dad“, meutert James.

Da winkt die Puppe mit dem Finger und wir können einfach durch die Scheibe hinein.

Eine gelangweilte Hexe sitzt an der Information und James geht schnurstracks auf sie zu.

„Wir möchten Dad besuchen“, meint er. „Mr Potter. Er wurde vorgestern hergebracht.“

Die Hexe sucht auf einer Liste nach dem Namen.

„Warten sie einen Moment, meine Herren“, erwidert sie. „Heiler Farwick wird sie gleich abholen kommen.“

Sie greift nach einer winzigen Eule und bindet ihr eine Schriftrolle ans Bein. Das Tierchen flitzt davon. Sie winkt uns zu ein paar hässlichen Plastikstühlen, wo wir warten sollen.

Wir finden es zwar ein wenig eigenartig, dass sie uns nicht einfach gesagt hat, wo James Dad liegt, aber wir entschließen uns friedlich zu warten…

Sorgen
 

Es dauert nicht lange, bis ein Heiler in einem limonengrünen Umhang auf uns zukommt.

„Ihr seid also die Jungs der Potters?“ fragt er.

Wir nicken und müssen ihm wohl recht erschrockene Blicke zugeworfen haben, denn er fährt eilig fort.

„Nein, nein, eurem Dad wird es bald wieder besser gehen. Er ist nur erschöpft und braucht Ruhe.

Nein, es geht um eure Mum. Sie hätte sich schon vor Jahren hier behandeln lassen sollen. Dann hätten wir noch etwas tun können, aber jetzt…“

„Was fehlt Mum?“ platzt James heraus. „Ist sie sehr krank? Wird sie sterben?“

„Beruhige dich, mein Junge“, versucht der Heiler ihn zu beschwichtigen. „Es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Aber der Zusammenbruch eures Dad war zuviel für sie.

Sie muss sich sehr schonen und in einigen Monaten wäre ein langer Urlaub in der Sonne angebracht.

Sie braucht viel Ruhe und Wärme und jede Aufregung muss vermieden werden.

Bitte versucht, ihr das Gefühl zu geben, dass ihr alleine mit allem fertig werdet. Sie hat die ganze Zeit gemurmelt, sie müsse sich um ihre Söhne kümmern. Andererseits dürft ihr eurer Mum nicht das Gefühl geben, dass sie nutzlos ist…“

„Darin haben wir schon Übung“, murmle ich.

„Ihr wusstet also, dass sie nicht gesund ist?“

„Schon seit vielen Jahren“, erwidert James. „Dad meinte immer, wir müssen sie tun lassen, was sie meint tun zu müssen. Sie wäre sonst nicht glücklich gewesen…“

Der Heiler nickt.

„Damit hatte er nicht Unrecht. Wenn jemand sich nutzlos fühlt, dann hat er auch keinen Grund wieder gesund zu werden.

An diesem Punkt erreicht auch die beste Magie ihre Grenzen…

Nun gut, geht zu euren Eltern und redet mit ihnen. Ihr seht mir wie zwei Jungs aus, die schon die richtigen Worte finden werden. Kommt mit.“

Er führt uns kreuz und quer durch das ganze Gebäude, bis wir an einem kleinen Zimmer angelangen.

„Geht rein und tut euer Bestes“, schiebt uns der Heiler durch die Tür und lässt uns alleine.
 

Es stehen nur zwei Krankenbetten im Raum, darin liegen James Eltern. Mr Potter ist sehr blass, aber er sitzt aufrecht in seinen Kissen und liest in einem Buch.

Mrs Potter scheint zu schlafen und wirkt in den weißen Kissen winzig und sehr krank.

James Dad hat wohl die Türe gehört und schaut von den Seiten hoch.

„Jungs“, flüstert er und winkt uns zu sich. „Schön euch zu sehen.“

Er greift nach seinem Stab und wedelt damit durch die Luft. Zwei Stühle erscheinen.

„Setzt euch, aber seid leise, Mum soll schlafen.“

„Dad“, murmelt James. „Dad, Himmel…“ ihm fehlen die Worte.

