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Verachtung

8. Verachtung
 

Sie erreichten die Zelle ohne ein weiteres Wort miteinander gewechselt zu haben. Ihre Schritte, die im

Gang wider hallten, waren das einzige gewesen, dass die Stille, die sich um sie gelegt hatte,

durchbrochen hatte.
 

Mit einem Wink seines Zauberstabs öffnete Draco die schwere Holztür und schob den willenlosen

Schwarzhaarigen vor sich her in die Zelle. Er hätte sofort wieder gehen können, doch er musste dafür

Sorge tragen, dass Harry versorgt war, nicht auszudenken, wenn ihnen der Junge vorzeitig weg starb.

Voldemort würde ihn auf der Stelle töten. Ihn und den Rest seiner Familie.
 

Seine grauen Augen huschten kurz über den schmalen Rücken des Jungen vor ihm. Er war verdammt

dünn geworden in den letzten Tagen, vielleicht sollte er ihm etwas mehr Essen zukommen lassen. Und

etwas wärmere Kleidung wäre auch nicht schlecht, denn in der Zelle war es empfindlich kalt geworden.
 

Auch wenn er eine Ausbildung zum Heiler machte, eine schwere Erkältung war trotz allen Tränken

immer noch etwas ziemlich unangenehmes und langwieriges, die sich Potter im Moment sicherlich nicht

leisten konnte. Gerade in seinem psychisch sehr kritischen Zustand war es fatal wenn auch noch ein

körperliches Leiden hinzukam.
 

Denn Heilung hatte immer auch etwas mit Willen zu tun und das war genau das, was Potter so gar nicht

mehr hatte, wie es schien. Er stand reglos vor ihm, seit er aufgehört hatte ihn voran zuschieben und

wartete offensichtlich darauf zu hören was er als nächstes zu tun hatte.
 

Wenn er wollte, könnte er ihm alles befehlen. Potter lag vollkommen in seiner Hand, so sehr wie noch

nie in der ganzen Zeit hier. Noch nicht einmal, wie Potter bewusstlos gewesen war, war er derart hilflos

gewesen wie in diesem Moment. Dieser Gedanke gefiel Draco, wenn auch ein unterschwelliger, bitterer

Nachgeschmack dabei war, den er sich nicht zu erklären wusste, aber auch nicht weiter darüber

nachdachte.
 

Es war faszinierend, wie schnell aus einem stolzen, arroganten, sich selbst überschätzenden Wesen ein

gebrochenes, willenloses wurde. Er hatte es schon bei so vielen gesehen, wie sie anfangs zu Voldemort

kamen und sich fühlten als wären sie jetzt die tollsten und größten überhaupt und schon nach einer

Woche realisierten, was sie wirklich waren, nämlich nichts.
 

Durch seinen Vater hatte er unzählige Männer unter Voldemort zerbrechen sehen, doch bei niemandem

war es derart extrem gewesen wie bei Potter. Selbst er hatte sich noch seine eigenen Gedanken und

seinen eigenen Willen behalten, auch wenn er vor dem Lord kuschte und alles tun würde, um in seiner

Gunst anzusteigen.
 

Natürlich hatte er den Inhalt des Briefes gehört, er hatte ja bei den ganzen anderen Todessern

gestanden und den Worten gelauscht, doch er persönlich verstand nicht ganz, warum Potter so

wahnsinnig fertig deswegen war. Sie hatten ihm eine Abfuhr erteilt, sie würden ihn nicht retten

kommen, doch was hatte Potter eigentlich erwartet?
 

Dass sie kommen würden und ihn ohne jeglichen Verlust hier herausschlagen würden? Sogar er hatte

gewusst, dass sie das nicht tun, noch nicht einmal den Versuch dazu starten würden. War Potter

wirklich so naiv und selbst verliebt gewesen, zu denken, ohne ihn ginge gar nichts mehr?
 

Wenn man es genauer betrachtete, waren sie alle nicht mehr als Bauern in einem Spiel zweier Parteien,

der weißen und der schwarzen. Und die Seite auf der man sich dabei befand war im Prinzip vollkommen

egal. In Voldemorts Utopie war kein Platz für Menschen wie ihn.
 

Wie viele auch aus den eigenen Reihen für den Traum des Lords sterben würden, daran hatte natürlich

keiner gedacht, doch Draco wollte sich gar nicht vorstellen was passierte, wenn der Fall tatsächlich

eintrat, dass sie gewannen. Er war Voldemort treu ergeben, doch nicht aus Gründen des Idealismus.
 

“Setz dich.”, murmelte er und zog seinen Zauberstab, um etwas Essen herbei zu zaubern. Potter lies

sich langsam in das Heu sinken und blickte aus seinen leeren Augen zu ihm auf. Das Essen, das sich

neben ihm befand, nahm er gar nicht wahr. Dieser Blick, aus den Augen, die ihn früher immer so zornig

und stolz angefunkelt hatten, ging Draco durch Mark und Bein.
 

Er hatte Potter noch nie gemocht, er hatte ihn gehasst und er tat es immer noch, doch eine lebende

Leiche konnte man nicht hassen. Man hasste den Inhalt eines Menschen, das wofür er stand, wie er

redete, _was_ er redete, wie er handelte, aber man hasste nicht seine Hülle.
 

Teilweise war er angewidert von den toten Augen, die ihn förmlich anflehten, ihm zu sagen was er tun

sollte, die ihn fast schon anflehten seiner Existenz ein Ende zu setzen. Doch auf der anderen Seite war

da eine Stimme in ihm, die ihm zuflüsterte, dass es eine Schandtat war, einen Mensch auf diese Art und

Weise zu quälen.
 

Denn sie tat so viel mehr weh als körperlicher Schmerz und man konnte die Qualen bis ins Unendliche

ausdehnen, ohne dass es ein Ende für die betreffende Person gab. Bei physischem Schmerz, gab es

einen Ausweg, ein Ende, den gnadenvollen Tod. Doch so konnte Harry alt werden, ohne je wieder ein

Lächeln zustande zu bringen oder auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen.
 

Er war gefangen in sich selbst und genau das hielt Draco für eine Strafe, die niemand erleiden sollte.

Auch für seinen erbittertesten Feind sollte man ein Ende der Qual bereithalten, egal was dieser

verbrochen hatte.
 

“Iss, Potter.”, befahl er um sicher zu gehen, dass Potter etwas zu sich nahm. Doch Potter rührte sich

kein Stück. Auch wenn er alles tun würde, er wollte nicht essen, das war der letzte Wille den er sich

behalten hatte. Es war der Wille, endlich zu sterben und niemandem mehr eine Last zu sein.

Essen das bedeutete Leben und Leben war ihm mehr als alles andere zuwider, vor allem sein Leben.

Langsam schüttelte er den Kopf, die erste Bewegung seit mehreren Stunden, die er aus freien Stücken

getan hatte.
 

Fassungslos beobachtete Draco was sich ihm bot. Er fragte sich, wie es möglich war, dass ein

Gebrochener, der sonst alles tat was ihm befahl, sich ihm widersetzte. Mit einem Kopfschütteln lies er

sich neben Potter ins Stroh sinken und griff nach dem Teller. “Doch, du wirst essen und wenn ich

nachhelfen muss.”, bestimmte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ.
 

Doch Potter zeigte noch immer keine Regung. Entnervt griff Draco den Löffel, stellte sich den Teller auf

den Schoß und packte mit seiner freien Hand das Kinn des Kleineren. “Mach den Mund auf.”, zischte er

bedrohlich. Doch er wartete gar nicht erst darauf, dass Potter seinen Mund öffnete, sondern drückte

ihm den Daumen und Zeigefinger in die Kuhle zwischen der beiden Kiefern, so dass er seinen Mund

zwangsläufig öffnen musste.
 