„Schon gut, Junge, schon gut. Ich bin bald wieder OK. Es war ein bisschen viel in letzter Zeit. Ihr wisst schon, dieser schwarze Magier.

Er treibt es immer schlimmer, aber noch haben wir ihn unter Kontrolle, auch wenn die Leute beginnen ihn zu fürchten.“ Er seufzt. „Schlimme Sache, wirklich schlimm. Die gute Andromeda fällt für einige Zeit aus und ich wollte sie ersetzen. Ich bin ein alter Narr. Wie soll ich eine Zwanzigjährige ersetzen?

Nun, ich wollte es tun und ich habe mich übernommen. Das nächste Mal weis ich es besser…“

„Das nächste Mal, Dad?“ fragt James. „Muss es denn ein nächstes Mal geben. Du bist nicht mehr der Jüngste…

Dad, ich habe echt Angst um dich…“

Der alte Potter seufzt erneut. Er ist viel ernster als ich ihn kenne. Wahrscheinlich macht er sich auch große Sorgen um seine Frau.

„Die Lage ist schlimm und sie wird noch schlimmer werden, weil die Angst immer weiter wächst und jetzt schon kaum einer wagt, diesen verdammten Namen zu nennen.“

Ich schaue ihm ernst in die Augen und meine:

„Wir, wagen es, Sir. Jetzt, immer. Ich hatte gestern eine Unterhaltung mit Andromeda darüber. Und ich bin entschlossen, mich nicht von diesem Voldemort einschüchtern zu lassen.“

„Vorsicht Jungs, überschätzt euch nicht. Der Mann ist sehr gefährlich.“

„Komm schon, Dad, wir werden kaum aus Hogwarts davon laufen und schwarze Magier jagen. Aber wenn wir mit der Schule fertig sind, könnte das anders aussehen…“

„Ihr wollt also in meine Fußstapfen treten?“ fragt er. „Auroren werden?“

„Sirius schon“, meint James. „Ich dachte eher an eine Quidditch Karriere. Aber man weis nie was kommt und sollte er sich an meinen Freunden vergreifen, könnte ich es mir sehr schnell anders überlegen.“
 

Prophetische Worte, die James da von sich gab.

Er war nie ein Auror, aber er hat durchaus schwarze Magier gejagt…

Keine fünf Jahre später…
 

„Gut Jungs, man darf sich nie von solchen Personen unterdrücken lassen. Lernt, übt, nutzt eure Fähigkeiten. Aber vergesst darüber nie, euren Spaß zu haben…“

Ich stupse James an.

„Was hab ich dir gesagt, Prongs? Sie würden es so wollen…“

„Yeah, stimmt, hast du gesagt.“

„Um was geht es?“ will Mr Potter wissen.

Wir erklären es ihm.

„Ja, da hattest du wirklich Recht, mein Junge, wir wollen nicht, dass ihr euch vor Sorge verrückt macht. Wir werden schon wieder…“

Aus dem anderen Bett klingt ein leises Gemurmel zu uns herüber. Mrs Potter scheint wach zu werden. Sofort schnellt James zu ihr hinüber und flüstert ihr beruhigende Worte zu.

„Sirius?“ spricht mich Mr Potter an.

Ich schaue wieder zu ihm hin.

„Erst mal danke, dass du so für James da bist.“

Er winkt ab, als ich etwas erwidern will.

„Ich weis, er ist dein Freund, fast dein Bruder, aber selbst Brüder sind nicht immer für einander da. Du musst nur an deinen eigenen denken…

Aber das ist es nicht, was ich mit dir besprechen wollte. Es geht um meine Frau, sie soll Urlaub machen…“ Ich nicke, hat der Heiler schon gesagt. „Ich möchte mit den Beiden zu Ostern nach Italien fahren, wir haben dort Verwandte, bei denen wir wohnen können, aber sie sind sehr beengt. Hast du eine Möglichkeit, wo du bleiben kannst. Der Name Black hat dort wirklich einen schrecklichen Klang und wir können dich nicht mitnehmen, leider.“

Schade, aber nicht zu ändern. Ich überlege.