Ein widerwilliger Laut, irgendwo zwischen Schmerz und Unmut entwich Harry, als ihm ohne Zögern ein

Löffel Nudeln in den Mund geschoben wurde. Er wollte sie schon wieder ausspucken, doch Draco

presste mit einer Hand am Kiefer seinen Kopf nach hinten gegen die Wand, so dass er ihn nicht mehr

öffnen konnte und hielt ihm mit der anderen die Nase zu.
 

Sein Überlebensinstinkt sagte ihm zu kauen und zu schlucken, auch wenn er hier lieber erstickt wäre.

Aber sein Körper schien sich nicht wirklich mehr an seine Befehle zu halten und schluckte die Nudeln

nur halb zerkaut herunter. Draco blickte zufrieden und lies seinen Kopf wieder frei.
 

“So, wirst du jetzt freiwillig essen, oder muss ich weiter nachhelfen?!”, fragte er und griff wieder den

Löffel. Kein Wort drang über Harrys Lippen. Er wollte nicht essen, er wollte nicht dazu gezwungen

werden und sein ganzer Hass galt Draco, der ihn mit seiner vollkommen überflüssigen Fürsorge zum

Leben zwang.
 

Potters Gesicht blieb ausdruckslos. Wieso konnte er sich nicht einfach fügen und essen, wie jeder

andere Mensch es in seiner Situation auch getan hätte? Wollte er ihm das Leben mit Absicht schwer

machen, sozusagen als Strafe für die jahrelangen Hänseleien? Der Löffel scharrte mit einem ekligen

Kratzen über den Teller, als Draco ihn in die Nudeln rammte und eine weitere Fuhre Nudeln auf den

Löffel lud.
 

Wieder zwang er Potter zum Essen, noch ein wenig grober als vorher. Er hatte keine Lust sich jetzt mit

Potters Allüren herumzuschlagen, sie hatten alle ihr Päckchen zu tragen und niemand außer Potter

zickte so herum. Wenn er in Potters Lage wäre, wäre er froh über etwas Essen und Versorgung, auch

wenn sie von seinem Feind kam.
 

Als Potter auch den dritten Löffel verweigerte warf Draco ihn erzürnt in den Teller. “Was glaubst du

eigentlich, wer du bist?!”, fuhr er ihn an und warf den Teller an die nächste Wand, wo er zu Bruch ging

und seinen Inhalt auf dem Boden verteilte. Potter zuckte nur kurz zusammen, schien aber sonst

vollkommen unbeteiligt. Er sprang auf und stemmte die Hände in die Hüften.
 

“Du kannst froh sein, überhaupt noch am Leben zu sein, verdammt noch mal und alles was du tust ist

hier herum zu sitzen und dich in deinem verdammten Selbstmitleid zu suhlen! Du widerst mich an

Potter. Nur weil deine beschissenen Freunde dich im Stich lassen, na und? Für wen lebst du eigentlich?!

Wie kann man nur so schrecklich dämlich sein und seinen Wert an anderen Leuten festmachen?!”, seine

Stimmte wurde immer lauter und aggressiver.
 

“Echt mal, du kotzt mich einfach nur an! Da zeigt sich mal wieder, was ihr Gryffindors wirklich seid,

feige, kleine Ratten, die sofort den Kopf in den Sand stecken, wenn es mal ein bisschen schwieriger im

Leben wird. Was willst du jetzt machen, Potter, hm, sag es mir!”, fauchte er und riss Potter nach oben.
 

Der jedoch schwieg nur beharrlich und starrte Draco mit einem undurchschaubaren Blick an. Was sollte

er denn schon groß sagen? Doch Draco lies nicht locker. Er schüttelte ihn, dass Harrys Kopf fast gegen

die Steinmauer geknallt wäre. “Sag es mir! Was willst du tun?!”, beharrte er.
 

Das Schweigen Potters machte ihn noch aggressiver, er kochte vor Wut. “Du verdammter Bastard, mach

dein beschissenes Maul auf und sag was du jetzt vorhast zu tun! Willst du hier verrecken?! Ja, das sähe

euch ähnlich, immer fliehen, wenn es erst wird!”
 

Mit einem heftigen Stoß vor die Brust wurde Harry gegen die Wand geschubst, dass es ihm die Luft aus

den Lungen trieb. Es war ihm absolut unverständlich, wieso Draco jetzt auf einmal so austickte, vor

allem wegen ihm, einen solchen Gefühlsausbruch hatte er bei dem jungen Malfoy noch nie gesehen.
 

Egal wie sehr er ihn auch früher gehasst hatte, Draco hatte ihm noch nie solche Dingen an den Kopf

geworfen. Er war immer beherrscht, wenn auch bissig und provokant gewesen, einen Gefühlsausbruch

diesen Ausmaßes war so absolut untypisch für Malfoy. Doch es war Draco in diesem Moment

wahnsinnig egal, was typisch für ihn war und was nicht.
 

Er war dazu erzogen worden, sich immer zu beherrschen und sich immer gewählt auszudrücken, doch

sein gesamtes Denken war überschwemmt von Zorn auf Potter, der ihn immer noch aus seinen großen,

grünen, toten Augen ansah und nichts, aber auch wirklich gar nichts tat um sich gegen die gegen ihn

gerichtete Wut zu schützen.
 

Nicht nur, dass er in den letzten Tagen kaum ein Auge zugetan hatte, aus Angst die Bilder seiner

Vergewaltigung würden wieder in ihm hochkommen, was sie dennoch jeden Abend, wenn er das Licht

ausschaltete und Zeit hatte zu denken, taten, nein, jetzt musste ihm auch noch Potter auf seinen eh

schon labilen Nerven herum trampeln.
 

Aber Potter gab ein wirklich perfektes Ziel für seinen Zorn ab, die ideale Gelegenheit um alles

loszuwerden, was ihn in den letzten Tagen bedrückt hatte und eine Chance, durch seine Wut, alles

andere in ihm zu überdecken. “Du bist so was von schwach, Potter, so schrecklich dumm und

überheblich, du weißt gar nicht wie sehr du mich anwiderst mit deinem scheiß Selbstmitleid!”
 

Harry schlug die Augen nieder und fixierte einen Punkt auf dem Boden neben Draco. Wenn er ihn

anschreien wollte, dann sollte er das tun. Seinetwegen könnte er ihn auch schlagen, treten oder gar

töten, alles was ihn nur irgendwie dem Tod näher brachte, war ihm recht. Und alles andere war ihm

egal.
 

Was Draco zu ihm sagte traf ihn nicht im geringsten. Dann sollte er ihn doch widerlich finden, er hätte

nur zustimmen können. Zu jedem einzelnen verdammten Punkt von Dracos Rede hätte er nur nicken

können.
 

Blind vor Wut holte Draco mit der Hand aus, die Harry nicht an die Wand presste und verpasste ihm

einen Kinnhaken, der Harrys Kopf gegen die Wand schleuderte. In Harrys Ohren klingelte es. Für einen

Moment sah er nur schwarz vor Augen, als hätte jemand kurzzeitig das Licht ausgeschaltet. Erst als er

wieder Dracos Wut verzerrtes Gesicht sehen konnte, spürte er den siedend heißen Schmerz, der durch

seinen Hinterkopf schoss.
 

Es fühlte sich an, als wäre sein Kopf vom Aufprall auf der Mauer in viele kleine Stückchen zermatscht

worden und von jedem einzelnen Splitter ging pulsierender, reißender Schmerz aus, der ihm die Kraft

aus den Gliedern zog.
 

Seine Knie gaben nach, so dass er nach vorne umgefallen wäre, hätte Malfoy ihn nicht durch seinen

unerbittlichen Griff an der Wand gehalten. Etwas warmes, zähflüssiges rann über seinen Nacken herab,

doch er konnte nicht genau einordnen was es war.
 

Ein gequälter Schmerzenslaut kam über seine Lippen. Es war der erste Laut, den er seit über einer

Stunde von sich gegeben hatte. Doch dieser vermeintliche Fortschritt fand bei Malfoy keinerlei

Beachtung. Schwer atmend stand er vor Potter und beobachtete jede Regung, die sich auf dessen

blassem Gesicht abspielte.
 