Nun Andromeda fällt sicher flach. Sie hat dann schon ihr Baby. Zu Remus möchte ich nicht so gerne, seine Eltern sind schon mit ihm überfordert und sie sahen uns letzten Sommer lieber gehen, als kommen, war zumindest mein Eindruck. Auch wenn sie uns mochten und nette Leute sind.

Nun, es ist kein Problem in Hogwarts zu bleiben, da ich wirklich nicht nach Hause will.

„Yeah“ erwidere ich also. „Ich bleibe einfach in der Schule. Aber im Sommer darf ich doch wieder kommen, ja? Bitte?“

„Natürlich. Es geht wirklich nur um die Osterferien und dass Cosima die Blacks hasst und sich nicht

überzeugen lässt, dass es in dieser Familie auch gute Menschen gibt.“

„Danke, Sir“, murmle ich.

„Kein Problem, mein Junge.“

„Sirius kommst du mal rüber?“ ruft James leise.

Ich trage meinen Stuhl zum anderen Bett.

„Sirius, mein Junge“, flüstert Mrs Potter. „Geht es dir gut? Schau dir nur diese nutzlose alte Frau an, nicht mal um ihre Jungs kann sie sich mehr kümmern…“

„Nicht, Ma´am“, versuche ich sie zu beruhigen. „Sie sind nicht nutzlos. Werden sie erst mal wieder gesund. Dann können sie sich schon wieder um uns kümmern. Und inzwischen kommen wir auch alleine klar, das schaffen wir schon.“

„Ich wünschte, du wärst wirklich mein Sohn“, murmelt sie. „Deine Mutter weis gar nicht, was sie an dir verloren hat.“

„Für mich sind sie meine Mutter“ gebe ich fast wütend zurück. „Nicht diese Wahnsinnige, die wie ein eklige Spinne in Grimmauld Platz hockt.“

„Dann solltest du langsam auch mal Mum zu ihr sagen“, schlägt James vor.

Mrs Potters Augen beginnen zu strahlen.

„Würdest du das, mein Junge? Könntest du mich wirklich Mum nennen?“ flüstert sie.

„Mum“, murmle ich und gebe ihr einen sanften Kuss. „Gerne, nur zu gerne nenne ich dich Mum…“

Sie lächelt mich an und in ihren Augen glitzern Tränen.

„Ich bin müde“, murmelt sie. „Sehr müde, aber auch sehr glücklich.“

Ihr fallen die Augen zu und ihre regelmäßigen Atemzüge beweisen, dass sie wieder friedlich schläft.

„Danke, mein Junge“, murmelt Mr Potter. „Das hat sie sich schon sehr lange gewünscht. Schon seit eurem Gespräch damals. Aber sie wollte dich nicht darum bitten, wegen deiner ernsten Bedenken.“

„Nun, die hat James gerade völlig ausgeräumt.“

James wirft uns fragende Blicke zu.

„Erklär ich dir am Heimweg, OK?“

Er ist vorerst zufrieden und nickt.

„Gut, Jungs, ihr habt euch jetzt lange genug die Leidensgeschichte von zwei Tattergreisen angehört. Ihr könnt uns morgen wieder besuchen kommen, wenn ihr wollt. Macht Ferien…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hotepneith
2006-08-06T21:06:52+00:00 06.08.2006 23:06
Ted ist wirklich eine erheitertnde Figur nach den ganzen soch tragischen Geschcihten. sei es die Sache mit James´Eltern ( und du hast es wirklich geschafft, sie wieder aus dem Spiel zu bringen, unfd das auch noch sehr glabwürdig, gratuliere) als auch die...tja...Mißverständnisse mit Snape oder auch Peter. Feingefühl war wohl wirklich zu dieser Zeit weder bei Sirius noch bei James sonderlich angesagt.
Was mich bei James etwas verwundert, da er das ja durchaus haben könnte..sihe Eltern. Aber das beschränkt sich wohl nocht auf diese, siehe Lilly. Er ist noch keine 16..^^"


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