Doch mehr als Schmerz war dort nicht zu lesen. Bei jedem anderen hätte man noch eine Spur Wut,

Betroffenheit oder Angst gesehen, doch bei Potter war es der blanke Schmerz, verursacht durch den

harten Schlag und nicht durch irgendeine Form psychischer Reaktion auf den Schlag.
 

“Lässt du dich jetzt einfach so von mir schlagen? Ich könnte dich töten Potter, und du würdest dich

wahrscheinlich nicht wehren, oder sehe ich das falsch?”, fragte Draco erzürnt und schüttelte den

kraftlosen Leib, so dass Potters Kopf unkontrolliert herum schlackerte. Wahrscheinlich war das nicht

unbedingt das Beste für eine Kopfverletzung, aber das war das Letzte auf das Draco jetzt achten würde.
 

Ihn töten? Malfoy wollte ihn töten? Malfoys Worte hallten in seinem Kopf nach als würde er sie immer

und immer wieder sagen, die Betonung immer mehr auf das ‘töten’ gelegt. Langsam richtete Harry

seinen undifferenzierten Blick auf den blonden Jungen.
 

Draco erstarrte in der Bewegung, als er sah, dass Harry ihn plötzlich wieder ansah. Es kam ihm so vor,

als hätte sich sein Blick etwas geklärt, auch wenn er immer noch nicht den Eindruck machte, wirklich

präsent zu sein. “Was, Potter?! Was siehst du mich so an?”, fauchte er.
 

Harry senkte sofort wieder seinen Blick, wollte nicht, dass er noch einmal geschlagen wurde. Malfoy war

für ihn zu einer unberechenbaren Größe geworden, seine Reaktionen waren zwar schon früher nicht

unbedingt vorhersehbar gewesen, doch jetzt war alles, was Malfoy tat, einfach nur absurd. Dass seine

Gedanken immer noch von der Tatsache, dass er vollkommen alleine war, gelähmt waren, spielte wohl

auch mit hinein.
 

Doch die Chance dieser schrecklichen Einsamkeit durch seinen Tod zu entkommen trieb ihn dazu,

seinen Blick langsam wieder zu heben. Sein Blick traf die harten, von Zorn durchzogenen grauen Augen,

die ihn unentwegt anstarrten und scheinbar immer noch auf eine Antwort warteten.
 

“Du...”, Harry stockte kurz. Sollte er Draco wirklich darum bitten? Würde er ihm diesen Gefallen tun,

obwohl er genau wusste, dass Harry es als eine Bereicherung sehen würde? Oder war Dracos Hass ihm

gegenüber so tief verwurzelt, dass er ihm auch das verwehren würde?
 

Nicht dass er Draco plötzlich mögen würde, er war nur einfach zu müde, um noch irgendjemandem

Hass entgegenbringen zu können.
 

“Du würdest mich... töten?”, fragte er leise mit rauer Stimme. Doch zu Dracos Entsetzen sah er keine

Angst in Potters Augen, sondern neu entflammte Hoffnung und ein Flehen, das er nie in den grünen

Augen des Jungen zu sehen geglaubt hatte. Geschockt löste Draco seine Hände von Harry und trat

einen Schritt weg von ihm.
 

Der Schwarzhaarige schwankte kurz, in dem aussichtslosen Versuch, sich auf den Beinen zu halten, und

rutschte dann kraftlos an der Wand herab. Den Blick hatte er immer noch auf Draco gerichtet. Draco,

der ihn erlösen würde. Draco, der ihm das geben würde, was das einzige war, wonach er sich noch

sehnte.
 

Auf Knien und Händen kroch er ein Stück auf den Zurückweichenden zu. “Bitte...”, seine Stimme war

nicht mehr als ein Hauchen. Sie lies Draco einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Wie konnte es

sein, dass ein so stolzer Junge jetzt vor ihm am Boden kroch und ihn anflehte?
 

Würde er auch so enden? Er hatte Potter immer für stark und unzerbrechlich gehalten, genauso wie sich

selbst. Wenn sogar er sich hatte brechen lassen, was sagte ihm dann, dass er selbst bei Voldemort noch

lange stand halten können würde? Mit einem Funken Panik in den Augen blickte er auf den völlig

zerstörten Jungen herab, der ihm mit einem mal erschien wie ein Tier, so wie er auf ihn zu kroch und

ihn anflehte.
 

Gequält schloss er die Augen und wich bis zur nächsten Wand zurück. “Bitte... beende es... Draco...”,

flehte Harry, nur noch ein einziges Ziel vor Augen habend. Niemand sollte so enden, niemand sollte so

leiden, hallte es in Dracos Kopf wieder. Das hier war schlimmer, als alles andere, was er in seinem

bisherigen Leben gesehen hatte.
 

Er hatte schon oft gesehen, wie Menschen gefoltert und getötet worden waren, doch einen Menschen

zuerst zu brechen und ihn dann in seiner Welt der Agonie zurück zulassen, ohne die Perspektive auf ein

Ende, das war das grausamste was er sich vorstellen konnte. “Nein...”, hauchte Draco entsetzt.
 

Harry riss seine grünen Augen auf und starrte zu dem jungen Malfoy empor. “Aber du hast es gesagt!”,

entgegnete er mit Verzweiflung in seiner Stimme, “Du hast gesagt, du würdest mich töten, bitte, tu es

jetzt, steh zu deinem Wort!”
 

Er konnte niemanden töten. Zweimal bereits war er daran gescheitert, jemanden umzubringen und auch

dieses Mal würde er seinen Zauberstab nicht ziehen, um sich selbst über die Natur zu erheben und das

Leben von jemanden zu beenden. Schon gar nicht, weil er Harry kannte.
 

Er hatte viel Zeit seines Lebens damit zugebracht, sich mit ihm zu streiten, zu duellieren, zu

beschimpfen, sich nette kleine Gemeinheiten für ihn auszudenken, er war eine Konstante in seinem

Leben und er würde ihn nicht einfach so umbringen können. Zudem wollte er gar nicht wissen, was

Voldemort mit ihm anstellen würde, wenn er Harry um brächte.
 

Wahrscheinlich das gleiche wie mit Harry.
 

Natürlich würde ihm das nicht gelingen. Er würde sich nicht so einfach brechen lassen wie Harry, sagte

er sich, doch eine leise Stimme in seinem Hinterkopf flüsterte ihm zu, dass er das nicht wissen konnte.

Er wusste, dass Harry schon viel in seinem Leben durchgemacht hatte, den Tod seiner Eltern, den Tod

seines Paten, die ständigen Anfeindungen seinerseits.
 

Und doch war er immer ein selbstbewusster, aufgeweckter junger Mann gewesen, der allem die Stirn

geboten hatte. Und jetzt? Er flehte nach seinem Tod und würde dafür wahrscheinlich alles tun.
 

Draco biss sich auf die Lippen. Er wollte das nicht länger sehen. Er wollte das nicht länger hören. Mit

einem Zischen riss er Harry nach oben und drückte ihn abermals an die Wand. Der Junge wehrte sich

nicht. Ein Funken Hoffnung blitzte in seinen Augen auf. Würde er ihn jetzt endlich töten? Wäre sein Leid

nun endlich zu ende?
 

Doch alles was kam war eine schallende Ohrfeige. “Ich töte dich nicht, hörst du?! Schlag dir diesen

Gedanken aus dem Kopf. Du bist widerlich, so wie du herum kriechst wie ein Tier! Bitte Voldemort um

deinen Tod, nicht mich. Er ist dafür zuständig. Und es wird ihn erfreuen zu sehen, dass du aufgegeben

hast.”
 

Mit Abscheu spuckte er vor Harry auf den Boden. “Ich verachte dich, du hast uns alle getäuscht, mit

deiner vorgegebenen Stärke. Eigentlich bist du so was von schwach und klein und unbedeutend und

jede Minute hier drin mit dir, zeigt mir, dass ich schon immer Recht hatte! Ich werde dich nicht töten,

denn dann würde ich dir einen Gefallen tun und Leute wie du, die sich einfach so aufgeben, verdienen

nichts anderes!”
 

Er packte Harry bei den Schultern und schubste ihn zur Seite weg, wo er ins Stroh fiel und regungslos

liegen blieb. Ohne ein weiteres Wort verschwand er aus der Zelle und lies Harry in seiner Qual alleine.
 


 


 


 


 

tbc
 

so da wäre es das lang ersehnte 8. Chapter. sry, dass ich wieder mal so lange gebraucht habe, ich weiß,

das sage ich jedes mal, aber es tut mir wirklich leid, dass ihr immer so lange darauf warten müsst, dass

ich endlich mal wieder Zeit dazu finde zu schreiben. Ich hoffe ihr bleibt mir trotzdem treu.
 

Liebe Grüße
 

dark



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

Kommentar schreiben
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Von:  -Eve-chan-
2007-05-04T20:41:34+00:00 04.05.2007 22:41
Ich hab dir ja schon gesagt das ich es super geil fand! Harry ist lustig der kriegt es auch nur ab, ich steh drauf. Bin gespannt was du dir noch so einfallen lässt. Du quälst sie ja anscheinend so gerne.^^ Auch wenn das kapitel emo war ich mag es wirklich, mach hinne und schreib schnell weiter. Ich freu mich schon aufs weitere geschehen!
*knutsch* bis gleich ^_______^
Von: abgemeldet
2007-05-02T07:28:43+00:00 02.05.2007 09:28
hey,

ein Schönes Kapi wieder. das ist so feselnd. da kann ma nicht aufhören, auch wenn man unterricht hat.
Das war so traurig und einfach *seufz*
Cu, Katzi :-)
freue mich aufs nächstes.
Von: abgemeldet
2007-05-01T11:16:40+00:00 01.05.2007 13:16
wieder ein super kap.
harry will also von ihm getötet werden obwohl dieser nicht kann.
vieleicht bringt draco in wieder zurück so das er wieder einen willen bekommt und wieder anfängt zu kämpfen.
freu mich wenns weiter geht.
Von:  LindenRathan
2007-04-29T18:43:53+00:00 29.04.2007 20:43
Ein super Kapitel.
Hoffentlich erholt sich Harry wieder.
Von: abgemeldet
2007-04-29T14:29:16+00:00 29.04.2007 16:29
Echt super Kapitel
die widersprüche in den Gedanken Dracos und die Verzweiflung usw Harrys hast du super rübergebracht
das Ende fand ich total schön, als sich Draco noch mal 'böse' gegenüber harry verhalten hat, obwohl er ja selbst ziehmlich durch den wind war.
bis zur nächsten ens(?) ^^
baba
Von: abgemeldet
2007-04-29T10:55:36+00:00 29.04.2007 12:55
oh gott, das is immer so mitreisend und
fesselnd, ich leide da richtig mit
schreib ganz shnell weiter
Von:  Tomasu
2007-04-29T10:25:40+00:00 29.04.2007 12:25
Was für ein Kapitel. Mit allen Schatten die dieser Augenblick in der Zelle vervorgerufen hat.
Auf der einen Seite wünsche ich mir das die Beiden ihren Frieden finden und auf der anderen habe ich Angst davor was du ihnen Antust.
Stellt sich nur die Frage was Voldemort von dem Ganzen Zwiegespäch der beiden hält?
Von: abgemeldet
2007-04-29T09:59:55+00:00 29.04.2007 11:59
Das warten hat sich wirklich gelohnt^^
Ein ausgezeichnetes Kapitel, schade das es so schnell zu Ende war.
Harry tut mir echt Leid. Voldemort hat ihn endlich da, wo er ihn haben wollte. Ich kann es kaum erwarten zu lesen, wie es weiter geht und vor allem, wie Draco weiter auf die Situation reagiert.
Seine Sichtweise kommt in diesem Kapitel total gut rüber.
Und danke für die Benachrichtigung^^
Bis zum nächsten pitel*-*


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